Herr der Ringe "Eine Frau in der Gemeinschaft des Ringes" von Sironi19 (~Überarbeitete Vision~) ================================================================================ Kapitel 9: Unbekannte Veränderung --------------------------------- Kiran saß müde auf der Terrasse ihres Zimmers und nippte abwesend an einem Glas Wasser. Sie hatte in dieser Nacht mehr als schlecht geschlafen. Besser gesagt, sie hatte kein Auge zu tun können. Lord Elrond's Befehl hatte sie bis spät in die Nacht verfolgt. Am liebsten wäre sie einfach wieder abgehauen, doch sie wusste, dass Lord Elrond sie dieses Mal zurück holen würde. Er würde ihre Flucht kein weiteres Mal tollerieren. Kiran seufzte müde und stellte das Glas wieder auf den Tisch. Am späten Abend waren noch weitere Gäste eingetroffen. Die Zwerge, Elben aus Düsterwald und Menschen aus Gondor. Jetzt waren alle, die am Rat teilnehmen würden, in Bruchtal versammelt. Und sie saß mitten im Hexenkessel. Ihr Leben war eine einzige Katastropfe geworden. "Du musst etwas essen, Kiran." Rya war leise zu ihr auf den Balkon getreten und hatte mit Missfallen festgestellt, dass Kiran ihr Frühstück nicht angerührt hatte. "Ich habe keinen Hunger, Rya. Mir schwirrt zu viel im Kopf herum." "Kiran, du hast gestern Mittag und gestern Abend schon nichts gegessen. Bitte, iss etwas. Nicht viel, aber wenigstens ein bisschen." Kiran sah ihre Freundin genervt an, doch dann griff sie sich einen der Äpfel, die in der Schale lagen und biss demonstratiev hinein. "Schufrieden?" Rya lächelte, als Kiran sie mit vollen Mund genervt ansah und dabei auch noch nuschelte. "Nur, wenn du ihn auch aufisst. Wenn du wirklich nichts mehr möchtest, werde ich das Essen zurück in die Küche bringen." *** Mit diesen Worten griff sie nach dem Tablett und ging wieder ins Zimmer. Kiran hörte noch, wie die Tür ins Schloss viel. Sie wartete einige Minuten, dann spuckte sie das abgebissene Stück in ein Tuch. Angewiedert legte sie den Apfel zurück auf den Tisch. Vielleicht sollte sie sich an Lord Elrond wenden und mit ihm über ihre Veränderungen sprechen. Es beschäftigte sie, dass ihr Gehör von Tag zu Tag empfindsamer wurde, dass sie die Präsentz von anderen viel deutlicher wahr nam, dass sie körperlich zu mehr in der Lage war, als es für einen normalen Menschen eigendlich möglich wäre. Und was ihr am meisten Sorgen bereitete, dass sie seit geraumer Zeit keine Nahrung mehr bei sich behalten konnte. Sie würgte es immer wieder aus und irgendwann hatte sie aufgehört, etwas zu essen. Und es schien ihrem Körper nichts auszumachen. Sie hatte einfach keinen Hunger mehr. Doch dann schüttelte sie den Kopf. Nein, sie würde ganz bestimmt nicht mit Lord Elrond sprechen. Er würde ihr sowieso nicht helfen können. Langsam erhob sie sich und streckte sich ausgiebig. "Morgen!" Kiran stieß einen schrillen Schrei aus und sprang automatisch gut einen Meter zurück. Plötzlich waren die Zwillinge vor ihr aufgetaucht und sie hatte die beiden nicht bemerkt. Als sie den Schrei ausgestoßen hatte, waren die beiden zusammen gezuckt und sahen sie jetzt vorwurfsvoll an. "Kiran, wir sinds doch nur. Kein Grund, hier so ein Geschrei anzuzetteln, als würdest du von Ork's gefoltert werden." "Seit ... ihr ... beiden ... total ... wahsinnig ... geworden?" Kiran atmete schwer ein und aus. Sie hatte Probleme, ihr Herz wieder im normalen Tempo schlagen zu lassen. "Entschuldigung. Wir wollten dich nicht erschrecken. Wir wollten dich fragen, ob du mit uns Frühstücken möchtest." Kiran wurde schon alleine bei dem Gedanken an Essen schlecht. Schnell winkte sie