Submissive Renitenz von abgemeldet ("Bow down to your Master, Dog!") ================================================================================ Kapitel 1: Hierarchie --------------------- Wie es dazu gekommen ist? Also, es war Duke´s Schuld! Ja, so kann man es ausdrücken, auch wenn das vielleicht unlogisch klingt. In erster Linie war es eindeutig Duke´s Schuld. Tristan hatte aber auch seinen Anteil daran. Aber der Reihe nach. Es war einer dieser langweiligen Samstagabende. Wir saßen bei Duke und überlegten gerade was wir unternehmen könnten. Tristan und Duke hatten da schon genaue Vorstellungen und die waren echt recht einfach strukturiert. Man konnte sie mit einem Wort erfassen: Weiber! Mein Bedürfnis in irgendeinen Club zu gehen, einen nach dem anderen zu trinken und den Beiden dabei zu zu sehen wie sie eine Blondine nach der anderen... naja, es hielt sich in Grenzen und mein Fehler bestand darin es auch genauso zu sagen. Echt, was den Moment anbelangt muss ich Kaiba Recht geben, ab und an ist es besser, wenn ich meine Klappe halte. Leider wurde mir das auch dieses Mal erst zu spät klar. Jedenfalls zettelte ich damit eine Diskussion an und die war so was von bescheuert. Ich meine, warum soll man auch über Weiber diskutieren? Ich hab ja nichts gegen Frauen, aber so wie Tristan und Duke an dem Thema hängen... Mann, Mann, da könnte man machmal meinen, dass sie nichts anderes als schwanzgesteuert wären. Das Ende vom Lied war, dass sie meinten ich wäre genauso naiv wie Yugi und das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Yugi ist echt ein toller Kerl, ein Superkumpel, aber er hat so was von keinen Plan was Frauen, Beziehungen und was da sonst noch dazu gehört, abbelangt, dass ich mich keineswegs mit ihm in eine Schublade stecken lassen wollte. Dann grinste Duke und meinte, ich solle konkreter werden. Ich hatte keine Ahnung was er damit meinte, aber zwei Sekunden später wurde ich mit Fragen bestürmt. So was von bescheuerte Fragen! Yugi hätte es die Schamesröte ins Gesicht getrieben und Tea... Gott, die wäre ausgerastet. Vorlieben! Woher soll ich wissen was für Vorlieben ich habe? Ich weiß ja noch nicht mal auf welchen Typ Frau ich stehe. Leider bewirkte meine Unkenntnis, kollektives Grinsen und legte scheinbar die Vermutung nahe, dass Joey Wheeler noch ahnungsloser sei als man dachte. Als Tristan mich anzwinkerte und sich anschickte zu fragen, ob ich denn schon mal... Gott, ich hätte ihm den Hals umdrehen können. Echt! So was fragt man nicht. Also nicht auf die Art. Als ob ich das auch den Beiden auf die Nase binden würde. Wie auch immer, lange Rede kurzer Sinn, wir gingen nicht in einen Club, nein, wir machten was viel dämlicheres. Duke kramte seine Pornos raus und die Beiden beschlossen mir auf die Sprünge zu helfen, was meine Vorlieben anbelangt. Gott, das war so... demütigend! Echt jetzt! Ich wäre am liebsten aufgesprungen, aber die Blöße wollte ich mir nicht geben. Also hab ich ne lässige Miene aufgesetzt und mit geguckt. Nicht, dass ich so was noch nie gesehen hätte. Hey, ich bin ein junger Mann! Na jedenfalls folgte das Übliche, wobei mir klar wurde, dass Duke scheinbar auf große Brünette steht, während Tris eindeutig zu Blondinen tendiert. Wenn ich doch nur früher gegangen wäre... Naja, jedenfalls sahen wir uns ein paar Szenen an und dann legte Duke einen Film ein, der uns alle scheinbar überraschte. Duke beteuerte, dass der von seinem Mitbewohner sein müsse, jedenfalls hätte er so was noch nicht gesehen. Ich auch nicht. Und Tristan, nun, der war plötzlich ganz still. Ich glaube, der hatte Angst oder so. Natürlich haben wir uns das dann auch angesehen. War jetzt auch nicht so schlimm. Nur die Art eben. Scheinbar ein Rollenspiel. Ein dominanter Er und eine devote Sie. Noch Fragen? Gut! Und genau daran musste ich denken, als ich später im Bett lag. Ich meine, von all den Szenen, die Duke uns gezeigt hat, musste ich ausgerechnet an diese denken. Das war echt merkwürdig. Ich hab mich mit der Thematik nie beschäftigt, ich hab zwar darüber gelesen, aber das war mir bis dahin eigentlich egal. Wie alles andere auf dem Gebiet. Aber in der Nacht... Ich konnte nicht schlafen, dachte immer wieder an diese Szene, den hohheitlichen Tonfall des Kerl, dieser schneidende-scharfe Ton und das hat mich irgendwie nicht ganz unberührt gelassen. Ok, das wäre jetzt alles halb so wild gewesen, ich hätte mir in Ruhe einen runterholen können und gut wäre gewesen. Eigentlich habe ich das auch gemacht, nur dass dann plötzlich was mit meiner Vorstellung passiert ist. Man könnte sagen, meine Phantasie ging mit mir durch, denn ich stellte mir nicht länger diese Szene vor, sondern baute mich in sie ein. Ähm... naja, und wie ich gestehen muss, ich sah mich da nicht als der dominante Part. Das hat mich aber in dem Augenblick nicht weiter irritiert. Nein, irritierender war das was dann kam. Kaiba. Ja, Kaiba. Ihr wisst sicher wie ich das meine! Mein Gegenpart in dieser schönen, kleinen Phantasie wurde Kaiba. Der dominante Teil also. Vielleicht auch noch nicht so ungewöhnlich, immerhin kenne ich keinen arroganteren, dominanteren Typen wie ihn. Alles an ihm drückt Dominanz aus. Ja, er muss noch nicht mal etwas sagen. Der Blick reicht voll und ganz! Das Erschreckende ist ja auch, dass ich in dem Moment nicht entsetzt die Augen aufgerissen habe und mich übergeben musste, nein, ich habe weitergemacht. Also mit meiner Hand und mit meinen Gedanken. Ich erspare euch jetzt die demütigenden Details. Tja und danach... danach war nichts mehr wie zuvor. Diese Episode hat mich den Rest des Wochenendes beschäftigt. Ich musste immer wieder daran denken. Könnt ihr euch vorstellen, wie schrecklich das ist? Ich meine sich selbst in solcher Form und dann auch noch mit Kaiba... Noch nie hatte ich solch ein Gefühl. Ich war vollkommen hin und her gerissen zwischen Ekel und Erregung und Sonntagabend... Da hab ich diese entwürdigende Episode wiederholt. Mit Kaiba. Und es hatte genau die gleiche Wirkung. Vorstellbar welche Panik ich vor Montag hatte! Ich meine, dann würde ich ihn ja schließlich sehen und mir war klar, dass ich dann natürlich an diese Sache denken würde. Ist ja auch logisch. Meine einzige Hoffnung war, dass Kaiba eines seiner superwichtigen Meetings haben könnte. Aber Pustekuchen! Mr. Eisklotz war da und rückte sie sowas von unübersehbar in meinen Fokus, dass ich weder klar denken konnte, noch in der Lage war etwas zu sagen. Er begrüßte mich gleich vor der Schule mit einem seiner üblichen Sprüche. Köter und so. Und was mache ich? Nichts? Ha. Wenn ich doch nur nichts gemacht hätte. Ich wurde rot. Aber so was von. Sogar er hat es bemerkt und mich skeptisch gemustert. Ich hab es gerade noch geschafft mich abzuwenden. Doch er musste natürlich weiter machen. Gut, es gelang mir dann zu kontern, aber bei weitem nicht so wie sonst. Zum Glück fing dann auch schon der Unterricht an. Aber ich Idiot musste natürlich die ganze Zeit zu ihm rüber starren. Echt! Ich habe ihn angestarrt, aber nicht mit diesem Ich-will-dass-du-stirbst-du-arroganter-reicher-Pinkel-Blick sondern anders. Irgendwie manisch oder so. Sogar Tea fiel es auf. Die sah mich irritiert an. In der Pause konnte ich mich seiner Gegenwart zum Glück enziehen, aber selbst auf dem Schulhof waren meine Gedanken bei ihm und als er dann kerzengerade und hoch erhobenen Hauptes an mir vorbei lief, fuck, da lief mir echt ein Schauer den Rücken. Keiner von der üblichen Sorte. Es war mehr ein Prickeln und ich musste sogar schlucken. Unfassbar, echt. Ich befürchte, ich hab ihm sogar auf den Hintern gestarrt als er vorbei war. Gott, wenn das nicht grausam ist. Tja, es kommt noch schlimmer. Viel, viel schlimmer. Auf dem Weg zur Klasse machte er mich dann wieder an. Und ja, es ist so zweideutig gemeint, wie es wirkt. Ich hasse es das zugeben zu müssen und ich schäme mich so dafür, dass ich so denke, aber es ist nun mal die Wahrheit. Wieder kam eine dieser scharfen Kommentare von Mr. In-den-Staub-du-Unwürdiger-Kaiba und er bedachte mich mit diesem typsichen eisigen Kaiba-Blick. Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht nur rot, meine untere Körperregion reagierte. Aber so was von! Könnt ihr euch vorstellen wie entsetzt ich war? Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ein Glück für mich, dass Kaiba sich schon abgewandt hatte und Yugi solche Dinge nie bemerkt. Ich weiß echt nicht wie ich es geschafft habe, in die Klasse zu gehen und mich hinzusetzen. Mann, manchmal ist es echt gemein ein Mann zu sein! Natürlich konnte ich ab dem Zeitpunkt nicht mehr klar denken. Was mir natürlich Ärger einbrachte. Als ich zum dritten Mal nicht antwortete, wurde mein Lehrer echt sauer. Die nächste Pause war daher für mich gelaufen. Ich durfte in der Klasse bleiben und die Tafel wischen. Und das alles wegen diesem Arsch von Kaiba! Also machte ich mich nach dem Klingeln an die Arbeit, natürlich nicht ohne vor mich hin zu fluchen und den ollen Schwamm erst einmal durch den Raum zu pfeffern. Leider traf ich mit dieser Aktion mal wieder voll ins Schwarze. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ja, ich traf Kaiba, der sich gerade anschickte in seiner perfekt sitzenden Schuluniform den Saal zu verlassen. Fuck off. Das war vielleicht ein Moment. Ich wusste nicht ob ich grinsen sollte oder entsetzt zusammen zucken. Sein Blick traf mich und da verging mir das Grinsen. Der Kerl schafft es echt jemanden mit einem einzigen Blick in die Knie zu zwingen. Diese Augen, die gehen einem durch Mark und Bein und nachdem was mir zuvor passiert war, tja, da dürfte es keinen überraschen, dass die Wirkung dieses Mal noch intensiver war. Und das Köter, dass er dann seiner missbilligenden Äußerung hinzufügte, schaffte es, mich aufkeuchen zu lassen. Schlagartig wurde ich wütend, aber nicht auf ihn, sondern auf mich selbst und diese schreckliche Reaktion, diese Vorstellung von ihm und mir und... ehe ich mich versah habe ich ihn in gewohnter Manier erst einmal fuchsteufelswild angefahren. Er blieb natürlich vollkommen ruhig wie immer. Dieser Kerl verliert nie die Fassung! Nie. Er ist immer die Selbstbeherrschung in Person und... argh! Das machte mich in dem Moment noch viel wütender. Ich glaube, ich habe ziemlich wild gestikuliert, jedenfalls hatte ich das Gefühl, plötzlich vier paar Arme zu haben und keine Ahnung was ich ihm alles an den Kopf geschmissen habe, ich war in Fahrt. Und er... er blieb ruhig, sah mich einfach nur an und dann war er mit einem langen Schritt bei mir, funkelte mich an und presste hervor, dass ich verdammter Köter die Klappe halten solle oder er mir einen Maulkorb verpassen müsse. Was dann passiert ist... ich fasse es noch immer nicht. Ich starrte ihn an, keuchte und er war mir plötzlich so nah, dass mir heiß wurde. Ich sah ihm in die Augen und ich weiß, ich hätte kontern müssen. Immerhin habe ich das schon unzählige Male gemacht. Der Spruch war auch nicht neu, genauso wie der Blick. Typisch Kaiba eben, aber trotzdem war etwas anders. Plötzlich setzte alles aus und ich hörte mich selbst heiser sagen: "Küss mich. Bitte." Im ersten Moment dachte ich, ich hätte die Worte vielleicht doch nicht ausgesprochen, aber dann sah ich wie sich seine Augen kaum merklich weiteten und als ich dann noch ein "Bitte, Herrchen" hinterher schickte, war klar, was ich getan hatte. Gott! Ich habe das echt gesagt. Wirklich. In der Realität. Zu Kaiba. Und was noch schlimmer ist, ich meinte es auch genaus. Also wirklich. Genauso. Ein paar Sekunden sahen wir uns einfach nur an. Ich hatte sogar den Eindruck, dass keiner von uns atmet. Scheiße war das ein übeles Gefühl. Ich wollte sterben, ihn töten, ihm um den Hals fallen, auf die Knie sinken... und noch andere abstruse Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Aber ich tat gar nichts. Stand einfach nur da und wartete darauf, dass er explodiert. Ich konnte sehen wie seine Wangenknochen zuckten und sein Blick noch schärfer wurde. Und dann... dann hat er es getan. Er hat es echt getan. Kaiba hat getan worum ich ihn gebeten habe. Er hat mich geküsst. Und fuck, wie er das gemacht hat. Oh Mann, ich habe Sternchen gesehen. Ein absoluter Schock für die Sinne. Ich habe jegliches Gefühl für Raum, Zeit und alles andere verloren. In dem Augenblick in dem ich seine Lippen auf meinen spürte, konnte ich nur noch die Augen schließen und fühlen. Er presste seinen Mund hart auf meinen und dann spürte ich wie mir die Arme auf den Rücken gedreht wurden und seine Hände meine Handgelenke festhielten. Scheiße, das war vielleicht krass. Genauso wie ich es mir vorgestellt hatte, nein, eigentlich noch um einiges besser. Ich hatte das Gefühl, dass ich gleich explodiere. Feuerwerkmäßig. Ich stöhnte in den Kuss und er presste mich fester an sich. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass er so was kann. Also küssen. Aber er hat´s drauf. Definitiv. Genauso wie er alles andere auch drauf hat. Und in dem Punkt ist er die Nr. 1, Yugi wird ihm diesen Rang jedenfalls nie und nimmer streitig machen können. Dazu muss ich Yugi nicht küssen! Das ist offensichtlich. Auch der Pharao würde da abstinken. Keine Ahnung wie lange die Nummer dauerte. Mir kam es ewig vor. Mein Herz schlug so schnell und ich wollte gar nicht, dass es je auffhört. Oh, wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätten wir ewig weitermachen können. Aber irgendwann löste er sich von mir, ließ mich aber nicht wirklich los, hielt meine Handgelenke noch immer fest, nur der Griff lockerte sich etwas. Ich glaube ich habe gezittert. Er sah mir einen Moment lang in die Augen und ich konnte nichts anderes tun als atmen und diesen Blick erwidern. Dann sah ich wie seine Mundwinkel sich zu einem amüsierten Lächeln verzogen. In dem Blau blitzte etwas auf und er meinte mit einer Stimme, die ich noch nie von ihm gehört habe, dass das Hündchen sich jetzt eigentlich bei seinem Herrchen bedanken müsste. Echt! Genau das hat er gesagt und dabei süffisant gelächelt und Scheiße, klingt der Mann sexy, wenn er so redet. Diese heisere Stimme. Oh Mann. Könnt ihr euch vorstellen, was euer lieber Joey getan hat? Richtig. Ich habe genickt. Ja, ich habe genickt und mich mit rauer Stimme bedankt und dann geschluckt. Fragt nicht warum, ich weiß es nicht. Ich hab´s einfach gemacht. Ich meine, er hat´s ja auch gemacht. Also was ich wollte. Sein Lächeln wurde breiter und er hauchte mir ein "Braves Hündchen" entgegen, dass mich wieder schaudern ließ. Ich schluckte erneut und er, er ließ mich los und ging. Ja, Kaiba ging einfach. Der Arsch drehte sich um und ging. Ich konnte mich selbst Minuten später noch nicht rühren. Na, wenigstens weiß ich jetzt in welche Richtung meine Neigungen gehen... Kapitel 2: Ouvertüre -------------------- "Joey?" Tristan reißt mich aus meinen Gedanken und es dauert ein paar Sekunde bis ich reagieren kann. Ich wende leicht den Kopf uns sehe ihn fragend an. "Hm?" Scheinbar hat er die ganze Zeit irgendwas geredet, aber ich habe kein einziges Wort mitbekommen. Das scheint er nun auch bemerkt zu haben. Ich grinse ihn verlegen an und er verzieht missbilligend den Mund. "Du hast mir gar nicht zugehört!" beschwert er sich. "Was ist denn heut nur los mit dir, Alter?" Gute Frage, was ist los? Das habe ich mich die letzten Tage schon so oft gefragt. Wieder und wieder und natürlich ohne eine Antwort zu finden. Ich bezweifle auch, dass es eine Antwort auf diese Frage gibt und wenn doch, nun, ich glaube, dass diese mir ganz sicher nicht gefallen würde. Seit Montag ist alles irgendwie... Ich weiß auch nicht. Mein Weltbild ist erschüttert worden. Radikal. Und das Schlimmste daran ist, dass ich selbst Schuld bin. Echt! Ich weiß, dass klingt unlogisch ohne Ende, aber es ist so. Und alles nur wegen Duke, dem Porno seines Mitbewohners und diesem Arsch von Kaiba. Gott, wie ich diesen arroganten Eisklotz hasse! Ja, ich hasse ihn! Nach wie vor und nicht weniger heftig. Nur ist es inzwischen so, dass er mich nicht mehr nur aufregt, sondern befremdlicherweise auch erregt! Kann man sich das vorstellen? Ja ja, ich weiß, das ist widerlich, krank, hochgradig pervers - auf jeden Fall etwas, dass nicht so sein sollte, aber es ist so. Und keine Sorge, ich schäme mich auch angemessen. So sehr, dass ich kaum noch in der Lage bin, diesem Großkotz in die Augen zu sehen ohne... Puh. Ohne daran zu denken, dass wir uns neulich geküsst haben. Das ist jetzt kein Flachs! Es ist tatsächlich passiert. Einfach so... in unserem Klassenzimmer. Ich sage euch... Ja ja, einfach so stimmt natürlich nicht ganz. Um die Demütigung perfekt zu machen, ich habe ihn darum gebeten. Ich weiß wie das klingt. Ich weiß, dass so was eigentlich absolut unmöglich ist, aber es ist wahr, auch wenn ich es nicht glauben würde, wenn ich nicht dabei gewesen wäre, aber ich war ja dabei und ja, ich habe es getan. Ich, Joeseph Jay Wheeler, habe Seto Kaiba gebeten mich zu küssen. Ich habe es nicht verlangt, ich habe ihn nicht einfach aufgefordert oder gefragt - was ja alles schon schrecklich genug wäre, nein, ich habe ihn gebeten, fast schon angefleht und um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, ich habe ihn ihn dem Moment auch als Herrchen bezeichnet. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich schäme. Ich habe noch nie, wirklich, das könnt ihr mir glauben, so etwas schreckliches getan! Doch was soll ich sagen, es hat mir gefallen. Der Kuss. Er war einfach nur... Also mir fehlen die Worte. Man könnte sagen, die Sache an sich bereue ich nicht, aber Kaiba? Ok, so gesehen eigentlich nur logisch, wenn ich hab in der letzten Zeit ja auch immer an ihn gedacht, wenn ich mir einen runtergeholt habe und... Ich bin pervers. Dagegen sind Tristan und Duke Chorknaben. Ich meine, welcher normale, gutaussehende junge Mann denkt bei dem natürlichen Akt der Selbstbefriedigung ausgerechnet an seinen Erzfeind? Und stellt sich dabei auch noch vor, dass dieser... Nein, lassen wir die Details. Ich darf jetzt nicht daran denken. Ich glaube meine Wangen glühen schon wieder und Tristan sieht mich ganz komisch an. Gott, wenn der wüsste! Wenn der wüsste, welche Neigungen Joey Wheeler hat... Oh Mann! Ich darf gar nicht daran denken. Zu allem Unglück kommt auch gerade als ich Tristan antworten will, das Objekt meiner Begierde in den Raum. Fuck. Ich darf ihn so nicht bezeichnen, nicht mal in meinen Gedanken. Es ist Kaiba. Mr. Ich-bin-der-Größte. Seto Eisschrank Kaiba. Nix da Begierde!! Aber wem mach ich was vor? Ihr findet das sicher krass? Oder sogar lustig? Tja, lacht ihr nur... Ich find es nicht komisch, kein bisschen. Wie könnte ich auch? Doch was noch befremdlicher ist als meine eigenen verrückten Anwandlungen ist die Tatsache, dass Kaiba mir diese Bitte erfüllt hat. Er hat mich geküsst. Am Montag. Aber das habe ich, glaube ich, schon erwähnt oder? Das ist der nächste Fehler im Bild, oder? Ich meine, Kaiba erfüllt MIR einen Wunsch und dazu noch einen solchen? Krass, echt. Und er zieht mich noch nicht einmal auf deshalb. Nein, gar nicht. Keine einzige dämliche Bemerkung über diese Anwandlung und dabei habe ich ihm mit meiner Aktion so eine gute Vorlage geliefert. Nicht nur, dass ich ihn um einen Kuss gebeten habe, nein, ich habe ihn Herrchen genannt und ich habe mich sozusagen auch irgendwie unterworfen... also in dem Moment und dann auch noch gehorcht. Er wollte nämlich, dass ich mich für den Kuss bedanke und ich, Idiot habe es getan. Oh Mann... Ich darf echt nicht darüber nachdenken. Das ist so was von krank. Da liegt eindeutig keine Hormonstörung mehr vor, das ist schon eine massives sexuelle Störung. "Joey, geht´s dir gut?" Tristan sieht mich besorgt an und ich bemerke jetzt erst wieder, dass mein Blick schon wieder auf dem Eisklotz ruht. Meine Wangen glühen noch immer. Zum Glück ist der reiche Pinkel mit seinem Laptop beschäftigt. Ich kann nicht anders, ich stöhne auf. "Ähm... klar." Kommunikation ist heute eindeutig nicht meine Stärke. Ob ich je wieder normal werde reden können? Vielleicht bin ich jetzt verflucht, weil ich Kaiba geküsst habe? Aber mal ernsthaft, ich habe seit dieser Aktion keinen Plan wie ich mit dem Kerl umgehen soll. Ist ja wohl auch irgendwo logisch, oder? Ich meine, ich hasse ihn wirklich nach wie vor, aber diese Sache... naja. Das macht das Streiten mit ihm jetzt seltsam. Wir streiten nach wie vor. Direkt am nächsten Tag, also Dienstag, ging es weiter wie immer. Schlagabtausch Kaiba vs. Wheeler. Keiner Sau wäre aufgefallen, dass irgendwas vorgefallen wäre und naja, hätte ich es nicht gewusst... Das Einzige, dass anders war, war dieses merkwürdige Prickeln und ein Schauder, der mich durchzuckt hat als sein eisiger Blick mich traf. Und haltet mich jetzt nicht für komplett ballaballa, aber dieses Streiten... ähm... ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber es hatte so einen befremdlichen Beigeschmack. Das lag an diesem Prickeln glaube ich. Keine Ahnung ob es ihm auch so ging, wenn ich sein amüsiertes Lächeln richtig deute und die komische Nuance, die in seinem Ton mitschwang als er mich "Köter" nannte, nun... wenn ich es nicht besser wissen würde, ich wäre geneigt zu glauben, dass das eine Art Vorspiel war. Jedenfalls hatte ich auf einmal wieder diese Szenen von dem Film im Kopf und ich musste sogar tief durch atmen. Ich hatte auch schon Angst, dass sich dieses Gefühl körperlich abzeichnen würde, aber zum Glück war dem nicht der Fall. Fuck, jetzt muss ich schon wieder daran denken. Verdammt, Joey, konzentrier dich auf Tristan, starr nicht auf Kaibas Rücken, denk nicht an Kaibas... "Sehen wir uns später noch?" Ich blinzele. Ach ja, Tristan... Ich nicke. Klar, sehen wir uns später. Ich blicke ihn einen Moment verständnislos an, dann erschließt sich mit die Situation. Der Unterricht ist schon vorbei und wer darf wieder einmal nachsitzen? Tja, dreimal dürft ihr raten, meine Lieben. Ich nicke wieder und Tristan geht und ich versuche meine Gedanken zu ordnen. Ob ich einen Arzt aufsuchen soll? "Na, Hündchen. Warst du mal wieder ungezogen? Ich muss dir wohl Manieren beibringen." Ich blicke auf und starre direkt in seine funkelnden Augen. Er blickt amüsiert auf mich herunter und Scheiße, ich bin allein mit ihm. Wo sind die alle hin? Ich schlucke schwer und eine Erwiderung liegt mir schon auf den Lippen als ich kühle Fingerspitzen auf meiner Wange spüre. Sofort schlägt mir das Herz wieder bis zum Hals. "Ich... ähm..." Nein, Konversation geht gar nicht. Ein Schlagabtausch ist allerdings gerade auch nicht drin und verdammt noch mal, ich spüre wie mein Blut sich in einer bestimmten Region zu sammeln beginnt. Hilfe!!! Ich glaube, ich werde rot. Kaibas Belustigung nimmt nämlich zu und sein Blick wandert über meinen Körper. Fuck, warum kann ich nicht klar denken? Warum bin ich wieder so was von paralysiert? Und warum klingt er schon wieder so... so sexy? Er lacht kurz und rau auf und dann zieht er mich mit einer einzigen, schnellen Bewegung auf die Beine. Keine Ahnung wie er das gemacht hat und warum ich mich nicht wehre. Wie eine Puppe lass ich mich von ihm dirigieren und Mann, seit wann ist er so groß? Ich schlucke wieder und kann nicht anders, mein Blick streift seinen Mund. "Sieh an, sieh an... Das Hündchen will wohl spielen." Oh Mann. So darf er nicht klingen. So was darf er nicht sagen! Das geht einfach nicht... Aber es ist schon zu spät. Ich nicke ohne es zu wollen und einen Moment später werde ich mit einer unsanften Bewegung gegen die Wand hinter mir gedrückt. Ich funkele ihn einen Moment entrüstet an und will schon irgendwas sagen als ich seine Hand an einer Stelle spüre wo sie ganz gewiss nichts zu suchen hat. Aber denkt ihr, ich würde protestieren? Nein, ich keuche einfach nur auf und lasse es geschehen und Kaiba fixiert mich weiterhin mit diesem undefinierbaren Blick. Wenn mein Herz noch schneller schlägt, dann werde ich sicher ohnmächtig oder es explodiert. Verflucht, was denkt sich der Kerl nur? Und was macht er da mit seiner Hand? Ähm... ok, was er macht weiß ich natürlich. Scheiße, mein Kopf glüht sicher schon. Ich werfe einen verzweifelten Blick zur Tür. "Keine Sorge, uns wird keiner stören." "Beruhigend." Ja, das war ironisch gemeint und ja, er fasst es genauso auf. Na, immerhin bin ich in der Lage etwas zu sagen. Angesichts dieser Situation echt ne Leistung. Seine Hand ist nämlich immer noch an dieser besagten Stelle und was sie tut hat Konsequenzen, die ihm genauso wenig entgehen wie mir. Für einen kurzen Augenblick wird mein Denken noch einmal rational und ich registriere was wir hier tun bzw. was er tut und worauf das scheinbar hinaus laufen wird und ja, es passiert wirklich und ja, es ist Kaiba, doch dann setzt der Verstand aus und ich stöhne einfach heiser auf. Was ihm sichtlich gefällt. Eine Sekunde später ist sein Gesicht direkt neben meinem. Ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut und höre seine Stimme, die mir mit diesem rauen Unterton ins Ohr flüstert. "Bereit für die nächste Lektion, mein Hündchen?" Keine Ahnung ob die Frage ernst gemeint ist. Keine Ahnung was sie überhaupt bedeutet. Ich weiß auch nicht ob ich es bin. Wie sollte ich das auch wissen? Augenblicklich weiß ich gar nichts, naja, fast nichts. Ich weiß, dass ich erregt bin und mir wider besseren Wissens gefällt was er tut und dass ich nicht will, dass er aufhört. Sein Hündchen. Oh Mann. Soweit ist es also schon. Ich bin geliefert. Nein... noch viel schlimmer. "Ja... mein Herrchen..." Er nickt sichtlich zufrieden und einen Augenblick später, spüre ich erneut seine Lippen auf meinen. Und irgendwie habe ich so das Gefühl, dass es dieses Mal nicht nur bei einem Kuss bleiben wird. Kapitel 3: Bagatelle -------------------- Erstaunlich, dass dieser Arsch schon wieder so nüchtern sein kann. Echt! Ich fasse es nicht. Gerade lag der Penner noch neben mir, rang genau wie ich nach Luft und jetzt... Alleine dafür muss man ihn schon hassen. Ich glühe noch immer und er, er wirkt eiskalt. Dabei war er das vor ein paar Minuten überhaupt nicht. Im Gegenteil. Mr. Eisklotz stand genauso in Flammen wie ich. "Kaiba?" "..." "Was ist das zwischen uns?" Ich muss diese Frage stellen. Eigentlich wollte ich sie schon viel früher stellen, aber irgendwie ergab sich nie der richtige Moment. Auch jetzt ist keineswegs der passende Augenblick. Hinterher soll man nämlich eigentlich keine tiefgründigen Gespräche führen. Zumindest habe ich das mal irgendwo aufgeschnappt. Aber wann dann? In der Schule kann ich schlecht mit ihm darüber sprechen und ansonsten sehen wir uns nicht. Naja, wir sehen uns nur etwas zu tun, dass wir beide eigentlich unter keinen Umständen miteinander tun sollten. Das was wir gerade getan haben. Er reagiert nicht und falls er überlegt, dann verraten es seine Züge nicht. Aber so ist er eben. In ihm zu lesen, ist unmöglich. Sein Gesicht gibt keine gefühlsmäßigen Regungen Preis, es sei denn er verliert die Kontrolle oder ein Gefühl übermannt ihn, doch das ist gerade nicht der Fall. Er ist dabei sich wieder anzuziehen und fast habe ich den Eindruck, dass er mich schon gar nicht mehr wahrnimmt. Fasziniert beobachte ich wie seine schlanken Finger grazil die Knöpfe seines Hemdes schließen, den Kragen zurecht rücken und dann den Gürtel mit dem KC-Logo schließen. Derweil liege ich noch immer nackt im Bett. In meinem Bett, daher habe ich auch keine Eile aufzustehen. Er wird ohnehin gleich gehen. Das tut er immer so. Das ist jetzt das dritte Mal, dass wir uns treffen, das dritte Mal, dass wir Dinge mit einander getan haben, die Erzfeinde und das sind wir nach wie vor, keineswegs miteinander zu tun pflegen in der Regel. Aber mein Verhältnis zu Kaiba war ja noch nie normal und Kaiba selbst ist nicht normal. Manchmal stelle ich mir die Frage ob es deshalb nicht vielleicht logisch ist, dass wir an diesen Punkt gekommen sind. Ich habe nach wie vor keine Erklärung und ich glaube er auch nicht. "Kaiba?" Sein kalter Blick wandert zu mir, trifft meinen und einen Moment lang sehen wir uns an. Ich glaube, dass er nach einer Antwort sucht, weil ich eine erwarte und er weiß, dass ich keine Ruhe geben werde und vielleicht auch, weil er sich selbst eine schuldig ist. Immerhin ist er der große Seto Kaiba, der für gewöhnlich alles weiß und nie etwas unüberlegt tun. Spontanes Handeln gibt es in seiner Welt nicht. "Wir führen unseren Machtkampf auf einer neuen Ebene weiter, Wheeler." Ich grinse unwillkürlich. So sieht er es wahrscheinlich tatsächlich. Vielleicht ist sogar was daran? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das Ganze recht merkwürdig ist, selbst für unsere Verhältnisse und dass ich nach wie vor nicht verstehe, wie es dazu kommen konnte und immer wieder dazu kommt, aber vor allem kann ich mir nicht erklären, warum es ausgerechnet uns beide getroffen hat. Dass ich scheinbar schwul bin, gut, das war eine Überraschung, aber keineswegs so ein großes Ding. Mag sein, dass es in der Öffentlichkeit immer noch kritisch betrachtet wird, aber naja... man wird deshalb nicht mehr verfolgt oder verbrannt. Aber dass ich allem Anschein nach auf Kaiba abfahre, das ist etwas, dass mir nach wie vor unbeschreiblich erscheint. Zugegeben, er ist eine interessante Persönlichkeit und ja, er sieht auch gut aus. Beides muss ich gelten lassen, aber ich mag ihn nun einmal nicht. Ja, ich hasse ihn. Ich verachte alles an ihm, alles wofür er steht. Seine ganze Art... diese Überheblichkeit, die Selbstgefälligkeit... sein Wesen ist mir dermaßen zuwider, dass ich immer wieder das Bedürfnis verspüre, ihm eine reinzuhauen. Aber gleichzeitig ist da etwas anderes... Ich kann es nicht greifen, ich kann es nicht verstehen, aber er hat eine Wirkung auf mich, wie kein Zweiter. "Dir ist schon klar, dass das krank ist." Er zuckt gleichgültig mit den Schultern und ich glaube fast, es ist ihm egal. Er nimmt es als gegeben hin, dass es so ist und ergründet diesen Umstand nicht weiter. Erstaunlich, der Kerl ist wirklich erstaunlich. Wieder verspüre ich den Wunsch sein Gesicht mit meiner Faust bekannt zu machen. "Krank ist nicht unbedingt das Adjektiv, dass ich gebrauchen würde, um diese Situation zu beschreiben, ich würde sie als paradox bezeichnen." Ich stöhne auf. Eins muss man ihm lassen, er hat wirklich Nerven und ich weiß, dass ich ihn nie verstehen werde. Ich glaube, es ist unmöglich, ihn zu verstehen. Er ist selbst ein Paradoxon. "Aha. Und was bedeutet das - für uns?" Die rechte Braue wird grazil nach oben gezogen und seine Augen funkeln mich spöttisch an. "Uns? Wheeler, es gibt kein UNS genauso wenig wie es ein WIR gibt. Wir haben eine Affäre, basierend auf rein sexuellen Komponenten. Nichts weiter." Ich schneide ihm eine Grimasse und er verdreht die Augen. Inzwischen ist er wieder komplett angezogen und steht jetzt vor meinem Bett. "Schon klar, ist ja nicht so, dass ich will, dass es mehr ist als das, aber fragst du dich nicht auch, warum... naja, ausgerechnet wir beide? Ist doch schon irgendwie... paradox!" Wieder zuckt er gleichgültig mit den Schultern. Egal was ihr jetzt denkt, es ist echt nicht so, dass ich unbedingt ne große Sache darauf machen möchte. Wirklich nicht! Ich meine, ich will kein "Wir" und kein "Uns", eigentlich will ich nicht einmal das was wir da haben wirklich, naja, zumindest nicht solange bis wir wieder mittendrin sind und mein Hirn ausschaltet. Aber meine Frage ist doch durchaus berechtigt, oder? Vor einer Woche war ich noch der Ansicht, dass ich auf Blondinen wie Mai stehe und Kaiba zu nichts zu gebrauchen ist. Tja und jetzt weiß ich, dass ich sexuelle gestört bin, voll darauf abgehe mich erst mit Kaiba verbal bis zur Weißglut zu fetzen, um ihm dann die Kleider vom Leib zu reißen. Das ist doch schon eine Erkenntnis, die einem zum Denken gibt. Auch, weil ich immer der Ansicht war, dass für Sex Gefühle im Spiel sein müssten. Gefühle wie Zuneigung, Liebe, Freundschaft... wenigstens Sympathie. Mag ungewöhnlich für nen jungen Mann sein so zu denken, Tristan und Duke sehen das lockerer, aber ich dachte halt, dass es sich bei mir so verhält und jetzt... Das einzige Gefühl zwischen uns ist Hass. Nicht mehr und nicht weniger. Einzigartiger Hass, denn ich glaube kaum, dass er sonst jemanden so verachtet wie mich. Was natürlich auf Gegenseitigkeit beruht. Freundliches Erwidern sozusagen. Und das ist doch krank. Ich meine, wenn man es dann treibt als gäbe es kein morgen mehr und glaubt mir, so treiben wir es. Tristan würde umfallen, wenn er davon wüsste und ich glaube, sogar Duke würde es die Sprache verschlagen. Die wären gar nicht in der Lage etwas zu sagen, wenn ich ihnen verklickern würde, dass ich auf Kaiba, Fesselspiele und beides in Kombination stehe. Und das ist ja eigentlich nur die Spitze des Eisberges. Ich bin echt krank. Kränker als krank. Gestört. Genau wie dieser reiche Pinkel. Er ist nämlich keineswegs besser! Aber zu seinem Größenwahn passt es immerhin, dass er voll darauf abgeht, seinen Partner zu unterwerfen. Wahrscheinlich geht es bei ihm gar nicht anders. Allerdings steht er auch darauf, dass ich Widerstand leiste, sofern ich es vermag. Er bezeichnet das als Renitenz. Keine Ahnung was er damit meint. Jedenfalls triggert es ihn eindeutig. Genauso wie "mein Herrchen". Hach, wäre es genial, wenn ich das gegen ihn verwenden könnte, aber um fair zu sein, ich gehe genauso ab, wenn er mich "mein Hündchen" nennt. Paradox? Gibt es eine Steigerung davon? "Ganz ehrlich, ich habe keinerlei Lust, die näheren Umstände, die zu solchen Situationen führen zu ergründen und wenn doch, dann werde ich das für mich selbst tun und keineswegs mit dir erörtern, Köter. Ich verbuche diese Episode unter Dingen, die keiner Erklärung bedürfen. Punkt." Na, klasse. Schön zu wissen, dass er wenigstens seinen Frieden damit gemacht hat. Typisch Kaiba, der Arsch biegt sich die Dinge so hin wie er will. Ich hasse diesen arroganten, phlegmatischen Eisklotz. Wären diese Treffen nicht so... Argh. Ich hasse mich selbst, dass ich so ticke. "Wann seh ich dich wieder?" Sieh an, der Herr zeigt eine Regung. Er lächelt. Gut, es ist ein kaltes, zynisches Lächeln, aber es geht mir durch und durch und ich habe sogar das Gefühl, dass ich wieder rot werde. Aber hey, er hat das Thema doch mit einem Punkt beendet, also bleibt nur noch diese Frage, oder? Einen Moment muss ich auf die Antwort warten. Er beugt sich langsam zu mir runter, schiebt mein Kinn mit einer energischen Geste nach oben und ich funkele ihn trotzig an, um zu unterstreichen, wie dämlich sein Verhalten finde." "Wenn du brav bist, Köter, bald." Ich drehe meinen Kopf zur Seite und stöhne betont genervt auf. Natürlich lässt er mir das nicht durchgehen. Er dreht meinen Kopf wieder zu sich und presst für einige Sekunden hart seine Lippen auf meine. Ich keuche unwillkürlich auf. Ich schwöre, wenn er das nicht so gut können würde, wie er auch den Rest dieser Interaktionen perfekt beherrscht, er ist ja schließlich Kaiba, dann... "Das nächste Mal habe ich eine Überraschung für dich. Wenn du brav bist, Hündchen." Ein sarkastisches Grinsen und ich bin allein. Wütend drehe ich mich um und starre an die Decke. Brav? Tzzz. Der Arsch hat ne Schraube locker. Ich allerdings auch. Deshalb werde ich jetzt auch die ganze Zeit darüber nachdenken was er meint und ihn hassen, weil er genau das bezwecken wollte. Arsch. Kapitel 4: Rarität ------------------ Seine Hände ruhen auf meiner Hüfte und ziehen mich energisch näher zu sich. Ich kralle mich in die Kissen unter mir und habe das Gefühl, dass mein Kreislauf jeden Moment kollabieren wird. Mein Herz schlägt viel zu schnell und ich keuche jetzt schon, ringe nach Luft. Wenigstens geht es dem Arsch nicht besser. Er keucht nämlich auch, obwohl er sich natürlich bemüht, keine Regung von sich zu geben. Tja, Pech, Mister. In diesem Momenten bist du genau wie wir anderen Sterblichen. Man sieht dir deine Gefühle an. Ok, ich sehe ihn gerade zwar nicht, aber dafür spüre ich ihn sehr eindeutig. Sehr, sehr eindeutig. Sozusagen seine vollkommene Präsenz. Und die ist genau wie sein Ego. Mit Recht, wie ich zu meinem Bedauern - und augenblich zu meiner Freude - hinzufügen muss. Ich keuche erneut als er nicht nur das Tempo sondern auch die Kraft dahinter verstärkt. Für den Bruchteil einer Sekunde frage ich mich woher er die Kraft nimmt, denn ich habe gerade das Gefühl, dass ich jeden Moment zusammen klappe und bislang hielt ich Kaiba nicht unbedingt für ein Konditionswunder. Aber einmal mehr muss ich feststellen, dass er genau das ist. Vielleicht liegt es auch an seiner beschissenen Selbstbeherrschung, an dem jahrelangen Training, Gefühle und Regungen zu unterdrücken... Also, wenn dem so ist, dann wird man dadurch ein verdammt guter Liebhaber. Echt jetzt. Ohne Übertreibung. Er ist nämlich gut. Immerhin sind wir gerade zum dritten Mal zu Gange. Gut, wir sind jung, haben uns jetzt mehrere Tage nicht gesehen, aber... fuck, er ist gut. Deshalb werde ich auch wahrscheinlich gleich den Verstand verlieren. "Bitte, Kaiba." Ich presse die Worte hervor, keuchend, atemlos, flehend. Wieder bin ich an diesem Punkt. An dem Punkt an dem ich meinen Erzfeind bitte... ja, ihn anflehe und er weiß genau was ich will. Ich wette er grinst gerade. Unter anderen Umständen würde ich ihm solch ein Grinsen aus dem Gesicht prügeln, aber nun ja, andere Umstände... c´est la vie. "Was denn, Köter, bist du schon soweit?" Ob man´s glaubt oder nicht, seine Stimme klingt keineswegs so als wäre er außer Atem. Wirklich nicht. Er hört sich an wie immer. Eigentlich. Wäre da nicht dieser raue, heisere Unterton, der mich verrückt macht, weil er so sexy ist. Sexy und diabolisch. Ja, genauso ist er. Kaiba. Und so ist auch der Sex mit ihm. Sexy und diabolisch. Und ich stehe darauf. Ja, Joey Wheeler steht genau darauf und auch darauf was jetzt folgen wird. "Ja, Kaiba, ja, verdammt." Er mag es, wenn ich fluche, aber was er noch mehr mag ist, wenn ich wirklich bettele... Keine Ahnung welches Vergnügen er daraus zieht, aber er tut es und irgendwie tue ich es auch. So beschämend das auch sein mag. Aber Sex mit Kaiba zu haben ist für einen Wheeler schon beschämend genug, oder? Und naja, wir haben inzwischen auch so etwas wie eine regelmäßige Affäre. Also ist meine Würde ohnehin schon dahin. Was seine anbelangt - ich hege immer noch den Verdacht, dass dieser Kerl einen Pakt mit Satan geschlossen hat. Bei Kaiba ist das nicht auszuschließen, oder? Allerdings gibt es auch Leute, die ihn für den Teufel selbst halten... Schwieriges Thema also. Darüber liesen sich ganze Abhandlungen schreiben. Aber was kümmert mich das? Gerade gar nichts. Im Augenblick will ich einfach nur mehr. Mehr von ihm, mehr von dem hier. Aber der Arsch wird wieder langsamer. Das tut er immer, wenn er wir an diesem Punkt sind. Das ist seine Art mir zu demonstrieren wer der Herr ist. Eine der Arten genau genommen. Und ja, er ist der Herr. Wenn auch nur in diesen verqueren, kranken Situationen. Ansonsten ist er einfach nur ein arrogantes Arsch. Seine Stöße werden ein klein wenig langsamer und ich stöhne missbilligend auf. Er lacht und ich spüre wie er sich über mich beugt. Gleich werde ich seine Stimme an meinem Ohr hören. Ich schlucke unwillkürlich und kralle mich fester in die Laken. "Sag. Es. Köter." Oh, wie ich ihn hasse. Wie ich es hasse, was er mit mir macht und ich hasse auch mich, dass es mir so dermaßen gefällt, dass ich nicht anders kann als mich brav zu fügen. Verfluchter Kaiba. Verdammtes Arsch. Ich hasse ihn! Aber so was von. Aber das heißt nicht, dass er aufhören soll. Gott muss echt einen sehr, sehr witzigen Tag gehabt haben als er beschlossen hat, dass das hier passieren soll. Echt, wenn Yugi Recht hat und es so was wie Schicksal, Fügung, diesen ganzen Kram gibt, dann war ich in meinem früheren Leben bestimmt irgendein Diktator, anderfalls verstehe ich nicht, warum ich in diesem Leben dazu verdammt bin, meine Erfüllung, meine sexuelle Erfüllung wohl gemerkt, ausgerechnet in den Armen von Kaiba zu finden. Aber Scheiß drauf, es ist eben krank. Augenblicklich ist mir das ziemlich Hupe. Mein Hirn ist nämlich im Standby-Modus. Anderfalls würde ich auch nicht tun, was der Penner von mir will. Ok, ich würde es tun, ich würde alles tun nur damit er jetzt nicht aufhört. "Du bist der Beste, Kaiba, bitte... mehr... bitte..." Ich hab keinen Dunst, warum dieser Typ das braucht. Echt, sein Ego ist doch schon groß genug und unterworfen bin ich auch schon, im wahrsten Sinne des Wortes und dass er gut ist, das müsste diesem Genie doch eigentlich klar sein. Ich meine, warum sonst keuche ich hier herum und dränge mich ihm so entgegen und überhaupt... warum sollte das hier stattfinden, wenn er nicht der Beste wäre? Und warum erregt es mich, ihm das zusagen? Manche Fragen sollten nie beantwortet werden. Wenigstens bekomme ich jetzt was ich will. Endlich spüre ich ihn wieder ganz, seine ganze Kraft und ich kann nicht verhindern, dass ich laut aufschreie. Gleich ist es soweit. Der Moment, dieser wunderbare Augenblick, in dem ich Sternchen sehe, ist gleich da und einzig deshalb bin ich hier. Zwei weitere Stöße, ein Schrei und siehe da... für einen Moment wird alles schwarz, dann habe ich das Gefühl mich inmitten eines Feuerwerks zu finden. Krasse Scheiße. Echt... Immerhin geht es ihm nicht besser. Ich spüre, dass auch er an dem Punkt angelangt ist, der ihm jede Kontrolle nimmt. Sein Griff um meine Hüfte wird noch eine Spur härte und dann... dann ist es soweit. Ich wünschte, ich könnte sein Gesicht sehen. In diesem einen Moment... nun, da sieht er vollkommen anders aus. Wirklich. Als würde er so ne kranke Dr.Jekyll-Mr. Hyde-Verwandlung durchmachen. Das ist kein Witz. Ich konnte es schon beobachten. Es ist wirklich so. Beim ersten Mal war ich echt... schockiert. Es war als würde man irgendeinen Zaubertrick abziehen oder so einen Filmeffekt. Nichts an ihm ist dann hart oder kalt. Nein, dann ist er wirklich ein anderer Mensch, nicht das arrogante besserwisserische Arsch. Er wirkt jünger, weicher und... Nein, besser nicht zuviel hinein interpretieren. Kann mir ja auch egal sein. "Braves Hündchen." Seine Stimme ist so heiser, dass ich schaudere. Einen Moment später liegt er neben mir und ich rolle mich zur Seite. Beide sind wir außer Atem. Beide zittern wir irgendwie und aus irgendeinem Grund muss ich ihn ansehen. Er hat die Augen geschlossen und bemüht sich seine Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Ein, zwei Minuten und er hat sich wieder unter Kontrolle. Aber noch kann man die Spuren dieser Verwandlung sehen. Ich weiß auch nicht, aber ich kann nicht anders als ihn fasziniert zu beobachten. Dabei wünschte ich, er wäre schon weit, weit weg. Und als ob er meine Gedanken lesen könnte, richtet er sich schlagartig auf. Seine blauen Augen blicken direkt in meine und ich schlucke unwillkürlich. Als er sich zu mir rüber beugt, bin ich im ersten Moment versucht zurück zu weichen. Doch dann erkenne ich seine Absicht und rühre mich nicht. Seine geschickten Finger wandern zu meinem Hals und eine Sekunde später streift er mir das kleine lederne Halsband ab. Ein merkwürdiges Lächeln liegt auf seinen Zügen. Ich höre den kleinen Ring klirren und dann liegt das Band neben mir, er richtet sich auf. Ich weiß, dass er sich jetzt anziehen wird. Dann wird er eine rauchen und verschwinden. Wie immer. Ich rühre mich nicht, betrachte aber das kleine Präsent, dass er mir das letzte Mal überreicht hat. Meine Überraschung. So hat er es ausgedrückt. Dafür, dass ich brav war. Im ersten Moment hätte ich ihm eine reinhauen können. Ich meine, wie sollte ich das denn bitte finden, bringt dieser Arsch mir ein Halsband mit. Und was für ein Gefühl es erst war, als er es mir umgelegt hat. Mann, Mann... krass ist dafür echt kein Ausdruck mehr. Ich wusste echt nicht, was ich davon halten sollte. Ich dachte erst, dass wäre naja, eine Erweiterung unseres kranken Rollenspiels. Herr, Hund, Halsband. Fehlt nur noch die Leine. Aber ich will ihn nicht noch auf verrücktere Ideen bringen. Aber nachdem er weg war, habe ich mich mit dem Teil beschäftigt. Es ist nicht einfach nur so ein Lederband. Vorne ist ein kleiner Ring. Und nein, der ist nicht nur da, um eine Leine daran zu befestigen! Ich hab´s nachgegoogelt. Und ähm... ja. Also, die Sache ist ziemlich eindeutig. Und verwirrend. Wahrscheinlich bin ich deshalb auch neuerdings so durcheinander, wenn wir uns nah sind. Wenn er es mir umlegt. Das ist schon irgendwie... Ach, ich weiß es auch nicht, wahrscheinlich besser, wenn ich nicht darüber nachdenke. Wisst ihr, was er mir dazu gesagt hat, als er es mir umgelegt hat? Er meinte, dass ich jetzt nicht mehr irgendeinen Streuner wäre, sondern sein Hund. Und tatsächlich auf diesem Ding sind seine Initialen. Ihr dachtet, das Ganze wäre bis hier hin schon krank gewesen? Tja, ich muss euch enttäuschen. Es geht scheinbar noch ne Spur verrückter. Joey Wheeler, der ein Halsband trägt, ist sicher ne absurde Vorstellung, aber wenn dieses Halsband die Buchstaben SK trägt, dann ist die Welt aus den Fugen! Doch darf ich euch was gestehen? Es hat was. Also, es zu tragen. Und zu wissen, naja, dass es seins ist. Ja, das hat echt was. Und nicht nur, weil ich weiß, dass ich der Einzige bin, der so ein Ding hat. Aus Kaiba soll echt mal jemand schlau werden. Wenn ich ihn nicht besser kennen würde und nicht wüsste, dass er mich genauso hasst wie ich ihn, nun, ich würde fast glauben, dass das eine romantische Geste sein soll. Aber Kaiba und Romantik? Nee, so krank sind wir nun auch wieder nicht! *** Liest das hier eigentlich jemand? Seht es mir nach, aber zur Zeit habe ich wirklich recht merkwürdige Anwandlungen. ^^" Kapitel 5: Kopfkino ------------------- "Duke, was weißt du über Bdsm?" Ja, ich weiß, wie dämlich die Frage ist und vermutlich ist es auch dämlich ihn zu fragen, aber mit dem Thema beschäftige ich mich schon die ganze Zeit und irgendwie naja, ich brauche jemanden mit dem ich darüber reden kann und nachdem Tea, Yugi und auch Tristan ausgeschieden sind, bleibt eigentlich nur noch Duke. Mit Serenity kann ich über die Dinge nicht reden. Und hey, wenn meine Schwester Ahnung von der Sache hätte, Mann, ich würde... Bakura war übrigens keine Option. Ich bezweifle, dass der was zu dem Thema beitragen könnte. Aber Duke, nun, er macht immer nen abgeklärten Eindruck, er ist ständig von Frauen umgeben und naja, immerhin hatte er diesen Film, der meine Gedanken erst in diese Bahnen gelenkt hat. Also frage ich ihn jetzt und hier. Hat lange gedauert bis ich mich dazu durchgerungen habe. Aber so was fragt man ja auch nicht gleich nach "Na, wie geht´s dir? Schönes Wetter heute, oder?" Und da wir auch gerade allein sind und das Computerspiel uns nicht wirklich beschäftigt, nutze ich die Gunst der Stunde. Hoffentlich taucht Tristan nicht gleich auf. Ich sehe ihn erwartungsvoll an und gebe mir Mühe dabei gelassen zu wirken, damit er nicht merkt, dass das Thema mich brennend interessiert. "Alter, stell solche Fragen nicht, wenn ich am trinken bin!" Jetzt erst fällt mir auf, dass er die Cola wieder ausgespuckt und über dem Wohnzimmertisch verteilt hat, ich sehe ihn entschuldigend an und er starrt mich an als würden mir grüne Hörner wachsen. "Wie kommst du darauf?" Ich zucke mit den Schultern, dann erinnere ich ihn an den Film, den wir neulich gesehen habe. Ja, der Film seines Mitbewohners. Zumindest sagte er ja, dass es nicht seiner wäre. Er nickt als ob er verstehen könnte, zuckt dann mit den Schultern und legt den Kopf schief. "Keine Ahnung, hab mich damit nie näher beschäftigt. Ist auch nicht so mein Ding. Ich hab weder das Bedürfnis, mich von ner Frau verprügeln zu lassen, noch eine Frau zu verprügeln. Aber hey, jedem das seine. Gibt ja genug Leute, die scheinbar Spaß daran haben." Einen Moment frage ich mich ob er sich fragt ob mir dergleichen gefallen würde, aber sein Blick ist vollkommen unschuldig und ich schätze, nein, ich bin sicher, dass Duke auch so was nicht von mir denken würde. "Aber es geht dabei ja nicht nur um´s Schlagen. S/M ist ja nur ein Teilbereich..." Er runzelt die Stirn und wirft mir einen skepischen Blick zu. Ich glaube, jetzt erst fängt sein Gehirn an zu arbeiten. Ich versuche weiterhin ungerührt auszusehen, aber irgendwie bereue ich, dass ich das Thema angesprochen habe. Was hab ich mir dabei auch gedacht? Der muss mich doch für krank halten, wenn ich mit ihm über so was rede. "Du scheinst dich ja gut auszukennen, hätt ich nicht gedacht." "Ich hab nur was darüber gelesen... Hat mich einfach interessiert, was Leute daran finden. Naja, nachdem wir diesen Film gesehen hatten, keine Ahnung, ich war neugierig, das ist alles." Ich bin nicht sicher ob er mir das abkauft und ich beschließe, dass ich das Thema auch nicht weiter vertiefen werde. Ahnung hat er scheinbar ohnehin nicht, aber habe ich das tatsächlich erwartet? Es ist ja auch nicht so, dass ich gänzlich unwissend wäre. Dem Internet sei dank. Da findet man ne Menge über das Thema. Wirklich ne Menge. Also stehen auch ne Menge Leute auf so was. Nicht nur ne Dunkelziffer. Auf diesem Weg habe ich auch erfahren, was es mit dem Halsband auf sich hat. Das Halsband, dass ich von Kaiba bekommen habe. Oh Mann, wenn ich daran denke... Also allein in meinen Gedanken klingt das schon recht... verrückt? Nein, abartig, krank, aber hey, ich hab das Ding von Kaiba, dem Kaiba - also passt es ja schon fast wieder. Na, jedenfalls ist dieses Halsband ein wesentlicher Bestandteil bei Bdsm-Geschichten, genauer gesagt wohl bei Dom/dev-Beziehungen. Es ist sozusagen ein Zeichen dafür, dass sich die eine Person unterwirft. Und das liegt nicht allein an dem Halsband, sondern an dem kleinen Ring, der es vorne schmückt. Der Ring der O. Ein besonderes Symbol in der Bdsm-Welt, wie ich ihn Erfahrung gebracht habe. Basiert auf irgendeinem Buch, wo dieses Zeichen verwendet wird, allerdings in Ringform. Das Halsband ist wohl ne Weiterentwicklung. Jedenfalls ist es ein eindeutiges Symbol, auch wenn die Auslegungen über die Bedeutung etwas verwirrend sind. So ganz weiß ich immer noch nicht was es bedeutet. Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn ich Kaiba fragen würde, immerhin hat er das Teil ja angeschleppt, aber irgendwie will ich das nicht tun. Nicht, weil ich mich als unwissend outen würde, ich will ihn einfach nicht fragen. Ich will auch nicht tiefergehend mit ihm darüber reden, auch wenn mich diese Sache schon beschäftigt. Das liegt aber daran, dass ich keine Ahnung hab was dieser Arsch damit wirklich gemeint hat. Gut, er hat gesagt, dass ich jetzt nicht mehr irgendeine Streuner wäre, also wenn ich das Ding trage, aber was heißt das schon? Meinte er es als Gag, weil er mich immer als Hund bezeichnet? Ist es einfach nur ein Spielzeug für unser seltsames Rollenspiel? Tja, ich weiß es echt nicht. Im Internet hat es mehrere Bedeutungen und einige davon finde ich auch ok, andere sind etwas irritierend - zumindest in Bezug auf Kaiba und mich. Aber alles in Bezug auf den Eisklotz und mich ist irritierend. Vielleicht werd ich ihn doch fragen müssen. Duke wird sicher nicht wissen was es damit auf sich hat. Das alles ist nach wie vor höchst verwirrend. Gut, scheinbar habe ich eine devote Seite, wie ich festgestellt habe, und bin auch leicht masoschistisch, aber was das genau heißt, keinen Plan. Auf Schläge stehe ich jedenfalls nicht. Also nicht wirklich. Ein bisschen Aktion ist schon ok oder genauer ausgedrückt, Joey Wheeler steht auf die harte Tour, aber ohne Peitschen, Padel und das ganze Zeug. Mann, die Bilder davon haben mir teilweise Angst gemacht. Besonders diese Klammern. Schauderhaft! Das jemand so was freiwillig macht. Gott, ich würde durchdrehen, wenn jemand, besonders Kaiba, versuchen würde irgendwo diese Klemmen bei mir anzubringen. Falls der Arsch das je versuchen sollte, dann ist er so was von tot! Dann bringe ich ihn um. Das schwöre ich. Aber ich glaube wir bewegen uns auch eher auf der Dominanz-Disziplin-Ebene. Nach dem was ich gelesen habe, ist das unser Trigger. Bei Kaiba ja logisch, Mr. Dominant wollte mich ja schon immer erziehen. Doch das mich das so erregen würde... Hm, hätte ich nicht gedacht. Tut es aber komischerweise. Allerdings wie ich gestehen muss, nur in Verbindung mit Kaiba. Und diesem abstrakten Herr-Hund-Rollenspiel. Wahrscheinlich hat der Freak mich einmal zu oft als Köter bezeichnet, dadurch ist in meinem Hirn wohl was durcheinander geraten. Ja, es ist eindeutig Kaibas Schuld. "Sag mal, Joey, deine Neigungen gehen doch nicht etwa in die Richtung, oder?" Fast bin ich geneigt zu lachen, nicht aus Nervosität oder um davon abzulenken, dass Duke mich mit der Frage eiskalt erwischt hat, sondern weil er echt so lange dafür gebraucht hat. Meine Neigungen. Gehen die tatsächlich in die Richtung? Bislang dachte ich echt, ich wäre normal geartet. Ich dachte, dass ich auf Frauen stehe, dass ich auf ganz normalen Sex stehe und naja... keine Ahnung was das eigentlich heißt. Aber scheinbar ist bei mir nichts normal. Doch was ist schon normal? Wenn ich zurück denke wie es angefangen hat, naja, ist ja jetzt nicht so lange her, egal, jedenfalls wenn ich an den Anfang denke, dann verstehe ich immer noch nicht wirklich was da in mich gefahren ist. So gesehen hab ich ja den ersten Schritt gemacht. Ich habe Kaiba gebeten, mich zu küssen. Und ich weiß immer noch nicht wieso. Das ganze Wochenende war ich so durcheinander gewesen und ja, irgendwie auch aufgeheizt und ihm dann gegenüber zustehen. Eine Sicherung ist durchgebrannt. Vielleicht war ich auch neugierig. Keine Ahnung, vermutlich ist es echt besser, wenn ich nicht weiter darüber nachdenke. Meine Neugier ist inzwischen befriedigt worden und es ist doch normal, dass ein Junge in meinem zarten Alter neugierig ist, oder? Gut, dann gleich mit dem Erzfeind in der Kiste zu landen, ist sicher nicht alltäglich, aber was war je alltäglich zwischen Kaiba und mir? Dann bin ich eben krank, was soll´s? Es hat was und er ist auch krank, aber das wusste ich ja schon immer. Und was dieses Halsband anbelangt... Fuck, ich werde ihn fragen müssen, was genau das bedeute, auch wenn er mir dann wieder einen diese sarkastischen Blicke zuwirft. Ich meine, ich muss das geklärt haben. Ob es nur ein Utensil für unser komisches Spielchen ist oder ob er damit mehr ausdrücken wollte... zum Beispiel Besitzansprüche. Gott, was wenn der Kerl so was denkt? Dass ich jetzt sein Sklave bin? Wer weiß, was im kranken Hirn dieses Psychos vorgeht. Ich würde ihm zutrauen, dass er Gedanken hat, die in eine solche Richtung gehen. Aber nicht mit mir, ich mag ja darauf stehen, dass er die Kontrolle hat, wenn wir im Bett sind, aber das heißt nicht, dass Joey Wheeler sich vollkommen unterwirft. Das sind zwei Paar Schuhe! Verdammter Mist, ich werde echt mit ihm reden müssen. Ja, da führt kein Weg dran vorbei. "Joey?" Duke habe ich ganz vergessen. Alles nur wegen diesem verfluchten Kaiba-Arsch. "Sorry, Duke, ich muss los. Hab noch was zu erledigen!" Bevor er noch was sagen kann, bin ich verschwunden. Ich haste aus der Wohnung als wäre der Teufel hinter mir her. So ein Halsband zu tragen, zeugt von der Bereitschaft sich zu unterwerfen und es zeigt, dass man zu einem Top gehört, dem Top, der einem das Ding verpasst hat. Oh Gott, was wenn er das so betrachtet - also generell, nicht nur in diesem speziellen Momenten? Also, so haben wir nicht gewettet! Obwohl... Es zu tragen war schon ein erregendes Gefühl und als er es mir umgelegt hat, naja, das hatte was und er hat ja auch nicht gesagt, dass ich es ständig tragen soll. Danach hat er es mir immer abgenommen, oder? Vielleicht hätte ich den ganzen Mist nicht lesen soll! Wer weiß ob Kaiba sich auf dem Gebiet auskennt. Aber Kaiba kennt sich für gewöhnlich auf jedem Gebiet aus und Kaiba tut auch nichts ohne Grund. Für ne Spielsession ist die Nummer ok, aber mehr auch nicht. Das muss geklärt werden. Ein für alle Mal. Kapitel 6: Kunst ---------------- "Du hast dich also mit diesem Thema beschäftigt. Du erstaunst mich, Wheeler, das muss ich zugeben. Solchen Enthusiasmus hätte ich dir nicht zu getraut, aber gut. Um deine Frage zu beantworten - das Halsband bedeutet schlicht und ergreifend, dass du in diesen speziellen Momenten nicht irgendein Streuner bist, sondern mein Hündchen." Sein Hündchen. Ich schlucke. Es irritiert mich nach wie vor, wenn er mich so nennt. Ich weiß auch nicht warum. Im Vergleich zu Köter, Kläffer oder Streuner ist diese Bezeichnung doch wirklich human. Direkt freundlich. Ja, sogar süß. Aber irgendetwas passt einfach nicht. Vielleicht ist es diese Kombination mit dem besitzanzeigenden Fürwort. Oder das Fürwort in Kombination mit Kaiba. Wahrscheinlich von beidem etwas und wenn ich ihn so ansehen, wie er mich gerade spöttisch anblickt, dann spüre ich wie die Wut in mir wieder aufkommt. Dieser Mensch ist einfach... Mir fehlen die Worte. Ja, langsam gehen mir echt die Worte aus. Gut, er hat meine Frage beantwortet, ich war nicht sicher ob er es tun würde, aber er hat es getan und das sogar ausführlich. Für seine Verhältnisse bedeutet das eine Menge und in Anbetracht unserer stummen Vereinbarung Konversation zu vermeiden, bedeutet es sogar eine Menge. Trotzdem... Die Art wie er das sagt. So... so einfach. Selbstgefällig. Selbstherrlich. Als wäre es etwas, dass eigentlich keiner Erwähnung bedarf, weil es eine feststehende Tatsache ist, wie der Satz des Phytagoras oder so. Ach, ich weiß auch nicht. Und dann dieser Blick. Anzüglich und amüsiert zugleich und ich mag es nicht, wenn er mich so ansieht. Dann bringt er mich aus dem Konzept. Dabei kenne ich mich mit den Kaiba-Blicken zur Genüge aus. Ja, ich bin wahrscheinlich der Einzige, der in der Lage ist, die feinen Nuancen zu unterscheiden. Die meisten Leute würden nämlich sagen, dass er immer gleich frostig guckt, aber nein. Das ist ganz und gar nicht so. Das variiert. Ich weiß es. Denn ich kenne mich aus. Eis ist nicht gleich Eis. Eis ändert seine Farbe nämlich mit dem Luftgehalt, das heißt, es gibt unterschiedliche Eistöne. Enthält es viel Luft, nun, dann ist es weiß. Eis, dass weniger Luft enthält, kann durchsichtig sein oder blau, ja sogar grünlich. Und genauso verhält es sich bei Kaibas Augen. Die Farbe ist nicht einfach nur blau und der Blick nicht nur eisig. Oh, ich könnte ganze Abhandlungen über seine verschiedenen Blicke schreiben. Oder über seine Mimik an sich. Ihr glaubt mir nicht? Dacht ich mir. Wahrscheinlich denkt ihr, dass er immer den gleichen Ausdruck zur Schau trägt und sein Reportoire sich auf das grazile hochziehen der rechten Braue oder das genervte zusammenziehen beider Brauen beschränkt. Tja, keineswegs. Dazwischen gibt es so viele unterschiedliche Nuancen, aber die fallen natürlich nur dem geschulten Auge auf. Und was Kaiba anbelangt, da bin ich mittlerweile ein Experte. Vorbereitung ist schließlich alles! Wer wie ich täglich mindestens einen Schlagabtausch mit dem Kerl führt, muss wissen was er tut. Warum? Tja, ganz einfach. Weil man wissen muss, wie weit man gehen kann. Und ich weiß es. Ich reize ihn bis aufs Blut, aber ich bringe ihn nie wirklich ganz aus der Fassung. Manch einer mag den Eindruck haben, dass mir das gelingt, ja, dass ich ihn zur Weißglut treibe, aber nein. Wenn ich ehrlich bin, das ist mir noch nie gelungen. Ich glaube, er stand bislang nicht einmal kurz davor. Und das weiß ich, weil ich seine Mimik wahrscheinlich besser kenne als meine eigene. Ich habe sie studiert. Ja, Monate lang. Ach, was sag ich, Jahre. Wenn er morgens in den Klassenraum kommt und seine Lippen auf eine bestimmte Weise, die ich nicht beschreiben kann, aufeinander gepresst sind und dazu noch eine Braue leicht wippend zuckt, nun, dann weiß ich, dass er eine echt miese Nacht hinter sich hatte. Dann kommt er nämlich direkt aus dem Flieger und es war ihm nur möglich einen Kaffee runterzustürzen bevor er mit uns Normalsterblichen zur Schule gehen muss. An diesen Tagen lässt man ihn besser in Ruhe. Es sei denn, man will es wirklich darauf anlegen. Ich kann es zwar nicht ganz lassen, aber ich weiß, dass ich mir nur ein, zwei Sätze erlauben darf. Die quittiert er routiniert und unser Tagessold ist damit erfüllt. Immerhin haben wir eine Verantwortung den anderen gegebenüber. Ein Tag, ohne dass Kaiba und ich uns mit Nettigkeiten bedenken, würde eine Panik verursachen, deren Außmaß nicht abzusehen wäre. Daher spielen wir auch an solchen Tagen unsere Rollen. Schon komisch, was? Aber was ebenso interessant ist, ist die Tatsache, dass es umgekehrt genauso funktioniert. Keine Ahnung, was Kaiba über meine familiäre Situation weiß, wahrscheinlich auch nicht mehr als alle andern und ja, ich kenne die Gerüchte, aber ich will jetzt nicht darauf eingehen. Was ich sagen wollte ist, dass es Tage gibt, nun, an denen ist meine Laune nicht nur auf dem Tiefpunkt, Laune ist nicht mehr vorhanden. Das sind Tage, an denen ich gefährlich nah am Wasser gebaut bin und ich weiß zwar nicht wie er es macht, aber er bemerkt es und an solchen Tagen hält er sich zurück. Dann zieht er es vor mich zu ignorieren oder nur ein "Wheeler, verschone mich mit deiner Präsenz." von sich zu geben. Es ist fast wie ein ungeschriebenes Gesetz zwischen uns. Eine Barriere, die keiner überschreitet, warum auch immer. Aber egal. Ich schweife ab. Augenblicklich sind seine Augen jedenfalls recht dunkel und keineswegs sträflich eisig. Sie haben fast einen warmen Zug, zumindest wenn man an Eis gewöhnt ist, was ich inzwischen bin. "Ähm... ok... also... ja... Ich dacht nur... egal." Er zieht missbilligend eine Braue hoch und ich fühle mich mehr als dämlich. Mann, Mann, warum fällt es mir immer so schwer mich in seiner Nähe normal zu artikulieren? Gut, ich weiß natürlich, dass ich an seine rhetorischen Fähigkeiten nie rankommen werde, aber eine normale, flüssige Ausdrucksweise dürfte doch drin sein, oder? Aber nein - sobald ich diesem Eisklotz gegenüber stehe, scheint sich ein Schalter in meinem Hirn umzulegen und wenn man bedenkt, dass er sich gerade anschickt, mit mir ins Bett zu gehen, nun, dann ist das echt peinlich, oder? Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ein nackter Kaiba immer noch verdammt furchteinflössend ist. Allerdings auch ein sehr... sagen wir angenehmer Anblick. Ja, das muss ich dem Arsch lassen. Er kann sich sehen lassen. Sein Körper ist perfekt. Wie bei diesen altgriechischen Statuen. Fast schon zu perfekt. Ich meine, alles stimmt. Das ist doch unfair? Aber ich will mich nicht bescheren. Es wäre ja noch demütigender für mich, wenn ich Sex mit einem hässlichen Kaiba hätte. "Wenn du es natürlich auch außerhalb des Bettes tragen möchtest..." "Dir hakt´s wohl, Kaiba! Abgesehen von diesen... ähm... Momenten... hab ich keineswegs den Wunsch, dein Hund zu sein. Damit das klar ist. Ist ja schon so demütigend genug." Der hat sie wohl nicht alle! So was kann er doch nicht ernsthaft glauben! Es ist echt schon entwürdigend genug, dass ich während dieser heimlichen Treffen so tief sinke, dass ich mich vor ihm erniedrige. Das Ego dieses Großkotzes ist echt die Höhe! Er zuckt nur mit den Schultern und diese Geste macht mich noch wütender. Einen Moment lang würde ich ihn gerne packen und... Das tue ich natürlich nicht, aber der Wunsch ist da. Seine ganze Art macht mich einfach rasend. Und dieses Schulterzucken gerade. Er quittiert meine ganze Äußerung einfach mit dieser Geste! Als würde ihm am Arsch vorbei gehen, was ich gerade gesagt habe. Verdammter Penner. Was denkt er eigentlich von sich? Ach, ich weiß. Vertiefen wir das Thema nicht. Ich hasse ihn. Das sagt alles. "Da du dich scheinbar so für die Thematik interessierst, dachte ich, es wäre vielleicht dein Wunsch..." "Halt die Klappe, du Saftsack." Dieses Mal zucken seine Mundwinkel amüsiert und schlagartig habe ich den Wunsch, seine perfekte Nase zu brechen. Aber stattdessen fange ich damit an, mich auszuziehen. Er beobachtet mich dabei, obwohl er weiß, dass ich es nicht mag. Wahrscheinlich tut er es gerade deshalb. Hab ich schon gesagt, dass ich ihn hasse? Unabhängig von dem was wir seit Tagen miteinander treiben, ich hasse ihn. Ja, ich hasse ihn, egal ob wir Sex haben oder nicht. "Heute bist du besonders renitent, Köter." Ich schlucke, denn da ist er wieder. Dieser besondere Tonfall, der es schafft, dass sich in sekundenschnelle sämtliche Nackenhaare aufrichten und mir ein Schauder über den Rücken läuft. Mein Herzschlag beschleunigt sich als er sich zu mir beugt. Meine Lider senken sich langsam vor Erwartung und ich bereite mich auf den Kuss vor, der nach wie vor ein Schock für meine Sinne ist, doch kurz bevor seine Lippen auf meinen liegen, hält er inne. Ich öffne sofort wieder die Augen und sehe dass er lächelt. "Aber dein Halsband trägst du schon mal brav." Ich spüre, dass meine Wangen zu glühen beginnen. Fuck, fuck, fuck. Was bin ich nur für ein Trottel. Nein, er ist der Idiot. Ja, ich trage das Ding, aber nur, weil ich wusste, dass er kommt. Ich dachte, das erspare Zeit und... naja, ich hätte genauso gut schon nackt auf ihn warten könne, aber mir war kalt, deshalb wollt ich mich nicht ausziehen. Einen Moment lang funkele ich ihn wütend an und es liegt mir auf der Zunge, die Dinge klar zu stellen, nicht, dass der Penner am Ende noch denkt, dass ich das Ding immer trage und sich noch was darauf einbildet. Aber ich schlucke den giftigen Satz runter als er mich endlich küsst. Ja, endlich. Mir gefällt es nämlich, wenn er das tut. Er kann es aber auch gut. Am Anfang ist er immer sanft, dann ist die Berührung fast nur ein Hauch und seine Lippen sind wie kühle Seide. Doch wenn er merkt, dass ich den Kuss erwidere, wird er sicherer oder nein, eigentlich drängender, fordernder und seine Zunge liefert sich ein recht unbarmherziges Duell mit meiner. Hey, ich bin nicht aus Stein. In so einem Moment auch einen wütenden Protestanlauf zu machen, erscheint mir auch dämlich. Außerdem ist er nicht hier um mit mir zu diskutieren. Seine kühlen Finger wandern zu meinem Hals und einen Moment habe ich das Gefühl, dass sie fast liebkosend über das kleine Band streicheln. Ich keuche in den Kuss und im nächsten Moment liege ich auf dem Bett und er über mir. "Mein Hündchen." Seine Stimme verfehlt ihre Wirkung nicht. Dieser Tonfall... davon bekommt man echt weiche Knie. Gut, dass ich schon liege. Einen Moment trifft sein Blick meinen und ich muss unwillkürlich schlucken. Seine Hände wandern von meinem Nacken über meine Brust und obgleich es mir widerstrebt es zu zu geben, es ist ein berauschendes Gefühl. Immer wieder erstaunt es mich, dass er zu solchen Berührungen fähig ist. Seine Fingerspitzen sind kühl, mein Körper dagegen glüht förmlich. Ich hätte nie gedacht, dass jemand wie er in der Lage wäre so sanfte Liebkosungen zu verteilen. Ich seufze als seine Zunge über meinen Hals wandert und das ist auch der Moment in dem ich die Augen schließe und genieße. Wo es mir egal wird, wer das hier mit mir tut. Nein, eigentlich ist es mir nicht egal. Eigentlich will ich auch nicht, dass es ein anderer tut. *** Uhi, Merci für die lieben Kommis. Freut mich, dass jemandem meine Anwandlungen gefallen. :-) Kapitel 7: Gedankengift ----------------------- Er sitzt kerzengerade auf seinem Stuhl und blickt zur Tafel. Scheinbar genießt unser Geschichtslehrer seine volle Aufmerksamkeit. Dass ich ihm Löcher in den Rücken starre, bemerkt er nicht. Warum ich das tue? Keine Ahnung, ich weiß es auch nicht. Aus irgendeinem Grund denke ich seit zwei Tagen über das Phänomen Kaiba nach. Warum? Wenn ich das wüsste. Gut, zum einen wegen etwas, dass Tea gesagt hat. Das war vorgestern und Kaiba war mal wieder nicht im Unterricht. Nicht, dass ihn jemand wirklich vermisst hätte. Naja, seine Fangirlies schon, aber die zählen nicht. Ich glaube, es war Yugi, der anmerkte, dass Kaiba in der letzten Zeit selten dem gesamten Unterricht beiwohnen würde und ja, in der letzten Woche war er tatsächlich meist nur für ein, zwei Stunden in der Schule. Natürlich darf er problemlos schwänzen. Bei ihm ist es ja kein Schwänzen, denn er sitzt dann in seiner ach so tollen Firma und plant Übernahmen, vereitelt Putschversuche und was weiß ich. Kurz, er arbeitet. Deshalb sagt auch keiner etwas, wenn er nicht kommt. Vom Lehrstoff verpasst er nicht wirklich etwas, denn das Meiste kann er ohnehin. Warum er überhaupt noch zur Schule gehen muss, keine Ahnung. Eigentlich müssten für Mr. Ich-bin-der-Größte-ihr-seid-Dreck doch andere Regeln gelten, oder? Egal. Worauf wollte ich hinaus? Ach ja, Tea. Also das was Tea dann sagte. Sie meinte, dass sie im Radio gehört hätte, dass die Kaiba Corporation gerade ein paar wichtige Transaktionen durchführen würde, um auch auf dem internationalen Markt Fuß zu fassen, daher wäre es verständlich, dass Kaiba momentan eher in der Firma anzutreffen wäre. Und sie habe vor ein paar Tagen Mokuba getroffen, der ihr erzählt habe, dass Kaiba in der letzte Zeit auch kaum zuhause wäre. Er würde zwischen Domino, London und New York hin und her pendeln. Gut, man sollte jetzt meinen, dass mich das nicht groß interessieren müsse. Was geht mich schließlich Kaibas Tagesplan an? Seine Termine gehen mir auch am Arsch vorbei, genau wie die Tatsache ob er nun groß expandiert oder nicht. Ob er ein paar Millionen mehr oder weniger verdient, hat mit mir ja nichts zu tun. Aber was mit mir zu tun hat, ist Kaibas Zeit. Naja, nicht direkt, eher indirekt, nein... eigentlich doch direkt. Worauf ich hinaus will, Kaiba scheint momentan echt Stress zu haben. Soviel Stress, dass er scheinbar sogar Mokuba vernachlässigen muss. Dennoch findet der Arsch Zeit bei mir vorbei zu schauen. Echt! Ich hab nämlich keineswegs was davon bemerkt, dass er so wenig Zeit hat. Wir treffen uns in der gleichen Regelmässigkeit wie zuvor. Er hat nicht ein Treffen mit mir abgesagt. Ok, mir ist schon aufgefallen, dass er ziemlich müde wirkt und auch dass er scheinbar des öfteren direkt aus der Firma oder dem Flieger zu mir kommt. Doch ich hab mir dabei nichts weiter gedacht. Eigentlich hielt ich das für das Mindeste was dieser Penner für mich tun kann. Zeit haben. Schließlich nehme ich mir ja auch Zeit. Neulich habe ich wegen einer spontanen Aktion sogar Duke abgesagt. Das ist doch komisch, oder? Ich meine, dass der große Seto Kaiba bei seiner knapp bemessenen Zeit trotzdem die Möglichkeit findet, mich zu treffen. Man müsste schließlich meinen, dass ihm in der Situation andere Dinge wichtiger wären und hey, ich würde das ja auch verstehen. Ist ja nicht so, dass wir ne Beziehung hätten oder uns sonst wie verbindlich wären. Tja und darüber denke ich also nach. Weil es unlogisch ist und Kaiba eigentlich nie etwas unlogisches tut, oder? Kaiba überlässt nichts dem Zufall. Kaiba hat für alles einen Grund, eine Strategie, irgendeine bescheuerte Taktik. Der Typ funktioniert besser als ne Atmouhr. Ich hab nicht einmal erlebt, dass dem nicht der Fall war. Gleichgültig um was es geht, er erledigt die Dinge auf perfekte Art und Weise. Ich glaube, für ihn gibt es auch keine andere Art oder er macht eben alles auf die Kaiba-Art. Wie gesagt, ich bin ja der Experte, wenn es um ihn geht. Der einzige Kaibaloge und trotzdem fallen mir hin und wieder Dinge an ihm auf, die mich überraschen. Ob ich will oder nicht. Zum Beispiel sein Verhältnis zu Mokuba. Dass er seinen kleinen Bruder vergöttert, ist ja bekannt. Dass er alles für ihn tun würde und es keine gute Idee ist, Mokuba zu bedrohen, zu entführen oder sonst was in der Art zu unternehmen. Dann ist er nämlich zu allem fähig. Ach, was sag ich. Dann geht der Kerl bis zum äußersten. Ich meine, er war ja sogar bereit sein Leben auf´s Spiel zu setzen. Erinnert euch an das Duell mit Yugi. Er hat sein Leben riskiert. Gut, er wusste, dass Yugi ihn nicht angreifen würde, aber der Pharao war ja bereit es zu riskieren. Aber zurück zu Mokuba. Es hat mich schon erstaunt als der Kleine uns, mir, von ihrer Kindheit erzählt hat und hey, man muss zugeben, dass die Sache mit dem Drachen, den er für Kaiba gemalt hat, so was von süß ist. Der Kleine ist aber auch süß. Aber zu hören, dass Kaiba die Firma umstrukturiert hat und Kaibaland bauen wollte, damit Kinder spielen können, nun, das klang auch süß. Und süß ist normalerweise kein Wort, dass man im Zusammenhang mit diesem arrogante Egomanen verwenden würde. Aber hey, es ist so. In dem Moment gab es kein treffenderes Wort. Und wie gesagt, wenn man ihn mit seinem Bruder sieht, dann ist er auch keineswegs der gleichgültige Geschäftsmann. Gut, er hält sich sogar dann zurück seine Gefühle zu zeigen. Meistens sagt er ja nur so was wie "Mokuba, wir gehen." Aber man merkt ihm deutlich an wie wichtig ihm der Kleine ist und er hat sich damals auch bei Yugi bedankt, dass er ihm geholfen hat den Kleinen zu retten vor Pegasus. Diese Seite von Kaiba ist eine, die irritierend wirkt, wenn man die andere gewohnt ist. Und naja, dann weiß man einfach nicht wie man ihn einschätzen soll. Es wäre zu leicht zu sagen, dass er einfach nur ein kaltes Arsch ist. Das ist er auch, aber... Ach, ich weiß auch nicht. Kaiba ist eben ein Mysterium und deshalb denk ich wohl auch über ihn nach. Oder über seine Worte bezüglich dieser Halsbandaffäre. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Ganze doch mehr zu bedeuten hat. Keine Ahnung wie ich darauf komme. Es ist echt nicht so, dass ich mir wünschen würde, dass mehr dahinter steckt. Hey, ich hab sicher keinen Bock, Kaibas Sklave zu sein. So krank bin ich jetzt auch wieder nicht. Ach, ich hab auch keine Ahnung warum mich die Sache so beschäftigt. Vielleicht, weil das alles so paradox ist. Vielleicht interpretiere ich auch zu viel in seine Worte. Immerhin hat der Arsch mir ja unterstellt, dass ich den Wunsch hätte, dieses Ding öfter zu tragen. Ja, das waren seine Worte. Aber irgendwie... naja, im Nachhinein habe ich das Gefühl, dass es vielleicht sein Wunsch sein könnte. Doch auch dieser Gedankengang ist bescheuert. Warum sollte er so was wollen? Aus dem Penner soll mal jemand schlau werden. Ich sollte aufhören mir so viele Gedanken darüber zu machen. Er macht sich sicherlich keine Gedanken. "Egal wie lange du ihn anstarrst, er wird sicher nicht tot umfallen, Alter." Ich zucke unwillkürlich zusammen als Tristans Stimme mich aus meinen Gedanken reißt. Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu, aber er grinst nur. "Man darf die Hoffnung nie aufgeben." Tristan nickt und wir beide grinsen uns ziemlich dämlich an. Zum Glück weiß er nicht, dass meine Gedanken gerade keineswegs was mit Mord zu tun hatten. Gott, ich darf mir gar nicht vorstellen, was los wäre, wenn er wüsste, dass ich... ähm... Kaiba und ich... Aber Tristan ist schon bei einem anderen Thema. "Kommst du heut Abend mit? Duke und ich wollen um die Häuser ziehen. Ich hab da eine kennengelernt, Alter, ich sage dir... der Hammer. Er zwinkert. Ich starre ihn nur blöde an, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Stimmt ja, heute ist Freitag. Das heißt bald bricht das Wochenende an. Partytime für Duke und Tristan und eigentlich auch für mich, auch wenn ich den Enthusiasmus der beiden was Frauen anbaggern anbelangt nicht teile. Ähm, nicht mehr. Schließlich bin ich in der Hinsicht ja auch versorgt. Oh Gott, was denke ich das! Ich bin keineswegs versorgt. Ich habe lediglich ne nette, naja, nicht wirklich nett, egal, kleine Affäre. Nichts weiter. Mann, ich muss mich echt von diesem Arsch ablenken. Das ist ja schon nicht mehr feierlich. Er sollte meine Gedankenwelt nicht so beherrschen. Wir haben Sex, mehr nicht. Ablenkung scheint mir da gerade eine gute Idee. Also nicke ich. "Klaro, bin dabei. Wohin wollt ihr denn?" "Cool. Ins Eden oder ins Peanuts. Mal sehen wo was los ist. Und hey, die Kleine hat auch ne Freundin, echt scharfer Feger... hab ihr schon von dir erzählt." Typisch Tristan. Wahrscheinlich haben Duke und er das Gefühl mich verkuppeln zu müssen. Toll, ganz toll. So was kann ich gar nicht ab, aber die Zwei lassen sich ohnehin nicht abhalten. Und hey, ich wollte mich doch gerade noch ablenken - also? Was könnte besser sein als ein Partyabend. Mit der Tussi werde ich schon fertig und wer weiß, vielleicht ändern sich meine Neigungen ja auch. Ich bin noch jung, die Würfel sind noch nicht gefallen. Und selbst wenn nicht, alles ist besser als an diesen Arsch zu denken und darauf zu warten, dass er vorbei kommt. Also werde ich mit Duke und Tris um die Häuser ziehen. Na, schlimmer als die Tatsache, dass ich ne Affäre mit Mr. Oberarsch habe, kann das auch nicht werden. Kapitel 8: Trugschluss ---------------------- Die Musik ist viel zu laut und überhaupt nicht nach meinem Geschmack. Techno konnte ich noch nie etwas abgewinnen. Ich hab´s eher mit Rock, wegen mir auch Pop oder Heavy Metal, aber diese sinnlose Gestampfe ist einfach nur nervtötend. Duke und Tristan scheint das allerdings egal. Scheinbar schafft Tris es sogar sich mit seiner Blondine zu unterhalten. Naja, die Beiden schreien sich auch an. Duke dagegen ist schon einen Schritt weiter. Er ist zur stummen Kommunikation übergegangen. Tanzen. Ich ahne, wie der Abend für ihn enden wird. So wie die Kleine ihn ansieht. Unwillkürlich muss ich grinsen. Dann fällt mir wieder ein, dass neben mir die Freundin von Tris Blondine steht. Er hat keineswegs übertrieben. Scharfes Geschoss. Eindeutig. Scheint auch ganz ok zu sein, die Kleine und zum Glück nicht so offensiv wie die Blondine. Mist, ich hätte mir vielleicht ihren Namen merken sollen. "Die Musik gefällt mir auch nicht wirklich. Wir könnten doch noch ins Peanuts gehen?" Ich bin nicht sicher ob ich den Satz richtig verstanden habe, aber Peanuts klingt gut. Ich nicke und tippe Tristan auf die Schulter. Es dauert bis er reagiert, doch dann schreie ich ihm den Plan ins Ohr. Natürlich muss zuerst die Blondine gefragt werden, aber die ist zum Glück einverstanden. Ich überlasse es Tristan, Duke von unserem Vorhaben in Kenntnis zu setzen. Wider erwarten schließt er sich doch an. Seine Kleine im Schlepptau. Als ich endlich wieder an der frischen Luft bin, atme ich erst einmal tief durch und genieße die Stille. Ja, es war echt eine gute Idee weg zu gehen, auch wenn die Musik gerade schwer an meinen Nerven gezehrt hat. Während wir die Straße entlang gehen, um die nächste Location aufzusuchen, stellt das Mädchen mir Fragen. Scheinbar ist sie echt interessiert an mir. Ich antworte eher automatisch und irgendwie ist es ein komisches Gefühl. Wie gesagt, sie macht nen netten Eindruck und ist auch nett, aber naja... es kommt nichts rüber. Also kein Feeling. Ich antworte höflich, stelle Gegenfragen - betreibe Smalltalk, doch ohne Elan und ohne naja, ohne Gefühl eben. Nicht, dass mich nicht interessieren würde, was sie zu sagen hat. Es ist nur so als würde ich mit Tea reden. Ja, so in der Art. Es fühlt sich nicht wie ein Date an, dabei flirtet sie mit mir. Tristan zwinkert mir jedenfalls zu. Ich ignoriere sein dämliches Grinsen und versuche mich weiterhin auf meine Begleiterin zu konzentrieren. "Und was machst du so in deiner Freizeit?" Für einen perfiden Augenblick liegt mir auf der Zunge, dass ich in meiner Freizeit kranke Sexspielchen mit meinem Erzfeind betreibe. Aber natürlich sage ich das nicht. Ich denke es nur und schwubs.... Da ist er wieder. Kaiba. Verdammt. Wäre ja auch zu schön gewesen, diesen Penner mal aus dem Kopf zu bekommen. Naja, für ein Weilchen ging´s ja. Was das Thema anbelangt, weiß ich nach wie vor nicht, was ich davon halten soll. Ich wollte eigentlich nicht mehr darüber nachdenken, sondern es machen wie er und es einfach als gegeben hinnehmen, aber es geht einfach nicht. Da sind zu viele offene Fragen. Zum Beispiel war ich heute im Internet wieder auf einer dieser Seiten, die sich mit diesem Thema, das wohl auch unser Thema, ist beschäftigen. Wie ich ja schon erwähnt habe, ist es nicht so, dass wir zu einer Minderheit gehören würden. Im Gegenteil. Und naja, das Thema umfasst echt ne Menge. Da gibt es sogar Anleitung zur Haltung von Sklaven, Leute, die dieses Spielchen 24 Stunden am Tag betreiben, ja, richtige Sklaven-Herrn-Beziehungen führen. Krass, oder? Was ich dabei festgestellt habe, ist folgendes: Ich weiß jetzt was der Arsch mit renitent gemeint hat. So bezeichnet man nämlich nicht so ganz brave Sklaven. Also, ein Sklave, der nicht direkt alle Kommandos ausführt, sondern Widerstand leistet und es scheint auch ne Menge Leute zu geben, die darauf stehen. Gut, einige wollen absoluten Gehorsam und Hingabe und was weiß ich, aber es gibt auch welche, die die Herausforderung brauchen. Den Kampf. Und naja, das passt doch zu uns, oder? Zu Kaiba und mir. Ich habe nämlich keineswegs vor ihm ständig das brave Hündchen zu machen. Dafür pisse ich ihm zu gerne ans Bein. Tja, und scheinbar braucht er das auch. Er will gar nicht, dass ich brav bin. Er will die Reibung. Vielleicht funkt das deshalb so zwischen uns? Wer könnte Kaiba auch mehr Reibung liefern als ich? Keiner, eben. Ich bin der ungekrönte King, wenn es darum geht, Seto Kaiba aus der Reserve zu locken. Das schaffe ich sogar im Schlaf, wage ich zu behaupten. Und der Saftsack will es auch. Nix Hingabe, nix Romantik - unser Ding ist der Kampf. Schlagabtausch und Reibung. Darin sind wir auch ein eingespieltes Team. Ja, was das anbelangt funktionieren wir perfekt und auch wenn´s widersinnig klingt, wir harmonieren auf unserer Streitebene, fast wie ein altes Ehepaar. Aber ich streite mich auch mit keinem lieber. Der Großkotz ist auch darin der Beste. Keine Ahnung woran das liegt. Und ja, ich sollte jetzt auch nicht daran denken. Aber fuck, dafür ist es zu spät. Inzwischen haben wir das Peanuts erreicht und hier läuft erträgliche Musik. Danke. Wenigstens etwas. Tristan fragt was ich trinken will und ich bestelle mir einen Vodka Lemon. Ich habe mein Getränk noch nicht einmal zur Hälfte geleert als mein Handy klingelt und mir so die Ankunft einer Sms ankündigt. Aus irgendeinem Grund weiß ich sofort wer geschrieben hat. Einen Moment zögere ich, überlege ob ich die Nachricht lesen oder ignorieren soll, dann greife ich doch in meine Jacke und überfliege die Sms. "Bin in einer halben Stunde bei dir, Köter, es sei denn du möchtest deine Verabredung fortsetzen." Ich starre auf das Display und frage mich woher zur Hölle er weiß, dass ich ein Date habe und wie der Arsch es wagen kann mir so eine Sms zu schicken. Ich meine, das klingt doch echt so als würde er mir gar keine Wahl lassen. Typisch Kaiba. Na, es sollte mich eigentlich nicht wundern, dass der Eisklotz davon ausgeht, dass ich sofort springe. Ja, er rechnet sicher damit, dass ich mich sofort in Bewegung setze, wenn er mir eine Nachricht schickt. Der hat sie wohl nicht alle. Tristan sieht mich fragend an als er bemerkt, dass ich mein Handy in der Hand halte. Ich sage nichts, überlege aber was ich auf Kaibas dämliche Nachricht antworten soll. Soll ich überhaupt antworten? Wenn ich das tue, dann mache ich genau was er will. Ich tanze nach seiner Pfeife und das ist nicht drin. Andererseits ist es unhöflich nicht zu antworten und ich sollte ihm vielleicht wenigstens mitteilen, dass ich keinen Bock darauf habe, ihn zu sehen. Ja, das wäre das Beste, dann kann er wenigstens nicht sauer sein, weil er umsonst zu mir gefahren ist. Also schreibe ich ihm. "Kein Bedarf, Großkotz und meine Verabredungen gehen dich nichts an!" Zufrieden mit mir selbst nehme ich einen großen Schluck von meinem Drink und grinse sowohl Tristan als auch das Mädchen neben mir an. Joey Wheeler springt nicht, wenn Seto Kaiba das wünscht. Ich bin schließlich renitent und nicht sein Schoßhund. Außerdem hätte er mir auch früher sagen können, dass er am Wochenende Zeit hat. Seine Schuld. Tja, Pech gehabt, Arsch. Kaum zwei Minuten später geht mein Handy abermals. "Deine Dates sind mir egal, Kläffer. Aber nerv mich später nicht, falls du doch Lust auf eine Session bekommst." Ich funkele das Display giftig an und verspüre den Wunsch dem Kerl die Meinung zu sagen. Als hätte ich es so nötig! Er ist doch bislang immer zu mir gekommen. Naja, fast immer. Letztens bin ich in der Schule... Egal. Der Typ schafft es auch immer wieder mich zur Weißglut zu bringen. Sogar via Handy. Echt, ich habe gute Lust ihm die Meinung zu geigen. Aber so was von. Auf Sex habe ich gerade so was von keine Lust, nein, viel lieber würde ich dem Saftsack den Hals rumdrehen. Was denkt er sich nur? Warum hat er überhaupt Zeit? Sollte er nicht in seiner Firma sitzen und was weiß ich machen? Tea hat schließlich gesagt, dass er momentan viel zu tun hätte. Also warum nervt er mich? Scheinbar hat er es nötig! Tja, kann man ihm nicht verdenken, immerhin bin ich auch eine Granate. Soll ich zurück schreiben? Nein, ich beschließe ihm die Meinung zu sagen. Ja, Luft machen ist gut. Dann kann er sich ja beim Klang meiner Stimme einen runterholen, wenn er Sehnsucht hat. Genau das werde ich ihm auch sagen. Wir werden sehen, wer am längeren Hebel sitzt. Ich entschuldige mich bei den Andern und erkläre, dass ich kurz telefonieren muss, dann gehe ich vor die Tür und... erstarre schlagartig. Im ersten Moment halte ich die Erscheinung für eine Fata Morgana. Ich meine, er kann doch nicht wirklich hier sein. Hier, direkt vor dem Club. Woher weiß... Ich starre ihn fassungslos an und er... der Scheißkerl grinst. "Heute scheinst du eine schnelle Reaktionszeit zu haben, Köter. Ich habe erst in zwei Minuten mit dir gerechnet." "Was- ich meine wie- ... egal, was willst du, Großkotz, ich hab dir doch geschrieben, dass kein Bedarf besteht." "Tatsächlich?" Sein Blick ist wieder amüsiert und ehe ich weiß was passiert, ist er auch schon neben mir und ich spüre seinen heißen Atem an meinem Ohr. Fuck, was fällt dem Penner ein? Wir sind hier mitten auf der Straße und überhaupt, er kann doch nicht... Doch. Er kann. Und er tut es. Seine Hand wandert genau zu der Stelle wo ich sie augenblicklich nicht gebrauchen kann und nein, ich kann es nicht verhindern, dass ich reagiere. Hey, das ist bei Männern so. Die Auswirkungen bestimmter Impulse lassen sich nicht verbergen und Kaiba ist sichtlich zufrieden mit meiner Reaktion. Dann ist es auch schon wieder vorbei und er steht mir einfach nur gegenüber. Er sieht mich erwartungsvoll an. Ich seufze und für einen Moment sehen wir uns einfach nur an. Er wartet scheinbar geduldig, dass ich zu dem gleichen Schluss komme wie er. "Ich sag Tristan Bescheid." "Ich warte im Wagen." Ja, ich weiß, dass ich das nicht tun sollte und ich weiß auch, dass ich genau das tue was er will. Aber was soll ich machen? Er ist heiß und... naja, ich will ihn. Kapitel 9: Opposition (Kaiba´s Seite) ------------------------------------- Er reagiert wie erwartet und ich verspüre wieder dieses merkwürdige Gefühl, das mich immer überkommt, wenn ich seine Reaktionen richtig einschätze. Mag sein, dass die meisten Leute ihn als verwirrten Chaoten ansehen, dessen Handlungen unberechenbar sind. Nun, diese Leute irren sich. Seine Handlungen sind vorhersehbar wie die aller anderen Menschen auch. Aktio - Reaktion. Die Gesetze der Logik gelten auch für den Kläffer. Aber vielleicht bin ich der Einzige, der in der Lage ist, sein Verhalten zu berechnen. Dass meine Sms ihn ärgern würde, war abzusehen und wohl kalkuliert. Meine Worte habe ich schließlich mit Bedacht gewählt, wie ich es - im Gegensatz zu ihm - immer tue. Und seine Antwort fiel auch genauso aus wie ich sie erwartet habe. Wort für Wort. Ebenso offensichtlich war es, dass er keineswegs ein zweites Mal per Sms antworten würde. Sicherlich, es bestand eine minimale Möglichkeit, dass er meine Nachricht ignorieren würde, aber daran habe ich nicht ernsthaft geglaubt. Er hätte jeden andern in dem Moment ignorieren können. Mich jedoch nicht. Das kann er nie. Gleichgültig wie sehr er es möchte. Es ist ihm unmöglich und nun, das ist eine unserer Gemeinsamkeiten. Es ist seltsam im Zusammenhang mit dem Köter an Gemeinsamkeiten mit meiner Person zu denken, doch in der Tat, so verhält es sich. Es ist ihm unmöglich mich zu ignorieren und ich vermag es gleichermaßen nicht ihn auszublenden. Ich habe es versucht. Wieder und wieder, aber nein. Unmöglich. So verrückt das auch klingen mag und für meine Verhältnisse ist es verrückt, aber nun einmal auch eine Tatsache. Ich schaffe es in jeder Lebenslage die Dinge unter Kontrolle zu haben, gleichgültig um was es gehen mag, ich bin immer Herr der Lage, aber einem Schlagabtausch mit ihm kann ich mich nicht entziehen. Es ist wie ein innerer Zwang und den verspüren wir beide und letztlich hat uns auch dieser Zwang an den Punkt getrieben an dem wir uns augenblicklich befinden. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass dies je geschehen würde. Alleine der Gedanke, dass ich, Seto Kaiba, je eine Affäre mit diesem Kläffer haben würde... Ich glaube, kein Mensch hätte je gewagt, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Doch so liegen die Ding nun einmal. Und es ist wahrhaftig erschreckend, dass mich diese kleine Affäre, so gestört sie auch anmuten mag, mehr befriedigt als alle anderen Versuche, die ich auf diesem Gebiet je unternommen habe. Es ist ja nicht so, dass ich gewartet hätte bis Joey Wheeler auf die Idee kommt, mich dazu zu nötigen ihn zu küssen. Mein Privatleben geht niemanden etwas an und ich bin erfreut darüber, dass man mir in der Regel auch kein solches zutraut, das heißt nämlich, dass ich es vermag, meine Angelegenheiten geheim zu halten und das möchte ich auch. Unabhängig davon wie diese aussehen. Mich zu verabreden, stellte nie eine Schwierigkeit da. Immerhin habe ich einen eigenen Fanclub. Sozusagen müsste ich nur mit dem Finger schnippen und hätte unzählige willige Mädchen am Arm hängen. Das mir solche Aktivitäten allerdings bestenfalls ein gewisses Maß an Zerstreuung bieten, habe ich schnell festgestellt. Verabredungen langweilen mich daher eher. Zum einen, weil mein Gegenüber zumeist mehr als langweilig ist und ich mich bereits nach zehn Minuten wieder in die Firma wünsche und zum anderen, weil die Meisten scheinbar dem Irrtum verfallen, sie dürften in meiner Nähe kein eigenständiges Denken an den Tag legen. In der Regel wird nur gekichert, genickt und gestaunt. Ermüdend. Männer sind allerdings auch nicht besser, die langweilen dafür aber weniger mit Smalltalk. Doch wozu solche Aktivitäten fortsetzen, wenn sie doch letztlich nur dazu führen, dass ich gähne und den Eindruck habe einem Roboter gegenüber zu sitzen? Nein, meine Versuche auf dem Gebiet wurden schnell auf Eis gelegt. Auch, weil ich keine Person gefunden habe, deren Art ein längerfristiges Engagement rechtfertigen würde. Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass diese verbindlichen Gemeinschaften, Beziehungen, vollkommen überbewertet werden. Ich sehe darin jedenfalls keinerlei Nutzen. Man ist gezwungen Kompromisse einzugehen, die man eigentlich nicht eingehen möchte, sich mit Problemen herumzuschlagen, die keine sind und ehe man sich versieht ist man in einem Konstrukt gefangen, einzig weil man sich davor fürchtet allein zu sein. Meiner Ansicht nach beruhen die meisten Beziehungen auf eben dieser Furcht. Und was soll ich sagen, ich war nie jemand, der Zugeständnisse gemacht hat. Wozu auch? Einsamkeit macht mir keine Angst. Ich ziehe sie jedem Zusammensein mit infantilen Zeitgenossen vor. Und wie ich zugeben muss, ist tatsächlich dieser Köter die einzige Person, die wahrhaftig mein Interesse geweckt hat. Natürlich nicht, weil er wie manche behaupten einen liebenswerten Zug an sich hat. Ich weiß, dass dem so ist, aber der Punkt interessiert mich keineswegs. Auch beeindruckt mich nicht die Loyalität, die er seinen Kindergartenfreunden an den Tag legt. Nein, was ihn ausmacht, ist dieses Feuer und dass ich ihn nicht in die Knie zwingen kann. Gleichgültig mit welcher Leichtigkeit ich ihn niederringe oder gar zerschmettere, er ist sofort wieder auf den Beinen und droht mir auf´s Neue. Das ist durchaus amüsant. Ja, sogar vergnüglich. Und die Tatsache, dass ich genau weiß, welche Knöpfe ich bei ihm drücken muss, um seine Renitenz zu wecken, gefällt mir ebenso. So gesehen ist er einfach strukturiert. Bei bestimmten Äußerungen kann er nicht anders als loszukläffen. Natürlich ist er mir keineswegs ebenbürtig, aber er ist der Einzige, der wenigstens kämpft. Ich habe ihn nie wirklich zurückzucken gesehen, wenn ich einen meiner kalten Blicke auf ihn gerichtet habe. Taylor erstarrt zur Salzsäule und Muto schluckt hektisch, aber er... er funkelt mich weiter wütend an und bedenkt mich mit einem neuen Kosenamen. In der Hinsicht ist er unglaublich kreativ. Und dieser Moment im Klassenraum... als wir uns gegenüber standen und eigentlich alles wie immer war. Ich verstehe es noch immer nicht. Aber wahrscheinlich ist das eines der wenigen Dinge, die ich auch nicht verstehen muss. Es ist einfach so. Dass ich dominat bin, ist ja keine neue Erkenntnis, dass ich das auf jedem Gebiet bin, dürfte auch niemanden überraschen. Nein, alles andere wäre irritierend, auch wenn man stets sagt, dass Männer in bestimmten Positionen... Mag sein, dass das für einige gilt, für mich gilt es nicht. Ich bin der Herr und so ist es immer und überall. Also auch im privaten Bereich und heutzutage ist es ja auch kein Problem, diese Neigung auszuleben. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und es ist erstaunlich wie viele willige Subs man findet, wenn man erst sucht. Fast möchte man meinen, dass diese Art der Beziehungsführung gerade angesagt ist. Dass es mich allerdings keineswegs erregt, wenn ich einen passiven, unterwürfigen Partner habe, habe ich nach dem ersten Versuch festgestellt. Es war schlicht und ergreifend zu leicht. Keinerlei Herausforderung. Ein Rollenspiel ohne jedes Prickeln. Ich schätze, dass man sich so fühlt, wenn man zu einer Prostituierten geht und immer im Hinterkopf behält, dass das Gegenüber einem etwas vorspielt. Wahrscheinlich hat Wheeler deshalb diese außerordentliche Wirkung auf mich. Genau wie ich seinen Kampfgeist wecke, weckt er meinen und ja, er ist eine Herausforderung. Selbst jetzt wo wir uns schon mittendrin im Geschehen befinden, ist er es nach wie vor, denn jedes Mal spüre ich seinen Widerwillen und ich weiß, dass er mir am Liebsten eine verpassen würde, aber die Dinge haben sich eben geändert... Wie dem auch sei, auch wenn es mir widerstrebt mir das einzugestehen, der Köter ist wesentlich befriedigender als alles andere was ich je ausprobiert habe. Deshalb stehe ich jetzt auch hier vor dieser erbärmlichen Bar anstatt nach hause zu fahren und Schlaf nachzuholen, was logischer wäre. Ich weiß, dass es nicht lange dauern wird, ihn zu überreden. Ein Schritt und ich bin bei ihm. Im ersten Moment weiten sich seine Augen vor Überraschung, dann funkelt er mich wieder trotzig an. Meine Wange streift seine und meine Hand wandert zwischen seine Beine. Ich weiß, dass er nicht anders kann als darauf zu reagieren. Ob er es will oder nicht. Sein Körper wird reagieren und siehe da, das Hündchen ist brav. "Ich sag Tristan Bescheid." keucht er. Ich lächele. "Ich warte im Wagen. Zufrieden steige ich ins Auto und warte. Auch wenn das Hündchen gerade folgsam ist, Wheeler bleibt doch meine loyale Opposition. Kapitel 10: Richtlinien ----------------------- "Bind mich los, Kaiba." "Nein." "Bind mich los, du Arsch, wir sind fertig und ich..." "Sind wir das?" Eine perfekt geschwungene Augenbraue wird nach oben gezogen und er bedenkt mich mit einem süffisanten Lächeln, dass mir gerade gar nicht gefällt. Nein, das gefällt mir ganz und gar nicht. Auch, weil ich mich augenblicklich in seinem Bett befinde. Bislang waren wir noch nie bei ihm. Es ist das erste Mal. Nachdem er mich gestern Abend vor der Bar aufgelesen hatte, sind wir direkt zur Villa gefahren. Er hat nicht einmal gefragt ob mir das Recht ist. Er fuhr einfach los und ehe ich mich versah, waren wir bei ihm zuhause. Gut, ich hatte nichts dagegen. Ich wollte dieses protzige Haus schon immer einmal von innen sehen, auch wenn ich bei dem Gedanke es zu betreten, einen bitteren Beigeschmack hatte. Immerhin ist es sein Domizil, sozusagen die Höhle des Löwen... ähm... Drachen - der Eispalast. Daher dürfte es verständlich sein, dass es mir nicht gerade behagt, dass ich augenblicklich an sein Bett gekettet bin. Zumal auch keiner weiß wo ich mich befinde. Ich habe Tristan nur gesagt, dass ich schnell weg müsse und naja, ich schätze er ist sauer, zurecht. Also wird er auch so schnell keine Suchmeldung starten. Aber das Schlimmste ist, dass dieser Arsch die Situation auch noch genießt. Es scheint nicht nur so, ich weiß es. Ich bin ihm ausgeliefert. Naja, ich könnte mich immernoch irgendwie wehren, aber nein... um ehrlich zu sein, ich bin ausgeliefert. Und dieses Gefühl in Verbindung mit Kaiba, behagt mir natürlich überhaupt nicht. "Das ist nicht witzig, Großkotz, also mach mich endlich los, ich will nach hause." "So? Ich hatte eigentlich vor, deine Gesellschaft noch eine Weile zu genießen, Köter, wobei genießen vielleicht das falsche Wort ist." Er lacht und ich hasse dieses Lachen. Es ist dieses dämliche Lachen, dass er immer drauf hat, wenn er noch selbstsicherer als gewöhnlich ist. Und was denkt der Penner sich überhaupt? Dass ich ihm Gesellschaft leist, weil er keinen Bock hat alleine zu sein? Hallo, ich bin nicht einer seiner Angestellten, soll er doch Rolands Gesellschaft genießen. Ich kann mir schöneres vorstellen. "Kaiba, ich warne dich... Mach mich los oder...!" "Oder was, Köter? Willst du mich dann beißen? Falls es dir entgangen sein sollte, in deiner aktuellen Position bist du keineswegs in der Lage mir zu drohen." Damit hat er natürlich Recht, was allerdings für meine aufschäumende Wut nicht gerade abkühlt. Im Gegenteil. Fuck, ich hätte wissen müssen, dass es keine gute Idee ist, mit ihm zu gehen. Der Kerl hat die Nummer hier sicherlich geplant. Ja, ganz sicher sogar und ich bin wie ein dummes Schaf in die Falle gegangen. Scheiß, was mach ich jetzt? "Ok, was soll dieser Unsinn? Ist dir langweilig, ich dachte du hättest zur Zeit so viel um die Ohren, Saftsack." "Es ist Wochenende, Wheeler." "Ach? Ich dachte, so etwas gibt es für dich gar nicht." Wieder lacht er, aber dieses Mal ist es eine andere Art von Lachen, eher eins der belustigten Art. Ich schlucke. "Normalerweise trifft deine Aussage zu, aber aktuell habe ich etwas Spielraum, aber das braucht dich nicht weiter zu interessieren, Köter." "Kaiba, was zum Teufel soll diese Nummer?" "Wie gesagt, ich hatte vor den Umstand, dass ich augenblicklich über etwas mehr Zeit verfüge zu nutzen, zum Beispiel um noch ein wenig mit meinem Hündchen zu spielen." "Und natürlich wird nicht gefragt ob das Hündchen das auch will, typisch von dir, Kaiba. Echt... du hast ein Rad ab, du solltest dein Hirn mal wieder auftauen. Echt, ich hab keine Lust..." "Oh, das lässt sich ändern, Köter. Für gewöhnlich gelingt es mir doch recht gut, deine Motivation zu steigern." Ich fasse es nicht. Der Kerl ist durchgedreht. Ja, so muss es sein. Es ist endlich eine Sicherung durchgebrannt, kein Wunder nach all den Jahren der Selbstbeherrschung. Genau solche Typen bauen doch immer Scheiß, wenn sie austicken. Amoklauf, Massenmorde, Tierquälerei... Scheiße, was mach ich nur? Was er machen will, scheint er genau zu wissen. Seine Hand wandert nämlich gerade unter das perfekt weiße Laken, das mich bedeckt und ich weiß genau wohin die Reise gehen wird. Noch bevor seine Hand besagten Punkt erreicht hat, reagiert mein Körper schon. Verflucht, verflucht... Das darf doch wohl nicht wahr sein, oder? Ich muss scharf die Luft einziehen als seine Hand über meine Erektion wandert. Für einen Moment senken sich meine Lider und als ich die Augen wieder öffne, beugt er sich über mich. Und da ist es wieder... dieses verfluchte diabolische Grinsen. Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht und auch wenn ich gerade stinksauer bin und ihm am liebsten den Hals umdrehen würde, ich kann nicht verhindern, dass ein wohliger Schauder mich überläuft. Ich presse die Lippen fest aufeinander und bemühe mich ihm trotzig in die Augen zu sehen. Im gleichen Moment fällt mir allerdings ein, dass der Arsch ja genau darauf steht. Das ist schließlich unser Spiel. Unsere Art Spaß zu haben. Oh. Ähm, ja. Seine Lippen sind nur noch zwei Zentimeter von meinen entfernt und naja, das lässt mich keineswegs kalt. Und nein, das ist weder lustig noch verrückt. Eigentlich viel eher ne logische Konsquenz. Und hallo, ihr müsstet ihn gerade sehen. Also, wenn man bei dem Anblick nicht schwach wird, dann weiß ich es auch nicht. Was nicht heißt, dass ich ihm jetzt nicht den Hals umdrehen würde, wenn meine Hände frei wären. Gerade als ich denke, dass seine Lippen gleich auf meinen liegen, hält er in der Bewegung inne und ich höre seine Stimme. Ein Hauch, ein Flüstern. "Das nächste Mal wirst du um Erlaubnis bitten ehe du ein Date ausmachst, Köter." Ich starre ihn fassungslos an, doch bevor ich etwas erwidern, ja, protestieren kann, versiegeln seine kühlen Lippen auch schon meine. Und auch, wenn ich den Kuss jetzt erwidere, das letzte Wort in der Angelegenheit ist noch nicht gesprochen. Wirklich. Der Penner hat mir gar keine Vorschriften zu machen. Und überhaupt. Was geht ihn das an? Woher weiß er überhaupt davon? Das geht ihn doch gar nichts an, zumal es sowieso kein echtes Date war. Kapitel 11: Chaos ----------------- "Was zum Teufel ist zur Zeit los mit dir?" Es war klar, dass diese Frage irgendwann fallen würde und ja, ich habe auch damit gerechnet, dass Tristan mich zur Rede stellen würde. Immerhin habe ich ihm ja am Wochenende ganz schön hängen lassen. Aber dass er so weit gehen würde, am Sonntag zusammen mit Duke bei mir aufzutauchen, damit hatte ich nicht gerechnet. Dabei hatte ich gerade so genüßlich geschlafen. Und jetzt muss ich mit den Beiden hier sitzen und komme mir vor wie ein Sträfling auf der Anklagebank. Warum er Duke mitgebracht hat, keine Ahnung. Den hat mein Verschwinden sicherlich nicht gestört, der war schließlich beschäftigt. Ich sehe die Beiden an und habe keine Ahnung, was nicht was sich sagen soll. Natürlich weiß ich das nicht, denn die Wahrheit kann ich schließlich nicht sagen, auch wenn das sicherlich lustig werden würde. Für einen Moment zumindest. Dann wäre der Teufel los. In zweierlei Hinsicht. Kaiba würde es nämlich auch erfahren und dann... tja, dann würde ich mit Betonfüßen im Meer verschwinden. Eine Vorstellung, die mir gar nicht gefällt. Aber was soll ich sagen? Fuck, müssen die mich so angucken? Ich hab doch nichts schlimmes verbrochen... naja, irgendwie schon. Also, wenn man´s genau nimmt, aber das wissen sie ja nicht und... "Das war echt mies von dir, einfach so abzuhauen, Alter. Die Kleine war auch sauer. Die hatte echt Interesse an dir und dann machst du dich einfach aus dem Staub. Also könntest du mir bitte mal erklären, was los war?" "Ähm... also..." "Joey, du kannst uns ruhig sagen, wenn du Ärger hast. Wir helfen dir, aber du musst uns sagen was los ist!" "Also... ähm..." "Es hat was mit diesem Film zu tun, oder? Deshalb hast du mir neulich auch diese Fragen gestellt?" Oh Gott, lass mich sterben. Das hier steh ich nicht durch. Das ist echt tausend Mal schlimmer als an Kaibas Bett gekettet zu sein. Scheiße, Joey, denk jetzt nicht daran! "Was für einen Film? Welche Fragen? Könnte mir mal jemand sagen was ihr meint? Ich versteh grad nur noch Bahnhof, Leute." "Du erinnerst dich doch an diesen strangen Film, diesen S/M-Porno." "Ja.... Aber was... Sorry, ich versteh´s nicht." "Da gibt´s nichts zu verstehen." Das darf doch echt nicht wahr sein, das ist ein Alptraum. Bitte sag mir jemand, dass ich schlafe und jeden Moment aufwache. Das hier kann nicht wirklich passieren! Es darf nicht passieren. Was habe ich denn nur getan, dass ich mich in dieser Situation wieder finden muss? Erst werde ich mehr oder weniger von Kaiba gekidnappt, genötigt und verhört und jetzt müssen die Beiden auch noch mit dieser Sache anfangen. Ich will mich in Luft auflösen! Nein, die Zwei sollen sich auflösen. Sofort! "Der Film ging Joey scheinbar recht nahe und ich glaube, dass ihn das Thema seither sehr beschäftigt. Jedenfalls hat er mir neulich ein paar Fragen dazu gestellt als er bei mir war und deshalb vermute ich, dass unser guter Joey augenblicklich durcheinander ist, weil er entdeckt hat, dass seine Neigungen in diese Richtung gehen." Danke, Duke. Du kannst mich mal. Da stellt man ein paar harmlose Fragen und schon wird man verdächtigt, dass man... Tristan starrt Duke an als hätte der gerade verkündet, dass ich mich neuerdings mit Vierbeinern paare. Ich glaube, er braucht noch einen Moment bis die Sache zu seinem Hirn durchgedrungen ist und er Dukes Worte wirklich versteht. Ich funkele Duke wütend an und der... der Penner grinst. Wahrscheinlich findet er das auch noch lustig. "Du spinnst. Ich bin weder durcheinander noch stehe ich auf irgendwas, dass du mir gerade unterstellst. Lasst mich einfach in Ruhe. Ich war sowieso am schlafen." "Du willst mir sagen, dass Joey..." "Ja, darauf wollte ich hinaus." "Hallo, ich hab gesagt, ihr sollt verschwinden, ich brauche meinen Schönheitsschlaf und über so nen Unsinn red ich auch nicht mit euch. Also, wenn ich bitten dürfte..." Aber nein, die Beiden ignorieren mich. Tristan starrt noch immer Duke an und der macht ein Gesicht wie der unschuldigste Engel im Himmelschor. Ich hätte gute Lust ihm eine gehörige Abreibung zu verpassen. Die hätte er gerade auch sowas von verdient. "Du stehst auf so ein Zeug?!" Scheinbar hat Tristan jetzt begriffen worauf Duke hinaus wollte und nun sieht er mich fassungslos an. Ich befürchte, er wird jeden Moment so was sagen wie "Das hätte ich von dir nicht gedacht" und mir wird jetzt schon schlecht. Ich will mit ihnen nicht darüber reden, ich wollte schon an dem besagten Wochenende kein Gespräch mit ihnen über solche Dinge führen. Freunde hin oder her, welche Neigungen ich habe oder nicht, geht die gar nichts an. Und überhaupt! Die sollen sich mal an die eigene Nase fassen. Wer guckt denn hier Pornos? Dukes Sammlung ist so groß, dass man sich eigentlich darüber Gedanken machen müsse und Tristan hechtet jedem Rock hinterher was auch nicht unbedingt normal sein, oder? Ich seh auch keinen Grund mich hier zu rechtfertigen! "Ich steh auf gar nix. Und ich will auch nicht mit euch darüber reden. Das geht euch nämlich nichts an. Gut, es war nicht ok von mir einfach so abzuhauen, aber ich hatte meine Gründe." "Und die wären?" "Verdammt, Tristan, ich will nicht darüber reden, ok?" "Joey, reg dich ab. Ist ja nicht so, dass ich neugierig wäre, ich mach mir nur Gedanken. Eben noch hab ich den Eindruck, dass du dich amüsierst und dann geht dein Handy und du rauschst davon, den ganzen Samstag hört man nichts von dir... Wo warst du denn? Ich hab ein paar Mal bei dir angerufen und zuhause warst du auch nicht!" Ich seufze. Ich wusste doch, dass das alles nur Ärger bringen würde. Und wer ist Schuld? Klar, Kaiba. Warum musste er auch Zeit haben? Und dazu noch das dringende Bedürfnis mich umgehend zu sehen? Sonst hängt er doch sicher das ganze Wochenende über in seiner Firma ab, also... Dass Tristan angerufen hat, weiß ich. Ich hab´s gestern Abend gemerkt, denn ich hatte das Handy bei Kaiba auf lautlos gestellt und auch nicht mehr darauf geachtet. Immerhin war ich anderweitig... gebunden. Haha. Sehr witzig, denkt ihr. Ich find das gerade alles andere als lustig. Meine Freunde scheinen der Ansicht zu sein, dass ich durchdrehe und ich habe nichts besseres zu tun als meine Zeit mit Kaiba zu verbringen. Ok, durchdrehen passt da doch recht gut, wenn ich es mir genauer überlege. Tristan sieht mich immer noch erwartungsvoll an und ich überlege fieberhaft, was ich sagen könnte. Aber wie gesagt, ich bin ein schlechter Lügner und Tris würde mich sofort durchschauen. Aber wenn ich ihn nicht zufrieden stelle, dann hetzt er mir am Ende noch Tea auf den Hals und die bohrt richtig nach. "Ich musste jemandem... helfen. Und bitte fragt nicht weiter nach, denn ich kann euch nicht sagen, um was es geht. Aber macht euch keine Sorgen, es ist alles in Ordnung, so was wird auch nicht mehr vorkommen." Ja, ich weiß, dass das sehr löchrig klingt, schon klar. Aber was bitte soll ich sonst sagen? Mir fällt auch auf die Schnelle nichts besseres ein. Tristan mustert mich weiterhin skeptisch und ich sehe ihm so fest in die Augen wie ich kann. Was momentan nicht wirklich fest ist. Aber schließlich seufzt auch er und senkt den Blick. Ich atme erleichtert auf. "Die Kleine stand echt auf dich... und sie ist verständlicherweise sauer, keine Ahnung ob sie sich wieder mit dir verabreden würde." Ich schlucke und Tristan scheint das als Reaktion auf seine Äußerung zu deuten, denn er klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. Ich denke allerdings bei der Äußerung mehr an Kaibas unverschämte Worte. Ich dachte erst, dass er einen schlechten Scherz macht, so auf die typische Kaiba-Tour, aber nein, es schien ihm echt ernst zu sein und absurderweise hatte ich sogar den Eindruck, dass es ihm nicht passt, dass ich verabredet war, aber was noch bescheuerter ist, ist dass ich mich gerechtfertigt habe. Ich hab ihm nämlich gesagt, dass es kein Date war, sondern nur Tristans Versuch mich zu verkuppeln und keine Ahnung, ich hätte das ja nicht sagen müssen, aber ich hab´s ihm gesagt und... Kaiba wollte, dass ich am Samstag noch bei ihm bleibe. Er hat mich nicht gebeten oder so, nein, das wäre auch nicht seine Art. Nein, er hat es auf seine charmante Art und Weise ausgedrückt, so dass es klingt als wäre es ihm eigentlich egal, dabei hatte ich echt den Eindruck, dass es ihm gar nicht so egal ist. Vielleicht war ihm langweilig, denn Mokuba war am Wochenende bei einem Freund? Und ich bin geblieben... Natürlich war ich nicht die ganze Zeit angebunden. Wäre ja noch schöner. Naja, trotzdem war es komisch. Bei ihm zu sein. Einfach so. Nicht so schrecklich wie man meinen könnte, aber eben komisch. Vor allem verstehe ich nicht, warum er es eigentlich wollte, denn er hat mich dann mehr oder weniger ignoriert und nur gemeint, dass ich machen könne was ich wolle und mir dann das Fernsehzimmer gezeigt, das echt mal krass ist. Ein Bildschirm, das könnt ihr euch nicht vorstellen und Berge von Spielen. Die gehören natürlich Mokuba. Gestern Abend brachte er mich dann heim, aber nur, weil er ohnehin Mokuba abholen müsse. War ja klar, dass er es nicht aus reiner Menschenfreude macht, aber besser als zu Fuß gehen zu müssen. Mein Fahrrad hatte ich ja nicht mit. Vor meiner Tür drückte er mir dann das Halsband in die Hand, dass ich fast vergessen hätte und meinte, ich solle es mitnehmen, damit ich nicht vergesse wohin ich gehöre. Ich wollte ihm gerade erklären, dass ich Realität und Rollenspiel gut trennen könne, aber da war er auch schon weg. Penner. Da fällt mir ein, dass ich ihm eigentlich noch ne Abreibung verpassen muss wegen der bescheuerten Fesselaktion. "Na, vielleicht kann ich ein gutes Wort für dich einlegen." Ich blinzele Tristan an. Oh, er meint das Mädchen. Ich nicke nur. Kapitel 12: Kurzschluss ----------------------- "Verdammt, Kaiba, ich bin kein Hund." Voilá, meine Damen und Herrn, wir sind wieder an diesem toten Punkt anbelangt. Ich stehe Kaiba gegenüber, funkele ihn giftig an und meine Faust würde sich jetzt wirklich zu gerne mit seiner Nase bekannt machen, aber wir sind auf dem Schulhof und abgesehen davon, dass ich mir einen Verweis einhandeln würde, wenn ich ihm tatsächlich die Nase breche, würde er mich bis zur Rente dafür bluten lassen. Dennoch kann ich nicht anders. Ich zücke meine Faust und hebe sie ihm drohend entgegen. Blöd nur, dass sich Mr. Ich-bin-der-Mittelpunkt-allen-Seins nicht davon beeindrucken lässt. Er steht vollkommen entspannt, naja, nicht entspannt wie andere Leute, sondern auf Kaiba-Art entspannt da, die Arme vor der Brust verschränkt und sieht mich auf diese herablassende, arrogante Art an, dass ich alleine davon schon zu schäumen beginnen könnte. Voran gegangen ist der übliche Austausch von Nettigkeiten. Und wie immer sind wir dann an diesen Punkt gelangt. Aber was soll ich sagen, ich bin kein Hund. Ich weiß es, die ganze Schule weiß es, ja, er weiß es auch, aber nein, er sagt es immer wieder und auch wenn ich das unter gewissen Umständen nicht so eng sehe bzw. gestatte, heißt das nicht, dass er mich außerhalb des Bettes so nennen darf. Rollenspiel hin oder her, jetzt sind wir in der Realität und hier lasse ich ihm das nicht durchgehen. Zudem haben wir sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen. Seine miese Ankettungsaktion hab ich nicht vergessen und auch nicht, dass er sich in meine privaten Angelegenheiten einmischt, ja, mir sogar Befehle erteilt. Ich glaube, es wird Zeit, dass wir die Dinge mal wieder ins rechte Licht rücken. "Du bist doch nicht etwa tollwütig neuerdings?" Damit meint er natürlich mein wildes Gestikulieren und die Tatsache, dass ich tatsächlich knurre. Ja, ich knurre ihn an. Man könnte es auch als brummen bezeichnen, aber egal. Aber das tue ich nur, weil ich gerade auf 180 bin. Ich wette, dass sich sein Pulsschlag bei diesen Auseinandersetzungen keineswegs erhöht. Ja, dessen bin ich mir sogar sicher. Bei ihm verhält es sich bestimmt genauso wie bei diesem Hannibal Lecter. Er würde sicher noch eiskalt und todesruhig sein, wenn er jemandem das Herz aus der Brust reißen würde. "Noch ein Wort, Saftsack, und ich verpasse dir die Abreibung deines Lebens." Wir beide wissen, dass das nicht passieren wird. Natürlich könnte ich ihn mit einem gezielten Schlag zu Boden schicken und das weiß er auch. Ok, ein Schlag würde vielleicht nicht reichen, Kaiba ist nämlich keineswegs so schmächtig wie es vielleicht scheinen mag, er ist ganz schön drahtig und kämpfen kann er auch, aber mit einem Überraschungstreffer... Allerdings müsste man ihn dafür überraschen und naja, irgendwie glaube ich nicht, dass mir das wirklich gelingen würde. Egal. Tun würde ich es ja ohnehin nicht und wie gesagt, das wissen wir beide. So gesehen schaffe ich es auch Selbstbeherrschung an den Tag zu legen. Verdient hätte er ne Abreibung allemal. "Scheint als wärst du noch immer nicht richtig erzogen, Köter. Vielleicht sollte ich es mit leichteren Lektionen versuchen wie Sitz und Platz." Er schenkt mir ein süffisantes Lächeln und ich muss wirklich an mir halten. Dieser Kerl... Das darf doch echt nicht wahr sein. Bringt ihn denn gar nichts aus der Ruhe? Wie kann man so gelassen sein, wenn man gerade ein Streitgespräch führt? Das ist doch nicht normal. Und das Thema Erziehung gehört auch nicht hier her. Das weiß er genau. Blöderweise habe ich das Gefühl, dass meine Wangen gerade zu brennen beginnen, weil ich unweigerlich an das Wochenende denken muss. Ich glaube fast, ihm geht es ebenso, aber natürlich kann Mr. Cool das geschickt verbergen. "Du hast echt ein Rad ab, Großkotz, wenn du so fixiert bist auf Vierbeiner, dann schaff dir doch endlich einen an. Ich wette, dich würde sogar ein Dackel anfallen. Hunde erkennen eine böse Aura sofort." Ich grinse ihn triumphierend an und gewinne etwas von meiner Sicherheit zurück. Er hebt nur amüsiert eine Braue. Sein Blick ist noch immer eisig. Genau wie seine Stimme. "Falls es dir entgangen sein sollte, ich habe doch schon längst einen Kläffer, wenn auch ein sehr renitentes Exemplar und struppig noch dazu. Vielleicht sollte ich dir einen Nachmittag im Hundesalon spendieren?" Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem sarkastischen Lächeln. Ich verdrehe die Augen, dabei ist das eigentlich sein Ding. "Denk dir zur Abwechslung mal was anderes aus, ich dachte, du wärst so schlau... Deine Beleidiungen waren schon mal kreativer." Da ist es wieder.... dieses berauschende Gefühl. Ich bin voll in Fahrt, ja... Wut, Zorn, Leidenschaft, das volle Programm. Ich kann das Adrenalin geradezu greifen. Oh, wie gerne würde ich ihm jetzt... Dieser verdammt arrogante Mistkerl. "Bei jemandem wie dir reichen doch scheinbar die banalsten Äußerungen schon aus. Wozu mir also Mühe geben, wo mein Wortschatz deinen doch ohnehin übersteigt?" Ich mache einen Schritt auf ihn zu und er sieht mich weiterhin ungerührt an, zuckt nicht einmal mit der Wimper, der Penner. Ich baue mich vor ihm auf und funkele ihn an. Tristan würde bei diesem Blick das Weite suchen, aber er bleibt vollkommen unbeeindruckt stehen. Ich hasse es, wenn er so distanziert ist. Ich mag es nicht, wenn er keine Regung zeigt. Kann er nicht einmal zucken? Ein einziges Mal? Verdammt, du Arsch, zieh wenigstens deine Braue wieder hoch, aber stehe nicht einfach nur da!! Mein Herz hämmert mir hart gegen die Brust. "Du kannst mich mal, Kaiba. Mein Wortschatz reicht aus um den Müll zu verstehen, den du von dir gibst, du brauchst dich nicht zurück zu halten. Gib´s mir. Aber mach dich auf ein Echo gefasst." Seltsamerweise erwidert er nichts mehr, lächelt mich nur spöttisch an. Und dieses Mal irritiert mich dieses Lächeln. Es ist keins von denen, die ich kenne und dabei bin ich doch der Meister der Deutung kaiba´scher Mimik. Aber dieses Lächeln... ich verstehe es nicht und es passt auch nicht. Gerade als ich was sagen will, wendet er sich ab und ich fühle Tristans Hand auf meiner Schulter. Ich sehe meinen Freund kurz an und Tris schüttelt leicht den Kopf. Ich seufze. Kaiba ist ohnehin gegangen. Der Arsch hat mich einfach stehen lassen. Hey, das heißt, dass ich das letzte Wort hatte, oder? Ungläubig blicke ich ihm nach. Hoch erhobenen Hauptes schreitet er davon, hat mir einfach den Rücken zugewandt, dieser Penner. Ich fass es nicht. Mein Blick wandert zu meinen Freunden und naja, Tea sieht mich missbilligend an, Tristan schüttelt nur den Kopf und Yugi fragt mich ernsthaft ob es jedes Mal so ablaufen muss. Klar muss es das. Ungeschriebenes Gesetz. Oder die vierte binomische Formel. So sind wir eben. Nur, dass ich dieses Mal gewonnen habe, also unser Wortduell. Er ist schließlich abgezogen und ich hatte das letzte Wort. HA! Aber gerade als ich anfangen will zu grinsen, höre ich meine eigenen Worte wieder in meinem Kopf. Hab ich echt "gib´s mir" zu ihm gesagt? Fuck off, das darf nicht wahr sein. Kein Wunder, dass der Arsch so gegrinst hat. Wie bescheuert bin ich denn? Der denkt doch jetzt sicher, dass ich daran denken würde.... also, dass ich wollen würde... Oh Mann. Also, so war das doch gar nicht. Verdammter Kaiba. "Sorry, ich muss mal kurz..." Ehe meine Freunde noch etwas sagen können, sprinnte ich los. Ich muss Kaiba suchen. Ja, und die Sache klar stellen, sonst denkt der Penner echt noch, dass ich nicht mehr zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden kann, am Ende glaubt der Arsch noch, dass ich auf ihn stehe. Also wirklich auf ihn stehe, nicht nur sexuell gesehen nicht abgeneigt bin. Und das geht ja mal gar nicht. Wider Erwarten muss ich nicht lange suchen. Kaum bin ich um die Ecke stehe ich ihm auch schon gegenüber und er grinst mich an. Der Arsch hat auf mich gewartet. Ja. Warum sollte er sonst hier stehen? Irrtiert blinzele ich ihn an. "So ist es brav, Köter. Immer schön bei Fuß." Oh, wie ich ihn hasse!! "Du... Echt, dir hakt´s wohl! Ich... und nur damit du´s weißt, ich hasse dich!" "Ich weiß." "Was? Ich meine, gut." "Wheeler, du bist erbärmlich." "Und du ein verfluchter eingebildeter..." "Eisklotz?" Er lächelt noch immer amüsiert und ich starre ihn fassungslos an. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich muss träumen. "Ja, genau. Und wie gesagt, ich hasse dich." "Du wiederholst dich." "Fuck you." In seinen Augen blitzt kurz etwas auf und ich glaube, ich werde schon wieder rot. Warum bin ich ihm eigentlich nachgerannt? Da war doch was, oder? Bedauerlicherweise fällt es mir gerade nicht mehr ein. Seine Augen... Verdammt, der Blick ist echt heiß. Nein, mir ist heiß. Das ist doch nicht normal. Ich kann doch nicht ausgerechnet jetzt... ähm... doch. Scheinbar kann ich es doch, denn meine Wut macht noch etwas anderem Platz und beides ist ein sehr intensives Gefühl. Und scheinbar geht ihm das Gleiche durch den Kopf, denn auf einmal beugt er sich leicht zu mir. "Ich hasse dich, Kaiba." Warum flüstere ich eigentlich? "Ich bin mir dessen bewusst, Wheeler." Und warum flüstert er? Hier läuft doch schon wieder was total schief. Verdammt, reiß dich zusammen, Joey. Das hier ist weder der Ort noch der Zeitpunkt an so was zu denken. "Genug Vorspiel, Köter?" Ich schlucke hart und glaube nicht, dass er das gerade gesagt hat. "Eigentlich... schon." "Gut. Dann komm mit." Kapitel 13: Tops and Bottoms ---------------------------- Mein Körper bebt noch immer als er sich aus mir zurückzieht und ich suche Halt an der Toilettentür. Einen Moment befürchte ich, dass meine Knie nachgeben und ich zu Boden sinke. Scheinbar entgeht auch ihm dieser Umstand nicht, denn gerade als ich sicher bin, dass ich gleich auf den kalten Fliesen lande, schlingt er einen Arm um mich und hält mich fest. Dabei drängt sich sein Körper erneut dicht an meinen und ich keuche unwillkürlich auf. "Auf dem Boden hast du nur zu kriechen, wenn ich das will. Verstanden?" Sein Tonfall ist energisch wie immer, doch immer noch etwas heiser und es entgeht mir nicht, dass auch er noch nachbebt von dem gerade geschehenen. Auch sein Körper ist noch immer warm, viel zu warm für seine Natur. Ich genieße seinen warmen Atem an meiner Wang und auch den festen und unerbittlichen Griff. Langsam nicke ich und versuche mich zusammeln. Mein Herz schlägt noch immer viel zu schnell. "Verstanden, Kaiba." Meine Stimme zittert genauso wie der Rest meines Körpers, was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass ich gerade noch in den schwindelnerregenden Höhen der Lust war. Fast habe ich das Gefühl ihn noch immer in mir zu spüren. Und genau genommen... ich hätte nichts dagegen, wenn wir das Ganze auf der Stelle wiederholen würden, aber hier ist weder der richtige Ort, noch die Zeit und das wissen wir beide. Ich spüre einen Hauch auf meiner Schulter und registriere irritiert, dass es scheinbar ein Kuss war. Das bringt mich schlagartig zurück in die Realität und er lässt mich los. Ohne ihn anzusehen, schicke ich mich an meine Kleider zu suchen. Wie erwartet ist er längst fertig als ich immer noch an meiner Uniform nessele und mit zittrigen Fingern versuche die Knöpfe zu schließen. Er verdreht genervt die Augen, schlägt meine Hände mit einer wirschen Geste zur Seite und im nächsten Moment wandern seine schlanken, schönen Finger geschickt über meine Uniform und schließen diese für mich. Ich beobachte ihn dabei schweigend. Seine Züge sind ausdruckslos wie eh und je. Nur seine Haare sind noch etwas durcheinander. Eine verirrte Strähne hängt ihm ins Gesicht und zeugt davon, dass wir gerade wirklich und wahrhaftig Sex hatten. In der Pause. Auf der Schülertoilette. Der Gedanke bringt mich zum grinsen, was mir einen missbilligenden Blick von Kaiba einbringt. Ich zucke mit den Schultern. Selbst ihm müsste diese Szene hier absurd erscheinen. Eben giften wir uns noch an, im nächsten Moment fallen wir wie die Besessenen über einander her. Denn es ist keineswegs so, dass nur mich dieses Vorspiel erregt hat. Er ist in der Hinsicht auch nicht besser. Von Zurückhaltung keine Spur als wir vom Flur in die Toilette verschwanden. Oh nein, in dem Moment war der Penner alles andere als unterkühlt. Nur seine angeborene Selbstbeherrschung hat wohl verhindert, dass er mir die Kleider vom Leib gerissen hat. Dafür wurde ich allerdings erstmal ziemlich brutal gegen die Wand gedrückt und fuck, in der Stimmung küsst der Arsch wie ein Irrer. Echt. Wie ein Besessener. Fordernd ist schon kein Ausdruck mehr. Dass einem da nicht schwarz vor den Augen wird ist alles. Und wenn er dann auch noch Köter, Kläffer oder Hündchen sagt, dann ist es ohnehin vorbei. Fast hätte ich den Höhepunkt schon erreicht als er seine Hand auf meine Erregung legte. Ohne nachzudenken strecke ich die Hand aus und will mich gerade anschicken die verirrte Strähne aus seinem Gesicht zu streichen als seine Hand nach oben schnellt und mich jäh am Handgelenk packt. Sein Griff ist eisern und Schmerz durchzuckt mich auf der Stelle. Ich gebe einen zischenden Laut von mir und als ich ihn fragen will, was der Unsinn soll, vernehme ich eine vertraute Stimme. Im nächsten Augenblick liegt Kaibas kühle Hand auf meinem Mund und ich habe fast Angst zu ersticken. "Also, irgendetwas stimmt nicht mit ihm, Alter. Da kann Yugi sagen was er will. Er verhält sich sehr merkwürdig." "Naja... da ist schon was dran. In den letzten Tagen ist Joey wirklich recht komisch drauf, selbst für seine Verhältnisse." "Sag ich doch. Sogar die Nummer mit Kaiba eben, war anders als sonst. Ich kann dir nicht sagen wieso, aber es war anders..." "Meiner Meinung war das doch das Übliche, Tristan. So gehen die Beiden doch immer ab." "Duke, ich sage dir, da ist irgendwas. Joey muss irgendein Problem haben. Ich spür das in meinen alten Knochen." Kaibas eisiger Blick schickt mir eine stumme Frage und ich nicke. Er funkelt mich noch einmal warnend an, dann nimmt er seine Hand von meinem Mund ich atme erste einmal tief durch. Fuck, ausgerechnet Tristan und Duke müssen jetzt hier auflaufen und zu allem Überfluss auch noch über mich reden. Ich hab aber auch ein Glück. Hoffentlich verschwinden die Beiden schnell, ich hab keinen Bock darauf, dass Kaiba dieses Gespräch mit anhört, ich will es ja selbst auch nicht hören. "Und was denkst du steckt dahinter? Du kennst ihn doch am längsten, Tristan?" "Keine Ahnung, aber es geht sicher nicht um ne Frau, denn das könnte er offen zugeben. Nee, ich schätze, dass er Ärger hat mit ein paar Schlägern oder Schulden... keinen Plan." "Hm. Möglich." "Würde mich nicht wundern, wenn er bei Kaiba irgendwie in der Kreide stehen würden. Das würde zu der Aktion eben passen." "Wie meinst du das?" "Na, du kennst doch Joey, gut möglich, dass er den Großkotz mal wieder zu einem Duell gefordert und verloren hat. Und wer weiß was für einen kranken Einsatz der reiche Pinkel von ihm gefordert hat." "Vorstellbar, dass Joey Kaiba so lange nervt bis der sich zu einem Duell breit schlagen lässt, aber Kaiba ist doch nicht total irre. Der gibt sich nicht mit Kinderkram ab. Und Geld würde er von Joey auch nicht fordern." "Duke, wenn ich´s dir sage, irgendwas ist da faul." Kann ich bitte sterben? Jetzt, sofort, auf der Stelle? Könnt ihr euch vorstellen wie grausam diese Situation ist? Ich meine, da stehe ich mit Kaiba auf dem Klo und meine Freunde erörtern mein Verhalten. Dass ich es nicht wage, den Eisklotz anzusehen, dürfte klar sein. "Ach, ich glaube, Joey ist einfach nur durcheinander... Scheinbar hat er ungeahnte Neigungen entdeckt und wahrscheinlich hat er auch Druck." "Alter, ich glaub nicht, dass Joey auf so was steht. Der schlägt doch keine Frauen. Nicht unser Joey! Ich trau ihm ja ne Menge zu, aber nein, das ist Quatsch." "Tristan, es geht ja nicht nur darum Frauen zu schlagen. Joey scheint einfach darauf zu stehen, der Herr im Bett zu sein. Find ich auch nicht so schlimm. Und viele Frauen stehen auch darauf." "No way, Duke. Ich kenne doch Joey, der ist der harmloseste Kerl überhaupt. So was passt einfach nicht zu ihm." "Ob du´s glaubst oder nicht, Tristan, so ungewöhnlich ist das nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass diese ständigen Reibereien mit Kaiba dazu geführt haben, naja, dass Joey das Bedürfnis hat mal jemanden zu dominieren. Und da es bei Kaiba nicht klappt..." Wider besseren Wissens wandert mein Blick zu dem Eisklotz, der immer noch dicht neben mir steht und sich nicht gerührt hat seit wir unfreiwillige Lauscher dieses Gesprächs wurden. Seine Miene ist ausdruckslos, aber der Blick... Oh Gott. Der Blick! Gibt es ne Steigerung von diabolisch? Was geht die zwei Penner auch mein Sexualleben an? Glaubt Duke tatsächlich was er da sagt? Das darf alles nicht wahr sein. Der kann doch nicht ernsthaft denken, dass ich... also, dass ich wirklich in der Lage wäre... und... Lass mich sterben. Hier und jetzt. Bitte. "Wie wär´s wenn wir Tea mal auf ihn ansetzten? Die kriegt bestimmt raus, was Sache ist." "Aber wir können doch nicht mit Tea über diese Sache reden, Duke!" "Warum nicht? Wir müssen ihr ja unsere Vermutungen nicht unbedingt auf die Nase binden. Vielleicht vertraut sich Joey ihr an? Mit uns will er ja scheinbar nicht reden. Oder fällt dir was besseres ein?" "Nun ja... nein." "Also." "Aber wenn, dann redest du mit ihr. Ich kann nicht mit Tea... also... nicht darüber." "Schon klar, Alter, hätt ich auch nicht gedacht." Tristans Erwiderung verstehe ich nicht mehr. Zum einen, weil sich meine Gedanken gerade überschlagen und zum anderen, weil die Zwei endlich, endlich das Klo verlassen. Noch einen Moment verharren wir regungslos in unserer Position, dann hören wir die Tür ins Schloss fassen und ich atme tief durch. Kaiba mustert mich sichtlich amüsiert und ich befürchte, dass mein Kopf augenblicklich einer struppigen Tomate gleicht. "Wag es nicht was dazu zu sagen, Saftsack!" "Wieso? Ich fand dieses Gespräch sehr amüsant und auch... aufschlussreich." "Halt die Klappe, Kaiba." "Wheeler, deine Freunde sind noch dümmer als ich dachte. Davon auszugehen, dass du in der Lage wärst auch nur irgendeine Person zu dominieren ist so dermaßen lächerlich, dass mir die Worte fehlen." "Das geht dich gar nichts an, du Arsch." "Schade, dass mir das sicherlich köstliche Gespräch von Devlin mit Gardner entgehen wird." Kaiba grinst mich an und ja, er ist sichtlich gut gelaunt und dieses Grinsen... Ich richte mich auf und packe ihn am Kragen. Jetzt wird er unsanft gegen die Wand gedrückt, was ihn allerdings nicht im Mindesten überrascht. Er zuckt noch nicht einmal mit der Wimper, blickt zur gelassen auf mich herab und grinst noch immer. "Kein Wort mehr, Großkotz. Das ist allein meine Sache. Verstanden?" Mit einer schier erschreckenden Ruhe umschließt er meine Handgelenke mit einem eisernen Griff, versucht aber keineswegs meine Hände von sich zu nehmen. "Erstaunlich wie schnell du vergisst wo dein Platz ist, Köter. Scheint als müssten wir das noch einmal üben." Mir liegt ein böser Konter auf der Zunge, aber ich schlucke die Worte runter, denn mit einer einzigen Bewegung verändert Kaiba die Situation. Mein Kopf prallt gegen die Tür und für einen Moment sehe ich Sternchen. "Du bist nicht in der Position mir Befehle zu erteilen, Wheeler. Vergiss das nicht." Als er seinen Mund hart auf meinen presst, verspüre ich im ersten Moment den Wunsch ihn in seine Lippe zu beißen, aber ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, mich von dem Vorhaben abzuhalten. Doch gerade als ich mich dazu entschließe den Kuss zu genießen, ist er auch schon vorbei und ich werde zur Seite geschoben. Die Tür wird geöffnet und Kaiba drängt sich an mir vorbei. "Morgen. 20:00 Uhr. Dann bekommst du deine nächste Lektion, Hündchen." Ohne eine Antwort abzuwarten, verlässt er den Raum. Kapitel 14: Wahnwitz -------------------- "Joey?" Teas Stimme reißt mich schlagartig aus meinen Gedanken. Ich blicke zu ihr auf und ich befürchte, ich sehe sie wie ein verschreckter Hase an. "Hast du heut Nachmittag schon was vor?" Ohoh. Sofort fällt mir das Gespräch von Duke und Tristan wieder ein und verdammt, meine Wangen werden ganz warm. Ganz toll, genau der richtige Moment für so was. Mein Gesichtsausdruck müsste sich gerade von Überraschung zu Entsetzen verwandeln. Ja, dessen bin ich mir eigentlich sicher, aber Tea sieht mich vollkommen ungerührt an. Sie lächelt mich auf die ihr eigene Art an und sieht dabei so unschuldig aus wie ein kleiner Engel. Ob Duke schon mit ihr geredet hat? Leider kann ich das nicht an Teas Gesicht ablesen. Verdammt. "Ähm... also eigentlich... Wieso denn?" Ich darf gar nicht daran denken ob Duke schon mit ihr geredet hat. Das wäre... grauenvoll. "Nun, ich wollte etwas aufräumen und ein paar Sachen auf unseren Speicher bringen und ich dachte, du könnste mir vielleicht helfen." Kann ich ihr das glauben? Oder ist es ein Versuch mich in die Falle zu locken? Tea ist verdammt raffiniert und ich schätze mal, Tristan will die Dinge schnell geklärt haben, immerhin klang er ziemlich besorgt. Was mischen sich diese Dullis auch in meine Angelegenheiten? Und warum musste ich dieses Gespräch auch noch hören? Ach ja, weil ich ja unbedingt mit Kaiba auf dem Klo verschwinden musste. Kaiba. Mal wieder ist alles seine Schuld. Unwillkürlich blicke ich zu dem CEO hinüber, er in seiner plasierten Selbstgefälligkeit auf seinem Platz sitzt und mit seinen kühlen Fingern auf die Tastatur seines Laptops einhaut. Ob er Teas Anliegen gehört hat? Er wirkt als wäre er mal wieder in seiner eigenen Welt. "Joey? Hörst du mir zu?" "Yo! Klar, Tea. Ähm... also heute ist schlecht, ich muss da noch was... aber ein anderes Mal." "Schade, aber gut. Dann frag ich mal Tristan, aber der wird sich wohl drücken. Arbeit ist ja nicht unbedingt sein Ding." Damit ist unser Gespräch beendet und sie wendet sich an Tristan. Ich atme erleichtert auf und erneut wandert mein Blick zu Kaiba. Scheinbar hat er nichts mitbekommen. Immerhin ein schwacher Trost. Ich hab momentan echt genug Sorgen. Reicht es denn nicht, dass ich ne Affäre mit meinem verhassen Erzfeind habe? Müssen meine Freunde jetzt noch wild über meine Neigungen spekulieren? Wenn ich Duke doch nur nie gefragt hätte... Mann, Mann, das der ernsthaft denkt, dass ich... Und das Kaiba das auch noch mitanhören musste. Das wird er mir immer wieder auf´s Brot schmieren. An das Gespräch mit Tea darf ich gar nicht erst denken. Irgendwann wird sie mich in die Finger bekommen. Verflucht. Ich muss ja wohl nicht betonen, dass mir die ganze Geschichte zusetzt. Auch wenn ich mir inzwischen eingestehen kann, dass es ist wie es ist, ich meine, dass ich ganz offensichtlich sexuell von Kaiba angezogen werde, heißt das nicht, dass ich mich wirklich mit der Situation abgefunden hätte. Hallo, immerhin geht es um Kaiba. Damit kann sich ein Wheeler nicht so einfach abfinden, auch wenn ich gestehen muss, dass diese Aufeinandertreffen mit ihm definitiv heiß sind. Heißer als jede meiner Phantasievorstellungen bislang. Und naja, natürlich werde ich morgen bei ihm auf der Matte stehen. "Hey Joey, du scheinst heute echt mit den Gedanken ganz wo anders..." Ich schrecke erneut auf und bemerke jetzt erst, dass Yugi neben mir steht. Nein, eigentlich ist es der Pharao. Den Unterschied bemerke ich sofort und die Tatsache, dass die Beiden in der Schule geswitcht haben, irritiert mich. Normalerweise macht Yugi das nämlich nicht. Zudem sieht Atemu mich mit einem recht merkwürdigen Ausdruck in seinen undefinierbaren Augen an. Die werden doch nicht auch noch den Pharao mit in diese Sache gezogen haben? Aber nein, das kann nicht sein. Dafür hätten Tristan und Duke erst mit Yugi reden müssen und überhaupt... Ich glaube, ich werde einfach nur paranoid. Ich grinse meinen Freund an und kratze mir verlegen am Kopf. "Ähm... naja, Mathe langweilt mich sowieso..." "Kann es sein, dass dich etwas bestimmtes beschäftigt?" Argh. Jetzt fängt er auch noch an. Toll und dazu dieser Blick! Atemu und Kaiba sind sich echt gar nicht so unähnlich. Die Beiden können einen mit einem Blick mehr als nur auf den Zahn fühlen. Gerade jetzt habe ich das Gefühl, dass der Pharao ganz tief in mich zu blicken vermag und unwillkürlich muss ich schlucken. "Ach... nichts wirklich wichtiges." "Dann ist ja gut, Joey." Ich nicke nur, werde aber das Gefühl nicht los, dass er mich weiterhin skeptisch beäugt und seine nächsten Worte geben mir auch zu denken. Ja, sie brennen sich geradezu in meinen Kopf und ich befürchte, dass ich mehr als nur ein dämliches Gesicht mache. "Falls du etwas auf dem Herzen haben solltest, du weißt, dass du immer mit mir reden kannst. Und... Joey, wenn man mit dem Feuer spielt, muss man nicht nur aufpassen, dass man sich verbrennt. Es kann auch passieren, dass man selbst in Flammen steht." Er schenkt mir noch eines dieser merkwürdig wissenden Lächeln und ehe ich in der Lage bin etwas zu erwidern, ja, zu fragen, was er damit meint und warum er mir das sagt, taucht Duke auf und unterbricht den kleinen Dialog. "Geschichte fällt aus." Ich nicke nur. Mein Blick ruht noch immer auf Atemu. Duke scheint es gänzlich zu entgehen, dass er dem Pharao gegenüber steht. Dass wir scheinbar jetzt frei haben, interessiert mich gerade nicht die Bohne. Atemus Worte hallen gnadenlos in meinem Kopf nach und ich werde das Gefühl nicht los, dass er sie nicht einfach so gesagt hat. Natürlich hat er sie nicht einfach so gesagt, das ergäbe ja auch keinen Sinn, aber warum hat er sie gesagt... das verstehe ich nicht und auch nicht, was er damit eigentlich meint. Kann es sein, dass er weiß was zwischen Kaiba und mir läuft? Wieder wandert mein Blick zu meinem Lieblingseisklotz, zu dem scheinbar auch gerade die Information, dass zwei Stunden ausfallen, durchgedrungen ist. Er hat seinen Laptop zugeklappt und sich erhoben. Mich würdigt er natürlich keines Blickes, augenblicklich bin ich allerdings auch froh darum. Und dann geschieht etwas, dass mich noch mehr überrascht als Atemus Worte. Irritiert sehe ich, dass der Pharao neben Kaiba steht. Sie werfen sich einen Blick zu und als Kaiba den Raum verlässt, folgt Atemu ihm. Ja, er folgt ihm. Es ist kein Zufall, sie gehen nicht einfach nur gleichzeitig. Keine Ahnung warum, aber es ist so und ich blicke ihnen nach. Schließlich wende ich mich fragend an Tristan und Tea, aber den Beiden scheint das Ganze vollkommen entgangen zu sein. Tea ist dabei die Tafel zu putzen und Tristan packt gerade seine Tasche. Unwillkürlich trete ich zum Fenster und ich muss nicht lange warten. Es dauert nur ein paar Sekunden, dann sehe ich die Beiden gemeinsam das Schulgebäude verlassen. Ein Duell? Aber davon hätte Yugi mir doch erzählt, oder? Und auch Tristan und Tea scheinen nichts davon zu wissen. Merkwürdig. Und was noch merkwürdiger ist... Ich bekomme gerade ein recht unbehagliches Gefühl und das hat keineswegs damit zu tun, dass ich befürchte, Atemu könne etwas von meinen Intermezzos mit Kaiba wissen. Wäre es möglich, dass...? Nein, das kann nicht sein. Kapitel 15: Attraktion (Kaiba´s Seite) -------------------------------------- "Nun, was hast du mir zu sagen?" Erwartungsvoll sehe ich mein Gegenüber an. Nicht, dass mich wirklich interessieren würde, was er zu sagen hat. Im Grunde kann ich es mir nach seiner Andeutung vorhin denken. Was mich etwas irritiert, ist der Umstand, dass mir gerade der Muto gegenüber steht, den ich sonst nur aus der Duellarena kenne. Den Muto, der sich selbst als 5000 Jahre alten Geist bezeichnet und tatsächlich der Ansicht zu sein scheint, dass ich ihm diesen Unsinn auch noch abnehme, nur weil sein Fanclub dies tut. Roland ist aus dem Wagen gestiegen und sieht mich fragend an. "Ich muss noch etwas regeln." erkläre ich ihm und er nimmt meine Tasche entgegen. Dann sieht er mich einen Moment unschlüssig an. Schließlich öffnet er die Wagentür und ich deute Muto an, dass er einsteigen soll. Ich habe keinerlei Lust, diese Unterhaltung auf dem Parkplatz zu führen. Ich lasse mich ihm gegenüber nieder und bedenke ihn mit einem gleichgültigen Blick, der ihn, anders als Wheeler, keineswegs verunsichert und auch nicht wütend macht. Nein, dieser Muto legt mir gegenüber eine unerschütterliche Ruhe an den Tag, was mich allerdings keineswegs stört. Ab und an ärgert mich diese Haltung, doch nur, weil er in diesen Momenten meist damit anfängt, mir mit seinem Gerede über Reinkarnation und ägyptische Märchen auf die Nerven zu gehen. Oder vom Herz der Karten zu erzählen und dabei so tut als müsse mich dieses Gewäsch auch noch interessieren. Augenblicklich wirkt er allerdings keineswegs so als habe er vor mich mit einer seiner abgedroschenen Geschichten zu langweilen. Gut. "Also? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit." Seine Augen funkeln für einen Moment auf und ja, man könnte es als gefährlichen Zug bezeichnen. Definitiv entspricht er im Moment keineswegs dem kleinen Yugi Muto, wie ich ihn gewohnt bin. Was auch immer diese Verwandlung bewirkt, es ist durchaus interessant sie zu beobachten und es ist gerade das erste Mal, dass ich sie unabhängig von einem Duell bemerke. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich dieser kleinen Unterhaltung zugestimmt habe. Das und der Umstand, dass er scheinbar von meiner neuen Lieblingsbeschäftigung weiß. Das hat er zumindest angedeutet. "Was bezweckst du damit, Kaiba? Dient es deiner Zerstreunung oder ist es lediglich ein neues Spiel, an dem du Interesse gefunden hast?" Ich ziehe eine Braue nach oben und bedenke ihn mit einem spöttischen Blick. Natürlich reagiert er nicht auf diese Geste, doch wie gesagt, ich erwarte auch keine Reaktion. Ich lehne mich gelassen zurück und falte die Hände, natürlich ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Mein Blick hält seinen genauso fest wie umgekehrt. "Ich wüsste nicht, was dich meine Beweggründe angehen, Muto." entgegne ich betont kühl und mir ist klar, dass er es keineswegs dabei belassen wird. Vermutlich wird er mir erklären, dass der Kläffer sein Freund sei, sein bester Freund wohl gemerkt, und er nicht zulassen wird, dass ich das kleine Hündchen in irgendwelche Sachen reinziehe, die ihm schaden könnten. Dabei würde mich gerade mehr interessieren woher er es weiß. Der Köter hat es ihm sicher nicht erzählt. Darauf würde ich wetten. Also woher weiß der Freak davon und natürlich stellt sich auch die Frage wieviel er weiß. Da ich diese Fragen keineswegs offen stellen werde, bedarf es etwas Fingerspitzengefühl an die gewünschten Informationen zu gelangen. "Dass deine Vorlieben in eine solche Richtung gehen, dachte ich mir bereits." Er schenkt mir ein süffisantes Lächeln, dass mich für den Bruchteil einer Sekunde irritiert. Natürlich lasse ich mir das nicht anmerken. Ich bin es gewohnt, meine Gefühle zu verbergen und auch ihm gelingt es nicht, meine wirklichen Regungen zu durchschauen. Allerdings fällt es mir bei ihm auch keineswegs so leicht. Den "normalen" Yugi einzuschätzen, ist ein Kinderspiel. Aber der Duell-Yugi ist eine Nummer für sich. Dieser krasse Unterschied fasziniert mich immer wieder. Das muss eine einmalige psychische Störung sein, die bei ihm vorliegt, doch sein Geisteszustand interessiert mich nicht weiter. Ich erwidere nichts, verziehe lediglich gelangweilt den Mund und werfe demonstrativ einen Blick auf meine Uhr. Bei Wheeler würde ich jetzt sagen, dass er noch eine Minute Redezeit hätte und würde ihn damit zur Weißglut bringen. Bislang ist dem Köter noch nie aufgefallen, dass ich mich nie an meinen eigenen Countdown halte. Erstaunlich wie dumm dieser Streuner ist. Bei Muto damit anzufangen, kann ich mir sparen. Er würde mir einen unbeeindruckten Blick schenken und da ich nie uneffektiv handele, begehe ich nun auch keineswegs den Fehler eine überflüssige Geste anzuführen. "Ich hätte allerdings gedacht, dass du es vorziehen würdest, dieses Spiel mit jemandem zu spielen, der..." Er beendet den Satz nicht und ja, jetzt hat er meine Aufmerksamtkeit. In Gedanken gehe ich die verschiedenen logischen Möglichkeiten durch diesen Satz zu beenden und natürlich analysiere ich auch den Umstand, warum er es selbst nicht getan hat, denn normalerweise sind halbe Sachen nicht sein Stil. Und dann tue ich ihm den Gefallen. "... der mir gewachsen ist?" Mein Lächeln ist kalt und spöttisch und er quittiert es mit einem dieser durchdringenden Blicke. Wenn er ja sagt, impliziert er, dass Wheeler mir nicht gewachsen wäre, was seinen Freund natürlich augenblicklich degradieren würde. Das wissen wir beide. Und im Grunde ist es gleichgültig was er erwidert. So oder so wird er damit eine negative Aussage über seinen Freund treffen. Er scheint sich seine nächsten Worte genau zu überlegen, was meine Vermutung bestätigt. Ich warte geduldig. Wenn ich es recht überlege, gibt es nur zwei Möglichkeiten worauf er hinaus will. Zwei Möglichkeiten, die offensichtlich sind. Noch bin ich unschlüssig zu welcher ich tendieren soll. Seine nächste Aussage erfolgt unmittelbar. "Mir liegt sehr, sehr viel an Joey." Die Art, wie er dies sagt, gibt mir zu denken. In seiner Stimme schwingt etwas undefinierbares mit und sein Blick... Wäre es möglich, dass der Freak ein weitergehendes Interesse an dem Köter hat? Interessant. Ja, sehr interessant. Ich lächele ihn süffisant an. "Ist dem so?" Meine schlichte Gegenfrage lässt seine Augen kurz aufblitzen und ja, diese Angelegenheit verspricht noch interessanter zu werden als ich bislang dachte. Unwillkürlich wandern meine Gedanken zu meinem süßen kleinen Hündchen. Kapitel 16: Ungereimtheiten --------------------------- Heute ist er anders. Irgendwie. Ich weiß nicht, warum ich zu dieser Erkenntnis gelangt bin, es ist eigentlich nur ein Bauchgefühl. Wirklich an etwas fest machen kann ich meinen Eindruck nicht. Sein Blick... da ist eine andere Nuance. Etwas, dass ich noch nicht kenne obwohl mir doch sonst jeder Blick von ihm vertraut ist. Bilde ich mir das ein oder ist es tatsächlich so? Warum denke ich auch darüber nach? Seine kühlen Hände wandern begierig über meinen Körper. Kaum war ich bei ihm, waren wir auch schon im Schlafzimmer. Dem Heiligtum. Gott, wenn seine Fangirlies das wüssten. Die würden morden um ein einziges Mal in diesen Raum, in dieses Bett zu gelangen. Und ich werde dorthin dirigiert mit einer Selbstverständlichkeit, dass es mich erschrecken sollte. Die Tür fiel ins Schloss und er praktisch über mich her. Ehe ich etwas sagen, denken, fühlen konnte, waren da seine Hände und er packte mich unbarmherzig und schob mich zum Bett. Ein Schubs und ich landete auf der Matratze. Einen Moment lang stand er einfach nur da und sah mich an. Ich glaube, das war der Augenblick als mir auffiel, dass das Blau seiner Augen ein klein wenig anders ist als sonst. "Zieh dich aus." Eine schlichte Aussage, aber bei ihm klingt alles wie ein Befehl, der keinen Widerspruch duldet und ehe ich mich versah, war ich auch schon dabei mir das T-Shirt auszusziehen. Natürlich beobachtete er mich dabei ganz genau. Für jeden Unbekannten würde seine Miene gleichgültig, ja, vollkommen desinteressiert wirken, aber ich weiß seine Züge schließlich zu deuten. Seine Wangenknochen zucken leicht und ich weiß, dass er erregt ist. Ich weiß es, weil er ein klein wenig schwerer atmet und nicht ganz die eiserne Kontrolle an den Tag legen kann, wie er es sonst tut. Letztlich ist auch er nur ein Mann. Komischerweise kann ich ihn dabei auch nicht aus den Augen lassen. Ich nessele an meinem Gürtel und blicke dabei die ganze Zeit zu ihm auf. Meine Kleider landen auf dem Boten und mein Herz schlägt wieder viel zu schnell. Vorfeude. Freudige Erwartung. Warum auch immer. Angst ist es jedenfalls nicht. Ich sitze da und sehe zu ihm auf, warte auf das nächste Zeichen, das Kommando und ich weiß, dass es gleich kommen wird. Ein Schauder läuft mir über den Rücken, weil ich ahne was gleich kommen wird. Und ja... genau das folgt auch. Ich kenne meinen Herrn eben. "Auf die Knie, Köter." Ich wette, sein Herz schlägt gerade so schnell wie meins und ich weiß, dass er sich augenblicklich lebendiger fühlt als die Stunden zuvor. Ja, in diesen Momenten mit mir fühlt er sich nicht nur lebendig. Er ist es. Vielleicht spielt auch das eine Rolle warum dieses Spielchen so erregend für mich ist. Ich weiß es nicht. Aber in diesen Momenten, in denen ich scheinbar ganz ihm gehöre, gehört er auch irgendwie mir. Keiner sonst kennt ihn so. Kennt diesen Kaiba. Ich rutsche vom Bett und fühle sofort den dicken, flauschigen Teppich unter mir. Das nimmt dem Knien etwas seine Härte. Meine Hände wandern zu dem schwarzen Gürtel mit dem KC-Logo und wie jedes Mal scheint mich ein Blitz zu durchzucken als ich ihn berühre. Für einen kurzen Moment zittern meine Finger und erschweren mir das Öffnen, aber dann ist dieser Augenblick auch schon vorbei und ich ziehe seine Hose langsam nach unten. Ich tue es immer langsam, ich zerre nie ungeduldig daran, auch wenn ich es kaum erwarten kann. Vielleicht weil ich nach wie vor etwas wie.... Ehrfurcht empfinde, wenn ich es tue. Ich weiß es nicht. Sein Blick hält derweil meinen fest und ich atme schneller. Kaiba trägt ausschließlich schwarze Boxershorts. Schwarze Seide. Zumindest glaube ich, dass es Seide ist. Die Dinger sind sicher nicht billig und daher keineswegs aus Synthetik. Er beobachtet mich nach wie vor genaustens und ich schätze, der Anblick gefällt ihm sehr. Gut, das wundert mich nicht. Immerhin liebt er es ja mich am Boden zu sehen. Wie ich bereits sagte, er ist erregt. Der Grad seiner Erregung zeichnet sich deutlich unter dem dünnen Stoff ab und ich muss unwillkürlich lächeln. Ein Handgriff und ich befreie ihn auch von dem restlichen Stoff und halte wie immer einen Moment fast ehrfürchtig inne. Es reicht wohl, wenn ich betone, dass Kaiba auf jedem Gebiet ausgeprägte Vorzüge hat, oder? Als meine Lippen seine Haut berühren, zuckt er kaum merklich. Das tut er jedes Mal und naja, irgendwie gefällt es mir, wenn er das tut. Das zeigt mir, dass es auch für ihn stets auf´s neue etwas... keine Ahnung was ist. Dieses Mal brauche ich nicht lange Vorarbeit zu leisen, denn es dauert nicht lange und er vergräbt seine Hände in meinem Haar, drängt meinen Kopf dichter an seinen Schoß und nimmt mir so die Möglichkeit das Geschehen zu steuern. Im ersten Augenblick macht mir das immer ein wenig Angst und ich will trotzig zurück weichen, was mir natürlich nicht gelingt, denn sein Griff ist unbarmherzig und er ist jedes Mal darauf vorbereitet. Ich höre ihn keuchen, leise, kaum hörbar und auch ich stöhne stumm auf. Seinem Griff nach zu urteilen, habe ich das Gefühl, dass er jeden Augenblick seinen Höhepunkt erreichen wird und ich bereite mich darauf vor, doch zu meiner Überraschung schiebt er mich plötzlich von sich. Irrtiert blicke ich zu ihm auf. Sein ganze Körper bebt und da ist sie wieder... der Anfang der Dr. Jekyll-Mr. Hyde-Verwandlung. Fasziniert mustere ich sein Gesicht, sehe dass die Züge eindeutig weicher sind. Wie bei einem Bild, dass man mit dem Weichzeichner bearbeitet hat. Wenn er immer so aussehen würde wie in diesem Moment, nun, dann hätte er mehr als einen Fanclub. Hm. Vielleicht guckt er deshalb immer so griesgrämig aus der Wäsche? Noch mehr Aufmerksamkeit würde er sicher nicht verkraften. Mit einem Ruck zieht er mich auf die Beine und ich befürchte fast, dass ich taumele und wieder zurück sinke, aber er hält mich fest und im nächsten Augenblick spüre ich auch schon seine Lippen auf meinem Hals. Und naja, die Art wie er meinen Hals, meine Schulter mit kleinen, beißenden Küssen bedeckt, bestätigt meine Vermutung. Er ist anders. Irgendwie. Aber dieses anders sein ist gut und ich schließe die Augen und klammere mich förmlich an ihn. Sein Mund findet meinen und im ersten Moment kommt mir der Verdacht, dass er mich ersticken will. Seine Küsse sind immer fordernd und hart, aber das hier... Das übertrifft alles da gewesene. Ich keuche in den Kuss und fuck, ich bekomme echt weiche Knie. Zum Glück hält er mich immer noch fest. Mir ist schwindlig und ich bin froh, dass meine Augen geschlossen sind. Ich glaube, das Zimmer würde sich sonst gerade drehen. Als er seine Lippen von meinen löst, schnappe ich erst einmal nach Luft, aber Kaiba gönnt mir keine Pause. Er stößt mich auf das Bett und ist schon im gleichen Augenblick über mir. Ich spüre seine Erregung und ja, er müsste meine auch sehr, sehr deutlich fühlen. Meine Handgelenke werden unsanft gepackt und nach hinten gedrückt und erneut wandern seine Lippen über meine Haut. Ich dränge ihm mein Becken entgegen und ich schätze, er weiß, dass ich ungeduldig bin. Aber das interessiert ihn natürlich nicht. Er ignoriert mein Drängen und bearbeitet weiter meinen Hals, mein Ohr und ich stöhne laut auf. "Lass mich nicht so lange warten, du Arsch." Ich weiß, dass diese Äußerung nichts an seinem Vorgehen ändert, aber ich kann es nicht verhindern die Worte auszusprechen und zudem... sie gehören zum Spiel. Er hält kurz inne und seine Augen treffen direkt auf meine. Ich erwarte eigentlich, dass er mich wieder mit diesem diabolischen Blick bedenkt und dazu noch sarkastisch lächelt, aber nein. Dieses Mal nicht. Das irritiert mich, denn er sieht ernst aus. Sehr ernst sogar. Und da ist auch wieder diese komische Nuance... Ich schlucke unwillkürlich. "Wir müssen wohl noch an deiner Rhetorik arbeiten, Köter." Kaiba ist sicher der einzige Mensch auf der Welt, der in der Lage ist, sich in so einem Augenblick noch gepflegt zu artikulieren. Das ist nicht nur erstaunlich... es ist erschreckend. Ja, unter anderen Umständen würde mir das echt Angst machen. "Was habe ich dir beigebracht? Ich hoffe, wir müssen diese Lektion nicht wiederholen." "Nein, das müssen wir nicht." "Also? Wie heißt es, Wheeler?" Ich schlucke. Hey, ihr wisst, dass ich es sagen werde, ich weiß, dass ich es sagen werde und der Arsch weiß es auch, aber das heißt nicht, dass es mir gefällt. Wirklich gefällt. Zugegeben, es erregt mich. Man könnte also sagen, Joey Wheeler steht auf Dirty Talk, aber solche Dialoge mit Kaiba führen zu müssen, ist nach wie vor... beschämend und wäre ich nur halb so erregt, ich schwöre, nichts davon käme über meine Lippen. Aber was soll ich machen? Ich will ihn. Jetzt, sofort. Ganz. "Bitte, Kaiba, fick mich." Wenigstens mein Tonfall ist noch ein klein wenig trotzig. Rettet zwar nicht unbedingt meine Würde, aber naja... es beruhigt mein Gewissen ein ganz klein wenig. "Braves Hündchen." Irgendwann! Irgendwann das schwöre ich, bringe ich ihn um. Ja, wirklich. Ich werde ihn ganz langsam und qualvoll niedermeucheln. Das schwöre ich jedes Mal in diesen Momenten und rufe mir ins Gedächnis, dass ich ihn ja eigentlich hasse und das hier nur über mich ergehen lasse, weil es einfach zu gut ist, um es nicht zu tun. Er lässt meine Handgelenke los und rollt mich auf den Bauch, dann spüre sich auch schon seine kühle Hand über meinen Rücken nach unten wandern. Ich bäume mich auf, rutsche auf alle viere und dann ist er auch schon hinter mir. Ich zittere vor erwartung und dieses Mal zögert er es nicht unnötig in die Länge. Seine Finger bereiten mich auf das Kommende vor und ich kralle mich in die weißen Laken. Meiner Atmung nach zu urteilen könnte man meinen, ich hätte gerade einen 100-Meter-Sprint hingelegt. Seine Hände packen meine Hüften und ich weiß, jetzt ist es soweit. Wieder dränge ich mich ihm entgegen, aber heute läuft scheinbar nichts nach Schema F. Er beugt sich zu mir und im nächsten Moment fühle ich seinen Atem an meinem Ohr. Müßig zu erwähnen, dass sich alle Nackenhaare unverzüglich aufstellen. Seine Stimme ist ein heiseres Keuchen und triumphierend stelle ich wieder einmal fest, dass er es genauso wenig erwarten kann wie ich. Das ist der schwache Trost, den ich in diesen Momenten verspüre. Neben dem überschäumden Gefühl der Vorfreude. "Wem gehörst du, Köter?" Ich stutze. Das ist echt neu. Das hat er zuvor noch nie gefragt. Aber ich bin augenblicklich nicht in der Lage ernsthaft darüber nachzudenken. Das ist auch echt nicht zu erwarten. "Dir. Dir, Kaiba." Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich, aber meine Erregung ist größer und ich verdränge es. Für den Bruchteil einer Sekunde muss ich an die Szene gestern denken als ich ihn mit Yugi, nein, Atemu gesehen habe. Ich weiß selbst nicht wieso. Aber bevor ich diesen Gedankengang genau wie seine Frage näher verfolgen kann, ist er auch schon in mir und das Denken setzt aus. Er stößt hart und tief in mich und ich schreie unwillkürlich auf. Dabei müsste mir eigentlich die Luft wegbleiben. "Das. will. ich. dir. auch. geraten. haben." Seine Stimme dringt aus der Ferne zu mir durch, ich registriere irgendwo, dass er was gesagt hat, aber naja... es interessiert mich nicht wirklich. Kapitel 17: Overload -------------------- Kaum zu glauben, aber ich konnte tatsächlich Teas zweitem Versuch, ein Gespräch mit mir zu führen entkommen. Ausgerechnet Bakura hat mich gerettet und zum ersten Mal war ich echt dankbar, dass der Typ aufgetaucht ist. Sonst interessiert er mich eher weniger, aber in dem Moment... Klasse timing, Junge, Danke! Dass mir das nicht ewig gelingen wird, ist klar. Irgendwann wird die gute Tea mich in die Enge treiben und dann gibt es kein Entkommen, aber solange ich es aufschieben kann... Momentan beschäftigen mich allerdings andere Dinge. Genau genommen zwei Dinge. Zum einen Kaibas ungewöhnliches Verhalten bei unserem letzten Treffen. Nein, ich hab mir das nicht eingebildet. Er war anders. Ich hab Antennen für so was - besonders bei meinem Erzfeind. Zudem gehen mir seine Worte nicht mehr aus dem Kopf. Diese eine Frage beschäftigt mich die ganze Zeit. Man könnte meinen, dass mir sein Gesülze im Nachhinein egal sein könnte, ist es normalerweise auch, aber bei der Sache... No Way. Seine Worte, diese kleine Frage, hallt wieder und wieder in meinem Kopf nach und ich bin einfach nicht sicher was ich davon halten soll. Gehört sie zum Spiel? War es einfach nur eine Phrase in unserem merkwürdigen Rollenspiel oder steckt da mehr dahinter? Ich komme nicht drauf. Und fragen kann ich ihn wohl schlecht, oder? Sonst bildet sicher der Arsch noch sonst was ein. Ok, ich weiß selbst, dass da eigentlich nichts dahinter stecken kann, zumindest nichts was irgendwo Sinn ergäbe, aber wir reden hier von Kaiba! Der Kerl sagt und tut nichts, dass nicht irgendwie einen Sinn hat - für ihn. Jedes seiner Worte wählt er mit Bedacht, ich hab noch nie erlebt, dass er ne unüberlegte Aussage gemacht hat. Also... Aber nicht nur die Frage an sich geht mir nicht aus dem Kopf. Auch das was er auf meine Antwort erwidert hat. Und ach ja, was meine Antwort anbelangt... Keine Ahnung warum ich das gesagt habe, lag wohl einfach am Eifer des Gefechts oder so. Und ich dachte auch, dass er das erwartet, so als Teil des Spiels eben. Ich sollte echt aufhören mir wegen dem Penner einen Kopf zu machen, echt. Ich werde noch genauso wirr in der Rübe wie er. Doch egal wie ich versuche, diese Gedanken zu ignorieren, sie kommen immer wieder. Genau wie lästige Fliegen. Ich kann sie einfach nicht erledigen. Aber das Beste kommt ja noch... Nach dieser ganzen Aktion ist Kaiba tatsächlich eingeschlafen, neben mir. Zum ersten Mal stand er nicht direkt danach auf, gut wir waren auch bei ihm zuhause, um sich anzuziehen. Nein, der Kerl blieb liegen, angelte sich nur seine Zigaretten und rauchte erst einmal. Er sagte mir auch nicht, dass ich verschwinden sollte und naja, ich war viel zu platt, um mich in Bewegung zu setzen und dann bin ich auch eingepennt. Könnt ihr euch den Schock vorstellen als ich wach wurde? Erst wusste ich gar nicht wo ich bin und dann dreh ich mich zur Seite und da liegt er. Kaiba. Und schläft den Schlaf der Gerechten. Ehrlich gesagt, manchmal hatte ich so den Verdacht, dass der Kerl nie die Augen zu macht. Ja, ich hatte so Theorien, dass er eine Art Vampir ist. Tja, aber in dem Moment wurde ich eines besseren belehrt. Kaiba schlief seelenruhig und sah dabei sogar recht entspannt aus. Auf Kaiba-Art entspannt. Der Anblick war so unwirklich, dass ich ihn zuerst einmal nur ansehen konnte. Ich glaube, das hab ich über zehn Minuten gemacht und dann machte er plötzlich die Augen auf und ich dachte, sein Blick erdolcht mich gleich. Naja, danach bin ich dann auf und davon. War auch besser so, denn gestern war er sogar für seine Verhältnisse strange drauf und ich hatte auch ohnehin keine Lust länger bei ihm zu verweilen als notwendig ist. Aber zu meiner Freude hab ich ihn seither in meinem Kopf. Permanent, unbarmherzig wie in der Realität. Danke, Kaiba. Das hat mir zu meinem Glück gerade noch fehlt. Doch es gibt ja noch eine Sache, die mich beschäftigt. Na, könnt ihr´s euch denken? Sicher, oder? Atemu. Oder Atemu und Kaiba. Wieder Kaiba, der Penner. Aber lassen wir den Saftsack mal beiseite. Was mich interessiert ist, was der mit Atemu zu schaffen hat? Die Zwei sind sich doch nicht unbedingt grüne, zumindest dachte ich das immer und abgesehen von den Duellen hatte sie doch auch nie groß was am Hut miteinander. Im Gegensatz zu Yugi sieht der Pharao Kaiba ja auch keinesfalls als Freund an und naja, weder Tea noch Tristan wussten was von einem Duell. Also ergibt es keinen Sinn, dass die Beiden in der Limo verschwinden, oder? Ich hab schon mit dem Gedanken gespielt, Yugi zu fragen was da abgeht. Der muss es ja wissen. Ich könnte natürlich auch Atemu selbst fragen, aber naja, so wie der mit mir geredet hat... nicht, dass er wirklich noch dahinter kommt was zwischen Kaiba und mir läuft. Aber was zum Geier läuft zwischen den Beiden? Ja, auch darüber zerbreche ich mir meinen armen Kopf. Der Pharao ist ja wie gesagt ein Fall für sich und Kaiba auch nicht so unähnlich in bestimmten Punkten und manchmal hab ich so den Eindruck... also... das Gefühl, dass Atemu im Gegensatz zu Yugi kein solches Unschuldslamm ist. Wenn Tristan und Duke sich mal wieder über die Damenwelt unterhalten, macht er oftmals so komische Bemerkungen, die andeuten, dass er... sagen wir recht viel Erfahrung auf dem Gebiet hat. Ok, er ist ja auch schon ein gutes Stück älter und im alten Ägypten muss auch ziemlich die Post abgegangen sein. Er hatte ja auch scheinbar mehrere Frauen und Sklaven. Sklaven. Sklaven? Ähm, ja. Das waren aber bestimmt andere Sklaven als ich jetzt gerade denke, oder? Und dann war da ja auch noch dieser Seth. Sein Hohepriester. Atemu schätzte den Typen sehr, scheinbar war er auch so was wie sein bester Freund und nicht nur ich habe die Vermutung, dass da vielleicht sogar mehr war. Duke hat auch mal so was angedeutet. Atemu lächelt dann immer nur süffisant und weißt darauf hin, dass sie schöne Zeiten hatten, was auch immer das genau heißen mag. Eigentlich könnte mir das alles ja egal sein, aber laut Atemu ist Kaiba doch die Wiedergeburt dieses Hohepriesters und sieht auch fast genauso aus wie dieser Seth. Kann es sein, dass...? Also, es wäre doch schon möglich, dass Atemu und Seth mehr waren als Kumpels. So abwegig ist das ja nicht und da ich ja scheinbar auch eher nen Hang zu Männern habe, könnte ja auch der Pharao... Genau genommen hat er es ja auch einmal angedeutet. Frau, Mann... es käme auf die Gefühle an. Das hat er gemeint. Tea ist damals fast ohnmächtig geworden, Yugi auch und Tris und ich hielten es für so eine ägyptische Kultsache, aber mit meinem jetztigen Kenntnisstand sehen die Dinge plötzlich anders aus. Was also, wenn Seth und Atemu nicht nur Kumpels waren? Seth ist nicht mehr da, aber dafür Kaiba. Wäre es möglich, dass der Pharao Interesse an Kaiba hat? Rein sexuelles Interesse. Scheiße, jetzt kommen mir echt ganz verrückte Assoziationen in den Sinn. Ich bin echt neben der Spur. Die Beiden können sich doch nicht ausstehen, sie sind nicht nur Feinde, Atemu und Kaiba sind Rivalen, waren es immer und Kaiba wünscht sich nichts mehr als Atemu am Boden zu sehen... Oh oh. Hör auf darüber nachzudenken, Joey, sofort!!! Verflucht, jetzt ist es zu spät. Der Gedanke ist da und die dazugehörigen Bilder auch. Wenn ich ein heimliches Verhältnis mit Kaiba habe, dann könnten die Zwei doch auch... Möglich wäre es. Kaiba und ich hassen uns auch. Und der Eisklotz geht doch voll ab auf diese Nummer. Atemu müsste dann ja noch die Steigerung sein, oder? Wollte der Pharao mich am Ende warnen? Weiß er von meiner Affäre mit Kaiba und ist... eifersüchtig? Für Atemu dürfte es ja auch schwerer sein sich mit Kaiba zu treffen, immerhin teilt er sich den Körper mit Yugi. Oh Gott, Yugi. Der müsste das doch wissen! Verdammter Mist. Es hilft alles nichts, ich muss mit Yugi oder sogar mit Atemu reden, ja, ich muss rauskriegen was da läuft bevor ich noch vollkommen überschnappe. Jepp, das ist echt der einzige Weg. Ich werd sonst echt noch paranoid oder so. Allein der Gedanke, dass Atemu und Kaiba... das ist doch verrückt! Kompletter Irrsinn. Es wird ne logische Erklärung geben und ich muss einfach nur fragen. So einfach ist das! Gerade als ich durchatme und versuche mich wieder etwas zu entspannen, höre ich eine vertraute Stimme hinter mir und zucke zusammen. "Joey Wheeler, jetzt hab ich dich!" Scheiße, Tea! Ich schätze, in die Büsche springen hilft jetzt auch nicht mehr. Zähneknirschend wende ich mich um und winke ihr. Sie läuft bereits auf mich zu. So viel zum Thema entkommen. Scheint so als müsse ich mich jetzt erstmal mit der Sache auseinander setzen ehe ich mich mit Yugi bzw. Atemu beschäftige. Toll. Ganz toll. "Ähm, hallo Tea." "Hey! Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu treffen." "Ähm, ich bin unterwegs zu Yugi." "Oh, da war ich gerade. Sag mal, hast du Lust was mit mir zu trinken, ich lad dich ein? Yugi muss sowieso gerade noch seinem Großvater helfen." "Also... nun... klar." "Gut." Ehe ich was tun kann, hakt sie sich bei mir ein und zieht mich mit sich auf das nächstliegende Café zu. Nein, Entkommen kann ich diesemal nicht. Ich seufze resignierend und füge mich in meine Schicksal. Mann, Mann, zur Zeit hab ich es echt nicht leicht. Was hab ich nur verbrochen? "Ich wollt die ganze Zeit schon mit dir reden, Joey. Tristan macht sich nämlich ziemliche Sorgen um dich." "Ach?" Na, wenigstens kommt sie gleich zum Punkt. Typisch Tea. Die fackelt eben nicht lange. Ich frage mich nur, was Duke und Tristan ihr erzählt haben. Wieder sieht sie mich diesem mütterlichen Ausdruck an und mir wird echt seltsam zumute. Sie wird doch wohl nicht ernsthaft mit mir über... naja, mein Privatleben reden wollen, oder? Aber ihre nächsten Worte beantworten diese Frage umgehend. "Tristan vermutet, dass du in Schwierigkeiten steckst, aber Duke meinte, dass er denkt es steckt eher eine Frau hinter deinem Verhalten." "Welchem Verhalten? Ich hab doch gar nichts..." "Joey, Tris meinte, du hättest ihn Freitag sitzen lassen und wärst auf und davon wie von der Tarantel gestochen und sowohl Duke als auch er finden, dass du dich merkwürdig verhältst. Du bist ständig in Gedanken wo anders, das ist auch mir aufgefallen. Also, raus mit der Sprache? Wo drückt der Schuh? Bist du verliebt?" "WAS? Wie kommst du denn darauf?" "Naja, du bist abwesend, lässt deine Freunde hängen... sogar dein Duell mit Yugi hast du neulich platzen lassen. Meine weibliche Intuition sagt mir, das hat mit einem Mädchen zu tun." Klasse, das wird ja immer besser. Na, wenigstens denkt sie nicht, dass ich auf S/M-Spielchen stehe und Frauen schlage wie Duke. Oder, dass ich Schulden bei Kaiba hätte. Aber ihre Gedankengänge gefallen wir genauso wenig. "Ich weiß echt nicht warum ihr alle so nen Hype darum macht. Ich hab mich bei Tris und Duke entschuldigt. Ich hatte eben was wichtiges zu tun und ich muss auch nicht jedem alles auf die Nase binden..." "Tristan meinte, du wärst das ganze Wochenende verschwunden gewesen!" "Quatsch, ich war... beschäftigt!" "Und womit?" "Mensch, Tea. Mit mir ist alles in Ordnung, echt. Ich hatte was zu erledigen und ich sehe nicht ein, dass ich jedem alles erzählen muss. Erzählst du mir jede Kleinigkeit?" "Joey, beruhig dich. Wir meinen es doch nur gut! Tristan meinte, du wärst total durch den Wind gewesen und Duke..." "Ach, die spinnen doch. Es ist alle ok, bestens, erste Sahne. Mir gehts gut und keiner muss sich Sorgen machen." "Wenn du es sagst..." "Sag ich." "Aber du weißt hoffentlich, dass du mit mir über alles reden kannst. Ich meine, wenn es um ein Mädchen geht, dann kann ich dir sicher helfen, besser als Tristan und Duke, die Beiden denken zwar sie wären die Experten, aber..." "Tea! Es gibt kein Mädchen. Kein Einziges. Ich interessiere mich nicht einmal..." "Du interessierst dich nicht einmal... - für Mädchen?" "Das wollt ich nicht sagen." "Es klang aber so, Joey. Ist das... dein Problem?" Super Joey, ganz toll. Jetzt hab ich es echt geschafft. Aus der Nummer komm ich doch nie im Leben mehr raus. Und verdammt, muss Tea diesen mitfühlenden Mutterblick jetzt an mir üben? Sie blickt mich an als wäre ich ein verschrecktes, verstörtes Kind und im nächsten Moment greift sie auch noch nach meiner Hand. Ich kann nicht einmal zurück zucken. "Deshalb konntest du auch nicht mit Tristan reden, hab ich Recht? Joey, wenn du wirklich... ich meine... das ist doch nicht schlimm. Tristan und Duke haben sich schon sonst was ausgemalt!" Mein Leben ist endgültig im Arsch! Jetzt ist es wirklich offiziell. Kann mir jemand eine Kugel in den Kopf jagen? Kapitel 18: Dilemma ------------------- Wenn ich dachte, dass ich nach dem Gespräch mit Tea schon Probleme hatte, tja, dann habe ich mich wieder einmal gründlich geirrt! Wieder einmal. Nachdem ich Idiot mich erst einmal verplappert hatte oder besser gesagt, mehr gesagt hatte als ich eigentlich wollte, war es unmöglich Tea davon zu überzeugen, dass sie mit ihrer Schlussfolgerung falsch liegt. Ich hab es zwar versucht, aber nein. Keine Chance. Die gute Tea war gnadenlos. Jeder Protest meinerseits prallte an ihr ab wie Wattebällchen an einer Betonmauer. Und was noch absurder ist, sie schien ungemein glücklich zu sein. Ja, sie freute sich geradezu euphorisch für mich und machte auch keinerlei Hehl daraus. Unnötig zu sagen, dass sie natürlich Verständnis für mich hat. Und das ja so süß findet. Oder dass sie mir mehrmals erklärt hat, dass da überhaupt nichts dabei wäre. Die Gesellschaft wäre heutzutage ja aufgeschlossen. Haha. Tristan und Duke würden sicher erleichtert sein, dass nichts ernstes hinter meinem Verhalten steckt. Fuck off. Ich weiß, sie meint es gut, aber Mann, das war echt heftig. Ich habe einfach gar nichts mehr gesagt und dann in einem günstigen Moment die Flucht ergriffen, natürlich nicht ohne ihr das Versprechen abzunehmen, keinem etwas zu sagen. Wenigstens in dem Punkt ist auf sie Verlass. Sie wird nichts sagen, sie ist ja auch der Ansicht, dass ich mich selbst outen müsse. Aber sie ist natürlich für mich da. Ich muss wohl nicht betonen, dass totales Chaos in meinem Kopf herrschte als ich endlich aus dem Café raus war und unterwegs zu Yugi. Also echt, diese ganze Sache... das ist wirklich zu viel für mich. Ich dachte echt, Kaiba wäre mein größtes Problem, aber nein. Meine Freunde sind in der Hinsicht auch nicht ohne. Aber vermutlich bin ich selbst Schuld, oder? Warum hab ich mich auch auf die Sache mit Kaiba eingelassen? Ich muss echt so dumm sein, wie er es mir immer unterstellt. Ja, am Ende hat der Saftsack Recht. Er hat doch immer Recht, oder? Naja, fast. Ich kann nicht sagen wie sehr ich mich gefreut habe, Yugi zu sehen. Der Kleine war wenigstens wie immer. Die ganze Welt dreht am Rad, aber auf ihn ist Verlass. Er begrüßte mich genau wie immer, strahlte mich auf die ihm eigene Art an und in dem Moment konnte ich mich auch wieder etwas fassen. Also hab ich das erstmal ausgekostet und wir haben über DuelMonsters, seine neuen Karten und das bevorstehende Tunier geredet, aber dann kam mir natürlich wieder mein eigentliches Vorhaben in den Sinn. Und naja, deshalb war ich doch bei ihm. "Sag mal, Yugi, warum hast du neulich mit Atemu geswitcht als wir in der Schule waren? Das machst du doch sonst nicht?" "Der Pharao hat mich darum gebeten, Joey. Er meinte, er müsse dringend mit Kaiba reden und naja, ich wollte ihm die Bitte nicht abschlagen. Er sagte auch, dass es wichtig wäre." "Mit Kaiba? Was wollte er denn von dem Großkotz?" Yugi sieht mich mit seinen unschuldigen Kulleraugen an und zuckt mit den Schultern und ich, ich komme mir so schäbig vor. Zum einen, weil ich hier meinen besten Kumpel aushorche, naja, es versuche, und zum andern weil ich auch noch so tue als wisse ich von nichts, also von dem Gespräch mit Kaiba. "Er hat es dir nicht gesagt? Ist das nicht komisch?" "Ich hab ihn auch nicht näher gefragt, wenn ich ehrlich bin. Wenn Atemu seine Gründe hat, nun, ich vertraue ihm." "Aber... naja, du warst doch dabei, oder? Bei dem Gespräch?" Yugi schüttelt den Kopf und verlegene Röte huscht über seine Wangen. Ich sehe ihn erstaunt an. Ich dachte bislang immer, dass er im Geiste eben dabei wäre... so wie der Pharao es bei ihm ist. "Atemu wollte unter vier Augen mit Kaiba reden und deshalb habe ich mich zurück gezogen." Der Kleine zuckt mit den Schultern und für ihn scheint das Ganze gar nicht so ungewöhnlich zu sein. Ich finde das allerdings höchst verdächtig und bei mir wären an seiner Stelle alle Alarmglocken losgegangen, aber Yugi ist eine Seele von einem Menschen, der Kleine ist nicht einmal neugierig. Ich runzele die Stirn und die nächsten Worte platzen aus mir heraus. "Aber das ist doch komisch. Ich meine, was sollten die Beiden unter vier Augen zu besprechen haben? Ausgerechnet Kaiba und er? Machen die das öfter?" Kaum habe ich die letzten Worte ausgesprochen, werde ich auch schon rot. Verdammt. Wie albern ist das denn? Ich hab doch gar keinen Grund rot zu werden! Es ist eine durchaus berechtigte und logische Frage! Zum Glück scheint Yugi nichts zu bemerken. Erneut zuckt er mit den Schultern. "Eigentlich nicht. Gut, ein, zwei Mal vielleicht, aber das ist schon eine Weile her und tut mir leid, Joey, aber ich kann dir nicht sagen, was die Beiden zu besprechen hatten. Atemu bat mich darum und ich sagte ja. Er muss mir keine Gründe nennen und ich respektiere seine Privatsphäre wie er auch meine." "Hm..." Ok, der Kleine ist demnach keine Hilfe, hätte ich mir eigentlich denken können. Was nun? Soll ich mit dem Pharao reden? Was soll ich ihm sagen? Ich weiß ja selbst nicht einmal, warum ich mir so nen Kopf wegen der Sache mache. Gut möglich, dass es überhaupt nichts mit mir zutun hat, aber was hat dann Atemu dann damit gemeint als er mir sagte, ich solle aufpassen, wenn ich mit dem Feuer spiele? Er kann doch nur Kaiba gemeint haben, oder? Obwohl nichts ferner liegt als eine Assoziation zwischen Kaiba und Feuer. Noch während ich über meine nächsten Schritte nachdenke, macht Yugi indirekt den nächsten Zug für mich. "Wenn dich die Sache so brennend interessiert, Joey, nun, dann solltest du mit Atemu reden." "Also... brennend...nein, es ist nur... Also, Atemu hat an dem Tag was zu mir gesagt und das beschäftigt mich. Vielleicht hast du Recht, Kumpel. Meinst du, ich kann mit dem Pharao reden. Unter vier Augen?" Verlegen und auch beschämt sehe ich meinen Freund an. Yugi nickt und scheint auch gar keine Bedenken zu haben. Ja, es scheint ihn nicht einmal zu interessieren, warum ich unter vier Augen mit Atemu reden möchte. Er hält sein Puzzel schon in der Hand und ohne noch etwas zu sagen tauscht er mit dem Pharao und ich sitze im nächsten Augenblick Atemu gegenüber. Unwillkürlich muss ich schlucken. Seine violetten Augen blicken direkt in meine und schlagartig bekomme ich so ein mulmiges Gefühl. Verdammt, das Ganze war vielleicht doch keine so gute Idee. "Joey." Er klingt nicht einmal überrascht. Aber wahrscheinlich hat er den Anfang des Gespräches auch schon mitgehört. Mist. Schon wieder brennen meine Wangen. Wie fange ich das jetzt am Besten an? "Ähm... was du neulich zu mir gesagt hast... also... was hast du damit gemeint?" Er lächelt. Es ist eines dieser wissenden, abgeklärten Lächeln, mit denen er auch Kaiba während eines Duells immer bedenkt. Kaiba. Wieder muss ich schlucken. "Damit habe ich dich wohl überrascht." "Ähm. Ja." "Tut mir leid, ich wollte dich nicht durcheinander bringen, Joey." "Ähm. Schon ok. Aber was hast du gemeint?" Seine Augen leuchten auf ein mir bislang unbekannte Art und Weise und mein Unbehagen nimmt zu. Irgendwie ist das gerade ziemlich strange. Ich meine, ich kenne Atemu nun schon eine Weile, aber die Situation gerade ist echt merkwürdig und ich weiß nicht was ich davon halten soll. Er lächelt mich weiter hin an und ich schlucke nervös. "Ich weiß von der Sache zwischen Kaiba und dir." Verflucht. Verdammter Mist. Hab ich´s doch geahnt. Was mach ich jetzt? Wie kann das sein? Oh Gott, das darf doch echt nicht wahr sein. Erst die Sache mit Tea und dann... Ich senke unwillkürlich den Blick und würde am liebsten im Erdboden versinken. Was ich sagen soll, weiß ich auch nicht. Naja, es gibt auch nichts zu sagen. Erklären kann ich ihm das Ganze ohnehin nicht und... "Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du..." "Also, ich weiß auch nicht... es ist einfach... und keine Ahnung..." "Joey." Er klingt vollkommen ruhig und ich halte schlagartig inne. Lasse sogar meine Arme sinken und sehe ihn einfach nur an. Sein Blick ist sanft und ich sehe auch keine Abscheu darin, keinen Ekel. Scheiße, mein Herz schlägt mir schon wieder bis zum Hals. Wenn das so weiter geht, dann bekomm ich irgendwann noch einen Herzinfarkt. Ich brauch einen Defibrillator. "Hast du darüber mit Kaiba geredet?" So, jetzt ist es raus. Aber ich wollte es ja auch schließlich wissen. Als er langsam nickt, habe ich das Gefühl, dass man mir langsam die Kehle zuschnürt. Ich gebe einen ächzenden Laut von mir, sehe ihn aber weiterhin an. Ich wage nicht die nächste Frage zu stellen. Gott, das darf alles nicht wahr sein! Kann ich bitte aufwachen? "Ja, darüber habe ich mit Kaiba geredet. Ich mache mir nämlich Sorgen um dich, Joey." Ich schnappe nach Luft und starre ihn an. Habe ich richtig gehört? Er macht sich Sorgen um mich? Was bin ich nur für ein Trottel! Klar, das ist doch logisch. Immerhin reden wir von Kaiba, meinem Erzfeind. Das er sich Sorgen macht, ist verständlich. Oh Mann, und ich Idiot dachte schon... Mir fällt gerade ein Stein vom Herzen. Nein, ein ganzer Fels. Ich lache kurz auf und mein ungutes Gefühl verschwindet mit einem Mal. Mann, Mann... ich bin echt paranoid. Da hätte ich dem Pharao doch glatt eine Affäre mit Kaiba unterstellt. Wie dämlich kann man sein! Oh Mann, Joey, jetzt hast du´s echt gepackt. "Ach so ist das. Naja, ok. Verstehe ich. Aber echt... du musst dir keine Sorgen machen. Ich weiß, es ist verrückt, krank... was auch immer, aber es ist nicht so, dass Kaiba mich zu was zwingt. Also nicht wirklich. Nein, gar nicht. Ach, ich kann´s nicht erklären, aber echt - kein Grund zur Sorge." Ich lächele ihn verlegen an. Er rührt sich nicht. "Woher weißt du es überhaupt?" Komisch, eigentlich müsste ich verlegen sein, ja, mich in Grund und Boden schämen, aber Atemu gegenüber ist es irgendwie anders als bei Tea oder Tristan. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass er sogar... Verständnis ist das falsche Wort... Ich weiß auch nicht, dass er es nachvollziehen kann. Verstehen kann ich es schließlich selbst nicht. Er seufzt erneut und schließt für einen Moment die Augen. Dann funkeln mich die Amethyste wieder an. "Joey, mir liegt sehr viel an dir." "Weiß ich doch." "Und diese Sache mit Kaiba..." "Ja, ich weiß wie abartig das ist, aber... ich weiß auch nicht. Es ist..." "Joey, ich will nicht, dass du dich weiterhin mit ihm triffst." Ich halte schlagartig inne und starre ihn irritiert an. So energisch habe ich ihn schon ewig nicht mehr reden hören. Das letzte Mal, dass er solch einen Ton drauf hatte, war als er mit Marik sprach. Ich schlucke erneut und bin nicht sicher was ich davon halten soll. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, mehr noch. Er sieht entschlossen aus. Macht er sich solche Sorgen um mich? Gut, er kennt Kaiba und wir beide wissen zu was dieser Geldsack fähig ist, aber er klingt ja fast so als würde ich in großer Gefahr schweben und das ist dann doch übertrieben. Kaiba hin oder her. Der Arsch mag zwar ein kalter Mistkerl sein, aber ich weiß, dass er mir nie ernsthaft etwas tun würde. Das hat er noch nie und er wird jetzt auch nicht damit anfangen. Ich weiß auch, dass er Kaiba nicht mag, aber dass er so heftig reagiert, ist mir ein Rätsel. "Ich... also..." "Das ist mein Ernst, Joey." "Klar, aber..." "Versprich es mir." "Ähm... Nein. Also, ich kann nicht. Hör mal, ich versteh, dass du dir Sorgen machst, alle machen sich Sorgen, aber wisst ihr was? Das ist unnötig. Echt. Es ist alles ok, glaub mir. Kaiba zwingt mich zu nichts und ich erwarte auch nichts von ihm. Wir führen keine Beziehung oder so. Wir mögen uns nicht einmal. Wir haben nur... Egal. Sorry, aber das geht dich genauso wenig an wie Tea oder Tristan. Es ist meine Sache. Dass du dir Sorgen machst, verstehe ich echt, aber..." "Nein, Joey, du verstehst nichts befürchte ich." Vielleicht hat er Recht. Aber hey, das ist doch meine Sache, oder? Es geht hier um mich, gut auch um Kaiba, aber es ist doch allein meine Entscheidung mit wem ich was tue. Schön, ich habe es mir nicht unbedingt ausgesucht, aber so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht. Kaiba ist ein gutaussehender Kerl und wir haben Spaß, also why not? Mann, ich drehe echt noch durch, wenn das alles so weiter geht. Atemu seufzt und schenkt mir im nächsten Moment ein nachsichtiges Lächeln. "Kaiba hat dich nicht verdient, Joey." Ich blinzele den Pharao an. Hä? Was heißt denn das jetzt? Ich verstehe nur noch Bahnhof. Hallo, hab ich ihm nicht gerade erklärt, dass ich keine Beziehung mit Kaiba habe? Es ist ja nicht so, dass ich den Penner heiraten will oder so. "Atemu, diese Affäre ist kein Bund für´s Leben." Ich versuche zu lächeln, denn das Ganze ist gerade irgendwie vollkommen merkwürdig und läuft mir auch irgendwie aus dem Ruder, aber er bleibt hart. Sein Blick ist nach wie vor entschlossen. Scheiße, ist das irritierend. Ich glaube, er könnte nicht weniger entschlossen sein, wenn er Gefahr laufen würde, Kaiba an mich zu verlieren. "Manchmal bist du noch naiver als Yugi." "..." "Ich ertrage den Gedanken nicht, dass Kaiba und du - " Er beendet den Satz nicht, aber ich habe das Gefühl, dass ich genau weiß wie er enden würde. Ja, mir geht gerade ein Licht auf. Oh Mann, das kann doch nicht sein. Kann mich mal jemand kneifen? Ich bin ein Trottel, nein, der Obertrottel. Er ist nicht eifersüchtig wegen Kaiba - er ist eifersüchtig wegen - mir! Atemu ist eifersüchtig. Ja, bei mir fällt gerade der Groschen und auch wenn es sich unglaublich anhört, es ergibt Sinn. Aber kann das sein? Das kann nicht sein. Das ist... Ich bin im falschen Film. "Hast du es nun begriffen, Joey?" Ich nicke und in seinen Augen blitzt für einen Moment etwas auf. "Wenn du schon einen Herrn suchst, mein süßer Joey, dann solltest du einen wählen, dem wirklich etwas an dir liegt." Kapitel 19: Verwirrung ---------------------- Oh Mann. Ich meine, oh Gott. Ich hab ja mit allem gerechnet, aber doch nicht damit. Hab ich ihn richtig verstanden? Hat er mir gerade gesagt... naja, dass er... also... Ich schlucke und sehe ihn ungläubig an. Ich hab keine Ahnung was ich dazu sagen soll. Ich bin ja nicht einmal sicher ob ich seine Worte richtig verstanden habe. Aber so wie er mich gerade ansieht, war das kein Traum. Ich hab mir das nicht eingebildet. Atemu hat kein Interesse an Kaiba. Er hat Interesse an mir! Wieso? Echt jetzt. Das kann doch nicht sein, oder? Die Welt ist aus den Fugen, ja, vollkommen. Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her und überlege fieberhaft was ich sagen soll. Das hier übertrifft alles. Sogar meine Sache mit Kaiba. Der Pharao steht auf mich? "Ähm... Atemu... ich... also, verstehe ich dich richtig? Du willst... also... du... Wieso?" Er lacht kurz auf und seine Augen funkeln amüsierst. Ich wünschte, ich würde mich in Luft auflösen. Das hier ist echt zu viel für mich. Was ist nur aus meinem Leben geworden? Bis vor ein paar Tagen verlief noch alles in normalen Bahnen und jetzt? "Deinem Gesichtsausdruck nach hast du mich richtig verstanden und ja, es ist mein Ernst. Und was das Wieso anbelangt... Ich kann dir keinen Grund nennen. Ich habe Gefühle für dich und das nicht erst seit heute. Doch bislang dachte ich, dass du..." Ich versuche meine Gedanken auf seine Stimme zu konzentrieren, aber es gelingt mir nur mäßig. Noch immer sehe ich ihn ungläubig an. Aber nein, er macht keinen Witz und es ist ihm anzusehen, dass er seine Worte ernst meint. Warum sollte er mich auch anlügen? "... dass ich auf Frauen stehe?" Er nickt. Ich ebenfalls. "Doch nachdem ich das mit Kaiba herausgefunden habe, nun... Joey, meine Gefühle für dich sind eindeutig, daran besteht kein Zweifel und der Gedanke, dass du dich an jemanden wie Kaiba verschenkst... Ich versteh es nicht und ich glaube, ich ertrage es auch nicht." Ich schlucke wieder und öffne den Mund, um etwas zu erwidern, aber ich eigentlich weiß ich nicht was ich sagen soll. Der Pharao hat mir gerade seine Gefühle gestanden und ich hab keinen Schimmer wie ich damit umgehen soll. Ich meine, ich bin doch mit der Gesamtsituation schon überfordert. Und jetzt das! "Atemu, ich..." Verdammt, was soll ich denn sagen? Was kann ich sagen? Ich bin gerade vollkommen durch den Wind. Das ist echt mal heftig, um nicht zu sagen krass. Gott, das auch mir so was passieren muss. Komischerweise frage ich mich unwillkürlich ob Yugi davon weiß. Müsste er doch eigentlich, oder? Ach, was weiß ich. Atemu lächelt mich noch immer an und ich bin unfähig seinem Blick stand zu halten. "Ich erwarte jetzt keineswegs irgendeine Antwort von dir. Eigentlich wollte ich es dir auch nicht auf diesem Wege sagen, aber nun, du hast gefragt. Ich weiß, dass das gerade ziemlich überraschend für dich kommt und du Zeit brauchst, dich zu sammeln, Joey." "Was hast du Kaiba gesagt?" Ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet das frage. Es spuken mir eine Menge Fragen durch den Kopf, aber diese spreche ich aus. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkt er überrascht und senkt kurz die Lider, dann sieht er mich wieder ernst an. "Ich habe ihm gesagt, dass mir viel an dir liegt und auch, dass ich nicht zulassen werde, dass er mit dir spielt." Wieder starre ich ihn an und weiß nicht was ich von seiner Antwort halten soll. Er hat Kaiba gegenüber eingeräumt, dass er Gefühle für mich hat. Das ist schon heftig, aber scheinbar hat er dem Eisklotz auch gedroht. Klingt zumindest so für mich und sein Blick gerade passt zu dieser Vermutung. Oh Mann. Plötzlich muss ich wieder an Kaibas seltsames Verhalten denken, an diese merkwürdige Frage. Ist das der Grund dafür? Haben Atemus Worte ihn veranlasst, mich das zu fragen? Scheinbar. Wäre zumindest die logische Schlussfolgerung, oder? Nur, dass das auch nicht unbedingt mehr Sinn ergibt. Ok, vielleicht hat der Saftsack Angst, dass ich mich Atemu zuwende und er nicht länger mehr seinen Spaß mit mir haben kann. Angst? Kaiba und Angst? Hallo? Wie absurd ist das denn? Fast muss ich laut auflachen bei dem Gedanken, dass Kaiba tatsächlich Angst haben könnte, mich an Atemu zu verlieren. Das ist einfach zu absurd. Er kann sich ja jederzeit ein anderes Spielzeug suchen und außerdem liegt ihm auch nichts an mir. Echt, meine Gedanken in der letzten Zeit übertreffen echt alles. Erst denk ich er hat was mit dem Pharao und dann... Nun, aber vielleicht ist doch was dran. Atemu ist schließlich sein Rivale bei DuelMonsters. Vielleicht gefällt ihm der Gedanke nicht, dass er auch noch sein Konkurrent in seinem Privatleben wird. Das zumindest würde zu Kaiba passen. Dann hätte ihn Atemu sozusagen auf zwei Gebieten besiegt, was dem Penner sicherlich alles andere als schmecken würde. Selbst wenn es um mich geht. "Was hat er gesagt?" "Ist das wichtig?" "Naja... keine Ahnung." "Joey, Kaiba betrachtet dich als seinen Besitz und er ist nicht bereit, darauf zu verzichten. Aber das weißt du vermutlich, du kennst ihn schließlich genauso gut wie ich." Ich nicke. Klar kenn ich den Arsch und dass er in diesen Dimensionen denkt, leuchtet auch ein. Kaiba hat schließlich überall Exklusivrechte. Und er hat sich ja auch schon über mein Date geärgert, naja, ich hatte den Eindruck, dass es ihn geärgert hat. Bewiesen ist da nichts. Aber dass das Gespräch mit Atemu ihn nicht kalt gelassen hat, hab ich gestern zu spüren bekommen. Aber was heißt das jetzt eigentlich? Und was verdammt soll ich tun? "Darf ich dich was fragen, Joey?" "Ähm... klar." "Wie ist das mit Kaiba und dir passiert?" Ich zucke mit den Schultern. Hey, ich weiß es schließlich nicht. Ist ja nicht so, dass ich morgens wach geworden wäre und beschlossen hätte, ne Fickgeschichte mit meinem Erzfeind zu beginnen. Ich bin zwar chaotisch und sicher auch leicht Banane, aber so bekloppt ist doch kein Mensch. Atemu scheint allerdings eine Antwort zu erwarten und keine Ahnung warum, aber ich erzähl es ihm. Von Anfang an. Dem Abend bei Duke, dem Film... dem ganzen Rest. Er hört mir aufmerksam zu, nickt ab und an und irgendwie tut es gut, mir das von der Seele zu reden. "Also hast du keinerlei Gefühle für ihn?" "NEIN! Was denkst du denn? Um Gottes Willen. Ich kann den Saftsack genauso wenig ab wie eh und je. Ich hasse diesen arroganten, eiskalten Arsch! Aber naja, in diesen Momenten... Ich weiß auch nicht." "Nun, scheinbar stehst du auf dominante Männer, mein lieber Joey." Er lächelt und ich glotze ihn an. Ok, das ist jetzt keine so neue Erkenntnis, aber die Art wie er das sagt... Er spricht es einfach so aus, als wäre es die natürlichste Sache auf der Welt. "Mach kein so verschrecktes Gesicht. Das ist doch nichts schlimmes." "Naja..." "Es ist nichts schlimmes. Zumindest nicht, wenn du dich in die richtigen Hände begibst." "Womit du keineswegs Kaiba meinst." "Eigentlich meine ich damit meine." Ähm, ja. Das ist eindeutig. Ich glaube, ich werde schon wieder rot. Mist. Sein Blick mustert mich amüsiert und einen Moment später streckt er die Hand aus und ehe ich weiß was Sache ist, streifen seine Finger durch mein Haar. Ich schlucke unwillkürlich und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Es ist mir nicht direkt unangenehm, aber naja... ich weiß auch nicht. Und überhaupt! Was erwartet er denn jetzt von mir? Dass ich Kaiba sage, dass ich einen neuen Herrn habe und künftig mit ihm... Aber nein, er hat ja gesagt, dass er nichts erwartet. "Atemu, ich weiß wirklich nicht..." "Joey, ich will jetzt keine Antwort. Denk einfach darüber nach. Kaiba ist nicht der Einzige, der dich auf dem Gebiet befriedigen kann." Unwillkürlich muss ich husten als hätte ich mich gerade verschluckt. Seine Worte... also... Ich glaube sie ihm direkt. Ich bin sogar sicher, dass er diese Spielchen genauso gut beherrscht wie der Geldsack, hey, immerhin war ja auch mal der Herrscher von ganz Ägyten, ich meine, da muss er sich doch damit auskennen, oder? Aber was denke ich da denn schon wieder? "Das ist gerade alles... Mann, das ist strange." "Ja, so könnte man es wohl ausdrücken. Und wie gesagt, hätte ich nicht erfahren, dass du dem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt bist, ich hätte es dir vermutlich nie gesagt." "Ähm. Und du? Also... wie ist das bei dir? Du bist..." "Ich bin vieles. Das Geschlecht spielt für mich keine Rolle. Und nachdem wir beide so viel Zeit mit einander verbracht haben, nun... es ist einfach passiert. Irgendwann waren meine Gefühle da. Ich dachte, erst es wäre mehr eine Art Begehren... Verlangen. Ähnlich wie du es vorhin beschrieben hast, aber als ich mir Kaiba und dich vorstellte... da wusste ich, dass es mehr als das ist und deshalb habe ich auch mit ihm gesprochen." "Du meinst, du willst nicht nur... Du bist..." Ich wage es nicht das Wort auszusprechen. Es erscheint mir so absurd. Noch immer bin ich nicht 100%ig sicher ob das hier wirklich passiert. "Ja, bin ich." Er sagt auch das als wäre es eine völlig normale Sache. Gut, er klingt dabei sanfter und auch ein wenig wehmütig vielleicht, aber er sieht mir fest in die Augen und an seinen Worten besteht nicht der geringste Zweifel. Gott, wenn Tea das wüsste! Wieder bin ich versucht zu lachen. Ist diese ganze Angelegenheit nicht total irre? Ihr lacht euch wahrscheinlich schlapp. Würde ich auch, wenn es um Tristan gehen würde oder Duke. Aber hey, es geht hier um mich und ich weiß langsam nicht mehr was ich denken geschweige denn tun soll. Ne Sexkiste mit Kaiba ist eine Sache, dass mein bester Freund, naja, eigentlich ist Yugi ja mein bester Freund, egal, in mich verliebt ist, das ist schon ne Ansage! Zumal er sich ja scheinbar Hoffnungen macht, dass wir... ein Paar werden?? Wow. Stopp! Das hat er nicht gesagt. Doch wahrscheinlich trifft es dennoch zu. Ist ja auch irgendwie normal, oder? Also, dass man mit demjenigen zusammen kommen will, den mal liebt. Stellt sich wohl jetzt die Frage, wie es mit meinen Gefühlen aussieht. Augenblicklich bin ich allerdings kaum in der Lage denen auf den Grund zu gehen. Ich mag Atemu, sehr sogar. Er ist mir verdammt wichtig und so objektiv betrachtet, er ist mehr als ansehnlich. Genau wie Kaiba hat er schon so das gewisse Etwas. Aber ob er mein Typ ist... Hab ich denn einen Typ? "Joey, du siehst aus als würdest du jeden Moment umfallen." "Ähm... keine Sorge. Ich weiß nur nicht... Das ist gerade echt heftig und keine Ahnung was ich machen soll." "Ich habe dir doch gesagt, ich erwarte nichts von dir. Außer vielleicht, dass du dich nicht mehr mit Kaiba triffst, aber das kann ich dir natürlich nicht befehlen." Hm. Was soll ich dazu sagen? Klar, er kann mir nicht vorschreiben mit wem ich mich treffe, aber naja... jetzt ist irgendwie alles anders und ich habe keine Ahnung wie ich damit umgehen soll. Kapitel 20: Überlegungen ------------------------ Ein Kuss. Darum hat mich der Pharao gebeten. Er meinte, wenn ich ihm schon nicht versprechen könne, dass ich mich nicht mehr mit Kaiba treffe, dann bitte er mich um einen Kuss. Ich muss wohl nicht sagen, wie mir da zumute war, oder? Ich war echt hin und her gerissen und wusste nicht was ich antworten sollte. Ich wollte Atemu nicht vor den Kopf stossen, in dem ich ablehne. Irgendwie erschien mir das auch falsch... und die Art wie er mich ansah. Das hat mich jetzt auch nicht kalt gelassen. Ich mag ihn ja, sehr sogar. Fuck, es wäre echt leichter, wenn dem nicht so wäre. Dann hätte ich diese Bitte einfach beiseite schieben können, aber so ging das einfach nicht. Aber ich wusste auch nicht ob ich das will. Ihn küssen. Doch genauso wenig wusste ich ob ich es nicht will. Versteht ihr was ich meine? Nein? Macht nichts, ich versteh es auch nicht. Gott, in dem Moment gingen mir vielleicht Dinge durch den Kopf. Unfassbar! Man hätte meinen können, dass meine arme Rübe gleich anfängt zu rauchen. Ich musste an Tea denken und was sie wohl dazu sagen würde, wenn sie das wüsste. Gut, mit meinem unfreiwilligen Outing ist die Gute ja recht locker umgegangen. Bei Tristan hätte sie wohl ähnlich reagiert, aber bei Atemu? Naja, er meinte für ihn wären Geschlechter egal, aber augenblicklich steht er auf mich und wenn Tea das wüsste... Daran darf ich gar nicht denken. Das würde sogar ihren Optimismus erschüttern. Aber so was von. Dann dachte ich an Kaiba. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil er der einzige Kerl ist den ich bislang geküsst habe. Klar heißt das nicht, dass ich keine anderen küssen darf, aber naja... Ob er davon so begeistert wäre? Nein, auf keinen Fall. Mann, ich konnte mir in dem Moment sehr, sehr gut vorstellen wie der Eisklotz reagieren würde. Der teilt doch nicht. Schon gar nicht mit Atemu. Aber hey, seine Anwandlungen können mir ja egal sein. Wir sind schließlich nicht zusammen oder so. Er hat also keine Ansprüche, oder? Wie auch immer... Ich hab´s gemacht. Genau genommen hab ich nur genickt und er hat´s getan. Mich geküsst. Er beugte sich vor, nahm mein Gesicht in beide Hände und fuck, das war schon irgendwie seltsam... Im ersten Moment sah ich Yugi vor mir, aber dann hab ich die Augen geschlossen und seine Berührung war unglaublich sanft und zart und ehe ich überhaupt noch was tun oder nur denken konnte, fühlte ich seine Lippen auf meinen. Was soll ich sagen? Es fühlte sich keineswegs schlecht an. Wirklich nicht. Gut, ungewohnt, aber nachdem ich den Gedanken, wen ich da küsse erst einmal zur Seite geschoben hatte, nun ja, da war es echt gut. Und man merkt, dass er Erfahrung hat. Wahrscheinlich habe ich auch deshalb nicht protestiert als seine Zunge zum Einsatz kam. Ich war naiverweise eigentlich von einem normalen Kuss ausgegangen. Ohne Zunge, meine ich. Aber dann wurde ich überrumpelt und keine Ahnung, ich ließ es geschehen. Er küsst anders als Kaiba, aber nicht weniger leidenschaftlich. Im Gegenteil. Seine Leidenschaft und auch sein Verlangen konnte ich deutlich spüren. Der Kuss wurde fordernder und ich musste keuchen. Seine Lippen sind unglaublich weich. Und warm. Kaibas sind kühl. Ich hab echt keine Ahnung wie lange dieser Kuss gedauert hat. Als er sich langsam von mir löste, hämmerte mein Herz so hart gegen meinen Brustkorb, dass es in dem Moment nur dieses Pochen gab. Atemu lächelte mich an und ich schluckte schwer. Er meinte, das wäre ein kleiner Vorgeschmack und wenn ich mehr wollen würde... Er beendet den Satz nicht, sondern zwinkerte mir lediglich zu. Das sagte allerdings auch genug. Naja, dann bin ich gegangen. Und seither irre ich durch die Straßen und versuche einen klaren Kopf zu bekommen. Fuck, wenn ich nur mit jemandem reden könnte! Aber das ist mir ja nicht vergönnt. Wäre ja auch ein Witz mit diesem Problem zu Tea zu gehen. Gott, an sie darf ich jetzt gar nicht denken. Sie steht auf den Pharao. Und ich habe ihn eben geküsst, naja, er mich. Und ich hab es genossen. Denke ich. Ja, hab ich. Der Kuss war gut. Sehr gut sogar. Daran lässt sich nicht rütteln, trotzdem ist mir seltsam zumute. Warum gerate auch ausgerechnet ich in so nen Schlamassel? Tja, Kaiba hat echt Recht. Ich hab wirklich ein Händchen dafür mich in Schwierigkeiten zu bringen. Kaiba. Verflixt. An den will ich jetzt nicht denken! Warum hat er mir eigentlich nichts von seinem Gespräch mit Atemu gesagt? Genau in dem Moment geht mein Handy. Unwillkürlich stöhne ich auf. Ich hab so eine Ahnung von wem die Sms sein könnte und meine Befürchtung bestätigt sich als ich auf das Display schaue. Schlagartig ist mir wieder mulmig zumute und ich fühle mich irgendwie... ertrappt. "Ich will dich sehen. Bin in einer Stunde bei dir." Ich beiße mir fest auf die Unterlippe. Super timing, du Arsch. Dich kann ich jetzt echt nicht gebrauchen. Einen Moment stehe ich unschlüssig da und weiß nicht was ich machen soll. Dann tippe ich eine Antwort ein, sende sie jedoch nicht ab. Meine Gedanken wandern zu Atemu. Verdammte Scheiße. Ich kann mich doch jetzt nicht mit Kaiba treffen. Nicht nachdem was gerade geschehen ist. Atemu hat mir schließlich gesagt, dass er den Gedanken nicht erträgt... Doch er hat auch gesagt, dass er mir nichts vorschreiben kann. Geschlagene fünf Minuten vergehen und ich stehe einfach nur da mit dem Handy in der Hand. Dann beschließe ich nach Hause zu gehen. Da muss ich wollte ich ohnehin hin. Also... Vielleicht sollte ich mit Kaiba über sein Gespräch mit Atemu reden? Seine Sicht hören. Obwohl ich mir denken kann, was seine Sicht der Dinge ist. Joey, du brauchst einen Plan. Irgendeine Strategie. Naja, eigentlich eine Lösung für dieses Dilemma. Fassen wir mal zusammen. Da ist auf der einen Seite mein Erzfeind, mit dem ich bislang wahnsinnig heißen, wenn auch verrückten, Sex hatte und auf der anderen Seite ist da Atemu, der Gefühle für mich hat und scheinbar nicht nur scharf auf mich ist, sondern mehr will... Und Duke und Tristan haben sich ernsthaft Sorgen gemacht, dass ich auf der Strecke bleiben würde. Haha. Joey Wheeler kann sich vor Angeboten scheinbar nicht retten. Vielleicht hätte ich früher erkennen sollen, dass ich schwul bin. Herrje, was denk ich mir da eigentlich? Rekapitulieren wir nochmal: Sex mit Kaiba ist geil. Da kann man nicht dran rütteln. Aber Gefühle sind da nicht im Spiel. Es ist einfach nur ein Fickding. Atemu dagegen will ne Beziehung mit mir. Denke ich mal. Und die Quizfrage lautet: Was will Joey Wheeler? Tja, wenn ich das nur wüsste. Über Sachen wie Beziehungen habe ich mir bislang nie Gedanken gemacht. Wozu auch? Ich weiß ja nicht mal wie es gefühlstechnisch bei mir aussieht. Sex ist Sex, aber Atemus Kuss war schon irgendwie heiß. Und heiß sind beide. Ist ja nicht so, dass ich auf Kaiba festgelegt wäre, oder? Noch immer habe ich das Handy in der Hand und noch immer habe ich ihm nicht geantwortet. Dafür bin ich gleich zuhause. Ich zucke zusammen als eine weitere Sms kommt. Wahrscheinlich ist der Saftsack stinkig, weil ich noch nicht bestätigt habe. Seufzend wandert mein Blick wieder zum Display. "Ich will dich." Ich schlucke und spüre wie mir heiß wird. Das ist doch verrückt! Drei Worte von dem Penner und ich mutiere zur läufigen Hündin. Aber es lässt sich nicht leugnen, meine Körpermitte reagiert eindeutig. Der kleine Wheeler scheint seine Entscheidung längst getroffen zu haben. Ohne nachzudenken tippe ich meine Antwort ein und mir wird noch heißer. Naja... solange ich nicht weiß was ich will, kann ich ja versuchen es herauszufinden. Es ist ja nicht so, dass ich Atemu jetzt verpflichtet wäre und er muss es ja auch nicht erfahren und vielleicht finde ich so tatsächlich raus, was ich will oder sollte ich sagen wen ich will? Kapitel 21: Glasklar -------------------- Wortlos öffne ich ihm die Tür und schweigend tritt er ein. Wieder einmal kommt er direkt aus der Firma, kein Wunder eigentlich. Dort hängt er schließlich die meiste Zeit rum. Ich sehe ihm zu wie er seinen Mantel ablegt und akurat über einen der Stühle hängt. Es ist echt erstaunlich, wie intensiv mein Körper auf ihn reagiert. Er tut was vollkommen normales und mein Blut schießt schlagartig in die untere Region. Einen Moment stehe ich unschlüssig da und sehe ihn einfach nur an. Dann macht er einen Schritt auf mich zu und ich kann es nicht verhindern, dass ich scharf die Luft einziehe. Mein Herzschlag beschleunigt sich augenblicklich und mein Blick hängt an seinen Augen. Naja, eigentlich eher an seinem Mund. Er mustert mich kurz, dann werde ich auch schon gepackt. Er verliert kein Wort, keine Begrüßung, nichts. Küsst mich einfach. Hart und fordernd und ich schließe die Augen. Eine starke Hand hält meinen Nacken fest und wie immer bekomme ich auch jetzt schlagartig weiche Knie. Seine Zunge bahnt sich ihren Weg in meinen Mund und ich spüre seine Erregung. Die Art wie er mich küsst, ist eindeutig. Begierig, wie jemand der kurz vorm Verhungern steht. Unmöglich sich so einem Kuss zu entziehen. Unmöglich sich ihm zu entziehen. Ich keuche auf und er löst seine Lippen von meinen. Die Hand umklammert noch immer meinen Nacken. Seine Augen haben sich verdunkelt und dieser Blick... er geht eindeutig unter die Haut. "Warst du artig, Köter?" Ich schlucke unwillkürlich und kann es nicht verhindern, dass ich den Blick senke. Danke, Kaiba. Genau die richtige Frage! Du bist echt ein Arsch. Unwillkürlich muss ich an Atemu denken, an den Kuss des Pharaos und fuck, ich befürchte, dass ich rot werde. Er weiß es doch nicht, oder? Quatsch, woher soll er das wissen! Das ist unmöglich. Selbst für ihn. Ich nicke leicht, unfähig etwas zu sagen. Sein Griff verstärkt sich etwas und seine freie Hand wandert zwischen meine Beine. Natürlich merkt er sofort, dass ich erregt bin. Unmöglich das nicht zu bemerken. Ich sehe wie es in seinen Augen zufrieden funkelt und sich die schönen Lippen zu einem Lächeln verziehen. Unter seiner Berührung nimmt meine Erregung schlagartig zu und ich befürchte fast, dass mir gleich die Hose platzen wird. "Da kann es wohl jemand kaum erwarten..." Ich schlucke erneut, meine Zunge ist belegt und verdammt, er hat Recht. Wie immer hat dieser Arsch Recht. Natürlich kann ich es nicht erwarten. Der kleine Wheeler brennt sozusagen vor Ungeduld. Er wartet keine Erwiderung ab, wahrscheinlich weil er überhaupt keine erwartete. Die Antwort kennt er schließlich selbst. Wieder presst er seine Lippen hart auf meine, dann werde ich unsanft ins Wohnzimmer dirigiert. Er muss nicht sagen, was ich tun soll. Ich tue es ohne ein Wort. Ich ziehe mich aus, lasse die Kleider achtlos zu Boden fallen. Er sieht mir sichtlich zufrieden dabei zu und sein Blick wandert kurz zu dem kleinen Halsband. Ja, ich habe es natürlich schon vorher angezogen. Ich wusste ja schließlich was folgen würde. Einen Moment lang betrachtet er mich eingehend und mir ist seltsam zumute. Dieser prüfende Blick seiner blauen Augen... ich fühle mich unwohl unter diesem Blick, doch gleichzeitig erregt es mich. Weil ich weiß, dass ihn mein Anblick erregt. Dann bewegt er sich auf mich zu. Ohne Hast, vollkommen gelassen und wieder einmal muss ich seine Selbstbeherrschung bewundern, denn es ist eindeutig, dass er genauso erregt ist wie ich. Aber er hat sich natürlich unter Kontrolle. Seine Hand wandert sofort zwischen meine Beine und ich stöhne heiser auf als er meine Erregung umschließt. "Na, was will das Hündchen?" "Dich." Meine Stimme bebt und für einen Moment könnte ich mich echt ohrfeigen für dieses eine Wort. Dass ich es Kaiba sagen muss... Aber so ist es eben. Und ja, ich will ihn. Augenblicklich sogar mehr als alles andere und das weiß er genau. Er lächelt kalt und massiert weiter meine empfindsamste Stelle. Ich atme augenblicklich schneller und versuche mich auf sein Gesicht zu konzentrieren, was allerdings alles andere als leicht ist, wenn man das Gefühl hat, jeden Moment zu explodieren. "Drück dich korrekt aus, Köter." Wie immer verfehlt der heisere, rauhe Klang seiner Stimme keineswegs seine Wirkung. Ich keuche auf und ein wohliger Schauder durchzuckt mich. "Das Hündchen möchte gefickt werden, mein Herr." Ich werde für diese Worte irgendwann in der tiefsten Hölle schmorren. Ich weiß es, aber was soll ich machen? Ich will genau das. Gleichgültig wie beschämend das sein mag. Er nickt kaum merklich und ich weiß, was das bedeutet. Mit zittrigen Fingern fange ich an sein Hemd aufzuknöpfen. Er hält dabei keineswegs in seiner Bewegung inne, was meine Arbeit natürlich etwas erschwert. Ich atme schwer und es fällt mir schwer überhaupt etwas anderes zu tun als nur da zu stehen und zu genießen. Dann streichen meine Fingerspitzen über seine kühle Haut. Langsam beuge ich mich etwas vor und keine Ahnung, aber aus irgendeinem Grund fange ich an, seine Brust mit Küssen zu bedecken, die allerdings langsam in verlangendes Nagen übergehen, je intensiver das Gefühl in mir wird. Ich bin fast versucht, mich an seinen Schultern fest zu krallen, aber das würde vermutlich Spuren hinterlassen und das ist ein No Go für Kaiba. Also unterdrücke ich den Impuls so gut es geht. Langsam habe ich das Gefühl, Sternchen zu sehen und gerade als ich glaube, dass ich es nicht mehr aushalte, mich nicht mehr zurück halten kann, hört er schlagartig auf. Ich blicke zu ihm auf und stummer Vorwurf liegt in meinem Blick, aber diesen ignoriert er natürlich. Er küsst mich erneut und als er seinen Körper an meinen drückt, spüre ich, dass ich heute keinerlei Vorarbeit werde leisten müssen. Er will mich. Und wie. Ein Wunder, dass er sich überhaupt noch zurück hält. Noch während des Kusses drängt er mich zurück bis ich gegen etwas stoße. Ach ja, der Tisch. Ich keuche erneut. Er zieht sich etwas zurück, dreht mich mit einer schnellen und heftigen Bewegung um und ehe ich mich versehe werde ich nach unten gedrückt. Zum Glück reagiere ich schnell genug, sonst würde mein Kopf wohl auf die Tischplatte prallen. Kühle Finger streichen über meinen Rücken und ich bebe vor Erwartung auf. Wieder durchzuckt mich dieser wohlige Schauder und ich dränge mich ihm automatisch etwas entgegen. Seine Finger sind an ihrem Ziel angekommen und vage nehme ich war, dass er scheinbar seinen Gürtel öffnet. Stoff raschelt und ich atme tief ein. Nein, ein Vorspiel ist heute wirklich nicht von Nöten. Trotzdem lässt der Arsch mich warten. Natürlich weiß er warum ich mich ihm so entgegen dränge und was ich will, weiß er auch. Aber Kaiba bestimmt die Regeln. Ich stöhne auf unter der Berührung seiner Finger, die routiniert ihr Werk verrichten und dann spüre ich seine andere Hand zwischen meinen Beinen. Fuck, das ist fies. Sogar für seine Verhältnisse. Ich zucke unwillkürlich zusammen und muss mir auf die Unterlippe beißen. "Mach schon... bitte..." Schwerfällig kommen die Worte über meine Lippen und für einen Moment presst er seinen Körper an meinen. Ich fühle deutlich seine Härte und ziehe schwer die Luft ein. Beide Hände ziehen sich unwillkürlich zurück und im nächsten Moment spüre ich etwas kühles an meinem Rücken. Ich brauche einen Moment bis ich verstehe was es ist. Sein Gürtel. Ich blinzele irritiert und bin fast versucht zu fragen was das soll, weil ich mir keinen Reim darauf machen kann, aber dann wird mir klar, was er beabsichtigt. Er schlingt seinen Gürtel um meinen Hals und für einen kurzen Moment verspüre ich Panik. Noch liegt das Ding nur lose da, aber das genügt um mich zu verunsichern. "Keine Sorge, Hündchen. Ich weiß was ich tue." Als würden diese Worte oder der Klang seiner Stimme beruhigen! Mein Herz schlägt so schnell, dass ich mir das noch zusätzlich Angst macht, doch dann wird meine Angst von einem anderen Gefühl überdenkt. Ein Stoß und ich spüre ihn. Hart und tief und es lässt mich den Gürtel und alles andere vergessen. Ich stöhne auf und dränge mich ihm noch weiter entgegen. Seine Bewegung ist langsam, fast ruhig und genau das sollen sie gerade eigentlich nicht sein, aber ich sage nichts. Es würde ohnehin nichts ändern. Im ersten Moment bemerke ich kaum, dass der Gürtel um meinen Hals enger zusammen gezogen wird, zu sehr bin ich auf seine Stöße konzentriert und das Gefühl, dass sie in mir auslösen. Die nächsten Worte sage ich ohne Aufforderung. Ich weiß, dass er sie hören will, aber ich will sie auch sagen, denn in diesem Augenblick fühle ich sie. "Bitte, Kaiba, fick dein Hündchen." Ich höre, dass er scharf die Luft einzieht und sich zurückhalten muss, um nicht das gewünschte zu tun. Oh ja, diese Worte haben eine sehr, sehr deutliche Wirkung auf ihn. Das kann er nicht leugnen. Befriedigt stelle ich fest, dass seine Bewegungen schneller werden. Die Stöße erfolgen tiefer und ja, genauso will ich es, will ich ihn. Ich stöhne wieder und suche Halt an der Tischplatte. Dieses Mal ist er wirklich... krass. Er tobt sich sichtlich aus. Fast habe ich das Gefühl, mich nicht länger auf den Beinen halten zu können. Krampfhaft versuche ich das Zittern, dass ich fühle zu unterdrücken und gleichmäßig zu atmen. Keine Ahnung, was gerade mit ihm los ist, eigentlich ist es mir auch egal. Mir ist sogar egal, dass die Schlinge um meinen Hals noch ein Stück enger wird. Das hier... ist eindeutig Krieg. Totale Invasion. Auf fast schon aggressive Art nimmt er mich in Besitz, füllt mich gänzlich aus und dieses Mal ist er keineswegs so beherrscht wie sonst. Ich höre ihn rauh stöhnen, etwas was er sonst immer zu vermeiden versucht. Ich leiste natürlich keinerlei Gegenwehr. Nein, ich kapituliere vollkommen, dränge mich ihm bei jedem Stoß willig entgegen und ich weiß, dass ich jeden Moment meinen Höhepunkt erreichen werde. An Zurückhaltung ist nicht zu denken, auch wenn ich es gerne hinauszögern würde, weil ich dieses Gefühl zu gern noch länger genießen würde. Ich schreie auf und in eben diesem Moment zieht er den Gürtel fest zu. Panisch öffne ich die Augen, sehe Sternchen und meine Hand wandert zu meinem Hals, aber ich vermag es nicht das Band zu lockern. Ich schnappe nach Luft und die Angst vermischt sich mit meiner Erregung. Und in gleichen Moment explodiere ich auch schon. So heftig wie noch nie zuvor. Tausend Sternchen scheinen durch den Raum zu tanzen und ich realisiere irgendwo in meinem Hirn, dass der Tisch nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz steht. Der Gürtel wird gelockert und ein, zwei Bewegungen später fühle ich, dass auch er seinen Höhepunkt erreicht hat. Zähne bohren sich in meine Schulter und ich japse kurz auf, dann lasse ich mich auf die Tischplatte sinken und fühle seinen Körper über mir. Er bebt genau wie ich und ich höre ihn schwer atmen. Natürlich fasst er sich als Erster wieder. Langsam, fast schon zaghaft löst er sich von mir und auch den Gürtel, aber ich rühre mich nicht. Ich atme tief durch, bebe immer noch nach und kann mich nur mühsam wieder aufrichten. Meine Beine sind Wackelpudding. Ich muss mich am Tisch festhalten, um nicht gleich auf die Knie zu sinken. "Fuck, das war vielleicht krass..." Die Worte sprudeln aus mir heraus und ich schüttele ungläubig den Kopf. Dann wandert mein Blick zu ihm. Er ist dabei sich zu säubern und scheint mich nicht zu beachten, aber ein feines Lächeln huscht über sein Gesicht. Mein Blick wandert zu dem Gürtel mit dem KC-Logo. "Mann, vorwarnen hättest du mich aber können... Einen Moment hatte ich echt Panik, du Arsch." "Ich weiß." Seine Erwiderung auf meinen Vorwurf erfolgt so gelassen, dass ich schlagartig erstarre. Fassungslos sehe ich ihn an. Was denkt dieser Freak sich eigentlich? "Dir ist schon klar, dass so was in die Hose gehen kann?" "Wheeler, ich bin mir durchaus bewusst was ich tue." "Schön für dich, Saftsack, aber..." "Es hat dir doch gefallen, oder?" "Ähm... ja, aber darum geht es nicht... Das ist echt..." Er seufzt. Er hat seine Hose wieder angezogen, sein Hemd liegt aber noch irgendwo auf dem Boden. Wieder komme ich nicht umhin festzustellen, dass er nicht nur makellose weiße Haut hat, sondern auch einen sehr ansehnlichen Körper. Seine nächsten Worte treffen mich wie ein Schlag. "Ich mag es, wenn du mir ausgeliefert bist, Hündchen." Er sagt das so wie sonst jemand erklären würde, dass er Sonnenuntergänge mag. Der Typ hat echt ein Rad ab. Ich allerdings auch, denn ja, es hat mir gefallen. Der Moment war krass. Wirklich krass. Gut, ich hatte Angst und einen Augenblick lang auch das Gefühl, dass... ach, ich weiß auch nicht, ein ungutes Gefühl eben, aber insgesamt... das hatte eindeutig etwas. Und so sehr ich es auch hasse, es zu zugeben, ich stehe darauf, ihm ausgeliefert zu sein. Während ich darüber nachdenke, was das gerade eigentlich war, zieht er sich gelassen wieder an. Seine Züge sind wieder vollkommen ausdruckslos und komischerweise übt das eine merkwürdige Faszination auf mich aus. Ich kann nicht anders, ich muss ihn ansehen. "Du warst heute bei Muto." Seine ruhige Feststellung reißt mich schlagartig aus meinen Gedanken. Sofort ist da wieder dieses seltsame Gefühl, als wäre ich bei irgendwas erwicht worden. Ich presse die Lippen aufeinander. Er sieht mich nicht an und ich antworte nicht. Wozu auch? Scheinbar weiß er es ja, woher auch immer. Ich komme nicht einmal auf die Idee ihn zu fragen, warum er das weiß. Meine Gedanken sind bei dem Kuss, den der Pharao mir gegeben hat. Doch davon kann er nichts wissen. Nein, das ist unmöglich. Trotzdem habe ich ein merkwürdiges Gefühl, dass ich weder beschreiben kann, noch verstehe. Ein schlechtes Gewissen? Quatsch! Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe ja nichts mit Atemu gemacht. Nicht wirklich. Es war ja nur ein Kuss. Ich habe ihn nicht betrogen oder so. Einen Moment herrscht Schweigen und ich stehe einfach nur da, unschlüssig was ich tun oder sagen soll. Gerade als ich mich entschließe, mir auch etwas anzuziehen, springt er auf mich zu. Seine Hand umschließt meinen Hals so fest, dass ich erschrecke. Verdammt, der Arsch hat vielleicht eine Kraft. Unfassbar. Meine Hände schnellen hoch und umklammern sein Handgelenk, aber ich schätze es ist zwecklos zu versuchen seinen Griff zu lockern. Unbarmherzig schiebt er mich in Richtung Wand und sein Griff ist schraubstockartig, die Luftzufuhr wird dadurch beeinträchtigt. Ich keuche und starre ihn an. Seine Augen funkeln und irritiert nehme ich wahr, dass er wütend ist. Ja, er ist wütend. Eindeutig und ich glaube, so wütend habe ich ihn bislang nur einmal gesehen. Ein ganz schön errschreckender Anblick. Sein Gesicht gleicht der Maske eines Nachtmahrs. "Sag dem Spinner, dass er seine Hände von dir lassen soll. Du bist mein Hündchen und ich teile nicht." Fassungslos blinzele ich ihn an. Ist er jetzt komplett durchgedreht? "Dieser Punkt ist nicht verhandelbar, Wheeler. Du gehörst mir. Ich bin dein Herr, verstanden?" Unfähig etwas anderes zu tun, kann ich nur nicken. Einen Augenblick sieht er mich noch prüfend an, fast als wolle er versuchen in meinen Augen zu lesen ob ich seine Worte tatsächlich verstanden habe oder mein Nicken auch wirklich so meine. Dann lockert er den Griff und zu meiner Überraschung seufzt er, doch keineswegs auf diese genervte, leicht säuerliche Art und zum ersten Mal ist er mir wirklich ein Rätsel. Ja, es ist selbst für mich unmöglich seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Langsam lässt er mich los und seine Hand wieder sinken und ich schnappe instinktiv nach Luft. Eigentlich sollte ich jetzt protestieren, ihm sagen, dass er ein Irrer ist und mich mal kann, aber ich rühre mich nicht einmal. Ich sehe ihn einfach nur an und mein Unbehagen macht einem anderen Gefühl Platz. Einem Gefühl, dass ich nicht kenne und das verstörend und berauschend zugleich ist. Nein, keine Lust und auch kein Verlangen, aber nicht minder berauschend. Ich öffne meinen Mund, schließe ihn jedoch sofort wieder und dann... nun, dann beuge ich mich zu ihm, nehme sein Gesicht in beide Hände und küsse ihn. Kapitel 22: Investition (Kaiba´s Seite) --------------------------------------- Seinen Gesichtsausdruck zu beobachten als ich ihn auf Muto angesprochen habe, war durchaus interessant und ich wusste, dass ich ihn mit dieser Äußerung überraschen würde. Dabei war ich erst noch unschlüssig, ob ich das Thema in diesem Moment wirklich zur Sprache bringen soll. Doch eigentlich war der Moment perfekt und seine Reaktion genau wie ich sie vorhergesehen hatte. Überraschung und eine Spur Entsetzen. Ja, man könnte sagen, Wheeler hat damit eindeutig meine Fragen beantwortet. Nun weiß ich, dass der kleine Spielezwerg, mit ihm über unser Gespräch geredet hat. Genau wie ich vermutet hatte als Roland mit erzählte, dass der Köter am Nachmittag zu Muto gegangen sei. Doch nach meinem Gespräch mit diesem Freak war abzusehen, dass er sich dem Streuner offenbaren würde. Warum er es bislang nicht getan hat, nun, darüber kann ich nur Vermutungen anstellen. Ich gehe davon aus, dass Muto einerseits die Freundschaft mit Wheeler nicht gefährden wollte und andererseits, genau wie ich, nicht wusste, dass die Neigungen des Köters in diese Richtung gehen. Wenn man ihn schließlich im Umgang mit Taylor und Devlin beobachtete, hätte man eher vermuten können, dass der Köter ebenso wie diese beiden albernen Gestalten, nur Röcken nachjagt. Wie Muto allerdings von meiner kleinen Geschichte mit Wheeler erfahren hat, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Aber das interessiert mich auch nicht weiter. Für mich ist wesentlich interessanter, dass Muto dem Streuner inzwischen seine Gefühle gestanden hat und diese Tatsache konnte man ohne weiteres an Wheeler Gesichtsausdruck in eben diesem Moment ablesen. Nun gut, dann liegen die Karten in dieser Hinsicht also auf dem Tisch. Das ist mir mehr als Recht, auch wenn es im Grunde keine Rolle spielt. Die weiteren Züge des Zwerges sind wesentlich interessanter. Immerhin hat er sich mir gegenüber klar ausgedrückt. Allerdings bin ich sicher, dass er keineswegs davon ausgeht, dass ich mich aufgrund seiner kleinen Ansprache aus dieser Angelegenheit verabschieden werde. Nein, Muto ist vieles, aber keineswegs dumm und er kennt mich inzwischen ebenso gut wie ich ihn. Er hätte allerdings wissen müssen, dass es keine gute Idee ist, das Thema mir gegenüber überhaupt anzuschneiden. Ja, das war eigentlich ein recht unkluger Schachzug. Er hätte schließlich wissen müssen, dass dies lediglich dazu führt, meinen Kampfgeist zu wecken. Als würde ich ernsthaft wegen seiner albernen Warnung mein Lieblingsspielzeug aufgeben. Lächerlich. Wheeler ist mein Hündchen und ich gedenke keineswegs daran, es aufzugeben oder gar Muto zu überlassen. Ob der Köter meine Ansage tatsächlich an den Zwerg weiterleitet? Wohl kaum, doch das erwarte ich auch keineswegs. Die Ansage war auch viel mehr für ihn gedacht und ich habe mich klar ausgedrückt in dieser Angelegenheit. Was mich allerdings etwas überrascht hat, war seine Reaktion, nachdem ich ihn los gelassen habe. Ich dachte eigentlich, dass er protestieren würde. Aber nein. Nicht der geringste Widerstand und auch keinerlei Einwand gegen meine Worte. Nicht, dass ich diese Reaktion nicht begrüßt hätte. Sie war nur... unerwartet. Genau wie der Kuss. Auf diese Weise haben wir uns bis dahin noch nie geküsst. Ja, das hat mich wirklich etwas irritiert und es hat mehr als drei Sekunden gedauert bis ich in der Lage war die Kontrolle über den Kuss zu übernehmen. Aber natürlich habe ich es dann getan. Ich gewähre dem Köter doch nicht die Oberhand. Nein, so sind die Rollen schließlich nicht verteilt. Auch wenn der Vergleich in Hinblick auf den Köter absurd anmutet... In gewisser Weise gleicht er tatsächlich einer Stradivari und ich liebe es darauf zu spielen. Aber ich kann es auch. Ich bezweifle, dass Muto dazu in der Lage ist. Gut möglich, dass seine Motive edeler Natur sind als meine, ich habe nie etwas in der Art behauptet, aber ich glaube nicht, dass der Zwerg wirklich weiß wie man mit dem Köter umzugehen hat. Das obliegt allein mir. Mein kleiner Einfall mit dem Gürtel hat ihn wirklich überrascht. Ich hätte zu gern gewusst, was in diesem Augenblick in seinem Kopf vorgegangen ist. Wie ich ihn kenne, hat er sich das Schlimmste ausgemalt, ja, vielleicht sogar vermutet, dass ich ihn endgültig beseitigen würde. Ich muss sagen, es war ein faszinierender Moment. Diese Panik in seinen schönen Augen. Der Anblick jagte das Adrenalin nur so durch meinen Körper. Dabei war ich noch recht sanft, aber ich will das Hündchen ja auch nicht überfordern. Immerhin weiß ich jetzt, dass er diese Art des Spielens auch genießt und das wollte ich heraus finden. Das eröffnet weitere, vergnügliche Möglichkeiten. Auch ein Grund, warum ich keineswegs gedenke mir von Muto in meine Angelegenheiten eingreifen zu lassen. Dafür genieße ich mein Hündchen zu sehr und ja, auch die Tatsache, dass Muto Interesse an dem Köter hat, gefällt mir. Es macht die Dinge interessanter, aber hier wird dem Zwerg kein Herz der Karten helfen. Wir bewegen uns auf meinem Spielfeld und es wird mir ein Vergnügen sein, Muto in seine Schranken zu verweisen. Zudem weiß ich am Besten, was der Köter braucht. Und augenblicklich ist er eindeutig bereit für den nächsten Level. Ja, ich denke, wir haben uns lange genug mit dem Vorgeplänkel aufgehalten. Es ist Zeit für ein paar richtige Lektionen, auch um sicher zu gehen, dass er weiß wo sein Platz ist. Allein der Gedanke daran ist erregend. Erregender als je etwas zuvor und obgleich es eine gewisse Ironie hat, ausgerechnet der Köter vermag mir dieses wunderbare Gefühl zu verschaffen, dass ich so lange vergeblich gesucht habe. In gewisser Weise ist es mehr als eine kleine Spielsession. Und ja, ich brauche diese Herausforderung, die ausschließlich der Kläffer mir bietet. Wer weiß, vielleicht sollte ich Muto am Ende sogar noch dankbar für seine Einmischung sein. Nicht nur, weil Konkurrenz das Geschäft belebt, wie man so schön sagt. Ich schätze, der Köter ist augenblicklich sehr durcheinander. Vielleicht sogar hin und her gerissen. Schwer zu sagen, wie er mit Mutos Gefühlen umzugehen gedenkt. Fakt ist, dass er nun zwischen zwei Stühlen steht und das erhöht eindeutig den Reiz. Ja, es ist eindeutig an der Zeit meine Erziehungsversuche zu intensivieren. Welch Glück, dass Mokuba diese Woche auf Klassenfahrt ist. Wenn ich ein, zwei Termine umlege, ist es möglich genug Zeit frei zu schaufeln, um den nötigen Spielraum für eine Trainingseinheit für den Köter anzusetzen. Ich lächele zufrieden bei dem Gedanken daran und ein fast schon wohliges Gefühl breitet sich in mir aus. Vorfreude soll bekanntlich die größte Freude sein. Nun, ich stimme dem nicht zu, aber sie hat durchaus ihren Reiz. "Roland?" Mein Assistent blickt in den Rückspiegel. "Ja, Sir?" "Ich habe noch einige Besorgungen zu machen." erkläre ich und nenne ihm die Adresse. Dann lehne ich mich vergnügt in meinen Sitz zurück und für einen Moment gestatte ich es, meinem Vorhaben vor meinem inneren Auge, Form anzunehmen. Ich schätze, bei diesem Vorhaben werde ich auf Widerstand stoßen. Ich hoffe es, aber ich bin mir sicher, dass der Köter mich nicht enttäuschen wird. Ja, ich kann mir seinen Gesichtsausdruck bereits sehr gut vorstellen. Und was Muto anbelangt... da kommt mir auch gerade eine amüsante Idee. Kapitel 23: Konditionierung Teil 1 ---------------------------------- "Willst du wissen, was dein kleiner Freund zu mir gesagt hat?" Die Frage erwischt mich kalt. Nicht, weil ich gedacht hätte, dass das Thema vom Tisch wäre, sondern weil ich jetzt nicht damit gerechnet hätte. Gerade bin ich ihn Kaibas Villa angekommen und noch stehen wir auf dem Flur. Er hat mir selbst die Tür geöffnet und das heißt wohl, dass keiner außer uns im Haus ist. Keine Ahnung was mit Mokuba ist, es interessiert mich auch nicht wirklich. Nachdem ich seine Nachricht bekommen hatte, war der einzige Gedanke, der mich beherrscht hat, ob ich noch genug Geld zusammen kratzen kann, um den Bus zu nehmen. Ja, ja. Ich weiß wie erbärmlich das klingt und auch, dass ich mich mehr als dämlich verhalte. Ich meine, ich springe sobald er pfeift, wenn man so will, aber naja... erstens kann ich nicht anders und zweitens ist das ja eben unser Ding. Er ist der Herr, mein Herr. Zumindest verhält es sich augenblicklich so. Nach wie vor habe ich nicht die geringste Ahnung, warum ich das mitmache und warum es mir gefällt, aber gleichgültig wie sehr ich darüber nachdenke, ich komme eben zu keinem Schluss und letztlich... Egal. Nachdem er gestern bei mir war, hatte ich eigentlich nicht damit gerechnet, dass ich ihn so schnell wiedersehen würde. Zumal er auch nicht in der Schule war. Doch als ich dann seine Sms bekam, nun... da war sofort wieder dieses Gefühl und seither konnte ich auch an nichts anderes mehr denken. Verrückt, oder? Gut, für einen kurzen Moment kamen mir Atemus Worte in den Sinn. Was die Sache anbelangt, weiß ich noch immer nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich habe gestern allerdings auch nicht weiter darüber nachgedacht. Nach Kaibas Besuch war ich zu platt und dann habe ich einfach nur geschlafen. Verrückt eigentlich, dass man in so ner Lage schlafen kann. Aber mir gelingt das immer. Naja, fast. In der Schule war ich im ersten Moment etwas irritiert Yugi zu sehen. Natürlich war das schlagartig die Frage ob der Kleine über Atemus Gefühle Bescheid weiß. Ich habe ihn nicht gefragt und er machte auch nicht den Eindruck als wisse er etwas davon. Aber natürlich musste ich dann im Unterricht wieder darüber nachdenken. Über die ganze Geschichte, die immer seltsamerer Formen annimmt. "Ich habe dich etwas gefragt!" Kaibas scharfe Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schlucke hart und nicke langsam, fast widerwillig. Ich schätze, er wird es mir so oder so sagen, sonst würde er nicht so dämlich fragen, was er allerdings damit bezweckt, weiß ich nicht. Seine Ansage gestern war mehr als deutlich. Eigentlich hätte ich nach der Aktion gar nicht auf seine Nachricht reagieren dürfen. Ich meine, was bildet der Penner sich denn ein? Nur weil wir diese Sache am Laufen haben, heißt das noch lange nicht, dass er über mich bestimmen kann, auch wenn er scheinbar davon ausgeht. Aber das Kaiba größenwahnsinnig ist, ist ja bekannt. Nun, ich weiß nach wie vor nicht, warum ich nicht widersprochen habe. Ich konnte es einfach nicht. Zumindest nicht in dem Moment. Sein Gesichtsausdruck, die Art wie er mich ansah... Irgendwie war das... Ich weiß auch nicht. Ich kann es echt nicht beschreiben. Es sollte mir zuwider sein, ja, mich sogar wütend machen, dass er mich scheinbar bereits als seinen Besitz betrachtet, aber eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall. Die Tatsache, dass er in der Angelegenheit so energisch war, wie er es ansonsten nur ist, wenn es um seine Firma oder Mokuba geht, hat mir zu denken gegeben, wenn man so will. Auch wenn ich nicht die leiseste Ahnung habe, was das überhaupt bedeutet. "Antworte gefälligst richtig, Köter." Ich schlucke wieder und funkele ihn an. Herrje, seine Laune ist ja echt auf dem Tiefpunkt. Sogar für seine Verhältnisse ist er gerade echt mal übel drauf. Aber gut, ich bin bereit mitzuspielen. "Ja, ich würde gern wissen, was er gesagt hat." Meine Erwiderung klingt fast brav, aber ich weiß, dass Kaiba der trotzige Unterton nicht entgehen wird. Einen Moment zeigt mein Gegenüber keinerlei Regung. Vollkommen ausdruckslos sieht er mich an, aber ich würde darauf wetten, dass er gerade seine Vorgehensweise noch einmal überdenkt. Das tut er nämlich immer, auch wenn er nie von seiner Strategie abweicht. Ich halte seinem prüfenden Blick gelassen stand und warte. "Mitkommen." Er wendet sich ab und geht Richtung Treppe. Ich folge ihm. Irgendwie ist mir seltsam zumute. Ich habe keine Angst oder so, ich bin ein wenig nervös, aber das bin ich eigentlich jedes Mal, doch da ist noch etwas, ein Gefühl, dass ich nicht beschreiben kann und vielleicht auch nicht beschreiben will. Schweigend schreiten wir die Treppe hoch und den Flur entlang. Ich rechne eigentlich damit, dass wir wieder in sein Schlafzimmer gehen werden, aber nein, er geht an der Tür vorbei, zumindest glaube ich, dass das besagte Tür ist. Hier kann man sich nicht so sicher sein. Dieser Schuppen hat unzählige Türen. Ich bräuchte echt einen Routenplaner, um mich hier zurecht zu finden. Plötzlich bleibt er vor einer Tür stehen, öffnet sie und deutet mir an einzutreten. Ich folge der stummen Aufforderung und finde mich augenblicklich in seinem Spielzimmer wieder. Zumindest würde ich es als solches bezeichnen. Ob Mokuba davon weiß? Blöde Frage. Ich sehe mich interessiert um, immerhin habe ich so was noch nie wirklich gesehen. Gut, ich habe mir im Netz ein paar Bilder zu dem Thema angesehen, aber das ist was anderes. Und Kaibas Interpretation eines Spielraumes ist auch definitv anders als das was ich bei meinen Nachforschungen gefunden habe. Auf den Bildern war alles immer düster angehaucht, so kerkermäßig. Ketten, Kerzen, dunkle Wände. Wie in einem dieser Mittelalterfilme. Der Raum hier ist anders und auch wieder nicht. Schwer zu beschreiben. Eigentlich wirkt er auf den Ersten Blick recht normal. Die Wände sind in einem kräftigen Lilaton gestrichen, schwere Vorhänge verdunkeln den Raum und anstatt Kerzenleuchter sind hier filigrane Leuchter mit obskuren Mustern. Ein Schrank, eine kleine Bank, zwei Stühle und ein Bett sind die einzigen Möbelstücke im Zimmer. Reicht ja auch, oder? Ich weiß ja nicht, was man sonst noch so braucht. Wäre da nicht dieses Kreuz, man könnte den Raum für ein ganz normales Gästezimmer haben. Gut, ein bischen Porno angehaucht ist es schon. Liegt allerdings an dem Licht und auch an den eindeutigen Utensilien an der Wand. Ich schlucke schwer als mein Blick über diese Dinger wandert. Ein Arsenal an... Peitschen? Oh Mann. Kaiba hat echt ne größere Make als ich dachte. Ich spüre wie ich rot werde und sofort ist da die Frage, wer schon alles in diesem Raum war und diese Sachen ausprobiert hat. Meine Unruhe wächst. Nein, noch immer verspüre ich keine Angst, aber eindeutig Unruhe. Ein merkwürdiges Prickeln durchzuckt mich und ich bin unschlüssig ob es angebracht ist, Panik zu bekommen oder geil zu werden. Ich kann jedenfalls nicht umhin festzustellen, dass dieser Raum eine merkwürdige Faszination auf mich ausübt. Kaiba hat die Tür geschlossen und ist neben mich getreten. Noch immer ist seine Miene ausdruckslos. Schwer zu sagen, was als nächstes kommen wird. "Muto meinte, ich würde dich nicht verdienen." höre ich ihn nach einer Ewigkeit sagen. Dabei mustert er mich ganz genau. "Glaubst du das auch?" Die Frage überrascht mich wirklich und ich starre ihn an. Ok, Atemu hatte mir ja bereits gesagt, dass er so denkt, folglich konnte ich davon ausgehen, dass er es so direkt auch Kaiba gesagt hat. Glaube ich das? Fuck, wieder einmal eine geniale Situation in der sich Joey Wheeler wieder findet. Was für ne Frage! Als könnte ich das hier und jetzt einfach so beantworten. Ich weiß doch nicht einmal wirklich warum ich hier bin, naja, doch, irgendwie. Warum interessiert es ihn überhaupt? Unschlüssig sehe ich ihn an. Ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll. Kaiba ist mein Erzfeind, ein Arsch, der abgebrühteste und arroganteste Zeitgenossen, den es auf diesem Planeten gibt und gleichzeitig ist er der Typ, der mich mit drei kleinen Worten, auch schon durch eine Handbewegung, in einen notgeilen, sabernden Joey verwandelt. Keine Ahnung ob er mich verdient. "Wheeler, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit." Sein Tonfall zeigt eindeutig an, dass er gereizt ist. Sehr sogar. Ich zucke mit den Schultern. Hey, was soll ich auch sagen? Er müsste eigentlich selbst wissen, wie dämlich diese Frage eigentlich ist. "Keine Ahnung, Kaiba. Ist das wichtig? Das tut doch nichts zur Sache. Ich bin nicht hier um..." Ehe ich weiß was geschieht durchzuckt mich brennender Schmerz und fassungslos stelle ich fest, dass er mir gerade eine Ohrfeige geben hat. "Hast du sie nicht alle?" fauche ihn wütend an. Echt, jetzt ist er total übergeschnappt. Was soll der Scheiß? Was denkt der Penner wer er ist? Kaiba sieht mich vollkommen gelassen an. Ja, der Arsch zeigt keinerlei Regung. Wie immer. Ich spüre wie Wut in mir aufsteigt und instinktiv balle ich meine Hände zu Fäusten. "Du vergreifst dich im Ton, Köter. So redet man nicht mit seinem Herrn." höre ich ihn ungerührt sagen und kann nichts anderes tun als ihn anzustarren. Ich bin im falschen Film. Das hier... das ist doch... Meine Gedanken überschlagen sich und obwohl ich den Wunsch verspüre ihm eine reinzuhauen, rühre ich mich nicht. Ich glaube, ich bin viel zu fassungslos, um überhaupt was zu tun. Ich habe ja mit vielem gerechnet, aber nicht, dass dieser Arsch mir eine Ohrfeige verpassen würde. "Zieh dich aus." Ich höre, dass die Worte aus seinem Mund kommen, ja, ich sehe auch, dass sein Mund sich bewegt, aber ich glaube gerade nicht, dass er das sagt und ich denke gar nicht daran, dieser Anweisung Folge zu leisten. Hallo? Er hat mich gerade geschlagen! Denkt er echt, ich tue das jetzt einfach so? "Du hast ein Rad ab, wenn du denkst..." Wieder komme ich nicht dazu meinen Satz zu beenden, denn er packt mich am Arm und schleudert mich auf das Bett zu. Ich taumele, bin aber gleich wieder fest auf den Beinen und wirbele zu ihm herum. Wütend sehe ich ihn an und schicke mich an, ihn am Kragen zu packen, aber er ist schneller. Noch in der Luft fängt er meine Hände ab, umklammert meine Handgelenke und verdreht mir gnadenlos die Arme bis sie sich auf meinem Rücken widerfinden und ich mich nicht mehr rühren kann. Ich sehe wie etwas in seinen Augen aufblitzt, versuche mich seinem Griff zu entziehen, obwohl ich weiß, dass es mir unmöglich ist und presse dann fest die Lippen aufeinander. "Wheeler, falls du vergessen haben solltest, warum du hier bist, dann helfe ich dir auf die Sprünge." sagt er mit dieser kühlen, nüchternen Stimme, dass sich schlagartig sämtliche meiner Körperhaare aufstellen. "Ich bin dein Herr und du hast zu tun was ich dir sage. Und ich hoffe für dich, dass dies das letzte Mal ist, dass ich dich daran erinnern muss." Heilige Scheiße. Ehe ich auch nur einen klaren Gedanken fassen kann, presst er auch schon seinen Mund auf meinen und es durchzuckt mich einen Blitz. Ja, deshalb bin ich hier. Weil er der Herr ist. Mein Herr. Ich meine, das will ich doch, oder? Nun, der kleine Wheeler ist jedenfalls dieser Ansicht. Kapitel 24: Konditionierung Teil 2 ---------------------------------- Fuck off. Ich glaube nicht was gerade passiert. Es ist als würde ich neben mir stehen und Kaiba und mir als stummer Beobachter zuschauen. Noch immer hält er mich fest, nicht nur mit seinen Händen, auch mit seinem Blick und mein Herz rast. Ja, es rast und wieder einmal frage ich mich ob es sich bei ihm auch so verhält. Ich schlucke hart und weiß nicht was ich tun soll. Aber ich glaube, das muss ich auch nicht wissen. Er wird es mir sagen. Er mustert mich, fixiert mein Gesicht genau und ich glaube, dass er darin zu lesen versucht. "Ich werde dich jetzt loslassen, Köter, und du wirst tun was ich gesagt habe, hast du mich verstanden?" Sein Tonfall ist vollkommen ruhig. Nein, sein Herz rast sicher nicht. Ich bin nicht in der Lage den Mund zu öffnen, deshalb nicke ich nur und er tut was er gesagt hat. Er lässt mich los. Ich reibe mir meine schmerzenden Handgelenke und atme tief durch. Ich könnte jetzt gehen. Ja, ich könnte jetzt einfach verschwinden. Ihm sagen, dass er mich mal kann und ich keinen Bock mehr auf diese kranke Nummer habe, dass Atemu Recht hat und er mich nicht... Ich tue nichts dergleichen. Ich sehe ihn nur an. Wortlos entfernt er sich von mir und nimmt zu meiner Überraschung auf einem der Stühle Platz. Irritiert sehe ich ihn an, dann begreife ich. Ohne weiter nachzudenken, wandern meine Finger über den Stoff meines T-Shirts. Eine Sekunde später fällt es zu Boden. Der kleine Ring am Halsband klimpert kurz auf. Dann öffne ich meine Jeans und streife auch sie ab. Er sieht mir dabei schweigend zu und seine Züge sind jetzt wie aus Stein gemeißelt. Sie verraten nichts. Nicht einmal ob er sich freut, dass ich das Halsband angelegt habe. Nun, vermutlich hat er nichts anderes erwartet. Dieses Mal ist es ein wenig anders, nackt vor ihm zu stehen. Mein Herz schlägt immer noch schnell, aber die Scham, die ich beim letzten Mal - war das erst gestern? - verspürt habe, ist dieses Mal geringer und nun ja, es ist nicht zu übersehen, dass ich erregt bin. Dabei weiß ich nicht einmal was mich eigentlich erregt hat. Sein Kuss? Sein Anblick? Seine Stimme? Ich müsste lügen, wenn ich eine Antwort auf diese Frage hätte. Minuten verstreichen in denen ich einfach nur da stehe und er mich ansieht. Keiner von uns rührt sich und ich hoffe insgeheim, dass er gleich zu mir kommen wird. Ich möchte seine Hände auf meiner Haut spüren. Mein Körper glüht und seine kühlen Finger wären jetzt genau das Richtige. Aber er macht keine Anstalten aufzustehen. Er hebt den Zeigefinger in die Luft, eine Geste, die mich irritiert. "Dieses Zeichen bedeutet Sitz." erklärt er mir. Ich blinzele. Wie bitte? Was wird denn das jetzt? Ohne es zu wollen entweicht meinem Mund ein "Hä?" und er seufzt. Kurz senkt er die Lider, dann richten sich diese kühlen blauen Augen wieder auf mich. Ich schlucke unwillkürlich und mir wird bewusst, dass er augenblicklich ganz und gar in seiner Rolle als mein Herr ist. Etwas, dass mich vielleicht erschrecken sollte, aber nein, das tut es nicht. Im Gegenteil. Ich begreife. "Du wirst nicht reden, es sei denn ich erteile dir das Wort. Verstanden, Köter?" Ich schätze, dass ist der Tonfall mit dem er seine Mitarbeiter im Griff hat. Ich zucke unwillkürlich etwas zusammen und gleichzeitig läuft mir ein wohliger Schauder über den Rücken. Langsam nicke ich. "Dieses Zeichen bedeutet Sitz. Wenn ich dir dieses Kommando gebe, dann wirst du die besagte Position einnehmen, verstanden?" fährt er mit seiner Erklärung fort. Ich glaube, meine Augen weiten sich ein wenig, aber ich nicke. Er verändert seine Handbewegung und zeigt jetzt mit dem Zeigefinger nach unten. "Und dieses Zeichen bedeutet Platz. Wenn ich es dir gebe, weißt du was du zu tun hast." spricht er schon weiter. Schlagartig kommen mir beide Positionen in den Sinn. Ich weiß was er meint und ich verstehe was er will. "Für den Anfang genügen diese Kommandos, ich will dein Spatzenhirn ja nicht überfordern." höre ich ihn sagen und ich ziehe scharf die Luft ein. Mann, Mann, nach allem was ich gelesen hab zu dem Thema ist er echt der geborene Master. Allein der Tonfall. Herrje, da würde sogar Osama Bin Laden stramm stehen. Wüsste ich nicht, dass das Ganze sein Ernst ist, ich wäre versucht zu lachen. Aber es ist ernst und ich habe mich auf dieses Spiel eingelassen. Es ist genau wie ich es Atemu gesagt habe, er zwingt mich zu nichts. Ich will es. Und ja, ich will es genauso. Gut, ich habe nach wie vor keinen Plan wo das alles hinsteuert, aber das bisherige gefällt mir und ob ich will oder nicht, selbst er gefällt mir - in dieser Rolle. Ich hab echt nen Schaden, ich weiß. Noch immer stehe ich regungslos da und sehe ihn an und wieder vergehen Minuten ohne das etwas passiert. Dann huscht der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht. "Und nun, Wheeler, werden wir das üben." sagt er und erhebt sich elegant. Ich beobachte ihn genau, mache mich darauf gefasst, dass er gleich eines der Kommandos geben wird. Und siehe da. Der Zeigefinger zeigt nach oben. Im ersten Moment rühre ich mich nicht. Ich weiß, was er erwartet und auch, dass ich es tun soll und irgendwo tief in mir, will ich es auch tun, aber ich bin nicht in der Lage, mich zu bewegen. Es ist, als wäre mein Körper erstarrt. Die graziele rechte Braue wird hochgezogen und seine Augen verengen sich ein wenig. Und siehe da, ich bin wieder in der Lage mich zu bewegen. Kurz durchzuckt noch der Gedanke meinen Kopf, dass das lächerlich ist, ja, dass ich verschwinden sollte, aber nein, ich tue es. Ich knie mich auf den Boden, hocke mich auf die Fersen und spreize leicht meine Oberschenkel. Im gleichen Augenblick spüre ich auch schon, dass meine Wangen brennen und es kostet mich wirklich Kraft, dem Impuls, sofort wieder aufzuspringen zu widerstehen. "Das ist ein Spiel." sage ich mir in Gedanken. "Nur ein Spiel." Aber ich weiß, dass das gelogen ist. Ich fühle es und wenn ich ihn ansehen würde, dann könnte ich es auch in seinem Gesicht lesen. Aber in der Position bin ich angehalten den Kopf zu senken. Irgendwo in einer dunklen Kammer meines Verstandes, frage ich mich, warum ich das hier mache, wo es doch eigentlich meiner Natur entsprechen würde ihm eine reinzuhauen. Verfluchtert Kaiba, wie schafft er es, dass ich tue was er sagt und dabei sogar noch Lust empfinde? Mann, ich bin genauso krank wie diese Typen aus dem Forum. Dabei habe ich anfangs noch über die Beschreibungen der Leute gelacht. Jetzt ahne ich, dass ich nicht besser bin. Ich höre Schritte und ja, er kommt näher. Langsam geht er um mich herum und das Prickeln nimmt zu. Ich weiß nicht was es ist. Nervösität? Erwartung? Vielleicht doch etwas Angst? Kühle Fingerspitzen streicheln über meine Schulter, nur kurz, dann ziehen sie sich zurück. Ich atme sofort tief ein und befürchte, dass mein Körper nur zu deutlich auf diese Berührung reagiert. "Brav." höre ich ihn sagen. Sein Tonfall ist jetzt weicher und er klingt auch ein wenig heiser. "Ich werde dir jetzt eine Frage stellen und du wirst sie mit Ja oder Nein beantworten, Wheeler. Diese Frage stelle ich nur ein einziges Mal, also überleg dir deine Antwort gut." Ich schlucke. Warum habe ich das Gefühl, dass sich wieder alles um mich zu drehen beginnt? Ich schließe unwillkürlich die Augen und versuche, dass viel zu schnelle Pochen meines Herzens auszublenden. "Willst du dieses... Spiel fortsetzen?" fragt er und es ist seltsam, aber diesen Tonfall kenne ich noch nicht von ihm. Nein, so habe ich ihn noch nie reden gehört und dabei kenne ich eigentlich jede Facette seiner Stimme. Das hier ist aber eindeutig neu und ich bin nicht sicher was ich davon halten soll, wie ich den Klang interpretieren sollte. Hab ich es mir eingebildet oder hat er für einen Moment gezögert bei dieser Frage? Seine Frage hallt in meinem Kopf wider und ich begreife langsam, was sie zu bedeuten hat. Ich muss mich entscheiden. Hier und jetzt. Ob ich weiter gehen will oder es hier endet. Meine Gedanken überschlagen sich, wandern zu dem gestrigen Tag... zu Atemu, zu dem was gestern zwischen Kaiba und mir passiert ist. Will ich weiter in diese Welt eintauchen? Mit ihm? Hier und jetzt gibt er mir scheinbar die Möglichkeit, mich zurück zu ziehen. Ja, er eröffnet mir eine Rückzugsmöglichkeit. Will ich sie? Wir beide wissen, dass diese Sache mehr als ein simples Rollenspiel ist, dass endet sobald wir uns wieder angezogen haben. Darauf läuft es doch hinaus, oder? Ich seufze kaum hörbar und überlege fieberhaft was ich sagen soll. Er will eine einfache Antwort, Ja oder Nein. Aber es ist keineswegs so leicht diese Frage zu beantworten. "Also?" fragt er nach einer Weile nach. Unruhig beiße ich mir auf meine Unterlippe. Alles an mir bebt und das dürfte ihm nicht entgehen. "Ja." sage ich schließlich so schlicht wie er es sich gewünscht hat. Ich bin nicht sicher, warum ich so antworte, ich habe auch keine Ahnung ob es richtig ist, aber was auch immer das hier ist, es fühlt sich... gut an. Ok, auf kranke, pervers, gestörte Art gut und ich will nicht zurück. Auch wenn ich es könnnte. Ich glaube, ich bin schon zu weit gegangen. "Gut." entgegnet er knapp und fast habe ich das Gefühl, dass er aufatmet. Hat er eine andere Antwort in Erwägung gezogen? Sicher, er überdenkt alle Optionen. Merkwürdigerweise verspüre ich so etwas wie Erleichterung und auch die Unruhe schwindet langsam. Langsam aber sicher entspanne ich mich so gut es in dieser Lage möglich ist. Dann packt mich seine Hand jäh am Kopf und reißt ihn zurück in den Nacken. Saphirblaue Augen funkeln mich an und für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich, dass mein Herzschlag aussetzt. "Dann wirst du jetzt aufmerksam sein und lernen, was ich dir beibringe, Köter." zischt er mich an. Ich nicke. "Du willst doch deinen Herrn glücklich machen, oder?" Perfide Frage, aber ja. Ja, irgendwie will ich das tatsächlich. Auch wenn mein Herr mein Erzfeind ist. Oder gerade deshalb? Kapitel 25: Zwischenspiel (Kaiba´s Seite) ----------------------------------------- Kurz was vorab, meine Lieben: Ich werde fortan auf die kursive Schriftweise verzichten, einfach weil es das Schreiben erleichtert. Ich hoffe, der plötzliche Wechsel stört nicht weiter. Und zu dem Thema an sich. Keine Sorge, das Hündchen wird keine Schäden davon tragen, falls sich jemand Sorgen machen sollte. :-) Weiterhin viel Spaß! Erschreckend, dass ich ausgerechnet in dem Moment Gefahr laufe, meine Selbstbeherrschung und Contenance zu verlieren, als ich Wheeler eine Ohrfeige verpasse. Meine Hände zittern und mein Herzschlag ist stark beschleunigt und obwohl ich diese Handlung vorsetzlich begehe, habe ich das Gefühl, dass sie mich doch überrascht. Selbst jetzt, wenn ich ihn vor mir knien sehe und sich noch immer eine leichte Rötung auf seiner Wange abzeichnet, kostet es mich Kraft, mich weiterhin unter Kontrolle zu halten. Zum Glück bemerkt der Köter nicht, dass meine Maske etwas verschoben ist. Er ist zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und darum wird ihm auch entgangen sein, dass ich bei meiner Frage für einen Moment gezögert habe. Spiel erscheint mir das falsche Wort für diese Sache hier, auch wenn ich das richtige Wort augenblicklich nicht finde, aber nein, es ist definitiv keine Spielsession mehr und das wissen wir wohl beide. Doch diese Tatsache hat keineswegs mit Mutos Interesse an meinem kleinen Spielzeug zu tun, wie ich mir bislang eingeredet habe. Es ist etwas anderes und noch bin ich nicht sicher was es ist. Unwillkürlich muss ich an Bakura denken. Es ist nun schon ein paar Wochen her, dass ich diesen Verrückten in einem der Clubs getroffen habe. Nicht, dass ich oft in solche Clubs gehen würde. Sie langweilen mich für gewöhnlich, doch sind sie der richtige Ort, um in einer geifernden Masse zu verschwinden und anonym ein paar Stunden verstreichen zu lassen. Wobei mich die Shows, die dort geboten werden, nicht wirklich interessieren. Beim ersten Mal habe ich sie mir noch recht interessiert angesehen, aber schon nach einer halben Stunde wurde mir klar, dass diese Art der Unterhaltung nicht mein Fall ist. Monotone Musik, Körper, die sich roboterhaft bewegen, gefangen in einer zwielichtigen Monotonie. Ich verstehe nicht, dass jemand dergleichen als reizvoll empfinden kann. Aber das muss mich schließlich auch nicht kümmern. "Sieh an, wen haben wir denn hier? Wenn das nicht der große Seto Kaiba ist." Der Grauhaarige trat mit diesem obligatorischen Grinsen zu mir und ich verzog unwillkürlich den Mund zu einem spöttischen Lächeln. Ertappt habe ich mich nicht gefühlt. Wozu auch? Wenn er glaubte, dass er mir Angst machen könnte, weil er mich an solch einem Ort entdeckt hatte, nun, dann hat er sich gründlich geirrt. Aber Bakura machte auch keinerlei Anstalten näher auf diesen Punkt einzugehen. Er ließ sich neben mir auf einen Sessel fallen, stellte seinen Drink ab und bedachte mich mit einem dieser schwer einzuschätzenden Blicke. Ich wusste direkt, dass er nicht zum ersten Mal hier war, aber er machte mir in der Hinsicht auch nichts vor. Ein Punkt, den man Bakura lassen muss. Er verschwendet keine Zeit mit unsinnigen Kommentaren oder Fragen, deren Antworten offensichtlich sind. Ich weiß nicht, warum ich ihm nicht einfach gesagt habe, dass er verschwinden soll. Ich schätze, die Tatsache, dass ich mich langweilte, war dafür verantwortlich. Vielleicht spielte auch ein wenig Neugier eine Rolle. Er bestritt den Hauptteil der Unterhaltung. Genau genommen hielt er einen Monolog, brahlte fast schon mit seinen Erfahrungen auf diesem bestimmten Gebiet und was soll ich sagen? In gewisser Weise fand ich seine Äußerungen interessant. Zumal ich schon immer den Verdacht hegte, dass dieser Verrückte sich in dieser Welt bewegte. Es passt einfach zu ihm und seinem ausgeprägten Größenwahn. Man könnte sagen, dass eine gewisse Regelmäßigkeit einkehrte. Wir verabredeten uns nie, trafen stets zufällig aufeinander. Zumindest war es von meiner Seite aus keineswegs geplant. Bei ihm lässt sich das schwer sagen. Ich traue ihm durchaus zu, dass er bewusst diese Treffen mit mir suchte. Mir war es egal. Seltsam, dass ich ausgerechnet jetzt an ihn denken muss. Vermutlich, weil wir in puncto Erziehung keineswegs Konsens gehen. Bakuras Motto ist in der Hinsicht recht simpel gestrickt: Motivation durch Entsetzen, Lernen durch Schmerz. So verfährt er wohl mit seinen Spielzeugen und auch das passt wiederum zu ihm. Eine Praxis, die ich von meinem Stiefvater nur zu gut kenne. Meine Sicht der Dinge ist wesentlich humaner, auch wenn man es mir wohl nicht zutrauen würde. Bei der Erziehung muss man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein. Der S/M-Aspekt bei diesen Spielchen hat mich nie wirklich interessiert. Nicht, weil ich ein Problem damit hätte jemandem Schmerzen zu zu fügen. Meine sadistische Ader ist durchaus vorhanden, doch keineswegs ausgeprägt. Lustgewinn durch reines zufügen von Schmerz, nein, dem konnte ich nie etwas abgewinnen. Vermutlich, weil es zu leicht ist. Keine Herausforderung, kein Nutzen. Warum also auf dieser Ebene agieren? Dominanz und Disziplin sind vielmehr die Dinge, die mich interessieren, doch auch hierbei bedarf es eben der Herausforderung. Nicht ist langweiliger als in eine Schlacht zu ziehen, von der man im Voraus weiß, dass man sie hochhaus gewinnen wird. Mein Herzschlag wird ungewöhnlich ruhig, während ich auf Wheelers Antwort warte. Ich weiß, wie sie ausfallen wird, auch wenn er zögert und das tut er. Seine Antwort kann nur ja lauten, eine andere Option gibt es nicht, auch wenn er scheinbar überlegt. Trotzdem ist mir seltsam zumute, vielleicht weil ich die Dinge hier und jetzt in seine Hand lege, denn die Entscheidung obliegt allein ihm. Würde er an dieser Stelle nein sagen, würde ich keine Versuche starten ihn umzustimmen. Auch wenn ich es im Fall der Fälle könnte und dessen bin ich mir bewusst. Der Köter ist unsicher und es wäre ein leichtes ihn zu beeinflussen, aber eben dies möchte ich nicht. Nein, wenn er diesen Weg weiter gehen will, dann muss es seine Entscheidung sein. Ich kann nicht verhindern, dass ich erleichtert aufatme als er ein leises Ja von sich gibt. Ein merkwürdiges Gefühl durchströmt mich. Erleichterung? Freude? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass diese absonderliche nervöse Anspannung von mir abfällt. Für einen Moment kann ich nichts anderes tun als den Köter eingehend zu betrachten. Man möchte meinen, er gäbe ein skuriles Bild ab, aber nein. Er wirkt keineswegs seltsam oder auch nur lächerlich. Im Gegenteil. Ich spüre seine Nervosität fast körperlich, sehe dass sich die feinen Häarchen auf seinen Armen aufgerichtet haben und er unsicher auf seiner Unterlippe kaut. Warum auch immer, aber in diesem Augenblick, kommt mir der Gedanke, dass ich nie etwas schöneres gesehen habe als diesen Streuner. Ein Gedanke, den ich nie laut aussprechen werde und der natürlich hochgradig verrückt ist. Doch er ist vorhanden und auch wenn irgendeine obskure Laune ihn mir in den Sinn kommen lässt, so empfinde ich es in diesem Moment tatsächlich so. Die Tatsache, dass der Köter weitaus weniger Widerstand leistet als ich erwartet habe, irritiert mich kurz. Selbst auf meine Ohrfeige hat er keineswegs so heftig reagiert wie ich vermutet hatte. Vielleicht weil ihn diese Tat genauso überraschte, wie sie mich überraschte? Mag sein. Scheinbar ist er durchaus bereit sich auf diese Welt einzulassen und zu lernen. Unwillkürlich kommt mir wieder der Vergleich zu einem Welpen in den Sinn, der sich gutgläubig und naiv in die Hände seines Herrn begibt. Zum Glück kann der Köter jetzt nicht sehen, dass mein Mundwinkel zucken und ich nicht anders kann als leicht zu lächeln. Gestern noch betrachtete ich diese Sache zwischen ihm und mir als reines Machtspielchen, bei dem das Machtgefälle eigentlich klar definiert ist. Doch nach seiner Reaktion gestern habe ich den Eindruck, dass es um weitaus mehr als das geht und seither versuche ich zu ergründen, was dies sein mag. Es kostet mich mehr Mühe als ich gedacht hätte, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Meine Hände zittern noch immer leicht als ich ihn am Kopf packe und diesen zurück ziehe, so dass er mich ansehen muss. Für den Bruchteil einer Sekunde irritiert mich der Blick seiner warmen braunen Augen und wäre ich nicht geübt darin, meine Emotionen zu verbergen, er würde mir ansehen, dass ich augenblicklich vielleicht genauso unsicher bin wie er. Aber ich bin der Herr und ich darf keine Schwäche zeigen. "Dann wirst du jetzt aufmerksam sein und lernen, was ich dir beibringe, Köter." zische ich ihn an. Er nicke. "Du willst doch deinen Herrn glücklich machen, oder?" Als er abermals nickt, schlägt mir das Herz bis zum Hals und ich kann nicht anders, ich streiche sanft mit den Fingerspitzen über seine Wange und die Berührung trifft uns beide. Ich verspüre ein leichtes Prickeln unter meinen Fingern und er schaudert leicht, ehe sich seine Wange fast schon in meine Hand schmiegt und in dem Moment begreife ich, dass ich genau das will. Ja, ich will mehr als nur mit ihm spielen. Ich will, dass das Hündchen sich mir hingibt. Mir, keinem anderen. Ganz und gar. Und eigentlich würde ich ihn jetzt zu gerne in meine Arme ziehen und den schönen Mund küssen, aber das wäre verfrüht, was ich mir widerwillig zurück ins Gedächnis rufen muss. Wie ich bereits Bakura erläutert habe, die Kunst besteht darin jemanden zu brechen und ihn gleichzeitig zu erheben, zu erreichen, dass derjenige sich fallen lässt und in diesem Augenblick über sich hinaus wächst. Und ich schätze, genau deshalb sind wir hier - ist er hier. So wenig ich von Laienpsychologie halte, langsam verstehe ich warum der Köter sich auf diese Nummer eingelassen hat und auch wenn Muto der Ansicht ist, dass ich dieses hübsche Spielzeug nicht verdiene, ich bin mir durchaus meiner Verantwortung bewusst. Kapitel 26: Atemlos ------------------- Lieber allmächtiger Vater oder wer sonst da oben so das sagen hat, auf was habe ich mich nur eingelassen? Ich glaube, ich verliere endgültig den Verstand! Moment, hab ich das nicht schon? Ähm... ja. Wenn man die Situation gerade bedenkt und dazu fügt, dass es nicht das erste Mal ist, dass ich mich in einer solchen wiederfinde, dann ja... hab ich meinen Verstand schon vor über einer Woche verloren. Keine Sorge, ich fang nicht an zu heulen und ich kippe auch nicht um oder so. Eigentlich will ich nur verstehen. Ja, das würde mir echt schon reichen. Oder nein, ich hätte gern eine logische oder zumindest halbwegs einleuchtende Erklärung für mein Verhalten. Nur, damit ich ne Ausrede hab, wenn jemals jemand von all dem hier erfahren sollte. Ich glaube nämlich, dass das auch Atemus Phantasie übersteigt. Kaiba verfügt jedenfalls über ein erschreckendes Potential. Aber bin ich nicht deshalb ausgerechnet bei ihm gelandet? Hm... wäre einleuchtend. Ich meine, man soll doch immer zum Besten gehen oder wie mein alter Herr es ausdrücken würde: "Man schlägt sich nicht mit Schmittchen rum, man geht gleich zum Schmitt" oder so was in der Art. Ach, was weiß ich denn? Ich bin nur ein armer, verwirrter Joey Wheeler, der gerade schwer atmen muss, weil Seto Kaiba dabei ist, mich in den Wahnsinn zu treiben. Kühle Finger massieren nämlich gerade eine sehr empfindsame Stelle. Den kleinen Wheeler und der, nun... wenn er noch härter wird, dann mach ich mir Gedanken. Könnt ihr euch diese Berührung vorstellen? Mann, seine Finger sind kühl, aber auf meinem erhitzten Körper stört das gerade gar nicht und es kostet mich wirklich alle Mühe nicht laut aufzustöhnen, denn er weiß genau was er tut. Sein Vorgehen ist routiniert und zeugt mal wieder von der unerschütterlichen Selbstsicherheit des allmächtigen Seto Kaibas. Und normalerweise würde ich auch laut aufstöhnen. Müsste ich sogar! Aber ich presse die Lippen aufeinander, denn Kaiba hat zwei deutliche Ansagen gemacht. Erstens, dass ich keinen Mucks von mir geben darf und zweitens, ist es mir verboten zu kommen. Very witzig, was? Ich hab auch im ersten Moment gelacht und ehe ich wusste was ich tat, ist mir rausgerutscht, dass das doch nicht sein Ernst sein könne. Aber was soll ich sagen, es war sein Ernst und ich schätze, ich verstehe auch warum. Denken ist zwar gerade nichts, dass mir leicht fällt, aber dass diese Nummer hier Sinn und Zweck hat, lässt sich nicht bestreiten. Meine Erregung wird dadurch nämlich ins unermessliche gesteigert. Wieder einmal kann ich nicht umhin festzustellen, dass Kaiba genau weiß was er tut. Was ich hier tue, nun, außer zu versuchen mich an seine Ansagen zu halten, weiß ich eben nicht. Aber allmählich begreife ich, dass meine Lust nicht auf Berührungen wie dieser gerade aufbaut, sondern auch auf der Sache an sich. Der ganzen Situation. Der Tatsache, dass ich mit meinem Stolz und meinem Widerwillen ringen muss und er beides unerbittlich in die Knie zu zwingen versucht. Oder versuche ich das letztlich? Es kommt mir fast so vor als würden wir wieder ein Duell führen und wieder unterliege ich. Nur, dass ich dieses Mal unterliegen will. Es mag paradox erscheinen, denn schließlich habe ich mir doch nie etwas sehnlicher gewünscht als diesen Arsch fertig zu machen, aber augenblicklich will ich mich ihm einfach nur... hingeben. Und mehr und mehr habe ich das Gefühl, mich fallen zu lassen. Ja, ich gebe immer mehr nach und ich tue es freiwillig, nicht weil er es befiehlt. Fragt jetzt bloß nicht, warum ich das bei Kaiba tun will, wenn ich genauso gut gerade mit Atemu hier sitzen könnte, was vielleicht mit Bezug auf unsere bisherige Beziehung logischer wäre. Ich schätze, es muss einfach so sein. Als sich seine Lippen auf meine legen, keuche ich in den Kuss. Seine Hand vollführt weiterhin die ruhige Bewegung, die mich langsam, aber sicher um den Verstand bringt. Fuck, das hier ist echt gut. Sollte man nicht meinen. Und gerade diese zwei Ansagen machen die Sache sogar noch besser. Als er seine Hand zurück zieht, verspüre ich erneut so was wie Enttäuschung. Gut, irgendwie bin ich auch erleichtert, denn lange hätte ich mich nicht mehr zurückhalten können. Er löst seine Lippen von meinen und ich atme erst einmal tief durch. Ich glaube, in dem Moment sehe ich ihn ziemlich verpeilt an. Ich habe das Gefühl als wäre ein seidiger Schleier über meine Augen gelegt worden. Kaibas Gesicht erscheint mit einem Mal weicher, schöner und ich schlucke schwer. Keine Ahnung wie ich kurz darauf in dem großen Bett lande. Ich bewege mich wie in Zeitlupe und ich würde vermuten, dass er mich dahin befördert hat. Naja, ist ja auch egal. Er ist sofort neben mir und mein Denken setzt wieder aus. Ich fühle nur und was ich fühle ist berauschend. Seine Berührungen sind ungewohnt sanft, was mir einen Schauder nach dem anderen über den Körper jagt. Mann, ich hätte echt nicht gedacht, dass er jemanden, etwas, mich so sanft berühren könnte. Bei der Härte, die er für gewöhnlich ausstrahlt, kann man das aber auch nicht vermuten. Doch gerade als ich mich daran gewöhne, werden seine Berührungen wieder fordernder, genau wie sein Kuss. Seine Hand wandert zu meinem Hals und ich keuche unwillkürlich auf. Für einen Moment öffne ich die Augen, starre schlagartig in funkelndes Blau und sein Blick scheint prüfend, als wolle er sicher gehen, dass er seine Strategie weiter verfolgen kann. Ich überlege ob ich etwas sagen soll und ehe ich mich versehe, flüstere ich auch schon: "Ich will dich." Drei Worte, die man seinem Erzfeind für gewöhnlich nicht unbedingt sagt. Es sei denn man schickt ein "tot sehen" oder so hinterher. Aber Nope, an so was denke ich gerade ganz und gar nicht. Es besteht auch keine Veranlassung. In diesem Augenblick spielt unsere Fehde mal wieder keinerlei Rolle. Komisch, ich könnte mich daran gewöhnen. Aber vermutlich ist mein Verstand gerade so benebelt, dass ich allem zustimmen würde. Seine Hände wandern begierig über meinen Körper und ich tue es ihm gleich. Ohne nachzudenken oder zu fragen nessele ich an den Knöpfen seines Hemdes. Gerade als meine Finger seine kühle Haut berühren, packt er mein Handgelenk. Fragend sehe ich ihn an, als Antwort legt er sie in seinen Schritt und ich schlucke unwillkürlich als ich seine Erregung spüre. Ich schätze, das sagt alles. Er nickt kaum merklich und ich versuche mit einer Hand diesen verflixten Gürtel zu öffnen. Kapitel 27: Geistesblitze (Kaiba´s Seite) ----------------------------------------- "Du hast also ein neues Spielzeug gefunden, Kaiba." Genervt verdrehe ich die Augen und ziehe an meiner Zigarette. Ich muss ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass er grinst. Tut er das nicht immer? Ohne eine Erwiderung abzuwarten, lässt er sich neben mir nieder und ich weiß, dass dies nicht sein letzter Kommentar zu diesem Thema war. "Ich muss sagen, eine interessante Wahl, wenn auch keine wirklich überraschende." Ich ziehe eine Braue hoch und bedenke ihn mit einem kühlen und gleichgültigen Blick. Als würde mich seine Meinung interessieren. Wesentlich interessanter ist, woher er davon weiß. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass Bakura ähnlich wie ich stets bestens informiert ist. Er ignoriert meinen giftigen Blick, nimmt einen Schluck von seinem Drink und leckt sich genießerisch über die Lippen. "Wie ich dich kenne, Kaiba, bist du keinesfalls bereit, aus dem Nähkästchen zu plaudern." Er seufzt theadralisch als würde er diesen Umstand tatsächlich bedauern. Ich überlege ob ich ihn scharf zurechtweisen soll oder es besser ist, ihn zu ignorieren. Beides ist in seinem Fall keine Lösung, die wirklich erfolgversprechend wäre. Er macht sich nicht das geringste daraus, ignoriert zu werden und meine sarkastischen Kommentare kümmern ihn nicht. Wahrscheinlich stehe ich aus diesem Grund nicht auf und gehe einfach. Bakura kann nämlich durchaus amüsant sein, wenn auch auf eine recht verrückte Art. Er mag es anders sehen, aber ich durchschaue ihn mittlerweile. Doch umgekehrt scheint es sich ähnlich zu verhalten. Wie hat er einmal so vergnügt bemerkt - wir beide seien uns gar nicht so unähnlich? In gewisser Weise mag da etwas dran sein, aber im Gegensatz zu ihm, funktioniert mein Gehirn perfekt. Bei ihm bin ich nicht so sicher. Abgesehen von seinem nervtötenden Gesülze über diesen Pharao, den er unbedingt in die Knie zwingen will und seiner Geltungssucht, haben wir wahrhaftig ein paar Gemeinsamkeiten, aber das macht uns noch lange nicht zu Freunden. Doch auch in der Hinsicht sind wir uns einig. Zudem finde ich ihn in seinen Bestrebungen Muto zu unterwerfen, fast schon vergnüglich und bei seiner Art von psychischer Störung ist es auch keineswegs verwunderlich, dass er an dieses Amenmärchen von Pharaoen und Schattenspielen glaubt. Manchmal hege ich den Verdacht, dass zwischen dem Spielezwerg und ihm irgendwas gravierendes vorgefallen ist, dass ihn das letzte bisschen Verstand genommen hat und diesen Hass in ihm aufsteigen ließ. "Ich schätze, es ist dir ein Vergnügen, das Hündchen zu brechen." Gelangweilt drücke ich meine Zigarette aus und greife nach meinem Glas. "Du solltest nicht von dir auf andere schließen, Bakura." Der Grauhaarig funkelt mich vergnügt an. "Oh ha, da hat aber jemand schlechte Laune. Spurt der Kläffer etwa nicht? Nun, vielleicht sollstest du doch einen meiner Ratschläge annehmen..." Ohne zu fragen, schnappt er sich mein Zigarettenetui und fischt sich eine raus. Ich ignoriere dieses unverschämte Vorgehen, denn ich weiß, dass er damit lediglich versucht mich zu provozieren und ein Seto Kaiba lässt sich nicht provozieren. Nicht von ihm. Dieses Recht ist eigentlich nur einem vorbehalten oder sollte man sagen, diese Gabe hat nur einer? Ich werfe ihm gleichgültig das Feuerzeug zu und er zündet sich die Zigarette an. Kurz leuchten seine Augen im Schein der Flamme und ich ahne, dass er sich wieder anschickt mir einen seiner Vorträge zu halten. "Wheeler ist ein widerspenstiges Exemplar." stellt er fest. "Mein Fall wäre das ja nicht, aber jedem das seine, nicht wahr?" Er kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich dieses Gerede keineswegs mit einem Kommentar würdigen werde, deshalb fährt er auch schon fort. "Es würde mich allerdings doch interessieren ob der große Seto Kaiba es schafft, den Straßenköter zu zähmen. Bislang warst du in der Hinsicht nicht unbedingt erfolgreich, mein Lieber." "Bislang habe ich es auch nicht ernsthaft versucht, falls dir das entgangen sein sollte. Oh, ich vergass, du warst ja zu sehr damit beschäftigt, gegen den Spielezwerg zu rebelieren, nicht wahr?" Wie immer bei der Erwähnung Mutos verdunkeln sich seine Augen schlagartig. Ich lache innerlich auf. Offiziell mag ich ja als Mutos Erzrivale gelten, dabei würde dieser Status Bakura viel eher gebühren. Und in dem Moment kommt mir eine Idee. "Da du ja scheinbar wie immer bestens informiert bist, wirst du auch wissen, wie es um Muto in dieser Angelegenheit bestellt ist." Zum ersten Mal erlebe ich, dass Bakura tatsächlich überrascht ist. Er versucht es zu verbergen, aber es gelingt ihm nicht. Er ist schließlich auch kein Seto Kaiba. Ich verziehe spöttisch den Mund. Tja, er mag gut sein, ich bin besser. Aber daran bestand noch nie der geringste Zweifel. Ich sehe wie es in seinen schwefligen Augen auflodert. Es ist nur ein kurzer Augenblick, aber er recht um mich sein Interesse an dieser Sache erkennen zu lassen. "Sag jetzt nicht, dass der Pharao auf den Hund gekommen ist." Er lacht herzhaft und versucht so die versteckte Frage zu überdecken. Ich lächele ihn kalt an. Gut, ich bin bereit mich auf das Spiel einzulassen. "So könnte man es durchaus ausdrücken." entgegne ich gelassen. Unsinnig ihn darauf hinzuweisen, dass mich sein Gerede über diesen Pseudopharao nervt. Das interessiert ihn nicht und es ist unmöglich ihn von der fixen Idee abzubringen. Genau wie Muto hält er beharrlich an dieser abstrusen Story fest. Aber augenblicklich ist mir das egal. Er bedenkt mich mit einem listigen Blick. "Und was unternimmst du in der Angelegenheit?" Ich lache trocken auf. "Wenn du tatsächlich denken solltest, dass ich es nötig habe, etwas zu unternehmen, dann bist du verrückter als ich dachte." Er zuckt mit den Schultern, scheint einen Moment nachzudenken und wieder leuchtet es listig in seinen Augen auf. "Dann gehst du davon aus, dass er dir keine Schwierigkeiten bereiten wird?" "Ich bitte dich." Bakura lacht. Und ich weiß, dass es in seinem Kopf gerade rattert. Und wie. Er sucht nach einem Weg wie er die neue Information gegen Muto nutzen kann. Nun, mir soll es gleich sein. Seine Spielchen mit Muto interessieren mich nicht. "Was auch immer in deinem Kopf gerade vorgehen mag, Bakura..." Ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu und ich weiß, dass dieser Wirkung zeigt. Selbst bei ihm. Das Grinsen verschwindet für einen Augenblick und er sieht mich lauernd an. "Lass Wheeler bei deinen Überlegungen außen vor, verstanden?" Mehr bedarf es nicht. Unnötig weitere Worte darüber zu verlieren. Ich weiß, dass er versteht was ich meine und es ist auch nicht von Nöten, ihm zu drohen. Er erwidert nichts darauf, bestätigt auch nicht ob er meine Aussage verstanden hat. Aber das habe ich keineswegs erwartet. Sein Blick sagt alles und die stumme Zustimmung darin, genügt mir vollkommen. Ich greife zu meinem Glas und nehme einen weiteren Schluck. Die Flüssigkeit rinnt über meine Kehle und brennt. Ein angenehmes Brennen, ich mag es. Wieder wanderen meine Gedanken zu Wheeler. Morgen werde ich ihn wiedersehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich dann überprüfen werde, was er bislang gelernt hat und dass er mich nicht enttäuschen soll. Ich bin gespannt, ob der Köter sich daran halten wird. Unwillkürlich muss ich lächeln. Ja, es ist wirklich erstaunlich, wieviel Freude mir der kleine Kläffer bereitet. Seit langem habe ich mich nicht mehr so lebendig gefühlt. Und ich hege den Verdacht, dass es ihm ähnlich geht. Natürlich ist das absurd, aber auch durchaus faszinierend. "Verrat mir eins, Kaiba, gedenkst du diesen Wheeler zu deinem Sklaven zu machen oder arbeitest du sogar schon daran?" Bakura mustert mich aufmerksam. Ich schenke ihm einen spöttischen Blick. Der Junge lernt es auch nie. Ich seufze kaum hörbar. "Sag mir einen Grund, warum ich dir diese Frage beantworten sollte!" Mein Gegenüber zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Reine Neugier." Das ist die schlichte Erwiderung, aber die Vergangenheit hat mich gelehrt, dass keine noch so schlichte Antwort wirklich so gemeint ist und Bakura kaufe ich dergleichen noch weniger ab als sonst jemandem. Daran ändert auch nicht seine zur Schau getragene Lässigkeit. Ich presse die Lippen aufeinander und bin mir wohl bewusst, dass er mich ganz genau zu studieren versucht. Warum auch immer, er versucht meine Beweggründe zu analysieren und ich denke nicht daran ihm dabei behilflich zu sein. Einen Moment sehen wir uns schweigend an. Dann leert er sein Glas, die Mundwinkel verziehen sich wieder zu diesem lauernden spöttlischen Grinsen und im nächsten Augenblick ist er auch schon auf den Beinen. "Nun, was auch immer du tust, ich wünsche dir viel Spaß. Ich werde mich jetzt mal um Ryou kümmern." Er lacht lauf auf und macht eine anzügliche Geste. Ich ziehe automatisch die Brauen zusammen. Der Kerl hat wirklich ein schweren psychischen Defekt und irgendwie bin ich etwas erleichtert als er wieder gegangen ist. Doch schlagartig kommt mir seine Frage wieder in den Sinn. Bislang habe ich noch nicht weiterreichend darüber nachgedacht, welchen Weg genau ich mit Wheeler einschlagen will. Nun, keineswegs den, welcher Bakura mit Ryou verfolgt. Nein, brechen will ich den Köter keineswegs. Ich weiß, dass ich es augenblicklich tun könnte und das Wissen genügt mir vollenst. Aber welchen dann? Im Grunde kenne ich die Antwort natürlich. Kapitel 28: Anfragen -------------------- "Na, Joey, wie geht es dir inzwischen?" Tea lächelt mich an und ich werde automatisch rot. Die Tatsache, dass ich mich ihr gegenüber unfreiwillig geoutet habe, naja, eigentlich hat sie das ja für mich übernommen, Danke nochmal, habe ich bis eben noch galant verdrängt. Viel zu sehr bin ich in Gedanken mit dem letzten Aufeinandertreffen mit Kaiba beschäftigt. Und Scheiße, auch jetzt muss ich daran denken. Ob ich noch mehr erröten kann? Tea´s Gesichtsausdruck nach zu urteilen ja. Ihr Lächeln wird nämlich eindeutig breiter. Ich kratze mir am Kopf. "Ähm, gut. Danke." Sie legt den Kopf schief und mustert mich. "Das freut mich für dich." sagt sie. "Hast du darüber nachgedacht, mit den anderen zu reden?" Hab ich das? Eigentlich nicht. Mit Atemu hab ich geredet, aber an Duke und Tristan hab ich gar nicht gedacht, von Yugi ganz zu schweigen, sofern dieser durch den Pharao noch nichts wissen sollte. "Also, eigentlich..." Sie unterbricht mich. Scheinbar ist mein Zögern offensichtlich. "Duke und Tristan machen sich echt Sorgen um dich. Ich glaube, sie wären beruhigt, wenn sie wüssten, dass du keine ernsthaften Probleme hast." Wie immer ist sie erschreckend pragmatisch und hat natürlich irgendwo Recht. Tristan spinnt sich ja schließlich schon das Verrückteste zusammen. Vielleicht wäre es wirklich besser, ihm zu sagen, dass ich keineswegs in Schwierigkeiten stecke. Ich seufze und Tea lächelt mich aufmunternd an. "Ich weiß, dass das sicher nicht so leicht ist, aber wir sind deine Freunde und du weißt doch, wir halten zusammen. Immer." Würde sie das auch sagen, wenn sie wüsste, dass ihr geliebter Pharao auf mich steht? Oder wenn ihr klar wäre, dass ich mit Kaiba... "Schon klar, Tea, aber naja... ich brauch noch ein wenig Zeit." Ich zucke unsicher mit den Schultern und hoffe, dass sie mich irgendwo versteht. Erleichtert stelle ich fest, dass dem der Fall ist. "Klar, Joey, das versteh ich. Aber vielleicht wäre es gut, wenn du Tristan schon mal ein wenig beruhigen würdest?" Ich nicke, auch wenn ich keinen Plan habe, wie ich das anstellen soll. Na, mir wird schon was einfallen. Damit ist das Thema zum Glück erst einmal vom Tisch, denn Tristan und Yugi bewegen sich auf uns zu. "Hallo Joey." Der Kleine grinst mich fröhlich an. Scheint echt so als habe er keinen Schimmer von dem Inhalt des Gespräches, dass ich mit Atemu geführt habe. Komischerweise erleichtert mich das nur bedingt. Tristan nickt mir zu und klopft mir im nächsten Moment auf die Schulter. "Na, Alter, alles senkrecht?" Ich nicke. Bislang war es so. Naja, halbwegs. Das folgende Gespräch dreht sich zum Glück nur um belangloses Zeugs und ich entspanne mich langsam wieder, fast vergesse ich sogar das ganze Chaos in meinem Kopf, was echt mal gut tut. Geht doch nichts über ein wenig plaudern über DuelMonsters, die aktuellen Kinofilme und Tristans Besuch bei der Verwandtschaft, um zu entspannen. Ok, es ist natürlich auch von Vorteil, dass Kaiba heute scheinbar nicht am Unterricht teilnehmen wird. Seine Gegenwart macht mich nämlich verlegen und das würde sicher auffallen. "Also, Joey?" höre ich Yugis Stimme plötzlich und merke, dass ich sanft von ihm zur Seite gezogen werde. Fragend sehe ich den Kleinen an. "Der Pharao würde später gerne nochmal kurz mit dir reden. Hast du heute Nachmittag Zeit vorbei zu kommen?" Ich schlucke. Atemu. Naja, war ja klar, dass das irgendwann kommt, auch wenn ich augenblicklich nicht so recht weiß, was ich davon zu halten habe. Ich nicke jedoch und Yugi lächelt. "Super, Danke." Ich befürchte mein Lächeln wirkt etwas gequält. Aber hey, wo liegt das Problem? Atemu ist mein Freund und er erwartet nichts von mir, hat er zumindest gesagt. Und was Kaiba anbelangt... ich kann immer noch sagen, dass ihn das einfach nichts angeht. Was will er dann machen? Vermutlich mache ich mich mal wieder sinnlos verrückt. Wahrscheinlich sogar. In letzter Zeit hab ich echt nen Hang dazu. Was allerdings auch irgendwo verständlich ist bei meiner Situation. Als der Unterricht beginnt, bin ich zum ersten Mal wirklich froh darüber. Trotzdem schaffe ich es nicht, dem Unterricht zu folgen. Gut, das ist jetzt nichts neues. Das gelingt mir echt selten, aber hey, der Unterricht ist in der Regel auch echt öde. Ist ja wohl klar, wo meine Gedanken hin wandern, oder? Ich weiß immer noch nicht, wie ich aus der Nummer schlau werden soll. Wenn ich in seiner Nähe bin, naja, dann erscheint alles ganz klar. Ok, ist vielleicht etwas übertrieben. Sagen wir halbwegs klar oder besser, dann weiß ich was ich will. Aber jetzt und hier... Mir kommt es fast vor als gäbe es zwei Joeys. Einer, der sich extrem zu Kaiba hingezogen fühlt und einer, der heillos überfordert ist damit und auch mit dem Rest. Als ich ihm sagte, dass ich ihn will, naja, da war es echt mein Ernst. Vollkommen und ohne Zweifel. Und fuck, es war auch toll... wie immer eigentlich, wenn wir diese Dinge tun, auch wenn ich anfangs einen komischen Beigeschmack habe. Und die Tatsache, dass er mich gefragt hat, was ich will, ich meine ob ich den Weg weiter gehen will oder nicht, das heißt doch, dass er es allein mir überlassen hat, oder? Für Kaiba´sche Verhältnisse sagt das doch schon was, finde ich. Kurz bevor ich gegangen bin, meinte er auch noch, dass wir uns das nächtste Mal eingehend unterhalten müssten. Keine Ahnung was das heißt oder was er gemeint hat. Darüber grübele ich auch die ganze Zeit nach. Was alles andere als gut ist. Nachdem ich nämlich schon einiges über diese Materie gelesen habe, kommen mir jetzt die verrücktesten Ideen in den Sinn. Zum Beispiel Sklavenverträge. Ja, so was gibt es. Die Dinger sind allerdings nicht rechtsgültig, aber egal. Hey, wir reden hier immerhin über Kaiba. Der liebt Verträge und so ein Zeug. Der steht voll auf so was. Ich hab mir mal so ein Beispielvertrag durchgelesen. Krass, sag ich euch. Echt krass! So was will er doch bestimm nicht, oder? Ich meine, so weit geht das Ganze dann doch nicht. Ach, was weiß ich denn. Ich glaube, ein Gespräch über diese Sache ist gar nicht mal so schlecht. Verflucht, damit hat der Arsch schon wieder Recht. Ich muss mich wohl daran gewöhnen. Kaiba hat immer Recht. Das ist eine unumstößliche Tatsache. So sicher wie das Amen in der Kirche oder die newton´sche Axiome. "Joey?" Es ist echt zum verflixt werden. Selbst wenn ich nicht an ihn denken will, denk ich an ihn und wenn ich an ihn denke, dann gluckst es in meinem Magen und ich hab fast das Gefühl, dass ich in vermisse. Nicht nur, die Sachen, die wir tun, sondern ihn und so abgedreht das Ganze auch sein mag, irgendwie passt es zwischen uns. Das werde ich wohl auch Atemu sagen müssen, aber das wird er natürlich nicht verstehen. Ich verstehe ja auch nicht, warum es ausgerechnet zwischen uns so gut passt. Wir sind ja nicht gerade bekannt dafür ein harmonisches Duo zu sein. "Joey?" Ob er so was schon oft gemacht hat? Erfahrung hat er ja eindeutig. Mann, der Kerl hat ja sogar ein Spielzimmer und auch nen Plan und... Bin ich der Einzige, mit dem er das momentan tun? Mit wem hat er vorher gespielt? Warum interessiert mich das überhaupt? Na, wenigstens will er nicht, dass ich ihn Master nenne. Das hab ich aber auch klar gestellt. So was ist nicht. Herr fällt mir ja schon schwer, aber es passt eben bei Pet-Play und der ganzen anderen Sache. Und ok, es passt auch zu ihm. Zu Atemu könnt ich das nie sagen, dabei war er ja einmal ein Pharao. "JOEY!!!" "Was?" Verwirrt sehe ich auf und blicke in Dukes grüne Augen. "Sag mal, Kumpel, was ist mit dir denn? Du bist ja in ganz anderen Sphären unterwegs." Er grinst mich an und ich schlucke. "Ähm..." "Hör mal, ich würd später gern mal mit dir reden. Unter vier Augen. Lässt sich das einrichten?" Ich glaube, ich nicke kaum merklich. "Gut, komm doch einfach heut Nachmittag bei mir vorbei. Ich bin zuhause." Ohne eine Antwort abzuwarten, wendet er mir den Rücken zu und ist verschwunden. Irritiert blicke ich ihm nach. Was kann der denn jetzt wollen? Scheint als hätte ich heute einiges an Programm vor mir. Ich seufze unwillkürlich. Atemu, Duke, Kaiba... Na, das wird sicher was werden. Manchmal bin ich echt ne arme Sau. Aber scheinbar bin ich auch eine gefragte. Kapitel 29: Offensive --------------------- Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass da so laufen würde. Nein, so habe ich mir das ganz und gar nicht vorgestellt. Ok, ich wusste, dass diese Unterhaltung nicht leicht werden würde und auch als ich bei Yugis Haus angekommen war, hatte ich noch immer keinen Plan was ich überhaupt zu Atemu sagen soll. Naja, ich hatte vor ihm erst einmal das Reden zu überlassen, immerhin wollte er mit mir reden. Trotzdem hatte ich ein komisches Gefühl bei dem Gedanken an die Unterhaltung, weil ich irgendwie ja ne Ahnung hatte, worauf es hinaus laufen würde. Tja, da habe ich mich gründlich geirrt. Mit meiner Ahnung lag ich falsch. Mit der Unterhaltung im Übrigen auch. Kaum hatte ich Yugis Zimmer betreten, stand ich auch schon Atemu gegenüber. Einen Moment sahen wir uns schweigend an. Ich glaube, es war mir deutlich anzusehen, dass ich mehr als nur nervös und unsicher war. "Joey." sagte der Pharao leise und ich schluckte schwer. "Hallo..." Dämliche Begrüßung, ich weiß. Aber Mann, was hätte ich denn sagen soll? In dem Moment kam ich mir echt strange vor. Ich meine, da stehe ich einem meiner besten Freunde gegenüber, der für mich große Gefühle hegt und ich, ich Idiot bin nicht in der Lage diese zu erwidern, nur weil ich auf Kaiba abfahre. Mann, ich bin echt ein Idiot. Es war echt ein merkwürdiges Gefühl ihm gegenüber zu stehen und ihm in die Augen zu blicken. Plötzlich war da dieses flaue Gefühl in meiner Magengegend und naja, ich wusste echt nicht was ich tun soll, aber da er nichts unternahm, um das Gespräch zu beginnen, dachte ich mir, dass ich es eben tun muss. "Also... naja... ich... ähm..." Ja ja, Glanzleistung. Sagt nichts. Aber weiter kam ich auch nicht. Denn der Pharao ließ mich gar nicht weiter reden. Mit einem Schritt war er bei mir und eine Sekunde später spürte ich nicht nur seine Hand in meinem Nacken, nein, seine Lippen waren auch schon auf meinen und ehe ich wusste, was da passiert, schlang er auch schon einen Arm um mich und zog mich näher an sich heran. An Reden war ab dem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Ok, die Tatsache, dass seine Zuge plötzlich ich meinem Mund steckte, erschwerte das natürlich ebenfalls. Und holla, was der mit seiner Zunge anstellen kann! Meine Mundhöhle wurde schlagartig in Besitz genommen und meine Zunge konnte gar nicht anders als sich auf ein Spiel mit seiner einzulassen. Ich sag doch, an Denken war nicht mehr zu denken. Zumal dann eine seiner Hände von meinem Rücken zu meiner Vorderseite wanderte und an einer pikanten Stelle ihr Ziel fand. Gut, da durchzucket mich dann doch ein Gedanke und ich keuchte auch auf. Im ersten Moment wollte ich zurück weichen, aber seine Hand in meinem Nacken hielt mich fest und Mann, ich hätte nicht gedacht, dass er so kräftig ist. Ich habe allerdings auch keinen so vehementen Widerstand geleistet. Als sich seine weichen Lippen von meinen lösten, schnappte ich erst einmal nach Luft. Violette Augen funkelten mich an und dann hörte ich ihn ziemlich heiser flüstern. "Du denkst, dass du dich entschieden hast, Joey, aber man sollte erst eine Entscheidung treffen, wenn man alle Angebote eingehend geprüft hat." Ich blinzelte, aber im nächsten Moment steckte seine Zunge auch schon wieder in meinem Mund und seine Hand fing an meine Erregung zu massieren. Ja, meine Erregung. Keine Ahnung woher die schlagartig kam. Naja, doch. Hey, ich bin ein Mann. Bei uns geht das schnell. Wenn man stimuliert wird sowieso und was soll ich sagen, ich wurde in dem Moment eindeutig stimuliert. Eindeutiger ging es fast nicht. Keuchen und die Augen schließen war das Einzige zu dem ich noch fähig war. Wie ich dann auf Yugis Bett gelandet bin, fragt mich nicht. Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich da und Atemu beugte sich über mich und ich sah ihn, glaube ich, ziemlich verdattert an. Aber der Pharao ließ mir keine Zeit Fragen zu stellen oder überhaupt etwas zu sagen. Seine Hände wanderten zielstrebig unter mein Shirt und zu meinen Brustwarzen. Naja, und seine Zunge fing an meinen Hals zu bearbeiten. "Atemu, ich..." Irgendwie wollte ich doch versuchen etwas zu sagen. Ja, ich hab es echt versucht, aber dann legte er nur einen Finger auf meine Lippen und gebot mir damit zu schweigen. "Nicht reden, Joey. Genieß es einfach." Seine Stimme klang nicht so wie die von Kaiba in dem Moment, auch wenn er seine Worte mit Bestimmtheit sagte und ich auch das Gefühl habe, dass da kein Platz für Widerspruch war, aber im Gegensatz zu Mr. Eistruhe hörte er sich keineswegs hart oder scharf an. Ich biss mir auf die Unterlippe. Zum einen, weil das Gefühl, dass er mit dem Bearbeiten meiner Brustwarzen auslöste, doch mehr als nur anregend war und zum anderen, weil ich versuchte so den Gedanken an Kaiba zu verdrängen. Hatte ich ihm gestern nicht gesagt, dass ich mich auf diesen Weg mit ihm einlassen will und hieß das nicht, dass er und ich...? Unwillkürlich versuchte ich mich aufzusetzen, doch Atemu drückte mich jäh zurück in die Kissen, dann glitt seinen Hand wieder zwischen meine Beine und als sie sich ihren Weg in meine Hose bahnte, naja, was soll ich sagen, ich vergass Kaiba nicht schlagartig, aber mein Widerstand wurde eindeutig erschüttert. Ich keuchte als seine Hand sich um meine Erregung schloss und ja, ich muss es zugeben, es war ein gutes Gefühl, ein verdammt gutes sogar. Mein Kopf sank zurück in die Kissen und ich schloss erneut die Augen. "Ich will dich, Joey." hörte ich hin leise sagen. Dann spürte ich seine Lippen auf meiner Haut. Warm und weich und mit sanftem Druck. Ein Schauder durchzuckte mich und ich glaube, ich stöhnte auch kurz auf. Ohne in seiner Bewegung inne zu halten, wanderte sein Mund langsam, aber unaufhaltsam von meiner Brust zu meinem Bauch und natürlich wusste ich, was ihr Ziel war. Erneut fragte ich mich, was ich hier eigentlich tue und das ich doch eigentlich aufspringen sollte, weil ich deshalb nun wirklich nicht hier war, aber da hatte sein Mund auch schon sein Ziel erreicht und begann mit seiner Arbeit. Selbst mit geschlossenen Augen glaubte ich Sternchen tanzen zu sehen und krallte mich schlagartig an dem Laken unter mir fest. Wow, das war echt... krass. Ja, krass. Ein Schauder folgte dem Nächsten und ehe ich mich versah, vergrub ich auch schon meine Hände in seinem Haar und ich glaube, mein Becken drängte sich ihm auch recht eindeutig entgegen. Doch als ich fühlte wie seine Hände über meine Schenkel wanderten, kamen mir schlagartig Kaibas Worte in den Sinn. "Sag dem Spinner, dass er seine Hände von dir lassen soll. Du bist mein Hündchen und ich teile nicht." Und sofort ging ein Ruck durch meinen Körper, der mich nicht nur die Augen öffnen ließ. Selbst Atemu spürte es und hielt inne. "Kaiba." presste ich hervor und blickte zu dem Pharao. Er hob den Kopf an und die schönen violetten Augen trafen mich wie ein Blitz. Ich schluckte und rutschte instinktiv ein Stück nach hinten. "Ich...ich kann das nicht, Atemu." hörte ich mich sagen und nahm nur dunkel wahr wie er sich langsam aufrichtete. "Joey..." hob er an, aber ich schüttelte den Kopf. Einen Moment später war ich wieder auf den Beinen. Gut, die waren weich wie Pudding, aber in dem Moment achtete ich keineswegs darauf. Mit fahrigen Fingern zog ich meine Hose wieder nach oben und schloss sie. "Ich kann das nicht." murmelte ich noch einmal, zumindest glaube ich, dass ich das getan habe. Eine Erwiderung hörte ich nicht mehr. Fluchtartig verließ ich Yugis Zimmer und auch das Haus und erst auf der Straße hielt ich an und atmete erst einmal durch. Ich zitterte leicht und glaubte noch immer seine Lippen auf meiner Haut zu spüren. Erst Minuten später ließ das Gefühl nach und naja, wieder einmal lief ich planlos durch die Gegend. Eigentlich hatte ich Duke gesagt, dass ich vorbei kommen wollte, aber daran konnte ich in dem Moment nicht einmal denken. Ich hatte mich fast von Atemu flachlegen lassen. Oh Mann. War doch klar, was passieren würde, wenn Kaiba das je herausfinden würde, oder? In der Hinsicht hatte er sich unmissverständlich ausgedrückt. Tja, aber daran wollte ich in dem Moment echt nicht denken, auch nicht daran, was Atemu nun von mir halten würde. Aber fuck, musste der auch so rangehen? Ok, mit den Angeboten prüfen hatte er ja irgendwo sogar Recht, aber naja... Kaiba hatte doch sowas wie mein Wort. Was er wohl jetzt von seinem Hündchen denken würde? Kapitel 30: Geständnisse ------------------------ "Alter, was für ne Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" Duke mustert mich mit einer Mischung aus Sorge und Verwunderung und schiebe mich einfach an ihm vorbei in die Wohnung. "Frag nicht." entgegne ich und er schließt die Tür. "Wie wär´s mit nem Bier?" fragt mich der Schwarzhaarige. Ich nicke. Vielleicht keine so schlechte Idee. Wortlos folge ich ihm in die Küche und lasse mich auf einem der Hocker nieder während er den Kühlschrank öffnet. Ich weiß nicht ob es eine gute Idee war zu Duke zu gehen, aber naja... besser als ziellos durch Domino zu laufen. Einen klaren Kopf bekommen ich momentan ohnehin nicht und ein Teil von mir hegt die stille Hoffnung, dass ein Gespräch mit Duke mich vielleicht ein wenig ablenkt. Er schiebt mir eine Flasche rüber, ich fange sie ab und öffne sie langsam. Er tut es mir gleich und lehnt sich dabei lässig an den Küchenschrank. "Willst du drüber reden?" fragt er und ich schüttele den Kopf ehe ich den nächsten Schluck Bier nehme. Normalerweise mag ich das Zeug nicht sonderlich, aber augenblicklich tut es echt gut. Für einen Moment herrscht Schweigen und ich schätze, dass Duke nicht so richtig weiß was er sagen soll. Gut, dann sind wir schon zwei, aber er wollte schließlich mit mir reden. Unwillkürlich muss ich an Atemu denken. Der wollte auch mit mir reden. Reden! Wenigstens muss ich mir in der Hinsicht keine Sorgen bei Duke machen. Er wird bestimmt nicht über mich herfallen. "Hör mal, Joey..." beginnt mein Gegenüber nach einer Weile und ich blicke langsam zu ihm auf. Seltsamerweise habe ich das Gefühl, dass er etwas verlegen ist, was echt mal merkwürdig ist. Duke und verlegen. Das habe ich bis dahin noch nie erlebt. Mann, Mann, langsam hab ich den Eindruck, dass nichts mehr so ist wie es mal war. Kenne ich die Leute in meinem Umfeld überhaupt wirklich? Oder werde ich einfach nur paranoid über dieser Sache? Ich erwidere nichts, warte einfach darauf, dass er fortfährt. Er nimmt einen großen Schluck, wiegt dann die Flasche nachdenklich in seiner Hand und ich habe das Gefühl, dass er meinem Blick ausweicht. Augenblicklich frage ich mich, was jetzt schon wieder ist. Unbehagen steigt in mir auf. Na toll, wahrscheinlich will er die Sache selbst in die Hand nehmen und mit mir reden, nachdem Tea es ja scheinbar nicht geschafft hat. Er weiß ja nichts von meinem Gespräch mit ihr. Innerlich mache ich mich also auf ein weiteres Verhör gefasst. Dieser Tag ist echt für den Arsch. Aber gut, das hier werde ich auch noch überleben. Ob ich das auf mein Treffen mit Kaiba später auch zu trifft... Ich schlucke unwillkürlich und versuche den Gedanken an den Penner so weit wie möglich nach hinten zu verschieben. Die ganze letzte Stunde habe ich über ihn nachgedacht, genauer gesagt, darüber ob ich ihm erzählen soll was zwischen Atemu und mir passiert ist... Zu einem Schluss bin ich allerdings nicht gekommen. Normalerweise bin ich ja dafür ehrlich zu sein, selbst bei Kaiba, aber keine Ahnung wie der Eisklotz dann reagiert. Vielleicht beendet er dann unsere Sache? Fuck, ich weiß echt nicht was ich tun soll. Aber zum Glück bleibt mir noch etwas Zeit. "Also, ich wollte dir etwas sagen..." hebt Duke an und ich sehe ihn fragend an. Ich glaube, er sieht die Unruhe und Skepsis in meinen Augen, jedenfalls habe ich den Eindruck, dass er sich unbehaglich fühlt, was ich aber nicht so ganz verstehe. "Dieser Film, den wir neulich gesehen haben..." Er sieht mich an und ich schätze, er versucht heraus zu finden ob ich weiß, was er meint. Als könnte ich das nicht wissen. Ich seufze und ich glaube, ich verziehe auch leicht den Mund. "Was ist damit?" brumme ich ihn an. Duke schluckt. "Der Film gehört nicht meinem Mitbewohner. Es ist mein Film." Kaum hat er die Worte ausgesprochen, nimmt er einen weiteren großen Schluck aus seiner Flasche und ich bin froh, dass ich nicht gerade am trinken war. Ich starre ihn ungläubig an. "Dein Film?" frage ich irritiert. Er nickt und hey, verfärben sich da gerade seine Wangen? Er nickt langsam. "Ja, es ist mein Film." bestätigt er. "Warum hast du das nicht gesagt?" will ich augenblicklich wissen und er seufzt. "Naja, so wie ihr reagiert habt... ich dachte, dass ihr... Mann, ich weiß doch wie Tristan ist. Und du hast auch entgeistert gewirkt... also dachte ich mir, ist es besser, wenn ich nicht sage, dass es meiner ist." erklärt er mir verlegen. Ok, das leuchtet ein. Ich hätte es wohl auch so gemacht. Aber warum sagt er mir das jetzt? Heißt das, dass Duke... Oh Mann. Ich bin echt im falschen Film! Das gibt es doch alles nicht. Ich sehe ihn weiterhin fassungslos an. "Heißt das, du stehst auf so ein Zeug?" Ich muss die Frage stellen, ist doch klar. Wieder nickt er langsam und ich glaube es einfach nicht. Ich meine, das hier ist Duke. Duke Devlin, der Womanizer überhaupt, der Kerl, der an jedem Finger zwei Hühner hat und er steht auf... Aber Moment, das heißt ja noch nicht, dass er auf das Gleiche abfährt wie ich oder auf Männer. "Du weißt, dass ich bei dem Thema ziemlich offen bin. Ich hab da auch eigentlich keine Probleme damit offen über Sex zu reden." höre ich ihn sagen und nicke automatisch. Stimmt, Duke ist in der Hinsicht echt freizügig, machmal sogar so anzüglich, dass es Tea und Yugi die Schamesröte nur so ins Gesicht treibt. "Ich experimentiere eben gerne." Er zuckt lässig mit den Schultern und ich glaube, er hat seine Selbstsicherheit wieder gefunden. "Und warum sagst du mir das jetzt?" frage ich immer noch irritiert. Er stellt die Flasche vor mir auf dem Tisch ab, stützt sich mit den Handflächen ab und beugt sich leicht zu mir rüber. "Weil ich denke, dass diese spezielle Sache dich auch interessiert. Zumindest schließe ich das aus deinem Verhalten in den letzten Tagen." antwortet er und mustert mich dabei genau. Ich kann es nicht verhindern, dass meine Wangen zu brennen beginnen. Genau wie bei dem Gespräch mit Tea bin ich auch jetzt nicht in der Lage, meine Gedanken zu verbergen. "Und ich hab Recht, oder?" hakt er nach. Ich seufze resignierend und nicke langsam. Duke nickt ebenfalls. "Deshalb bist du auch so durch den Wind, was?" Ich zucke leicht mit den Schultern. "Alter, keine Sorge, das hier bleibt natürlich unter uns. Da brauchst du dir keinen Kopf zu machen." meint er. Ich nicke wieder. "Was heißt das, du experimentierst?" will ich wissen. "Ich meine, hast du schon Mal so...?" Fuck, es gelingt mir nicht es auszusprechen, aber er versteht auch so. Auf seinem Gesicht erscheint ein breites Grinsen. Keine Spur von Verlegenheit. "Jepp, hab ich." gibt er offen zu und wieder kann ich nichts anderes tun als ihn anzustarren und scheinbar kann er meine nächsten Gedanken lesen. Unbekümmert zuckt er mit den Schultern. "Wie gesagt, ich bin da recht offen und probiere eben gern aus." fährt er fort. "Um ehrlich zu sein, Joey, ich bin bi." Oh Mann. Jetzt gerät mein Weltbild total aus den Fugen. Duke Devlin steht auch auf Männer! Gott, wenn Tristan das wüsste. Wäre ich nicht so tief in dieser Sache versunken, ich würde genau jetzt laut auflachen. Hysterisch lachen. Aber das tue ich nicht. Ich sehe ihn einfach nur an. Er grinst noch immer. "Hey, sieh mich an. Wäre doch schade, wenn ich nur die Damenwelt beglücken würde." Er lacht und ich stimme leicht unsicher mit ein. Typisch Duke. Gott, ich fasse es nicht. "Das heißt..." Ich weiß eigentlich gar nicht was ich sagen soll. Ich glaube, ich schüttele leicht unsicher den Kopf. "Frag mich nicht, wie es soweit gekommen ist, das kann ich dir nämlich nicht sagen." sagt er und wird schlagartig wieder ernst. "Ich hatte immer meinen Spaß und naja, meine Möglichkeiten waren grandios, aber das weißt du ja." Ich nicke. Klar weiß ich das. Duke ist neben Kaiba der Einzige an unserer Schule, der auch einen Fanclub hat. Allerdings reicht seiner keineswegs an den von Seto Kaiba heran. Nein, Kaiba ist auch in der Hinsicht ein Überflieger. Plötzlich wechselt er das Thema. "Der Film... er hat dir doch gefallen, oder?" fragt er und ich nicke widerwillig. Warum noch leugnen? Zumal er hier auch so ehrlich zu ir ist. "Wusst ich´s doch. Ich hatte gleich den Eindruck, dass du nach dem ersten Schock Gefallen daran gefunden hast." Er grinst wieder und greift zu seinem Bier. "Hey, das ist nicht schlimm. Es gibt echt ne Menge Leute, die auf so was stehen." Weiß ich längst, das muss er mir nicht sagen. "Tristan sicher nicht." entgegne ich dennoch und Duke lacht. "Nein, Tris ist in der Hinsicht... naja, er ist ein wenig verklemmt." erwidert er. "So kann man es auch ausdrücken." sage ich spöttisch. Duke zuckt nur mit den Schultern. "Ist ja seine Sache." Auch wieder wahr. "Das Thema beschäftigt dich demnach seit wir den Film gesehen haben, was?" Seine grünen Augen leuchten katzenhaft. Ich schlucke verlegen. "Ja." erwidere ich schlicht. "Hey, muss dir nicht peinlich sein, Joey." Ich seufze und weiß nicht was ich sagen soll. Diese neue Information... Ich verstehe langsam echt die Welt nicht mehr. Was passiert nur mit mir und meinem Leben? Das muss ein Traum sein. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Augenblicklich kommt mir allerdings eine Frage in den Sinn. Wie genau sehen Dukes Vorlieben aus? Ich meine, welchen Part übernimmt er dabei, wenn er das tut? Und fuck, warum interessiert mich das wirklich? Als hätte er meine Gedanken gelesen, beginnt er auch schon weiter zu reden. "Ich war irgendwann mal in so ner Bar, ein Spielclub wo man... naja, dort treffen sich Leute, die ähnliche Vorlieben haben. Männer und Frauen und ich war neugierig." erzählt er. Inzwischen hat er sich mir gegenüber auf einem der Hocker niedergelassen. "Ich wollte mir das Ganze mal live ansehen und was soll ich sagen... Gleich am ersten Abend fand ich jemanden, mit dem ich gespielt habe. Ich war selbst überrascht. Ging echt schnell, ich weiß auch nicht. Und naja, danach war klar, dass ich darauf stehe." Er greift erneut zu seiner Flasche und ich mustere ihn aufmerksam. "Was heißt das, du hast gespielt?" will ich wissen und hoffe insgeheim, dass er mir verrät wie seine Position dabei aussieht. Zu meiner Überraschung grinst er mich an. "Du willst wissen ob ich Top oder Bottom bevorzuge, was?" Klar, dass ich bei der Frage wieder rot werde. Verlegen senke ich den Blick, nicke aber und Duke versetzt mir einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen. "Na, was meinst du?" fragt er mich grinsend. Ich schlucke. Blöde Frage. Wenn ich jetzt was falsches sage... Aber er wartet gar nicht erst ab ob ich was erwidere. "Also, wenn ich mit nem Mann spiele, dann bin ich Bottom. Das geht bei mir auch nur mit nem anderen Kerl. Top kann ich nur bei ner Frau sein, frag aber nicht warum." erzählt er freimütig und im ersten Moment rechne ich damit, dass ich nach hinten weg kippe und auf dem Boden lande. Zu meiner eigenen Überraschung passiert nichts dergleiche. "Du lässt dich also..." Meine Stimme ist nur ein Krächzen. Er nickt. "Von nem Kerl lass ich mich dominieren, ja." beantwortet er meine unausgesprochene Frage. "Und wie sieht es bei dir aus, Joey?" Seine Züge sind ernst und ich weiß auch, dass er sich keineswegs über mich lustig macht mit dieser Frage, dennoch ist mir seltsam zumute. Wieder senke ich den Blick und bemerke aus dem Augenwinkel wie er nickt. "Verstehe, du also auch." Wider Erwarten grinst er nicht. Nein, er bleibt ernst. "Kein Grund rot zu werden, Wheeler." Wieder stupst er mich sanft an und ich lächele schwach. Duke Devlin lässt sich also von Männern dominieren. Oh Mann. Aber hey, ich bin auch nicht besser. Nur, dass ich mich nicht von irgendwelchen Männern dominieren lasse, sondern von Kaiba. "Ich schätze mal, du hast bislang noch nichts in der Hinsicht unternommen, Joey." Dukes Stimme reißt mich schlagartig aus meinen Gedanken. Fragend sehe ich ihn an. "Du hast es noch nicht ausgelebt, meine ich." Junge, wenn du wüsstest... Im ersten Moment überlege ich ob ich lügen soll. Aber angesichts der Tatsache, dass er so offen mit mir redet und ich irgendwie froh bin, dass ich nicht mehr allein auf verlorenem Posten stehe, entscheide ich mich dazu ehrlich zu sein, auch wenn ich ihm ganz sicher nicht die Wahrheit sagen werde. "Doch, hab ich." entgegne ich daher leise. Er sieht mich überrascht an. "Echt? Wow. Hätt ich nicht gedacht. Darf man fragen, mit wem? Scheinst ja echt schnell Nägel mit Köpfen gemacht zu haben!" Irgendwie habe ich fast das Gefühl, dass er beeindruckt ist. Ich lächele gequält. "Ach, das ergab sich mehr durch Zufall... Weiß auch nicht." weiche ich aus und zu meinem Glück versteht Duke den Wink. "Und ist das so ne Spielsache oder was ernstes?" hakt er weiter nach. Einen Moment sehe ich ihn fragend an, unsicher was er jetzt genau meint. "Na, du weißt schon, reine Spielsessions oder bist du eher für das volle Programm?" will er wissen. Weiterhin sehe ich ihn fragend an. Er seufzt. "Du weißt doch, dass es da Unterschiede gibt, oder Joey?" Ich nicke. Klar weiß ich das. Manche stehen darauf, die Kontrolle nur für ne Session abzugeben, andere wollen das eben 24/7 sprich immer. Oh, jetzt verstehe ich... darauf will er hinaus. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, momentan ist es wohl noch ein Spiel..." sage ich leise und er nickt. "Und mit dem Typen, ist das was ernstes?" fragt er weiter nach. Ich schlucke hart. Wieder brennen meine Wangen, noch heftiger als zuvor. "Ah ja. Verstehe, also was ernstes." Duke grinst. "Na, dann kann man wohl Glückwunsch sagen." Er prostet mir mit der Flasche zu. Ob er mich auch beglückwünschen würde, wenn er wüsste, wer mein Top ist? Mein Top. Ich schlucke schwer. Kaiba. Aber naja, es ist doch was ernstes, oder? Also, bei näherer Betrachtung ist dem doch so... Immerhin will er nicht, dass ich mit anderen spiele. Aber was ist mit ihm? Spielt er noch mit anderen? Ob ich ihn das fragen soll? Eigentlich dürfte er das ja nicht, also wenn es es nach mir geht, dann... Oh Gott, ich werde echt noch verrückt. "Und bei dir?" will ich wissen. Er seufzt. "Ich hatte ne zeitlang jemand festes, nen Top, aber naja... es hat dann irgendwann nicht mehr gepasst, weil unsere Vorstellungen sich nicht deckten." Jetzt bin ich es, der ihn neugierig mustert. Duke entgeht mein Blick keineswegs. "Bakura, wenn du´s genau wissen willst." Meine Kinnlade fällt schlagartig runter. "Bakura???" wiederhole ich fassungslos. "Jepp." bestätigt Duke grinsend. Er meint echt Bakura? Ryou´s durchgeknallten Yami? Diesen Psycho? Das kann doch nicht sein ernst sein? Aber Duke sieht nicht aus als würde er Spaß machen. "Der Kerl ist echt... krass." höre ich ihn sagen. "Ne Granate im Bett. Beim ersten Mal wurde ich fast ohnmächtig und das will was heißen." Er grinst noch immer und ich starre ihn fassungslos an. Oh Mann, das ist echt sein Ernst. Bakura! Ich fasse es nicht. Wie krank ist das denn? ´Ach, und wie verhält es sich dann mit Kaiba?