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Das Tagebuch eines Schwarzmagiers

Tiranu, der schwarzen Schnitter von Aldurat
von

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Und so beginnt es...

Heute habe ich, Tiranu der Schwarzmagier, den Entschluss gefasst dieses Tagebuch zu schreiben. Zum einen um meine Gedanken zu ordnen und zum anderen um meine Vergangenheit zu bewahren. Ich bin ein Elf, daher werde ich ein unbegrenzt langes Leben führen, sofern ich nicht durch einen gewaltsamen Tod oder durch eine schwere Krankheit zugrunde gehe. Wenn man solange leben kann wie ich es vermag, so könnten in ferner Zukunft die Erinnerungen an die Vergangenheit nach und nach verblassen. Um den Zahn der Zeit entgegenzuwirken entsteht also nun dieses Tagebuch, auf das mir wertvolle Erinnerungen nicht verloren gehen.

Sollte ich dennoch durch irgendeinen Umstand den Tod finden, so soll dieses Werk der Nachwelt erhalten bleiben, auf dass man sich an Tiranu, den schwarzen Schnitter von Aldurat erinnern möge (sollte dieser Fall eintreten so hoffe ich, dass dieses Buch nicht den Häschern in die Hände fällt, welche versuchen die Erinnerung an die Zunft der schwarzen Magier auszulöschen).

1. Eintrag

Ich verließ heute das Schiff, welches mich von Irem nach Edom gebracht hat. Kurz nachdem ich eben jenes Schiff verlassen hatte geschah etwas, was ich mir bis jetzt nicht erklären kann. Der ganze Hafen, die Stadt und auch die Menschen wirkten irgendwie unwirklich… nicht real. Plötzlich durchzuckte ein heller Blitz den Himmel und das Land. Das Bild der Stadt verschwamm vor meinen Augen. Die Landschaft um mich herum veränderte sich, selbst die Berge in der Ferne schienen ihre Konturen sowie ihre Farbe zu ändern. Ich fühlte mich leicht, als könnte ich schweben oder gar fliegen. So schnell wie all dies geschehen war, war es auch schon wieder vorbei. Mein Blick schärfte sich wieder und das Gefühl der Schwerelosigkeit fiel von mir ab. Stattdessen stellte sich in mir die Verwirrung ein, denn die Stadt Edom war verschwunden. Auch von der Hafenanlage oder dem Meer war nichts zu sehen. Auch mein hochnäsiger Begleiter Istigel Aman war nicht da. Immer noch verwirrt blickte ich mich um. In der Ferne sah ich eine große Stadt. Arkana… ging es mir durch den Kopf. Woher kannte ich den Namen dieser Stadt? Ich war mir sicher nie dort gewesen zu sein. Dennoch vielen mir weitere Details über die Stadt ein. Zum Beispiel, dass sich die große Bibliothek dort befindet. In dieser Bibliothek gibt es allerhand Bücher, welche sich um das Thema Magie drehen. Daher ist Arkana eine beliebte Anlaufstelle für alle Magier.

Von mal zu mal zweifelte ich immer mehr an der Existenz der Stadt Irem und an dem was mir seit der Seereise widerfahren ist. Auch mein vermeintlicher Begleiter Istigel Aman erschien mir nicht mehr real zu sein. Nach und nach vielen mir immer mehr Dinge aus meinem “richtigen” Leben ein. Sobald ich die Frage der Realität endgültig für mich geklärt hatte, machte ich mich, noch immer leicht verwirrt, auf den Weg in die Stadt Arkana.

Als ich die Stadt erreichte ging ich auf den Marktplatz und sah mich um. Der Platz war hell erleuchtet von der Mittagssonne. Sowohl Männer als auch Frauen waren mit ihren täglichen Arbeiten beschäftigt und gingen geschäftig hin und her. Händler priesen ihre Waren an, man hörte Gesprächsfetzen kleinerer Menschengruppen und das Lied einiger Vögel. Alles in allem ein äußerst idyllisches Bild. Einfach nur widerwärtig… geplagt vom grellen Licht der Sonne und der Harmonie dieses abscheulich friedfertigen Ortes machte ich mich auf den Weg ein Gasthaus zu finden, welches meinen Ansprüchen entsprach.