ab. "Nein, danke. Ich habe bereits gefrühstückt." Elohir zeigte auf den angebissenen Apfel. "Das ist ja wohl kein Frühstück. Du hast doch höchstens einmal abgebissen." Kiran reckte das Kinn in die Höhe. "Und wenn schon. Es hat dich nichts anzugehen, wieviel ich esse. Und jetzt wünsche ich euch beiden noch einen schönen Tag. Ich habe zu tun." "Ach ja? Und was denn?" Kiran schnaubte unwirsch und stürmte in ihr Zimmer, dicht gefolgt von den Zwillingen. "Sag schon, Kiran. Was hast du vor?" "Wenn ihr es unbedingt wissen wollt. Ich will trainieren. Ich kann nicht den ganzen Tag in meinem Zimmer hocken. Ich brauche Bewegung." "So ganz alleine? Ohne Trainingspartner? Das soll wohl ein Witz sein. Wir werden dir Gesellschaft leisten." Kiran war kurz vor einem Mord, nein, zwei Morden. Sie würde sie umbringen. Sehr langsam und schmerzvoll. Wütend lief sie die Flure entlang, doch die beiden Elben blieben immer dicht hinter ihr. "Wir sind gespannt, was du alles gelernt hast. Früher wolltest du ja nicht kämpfen und hast dich immer, wenn Glorfindel dich gesucht hat, versteckt." "Ich habe mich nicht versteckt. Ich hatte in dieser Zeit immer nur was besseres vor. Das hat absolut nichts mit verstecken zu tun." "Nein." "Natürlich nicht. Wie kommen wir nur auf so einen Gedanken." Kiran verdrehte die Augen. "Könnt ihr zwei mal aufhören, mir hinterher zu laufen?" "Wie laufen dir doch gar nicht hinter her." "Genau. Wir haben nur zufällig den selben Weg, weil wir auch zufällig das selbe Ziel haben." "Ich brauche keinen Trainingspartner. Das kann ich auch sehr gut alleine." "Aber alleine ist es doch langweilig." "Ja, und es kann dich niemand auf deine Fehler hinweisen." "Und du weist doch, dass wir dir immer sehr gerne behilflich sind." "Genau. Aber wenn du willst, können wir auch Glorfindel fragen." "Der würde mit Freuden aushelfen." "Ja, schließlich war er mächtig sauer, als du einfach so abgehauen bist." "Und du darfst nicht die vielen Trainingsstunden vergessen, die nie stattgefunden haben, weil du immer etwas besseres zu tun hattest." "Das hat ihn sehr gekränkt, wirklich." "Das hast du echt gut drauf, Kiran. Das muss man dir lassen." "Genau. Du stößt immer denen vor den Kopf, die in dich verliebt sind." Kiran hielt so plötzlich inne, dass die Zwillinge in sie hinein liefen. "Hy. Wieso bleibst du so plötzlich stehen?" "Kannst du wenigstens vorher irgendein Zeichen geben?" Betont langsam drehte Kiran sich zu Elladan und Elohir um. "Ihr zwei geht mir ganz gewalltig auf die Nerven. Ich brauche keinen Partner, der mit mir trainiert. Weder euch zwei, noch Glorfindel. Und jetzt seht zu, dass ihr Land gewinnt, ansonsten garantiere ich euch, dass selbst euer Vater Probleme haben wird, euch wieder zusammen zu flicken." "Was ist denn hier los?" "Vater! Kiran droht uns!" "Was?" Kiran stöhnte laut auf und schlug die Hände vors Gesicht. Wo auch immer sie hin ging, überall waren Elben. Konnte sie denn keine ruhige Minute haben? "Lord Elrond, bitte pfeift Eure Söhne zurück. Ich brauche nun wirklich keine Wächter." Lord Elrond zog eine Augenbraue nach oben. "Ach nein?" Kiran drehte sich zu ihm um und musste fest stelleb, dass er nicht alleine war. Gandalf, Aragon, Glorfindel und Legolas waren bei ihm. "Was soll das denn heißen?" "Das heißt, dass du schon einmal verschwunden bist. Und wie ich dich kenne, hast du wieder mit dem Gedanken gespielt, bei Nacht und Nebel zu verschwinden." "Aber Lord Elrond, in Bruchtal gibt es keinen Nebel. Wie soll ich dabei abhauen?" Sie hörte, wie die Zwillinge hinter ihr leise kicherten, sofort aber wieder still