Die Spieluhr. von sama (Ein letzter Tanz.) ================================================================================ Kapitel 1: Ein letzter Tanz. ---------------------------- Die Spieluhr. Ein letzter Tanz. -- -- -- -- Musik in der Stille ertönt. Augenaufschlag, Bewegung. Ein Schritt. Ein weiterer. Eine Drehung, ein Sprung. Leidenschaft, Freiheit. Sie flog dahin, über Parkett, durch das Licht. Tanzte wie ein Engel auf Wolken. Ließ Bewegungen wie Wasser ineinander fließen. Ein Schritt. Ein weiterer. Drehung, ein Augenaufschlag. Sie bewegte ihre Arme anmutig, ließ sich von den Fingern der Musik führen. Tanzte wie eine Schneeflocke im Wind. Ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Ein Schritt. Ein weiterer. Drehung, ein Sprung. Sie lächelte, als der Wind des Tanzes sie berührte. Tanzte wie Blätter im Sturm. Ließ das Chaos der Welt sie nicht berühren. Ein Schritt. Ein weiterer. Eine Drehung, ein Standbild. Hinata ließ langsam ihre Arme sinken und verbeugte sich tief, als der tosende Applaus die Stille der Sprachlosigkeit durchbrach. Sie lächelte und winkte dem Publikum vornehm zu. Weiße und rote Rosen wurden auf die Bühne geworfen, der Applaus schien nicht enden zu wollen. Pfiffe der Bewunderung ertönten, Rufe der Begeisterung schallten zu ihr auf die Bühne. Hinata verbeugte sich erneut und ging dann engelsgleich zurück hinter die Kulissen. Am Ende der Treppe, die von der Bühne führte, wartete ihre Assistentin mit einem Mantel, in den Hinata auch sogleich schlüpfte. Still ging sie in ihre Kabine, während man ihr sagte, wann ein weiterer Auftritt von ihr erwartet wurde. Es herrschte Hektik um sie herum, doch Hinata schloss all dies weg, als sie durch die Tür in ihre Kabine ging und diese mit einem leisen Klicken zumachte. Erst jetzt erlaubte sich Hinata ihre perfekte Fassade abzulegen und seufzte tief. Müde ließ sie sich auf ihrem Stuhl vor ihrem Frisiertisch fallen, begutachtet kurz ihr Make-up und ihre Frisur und lehnte sich dann entspannend zurück. „Mama, was machen die da?” „Die tanzen Ballett mein Kind.” „Das sieht schön aus, ich will auch Ballett tanzen!” „Mein Schatz, das ist aber sehr viel Arbeit.” „Ehrlich?” „Ja, aber wenn du jeden Tag fleißig übst, dann wirst du vielleicht auch eines Tages so schön tanzen können. Dann wirst du vielleicht zu einer Prima Ballerina.” „Au ja!” Hinata schlug wieder die Augen auf und musste grinsen, als sie daran dachte, wie sie mit fünf Jahren das erste Mal eine Ballettvorführung gesehen hatte. Es war auf dem Weihnachtsball in der Firma ihres Vaters gewesen. Ihr Vater und ihre Mutter hatten klassisches Ballett geliebt und sahen sich gerne immer wieder Aufführungen an. Ihr Vater hatte auch das regionale Ballettteam gesponsert und zahlte auch breitwillig, wenn es darum ging neue Kostüme oder dergleichen zu besorgen. Die Firma, die ihr Vater selbst aufgezogen hatte, warf genügend Geld ab, dass sie neben ihrem teueren Wohnluxus auch dort Geld investieren konnten. Natürlich freute sich da das Ballettteam und ernannte ihn zum Ehrenmann. Seit diesem Tag, hing ihr Vater mit vornehmen Lächeln in der Aula der großen Ballettschule und drunter hing ein Schild, mit seinem Namen darauf. Hiashi Hyuuga. Viele Preise und Pokale hingen und standen um dieses Foto herum. Er galt noch bis heute als der Ehrenmann, der er damals war. Und das, obwohl er schon seit zehn Jahren Tod war. Er und Hinatas Mutter starben mit fünf Monaten Abstand in einem Jahr an einer seltenen Krankheit. Hinata war damals 27 gewesen. Jetzt war sie 37 und mit diesem Alter verabschiedete sie sich nun vom Balletttanzen. Musste sich verabschieden. Ihr Arzt hatte ihr diagnostiziert, dass wenn sie nicht langsam mit dem Balletttanzen aufhören würde, sie erhebliche Probleme mit ihrem Rücken und ihren Beinen bekommen würde. Das war vor drei Jahren. Und Hinata musste es sich eingestehen. Durch die vielen Verrenkungen schmerzte ihr Rücken und durch das Tanzen auf den Zehenspitzen schmerzten ihre Füße von Jahr zu Jahr mehr. Hinata wurde zu alt für diese Kunst. Aber sie wollte nicht aufhören. Sie konnte nicht. Hinata hatte damals mit fünf Jahren angefangen und seit dem nie mehr aufhören wollen. Ihre Eltern waren entzückt gewesen, als sie erfahren hatten, dass ihre Tochter gute Chancen hatte, zu einer Prima Ballerina aufzusteigen. Ihr Vater hatte sie sogar aus dem Erbe der Firma gestrichen, da sie diese eigentlich weiterführen sollte. Doch ihr Vater unterstützte sie und überschrieb