Nach einem kurzen Fußmarsch fand ich eines. Es hieß “Zum schwarzen Raben”. Der Name gefiel mir, daher trat ich ein. An einer Wand saß ein Magier, welcher eine Pfeife rauchte. Ich beachtete ihn nicht. Allgemein halte ich nichts von den gewöhnlichen Magiern, welche sich nur darauf verstehen viel Krach und Lärm zu machen. Sie verstehen sich nicht auf die Feinheiten der Magie, welche zum Beispiel der Schwarzmagie innewohnen. Die Kunst Untote zu beschwören und sich deren Kraft zunutze zu machen.

Das Gasthaus machte einen sehr noblen Eindruck. Ich rechnete schon damit, dass ich mir eine solche Behausung nicht leisten konnte. Nachdem ich am Empfang den Preis für ein Zimmer nachfragte, bestätigte sich mein Verdacht und ich verließ das Gasthaus um mir eine andere Unterkunft zu suchen. Meine Suche führte mich in das ärmere Stadtviertel, wo ich schließlich auch fündig wurde. Es war eine ziemlich heruntergekommene Kneipe namens “Gasthof zur Elster”. Diese Unterkunft war für mich bei weitem besser als die Vorherige, denn sie würde gewiss schön modrig und dunkel sein. Als ich eintrat bestätigte sich meine Vermutung. Es war ein dunkler und muffiger Ort, dennoch war er brechend voll. Es schien so, als wäre hier all das Gesindel der Stadt zusammengekommen. Doch davon ließ ich mich nicht beirren und ging zur Theke um mich nach den Preisen für ein Zimmer zu erkundigen. Der Wirt sah mich abfällig an und verlangte 2 Silbermünzen für eine Unterkunft ohne Verpflegung. Der arme Tor wusste scheinbar nicht, mit wem er es zu tun hatte. Ich sagte ihm, dass seine Preise unverschämt hoch seien, denn ich war es leid geworden mich auf die Suche nach einem Quartier zu machen. Ich war entschlossen hier ein Zimmer zu bekommen und zwar zu meinen Bedingungen! Der Wirt war über meine Meinung zu seinen Preisen gar nicht erfreut und drohte mir. Er befahl zwei seiner Leute mich hinaus zu werfen und zu verprügeln. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so köstlich amüsiert, als die beiden Narren sich von ihren Plätzen erhoben um seinem Befehl folge zu leisten. Eine mannshohe Stichflamme aus dem Boden genügte um die beiden ängstlich auf ihre Plätze zurück zu verweisen. Auch der Wirt ist um einiges blasser geworden. Als ich ihm schließlich meine Bedingungen diktierte, stimmte er mir nur noch zu. Ich bekam ein Zimmer und uneingeschränkte Verpflegung für eine Silbermünze, welche ich erst bei meiner Abreise zahlen würde.

Nach diesem kleinen Scharmützel mit dem Wirt und seinen Untergebenen setzte ich mich in die dunkelste Ecke, welche ich finden konnte. Dort belauschte ich ein Gespräch, in dem es um eine Ruine in der nähe der Stadt ging. Dort sollten angeblich Schätze zu finden sein. Auch hörte ich von einer Legende über die Ruine. Besagten Ort sollen einst Schwarzmagier bewohnt haben. Von dieser Neuigkeit erregt beschloss ich, mich in die Bibliothek zu begeben, um dort weitere Informationen zu dieser Legende und dem Ort zu suchen.