wurden, als ihr Vater sie mit einem scharfen Blick ansah. "Die beiden werden dich begleiten. wo auch immer du hin gehst." "Lord Elrond, ich brauche keine Kindermädchen! Und ganz besonders nicht diese beiden!" "Könnt ihr alle mal aufhören, hier so rumzuschreien? Dabei hört man ja nicht einmal seine eigenen Gedanken." Erestor hatte seinen Kopf aus seinem Arbeitszimmer gesteckt und sah alle Anwesenden böse an. "Mit verlaub, hier müssen manche Elben arbeitn. Kiran, schrei nicht so rum. Oder hast du in deinem Abwesendheitsjahr vergessen, dass wie Elben..." "ICH HABE DOCH GAR NICHT GESCHRIEEN!" Alle Anwesenden zuckten zusammen, als Kiran jetzt wirklich ihr Stimme erhob. Keuchend holte sie Luft und funkelte den Herrn von Bruchtal wütend an. "Ich brauche keine Kindermädchen und das ist mein letztes Wort!" "Und mein letztes Wort ist, dass die beiden dich immer begleiten. Aber wenn du willst, kann das auch Lindir übernehmen." Kiran zuckte zusammen. "Ihr seid nicht fair, Lord Elrond." "Das warst du auch nicht, als du einfach so gegangen bist." "Werdet Ihr mir das vorwerfen, so lange ich hier bin?" "Solange du lebst." Kiran warf die Arme in die Luft. "Großartig! Wirklich wunderbar! Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mich am besten von den Ringgeistern umbringen lassen sollen! Die machen das wenigsten kurz und schmerzlos! Aber da die Biester jetzt weg sind, werde ich mich von der nächsten Brücke stürzen! Dann bin ich euch alle los!" Wütend drehte sie sich wieder um und stürmte an den Zwillingen vorbei in den Garten. Elladan folgte ihr sofort, doch Elohir blieb bei den anderen stehen. "Das war jetzt wirklich hart." "Sie ist wütend. Das wird sich wieder legen. Bleibt immer in ihrer Nähe, ansonsten macht sie wieder irgendeine Dummheit." Elohir nickte und folgte dann seinem Bruder und Kiran. "Lord Elrond, bitte verzeiht die Frage, aber wer ist dieses Mädchen?" Elrond drehte sich zu Legolas um, der ihn verwirrt ansah. "Ihr Name ist Kiran Anzara. Sie hat vor einem Jahr kurz hier gelebt und ist dann eines Nachts einfach gegangen, ohne jemanden etwas zu sagen. Sie hat Aragon und die Hobbit's nach Bruchtal gebracht." "Ihr sagtet zwar, man könne ihr vertrauen, aber im Moment sieht das nicht so aus." "Im Moment, Aragon, ist sie auch sehr wütend. Ich habe ihr befohlen, am Rat teil zu nehmen und das passt ihr nicht. Sie wollte gestern schon wieder aufbrechen." "Und Ihr habt sie nicht gehen lassen, weil sie weis, warum Frodo nach Bruchtal gekommen ist, nicht wahr?" Elrond lächelte Gandalf schief an. "Sehr scharfsinnig, mein alter Freund, aber so ist es. Sie bleibt erstmal hier." "Und was war das für eine Geschichte mit Lindir?" Ehe Elrond antworten konnte, schallte Kiran's Stimme aus dem Garten zu ihnen herüber. "WAS ZWISCHEN MIR UND LINDIR WAR, GEHT EUCH NICHTS AN!" Die Elben zuckten zusammen und sahen in Richtung Garten. "Hat sie und etwa gehört?" "Völlig unmöglich. Vermutlich haben meine Söhne sie auch auf dieses Thema angesprochen. Reiner Zufall." Legolas runzelte misstrauisch die Stirn. Das musste ja dann schon ein sehr großer Zufall gewesen sein. Lord Elrond ging weiter und die anderen folgten ihm. Sie erhofften sich eine genauere Antwort. *** Kiran schwang wütend ihr Schwert. Wärend ihres Trainings versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen. Sie konnte den Elbenlord bis zu einem gewissen Grad verstehen. Doch er hatte nicht das Recht, sich in die Beziehung von ihr und Lindir einzumischen. Das heißt, wenn es eine Beziehung gäbe. Denn die gab es ganz eindeutig nicht. Sie würde einfach diese