Herr der Ringe "Eine Frau in der Gemeinschaft des Ringes" von Sironi19 (~Überarbeitete Vision~) ================================================================================ Kapitel 16: Unterhaltung ------------------------ Es war so still, selbst ein Mensch hätte eine Stecknadel fallen gehört. Hin und wieder war das aufschlagen der Weintropfen zu hören, die von Legolas herunterliefen. Kiran hielt immer noch den Kelch umklammert und sah den Elbenprinzen wütend an. Und dieser starrte entgeistert und sprachlos zurück. Aus dem Augenwinkel konnte Kiran sehen, dass Lord Elrond sichtlich um Beherrschung rang, wie auch seine beiden Berater Erestor und Glorfindel. Lindir saß, einer Statue gleich, auf seinen Platz und blickte abwechselnd Kiran, den Kelch in ihrer Hand und den Prinzen des Düsterwaldes an. *** Langsam stellte Kiran den Kelch wieder auf den Tisch. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, sie strahlte unendliche Ruhe aus. Doch als sie zu sprechen begann, war ihre Stimme wie kalter Stahl, der alles zerschneiden konnte. "Was glaubt Ihr eigentlich, wer Ihr seid? Ein Prinz eines der drei Elbenreiche sollte sich etwas würdevoller benehmen und sich nicht zu solchen Äußerungen hinreißen lassen. Und außerdem geht Euch meine Beziehung mit Lindir überhaupt nichts an. Zügelt also Eure Zunge und haltet Eure Nase aus Angelegenheiten, die Euch nichts angehen, heraus." Als sie geendet hatte, setzte Kiran sich mit hoch erhobenem Kopf und gestraffter Körperhaltung wieder auf ihren Stuhl. *** Legolas starrte die junge Frau sprachlos an. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. In seinem ganzen Leben, und das war schon sehr weit fortgeschritten, wurde er noch nie so zurechtgewiesen. Nicht einmal von seinen eigenen Eltern. Und da kam diese junge, neugeborene Elbin daher und bot ihm die Stirn. Eigentlich hätte er jetzt jedes Recht, sie zurechtzuweisen, doch er brachte kein Wort über die Lippen. Nein, er empfand sogar eine gewisse Bewunderung für ihren Mut und ihren Stolz. Etwas, was er sich nicht erklären konnte. *** Innerlich gab Kiran sich eine Ohrfeige. Wie hatte sie sich nur zu solch einer Dummheit hinreißen lassen können? Sie war doch sonst sehr besonnen und lies sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Doch als Legolas Lindir so schändlich beleidigt hatte, hatte sie sich nicht mehr zügeln können und ihm kurzerhand den Inhalt ihres Kelches ins Gesicht gekippt. Jetzt wartete sie auf eine Reaktion, sowohl von ihm als auch von dem Herrn von Bruchtal. Doch nichts geschah. Legolas starrte sie nur weiterhin an und ihr war, als würde sie Bewunderung in seinen Augen lesen. Doch da musste sie sich irren. Wer bewunderte schon jemanden, von dem er Wein ins Gesicht bekommen hatte? Höchstens ein Verrückter. Langsam wand sie den Kopf zu Lord Elrond und blickte ihn herausvordernd an. Sollte er sie doch zurecht weisen, weil sie einen der hohen Ehrengäste beleidigt hatte. Dieser hochmütige Elbenprinz hatte es schließlich nicht anders verdient und sie würde keinen Zoll von ihrer Meinung weichen und sie würde sich auf keinen Fall entschuldigen. Jedenfals nicht, bis sich Legolas bei Lindir entschuldigt hatte. Doch da Lord Elrond bekanntlich immer für eine Überraschunf gut war, wurden auch diesesmal alle nicht enttäuscht. *** Zuerst war nur ein leises Glucksen zu hören, doch nur ein paar Sekunden später hallte das laute und heitere Lachen des Elbenlord's durch den großen Saal. Alle Anwesenden sahen sprachlos zu dem Herrn von Bruchtal und wussten nicht, ob sie sich soeben verhörten. Lachte Lord Elrond, einer der mächtigsten und würdevollsten Elben von Arda, über diesen Streit? Doch lange wurde darüber nicht gegrübelt, denn schon bald fielen auch Erestor, Glorfindel, Lindir und ein paar weitere hochrangige Elben in das Lachen mit ein, bis anschließen wirklich jeder lachte. Jeder, bis auf Kiran und Legolas, die sich ein stummes Blickduell lieferten. *** Der weitere Abend verlief sehr ruhig. Legolas hatte sich bei seinem Gastgeber entschuldigt