Babysitter? von Machiko_chan (Das ist doch wohl ein Scherz?!) ================================================================================ Kapitel 27: Future? ------------------- Da waren sie. Ein riesiges weißes Gebäude streckte sich vor ihnen in die Lüfte. Es war prunkvoll und imposant. Ob dies der Grund war, weshalb sich Yukiko hinter Horo’s Bein versteckte oder vielmehr die Tatsache, dass sie hier die schrecklichste Woche ihres Lebens verbracht hatte, das wusste wohl nur sie. Dieses Mal war es nicht nur Ren, der schick angezogen war. Auch Yukiko war in ein schickes dunkelblaues Kleid gehüllt und sogar Horo hatte ein Hemd, eine schwarze Weste und eine Anzughose für diesen Termin angezogen. Sein Stirnband fehlte dennoch nicht. „Du bleibst schön bei mir, ja?“ Mit einfühlsamer Stimme sprach der Ainu zu der Kleinen neben sich, der er kurz durch die Haare ging. Sie sah zu ihm auf, nickte kurz und ergriff sofort seine Hand, die sie nun auch eine ganze Weile nicht mehr loslassen würde. „Überlass mir das Reden.“, gab Ren ruhig von sich und sah zu einem Geist, der vor dem Anwesen wohl Wache schob. „Tao. Wir haben einen Termin mit dem Herren dieses Hauses.“ Grimmig gab der Geist ein Grollen von sich, glich dieser schon gar einer Art Tier oder Fabelwesen, als er verschwand und keinen Augenblick später sich die große Türe des Gebäudes öffnete. Sofort klammerte Yukiko Horo’s Hand noch fester, der ihr mit dem Daumen beruhigend über den Handrücken strich. „Keine Sorge, Süße. Alles wird gut.“ Hinter der Türe erschien ein Butler, der sich vor den Gästen verbeugte und sich seitlich stellte, um ihnen den Weg zu weisen. „Folgen Sie mir. Der Herr erwartet Sie bereits.“ Während die drei dem Butler folgten, sahen sich die Großen aus den Augenwinkeln die Einrichtung dieses Hauses an. Ein Krankenhaus hatte mehr Leben und Gefühl, als dieser Palast. Alles war makellos sauber, nirgends war auch nur eine Unordentlichkeit zu entdecken und es sah alles in allem zu perfekt aus. Wie aus einem Katalog für Neureiche, deren Immobilien nur den Wohlhabentesten gewidmet waren. Horo’s Blick wanderte zu Yukiko runter, die seine Hand noch fester drückte, immer wieder, wenn sich gleichzeitig ihr Blick ängstlich veränderte. Hatte sie immer noch Angst, dass sie hierbleiben müsste? Nun… diese Angst konnte Horo ihr nicht nehmen… er hatte sie selbst. Was würde passieren, wenn ihre leiblichen Eltern nun gegen ihre Idee stimmen würden? Dann wäre alles vorbei… „Da wären wir.“, entkam es dem Butler und er hielt vor einer großen Eichentür, die sich selbst öffnete, als er dreimal dagegen klopfte. „Mein Herr, Ihre Gäste.“ Damit verließ er die Gruppe und widmete sich wieder seinen üblichen Pflichten. Ren’s Mimik wurde noch ernster, als sie den Raum betraten, das fiel Horo gleich auf. Seine Aura. Sie schien wieder so kalt und erbarmungslos, wie zu dem Zeitpunkt ihres Kennenlernens. Schon lange hatte er Ren nicht mehr so gesehen. Er würde hier wirklich alles versuchen, was in seiner Macht stand… Aber ob das reichen würde? „Willkommen… Setzen Sie sich.“ Am anderen Ende des Raumes, das einem Büro mit vielen Akten und Büchern glich, saß Aaran, Yukiko’s leiblicher Vater. Seine Hände faltete er auf dem Tisch zusammen, nachdem er auf die Stühle vor sich gedeutet hatte. Nickend bedankte sich auch Horo für das Angebot, war er jedoch angespannter denn je. Er setzte sich zwischen Ren und Yukiko, die den Blicken von Aaran immer wieder auswich. „Meine Gemahlin wird sicherlich auch gleich eintreffen. Kann ich Ihnen solange etwas anbieten?