Eiskalte Liebe von Grinsekatze_Mia ================================================================================ Kapitel 12: Vergangenheit ------------------------- Vergangenheit Schweigend saß sie erneut auf dem Ledersofa vor seinem Schreibtisch. Ihre Tränen waren getrocknet und sie spürte, wie er sie von seinem Schreibtischstuhl aus musterte. Nochmal rief sie sich die letzten Minuten ins Gedächtnis. Er hatte es die ganze Zeit über gewusst. Er hatte gewusst, dass sie sich eigentlich kannten und sie hatte einfach alles vergessen. Leider kam mit ihrer Erinnerung an ihn und ihre kurze gemeinsame Zeit auch die Erinnerung an die Dinge zurück, die sie erfolgreich verdrängt hatte. Obwohl sie so viel hätte sagen können, schwieg sie. Er hatte sie in den letzten Minuten schon ein paar Mal darauf angesprochen, wie es passieren konnte, dass sie alles vergessen hatte, doch sie hatte nicht geantwortet. Sie wollte nicht darüber sprechen, auch wenn sie ihn jetzt in einem völlig anderen Licht sah. Doch obwohl sie sich nun neben ihrer, auch an seine Vorgeschichte erinnerte und ihn ein wenig besser verstand, war er noch immer ein großes Rätsel für sie. Die peinliche Stille, für die sie verantwortlich war, schien sie langsam zu erdrücken. Sie wusste, dass sie früher oder später etwas sagen musste. Deswegen sprach sie endlich die Frage aus, die ihr die ganze Zeit auf der Seele brannte. „Wieso hast du nicht früher was gesagt?“ Seto schien ein wenig erstaunt darüber, dass sie jetzt doch etwas sagte. „Ich dachte früher oder später würdest du dich erinnern!“ Da Jelana nicht wusste, was sie darauf antworten sollte entstand wieder ein Moment des Schweigens, der durch Setos erneute Frage, wieso sie ihre Vergangenheit verdrängt hatte, beendet wurde. Ihr war klar, dass sie ihm irgendeine Antwort geben musste. „Du hast nicht mitbekommen wie es im Kinderheim abging als ihr Zwei nicht mehr da ward. Hast du nicht bemerkt, dass die anderen riesigen Respekt vor dir hatten? Als du nicht mehr da warst haben sie auf mir rumgehackt, als sei ich der letzte Dreck. Ein halbes Jahr ging das so. Dann wurden mir ein Mann und seine Frau vorgestellt, die mich adoptierten...“ sie hielt inne und schluckte schwer. Sie wollte ihm einfach nicht alles erzählen, nicht jetzt. „Sagen wir einfach ich hatte nicht so ein Glück mit meiner Adoptivfamilie, wie du es offensichtlich hattest.“ Noch immer sah sie ihn nicht an, spürte aber seinen Blick auf sich ruhen. Genau wie sie hielt er es wohl für das Beste sie nicht auszufragen. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Es war schon zehn Uhr und eigentlich sollte sie schon längst Zuhause sein. Sicherlich machte ihre Mutter sich Sorgen. Jelana verspürte einen kurzen Stich in der Brust, als ihr einfiel, dass die Frau bei der sie lebte ja eigentlich gar nicht ihre Mutter war. Ob sie normal mit den Leuten umgehen konnte, die seit Jahren ihre Familie ersetzten? Ihr kam es vor, als drohe ihr Kopf zu platzen. So viele Erinnerungen und Fragen schwirrten in ihm herum. Sie bewunderte das menschliche Gehirn, dass so gut darin war etwas zu verdrängen, dass man sich für jemand völlig andern hielt und seine Vergangenheit ganz anders in Erinnerung hatte. Ein Seufzen kam ihr über die Lippen. Sie hatte schon mal sowas gelesen. Amnesie. Deswegen hatte sie sicherlich auch immer so schreckliche Kopfschmerzen gehabt. Sie beschloss, dass sie keine Wahl hatte: Irgendwann musste sie nach Hause. Also stand sie langsam auf. „Ich muss nach Hause.“ sagte sie und es war das erste Mal, dass sie ihn ansah. „Ich fahre dich.“ In ihrem Gesicht spiegelte sich Überraschung wieder. „Ja, oder willst du lieber laufen?