Ratssitzung hinter sich bringen und dann würde sie zusehen, dass sie Land gewann. Möglichst weit weg von Bruchtal. Vielleicht Gondor. Oder sie ging für kurze Zeit nach Lothlorien. Oder sie flüchtete gleich in die Berge. Dort würde man sie niemals suchen. "Kiran, du musst deine Beine weiter auseinander stellen. So hast du mehr Halt." Elohir's Ruf durchriss ihre Gedanken und sie geriet ins staucheln. Wütend drehte sie sich zu ihm um. "Halt die Klappe!" "Hy, jetzt werd mal nicht gleich sauer. Ich habe dich nur auf einen Fehler hin gewiesen." "Ich habe dich nicht um deine Meinung zu meinen Kampfkünsten gebeten, Elb!" Kiran entfernte sich einige Meter von den Zwillingen und begann mit ihren Übungen von vorne. Elohir setzte sich seufzend neben seinen Bruder ins Gras. "Sie hat sich ganz schön verändert." "Ach, was du nicht sagst. Ist mir gar nicht aufgefallen." "Werden wir jetzt sarkastisch?" "Wundert mich, dass du das merkst." "Würdest du mir mal bitte sagen, was mit dir los ist?" Elladan sah seinen Bruder mit einem kurzen Seitenblick an, seufzte und sah dann wieder zu Kiran. "Ich mache mir Sorgen um sie. Sie hat sich zu sehr verändert." "Das weis jeder hier, Elladan." "Ich meine nicht nur körperlich. Sieh sie dir genau an. Sie strahlt etwas aus, was ich nicht definieren kann." "Wut?" "Bruder, sei bitte ernst." "Das bin ich doch. Kiran scheint immerzu von einer wütenden Aura umgeben zu sein." Elladan seufzte. "Ja, dass stimmt. Aber es ist auch etwas anderes. Wieso redet sie nicht mit uns darüber? Sie muss doch wissen, dass wir uns alle um sie sorgen. Sogar Vater, auch wenn er es im Moment nicht zeigt." Elohir wusste einfach nicht, was er darauf antworten sollte. Ja, jeder machte sich Sorgen um sie. Und ja, der Herr von Bruchtal zeigte es nicht unbedingt. Aber da war sie bis zu einem gewissen Grad auch selber schuld dran. Elohir war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er erschrak, als sein Bruder plötzlich aufsprang. "Kiran! Was ist los?" Sofort glitt sein Blick wieder zu der jungen Menschenfrau. Kiran hatte sich schwer atment auf ihr Schwert gestützt. Jetzt sprang auch Elohir auf und die beiden Brüder liefen zu ihr. Als die beiden bei ihr waren, hörten sie, wie sie schwer um Luft rang und wie schnell ihr Herz schlug. "Kiran, was ist los? Geht es dir nicht gut?" "Geht ... gleich ... wieder." Sie zitterte am ganzen Körper und ein feiner Schweißfilm schimmerte auf ihrer Stirn. Sie hatte die Augen vor Schmerz zusammengekniffen und sie war so blass, dass ihre Haut fast durchscheinend wirkte. Besorgt streckte Elladan eine Hand nach ihr aus und berührte sie leicht am Arm, riss sie aber fast sofort wieder zurück. "Kiran, du glühst ja förmlich." Kiran wischte sich mit ihrem Handrücken den Schweiß von der Stirn und stieß zitternd die Luft aus ihrer Lunge. "Es wird ... gleich wieder ... aufhören." Sie richtete sich vorsichtig auf, doch als sie dabei schwankte, griffen die Zwillinge gleichzeitig nach ihr, um sie zu stützen. "Dir geht es nicht gut. Leg dich am besten wieder ins Bett. Einer von uns wird Vater holen." "Nein!" Energisch wand sie sich aus dem stützenden Griff der beiden. "Ich werde mich hin legen, aber wehe ihr sagt eurem Vater irgendetwas. Mir geht es gut. Ich brauche nur etwas Ruhe." Damit ging sie schwankend zurück in den Palast. Die Brüder folgten ihr, um einzugreifen, sollte sie stürzen. *** "Wie müssen Lord Elrond von ihrem Zustand berichten." Rya stand zusammen mit den Zwillingen auf dem Flur. Besorgt rang sie mit den Händen und warf immer wieder einen nervösen Blick zu Kiran's Zimmertür. Die