“ Doch Ren hob die flache Hand, um sein Angebot dankend abzuweisen. „Machen Sie sich keine Mühe… Sollen wir noch auf Ihre Gattin warten?“ Horo musste immer wieder feststellen, dass Ren ein außerordentliches Talent besaß, sich auszudrücken. Das hatte er schon immer, auch im Alltag. Seine Sprache und die Art, wie er etwas betonte oder ausdrückte, klangen immer gehoben und höflich. Sogar, wenn er mit Schimpfwörtern um sich warf. Doch bei solch wichtigen Terminen legte er noch eins drauf und zeigte seine politischste und zugleich erwachsenste Seite, die er hatte. „Nicht nötig.“, kam es von genau dieser, die nun durch die Tür schritt. Vornehm und kühl, so wie sie Horo noch in Erinnerung hatte. Wie konnte so eine kalte Persönlichkeit so ein lebensfrohes Kind in die Welt setzen? „Beginnen wir. Wir haben noch einige Termine heute.“ Sie stellte sich neben ihren Mann, faltete die Hände im Schoss und sah die Gäste vor sich eindringlich an. Horo spürte abermals Yukiko’s Hand auf seiner, die sie versuchte zu umklammern. Doch so nervös, wie sie war, hibbelte sie immer wieder hin und her. Sie konnte nicht still halten. Anscheinend sah es in ihr genauso aus, wie in dem Ainu gerade… „Nun, hier haben Sie Ihren „schnellsten Termin“. Ich höre.“ Abermals gestikulierte Aaran. Dieses Mal zeigte er mit der flachen offenen Hand in Richtung der dreien und schwang sie von links nach rechts, als Zeichen, dass sie beginnen sollten. „Sie ahnen wahrscheinlich, wieso wir hier sind.“ „Das tun wir. Doch ist uns nicht bewusst, wieso? Es gibt keinen Anlass, über dieses Thema zu diskutieren.“ Ren räusperte sich kurz, als Aaran geendet hatte und begann mit seiner Erklärung. Sie war von großer Bedeutung. Er durfte also keine Fehler machen! „Sie wissen, dass wir hier sind, um mit Ihnen über den weiteren Verbleib von Yakini zu sprechen. Gehen wir richtig in der Annahme, dass es Ihnen an Zeit fehlt, sich um Ihre Ausbildung zu kümmern und Sie sie deshalb von anderen großziehen lassen?“ Ren hatte aus gutem Grund solche Art von Wörtern gewählt. Nach Silvers Erzählungen nach empfanden diese Personen gegenüber Yukiko keine Gefühle, die denen von Elterngefühlen glichen. Daher versuchte er es auf sachlicher und politischer Ebene. Und auf Ren’s Frage hin, nickten sowohl Aaran, als auch Kadira. „Wir würden Ihnen gerne einen Deal vorschlagen… Uns liegt nämlich nicht nur Yakini‘s Ausbildung am Herzen, sondern ist sie, als Person, wichtig geworden. Zumindest für uns.“ „Ein Deal?...“ Skeptisch zog Kadira eine Augenbraue hoch und hörte dabei zu, was Ren noch weiter zu sagen hatte. „Wir sehen da ein großes Problem bezüglich ihrer späteren Aufgaben im Bereich der Politik und der Verbindung zwischen Geisterwelt und unserer Welt. Wir denken, dass sie dies charakterlich gar nicht schaffen würde.“ „Yukiko…. Ich meine, Yakini, ist ein sehr freundliches und weltoffenes Mädchen. Sie wird Schwierigkeiten haben, ernste diplomatische Entscheidungen zu treffen. Und dafür sollte sie doch ausgebildet werden.