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Baby Don't You Break My Heart Slow

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Chapter I

Ich zittere. Trotz des schneidenden Windes und des kalten Schnees erfüllt mich eine angenehme Wärm im Angesicht des Todes. Meine Tränen hinterlassen eisige Spuren auf meinen Wangen. Für einen Moment sehe ich dein Gesicht vor mir. Ich erinnere mich an so viele Momente. Einige Glückliche, die meisten aber doch geprägt von Unglück, Schmerz und Demütigung.

Wir trafen uns durch Zufall, weil du Kazuki besuchen kamst. Ihr kanntet euch schon lange, hattet euch aber auch eine Weile nicht mehr gesehen. Aus Versehen hatte ich dich auf dem Flur umgerannt. Mir war die Situation furchtbar peinlich. Du fragtest mich, ob ich dir zeigen könnte, wo ScReW's Proberaum war. Trotz der Tatsache, dass ich eigentlich keine Zeit hatte und meine Band suchen musste, brachte ich dich hin.

Danach sahen wir uns lange Zeit nicht. Ich war ständig unkonzentriert und konnte teilweise nur an dich denken. Letztendlich war ich irgendwann so verzweifelt, dass ich jeden Abend ausging, um mich zu betrinken. Der Alkohol ließ mich vergessen, wie sehr ich mir wünschte, dich wiederzusehen. Und dann trafen wir uns in einer Bar.

Du kannst dir höchstwahrscheinlich nicht vorstellen, wie sehr ich mich freute. In meinem Bauch kribbelte es wie verrückt. Du erinnertest dich sogar an mich. Ich war so glücklich. Wir redeten über nicht ganz jugendfreie Dinge, wobei mein Gesicht permanent einen gesunden Rotton hatte. Du fandest das niedlich. Zwar gefiel es mir nicht, dass du mich sofort als Uke einschätztest, aber es störte mich auch nicht wirklich, da du ja Recht hattest. Du meintest, ich wäre schüchtern, aber stille Wasser sind tief und schmutzig. Als du mir sagtest, dass du das gern mal ausprobieren würdest, schlug mein Herz wie verrückt und ich wurde noch etwas roter. Soweit das möglich war. Du fragtest mich, ob ich Zeit und Lust hätte, noch mit zu dir zu kommen. Ich wusste, dass ich am nächsten Tag zur Mittagszeit Probe hatte, aber das war mir egal. Auch dass du bestimmt nicht sonderlich sanft sein würdest, spielte keine Rolle. Schüchtern stimmte ich zu.

In deiner Wohnung fühlte ich mich auch gleich bestätigt. Sie war verhältnismäßig sehr dunkel eingerichtet und es erinnerte mich an eine alte Burg. Es war mir klar, dass du mich leiden lassen würdest. Du versprachst mir, vorsichtig zu sein. Aber auch, wenn du mich halbtot gefoltert hättest, es hätte mich nicht gestört. Denn es hat sich gelohnt, dir alles zu geben und dir zu gehorchen. Auch wenn du mich nicht nur unterworfen sondern auch gedemütigt hast.

Am nächsten Morgen tat mir alles weh, meine Handgelenke waren aufgescheuert, zusätzlich lief eine blutige Kratzspur über meinen halben Oberkörper. Seufzend zog ich mich an und überlegte kurz, ob ich mich vielleicht krank melden sollte, aber an meinen Schmerzen hatte ich ja selbst Schuld, und hätte ich mich abgemeldet, hätte ich vermutlich ein schlechtes Gewissen bekommen.

Die Probe hatte nicht ganz so stattfinden können wie geplant, da es mir wirklich nicht allzu gut ging. Als ich dann aber wieder zuhause war, ging es mir wirklich dreckig. Meine Wohnung erschien mir so groß und leer, ich fühlte mich so einsam. Ich wünschte mir in diesem Moment mehr als alles andere, dass du bei mir wärst. Ich musste mir eingestehen, dass ich in dich verliebt war. Und jetzt liebe ich dich mehr als alles andere. Wegen dir stehe ich hier, auf dem Dach des Hochhauses, in dem auch du wohnst, mitten im Winter nur in Jeans und T-Shirt. Ich kann nicht mehr. Und ich will auch nicht mehr.

Irgendwann im Leben kommt der Zeitpunkt, an dem man einsehen muss, dass man verloren hat. Die Meisten begreifen es nie, kämpfen immer weiter, sehen niemals ein, dass wir eigentlich nur geboren werden, um zu sterben. Denn der Tod besucht jeden irgendwann. Es geht nicht darum, dass man Gutes tun soll. Am Ende bringt es einem nichts, dort steht immer der Tod. Und wenn man lebt und neues Leben schenkt, zwingt man andere Wesen am Ende doch wieder zu sterben. Und zu leiden.