´ fragt eine Stimme in meinem Kopf. Kaiba ist was anderes. Gut, er ist auch ein größenwahnsinniger Spinner, aber doch kein Vergleich zu Bakura. Kaiba hat schließlich auch seine guten Seiten, egal wie rücksichtslos er erscheinen mag, in seinem Kern ist er eigentlich doch ein guter Kerl, genau wie Yugi immer sagt. Nein, Kaiba ist ganz was anderes. Er mag ja ein Eisklotz sein, aber naja... "Wie bist du denn an den geraten?" will ich wissen. "Na, er hat mich in diesem Club aufgegabelt." kommt prompt die Antwort. "Hey, wir hatten ne echt wilde Zeit miteinander, aber naja, Bakura will sich eben nicht nur auf Spielsessions beschränken. Er bevorzugt das ganze Programm und das ist mir dann doch zu heftig. Zumal er auch ne stark ausgeprägte sadistische Ader hat und da reicht mein Funke Masochismus nicht aus." Er zuckt mit den Schultern und leert seine Flasche. "Auch noch eine?" will er wissen. Ich nicke und trinke meinen Rest in einem Zug leer. Kapitel 31: Grundlegendes Teil 1 -------------------------------- Kaum stehe ich ihm gegenüber schlägt mir mein Herz wieder bis zum Hals. Ich schlucke und habe dieses Mal sogar das Gefühl, dass meine Hände zu schwitzen beginnen. Verdammt. Muss er mich aber auch so ansehen? Der Blick sagt eindeutig "In den Staub, Unwürdiger." Es grenzt an ein Wunder, dass ich mich nicht längst auf den Boden geworfen habe und mich winde wie ein Wurm. Ich schätze, das tun die Leute, die er sonst damit bedenkt, unverzüglich. Ich aber schlucke nur schwer. Fuck, warum musste ich das mit Atemu auch machen? Echt! Ich hätte das nicht tun dürfen. Gott, mir graut wirklich vor seiner Reaktion, aber ich schätze, ich muss es ihm sagen. Zumal wir heute ja reden wollen, was sowieso nicht gerade leicht werden dürfte. Konversation ist bislang nie wirklich unser Ding gewesen. Mann, er wird austicken, wenn ich es ihm sage... "Unterlass es auf deiner Unterlippe zu kauen. Du erweckst den Eindruck, dass ich dich jeden Moment zu foltern beginne, dabei habe ich dir lediglich eine Unterredung angesagt." Beim Klang seiner Stimme zucke ich unwillkürlich zusammen, aber ich höre schlagartig damit auf, meine Lippe mit den Zähnen zu traktieren und naja, irgendwie läuft mir auch ein wohliger Schauder über den Rücken. Verrückt. Wer hätte gedacht, dass ich einmal so auf seine kühle Stimme reagieren würde? Bislang hat sie in mir stets das Bedürfnis geweckt, ihm eine reinzuhauen. Jetzt hätte ich gut Lust, ihm die Kleider vom Leib zur reißen. Ich glaube Duke hat Recht. Ein richtiger Top schafft es einen allein schon mit seiner Stimme zu dominieren ohne irgendwelche Hilfsmittel. Wisst ihr was verrückt ist? Nein, nicht die Tatsache, dass ich eben noch in Duke Devlins Küche saß und mit ihm über meine bzw. unsere Neigungen sinniert habe, sondern dass Duke dabei auf Kaiba zu sprechen kam. Gott, als ich seinen Namen aus Dukes Mund hörte, bin ich erst einmal ganz schön zusammen gezuckt. Zum Glück hat er das nicht bemerkt. Er war viel zu sehr mit seinem Gedanken beschäftigt. Mann, wenn der eine Ahnung gehabt hätte... Oh Mann. Und was er dann rausgehauen hat, ich meine, in Zusammenhang mit Kaiba. Leute, ich sag euch, ich hätte den Oscar verdient, denn ich hab es echt geschafft mir nichts anmerken zu lassen. Naja, fast nichts. Rot geworden bin ich, aber Duke hat es glücklicherweise anders interpretiert. Wisst ihr was er gesagt hat?? Wir waren gerade dabei uns über dominante Männer zu unterhalten und Duke hat ein wenig von Bakura erzählt und er meinte, dass es viele Typen gäbe, die denken, dass sie es drauf hätten und sich für die ach so tollen Master halten, in dem Club von dem er erzählt hat, würden eine Menge von dieser Sorte abhängen, aber sie hätten eigentlich keinerlei Plan. Ja, sie wären teilweise geradezu lächerlich. Würden sich strange Namen geben wie Master EvilDarkStar oder so, also voll fies und böse und dann hätten sie so ein Piepsstimmchen und würden wirklich denken, dass man umgehend vor ihnen auf die Knie sinken würde, nur weil sie einmal ne Peitsche knallen ließen und dabei noch Glück hätten, dass sie sich nicht selbst verletzten... Naja, egal. Worauf ich hinaus will, ist folgendes... Weißt du, Kaiba wäre eigentlich der perfekte Dom. Der müsste nicht mal groß etwas machen. Ein Blick, eine Geste würde genügen. Auf dem Gebiet wäre er der Champion und ich wette mit dir, dass niemand ihn je schlagen würde. Schade eigentlich, dass der Kerl so asexuell unterwegs ist. Ich meine, sieh ihn dir mal an. Heiß ist er, das muss man ihm lassen und bei der herrschsüchtigen Art... wow... Ich glaube, er würde sogar Bakura in die Knie zwingen können, wenn er wollte. Naja, wo er Recht hat, hat er Recht. So gesehen also kein Wunder, dass ich bei Mr. Eisklotz gelandet bin oder? Ich sag ja, der würde selbst Bin Laden auf die Knie zwingen können. Ich musste in dem Moment echt schwer nach Luft schnappen. Duke deutete das allerdings falsch und meinte, ich wäre entrüstet über seine Äußerung und einen Moment war er auch echt verlegen. Hey, nicht dass du jetzt sonst was von mir denkst, ich stehe nicht auf Kaiba, aber naja... Es würde mich schon interessieren wie der abgehen würde. Ich sag dir, Joey, ein Blick, und ich würde ihn wahrscheinlich anbetteln... Tja und da wurde Duke Devlin echt rot. Und ich sag euch, wenn ich ihn nicht so gut verstehen könnte, ich würde ihn damit bis zum Ende aller Tage aufziehen. Aber wie gesagt, er hat Recht und ich muss gestehen, für nen Moment war ich echt stolz. Immerhin genieße ich dieses Privileg. Ich meine, ich weiß, was mein Kaiba drauf hat. Mein Kaiba. Oh Mann, ich hab´s echt mal stark. Doch irgendwie stimmt es ja. Wenn ich sein Hündchen bin, dann ist er mein Kaiba. Logisch? Logisch! "Willst du etwas trinken, Wheeler?" höre ich ihn fragen und bin sofort wieder in der Gegenwart. Ich nicke einfach mal und er deutet mir an auf der Couch Platz zu nehmen. Jetzt erst merke ich, dass wir scheinbar in seinem Wohnzimmer sind. Huch, da bin ich ihm ja tatsächlich wie in Trance gefolgt. Ich schlucke unwillkürlich und beobachte, wie er via Haustelefon einem Dienstmädchen den Auftrag gibt, uns Getränke zu servieren. "Wheeler, versuch wenigstens den Eindruck zu erwecken, dass du nicht gleich aus den Latschen kippst. Deine Nervösität ist unbegründet und zerrt an meinen Geduldsfäden." meint er scharf und nimmt mir gegenüber Platz. Muss er so verdammt gutaussehen? Das ist momentan nicht unbedingt hilfreich. "Ähm... Kaiba?" hebe ich vorsichtig an, aber in diesem Moment klopft es an die Tür. Bei dem gebieterischen "Herein" läuft mir erneut ein Schauder über den Rücken. Zum Glück achtet er gerade nicht auf mich, sondern hat sich dem Dienstmädchen zugewandt, dass mit einem Tablett den Raum betritt und es auf einem Beistellttisch abstellt. Er nickt ihr kurz zu und sie verschwindet wieder. "Hier." Er reicht mir ein Glas. "Danke." Gott, meine Stimme ist jetzt schon so brüchig. Was wird das erst werden, wenn ich versuche ihm die Sache mit Atemu zu sagen? Soll ich es wirklich sagen? Verdammt, ich bin immer noch nicht sicher. "Gut, dann können wir jetzt anfangen." sagt er und ich nehme hastig einen Schluck aus meinem Glas. Seine Miene ist ausdruckslos und mein Herzschlag beschleunigt sich irgendwie immer mehr. Hoffentlich kippe ich nicht um! Das wäre zu peinlich. Mann, Joey, es ist nur ein Gespräch... Aber das gute Zureden hilft nicht wirklich. Wie auch? Ein Gespräch mit Kaiba ist nicht vergleichbar mit normalen Gesprächen. Vorsichtig sehe ich mich um. Notfalls könnte ich vielleicht über die Veranda entkommen. Ja, wenn ich schnell genug wäre... Verdammt, wem mach ich hier was vor? Ich will doch gar nicht weg. Eigentlich will ich... Unwillkürlich wandert mein Blick zu seinem Mund. Oh Mann, ich kann doch jetzt nicht ernsthaft daran denken, oder? Wie erbärmlich bin ich denn? Aber zu meinem Entsetzen reagiert mein Körper bereits. Verdammter Mist. Hoffentlich merkt er nicht, dass sich bei mir gerade was aufrichtet. "Ähm... ja." Irgendwie habe ich das Gefühl etwas sagen zu müssen. Leider fällt mir nichts passendes ein. Er schenkt mir einen sarkastischen Blick und ich lächele gequält. Mann, bin gespannt was er zu sagen hat. Er faltet die Hände und lehnt sich ihn seinem hohen Sessel zurück. Dabei behält er mich scharf im Auge und ich muss wohl nicht sagen, wie seltsam mir zumute ist! Erstaunlich, dass man auch dann noch geil sein kann, wenn man Angst hat, verwirrt ist und keinen Plan hat was als nächstes passieren wird. "Nachdem du dich beim letzten Mal eindeutig dazu entschieden hast, diesen Weg weiter fortzusetzen, halte ich es für angebracht, dass wir ein paar grundlegende Dinge klären." vernehme ich seine nüchterne Stimme und nicke automatisch. Keine Ahnung was er damit meint, aber es klingt irgendwie logisch. Doch ich rede ja auch mit Kaiba. Und hab ich nicht gesagt, dass er immer Recht hat? Also... Ne ganz logische Gleichung, nur das die Variabele Wheeler nicht so ganz mitkommt. Er hat eine Braue hochgezogen und beäugt mich mit diesem typischen Kaiba-Blick. "Ich gehe davon aus, dass du nicht ganz unbedarft bist, was die Materie anbelangt, in der wir uns bewegen, Wheeler." Ich weiß, dass es keine Frage ist, daher sage ich auch nichts. "Folglich stellt sich nach deiner Entscheidung die Frage, was du dir nun genau vorstellst. Ich denke, du weißt worauf ich hinaus will." Dieses Mal soll es wohl eine Frage sein. Ich nicke. Meine Kehle ist plötzlich wie zugeschnürt. Nun, das Thema habe ich vorhin noch mit Duke erörtert. Spielsessions oder mehr. Darauf will er doch hinaus, oder? "Also?" Scheinbar scheint er eine Antwort von mir zu erwarten. Mist, ich hatte eigentlich gehofft, dass er mir sagen würde, was ihm im Kopf rumschwebt, dann hätte ich darauf reagieren können. Ich weiß nämlich gerade gar nicht was ich sagen soll, geschweige denn was ich genau will. "Ähm... ich... also..." Ich breche ab und kaue schon wieder auf meiner Unterlippe. Aber sofort wird mir das bewusst und ich lächele ihn entschuldigend an. "Naja, weißt du... ich dachte..." Er stöhnt genervt auf. "Gut, du weißt es folglich nicht. Ich habe nichts anderes erwartet. Dann stelle ich dir jetzt eine einfache Frage, Köter, die sogar du mir beantworten kannst." "Hey!" Entrüstet funkele ich ihn an. "So leicht ist das jetzt echt nicht, Kaiba. Oder weißt du was du willst??" Ich grinse ihn herausfordernd an und echt Leute, ich hab keine Ahnung wie mir das eigentlich gelingt. Ich meine, ich bin verwirrt, hab ein schlechtes Gewissen und naja, erregt bin ich auch noch, aber Ha! ich schaffe es tatsächlich ihn anzufunkeln. Danke, gelobt sei der Herr. Etwas irritierend ist allerdings, dass mich das irgendwie auch wieder erregt... Egal. Er verzieht amüsiert die Lippen und Sekunden später erscheint ein Lächeln in seinem Gesicht. "Natürlich weiß ich das, Kläffer." erwidert er mit einer süffisanten Handbewegung. Erstaunt sehe ich ihn an. Oh, das hatte ich jetzt nicht erwartet, ich dachte er wäre genauso unschlüssig wie ich. Immerhin reden wir hier von mehr als nur gelegentlichen Spielsessions, oder? Ich schlucke unwillkürlich. "Echt?" frage ich erstaunt. Er nickt und bedenkt mich mit einem vergnügten Blick. "Ja, Wheeler." erwidert er lässig. "Und was willst du?" Mist, mein Herz... mein armes Herz. Ich werde bestimmt keine 80, wenn das so weitergeht. So wie meine Pumpe gerade rast, bin ich mir dessen echt mal sicher. Und es ist sicherlich auch nicht förderlich, dass er mein Herz mit seinen nächsten Worten fast zum Stillstand bringt. "Dich, Hündchen." sagt er vollkommen nüchtern. "Ich will dich und ich denke dabei an ein längerfristiges Arrangement. Bislang habe ich sehr viel Spaß mit dir, warum also diesen nur auf gelegentliche Spieleinheiten beschränken." Ich starre ihn ungläubig an. Hat er das gerade echt gesagt? Das klang ja fast schon... Oh Mann. Längerfristig. Er will mich längefristig. Und er hat Spaß mit mir... Meine Gedanken überschlagen sich. Es ist also tatsächlich was ernstes. Mehr als nur ein Spiel. Aber hey, das wusste ich doch, oder? Und wollte ich das nicht auch? "Und das heißt..." Ich kann nicht verhindern, dass ich mir wieder nervös auf die Unterlippe beiße. Er lacht. "Habe ich das nicht gerade gesagt?" Er seufzt. Verlegen kratze ich mir am Kopf. "Naja, eigentlich schon." gebe ich zu. "Nun?" "Heißt das auch, dass du nur mit mir... Ich meine, dass wir sonst mit keinem..." Ich wage es nicht den Satz zu beenden. Gott, der muss mich doch für gaga halten. Was versuche ich ihn da überhaupt zu fragen? Er hat doch gesagt, dass er nicht wünscht, dass irgendwer Hand an mich legt, schon gar nicht... Atemu. Fuck. Ich werde es ihm sagen müssen. "Das heißt, dass ich dein Herr bin. Ganz und gar und du ausschließlich und nur mir gehörst." höre ich ihn sagen. "Und was meine sonstigen Aktivitäten angelangt... Im Grunde gehen sie dich nichts an, aber da du dich scheinbar dafür interessierst, werde ich heute gnädig sein und dir deine Frage beantworten, auch wenn sie für einen Sklaven ungebührend ist. Zu den Regeln komme ich später noch ausführlich." Ich glaube, ich starre ihn noch immer an. Meine Augen fixieren ihn geradezu und ich sauge förmlich jedes Wort ein, dass er sagt. "Augenblicklich widme ich mich ausschließlich dir, Köter." fährt er fort. "Und solange du mir weiterhin Freude bereitest, wird sich daran wohl auch nichts ändern." Ich blinzele ungläubig. Er spielt nur mit mir? Wirklich? Mann, warum rührt mich das so? Warum bin ich plötzlich so erleichtert? "Akzeptierst du, Wheeler?" Fragt er das wirklich noch? Hey, das müsste doch offensichtlich sein. "Ja." Fuck, ist meine Stimme laut. Und toll, ich werde schon wieder rot. "Schön, dass du so enthusiastisch bist." Er lächelt zufrieden und nippt an seinem Glas. "Dann wäre das ja gekärt." Naja, nicht ganz. Ich hätte da nämlich noch was zu sagen. Nur hab ich gerade ne Scheißangst, dass das alles kaputt machen wird. Warum musste ich auch so einen Unsinn machen? "Ähm... Kaiba... da ist noch was, dass ich dir sagen muss..." Kapitel 32: Grundlegendes Teil 2 -------------------------------- Wie erwartet schnellt umgehend die rechte Braue in die Höhe und sein Blick fixiert mich. Ich schlucke und muss mich dazu zwingen, ihm im die Augen zu sehen. Ich weiß, dass ich es ihm sagen muss, es führt kein Weg daran vorbei, nicht nachdem was er gerade gesagt hat. Unsicher sehe ich auf meine Hände und suche nach den richtigen Worten. "Wheeler?" Seine Stimme verrät, dass er ungeduldig ist. Ich rutsche verlegen auf der Couch hin und her. "Ähm... ja." Wieder muss ich schlucken. Ich höre wie er scharf die Luft einzieht. "Spuck schon aus, was du mir zu sagen hast." fordert er mich auf und ich gebe mir einen Ruck. Es gibt doch ohnehin keinen anderen Weg. Warum es noch weiter hinaus zögern? "Ich... ich war vorhin bei At- Yugi." Meine Stimme klingt mehr als fremd. Ich höre mich an wie ein kaputter Roboter. Zaghaft wage ich es ihn anzusehen. Keine Regung, nichts. Er sieht mich nur an. "Und?" Ich seufze. "Ich... er... also... er wollte mit mir reden. Deshalb bin ich zu ihm und naja, als ich dort war... also da haben wir nicht geredet. Ich meine, ich wollte reden. Gut, ich hatte keine Ahnung was ich sagen soll und ähm... ich dachte er hätte was zu sagen, aber das hatte er nicht, also nicht wirklich, aber er hat mich... geküsst und dann... ich wollte eigentlich nicht, aber..." "Wheeler!" Ich zucke unwillkürlich zusammen als er mich unterbricht. Zu meiner Überraschung klingt er nicht wütend, nein, er hört sich vollkommen ruhig an. Fast gleichgültig, aber irgendwie macht mir das noch mehr Angst. "Komm auf den Punkt." befiehlt er. Sein Gesichtsausdruck ist unmöglich zu deuten. Sein Blick ruht vollkommen kühl auf mir. "Er hat mich geküsst und dann lag ich irgendwie auf Yugis Bett und er fing an..." Ich breche erneut ab und senke den Blick. Ich kann es nicht sagen. Er muss es doch auch so verstehen. Natürlich versteht er es. Was gibt es daran denn nicht zu verstehen? Ich wage es nicht ihn anzusehen. Stumm starre ich auf den Boden und merke erst jetzt, dass ich meine Hände zu Fäusten geballt habe und ich mir mit den Fingernägeln schmerzhaft in die Handflächen drücke. Alles an mir ist mit einem Mal verkraft. Mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren und ich glaube, ich versuche sogar die Luft anzuhalten während ich auf eine Reaktion seinerseits warte. Doch nichts. Kein Ton. Kein Muks. Er rührt sich scheinbar nicht einmal. Keine Ahnung wie lange ich so da sitze und das Gefühl habe, dass sich gleich ein Schwert auf mich niedersenkt und mir den Kopf abtrennt. Sekunden? Minuten? Unruhig kaue ich schon wieder auf meiner Unterlippe bis ich Blut schmecke. Dann vernehme ich ein Geräusch. Ich glaube, er erhebt sich. Ja, er steht auf. Ich halte gebannt die Luft an und höre wie der Boden leicht unter seinen Schritten knarrt. Er kommt auf mich zu. Zwei Schritte und seine Schuhe erscheinen in meinem Blickfeld. Mist, jetzt zittere ich auch noch. Ganz toll, Joey. Echt. Erst bring ich mich in den Schlamasel und dann... Ich höre wie er tief einatmet, vielleicht seufzt er auch. Ich bin nicht sicher. "Hast du ihm ausgerichtet, was ich dir neulich aufgetragen habe?" fragt er. Ich schüttele den Kopf und schlucke hart. "Warum nicht?" lautet die nächste Frage und ich weiß nicht was ich sagen soll. Warum habe ich es nicht getan? Es ist ja nicht so, dass ich es vergessen hätte. Ich weiß es nicht. Deshalb zucke ich auch mit den Schultern. "Sieh mich an, Köter." Wieder zucke ich bei den harschen Worten zusammen und es dauert einen Moment bis ich reagiere und den Kopf langsam hebe. Mein Blick trifft seinen sofort. Ob er wütend ist, lässt sich noch immer nicht deuten. Gleichgültig wirkt er jedoch nicht. Ich sehe wie seine Schläfen kaum merklich zucken. Doch Wut? "Kaiba, ich..." hebe ich automatisch an, aber eine simple Handbewegung seinerseits bringt mich sofort zum schweigen. Ich press die Lippen aufeinander, schmecke wieder mein eigenes Blut und blicke unsicher zu ihm auf. Wenn seine Mimik schon nicht zu deuten ist, mir müsste er ansehen wie ich mich gerade fühle. Und das es mir leid tut. Erneut vergehen ein paar Sekunden ehe er etwas sagt. Er scheint mich prüfend zu mustern und ich gebe mir Mühe seinem Blick stand zu halten. "Wie weit bist du gegangen?" fragt er weiter. Wieder schlucke ich hart und mein Hals beginnt langsam zu schmerzen. Ich suche nach den richtigen Worten, ohne zu wissen was ich genau sagen soll. Gut, ich weiß genau wie weit ich gegangen bin, aber... Scheinbar sieht er mir an, dass ich mit mir ringe und keine Ahnung habe, was ich sagen soll, denn er seufzt leise. "Dir ist hoffentlich klar, dass ich dich dafür bestrafen muss." sagt er schließlich und ich nicke, fast schon erleichtert. "Ja, ich weiß." erwidere ich. Sein Blick mustert mich erneut eingehend. "Du wirst ihm ausrichten, was ich gesagt habe. Wort für Wort." fährt er schließlich fort. "Hast du mich verstanden?" Ich nicke. "Da du es ihm zuvor nicht ausgerichtet hast, kann ich ihm wohl kaum einen Vorwurf machen." befindet er schließlich. Ich glaube, meine Augen weiten sich etwas vor Erstaunen. Noch immer klingt er nicht wirklich wütend, aber ich habe den Eindruck, dass er enttäuscht ist. Enttäuscht von mir. Und das versetzt mir einen Stich. Ich verspüre den Wunsch ihm zu sagen, dass ich das nicht wollte, dass ich ihn keineswegs enttäuschen wollte und auch nicht vorhatte ihm... Aber meine Kehle ist mit einem Mal wie zugeschnürt. Ich kann nichts anders tun als ihn ansehen. Er scheint derweil nachzudenken. "Ich bedauere, dass du mich gleich dazu zwingst, dich zu bestrafen." sagt er nach einer Weile und ich glaube ihm sogar. Noch immer hält er meinen Blick fest. "Komm mit, Hündchen." meint er schließlich und wendet sich ab. Ich erhebe mich langsam und folge ihm. Ich ahne wohin es gehen wird und ja, ich habe Recht. Er tritt hinaus auf den Flur und schickt sich an die Treppe hoch zu gehen. Ich folge ihm mit etwas Abstand. Ein paar Minuten später sind wir wieder in dem Spielzimmer und mein Herz schlägt noch immer viel zu schnell, aber die Angst ist verschwunden. Er hat mich nicht fortgeschickt. Er hat nicht gesagt, dass ich gehen soll. Gleichgültig was jetzt passiert, es kann nicht so schlimm sein, wie das was ich mir bereits ausgemalt habe. Und er hat ja Recht. Ich habe mich nicht an unsere Abmachung gehalten. "Zieh dich aus." Seine Stimme ist wieder vollkommen ruhig, fast unbeteiligt und dieses Mal zögere ich nicht, sondern leiste seinen Anweisungen sofort folge. Ich bemühe mich sogar mich zu beeilen. Als ich ihn ansehe, bemerke ich das Zeichen sofort und wieder reagiere ich unverzüglich und begebe mich auf die Knie. Er sagt nichts und ich schaudere leicht als er ein paar Schritte um mich herum macht. Ich bin gespannt was nun folgen wird. Ich habe eine Ahnung, aber ich weiß es nicht wirklich. Aus dem Augenwinkel nehme ich war, wie er zu dem kleinen Regal tritt und sofort rufe ich mir in Erinnerung was ich dort bei meinem ersten Besuch gesehen habe. Schlagartig werde ich unruhig, verspüre kurz sogar mehr als nur Unruhe, aber die Angst verfliegt sofort wieder. Duke hat gesagt, man müsse seinem Top vertrauen können. Das wäre eines der wichtigsten Dinge überhaupt. Vertraue ich ihm? Kaiba, meinem Erzfeind? Bislang habe ich es getan ohne auch nur nachzudenken. Ich meine, er hätte sonst was mit mir tun können und die meiste Zeit war ich so benebelt, dass ich gar nicht wusste was geschah. Wieder schlucke ich und mein Mund ist so trocken, dass es schmerzt. "Eigentlich wollte ich mir dir über die wichtigsten Regeln sprechen, die für unser Arrangement gelten und dir die Zeit geben, sie zu verinnerlichen. Doch da du mir gleich zu Beginn schon zuwider handelst, werde ich anders vorgehen müssen als geplant." erklärt er mir in ruhigem, sachlichen Ton. Ich nicke kaum merklich. "Im Grunde gibt es nur wenige Dinge an die du dich zu halten hast, Köter." fährt er fort und zu meiner eigenen Überraschung stelle ich fest, wie meine Unruhe verfliegt und etwas anderem Platz macht. Es ist verrückt, aber die Situation erregt mich. Paradox? Mit Sicherheit, aber wen kümmerts? Ihn nicht, mich auch nicht. Plötzlich spüre ich wie etwas meine Schulter streift und nein, es ist nicht seine Hand. Ich brauche einen Moment, bis ich realisiere, dass es Holz ist, ja... es fühlt sich an wie Holz, ein Holzstock. Scharf ziehe ich die Luft ein. Fast zärtlich streicht er damit über meine Schultern, meinen Nacken und meinen Rücken. Meine Haut prickelt unter der ungewohnten Berührung. Verrückt. Echt. Ich kann es nicht beschreiben... Ich sollte wohl eigentlich Angst haben, vielleicht sogar Panik bekommen. Immerhin hat er mir Strafe angedroht und jetzt hat er dieses Ding in der Hand, aber zu meiner Überraschung verspüre ich keine Angst. Eher etwas wie Erwartung. Wer von uns beiden wohl verrückter ist? Kaiba oder ich? Vermutlich spielt das überhaupt keine Rolle. "Du wirst dich in Zukunft an meine Anweisungen halten, Köter." Seine Stimme ist fast nur ein Flüstern und sie vermag es meine Nackenhaare stramm stehen zu lassen. Wieder nicke ich. "Und du wirst dafür Sorge tragen, dass niemand, schon gar nicht Yugi Muto, je wieder Hand an dich legt. Hast du mich verstanden? Du gehörst ausschließlich mir." Seine Stimme klingt jetzt eine Spur tiefer, heiserer und seine Worte üben eine seltsame Wirkung auf mich aus. "Verstanden." presse ich hervor. Noch immer liebkost er mich mit diesem Stock und ich schließe unwillkürlich die Augen. Dass mich Kaibas besitzergreifende Art jemals so triggern würde... Oh Mann. Aber hey, ich muss echt zugeben, es hat was. Vor allem die Ausdrücklichkeit, die in seinen Worten mitschwingt und naja, die Tatsache, dass er erneut Yugi oder besser Atemu erwähnt. Ob da jemand eifersüchtig ist? Quatsch. Warum sollte er eifersüchtig sein? "Ich denke fünf Schläge reichen für´s erste, aber nur, weil ich dir zugute halte, dass du es mir erzählt hast." höre ich ihn sagen. "Beug dich vor, Hündchen." Ich öffne die Augen, blinzele kurz und tue dann was er gesagt hat. Ich stütze mich auf meinen Unterarmen ab und für einen Moment kommt mir in den Sinn wie entwürdigend diese Position doch ist, doch der Gedanke verfliegt auch im gleichen Moment schon wieder. "Du weißt warum, ich dich bestrafen muss, Köter?" fragt er und wieder habe ich den Eindruck, dass irgendwas undefinierbares in seiner Stimme mitschwingt. Ich nicke. "Dann sag es." befiehlt er. "Weil ich ihm nicht ausgerichtet hab, was du gesagt hast und weil ich..." Ich breche ab. Nach wie vor kann ich es nicht sagen. Albern, was? "Du wirst laut mitzählen." meint er ruhig. "Vermassel es nicht, sonst müssen wir von vorne beginnen." "Für wie dämlich hältst du mich? Ich kann bis fünf zählen, keine Sorge." erwidere ich und kaum haben die Worte meinen Mund verlassen, könnte ich mir an den Kopf schlagen. Klasse, Joey. Genau die richtige Erwiderung. Ein Teil von mir rechnet fest damit, dass nun der erste Schlag erfolgen wird, aber zu meinem Erstaunen bleibt er aus. Stattdessen habe ich das Gefühl, dass er unterdrückt lacht. "Vorlaut wie immer, mein kleiner Kläffer." sagt er und dann ist es soweit. Ich höre wie der Stock durch die Luft saust und noch bevor er meine Haut berührt, weiß ich, dass es keineswegs angenehm sein wird. Und jepp, richtig. Ein Ziehen geht durch meinen Körper und im gleichen Moment verspüre ich auch schon ein Brennen. Ich keuche unwillkürlich auf und erinnere mich gerade noch rechtzeigtig daran, dass ich ja mitzählen soll. "Eins." presse ich hervor. "Brav." sagt er und verändert seine Position. Dann trifft mich der nächste Schlag. "Zwei." Na, wenigstens brennt jetzt mein ganzer Hintern. Scheißt, das Teil ist echt mal übel. Erinnert mich unweigerlich an den Kochlöffel mit dem mein alter Herr mir früher den Hintern versohlt hat, wenn ich ungezogen war. Er lässt ein paar Sekunden verstreichen, dann folgen Schlag drei und vier fast unmittelbar. Wieder keuche ich auf und Mann, das tut echt weh. Gut, es hat auch was durchaus anregendes, aber mehr als fünf Schläge würde ich mir wirklich nicht wünschen. Ich glaube, bei mir verhält es sich genauso wie bei Duke. Ich bin auch nicht wirklich masochistisch veranlagt für so ein Dauerprogramm. Unwillkürlich frage ich mich, was manche Leute daran finden, Stundenlang mit verschiedenen Hilfsmitteln traktiert zu werden. "Fünf." keuche ich als der letzte Schlag niedergesaust ist und stelle fest, dass diese Schläge ganz schön nachziehen. Mein Arsch brennt. Ob ich jetzt sitzen könnte? Mann, und das waren nur fünf Schläge. Krass. Noch während ich darüber nachdenke spüre ich seine Hand auf meinem Kopf. Seine Finger streicheln fast schon liebevoll über mein Haupt und im nächsten Moment nehme ich wahr, dass er neben mir in die Hocke gegangen ist. "Braves Hündchen." befindet er und ich drehe ihm schlagartig das Gesicht zu. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass ihm die Nummer keineswegs soviel Spaß gemacht hat wie man angesichts seiner Natur meinen könnte. Er schenkt mir sogar ein Lächeln und so verrückt das jetzt auch klingt, ich bin irgendwie stolz. Stolz auf mich. Stolz, weil ich das hier gemeistert habe und weil er mich gerade so ansieht als wäre er es auch. Dann liegen seine Lippen auf meinen und vergessen ist das Brennen, vergessen sind Atemu, der seltsame Nachmittag überhaupt und ein Schauder läuft mir über den Rücken. Er schmeckt süß und er riecht nach irgendwas herbem. Dieses Mal macht sich meine Zunge zuerst auf die Suche und sofort ist da dieses Prickeln, doch bevor ich es richtig genießen kann, zieht er sich zurück und seine Hand packt mich jäh ihm Nacken. "Lass das bloß nicht zur Angewohnheit werden, Wheeler. Es gibt vergnüglichere Dinge, die ich mit dir tun möchte." Waren seine Augen schon immer so blau und so tief? Fuck, ich habe gerade das Gefühl mich darin zu verlieren. "Ja." hauche ich ihm entgegen und mein Herz... nein, mein Magen, was weiß ich... etwas fühlt sich komisch an. Gebannt hänge ich an seinen Lippen und blicke ihnen nach als er sich langsam wieder erhebt. "Steh auf." befiehlt er und im nächsten Moment bin ich auch schon auf den Beinen und blicke noch immer in diese Augen, die eigentlich viel zu schön für einen Menschen sind. "Die wichtigste Regel überhaut, mein Hündchen, und die solltest du keinesfalls vergessen, lautet: Du gehörst mir." höre ich ihn sagen. Kapitel 33: Verlangen (Kaiba´s Seite) ------------------------------------- Dieser Köter ist wirklich erstaunlich... eine einzige Berührung genügt und sein Körper scheint zu beben. Dabei wandern meine Fingerspitzen gerade nur über seine Seite. Doch die Geste reicht schon aus um ihm ein lustvolles Stöhnen zu entlocken und zu meinem Vergnügen stelle ich fest, dass er die Augen geschlossen hat. Ich beuge mich ein wenig zu ihm und meine Zunge wandert langsam zu seinem Ohr. Ich weiß, dass es ihn verrückt macht, wenn ich sanft an seinem Ohrläppchen zu knabbern beginne und er nach kurzer Zeit ein schon fast flehendes Wimmern von sich gibt. Bakura hat Recht. Ich habe wirklich ein neues Spielzeug gefunden. Eines, dass mir sehr großes Vergnügen bereitet. Selbst wenn es einfach nur daliegt und sich meinen Berührungen hingibt. Dabei sollte ich ihm eigentlich die Arbeit überlassen. Seltsamerweise jedoch bereitet es mir Freude, ihm diese flehenden Laute zu entlocken, ja, zu sehen wie er sich unter meinen Händen aufbäumt bis seine Erregung so groß ist, dass er nicht mehr an sich halten kann. Dann öffnen sich seine Augen und er wirft mir einen Blick zu, der mir jedes Mal den Atem verschlägt. Wunderschöne braune Augen sehen mich mit einer Mischung aus Verlangen und Trotz an und ich weiß, dass es ihn Überwindung kostet, nach wie vor, dann auszusprechen was er möchte. Er mag sich ja auf dieses Spielchen, nein, auf mich eingelassen haben, aber einem Teil von ihm widerstrebt es nach wie vor, sich mir hinzugeben und doch kann er nicht anders. Er muss es und jedes Mal schwindet ein wenig mehr von seinem Widerstand. Ich liebe es diesen inneren Kampf zu beobachten, denn ich weiß, dass er es immer bis zum bitteren Ende hinauszögert, die unvermeidlichen Worte an mich, seinen Erzfeind zu richten. Und in diesen Momenten weiß ich, dass er mir gehört. Ganz und gar. Dass ich der Einzige bin, der ihm Erlösung verschaffen kann. Aber ist es umgekehrt nicht auch so? Meine Lippen legen sich auf seine und wie immer schmeckt er nach Vanille und einem Hauch Kirsche. Früher habe ich ihn und seine Kaugummikauerei verflucht, jetzt mag ich seinen Cherry-Atem und sauge ihn vollenst in mich ein. Sein Mund öffnet sich dem Drängen meiner Zunge willig und war er anfangs noch zögerlich, so ist er es inzwischen der immer öfter damit beginnt meine Zunge mit seiner zu massieren. Seine Arme schlingen sich um meinen Nacken und ich gebe dem sanften Druck nach, der mich nach unten zieht. Er keucht auf als ich seine Erregung streife und ich grinse in den Kuss. Ja, mein Hündchen bereitet mir großes Vergnügen. Deshalb werde ich es auch keineswegs dulden, dass Muto wieder Hand an ihn legt. Ich wusste bereits, dass irgendetwas vorgefallen sein muss, als er so unruhig auf der Couch hin und her rutschte. Ein Blick auf ihn genügte, um mir Sicherheit zu geben. In seinem Gesicht spiegelte sich allzu deutlich ab, dass er mehr als nur nervös war und es war ebenso offensichtlich, dass ihm etwas auf der Seele brannte. Es war eine logische Überlegung, dieses Verhalten mit Muto in Verbindung zu bringen. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, ihn darauf anzusprechen. Es wäre ein leichtes gewesen, diesen vermeintlichen Schuss ins Blaue zu wagen. Aber dann entschied ich mich dafür abzuwarten und zu sehen, ob er sein Gewissen erleichtern würde. Insgeheim hoffte ich, dass er es tun würde und siehe da. Mein Hündchen hat mich nicht enttäuscht. Ich wusste schließlich, dass er meine Ansage an Muto keineswegs übermittelt hatte. Ebenfalls eine logische Schlussfolgerung, wenn man Wheeler kennt. Und abzuschätzen, dass dieser Spielezwerg keineswegs bereit sein würde, mir kampflos das Feld zu überlassen, war ebenso offensichtlich wie vorhersehbar. Folglich hatte ich mit einer Attake gerechnet. Dennoch versetzte mir die Gewissheit einen leichten Stich. Einen Moment hatte ich sogar das Gefühl, dass meine Gleichgültigkeit von mir abfallen könnte, doch angesichts dieses nervösen, fast schon ängstlichen Bündels auf meinem Sofa, verrauchte die Wut schlagartig. Die Strafe musste natürlich sein, auch wenn sie keineswegs so hart war, wie er sie vielleicht verdient hatte. Von Bakura hätte er das Zehnfache kassiert, aber nun, ich bin nicht Bakura und ich weiß, dass der Köter die Lektion auch ohne züchtigende Strafe gelernt hätte. Wieder keucht er unter mir auf als meine Hand seine Erregung umschließt. Fast zeitgleich drängt er sich mehr entgegen und ich weiß, dass es jetzt nicht mehr lange dauern wird bis er den Punkt erreicht hat, an dem er bereit ist, seinen Stolz über Bord zu werfen. Er löst seine Umarmung bereits und ich weiß, wohin seine Hände nun wandern werden. "Dieser verfluchte Gürtel." höre ich ihn grummeln und lache. "Ungeduldig, Köter?" frage ich und er wirft mir einen giftigen Blick aus glasigen Augen zu, nur um mich einen Moment später triumphierend anzulächeln, weil es ihm doch gelungen ist, meine Hose zu öffnen. Wieder einmal kostet es mich ein bedenklich hohes Maß an Selbstbeherrschung nicht laut aufzustöhnen als seine Hand ihr Ziel erreicht hat. Wer beherrscht hier eigentlich wen? Ich presse meine Lippen erneut auf sein, um ein Stöhnen so zu unterdrücken und weiß doch, dass es auch mir nicht mehr lange gelingen wird mich zurückzuhalten. Ich will ihn. Von Mal zu Mal mehr. Und ich darf gar nicht daran denken, dass dieser verdammte Muto heute noch seine Finger an mein Hündchen gelegt hat. Das wird Konsequenzen haben. Ja, es hat Konsequenzen. Nicht, dass ich mir ernsthaft Sorgen machen würde, es geht um das Prinzip. Muto hat sich von meinen Sachen fernzuhalten und ich schätze, es bedarf eines Denkzettels. Aber zum Glück habe ich mir darüber ja bereits Gedanken gemacht. "Kaiba." raunt der Köter in mein Haar und ein Schauder wandert über meinen Rücken. Auch das überrascht mich immer wieder. Wie oft habe ich meinen Namen aus seinem Mund schon gehört? Wie oft hat er ihn mir verächtlich entgegen gespuckt? Und nun windet er sich erwartungsvoll unter mir und dieses Wort, mein Name, kommt lustvoll über seine schönen Lippen. Widerwillig löse ich mich von ihm und fange mir wieder einen giftigen Blick ein, denn ich galant ignoriere. Eine schnelle Bewegung und er liegt auf dem Bauch und wie immer reagiert der Köter schnell. Kaum eine Sekunde später ist er auf allen Vieren und ich muss unwillkürlich lächeln. Sanft, fast zaghaft streichele ich über seinen Rücken und er bäumt sich unter dieser Berührung erwartungsvoll auf. Ich muss sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass er sich gerade auf die Unterlippe beißt. Ich weiß es ebenso wie die Tatsache, dass er, sobald ich einen bestimmten Punkt mit meiner Hand berühre, schwerer atmen wird. "Na, was will mein Hündchen?" Eigentlich unnötig diese Frage zu stellen. Ich sehe es ihm nur allzudeutlich an. Mein Herzschlag beschleunigt sich erneut um ein, zwei Takte, nur um dann gespannt auszusetzen bis er seine Antwort geflüstert hat. "Dich." höre ich ihn sagen und das Gefühl, dass mich in diesem Moment erfüllt, kann ich nach wie vor nicht beschreiben. Fast könnte man meinen, dies allein genüge wirklich, um mich zu erregen und für einen Augenblick muss ich wirklich an mir halten, dass ich ihn nicht gleich einfach nehme. Nun bin ich es, der sich auf die Unterlippe beißt und es ist wohl Glück, dass er nicht bemerkt, dass meine Hände langsam zu zittern beginnen. Er fühlt nur die Berührung, die eine weitere Verheißung ist und an seiner Geduld zerrt. Gott, wie sehr ich diesen albernen, chaotischen Köter doch will. Und er hat keine Ahnung wieviel Kraft es mich gerade kostet der Versuchung zu widerstehen. Aber erst muss er es sagen. Ja, er muss erst bitten und für einen Moment kommt mir der Gedanke, dass dies eigentlich die neue Ebene unserer Duelle darstellt. Meine Selbstbeherrschung gegen Wheelers Stolz. Und genau wie bei DuelMonsters gewinne ich auch hier. "Bitte, Kaiba." presst er die erlösenden Worte hervor und ich atme erleichtert auf. Kapitel 34: Komplikationen -------------------------- "Heiße Nacht gehabt? Du grinst wie ein Honigkuchenpferd!" Duke zwinkert mir zu und ich funkele ihn an, kann allerdings nicht verhindern, dass ich rot werde, was seine Vermutung natürlich bestätigt. "Wusst ich´s doch!" meint er triumphierend und gerade als ich ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen verpassen will, taucht Tea auf. Fragend sieht sie Duke an. "Was wusstest du?" Wieder funkele ich Duke an und hoffe inständig, dass er jetzt nicht noch weiter die Klappe aufreißt. Er lacht. "Ach, nichts wichtiges, Tea." spielt er die Angelegenheit runter und ich entspanne mich wieder. Tea mustert uns trotzdem einen Moment, zuckt dann jedoch mit den Schultern und wechselt das Thema. "Habt ihr heute Abend schon was vor? Tristan, Yugi und ich wollen in die neue Bar am West End." fragt sie uns. Duke pfeift. "Hab schon davon gehört, soll ein guter Laden sein." erwidert er und sein Blick wandert zu mir. "Ich wäre dabei, was ist mit dir, Joey?" Ich schüttele den Kopf. "Sorry, hab schon was vor." Meine Worte haben natürlich Konsequenzen. Neugierig mustern mich jetzt zwei Augenpaare, aber im Gegensatz zu Tea grinst Duke mich anzüglich an. Ich versuche ihn zu ignorieren und mich auf Tea zu konzentrieren. "Ein Date?" fragt sie mich lächelnd. Ich seufze. "Wenn du´s so nennen willst." brumme ich leise und aus ihrem Lächeln wird ein fast schon radioaktives Strahlen. "Oh, das freut mich für dich. Habt ihr schon was spezielles vor? Ihr könntet ja auch..:" "Ja." falle ich ihr ins Wort bevor sie mir den Vorschlag machen kann, mich mit meinem Date der Truppe anzuschließen. Oh Mann. Allein der Gedanke daran... Nein, das ist unvorstellbar, unmöglich. Und es ist ja auch nicht wirklich ein Date. Oder doch? Hm... ich bin nicht sicher. Eigentlich hat Kaiba nur gesagt, dass wir heute Abend ausgehen werden. Er will mit mir in einen bestimmten Club. Ich schätze, in den Laden, von dem Duke bereits erzählt hat. Kann man das als Date bezeichnen? Ach, ist ja auch egal. "Schade, aber wenn du schon was vor hast... Dann wünsch ich dir jetzt schon mal viel Spaß heut Abend." Tea klingt eigentlich ganz normal, trotzdem hab ich ein komisches Gefühl und weiche ihrem Blick aus. Seit sie mich unfreiwillig geoutet hat, schaffe ich es ohnehin nur selten ihr in die Augen zu sehen. Immerzu muss ich dann an Atemu denken und naja, nach dem letzten Zwischenfall... Nein, nicht schon wieder daran denken. Da fällt mir ein... ich muss ja noch Kaiba´s Auftrag erledigen. Oh Mann. Auch daran will ich eigentlich nicht denken, aber ich werde es tun müssen. Seine Ansage was das anbelangt war eindeutig und er hat ja auch Recht. Ich meine, ich muss Atemu sagen, dass so was nicht mehr passieren darf, immerhin sind Kaiba und ich jetzt... Ich werde ihm Kaiba´s Ansage Wort für Wort ausrichten müssen. Da führt kein Weg dran vorbei. "Wo ist Yugi eigentlich?" frage ich daher. "Tristan und er sind noch in der Klasse." antwortet Tea. Ich nicke. "Ich geh mal zu ihm." erkläre ich und setze mich in Bewegung ehe Duke oder Tea noch etwas sagen können. Keine Ahnung wie der Pharao Kaiba´s Worte auffassen wird. Ich schätze, begeistert wird er nicht sein, aber naja, es ist wie es ist. Ich meine, ich habe mich entschieden und das muss er doch verstehen, oder? Ob das Auswirkungen auf unsere Freundschaft haben wird? Wahrscheinlich. Verdammt. Warum muss diese Sache auch so kompliziert sein? Als ich den Klassenraum betrete, weiß ich noch immer nicht genau wie ich das Ganze anpacken soll. Yugi blickt auf und winkt mir zu. "Hey Joey." Er lächelt mich an. "Hey Kumpel." erwidere ich. "Kann ich dich mal kurz sprechen?" Hoffentlich klingt meine Stimme nicht so unsicher wie ich mich gerade fühle. Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Mein Anliegen scheint weder ihn noch Tristan zu verwundern. Yugi strahlt mich noch immer an. "Klar, Joey. Was ist denn?" will der Kleine wissen. "Ähm... unter vier Augen." erwidere ich leise und nun scheine ich ihn doch zu überraschen. Auch Tristan sieht mich etwas irritiert an. Wenigstens ist Kaiba nicht in der Nähe. Trotz der Überraschung zögert der Kleine keineswegs. Er erhebt sich von seinem Stuhl. "Ok." meint er. Tristan steht ebenfalls auf. "Soll ich draußen warten?" fragt er. Ich nicke. "Das wäre nett." Tristan nickt leicht, wirft mir noch einen kurzen Blick zu und verlässt dann die Klasse. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, zucke ich leicht zusammen, was Yugi nicht entgeht. "Was hast du denn, Joey? Du siehst so ernst aus." meint Yugi besorgt. Ich versuche ihn anzulächeln. "Ähm.. keine Sorge, es ist nichts. Und naja, eigentlich würd ich gern kurz mit dem Pharao reden, wenn das geht." entgegne ich. Einen Moment wird sein Blick ernst. Ich weiß, dass er sich jetzt sicher fragt, warum ich das will, aber Yugi wäre nicht Yugi, wenn er diese Frage laut aussprechen würde. Er zuckt leicht mit den Schultern. "Klar." Dann hat er auch schon sein Puzzel in der Hand und einen Augenblick später stehe ich Atemu gegenüber. Ich schlucke schwer als sein Blick mich trifft. "Joey..." Keine Ahnung ob die Situation ihn überrascht. Ich glaube nicht. Wahrscheinlich hat er mich erwartet, ich an seiner Stelle hätte das. Verlegen kratze ich mir den Kopf. "Ähm, hey..." Fuck, ich hab echt keinen Plan was ich sagen soll. "Du bist gestern sehr überstürzt gegangen." höre ich ihn sagen. Er klingt vollkommen ruhig, kein bisschen sauer oder so. Ich nicke. "Ja... so kann man´s wohl ausdrücken." stimme ich zu. Zu meiner Verwunderung lächelt er mich an. "Es tut mir leid, dass ich..." setze ich an, aber er fällt mir ins Wort. "Du musst dich nicht entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe." Ich starre ihn ungläubig an. Wow. Also damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Wieder schlucke ich. "Schon ok, also... ich kann ja verstehen... aber weißt du..." Ich beiße mir auf die Unterlippe und suche nach den richtigen Worten. Er sieht mich dabei geduldig an. "Kaiba und ich... wir... also..." Wieder breche ich ab. Mann, warum ist das so schwer? "Kaiba hat dich also schon im Griff." stellt der Pharao nüchtern fest. "Nein!" protestiere ich. "Nein, so ist das nicht. Er und ich... wir... ach, das ist kompliziert, aber ich... Also, ich hab ihm erzählt, was gestern war und naja... es hat ihm nicht gefallen und er..." "Und er will, dass ich meine Finger von dir lasse, oder?" beendet er meinen Satz. Ich nicke. "Ja." stimme ich zu und einen Moment herrscht Schweigen. Sein Blick ruht weiterhin auf mir und ich kann den Ausdruck seiner Augen nicht wirklich deuten. Er scheint zu überlegen. "Du weißt, was ich für dich empfinde, Joey." sagt er schließlich. Ich nicke wieder. "Das lässt sich nicht einfach abstellen." Ich seufze. "Ich weiß. Und es tut mir leid, aber..." "Ist es wirklich das was du willst? Hast du dir das gut überlegt?" "Ja." ist meine schlichte Antwort. Er mustert mich einen Moment eingehend und ich versuche ihn fest und entschlossen anzusehen. Ich bin sicher, dass er mir meine Entschlossenheit nicht abkauft und naja, ich habe mir die Sache nicht gut überlegt. Ich handele eigentlich rein aus dem Bauch herau. Nach Gefühl. Aber so mache ich es eigentlich immer, oder? "Joey, ich bezweifle, dass du weißt worauf du dich eingelassen hast." sagt er schließlich. "Aber gut. Ich kann nicht ändern, dass du augenblicklich so denkst. Doch das heißt nicht, dass ich mich schon geschlagen gebe. Das kannst du auch gerne Kaiba ausrichten." Ich schlucke. Was meint er damit? Ich bin nicht sicher ob ich ihn verstehe. Das hier ist doch kein Duell. "Atemu, ich..." Ein Schritt und er ist bei mir. Ich fühle seinen warmen Atem auf meiner Haut. Sofort beschleunigt sich mein Herzschlag. Ich halte schlagartig inne und zum ersten Mal fühle ich mich in seiner Gegenwart unbehaglich. Der Pharao, der mir jetzt gegenübersteht, nun... das ist echt ein Pharao. Mit genau diesem Ausdruck hat er sicher über sein Reich geherrscht. Die Dominanz in seinen Augen steht Kaiba in nichts nach. Mit einem Mal bin ich unfähig mich zu rühren. Mein Körper scheint wie erstarrt und zu meinem Entsetzen sehe ich wie er sich langsam zu mir beugt. "Atemu." flüstere ich und er lächelt. Schon wieder läuft alles anders als ich es mir gedacht habe. Verdammt! Warum versteht er denn nicht, dass ich... Und warum kann ich nichts sagen? Mich nicht rühren? Fast rechne ich schon damit, dass er mich gleich küssen wird und ich bin außer Stande mich dagegen zu wehren, doch dann höre ich wie die Tür geöffnet wird und im nächsten Moment auch eine Stimme. Tristan. Atemu richtet sich langsam wieder auf und für ein paar Sekunden sehen wir uns an. Keiner von uns achtet auf Tristan, der irritiert in der Tür steht. "Ähm... Leute?" Ich warte nicht mehr ab ob Atemu auf sein Erscheinen reagiert, ich wende mich um und bin eine Sekunde später auf dem Flur. Wieder stürze ich davon als wäre der Teufel hinter mir her und knalle nach wenigen Schritten mit Duke zusammen. Aber davon lasse ich mich nicht aufhalten. Ohne ein Wort rausche ich an ihm vorbei. Ich muss weg, irgendwohin, bin viel zu verwirrt um klar zu denken. "Joey, was zum-" Duke ruft mir nach, aber im nächsten Augenblick bin ich auch schon auf der Schultoilette und atme tief durch. Oh Mann. Das hier wächst mir immer mehr über den Kopf. Der Pharao wollte mich tatsächlich wieder küssen, obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich das nicht will. Scheinbar interessiert es ihn nicht, dass ich mich längst entschieden habe. Er scheint das als eine Art Wettstreit zu sehen und ja, er ist wohl auch der Ansicht, dass ich nicht weiß was ich tue und... fuck. "Joey? Was ist los?" Ich habe gar nicht bemerkt, dass Duke mir gefolgt ist. Ich schlucke und versuche mich zu sammeln, ehe ich den Blick hebe und ihn ansehe. Er wirkt verwirrt und auch besorgt. Ich seufze. Toll, jetzt darf ich mir auch noch was einfallen lassen, um mein Verhalten zu erklären. Hoffentlich hat Tea meine stürmische Flucht nicht bemerkt. Ich bin aber auch zu albern. Laufe weg wie... wie ein Mädchen. Schlimmer noch. Ich führe mich auf wie eine alberne Gans. Das ist doch echt lächerlich und unwillkürlich muss ich lachen, weil das Ganze einfach zu verrückt ist. Was Tristan jetzt wohl denken mag? "Joey, du benimmst dich echt merkwürdig." stellt Duke neben mir fest und mustert mich skeptisch. Augenblicklich werde ich wieder ernst. Ich straffe meine Schultern und überlege mir was ich ihm sagen soll, da stellt er auch seine nächste Frage. "Was sollte das denn gerade?" Ich weiß nicht ob er meine Flucht aus dem Klassenraum meint oder meinen fast schon hysterischen Lachanfall. Aber noch weniger weiß ich, was ich sagen soll. "Joey?" Duke fixiert mich und wartet natürlich auf eine Antwort. "Glaub mir, das willst du gar nicht wissen." sage ich. "Jetzt sag schon was Sache ist, Kumpel. Ich dachte, nach gestern..." Er beendet den Satz nicht, aber ich verstehe auch so. Unruhig kaue ich auf meiner Unterlippe. Gestern war er sehr ehrlich zu mir. Weitaus ehrlicher und offener als er hätte sein müssen. "Das glaubst du mir nie im Leben." hebe ich an, doch er grinst. "Du würdest dich wundern, was ich mir alles vorstellen kann... Also, spucks aus." Keine Ahnung warum, aber aus irgendeinem Grund tue ich es tatsächlich. "Der Pharao... er steht auf mich." höre ich mich sagen und sehe wie Dukes Augen sich sofort erstaunt weiten. "Was?" fragt er und sieht mich irritiert an. Ich nicke. "Heißt das, Atemu und du, ihr seid..." Ich schüttele den Kopf. "Nein. Er ist nicht mein... Er ist es nicht." Duke blinzelt verwirrt. Ich seufze. "Ich hab dir doch erzählt, dass da jemand ist, mit dem... naja... jemand festes, könnte man sagen." Er nickt. "Jepp, hast du. Sorry, Joey, ich verstehe nicht ganz." Glaub ich gerne. Ich verstehe ehrlich gesagt auch wirklich. "Diese Sache... sie ist was festes. Seit gestern Abend." versuche ich ihm die Situation zu erklären ohne Kaibas Namen zu nennen. Das wäre zuviel des Guten. Duke nickt wieder. "Verstehe, deshalb hast du den ganzen Morgen auch so gegrinst. Aber was hat das jetzt mit Atemu zu tun?" Wieder seufze ich. "Er steht auf mich." wiederhole ich meine anfänglichen Worte. "Und naja, scheinbar will er..." Ich zucke mit den Schultern und hoffe, dass bei Duke langsam der Groschen fällt, was auch der Fall ist. Einen Moment sieht er mich noch verständnislos an, dann gibt er ein "Oh." von sich. Ich nicke. "Oh trifft es ganz gut." Ich grinse schief. "Mann, das ist echt mal... krass." Duke pfeift. "Hast du ihm gesagt, dass da jemand anderes ist?" Ich nicke. "Gerade eben." Wieder sieht er mich erstaunt an. "Und???" "Und scheinbar gibt er sich nicht so leicht geschlagen." erwidere ich, was eigentlich alles sagen müsste. "Naja, aber wenn du keine Gefühle für ihn hast und einen anderen liebst... Ich meine, da kann er doch nichts dran ändern. Pech für ihn, würde ich sagen. Aber hey, ich hätte nicht gedacht, dass Atemu... Oh Mann, Tea wird der Schlag treffen." Ich nicke. Allerdings ist Tea gerade mein geringstes Problem. Duke hat allerdings Recht und das müsste dem Pharao doch auch einleuchten, oder? Seine Gefühle in allen Ehren, aber ich kann doch nichts dafür, dass ich sie nicht erwidere und dazu zwingen kann er mich auch nicht und überhaupt... Moment! Ich starre Duke an und sofort hallen seine letzten Worte in meinem Kopf wider. ... und einen anderen liebst... So ist das ja nicht. Ich bin schließlich nicht in Kaiba... Gott, allein der Gedanke! Nein, ich bin nicht verliebt. Oder doch? Quatsch. Unser Arrangement hat schließlich nichts mit Gefühlen zu tun. "Joey?" Wieder sieht er mich besorgt an. Gut, ich muss gerade auch einen ziemlich bescheuerten Anblick bieten. "Ich liebe nicht." presse ich hervor und er sieht mich irritiert an. "Ich liebe nicht." wiederhole ich so fest ich kann. "Aber du bist doch jetzt in festen Händen?! Joey, ich verstehe nur Bahnhof." meint Duke und es ist ihm deutlich anzusehen, dass er verwirrt ist. Tja, dann sind wir schon zwei. Willkommen im Club. Fuck, ich glaube, ich sollte mich hinsetzen. Mir wird gerade ganz komisch. Kapitel 35: Theorien á la Devlin -------------------------------- "Noch mal ganz langsam, zum mitdenken. Du bist fest mit jemandem zusammen, aber das ist nur ein Arrangement, dass auf euren sexuellen Vorlieben beruht, richtig soweit?" Ich nicke. "Ja, so kann man´s stehen lassen." Ist dem so? Ist es wirklich nur das? Nichts weiter? Natürlich ist es nur das!! Warum denke ich überhaupt darüber nach. Die Sache ist doch klar. Ich habe ne sexuelle Affinität zu Kaiba. Nicht mehr und nicht weniger. Reicht auch voll und ganz aus, oder? "Du hast demnach einen Top." redet er weiter und wieder nicke ich. "Und wer ist das? Wirst du mir das auch verraten?" Ich schüttele den Kopf und er seufzt. "Ok. Dann nicht. Auch wenn ich nicht so ganz verstehe, warum du so ein Geheimnis daraus machst. Aber egal... weiter im Text. Der Pharao hat sich in dich verliebt und hat ernsthaftes Interesse an dir." Wieder nicke ich. So liegen die Dinge. "Und er hat mir klar zu verstehen gegeben, dass er... naja... dass er sich nicht durch ein Nein abspeisen lässt." Ich schlucke unruhig. Ja, das hat Atemu gesagt, auch wenn ich nach wie vor nicht wirklich sicher bin wie er das gemeint hat. "Hm." macht Duke und ich sehe ihn fragend an. Er zuckt mit den Schultern. "Naja, vielleicht denkt er, dass er noch ne Chance hat, wenn du ja keine Gefühle für den andern hast." überlegt mein Gegenüber. Das leuchtet ein. Ich habe ihm ja gesagt, dass zwischen Kaiba und mir keine Gefühle im Spiel sind. Ok, folglich kann man vielleicht verstehen, warum er sich noch Hoffnung macht, oder? Zudem weiß er ja, dass ich Kaiba eigentlich hasse. Oh Mann. Warum muss das alles so kompliziert sein? "Und warum bist du abgehauen als wäre Luzifer persönlich hinter dir her?" will Duke wissen. "Weil er mich küssen wollte und naja..." Ich zucke hilflos mit den Schultern, aber Duke nickt schon. "Ok, verstehe. Ich schätze, dein Top hat dir die Ansage gemacht, dass dir Interaktionen mit anderen nicht gestattet sind, oder? Weiß er von Atemus Gefühlen für dich?" Ich nicke. "Ja, ich hab´s ihm gesagt." gebe ich zu. Duke runzelt die Stirn und sitzen wir uns schweigend gegenüber. Auch wenn ich jetzt schon weiß, dass er mir keine Hilfe bei diesem ganzen Chaos sein wird, tut es doch gut, offen mit jemandem zu reden, naja, halboffen. Kaiba werde ich nämlich garantiert nicht erwähnen. Aber das muss ich ja auch nicht. "Weiß Atemu von... naja, du weißt schon. Weiß er über deine Neigungen Bescheid?" fragt Duke weiter. Ich nicke. "Ja, wir haben vor ein paar Tagen darüber geredet. "Und?" "Ich würde sagen, Atemu bewegt sich auch auf dieser Ebene." erwidere ich. Duke schüttelt lachend den Kopf. "Oh Mann, das wird ja immer besser. Das heißt, er würde auch mit dir spielen wollen? Junge, Junge... da tun sich ja Abgründe auf. Aber naja, bei dem Pharao kann ich mir das auch gut vorstellen. Passt ja irgendwo." Er lacht wieder und ich verziehe den Mund. "Hey, das ist nicht witzig, Duke." "Sorry, Joey, ich finde schon, dass das lustig ist. Bis vor ein paar Tagen wusstest du noch nicht mal was Bdsm ist und jetzt.... jetzt hast du zwei Herren zur Auswahl. Da kann man ja neidisch werden." erwidert er. "Ich hab aber schon gewählt." erkläre ich giftig und er nickt. "Schon klar. Das hab ich verstanden." entgegnet er. "Aber naja... wenn du keine Gefühle für den anderen hast, warum hast du dann ihn gewählt, wenn ich fragen darf? Ich meine, Atemu ist doch ne heiße Socke und ich schätze, er hat es auf dem Gebiet auch drauf, immerhin war er ja mal Pharao, liegt ihm sicher im Blut." Duke zuckt wieder mit den Schultern. "Und ihr versteht euch doch auch. Mit ihm könntest du sozusagen auch spielen, oder?" Ich seufze gequält. "Klar könnte ich das." zische ich Duke an. "Ich will aber nicht." "Weil du den anderen willst." fügt Duke hinzu. "Ja." "Und warum?" Duke sieht mich fragend an. "Warum was?" fahre ich ihn an. "Warum willst du den anderen, wenn du keine Gefühle für ihn hast?" erklärt mir Duke seine Frage ausführlich. Ich seufze. "Ist das hier ein Verhör??? Es ist eben so. Basta." "Hey, Joey, komm mal wieder runter. Ich versuche doch nur dir zu helfen." Duke hebt beschlichtigend die Hände und ich bereue schlagartig, dass ich ihn so angefahren habe. Er weiß ja schließlich nicht, wer der andere ist. Aber aus irgendeinem Grund nerven mich diese Fragen gerade gewaltig. Zudem habe ich sie mir auch schon unzählige Male gestellt. Ich meine, es wäre doch eigentlich viel logischer, wenn ich mich mit Atemu zusammen tun würde. Duke hat mit allem Recht was er über den Pharao gesagt hat. Er ist heiß, ich mag ihn und ja, er würde sicher auch ein guter Herr sein. Aber irgendwas fehlt einfach. Ich weiß nicht was es ist, aber dieses etwas... Kaiba hat es. Atemu nicht. So einfach ist das Ganze. "Ich weiß doch auch nicht, Duke." gestehe ich seufzend. "Der andere... keine Ahnung, aber er triggert mich ungemein. Ein Blick genügt und BUMM!" Duke lächelt mich an. "Schon klar, der geht dir unter die Haut, oder? Und Atemu tut es eben nicht." Ich nicke. Ja, so kann man´s auch sagen. Kaiba geht mir unter die Haut. Und er geht mir nicht aus dem Kopf. So sieht es eben aus. "Tja, dann ist es eben nicht zu ändern und Atemu wird sich damit abfinden müssen." höre ich Duke sagen. "Ob er aufgibt oder nicht, spielt keine Rolle. Wenn es bei dir nicht Klick macht, dann kann er sein Glück bis in alle Ewigkeit versuchen. So was kann man schließlich nicht erzwingen. Entweder es passt oder eben nicht." Ich sehe ihn forschend an. "Kurz bevor ich mit Bakura zusammen kam, habe ich nen Typen kennengelernt, der wahnsinnig auf mich abfuhr. Ähnliche Kiste wie bei dir. Eigentlich der perfekte Partner, naja, auf jeden Fall passender als Bakura, wenn du verstehst was ich meine. Aber es hat einfach nicht gepasst. Das feeling hat gefehlt. Dieses Prickeln. Und bei Bakura war es eben da." Er zuckt mit den Schultern und bei ihm klingt das alles so leicht. Und irgendwie ergibt es auch Sinn was er sagt. Ich meine, er hat Recht. Ohne dieses gewisse Etwas, passt es eben nicht und auch wenn ich mir wünschen würde, dass dieses etwas bei Atemu da wäre, es ist nicht da. Das Gefühl fehlt und ohne Gefühl... Oh Mann, schon wieder. Verflucht, es geht nicht um Gefühle. Es geht um... Anziehungskraft. Schlichte, animalische Anziehungskraft. Ist doch so, oder? "Wenn du mich fragst, Joey, dann passt es bei dem anderen, weil die Gefühle stimmen." Dukes Stimme reißt mich schlagartig zurück in die Gegenwart. "Was???" Er seufzt. "Joey, ich kenne dich schon eine ganze Weile. Du bist der emotionale Typ und du machst nichts, wirklich nichts ohne irgendein Gefühl. Deshalb denke ich, dass auch bei deinem Arrangement mit diesem Typen Gefühle im Spiel sind. Keine Ahnung, was genau. Vielleicht Leidenschaft, vielleicht mehr... Aber vertrau mir, das ist sicher nicht nur ne rein sexuelle Kiste." Entgeistert starre ich Duke Devlin an, unfähig mich zu rühren oder gar etwas zu sagen. "Und was mich anbelangt, ich bin der Ansicht, dass solche Beziehungen oder Arrangements, wenn du es lieber so nennen willst, nur funktionieren, wenn Gefühle im Spiel sind. Bei Spielsessions ist es egal. Man trifft sich, hat Spaß und geht danach seiner Wege, aber wenn man sich ernsthaft auf diesen Weg begibt, dann kann man das nur mit jemandem machen, an dem einem auch was liegt. Gefühle machen das Machtgefälle zwar schwieriger, weil der Top dann oftmals nicht so hart sein kann, wie er vielleicht sein müsste, aber ich glaube, es funktioniert wirklich nur dauerhaft, wenn Gefühle im Spiel sind. Ich schätze, das ist auch ein Grund warum es bei Bakura und mir nicht funktioniert hat. Meinerseits waren schon Emotionen vorhanden, keine Liebe oder so, aber naja... doch bei ihm nicht. Also war´s zum scheitern verurteilt. C´est la vie." Gott, wenn er noch weiter redet, werde ich ohnmächtig. Dann falle ich hier vom Stuhl. Mir ist jetzt schon ganz flau im Magen. Oh Mann... Das darf doch alles nicht wahr sein. Dukes Ansichten in allen Ehren, aber was mich anbelangt, da liegt er falsch. Aber so was von falsch! Gut, er weiß ja auch nicht, dass ich mit Kaiba... Kaiba. Ich schlucke unwillkürlich. "Duke, ich..." "Joey, vertrau mir. Wer auch immer der Typ ist, er ist dir keineswegs gleichgültig und deine Reaktion in der Schule... wäre er dir egal, dann hättest du nicht so heftig reagiert. Befehl hin oder her. Selbst als Bottom findet man Schlupflöcher." In meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen. Hat er auf einmal Recht? Kann das sein? Ok, vielleicht ist es übertrieben zu behaupten, dass Kaiba mir egal wäre bei diesem Arrangement, aber das heißt doch nicht, dass ich Gefühle für ihn habe, oder? Ich mag ihn ja noch nicht mal. Wie könnte ich da Gefühle für ihn haben? Wir reden schließlich von Kaiba. "Wie sieht dein Top das eigentlich? Sind von seiner Seite Gefühle im Spiel? Was meinst du?" höre ich Duke fragen, aber ich bin nicht in der Lage zu antworten. Meine Gedanken sind gerade zu konfus. "Ich weiß nicht." presse ich schließlich hervor. Duke seufzt. "Vielleicht solltet ihr mal darüber reden." schlägt er vor und ich kann es nicht verhindern, dass ich bitter auflache. Ha, das ist eine wirklich tolle Idee. Ich sehe es direkt vor mir wie ich Kaiba lässig frage ob er vielleicht in mich verliebt sei. Der dreht mir doch dann den Hals um. Nein, er versenkt mich irgendwo im Meer. Überhaupt... Kaiba und Gefühle... Lächerlich. Absolut lächerlich. Der Kerl ist ein lebender Eisklotz, der Fürst der Arktis. Duke sieht mich irritiert an. "Sorry, Kumpel, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er Gefühle für mich hat." Ich schaffe es gerade noch mein Lachen soweit zu unterdrücken, um den Satz einigermaßen klar über meine Lippen zu bringen. Mein Gegenüber zuckt mit den Schultern. "Aber nachdem was du vorhin erzählt hast, hat er ziemlich heftig darauf reagiert als du ihm erzählt hast, dass da ein Konkurrent wäre." Hm. Ok, da mag was dran sein. Aber naja, es ging ja auch um Atemu, seinen Erzfeind. Logisch also, dass Kaiba heftig reagiert hat, oder? Bei Duke oder sonst wem wäre seine Reaktion wahrscheinlich keineswegs so ausgefallen. Ich schüttele langsam den Kopf. "Du irrst dich, Duke. Da sind keine Gefühle." "Wenn du meinst." erwidert er gleichmütig, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass er nach wie vor von seiner Theorie überzeugt ist. Ob er auch noch so denken würde, wenn er wüsste, von wem die Rede ist? Ich glaube kaum. Vermutlich würde er mir dann raten, mich von Kaiba fernzuhalten, genau wie Atemu. Aber sie kennen Kaiba ja auch nicht so wie ich ihn kenne. Ich seufze. Ich will nichts mehr hören. Genug Gerede über Gefühle und all den Unsinn. Das tut schließlich nichts zur Sache. "Wirst du ihm erzählen, was Atemu gesagt hat?" will Duke wissen. Gute Frage. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Wahrscheinlich wird er mich ja fragen ob ich seine Botschaft überbracht habe. Verdammt. Nächstes Problem. Als hätte ich nicht schon genug Sorgen. Warum war mir klar, dass das alles keineswegs leicht verlaufen würde? Ach ja, weil bei mir nie etwas leicht verläuft. Die Tragik meines Lebens. "Ich muss langsam mal los, Duke. Bin ja nachher noch verabredet." Ich erhebe mich und er wirkt etwas überrascht. Dann nickt er. "Danke für das Gespräch." sage ich ehrlich, aber er winkt ab. "Kein Thema. Ich konnte dir ja auch nicht groß weiterhelfen." erwidert er und ich grinse. "Hab ich auch nicht erwartet." gebe ich zu und wir lachen beide. Er bringt mich noch zur Tür und ich bin in Gedanken schon längst wo anders als ich wieder seine Stimme höre. "Wenn du mich fragst, dann werd dir erstmal klar, was das genau mit diesem Typen ist. Denn wenn Atemu weiß, dass du Gefühle für einen anderen hast, dann wird er einsehen, dass es sinnlos ist weiterzukämpfen." Ich nicke nur und gehe. Unzählige Fragen hallen in meinem Kopf wieder. Hat Duke auf einmal Recht? Ist dieses gewisse Etwas, dass mich an Kaiba triggert, mehr als... naja... animalische Anziehungskraft? Und warum konnte ich mich nicht rühren als Atemu vor mir stand? Ich war schließlich wie paralysiert. Das muss doch auch etwas bedeuten, oder? Kapitel 36: Überraschungen und andere Kleinigkeiten Teil 1 ---------------------------------------------------------- "Und du bist dir sicher, dass du mit mir gesehen werden willst?" frage ich etwas unsicher. Ich sitze in Kaiba´s Limousine und mir ist seltsam zumute. Einerseits bin ich aufgeregt, andererseits spuken mir noch immer Dukes Worte im Kopf rum. Den Rest des Nachmittags habe ich schon damit verbracht, seine abstrusen Theorien aus meinem Schädel zu verbannen und nicht weiter darüber nachzudenken, aber nein, es gelang mir nicht wirklich und sobald Kaiba´s Sms kam, dass er gleich vorfahren würde, war es sowieso vorbei. Zum Glück weiß er nichts davon. Er denkt vermutlich, dass ich einfach nur nervös bin, weil wir in diesen Club fahren. Tja, wenn der gute Kaiba wüsste... Oh Mann. Daran darf ich noch weniger denken. Natürlich fangen meine Wangen schon wieder an zu brennen. Er sitzt mir vollkommen ruhig gegenüber, wirkt so als wäre das hier das Normalste auf der Welt. Ja, als würde er zu irgendeinem x-beliebigen Termin fahren. "Warum sollte ich mir nicht sicher sein?" kommt prompt die kühle Gegenfrage. Ich zucke unsicher mit den Schultern. "Ich meine ja nur... man wird uns stehen und naja, du bist eben bekannt und..." stammele ich verlegen und er verdreht die Augen. "Wheeler, wir werden in einen Club gehen, dort sind zwangsläufig auch noch andere Menschen, was die Wahrscheinlichkeit eindeutig erhöht, dass man uns sehen wird und nein, ich habe keinerlei Problem mit dir dort gesehen zu werden, aber das müsste sogar dir einleuchten, sonst hätte ich diesen Ausflug schließlich gar nicht erst in Erwägung gezogen, oder?" Die funkelnden Saphire ruhen auf mir. Ich schlucke unwillkürlich. Verdammt, ich habe wieder einmal die oberste Direktive vergessen: Kaiba hat immer Recht. Und wenn Kaiba immer Recht hat, heißt das auch irgendwie, dass er keine Fehler macht, ergo... er weiß was er tut. Ach, was weiß ich. Ich sollte mich zurücklehnen und mich entspannen. Nur will mir das gerade absolut nicht gelingen. Dabei gehe ich zum ersten Mal mit ihm aus. Ich habe mich in Schale geworfen, er sich ebenso. Und naja, überflüssig zu betonen, dass er verdammt gut aussieht in dem schwarzen Anzug. Ja, verdammt gut. So gut, dass ich seinem Blick nicht länger stand halten kann, zumal mir Dukes Worte wieder im Kopf rum schwirren. Danke, Devlin. Echt gut gemacht. Du warst mir wahrlich eine Hilfe. "Ich dachte ja nur, dass jemand in deiner Position... und so ein Club..." Hey, so abwegig ist der Gedanke gar nicht. Immerhin wird er ja auch von Reportern belagert, wenn er in die Schule geht. Wenn die rausbekommen, dass der große Seto Kaiba sich in solchen Clubs rumtreibt, dazu noch mit seinem Erzfeinde... wäre doch sicher ne Riesenstory, oder? Er seufzt gedehnt. "Falls du dir Gedanken machen solltest, dass mein Ruf leiden könnte, kann ich dich beruhigen. Es gibt niemanden, der es wagen würde, mich mit solchen Details zu erpressen." sagt er nüchtern und ich schlucke. Ok, dann macht er sich also keine Sorgen. Beruhigend. Warum frage ich mich jetzt, warum das keiner wagen würde? Weil er jeden verklagen kann? Oder weil er solche Dinge auf andere Art regelt? Kaum ist dieser Gedanke in meinem Kopf, steigen auch schon Bilder vor meinem geistigen Auge auf, die einem alten Mafiafilm entsprungen sein könnten. Ich räuspere mich unsicher und er lacht. Irritiert sehe ich ihn an. Warum lacht er jetzt? Hoffentlich sehe ich nicht so konfus aus, wie ich mich gerade fühle. "Wheeler, du bist einmalig." höre ich ihn sagen. "Aha. Danke." knurre ich zurück und verschränke die Arme vor der Brust. "Ich kann mir vorstellen, was gerade in deinem hübschen Köpfchen vorgeht." sagt er immer noch lächelnd. "Aber ich muss dich enttäuschen, ich beschäftige keine Auftragskiller für solche Dinge." Einen Moment bin ich sprachlos. Woher weiß er was ich gerade gedacht habe? Und beschäftigt er solche Typen für andere Aufgaben? Und hey, hat er mich als hübsch bezeichnet, naja, meinen Kopf? Verfluchter Kaiba, aus dem Kerl soll echt mal jemand schlau werden. Hat Duke vielleicht doch Recht? Könnte es sein, dass Kaiba... Ach was, das ist unmöglich! "Bei deiner Art ist es doch gar nicht so abwegig, dass du solche Typen beschäftigst!" erwidere ich und versuche mich krampfhaft auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. "Du hast eine merkwürdige Vorstellung von Firmenpolitik, Köter." entgegnet er kühl, aber keineswegs sauer. Im Gegenteil. Er wirkt nach wie vor amüsiert. "Du kannst dich getrost entspannen. Wir werden uns weder mit Paparazzis noch Mördern herumschlagen müssen. Das kann ich dir versichern." Nun ist es an mir zu lachen. Trotz all der Verwirrung und dem Chaos, das in meinem Kopf herrscht. Mann, wer hätte gedacht, dass der Eisklotz witzig sein kann? Gut, sein Humor ist eher trocken, aber egal. Die Bemerkung war witzig. "Was erwartest du eigentlich von mir heute Abend?" muss ich dennoch fragen. Auch das ist eine Frage, die mir die ganze Zeit im Kopf herum spukt. Seine Mundwinkel verziehen sich erneut zu einem feinen Lächeln. "Nun, ich dachte daran, ein wenig mit meinem gut erzogenen Hündchen anzugeben. Vielleicht lasse ich dich ein paar Kunststückchen vorführen." sagt er und zuckt leicht mit den Schultern. Ich starre ihn entgeistert an. "Was???" entfährt es mir fassungslos. Das kann doch nicht sein Ernst sein! Er denkt doch nicht wirklich, dass ich... Schlagartig erinnere ich mich an die Berichte, die ich zum Thema Pet-Play im Netz gefunden habe. Da war auch die Rede von sogenannten Vorführungen bei denen die Tops ihre Bottoms einander vorführen und manchmal auch Wettbewerbe veranstalten, welcher Sklave am besten pariert. Oh Mann. Er kann doch nicht ernsthaft an so was denken! Und wenn er glaubt, dass ich bei so ner Nummer mitmache, dann hat er sich geschnitten. Bei aller Liebe, so etwas mache ich garantiert nicht! Never. "Wenn du denkst, dass ich irgendwelche Kunststückchen vorführe, dann hast du dich geschnitten, Kaiba! Joey Wheeler..." Ich bin von 0 auf 100, würde ich nicht in einer Limousine sitzen, ich wäre schon längst aufgesprungen. "Ich dachte, das Hündchen will seinen Herrn glücklich machen." unterbricht er mich gelassen und wieder starre ich ihn mit offenem Mund an. "Klar, aber doch nicht so! Du hast sie doch nicht alle!" fahre ich ihn ein paar Sekunden später an und er zieht eine Braue nach oben. Einen Augenblick lang mustert er mich. Dann verschränkt auch er die Arme vor der Brust. "Entspann dich, Köter, ich habe keinerlei Interesse an solchen Spielchen. Das ist reine Zeitverschwendung." erwidert er schließlich ruhig. "Wir werden uns setzen, etwas trinken und dann sehen wir weiter. Vielleicht gefällt dir ja die Show." Und siehe da, wieder einmal bin ich sprachlos. Dieser Kerl, dieser verfluchte Kaiba... warum muss er mich auch jedes Mal provozieren! Er muss doch wissen, dass ich... Oh, natürlich weiß er das. Deshalb macht er es ja. Und ich springe auch noch darauf an. Aber naja... es hat ja auch was. Irgendwie. Ich seufze und schüttele den Kopf. "Wir sind da." erklärt er nach ein paar Minuten und sofort ist meine Nervosität wieder da. Ich warte nicht bis Roland uns die Tür öffnet, ich steige aus und weiß im ersten Moment nicht wo ich bin. Ja, ich bin mir nicht einmal sicher ob wir noch in Domino sind, aber dafür sind wir nicht lange genug gefahren. Hm. Dunkele Gegend, aber naja, vielleicht muss so ein spezieller Club ja abgelegen sein. Von außen sieht der Schuppe jedenfalls recht harmlos aus. Nichts daran verrät was ich im Innern vermute. Fragend sehe ich Kaiba an. "Ich rufe sie an, wenn ich abgeholt werden möchte, Roland." sagt er an seinen Assistenten gewandt. "Ja, Sir." erwidert dieser. "Komm." Ich nicke und folge ihm. An der Tür klopft er dreimal und kaum zwei Sekunden später wird eine kleine Lucke geöffnet und ein Mann sieht uns an. Sofort wird die Tür geöffnet. "Ich grüße sie, Seto Kaiba." vernehme ich eine unterwürfige Stimme und Kaiba nickt. Ohne ein Wort schreitet er an dem dunkelhaarigen Riesen vorbei und ich tue es ihm gleich. Ich weiß nicht, was ich eigentlich erwartet habe. Natürlich habe ich darüber nachgedacht, wie der Laden wohl aussieht, aber wirklich konkrete Vorstellungen hatte ich keine. Es ist dunkeln, aber schummriges Licht gehört wohl in solchen Clubs dazu. Irgendwo scheint auch eine Nebelmaschine zu sein. Ich muss mir Mühe geben, um mit Kaiba Schritt zu halten, denn der schreitet zielstrebig voran und weiß wohl auch längst wohin er will. Mein Blick gleitet über die Bar, einen spärlich bekleideten Barkeeper und kleine Nischen in denen sich Gestalten tummeln von denen ich teilweise nur die Umrisse erkennen kann. Käfige hängen von der Decke herunter. In einigen tanzen leicht bekleidete Damen, in anderen ebenso leicht bekleidete Herrn. Ich wage es kaum sie anzusehen. Mein Kopf ist sicher wieder so rot wie eine Tomate. Zum Glück scheint Kaiba sein Ziel erreicht haben. Er bleibt stehen und deutet zu einer Nische vor uns. "Setz dich." sagt er und ich nehme auf dem weinroten Couch Platz. Also bequem ist es schon mal. Ich rutsche nach hinten und fühle mich um einiges wohler. So habe ich den Rücken zur Wand und alles im Blick. Das gefällt mir. Kaiba lässt sich neben mir nieder und es dauert nicht lange bis eine Bedienung zu unserem Tisch kommt. Ein Mädchen, vielleicht etwas älter als Kaiba und ich und naja, mit sehr ausgeprägten Vorzügen. Sie strahlt meinen Begleiter an. "Guten Abend, Seto Kaiba." begrüßt sie ihn und kichert. "Was darf ich ihnen bringen?" Kaiba nennt emotionslos irgendeinen komischen Namen, den ich nicht ganz verstehe. Das Mädchen nickt und ihr Blick wandert zu mir. "Ähm... Gin Tonic." bestelle ich und sie nickt mir knapp zu ehe sie sich entfernt. "Bist du oft hier?" frage ich ihn plötzlich und weiß selbst nicht warum. "Hin und wieder." entgegnet er knapp. Ich nicke und merke, dass ich schon wieder anfangen auf meiner Unterlippe zu kauen. Insgeheim frage ich mich, ob er schon mit anderen Begleitungen hier war. Männern? Frauen? Wie sieht es eigentlich bei ihm aus? Steht er nur auf Männer oder verhält es sich bei ihm wie bei Duke? Schwer zu sagen. Aber ich schätze, es ist keine gute Idee ihn das zu fragen. Es dauert nicht lange und unsere Getränke werden serviert. Dankbar greife ich nach meinem Glas, nippe daran und bin froh etwas in der Hand zu haben. Neugierig mustere ich auch Kaiba´s Glas. Sieht für mich nach Whiskey aus. Er bemerkt meinen irritierten Blick und lächelt. "Irischer Whiskey." sagt er als erkläre das alles. Ich nicke nur. Er kramt in seiner Jackentasche und bringt ein kleines silbernes Etui zum Vorschein. Mit einer grazilen Bewegung zieht er eine Zigarette heraus und steckt sie sich in den Mund. Dann klickt ein Feuerzeug auf und erstaunt blicke ich in die Richtung aus der es plötzlich erschienen ist und halte die Luft an. "Und ich hatte schon befürchtet, dass mir ein langweiliger Abend bevorsteht." höre ich eine bekannte Stimme sagen. "Bakura!" presse ich hervor und starre den Weißhaarigen an. Kapitel 37: Überraschungen und andere Kleinigkeiten Teil 2 ---------------------------------------------------------- Kaiba verzieht keine Miene. Er zieht an seiner Zigarette, die im Dunkeln kurz hellrot aufleuchtet und inhaliert tief. Bakura zieht seine Hand wieder zurück und lässt sich neben mir auf der Couch nieder. "Hätte nicht gedacht, dass du dein neues Spielzeug mit hier her nehmen würdest, Kaiba." Bakura grinst mich an. Kaiba seufzt. "Denken ist nicht unbedingt etwas, dass dir sehr liegt, Bakura." erwidert er spöttisch, aber der Grauhaarige ignoriert die sarkastische Bemerkung. "Joey Wheeler und Seto Kaiba." Genüßlich zieht er die beiden Namen in die Länge. "Ich denke, keiner würde mir glauben, wenn ich erzählen würde, dass ihr beide gemeinsam um die Häuser zieht." Er lacht und erscheint mir sichtlich vergnügt. Und mit diesem Freak war Duke zusammen? Unfassbar. Das hätte ich auch nicht geglaubt, wenn Duke es mir nicht selbst gesagt hätte. "Ist der Pharao auch hier?" will der Psycho wissen und es blitzt gefährlich in seinen Augen auf. Er mustert mich genau und ich sehe ihn irritiert an. Wie kommt er darauf? Fragend blicke ich zu Kaiba, dessen Miene mal wieder nichts verrät und der auch keineswegs daran denkt, diese Frage zu beantworten. Aber auch davon lässt sich Bakura keineswegs aus der Ruhe bringen. Lässig lümmelt er sich auf dem Sofa und da erscheint auch schon die Bedienung. "Das Gleiche wie immer, Schätzchen." sagt er noch bevor sie ihn fragen kann. Bakura ist demnach auch öfter hier und wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, dann ignorieren Kaiba und er sich dabei keineswegs, was ich nicht unbedingt gedacht hätte. Ob Kaiba über Duke Bescheid weiß? Wahrscheinlich. Und Bakura wusste, dass Kaiba und ich... Soll ich mir jetzt Sorgen machen? Bakura ist immerhin, naja, ein Psycho. Ein echt gefährlicher Irrer, das hat sogar Duke gesagt. Kaum zu glauben, dass Kaiba und er sich unterhalten könnten. Noch während ich darüber nachdenke bekommt Bakura sein Getränk und zu meiner Überraschung gibt er dem Mädchen einen Klaps auf den Hintern, dann mustert er mich wieder amüsiert und instinktiv rutsche ich etwas näher zu Kaiba, was der Weißhaarige mit einem noch breiteren Grinsen quittiert. "Und, ihr zwei Hübschen, warum seid ihr heute hier? Zum spielen?" will er wissen. Kaiba zieht gelangweilt an seiner Zigarette und schweigt. Mir wird immer komischer zumute. Bakuras Blick wandert über meinen Körper und ich schlucke unwillkürlich. "Verleihst du denn dein Hündchen auch, Kaiba? Wenn ich mir den Kleinen so betrachte, kann ich mir gut vorstellen, dass man eine Menge Spaß mit ihm haben kann." Entsetzt starre ich den Weißhaarigen an. Natürlich weiß ich, worauf er anspielt. Über das Thema Verleih hab ich auch recherchiert. Bakura sieht Kaiba fragend an und auch mein Blick wandert schlagartig zu dem Eisklotz neben mir. Fuck, ich stelle fest, dass wir doch nicht alle Dinge geklärt haben. Verflucht. Ich hätte vielleicht vorher eine Tabuliste aufstellen sollen, aber naja, ich habe bislang nicht so weit gedacht. Und dabei stand im Netz, dass das zu den ersten Dingen gehört, die man klären sollte. Mann, ich bin echt dämlich. Duke hat Recht, ich bin Hals über Kopf in diese Sache hineingeschliddert. Aber er wird doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, mich an Bakura zu verleihen oder an sonst wen? Ich meine, das geht doch nicht. Also gut, theoretisch ginge es, innerhalb des Spiels, aber er kann das doch in der Praxis nicht tun oder doch? Oh Mann, Kaiba, sag schon was! Ich glaube, ich sehe ihn gerade ziemlich flehend an. "Ich teile nicht, Bakura. Das müsstest du eigentlich wissen." Erleichtert atme ich auf als ich Kaibas ruhige Stimme höre. Gott sei Dank. Jetzt schaffe ich es auch wieder mich etwas zu entspannen. Bakura seufzt. "Schade... aber das hätte ich mir ja denken können." entgegnet er. "Wheeler genießt demnach eine Sonderstellung. Verstehe." Sonderstellung? Ich verstehe nur noch Bahnhof. Heißt das, dass er für gewöhnlich doch diese Dinge praktiziert, also seine Sklaven verleiht oder teilt oder was auch immer? Mist, ich muss ihn bei Gelegenheit wirklich fragen, ob er so was schon öfter gemacht hat. Er hat gesagt, dass er momentan mit keinem anderen spielt, aber das heißt ja nicht, dass ich der Erste bin, mit dem er... Verdammt. In meinem Kopf herrscht doch schon genug Chaos. Muss ich mich jetzt auch noch mit diesen Fragen herumschlagen? Und was heißt Sonderstellung? Bakura hat sein Handy zum Vorschein gebracht und scheint etwas zu schreiben. Ich sehe Kaiba immer noch fragend an. Einen Moment lang mustert er mich, dann huscht der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht. "Ja, Wheeler genießt eine Sonderstellung, Bakura." sagt er schließlich und ich spüre wie ich erröte. Ähm... ja. Ich schätze, das ist gut, was auch immer es heißen mag. Zumindest bedeutet es wohl, dass er nicht vorhat mich in fremde Hände zu geben. Das beruhigt mich ungemein. Mit Kaiba zu spielen ist eine Sache, aber mit einem anderen - so stark hab ich es nun auch wieder nicht. "Schade, schade... ich wette es gäbe hier einige Interessenten." entgegnet Bakura nachdem er sein Handy wieder in der Jackentasche hat verschwinden lassen. Er wirft mir einen anzüglichen Blick zu und ich schlucke. "Wenn selbst der große Pharao auf das Hündchen abfährt... Scheint so, als würdest du über ungeahnte Qualitäten verfügen, Joey." Meine Damen und Herren, Joey Wheeler würde jetzt am liebsten im Erdboden versinken. Mein Kopf leuchtet bestimmt im Dunkeln und ich zucke unwillkürlich zusammen als Kaiba seine Hand auf meinen Schenkel legt. "Ich wüsste nicht, was dich das anginge, Bakura." höre ich ihn sagen und nach dem ersten Schock breitet sich ein merkwürdig neues Gefühl in mir aus. Haltet mich für komplett übergeschnappt, aber die Tatsache, dass Kaiba mir gegenüber solch ein besitzergreifendes Verhalten an den Tag legt, naja, das hat echt was. Ich meine, bislang war ich für ihn immer nur ein Loser, ein Streuner, jemand der es nicht wert zu sein schien, die gleiche Luft zu atmen wie Mr. Ich-bin-der-König-von-Domino-ach-was-von-der-ganzen-Welt und jetzt... jetzt scheine ich eine Stellung bei ihm zu genießen, die eigentlich eindeutig zeigt, dass ich was besonderes bin. Für Kaiba. Kaum kommt mir dieser Gedanke in den Sinn, verschlucke ich mich schon an meinem Drink. Ich und was Besonderes - für Seto Kaiba? Schlagartig wandert mein Blick wieder zu ihm. Ist dem so? Momentan erscheint mir der Gedanke, keineswegs so absurd wie er vielleicht klingen mag. Aber wenn daran wirklich etwas dran sein sollte, dann... naja, dann heißt das doch... dass Duke Recht hat mit seiner Vermutung, oder? Ich bin ihm nicht gleichgültig. "Wheeler?" höre ich Kaiba fragen und bemerke jetzt erst, dass er mich besorgt ansieht. Ich schnappe nach Luft. Mein Herz hüpft gerade. Nein, es tanzt so was wie Polka. "Alles Bestens." erwidere ich und lächele ihn an. Er nickt nur und diese neue Erkenntnis, naja, eigentlich ist sie ja doch nicht so neu... sie ist sogar logisch, schon die ganze Zeit, aber jetzt erst wird sie mir wirklich bewusst, prallt geradezu auf meinen Verstand. Mag er mich etwa? Es ist Bakura´s Stimme, die mich erneut wieder zurück in die Realität zerrt noch ehe ich meinen Gedankengang abzuschließen vermag. "Ich glaube, dieser Abend wird noch recht interessant, meine Freunde." Er grinst. Kapitel 38: Überraschungen und andere Kleinigkeiten Teil 3 ---------------------------------------------------------- Kennt ihr das, ihr denkt, dass es schlimmer nicht mehr kommen könnte und dann... tja, dann kommt es schlimmer. Ich bin sicher, dass ihr das kennt und ich hab so die Theorie, dass dieser Gedanke, dieses schlimmer kanns nicht werden, zwangsläufig dazu führt, dass es schlimmer wird. Positives Denken hin oder her. Das ist so eine Actio-Reaktio-Kiste, glaube ich. Zumindest hab ich die Erfahrung gemacht in der Vergangenheit. Und jetzt, hier in diesem Club, bestätigt sich meine Theorie auf´s Neue. Dabei hätte ich keine Bestätigung gebraucht, aber danach fragt wohl keiner. Ich meine, da sitze ich mit meinem Erzfeind, sinniere darüber, dass er tatsächlich Gefühle für mich haben könnte, was allein schon ein verrückter Gedanke ist, immerhin ging ich bislang davon aus, dass die einzigen Dinge, die diesem Arsch eine Regung entlocken, sein Bruder und seine Firma sind, und das alles auch noch im Beisein des gefährlichsten Psychopathens, den ich kenne und ihr wisst, dass ich einige Irre kenne, oder? Die ganze Situation ist schon so was von strange. Kaiba, Bakura, ich. Mögliche Gefühle und die weiterführende Erkenntnis, dass meinerseits vielleicht auch mehr im Spiel sein könnte als pure Anziehungskraft. Gut, letzteres hätte ich noch dem Genuß von zuviel Gin Tonic zuschreiben können, aber das was als Nächstes passiert... das lässt sich nicht leugnen und auch nicht mit Alkohol erklären. Plötzlich höre ich meinen Namen. Aber er kommt weder aus Kaiba´s Mund noch aus dem von Bakura und die Stimme, die ihn ausspricht, klingt mehr als nur überrascht oder irritiert. Sie hört sich entsetzt an und im nächsten Augenblick zucke ich auch schon zusammen. "DUKE!" entfährt es mir fassungslos und ja, da steht tatsächlich Duke Devlin. Ich blinzele dennoch zweimal, nur um sicher zu gehen, immerhin habe ich jetzt schon mehr als nur einen Drink intus, aber das Gebilde verschwindet nicht. Es sieht mich weiterhin mit weit aufgerissenen Augen an. Ich schlucke und nehme nur vage wahr, dass Bakura zufrieden lächelt. "Was machst du denn hier?" frage ich, was zugegeben, eine äußerst dämliche Frage ist. Immerhin ist das hier ein öffentlicher Club, er war schon vor mir hier, aber hey, wollte er den Abend nicht mit Tristan, Yugi und Tea verbringen. Sein Blick wandert von mir zu Kaiba und er starrt uns beide fassungslos an. "Sag mir, dass das nicht das ist was ich gerade denke!" befiehlt er mir fast flehend und ich lächele ihn gequält an. Tja, die Katze ist aus dem Sack. So viel zum Thema Geheimhaltung. Dennoch bin ich nicht in der Lage etwas zu erwidern, aber ich glaube, ich zucke hilflos mit den Schultern. Bakuras Grinsen wird wieder breiter. "Schön, dass du es einrichten konntest, Duke!" höre ich ihn sagen. "Setz dich doch zu uns." Der Weißhaarige rutscht zur Seite, um Duke platz zu machen, doch dieser bleibt wie angewurzelt stehen, sieht mich weiterhin entgeistert an, bis Bakura ihn am Arm packt und auf die Couch zieht. Duke fällt wie ein nasser Sack auf das Polster. Wortlos reicht ihm Bakura sein Glas und Duke leert es in einem Zuge ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Ich brauche auch einen Moment, um meinen Blick von ihm loszureißen und Kaiba anzusehen. Natürlich zeigt mein Begleiter keinerlei Regung. Er wirkt nicht einmal überrascht über Dukes Erscheinen. Ob er gewusst hat, dass Bakura ihn herbestellt hat? So ist es doch? Deshalb hatte Bakura sein Handy in der Hand, oder? Dieser hinterlistige kleine Penner. Ich könnte ihm... "Das ist nicht dein Ernst, oder?" fragt Duke mit tonloser Stimme. Ich lächele ihn gequält an. "Oh Mann." Duke schüttelt leicht den Kopf und Bakura gibt der Bedienung ein Zeichen. "Oh Mann." wiederholt der Schwarzhaarige fassungslos. "Joey, das ist echt... ich fasse es nicht." "So amüsant dein Gesichtsausdruck gerade auch ist, Devlin, denkst du, du könntest dich wieder etwas fassen?" höre ich Kaiba gelassen sagen und Dukes Blick wandert zu ihm. Unwillkürlich fange ich an zu lachen und alle drei sehen mich fragend an. Das Ganze hier... das ist doch einfach zu verrückt. Ob Duke sich an seine Worte vom Nachmittag erinnert? Seinen Ratschlag, dass ich die Dinge zwischen dem Typen und mir erstmal klären soll? Ich frage mich ob er das jetzt auch noch so sieht. "Sorry, Leute, das ist einfach..." Ich schüttele den Kopf und halte mir den Bauch. Zu meiner Überraschung lacht auch Kaiba kurz auf und Bakura, nun, der ist sowieso am Grinsen. "Ich gehe davon aus, dass ihr beide kurz reden möchtet." sagt Kaiba nachdem ich mich wieder gefasst habe. "Ich habe ohnehin noch etwas mit Bakura zu besprechen." Er erhebt sich und sein Blick streift den Weißhaarigen. Im ersten Augenblick glaube ich, dass er überrascht ist, über diese Aussage, aber dann leuchtet etwas in seinen Augen auf und auch er steht auf. "Ihr entschuldigt uns kurz?" fragt er Duke und mich und ist dann auch schon mit Kaiba verschwunden. Natürlich frage ich mich sofort, was der Eisklotz mit ihm zu besprechen haben könnte. Das kann nichts gutes verheißen, aber ich habe keine Gelegenheit länger darüber nachzudenken, denn im nächsten Augenblick werde ich auch schon von Duke angefahren. "Sag mal, spinnst du, Wheeler?" fragt er. "Kaiba und du?" Ich nicke. "Kaiba und ich." bestätige ich. Er schüttelt erneut den Kopf. "Ich hab ja mit vielem gerechnet, nachdem du nicht sagen wolltest, wer der Typ ist, aber das! Oh Mann." Ohne zu wollen muss ich wieder grinsen. Aber ich sag´s euch, Dukes Anblick gerade, das ist einfach zu komisch. "Wie zum Teufel hast du es geschafft, Kaiba klar zu machen, Joey? Und vor allem - WARUM?" will er wissen. "Ähm..." Ich kratze mich verlegen am Kopf. Denkt er ernsthaft, ich hätte die Antworten auf diese Fragen? "Keine Ahnung, Duke." erwidere ich ehrlich. "Ich weiß es echt nicht... es ist einfach.. passiert." Ich zucke entschuldigend mit den Schultern und seine Augen weiten sich wieder. "Einfach passiert? Erdbeben passieren! Gewitter passieren. Häuser stürzen einfach ein. Aber, Joey, so was passiert nicht einfach!" fährt er mich wieder an. "Wir reden hier von Kaiba, deinem Erzfeind. Dem Typen, mit dem du dich täglich streitest, dem du am liebsten die Fresse polieren wolltest und jetzt... Oh Mann." Wieder schüttelt er den Kopf. "Du hast ja Recht, aber naja, es hat sich halt so ergeben und echt, ich weiß auch nicht warum ausgerechnet er..." erwidere ich recht kleinlaut. Duke funkelt mich an. "Womit hat er dich in der Hand, Joey?" Ich brauche einen Moment um die Frage zu begreifen. Dann hebe ich abwehrend die Hände. "Mit gar nichts, Duke." versichere ich ihm. "Wenn ich ehrlich bin, ich bin auf ihn zugegangen..." Ich schlucke verlegen und Duke sieht mich an als habe ich nun komplett den Verstand verloren. "Aber wieso? Warum? Ich meine - Kaiba!" Ich kann nicht anders, ich muss schon wieder lachen. "Na, hör mal, Duke, deine Liaison mit Bakura ist auch nicht unbedingt normal!" erwidere ich. Er seufzt. "Aber das ist doch nicht vergleichbar!" entgegnet er. "Ach ja?" Ich funkele ihn herausfordernd an. "Duke, ich hab mir das nicht ausgesucht, es ist passiert und glaub mir, es überrascht mich mindestens so sehr wie dich, aber naja... wir haben Spaß. Jede Menge sogar." "Kaiba und du?" Ich nicke. "Ich schätze, Atemu weiß von Kaiba." höre ich ihn als nächstes sagen. Wieder nicke ich und zu meiner Überraschung fängt nun er an zu lachen. "Oh Mann, Joey, du bist echt eine Granate!" sagt er und schlägt sich vor Lachen auf die Schenkel. "Diese Nummer wird echt immer besser..." Ich nicke. "Kein Wunder, dass ich durch den Wind bin, oder?" "Nein, kein Wunder." stimmt er grinsend zu. Dann wird er wieder ernst. "Du stehst auf Kaiba. Sorry, Alter. Das ist echt