In der großen Bibliothek fand ich sehr schnell die Legende von Karak Ulad, dem unterirdischen Kloster: Einst haben dort Heiler gelebt, welche versuchten den Tod zu besiegen. Als ihnen dies nicht gelang, wendeten sie sich der Nekromantie zu und experimentierten mit den dunklen Kräften um ihr Ziel zu erreichen. Trotz ihrer Bemühungen ihr Vorgehen geheim zu halten gingen sehr bald Gerüchte über ihr dunkles Treiben in der Bevölkerung umher. Aus diesen Gerüchten erwuchs sowohl Angst, als auch Hass. Als der Hass schließlich überwiegte, stürmten die Stadtbewohner das Kloster, zerstörten dieses und töteten dessen Bewohner. Nur jene die tief in die Katakomben fliehen konnten sollen überlebt haben. Dort unten vermutet man weitere Gewölbe und Bibliotheken voll von Büchern über schwarze Magie, allerdings hat sich kaum jemand getraut diese Vermutung zu beweisen und all jene die es versuchten wurden niemals wieder gesehen.

Ein starkes Gefühl der Erregung erfasste mich, als ich die Legende gelesen hatte. Ein schwarzmagischer Ort, welcher enormes Wissen beherbergen muss war zum greifen nah! Ich nahm mir vor die Ruinen des Klosters am nächsten Tage aufzusuchen. So verließ ich die Bibliothek und begab mich zur Kneipe um mich in meinem Zimmer schlafen zu legen.

2. Eintrag

Ich erwachte langsam aus meinen Trancezustand, welcher meist meinen Schlaf ersetzt, wenn ich nicht all zu müde bin. Dies erlaubt mir auch während meines “Schlafes”, meine Umgebung wahr zu nehmen und potenzielle Gefahren zu erkennen. Grade in der Kneipe, in der ich mich befand, musste man aufpassen nicht im Schlaf erdolcht zu werden. Ich stand auf und strich meine schwarze Robe glatt. Dann packte ich meine Sachen zusammen und begab mich nach unten zur Theke der Kneipe. Ich war versucht dem arroganten Wirt sein Geld zu verweigern und einfach so zu gehen. Allerdings wollte ich jetzt in keinen Konflikt geraten, denn ich hatte weitaus wichtigeres zu tun. Daher zahlte ich die Silbermünze und verließ wortlos das Lokal.

Ich machte mich auf den Weg zur Stadtmauer. Es war früher Morgen und die Sonne schien nicht all zu grell und erleuchtete noch nicht alle Winkel der Stadt. Während meines Weges beschlich mich das Gefühl verfolgt zu werden. Daher bog ich in eine noch dunkle Seitengasse ein und verbarg mich in der Finsternis. Als ich mich nun aus meinem Versteck heraus umschaute, sah ich meine Verfolger. Es waren die Lakaien des Wirtes vom “Gasthof zur Elster”. Beide hatten einen Dolch in der Hand. “Diese Narren”, dachte ich mir und trat aus dem Schatten heraus und stellte mich ihnen in den Weg. “Habt ihr gestern eure Lektion nicht gelernt?”, fragte ich sie. Die beiden Streitlustigen funkelten mich daraufhin nur böse an und murmelten etwas davon, dass sie sich nicht so einfach abspeisen lassen würden. Daraufhin ging der eine auch schon mit erhobenen Dolch auf mich zu. Ich schoss ihm mit einem Feuerstrahl in die Brust, woraufhin er bewusstlos zu Boden ging. Sein Freund war nun tobend vor Wut und stürzte sich auf mich. Doch ich war schneller und sein Dolch ging ins Leere. Ich schoss mit einem Schwarzpfeil auf seine Hand, woraufhin er seine Waffe  fallen ließ. Ich hatte ihn zwar entwaffnet, aber das schien weder seinen Zorn noch seinen Mut zu schmälern. Jetzt wollte er in den Faustkampf gegen mich, einen Magier, übergehen. Ich musste mich zusammenreißen damit ich nicht anfing lauthals zu lachen, aber ein spöttisches Grinsen konnte ich nicht verbergen. Er holte zu einem kraftvollen Faustschlag aus. Durch die Kraft die er in den Schlag hatte legen wollen stürzte er, als sein Angriff wiederum ins Leere ging. Er fiel neben seinen bewusstlosen Freund zu Boden. Jetzt konnte ich ein kichern nicht unterdrücken. Ich ging auf ihn zu und erhob meinen Kampfstab, welchen ich mit mir führte, um ihn diesen über den Schädel zu schlagen. Als das Stabende hinabsauste, drehte er sich schnell zur Seite, richtete sich auf und stieß mir einen Dolch in die Seite. Ich war entsetzt, als der Schmerz sich in meinem Körper ausbreitete. Woher hatte er auf einmal den Dolch gehabt? Mir wurde schwindelig… der Schmerz ließ nicht nach und betäubte meine Sinne. Meine Robe sog sich voll mit meinem eigenen Blut. Ich ging auf die Knie und kurz bevor ich endgültig zusammenbrach begriff ich, was geschehen sein musste. Während er neben seinem Freund gelegen hatte, musste er sich dessen Messer gegriffen haben.