Ich habe alles aufegegeben und oft frage ich mich, ob mich überhaupt jemand vermissen würde, wenn ich plötzlich weg wäre. Ich denke an Takeru, Yuji, Chiyu und Masato. Sie sind meine Freunde, aber sie könnten sicherlich über meinen Tod hinwegkommen. Auch die Fans würden schockiert und traurig sein, aber sie würden weiterleben. Die Frage, die mich aber am Meisten quält, ist die, ob du mich vermissen würdest.

Solange war ich fast jede Nacht bei dir gewesen, hatte willenlos deinen Befehlen gehorcht und deine Wünsche erfüllt. Irgendwann sagtest du mir, dass du mich nicht nur wolltest sondern auch brauchtest. In diesem Augenblick war ich wohl der glücklichste Mensch der Welt. Ich habe mehr oder weniger bei dir gewohnt und ich genoss deine anhaltende Anwesenheit.

Meine Freunde baten mich, auf mich aufzupassen, aber ich war zu verliebt, um wirklich auf sie zu hören. Ich gehörte weiterhin dir, ich tat ohne zu zögern, was du sagtest, ich hinterfragte deine Entscheidungen nie und gehorchte ohne jeden Widerspruch. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass du diese Zeit genauso genossen hast wie ich. Jede Nacht hast du mich gehalten, mir das Gefühl gegeben, dass du mich liebtest, auch wenn du es nie ausgesprochen hattest. Konnte ich nachts nicht schlafen, weil ich gerade wieder Schmerzen oder Sorgen hatte, sprachst du mit mir über meine Probleme oder tröstetest mich. Konnte ich einfach so nicht schlafen, ohne erkenntlichen Grund, sangst du leise für mich, bis ich eingeschlafen war. Du warst für mich ein Droge, von der ich aber gar nicht loskommen wollte. Du warst das Zentrum meines Lebens, ich richtete mich komplett nach dir und alles drehte sich nur noch um dich.
 

Und dann, ganz plötzlich und ohne jede Anzeichen, sagtest du mir, dass du mich nicht mehr wolltest. Ich erinnere mich an jedes einzelne Wort, das gefallen ist. Du sagtest, dass die Nächte mit mir unglaublich gewesen waren, aber dass das jetzt ein Ende haben musste. Du meintest, ich hätte deiner Wünsche wegen schon genug gelitten. Ich verstand nicht wirklich, was in diesem Moment geschah. Mit zitternder Stimme flehte ich dich an, bei mir zu bleiben, ich sagte dir, wie sehr ich dich liebte. Dein Blick war kühl und distanziert wie immer, als du meintest, dass es nichts ändern würde. Weil du mich nicht liebtest. Ich sagte, es wäre mir egal, solange du nur bei mir bliebest. Du schütteltest den Kopf. Es habe schon viel zu lange gedauert und ich solle in den nächsten Tagen meine Sachen bei dir abholen. Tränen liefen über meine Wangen, als ich dich buchstäblich anbettelte, mich nicht zu verlassen. Du sagtest mir einfach, ich solle gehen. Und dass ich an deiner Entscheidung nichts ändern könnte.

Die nächsten Tage meldete ich mich krank und blieb allein in meiner Wohnung. Rief mich jemand an, sah ich zwar aufs Display, ignorierte das Telefon aber, wenn es nicht deine Nummer war. Und die war es nie. Wenn es an der Wohnungstür klingelte oder klopfte, machte ich mir gar nicht die Mühe, aufzustehen. Du wärst es eh nicht gewesen. Ich aß nichts, trank viel zu wenig und falsch und stand nur auf, wenn ich auf Toilette gehen oder eine neue Flasche Wein holen musste. Ich hatte keine Kraft, mehr zu tun. Bis ich meinen Anrufbeantworter und meine Mailbox abhörte.

"Hey, Shinpei, wir sind's. Es tut uns wirklich leid, was passiert ist. Kazuki hat es uns erzählt, aber Kleiner, das Leben muss weitergehen. Vielleicht würde es dir ja auch helfen, wenn wir alle zusammen mal wieder weggehen. Naja, wir sehen uns dann irgendwann. Melde dich, wenn's dir besser geht."

Das Leben musste weitergehen? Nein, musste es nicht, es war meine Entscheidung. Blitzschnell lief ich hinaus und ließ die Wohnungstür unbeachtet hinter mir zufallen. Auf der Straße registrierte ich verwirrt, dass es in den letzten Tagen sehr viel kälter geworden war. Es war teilweise spiegelglatt, weshalb ich in meiner Eile zweimal fast der Länge nach auf dem Boden gelandet wäre. Weiße Wölkchen gefrorenen Wassers landeten in meinen Haaren.
 