“ Erstaunlicherweise hatte Horo sehr ruhig und erwachsen gesprochen, auch wenn er nervlich am Ende war. Er wollte Ren das Reden aber nicht alleine überlassen. Sie wollten beide für die Kleine kämpfen. Yukiko’s leibliche Eltern sagten nichts zu diesen ganzen Erklärungen. Keine Miene verzogen sie und nur leicht merkte man noch, dass sie überhaupt noch atmeten. „Wir würden gerne, dass sie für immer bei uns bleibt. Der Nutzen, den Sie mit ihr in die Welt gesetzt haben, kann nicht erfüllt werden.“ Es fiel Ren schwer, so über Yukiko zu reden. Schließlich dachte er nicht so schlecht über sie und als ob sie eine Sache wäre. Doch für Aaran und Kadira war sie nichts mehr, als ein Gefäß, das sie mit Wissen füllen wollten, um es später arbeiten zu lassen. „Wir wollen Ihnen die Last der elterlichen Aufgaben abnehmen und uns komplett um sie kümmern.“ „Das heißt, Sie gedenken da an eine Adoption?“ Auch wenn es offensichtlich war, auf was die Jungs da hinaus wollten, so wurden die beiden noch nervöser, als Kadira dies ausgesprochen hatte. Nickend verschränkte Ren seine Arme und legte ein Bein über das andere. „Richtig. Dabei wären Sie aus allen Pflichten und Sorgen raus und alles, was Yakini betrifft, würde über uns laufen. Sie würde Ihnen nicht mehr zu Last fallen.“ Aaron bewegte sich das erste Mal seit langem, als er sich nach vorne beugte, die Ellebogen auf den Tisch lehnte und die Hände ineinander verschlang. Sein Gesicht war durch die Hände kaum zu erkennen. Nur seine Augen blickten eindringlich nach vorne. „Und wo ist der Gewinn für uns?“ Seinen ernsten Blick konterte Ren mit seinem und ließ nicht locker. „Wir stellen Ihnen eine Zeit lang unsere Dienste zur Verfügung. Als Botschafter für Krisen und in Zeiten, in denen Diplomatie gebraucht wird. Ich denke, das sollte für Sie ein gutes Angebot sein. Anders als Yakini, haben wir schon viel Erfahrung in der Kommunikation in beiden Welten sammeln können und können auch gut in schwierigen Situationen verhandeln. Über die Zeitspanne würden wir mit Ihnen auch noch verhandeln.“ „Wir haben unsere Wurzeln in China und in Japan. Die Möglichkeiten der Einsätze sind also sehr groß.“ Immer noch war keine Veränderung in beiden Gesichtern zu erblicken, auch nach Horo’s Erklärung nicht. Nun warteten sie auf die Antwort der beiden Politiker. Wie würden sie sich entscheiden? „Nun… unser Nachfahre gegen zwei Shamanen, die in die Politik einsteigen wollen…“ Aaron’s Augen schlossen sich, als er diesen Satz einfach so im Raum stehen ließ. Es war leise und nur eine Kerze brannte vor Horo auf dem Küchentisch. Er brauchte gerade etwas Kerzenschein, in das er hinein sah. Im ganzen Haus war es still und er genoss diese Stille sogar in wenig. So konnte er in Ruhe über alles nachdenken. Mit einem Mal hatte sich alles verändert. Von jetzt auf gleich hatte sich sein ganzes Leben verändert. Nur mit diesem einen Termin. Er spürte auf einmal, wie eine Hand sich auf seine Schulter legte und der Chinese neben ihm stand. Dabei lehnte er sich ein wenig an den größeren an, der allerdings saß. „Was machst du hier?“, kam es leise von ihm, als er Horo’s nachdenklichen Blick sah. „Ich… brauchte das gerade. Das Nachdenken meine ich. Ab heute… wird alles anders und… ich wollte die Götter bitten, uns beizustehen.