Schließlich verlor ich das Bewusstsein und ließ mich in die wohlige Schwärze gleiten, welche mir einen Ausweg vor dem Schmerz bot.

Doch mir war es nicht vergönnt in der schützenden Umarmung des Todes zu verweilen. Irgendetwas riss mich wieder zurück ins Leben und damit kehrte auch der stechende Schmerz wieder. Ich schlug die Augen auf und als sich mein Blick klärte, erkannte ich, dass ich mich in einem Hospital befand. Zwei Heiler standen um mein Bett herum. Sie sagten, dass ich Glück gehabt hatte. Man schien mich schnell gefunden und ins Hospital gebracht zu haben. Allerdings sei mein Hab und Gut geklaut worden. Nur die Robe, welche ich am Leib getragen hatte und mein Kampfstab waren mir geblieben.

Die Heiler verabreichten mir einen Trank, welcher meine Kräfte wiederherstellen sollte. Ich nahm mir vor, mich erst einmal auszuruhen und einmal wieder richtig zu schlafen. So ließ ich mich langsam in meine dunklen Träume hinabgleiten, welche sich nur um einen Gedanken drehten… Rache.

3. Eintrag

Getrieben von dem Gedanken nach Rache schritt meine Genesung schnell voran, sodass ich schon nach zwei Tagen aus dem Hospital entlassen werden konnte. Aber was genau sollte ich nun tun? Ich hatte weder Geld für Nahrungsmittel noch für irgendeine Unterkunft. Ich hatte nur meine schwarze Robe und meinen Kampfstab, welchen mir diese miesen Diebe wie zum Hohn zurückgelassen hatten. Der dumpfe Zorn darüber was geschehen war, begann wieder in mir aufzulodern. Diese Schande von einem gewöhnlichen Taschendieb niedergestreckt und ausgeraubt worden zu sein… “das werden sie mir büßen”, dachte ich mir. Ich packte meine Sachen zusammen und verließ das Hospital ohne ein Wort des Dankes an die Heiler.

Es dauerte eine Weile, bis ich die Orientierung wieder gefunden hatte. Denn der Stadtteil in dem ich mich befand war mir vollends unbekannt. Allerdings erkannte ich das große Gebäude der Bibliothek, an dem ich mich orientieren konnte. So fand ich schließlich auch die Kneipe “Gasthof zur Elster” wieder. Dort vermutete ich die beiden Diebe. Als ich eintrat, sah ich, dass meine Vermutung korrekt war. Sie saßen lachend an einem Tisch und tranken Wein. Ich suchte mir einen Platz, von dem aus ich die Beiden beobachten konnte. Es dauerte leider nicht all zu lange, bis einer von ihnen meine Anwesenheit bemerkte. Er deutete auf mich und sagte irgendetwas zu seinem Freund. Dieser sah zu mir hinüber, machte eine abfällige Handbewegung und lachte. Diese Narren schienen beschlossen zu haben mich nicht weiter ernst zu nehmen… wie töricht. Zumindest einer hatte am eigenen Leib erfahren, wozu ich im Stande sein konnte. Sie tranken einen Humpen Wein nach dem anderen. Ich war schon geneigt zu lächeln, ließ es aber doch bleiben. Die beiden waren drauf und dran sich zu betrinken.