Und nun stehe ich hier. Meine letzte Kraft habe ich aufgebraucht, um herzukommen. Dieses Apartmenthaus kenne ich nur zu gut, denn in einem dieser Apartments wohnst du. Hier hat mein Leben erst richtig begonnen und hier wird es für immer enden. Heute. Deinetwegen. Oder viel eher, weil ich zu schwach bin.

Es ist auch hier auf dem Dach sehr rutschig, aber das macht nichts. Ich frage mich, wie du reagieren wirst, wenn du nach Hause kommst und alles abgesichert ist. Wenn mein Körper vielleicht noch regungslos auf dem Fußweg liegt. Wirst du dich fragen, warum? Oder wird es dir einfach egal sein? Ja, ich denke, es wird dich nicht weiter kümmern. Du liebst mich nicht, warum sollte es dich interessieren?

Zögernd sehe ich nach unten und versuche, die Entfernung abzuschätzen. Wenn man aufgrund von Tränen nicht viel sieht, ist das gar nicht so einfach. Ich denke, es wird weit genug sein, um tatsächlich zu sterben.

"Shinpei!" Was? Was tust du jetzt hier? Warum klingst du so ruhig? Ich drehe mich nicht zu dir um. So wenig, wie ich etwas an deiner Entscheidung ändern konnte, kannst du meine ändern.

"Kleiner, lass den Scheiß und komm sofort her!" Ich unterdrücke das Bedürfnis, dir zu gehorchen. Ich sehe dich an. Nach außen wirkst du kühl und gelassen, aber hinter dieser Maskerade kochst du vor Wut. Inzwischen kenne ich dich gut genug.

"Nein, Hizumi... Ich kann nicht..." Meine Stimme ist so leise, dass ich nicht glaube, dass du mich hörst.

"Du kannst!" Ich höre mittlerweile deine unterdrückte Wut. Wenn ich jetzt zu dir gehe, werde ich vermutlich kräftig zusammengefaltet. Einerseits wäre es mir egal, andererseits lohnt es sich nicht für mich. Am Ende bin ich doch wieder allein, weil du mich immer noch nicht willst.

Ich sehe wieder nach vorn in den weichen, weißen Vorhang. Jetzt einfach nur das Gewicht ein bisschen nach vorn verlagern und dann einfach nur fallen lassen...

Chapter II

Hart werde ich nach hinten gezogen. Du umklammerst mich und so sehr ich mich auch wehre, ich kann mich nicht befreien. Ewiger Friede adé...

"Halt still!" Dieses Mal gehorche ich. Es hat eh keinen Sinn, gegen dich zu kämpfen. Meine Beine geben nach und du setzt dich vorsichtig mit mir hin. Du hältst mich fest und ich lausche einfach deinem Herzschlag. Mein ganzer Körper vibriert, ich fühle mich halb erfroren. Du gibst mir so viel Wärme. Auch wenn der Schnee dich jetzt genauso durchnässt wie mich. Ein paar Minuten sitzen wir einfach nur da, dann ziehst du mich auf die Beine und in den Hausflur. Es ist so furchtbar kalt hier. Du ziehst mich weiter, zwei Stockwerke nach unten in deine Wohnung. Zitternd bleibe ich im Flur stehen, du stellst die Heizungen in allen Räumen auf die höchste Stufe und drückst mir frische Sachen in die Hand. "Zieh dich um!" Ein kurzer, aber deutlicher Befehl. Schweigend gehe ich ins Bad und ziehe mich um. Meine nassen Sachen hänge ich über die Heizung und gehe zurück in den Flur. Inzwischen ist es relativ warm. Du schiebst mich ins Wohnzimmer. "Setz dich. Und schön in die Decken einwickeln!" Du hast dich auch umgezogen, ich höre den Wasserkocher in der Küche. Auf dem Sofa liegen drei ausgebreitete Wolldecken. Ohne jeden Widerspruch wickel ich mich darin ein. Du setzt dich zu mir und siehst mich finster an. "Was sollte diese Aktion bitte?" Du bemühst dich um deine Selbstbeherrschung. Ich zucke nur mit den Schultern. Ich würde dir niemals sagen, dass es deine Schuld ist. Da müsstest du schon selbst drauf kommen. "Das ist keine Begründung." Ich kann deinen Blick nicht deuten. Du erwartest eine ehrliche Antwort von mir, aber was soll ich sagen? Die Wahrheit würde wie ein Vorwurf klingen. Und ich schwöre, ich werde dir niemals vorwerfen, dass ich mich in dich verliebt habe oder dass du anders fühlst als ich. "Ich weiß nicht genau", antworte ich zögernd. "Es ist nur alles so sinnlos." Ich sage die Wahrheit, auch wenn ich einen kleinen Teil auslasse und hoffe, dass du nicht weiter nachfragst. Natürlich tust du mir den Gefallen nicht. "Nichts ist sinnlos. Und ich denke, du wolltest meinetwegen sterben." Ich reagiere gar nicht. "Verdammt, Kleiner, ich bin es nicht wert!" Ich will nicht mit dir darüber diskutieren. Für mich bist du es wert, mehr als jeder andere Mensch auf der Erde. Oder eher, mehr als jedes andere Wesen im Universum. "Du bist nicht gut darin, dich selbst einzuschätzen", sage ich leise. Davon bin ich überzeugt. Du weißt nicht, wie sehr du gebraucht wirst. Du weißt nicht, wie viel du wert bist. Und du weißt auch nicht, wie sehr ich dich liebe. Mein Leben ist ohne Sinn, wenn du nicht da bist.