“, fügte er hinzu, als er ihren Blick sah. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass ja ihr Fahrrad geklaut wurde und da sie wirklich nicht wusste, wie sie sonst nach Hause kommen sollte, stimmte sie ihm zu. Hatte er nicht gesagt, dass ER sie nach Hause fahren wolle? Es endete damit, dass Roland, sie fuhr und Seto mit ihr auf der mit Leder überzogenen Rückbank der riesigen Limousine saß. Sie fand, dass Roland ein ziemlich sympathischer Mann war und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass er nur ein einfacher Bediensteter war. Man konnte gar nicht anders als sich mit ihm anzufreunden. Je näher sie ihrem Zuhause kamen, desto nervöser wurde sie. Schon am Anfang der Fahrt hatte sie beschlossen, dass sie ihrer Familie nichts davon erzählen würde, dass sie ihre Erinnerungen zurück erlangt hatte. Ihre Mutter hatte schon genug Sorgen mit Takumi, da sollte sie sich nicht noch unnötigerweise um Jelana sorgen müssen. Sie spürte Setos Blick auf ihr ruhen und wagte einen schüchternen Blick. Da er keine Anstalten machte etwas zu sagen und sie es peinlich fand den Blick abzuwenden, ohne etwas geäußert zu haben, bedankte sie sich schnell bei ihm, dass er sie nach Hause hatte fahren lassen. Ein einfaches Nicken war seine Antwort. Zwar hatte sich ihre Beziehung nun ein wenig geändert, da sie sich schon lange Zeit kannten, doch konnte Jelana seinem kühlen Blick noch immer nicht standhalten. Wahrscheinlich würde sie das auch nie. Die Limousine hielt und zu ihrer Überraschung war Seto aufgestanden um ihr die Tür zu öffnen. „Danke“ murmelte sie, als sie den Wagen verließ. Ohne ein Wort stieg Seto zurück in die Limousine, die sofort darauf in der Dunkelheit verschwand. Jelana seufzte tief. Am liebsten hätte sie ihn mit nach oben genommen, auch wenn sie wusste, dass das eine Katastrophe geworden wäre. Sie musste unweigerlich grinsen, als sie sich vorstellte wie Takumi und auch Joey wie zwei losgelassene Hunde auf Seto stürzten um ihm die Meinung zu geigen. Als sie die Wohnung betrat stürmte ihr sofort ihre besorgte Mutter entgegen um sie in die Arme zu schließen. „Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht!“ Jelanas Blick fiel auf Joey, der im Flur aufgetaucht war und sie schluckte. Er wäre sicherlich nicht begeistert wenn sie ihm von ihrem Besuch bei Kaiba erzählen würde, aber sie konnte ihn auf keinen Fall anlügen. „Ich habe einem kranken Klassenkameraden die Hausaufgaben vorbeigebracht. Mein Fahrrad wurde geklaut.“ erklärte sie. „Er hat mich dann nach Hause gefahren, aber es ist halt.. etwas später geworden.“ Ihre Mutter seufzte erleichtert. „Sag doch beim nächsten Mal wenigstens Bescheid!“, tadelte sie. Jelana musterte die Frau, die kaum größer als sie selbst war und spürte plötzlich, wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals bildete. „Ok, mach ich.“, murmelte sie und ehe sie sich versah war sie in Tränen ausgebrochen und ihrer Mutter um den Hals gefallen. Diese war ziemlich verdutzt und wusste nicht recht was sie sagen sollte, während sie Jelana beruhigend über den Rücken streichelte. „Mach doch jetzt kein Drama daraus. Wir haben uns nur Sorgen gemacht. Es ist doch alles in Ordnung.“ Sie hatte ziemlich mit den Tränen zu kämpfen, die unaufhörlich ihre Wangen hinab kullerten, doch schon einige Sekunden später schaffte sie es sie unter Kontrolle zu bekommen. „'Tschuldigung. Ich bin einfach übermüdet.“, sagte sie und vermied dabei jeglichen Blickkontakt mit Joey. Sie wusste, dass er ihr Fragen stellen würde. Er wusste, dass etwas nicht stimmte und eigentlich war er doch der Erste, der es erfahren sollte. Dennoch wollte sie momentan einfach nicht über all das Reden. „Ich geh dann jetzt am besten Schlafen!