Zu später Stunde schließlich beendeten die beiden Thoren ihr “Saufgelage” und machten sich daran, aus der Kneipe zu torkeln. Einer der beiden schien es für komisch zu halten mich im vorbeigehen anzurempeln. Ich reagierte nicht drauf. Als sie das Lokal verlassen hatten, erhob ich mich langsam und machte mich an die Verfolgung der beiden Diebe.

Ich verfolgte sie eine Zeit lang, bis sie in eine dunkle Gasse abbogen. Auf einmal hörte ich einen von ihnen fluchen. Nachdem auch ich die Gasse erreicht hatte sah ich, dass einer der Beiden das Gleichgewicht verloren hatte und gestürzt war. Sein Freund war grade dabei ihm aufzuhelfen, als ich diesem mit einem Schwarzpfeil in den Rücken schoss. Der Getroffene stürzte bewusstlos zu Boden und mit ihm stürzte auch sein Freund aufs neue. Ich musste vor Ironie amüsiert lächeln, denn diese Situation kam mir äußerst bekannt vor. Einer bewusstlos und der andere noch mehr oder weniger auf den Beinen. Dieses mal würde ihm nicht ein solcher Glückstreffer gelingen, selbst wenn er nicht betrunken gewesen wäre. Langsam und allmählich kam der Eine wieder auf die Beine. Er schimpfte vor sich hin und schien nicht wirklich bemerkt zu haben was los war. Erst als er mich sah lallte er: “Du schon wieder!” Ich sagte kein Wort, denn der Tod kommt ja bekanntlich auf leisen Schwingen. Dennoch kostete ich meine Rache aus. Ich spielte ein bisschen mit ihm. Schoss ihm mit Schwarzpfeilen in Arme und Beine, während er auf äußerst jämmerlich Art und Weise versuchte, mit gezücktem Dolch, in meine Richtung zu torkeln. Schließlich beschloss ich das Spielchen zu beenden. Ich wartete bis er ein wenig näher gekommen war, dann schoss ich ihm mit einem sehr starken Feuerstrahl direkt ich die Brust. Durch die Wucht dieser Attacke flog er ein paar Schritte nach hinten und blieb dort liegen. Langsam ging ich auf ihn zu. Als ich näher kam, roch ich den wunderbaren süßlich, rauchigen Geruch von verbranntem Fleisch. Er war tot. Eine Welle der Genugtuung ging durch meinen Körper. Ich durchsuchte seinen verkohlten Leichnam und fand ein paar Goldmünzen, welche ich einsteckte. Danach ging ich zu seinem bewusstlosen Freund hinüber und durchsuchte diesen ebenfalls. Ich fand Goldmünzen, Feuersteine und Zunder sowie einen Dolch. Erstere Beiden steckte ich ein. Als ich den Dolch zur Hand nahm sah ich, dass getrocknetes Blut an diesem klebte. Ich sah ihn mit schmalen Augen an, denn ich Begriff, dass dies der Dolch war, mit dem ich niedergestreckt worden war. Ich sah eine weile mit bösem Blick zwischen dem blutverschmierten Dolch in meiner Hand und dem Dieb zu meinen Füßen hin und her. Schließlich stahl sich ein Lächeln auf meine Züge, denn in meinem Geist nahm eine wunderbare Idee gestalt an. Ich schleifte den Dieb hinüber zu seinem toten Kameraden und legte ihn so hin, dass er, wenn er aufwacht, genau in das verbrannte Gesicht seines toten Freundes blicken würde. Als dies getan war ging ich hinter ihm in die Hocke und wartete.

