Lektionen fürs Leben von Zyra (Wenn Kaiba vor dem Nichts steht ...) ================================================================================ Kapitel 5: Auf und davon ------------------------ Auf und davon „Was soll das heißen: Er ist weg?“, fragte Mokuba Kaiba aufgebracht. Seine Freunde waren kaum im Fahrstuhl verschwunden, da war Roland auf ihn zugetreten. Im ersten Moment hatte der junge Kaiba gedacht, es stimmte etwas mit den Unterlagen nicht. Den Gedanken hatte er schnell wieder verworfen, so besorgt, wie die Miene seines persönlichen Assistenten gewesen war. Als der auch noch um ein Gespräch unter vier Augen gebeten hatte, schwante ihm Böses. Dieses Eröffnung jedoch … „Mein Bruder kann nicht gegangen sein. Ihr habt doch die Station überwacht. Vor Ort und durch die Kameras. Wie soll er also unbemerkt verschwunden sein?“, ereiferte sich Mokuba. Roland richtete sich auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Wir wissen es nicht, Sir. Er muss durch unser Netz geschlüpft sein. Niemandem ist etwas aufgefallen. Erst als sich das Signal bis zum Mittag nicht bewegt hatte, hat jemand Verdacht geschöpft. Ein Sicherheitsbeamter wurde in die Toilette geschickt und hat festgestellt, dass Ihr Bruder verschwunden ist. Genaueres wissen wir noch nicht. Momentan läuft die Überprüfung.“ Mokuba kochte vor Wut. Solch ein Fehler hätte nicht passieren dürfen! Wozu hatte er einen Teil seiner Sicherheitsbeamten auf seinen Bruder angesetzt, wenn die es vermasselten. Er wusste nicht, wo Seto war. Genau das hatte er zu vermeiden versucht. „Irgendwelche Anhaltspunkte wohin er gegangen sein könnte?“, fragte der CEO sichtlich um Fassung bemüht. Das ist nicht Rolands Fehler, rief er sich ins Gedächtnis, du hast keinen Grund, ihn anzuschreien. „Nein, Kaiba-sama. Aber bisher sind die Spuren noch nicht ausgewertet.“ „Haben Sie eine Idee, wohin er unterwegs sein könnte?“, fragte Mokuba und zwang sich logisch zu denken. „Ich habe keine Ahnung, Sir“, gestand Roland augenscheinlich widerwillig ein. Mokuba musterte ihn. Sein persönlicher Assistent schien es tatsächlich zu bedauern, nicht zu wissen, welches Ziel sein ehemaliger Chef verfolgte. Die Frage ist nur, um meinet– oder seinetwillen, sinnierte Mokuba, brach den Gedanken aber ab. Er hatte jetzt andere Probleme, als an der Loyalität Rolands zu zweifeln. Bisher machte der seine Arbeit wie unter Setos Führung. Er hatte keinen Grund zur Klage. „Okay. Veranlassen Sie sofort, dass jemand überprüft, ob er ausgereist ist oder ob ein Flugticket auf seinen Namen bestellt wurde. Ich bezweifele zwar, dass er das Land verlässt, da er in Japan die meisten Kontakte hat, aber gehen wir lieber kein Risiko ein“, befahl Mokuba. Roland nickte und wendete sich zum Gehen. „Und Roland“, hielt Mokuba ihn zurück, „sorgen Sie dafür, dass niemand an dieses verfluchte Handy geht! Es ist wahrscheinlich virenverseucht ohne Ende.“ „Jawohl, Sir!“ Sobald Mokuba alleine im Raum war, ließ er sich seufzend in den Chefsessel sinken. „Dreck!“, murmelte er und spornte sich nach einem Moment der Resignation an. „Okay, denke nach. Was weißt du?“ Mokuba holte einen Block und einen Kugelschreiber aus dem Schreibtisch, um seinen Gedanken festzuhalten. Folgendes wusste er: - Seto war verschwunden und das in einem Zeitraum von fünf Uhr morgens bis zwölf Uhr mittags, wobei die frühen Stunden wahrscheinlicher waren. Das Risiko, dass jemand nach ihm sah, wurde mit vergehender Zeit höher. - Seto hatte sein Handy zurückgelassen. Daraus war zu schließen, dass er ein zweites dabei gehabt hatte. Die Kontaktdaten hätte er niemals aufgegeben. Wobei es theoretisch auch möglich war, dass er die Daten auf seinen Laptop überspielt hatte und sich bald ein Ersatzgerät kaufen würde. Mokuba machte sich eine Randnotiz: Nach Mitteln suchen, Setos Laptop zu orten. Eventuellen Kauf von weiterem Handy + SIM-Karte prüfen – intern sowie extern. Noch einmal dachte er darüber nach. Was war wahrscheinlicher? Ein Zweithandy oder der Plan ein neues zu erwerben? Nach einiger Überlegung kam er zu dem Schluss, dass Seto vermutlich ein zweites besaß. Es passte zu der Kontrollsucht seines Bruders, seine Daten doppelt bei sich zu haben. Außerdem hätte er beim Neukauf ein wesentlich schlechtes Handy nehmen müssen. Mokuba wusste, dass das „alte“ Gerät mehrere tausend Dollar gekostet hatte. Für etwas Vergleichbares hatte der Andere im Moment nicht das Geld – und würde es nie wieder haben, wenn es nach Mokuba ging. Er hätte das Risiko auf sich genommen, entdeckt zu werden und hätte einfach nur die SIM-Karte entsorgt, entschied der CEO mit seiner Argumentation zufrieden. Er beauftragte seine Sekretärin, die gewünschten Informationen zu besorgen und grübelte dann über die Ziele Setos. Er braucht Geld und eine Unterkunft, beurteilte Mokuba die