“ Noch bevor Joey oder ihre Mutter etwas sagen konnten war sie im Bad verschwunden um sich bettfertig zu machen. Nachdem sie sich ungefähr eine Viertelstunde im Bett herum gewälzt hatte, war Joey leise ins Zimmer gekommen. Bevor er sich ebenfalls hinlegte flüsterte er leise ihren Namen, doch obwohl sie noch wach war antwortete sie ihm nicht. So gab er schließlich auf und legte sich schlafen. Und sie lag noch immer wach. Zu viele Gedanken schwirrten ihr im Kopf herum. Sie fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, in der sie Seto das erste Mal in ihrem Leben getroffen hatte... Mit tränennassem Gesicht saß sie auf der quietschenden Schaukel. Sie hatte Sand auf ihrem Kleid und im Gesicht, der zuvor von einigen Kindern auf sie geschmissen wurde. Keiner konnte sie wirklich leiden. Wieso wusste sie nicht, aber es machte diesen Ort beinahe unerträglich. Schon oft hatte sie versucht zu fliehen, doch die Pflegerinnen im Waisenhaus waren sehr wachsam. Seit ihrem achten Lebensjahr war sie hier. Inzwischen waren schon vier Jahre vergangen und nichts hatte sich geändert. Tag für Tag hoffte sie, dass ihre Eltern auftauchen und sie wieder mit nach Hause nehmen würden, doch gleichzeitig wusste sie, dass dieser Gedanke lächerlich war. Tote kamen nicht um ihre Kinder zu holen. Tote konnten sie nicht retten. Doch dann kam der Tag, der ein wenig Licht ins Dunkel brachte. Sie lag am Boden, auf ihr hockte ein Junge, der mindestens zwei Köpfe größer war als sie, und schlug auf sie ein. Schon früh hatte sie verstanden, dass sie sich mit allen Mitteln wehren musste, auch wenn sie jedes Mal eine deftige Strafe aufgebrummt bekommen hatte. So versuchte sie auch diesmal sich zu wehren, doch der Junge, aufgestachelt durch die anfeuernden Rufe vieler anderen Kinder, die um sie herum standen, war einfach zu stark. Als er gerade ausholte und ihr einen deftigen Schlaf auf die Nase gab, die sofort zu bluten anfing, ertönte eine Stimme. Sie war so ernst und kühl, dass jedes Kind sich ein wenig erschrocken umdrehte. So auch der Junge. Diese Chance nutzte Jelana und schubste ihn von ihrem Schoß um sich schnell aufzurappeln. Als ihr Angreifer sah, dass diese Stimme keineswegs zu einem Erwachsenen gehörte, sondern zu einem Jungen, der etwa seine Größe hatte, wollte er sich erneut auf sie stürzen, doch er wurde aufgehalten. Ja, schon damals hatte Seto Kaiba sie gerettet. Die anderen Kinder hatten Respekt vor ihm und niemand wagte es Jelana auch nur anzusprechen. So verbrachte sie ihre Zeit mit Seto und seinem kleinen Bruder und ob man es glaubt oder nicht: sie wurden recht gute Freunde. Dennoch war klar, dass Jelana abhängiger von Seto war, als er von ihr und als schließlich der Tag seiner und Mokubas Adoption kam, war sie am Boden zerstört. Die Angriffe der Anderen fingen wieder an und sie waren noch schlimmer als zuvor, da jeder sie für ihr gutes Verhältnis zu den Kaiba-Brüdern hasste. Doch das war für sie nicht so schlimm wie dieses riesige Loch, das in ihrem Herzen entstanden war. Sie hatte sich geschworen ihn wieder zu finden, sobald auch sie adoptiert wurde. Es war ein sonniger Samstag, als sie zum Leiter des Waisenhauses gerufen wurde. Sie wurde einem großen, gut gebauten Mann und einer Frau vorgestellt, die aussah, als könnte sie als Modell arbeiten. Beide erschienen ihr sehr nett und so sah es wohl auch die Leiterin des Waisenhauses. Endlich wurde Jelana adoptiert. Sie war unendlich froh darüber. Sie hatte eine Familie und sie würde Seto wiedersehen. Jetzt würde alles gut werden, das wusste sie. Doch wie immer in