Brüder hatten sie vor einer halben Stunde geholt, da sich Kiran's Zustand selbst bis zum Nachmittag nicht verbessert hatte. Als Rya dazu gekommen war, hatte Kiran sich wegen dem hohen Fieber im Bett hin und her geworfen. Sie hatte furchtbar geschwitzt und vor Schmerzen war sie ganz blass gewesen. Doch sie hatte mit Nachdruck klar gemacht, dass sie nicht wollte, dass man Lord Elrond holte. "Elohir und ich wollten ihn schon heute Morgen holen, doch sie weigert sich. Sie meinte, dass sie das im letzten Jahr öfters hatte und das es bald vorbei gehen würde. Doch danach sieht es nicht aus. Ihr Zustand verschlechtert sich von Stunde zu Stunde. Was sollen wir nur machen?" Die drei Elben waren ratlos. Kiran würde sie umbringen, wenn sie Lord Elrond holen würden. Und Lord Elrond würde sie umbringen, wenn er von ihrem Zustand erfuhr und das man ihm nicht benachrichtigt hatte. Sie steckten wirklich in einer ernsten Lage. "Ok, wir machen folgendes. Wenn sich ihr Zustand bis heute Abend nicht verbessert, werden wir Vater benachrichtigen. Sie kann nicht von uns verlangen, dass wir tatenlos zusehen, wenn es ihr immer schlechter geht." Elohir und Rya nickten zustimmend. Mit dieser Entscheidung konnten sie leben. Und der Abend war schließlich nicht mehr fern. *** Kiran warf sich unruhig hin und her. Ihr war unerträglich heiß und sie schwitzte schrecklich. In dem Ausmaße hatte sie diese Anfälle noch nie gehabt. Was war nur los mit ihr? Sie griff nach dem Kelch mit Wasser und trank ihn in einem Zug aus, doch sie hatte immer noch das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Sie musste irgendetwas dagegen unternehmen. Irgendetwas. *** Rya's hektische Schritte hallten in den weiten Fluren wieder, als sie panisch nach den Zwillingen suchte. "ELLADAN! ELOHIR!" Sie suchte die beiden schon eine ganze Weile und sie wusste einfach nicht mehr, wo sie noch suche sollte. Rya rannte um die nächste Ecke und stieß schmerzhaft mit jemanden zusammen. Starke Hände bewarten sie vor einem Sturz und sie sah schwer atment in das Gesicht von Lindir. "Rya. Was ist denn los? Man hört dich bestimmt in ganz Bruchtal." "Wunderbar! Nur die, die ich suche, hören mich nicht. Habt Ihr die Zwillinge gesehen?" Lindir lies sie los und sah sie stirnrunzelnt an. "Sie sind bei ihrem Vater im Arbeitszimmer. Was ist denn los?" "Kiran." Als sie ihren Namen aussprach, versteifte Lindir sich und ein eisiger Schauer lief durch seinen Körper. Oh Eru, bitte lass sie nicht schon wieder weg gelaufen sein. "Was ist mit ihr?" "Sie ist nicht in ihrem Zimmer." Lindir stieß hörbar die Luft aus seiner Lunge. "Dieses Mädchen! Lord Elrond wird sie diesesmal zurück holen. Das lässt er sie nicht noch einmal durch gehen." "Bitte helft mir, Lindir. Kiran ist krank. Und wenn sie in ihrem Zustand wirklich abgehauen ist, dann müssen wir sie schnell finden." "Wie bitte? Sie ist krank? Wieso weis ich nichts davon?" Rya krampfte die Hände ineinander. "Sie wollte nicht, dass es irgendjemand weis. Die Zwillinge und ich haben beschlossen, dass wir Lord Elrond benachrichtigen, wenn es ihr heute Abend nicht besser geht. Aber als ich vor ein paar Minuten nach ihr sehen wollte, lag sie nicht mehr in ihrem Bett. Bitte Lindir, helft mir suchen. Ihr geht es wirklich sehr schlecht." "Wir werden die anderen bitten, uns zu helfen. Wenn es ihr wirklich so schlecht geht, kann sie nicht weit gekommen sein. Was hat sie denn?" "Sehr hohes Fieber und sie schitzt schrecklich. Und sie hat Schmerzen, auch wenn sie es nicht zeigen will." Schnell liefen die beiden Elben zum Arbeitszimmer von Lord