Ich denke an die Erde und die Sonne. Du bist meine Sonne und meine ganze Existenz dreht sich um dich. Was würde wohl passieren, wenn die Sonne verschwände? Ohne die Wärme könnte die Erde nicht mehr existieren. Ich finde den Vergleich sehr treffend.

"Das mag sein. Aber dein Leben ist kostbarer als ich." Denkst du. Ohne dich ist mein Leben leer. Ich bin kraftlos. Sinnlos. Aber auch, wenn ich es dir erklären würde, du verständest es nicht. Ich glaube nicht, dass du jemals so stark gefühlt hast, wie ich es für dich tue. Du verstehst mich nicht. Ich ziehe es deshalb vor, zu schweigen und meine Gedanken vor dir zu verbergen. Ich fange wieder an, zu zittern. Trotz der Decken und der trockenen Sachen spüre ich plötzlich den kalten Wind und den eisigen Schnee auf meiner Haut. Und ich spüre wieder, wie du mich hältst. Tränen steigen in mir auf. Ich hasse sie, aber mittlerweile sind sie meine besten Freunde. Sie sind da, wenn alle anderen mich allein gelassen haben. Nur bin ich jetzt nicht allein. Zwar hast du mich heute schon weinen gesehen, aber ich will vor dir nicht so eine Schwäche zeigen, will mich nicht demütigen. Doch wolltest du mich demütigen, würde ich mich ergeben und deine Befehle befolgen. Ich spüre, wie sich eine Träne über meine Wange schleicht und eine feuchte Spur hinterlässt.

"Shinpei", versuchst du mich zu trösten, "du brauchst mich nicht. Du denkst nur, dass es so ist. Sieh nach vorn und lass mich los. Du wirst sehen, dass es dir bald besser geht."

Aber vielleicht auch nicht. Ich will nicht nach vorn sehen und ich will dich nicht loslassen. Ich will dein Bild in meinem Herzen nicht verlieren. Und ich möchte auch nicht eines Tages vergessen, was geschehen ist. Denn ich habe keine Angst vor dem, was das Leben mir geschenkt und auch wieder genommen hat. Darum geht es auch nicht. Ich vermisse dich nur, wenn du nicht da bist, mir fehlt deine Vertrautheit, das Gefühl, von dir geliebt zu werden, auch wenn es nur Einbildung war. Es geht darum, dich bei mir haben zu wollen und die Leere, die du hinterlassen hast, wieder zu füllen. Aber du willst mich ja nach wie vor nicht mehr. Ich fahre erschrocken zusammen, als du leicht deine Arme um mich legst. Zitternd lehne ich mich an dich. "Ich will nicht, dass du stirbst. Du sollst leben. Du musst leben."

"Ich will aber nicht leben." Nicht ohne dich.

"Du musst. Das Leben ist nicht immer leicht, aber es geht weiter, wenn du nicht aufgibst." Nein, das tut es nicht. Irgendwann endet alles, warum versteht nur niemand, wie ich die Welt sehe? Ich werde nicht weiterleben, für den Moment zwingst du mich, weiterzumachen, aber irgendwann musst du mich allein lassen. Es gibt viele Möglichkeiten, zu sterben. Ich habe mal gehört, in manchen Religionen sei Selbstmord ehrenvoll. Vielleicht werde ich doch noch religiös. Wenn ich schon sterben muss, will ich selbst entscheiden, wann, wo und wie.

Ich sehe stur geradeaus. Ich versuche gar nicht, dir meine Weltsicht verständlich zu machen. Du sollst auch nicht wissen, was mich bewegt. Du weißt, dass ich nur deinetwegen sterben will, alles andere ist egal.