ihrem Leben, kam es anders als sie dachte. Ein paar Monate lebte sie glücklich mit ihrer neuen Familie zusammen, zu der auch ein Sohn gehörte, der zwei Jahre älter war als sie. Sie gingen zusammen in den Zoo und ins Kino und es schien, als hätte es sie nicht besser treffen können. Eines Nachts wurde sie eines Besseren belehrt. Als sie laute Schreie hörte, von denen sie geweckt wurde, tapste sie leise durch den Flur. Am Absatz der Treppe, die in die untere Etage führte blieb sie stehen und spähte durch die Gitterstäbe. Die Schreie verstarben und damit auch das Gefühl endlich am richtigen Ort zu sein. Was sie sah würde sie nie wieder vergessen, es würde sie nie wieder schlafen lassen, da war sie sich sicher: Die Frau, die sie ein halbes Jahr lang „Mutter“ gerufen hatte, lag am Boden. In ihrer Brust steckte ein Messer und ihre Augen waren weit aufgerissen. Neben ihr lag ihr Sohn. Ebenfalls blutüberströmt, gab er kein Lebenszeichen mehr von sich. Vor den Leichen stand ihr Adoptivvater, die Hände voller Blut und ein irres Grinsen auf den Lippen. Jelana bekam Panik. Was sollte sie tun? Um zu fliehen musste sie an ihrem Adoptivvater vorbei, an einem Mörder. Sie wusste, dass er ihr wehtun würde. Er würde sie töten. Dabei hatte sie Seto noch nicht wiedergefunden. Sie durfte noch nicht sterben. Nicht jetzt! Langsam und mit zittrigen Knien stand sie auf. Leise eilte sie in das Schlafzimmer ihrer Adoptiveltern und griff nach dem Telefonhörer, der neben dem Bett lag. Die Nummer der Polizei war schnell gewählt, doch ehe sie das gesehene schildern konnte, wurde die Türe gewaltsam aufgestoßen. „Da bist du ja.“, lachte er hämisch. Er hielt etwas hinter seinem Rücken versteckt. Er musste es ihr nicht zeigen, sie wusste, dass es das Messer war. Das Messer mit dem er seine Frau und seinen eigenen Sohn getötet hatte. Das Messer, mit dem er auch sie töten würde. Als er das Telefon an ihrem Ohr sah, stürmte er auf sie zu und mit einem lauten Schrei gelang es ihr gerade über das Bett auszuweichen. Mit schnellen Schritten floh sie aus dem Zimmer, die Treppe hinunter. Es war nicht mehr weit und sie würde die Haustüre erreichen. Nur noch ein paar Meter und sie hatte eine Chance. Die Polizei würde jeden Augenblick eintreffen und sie retten. Da war sie sich sicher. Doch als sie endlich die so ersehnte Tür erreicht hatte, stellte sie mit Schrecken fest, dass sie verschlossen war. Er hatte vorgesorgt. Hatte es kommen sehen. Panisch versuchte sie zu überlegen, doch er ließ ihr nicht viel Zeit. Als sie ihn am Absatz der Treppe sah, konnte sie vor Angst keinen klaren Gedanken mehr fassen. So rannte sie einfach in die Küche, wo ihr die rettende Idee kam. Sie hatte die große Glaswand in der Küche immer gehasst. Man musste aufpassen, dass man nicht versehentlich im Handtuch durch die Küche tapste, da die Gefahr bestand, dass die gesamte Nachbarschaft einen Blick auf einen warf. Doch in diesem Moment liebte sie diese Glaswand. Jetzt brauchte sie nur noch etwas womit sie das dicke Glas einschlagen konnte und das schnell. Sie hörte schon seine Schritte auf dem knarrenden Laminat und sie kamen immer näher. Schließlich griff sie sich den Messerblock aus Metall, den ihre Adoptivmutter erst vor ein paar Tagen gekauft und stolz präsentiert hatte. Panisch schlug sie auf das Glas ein. Er war da. Er stand im Türrahmen und sie hatte gerade einmal ein kleines Loch in das Glas geschlagen, zu klein um durch zu klettern. Ihre Gedanken setzten aus und ihr Überlebensinstinkt wurde wach. So nahm sie Anlauf und rannte einfach auf das Loch in der Glaswand zu. Tatsächlich gab es nach und mit einem lauten Klirren landete sie auf dem