Als er nach kurzer Zeit zu sich kam und die Augen aufschlug, starrte er seinen verkohlten Freund an, den Mund zu einem Schrei geöffnet. Doch ihm kam kein Ton über die Lippen. Als er schließlich hektisch versuchte auf die Füße zu kommen, zog ich seinen Kopf nach hinten und schnitt ihm mit dem Dolch die Kehle auf. Während er seine Hände auf die Wunde presste und versuchte das Blut aufzuhalten, welches aus seinem Hals strömte, flüsterte ich ihm ins Ohr: “Schöne Grüße vom Todesboten”. Mit diesen Worten schubste ich ihn auf den Leichnam seines Freundes, wo er hilflos zappelnd und röchelnd den Tod fand. Ich reinigte die Klinge des Dolches an der Kleidung des Toten. Danach schlenderte ich langsam Richtung Markt. Zu dieser späten Stunde wollte ich kein Gasthaus mehr aufsuchen, da dies nur unnötige Aufmerksamkeit auf mich gelenkt hätte. Daher beschloss ich mir einen Platz auf den Markt zu suchen, wo ich mich in meinen Trancezustand begeben konnte. Den Markt wählte ich deshalb, weil dort des öfteren  Wachsoldaten vorbeikommen. Schließlich wollte ich nicht, dass mein kleiner Schatz, welchen ich von den Dieben erbeutet hatte, an irgendeinen anderen kleinen Taschendieb verloren ging. Immerhin waren es elf Goldmünzen. Als ich schließlich den Markt erreichte, suchte ich mir eine windgeschützte Ecke, ließ mich dort nieder und begab mich in meine Trance.

4. Eintrag

Als das Licht des Tages die Dunkelheit der Nacht verdrängte, erwachte ich aus meiner Trance. Ich stand auf und streckte meine steifen Glieder. Langsam und allmählich erwachte auch der Marktplatz zum Leben. Ich besah mir einige Stände mit den darauf liegenden Waren. Schließlich kaufe ich von dem Gold, welches ich den Dieben abgenommen hatte, einen Rucksack, zwei Wasserschläuche, zwei Fackeln sowie einige Vorräte.

Nachdem ich meinen Einkauf beendet hatte, machte ich mich auf dem Weg zum Brunnen, um meine Wasserschläuche aufzufüllen. Vor diesem hatte sich auch schon eine kleine Schlange gebildet. Ich ärgerte mich über den Umstand, mich in dieser einreihen zu müssen. Aber mir blieb nichts anderes übrig, wenn ich keine unnötige Aufmerksamkeit erregen wollte. Nach einiger Zeit kam ich auch schließlich dran. Ich kurbelte den Eimer hoch und füllte das in ihm befindliche Wasser in meine beiden Trinkschläuche ab.

Mittlerweile stand die Sonne schon hoch am Himmel und brannte heiß hinab. Es musste schon fast Mittag sein, als ich mich auf den Weg zu den Stadttoren machte. Ich hatte mein eigentliches Ziel trotz der kleineren Unannehmlichkeiten nicht aus den Augen verloren. Die Ruinen des Kloster von Karak Ulad waren mein Ziel. Aus der Legende, welche ich in der großen Bibliothek von Arkana gelesen hatte, wusste ich, wo sich das Kloster ungefähr befunden haben musste.

Während meiner Reise war mir ein wenig mulmig zumute, denn ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Da ich allerdings niemanden entdecken konnte, kümmerte ich mich nicht weiter darum. Die Stunden vergingen wie im Fluge. Erst als die Sonne untergegangen war, fand ich die Ruinen. Von dem eigentlichen Kloster war wahrlich nicht mehr viel übrig geblieben. Nur ein paar vereinzelte, niedrige Mauerreste standen noch.