“ Nur langsam sah Horo neben sich, denn rechts von der Kerze lag noch ein weißes Blatt. Ein Blatt, das für sie eine immense Bedeutung hatte. Die Überschrift lautete: „Interner Adoptionsvertrag“ und alle Unterschriften waren drunter gesetzt. Es war noch nicht komplett offiziell, denn auch in der Geisterwelt gab es Ämter, wie das Jugendamt und –Gericht, das sich um solche Angelegenheiten kümmerte. Doch die schwierigste Hürde war gemeistert. Yukiko würde bei ihnen bleiben… Sie würde ihre Tochter werden, die sie die ganze Zeit schon war. Offiziell waren sie nun ihre Väter. „Sie hat sich echt langsam unsere Herzen gekrallt, oder?“, kam es grinsend von Horo, der mit der Hand nach Ren’s griff, die immer noch auf Horo’s Schulter ruhte. „Da habt ihr wohl noch etwas gemeinsam.“ Nur leise kam diese Antwort vom Chinesen, während er behutsam seine Hand von Horo’s Schulter nahm und zur Küchentüre ging. Das Grinsen des Blauhaarigen wurde immer breiter und als er aufstand, sah er noch einmal aus dem Küchenfenster in den sternklaren Himmel, der sich über ihnen erstreckte. Er betete erneut zu den Göttern, stumm für sich, und bat, dass seine Familie für immer beschützt werden würde. Er hatte Rens Bemerkung natürlich verstanden, also ließ er es sich nicht nehmen, ihm von hinten die Arme um die Hüfte zu schlingen und seinen Nacken kurz zu küssen. Ren schreckte kurz auf und zuckte dabei leicht zusammen. Doch nach all der Zeit hatte auch er sich an die stürmischen Attacken und Umarmungen von Horo mehr oder weniger gewöhnt. Dennoch lief er ein wenig rot an, als er den Kuss bekam und ein „Ich danke dir“ bekam. Er schüttelte den Kopf und ging in Richtung Treppe, um dann doch auf der ersten Stufe stehen zu bleiben. „Du brauchst dich nicht bedanken.“, entkam es Ren, der mit dem Rücken zum Ainu sprach. „Du warst…gut heute. Gefiel mir… Richtig erwachsen.“ Zum Ende hin hörte man doch einen gewissen sarkastischen Unterton von Ren, als er sich nun doch in das obere Stockwerk begab. „Tehehe“, kicherte Horo trocken und folgte Ren mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Ich kann noch viel mehr erwachsene Sa…“ Doch dann wurde er still. Ren stand in der Türe von Yukiko’s Zimmer und sah friedlich hinein. Unweigerlich musste der Ainu dadurch auch grinsen. Er liebte es wenn Ren so friedlich aussah. Er wirkte dann immer so zufrieden und glücklich. Langsam und leise stellte sich der Blauhaarige dazu und sah ebenfalls in das Kinderzimmer, in dem Yukiko friedlich in ihrem Bett schlief. Ihren Panda umklammert und ein dickes Grinsen auf dem Gesicht. Auch für sie war es ein anstrengender Tag gewesen, nicht nur für die Erwachsenen. Doch nun war all die Last von ihr abgefallen. Sie würde hier bleiben, in ihrem Zuhause. „Komm.“, flüsterte Horo nur leise, nahm Ren’s Hand und schloss die Kinderzimmer Tür von Yukiko. Ren wehrte sich nicht dagegen, dass Horo mal wieder seine Hand genommen hatte. Das brauchte er gerade auch irgendwie und so schnell würde er ihn wohl auch nicht mehr los lassen. Er wollte ihn niemals mehr loslassen. Sie gingen zusammen zu ihrer Schlafzimmer Türe, als Horo stehen blieb, Ren einen schnellen aber innigen Kuss aufdrückte und auf einmal grinste. Irritiert und auch ein wenig überfordert beobachtete Ren seinen Blick und konnte diesen nicht direkt deuten… Was war das? Eine Mischung aus fies, kindisch und… verführeri… oh scheiße… Was hatte Horo wieder vor? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)