Rasen des Vorgartens. Sie schnappte nach Luft. Den stechenden Schmerz von tausenden Splittern, die in ihrem Körper steckten bemerkte sie noch nicht. Sie rannte einfach los. Und da hörte sie sie. Die Sirenen. Zum Glück konnte die Polizei einen Anruf orten. Erst als sie einem Polizisten in die Arme lief und dieser seine Waffe zog sah sie, dass er dicht hinter ihr gewesen und sie um ein Haar erwischt hätte... Schweißgebadet und schwer atmend wachte sie auf. Sie saß aufrecht im Bett und zitterte am ganzen Körper. //Beruhige dich//, dachte sie, //Er ist im Gefängnis...// Sie spürte, dass jemand sie in den Arm nahm und ein erschrockener Schrei entfloh ihr. Joey brauchte etwas bis er sie beruhigt hatte. So saß sie auf dem Bett, zitterte am ganzen Körper und lag in Joeys Armen, der nicht das geringste Verstand. Auch ihre Mutter hatte den Schrei gehört und war ins Zimmer geeilt. Jelana hörte, dass sie Joey fragte, was mit ihr sei und spürte, dass er mit den Schultern zuckte. Sie atmete ein paar Mal tief ein. Das hatte damals auch geholfen. „Alles gut. Ich habe nur schlecht geträumt.“ Sie löste sich aus Joeys Umarmung und setzte sich gerade aufs Bett. Wie immer setzte sie ein, sehr gut gespieltes, Lächeln auf. „Der Traum war so real, sag ich euch. Puh, schlimmer als Saw 1-6... o..oder wie viele Teile gibt es mittlerweile?“, plapperte sie munter drauf los. Sie bemerkte den verstohlenen Blick, den ihre Mutter Joey zuwarf, beschloss jedoch ihn zu ignorieren. „Gibt es schon Frühstück? Ich hab riesigen Hunger!“ Ihre Mutter nickte. „Ich schmeiße die Brötchen in den Backofen. Ihr könnt so in zehn Minuten kommen.“ Als sie das Zimmer verlassen hatte, wollte Jelana aufstehen um sich fertig zu machen, doch Joey hielt sie am Arm zurück so, dass sie wieder aufs Bett plumpste. Fragend sah sie ihn an. „Lügnerin!“ „Ehm, was?“ „Der Einzige Klassenkamerad, der gestern nicht in der Schule war, war Seto Kaiba!“ Ihr wurde plötzlich heiß und kalt. Und das zur selben Zeit! „Du kannst mir nicht erzählen, dass du dem Eisklotz freiwillig die Hausaufgaben vorbeigebracht hast!“ Sie dachte angestrengt darüber nach, was sie wohl am Besten sagen konnte, aber ihr viel beim besten Willen nichts anderes ein als die Wahrheit. „Naja, doch wieso nicht?“ Er musterte sie mit einem Blick, der mehr sagen konnte als tausend Worte. „Er ist gar nicht so schlimm“, fügte sie deshalb schnell hinzu. Er gab ein verächtliches Geräusch von sich. „Trotzdem glaube ich, dass du irgendwas verschweigst. Du kommst von diesem.. diesem...“, er schien nach einem passendem Wort zu suchen, fand aber offensichtlich keines, dass seine Wut über Kaiba ausdrückte. „Diesem Blödmann nach Hause und fängst einfach so an zu heulen...“ „Ich hab doch schon gesagt, dass ich übermüdet war. Dass mein Fahrrad auch noch gestohlen wurde hat das jetzt nicht gerade besser gemacht. Wenn ich so müde bin heul' ich dann halt schon mal für den kleinsten Mist. Es ist wirklich alles ok!“, versicherte sie ihm. Sie wusste, dass er ihr nicht glaubte, das konnte sie an seinem Gesicht sehen, aber offensichtlich wollte er es erst einmal dabei belassen. Sie war heilfroh darüber, denn das letzte was sie jetzt gebrauchen konnte, war jemand, der mit allen Mitteln aus ihr herausquetschen wollte, was mit ihr los war. „Aber eins sag ich dir! Wenn ich herausfinde, dass du wegen diesem Idiot geweint hast, mach ich ihn fertig!“, knurrte Joey zwischen zusammengebissenen Zähnen, als sie auf dem Weg in die Küche waren. Jelana beschloss zu schweigen. Sie würde den Dingen einfach ihren Lauf lassen. Mehr konnte sie jetzt sowieso nicht tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)