"Soll ich dich nach Hause bringen?" Stumm schüttle ich den Kopf. Ich möchte ein letztes Mal deine Anwesenheit fühlen. Jede Zelle, jeder Nerv meines Körpers reagiert auf deine Präsenz. Morgen kann ich immer noch sterben, wenn ich wieder allein zuhause bin. "Wir werden aber keinen Sex haben, klar?" Ich nicke, auch wenn ich weiß, wie ich dich dazu bewegen kann, es doch zu tun, aber ich werde es nicht tun. Du willst nicht, und das ist okay, auch wenn es ein schöner Abschluss meines Lebens wäre.

Langsam weicht die Kälte wieder aus meinem Körper. Die Luft hier ist mittlerweile trocken und warm. Ich werde schläfrig. Der ruhige Rhytmus deines Herzens hat zusätzlich einen einschläfernden Effekt. Langsam entführt mich der Schlaf in eine wunderschöne Traumwelt. Die einzige Welt, in der ich noch glücklich bin...

Chapter III

Ich habe furchtbare Kopf- und Halsschmerzen. Ich sollte mich wohl nicht wundern, dass ich mich erkältet habe. Das ist wohl logisch, wenn man nur mit T-Shirt und Jeans bekleidet in einem Schneesturm steht. Manchmal, aber nur manchmal, könnte ich mich für meine eigene Dummheit ohrfeigen. Okay, ich hatte eigentlich nicht geplant, heute noch zu leben.

Vorsichtig öffne ich die Augen. Ich liege in einem Bett. Das ist nicht mein Bett, aber es ist mir nicht fremd, es ist dein Bett. Aber wo bist du?

Langsam stehe ich auf. Ich fühle mich, als würde mein Kopf jeden Moment zerplatzen.

"Shinpei? Kleiner, du siehst aus wie ein Zombie. Was ist denn los?"

Noch bevor ich den Flur erreiche, fängst du mich ab und drängst mich zurück. Du trägst mich eigentlich mehr, ich kann kaum alleine gehen.

"Ich bin erkältet", flüstere ich heiser.

"Und das wundert dich? Denk nur an gestern! Ab ins Bett!"

Seufzend ergebe ich mich und lasse mich auf das Bett fallen. Wird wohl wirklich gesünder für mich sein. Ich frage mich, ob du mich heute wieder in meine Wohnung bringen wirst.

"Ich koche dir Tee. Hast du Hunger?"

Du setzt dich neben mir auf die Bettkante und legst deine Hand auf meine Stirn. Dein Blick wird besorgt? Um deine Frage zu beantworten, schüttle ich den Kopf.

"Hätte ich auch nicht gedacht. Du hast Fieber. Ich stelle dir trotzdem eine Kleinigkeit hin."

Wie liebevoll du mit mir umgehst... Nein, ich will nicht darüber nachdenken. Ich schließe die Augen und versuche, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Mein Kopf dröhnt so schrecklich.

"Wie fühlst du dich?" Du stellst mir eine Tasse Tee hin. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass du in der Zwischenzeit das Zimmer verlassen hattest. Ein sicheres Zeichen, dass ich wirklich krank bin oder werde.

"Sinnlos. Überflüssig. Kopfschmerzen."

"Du bist nicht sinnlos und auch nicht überflüssig. Ich hab Tsukasa angerufen, er besorgt Fiebertabletten und irgendwas gegen Halsschmerzen und bringt es dann vorbei. Kopfschmerztabletten hab ich auch noch irgendwo, aber die gebe ich dir erst, wenn ich weiß, ob sie sich mit den anderen Medikamenten vertragen."

Und wenn du sie mir jetzt gäbest und sie sich nicht vertrügen, wäre doch egal. Trotzdem eine ganz nette Idee. Selbstmord durch Medikamenten-Cocktail. Aber nein, nachdem vom Hochhaus springen nicht funktioniert hat, wird der nächste Versuch ein bisschen... blutiger. Wenn du nicht wieder rechtzeitig kommst und mich rettest. Du bist der einzige Mensch, der mich davor bewahren kann, meinen eigenen Tod zu bestimmen.

Es klingelt an der Tür. Gequält halte ich mir die Ohren zu. Dieses schrille Geräusch tut mir weh. Auch nachdem es wieder still ist, klingt es noch in meinem Kopf nach.

"Hizumi, sagst du mir jetzt, wofür du die Tabletten brauchst? Du siehst gesund aus", höre ich Tsukasa sagen. Er ist der einzige aus deiner Band, den ich kennengelernt habe. Wir kommen gut miteinander aus und wenn wir anfangen, Fachgespräche von Drummer zu Drummer zu führen, sitzt du meistens nur da.