Elrond. Ohne anzuklopfen stürmte Lindir hinein. Lord Elrond redete gerade mit seinen Söhnen. Auch waren Gandalf, Aragon und Legolas anwesend. "Lindir! Was ist denn los?" Lord Elrond sah seinen Berater etwas genervt an. Gerade als Lindir antworten wollte, entdeckten die Zwillinge Rya. "Was ist mit Kiran?" "Sie ist weg! Wir müssen sie finden. Lord Elrond, bitte. Es geht ihr sehr schlecht!" "WAS?" Die anwesenden Elben zuckten zusammen, als der Herr von Bruchtal seine Stimme erhob. In letzter Zeit wurde hier viel zu viel geschrieen. "Es geht ihr schlecht und niemand sagt es mir? Was hat sie?" "Sehr hohes Fieber und sie schwitzt schrecklich. Außerdem hat sie Schmerzen, auch wenn sie das bestreitet. Bitte, wir müssen sie finden." "Das werden wir auch! Los, sucht alle mit." Elrond stürmte aus seinem Arbeitszimmer, dicht gefolgt von den anderen. Alle liefen durch die Gänge und riefen immer wieder ihren Namen, doch sie bakamen keine Antwort. "Wo kann sie nur sein?" "Hoffentlich ist sie nicht schon wieder weg gelaufen. Sie würde in ihrem momentanen Zustand nicht weit kommen." "Ähm, Lord Elrond?" Die Elben drehten sich um und sahen sich Gimli gegenüber. Der Zwerg schien peinlich berührt zu sein. "Bitte verzeiht diese Unruhe, werter Herr Gimli. Doch wir suchen jemanden." "Also, dann hoffe ich, dass es das junge Mädchen ist, welches gerade mitten im Springbrunnen steht." Die Elben sahen den Zwerg verdutzt an. "Ein Mädchen?" "Im Springbrunnen?" "Lange braune Haare?" Gimli nickte und als er den Kopf senkte, liefen Lindir, Elladan und Elohir gleichzeitig los und liesen die anderen hinter sich zurück. *** "Ist sie wahnsinnig geworden? Bei diesen Temperaturen in den Springbrunnen zu steigen?" "Und das bei ihrem hohen Fieber." "Offenbar will sie sich gleich umbringen." Die drei erreichten den Hof und blieben wie angewurzelt stehen. Kiran stand, nur mit ihrem Nachthemd bekleidet, im knietiefen Brunnen und hielt ihren Kopf unter einen der eiskalten Wassersträhle. "KIRAN! KOMM SOFORT AUS DEM WASSER RAUS!" Lindir's Stimme hallte über den Hof und Kiran hob den Kopf. Sie sah die drei Elben kurz an, doch dann steckte sie ihren Kopf wieder unter den Wasserstrahl. Lindir rannte zum Brunnen und stieg in das eisige Wasser. "LINDIR! HOL SIE DA RAUS!" Lord Elrond's Stimme hallte über den Hof. Lindir lief durch das Wasser zu Kiran und packte sie am Arm. "Bist du wahnsinnig geworden? Du holst dir noch den Tod." Er zog sie in seine Arme und hob sie hoch. Sie zitterte am ganzen Körper und ihre Lippen waren blau verfärbt. Sie schlang die Arme um seinen Hals und lies sich wiederstandslos von ihm aus dem Wasser tragen. "Lindir, mir ist so heiß." "Heiß? Mädchen, du warst gerade im eisig kalten Wasser. Die kann nicht heiß sein." Lindir übergab sie an Elladan, damit er sie hielt, wärend er aus dem Brunnen stieg. Sofort war Lord Elrond an ihrer Seite und legte eine Hand auf ihrer Stirn. Er riss die Augen auf und sah seinen Berater fassungslos an. "Lindir, sie glüht förmlich! Sie hat wirklich sehr hohes Fieber!" Lindir strich ihr einige der nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und bemerkte erst jetzt, wie heiß ihr Gesicht war. "Was hat sie nur?" "Das weis ich nicht, aber sie braucht trockene Sachen. Rya, such schon mal etwas raus und kleide sie dann um. Wenn du fertig bist, sag mir bescheit. Dann werde ich sie untersuchen." Rya nickte und lief zurück, um neue Sachen für Kiran zu holen. Lindir nam sie wieder in seine Arme und lief mit ihr in den Palast, dicht gefolgt von den anderen. Kiran stöhnte gequält und wand sich in seinen