das Erbe der Firma an ihren Cousin Neji. Sie durfte weiter davon träumen eine Prima Ballerina zu werden. Die ersten Aufführungen folgten mit sieben, das erste Solo durfte Hinata mit zehn tanzen. Bei all diesen Vorführungen waren ihre Eltern dabei. Saßen stolz in der ersten Reihe. Hinata konnte immer das Glänzen in ihren Augen sehen, wenn sie tanzte. Selbst, wenn sie nur eine kleine Rolle zu tanzen hatte. Bei ihrem ersten Soloauftritt dann, schenkten sie ihr eine Spieluhr mit einer Ballerina darin. Hinata hatte sie aufgezogen, aufgeklappt und dann der kleinen Ballerina im rosa Kleid zugeschaut, wie sie sich um die eigene Achse drehte. Die Melodie der Spieluhr wurde zu ihrer Lieblingsmelodie und immer wenn sie Zeit hatte, zog sie die Uhr auf und tanzte mit der kleinen Ballerina, zuhause vor dem Spiegel. Mit 23 hatte Hinata es dann geschafft. Sie war zu einer der begehrtesten Ballerinas geworden und ihre Tanztechnik war so ausgefeilt durch das tägliche Training, dass sie den Spitznamen ‘Engel’ erhalten hatte. Die Kritiker meinten, dass keine andere Person so engelsgleich und anmutig tanzen konnte, wie Hinata. Und ihre Eltern waren stolz. Sie besuchten sie noch immer bei all ihren Auftritten und saßen wie immer in der ersten Reihe. Hinata war glücklich gewesen. Ballett war zu ihrer Leidenschaft geworden und wenn sie tanzte, dann erfüllte innerer Frieden ihre Seele. Ihr Herz konnte lachen und das Chaos der Welt war für einen Moment vergessen. Hinata war wie im Freudentaumel gewesen. Von überall lobte man sie für ihren Ausdruck, ihre Gefühlsdarstellung, ihre Tanzart, doch dann holte die Realität sie ein. Ihre Eltern starben und fortan saßen sie nicht mehr in der ersten Reihe mit stolzgeschwollener Brust. Es hatte Hinata viel Kraft und Willen gekostet über ihren Tod hinwegzukommen. Sie hatte sich ein Jahr Pause genommen, hatte ihre große Liebe Naruto gefunden, andere gute Freunde gefunden. Nach dem Jahr Pause kam sie zurück auf die Bühne und die Kritiker waren nach wie vor von ihr begeistert. Der Engel war zurückgekehrt. Hinata war glücklich gewesen. Mit 34 kam dann das eindringliche Gespräch mit ihrem Arzt und Hinata wollte dann wirklich aufhören, aber sie konnte nicht. Sie wollte nicht. Sie tat es nicht. Hinata hatte zu dieser Zeit bereits einer Aufführung eines Ballettensembles zugestimmt, welche ich über drei Jahre strecken sollte. Und nun saß sie hier. Hinata seufzte. Heute waren diese drei Jahre vorbei und die Aufführung neigte sich dem Ende zu. Ebenso wie ihre Karriere als Prima Ballerina. Hinata hatte nur noch einen Tanz zu tanzen. Das Publikum wusste dies bereits und feierte sie schon als eine der Besten. Es hieß sogar, dass sie in die Kunstgeschichte eingehen würde. Als ‘Der Engel, der vom Himmel stieg und uns das Tanzen lehrte'. Hinata fand das ein wenig übertrieben, aber doch war sie froh, dass ihre Leidenschaft anerkannt wurde. Ja fast schon verehrt wurde. Hinata seufzte erneut und sah auf eine kleine Schatulle, die einen Ehrenplatz auf ihrem Frisiertisch hatte. Es war eine kleine weiße Holzbox, mit goldenen Verzierungen und einer Drehschraube auf der rechten Seite. Die Spieluhr. Hinata hatte sie zu jedem ihrer Auftritte immer als Glücksbringer dabei. Sie erinnerte sie daran, wie ihre Eltern in der ersten Reihe saßen und ihr mit Stolz zuschauten. Andächtig strich Hinata über das Holz, welches von der Zeit bereits etwas mitgenommen war. Lächelnd zog sie die Spieluhr auf und öffnete dann den Deckel. Hervor kam die kleine blonde Ballerina, die sich langsam zur Melodie der Spieluhr drehte. Glücklich sah Hinata ihr zu. Verlor sich in dem Lied. Es klopfte an ihrer Kabinentür und Hinata schreckte kurz auf. Ihre Assistentin lugte herein und bat sie herauszukommen. Hinata war gleich wieder an der Reihe. Sie nickte und stand auf, ließ die Spieluhr weiterspielen. Auch sie sollte heute Tanzen. Schnell wickelte sie sich aus dem Mantel und übergab ihn ihrer Assistentin, ging dann die Treppen hinauf auf die Bühne und stellte sich hinter den Vorhang, der sich auch schon gleich öffnete. Leise flüsterte Hinata ein paar Worte zu sich, ehe die Melodie einsetzte und die Scheinwerfer sich auf sie richteten. Musik in der Stille ertönt. Augenaufschlag, Bewegung. Ein Schritt. Ein weiterer. Eine Drehung, ein Sprung. Leidenschaft, Ewigkeit. „Wenn ich doch nur für immer tanzen könnte. Wie eine Spieluhr, die man immer wieder aufzieht.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)