Lage seines Bruders. Nur wohin konnte der gehen bzw. an wen konnte er sich wenden, um Geld zu bekommen? Ihm fiel niemand ein. Sicherlich gab es einige Geschäftspartner, die Seto um Geld oder eine Zusammenarbeit bitten konnte, aber selbst jemandem mit wenig Verstand musste klar sein, dass er es sich dadurch mit Mokuba verscherzen würde, was gleichbedeutet damit war, sich gegen eine Zusammenarbeit mit der KC zu entscheiden. So beschränkt war niemand, dass er die wirtschaftliche Isolation riskierte, nur um sich des Genies Seto Kaiba zu bedienen. Vielleicht gab es einige Geschäftsführer, die sich seinem Einfluss in einem gewissen Maß widersetzten könnten, aber die konnte er an einer Hand abzählen. Außerdem sah Mokuba die Wahrscheinlichkeit, dass diese seinem Bruder helfen würden, als sehr gering an. So nützlich, dass sich der Ärger mit mir lohnt, kann Seto ihnen gar nicht sein, dachte Mokuba. Denen ist es egal, wer die Firma leitet, mit der sie gute Geschäfte machen. Dennoch würde er jeden einzelnen von ihnen nach einmal daran erinnern, mit wem sie es sich verscherzten, wenn sie sich mit Seto einließen. Besonders bei Pegasus konnte es nicht schaden. Der war allgemeinhin dafür bekannt, unberechenbar zu sein. Worüber machte er sich eigentlich so große Sorgen? Seto war mittellos. Der würde so schnell nicht wieder an viel Geld kommen. Mokuba wusste nicht, wie sein Bruder es hätte bewerkstelligen können. Dennoch durfte er die Gefahr, die von dem Älteren ausging, keinesfalls unterschätzen. Der war schon immer für einige Überraschungen gut gewesen. Der CEO musste auf alles vorbereitet sein. Eine Stunde später betrat Roland abermals das Büro. Er hielt zwei kleine, durchsichtige Tütchen in der Hand. „Dies sind die ersten Ergebnisse der Untersuchungen. Fäden, beige und schwarz“, erklärte er, während er die Tüten Mokuba überreichte. „Sie sind genauer noch nicht zugeordnet.“ „Das werden die KC-Logos von seinen Taschen sein“, mutmaßte Mokuba. Ein logischer Schritt Setos, der Mokuba aber nicht sehr viel weiter brachte. „Damit wissen wir zumindest, wonach wir nicht suchen müssen“, versuchte er es, positiv zu sehen. „Sonst noch etwas?“ „In einer Toilette wurden Reste eines Notizzettels gefunden. Er wird im Moment rekonstruiert. Es scheint sich um einen Zettel ihres Bruders zu handeln, den er versucht hat wegzuspülen. Außerdem habe ich die Informationen, um die Sie gebeten hatten. Die Ortung des Laptops Ihres Bruders ist nicht möglich. Im Gerät befinden sich spezielle Bauteile, die dies verhindern. Des Weiteren ist in unseren Abrechnungen kein weiterer Handy- oder SIM- Kartenkauf Ihres Bruders dokumentiert. Sollte er sich in den nächsten Tagen noch eins kaufen, wird es für uns schwer sein, es nachzuvollziehen.“ Mokuba nickte nachdenklich. „Das hatte ich schon vermutet“, murmelte er und fragte nach einem Augenblick: „Dieser Zettel, der gefunden wurde … wie wahrscheinlich sind die Informationen echt?“ Roland überlegte kurz. „Er mutet an wie einer der Zettel, die Ihr Bruder regelmäßig als Erinnerung oder für kurze Vorüberlegungen benutzte. Sicherlich besteht die Möglichkeit, dass es sich dabei um eine Art Störfeuer handelt. Mir wurde jedoch versichert, dass die Spülung unter normalen Umständen alle Teile weggespült hätte. Zudem sieht die Vernichtung seiner Vorüberlegungen Ihrem Bruder durchaus ähnlich.“ Diese Schlussfolgerung kann er beabsichtig haben, sinnierte Mokuba. Ebenso war es möglich, dass Seto damit gerechnet hatte, dass die Schnipsel in der Kanalisation verschwanden. Ihm war sicherlich klar, dass er überwacht werden würde. Bei einer eventuellen Überprüfung würde er solche Informationen nicht bei sich haben wollen. Ehe Mokuba einen Entschluss gefasst hatte, zeigte ein Piepen des Computers, dass eine neue E-Mail eingegangen war. „Das wird die Rekonstruktion sein“, sagte Roland. Das Öffnen des Dokuments bestätigte seine Vermutung. Mokuba überflog Fragmente. Es waren wirklich nur bruchstückhafte Informationen. Zu wenig, als dass Seto es so geplant haben könnte. Wie hätte der kontrollieren können, welche Teile in der Toilette zurückblieben. Die niedergeschriebenen Überlegungen waren durchaus umsetzbar. Unwahrscheinlich, jedoch nicht unmöglich. Erfolgversprechendere Optionen hatte Seto nicht. „Roland, setzen Sie jemanden auf die hier aufgelisteten Personen an. Lassen Sie jede noch so kleine Information überprüfen! Außerdem vereinbaren Sie so bald wie möglich Termine mit Duke Devlin und Maximilian Pegasus. Ich fliege nach Amerika. San Francisco via New York.“ Damit wären die wahrscheinlichsten Möglichkeiten seines Bruders abgedeckt. Mokuba würde auf Nummer sicher gehen. Selbst wenn beides kaum Erfolg versprach. Einen weiteren Fehltritt konnte er sich kaum erlauben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)