Ich erinnerte mich an das Gespräch, welches ich damals im “Gasthof zu Elster” belauscht hatte. Mir fielen daraus einige Einzelheiten wieder ein. Irgendwo musste sich hier ein Loch im Boden befinden, durch welches ein Freund, der Belauschten, gefallen war. Dieses Loch war der Eingang zu den Katakomben des Klosters. Dank meiner guten Nachtsicht dauerte es nicht lange bis ich besagtes Loch gefunden hatte. Allerdings war ich durch den langen Marsch sehr müde. Daher beschloss ich erst einmal etwas zu essen und mich danach in eine meditative Trance zu begeben, um meine Kräfte zu erneuern.

Als ich mich grade für meine Trance an einer der niedrigen Mauerreste gelehnt hatte, schlug plötzlich ein Pfeil neben mir ein und fiel mit einem leisen klappern zu Boden. Nachdem ich mich von der Überraschung erholt hatte, schnappte ich mir meinen Rucksack sowie meinen Kampfstab und kletterte über die  Mauer. Hinter dieser versteckte ich mich vor den Angriffen des Bogenschützen. Ich spähte vorsichtig über den Rand der Mauer um meinen Angreifer zu lokalisieren, konnte jedoch niemanden entdecken. Plötzlich schlug wiederum ein Pfeil neben mir auf die Mauer. Entweder musste der Schütze seine Position geändert haben, oder es gab mehr als einen. Egal wie viele es waren, er oder sie mussten sich irgendwo in dem Waldstück befinden, welches die Ruinen umgab.

Auf einmal wurden Fackeln innerhalb des Waldstückes entzündet. Sowohl Männer als auch Frauen kamen auf mich zugerannt. Alle waren sie bewaffnet mit Schwertern, Bögen, Messern oder Sensen. Der Mann, welcher mir am nächsten war und ein Schwert trug, schrie: “Tötet den Hexer!”. Mir wurde übel, man hatte mich erkannt. Scheinbar hatte mein “kleiner Auftritt” in der Kneipe damals die Runde unter der ärmeren Bevölkerung der Stadt gemacht.

Ich war umzingelt, von allen Seiten kamen sie auf mich zugestürmt. Es schien keinen Ausweg zu geben… es sei denn… mein Blick fiel auf das Loch im Boden. Es war keine fünf Meter von mir entfernt. Wenn ich schnell genug sein würde, könnte ich es schaffen. Ich schulterte geschwind meinen Rucksack und sprintete auf das Loch zu. Während ich lief schlugen Pfeile neben mir im Boden ein. Als ich das Loch erreichte, sprang ich hinein. Ich hatte Glück, denn es war nicht sonderlich tief. Ich beeilte mich von dem Eingang weg zu kommen. Ich befand mich in einem verwilderten Tunnel. Wurzeln hingen aus den Wänden heraus und erschwerten einem das Vorankommen. Als ich um eine Tunnelecke bog, sah ich aus dem Augenwinkel, wie eine Strickleiter durch das Loch zu Boden gelassen wurde. Ich beeilte mich weiter voran zu kommen. Allerdings musste ich bald inne halten, um eine Fackel aus meinem Rucksack zu holen und zu entzünden. Meine Nachtsicht half mir hier leider nicht mehr weiter, denn mir fehlte das Licht des Mondes und der Sterne. Nachdem ich meine Fackel entzündet hatte, machte ich mich wiederum auf den Weg, wohl wissend das die aufgebrachte Meute noch immer hinter mir her war. Ich hoffte, dass sie mir nicht all zu tief in die Finsternis der Katakomben, des Kloster von Karak Ulad, folgen würden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  MillyMitch
2011-01-09T17:37:53+00:00 09.01.2011 18:37
So, nun schreib ich dir endlich mal ein Kommentar zu dieser Geschichte : )
Wie ich dir ja schon gesagt habe, finde ich das du echt Talent hast.

Wenn ich mir deine Geschichten durchlese kann ich mir das richtig gut bildlich vorstellen. Auch wenn diese Geschichte vom Thema her nicht wirklich mein Geschmack ist, hat es mir deswegen richtig Spaß gebracht es durchzulesen.

Also mach weiter so! (^ ^)b


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