krass." spricht er weiter. Ich sehe ihn einfach nur an. Ich weiß auch nicht, was ich noch sagen könnte. "Ist dir klar, wie krank das ist?" fragt er schließlich. Ich nicke. "Wenn Tea und Tristan je davon erfahren, die werden diesen Schock nicht überleben." merkt Duke an und lacht wieder. Einen Augenblick lang mustert er mich und versucht sich dabei auch scheinbar zusammen zu reißen. Schließlich entspannen sich seine Züge und er sieht mich ernst an. "Dass du dich einmal in Kaiba verknallen würdest... " höre ich ihn schließlich sagen und zu meiner eigenen Überraschung protestiere ich nicht. Ich sehe ihn nur an und ja, so sieht es wohl aus. Warum muss sich meine Theorie wieder einmal so gnadenlos bestätigen? Doch bevor ich etwas erwidern kann oder in der Lage wäre, genauer über diese Erkenntnis nachzudenken, sehe ich, dass Bakura und Kaiba zurück zu unserem Tisch kommen. Kaibas Miene ist noch immer undurchdringlich und Bakura grinst. "Gut, wir haben einen Deal, Kaiba." höre ich den Grauhaarigen sagen und ein Schauder läuft mir über den Rücken. Kapitel 39: Morgenstimmung -------------------------- Das Bett ist so angenehm weich und warm, dass ich nicht die Augen öffnen will. Viel lieber will ich wieder einschlafen und weiter träumen. Die Nacht kann doch noch nicht zu Ende sein, oder? Aber trotz meiner geschlossenen Lider habe ich das Gefühl, dass es draußen bereits hell ist. Ich rolle mich zur Seite, zupfe dann an dem weichen Kissen unter meinem Kopf und Moment. Etwas stimmt nicht. Ich reiße die Augen auf und setze mich schlagartig auf. Tatsächlich. Ich bin nicht zuhause, das hier ist nicht mein Bett und ja, es ist schon hell. Ungläubig wandert mein Blick durch den Raum. Ich bin bei Kaiba. Das ist Kaiba´s Bett. Ich habe in seinem Bett geschlafen. Oh Mann. Sofort blicke ich neben mich, aber er ist nicht da. Trotzdem sieht die Seite des Bettes berührt aus. Er hat also neben mir geschlafen. Ich schlucke heftig und meine Gedanken wandern zurück zu dem gestrigen Abend. Nach dem Clubbesuch sind wir zu ihm gefahren. Ich erinnere mich. Wir haben... naja, wir hatten ziemlich wilden Sex. Mehrmals. Und dann... dann ist alles weg. Ich muss eingeschlafen sein. Aber wie komme ich in sein Bett? Wir waren nicht in diesem Zimmer. Das weiß ich ganz genau. Und wo ist der Kerl? Ich schlage die Decke zurück und stutze. Ich trage einen Schlafanzug, aber das ist nicht mein eigener. Natürlich nicht. Ich bin schließlich nicht zuhause und das ist nicht mein Bett, es ist Kaiba´s Bett und - Kaiba´s Schlafanzug. Einer von seinen Schlafanzügen. Aber wie komme ich zu den? Ich kann mich nicht erinnern das Teil angezogen zu haben! Hat er etwa...? In meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen und ich muss mich in die Kissen zurück fallen lassen. Oh Mann. Das darf doch nicht wahr sein. Ich habe tatsächlich hier geschlafen, in seinem Bett, in seinem Schlafanzug. Ok, ok, es ist nicht das erste Mal. Ich habe schon mal bei ihm übernachtet, aber das war anders... nicht so wie jetzt. Und ich hatte auch keinen seiner Schlafanzüge an. Ich sollte aufstehen und mich anziehen. Ja, gute Idee. Und dann such ich den Penner. Er muss ja irgendwo sein. Oder ist er in seiner Firma? Nein, es ist Wochenende. Gut, das heißt nicht unbedingt was. Ich gebe mir einen Ruck und springe aus dem Bett. Meine Kleider kann ich allerdings nirgendwo finden. Ich gehe auf die Knie, blicke unter das Bett, aber nichts. Irritiert sehe ich mich weiter um, doch meine Klamotten sind nirgendwo zu finden. Was hat der Arsch damit gemacht? Es hilft alles nichts, ich werde wohl so nach ihm suchen müssen. Aber erst gehe ich ins Bad. Einen Moment habe ich noch die Hoffnung, dass meine Kleider dort vielleicht sind, aber nein. Es hängt nur ein blauer Morgenmantel an der Tür. Ob er den für mich rausgelegt hat? Ich entscheide mich dafür erst einmal zu duschen und keine weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Ist ja nicht so, dass ich nackt herumlaufen müsste. Also hab ich keinen Grund mich zu beschweren. Gibt ja auch schlimmeres als in Kaibas Schlafanzug rumlaufen zu müssen. Die Dusche hat die erhoffte Wirkung. Ich werde wach und fühle mich gleich schon entspannter. Mit nassen Haaren mache ich mich auf die Suche nach meinem Herrchen. Zum Glück verlaufe ich mich dieses Mal nicht. Ich finde problemlos in die Halle, aber von Kaiba keine Spur. Wahllos öffne ich eine Tür, das Wohnzimmer, aber nein. Kein Kaiba. Bei der nächsten Tür erinnere ich mich an die Formen der Höflichkeit und klopfe an bevor ich sie öffne. Und siehe da. Treffer. Ich habe nicht nur Kaiba´s Arbeitszimmer gefunden, sondern auch den Eisklotz selbst. Er sitzt an seinem Schreibtisch und blickt auf als ich eintrete. Schlagartig fühle ich mich wieder unsicher. "So früh hatte ich noch nicht mit dir gerechnet, Wheeler." bemerkt er und mustert mich. Ich grinse verlegen. "Ähm... dir auch einen guten Morgen, Kaiba." erwidere ich. Seine Mundwinkel zucken amüsiert. "Die Farbe steht dir." höre ich ihn sagen und senke den Blick. "Frühstück?" fragt er schließlich und ich nicke. Er wendet sich seinem Laptop zu, seine Finger fliegen über die Tastatur und dann schließt er das Ding. Geschmeidig erhebt er sich aus seinem großen Lehnsessel und schreitet auf mich zu. "Mitkommen, Hündchen." befiehlt er und ich bin viel zu verlegen um etwas zu sagen. Ich folge ihm über den Flur zur Küche. "Mein Personal hat heute frei, aber du findest sicher alles was du brauchst." erklärt er und ich sehe mich um. "Was ist mit dir?" will ich wissen, aber die Tatsache, dass er sich schon anschickt sich einen Kaffee zu machen, sagt alles. Scheinbar werde ich alleine frühstücken müssen. Ich gehe zum Kühlschrank und er hat nicht übertrieben. Ich finde alles was ich brauche. Mehr noch. Er beobachtet mich dabei wie ich verschiedene Sachen auf die Theke stelle und mich dann auf die Suche nach Teller, Besteck und Brot mache. "Oben links." sagt er nur als ich wahllos Schränke öffne. "Frisches Brötchen und Brot sind auf der Anrichte." Ich nicke und beginne eine Minute später damit mir ein wahnsinnig geniales Sandwich zu machen. Er nippt derweil an seinem Kaffee. "Sag mal, wo sind meine Kleider?" frage ich plötzlich und er fängt erneut an zu grinsen. "Die Frage fällt dir früh ein." bemerkt er. Ich schlinge einen großen Bissen runter und zucke mit den Schultern. "Und... ähm... wie komm ich in deinen Schlafanzug?" "Was denkst du denn?" erwidert er amüsiert und ich spüre, dass ich schon wieder rot werde. Zum Glück ist mein Mund leer, sonst hätte ich mich jetzt sicher verschluckt. "Hast du noch weitere solcher intelligenten Fragen auf Lager, Wheeler?" fragt er und ohne, dass ich es will kommen die nächsten Worte aus meinem Mund. "Was für einen Deal hast du mit Bakura?" will ich wissen. Einen Augenblick wirkt er überrascht. Naja, ein klein wenig vielleicht. Minimal. "Das braucht dich nicht zu kümmern." entgegnet er und nippt erneut an seiner Tasse. Ich dachte mir schon, dass er diese Frage nicht beantworten würde. Dabei ist meine Neugier mehr als geweckt, auch wenn ich nicht ganz verstehe, warum ich gerade jetzt darauf zu sprechen komme. "Es hat was mit Atemu zu tun, oder?" hake ich daher weiter nach und die rechte Braue schnellt in die Höhe. "Wer soll das sein?" fragt er und ich seufze. Stimmt ja, Kaiba verweigert die Tatsache, dass es zwei Yugis gibt vehement, aber ich habe keine Lust jetzt mit ihm darüber zu streiten. Deshalb erwidere ich schlicht: "Yugi." Er verdreht genervt die Augen, antwortet allerdings nicht. Ich lasse ihm ein paar Minuten Zeit und widme mich weiter meinem Essen. "Wie kommt es eigentlich, dass du mit Bakura rumhängst?" frage ich dann weiter. "Ich hänge nicht mit Bakura rum." zischt er mich an. "Bakura und ich treffen uns gelegentlich zufällig, das ist alles. Er kann ein durchaus unterhaltsamer Gesprächspartner sein." Er zuckt mit den Schultern und ich bin erstaunt, dass er mir die Frage überhaupt beantwortet hat, aber was er für einen Deal mit dem Irren hat, würde mich weitaus mehr interessieren. Als könne er meine Gedanken lesen, blickt er mich plötzlich ernst an. "Was Bakura und ich miteinander zu schaffen haben, braucht dich nicht zu interessieren. Es betrifft dich keineswegs." erklärt er und ich weiß, dass es besser ist, wenn ich nicht weiter nachhake. Seine Stimme deutet eindeutig darauf hin und sein Blick ebenso. Ich schlucke und belasse es daher dabei, auch wenn ich ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache habe. Bakura und Kaiba... eine seltsame Konstellation. Gut, nicht seltsamer als Kaiba und ich, aber naja... gefährlicher. Für Atemu zumindest. Ich weiß schließlich, dass Bakura permanent nach einem Weg sucht den Pharao irgendwie fertig zu machen. Und Kaiba... ob er das auch will? Eigentlich hat er keinen Grund, zumindest nicht meinetwegen. Aber wer weiß schon welche Motivation der Eisklotz hat. Vielleicht mache ich mir aber auch zu viele Gedanken und das hat überhaupt nichts mit Atemu und mir zu tun. "Kann ich meine Kleider haben?" frage ich nachdem ich mein Frühstück beendet habe. "Wozu?" kommt sofort die Gegenfrage. Irritiert sehe ich ihn an. "Weil ich mich anziehen will, was denkst du denn? Ich hab nämlich nicht vor den ganzen Tag in deinem Schlafanzug rumzulaufen. Und auf der Straße lass ich mich so auch nicht blicken!" erwidere ich und er lacht. Ich stutze. "Du brauchst dich aber noch nicht anzuziehen." meint er schließlich und ich schlucke unwillkürlich. Plötzlich ist er direkt vor mir und schlagartig ist da dieses Gefühl. Mir ist viel zu warm und er ist mir viel zu nah und mir fallen Dukes Worte wieder ein und auch meine Erkenntnis von gestern Abend. Bin ich tatsächlich verliebt - in Kaiba? Als er mir eine feuchte Strähne aus dem Gesicht streift und seine Lippen auf meine legt, nun, da weiß ich, dass es so ist. Ja, es ist erschreckende, grausame, kranke Wahrheit. Duke hat Recht. Ich bin verliebt und in meinem Magen rumort es gewaltig. Seine Finger wandern unter den Kragen des Schlafanzugs und das Prickeln breitet sich in mir aus. Ich keuche in den Kuss und er löst sich von mir. Seine blauen Augen blitzen amüsiert und ich lese die Frage darin und nicke. "Du hast Recht." hauche ich. "Naja, du hast ja immer Recht." Die Erwiderung ist ein weiterer Kuss. Ungewöhnlich sanft, fast zaghaft und es dauert bis er fordernder wird. Mein Herz schlägt Purzelbäume und nur für einen Moment kommt mir in den Sinn wie verrückt es doch ist, dass ich Gefühle für ihn habe. Abwegig. Paradox. Krank. Naja, zumindest brauche ich mir jetzt keine Gedanken mehr darum zu machen, dass ich Sex ohne Gefühl habe, oder? Und Duke hat doch auch gesagt, mit feelings ist es eindeutig besser. Aber das kümmert mich gerade nicht. Es spielt keine Rolle in diesem Moment. Ich werde später darüber nachdenken. Ja, später ist gut. Oder morgen. Ja, morgen. Perfekt. Verschieben wir das auf morgen. Kapitel 40: Rückblick (Kaiba´s Seite) ------------------------------------- "Also macht dieser Abklatsch von einem Pharao dir doch Probleme." Seltsamerweise grinst er nicht als er diese Feststellung äußert. Ich werfe ihm einen kühlen Blick zu und verziehe spöttisch den Mund. "Probleme keineswegs. Ich mag es nur nicht, wenn man sich in meine Angelegenheiten mischt." erwidere ich und er nickt. Er leert sein Glas, das er vom Tisch mitgenommen hat und gibt der Bedienung ein Zeichen. Dann blickt er wieder zu mir und seine undefinierbaren Augen sehen mich forschend an. "Karten auf den Tisch. Worum genau geht es hier?" will er wissen. Er dreht sich um und lehnt sich lässig an die Bar. Sein Blick wandert zu Duke und Wheeler. "Dein Hündchen ist doch brav." Jetzt erscheint ein Grinsen auf seinem Gesicht und ich verdrehe die Augen. "Hast du was anderes erwartet?" entgegne ich genervt und er scheint mir einen merkwürdigen Blick, den ich nicht genau einzuordnen vermag. "Bei dir? Nein, keineswegs." Bilde ich es mir ein oder klingt seine Stimme anders? Die Bedienung kommt und stellt ihm ein neues Glas hin und ich verwerfe diese unnötige Frage wieder. "Also?" Er sieht mich erwartungsvoll an und der seltsame Eindruck verfliegt auch schon wieder. "Lass es mich so ausdrücken. Muto scheint keineswegs gewillt, meinen Besitz zu respektieren." Er nickt. "Verstehe." entgegenet er und ich gehe davon aus, dass er das wirklich tut. Er mag ja diese merkwürdige Geschichte, dass Muto die Reinkarnation irgendeines altägyptischen Herrschers ist, vertreten, aber er kennt den Spielezwerg auch recht gut, wie er es bei einigen Gelegenheiten unter Beweis gestellt hat. "Hat diese Blindschleiche von Pharao sich deinem Hündchen unsittlich genähert?" Er schenkt mir ein anzügliches Lächeln und ich ziehe instinktiv eine Braue hoch. "Wenn du es so ausdrücken willst." brumme ich zurück und das Lächeln wird schlagartig breiter. "Und das gefällt dir natürlich nicht." Er nickt langsam und greift zu seinem Glas. Natürlich gefällt mir das nicht. Unnötige Feststellung. Aber ich lasse mich nicht dazu herab, ihn darauf hinzuweisen. Inzwischen weiß ich, dass dies zu seiner Art von Rhetorik gehört und es ist Zeitverschwendung, ihm das abgewöhnen zu wollen. Zudem tangiert es mir nur peripher. "Nun gut... was gedenkst du zu unternehmen? Oder besser ausgedrückt: Was für eine Rolle spiele ich dabei? Schließlich erzählst du mir das nicht aus purer Freundschaft oder hast du wider Erwarten doch deine humane Ader entdeckt, mein lieber Kaiba?" Ich lache trocken auf. "Humanität ist nichts vorauf ich Wert lege und bei dir verhält es sich ebenso. Und wenn ich die Lage richtig einschätze, was ich natürlich tue, dann haben wir augenblicklich einen gemeinsamen Gegner. Wobei diese Bezeichnung bei meiner Angelegenheit doch etwas übertrieben ist, Muto ist schließlich keine ernstzunehmende Konkurrenz. Dennoch würde ich es vorziehen, wenn sich dieser Zwerg in naher Zukunft anderen Aktivitäten widmen würde, anstatt Wheeler." erkläre ich dem Weißhaarigen nüchtern und sehe, dass es in seinem Kopf bereits zu arbeiten begonnen hat. "Soll heißen, der Feind meines Feindes..." Er grinst und ich zucke leicht mit den Schultern. "Ich sehe, wir verstehen uns." erwidere ich leichthin. "Tun wir, keine Sorge. Und ich gehe davon aus, dass du auch bereits eine Strategie diesbezüglich hast." entgegnet er und ja, sein Interesse ist eindeutig erwacht. Er reagiert genau wie ich es vorher gesehen habe. Was allerdings nicht schwierig abzuschätzen war. Immerhin weiß ich nur zu gut, wie er Muto gesonnen ist. Er macht auch keinen Hehl daraus. Auch eine Kleinigkeit, die ich an ihm schätze. Er ist kein Heuchler. "Natürlich habe ich die, hast du etwas anderes erwartet?" Er schüttelt den Kopf. "Keineswegs." Er wirft mir einen schiefen Blick zu und seufzt. "Wenn ich es recht bedenke, Kaiba, dann hätten wir uns schon viel früher zusammen tun sollen... Du wärst eindeutig ein besserer Verbündeter gewesen als Marik." Ich werfe ihm einen spöttischen Blick zu, sage jedoch nichts. "Gut, was stellst du dir vor? Und was genau ist meine Rolle bei diesem Plan?" will er schließlich wissen. Und ja, sein Interesse ist nicht zu übersehen. Er hängt geradezu an meinen Lippen. Ach ja, ich liebe es, wenn ich meine Spielfiguren richtig einschätze, auch wenn Bakura keineswegs eine Herausforderung darstellt. Seine Reaktionen sind vorhersehbar und mehr als nur offensichtlich und wieder einmal macht es sich bezahlt, wenn man sich über die Beweggründe seiner Mitspieler informiert. Die Motive und Motivationen entscheiden letztendlich. Sobald man diese kennt, ist man in der Lage jeden Gegner in die Knie zu zwingen. Und das weiß ich nicht erst dank meinem Adoptivvater. Eine logische Gleichung. Die Kunst liegt nicht in ihrer Aufstellung, sondern in der Einschätzung der Variabeln. Vermutlich ist das auch der Grund, warum ich mich so für diesen Köter interessiere. Er sprengt jede Gleichung. Er ist und bleibt stets eine Variabele, deren Motivation ich zwar kennen kann, doch deren Handlungen für mich keineswegs so vorhersehbar sind, wie man meinen könnte. Gleichgültig wie gut ich ihn kennen, und ich kenne ihn sehr gut, er überrascht mich immer wieder. Ich vermag mit ihm zu spielen, kann an seinen Fäden ziehen wie ein Puppenspieler und doch vermag er es mich in Erstaunen zu versetzen. Wieder und wieder. Zum ersten Mal wurde mir das bewusst als ich dank diese korrupten BigFive in meinem eigenen Spiel gefangen war. Das Mokuba sich in seiner Not an Muto wandte, war im Grunde eine logische Schlussfolgerung. Zu wem sonst hätte er gehen sollen? Dass Muto, dieser naive Vertreter von Freundschaft, Gerechtigkeit und Wahrheit, meinen kleinen Bruder keinesfalls würde hängen lassen, war ebenso vorhersehbar. Vermutlich hätte der Zwerg es sogar auch nur für mich getan. Selbst dass seine Freunde ihm folgen würden, nichts weiter als eine logische Konsequenz. Aber Wheelers Verhalten... seine Sorge um mich und ja, ich weiß davon, denn Mokuba hat es mir erzählt, ist unverständlich. Warum in aller Welt hätte er sich um mich sorgen sollen? Um mich, seinen Erzfeind? Diese Frage hat mich lange beschäftigt. Ich vertrat stets die Annahme, dass es für alles einen Grund gibt. Eine Motivation. Wegen mir auch einen Sinn. Offensichtlich oder verdeckt, aber etwas davon muss für eine Handlungsweise vorhanden sein. Doch Wheelers Handlungen straften dieses Konzept Lügen. Ich vermag dieses einfache Gesetz bei allem und jedem anzuwenden, nur nicht bei Joseph Jay Wheeler. "Dir ist doch hoffentlich klar, dass ich eine Gegenleistung verlangen werde. Meine Hilfe ist schließlich nicht umsonst, Kaiba!" höre ich mein Gegenüber sagen und werde jäh aus meinen Gedanken gerissen. "Hilfe?" wiederhole ich sarkastisch. "Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten, Bakura. Du missverstehst die Lage." Er grinst mich genüßlich an. "Ach? Für mich hat es sich so angehört..." Ich lache kurz auf. "Ich habe dir lediglich ein gemeinsames Projekt vorgeschlagen. Nichts weiter. Wenn du dich nicht beteiligen möchtest, bitte. Ich komme auch durchaus ohne dich zurecht." Einen Moment sieht er mich abschätzend an und ich bin sicher, dass er sich seine nächsten Worte genau überlegt. Er weiß, dass jede Überheblichkeit seinerseits dazu führt, dass ich dieses Gespräch beende und dafür ist sein Interesse zu groß. "Und wo liegt der Gewinn für mich?" fragt er schließlich. Fragend ziehe ich eine Braue in die Höhe. "Ich dachte, in dem Vergnügen, ein wenig Spaß mit deinem Erzfeind zu haben." erwidere ich kühl. "Sicher, aber du weißt doch, wie diese Dinge laufen... je mehr Anreiz desto größter die Motivation." Sein Lächeln bekommt jetzt etwas diabolisches und ich weiß nicht so recht ob mir das gefällt. "Welchen Anreiz hättest du denn gerne?" frage ich ihn lauernd und lasse mich damit auf sein Spiel ein. Bin gespannt, was der Verrückte sich so denkt. Sein Blick wandert wieder zu Duke und Wheeler. "Ich schlage vor, Einzelheiten besprechen wir ein anderes mal, Kaiba. Hier erscheint mir nicht der richtige Ort dafür." erwidert er was mich doch etwas überrascht. Aber stimmt, ich hatte auch keineswegs vor hier und jetzt ins Detail zu gehen. Ich nicke. "Komm am Montag in mein Büro, dann können wir die Einzelheiten besprechen." bestimme ich daher. "Mit Vergnügen." entgegnet er und greift nach seinem Glas. Wieder mustert er mich für einen Augenblick und zum ersten Mal ist mir seltsam zumute dabei. "Dann haben wir einen Deal." sage ich um das Gespräch abzuschließen. Es hat ohnehin schon lange genug gedauert und ich schätze, dass Duke und Wheeler inzwischen ihre Angelegenheiten geklärt haben. In seinen Augen blitzt es plötzlich auf und er schenkt mir einen noch merkwürdigeren Blick als zuvor. Und ja, ich fühle mich schlagartig unbehaglich. Warum auch immer. Gleichzeitig setzen wir uns in Bewegung um zurück zum Tisch zu gehen und ich verdränge das seltsame Gefühl. "Gut, wir haben einen Deal, Kaiba." stimmt er zu und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass er anzüglich lächelt. Doch auch diesen Gedanken verwerfe ich sofort, zumal ich Lust verspüre mich meinem Hündchen zu widmen. Ich lächele unwillkürlich als die großen braunen Augen zu mir aufsehen. Ein Hundeblick. Eindeutig. Ein niedlicher Anblick, seine Wangen sind leicht gerötet. Ich muss mich förmlich dazu zwingen, den Blick von ihm loszureißen. "Nun, Devlin, kannst du dich mit der aktuellen Lage arrangieren?" frage ich den Schwarzhaarigen spöttisch und der Würfelfreak starrt mich an. Kapitel 41: Kreuzweg -------------------- Duke pfeift und mustert mich immer noch erstaunt. "Dann hast du dich wirklich und wahrhaftig in ihn verliebt? Richtig verliebt?" fragt er noch einmal und ich nicke. Ja, so sieht es wohl aus. Ich habe mich verliebt. Keine Ahnung wie mir das passieren konnte. Geplant habe ich es sicher nicht und gewollt auch nicht, aber naja, es ist so und seit dem Wochenende bin ich mir dessen mehr als sicher. Ich kann es nach wie vor zwar nicht erklären, aber es heißt ja auch immer, dass man so was nicht erklären kann oder wie Tea es ausdrückt: Die Wege der Liebe sind unergründlich. Und in meinem Fall auch noch unverständlich, aber gut. Sinnlos sich was vorzumachen. Es ist wie es ist und naja, so schlimm ist es auch nicht, denke ich mal. Zugegeben, ich hatte eigentlich nicht das dringende Bedürfnis, mich ausgerechnet in Kaiba zu verlieben, aber ändern lässt sich das momentan nicht und wie gesagt, so habe ich wenigstens keinen emotionslosen Sex mehr. "Und was sagt er dazu?" will Duke wissen. Ich starre ihn an. "Denkst du ich hätte es ihm gesagt? Ich bin vielleicht dumm, aber nicht bescheuert!" fahre ich ihn an. "Das versteh ich jetzt nicht. Ich meine, ihr seid doch zusammen, naja, so irgendwie." erwidert er verständnislos. Ich zeige ihm den Vogel. "Wir treiben es miteinander, Duke. Wir sind kein Paar oder so und Gefühle spielen dabei keine Rolle." "Spielten." korrigiert er mich. Ich seufze. "Ja, aber nur was mich anbelangt. Ich glaube nämlich nicht, dass Kaiba irgendwelche Gefühle für mich hat. Für ihn ist das nur Sex, er hat seinen Spaß mit mir und das war´s auch." "Und was willst du jetzt tun?" fragt er weiter. Ich zucke mit den Schultern. Hey, so weit bin ich schließlich noch nicht. Ich meine, ich musste doch erstmal diese Erkenntnis verdauen. Mir einzugestehen, dass ich verliebt bin, war heftiger als erwartet. Kein Wunder, dass ich es aufgeschoben habe, darüber nachzudenken. Ich hätte es noch weiter aufschieben sollen, aber das hätte auch nichts gebracht. Und so ganz verdaut hab ich das immer noch nicht. Mann, es hat über eine Woche gedauert, bis ich damit klar gekommen bin, dass ich es mit ihm treibe, da werde ich doch sicher nicht nach ein paar Tagen wissen wie ich damit umgehen soll, dass ich ihn jetzt liebe und ihn nicht nur so scharf finde. "Was würdest du tun?" Ich sehe ihn fragend an. "Du hast doch gesagt, dass bei Bakura und dir..." Ich beende den Satz nicht. Die Vorstellung von Bakura und Duke zusammen ist noch immer mehr als befremdlich. Bakura allein ist schon... naja, ein Fall für sich, aber sich ihn mit Duke vorzustellen, geht gar nicht. Duke seufzt. "Naja, wirklich verliebt war ich nicht in Bakura, man könnte es vielleicht verknallt nennen. Und ich hab´s ihm gesagt." Er zuckt mit den Schultern. Ich sehe ihn erstaunt an. "Du hast ihm gesagt, dass du Gefühle für ihn hast?" frage ich ungläubig. Er nickt. "Unser Verhältnis war ohnehin verquer, wir mussten sowieso reden und ich wollte wissen woran ich bin. Ob es sich lohnt, mehr zu investieren oder eben nur ne nette Affäre ist. Also hab ich die Karten auf den Tisch gelegt." erwidert er und ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Vor allem, weil er das scheinbar auch noch so locker sieht. Als wäre es echt ne Kleinigkeit jemandem mit jemandem wie Bakura über so was zu reden. Hallo! Bakura!! Der Typ ist nicht unbedingt ein angenehmer Gesprächspartner und ich glaube auch nicht, dass er gut darin ist über Gefühle zu reden. Naja, Gefühle, die nichts mit Hass, Wut oder Verachtung zu tun haben. Auf dem Gebiet ist er nämlich sehr mitteilsam, wie ich immer wieder merke, wenn er auf den Pharao trifft. Der Pharao. Atemu. Ich schlucke unwillkürlich. Seit unserer letzten Begegnung hab ich ihn nicht mehr gesehen. Ich schätze, ich bin ihm eine Erklärung für mein Verhalten schuldig. Ich meine, ich bin weggerannt als hätte er die Pest. Er muss doch denken, dass ich total irre bin oder schlimmer, dass ich ihn für so abstoßend halte, dass ich lieber die Flucht ergreife. Fuck, die Sache werde ich irgendwie klären müssen. Aber hey, seine Attake war auch nicht unbedingt eine gute Idee. Das hätte er echt nicht tun müssen. Gerade hatte ich ihm schließlich gesagt, dass ich mich entschieden habe und dann das. So was macht man doch nicht. Ich verstehe auch noch immer nicht, warum er das gemacht hat. Vielleicht aber hat Duke mit seiner Theorie Recht. Wenn er denkt, dass Kaiba mir eigentlich egal ist, macht er sich weiter Hoffnungen. Das heißt, wenn ich ihm sage, dass ich mich wirklich in Kaiba verliebt habe, müsste die Sache vom Tisch sein, oder? Ach, ich weiß doch auch nicht. Das Ganze ist so verzwickt. Es wäre echt mal einfacher, wenn ich auf Atemu stehen würde. Dann würden meine Gefühle erwidert werden und wir könnten glücklich werden. Naja, halbwegs. Tea wäre dann nämlich unglücklich und Yugi... Ok, auch keine so geniale Sache. Aber immerhin würde ich auch geliebt werden. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Kaiba meine Gefühle erwideren würde, sind lächerlich gering. Kaiba und Gefühle ist schon so ne Sache, aber Kaiba und Gefühle für mich! Ha. Guter Witz. Obwohl... Wer hätte gedacht, dass wir es mal treiben würden? "Ich würde es ihm sagen, Joey." höre ich Duke sagen. Er sieht mich ernst an. "Glaub mir, es ist besser, wenn du mit offenen Karten spielt. Alles andere wird dich nur ins Unglück stürzen. Nein, ich finde du musst für klare Verhältnisse sorgen und mal ehrlich, was kann schlimmstenfalls passieren? Er beendet euer kleines Verhältnis, aber dann weißt du wenigstens woran du bist und naja, dann kannst du dich auch anderen Möglichkeiten zuwenden." Ich seufze. "Ich weiß doch längst woran ich bin. Ich muss mir keine Klarheit verschaffen. Kaiba hat keine Gefühle für mich und das Verhältnis wäre dann sicher beendet." erwidere ich. "Aber du kannst doch kein Verhältnis mit jemandem führen, den du liebst, der dich aber nicht liebt. So was geht nie gut, glaub mir. Entweder beide haben Gefühle oder keiner. Eine andere Option gibt es nicht." entgegnet er ernst. "Ok, die Wahrscheinlichkeit, dass Kaiba auch in dich verliebt ist, ist gering, aber wer weiß? Kaiba ist undurchschaubar. Er könnte verliebt sein und es nicht einmal selbst wissen." Skeptisch verziehe ich den Mund. Ich bezweifle, dass Duke selbst an seine Worte glaubt. Nein, ich brauche mir keine falschen Hoffnungen zu machen, für Kaiba bin ich ein angenehmer Zeitvertreibt, warum auch immer. Aber das war´s auch schon. Und daran wird sich nichts ändern. Und mal ehrlich... wenn es anders wäre, wenn er Gefühle für mich hätte... Was dann? Friede, Freude, Eierkuchen? Mal ehrlich, kann sich irgendwer Kaiba und mich als Paar vorstellen? Lächerlich. Oder sollen wir Händchen haltend durch die Kaiba Corporation schlendern und uns bei Duellen Kusshände zuwerfen? Oh Mann, allein der Gedanke! Geht gar nicht. Nein, Kaiba und ich als Paar, unmögliche Vorstellung und vorallem unwahrscheinlich. Es grenzt doch schon an ein Wunder, dass ich Gefühle für den Arsch habe. Noch so ein Wunder, oder sollte ich es Fluch nennen, wird es sicher nicht geben. Nein, ich kann es ihm nicht sagen. "Was hat Kaiba eigentlich mit Bakura zu schaffen?" fällt mir plötzlich ein. Duke zuckt mit den Schultern. "Keinen Plan, Kumpel. Hat mich auch etwas verwundert. Ich wusste nicht, dass die Beiden überhaupt Kontakt haben. Bakura hat nie etwas in der Richtung angedeutet." erwidert er. Mist, ich hatte gehofft, dass er etwas wissen würde. "Was denkst du was die Beiden zu bereden hatten?" frage ich weiter. "Sorry, da bin ich überfragt. Ich hab auch schon darüber nachgedacht, aber keine Ahnung was das zu bedeuten hat." erwidert Duke und ich seufze. Einen Moment bin ich unschlüssig ob ich ihm erzählen soll, was ich im Club aufgeschnappt habe. Vielleicht interpretiere ich ja zuviel in Bakuras Worte? Vielleicht ging es um irgendwas geschäftliches? Irgendwas anderes. Ok, die Wahrscheinlichkeit ist auch gering. Es gibt eigentlich nur einen logischen Grund, warum Bakura und Kaiba einen Deal eingehen sollten. Wie heißt es so schön, gemeinsame Feinde schweißen zusammen, oder? "Was hast du, Joey?" Duke sieht mich fragend an. "Ach, ich hab im Club gehört, dass Bakura zu Kaiba gesagt hat, der Deal würde stehen und naja, ich mach mir seither nen Kopf was das zu bedeuten hat... Ich werd den Verdacht nicht los, dass es dabei um Atemu geht." "Atemu?" Einen Moment sieht er mich irritiert an. Dann scheint bei ihm der Groschen zu fallen. Er pfeift und seine Augen weiten sich. "Wow, das wäre ne krasse Verbindung. Direkt gemeingefährlich." Jepp, so sehe ich das auch und es gefällt mir auch keineswegs. "Du solltest Atemu vorwarnen. Ich weiß zwar nicht, was die Beiden aushecken könnten, aber die Verbindung ist echt mal explosiv." sagt Duke und ich nicke. Das hatte ich ohnehin vor. Mit Atemu reden muss ich sowieso. "Ich werd am Besten gleich mal zu ihm gehen." meine ich und Duke nickt. "Soll ich mitkommen?" fragt er und ich lächele. "Danke, aber nein. Das muss ich schon alleine regeln." erwidere ich, auch wenn ich zugeben muss, dass Duke mit seiner lässigen Art durchaus eine Hilfe sein könnte, aber nein. Ich muss das allein klären. "Wirst du ihm sagen, dass du dich jetzt in Kaiba verliebt hast?" Auch so ein Punkt. Ich muss es ihm sagen und ich habe keine Ahnung wie er es aufnehmen wird. Gefallen wird es ihm sicher nicht und naja, ich kann es sogar verstehen. Immerhin haben wir das gleiche Problem. Unerwiderte Liebe. Somit wären wir schon zu viert. Tea, Yugi, Atemu und ich. Fast der ganze Kindergarten. Unter anderen Umständen würde ich darüber lachen. Ich bin fast aus der Tür als mir etwas einfällt. "Sag mal, Duke." Ich sehe meinen Freund fragen an. "Denkst du, du könntest aus Bakura was rausbekommen? Ich meine, ihn unauffällig aushorchen?" Kapitel 42: Offene Worte Teil 1 ------------------------------- "Hey Joey." Yugi lächelt mich an und ich lächele etwas verlegen zurück. Ich weiß gar nicht wie ich ihm sagen, soll dass ich schon wieder da bin, um mit dem Pharao zu sprechen. Ich vernachlässige den Kleinen eindeutig und dabei ist er mein bester Freund. Unsicher trete ich von einem Bein auf´s andere und wieder einmal kommt mir der Gedanke, dass ich überhaupt nicht weiß was ich hier mache. Gut, Duke hat Recht, ich muss Atemu nicht nur sagen, dass ich mich wirklich und wahrhaftig in Kaiba verliebt habe, ich muss ihn auch vorwarnen, was dieses neue unheilige dynamische Duo - Kaiba und Bakura - anbelangt. Allerdings hab ich keinen Plan wie ich das sagen soll und naja, nachdem der Pharao das letzte Mal so... energisch war, bin ich auch etwas unsicher. Nicht, dass ich glauben würde, dass er über mich herfällt oder so, aber naja... Atemu war ein Pharao. Er war es gewohnt zu bekommen was er will und scheinbar will er mich ja. Also, er will mich, nicht scheinbar und ich mag ihn ja und... Ach, ich weiß schon wieder nicht, was ich denken soll. "Du willst mit Atemu reden." höre ich Yugi sagen und starre ihn an. Dann nicke ich langsam. "Ich - wir dachten uns schon, dass du vorbei kommst." sagt der Kleine immernoch lächelnd und ich bin etwas irritiert. Weiß Yugi was Sache ist? Der Kleine nickt als habe er meine Gedanken gelesen. "Nachdem du neulich in der Schule mit Atemu sprechen wollest, wurde ich doch neugierig und naja, ich habe den Pharao gefragt was los ist, zumal du ja auch davon gelaufen bist und ich mir Sorgen gemacht habe." Der Kleine ist echt süß. Er ist verlegen und schämt sich für seine Neugier. Ich seh´s ihm an. Und er hat sich Sorgen gemacht. "Ach Yugi..." Ich wuschele ihm kurz durch´s Haar. "Du musst dir keine Sorgen machen, es ist alles ok." "So siehst du aber nicht aus, Joey." widerspricht er und mustert mich liebevoll. Ich seufze. Wahrscheinlich ist mir deutlich anzusehen, dass ich neben der Spur bin. Na, ist ja auch verständlich. Ich bin verlegen, nervös, verwirrt... ach, ich bin eigentlich alles. Soviel emotionales Imput hatte ich noch nie. "Naja, es ist gerade etwas... kompliziert." gebe ich zu und zucke mit den Schultern. Er nickt. "Atemu hat mir davon erzählt." Verlegene Röte erscheint auf seinen Wangen und ich schlucke. "Alles?" krächze ich. Er nickt. "Oh." Zu mehr bin ich nicht fähig. Toll, jetzt wissen es bald alle. Fehlen nur noch Tristan und Tea. Und Ryou, aber mit dem hab ich ja nicht so viel am Hut. Der Kleine blickt mich mitleidig an. "Ich schätze, der Pharao hat dich letztes Mal etwas überrumpelt." meint er leise und ich bin überrascht, dass er auch davon weiß. Ich nicke. "Wenn ich ehrlich in ja..." gebe ich zu. "Weißt du, Atemu liegt wirklich sehr, sehr viel an dir und er hat mir gesagt, dass er sich auch große Sorgen macht, weil du mit..." Er bricht ab und senkt den Blick. Kaiba. Der schwarze Mann. Na, ich kann es ihnen nicht verdenken, auch wenn ich immer noch der Ansicht bin, dass Bakura eine wesentlich krassere Wahl gewesen wäre. Ha! Als ob ich eine Wahl gehabt hätte!! "Ähm... ja. Ich weiß. Deshalb bin ich auch hier. Weißt du, das Ganze... Ich versteh es selbst nicht, Yugi. Ich meine, du weißt ja, dass Kaiba und ich bislang..." Ich beiße mir auf die Zunge. Er nickt. "Das weiß jeder." Wieder strahlt er mich mit diesen riesigen Augen an und ich versuche seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Schwer zu sagen, was er denkt. Natürlich würde er dem Pharao wünschen, glücklich zu werden. Doch wie ich Yugi kenne, wünsch er es mir ebenso. "Darf ich dich was fragen, Joey?" Ich nicke und sehe ihn gespannt an. "Das mit Kaiba und dir... meinst du wirklich, dass ist der richtige Weg? Du weißt, ich habe Kaiba immer wieder verteidigt und ich glaube auch jetzt noch, dass er keineswegs so kalt und gleichgültig ist wie er gerne tut, aber naja, ihr beide habt immer nur gestritten und jetzt... Ich hab einfach nur Angst, dass er dich zu etwas bringt, dass du vielleicht doch nicht willst." Ich kann seine Sorge gut verstehen und es berührt mich auch, dass er sich diese Gedanken macht. Und mal ehrlich, so unbegründet sind sie natürlich nicht. Bei Kaiba weiß man schließlich nie und naja, ich habe ihm früher auch alles mögliche unterstellt, aber die Dinge haben sich eben geändert und auch wenn ich nach wie vor nicht weiß, was das wir, das mit ihm und mir, so weiß ich doch, dass er nichts tut um mir zu schaden. Ja, davon bin ich überzeugt. Es wäre auch nicht sein Stil. Kaiba würde sich keinen so perfiden Plan ausdenken, nur um mich fertig zumachen. Das wäre ihm die Mühe gar nicht wert. Nein, was auch immer das zwischen uns ist, es ist kein Racheakt und auch keines unserer bisherigen Spielchen. "Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst, Atemu auch, aber wie soll ich´s sagen... Ich vertraue ihm. Ich weiß, dass klingt verrückt, besonders wenn ich das sage, aber in dem Punkt vertraue ich ihm echt und naja, ich will es ja auch... ihn, meine ich." erwidere ich und mein Herz beginnt wieder unruhiger zu schlagen. Yugi mustert mich. "Dann ist es mehr als nur..." Jetzt ist sein Kopf so rot wie eine Tomate und ich muss unwillkürlich lächeln. Ich weiß nicht genau was Atemu ihm erzählt hat, aber es scheint doch genug gewesen zu sein, um den Kleinen aus dem Konzept zu bringen, auch wenn es bei Yugi dazu nicht viel bedarf. "Ja." antworte ich ehrlich und bin erstaunt wie leicht es mir fällt. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass Duke nicht mit Ekel und Verständnislosigkeit reagiert hat und dass ich Yugi gegenüber stehe, nicht Atemu. "Du bist verliebt?" fragt er dennoch nach und ich nicke. "Ja, es scheint so." Ich schätze, jetzt bin ich genauso rot. "Atemu meinte, ihr würdet nur..." Wieder hält er inne und ja, der Pharao hat ihm alles erzählt oder eher erklärt. Ich schüttele langsam den Kopf. "Anfangs, ja, aber jetzt... Ich weiß auch nicht, aber ich denke, ich bin verliebt und deshalb bin ich auch hier. Um es Atemu zu sagen." "Verstehe." erwidert der Kleine und ich habe das Gefühl, dass er sichtlich betrübt ist. Nun, verständlich, er weiß, dass der Pharao nicht unbedingt begeistert sein wird. Yugi seufzt und wirkt mit einem mal nicht nur nachdenklich sondern auch ein wenig traurig. "Es ist richtig es ihm zu sagen, Joey, auch wenn es ihm sicher weh tun wird, aber es ist besser ehrlich zu sein." Ich nicke. "Das hat Duke auch gesagt." erwidere ich und er sieht mich fragend an. "Lange Geschichte." sage ich und grinse und zum Glück geht der Kleine nicht näher darauf ein. "Was denkst du... naja, wie er reagieren wird?" frage ich etwas unschlüssig. Yugi zuckt mit den Schultern. "Ich weiß es nicht." entgegnet er und jetzt habe ich sogar den Eindruck, dass etwas Sorge in seiner Stimme mitschwingt. "Atemu ist... naja, er kann sehr energisch sein. Versteh mich nicht falsch. Du weißt wie lieb ich ihn habe und ich vertraue ihm auch, aber ab und an spüre ich, dass er eben anders ist und das ist wohl auch verständlich. Schließlich war er der Herrscher über ein riesiges Reich." Der Kleine lächelt mich an und ich versuche seinen Worten zu folgen, denn ich habe das Gefühl, dass er mir etwas zu sagen versucht. "Erinnerst du dich an das Duell gegen Kaiba auf der Burg?" fragt er plötzlich. Ich nicke. Klar erinnere ich mich an die Nummer. Und an Tea´s Ansprache an den Eisklotz. Mann, Mann, das ging ab. Aber daran scheint Yugi nicht zu denken. "Der Pharao hätte ihn angegriffen, gleichgültig ob Kaiba..." Er schluckt und ich nicke betreten. Ja, auch daran erinnere mich. Es war Tea, die Yugi damals zurückgehalten hat. Atemu war bereit alles auf eine Karte zu setzen und einen Sturz Kaibas zu riskieren. Ich schlucke unwillkürlich. Was versucht der Kleine mir damit zu sagen? Dass Atemu in der Lage wäre Kaiba etwas anzutun? Nein, das glaube ich nicht. Das kann er doch nicht denken! So was würde ich noch nicht mal Kaiba unterstellen. Gut, ich weiß, dass er nichts gutes für den Pharao plant, aber er würde doch nie soweit gehen ihn umzubringen. Meinetwegen. Und Atemu würde doch nicht... Yugi sieht mir scheinbar mein Entsetzen an. "Was ich sagen will ist, dass Atemu sich vielleicht nicht so leicht geschlagen gibt. Kaiba ist nicht sein Freund. Im Gegensatz zu mir, sieht er ihn lediglich als Rivalen und nun auch wenn es um dich geht." spricht der Kleine weiter. "Ich denke, dass der Pharao sich nicht so leicht von seinem Ziel abbringen lässt und er hat auch Kaiba gegenüber keine moralische Verpflichtung oder so. Verstehst du, Joey?" Ich nicke. Ja, ich denke ich verstehe, was er mir zu sagen versucht. "Aber was ist mit mir, ich meine, wenn ich ihm sage, dass ich Kaiba... dass ich verliebt bin, dann... also, dann kann er doch nicht denken, dass sich das wieder so schnell ändert, oder?" werfe ich ein. Yugi zuckt mit den Schultern. "Ich kann dir nicht sagen, was Atemu darüber denken wird, aber ich glaube, dass er deine Gefühle für Kaiba nicht wirklich ernst nehmen wird. Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, aber eben wart ihr noch die größten Streithähne und jetzt... " Wieder muss ich nicken. Ja, jetzt verstehe ich, auch Yugi´s Sorge. Im Gegensatz zu dem Kleinen, besteht für Atemu keinen Grund sich Kaiba gegenüber zurückzuhalten. Zumal er auch der Ansicht ist, dass dieser nur mit mir spielt, was ja vermutlich in gewisser Weise auch so ist. Vielleicht sollte ich Yugi bitten es ihm zu sagen? Aber nein, das muss ich tun. Deshalb bin ich doch auch hier! Ich seufze schwer und überlege ob ich Yugi von der Sache mit Bakura erzählen soll und genau wie bei Duke entscheide ich mich spontan. "Ich schätze, du weißt dann auch, dass Kaiba Atemu gewarnt hat?" frage ich vorab. Yugi nickt. "Ich weiß nicht ob es stimmt, aber Kaiba und Bakura haben irgendwas vor. Keine Ahnung was und ob es überhaupt was mit Atemu oder mir zu tun hat, aber naja... du kennst ja Bakura!" Yugi´s Miene verfinstert sich leicht. "Das verheißt nichts gutes." "Sehe ich auch so." erwidere ich. "Deshalb bin ich auch hier. Um den Pharao zu warnen." Yugi nickt. "Dann solltest du jetzt wohl mit Atemu reden. Viel Glück, Joey." Und ehe ich etwas tun kann, hat er schon sein Puzzel in der Hand. Kapitel 43: Offene Worte Teil 2 ------------------------------- Mir ist seltsam zumute während sich die Verwandung vor meinen Augen vollzieht. Ich bin unsicher und ich empfinde auch leichtes Unbehagen. Nicht, dass ich Angst vor Atemu hätte, das weiß Gott nicht. Ich weiß schließlich, dass er mir nie etwas tun würde, allein der Gedanke - absurd. Aber naja, bei unserer letzten Begegnung war er doch etwas... Ich kann es nicht beschreiben und nach Yugi´s Worten gerade, wird dieses Gefühl nicht unbedingt besser. Als er mir gegenüber steht, sehe ich gleich, dass etwas anders ist. Ich könnte es nicht beschreiben oder es an was bestimmtem fest machen, aber ich sehe es und ich spüre es auch. Vielleicht erscheint er mir gerade so, wie er vor 5000 Jahren seinem Volk erschienen ist, ganz der Pharao. Ich bin nicht sicher ob es das ist. Seine Züge sind jedenfalls ernst, noch ernster als sonst und sein Blick... Ich schlucke unwillkürlich. "Joey." Beim Klang seiner Stimme wandert mir ein leichter Schauder über den Rücken und ohne es zu wollen muss ich daran denken, was beim letzten Mal passiert ist, als ich in diesem Zimmer war. Ich schätze meine Wangen verfärben sich leicht. "Hallo." sage ich leise und meine Stimme klingt wieder so merkwürdig unsicher und fremd. "Ich wusste, dass du kommen würdest." bemerkt er und ich nicke. "Naja, mein Abgang neulich..." Ich grinse verlegen und kratze mir unsicher am Kopf. "Ich... es tut mir leid... Ich meine, dass ich fortgelaufen bin..." Die Worte kommen seltsam abgehakt aus meinem Mund und meine Kehle ist schon wieder trocken. "Zweimal." höre ich ihn sagen. Stimmt, ich hab ja schon zweimal die Flucht ergriffen. Hoffentlich wird das keine neue Angewohnheit von mir. Einen Moment stehen wir uns schweigend gegenüber. Ich weiß nicht so recht was ich sagen soll. Gut, ich weiß was ich zu sagen habe, aber naja, wie ich das anfangen soll, keinen Plan. Unter anderen Umständen würde ich wahrscheinlich mit der Tür ins Haus fallen, aber in der Situation... Ich meine, ist ja doch schon etwas, sagen wir, prekär. Ich will Atemu schließlich nicht vor den Kopf stoßen und naja, ich will mich auch an das halten was ich Kaiba versprochen habe. Und dann ist da ja noch die Sache mit Bakura... "Du musst dich nicht entschuldigen, Joey." höre ich ihn auf einmal sagen. Eigentlich sollte ich erleichtert aufatmen, aber nein, ich tue es nicht. Etwas an seinem Gesichtsausdruck hält mich davon ab und sagt mir, dass die Lage sich keineswegs soweit entspannt hat, dass ich erleichtert sein könnte. "Ich habe dich in eine schwierige Lage gebracht." fährt der Pharao auch schon fort und etwas blitzt in seinen Augen auf. Ich erwidere nichts, aber das ist auch nicht notwendig, denn er spricht bereits weiter. "Ich hätte wissen müssen, dass ich dich mit meiner Vorgehensweise nicht nur überrasche, sondern auch in einen Gewissenskonflikt bringe." Ich nicke kaum merklich, aber erleichtert bin ich noch immer nicht. Vielleicht weil er mich so ernst ansieht und ich mich mit einem Mal fühle wie ein Kaninchen vor einer Schlange, was eigentlich verrückt ist. Immerhin stehe ich Atemu gegenüber, meinem Freund. Bei Kaiba wäre dieser Gedanke nicht ungewöhnlich, aber bei ihm... Doch irgendwas am Pharao ist anders als sonst und ich glaube, Yugi hat Recht. Selbst wenn ich ihm sage, dass ich mich in Kaiba verliebt habe, wird das für ihn nichts ändern. "Das war keineswegs meine Absicht und dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen." Ich schlucke und nicke wiede. "Ähm... ok. Ich meine, ich verstehe..." Er hebt die Hand und diese Geste bringt mich zum schweigen. Ich weiß nicht warum, aber ich breche mitten im Satz ab. "Nein, ich glaube nicht, dass du mich verstehst, aber das erwarte ich auch keineswegs, Joey." entgegnet er und seine Stimme klingt jetzt fast nachsichtig, bedauernd. Ich blinzele irritiert, sage jedoch nichts. Was für eine befremdliche Situation. Ich kann mich nicht erinneren, dass ich mich je so unwohl in seiner Nähe gefühlt habe und dabei weiß ich nicht einmal warum. "Du bist hier um mir etwas zu sagen." Sein Blick mustert mich aufmerksam und fast habe ich das Gefühl, dass er in der Lage ist, in mich zu blicken. Mein Herzschlag beschleunigt sich unmittelbar und meine Hände werden langsam feucht. Ich schlucke erneut und weiche seinem Blick unsicher aus. "Ja, ich hab dir was zu sagen." bestätige ich seine Vermutung ohne ihn anzusehen. Wieder herrscht Schweigen und ich schätze, dass er mich erwartungsvoll ansieht. Mein Blick dagegen schweift durch das Zimmer. "Du hast mich letztens gefragt, ob ich Gefühle für Kaiba hätte..." fange ich schließlich unsicher an und nun kann ich nicht anders, mein Blick wandert zu ihm. Seine Miene verrät nichts, sie ist genauso verschlossen wie die von Seto und ich spüre wie meine Unsicherheit wächst. "Ich habe dir geantwortet, dass dem nicht so ist und das war die Wahrheit, aber jetzt... Ich weiß nicht warum, aber das hat sich geändert. Ich meine... ich glaube... also ich denke... habe Gefühle für ihn." Mein Herz hämmert hart gegen meinen Brustkorb und das Atmen fällt mir seltsam schwer. "Ich bin verliebt. In Kaiba." Vorsichtig blicke ich ihn an, versuche seine Gedanken zu lesen oder zumindest eine Regung zu erhaschen, die mir verraten könnte, was in ihm vorgeht, was meine Worte in ihm auslösen, aber nichts. Verschlossener als eine Auster ist sein Gesichtsausdruck und seine Augen... ich zucke unwillkürlich zusammen als erneut etwas darin aufblitzt, dass ich nicht zu deuten vermag. So, jetzt ist es raus. Aber wieder stellt sich keine Erleichterung ein. Im Gegenteil. Ich fühle mich mies. Mieser als mies. Fast wie ein Verräter und ein Teil von ihm würde ihm gerne sagen, dass es mir leid tut, dass es so ist wie es ist und dass ich ihn mag und... Doch ich weiß, dass das nichts ändern würde. Vermutlich weiß er das alles längst. Er kennt mich schließlich gut genug und er müsste mir auch ansehen, dass ich alles andere als glücklich bin. "Ach Joey..." Seine Stimme klingt tadelnd, was mich irritiert und der Blick, mit dem er mich bedenkt, hat wieder so etwas nachsichtiges, als würde er mit einem unvernünftigen Kind reden, dass dabei ist einen großen Fehler zu begehen und nicht hörenn will. "Es ist so und naja, keine Ahnung... aber ich wollte, dass du es weißt und deshalb..." Wieder macht er diese Geste mit seiner Hand und ich schweige sofort. "Warst du schon einmal verliebt? Zuvor?" fragt er plötzlich und die Frage bringt mich vollenst aus dem Konzept. Damit habe ich nicht gerechnet, doch ich muss nicht nachdenken, um ihm zu antworten. Ich schüttele fast sofort den Kopf. "Nein, ich glaube nicht. Ich hab geschwärmt, für Mai und naja... für andere Mädchen, aber verliebt... nein, nicht wie jetzt." Er nickt als habe er genau dieses Antwort erwartet und ich frage mich, was das zu bedeuten hat. Ich sehe ihn fragend an und erwarte eine Erklärung, irgendeinen Ansatz, aber er gibt mir nichts dergleichen, stattdessen macht er einen Schritt auf mich zu und ich weiche unwillkürlich zurück. Ja, ich taumele rückwärts, auch wenn ich nicht sagen könnte warum, und komme erst zum stehen als mein Rücken die Tür berührt. "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Joey." Ein leichtes Lächeln huscht über sein Gesicht und ich habe fast den Eindruck, dass mein Verhalten ihn amüsiert. Ich versuche entschuldigend zu grinsen, aber der Versuch wird wahrscheinlich eher zu einer schiefen Grimasse. "Weißt du, ich glaube, du verstehst weit weniger was vor sich geht, als du denkst..." höre ich ihn sagen und plötzlich ist er mir wieder so nah, dass ich seinen Atem fast auf meiner Wange spüren kann. Ich schlucke und meine Alarmglocken schrillen. Code orange. Eindeutig. Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn er mir wieder so nahe kommt, wenn ich an das letzte Mal denke. "Du denkst vielleicht, dass du dich verliebt hast, aber ich glaube, du hast bislang nur etwas gekostet, dass dir bisher fremd war." Seine Stimme klingt jetzt rauer, tiefer und ich beiße mir leicht auf die Unterlippe als ein Schauder meinen Körper durchzuckt. "Lust, Joey, ist etwas anderes als Liebe." erklärt er mir und dann legen sich seinen Hände neben meinem Kopf auf die Tür. Ohoh, das ist nicht gut... gar nicht gut, aber wieder vermag ich es mich nicht zu rühren, sein Blick hält mich fest, nein, eigentlich ist es seine ganze Präsenz und der kann ich mich nicht entziehen, auch wenn ich weiß, dass ich es tun sollte. "Atemu, ich... also... vielleicht... aber..." Kann mich bitte jemand schütteln? Was mache ich nur? Warum kann ich nicht einfach sagen, dass er vielleicht Recht hat und ich nicht weiß, was dieses Gefühl wirklich ist, ich aber glaube, dass es mehr als Lust ist. Vielleicht keine Liebe, aber eindeutig mehr als Lust. Das ist es doch? Wenn ich an den Moment in Kaiba´s Küche denke, als er mich so sanft geküsst hat, naja, da war ich mir sicher... und eigentlich bin ich mir auch jetzt noch sicher. Warum muss er es mir so schwer machen? Sein Körper ist meinem so erschreckend nah, dass mir schlagartig wieder heiß wird. Für einen Moment habe ich sogar das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und als er sein Knie zwischen meine Beine schiebt, reiße ich die Augen auf. "Bitte, Kaiba..." versuche ich es wieder, doch er unterbricht mich sofort. "Was Kaiba will ist mir egal, Joey." sagt er und das klingt so entschieden, dass ich mir auf die Zunge beiße. Oh ja, es ist ihm deutlich anzusehen, dass es ihn keineswegs kümmert, dass Kaiba ihn vorgewarnt hat. "Wenn du beim letzten Mal nicht weggelaufen wärst, hätte ich dir gezeigt, dass nicht nur er in der Lage ist, dir das zu geben, wonach du dich sehnst." höre ich ihn sagen und fuck, das Pochen meines Herzens dröhnt mir in den Ohren, so dass seine Stimme nur von weitem zu mir durchdringt. "Dieses Mal werde ich dich nicht weglaufen lassen." Ich kann gerade noch erkennen, dass ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht erscheint, dann liegen seine Lippen auch schon auf meinen und ich schließe die Augen. Kapitel 44: Angebot ------------------- Oh Mann, das glaube ich einfach nicht. Das darf doch nicht wahr sein. Ich meine, er kann doch nicht... Naja, scheinbar doch und mein stummer Protest interessiert ihn auch nicht wirklich. Seine Lippen liegen auf meinen und seine Zunge bittet nicht um Einlass in meinen Mund, sie fordert ihn geradezu, aber ich bin fest entschlossen Widerstand zu leisten. Ich presse meine Lippen aufeinander, doch er verleiht seinem Begehren solchen Nachdruck, dass ich schließlich doch zum nachgeben gezwungen bin. Ich muss schließlich auch noch atmen und diese Gelegenheit nutzt er gnadenlos aus. Sofort gleitet seine Zunge in meinen Mund, ich keuche auf und er beginnt damit, meine Mundhöhle zu erforschen. Es dauert einen Moment bis ich mich wieder bewegen kann, dann wandern meine Hände zu seiner Brust und ich versuche ihn von mir zu stoßen, doch schlagartig sind seine Hände da, packen meine Handgelenke und vereiteln meinen kläglichen Versuch, mich ihm zu entziehen. Sein Griff ist eisern und er presst meine Arme unsanft gegen die Tür während er seinen Körper nur noch näher an mich drückt. Er meint es wirklich ernst. Das wird mir schlagartig bewusst. Was auch immer er genau vorhat, ok, ich kann es mir denken, er wird sich nicht einfach davon abhalten lassen und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Ich keuche erneut auf und stelle zu meinem Entsetzen fest, dass mein Körper erneut auf ihn reagiert. Sehr eindeutig reagiert. So ein Verräter. Schließlich will ich das hier nicht. Nein, ich will es wirklich nicht und ich wünsche mir, dass er aufhört. Als er seine Lippen von meinen löst, schnappe ich nach Luft. "Lass das, bitte... ich will nicht..." Ich presse die Worte hervor und mein Herz hämmert immer heftiger in meiner Brust. Ich sehe ihn fehlend an und hoffe inständig, dass er einsieht, dass es nichts bringt weiterzumachen, aber er bedenkt mich lediglich mit einem Lächeln und sein Knie zwischen meinen Beinen fängt an sich zaghaft zu bewegen, natürlich genau an der Stelle wo ich so eine Bewegung keineswegs gebrauchen kann. Dabei lässt er mich nicht aus den Augen. Ich versuche mich seinem Griff zu entziehen, aber er drückt mich unbarmherzig gegen die Tür und ich habe keine Chance mich aus seiner Umklammerung zu befreien. Und dieser Verräter von einem Körper reagiert heftiger auf seine Bewegung. Ich habe das Gefühl, dass meine Jeans enger wird und schlucke hart. "Nicht..." presse ich erneut hervor. Meine Gedanken überschlagen sich und es fällt mir schwer einen ganzen Satz zu formulieren, nun ja, im Kopf schaffe ich es noch irgendwie, aber ich bin nicht in der Lage ihn auszusprechen. "Wehr dich nicht, Joey. Genieß einfach." haucht er mir heiser zu und versucht erneut mich zu küssen, aber ich drehe den Kopf zur Seite. "Nein." protestiere ich hilflos, aber ohne Erfolgt, denn gleich darauf fühle ich seine Lippen auf meinem Hals. Fuck, so soll das nicht laufen. Dennoch kann ich es nicht verhindern, dass ich leise aufstöhne als sein Mund über meinen Hals zu meinem Ohr wandert und seine Zunge damit beginnt mein Ohrläppchen zu umkreisen. "Ich...bitte..." versuche ich erneut ihm Einhalt zu gebieten. Und zu meiner Überraschung hält er dieses Mal tatsächlich inne. Ich wende ihm mein Gesicht wieder zu und wir blicken einander direkt in die Augen. "Nun Joey, sag mir, dass du keine Lust empfindest. Sag mir, dass es dich nicht erregt." Es ist ein Befehl, aber er ist sanft und er weiß, dass ich nicht widersprechen kann. Er weiß es, weil er meine Erregung deutlich spüren kann. Ich presse die Lippen aufeinander und überlege was ich sagen soll, was ich sagen kann, damit er mich loslässt und versteht, dass ich zwar erregt bin, aber es keineswegs wünsche, dass er weitermacht. "Nun?" Er lächelt wieder. Seine Hände lassen meine Handgelenke los und im nächsten Augenblick spüre ich warme Fingerspitzen auf meiner Wange. Zärtlich liebkost er mein Gesicht und sieht mich erwartungsvoll an. "Ich kann das nicht." entgegne ich schließlich leise und bin selbst nicht sicher wie ich diese Worte meine. "Ich weiß." erwidert er immer noch lächelnd und seine Finger streichen mir liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht. Dann lässt er mich los und macht einen Schritt zurück. Überrascht und irritiert sehe ich ihn an. "Ich mache dir einen Vorschlag, Joey." höre ich ihn sagen. Er wendet mir den Rücken zu und ich löse mich von der Tür. Verwirrt starre ich ihn an. Ich verstehe gar nichts mehr. Was für einen Vorschlag? Was sollte die Nummer gerade? Sekunden verstreichen in denen ich fast atemlos darauf warte, dass er fortfährt. Dann wendet er sich wieder zu mir um und sieht mir direkt in die Augen. "Du denkst, dass du Kaiba liebst, gut. Aber wie ich dir bereits beim letzten Mal sagte, du solltest die Angebote prüfen..." höre ich ihn sagen. Seine Miene ist ernst. "Und vor allem solltest du sicher gehen ob es nicht vielleicht doch nur pure Lust ist." Verständnislos sehe ich ihn an. Will er mir damit sagen, dass ich... Also versucht er mir vorzuschlagen...? Ich schlucke hart. "Genau das." Er lächelt wieder und ich spüre wie ich rot werde. "Einmal, Joey. Schenk mir ein einziges Mal." spricht er weiter und seine Stimme hat wieder diesen heiseren Unterton, der es vermag, dass sich bei mir schlagartig die Nackenhaare aufstellen. "Und find heraus, ob du wirklich verliebt bist oder das mit Kaiba nur eine kleine Affäre ist." Wow. Also das ist jetzt echt mal krass. Er schlägt mir wirklich vor, dass ich mit ihm schlafen soll. Oh Mann. Das wird ja immer besser. Wäre die Lage nicht so ernst, ich würde laut lachen und ihn fragen ob er sie noch alle hat. Aber sein Gesichtsausdruck ist so ernst, dass ich das unmöglich tun kann. Ihm ist es ernst. Ja, er meint das wirklich ernst. Ich soll... "Wenn du danach sicher bist, dass du Kaiba liebst, nun, dann werde ich das akzeptieren und dir alles gute wünschen, aber wenn du Zweifel hast, nun, dann solltest du nachdenken." sagt der Pharao und zuckt leicht mit den Schultern. "Was meinst du, Joey? Das ist doch ein faires Angebot, oder? Und was Kaiba anbelangt... von mir wird er nichts erfahren, falls das dir Sorgen bereiten sollte." Ich weiß, dass er eine Antwort erwartet, aber ich bin unfähig zu reagieren. Ich wüsste nicht mal wie ich reagieren sollte. Gut, vielleicht wäre es am Besten, wenn ich ihm sagen würde, wie absurd dieser Vorschlag ist und das ich mich garantiert nicht darauf einlassen werde. Ich meine, der Vorschlag ist doch verrückt, oder? Nur mit jemandem zu schlafen, um sicher zu gehen, dass man einen anderen liebt? Das geht doch nicht und ich bin mir doch sicher was Kaiba anbelangt. Ja, das bin ich. Auch wenn es Kaiba ist. "Atemu, ich..." Ich breche ab und schüttele leicht den Kopf. Er seufzt. "Mein süßer Joey." Wieder klingt er tadelnd und nachsichtig zugleich. Ich schlucke unwillkürlich. "Du musst mir nicht jetzt antworten. Denk darüber darüber nach. Schlaf eine Nacht darüber und sag mir dann, was du willst. Wenn du dir sicher bist was Kaiba anbelangt... " Er beendet den Satz nicht, aber ich weiß auch so was er anzudeuten versucht. Gerade noch hat er es vermocht mich zu erregen. Und ja verdammt, ich habe Lust verspürt. Ich wäre ein Lügner, wenn ich das abstreiten würde. Und genau deshalb hat er es getan. Weil er Zweifel hat, dass ich den Unterschied kenne. Verdammt. Kenne ich den Unterschied? Vielleicht hat er ja Recht und ich rede mir diese Gefühle ein? Möglich wäre es ja schließlich, oder? Unsicher kaue ich auf meiner Unterlippe. "Denk bis morgen darüber nach, Joey." höre ich ihn nach ein paar Minuten Schweigen sagen. "Was hast du zu verlieren?" Kapitel 45: Anstrengungen ------------------------- "Du hast echt mal ein Talent dich in Schwierigkeiten zu bringen, Joey." Das hat Duke gesagt, nachdem ich ihm von Atemu´s Vorschlag erzählt habe. Allerdings hat er auch hinzugefügt, dass der Pharao gar nicht so Unrecht haben könnte. Immerhin wären meine Erfahrungen auf dem Gebiet begrenzt und wenn ich noch nie verliebt gewesen wäre, tja, wie sollte ich dann wissen, dass ich es jetzt bin. Ok, die Argumentation leuchtet natürlich ein. Ich will ja auch nicht behaupten, dass Atemu vollkommen Unrecht hat und naja, vielleicht wäre es sogar besser, wenn ich nicht in Kaiba verliebt wäre. Aber würde das wirklich etwas ändern? Würde ich dann mit Atemu die Dinge tun, die ich jetzt mit Kaiba mache? Nein. Ich meine, ich tue es mit Kaiba, weil ich es tun will. Weil ich ihn will. Gut, Atemu hat mich erregt, aber hey, ich bin eben ein Mann und Duke meinte auch, dass das normal wäre. So sind Männer, leicht erregbar und naja, ihr wisst schon. Allerdings hat er auch gemeint, dass es bei Kaiba wohl nicht so gut ankommen würde und es eine Sache wäre, wenn Atemu nichts sagen würde. Ich wüsste es schließlich. Ein guter Punkt. Denn ich bezweifle, dass ich das einfach so vor Kaiba verheimlichen könnte. Ich meine, ich habe schließlich ein Gewissen und dem ging es schon echt mies nach dem was ich mir das letzte Mal mit Atemu geleistet habe. Da hatte ich nämlich echt mal ein schlechtes Gewissen und da dachte ich auch noch nicht, dass ich verliebt bin. Fuck, es ist zum verflixt werden!! Ich wollte nur zu Atemu, um ihm offen und ehrlich die Wahrheit zu sagen. Und um ihn zu warnen. Was ich bei dem ganzen Chaos dann ganz vergessen habe, aber ich schätze, dass Yugi das für mich übernehmen wird. Ich hoffe es. Und wenn nicht, tja, dann kann ich es ihm morgen sagen. Morgen, wenn ich ihm auch meine Antwort mitteilen soll. Die Antwort. Eigentlich kenne ich sie schon. Ja, ehrlich. Ich kann das nicht machen. Nicht nur wegen Kaiba, auch meinetwegen. Ich meine, was wenn ich es tue, merke dass ich wirklich und wahrhaftig in Kaiba verliebt bin und dann nicht damit klar komme, es ihm sage und er ausrastet, mich nicht mehr sehen will...? Dann hab ich es vermasselt, nur weil Atemu der Ansicht ist, dass ich Liebe und Lust nicht unterscheiden kann. Und das ist es doch nicht wert, oder? "Du solltest wirklich gründlich darüber nachdenken, Joey. Ich bin mir auch ehrlich gesagt nicht sicher, was ich von Atemu´s Angebot halten soll. Einerseits verstehe ich es zwar, seine Argumentation leuchtet auch irgendwo ein, aber wenn du das tust, dann hat das Konsequenzen und naja, die sind nicht absehbar. Ich meine nur, du solltest dir sicher sein, bevor du irgendetwas tust." Duke´s Worte entsprachen genau dem was ich mir bereits gedacht habe. Ich sehe es genauso. Die Konsequenzen sind nicht abzusehen und das Risiko, nun, es ist mir einfach zu hoch. Zumal ich auch Kaiba mein Wort gegeben habe. Er hat sich schließlich klar ausgedrückt und irgendwie hatte ich in dem Moment auch das Gefühl, dass es ihm mehr bedeutet als es den Eindruck erwecken sollte. Er teilt nicht und naja, vielleicht bilde ich es mir ein oder wünsche es mir auch, aber das macht mich zu etwas besonderem. Das Gefühl hatte ich auch als er Bakura auf seine Frage im Club geantwortet hat. Dass er mich nicht verleiht. Haltet mich für verrückt, aber bei Seto Kaiba bedeutet das etwas. Er wählt jedes seiner Worte mit Bedacht. Jede Äußerung ist genau überlegt. Er sagt nichts einfach so und er verwendet sicher auch keine besitzanzeigenden Fürwörter ohne trifftigen Grund. Und demnach bin ich sein Hündchen. Das er mit niemandem teilt, schon gar nicht mit Atemu. Zudem ist es eine Sache es zu verschweigen. Also, wenn ich es machen würde. Ok, ich vertraue Atemu und glaube ihm auch, dass er es Kaiba nicht sagen würde, aber er könnte es durch irgendeinen dämlichen Zufall erfahren. So hat Duke ja auch von Kaiba und mir erfahren. Naja, da hatte auch Bakura seine Hände im Spiel, aber im Prinzip war es Zufall. Genau wie bei Tea. Nein, nein... das Risiko ist zu groß und der Nutzen... Ich weiß nicht, was Atemu davon hat, wenn ich tatsächlich als erwiesen feststelle, dass ich in Kaiba verliebt bin. Das müsste für ihn doch alles zur schlimmer machen, oder? Und so viel kann ihm ein bisschen Spaß mit mir doch nicht wert sein. Aber wisst ihr was das wirklich beängstigende ist? Ja, ja, noch ein Hammer. Naja, ich weiß nicht ob es wirklich ein Hammer ist, aber auf mich hatte die Sache so ne Wirkung. Ihr erinnert euch doch sicher, dass ich Duke gefragt habe ob er Bakura aushorchen könnte? Naja, im ersten Moment meinte er, dass er nicht glaubt, dass der Weißhaarige ihm was verraten würde, er es aber gerne versuchen könne und hey, auf Duke Devlin ist Verlass. Er hat es umgehend versucht. Kaum war ich weg, hat er sich mit Bakura getroffen. Allerdings hege ich den Verdacht, dass Duke das auch aus anderen Gründen gemacht hat, nicht nur um zu spionieren, aber darüber will ich nicht nachdenken. Jedenfalls hat er versucht Bakura auszuhorchen, allerdings ohne wirklichen Erfolg. Er musste allerdings auch vorsichtig vorgehen. Bakura ist schließlich paranoid und so jemanden sollte man auch nie reizen. Aber zum Wesentlich. Bakura gab offen zu, dass er davon wisse, dass Atemu Interesse an mir hat. Kaiba hat er allerdings mit keinem Wort erwähnt. Doch dafür hat er etwas anderes gesagt. "Ich weiß nicht so recht, wie ich das verstehen sollte, aber als wir auf Kaiba, Atemu und dich zu sprechen kamen, da grinste Kura plötzlich auf diese listige Art, die nie was gutes verheißt und meinte, dass es schon interessant sei, dass sich gewisse Dinge scheinbar wiederholen würden und er gespannt wäre wie der Kampf zwischen dem Pharao und dem Hohepriester dieses Mal ausgehen würde." meinte Duke und konnte sich genauso wenig wie ich darauf ein Rätsel machen. Gut, wir wissen alle, dass Kaiba die Wiedergeburt Seth´s sein soll und das ihn dieser Umstand überhaupt nicht interessiert, ja, er auch nicht daran glauben würde, aber Atemu glaubt es und naja, scheinbar waren Seth und Atemu schon einmal Nebenbuhler. So hat Duke es zumindest aufgefasst und ich schätze das hat Bakura auch gemeint. Als Duke ihn allerdings gefragt hat, um wen es denn damals gegangen wäre, hat der Weißhaarige nur gelächelt. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn der mal mit ein paar Infos rübergekommen wäre. Immerhin ist er der Einzige, der sich an alles erinnert was damals passiert ist. Atemu hat nur eine lückenhafte Erinnerung und Kaiba, na, der will überhaupt keine und hat auch keine, aber Bakura weiß eben alles. Wohl logisch, dass ich mich frage, was damals gelaufen ist und ob Atemu sich daran erinnert. Schwer zu sagen, ich würde es bezweifeln. Naja, genau genommen kann mir das auch egal sein. Nur ist es das nicht wirklich. Gut, es tangiert mich nicht wirklich, aber naja, irgendwie interessiert es mich doch. Allerdings weniger wegen Seto. Dem geht das ohnehin alles am Arsch vorbei. Selbst wenn ich es ihm erzählen würde, oh Mann, der würde wieder voll aggro werden. Wenn ich daran denke wie er Ishizu damals zurecht gestutzt hat, hallo! Nein, seinetwegen interessiert es mich nicht, sondern vielmehr wegen dem was Kaiba und Bakura vor haben, auch wenn ich selbst da nicht weiß was es damit zu tun haben soll. Aber hey, was weiß ich schon? Mir wird ja schließlich sogar abgesprochen, dass ich weiß, ob ich verliebt bin oder nicht. Und was Atemu´s Angebot anbelangt, eine Nacht darüber schlafen werde ich nicht können. Nicht wirklich. Heut Abend treffe ich mich nämlich wieder mit Kaiba und bis dahin soll meine Antwort eigentlich stehen. Ach was sag ich da. Sie steht doch schon jetzt und ich bleibe dabei. Und was meine Gefühle für Kaiba anbelangt. Ich bin mir sicher. Ich bin verliebt. Dieses Gefühl habe ich mir nicht eingebildet und es hatte auch nichts mit Sex zu tun. Als er mich in der Küche geküsst hat, da hab ich nicht an Sex gedacht. Kein bisschen. Naja, vielleicht danach. Aber im ersten Moment war es was anderes. Aber vielleicht gelingt es mir heute Abend mehr über dieses Gefühl in Erfahrung zu bringen? Kapitel 46: Zuckerbrot und Peitsche Teil 1 ------------------------------------------ Es ist jetzt 19:55 Uhr und ich stehe etwas unsicher vor dem kaiba´schen Hauptquartier. Kaiba erwartet mich um Punkt 20 Uhr und auch wenn ich mich einerseits wahnsinnig auf ihn freue, ist mir andererseits etwas seltsam zumute. Was daran liegt, dass ich nicht weiß ob ich ihm erzählen soll was Atemu mir heute vorgeschlagen hat. Ihr werdet jetzt sagen, dass es besser ist das zu verschweigen, zumal ich mich ja ohnehin entschieden habe, dieses Angebot abzulehnen und es folglich auch besser ist, wenn der Eisfürst davon nichts erfährt. Da habt ihr natürlich Recht, aber naja, irgendwie hab ich ein komisches Gefühl dabei, Kaiba etwas zu verschweigen. Zum einen, weil ich Angst habe, dass er es von alleine herausbekommt, bei ihm weiß man ja nie, und zum anderen, weil ich es weiß und es in meinem Kopf immer wieder widerhallt. Versteht ihr was ich meine? Aber wahrscheinlich habt ihr wirklich Recht und ich sollte es für mich behalten. Vor allem, da Kaiba ja jetzt schon nicht gerade gut auf Atemu zu sprechen ist und ich die Lage nicht noch verschlimmern will. Wer weiß, was der Eisklotz dann unternimmt! Natürlich beschäftigt mich auch das was Duke über Bakura erzählt hat. Diese Geschichte ist schon irgendwie strange. Gut, sie hat nichts mit mir zu tun und mit Kaiba ja auch nicht wirklich, also nicht mit dem Kaiba, den ich kenne, aber die Erfahrung hat gelehrt, dass es alles anderes als gut ist, wenn Bakura irgendwo seine Finger im Spiel hat und wie gesagt, das dynamische Duo - Kaiba/Bakura ist echt mal furchteinflößend! Ich weiß noch immer nicht so recht was ich von all dem halten soll, auch von meinen Gefühlen, auch wenn ich mir da ziemlich sicher bin. Aber es hilft alles nichts und ich kann hier auch nicht ewig vor der Tür rumstehen. Um zwei Minuten vor Acht klinge ich daher und warte nervös darauf, dass man mir die Tür öffnet. Und siehe da, der Eisklotz kommt persönlich. Ich schlucke unwillkürlich als sein Blick mich trifft. "Komm rein, Hündchen." Seine Stimme klingt keineswegs kalt und schneidend. Im Gegenteil. Ich würde fast behaupten, dass sie einen warmen Unterton hat. Ich schenke ihm ein kleines Lächeln und trete ein. Es ist seltsam, aber inzwischen habe ich fast das Gefühl, dass eine merkwürdige Vertrautheit zwischen uns existiert. Die Tür schließt sich hinter mir und kaum eine Sekunde später schlingt er seine Arme von hinten um mich und zieht mich an sich. "Na, hast du mich vermisst, Hündchen?" Seine Stimme ist nur ein Flüstern und schlagartig macht mein Herz einen Satz. Ich nicke und erwidere ehrlich: "Ja, hab ich, Herrchen." Wie immer, wenn ich ihn so nenne, geht auch jetzt ein Ruck durch meinen Körper, dabei fällt es mir inzwischen weitaus weniger schwer dieses Wort über die Lippen zu bringen. Verrückt, oder? Ich finde es mittlerweile sogar erschreckend passend. Er scheint mit meiner Antwort zufrieden zu sein, denn fast sofort spüre ich seine kühlen Lippen an meinem Hals und muss unmittelbar aufkeuchen. Die Berührung ist so sanft, dass sie eigentlich nur ein Hauch ist und doch löst sie dieses absonderliche Prickeln aus, dass ich neuerdings immer spüre, wenn er mich berührt und dass immer intensiver zu werden scheint. Fast rechne ich damit, dass er mich gleich hier und jetzt ausziehen wird oder mir sagt, dass ich mich ausziehen soll, denn sein Blick gerade sprach Bände und mein Herz hüpft bei dem Gedanken, dass er mich offensichtlich ebenfalls vermisst hat. Doch nichts dergleichen passiert. Zu meiner Überraschung dreht er mich einfach nur zu sich um und küsst mich. Einfach so. Aber wie! Oh Mann. Ich bin echt froh, dass er mich festhält, denn meine Beine geben schon wieder nach und ich spüre förmlich wie sie zu Pudding werden, dabei küsst er mich nur. Doch ich sag euch, das reicht vollkommen aus, um mich zum lodern zu bringen. Nur zu gerne gewähre ich seiner Zunge Einlass und ohne nachzudenken schinge ich die Arme um seinen Nacken und ziehe ihn näher zu mir. "Da scheint es ja jemand nicht erwarten zu können." Seine Augen funkeln amüsiert, aber ich spüre deutlich, dass er keineswegs geduldiger ist als ich. Ich nicke nur und ich glaube, meine Wangen verfärben sich schon. "Geiler, kleiner Köter." Er klingt leicht tadelnd, aber seine Hand gleitet bereits zwischen meine Beine. "Wirklich ungeduldig." befindet er als seine Hand über meine Erregung wandert, die natürlich mehr als nur reagieren. "Ich kann nichts dafür." flüstere ich heiser und er lächelt. "So, so... Dann bin ich wohl Schuld?" Ich nicke leicht und er massiert weiter meine immer härter werdende Erektion. Ich verfluche schlagartig den störenden Stoff. Als könne er meine Gedanken lesen, lässt er von mir ab und bewegt sich Richtung Treppfe. "Bei Fuß, Hündchen." Das muss er nicht zweimal sagen. Ich folge ihm sofort und wenn ich wirklich ein Hund wäre, dann würde ich jetzt ganz sicher mit dem Schwanz wedeln. So pulsiert besagtes Körperteil lediglich in meiner immer enger werdenden Hose. Wider Erwarten geht er nicht Richtung Spielzimmer, sondern öffnet die Tür zu seinem Schlafzimmer. Einen Moment sehe ich ihn erstaunt an, aber er sagt nicht, deutet mir nur an einzutreten. Ich leiste seiner Aufforderung folge und er hat noch nicht die Tür geschlossen als ich schon anfange mich auszuziehen. Ich öffne meine Jacke, ziehe sie aus und lasse sie achtlos auf einen der Sessel fallen. Dann begegnet mein Blick seinem und ich sehe, dass er mich amüsiert mustert. "Erstaunlich, Wheeler, du lernst wirklich schnell oder bist du einfach nur ungeduldig?" fragt er und sofort brennen meine Wangen wieder. Verlegen senke ich den Blick. "Ähm... ich dachte... naja..." Er lacht und macht einen Schritt auf mich zu. "Das Denken solltest du mir überlassen, Hündchen." erwidert er und mustert mich erneut. "Nun, dann wollen wir mal sehen, wieviel du tatsächlich gelernt hast." Noch ehe ich genau weiß was er damit meint, registirere ich den erhobenen Zeigefinger. Einen Moment bin ich unschlüssig. Soll ich mich zuerst ausziehen und dann in Postition gehen oder doch gleich auf die Knie? Ich entscheide mich für letzteres und sinke auf den Boden. "Gut gemacht, Köter." Seine Hand streicht kurz über meinen Kopf und wandert dann zu dem Halsband. Ich ahne was folgen wird und reagiere instinktiv. Und ja, er zieht mich daran zurück auf die Beine und ich folge seiner Bewegung. Wieder dreht er mich zu sich und ich stelle fest, dass sein Blick über das Halsband wandert. Für einen Moment habe ich den Eindruck, dass etwas liebevolles in seinen Augen liegt, aber vielleicht ist da auch der Wunsch wieder einmal Vater des Gedanken. Ich schlucke. "Wann hast du es angezogen?" will er wissen und die Frage überrascht mich so, dass ich gar nicht anders kann als sie wahrheitsgemäß zu beantworten. "Ich trag´s schon den ganzen Tag." erwidere ich und scheine ihn damit zu überraschen. Zumindest glaube ich, dass er erstaunt ist, denn die linke Braue schnellt nach oben, aber er sagt nichts, aber mein Herz spricht dafür umso mehr. Es legt noch ein paar Takte zu und naja, was soll ich sagen? Ich habe das Gefühl, dass ihn meine Antwort erfreut und das freut mich wiederum. Ob das mit meinen Gefühlen zusammen hängt? Ich glaube es. Und naja, dann ist das doch ein Zeichen dafür, dass meine Gefühle echt sind, nicht nur auf purer Lust oder Gier basieren, oder? "Dann hattest du es auch an als du bei Muto warst?" Meine Augen weiten sich schlagartig und nein, ich bin nicht überrascht. Ich bin geschockt. Woher weiß er das? Lässt er mich beschatten? Oh Mann... Ich schlucke unsicher und nicke. "Gut." befindet er und ich atme erleichtert auf als er diesbezüglich keine weiteren Fragen stellt. Scheinbar vertraut er mir. Das heißt das doch, oder? Ich meine, andernfalls würde er doch sicher fragen was ich bei Yugi gemacht habe? Aber ich komme gar nicht dazu weiter darüber nachzudenken, denn seine Hände wandern bereits zu meiner Hose und seine schlanken Finger fangen an meinen Gürtel zu öffenen. Sein Gesicht ist vollkommen ausdruckslos. Schwer zu sagen ob er noch über Yugi nachdenkt oder die Sache schon abgehakt hat, um sich erfreulicheren Dingen zu widmen. Naja, die Frage erübrigt sich eigentlich, wie ich unmittelbar feststelle, denn kaum sinkt meine Hose zu Boden, wandert auch schon seine Hand in meine Boxershorts und macht da weiter wo sie im Flur angefangen hat, nur das dieses Mal kein störender Stoff dazwischen ist. Ich stöhne augenblicklich auf und seine Augen blitzen mich erneut amüsiert an. Einen Moment später lande ich in den weichen Kissen und fast gleichzeitig ist er auch schon über mir. Meine Finger krallen sich in seinen Nacken und ich ziehe ihn zu mir runter, um ihn zu küssen. Er lässt mich gewähren. Seine Lippen pressen sich auf meine und sofort übernimmt er die Kontrolle über den Kuss und über alles andere auch. Und ich bin kurz davor auch das letzte bisschen Kontrolle über mich selbst zu verlieren. Seine Hand, die meine Erektion umschließt und weiterhin massiert und seine Zunge, die sich immer fordernder in meiner Mundhöhle austobt sind einfach zu viel. Ich stöhne auf und versuche mich von ihm zu lösen, um ihm zu sagen, dass wenn er so weiter macht, ich gleich kommen werde, aber er lässt es nicht zu. Er drückt mich zurück in die Kissen und ich steuere unweigerlich auf die Klippe zu und erkenne fast hilflos, dass ich jeden Moment den einen Punkt überschreite und kaum hat die Erkenntnis sich in meinem Kopf manifestiert, ist es auch schon soweit. Ein Stöhnen und ich komme und nun löst er sich endlich von mir und sieht mich an. Das Blau seiner Augen ist eine Nuance dunkler und zwischen den Sternchen, die ich sehe und die irgendwie um seinen Kopf herum tanzen nehme ich war, dass er belustigt lächelt. Belustigt und auch zufrieden. "Was...? Ich...? Ähm... ups." Keine Ahnung was ich da stammele. Ich glaube, ein Teil von mir will ihm sagen, dass es mir leid tut, dass ich so schnell gekommen bin, aber ich bin nicht in der Lage mich klar zu artikulieren. Mit glasigen Augen sehe ich ihn an und jetzt sind meine Beine definitiv Pudding, an aufstehen ist nicht einmal zu denken. "Aber, aber, Köter, du wirst mir doch nicht schlapp machen. Dein Herr will auch noch auf seine Kosten kommen." höre ich ihn sagen und ich vermute, dass er grinst. Ich sehe es nicht, aber ich bin mir fast sicher. "Natürlich." presse ich hervor und versuche mich aufzurichten. Mein Körper zittert, nein, alles zittert. Sogar der Raum. Ich bemühe mich wieder ruhiger zu atmen. Gerade will ich mich anschicken, sein Hemd aufzuknöpfen als er mich mit einem Handgriff umdreht und ich bäuchlings auf den Kissen lande. Sofort hebe ich mein Becken an und nun seufze unwillkürlich auf vor Erwartung. Und er? Er lacht. "Heute bist du ja wirklich ungewöhnlich brav, Hündchen." stellt er fest. "Du möchtest wohl eine Belohnung?" Ich erwidere nichts, aber das ist auch nicht nötig. Vage nehme ich wahr, dass er eine der Schubladen seines Nachttisches öffnet und gleich mehrere Dinge zum Vorschein bringt. Zumindest hört es sich so an. Mein Herz schlägt sofort wieder schneller und der kleine Wheeler reagiert auch wieder. Ein paar Sekunden lang passiert nichts und ich warte geduldig, auch wenn ich ehrlich gesagt nicht gerade die Ausgeburt an Geduld bin. Scheiße, ich will ihn. Ich will ihn sofort und es kostet mich echt all meine Beherrschung ihn nicht aufzufordern mich endlich nehmen. Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht doch etwas zu sagen und damit wohlmöglich meine Belohnung zu vermasseln. Er lässt sich quälend viel Zeit, doch dann spüre ich seine feuchen, kühlen Finger an meinem Eingang und ziehe schwer die Luft ein. Meine Finger krallen sich in das Laken während er mit einem Finger in mich gleitet und mit einem Schlag weicht meine Erschöpfung neuer Erregung und ich schiebe mich ihm ein Stück entgegen. Ich glaube, ich wimmere leise auf und ein Schauder läuft mir über den Rücken als ein zweiter Finger dem ersten folgt. Fuck, die Vorarbeit könnte er sich glaub ich sparen. Ich bin so erregt, dass ihn direkt will und mir alles andere egal ist. "Bitte." Meine Stimme ist mehr ein Krächzen und ich ärgere mich im ersten Augenblick auch, dass mir das Wort rausgerutscht ist, doch dann höre ich wie er seine Hose öffnet und atme instinktiv tief ein. "Ungeduldiger, kleiner Köter." höre ich ihn sagen und er bemüht sich dabei keineswegs seine eigene Ungeduld zu verraten, was ihm allerdings keineswegs gelingt. Seine Stimme ist zu heiser und die Worte kommen zu langsam, um darüber hinweg zu täuschen. Ich dränge mich ihm noch weiter entgegen, doch zu meiner Enttäuschung zieht er seine Hand zurück. "Hey!" entfährt es mir und über die Schulter versuche ich ihn anzusehen, doch er ignoriert meinen Protest und rollt mich stattdessen zur Seite. Ich verstehe sofort und lege mich auf den Rücken, spreize die Beine und sehe ihn erwartungsvoll an. Die blauen Augen sind noch dunkler geworden und gleichgültig wie sehr er sich bemüht, seine Erregung zu verbergen, ich weiß, dass er nicht mehr lange an sich halten kann. Wie er es dennoch schafft sich soweit zusammen zu reißen, dass er nur langsam zwischen meine Beine rutscht ist mir ein Rätsel. Der Arsch ist echt ein Übermensch, anders kann ich es mir nicht erklären, dass er es auch noch schafft sich zu mir zu beugen. Seine Atmung ist alles andere als ruhig. Ich kann deutlich sehen wie sich sein Brustkorb schnell hebt und senkt und als sich seine Lippen auf meine legen spüre ich seine harte Erregung und keuche unwillkürlich auf. Aber auch er vermag es nicht ein Stöhnen zu unterdrücken. Dann spüre ich etwas kaltes an meinem Handgelenk und ehe ich weiß was es ist, durchzuckt mich das gleiche Gefühl auch auf der anderen Seite. Die Handschellen. Ach ja. Für einen Moment durchzuckt mich dieser Gedanke, dann ist er auch schon wieder fort als er endlich mit einem harten Stoß in mich dringt und ich nicht anders kann als laut aufzukeuchen. "Das willst du doch, Hündchen, oder?" Ein Teil meines Verstandes ist wieder einmal erstaunt, dass er sich auch in dieser Situation noch klar artikulieren kann, auch wenn die Worte mehr als schleppend über seine Lippen kommen. "J-ja...verdam-" versuche ich hervor zu pressen, aber es verschlägt mir nicht nur die Sprache sondern auch den Atem als er sich in mir zu bewegen beginnt. Kapitel 47: Zuckerbrot und Peitsche Teil 2 ------------------------------------------ "Mehr... bitte... mehr..." Ich bin selbst erstaunt, dass ich die Worte überhaupt über die Lippen bekomme. Ich zerre an den Fesseln, denn ich würde jetzt so gerne meine Arme um ihn schlingen und ihn näher an mich ziehen. Nach drei, vier schnellen Stößen drosselt er das Tempo zu meinem Entsetzen wieder und zieht sich fast ganz aus mir zurück. Ich suche seinen Blick und finde ihn schließlich auch und stelle überrascht fest, dass er lächelt. Seine Augen funkeln vor Erregung und gerade will ich protestieren, ihm sagen, dass er weitermachen soll, dass es gar nicht in Frage kommt, jetzt nachzulassen als ich diese heisere, sexy Stimme vernehme, die mich alleine schon in den Wahnsinn treiben kann. "Hast du nicht was vergessen, Köter?" fragt er und ich schlucke. Mein Körper bebt bereits und ich will nichts mehr als ihn wieder ganz und gar in mir zu spüren, wie kann er ernsthaft erwarten, dass ich jetzt noch klar denken kann? Aber er wartet scheinbar tatsächlich eine Antwort. Ich überlege fieberhaft. Was hab ich vergessen? Ich hab doch bitte gesagt, oder? Fast schon verzweifelt sehe ich ihn an und dieser Mistkerl lächelt während er wieder quälend langsam in mich dringt, doch keineswegs soweit wie ich es mir ersehne. "Willst du dich nicht bei deinem Herrn bedanken?" will er wissen und ich schnappe nach Luft. Ich blinzele unsicher und habe nicht die leiseste Ahnung was er meinen könnte, aber ich will keineswegs, dass er aufhört, nein, er soll verdammt noch mal weitermachen. Meine Gedanken überschlagen sich und ich versuche eine Antwort zu finden, die es schafft, dass ich mein Ziel erreiche und schließlich fällt mir etwas ein. Ich schlucke und befürchte, dass ich schon wieder rot werde. Unwillkürlich senke ich den Blick. "Danke, Herr, dass du mich fickst." höre ich mich sagen und für den Bruchteil einer Sekunde bin ich mehr als verlegen, ich muss sogar ganz, ganz kurz daran denken, wie verrückt das Ganze ist und dass ich froh bin, dass keiner außer ihm mich jetzt sieht und hört. Ja, ich kann noch nicht einmal ihn wirklich ansehen während ich diese Worte sage. Und als wüsste er genau was in mir vorgeht, fordert er mich auf ihn anzusehen. Ich beiße mir fest auf die Unterlippe und schaffe es tatsächlich den Blick zu erheben. Ich weiß nicht ob ich bebe oder zittere oder was auch immer mit mir los ist, aber alles an und in mir spielt verrückt und ich wiederhole meine Worte während ich ihm tief in die Augen sehe. Und dann... Dann hält er sich nicht mehr zurück. Er quittiert meine Worte mit einem heiseren Stöhnen und mit einem einzigen Stoß ist er wieder tief in mir. Sofort dränge ich ihm mein Becken entgegen, schlinge meine Beine um seine Hüften und versuche ihn noch dichter an mich zu drängen. Endlich! Endlich! Seine Stöße werden wieder schneller und härter. Ich glaube, so hart hat er mich noch nie rangenommen. Ich bin mir fast sicher. Keine Ahnung woran es liegt, aber wow. Es ist einfach nur wow und ich möchte mehr davon, mehr von ihm und die Tatsache, dass ich ihm und seinen Stößen auch vollkommen ausgeliefert bin, ja, dass ich nicht einmal die Möglichkeit habe mich dem zu entziehen, macht mir keinerlei Angst, vielmehr erregt es mich zusätzlich und ich glaube, ihn ebenso. Ich schätze, dass es nicht mehr lange dauern wird bis ich zum zweiten Mal an diesem Abend komme und das innerhalb von kürzester Zeit, aber er ist gerade auch der pure Wahnsinn. Ok, das war er bislang immer, aber jetzt und hier... dieses Mal werde ich nicht nur Sternchen sehen, das wird ein gigantisches Feuerwerk werden und vielleicht werde ich sogar ohnmächtig? Sein Blick hält meinen immer noch fest und wenn ich je ein Gefühl in seinen Augen gesehen habe, dann jetzt. Verlangen. Pures Verlangen. Und genauso fickt er mich auch gerade. Mann, das ist um soviel besser als sich mit ihm zu duellieren und mir ist es auch scheißegal wer dabei gewinnt, ach was sag ich, er kann ruhig gewinnen, solange er nur weiter macht. Als seine Hände sich langsam um meinen Hals legen, verspüre ich seltsamerweise keine Angst. Nein, eigentlich sehe ich ihn erwartungsvoll an und bereite mich innerlich auf das vor was als nächstes passieren wird. Beim ersten Mal war´s noch ein Schock als er mir den Gürtel um den Hals gelegt hat und ich spürte wie er langsam zuzog. Nun fühle ich seine kühlen Finger und atme instinktiv tief ein. Er drückt langsam zu und sieht mich dabei genau an. Ich verspüre sanften Druck, aber nichts schmerzhaftes, registriere nur leicht, wie die Luftzufuhr etwas geringer wird und versuche ihm mit den Augen zu signalisieren, dass alles in Ordnung ist und ich ihm vertraue. Er scheint meinen Blick zu verstehen, denn er verstärkt den Druck leicht und ohne es zu wollen steigt ein Gefühl von Angst in mir auf, auch wenn ich weiß, dass ich keine zu haben brauche und ich weiß, dass genau das sein Ziel ist. Den Instinkt hervorzurufen und ihn mit meiner Lust zu vermischen und dieses Mal lasse ich es sofort zu. Nur dunkel schießt mir durch den Kopf, dass ich nicht einmal in der Lage wäre mich zu wehren. Selbst wenn ich wollte, könnte ich seine Hände nicht von meinem Hals entfernen. Auch dieses Mal weiß ich nicht genau was passiert. Mein Herz schlägt schneller und schneller und fast habe ich das Gefühl, dass seine Stöße genau diesen Rhythmus annehmen. Ich versuche aufzustöhnen und schnappe nach Luft und dann fühle ich wie alles in mir explodiert. Es passiert so schnell, so überraschend und so intensiv. Scheinbar hat er gerade diesen wunderbaren Punkt in mir getroffen, der alles Denken aussetzen lässt. Ich will aufschreien, aber ich kann es nicht. Erst Sekunden später nehme ich wahr, dass sich seine Hände langsam lösen und sofort ziehe ich scharft die Luft ein. "Das... gefällt... dir... wohl..." höre ich ihn keuchen und zwei Stöße später kommt auch er endlich. Fasziniert beobachte ich, wie die kalte Maske von ihm abfällt und seine Wangen sich leicht röten. Mit einem Mal verlieren seine Züge all ihre Härte und zu gerne würde ich ihn jetzt in meine Arme ziehen und küssen. Doch das ist mir leider nicht gegönnt. Stattdessen zieht er sich langsam aus mir zurück und landet einen Moment später schwer atmend neben mir in den Kissen. "Oh Mann..." höre ich ihn aufstöhnen. "Du machst mich fertig, Köter." Zu meiner Überraschung hat er die Augen geschlossen und ist wohl dabei sich zu sammeln. Immer noch zitternd vom Nachhall dieses Gipfels von dem ich gerade gestürzt bin, beobachte ich wie seine Atmung allmählich langsamer wird und aus irgendeinem Grund muss ich zufrieden lächeln. In dem Moment stört es mich nicht einmal, dass ich immer noch an sein Bett gefesselt bin, nein, ich genieße das Gefühl in meinem Inneren und den Anblick, den er mir gerade bietet und wieder einmal stelle ich fest, dass er für einen Mann schon fast unverschämt schön ist. Alles, wirklich alles an ihm ist makellos. Und ich verspüre ein seltsames Gefühl von Zufriedenheit. Es dauert eine Weile bis er die Augen wieder öffnet und mit Bedauern stelle ich fest, dass die Maske fast wieder perfekt sitzt. Fast. Nun, selbst ein Kaiba ist wohl nicht in der Lage angesichts dessen was wir gerade getan haben, keine Regung zu zeigen. Wortlos dreht er sich zur Seite, öffnet die oberste Schublade des Nachttischs und im nächsten Augenblick sehe ich wie er sich eine Zigarette in den Mund steckt. Unwillkürlich muss ich grinsen. Ich warte bis er sich die Zigarette angezündet und den ersten Zug getan hat, dann räuspere ich mich. "Ähm... könntest du mich losbinden... bitte." sage ich leise und er wirft mir einen schwer zu definierenden Blick zu. Dann nickt er und richtet sich auf. Aber statt sich zu mir zu beugen und die Fesseln zu lösen, greift er zu Laken, bedeckt seine Blöße und setzt sich mir gegenüber. Etwas irritiert sehe ich ihn an. Er raucht und mustert mich. "Hast du die Angelegenheit mit Muto geklärt?" fragt er und ich schlucke. Scheiße. Mit der Frage habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Kapitel 48: Bekennstnisse und Erkennnisse ----------------------------------------- Er sieht mich erwartungsvoll an und meine Gedanken überschlagen sich. Verdammter Kaiba, muss er jetzt wirklich damit anfangen? Ich meine, ich bin noch immer irgendwie im Rausch oder zumindest am nachbeben und jetzt kommt er damit... Fuck, ich hätte mir denken können, dass dieses Thema noch nicht vom Tisch ist. Aber was soll ich sagen? Genau vor dem Moment hatte ich Angst. Ok, einerseits habe ich wohl die Sache mit Atemu geklärt. Ich habe ihm ausgerichtet was Kaiba gesagt hat und auch meinen eigenen Standpunkt mehr oder weniger klar gemacht. Dass der Pharao anders darauf reagiert hat als erwartet... oder hat Kaiba genau das erwartet? Wieder fallen mir Bakura´s Worte ein. "Joey?" Ich schlucke. "Ich hab´s ihm ausgerichtet." sage ich schließlich. Das ist ja auch die Wahrheit. Trotzdem ist mir seltsam zumute und die Tatsache, dass er mich auf diese undefinierbare Art ansieht macht es auch nicht unbedingt besser. Er mustert mich weiterhin, zieht dann an seiner Zigarette und schweigt. Und das gefällt mir gar nicht. Es verheißt nichts gutes. Ich bin fast erleichtert als er schließlich doch den Mund öffnet und ich seine ruhige Stimme vernehme. Er klingt gleichgültig, ja, vollkommen unbeteiligt, aber ich weiß, dass ihm diese Angelegenheit alles andere als egal ist. "Und wie hat dieser kleine Freak reagiert?" will er wissen. Toll. Wieder einmal trifft der Eisklotz direkt ins Schwarze. Aber naja, ich hätte doch wissen müssen, dass diese Frage folgen würde. Logisch, oder? Ich schlucke erneut und versuche ihn weiterhin anzusehen, auch wenn ich zu gerne den Blick senken würde. "Hat er es verstanden?" "Naja..." Klasse, Joey! Genau die richtige Antwort. Warum habe ich nicht einfach ja gesagt? Ich beiße mir auf die Zunge. Kaiba´s Miene verändert sich kaum merklich. Er zieht eine Braue hoch und sieht mich weiterhin erwartungsvoll an. Ich weiß, dass ich jetzt nicht mehr zurück kann. Ich muss ihm antworten. Nur was? Wenn ich die Wahrheit sage, dann hat das Konsequenzen. Dessen bin ich mir sicher. Und mit einem Mal kommt mir ein Gedanke. Was, wenn Kaiba zwar einen Plan für oder sollte ich sagen gegen Atemu hat, diesesn aber bislang noch nicht wirklich in die Wege geleitet hat, weil er erst abwarten will, wie der Pharao reagiert? Und wenn ich jetzt sage, dass Atemu mir dieses eindeutige Angebot gemacht hat, dann... naja, dann wird er ihn in die Wege leiten, was auch immer das heißen mag. Jedenfalls nichts gutes. "Er hat es verstanden, ja." sage ich mit einem unguten Gefühl im Bauch. "Und?" Ich seufze. "Naja...." Er stöhnt genervt auf. "Raus mit der Sprache, Köter. Ich habe dir eine einfache Frage gestellt, also beantworte sie mir. Hat der Zwerg verstanden, was ich will?" Dieses Mal schaffe ich es nicht seinem Blick stand zu halten. Unsicher blicke ich auf das Laken und kaue auf meiner Unterlippe herum und ja, mir ist klar, dass ich ihm somit ein eindeutiges Zeichen gebe, dass er natürlich zu deuten versteht. Im Grunde beantworte ich damit sogar seine Frage. "Also... A-Yugi hat verstanden, was Sache ist, aber naja, das ändert nichts an seinen Gefühlen für mich und... ich glaube, er hat die Hoffnung, dass... aber ich hab ihm gesagt, dass er das nicht soll und..." Mein Gestammel macht die Sache natürlich nicht besser, das weiß ich selbst und mir ist auch klar, dass ich besser nichts gesagt hätte, aber hey, wenn ihr in meiner Situation wärt, dann hättet ihr´s auch ausgespuckt. Ich meine, ich bin nackt an sein Bett gefesselt, ihm hilflos ausgeliefert und er sieht mich auf eine Art an, die einen mehr als unsicher macht. Ich wette, so haben diese spanischen Inquisitoren die vermeindlichen Ketzer angesehen, wenn sie diese verhört haben. Fehlt nur noch ne Streckbank oder so. Hoffenlich hat er so was nicht! Und naja, um ehrlich zu sein, ihn zu belügen, das schaffe ich gerade nicht. Ich weiß, ich bringe Atemu dadurch in Schwierigkeiten, aber ich kann ihn nicht einfach eiskalt anlügen und hey, er würde es doch ohnehin rauskriegen, oder? "Das heißt, er wird weiterhin versuchen, dich abzuwerben." stellt Kaiba trocken fest und zieht ruhig an seiner Zigarette. Seine Brauen sind jetzt zusammen gezogen und ich hege den Verdacht, dass er nachdenkt, den nächsten Schachzug plant. "Du musst dir deshalb keine Gedanken machen, Kaiba. Ich hab nicht vor mich abwerben zu lassen. Echt nicht. Ich bin glücklich mit..." Ich beiße mir hart auf die Zunge bevor die nächsten Worte über meine Lippen sprudeln, und verziehe vor Schmerz leicht das Gesicht. Sofort richteten sich seine blauen Augen auf mich und meine Wangen brennen. Fuck, jetzt hätte ich ihm doch fast gesagt, dass ich glücklich mit ihm bin. Wie dämlich bin ich denn eigentlich? Ihm so was zu sagen? Ihm, Kaiba. Der wird mich doch für verrückt halten, obwohl... wenn ich nicht glücklich wäre, dann würde ich das hier doch sicher nicht tun, ich meine, es geht mir ja nicht nur um den Sex, aber das weiß er natürlich nicht. Gott bewahre, dass ich ihm das auch noch unter die Nase reibe. Dann bin ich echt im Arsch. Er mustert mich einen Moment lang aufmerksam und fast habe ich das Gefühl, dass in seinen Augen kurz etwas aufleuchtet, doch bevor ich versuchen kann, dieses Leuchten näher zu deuten, wendet er sein Gesicht ab. Wieder herrscht für einen Moment Schweigen und ich hoffe inständig, dass er verstanden hat, was ich ihm gesagt habe, dass ich nicht vor habe, von ihm zu Atemu zu wechseln. "Du musst dir echt keine Gedanken machen, egal was Atemu macht, das ändert nichts. Er ist mein Freund, aber das ist alles, das mit dir ist... es ist was anderes und..." Kann er mich bitte noch mal würgen? Am Besten bis ich draufgehe? Ich bin echt ein Volltrottel. Der Oberchefvolltrottel. Und Scheiße, mein Kopf glüht regelrecht. "Um dich mache ich mir auch keine Gedanken, Hündchen." höre ich ihn dann leise sagen und.... WOW. Er schenkt mir ein Lächeln. Ein Lächeln. Ein richtiges, echtes Lächeln, keins dieser spöttischen oder überheblichen. Und was soll ich sagen? Es verschlägt mir echt die Sprache. Mir bleibt sogare einen Moment lang die Luft weg! Ihr könnt euch das nicht vorstellen. Das ist echt mal krass... Ihn lächeln zu sehen, auf diese Weise. Ich kann nicht einmal beschreiben, wie es aussieht, wie er dabei aussieht, aber das Gefühl, dass es in mir auslöst, ist eindeutig und ja, jetzt besteht kein Zweifel mehr. Ich bin der Gott unter den Idioten und eindeutig, unbestreitbar in Kaiba verliebt. Na, wenigstens habe ich jetzt Gewissheit. Und mein Magen rebeliert schon wieder. Das ist echt der Hammer und ich stelle fest, dass mit den Schmetterlingen ist ne Lüge. Ich hab eher das Gefühl, dass gerade ein paar Transalls in meinem Bauch Sturzflüge veranstalten und eine Invasion vorbereiten. Scheiße, ich bin verliebt. Gott, fühlt sich das gut an. "Meinetwegen machst du dir keine Sorgen?" Keine Ahnung warum ich das frage und warum meine Stimme dabei nur ein Flüstern ist. "Sollte ich?" kommt prompt die Gegenfrage. Ich schüttele energisch den Kopf. Es fällt schwer bei diesem Gefühl noch einen klaren Gedanken zu fassen, stelle ich fest. Dennoch gelingt es mir irgendwie. "Wegen Atemu musst du dir auch keine Gedanken machen." versichere ich ihm. Er hat sein Gesicht wieder abgewandt, so dass ich nicht sehen kann ob meine Worte irgendeine Wirkung auf ihn haben. Gespannt sehe ich ihm zu wie er die Zigarette ausdrückt, den Aschenbecher zur Seite stellt und sich dann langsam zu mir beugt. Sofort schlägt mein Herz wieder schneller. Sein Blick wandert über mein Gesicht zu dem Halsband und irritiert stelle ich fest, dass er es fast liebevoll ansieht und... ja, er berührt es auch. Ich sehe wie er die Hand hebt und ich würde wetten, dass er mit seinen Fingern darüber streift. Ich schlucke unwillkürlich und er sieht mich an. Ich spüre seinen warmen Atem und habe wieder einmal das Gefühl, gänzlich in diesen unendlich blauen Augen zu versinken. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich sehe ihn gebannt, ja, fasziniert an und beobachte wie er leicht den Mund öffnet und ich glaube fast, dass er irgendetwas sagen will. Erwartungsvoll hänge ich an seinen Lippen, Sekunden vergehen, doch dann schließt sich sein Mund wieder und er beugt sich leicht zur Seite. Einen Moment später fühle ich, dass er die Fesseln löst und verspüre einen merkwürdigen Anflug von Enttäuschung. Fragt mich bloß nicht warum, bestimmt nicht, weil ich noch länger hier hätte festhängen wollen. Nein, ich hatte echt den Eindruck, dass er mir irgendetwas sagen will und naja, ich hätte es gerne gehört. Aber stattdessen macht er mich los und steht dann auf. "Wie wär´s mit einem Hundekuchen?" fragt er während er sich anzieht und ich bin zu verdutzt um etwas zu sagen. Ich nicke nur. Was er mir wohl sagen wollte? Kapitel 49: Irritation ---------------------- "Da du heute ja mehr als brav warst, mein Hündchen, hast du dir auch eine kleine Belohnung verdient." Mein erster Gedanke war, dass er den Hundekuchen meint, naja, Hundekuchen war´s nicht wirklich. Natürlich nicht. Es war schon richtiger Kuchen, den ich bekommen habe und der war echt lecker. Ich hab mir gleich drei Stücke gegönnt. Er trank derweil nur Kaffee und beobachtete mich sichtlich amüsiert. Es ist seltsam, aber irgendwie hatte dieser Moment wirklich etwas unvorstellbar vertrautes. Ich habe mich nicht im geringsten unwohl gefühlt oder so. Im Gegenteil. Es war fast... normal. Ja, normal. Was es mal echt nicht ist. Ich meine, man kann vieles als normal bezeichnen, Yugi´s Haare, Kaiba´s Obsession für "Blue Eyes White Dragon" und meinetwegen auch den Umstand, dass ich immer Hunger habe, aber eine Situation in der Kaiba und ich friedlich in seinem Wohnzimmer sitzen, Kuchen essen und Kaffee trinken... nein, das ist definitiv nicht normal. Allerdings müsste man dann die Liste auch gleich fortführen und anmerken, dass es ebenso unnormal ist, dass ich bei all dem ne Armee von Flugzeugen im Bauch hatte und naja, irgendwie auch schon wieder Lust auf ihn hatte. Hey, was soll ich machen? Ist halt so. Naja, es gab dann auch noch eine weitere Runde. Und wisst ihr was? Dieses Mal durfte ich entscheiden wie. Ich meine, ich sollte ihm sagen, was ich mir wünschen würde und er würde dann entscheiden, ob wir das tun oder nicht. Erst wusste ich gar nicht was und ich muss auch zugeben, dass es mir nicht so leicht fiel darüber zu reden. Was echt mal verrückt ist, denn es fällt mir leicht es zu tun, aber darüber reden? Oh Mann. Ich hab gestammelt und gestottert und dachte schon er hält mich für total irre. Hat er aber nicht. Es hat ihn nur amüsiert. Leider konnte ich nicht bei ihm übernachten, da er am nächsten Morgen einen wichtigen Termin haben würde und deshalb sehr früh nach Tokio müsse. Schade, irgendwie hatte ich mich darauf gefreut, mit ihm einzuschlafen. Aber immerhin meinte er, dass wir uns sehen würden, sobald er zurück sei. Als er mich nach Hause fuhr habe ich einen Moment überlegt ob ich ihn noch einmal auf Atemu und die Sache mit Bakura ansprechen sollte, aber die Stimmung war so gut, dass ich sie nicht vermiesen wollte und hey, mein Herr war vollenst zufrieden mit mir. Er meinte sogar, dass er erstaunt wäre, wie gut gezogen ich sei und ich bin natürlich wieder rot geworden. Bevor ich aus dem Wagen stieg saß ich noch einen Moment unsicher da. Irgendwie wollte ich nicht so einfach aussteigen, wusste aber auch nicht so recht, was ich sagen soll. Klar, gute Nacht und so, versteht sich von selbst, aber ihr wisst schon... Ja, lacht nur. Ich wollte nen Abschiedskuss. Ist das so unnormal? Also ich finde nicht, aber ihn darum zu bitten oder ihn einfach zu küssen, nein, das konnte ich natürlich auch nicht. Folglich saß ich einen Moment einfach nur da und hoffte insgeheim, dass er etwas tun würde, mich küssen würde. Hat er aber nicht. Wäre auch zu schön gewesen, aber naja, das gehört wohl einfach nicht zu unserem Programm. Trotzdem habe ich letzte Nacht genialistisch geschlafen. Traumlos zwar, aber zum Glück auch ohne mir Gedanken um den heutigen Tag zu machen. Dabei hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass ich lange wach liegen würde. Wahrscheinlich war ich einfach zu k.o., naja, ich hatte ja auch mehr als einmal Sex an dem Abend. Verständlich, dass man da gut und schnell schläft. Befriedigt war ich nämlich alle mal. Da kann ich mich über Kaiba echt nicht beklagen. Aber war ja klar, dass er es auch auf dem Gebiet drauf hat. Heute Morgen waren allerdings die Sorgen direkt wieder da und seither sitze ich in meinem Zimmer und überlege was ich als nächstes tun soll. Ich schätze, Atemu erwartet mich im Laufe des Tages und um das Gespräch komme ich auch nicht herum. Zumal ich ihm ja auch noch von dieser Sache mit Bakura erzählen muss. Da fällt mir ein, ich könnte ihn ja fragen, was es mit dessen Andeutungen bezüglich Wiederholungen und so auf sich hat. Ob er mir das sagen würde? Ob er es überhaupt weiß? Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich es nicht mehr allzu lange aufschiebe. Eigentlich ist es sogar wohl am Besten, wenn ich es direkt hinter mich bringe. Unwillkürlich rufe ich mir Kaiba´s Worte von gestern wieder zurück ins Gedächnis oder nein, falsch, vielmehr meine eigenen. Ich habe ihm versichtert, dass er sich keine Sorgen machen muss und er vertraut mir. Das haben seine Worte doch bedeutet, oder? Und dieses Lächeln... Sofort sehe ich es wieder vor mir und schlagartig wird mir warm um´s Herz. Nein, es steht außer Frage, dass ich dieses Angebot ausschlagen muss. Ich meine, ich bin eindeutig verliebt und auch wenn es Kaiba ist und er mich nicht liebt und das Ganze für ihn nur ein Spiel ist, so kann ich ihn doch nicht betrügen... zumal keine Veranlassung besteht. Immerhin bin ich mehr als versorgt auf dem Gebiet und so gerne ich Atemu auch mag... All das geht mir durch den Kopf während ich mich langsam und recht widerwillig aufraffe und anziehe. Vielleicht sollte ich das Gespräch diesmal nicht allein mit Atemu führen? Yugi wird mir nicht helfen können, also ist der Einzige, den ich fragen kann, Duke. Tristan und Tea kommen schließlich nicht in Frage. Ich greife nach meinem Handy und wähle seine Nummer, aber der Penner geht nicht ran. Ok, dann gehe ich einfach mal bei ihm vorbei. Entweder ist er zuhause oder in seinem Laden. Beides liegt mehr oder weniger auf dem Weg zu Yugi. Nicht lange und ich stehe vor Duke´s Tür und klingele Sturm. Der wird doch wohl nicht noch im Bett liegen, oder? Es dauert jedenfalls verdächtig lange bis ich Schritte höre und sich die Tür einen Spalt öffnet. "Joey!" Huch, da ist jemand eindeutig überrascht und ich schätze, er war echt noch im Bett. Verlegen grinse ich ihn an. "Ähm... sorry, Alter, aber naja... ich schätze, ich brauche deine Hilfe!" Duke überlegt einen Moment, dann seufzt er und öffnet die Tür. "Komm rein." meint er und deutet dann Richtung Küche. "Mach schon mal Kaffee, ich zieh mir was an." Ich nicke und begebe mich in die Küche. Meine Jacke hänge ich über den Stuhl, dann schicke ich mich an, Kaffee zu kochen, wobei mir plötzlich der Gedanke kommt, dass Duke vielleicht nicht allein ist. Ups. Das würde zumindest erklären, warum er noch um Bett war. Immerhin ist es schon nach eins. Es dauert ein paar Minuten bis er zu mir kommt. Scheinbar hat er sich recht wahllos ein paar Klamotten gegriffen, denn im Gegensatz zu sonst wirkt er etwas ramponiert. Ich lächele ihn entschuldigend an. "Ähm... falls ich dich bei was wichtigem gestört habe, tut´s mir leid." Erleichtert stelle ich fest das er abwinkt. "Schon ok. Vergiss es. Irgendwann hätt ich ohnehin aufstehen müssen." meint er und lässt sich auf einen der Hocker sinken. "Also, was gibt´s? Schätze, es geht um dieses unmoralische Angebot." Ich nicke. "Ich möchte, dass du dabei bist." Erst als ich sehe wie seine Augen sich weiten, wird mir klar, wie missverständlich ich mich ausgedrückt habe. "Ähm... also bei dem Gespräch, wenn ich ihm meine Antwort mitteile." füge ich schnell hinzu und Duke grinst. "Alter, ich dachte schon..." Wir lachen beide, dann werde ich wieder ernst. "Hoffe das ist nicht zuviel verlangt." Er schüttelt den Kopf. "Kein Thema. Ist wahrscheinlich besser so. Schätze mal, dass du ihm ne Absage erteilst." Wieder nicke ich und reiche ihm dann eine Tasse. "Sicher?" fragt er nur. "Absolut." bestätige ich und er grinst wieder. "Dann warst du wohl gestern noch aktiv." Sofort brennen meine Wangen wieder. "Könnte man so sagen." gebe ich zu und er nickt. "Na, Kaiba muss es ja echt drauf haben. Aber das dachte ich mir schon. Da fällt mir ein, dass was ich über ihn gesagt habe... naja, das..." "Bleibt unter uns, keine Sorge. Und nein, ich hab kein Problem damit." unterbreche ich ihn lachend. "Dann ist ja gut." Einen Moment herrscht schweigen, dann räuspert sich Duke und sieht mich nachdenklich an. "Und du bist dir wirklich sicher? Heißt das, dass du jetzt weißt ob du verliebt bist oder nicht?" Ich seufze. "Ja, ich weiß es und ja, ich bin es und sag jetzt nichts, ich weiß selbst wie verrückt das ist. Aber naja, ich kann´s nicht ändern." Ich zucke mit den Schultern und nippe an meinem Kaffe. "Ach, es ist auch nicht verrückter als die Tatsache, dass du es mit ihm treibst." meint Duke und wieder lachen wir beide. Meine Idee zu Duke zu gehen war brilliant. Ich fühle mich schon gleich besser und bin auch entspannter beim Gedanken an das Gespräch, dass vor mir liegt. "Du hast Kaiba sicher nichts von dem Angebot erzählt, oder?" will Duke plötzlich wissen. Ich schüttele den Kopf. "Nope, das wäre auch keine gute Idee gewesen. Allerdings hat er gefragt ob ich die Sache mit Atemu geklärt habe..." Duke nickt. "Verstehe. Na, ich hoffe für dich, dass der Pharao nach diesem Gespräch versteht, dass er keine Chance hat." Das hoffe ich auch. Sicher bin ich mir aber keineswegs. Im Gegenteil. Irgendwie glaube ich nicht, dass Atemu sich damit abspeisen lassen wird, aber hey, was will er tun? Er kann mich ja nicht zwingen, seine Gefühle zu erwidern. "Wenigstens ist Kaiba momentan in Tokio." bemerke ich plötzlich und Duke sieht mich überrascht an. "Wieso?" fragt er. Ich zucke mit den Schultern. Keine Ahnung, aber irgendwie beruhigt es mich einfach, ihn weit weg zu wissen. Ich weiß selbst nicht warum. Vielleicht, weil ich Angst habe, dass bei diesem Gespräch doch nicht alles rund läuft, aber naja, ich habe Duke dabei, also was soll schief gehen. "Und was gedenkst du in puncto Kaiba zu unternehmen?" will mein Freund weiter wissen. "Hast du darüber nachgedacht, es ihm zu sagen?" Ich schüttele den Kopf. "Augenblicklich hab ich echt andere Sorgen, Duke." "Auch wieder wahr." Duke seufzt. "Vielleicht solltest du auch erstmal herausfinden, was diese Sache zwischen euch für ihn überhaupt bedeutet. Ich meine, Kaiba tut doch nie etwas ohne Grund und naja, ich schätze mal, er würde auch nicht so am Rad drehen wegen Atemu, wenn du nur ein Zeitvertreib für ihn wärst. Andererseits könnte es ihm natürlich nur um´s Prinzip gehen, bei ihm weiß man nie. Aber hey, du hast Recht, das kann warten." Er leert seine Tasse und erhebt sich. "Ich spring mal unter die Dusche, dauert nicht lange." Ich nicke nur und er geht. Ja, vielleicht sollte ich wirklich versuchen herauszufinden, was diese Sache für Kaiba bedeutet, ob sie ihm überhaupt was bedeutet, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie ich das anstellen soll. Gestern wollte er mir etwas sagen... Ich bin mir sicher. Aber was? Wenn ich das nur wüsste! Wenn ich überhaupt wüsste, was in ihm vorgeht. Wäre es überhaupt möglich, dass ich ihm etwas bedeuten könnte, mehr als nur als neustes Lieblingsspielzeug? Nachdenklich blicke ich in meine Tasse und kaue auf meiner Unterlippe. Duke singt unter der Dusche und ich muss augenblicklich lachen. Mit wem er wohl zu Gange war? Die Frage wird mir eine Sekunde später auch schon beantwortet. "Joey Wheeler." höre ich eine vertraute Stimme sagen. "Oder sollte ich Kaiba´s Hündchen sagen?" Hätte ich mir irgendwie doch denken können, oder? Aber Duke hätte auch ein Wort sagen können. Ich schlucke und starre den Weißhaarigen an, der Grinsend und nur mit einem Laken um seine Hüfte bekleidet in der Tür steht. "Hallo Joey." begrüßt er mich sichtlich vergnügt und ich bin zu perplex um den Gruß zu erwidern. Hat Duke nicht gesagt, das mit den Beiden wäre Geschichte? Als könne er meine Gedanken lesen, beantwortet er mir die Frage im nächsten Augenblick. "Duke und ich spielen ab und zu noch zusammen. Um der alten Zeiten willen." Er grinst mich an und lässt sich auf dem Hocker nieder auf dem eben noch Duke saß. "Hast du noch einen Kaffee für mich?" fragt er gespielt unschuldig. Ohne zu antworten drehe ich mich um und greife nach einer weiteren Tasse. Gerade schenke ich ihm Kaffee ein als ich ihn sagen höre: "Du bist zur Zeit heißbegehrt, wie ich höre." Ich erwidere nichts, schiebe ihm nur seine Tasse hin und bemühe mich seinem durchdringenden Blick auzuweichen. "Danke." Er zieht die Tasse zu sich und mit einem Mal ist mir wieder unbehaglich zumute. Allerdings kommt mir auch der Gedanke, dass ich ihn fragen könnte, welchen Deal er mit Kaiba hat. Doch ich bezweifele, dass ich eine Antwort bekommen würde. "Der Pharao schickt sich also wieder einmal an seinem Hohepriester das Spielzeug wegzunehmen..." sinniert Bakura. Sein Blick ist auf den Kaffee gerichtet, aber es ist klar, dass er mit mir redet. "Bin gespannt, wie die Sache dieses Mal ausgehen wird." "Was meinst du damit?" frage ich ihn und sein Grinsen wird breiter. Den Blick hebt er allerdings keineswegs. "Nun, lass es mich so ausdrücken, vor langer, langer Zeit waren die Beiden schon einmal in dieser Situation." erzählt er und es ist ihm anzumerken, dass er sich dabei königlich amüsiert. "Damals hatte der gute Seth ein Spielzeug, dass ihm mehr bedeutet hat als er es je zugeben wollte. Und der Pharao... nun, er fand auch Gefallen daran und wollte natürlich damit spielen." Ich schlucke unwillkürlich als er plötzlich und unerwartet aufblickt und mich ansieht. "Und da der Pharao immer alles bekam was er wollte, dachte er, dass er auch dieses besondere Spielzeug haben könnte." Bakura seufzt theadralisch und nippt an seinem Kaffee. "Was geschah dann?" will ich wissen. Der Weißhaarige lacht. "Der Hohepriester konnte natürlich nichts tun. Er hatte seinem Pharao zu gehorchen, aber das Spielzeug gehorchte nicht. Es hat sich dem großen Pharao verweigert... ähnlich wie du, wie mir scheint." Er bedenkt mich mit einem merkwürdigen Blick und ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. "Doch das ließ sich der Pharao natürlich nicht gefallen... Also versuchte er den Willen des Spielzeuges zu brechen." Wieder seufzt der Weißhaarige und fast habe ich das Gefühl, dass er in diesem Moment seinen eigenen Gedanken nachhängt. Meine eigenen Gedanken überschlagen sich derweil. Ich versuche mir die Geschichte vorzustellen, mir Atemu vorzustellen, der Seth etwas wegnimmt und dann.... was? Ich wage es nicht ihn zu fragen. "Ach ja, die alten Geschichten..." Bakura nimmt erneut einen Schluck Kaffee. "Damals war alles ein wenig anders. Der Pharao hatte Macht, Seth war ihm Untertan und... Aber heute liegen die Dinge anders und nicht nur, weil Kaiba sich standhaft weigert seine Herkunft zu verleugnen." Wieder wirft er mir so einen seltsamen Blick zu und gerade will ich ihn fragen was er genau damit meint und warum er mir davon erzählt als Duke in die Küche kommt und uns erstaunt und auch ein wenig entsetzt ansieht. "Keine Sorge, ich tue dem Hündchen nichts." meint Bakura an Duke gewandt und lächelt. "Ich habe keinerlei Interesse daran mich mit Kaiba anzulegen." Kapitel 50: Ränke (Kaiba´s Seite) --------------------------------- Nachdem ich meinen Vortrag beendet habe, sehe ich ihn erwartungsvoll an. Während ich sprach, war seine Miene eine undurchdringliche Maske, nur gelegentliches Aufblitzen in seinen Augen deutete darauf hin, dass ihn mein Vorhaben zu amüsieren schien. Nun aber verzieht sich sein Mund langsam zu einem allzu deutlichen Grinsen. Ich ziehe eine Braue hoch und bin gespannt, was er nun zu sagen hat. Er lässt sich Zeit. Lässig lehnt er in dem Sessel gegenüber von meinem Schreibtisch und belustigt beobachte ich, dass er langsam Arme hebt und die Fingerspitzen gegeneinander drückt. "Ich muss schon sagen, es ist eindeutig besser sich nicht mit dir anzulegen, mein lieber Kaiba." meint er nach ein paar Sekunden. Ich erwidere nichts, quittiere diese Aussage nicht einmal mit einer Regung. Bakura seufzt. "Durchaus ein interessanter Plan, aber du warst schon immer ein genialer Stratege." spricht er weiter. "Allerdings wage ich zu behaupten, dass es einen einfacheren Weg gibt, diese Laus von einem Pharao in seine Schranken zu verweisen." In seinen Augen blitzt wieder etwas auf und auch wenn ich der Ansicht bin, dass mein Vorhaben mehr als erfolgversprechend ist, muss ich zugegeben, dass mein Interesse erwacht. "Und der wäre?" frage ich nachdem er keineswegs Anstalten macht von alleine weiterzureden. Er lacht und ja, er ist sichtlich vergnügt. "Lass es mich so ausdrücken..." Er bedenkt mich mit fast schon glühenden Blick. "Eine wohlplazierte Intrige vermag oftmals mehr zu erreichen als eine groß geplante Offensive." Ich nicke leicht und ja, er hat eindeutig meine Aufmerksamkeit. Ich wusste schon immer, dass dieser Kerl nicht zu unterschätzen ist, aber scheinbar verfügt er über Talente, die mir bislang verborgen geblieben sind. "Ich höre." sage ich nur und sein Grinsen wird noch breiter. Zufrieden sieht er mich an. "Ich weiß, dass du in der Regel den direkten Weg bevorzugst und dagegen ist auch nichts einzuwenden, aber ein kleines Ränkespiel kann manchmal wesentlich einfacher zum Ziel führen. Zumal die Gegebenheiten mehr als gut sind, um nicht zu sagen hervorragend." Ich ziehe die Brauen zusammen und bin nicht 100%ig sicher was er meint. Ich hege eine leichte Vermutung, aber sicher bin ich keineswegs. Doch das lasse ich mir natürlich nicht ansehen. Ich mache eine kleine Handbewegung und fordere ihn damit auf weiterzusprechen. "Nun, ich bin bereit dir bei dieser kleinen Sache zu helfen." meint er weiterhin grinsend. "Wie erfreulich." entgegne ich leicht genervt und wünsche mir, dass er langsam zum Punkt kommt, aber Bakura ist niemand, der sich drängen lässt. Zumal er die Situation gerade zu sehr genießt. Er fühlt sich überlegen, denkt dass er die Zügel in der Hand hält und ich bin gewillt ihn in diesem Glauben zu lassen. Bakura nickt leicht und schlagartig wird seine Miene wieder ernst. "Unfrieden." sagt er und ich sehe ihn einen Moment wirklich irritiert an, was mein Gegenüber sichtlich erfreut. Er lacht kurz auf. "Augenblicklich ist es ein leichtes Unfrieden zu stiften zwischen dem Pharao und seinen ach so geliebten Freunden." erklärt er mir geduldig. "Ach? Und was soll das bringen?" frage ich und spüre wie mein Interesse nachlässt. Dass es momentan leicht wäre diese Kindergartentruppe gegen einander auszuspielen, weiß ich selbst. Ich sehe den Nutzen dahinter nicht. Gut, es wäre sicher amüsant mitanzusehen, wie diese Freundschaftsfanatiker mit solch einer Situtation umgehen, aber in wiefern mir das helfen sollte, verschließt sich mir. Bakura seufzt. "Nun, einmal abgesehen von dem Spaß, den es macht, was denkst du passiert, wenn man dein Hündchen an den Punkt treibt wo es gezwungen ist sich zwischen Atemu und dir zu entscheiden?" fragt er und das was in seinen Augen aufleuchtet gefällt mir keineswegs. Ich presse die Lippen aufeinander und überlege. Wheeler´s Freunde sind mir egal. Sie kümmern mich nicht. Selbst seine Freundschaft mit Muto würde mich nicht interessieren, wenn dieser sich nicht in meine Angelegenheit mit dem Köter einmischen würde. Und zu seiner Frage. Wie würde der Kläffer sich wohl entscheiden? Augenblicklich ist es schwer zu sagen. Seinen Freunden gegenüber ist er loyal. Wie er mir gegenübersteht... "Es ist offensichtlich, dass der Pharao nicht gedenkt, seinen kleinen blonden Freund einfach an dich zu verlieren. Das verbietet ihm alleine sein Stolz und die einzige Karte, die er augenblicklich gegen dich auszuspielen vermag, mein lieber Kaiba, ist die Tatsache, dass dein Verhältnis zu Joey bislang alles andere als... freundschaftlich war und er sich folglich berechtigterweise Sorgen macht, du könntest dem armen Hündchen weh tun, oder?" Bakura fixiert mich genau und ich nicke. "So könnte man es ausdrücken." stimme ich zu. Auch er nickt. "Wenn du gegen Atemu in die Offensive gehst, nun, dann bestärkst du den kleinen Pharao in seiner Meinung über dich und das könnte natürlich Auswirkungen auf den lieben Joey haben. Wenn du allerdings mir die Angelegenheit überlässt, dann hat das den Vorteil, dass du dir deine Finger nicht schmutzig machst." Sieh an, sieh an. Dieser Bakura ist wirklich ein gerissener kleiner Teufel. Der Ansatz ist keineswegs schlecht, auch wenn ich nach wie vor zu der direkten Art tendiere. Augenblicklich sehe ich auch noch immer nicht, worauf er wirklich hinaus will, doch ich schätze, das wird er mir gleich sagen. "Selbst wenn ich dir die Angelegenheit überlasse, Bakura, denkst du ernsthaft Muto wäre so naiv zu glauben, dass du ohne mein Wissen handelst?" gebe ich zu bedenken. Bakura schüttelt den Kopf. "Natürlich wird dieser Zwerg davon ausgehen, dass du davon weißt, aber wenn schon?" Er zuckt mit den Schultern. "Überlass die Angelegenheit einfach mir. Je weniger du von meinem Vorhaben weißt, umso sicherer für dich." Ich lache trocken auf. "Denkst du ernsthaft, dass ich dir die Karten in die Hand gebe und dich spielen lasse ohne dir über die Schulter zu sehen?" Auch er lacht. "Mein lieber Kaiba, falls es dir entgangen sein sollte, unsere Interesse decken sich zur Zeit. Ich gebe zu, dass mich am Anfang diese - deine - Angelegenheit nicht weiter interessiert hat als das ich ihre Entwicklung amüsant fand, aber nun glaube ich, dass dein Erfolg auch meiner werden kann. Das macht uns zu Partnern. Und wenn ich dich erinnern darf, du hast mir diesen Deal vorgeschlagen." Ich mustere ihn einen Moment abschätzend. Seine Interessen, sein Erfolg. Hm. Mag sein, dass er Recht hat und sich unsere Ziele decken, dennoch gehagt es mir keineswegs ihm das Ruder zu überlassen, auch weil ich nicht ganz sicher bin, was er eigentlich will. Also frage ich ihn direkt heraus und er wirft mir einen höchst vergnügten Blick zu. "Ich will den Pharao." erklärt er sofort. "Hm." Seine Obsession für Muto ist wirklich bedenklich, aber gut, das ist nicht mein Problem. Soll er sich um diesen Möchtegern-Pharao kümmern, wenn es ihm beliebt. Abgesehen von der Tatsache, dass ich gedenke diese kleine Laus irgendwann in einem Duell zu besiegen hege ich keinen Groll gegen den Zwerg. Zumindest solange er mir nicht bei Wheeler in die Quere kommt. Und wenn Bakura das bewerkstelligen möchte, bitte. Dann soll er seinen Spaß haben. Umso mehr Zeit habe ich, um mich um das Hündchen zu kümmern. "Willst du nicht fragen, was ich genau von dem Pharao möchte?" fragt er plötzlich und ich sehe ihn kalt an ehe ich gleichgültig erwidere: "Das interessiert mich nicht." Er zuckt mit den Schultern. "Wie genau sieht nun dein Plan aus, Bakura?" frage ich nach kurzem Schweigen. Er lässt sich mit der Antwort wieder einmal Zeit. "Nun, ich werde mich um den Pharao kümmern und das auf solch intensive Weise, dass der gute Atemu keinerlei Zeit mehr finden wird, dir in die Quere zu kommen." erwidert er gelassen. "Möchtest du Details?" Ich reagiere nicht. Bestätige weder noch verneine ich. Er lacht kurz auf. "Ein wenig Unfrieden hier, ein bisschen Gefahr dort... Glaub mir, ich kann sehr kreativ sein, wenn ich will." Ich verziehe spöttisch den Mund. "Dessen bin ich mir sicher." entgegene ich gleichgültig. "Und wie ich dich einschätze, wirst du dabei auch sicher deinen Spaß haben." "Natürlich." beantwortet er meine Feststellung, auch wenn es keiner Antwort bedarf. Ich mustere ihn einen Moment lang. Dann zucke ich mit den Schultern. "Dann sind wir uns einig?" will er wissen. Ich nicke kaum merklich. "Unter zwei Bedingungen." entgegne ich und er ist keineswegs erstaunt. Ich schätze er hat nichts anderes erwartet. "Die da wären?" "Du wirst mich über jeden deiner Schritte informieren. Und wenn ich sage jeden, dann meine ich auch jeden, verstanden?" erwidere ich entschlossen. Bakura macht eine wegwerfende Geste. "Wenn´s weiter nichts ist..." meint er gelassen. "Und du wirst Wheeler aus der Sache raushalten. Vollkommen. Gleichgültig was du unternimmst, der Köter bleibt außen vor." erkläre ich und verschränke die Arme vor der Brust, um zu unterstreichen, dass ich bei diesem Punkt nicht einen Millimeter von meiner Forderung abgehen werde. Der Weißhaarige seufzt. "Wie süß von dir, Kaiba. Solche Sorge um dein Spielzeug hätte ich dir gar nicht zugetraut." Wieder blitzt es in seinen Augen auf und nun ist er es, der mich intensiv mustert. Ich mache eine unwirsche Geste mit der Hand. "Spar dir diese Kommentare. Diese Angelegenheit geht dich nichts an." "Kein Grund wütend zu werden, Kaiba." entgegnet er vergnügt. "Und ja, ich werde dein Hündchen außen vor lassen. Kein Problem." "Gut." befinde ich und nicke erneut. Bakura´s Lächeln wird wieder zu einem Grinsen. "Da wir uns nun einig sind, gilt es nur noch den Preis auszuhandeln." meint er und ich erinnere mich schlagartig an seine Andeutungen im Club. "Ich verstehe noch immer nicht, warum ich dich für eine Sache entlohnen sollte, die dich deinem eigenen Ziel näher bringt." erwidere ich und er seufzt. "Ich dachte mir schon, dass du das noch immer so siehst." entgegnet er. "Mein eigenes Vergnügen hin oder her... ich verpflichte mich hier in erster Linie dir dabei zu helfen, den Pharao von deinem Hündchen fernzuhalten, was mit meinen eigenen Interessen im Grunde nichts zu tun hat. Ein Bonus an dich sozusagen." Ich lehne mich in meinem Sessel zurück ohne ihn aus den Augen zu lassen. "Gehen wir rein theoretisch davon aus, dass ich bereit wäre, dich für deine Hilfe zu entlohnen. Was würdest du wollen, Bakura?" frage ich und beobachte ihn genau. Sein Blick ruht augenblicklich auf seinen Händen, gespielt übertrieben versucht er den Eindruck zu erwecken, dass ihn seine Fingernägel im Moment mehr interessieren als mein Gerede. Das Grinsen ist allerdings verschwunden, dafür liegt der Anflug eines feinen Lächelns in seinem Gesicht. "Oh, ich verlange nicht viel." sagt er nach einer Weile allerdings ohne mich dabei anzusehen. Ich entgegne nichts, lasse ihm die Zeit zu antworten. Auf dieses alberen Frage-Antwort-Spiel habe ich keine Lust mehr und wenn er nicht bald zum Punkt kommt, werde ich dieses Gespräch ohnehin beenden. Schließlich erreiche ich mein Ziel auch ohne seine Hilfe, ich bin keineswegs auf ihn angewiesen. Dieses Mal dauert es nicht lange bis er fortfährt. "Was ich möchte, ist eine Nacht." höre ich ihn sagen und sein Blick ist eindeutig. Seine Augen sind mit einem Schlag auf mich gerichtet und ich bin nicht sicher ob Belustigung in ihnen auflodert oder Anzüglichkeit. Ich vermute von beidem etwas. Falls er der Illusion verfallen sein sollte, dass mich seine Worte aus der Fassung bringen würden, dann hat er sich geirrt. Ich halte seinem Blick regungslos stand, ziehe nicht einmal eine Braue in die Höhe. Ich hatte schon damit gerechnet, dass er irgendetwas unsinniges vorschlagen würde, aber das ist weit unsinniger als alles was ich mir ausgemalt hatte. "Du willst also, dass ich dich rannehme." entgegne ich betont kühl und siehe da, meine Worte zeigen Wirkung. Er hat mit einer anderen Reaktion gerechnet, es ist ihm deutlich anzusehen und für einen Moment verspüre ich so etwas wie Zufriedenheit. Tja, mein lieber Bakura. Ich bin Seto Kaiba. Mich bringst du keineswegs so leicht aus der Fassung, aber ich bin durchaus in der Lage deine Selbstgefälligkeit ins Wanken zu bringen. Er braucht allerdings nur Sekunden, um sich wieder zu fassen. "So hatte ich das nicht gemeint." entgegnet er lächelnd und ich verstehe sofort. Ich lache auf. "Dann muss ich dich enttäuschen, Bakura. Scheint als würden wir uns doch nicht einig werden." Ich richte mich sofort wieder auf und widme mich meinen Unterlagen. Wir beide wissen, dass diese Reaktion ein Manöver ist. Er seufzt, aber ich sehe ihn nicht an. "Dachte mir schon, dass du so reagieren würdest. Daher bin ich gewillt dir noch einen Vorschlag zu machen." Ich sehe ihn immer noch nicht an, richte meinen Blick kühl auf meine Unterlagen und ich weiß, er wird weiterreden. Bin gespannt was er noch in der Hinterhand hat. "Ich werde dir nicht nur helfen, deinen Konkurrenten auszuschalten, Kaiba, sondern dir auch noch dabei behilflich sein, dein Hündchen ganz und gar für dich zu bekommen. Und nein, sag jetzt nichts. Wart einfach ab und sieh zu was passiert. Du wirst schon sehen... und ich schätze, du wirst durchaus auf deine Kosten kommen. Und was meine Bezahlung anbelangt, da werden wir uns schon einig werden." höre ich ihn sagen. Nun hebe ich leicht den Blick und sehe ihn spöttisch an. "An Selbstbewusstsein mangelt es dir keineswegs." bemerke ich trocken. Er lacht. "Da haben wir wohl was gemeinsam." "Also schön. Wir haben einen Deal." erkläre ich ernst. "Und was deine Bezahlung anbelangt... mein Standpunkt steht. Entweder auf meine Weise oder gar nicht." Er seufzt erneut und erhebt sich langsam. "Immerhin bist du nicht abgeneigt... das ist schon mal erfreulich." Ich gebe einen verächtlichen Laut von mir. "Wenn du es so auffassen möchtest, bitte." entgegne ich gelassen, dabei bin ich in dem Moment keineswegs so ruhig wie ich nach außen wirke. Diese Forderung seinerseits irritiert mich doch mehr als ich gedacht hätte. Bislang hatte er nie den Eindruck gemacht, in irgendeiner Form Interesse an mir zu haben und gelinde ausgedrückt überrascht dieses merkwürdige Anliegen mich über die Maße, weil ich den Sinn dahinter nicht verstehe. "Wie wäre es mit einem kleinen Vorgeschmack?" höre ich ihn fragen und ja, jetzt ist es eindeutig ein anzügliches Grinsen. "Schließlich habe ich dir einen weitaus vergnüglicheren Plan aufgezeigt." Ich ziehe eine Braue hoch und werfe ihm einen amüsierten Blick zu. "Der Tenor bekommt doch nicht dafür Applaus, dass er sich räuspert." entgegne ich. "Touché." Kapitel 51: Fragen ------------------ "Was denkst du wen Bakura gemeint hat?" frage ich Duke während wir auf dem Weg zu Atemu sind. In kurzen Zügen habe ich ihm geschildert was der Weißhaarige mir zuvor in seiner Küche erzählt hat. Die Geschichte, die sich laut seiner Aussage zu wiederholen scheint, wie er es auch schon Duke gegenüber bereits angedeutet hatte. Duke überlegt. "Schwer zu sagen. Ich wäre ja fast versucht auf Kura selbst zu tippen..." Erstaunt sehe ich ihn an und er zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, ist nur so ein Gefühl." entgegnet er als er meinen fragenden Blick sieht. "Hm." Ich denke über diese Möglichkeit nach. So abwegig ist das keineswegs. Es würde vielleicht sogar die Wut des Weißhaarigen auf den Pharao erklären. Ich muss zugeben, bislang weiß ich sehr wenig über Bakura und da Atemu sich kaum erinnert, konnte dieser uns auch nicht mehr über den ehemaligen Grabräuber erzählen. Alles was wir wissen ist, dass er im alten Ägypten ein Dieb war, dessen Heimatdorf zerstört wurde. Auch ein Grund warum er eine Stinkwut auf den Pharao hat, da er diesen wohl dafür verantwortlich macht. Aber ansonsten? Keine Ahnung. Auch was seine Verbindung zu Seth, dem Hohepriester anbelangt, wissen wir nichts. Falls es überhaupt eine gab. Ja, es wäre durchaus möglich, dass Bakura auf sich selbst angespielt hat. "Das hieße, dass Kaiba und Bakura..." sinniere ich. Duke grinst. "Da fragt man sich automatisch wer wohl welche Position inne hatte." entgegenet er und ich schlucke schwer. Aber ok, durchaus berechtigte Frage bei dem Duo. Oh Mann, die Vorstellung, dass Kaiba und Bakura... Wäre es möglich, dass diese Verbindung nach wie vor in der Form besteht? Nein, unmöglich. Kaiba leugnet alles was mit dem alten Ägypten zu tun hatte, selbst wenn Bakura ihn über seine Vergangenheit oder eine eventuelle gemeinsame Vergangenheit aufgeklärt hätte, bezweifle ich, dass Kaiba ihm geglaubt hätte. "Vielleicht weiß Atemu ja etwas darüber." meint Duke und ich nicke nachdenklich. Vielleicht. Nun, im Augenblick gibt es auch wichtigeres. Geschichte hin oder her. Mir doch egal, ob es eine Wiederholung gibt oder nicht. Mich betrifft es schließlich nicht. Und ich habe augenblicklich auch andere Sorgen. Je näher wir Yugi´s Haus kommen, desto unruhiger werde ich, was Duke keineswegs entgeht. "Keine Sorge, Kumpel, ich bin bei dir. Wird schon werden!" versucht er mich aufzumuntern. Ich grinse schief und er klopft mir auf die Schulter. Zu unserer Überraschung werden wir kurz darauf vom Pharao persönlich empfangen. Ich schlucke unwillkürlich. Atemu begrüßt uns freundlich, wirkt aber etwas überrascht, dass Duke mich begleitet, doch er lässt sich nichts weiter anmerken. Wahrscheinlich kann er sich denken, warum ich ihn mitgebracht habe. "Du bist hier um mein Angebot auszuschlagen." stellt er fest als wir im Wohnzimmer Platz genommen haben. Ich nicke unsicher und vermag es nicht ihn anzusehen. Er seufzt und lässt sich mir gegenüber in einem Sessel nieder. "Ich schätze, du hast dir diese Antwort auch gut überlegt." fährt er fort und wieder nicke ich. Eine Weile herrscht Schweigen. Kein beklemmendes Schweigen, aber auch keine angenehmes und keiner von uns scheint so recht zu wissen, was er sagen soll. Sogar Duke macht den Eindruck, dass ihm seltsam zumute ist. Ok, ich an seiner Stelle würde mich auch unbehaglich fühlen. Und ich... ich schätze, dass ich Atemu eine Erklärung schulde. "Weißt du, Atemu, ich bin mir sicher was meine Gefühle betrifft." hebe ich zaghaft an, immer noch ohne ihn dabei anzusehen. Er erwidert nichts und ich fahre fort. "Ich weiß, es ist iditotisch, aber ich liebe ihn, ich meine... ich bin verliebt ihn ihn." Ich zucke mit den Schultern als würde das alles erklären, dabei weiß ich, dass dem keineswegs der Fall ist. "Dein Angebot... diese Überlegung... du hattest Recht, ich meine... dass ich sicher sein sollte was meine Gefühle betrifft und naja, ich bin es..." Vorsichtig hebe ich den Blick und sehe den Pharao an. Er scheint mich die ganze Zeit beobachtet zu haben und es ist unmöglich auszumachen was er gerade denkt. "Wenn du dir wirklich sicher bist, Joey, nun, dann werde ich das akzeptieren müssen." vernehme ich nach kurzem Schweigen seine ruhige Stimme und lächele ihn unwillkürlich an. "Ich bin mir sicher." sage ich noch einmal und er nickt. Dann huscht sein Blick kurz zu Duke und fast habe ich den Eindruck, dass er dessen Reaktion auf meine Worte zu studieren scheint. Aber Duke sitzt vollkommen ruhig da und nichts deutet darauf hin, dass er an meinen Worten zweifeln würde. Wieder schweigen wir und ich weiß auch nicht, was es zu dem Punkt noch zu sagen gibt. Meine Entscheidung steht fest und wenn er sie akzeptiert, nun, dann ist die Welt ja in Ordnung, oder? "Da gibt es noch etwas, dass du wissen solltest." meint Duke plötzlich und nickt mir zu. Oh, natürlich. Nein, ich habe diesen Punkt keineswegs vergessen. Der Pharao sieht uns fragend an. "Es geht um Kaiba." Ich kann sehen, wie sich seine Augen einen Moment verdunkeln, doch er sagt nichts. "Ich weiß nicht ob an der Sache wirklich etwas dran ist, aber naja, neulich waren wir in einem Club und trafen auf Bakura und naja, ich kann´s nicht beschwören, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Zwei etwas im Schilde führen. Aus Kaiba ist kein Wort heraus zu bekommen, aber du weißt ja wie Seto reagiert hat als ich ihm von dieser Sache mit dir erzählt habe und..." "Und nun denkst du, dass er gemeinsam mit Bakura irgendwas vor hat, was mir schaden könnte." unterbricht er mich. Ich nicke. Noch immer zeigt der Pharao keine Regung. Er mustert mich nur leicht und scheint auch nachzudenken. "Wie gesagt, ich kann´s nicht beschwören, aber man weiß nie... ich meine, Kaiba war schon ganz schön wütend und du kennst ihn ja." Duke nickt. "Und die Kombi Kaiba Bakura verheißt ohnehin nie was gutes." fügt er hinzu. "Ja, ich kenne Kaiba." meint der Pharao nach einer Weile und schenkt mir einen schwer zu ergründenden Blick. "Gut möglich, dass deine Vermutung richtig ist. Und Bakura ist ein Fall für sich..." Schlagartig fallen mir die Worte des ehemaligen Diebes wieder ein und ohne weiter darüber nachzudenken, frage ich den Pharao auch schon danach. "Bakura hat Andeutungen gemacht, dass es schon einmal so eine Situation zwischen Kaiba, naja, eigentlich Seth und dir gab." Für einen Moment wirkt der Pharao wirklich überrascht. "So?" fragt er dann und ich nicke. "Ja, er meinte, dass ihr schon einmal Rivalen um die Gunst von jemandem wart." erkläre ich weiter und sehe wie Atemu die Stirn in Falten legt. "Erinnerst du dich daran?" fragt nun auch Duke interessiert, doch der Pharao schüttelt den Kopf. "Nein. Ich weiß nicht was er meinen könnte, aber meine Erinnerungen sind auch lückenhaft." entgegnet er und ich habe den Eindruck, dass ihn dieser Punkt wirklich irritiert. Ok, das verstehe ich sogar. Die Tatsache, dass Bakura mehr weiß als er selbst, muss befremdlich für ihn sein. Für mich wäre es jedenfalls so. "Dann hast du wohl auch keine Ahnung von wem er reden könnte, wer damals das Objekt eurer... ähm... Begierde war." schlussfolgert Duke. Wieder schüttelt der Pharao leicht den Kopf und es ist ihm anzusehen, dass er versucht sein Gedächnis zu durchforsten und aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass er uns etwas verschweigt. Ich weiß nicht warum ich das denke oder welchen Grund er haben sollte, uns anzulügen, aber der Eindruck ist da und das irritiert mich. "Und wirst du Kaiba von deinen Gefühlen in Kenntnis setzen?" will der Pharao zu meiner Überraschung plötzlich wissen. Ich zögere ehe ich antworte und mein Blick wandert kurz zu Duke. "Ich weiß es noch nicht." gebe ich schließlich zu. "Verstehe." erwidert Atemu und wieder bedenkt er mich mit einem dieser unergründlichen Blicke. "Wenn ich dir einen Rat geben darf, Joey, ich würde es ihm nicht sagen." Irritiert starre ich Atemu an. Nicht, dass mich dieser Rat so überraschen würde. Duke hat mir zwar genau das Gegenteil geraten, aber egal. Irgendetwas an der Art wie er es sagt, klingt merkwürdig. "Du magst Gefühle für ihn haben, aber Seto Kaiba wird nicht in der Lage sein diese zu erwidern. Das solltest du dir ausdrücklich ins Bewusstsein rufen. Ich sage das nicht, um dich zu verletzen oder deine Hoffnungen zunichte zu machen, aber du solltest dir in der Hinsicht auch nichts vor machen. Für Kaiba bist du augenblicklich ein vergnügliches Spielzeug, aber es ist eine Frage der Zeit bis er das Interesse verliert." erklärt mir der Pharao ruhig und ich halte schlagartig die Luft an. Seine Worte sind wie ein Schlag ins Gesicht. Ok, meine eigenen Hoffnungen sind schon gering und ich weiß eigentlich auch gar nicht so recht was ich mir überhaupt von Kaiba erhoffe, ob ich will, dass er meine Gefühle erwidert. Aber das was er gerade gesagt hat, das ist wieder ein ganz anderer Schuh und ich frage mich insgeheim ob er das nur sagt, um mich vielleicht doch noch umzustimmen oder ob es seine ehrliche Meinung ist. "Joey, es tut mir leid, wenn meine Worte dich verletzen, glaub mir, ich wünsche dir nichts mehr als glücklich zu werden, aber was Kaiba anbelangt habe ich meine Zweifel und die sind durchaus berechtigt, oder?" Atemu´s Blick wandert zu Duke als ersuche er um Bestätigung von diesem und ich kann meinem Freund deutlich ansehen, dass ihm die Situation gerade ganz und gar nicht behagt und er eigentlich keine Position beziehen möchte. Also zuckt er leicht mit den Schultern. "Schwer irgendeine klare Aussage zu treffen, wenn es um Kaiba geht." meint Duke nur und sieht mich unsicher an. Ich nicke. "Vielleicht solltest du dich auch fragen, woher sein Interesse an dir rührt, Joey? Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann hat Kaiba erst so extrem reagiert als er wusste, dass ich Gefühle für dich habe, oder?" redet der Pharao weiter. "Wohlmöglich wäre ich besser nicht zu ihm gegangen... ich als sein größter Rivale überhaupt..." Atemu seufzt und mein Unbehagen wächst. Will er damit andeuten, dass Kaiba´s Interesse an mir lediglich auf der Tatsache beruht, dass er ebenfalls Interesse an mir hat? Ist das Kaiba´s Anreiz? Und sind deshalb seine Bestrebungen so groß, mich an sich zu binden, nur damit er Atemu nicht unterliegt? Kapitel 52: Informationen (Kaiba´s Seite) ----------------------------------------- "Du musst dir deshalb keine Gedanken machen, Kaiba. Ich hab nicht vor mich abwerben zu lassen. Echt nicht. Ich bin glücklich mit..." Drei Meetings, eine Einweihungsfeier und unzählige Telefonate und doch spuken mir seine Worte nach wie vor im Kopf herum. Ja, ich kann nicht einmal verhindern, dass sein Bild vor meinem inneren Auge aufsteigt. Seine Wangen waren leicht gerötet und der Anblick war einfach niedlich. Ja, niedlich. Das Hündchen war süß und auch wenn ich nicht sicher bin wie es seinen Satz beenden wollte, immerhin gibt es unzählige Möglichkeiten, auch wenn sein Vokabular begrenzt ist, so kam mir doch nur eine Einzige in den Sinn. Doch wollte er das tatsächlich sagen? Hat er mir versichtert, dass er glücklich mit MIR ist? Und warum interessiert es mich überhaupt? Grundsätzlich könnte es mir schließlich egal sein, ob er es ist oder nicht, dennoch kann ich nicht leugnen, dass es mir keineswegs gleichgültig ist. Er ist mir nicht gleichgültig. Ein Gedanke, der mich über die Maße irritiert. Und auch Bakura´s Andeutungen gehen mir nicht aus dem Sinn. Mehr als einmal hat der Weißhaarige darauf hingedeutet, dass mein Verhältnis zu Wheeler scheinbar einen für meine Verhältnisse ungewöhnlichen Stellenwert hat. Nun, da mag schon etwas dran sein. Es ist nicht nur ein Spiel, ein Zeitvertreib, doch ich bin mir auch nach wie vor nicht sicher, was es denn eigentlich ist. Und es irritiert mich auch, dass ich diesen kleinen Köter so sehr will. Ja, dass ich ihn begehre wie nichts anderes zuvor. Ein Gedanke, der hochgradig verstörend ist und mit dem ich nicht umzugehen weiß. Ab und an kommt mir sogar in den Sinn das Ganze zu beenden, damit er nicht noch mehr Besitz von mir ergreift. Dass ich mir überhaupt Gedanken darüber mache, ist schon mehr als ich investieren wollte und nun lasse ich mich sogar mit Bakura ein, nur um sicher zu gehen, dass dieser verdammte Muto mir nicht ins Handwerk pfuscht. Eigentlich lächerlich, aber Muto hat mich bereits mehr als einmal überrascht und der Gedanke, dass er Hand an mein Hündchen gelegt hat und es wohlmöglich wieder tun könnte, bringt mein Blut zum kochen und dabei geht es mir nicht um Muto. Ich habe mir zwar eine Zeit lang eingeredet, dass er der Grund für mein Interesse an Wheeler sei, ja, dass der Umstand, dass dieser verfluchte Kerl mir wieder einmal in die Quere kommt, mich antreibt meine Bemühungen um den Köter zu verstärken, einzig und allein, weil mein Stolz es nicht dulden kann, dass ich Muto auch bei dieser Sache unterliege, aber nein, das ist es keineswegs. Dabei würde ich es vorziehen, dass es so wäre! Dann würde ich diese Gedanken und diese Wut sogar verstehen. Ja, sie ergäben Sinn. So aber bin ich gezwungen, mich weiteren möglichen Gründen zu beschäftigen, mich mit meinem eigenen Verhalten auseinander zu setzen. War es ein kluger Schachzug mich auf einen Deal mit Bakura einzulassen? Noch immer weiß ich nicht genau, was dieser Dieb vorhat, doch er scheint sich seiner Sache ungewöhnlich sicher zu sein und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass er mir Informationen vorenthält. Auch ein Umstand bei dieser Angelegenheit, der mir nicht wirklich gefällt. Genau wie seine merkwürdige Forderung. Wie gesagt, bislang hatte ich nie den Eindruck, dass er tatsächlich irgendein Interesse an mir hätte. Unsere Konversation ließ bis dato nie so etwas vermuten. Aber wenn dieser Psychopath denkt, dass ich mich von ihm... Lächerlich! Ich gebe zu, dass es interessant sein könnte mit ihm zu spielen, aber wer die Zügel dabei in der Hand halten wird, dürfte eigentlich klar sein. Nun, scheinbar scheint ihm das nicht so ganz bewusst, aber das ist nicht mein Problem. Sollte er tatsächlich denken, dass es ihm gelingen würde, mich zu dominieren, dann ist er weiß Gott verrückter als ich angenommen habe. Und auf all das lasse ich mich tatsächlich wegen diesem Streuner ein. Eigentlich müsste man darüber lachen. Ich würde es ganz sicher tun, wäre ich selbst nicht darin involviert. Wozu so ein kleiner Zeitvertreib nicht führen kann... Und wenn ich es recht bedenke, ich freue mich sogar jetzt schon auf das nächste Treffen mit meinem Hündchen. Ja, ein Teil von mir kann es nicht einmal mehr erwarten. Wer hätte gedacht, dass dieser Kläffer einmal eine solche Wirkung auf mich haben würde? Nun, scheinbar hat sogar Wheeler irgendeine Daseinsberechtigung. Ich spüre wie meine Mundwinkel zu zucken beginnen und ich zu lächeln beginne ohne zu wissen warum eigentlich. Sogar Roland scheint irritiert über diese unerwartete Regung, denn für einen Augenblick wirft er mir im Rückspiegel einen verwirrten Blick zu und mein Lächeln verschwindet sofort wieder. In diesem Moment klingt auch schon mein Handy. Genervt klappe ich es auf und bin etwas erstaunt, Bakura´s Nummer auf dem Display zu sehen. Aber gut, ich wollte ja, dass er mich über seine Schritte auf dem Laufenden hält. Ich nehme den Anruf entgegen und noch bevor ich mich überhaupt melden kann, höre ich ihn schon sprechen. Ich sehe sein Grinsen förmlich vor mir. "Falls es dich interessieren sollte, dein Hündchen ist gerade beim Pharao - mit Duke." Etwas erstaunt fixiere ich einen imaginären Punkt in der Limousine. "Woher weißt du das?" frage ich und beiße mir im nächsten Moment schon auf die Unterlippe. Er lacht. "Weil ich gerade bei Duke war als Joey vorbei gekommen ist, scheint als wollte er keineswegs allein zu Atemu gehen... und ich habe noch eine Information, die dich interessieren dürfte, mein lieber Kaiba." Er macht eine dramatische Pause und ich rolle mit den Augen. Dieser Psychopath genießt mir seine Rolle etwas zu sehr. "Komm zum Punkt, Bakura!" zische ich ihn durch´s Telefon an. "So ungeduldig, Kaiba?" fragt er amüsiert. "Ich hasse Gegenfragen." erwidere ich und wieder höre ich wie er auflacht. "Nun, diese Information wäre eigentlich einen Vorschuss wert..." meint er gelassen und ich verspüre gute Lust, ihm dieses Grinsen, dass augenblicklich ganz sicher in seinem Gesicht liegt, mit ein paar gezielten Schlägen auszutreiben. Unwillkürlich formt meine freie Hand eine Faust. Ich muss an mir halten, um ihn nicht anzuschreiben. "Also?" höre ich ihn fragen. "Also was?" ewidere ich und bemühe mich ruhig und kühl zu klingen. Er gibt einen undefinierbaren Laut von sich und fast glaube ich es ist ein tadelndes "Tsss", doch dann redet er endlich weiter. "Na, wie sieht es aus mit meinem Vorschuss." Ich schließe kurz die Augen und zähle bis zehn. Mein Atmung wird schlagartig wieder ruhiger. "Darüber lässt sich reden, aber erst will ich wissen wie gut deine Informationen sind." entgegne ich und einen Moment herrscht Stille. Scheinbar überlegt er. "Nun gut, ich vertraue dir, Kaiba. Meine Infos sind gut und ich erwarte einen Vorschuss." sagt er schließlich. "Bakura!" entfährt es mir ungehalten. "Ok, Kaiba, zwei Dinge. Eins davon verrate ich dir jetzt sofort, Nr. 2 bekommst du, wenn ich meinen Vorschuss bekomme. Deal?" Genervt stöhne ich auf, presse dann aber "Deal" hervor. "Der Pharao hat deinem Hündchen ein unmoralisches Angebot gemacht. Frei nach dem Motto, Angebot und Nachfrage einmal auszutesten..." rückt er schließlich mit der Sprache raus und klingt sichtlich belustigt und selbstzufrieden dabei. Ich presse die Lippen fest aufeinander. "Sicher?" "Absolut. Heute erwartet er Joey´s Antwort. Deshalb ist Wheeler auch mit Duke zu ihm. Und weißt du was, die Antwort kann ich dir auch geben und die ist kostenlos für dich, Kaiba." Wieder macht er eine dramatische Pause und ich muss all meine Selbstbeherrschung aufbringen, um ihn nicht zu drängen oder schlimmeres. Wäre ja noch schöner, wenn ich Bakura wissen ließe, wie wichtig mir diese Informationen sind. Er weiß ohnehin schon zu viel. Ich werde ihm nicht noch mehr in die Hände spielen. "Glückwunsch, Kaiba. Dein Hündchen wird ablehnen." sagt er schließlich und ich habe das Gefühl, dass mir ein Stein vom Herzen fällt. Ich atme sogar erleichtert auf. Bakura lacht. "Wann treffe ich dich?" Ach ja, sein Vorschuss. Nun gut, diese Information war gut und wenn die Zweite es auch ist, dann hat er sich wohl einen Vorschuss verdient. "Morgen Abend. Im Club." entgegne ich und warte keine Antwort mehr ab sondern lege auf. So, dieser verfluchte Muto hat es also tatsächlich gewagt, meinen Anordnungen zu trotzen. Das schreit wirklich nach einer Lektion. Scheinbar war es doch keine übertriebene Reaktion Bakura einzuschalten. Ich seufze. Das also hat Joey mir verschwiegen als ich ihn zu seinem Gespräch mit Muto befragt habe. Diesen Tel seiner Unterhaltung hat er mir wissentlich vorenthalten. Natürlich verstehe ich warum, dennoch... Scheint als würde ich mein Hündchen bestrafen müssen. Kapitel 53: Zwiespalt (Atemu´s Seite) ------------------------------------- Ich kann ihm deutlich ansehen, dass meine Worte ihm zu denken geben, dass es in seinem Kopf zu rattern beginnt und fast bereue ich, was ich gesagt habe. Es versetzt mir einen Stich, ihn so zu sehen. Schon als er mit Duke vor der Tür stand, wusste ich, dass es ihm nicht leicht fällt mir gegenüber zu treten, dass ich ihm eine Menge abverlange und bereits in diesem Moment verspürte ich Mitleid mit ihm. Ein Teil von mir hätte ihn zu gerne in die Arme geschlossen und ihm versichert, dass er sich keine Sorgen machen müsse, dass alles gut wird, aber das konnte ich natürlich nicht tun. Ich weiß nicht ob alles gut für ihn wird. Ich hoffe es. Ich wünsche es ihm und ich bitte Ra sich seiner anzunehmen. Dass er nicht alleine erschien hat mich im ersten Moment überrascht, doch aus seiner Perspektive ist es wohl besser so. Vermutlich hat er damit gerechnet, dass ich ihn wieder in die Enge treiben würde und vielleicht hätte ich das auch getan. Die Versuchung wäre groß gewesen, auch wenn ich keineswegs auf diesem Weg mein Ziel erreichen möchte. Nein, so mit ihm zu spielen, ist nicht mein Stil. Überhaupt möchte ich nicht mit ihm spielen. Dafür bedeutet er mir zu viel. Es kostet mich Kraft, ihn weiterhin anzusehen und zu beobachten, wie der Zweifel an ihm zu nagen beginnt. Zweifel, den meine Worte gesäht haben. Ich kann deutlich sehen wie seine schönen braunen Augen sich verdunkeln. Selbst Duke wirkt verunsichert und scheint nicht zu wissen was er sagen soll, aber auch das kann ich gut verstehen. Ich weiß, dass meine Worte ungewohnt harsch waren. Yugi wird mich später sicher dafür tadeln und vermutlich auch mit Recht. Dennoch... so unbegründet sind meine Anmerkungen keineswegs. Immerhin reden wir von Kaiba. Yugi mag zwar nach wie vor die Ansicht vertreten, dass der CEO der Kaiba Corporation im Grunde doch ein gutes Herz hat, aber abgesehen von der Tatsache, dass dieses Herz eindeutig für seinen kleinen Bruder schlägt, lässt nichts erkennen, dass er auch anderen Menschen gegenüber zu solchen Gefühlsregungen fähig ist. Und besonders was Joey anbelangt hat er in der Vergangenheit mehr als einmal seine Verachtung unter Beweis gestellt. Wenn ich an die unzähligen Male denke, wo er ihn hat auflaufen lassen, ja, geradezu den Boden mit Joey gewischt hat, fängt mein Blut an zu kochen. Umso mehr Gewicht bekommt die Frage, was Kaiba nun mit Joey vorhat. Oh, ich kann mir gut vorstellen welche Spielchen er mit meinem süßen Freund treibt. Ich habe immer den Verdacht gehegt, dass seine Neigungen in eine solche Richtung gehen würden. Seth war nicht anders, aber ich wage zu behaupten, dass die dominante Seite bei Kaiba weitaus ausgeprägter ist. Ein Naturtalent, möchte man fast sagen. Der geborene Herrscher, wenn man so will. Nur das es ihm an Mitgefühl und Nachsicht mangelt. Und natürlich ist Joey ihm hilflos ausgeliefert. Noch bin ich nicht sicher wie weit seine Neigungen wirklich gehen, aber ich bin sicher, dass er Kaiba gnadenlos unterlegen ist. Wieder einmal, was ich wehmütig feststellen muss. Nicht, dass ich an Joey´s Potential zweifeln würde. Ich weiß, dass er ein goldenes Herz hat und einer der treusten Freunde ist, die man sich wünschen kann... mehr noch, Joey ist etwas besonderes. Das wusste ich vom ersten Augenblick an. Wahrscheinlich hat er es deshalb vermocht mein Herz so zu berühren. "Ich wollte dich nicht verunsichern, Joey... ich möchte nur verhindern, dass du dich verrennst." Meine Stimme klingt nun sanfter und ich sehe ihn liebevoll an. Er schluckt und nickt langsam und wieder verspüre ich einen leichten Stich und denke bei mir, dass ich doch ein verdammter Lügner bin. Schließlich will ich ihn verunsichern, ich sähe diese Zweifel bewusst. Genau wie ich ihm dieses Angebot bewusst gemacht habe. Natürlich wusste ich, dass er es ausschlagen würde. Nicht, weil ich der Überzeugung bin, dass seine Gefühle für Kaiba wirklich das sind, was er glaubt das sie sind, sondern weil er Kaiba sein Wort gegeben hat und Joey wäre nicht Joey, wenn er es brechen würde. Nicht einmal gegenüber seines Erzfeindes. "Hast du eine Ahnung was Bakura vorhaben könnte?" will Duke wissen. Ich überlege kurz, dann schüttele ich den Kopf. "Bakura´s Gedankengänge vorherzusehen ist ebenso unmöglich wie die von Kaiba wirklich zu erahnen." entgegne ich und Duke nickt. Er scheint sich Sorgen zu machen, genau wie Joey. Sorgen um mich. Unwillkürlich muss ich lächeln. "Macht euch deshalb keine Gedanken. Ich bin gewarnt und was immer auch passiert, ich kann auf mich aufpassen." versichere ich den Beiden ernsthaft, doch natürlich haben meine Worte nur eine begrenzte beruhigende Wirkung, doch das vermag ich nicht zu ändern. Ich frage mich, warum Bakura Joey gegenüber Anspielungen auf diese alte Geschichte gemacht hat. Ja, das frage ich mich wirklich und ich wünschte, ich könnte mich an alles erinnern, was damals geschehen ist. Aber meine Erinnerungen weisen solche Lücken auf und gleichgültig wie sehr ich mich bemühe, sie zu schließen, ich vermag es nicht. Ob er diese Sache Kaiba gegenüber auch erwähnt hat? Unwahrscheinlich. Er weiß genau wie Kaiba auf dieses "Amenmärchen" reagiert so wie er seine Geschichte nennt. Nein, diesen Fehler wird Bakura nicht begangen haben. Dennoch muss ich zugeben, dass ich zu gern wüsste, was genau die Beiden miteinander besprochen haben. "Atemu?" höre ich Joey zaghaft meinen Namen sagen. Ich sehe ihn an und er kaut wieder einmal auf seiner Unterlippe. Ich seufze innerlich. Süßer, kleiner Joey. "Ja?" frage ich sanft und er schluckt ehe er weiter spricht. "Du bist mir doch nicht böse, oder?" Diese unschuldige und süße Frage trifft mich mitten ins Herz und ich kann es nicht verhindern, dass ich laut aufseufze. "Nein, Joey, ich bin dir nicht böse." erwidere ich und verlegene Röte zeichnet sich auf seinen Wangen ab. "Wie könnte ich dir böse sein? Du bist mein bester Freund." Ich glaube, er atmet erleichtert auf und wieder komme ich mir wie ein Verräter vor. Nicht nur, weil ich in diese Zwickmühle manöviert habe, sondern weil mein nächster Schritt, ihm wahrscheinlich weh tun wird. Aber ich kann es nicht ändern. Ich muss es tun. So sehr es mir auch widerstrebt, es gibt keinen anderen Weg. "Dann sind wir immernoch Freunde?" Er stellt diese Frage ernsthaft und fast bin ich versucht laut zu lachen. So etwas kann auch nur von Joey Wheeler kommen. "Natürlich." entgegne ich fest und ich sehe förmlich, dass ihm ein Stein vom Herzen fällt. "Danke, Atemu." haucht er und ich glaube, in seinen Augen glitzert es verdächtig. Tue ich wirklich das richtige? Die Frage kommt mir unwillkürlich in den Sinn. Es fällt mir schwer diese Frage zu beantworten, doch im Grunde muss ich ihn nur ansehen, um mir sicher zu sein. Ich habe immer auf mein Gefühl vertraut und ich vertraue auch jetzt darauf, dass es mich leitet. Kapitel 54: Machtspielchen -------------------------- Ich spüre direkt, dass etwas anders ist. Seine Züge sind dermaßen verhärtet, dass er entweder einen sehr miesen Tag hinter sich hat oder aber... Gott, ich wage es gar nicht daran zu denken. Als seine Sms vor einer dreiviertel Stunde kam, machte mein Herz einen Luftsprung und ich konnte es kaum erwarten, ihn endlich zu sehen. Allein die Tatsache, dass er scheinbar nach seinem Tag in Tokio noch die Zeit findet, zu mir zu kommen, war mehr als ich mir hatte träumen lassen. Sofort sprang ich unter die Dusche, fegte in Windeseile durch meine Wohnung, um etwas Ordnung zu schaffen und die ganze Zeit über war ich am summen. Und nun, wo er mir gegenüber steht, ist das gute Gefühl, dass ich eben noch hatte, schlagartig verschwunden. Sein Blick ist eisig und verheißt nichts gutes und auch wenn ich nicht weiß, was los ist, habe ich irgendwie ein schlechtes Gewissen. Er schreitet wortlos an mir vorbei und kaum habe ich die Tür geschlossen, kommt er auch schon zum Punkt. Ohne weiter Umschweife und mein schlimmsten Befürchtungen werden war. Fuck, und ich dachte echt, dass ich eine Sorge weniger hätte. Immerhin ist mein Gespräch mit Atemu mehr als gut verlaufen, naja, einmal abgesehen davon, dass ich seither wieder und wieder darüber nachgedacht habe, was der Pharao gesagt hat und ob er vielleicht sogar Recht mit seiner Vermutung hat, dass Kaiba das alles nur mit mir macht, um ihm eins auszuwischen. So weit hergeholt ist der Gedanke schließlich nicht. Das hat Duke mir auch nochmal zu bedenken gegeben nachdem wir uns von Atemu verabschiedet hatten. Er meinte zwar, dass er sich nicht vorstellen könnte, dass Kaiba einzig deshalb mit mir ficken würde. Ja, so banal hat Duke es ausgedrückt. Er ist eben ein Mann der klaren Worte, aber hey, ab und an sind klare Ansagen auch mal mehr als angebracht, oder? Na, jedenfalls habe ich darüber nachgedacht und ich muss zugeben, irgendwie leuchteten mir Atemu´s Worte schon ein. Ich meine, Kaiba ging wirklich extrem ab, nachdem der Pharao mit ihm geredet hatte und seine Ansagen seither... Aber würde Kaiba es tatsächlich nur deshalb mit mir treiben? Als ich seine Sms dann gelesen hatte, waren all die Gedanken wie weggefegt und nun, tja, jetzt sind sie schlagartig wieder da und ebenso das ungute Gefühl. "Du hast mir einiges verschwiegen, Köter." Seine Stimme ist ruhig und beherrscht und mein Herz schlägt dennoch automatisch schneller. "Ich weiß nicht was du meinst." entweicht es mir und im gleichen Augenblick weiß ich, dass es keine gute Idee war das zu sagen. Ok, es entspricht ja auch nicht ganz der Wahrheit, immerhin habe ich eine Vermutung, worauf er anspielen könnte, aber eigentlich weiß ich es wirklich nicht oder sollte ich sagen, ich weiß nicht woher er davon wissen könnte. Die Ohrfeige trifft mich vollkommen unvorbereitet und Kopf dreht sich unter dem Schlag zur Seite. Ich nehme eben noch wahr, dass seine Augen mich wütend anblitzen. "Kaiba, was soll d-." hebe ich an, aber er unterbricht mich sofort. "Du hast mir vorsetzlich etwas verschwiegen!" zischt er mich an und fast habe ich das Gefühl, dass seine eiserne Kontrolle Risse bekommen hat. Ich schlucke unwillkürlich. "Ich..." will ich anheben, doch erneut unterbricht er mich. "Komm mir jetzt nicht damit, dass du nicht weißt was ich meine, Wheeler." Seine Stimme bebt und der Unterton, der mitschwingt, macht mir Angst. "Aber gut, ich helfe dir gerne auf die Sprünge, wenn du dich weiterhin dumm stellen willst. Muto hat dir ein weiteres Angebot gemacht und du warst