"Schlafzimmer."

"Schlafzimmer? Wen werde ich sehen und was hast du wieder verbockt?"

"Ich hab nichts getan. Er hat selbst Schuld."

Seufzend öffnet jemand die Tür.

"Shinpei? Oh nein." Er sieht mich an. Mit so vielen Gefühlen im Blick. Ich glaube, er ist wütend auf dich, will es mir aber nicht zeigen. Vorsichtig hockt er sich neben mich.

"Was ist denn mit dir passiert?" Er mustert mich besorgt.

"Nichts. Ich bin nur..."

"Er stand gestern in Jeans und T-Shirt auf dem Dach und wollte runterspringen." Jeder Gentleman hätte es für sich behalten, aber du musst natürlich gleich mit der Wahrheit rausplatzen.

"Wie bitte? Hizumi, was hast du wieder angestellt?" Er schreit dich fast an. Zu laut. Kopfschmerzen.

"Aua", melde ich mich. "Kopfschmerztabletten."

"Gomen ne, Kleiner... Du bekommst maximal eine."

"Also, um zu deiner ersten Frage zurückzukommen", lenkte Hizumi ein. "Ich habe rein gar nichts gemacht, außer ihn vom Dach zu holen."

Tsukasa verdreht entnervt die Augen. "Ich meinte eher, ob du weißt, warum er auf dem Dach gelandet ist."

Ich hasse es, wenn man über mich redet, als wäre ich nicht da.

"Ich hab ihm gesagt, dass die Affäre lang genug ging und ich keine Lust mehr hab."

Er seufzt. Ich glaube, dass er mich versteht, auch wenn er es dir nicht zeigt.

"Und du bist ganz sicher, dass du ein geeigneter Krankenpfleger bist?"

Er zweifelt. Er spürt zwar, dass ich deine Nähe brauche, aber auch, dass es so wieder schlimmer für mich wird. Wenn ich wieder allein bin.

"Immer noch besser, als ihn völlig im Stich zu lassen."

Er zweifelt immer noch, nickt aber. "Und vier Augen sind aufmerksamer als zwei. Ich helfe dir. Und ich passe auf, dass du keine Scheiße baust." Und wahrscheinlich auch, dass keine Tabletten in meine Nähe kommen, wenn ich unbeaufsichtigt bin.

"Von mir aus. Ich schlafe auf dem Sofa, ihr könnt euch das Bett teilen." Du gehst aus dem Raum. Tsukasa bleibt bei mir und mustert mich skeptisch.

"Du liebst diesen Volltrottel, oder?

Schwach nicke ich. Leugnen hat doch eh keinen Zweck. "Ich liebe ihn mehr als alles andere."

"Hast du's ihm gesagt?"

"Als er... es beendet hat. Ich habe ihn angefleht, mich nicht allein zu lassen."

Verdammte Tränen. Warum verschwindet dieser verdammte Schmerz nicht?

"Ich weiß. Du bist nicht der Erste, den er so behandelt. Aber du bist der Erste, der so reagiert."

Ich sehe auf meine Hände. Ih weiß nicht, was er denkt. Sanft nimmt er meine Hand und streicht über meinen Handrücken.

"Wirf dein Leben nicht für ihn weg. Er weiß nicht, wie er mit den Gefühlen anderer umgeht, er weiß nicht, wie sehr er sie verletzt, weil er selbst noch nie diese Gefühle zugelassen hat."

Ich bin erstaunt. Und gleichzeitig schockiert. Du hast noch nie richtig geliebt? Das kann ich nicht glauben, aber warum sollte er lügen? Woher weiß er das denn überhaupt über dich, wenn es stimmt?

"Ich habe ihn auch geliebt, aber ich habe es beendet. Er hat mich betrogen, meinte zu anderen, wir wären nicht mehr zusammen, hatte aber mit mir nie Schluss gemacht. Irgendwann ging es nicht mehr und Zero riet mir, die Beziehung zu beenden. Hizumi und ich mussten weiterhin miteinander auskommen und irgendwann hat er mir im Suff erzählt, dass er noch nie geliebt hat."

Oh. Unter Alkoholeinfluss sagen Menschen die Wahrheit. Und Tsukasa hat keinen Grund, mich anzulügen.

"Liebst du ihn auch jetzt noch?"

Er schüttelt den Kopf. "Nein, nicht mehr. Nur macht er denjenigen, den ich liebe, unglückich. Aber lass uns über etwas anderes reden."

Ihm ist das Thema unangenehm. Warum nur? Ich bin mir nicht sicher. Im Endeffekt kann es mir auch egal sein.

"Worüber willst du denn reden?"

