Schneeflocke von Schattenprinz ================================================================================ Kapitel 1: Schneeflocke ----------------------- Schneeflocke Langsam rieselte der Schnee vom bedeckten Himmel herab. Ich vergrub meine Schnauze im weichen Fell meiner Vorderpfoten und beobachtete die Zweibeiner, wie sie geschäftig auf und ab rannten. Es waren viel mehr als sonst. Irgendetwas stimmte ganz gewaltig nicht, das sagte mir mein akitanischer Instinkt. Das allerseltsamste an dem Ganzen war aber, dass einige von ihnen Bäume mit sich herumschleppten. Bäume! Als ob es da draußen nicht genug gäbe, mehr als man jemals bepinkeln konnte. Aber na ja, die Menschen waren ja noch nie sonderlich normal gewesen. Immer wollten sie alles für sich haben und nun beanspruchten sie sogar schon die Bäume für sich. Ich musterte eine vereinzelte Schneeflocke, die Haken schlagend herabsegelte. Vor was sie wohl flüchtete? Sie landete auf meiner Nasenspitze und ich versuchte angestrengt, sie mit beiden Augen gleichzeitig zu sehen. Dabei bemerkte ich, wie eines der vorbeihastenden Pfotenpaare vor mir stehen blieb. „Na, was machst du denn hier so ganz alleine?“ Ich wollte ihn gerade genervt verscheuchen, als er mich hinterhältig zwischen den Ohren kraulte. Mein Schwachpunkt. Sofort war es um mich geschehen, ich reckte genießerisch den Hals. Es kam nicht oft vor, dass ein Zweibeiner mit seinen angenehm sanften Krallen mich streichelte. „Du bist wohl ein kleiner Streuner, hm? So siehst du auf jeden Fall aus.“ Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und sah auf mich herab. „Warum eigentlich nicht?“, murmelte er leise vor sich hin und sah zu einem blauen Brummseldings. Und dann wieder zu mir. Ich legte den Kopf schief. Was zum Teufel wollte der von mir? Auf einmal ging er zu seinem Brummseldings und öffnete die hintere Haut des Ungetüms. Darin sah es weich und gemütlich aus. „Hopp, spring rein, Kleiner! Dann bekommst du zu Weihnachten mal eine warme Stube und eine ordentliche Knackwurst.“ Weihnachten? Was war das nun schon wieder? Der wollte mich wohl veralbern. „Nun komm schon, es ist eiskalt.“ Er schlotterte. „Hab keine Angst, ich tu dir nichts.“ Angst?! Das war zuviel. Akitas haben doch keine Angst! Ich brummelte missgelaunt und war mit einem gut gewählten Satz in dem komischen Ding, dem man die Haut aufziehen konnte. Und kaum dass ich es betreten hatte, machte der Zweibeiner es wieder zu! Trotzdem konnte ich noch nach draußen sehen. Ich sag’s euch, das war vielleicht merkwürdig! Die Umgebung zog vorbei und als wir wieder hielten, brachte er mich in eines der großen Steinhöhlen, in denen diese Menschen hausen. Darin war es schön gemütlich warm und in einem Abteil stand sogar ein eigener Pinkelbaum! Mit ganz vielem Knabberzeug zum Zerbeißen daran. Als ich es ausprobieren wollte, wurde der Zweibeiner aber ziemlich übel gelaunt. Er befahl mir, still sitzen zu bleiben und ich tat es auch; nicht aus gehorsam, sondern weil es an dem Kasten, in dem Feuer flackerte, schön gemütlich war. Und dann geschah es: aus irgendeinem unergründlichen Grund fing er zu Heulen an! Er vermisste wohl sein Rudel. Ganz traurig und kläglich heulte er vor sich hin, es war herzzerreißend. Das konnte ich nicht mit ansehen, deshalb half ich ihm und machte mit. Zuerst sah der Zweibeiner mich ganz perplex an, aber dann brach er in schallendes Gelächter aus. Ich verstand die Welt nicht mehr. Zuerst war er todtraurig und im nächsten Moment lachte er über irgendetwas! Menschen sind eine verdammt komische Spezies. Aber immerhin hat er mir dann eine leckere Wurst spendiert. Dafür hat sich der Aufwand doch gelohnt. Mal sehen, vielleicht bleibe ich sogar bei dem. Aber nur vielleicht. Er nennt mich neuerdings Schneeflocke und will, dass ich ihm irgendwelche Sachen bringe. Sehe ich so aus wie ein braver kleiner Dackel?! Ich trage dem Typen doch nicht all seine komischen Papierrollen hinterher, wozu soll das bitteschön gut sein? Und das auch noch im tiefsten Winter! Er will doch nur selbst nicht rausgehen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)