Armen. "Kiran, halt still." "So heiß. Mir ist so heiß. Ich will zurück ins Wasser." Lindir drückte sie enger an sich, damit sie aufhörte, sich zu wehren. "Ganz bestimmt nicht. Du holst dir bei diesen Temperaturen noch den Tod." "Bitte, Lindir. Ich will zurück ins Wasser. Bitte, bitte." Sie legte ihre Arme um seinen Hals und flüsterte immer wieder "Bitte" in sein Ohr. Jetzt, wo sie nicht mehr im Wasser und ihm so nahe war, spürte er die unglaubliche Hitze, die von ihr ausging. Bei Eru, was hatte sie nur? Gestern ging es ihr doch noch gut. Lindir hatte ihr Zimmer erreicht und trat ein. Rya hatte bereits ein sehr dünnes Nachthemd rausgesucht. "Rya, hol mir ein Handtuch. Nein, besser drei. Sie ist so nass, da wird eins nicht reichen." Rya lief ins Badezimmer und kam gleich darauf mit den geforderten Handtüchern wieder ins Zimmer zurück. Lindir setzte Kiran in einen der hohen Stühle, griff sich das Handtuch, welches Rya ihm reichte und fing an, sie abzutrocknen. "Lindir, lass das Rya machen. Komm mit raus." Lindir warf seinem Lord einen vernichtenen Blick zu. "Ich schlage vor, dass ihr alle raus geht. Rya und ich werden sie abtrocknen und umkleiden." "Lindir, ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee ist." "Und warum nicht?" "Denk an ihren Ruf." Lindir schnaubte und trocknete Kiran weiter ab. Sie hatte aufgehört zu zittern, stattdessen schwitzte sie wieder. Ihre Augen waren wegen dem Fieber glasig und sie hatte Probleme, Luft zu bekommen. "Rya, hilf mir, sie aus dem nassen Hemd raus zu bekommen." Rya trat näher an Kiran heran und schob ihr vorsichtig die Träger von den Schultern. "RAUS!" Alle anwesenden zuckten zusammen und kamen dann Lindir's Aufforderung nach. Sogar Lord Elrond verlies das Zimmer. Draußen auf dem Flur herrschte betretenes Schweigen. Elladan und Elohir liefen mit abgehackten Bewegungen, die so gar nicht zu Elben passen wollten, auf und ab. Legolas lehnte an der Wand neben Aragon und Gandalf hatte sich zu Lord Elrond gesellt. "Er liebt sie, nicht?" Als Gandalf's tiefe Stimme die Stille durchbrach, sahen alle auf. Lord Elrond seufzte und schloss die Augen. "Sieht ganz so aus." "Und sie? Liebt sie ihn auch?" "Ich denke, auf ihre Art tut sie das. Nur nicht im gleichen Ausmaß wie Lindir sie liebt." "KIRAN!" Der laute Schrei von Rya schreckte alle auf uns Lord Elrond riss die Zimmertür auf. Und was er sah, lies beinahe sein Herz still stehen. Kiran lag windend am Boden, hielt sich den Bauch und wimmerte herzzerreißend. Lindir kniete neben ihr und versuchte, sie zu bruhigen. "Was ist passiert?" Rya drehte sich zu den anderen um, ihre Augen waren vor Panik geweitet. "Keine Ahnung. Sie ist plötzlich vor Schmerzen zusammen gesunken." Lord Elrond kniete sich neben sie und legte eine Hand auf ihre Stirn. Er murrmelte leise Worte und fast augenblicklich hatte Kiran sich beruhigt. Sie wimmerte noch leise, doch wand sie sich wenigstens vor Schmerzen nicht mehr. "Lindir, leg sie ins Bett. Ich werde sie untersuchen." Lindir hob Kiran auf seine Arme und trug sie vorsichtig zum Bett. Sanft legte er sie auf die Decke und strich ihr liebevoll über die Stirn. Sie hatte die Augen geschlossen, in ihrem Gesicht konnte er keine Anzeichen für Schmerz erkennen. Lord Elrond legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Geh jetzt hinaus. Ich brauche Ruhe, um sie zu untersuchen." Jeder konnte sehen, dass Lindir hin und her gerissen war, doch letzten Endes folgte er dem Befehl seines Lords. Jeder verlies den Raum und die Tür wurde leise geschlossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)