Ich muss eigentlich gar nicht mit ihm reden. Ich denke, Tsukasa zählt zu der Sorte Mensch, mit denen man einfach schweigen kann, ohne dass es unangenehm wird. Einfach nur dasitzen und Ruhe genießen.

"Ich weiß nicht."

Er geht einmal um dein Bett und setzt sich auf der anderen Seite neben mich.

"Wenn ich dich fragen würde, ob ich dich küssen dürfte, was würdest du antworten?"

Seine Frage überrascht mich. Worauf will er hinaus? Warum fragt er das, wenn er doch weiß, dass ich dich liebe?

Leicht streicht er über meine Wange. "Ist schon okay."

Merkt er nicht, was für ein Chaos seine Frage in mir hinterlässt? Er küsst mich kurz auf die Wange. Es mag sein, dass ich im Moment ein bisschen schwer von Begriff bin, aber... Soll das heißen, dass er mich liebt? Sprachlos sehe ich ihn an.

"Du hast also verstanden", flüstert er ruhig. Wo bist du? Hilf mir, was soll ich tun?

"Bitte hör mir zu, bevor du etwas sagst. Ich liebe dich, aber ich erwarte nicht, dass du genau so fühlst. Gib mir trotzdem eine Chance. Ich will dich glücklich machen." Er sieht mich so flehend an. Was mache ich jetzt nur?

"Gib mir eine Chance. Ich weiß, dass du mich nicht liebst und das ist okay, aber wir könnten es doch trotzdem versuchen."

"Bitte lass mir ein paar Tage Zeit", flüstere ich.

Er nickt und küsst mich auf die Stirn. "Schlaf. Dann wirst du schneller wieder gesund", murmelt er sanft und nimmt mich in den Arm.

Chapter IV

Das alles ist jetzt zwei Monate her. Ob ich dich immer noch liebe? Ja. Seit eineinhalb Monaten bin ich mit ihm zusammen. Er weiß, wie ich immer noch für dich fühle, aber es wird schwächer. Tsukasa behandelt mich immer noch sehr gut und mittlerweile liebe ich ihn auch, selbst wenn ich dich immer noch mehr liebe.

Ob er es weiß? Ja. Er wusste es ja von Anfang an, auch wenn wir nie darüber gesprochen haben. Er vermeidet das Thema so gut es geht. Gerade kommt er nach Hause. Ja, er ist bei mir eingezogen. Auch wenn unsere Beziehung nicht immer ganz einfach ist. Was ist denn bitte jetzt los? Er sieht geschockt aus? Erschöpft? Zur Begrüßung küsst er mich kurz, aber ich spüre, etwas ist anders als sonst.

"Wie war dein Vormittag?" Interessiert sieht er mich an, als er sich neben mich setzt. Warum rückt er nicht gleich mit der Wahrheit raus?

Ich zucke mit den Schultern. "Alles wie immer."

Lange sehen wir uns an und ich versuche seinen Blick zu deuten.

"Tsukasa, was ist los?"

Er seufzt. "Hizumi." Was hast du jetzt wieder angestellt?

"Er hatte einen schweren Autounfall." Was? Nein! Das darf nicht sein, bitte!

"Es geht ihm doch gut, oder?" Meine Stimme zittert, ich sehe die furchtbarsten Bilder. Nein, dir darf nichts passiert sein!

"Die Ärzte sagen, dass er vermutlich nicht überlebt."

"Nein..."

Er zieht mich auf seinen Schoß und drückt mich fest an sich.

"Wenn er die nächsten fünf Tage überlebt, gibt es die Hoffnung, dass er wieder ganz gesund wird."

Fünf Tage und Nächte, die Ärzte glauben nicht, dass du sie überlebst. Zitternd klammere ich mich an ihn. Er leidet auch, er hat dich immerhin auch einmal geliebt. Ich weiß nicht, wie lange wir so dasaßen, als es plötzlich an der Tür klingelt. Seufzend rutsche ich wieder auf das Sofa und lasse ihn aufstehen. Als er sich wieder hinsetzt, zieht er mich sofort in seine Arme. Sein Herz schlägt unregelmäßig. Zero und Karyu kommen rein. Sie sehen völlig fertig aus.

"Tsukasa?" Ich kann die Frage nicht aussprechen. Er versteht mich auch so.

"Ja. Er ist tot." Wieder klammere ich mich an ihn. Das darf nicht wahr sein.
 