und erschien dann kurz darauf in einer frischen Tunika und mit trockenem Gesicht. Kiran würdigte ihm den restlichen Abend keines Blickes mehr, sondern unterhielt sich leise mit Lindir. Dieser hatte ihr recht schnell zu verstehen gegeben, dass er ihr Verhalten nicht billigte, aber zu erheitert über das Gesicht des Elbenprinzen gewesen war, als das er ihr lange böse sein konnte. Irgendwann hatte er dann ihre Hand ergriffen und sie seit dem auch nicht mehr los gelassen. Immer und immer wieder strich er mit seinen Daumen über die sensible Stelle am Handgelenk, dort, wo ihr Puls schlug. Am Anfang hatte sich der Pulsschlag von Kiran erhöht, doch nach einer Weile hatte sich ihr Körper an die sanfte Liebkosung gewöhnt und so spürte sie zwar seinen Daumen auf ihrem Handgelenk, doch es machte ihr nicht mehr so viel aus wie zu Anfang. Die beiden waren so sehr in ihrem Gespräch versunken, dass sie erst sehr spät mitbekamen, dass Lord Elrond die Runde aufgehoben hatte und so alle Anwesenden in der Halle umhergingen, um sich mit den anderen Anwesenden zu unterhalten. Erst als ihnen beiden jemand eine Hand auf die Schultern legte, sahen sie auf. Lord Elrond stand vor ihnen und lächelte die beiden an. "Wollt ihr zwei etwa den ganzen Abend hier sitzen bleiben? Kommt, singt und tanzt mit uns." Lindir nickte und zog Kiran mit sich auf die Beine. "Lindir, ich würde gerne eben ein Wort mit Kiran wechseln. Würdest du uns bitte alleine lassen?" Kurz blickte Lindir in Kiran's Augen, doch dann nickte er und ging zu Erestor und Glorfindel hinüber, die ihn sofort in das Gespräch, welches sie geführt hatten, mit einbezogen. *** Kiran wusste, dass jetzt die Strafpredigt anstand, doch sie dachte nicht daran, demütigend ihren Kopf zu senken, sondern sah Lord Elrond direkt in die Augen. "Mir scheint, du erwartest eine Predigt von mir, Kiran." "Nun ja, dass ist auch so. Und? Bekomme ich eine?" "Nein, wieso solltest du auch? Für das, was du mit Legolas gemacht hast, hattest du einen guten Grund. Das hat er sich ganz alleine zuzuschreiben. Diese Angelegenheit müsst ihr unter euch klären. Nein, der Grund, warum ich mit dir reden möchte, ist ein anderer." Kiran sah ihn neugierig und abwartend an. Was wollte er dann? "Du verstehst dich nachwievor sehr gut mit Lindir und ich habe durchaus bemerkt, dass er dich an die sensiblen Sinne der Elben gewöhnt." Langsam nickte sie. Wieso wollte er denn mit ihr darüber sprechen? War es etwa, weil ihr Lindir ihr helfen wollte? War es falsch? "Ich möchte euch beiden nun wirklich keine Vorschriften machen, aber ihr solltet eure Gefühle nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Sogar wir Elben tratschen gerne und eure Beziehung hat für reichlich Gesprächsstoff gesorgt." "Lord Elrond, wollt ihr mir und Lindir verbieten, in der Öffentlichkeit Umgang miteinander zu haben? Läuft es darauf hinaus?" Der Herr von Bruchtal seufzte leise und schüttelte dann den Kopf. "Ich weis wirklich nicht, wieso ich mit dir darüber rede. Ich kenne deinen Dickkopf und du wirst dich sowieso nicht an das halten, was ich sage. Seit einfach nur sehr vorsichtig und übertreibt es nicht mit eurer Zuneigung zueinander. Und jetzt komm. Feier ein wenig mit uns, denn schon bald werden die Feste ausbleiben." Bei den Gedanken an den bevorstehnden Krieg legte sich ein dunkler Schatten über Kiran's Gesicht. Sie hatte es ganz gut geschafft, den drohenden Krieg zu vergessen, doch er war nicht zu leugnen. Am besten hielt sie sich an Lord Elrond's Rat und genoss einfach noch die wenigen unbeschwerten Tage, die ihr blieben. Denn schon bald war es mit der Ruhe vorbei. Irgendwie schaffte sie es, eine fröhliche Miene aufzusetzen und Lord Elrond anzulächeln. "Wie immer sprecht Ihr weise, Lord Elrond. Ich wünsche Euch viel Vergnügen." Die beiden Elben nickten sich noch zu, dann ging jeder seiner Wege. Lord Elrond's Schritte führten ihn zu seinen Söhnen, die sich mit Gandalf unterhielten und Kiran ging auf die Suche nach Lindir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)