Fünf Tage sind seit deinem Tod vergangen. Seitdem habe ich außer mit Tsukasa, Zero und Karyu mit niemandem gesprochen. Die Polizei hat den Unfallverursacher gefunden. Danach hat er sich umgebracht. Du hast ihn genauso verletzt wie mich und deshalb musstest du sterben. Jetzt stehe ich mit deinen ehemaligen Bandkollegen vor deinem Grab. Tsukasa hält mich tröstend fest, obwohl auch er Tränen in den Augen hat. Ich habe nur für dich einen Song geschrieben und einen letzten Brief. Meine letzten Geschenke an dich. Beides lege ich unter die Blumen auf deinen Sarg. Ich hoffe, du wusstest bis zuletzt, wie sehr ich dich geliebt habe. Es tut so schrecklich weh, dich nie wieder sehen zu können und ich denke an unsere letzte gemeinsame Zeit. Und ich verabschiede mich endgültig von dir.

Noch lange nachdem du begraben wurdest, stehe ich mit Tsukasa da, Zero links und Karyu rechts neben uns. Ein letztes Mal glaube ich, deine Stimme im Wind zu hören, wie sie mir ein 'Lebe wohl' zuflüstert und an den Mienen der anderen erkenne ich, dass sie es auch hören. Es ist schon dunkel, als wir uns auf den Weg machen. Ein letztes Mal sage ich dir in Gedanken, wie sehr ich dich liebe. Tsukasa nimmt meine Hand. Wie froh bin ich, ihn bei mir zu haben...
 

I like the way you wanted me

Every night for so long, baby

I like the way you needed me

Every time the things got rocky, yeah
 

I was believing in you

Was I mistaken? Do you say

Do you say what you mean

When you say our love could last forever?
 

But I'd rather you be mean

Than love and lie

I'd rather hear the truth

And have to say goodbye

I'd rather take a blow

At least then I would know

But baby don't you break my heart slow
 

I like the way you'd hold me

Every night for so long, baby

I like the way you'd sing to me

Every time the things got rocky, yeah
 

I was believing in you

Was I mistaken? Do you mean

Do you mean what you say

When you say our love could last forever?
 

Cause I'd rather you be mean

Than love and lie

I'd rather hear the truth

And have to say goodbye

I'd rather take a blow

At least then I would know

But baby don't you break my heart slow
 

You'd run around and lead me on forever

While I

Stay at home, still thinking we're together

I want our love to last forever
 

But I'd rather you be mean

Than love and lie

I'd rather hear the truth

And have to say goodbye

I'd rather take a blow

At least then I would know

But baby don't you break my heart slow

No, baby don't you break my heart slow

______________________________________________________________________________
 

Puh.

Ich habe drei Dinge festgestellt.

1. Dramen bringen mich fast zum Heulen.

2. Zur Drama-Autorin tauge ich nicht.

3. Ich kann keine süßen, kleinen Hauptcharas sterben lassen.

Hoffentlich gefällt's trotzdem jemandem, Kommentare sind gern gesehen.^^
 

*Popcorn für Kommi-Schreiber als Lockmittel hinstellt und leise wegschleicht*



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Asmodina
2011-03-05T14:59:36+00:00 05.03.2011 15:59
Gänsehaut auf der ganzen Linie..eine tragische Geschichte
Von:  klene-Nachtelfe
2011-02-28T20:27:15+00:00 28.02.2011 21:27
Oh man ich musste doch glatt die Taschentuchbox raus holen, aber es hat sich gelohnt!!!
Es ist wirklich verdammt traurig und berührend und auch wenn du nicht so überzeugt von dir zu sein scheinst, so kann ich (absolute ungern drama leserin xD) nur mit viel Lob um mich werfen!
Wirklich genial!!!
LG -^.^-

Von:  klene-Nachtelfe
2011-02-28T20:17:58+00:00 28.02.2011 21:17
Ach herje,...
*sprachlos bin*
Also ich weis nicht was ich schreiben soll, aber nicht im negativen Sinne sondern mehr, weil ich keine Worte der Begeisterung finde. Ich weis auch nciht aber ich bin irgendwie unglaublich berührt von der Story!
Wirklich genial!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-02-28T20:06:20+00:00 28.02.2011 21:06
Okay das ist...ich weis nicht auf der einen Seite fast schon traurig, am besten zu beschreiben mit einem bedrückenden Gefühl.
Auf der anderen Seite ist es so gut nach zu vollziehen und das obwohl ich mich mit solch einer Art der Weltanschauung bzw. Denkweise generell nicht identifizieren kann.
Allerdings kann ich mich perönlich gut in ihn hineinversetzen und auch ein Stück weit nach vollziehen, warum Shin so denkt!
Also wirklich gut gemacht!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-02-28T19:56:50+00:00 28.02.2011 20:56
Ui...eigendlich ja garnicht so meins vom stil her, aber irgendwie bin ich so fasziniert das ich weiter lesen muss!!!
Gute Leistung!!
LG -^.^-


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