heute bei ihm, um ihm deine Entscheidung mitzuteilen." Fassungslos starre ich ihn an. Woher weiß er das? Woher kann er das wissen? Das ist doch unmöglich. Selbst wenn er mich beschatten lässt, dann... Bakura. Bakura muss mein Gespräch mit Duke mitangehört haben. Ja, das ist die einzige Erklärung. Er muss es ihm gesagt haben. "Also?" Kaiba fixiert mich mit eisigen Augen. Ich seufze. "Ja, verdammt." gebe ich zu. "Er hat mir ein Angebot gemacht und..." Unterbrechung zum Dritten. "Und warum hast du mir nicht davon erzählt, Köter?" "Weil ich dich nicht unnötig aufregen wollte, du Arsch. Und weil es nicht wichtig ist, verdammt nochmal. Ich habe es ausgeschlagen, falls du das noch nicht wissen solltest. Ich habe Atemu gesagt, dass..." Ich komme nicht dazu den Satz zu beenden, denn er verpasst mir eine weitere Ohrfeige auf die andere Wange und... Ich sehe rot. Mein Denken setzt aus und ich springe auf ihn zu. Was bildet sich dieser Penner ein? Mich zweimal zu schlagen! Damit geht er eindeutig zu weit. Ich versuche ihn am Kragen zu packen, doch er ist schneller. Er fängt meine Hände noch in der Luft ab und umklammert meine Handgelenke erbarmungslos. "Verfluchter Scheißkerl." zische ich ihn an und muss zu meinem Entsetzen feststellen, dass mir Tränen in den Augen stehen. Keine Ahnung woher die plötzlich kommen. Vielleicht von dem brennenden Schmerz meiner Wangen. "Ich hab´s ausgeschlagen, Kaiba." schreie ich ihn an. "Wenn du mir einmal zuhören würdest..." Ich blinzele und jetzt laufen mir die Tränen doch tatsächlich über die Wangen. Verdammt, muss das auch noch sein? Reicht es nicht schon, dass er mich zweimal schlagen konnte? Muss ich ihm jetzt auch noch die Genugtum gönnen, dass ich anfange zu heulen wie ein kleines Mädchen? Aber scheinbar hab ich mich nicht mehr unter Kontrolle. "Das weiß ich, Köter." höre ich ihn zu meinem Erstaunen sagen und starre ihn entsetzt an. Er weiß es? Auch das? Aber... "Warum dann der Scheiß, du Penner?" fauche ich ihn an und versuche mich seinem Griff zu entziehen, aber er hält mich erbarmungslos fest. Ich verstehe nur noch Bahnhof, wenn er das weiß, warum ist er dann so wütend? Warum dann das alles? Seine Antwort auf meine wütende Frage kommt unwirklich ruhig zwei Sekunden später. "Ich bin dein Herr, Köter, falls du es vergessen hast und du hast mir etwas verschwiegen." erklärt er fast sachlich und mir verschlägt es buchstäblich die Sprache. "Es geht um´s Prinzip." spricht er bereits weiter und ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund höre ich auf damit, mich zu wehren, sehe ihn einfach nur an. "Du hast einen Fehler gemacht und ich musste dich dafür bestrafen." höre ich ihn sagen und schlucke erneut. "Glaub mir, ich kann mir schöneres vorstellen als dich in deine Schranken weisen zu müssen, besonders wo du gestern so brav warst, aber Fehler müssen bestraft werden. Hast du mich verstanden?" Einen Moment lang weiß ich nicht was ich sagen soll. Ja, ich weiß noch nicht einmal was ich denken soll. Doch dann nicke ich langsam und sehe wie seine Miene sich allmählich entspannt. Sein Griff lockert sich und er lässt mich schließlich los. Ich weiche einen Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen uns zu schaffen, ohne dabei den Blick von ihm zu wenden. "Tu so etwas nie wieder, Joey." höre ich ihn sagen und seine Stimme versetzt mir einen Stich. Wieder weiß ich eigentlich nicht was ich tue, aber ich nicke langsam und er seufzt. Und dann sehe ich etwas, dass ich noch nie bei ihm beobachten konnte. Er streicht sich mit der Hand durch´s Haar, bringt damit seine Frisur durcheinander und sieht mich dann fast flehend an. Ich bin mir nicht sicher was ich von dem Anblick halten soll, aber die Wut, die ich eben noch verspürt habe, ist schlagartig verraucht und als er einen Schritt auf mich zu macht, weiche ich nicht zurück. Zärtlich nimmt er mein Gesicht in beide Hände. Seine Berührung ist zaghaft und er scheint ernsthaft darauf bedacht meine immer noch brennenden Wangen mit Vorsicht zu behandeln. "Du hast mir gesagt, dass ich mir keine Sorgen wegen Muto machen soll. Das glaube ich dir." sagt er leise und ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. "Aber du hättest mir das nicht verschweigen dürfen, Joey. Tu so etwas nie wieder, verstanden?" "Ja, Seto." hauche ich und er lächelt. "Mein dummes Hündchen." seufzt er. Es ist seltsam, aber als er ein paar Sekunden später seine Lippen auf meine legt, habe ich das Gefühl, dass die Welt wieder in Ordnung ist. Ja, fast verblasst schon was gerade geschehen ist. Das Unbehagen schwindet und ich beginne zu begreifen. Nicht nur seine Handlung, sondern die Sache an sich. Ich hätte es ihm sagen sollen. Wenn ich das getan hätte, wäre er nicht gezwungen gewesen mich zu bestrafen. Mein Fehler. Er hat Recht. "Ich belohne dich viel lieber als das ich dich bestrafe." sagt er als sich seine Lippen von meinen lösen. "Glaubst du mir das?" Haltet mich für dämlich oder wegen mir auch für komplett irre, aber ich nicke. Und ja, ich glaube ihm auch. Das was er darauf tut, beweist es. Denke ich mal. Ehe ich weiß was geschieht, haucht er sanfte Küsse auf meine Wangen und ich schließe die Augen und schlinge meine Arme um seinen Nacken. Hey, ich weiß was ihr denkt und es ist mir egal. So ist unser Spiel eben und wie gesagt, er hat Recht. Ich hätte es ihm sagen sollen. Das nächste Mal werde ich nicht so blöd sein. Aber es wird ja kein nächstes Mal geben, denn die Sache mit Atemu ist zum Glück geklärt. "Ich habe mich den ganzen Tag auf dich gefreut, Hündchen." Diese - seine - Worte überraschen mich so, dass ich sofort wieder die Augen öffne und ihn fragend ansehe. Seine Augen funkeln mich amüsiert an. "Ja, das habe ich und wäre mir dieser dumme kleine Fehler nicht zu Ohren gekommen..." Er beendet den Satz nicht, sondern zieht mich erneut wieder an sich und bevor ich mich entschuldigen kann, das habe ich nämlich noch nicht und gemäß den Regeln müsste ich das, küsst er mich auch schon wieder. "Ich will dich." höre ich ihn kurz darauf raunen und was soll ich sagen, ich will ihn auch. Jetzt sofort. Ich schätze, meine Augen sagen ihm das auch in aller Deutlichkeit. Kapitel 55: Ondit ----------------- So, ihr Lieben, ich hoffe ihr hattet einen schönen 1. Advent und die letzten Kapitel haben euch gefallen! Merci auch für die lieben Kommis! Darüber freue ich mich immer sehr! Ich bemüh mich ja auch redlich zügig weiterzuschreiben. Mein Göttergatte macht sich deshalb schon langsam Gedanken. ^^" "Hey Joey!" Ich bin etwas irritiert als ich Duke´s Stimme höre und sehe, dass der Schwarzhaarige mir entgegen läuft. Wie immer bin ich zu spät an und der Unterricht müsste doch eigentlich schon begonnen haben. Umso erstaunter bin ich, Duke hier draußen zu sehen. Normalerweise ist er nämlich im Gegensatz zu mir pünktlich. Ich beschleunige meinen Schritt noch etwas und gleich darauf kommt er neben mir zum stehen und muss erst einmal durchatmen. "Was ist denn?" frage ich ihn irritiert. "Alter, gut, dass ich dich noch erwische..." meint er atemlos. "Ich wollt dich vorwarnen..." Er keucht und ich habe nicht die geringste Ahnung was er meinen könnte. Vorwarnen? Schreiben wir heute einen Test oder so? "Keine Ahnung von wem die das wissen, aber naja, die Katze ist aus dem Sack. In der ganzen Schule kusiert das Gerücht, dass Yugi auf dich stehen würde und du ihm nen Korb gegeben hast." höre ich Duke sagen und erstarre sofort. "WAS?" frage ich fassungslos. Duke nickt. "Wie gesagt, ich weiß nicht wer das in Umlauf gebracht hat, aber die ganze Schule spricht davon. Tea und Tristan benehmen sich auch schon wie aufgescheuchte Hühner." Ich schlucke schwer. Dann stelle ich die nächste logische Frage. "Was ist mit Kaiba?" Mein Herz schlägt unnatürlich schnell und ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel, dass nichts über ihn im Umlauf ist. Wenn dem so sein sollte, Gott, daran darf ich gar nicht denken. Er wird mich umbringen, ob ich etwa dafür kann oder nicht. "Keine Sorge, der wird nirgendwo erwähnt. Darüber scheint wohl keiner was zu wissen!" Ich atme erleichtert auf. Gott sei Dank. Immerhin etwas. Aber fuck, was zur Hölle ist zur Zeit nur los? Ich scheine permanent vom Regen in die Traufe zu kommen. Das ist doch nicht normal. Und dabei hat der Morgen so gut angefangen... Naja, der frühe Morgen. Kaiba ist nämlich bis drei geblieben. Er hat sogar neben mir geschlafen. Könnt ihr euch das vorstellen? Echt, er hat in meinem Bett gepennt! Und um drei weckte mich dann sein Handy ziemlich unsanft. Ich wusste erst gar nicht was los war und bis ich realisierte, dass ich da neben Kaiba liege... naja, neben ist falsch ausgedrückt, eigenlich lag ich halb auf ihm, meinen Arm um seinen Körper geschlungen, den Kopf an seiner Schulter, da war er auch schon wach und löste sich von mir. Ich war gar nicht in der Lage zu fragen was los ist. Er meinte dann aber, dass er gehen müsse. Er würde heute nicht zur Schule kommen, da er wichtige Termine hätte und er wolle noch kurz nach Hause ehe er in die Corporation müsse. Und wisst ihr was? Dieses Mal bekam ich einen Abschiedskuss! Und was für einen!! Er meinte auch, dass ich noch gut schlafen solle, aber nach diesem Kuss war an schlafen erstmal nicht mehr zu denken, ich lag ne ganze Weile wach, hatte das Kissen im Arm auf dem er gelegen hatte und ja, irgendwie war das ein fluffiges Gefühl. Fragt mich nicht was fluffig bedeutet, das Wort kam mir in die Sinn und es passt einfach. "Joey?" Duke´s Stimme reißt mich schlagartig zurück in die Gegenwart. Einen Moment lang sehe ich ihn etwas verdattert an. Ich glaube, seine Info ist noch nicht ganz zu mir durchgedrungen oder besser gesagt, ihre Konsequenzen erreichen mich erst langsam. Doch auch wenn das blöd klingt, die Tatsache, dass Kaiba nicht Teil dieser Gerüchteküche ist, beruhigt mich ungemein. "Ähm...was?" Ich sehe Duke fragend an. Er seufzt. "Ich schätze, heute ist ein guter Tag, um blau zu machen." Ich nicke. Ja, da hat er wohl recht. Ich bin jedenfalls nicht scharf darauf, jetzt in die Schule zu gehen und Tea, Tristan und Yugi gegenüber zu treten. Oh Gott, Yugi! Der Arme... Schließlich wissen die Anderen ja nicht, dass es eigentlich um Atemu geht. Fuck, der Kleine tut mir echt leid. Unsicher blicke ich zu Duke. Es ist eine Sache jetzt zu verschwinden, bei mir kommt es ohnehin nicht auf einen Fehltag mehr oder weniger an, aber Yugi allein zu lassen in der Situation... Es scheint fast als könne Duke meine Gedanken erraten. "Atemu hat übernommen und naja, wenn ich mich nicht irre, dann wird er Tea und Tristan reinen Wein einschenken." höre ich ihn sagen und nicke. Gut, aber das beruhigt mich auch nicht wirklich, aber wenigstens ist Yugi so aus der Schußlinie. Und Atemu wird schon wissen was er tut. An Tea darf ich jetzt gar nicht denken. Und an Tristan ebenso wenig. Das wird ein schwerer Schlag für ihn werden. Wenn ich nur wüsste, wer dieses Gespräch aufgebracht hat. "Lass uns verschwinden bevor uns noch jemand sieht." meint Duke und packt mich am Arm. Ich mache kehrt und lasse mich von ihm mitziehen. Noch immer bin ich etwas benommen. Ich muss das Ganze erstmal verdauen und ich bin Duke echt dankbar. Für seine Vorwarnung und dass er mit mir schwänzen will. Im Moment würde ich es wahrscheinlich echt nicht ertragen allein zu sein. "Wo gehen wir hin?" frage ich ihn nach ein paar Metern. Er grinst. "Zu mir." erwidert er und ich nicke erneut. Wenigstens einer von uns hat momentan so was wie einen Plan. Ich trotte hinter ihm her und meine Gedanken überschlagen sich. Wer verdammt noch mal hat dieses Gerücht in Umlauf gebracht? "Vielleicht solltest du Kaiba vorwarnen." vernehme ich nach einer Weile erneut Duke´s Stimme. "Er war heute morgen nicht da." fügt er hinzu. "Ich weiß." entgegne ich und er grinst. "Aha. Du bist ja bestens informiert, was die Termine deines Herrchen anbelangt." Ich verziehe missbilligenden den Mund und sage nichts. Aber er hat Recht. Es ist wahrscheinlich kein schlechter Gedanke, Kaiba vorzuwarnen, auch wenn ihn diese Gerüchte nicht direkt betreffen. Schließlich weiß man auch nicht was in den nächsten Stunden noch hinzukommen wird. Bei Gerüchten ist das so eine Sache und überhaupt, ich sollte ihm ja nichts mehr verschweigen! Und das werd ich auch nicht mehr. Noch bevor wir bei Duke sind, krame ich mein Handy hervor. Einen Moment überlege ich ob ich anrufen soll, entscheide mich dann aber dafür ihm eine kurze Sms zu schreiben. Vermutlich ist er beschäftigt und ich würde ihn nur stören. So kann er zurückrufen, sobald er Zeit hat. In knappen Sätzen schildere ich ihm die aktuelle lage und betone natürlich, dass über ihn nicht geredet wird. Nicht, dass er mir von seinem Chefsessel in der Kaiba Corporation fällt. Bei Duke beziehen wir erstmal Position in der Küche. Scheint als wäre die unserer neuer Besprechungsort. Da fällt mir ein, ich werde auch noch über Bakura mit ihm reden müssen. Immerhin kann Kaiba seine Infos nur von ihm haben. Duke würde mich nicht verraten, folglich bleibt nur Bakura. Doch zuerst will ich natürlich genaueres über diese Gerüchte wissen, aber Duke schickt sich schon von alleine an mir Rede und Antwort zu stehen. Er schiebt mir einen Kaffee hin und nimmt mir gegenüber Platz. "Also, keine Ahnung wo und wann dieses Gerede zu erst aufgekommen ist. Als ich zur Schule kam, waren alle schon mehr als aufgescheucht. Tristan kam dann zu mir und erzählte mir, dass er gehört habe, dass zwischen Yugi und dir etwas laufe und du kannst dir vorstellen wie aufgeregt er war. Und ich war erstmal platt. Ich hab heute morgen ja mit allem gerechnet, nur nicht damit. Jedenfalls wollte er wissen ob ich mir vorstellen könne, dass da etwas dran ist und erinnerte mich daran, dass du ja in der letzten Zeit so seltsam warst. Aber bevor ich was sagen konnte, kam auch schon Tea und Alter, ich sage dir, ihren Blick hättest du sehen müssen! Sie war weiß wie die Wand! Wirklich." Ich schlucke. Ich kann es mir sehr gut vorstellen. Unwillkürlich kommt mir mein Gespräch mit ihr im Kaffee wieder in den Sinn, bei dem sie mich mehr oder weniger geoutet wird. Folglich wird sie diesen Part der Gerüchte auf jeden Fall glauben. Was den Teil mit Yugi anbelangt... Nachdem ich neulich vor ihm oder eigentlich vor Atemu aus der Klasse geflüchtet bin, dürften sowohl Tristan als auch sie das als Beweis dafür werten, dass an der Sache etwas dran ist. "Was genau wird erzählt?" will ich wissen. Duke zuckt mit den Schultern. "Du weißt doch wie das ist. Jeder hat was zu sagen und alle sagen was anderes. Der Kern ist wohl, dass Yugi und du schwul seid und Yugi auf dich steht... Naja, einige haben sogar behauptet, dass er sich dir letztens in eindeutiger Weise genähert hat und du deshalb auf und davon bist. Und dann heißt es auch, dass du bereits in festen Händen bist, aber keiner weiß natürlich wer es ist, aber er gibt bereits Theorien. Einige davon dürften dem guten Tristan nicht so gefallen." Duke grinst, aber mir ist nicht zum lachen. Oh Mann, das wird ja immer besser. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. "Einige behaupten sogar, dass du unglücklich in mich verliebt wärst..." Einen Moment starre ich Duke entgeistert an. Er scheint den Gedanken amüsant zu finden, wahrscheinlich weil keiner bei diesen Gerüchten vermuten würde, dass er auf Jungs steht. Ich weiß echt nicht was ich dazu sagen soll, aber Duke klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. "Mach dich jetzt nicht wegen dem blöden Gerede verrückt. Wichtig ist ja nur, dass du mit Tristan und Tea redest. Ich denke zwar, dass Atemu das bereits erledigt hat oder erledigen wird, aber naja... du solltst auch mit ihnen reden. Nur ist die Schule sicher nicht der richtige Ort und heute Morgen wärst du auch echt die Zielscheibe schlechthin gewesen." meint er und ich weiß, dass er Recht hat. Ich werde mit den Beiden reden müssen. Und was den Rest der Leute anbelangt... Ach, es ist mir eigentlich egal was sie denken. Sie halten mich ohnehin für einen Raufbold und Loser, von daher kommt es darauf jetzt auch nicht mehr an. Aber Tristan und Tea sind was anderes. "Meinst du Atemu kommt damit klar?" frage ich Duke unsicher. Er nickt. "Der Pharao kriegt das schon hin. Deshalb hat er auch übernommen. Ich hoffe nur, dass die gute Tea das verkraftet. Wobei ich mir um Tris noch mehr Sorgen mache." Ich nicke zustimmend. Ja, Tristan ist ein Fall für sich, aber das mit Tea wird auch nicht ohne. "Wie konnte das nur passieren?" Ich schüttele den Kopf. Duke zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, Mann. Ich hab jedenfalls nichts gesagt und Kaiba können wir mit absoluter Sicherheit wohl auch ausschließen." Ich nicke. "Versteht sich von selbst. Ebenso Yugi und Atemu. Folglich bleibt nur noch einer." Duke sieht mich fragend an und ich stöhne auf. "BAKURA!" meine ich und verdrehe leicht spöttische die Augen. "Klar... bleibt nur noch er." Er seufzt und wirkt sogar etwas betreten. "Ich weiß zwar nicht was für nen Grund er hat, das rumzuerzählen, aber naja, er hat mich auch bei Kaiba angeschwärzt." erzähle ich Duke und er ist sichtlich erstaunt. "Wie meinst du das?" will er wissen. "Na, er hat ihm von Atemu´s Angebot erzählt. Er muss uns belauscht haben als wir gestern hier geredet haben." "Oh Mann, Joey." Duke schlägt sich mit der Hand an den Kopf. "Ich bin so ein Idiot. Ich hätte wissen müssen..:" Doch ich winke ab. "Wie denn? Du kannst nichts dafür. Du wusstest ja nicht einmal, dass ich bei dir auftauche." entgegne ich, dennoch wirkt mein Freund zerknirscht und plötzlich starrt er mich an. Seine Augen weiten sich und ich bin irritiert, weil ich keinerlei Ahnung habe was für ein Gedanke ihm gekommen sein könnte. "Wenn er uns tatsächlich belauscht hat..." beginnt Duke. "Dann hat er sicher auch gehört, dass du dich in Kaiba verknallt hast, Joey." Fuck, fuck, fuck. Muss ich dazu noch etwas sagen? Gott, wenn er das Kaiba echt erzählt hat? Fieberhaft versuche ich mich an alle Einzelheiten des gestrigen Abends zu erinnern. Er wusste, dass ich ihm was verschwiegen habe, gut. Darauf hat er mich auch direkt angesprochen, aber er hat weiter keine Andeutungen gemacht und naja, es war ihm auch nicht anzusehen ob er davon wissen, aber ich weiß ja auch nicht wie er sich verhalten würde, wenn er es wüsste. Ob er meine Gefühle einfach ignorieren würde? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Doch es wäre natürlich möglich. Vielleicht hat Bakura ja den Teil des Gespräches mit Duke gar nicht mitbekommen... Auch eine Möglichkeit, eine vage Chance. So oder so, diese Entwicklung gefällt mir ganz und gar nicht. Noch ein Problem auf meiner ohnehin schon langen Liste. Verdammter Mist, kaum ist man eins los, kommen zwei neue hinzu. Ach, was sag ich... es werden sicher noch mehr. Und was mache ich jetzt? Kaiba ist vorgewarnt, in der Hinsicht gilt es einfach nur auf eine Reaktion zu warten. Tris und Tea werde ich mir später schnappen müssen. Je schneller desto besser. Da führt schließlich auch kein Weg daran vorbei. Was ich ihnen allerdings sagen soll, ist mir augenblicklich noch ein Rätsel. Von Kaiba jedenfalls kein Wort. Aber Atemu könnte diesen Punkt erwähnen... Ja, vielleicht erzählt er ihnen, dass es Kaiba ist. "Joey, ich weiß es ist noch früh, aber ich glaube, du brauchst was stärkeres als Kaffee." meint Duke und ich schenke ihm ein gequältes Lächeln. Kapitel 56: Kolloquium ---------------------- Da sind wir nun alle und momentan herrscht betretenes Schweigen, wenn man so will. Alle, das heißt Atemu, Tea, Tristan, Duke und ich. Noch während des Unterrichts habe ich Atemu eine Nachricht geschrieben, dass er doch bitte mit den beiden anderen zu Duke kommen solle, damit wir reden könnten. Das war Duke´s Idee und ich war ihm dankbar dafür, zumal er mich auch nicht alleine mit dieser Situation ließ, dabei hatte er ja nicht wirklich etwas damit zu tun. Der Pharao antwortete schließlich, dass die Drei die letzten zwei Stunden schwänzen würden und so gegen zwölf bei uns wären. Von da an ging ich mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch, wobei Duke sein Bestes gab, um mich zu beruhigen. Doch erst als Kaiba endlich anrief, wurde ich etwas ruhiger. Falls Bakura tatsächlich hinter der Verbreitung dieses Gerüchtes, sofern man es überhaupt als solches bezeichnen kann, da ja doch einiges von dem was im Umlauf war, der Wahrheit entsprach, so schien Kaiba davon nichts zu wissen. Er klang jedenfalls ernsthaft überrascht. Natürlich habe ich ihn sofort nochmals beruhigt und ihm versichert, dass er bei dem Ganzen überhaupt keine Rolle spielen würde. Er wollte dann wissen, was ich zu tun gedenke und ich meinte, dass ich mit meinen Freunden reden würde, natürlich ohne ihn zu erwähnen. Er wünschte mir dafür sogar viel Glück. Ob das mal wieder ironisch gemeint war, keine Ahnung. In dem Moment war es mir egal. Es tat gut seine Stimme zu hören und irgendwie hatte ich auch gehofft, dass er sagen würde, dass wir uns später noch sehen würden, aber er meinte, er hätte am Abend noch eine Verabredung, fügte jedoch hinzu, dass er eventuell noch bei mir vorbei käme. Na, jedenfalls war er nicht sauer auf mich und das war schon mal gut zu wissen. Kurz bevor Atemu mit den anderen aufkreuzte, meinte Duke dann noch: "Vielleicht ist jetzt nicht unbedingt der richtige Moment, aber du solltest wissen, dass Mai in der Stadt ist. Ich hab sie gestern Abend kurz gesehen und sie lässt dich grüßen. Klang so als würde sie dich gern sehen wollen." Ich seufzte. Toll, das hatte mir gerade noch gefehlt. Nicht, dass ihr mich falsch versteht. Ich mag Mai, sehr sogar. Zeitweise dachte ich sogar, dass ich in sie verliebt wäre und naja, Duke´s Nachricht hätte mich unter anderen Umständen wohl auch happy gemacht, aber so wie die Dinge augenblicklich liegen... Aber mir blieb keine Zeit groß darüber nachzudenken, denn kurz darauf klingelte es und Duke warf mir einen letzten beruhigenden Blick zu ehe er die Tür öffnete. Und nun sitzen wir alle in seiner Küche und die Stimmung ist mehr als seltsam. Ich weiß, dass ich im Grunde irgendetwas sagen sollte, aber ich weiß nicht was und ich muss echt sagen, ich bin verdammt froh, als Duke die Sache übernimmt. "Leute, ihr könnt euch jetzt weiter anschweigen oder über das Thema reden, es liegt bei euch." meint er gelassen und ich nicke zustimmend. Atemu ebenso. Nach wie vor wage ich es nicht Tea oder Tristan anzusehen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass gerade Tris irgendwas sagen würde, ja, dass er mich in den Schwitzkasten nehmen würde und ach, was weiß ich. Jedenfalls hatte ich mit allem möglichen gerechnet, nur nicht damit, dass er mich anschweigen würde und ich frage mich nochmal was Atemu den Beiden bereits erzählt hat. Der Pharao ist schließlich der Erste, der sich rührt. Er sieht niemanden von uns direkt an. "Es stimmt." sagt er ruhig und auf seine ihm eigene würdevolle Art. "Ich habe Gefühle für Joey und ich habe ihm diese vor kurzem auch gestanden." Kaum sind seine Worte verhallt, höre ich wie Tristan scharf die Luft einzieht und aus dem Augenwinkel merke ich wie Tea zusammen zuckt. Sie ist blasser als sonst. Unglaublich blass sogar und komischerweise kommt mir der Gedanke, dass ihr Gesichtsausdruck mich an diesen Song erinnert. Bislang hatte ich nie gewusst, was damit gemeint ist, was ich unter "Whiter shale of pale" verstehen soll, nun aber weiß ich es, denn genauso sieht Tea aus. Ich schlucke unwillkürlich und vermeide es tunlichst sie anzusehen. "Aber Joey erwidert meine Gefühle nicht." Nun sieht der Pharao mich an und seine Augen dringen wieder einmal tief in mich. Ich verspüre unwillkürlich so etwas wie einen Stich und auch wenn er nach wie vor ruhig klingt, habe ich das Gefühl, dass in seiner Stimme eine Spur von Traurigkeit mitschwingt. Wieder herrscht für einen Moment Schweigen und als ich den Blick hebe, sieht Tristan mich an. Auch er ist blass und ungewohnt ruhig und er fixiert mich auf eine Art, die ich nicht von ihm kenne. "Dann stimmt es?" fragt er ohne mich aus den Augen zu lassen. "Du bist... Du stehst auf Kerle?" Ich nicke und er atmet tief durch. Einen Augenblick rechne ich damit, dass er gleich vom Stuhl kippt, aber zu meiner Überraschung fängt er an zu lachen. "Oh Mann, Joey..." Er schüttelt lachend den Kopf. "Alter, ich hab dir ja ne Menge zugetraut, aber dass du schwul bist!!" Ich bin nicht sicher was ich von seinem Ausbruch halten soll und sehe ihn daher etwas unsicher an. "Gott und ich dachte schon..." Tristan wirft einen Seitenblick zu Duke und ich sehe deutlich wie seine Wangen sich röten. Sofort erinnere ich mich an sein Gespräch mit Duke auf der Toilette als Kaiba und ich dort zugange waren. "Dann seid ihr beide also echt schwul!" Ich zucke mit den Schultern, aber Atemu´s Miene bleibt ausdruckslos. "Krass... aber naja, was will man machen?" meint Tristan. "Dann müssen wir uns um die Damenwelt kümmern, Duke!" Der Schwarzhaarige schenkt ihm ein schiefes Grinsen, erwidert jedoch nichts und mein Blick wandert zu Tea. Sie hat bislang keinen Ton von sich gegeben und ihr Blick ist gesenkt, wie ich nun feststelle. "Seit wann wisst ihr das? Ich meine, warum habt ihr nicht schon eher was gesagt?" Tristan ist scheinbar aus seiner Starre erwacht. Fragend blickt er zwischen dem Pharao und mir hin und her. "Ich weiß es nicht." gebe ich ehrlich zu. "Es ist einfach so passiert... ich meine, keine Ahnung wann mir das wirklich bewusst wurde." Tristan nickt nur. Dann kopft er mir auf die Schulter. "Na, nobody is perfect, Kumpel." Er grinst mich an und ich grinse zurück. Dann aber wird seine Miene ernst. "Und was ist mit der Sache, dass du vergeben bist?" Ich stöhne auf. Mist, müssen wir auch darüber noch reden? Unsicher blicke ich zu Atemu, doch der macht keinerlei Anstalten sich bei dem Punkt zu Wort zu melden und scheint die Sache mir zu überlassen. "Und wie kommt es überhaupt, dass über das Ganze geredet wird?" will Tristan weiter wissen. Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, ist mir auch neu. Ich hab zu niemandem was gesagt." Atemu nickt. "Ich ebenso wenig." Sein Blick ruht immer noch auf mir und ich schenke ihm ein freundschaftliches Lächeln, auch um ihm zu zeigen, dass ich keineswegs davon ausgehe, dass er den Stein ins Rollen gebracht hat. Tristan scheint zu überlegen. "Hm... komisch." befindet er, scheint aber den Gedanken dann wieder zu verwerfen. "Was heißt das jetzt für euch? Ich meine, ihr habt doch jetzt keinen Stress, weil das mit euch nichts wird, oder?" Duke lacht. "Tristan, du solltest dem Dr. Sommer-Team beitreten! Deine Vorgehensweise ist so dezent wie ein Brecheisen." Tristan funkelt ihn giftig an. "Hey, die Frage ist doch wohl berechtigt, Duke. Immerhin sind wir Freunde und wenn Atemu jetzt unglücklich verliebt ist, dann..." Ein Schluchtzen von Tea bringt ihn zum verstummen und alle sehen wir das Mädchen an. Ihre Schultern beben und ich schätze, dass sie jeden Moment anfangen wird zu weinen. Fuck, muss das sein? Ich hasse so was. Ich hasse es Mädchen weinen zu sehen und Tea besonders. "Tea." Atemu´s Stimme ist so sanft, dass sie fast nur ein Flüstern ist und als er seine Hand auf ihre Schulter legt zuckt sie zusammen. Ihre Augen richten sich auf ihn und ich schlucke hart. Ja, es stehen Tränen in ihren Augen und ich verspüre sofort einen Stich. Mein Magen zieht sich zusammen als ich diese traurigen Augen sehen, die den Pharao ungläubig ansehen. "Ich wollte nicht, dass du..." Aber der Pharao kommt nicht dazu seinen Satz zu beenden, denn mit einer Bewegung befreit sie sich von seiner Hand und stürmt aus der Küche. Tristan starrt mich entgeistert an und ich weiß eigentlich gar nicht was ich machen soll, aber instinktiv will ich aufspringen, doch Duke hält mich zurück. "Lass es. Das bringt jetzt nichts." meint er und auch wenn ich weiß, dass er Recht hat, fällt es mir schwer, ihr nicht nachzulaufen. Doch dann höre ich die Tür ins Schloss fallen und wieder herrscht betretenes Schweigen. "Was ist denn mit der?" fragt Tristan schließlich und Duke verpasst ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. "Spinnst du, was soll der Scheiß?" fährt er den Schwarzhaarigen sofort an, der nur mit den Augen rollt. "Ich wünschte, sie hätte es nicht auf diese Weise erfahren." meint Atemu leise und es ist ihm sichtlich anzusehen, wie nahe ihm diese Szene geht. Ich nicke, dann aber sehe ich ihn überrascht an. "Du hast es gewusst?" will ich wissen und er schenkt mir ein wehmütiges Lächeln. "Joey, ich mag ein Geist sein, aber ich bin nicht blind." entgegnet er und ich kratze mir verlegen am Kopf. "Heißt das...?" Tristan blickt unsere Runde fragend an. Duke stöhnt. "Ja, Mann." beantwortet er die unausgesprochene Frage und Tristan seufzt. "Oh Mann, das ist bitter." befindet er und ich nicke. "Das kannst du laut sagen." Auch Duke wirkt sichtlich betreten. "Aber ich schätze, wir können augenblicklich nichts für sie tun. Da muss sie alleine durch." Atemu nickt. "Sie ist ein starkes Mädchen. Sie wird schon damit klar kommen." meint er zustimmend. "Was ist mit Yugi?" fällt mir der Kleine plötzlich ein. "Yugi wird eine Weile brauchen, bis er damit umgehen kann, dass alle denken, dass er in dich verliebt sei, aber der Kleine ist zäh und ich bin bei ihm. Mach dir um ihn keine Sorgen." entgegnet der Pharao. "Diese Gerüchte werden auch bald wieder von Tisch sein. Eine Woche, dann spricht keiner mehr davon..." sagt Duke gelassen, aber ich bin skeptisch. "Ne echte Zerreißprobe für unsere Truppe." vernehme ich Tristan schließlich nachdenklich. So kann man es auch ausdrücken. Ich bin mir nämlich nicht so sicher ob diese Gerüchte so schnell wieder vom Tisch sind und was Tea anbelangt... Sie tut mir leid. Ich wünschte auch, sie hätte auf anderem Wege davon erfahren, aber Bakura sei Dank lässt sich das ja nicht mehr ändern. Ich hoffe nur, dass Atemu Recht behält. Als Freundin möchte ich sie keinesfalls verlieren und ich schätze, dem Pharao geht es ähnlich. "Kommt ihr wenigstens damit klar?" fragt Tristan erneut. Ich sehe Atemu unsicher an. Dieser nickt langsam. "Muss ich ja wohl." meint er mit einem merkwürdigen Lächeln. "Ich kann Joey ja nicht zwingen, mich zu lieben." Ich erwidere sein Lächeln zaghaft. "Und wer ist jetzt der Glückliche?" will Tristan wissen und sieht mich fragend an. Dann weiten sich seine Augen plötzlich. "Sag jetzt bloß nicht, dass du dich in mich verknallt hast! Alter, du weißt ich mag dich, aber..." Ich lache. "Keine Sorge, so stark hab ich´s auch wieder nicht." entgegne ich und er verzieht leicht schmollend den Mund. "Was soll den das heißen?" Ich winke ab. "Nichts." erwidere ich immer noch lachend. "Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss, Tris, aber du bist es nicht." Einen Moment scheint Tristan nicht zu wissen ob er erleichtert aufatmen oder enttäuscht sein soll. Schließlich grinst er und meint nur lakonisch: "Beruhigend." Aber natürlich lässt er nicht locker. "Jetzt spann mich nicht auf die Folter, wer ist es?" fragt Tristan weiter. "Hey, Alter, ich bin dein bester Freund..." Ich habe das Gefühl, dass meine Geschichtsfarbe sich wieder einmal stark ins Rote verändert und räuspere mich unsicher. Bester Freund hin oder her. Das kann ich ihm beim besten Willen nicht sagen. Gut, wenn ich wüsste, wie Kaiba zu mir steht, wirklich zu mir steht, dann vielleicht, aber so? Nein, das bringe ich nicht und ich schätze, den Schock würde Tris nun auch wirklich nicht verkraften, auch wenn er den Rest besser weggesteckt hat als ich dachte. "Ähm..." Ich hab keine Ahnung wie ich aus der Sache rauskomme, ohne mein Geheimnis, das eigentlich gar keins mehr ist, Preis zu geben und wiederum ist es Duke, der mir aus der Patsche hilft. "Die Sache ist noch nicht spurchreif, Tris. Zudem könntest du Atemu gegenüber auch mal etwas mehr Feingefühl an den Tag legen." weist er Tristan zurecht, dessen Wangen sich nun auch verfärben. "Ähm ja. Klar, sorry, Atemu." Der Pharao lächelt nur, dann wirft er mir wieder einen seltsamen Blick zu. "Wer weiß ob diese Sache jemals spruchreif wird." meint er nachdenklich und ich schlucke. Kapitel 57: Abschlagszahlung Teil 1 (Kaiba´s Seite) --------------------------------------------------- Ich werfe einen Blick auf die Uhr und hoffe das Bakura endlich auftaucht. Wir hatten zwar keine klare Uhrzeit ausgemacht, aber ich hatte irgendwie gehofft, dass er bereits auf mich warten würde. Nun bin ich es jedoch, der warten muss und das gefällt mir keineswegs. Zumal ich heute Abend eigentlich noch bei meinem Hündchen vorbei sehen wollte, was ich jedoch streichen kann, wenn der Weißhaarige mich noch länger warten lässt. Immerhin wird es sicher keine kurze Unterredung werden, wie ich befürchte. Dafür hat er mir zu sehr in den Ohren gelegen mit seinem Vorschuss. Was er sich genau darunter vorstellt, weiß ich nicht, doch ich habe so eine Ahnung und innerlich habe ich mich auch bereits auf mehrere Varianten vorbereitet, dennoch kann man bei Bakura nie genau sagen, was auf einen zukommt. Ich hoffe für ihn, dass seine zweite Information genauso viel wert ist, wie die Erste, aber wie ich ihn kenne, würde er mich keineswegs sehen wollen, wenn das was er zu verkaufen hätte, nicht von Bedeutung wäre und ich bin auch gespannt darauf, wie er den Umstand erklären möchte, dass augenblicklich scheinbar die wildesten Gerüchte über Muto und Wheeler im Umlauf sind. Joey´s Sms und die damit verbundene Vorwarnung traf mich vollkommen unvorbereitet, doch schlagartig kamen mir die Worte des Weißhaarigen in den Sinn und ich konnte buchstäblich sein Grinsen vor mir sehen. Diese Gerüchte tragen eindeutig seine Handschrift und ich hege die Vermutung, dass er diese auch mit Unfrieden gemeint hat. Dem Unfrieden, den er stiften wollte, auch wenn mir bislang schleierhaft ist, was er damit bezwecken will. Dass er dahinter steckt, ist jedenfalls sicher. Wheeler hat sich keineswegs verraten und auch Devlin und Muto traue ich dergleichen nicht zu. Und die Tatsache, dass meine Wenigkeit bei diesem Gerede keine Rolle spielt, bestätigt mir das Bakura der Urheber ist. Mich hat er scheinbar außen vor gelassen, weil er genau wusste, dass er sonst sein Todesurteil unterzeichnet hätte. Was ihm diese alberne Aktion allerdings bringt, verschließt sich mir. Gut, ich kann mir ausrechnen, dass Taylor und Gardner ihre Freunde zu Rede stellen werden und wie ich vermute werden die Beiden auch mehr als überrascht sein, aber welchen Zweck das letztlich haben soll... Diese naive Freundschaftstruppe wird sich davon doch nicht ins Bockshorn jagen lassen. Nein, dafür schwören sie zu sehr auf ihre Freundschaft. Allerdings könnte es interessant werden, zu sehen wie die kleine Gardner damit umgeht, wenn sie erfährt, dass ihr verehrter Muto seinem eigenen Geschlecht zugetan ist. Dürfte eine herbe Enttäuschung für sie werden. Immerhin ist es offensichtlich, dass ihre Gefühle für den Zwerg nicht nur freundschaftlicher Natur sind. Alleine die Art wie sie ihn immer ansieht spricht Bände. Besonders während einem Duell. Eindeutigere Signale gibt es wohl kaum, jedoch sind sie wohl für Muto bislang nicht eindeutig genug gewesen. Gutmöglich, dass die Kleine sich jetzt die Augen auf dem Kopf heult, welchen Nutzen dies allerdings Bakura zu bringen vermag... Nun, wir werden sehen. Ich hoffe nur, dass das Hündchen keine Probleme bekommt. Es lässt sich schließlich schwer abschätzen wie eine verschmähte Frau auf den Nebenbuhler reagiert. Das Hündchen... Ohne es zu wollen wandern meine Gedanken schlagartig wieder zu Wheeler. Und zu heute Morgen. Als ich wach wurde, war ich im ersten Moment irritiert. Nicht wegen dem Umstand, dass ich mich nicht in meinem eigenen Bett befand. An den Grund dafür erinnerte ich mich sofort. Was verwirrend war, war die Tatsache, dass Wheeler nicht einfach neben mir lag, sondern sich mehr oder weniger um mich gewickelt hatte. Im ersten Moment wollte ich ihn von mir stoßen, auch weil sein Arm um meinen Hals mir das Atmen sichtlich erschwerte, doch als mein Blick sein Gesicht streifte und ich feststellte, dass der Köter dermaßen friedlich in dieser verqueren Position zu schlafen schien, konnte ich mich nicht rühren. Ich war nicht einmal in der Lage meine Postition zu verändern, konnte ihn nur ansehen. Und ja, ich weiß wie überaus lächerlich diese Tatsache ist. Wenn ich noch hinzufüge, dass ich in eine Weile fast schon fasziniert angesehen habe, komme ich mir noch lächerlicher vor. Doch es entspricht eben den Fakten. Fast eine halbe Stunde verbrachte ich damit den schlafenden Köter zu beobachten und stellte dabei fest, dass seine Nähe keineswegs so unbehaglich ist, wie ich immer gedacht hätte. Gut, er hielt in diesem Augenblick auch den Mund, andernfalls hätten die Dinge wohl anders ausgesehen. Dennoch eine irritierende Tatsache und ich bin nicht sicher was ich davon halten soll. "Wartest du schon lange?" Ich hebe leicht den Blick und Bakura grinst mich an. Ich ziehe eine Braue in die Höhe, erwidere jedoch nichts. Immernoch grinsend lässt er sich mir gegenüber nieder und mustert mich amüsiert. "Schade, dass du heute morgen nicht in der Schule warst, Kaiba. Du hast eindeutig etwas verpasst." Ich bedenke ihn mit einem mehr als nur kühlen Blick. "Ich hoffe, du hattest deinen Spaß dabei, Gerüchte in die Welt zu setzen." Er lacht. "Du weißt es also schon. Na, hätte ich mir ja denken können." erwidert er. "Und ja, es war recht unterhaltsam... Schade, dass ich die weitere Entwicklung der Dinge nicht beobachten kann. Ist sicher zu komisch." "Vorstellbar, auch wenn ich nicht so recht verstehe, was dir dieser Unsinn bringt, abgesehen von deinem eigenen Vergnügen." entgegne ich gleichgültig und er beugt sich zu mir vor. Seine Augen blitzen mich vergnügt an. "Das wirst du schon noch früh genug sehen, Kaiba. Lass dich überraschen. Ich habe auch gerade erst angefangen. Der Weg ist das Ziel, wie man so schön sagt. Alleine das Gesicht der süßen, kleinen Tea... Hach, köstlich, sage ich dir." erklärt er und ich zucke leicht mit den Schultern. "Mein Interesse hält sich in Grenzen." Wieder lacht er. "Du bist aber auch eine Spaßbremse, Kaiba." sagt er und ehe ich etwas darauf erwidern kann, wendet er sich der Theke zu und gibt der Bedienung ein Zeichen. "Wie dem auch sei, wir sind nicht hier um diese Kleinigkeit zu erörtern, wenn ich mich nicht irre." Erneut entgegne ich nichts, sehe ihn nur weiterhin kühl an. Er wollte mich sehen, nun denn, dann soll er auch zum Punkt kommen und das tut er auch ohne weitere Umschweife. "Nun, wie sieht es aus, sollen wir es gleich hier hinter uns bringen oder bevorzugst du ein privateres Ambiente?" fragt er und ich lächele. "Das hängt ganz davon ab, was du unter Vorschuss verstehst, mein lieber Bakura." entgegne ich gelassen. "Ich habe kein Problem damit, dir gleich hier eine kleine Einführung zu gewähren. Wie ich sehe ist der Käfig dahinten auch frei, wenn du möchtest..." Wie erwartet wird sein Grinsen breiter und in seinen roten Augen blitz es wieder auf. Der Konter wird jeden Moment kommen und mit ihm der mehr als subtile Hinweis, dass er sich für denjenigen hält, der bei diesem Spielchen zwischen uns beiden der Top ist. Ich lehne mich gelassen zurück und warte. Und natürlich enttäuscht er mich keineswegs. "Scheinbar habe ich mich letztens nicht klar ausgedrückt, Kaiba. Ich werde keinesfalls derjenige sein, der unten liegt." meint er und für einen Moment sehen wir uns einfach nur an. Ein stummes Duell und ich muss innerlich lächeln. Scheinbar denkt er tatsächlich, dass er mich in dieser Disziplin schlagen könnte. So dumm ist nicht einmal das Hündchen, aber vielleicht hat der Arme auch vergessen, wem er gegenüber sitzt. Falls er tatsächlich annehmen sollte, dass er mich, Seto Kaiba, mit einem Blick in die Knie zwingen könnte, dann hat er seine Hausaufgaben nicht gemacht. Ich habe schließlich die Todesblicke erfunden. Noch bevor die Bedienung kommt und ihm sein Getränk bringt, muss er sich geschlagen geben. Er versucht natürlich die Niederlage zu verbergen, indem er so tut als würde er sich der Dame zuwenden. Ich schmunzele leicht. "An was für eine Art Vorschuss hast du gedacht?" frage ich schließlich und zünde mir eine Zigarette an. Für einen Augenblick legt er den Kopf schief und mustert mich. Dann grinst er wieder. "Naja, Kaiba... die Info, die ich für dich habe ist gut... Da muss ein Blowjob schon drin sein." Ich inhaliere tief und sehe ihn betont desinteressiert an. "Falls deine Neuigkeiten tatsächlich so überragend sind, gut... Warum nicht? Ein wenig Entspannung könnte ich schon gebrauchen." entgegne ich ruhig und er lacht. "Fast wie in alten Zeiten, mein Lieber..." meint er seufzend und ich bin nicht sicher was er damit sagen will, hege aber den Verdacht, dass er auf diese abstruse These angespielt, dass ich dieser Hohepriester wäre. "Du scheinst die Bedeutung von Vorschuss zu missverstehen, mein lieber Kaiba." sagt er nach kurzem Schweigen und ich ziehe erneut eine Braue hoch. "Ach ja? Ich glaube, dir ist nicht bewusst, dass bestimmte Dinge nicht verhandelbar sind, Bakura." entgegene ich lächelnd und erneut sehen wir uns an, doch diesesmal versucht er gar nicht erst ein Duell daraus zu machen. Vielmehr scheint er sich seine nächsten Worte zu überlegen. "Früher warst du flexibeler." sagt er und seufzt erneut theadralisch. "Ich weiß nicht worauf du damit hinaus willst, aber falls du auf dieses Amenmärchen anspielen solltest, auf das Muto und du so abfahrt, dann spar dir den Atem. Ich bin nicht hier, um mir Geschichten aus 1001 Nacht anzuhören. Die mochte ich als Kind schon nicht." Ich ziehe erneut an meiner Zigarette und schenke ihm einen vielsagenden Blick. Wenn er klug ist, belässt er es dabei und versucht gar nicht erst dieses Thema weiter anzuschneiden. Wenn doch, nun, dann ist dieses Gespräch beendet und ich werde mich doch noch dem Hündchen widmen. Zu meiner Überraschung erhebt er sich und einen Augenblick bin ich irritiert, denke sogar, dass er sich anschickt zu gehen, doch stattdessen lässt er sich neben mir nieder und ich sehe ihn erstaunt an als seine Hand sich auf meinen Oberschenkel legt. "Du bist wirklich ein erstaunlich sturer Ignorant, Kaiba. Aber gut.... lassen wir die Märchen beiseite und kommen wir zum Wesentlichen." Sein Blick hat schlagartig etwas anzügliches bekommen, doch ich halte ihm gelassen stand. Sogar als er langsam näher an mich heran rückt, rühre ich mich nicht. "Weißt du, ich wollte schon lange einmal mit dir spielen..." Seine Stimme ist jetzt ein Flüstern und ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Wange. "Tatsächlich?" Er nickt und seine Hand wandert von meinem Oberschenkel Richtung Schritt. Sofort stelle ich mich auf diesen Taktikwechsel seinerseits ein. Wenn er Spielchen spielen will, bitte. "Was würdest du sagen, wenn ich dir verrate, dass dein Hündchen noch ein kleines Geheimnis vor dir hat?" haucht er geradezu in mein Ohr und ehe ich weiß was geschieht spüre ich seine Lippen an meinem Hals. Obgleich ich fast damit gerechnet hatte, irritiert mich das Gefühl seiner warmen Lippen auf meiner Haut doch einen Moment. Noch mehr allerdings irritieren mich seine Worte. "Was für ein Geheimnis?" frage ich und schaffe es tatsächlich meine Stimme gewohnt kühl klingen zu lassen. Falls er tatsächlich denkt, dass er meine Selbstbeherrschung so leicht ins Wanken bringt, dann muss ich ihn enttäuschen. Selbst Wheeler schafft es nicht wirklich oder zumindest ist es mir bislang bei dem Hündchen gelungen mich doch noch unter Kontrolle zu haben, was wesentlich mehr Kraft kostet als bei ihm. "Tja, Kaiba... wenn du das wissen willst, dann musst du auch den Preis zahlen. Wie ich bereits sagte, diese Info bekommst du nur, wenn ich meinen Vorschuss bekomme." Seine Hand liegt nun auf meinem Schritt und seine Zunge vollführt kreisende Bewegungen an meinem Hals. "Also, Seto, hier oder doch lieber unter vier Augen?" höre ich ihn fragen. Kapitel 58: Räson ----------------- "Aber wenn sie spruchreif ist, dann bestehe ich darauf, deinen Freund kennenzulernen, Joey!" meint Tristan und sieht mich ernst an. "Schließlich muss ihm dann ja jemand auf den Zahn fühlen." Duke verdreht die Augen und ich werde unwillkürlich rot. Der Gedanke, dass Tristan Kaiba auf den Zahn fühlt... Oh Mann. Die Vorstellung ist echt grandios. Tristan ist Duke´s Reaktion keineswegs entgangen und er verzieht leicht säuerlich den Mund. "Na, ist doch wahr. Wir können unseren Joey ja nicht mit irgendeinem dahergelaufenen Typen abziehen lassen, oder? Ich meine, wir haben als seine Freunde doch ne gewisse Verantwortung." Ehe ich etwas erwidern kann, geht mein Handy und schlagartig vergesse ich alles weitere und widme mich ganz der Sms, die gerade gekommen ist. Sie ist von Kaiba. Wie erhofft. Doch seine Worte freuen mich keineswegs. Er sagt mir nämlich für heute Abend ab und ich seufze. Toll, dabei hatte ich so gehofft ihn noch zu sehen, alleine schon um noch kurz über diese Gerüchteküche zu reden. Naja, hauptsächlich natürlich aus anderen Gründen. Was soll ich denn machen? "Schlechte Nachrichten?" fragt Duke. Ich schüttele den Kopf. "Nein, nur ne geplatzte Verabredung." entgegne ich und er nickt. Ich schätze, er weiß wen ich meine. Ganz sicher sogar. Tristan blickt auf die Uhr. "Da fällt mir ein, ich muss auch langsam mal los. Ich muss meinem Dad noch helfen." meint er und blickt fragend in die Runde. Unsere Unterhaltung ist ohnehin beendet. Das Wesentliche wurde gesagt. "Wenn´s dir nichts ausmacht, Duke, bleibe ich noch ein Weilchen." meldet sich der Pharao zu Wort und Duke nickt. "Klar doch, kein Thema." entgegnet er und Tristan seufzt. "Schätze, du bleibst auch noch, Joey, tja, dann werd ich mich wohl allein auf den Weg machen." Er erhebt sich langsam und wendet sich der Tür zu. "Aber morgen kommst du doch wieder zur Schule, oder?" fragt er mich und ich nicke. "Klar, ich kann ja auch nicht ewig untertauchen." Ich grinse ihn an und er erwidert mein Grinsen. "Ach, wir sind ja da. Ich hoffe nur, dass Tea sich wieder fängt. Ist echt ne blöde Situation für sie." Ich nicke und wieder herrscht betretenes Schweigen. Ich schätze, dass keiner von uns so recht weiß, was wir in dem Fall tun sollen. Vermutlich hat Atemu Recht und wir müssen ihr erst einmal Zeit geben. Ich bin jetzt schon gespannt ob sie morgen zur Schule kommen wird und wenn ja, wie sie sich verhält. So gesehen ist Tea nicht der Typ, der schwänzt, auch wenn sie es sich im Gegensatz zu mir sicher leisten könnte. "Na, dann bis morgen, Leute." Tristan winkt noch kurz, dann ist er auch schon verschwunden und Atemu, Duke und ich bleiben zurück. "Kaiba hat eure Verabredung wohl abgesagt." meint der Pharao nach ein paar Sekunden und ich nicke. "Er hat heute scheinbar zu viel auf der Uhr." entgegne ich und irgendwie ist es seltsam mit ihm darüber zu reden. "Ich gehe davon aus, dass du ihn von den jüngsten Entwicklungen in Kenntnis gesetzt hast." Atemu sieht mich fragend an und erneut nicke ich. "Über ihn ist nichts im Umlauf." bemerkt der Pharao weiter und ich bin nicht so sicher was ich von dieser Äußerung halten soll. Doch noch bevor ich etwas erwidern kann, meldet Duke sich zu Wort. "Das wäre auch echt zuviel des Guten." meint er grinsend. "Kaiba´s Fangirlies würden total am Rad drehen. Ich bezweifle, dass Joey auch nur eine Unterrichtsstunde überstehen würde." Unwillkürlich muss ich lachen. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber er hat natürlich Recht. Ich kann echt gut darauf verzischten, dass dieser hysterische Fanclub hinter mir her ist. Der Pharao sagt nichts zu dem Thema, aber ich habe so das Gefühl, dass es in seinem Kopf arbeitet. Obgleich wir die Sache zwischen uns im Grunde geklärt haben, ist die Stimmung immer noch seltsam und ich bin auch nicht sicher, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Er hat mir zwar versichert, dass wir nach wie vor Freunde sind und er mir auch keineswegs böse ist, dennoch habe ich ein seltsames Gefühl. Ihm geht es sicherlich ähnlich. Und in Bezug auf Tea... "Joey und ich vermuten, dass Bakura die Quelle der Gerüchte ist." wechselt Duke plötzlich das Thema. Atemu nickt und da er keineswegs überrascht wirkt, glaube ich, dass er zu dem gleichen Schluss gelangt ist. "Was denkst du was er damit bezwecken will?" frage ich den Pharao. Dieser zuckt mit den Schultern. "Schwer zu sagen, vielleicht macht es ihm einfach nur Spaß für etwas Unruhe zu sorgen." meint Atemu und ich sehe ihn skeptisch an. Ok, Bakura hat einen gewissen Hang zu merkwürdigen Vergnügungen, aber dass diese Aktion lediglich seinem eigenen Spaß dienen soll, bezweifle ich. Doch wahrscheinlich ist es müßig sich über Bakura und seine Motivation Gedanken zu machen. Das Einzige was er durch diese Aktion erreicht hat, ist dass über uns geredet wird. Doch er müsste eigentlich sowohl Atemu als auch mich gut genug kennen, um zu wissen, dass uns dieses Gerede nicht wirklich interessiert. Dass Tea nun von der ganzen Sache erfahren hat, nun ja, das ist natürlich betrüblich. Aber wusste der Weißhaarige von ihren Gefühlen? Und naja, für Yugi dürfte das alles auch nicht so leicht sein. "Ich denke, ich gehe auch langsam." Der Pharao erhebt sich grazil und ich frage mich ob er sich augenblicklich genauso unsicher in meiner Nähe fühlt, wie ich mich in seiner. "Ich werde für die nächsten Tage übernehmen. Yugi und ich haben das so besprochen. Dem Kleinen fällt es nicht ganz so leicht mit dem Ganzen umzugehen und da ich es auch bin, der ihn in diese Situation gebracht habe, ist es wohl nur fair, dass ich die Sache auch ausbade." erklärt er und ich nicke. Und aus irgendeinem Grund fühle ich mich geradezu gezwungen ihm zu sagen, wie leid mir das alles tut. Alles. Dass ich seine Gefühle nicht erwidere, dass Tea nun so traurig ist und dass die Dinge zwischen uns so im Argen liegen, doch bevor ich ansetzen kann, schenkt er mir ein liebevolles Lächeln und meint: "Mach dir keine Gedanken, Joey. Die Dinge fügen sich schon so wie sie sich fügen sollen." Einen Moment sehe ich ihn irritiert an. Ich bin nicht sicher was er damit meint, was er mir zu sagen versucht. "Bis morgen." höre ich ihn dann sagen und sofort bin ich auf den Beinen. "Warte, ich komme mit." meine ich und werfe Duke einen Blick zu. Dieser nickt nur. Atemu wirkt etwas erstaunt, sagt jedoch nichts und wortlos verlassen wir Duke´s Wohnung. "Meinst du, ich sollte mal mit Tea reden... ich meine, in den nächsten Tagen?" frage ich ihn währen wir neben einander herlaufen. Er überlegt. "Was willst du ihr denn sagen?" erwidert er nach kurzem Schweigen und ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung." gebe ich ehrlich zu. "Dass es mir leid tut, dass sie es auf diesem Wege erfahren hat und naja, dass ich ihr nie weh tun wollte." Atemu seufzt und wieder schenkt er mir ein zauberhaftes und auch nachsichtiges Lächeln. "Aber du hast ihr doch nicht weh getan. Wenn das jemand hat, so war ich das." entgegnet er. "Ich werde mit ihr reden." fährt er dann fort und ich nicke. Vielleicht hat er Recht. Gut, ich hätte ihr erzählen können, wie die Dinge liegen. Dass Atemu Gefühle für mich hat, immerhin ist sie meine beste Freundin, aber andererseits... Wie hätte ich es ihr sagen sollen? Wann? Und vielleicht ist es tatsächlich seine Aufgabe. Auf jeden Fall wird er sicher die besseren Worte finden. Wir gehen eine Weile schweigend neben einander her. "Weißt du, Joey, ich hoffe, du bist dir im Klaren darüber, dass selbst wenn Kaiba Gefühle für dich entwickeln sollte, eine Beziehung mit ihm schwierig werden dürfte." höre ich ihn schließlich sagen und blinzele ihn irritiert an. Ehrlich gesagt, ich hatte bislang noch nie ernsthaft über eine Beziehung mit Kaiba nachgedacht. Also nicht wirklich. Bislang weiß ich ja noch nicht einmal wie er mir überhaupt gegenüber steht. "Kaiba wird nie offen zu eurer Beziehung stehen können." spricht der Pharao schon weiter. "In seiner Position ist das unmöglich." Ich nicke nachdenklich. Wie gesagt, bislang hatte ich noch nicht darüber nachgedacht, aber Atemu´s Worte leuchten ein. Kaiba, selbst wenn er Gefühle für mich haben sollte, würde sich nie öffentlich dazu bekennen können. "Ich weiß, du hast augenblicklich Gefühle für ihn und vielleicht glaubst du auch, dass du momentan bereit wärst alles auf dich zu nehmen, nur um mit ihm zusammen sein zu können, aber Liebe allein hilft manchmal nicht. Verstehst du was ich meine?" Atemu wirft mir einen durchdringenden Blick zu. Und nein, ich verstehe nicht, was er meint. Doch ich frage nicht nach. Stattdessen sage ich etwas anderes. "Mir ist klar, dass Kaiba ein schwerer Fall ist und vermutlich ist es auch iditotisch, dass ich mich gerade in ihn verliebt habe, ganz sicher sogar, aber naja, es ist so und ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, was ich tun werde. Ob ich es ihm überhaupt sage." Ich zucke unsicher mit den Schultern. Er bleibt unvermittelt stehen und sieht mich an. Ich tue es ihm gleich und wieder fühle ich mich seltsam. "Ach Joey..." Er seufzt und ehe ich weiß was passiert, legt sich seine Hand in meinen Nacken und im nächsten Augenblick spüre ich seine Lippen auf meinen. Warm und süß und unglaublich sanft und ich schließe unwillkürlich die Augen. Ich bin viel zu perplex, um zu reagieren und als sich meine Gedanken langsam wieder ordnen, ist der Kuss auch schon vorbei. "Wenn du es ihm sagen sollteste, dann bedenke, dass du Kaiba damit etwas in die Hand gibst, dass ihm tatsächlich Macht über dich verleiht." höre ich ihn sagen und starre ihn fragend an. Doch statt mir meinen unausgesprochene Frage zu beantworten oder ein weiteres Wort der Erklärung abzugeben, lässt er mich einfach stehen und geht. Ich blicke ihm verwundert nach, sehe noch wie er seine Hand hebt und zum Abschied winkt und dann ist er auch schon um die nächste Ecke verschwunden. Ich bliebe verwirrt zurück. Und wieder einmal hat er es geschafft mich durch ein paar Worte vollkommen durcheinander zu bringen. Hat er versucht mich zu warnen? Denkt er, dass es besser wäre Kaiba gegenüber zu schweigen, was meine Gefühle anbelangt, weil dieser mich damit nicht nur in der Hand hätte sondern auch jederzeit mit mir den Boden wischen könnte? Nun, in der Hand hat er mich jetzt schon. Ja, das muss ich echt so zugeben. Ein Wort von ihm, ach was, ein Blick und ich stehe in Flammen. So gesehen hat er es tatsächlich geschafft, ich bin ein folgsames Hündchen geworden. Oh Mann. Jetzt bezeichne ich mich schon selbst so. Aber naja, ist doch so. Irgendwie. Er ist mein Herrchen und ich eben sein Hündchen und auch wenn ich immer gedacht hätte, dass es nie soweit kommen würde, dass ich, Joey Wheeler, diesen Umstand einmal akzeptieren würde, nun, da habe ich mich eben geirrt. Und wie gesagt, Kaiba hat eben immer Recht. Daran lässt sich eben nicht rütteln. Man muss es einfach hinnehmen. Ein kaiba´sches Dogma sozusagen. Aber was heißt das jetzt in Hinblick auf Kaiba und mich? Noch bevor ich weiter über diesen Punkt nachdenken kann, höre ich wie jemand meinen Namen ruft. Ich brauche einen Moment um zu reagieren, dann drehe ich mich um und eine vertraute Gestalt kommt lächelnd auf mich zu. "Hey, Joey." Sie lächelt mich an und ich erwidere das Lächeln etwas unsicher. "Hallo Mai." Sie mustert mich auf die ihr eigene Weise. "Na, da hab ich ja unverschämtes Glück, dich hier zu treffen. Ich hatte gehofft, dich zu sehen während ich in der Stadt bin." meint sie immer noch mit einem Lächenln in dem hübschen Gesicht. Ich kratze mich verlegen am Kopf. "Duke hat schon so was angedeutet." entgegne ich unsicher. "So? Hat er dich also vorgewarnt?" Ihre Augen blitzen mich vergnügt an und ich glaube, ich werde langsam rot. "Ähm... nein, er meinte nur, dass du..." Sie lacht und ich breche unwillkürlich ab. "Hey, schon gut. War doch nur Spaß." entgegnet sie und ich schlucke unsicher. "Wie wär´s, wenn wir irgendwo was zusammen trinken?" schlägt sie vor und lässt mir nicht einmal die Zeit zu antworten, sondern hakt sich einfach bei mir ein und zieht mich mit sich. "Du kannst mich auf den neusten Stand bringen. Was war so los in meiner Abwesenheit? Wie geht es Yugi, Tea und Tristan? Habt der Kleine es endlich geschafft, Tea zu sagen, dass er mit ihr ausgehen will?" Sie redet unbekümmert drauf los und ich weiß nicht so recht was ich erwidern soll. Aber zum Glück lässt sie mir augenblicklich auch nicht wirklich Raum, eine ihrer Fragen zu beantworten. "Wie wär´s mit dem Café da drüben?" meinte sie und zeigt in eine bestimmte Richtung. Ich nicke nur und werde weiter wie ein Puppe mitgezerrt. "Und wie geht es deiner hübschen Schwester?" Sie blickt mich an als wir an der Ampel zum stehen kommen und gerade als ich antworten will, sehe ich wie eine nur allzu bekannte Limousine an uns vorbei fährt. Auch Mai entgeht der Umstand nicht. "Kaiba." bemerkt sie und ich schlucke. "Ist er immer noch so ein Eisklotz?" Kapitel 59: Abschlagszahlung Teil 2 (Bakura´s Seite) ---------------------------------------------------- Zuerst küsse ich ihn sanft auf seinen noch geschlossenen Mund, knabbere fast zaghaft an seiner Unterlippe und streiche erst dann mit meiner Zunge über seine Lippen. Im ersten Moment bin ich erstaunt wie warm und weich sie sind. So missbilligend wie er sie immer zusammenzieht, möchte man meinen, dass sie keineswegs so wären. Voll und warm. Für einen kurzen Augenblick irritiert mich diese ungeahnte Wärme, die ich keineswegs erwartet habe. Für einen Moment leistet er noch Widerstand, dann jedoch öffnen sich seine Lippen langsam und ich nutze diesen Moment um mit meiner Zunge in seinen Mund zu wandern. Forschend und sehr gründlich erkunde ich seine Mundhöhle und zu meiner Freude, vermag er es nicht ein kaum merkliches aufkeuchen zu untedrücken. Sieh an, er ist also keineswegs aus Eis. Aber nun, das wusste ich ohnehin. Trotzdem ist es eine befriedigende Feststellung, dass sich meine Annahme durch ein eigenes Praxisexperiment bestätigen lässt. Ich küsse ihn lange und tief und löste mich dann zu meiner eigenen Überraschung doch recht widerwillig von ihm. Fast sofort blicke ich in seine blauen Augen und vergnügt stelle ich fest, dass sich ihre Farbe etwas verdunkelt hat. "Nun?" Noch immer warte ich auf eine Antwort und ich kann ihn fast denken hören. Meine Hand liegt noch immer in seinem Schritt und ich bin nach wie vor erstaunt, dass er sich dennoch zu beherrschen vermag. Aber er war ja schon immer eine fast schon erschreckende Ausgeburt an Selbstbeherrschung. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass ich ihn so keineswegs würde aus der Reserve locken können. Ich kann hören wie er innerlich die Möglichkeiten abwägt und eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellt. Einem Teil von ihm widerstrebt es, dass er im Grunde keine andere Wahl hat als mir nachzugeben, das spüre ich deutlich. Aber letztlich wird er nachgeben und wie ich ihn kenne, wird er es vorziehen, diese Lokalität zu verlassen. "Ich hoffe, deine Information ist so gut, wie du behauptest." meint er schließlich und seine Stimme klingt bei weitem nicht mehr so gleichgültig wie zuvor. Sie hat einen heiseren Unterton bekommen, der mich erschaudern lässt und ich lecke unwillkürlich über die Lippen. "Tja, das wirst du wohl herausfinden müssen, Kaiba." erwidere ich und er seufzt. "Gut, aber ich bleibe dabei. Meine Position ist nicht verhandelbar, Bakura." erklärt er entschieden und ich grinse nur. Ich weiß, dass jede Erwiderung überflüssig ist, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Statt etwas zu sagen, sehe ich ihn erwartungsvoll an. Im nächsten Augenblick greift er nach meiner Hand und legt sie auf meinen eigenen Schenkel. "Gehen wir." entscheidet er und ist sofort auf den Beinen. Ich lächele zufrieden und schicke mich an ihm zu folgen. Ich frage erst gar nicht wo er hin will. Schweigend begeben wir uns seiner Limousine und steigen ein. Noch bevor sein Fahrer den Motor gestartet hat, gebe ich ihm meine Adresse, dann mache ich es mir in den Lederpolstern bequem und beobachte ihn wie er seinem Fahrer routiniert und ausdruckslos Anweisungen erteilt. Es war mir klar, dass er mich nicht mit zu sich nehmen würde, das habe ich auch keineswegs erwartet. Aber irgendein Hotel aufzusuchen, darauf habe ich wahrscheinlich genauso wenig Lust wie er. Zudem ziehe ich augenblicklich eine vertraute Atmosphäre vor. Bei jedem anderen wäre es mir sicher egal, aber bei ihm... Die ganze Fahrt über sind seine Züge vollkommen ausdruckslos, seine Miene verschlossen und selbst mir ist es unmöglich in seinen Augen zu lesen. Unwillkürlich muss ich an Seth denken und wieder einmal kommt mir in den Sinn, dass die beiden eigentlich mehr unterscheidet als das sie gemeinsam haben. Wiedergeburt hin oder her, Kaiba´s eigene Persönlichkeit ist weitaus dominanter als die des Hohepriesters. An Sturheit und Stolz stehen sich die Zwei allerdings in nichts nach. Ebenso sind sie beide gleichermaßen mutig, dass es fast schon an erschreckende Sorglosigkeit grenzt. Aber im Gegenzug zu Seth ist Kaiba verschlossener, kühler. Scheinbar entgeht ihm keineswegs, dass ich seine Gesicht studiere, denn eine perfekt geformte Braue wird nach oben gezogen und die kalten blauen Augen sehen mich an. "Du wirst doch nicht anfangen, eine Obsession für meine Person zu entwickeln." meint er sarkastisch und ich lache. "Keine Sorge, so weit geht mein Interesse dann doch nicht." entgegne ich und seine Mundwinkel zucken belustigt. Ich wette, ich weiß was er denkt. Er fragt sich, warum ich überhaupt einen Vorschuss von ihm will, ja, wie ich auf die Idee gekommen bin, solch einen Preis für meine Hilfe anzusetzen. Würde ich behaupten, dass es eine spontane Idee war, nun, dann wäre das gelogen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich tatsächlich schon länger gefragt, wie es wohl sein würde, diesen lebenden Eisberg zum schmelzen zu bringen. Ja, wie es wäre, ihn unter meinen Fingern langsam, aber sicher verfließen zu sehen. Natürlich spielt auch die Vergangenheit eine Rolle. Immerhin gab es eine Zeit in der ich viel Spaß mit Seth hatte. Großen Spaß sogar. Bis dieser ein anderes Spielzeug fand und ich... Ach ja, die alten Zeiten. Ab und an vermisse ich sie noch immer, auch wenn ich zugeben muss, dass diese Zeit durchaus ihre Vorzüge hat. Die Möglichkeiten sind weitaus größer und wie es aussieht, wiederholen sich gewisse Dinge ja auch. "Ich weiß, dass dich deine Vergangenheit nicht interessiert, aber ich muss dir sagen, mein lieber Kaiba, es ist wirklich amüsant zu beobachten, dass manche Dinge sich nach 5000 Jahren tatsächlich wiederholen." Ich kann es mir einfach nicht verkneifen und sofort spüre ich wie er sich noch mehr versteift. Deshalb fahre ich auch sofort mit meiner Rede fort, um ihm nicht den Raum zu geben, irgendeine sarkastische Bemerkung zu machen. "Dich mag es nicht interessieren, aber genau diese Geschichte hat sich schon damals abgespielt zwischen dem Pharao und dir oder Seth, wenn es dir lieber ist." Zu meiner Überraschung entgegnet er nichts, mustert mich lediglich und fast habe ich den Eindruck, dass ihn meine Worte doch interessieren, auch wenn er es natürlich nie zugeben würde. "Seth hat damals Gefallen an einem jungen Mann gefunden und seine Gefühle gingen, sofern ich das zu beurteilen vermag, über seine üblichen Ambitionen, sich nur zu vergnügen, hinaus. Man könnte sagen, dass der Kleine ihm wirklich etwas bedeutet hat... Ja, ich würde es wagen das zu behaupten." erzähle ich und er hört mir schweigend zu. "Dem Pharao entging das natürlich keineswegs und er war neugierig auf den jungen Mann, der Seth´s Interesse so zu fesseln vermochte. Also ließ er ihn zu sich bringen, um ihn genauer zu betrachten. Tja und dann wurde aus Neugier Eigeninteresse, wenn man so will." Ich lache kurz auf und habe das Gefühl, dass sich Kaiba´s Miene bei meinen Worten verhärten. "Weißt du was der Vorteil ist, wenn man Pharao ist? Man bekommt alles was man will." Erneut lache ich und gebe mir Mühe meinen forschenden Blick zu verbergen, mit dem ich seine Reaktion studiere. "Zumindest heißt es, dass ein Pharao alles bekommt, was er will. In der Realität sieht es nämlich doch anders aus." Ich mache eine Pause und seufze betont theadralisch. Ich weiß, dass ihn die Geschichte interessiert, aber Kaiba ist keineswegs der Typ, der dies zugeben würde oder der mich von sich aus dazu auffordern könnte, fortzufahren. Nein, diese Blöße gibt sich ein Kaiba nicht. Sein Blick wendet sich von mir ab und er sieht aus dem Fenster. Doch ich würde meinen Milleniumsring darauf setzen, dass er über meine Worte nachdenkt und sich insgeheim wünscht, ich würde weiter erzählen. Natürlich tue ich ihm den Gefallen. Ich habe diese Geschichte ja nicht ohne Grund begonnen. "Der Pharao also wollte sich auch ein wenig mit dem jungen Mann vergnügen und das wäre auch mehr als legitim gewesen. Seth hatte schließlich keine Anrechte und wenn es dem Pharao beliebte... Der Hohepriester konnte nichts dagegen tun. Aber der junge Mann, dieser kleine Sklave, er verweigerte sich." Wahrscheinlich kostet es ihn Mühe mich jetzt nicht anzusehen, denn ich sehe, dass seine Schläfen zucken und es wäre an dieser Stelle meiner Erzählung wohl auch eine logische Konsequenz, den Blick zu mir zu wenden. Erstaunt, fragend, vielleicht sogar schockiert, aber Kaiba tut nichts dergleichen. Er sieht weiterhin stoisch aus dem Fenster und ich lache in mich hinein. "Ja, dieser kleine Sklave wagte es tatsächlich sich dem großen Herrscher zu verweigern. Ein Skandal. Der ganze Hof sprach darüber. Aber gleichgültig was der Pharao tat, und glaub mir, Kaiba, er tat eine Menge um den Willen den Sklaven zu brechen, der junge Mann blieb standhaft. Um nun aber sein Gesicht nicht zu verlieren, wendete sich der Pharao an seinen Hohepriester und befahl ihm, dem Sklaven, der scheinbar nur Seth gehorchen wollte, aufzutragen, sich ihm zu unterwerfen." Ob er jetzt an einen bestimmten jungen Mann denkt? Und an Muto, wie er den Pharao zu nennen pflegt? Ich bin mir eigentlich sicher, auch wenn seine Miene nichts verrät. Dieser junge Mann ist wirklich erstaunlich und ich frage mich insgeheim ob er auch beim Sex so beherrscht zu sein vermag oder dann die Maske von ihm abfällt. Nun, ich werde es bald erfahren. Fast habe ich den Eindruck, dass er mich fragen will ob der Sklave es getan hat, sich dem Pharao unterwarf, doch in diesem Moment stoppt der Wagen und ich verfluche die grünen Ampeln, die uns eine so schnelle Fahrt geschenkt haben. Ohne ein Wort von ihm abzuwarten, öffne ich die Tür und steige aus. Ich höre wie er seinem Fahrer noch ein paar Anweisungen gibt, dann folgt er mir und ich gehe die Stufen zu meiner Haustür hinauf, ziehe den Schlüssel aus meiner Jackentasche und öffne die Tür. "Mi casa es su casa." verkünde ich und mache eine leichte Verbeugung während ich ihm die Tür aufhalte. Er schenkt mir einen spöttischen Blick, den ich mit einem ebenso spöttischen Grinsen quittiere. Dann mache ich das Licht an und dirigiere ihn ins Wohnzimmer. Sein Blick wandert kurz durch den Raum und ihn nehme deutlich war, wie er nicht nur meine Einrichtung abschätzt sondern den Raum an sich. Es ist schon seltsam, aber in der Hinsicht sind sich Kaiba und ich wohl gleich. Amüsiert bemerke ich, dass er genau wie ich es an seiner Stelle tun würde, Fenster, Türen und Entfernungen einschätzt. Als Dieb muss ich das tun, warum er es macht, keine Ahnung. "Setz dich. Und zieh den Mantel aus. Ich hol uns was zu trinken." erkläre ich und habe mich abgewandt ehe er mir einen missbilligenden Blick zu werfen kann. Ich brauche nur ein paar Minuten, dann kehre ich ins Wohnzimmer zurück. Er hat weder Platz genommen, noch den Mantel ausgezogen, aber ich habe auch nichts anderes erwartet. Ich lächele ihn wissend an und er gibt sich Mühe mein Lächeln zu ignorieren. "Whiskey ist ok, schätze ich. Ich habe ohnehin nicht wirklich was anderes im Haus." Ohne eine Antwort abzuwarten, fülle ich zwei Gläser und schiebe ihm eins hin. Einen Augenblick lang mustert er mich. "Ich hoffe, du weißt, dass es dir keineswegs etwas bringen wird, mich aus strategischen Gründen betrunken machen zu wollen." bemerkt er während er seinen Mantel auszieht und ihn scheinbar achtlos auf einen der Sessel fallen lässt. "Ich bin kein Anfänger, Kaiba." entgegne ich und reiche ihm das Glas. "Dessen bin ich mir bewusst, Bakura." Er nimmt das Glas und wir stoßen kurz an wobei wir uns in die Augen sehen. Sein Blick ist so kühl und gleichgültig wie immer, aber aus irgendeinem Grund jagt er mir einen Schauder über den Rücken und als er Platz nimmt, verspüre ich ein merkwürdiges Prickeln. Ein Prickeln, dass ich immer fühle, wenn ich auf der Jagd bin. Mag sein, dass es lediglich ein Adrenalinschub ist, ich heiße ihn jedenfalls willkommen und ich weiß jetzt schon, dass mir die Sache hier Spaß machen wird. Vielleicht noch mehr als ich bislang angenommen habe. "Ich nehme an, du bestehst auf Vorkasse." meint er und nippt an seinem Glas. Ich nicke. "Natürlich." entgegene ich gelassen und er zuckt mit den Schultern. "Vertrauen wird auch überbewertet." höre ich ihn erwidern und wir beide lachen kurz auf. Er wird als erster wieder ernst. "Wie ich bereits sagte, ich bin einverstanden, was allerdings die Modalitäten anbelangt..." Ich seufze. Ich wusste, dass er auf diesen Punkt beharren würde und ich muss mir erneut zurück ins Gedächnis rufen, dass er keineswegs Seth ist und ich folglich nicht die alleinige Kontrolle über die Situation habe, wobei es schon bei dem Hohepriester alles andere als leicht war diese zu gewinnen. Er wirft mir einen herausfordernden Blick zu. "Nun, vielleicht werden wir uns doch noch einig." erwidere ich und stelle mein Glas ab. Dann lasse ich mich neben ihm nieder und fahre dort fort wo ich im Club aufgehört habe. "Dafür müssten deine Argumente schon sehr, sehr gut sein, Bakura." erklärt er gelassen und ich grinse. "Vielleicht sind sie das ja." Meine Hand wandert erneut zwischen seine Beine und dieses Mal sehe ich ihm dabei genau in die Augen. "Scheint als wärst du dir deiner Sache recht sicher." Ich spüre, dass ihn meine Berührung dieses Mal nicht ganz so unbeeindruckt lässt und verstärke den Druck auf den Stoff. "Was, wenn ich ja sagen würde?" erwidere ich keck und er lächelt mich kühl an. "Dann müsste ich Beweise fordern." ist die schlichte Antwort und ich gebe zu, mir gefällt es wie die Dinge bislang laufen. Ja, durchaus. Dass er Widerstand leisten würde, war klar. Wie hätte es auch anders sein können. In gewisser Weise macht das auch einen Teil des Reizes aus. "Dann muss ich es dir wohl tatsächlich beweisen." seufze ich und ehe er etwas entgegnen kann, beuge ich mich nach vorn, streife mit meiner freien Hand sein Shirt hoch und lege meine Lippen auf seinen Bauch. Ich fühle deutlich wie er tief einatmet und ich schätze, dass ich ihn gerade überrasche. Ich hoffe es. Dass der Stoff seiner Hose sich deutlich anspannt, werte ich als Zeichen dafür. Als ich langsam seinen Reißverschluss öffne, rechne ich fast mit Protest, aber nein, er schweigt und ich bin sicher, dass er mich mit Argusaugen gerade beobachtet bei dem was ich tue. Erfeut stelle ich fest, dass sich der Körperteil, auf den ich es abgesehen habe, sich mir sehr eindeutig entgegen reckt als ich ihn aus seinem Gefängnis befreie. Ich grinse unwillkürlich ehe ich mit meiner Zunge die zarte Spitze zu umkreisen beginne. Ich spüre wie ein Ruck durch seinen Körper geht und ich vermute, dass es ihn Kraft kostet ein Keuchen zu unterdrücken. Instinktiv frage ich mich was ich tun muss, um einen Laut aus ihm hervor zu kitzeln. Und wie weit er mich überhaupt gehen lässt. Und ein Teil von mir ist sicher, dass er irgendwo in seinem Hinterkopf ein Gefühl von Triumph verspürt, dass ich entgegen meiner ursprünglichen Ansage nun doch derjenige bin, der diesen Job übernimmt. Nun, soll er denken was er will. Wir werden sehen, wie es am ende aussieht. Und ja, ich bin auch gespannt auf sein Gesicht, wenn ich ihm die Information gebe, die er sich so wünscht. Kapitel 60: Abschlagszahlung Teil 3 (Kaiba´s Seite) --------------------------------------------------- Für einen Moment überrascht mich sein plötzlicher Übergriff. Immerhin hat er eben noch verkündet, dass ich eine falsche Auffassung von seiner Forderung hätte und genau betrachet, lag er damit auch nicht so falsch. Immerhin möchte ich etwas von ihm, folglich wäre es an mir ihm eine Leistung zu erbringen und nun ist er es, der sich anschickt das zu tun, was er noch vor weniger als einer halben Stunde von mir verlangt hat. Ironie? Jedenfalls weiß er genau was er tut, das muss ich zugeben und auch wenn ich mich anfangs noch beherrschen wollte, nicht wirklich auf sein Spiel zu reagieren, so bin ich jetzt nicht mehr wirklich in der Lage meine Reaktion zu vermeiden. Mein Körper agiert in der Hinsicht von selbst und als ich spüre wie seine Lippen sich um meine Erregung schließen, ist es ohnehin zu spät. Ich presse die Lippen fest aufeinander, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken, den die Genugtum möchte ich ihm keineswegs gönnen. Noch nicht zumindest, aber ich befürchte, dass es sich sofern er so weiter macht, nicht mehr vermeiden lässt. Seltsamerweise muss ich unwillkürlich an das Hündchen denken und daran, dass ich Wheeler gesagt habe, dass ich eigentlich neben ihm mit keinem anderen spielen würde. War das ein Versprechen, dass ich abgegeben habe? Man könnte es als solches werten und ja, im Grunde hatte ich es in dem Moment auch als soches gemeint. Merkwürdig, dass ich jetzt daran denken muss und das mich der Gedanken auch nicht loslässt während Bakura´s Mund fordernder zu Werke geht. Vielleicht weil ich ein gegebenes Wort breche, was normalerweise nicht meiner Natur entspricht. Andererseits ist diese Sache hier etwas anderes als die zwischen Wheeler und mir. So gesehen könnte man sie als reines Geschäft betrachten. Hätte er keinerlei Informationen für mich wäre ich nämlich sicher nicht hier. Ich hoffe nur für ihn, dass sie es auch wert sind. Aber warum zum Teufel ist es mir überhaupt so wichtig? Warum interessiert es mich so brennend, was der Köter für ein Geheimnis vor mir haben könnte? Und warum mache ich mir zudem auch noch Gedanken über diesen Unsinn, den Bakura mir im Wagen erzählt hat? Ich hätte ihn gleich unterbrechen sollen als er damit anfing mir wieder einmal eines dieser verrückten Märchen aufzutischen. Wie oft habe ich ihm und auch Muto schon erklärt, dass ich kein Teil ihrer wirren Geisterwelt bin, aber nein, die Beiden scheinen aus irgendeinem perfiden Grund das dringende Bedürfnis haben mich permanent in ihre Geschichten einzubinden. Dabei möchte ich keine Rolle in diesem Märchen spielen und ich spiele verdammt noch mal auch keine. Der Druck seiner Lippen intensiviert sich und ich fühle wie er gleichzeitig mit seiner Hand zu pumpen anfängt. Ohne dass ich es will, entweicht mir ein undefinierbarer Laut, den man wohl mit etwas Phantasie als Stöhnen interpretieren könnte und ich spüre förmlich wie der Weißhaarige grinst, aber auch wie die Hitze in mir zunimmt und meine Atmung sich beschleunigt. Verdammt. Meine Finger krallen sich in die Lehne der Couch und ich schlucke hart, um den erneuten Anflug eines Stöhnens zu unterdrücken. Dies wertet er eindeutig als Zeichen, sich noch mehr ins Zeug zu legen, denn sein Saugen intensiviert sich und ich spüre wie meine Erregung unter seiner Berührung immer mehr zu pulsieren beginnt. Nicht mehr lange und ich werde mich nicht mehr zurück halten könnten. Als er sanft mit seinen Zähnen zu knabbern anfängt und dabei meine Härte gänzlich in seinem Mund aufnimmt, keuche ich schlagartig auf und bäume mich etwas nach vorne. Ich beiße mir auf die Unterlippe und blicke auf den weißen Schopf herab, der nicht gewillt ist, mit seinem tun aufzuhören und verdammt, das soll er auch gar nicht. Schlagartig denke ich wieder an Wheeler, sehe die großen, warmen, braunen Augen vor mir und dieser Gedanke, verbunden mit der Erinnerung an letzte Nacht genügen, um mich über die Klippe zu stoßen. Ein Ruck geht durch meinen Körper und ich komme in seiner warmen Mundhöhle. Sterne tanzen vor meinen Augen und ich brauche einen Moment bis ich wieder meine Atmung im Griff habe, dann nehme ich wahr, dass er sich aufgerichtet hat und mich amüsiert angrinst. Seine Zunge leckt über seine geröteten Lippen und ich schlucke hart. "Nun, Kaiba, habe ich dich überzeugt?" fragt er sichtlich vergnügt und ich bin nicht einmal in der Lage eine eindeutige Antwort zu geben. Er lacht kurz auf, dann beugt er sich Richtung Tisch und ich höre, dass er mein Glas scheinbar wieder füllt. Wortlos reicht er es mir und ich nehme einen großen Schluck. Die Hitze, die mich eben noch ergriffen hatte, lässt schlagartig nach. "Überzeugt." entgegne ich und sein Grinsen wird breiter. "Überzeugt, dass es besser ist, dir diesen Job zu überlassen." Wieder lacht er auf und in seinen Augen funkelt es dabei. "Du bist erstaunlich." höre ich ihn sagen und meine Mundwinkel zucken leicht. "Danke." entgegne ich und nehme noch einen Schluck. "Dir ist hoffentlich bewusst, dass dies nicht bedeutet, dass unsere Rechnung damit beglichen ist." meint er und ich ziehe eine Braue hoch. "Ach? Wenn ich mich recht erinnere war ein Blowjob ausgemacht." entgegne ich und stelle erfreut fest, dass mein Körper sich langsam wieder beruhigt. Er bedenkt mich mit einem süffisanten Blick. "Und ich habe dir gesagt, dass du die Sachlage falsch verstanden hast." erwidert er gelassen. Ich entgegne nichts darauf, richte lediglich meine Hose und mein Shirt und leere schließlich mein Glas. "Vorschuss ist Vorschuss." meine ich nach kurzem Schweigen und ich weiß genau, dass er es nicht dabei belassen wird, aber ich bin fest entschlossen, kein Jota von meinem Standpunkt abzuweichen. Seto Kaiba geht vor niemandem auf die Knie und Seto Kaiba lutscht keine Schwänze, es sei denn... Nun, das ist ein anderes Thema und diese Ausnahme trifft auf Bakura keineswegs zu. Zu meiner Überraschung packt er mich recht unsanft am Nacken und zieht mich zu sich. Dieses Mal ist sein Kuss keineswegs sanft oder gar zaghaft, nein, man kann ihn eigentlich nur als brutal bezeichnen und er beißt mir fest auf die Unterlippe als ich seiner fordernden Zunge keinen Einlass gewähren will. Ein kurzer Schmerz durchzuckt mich und gibt ihm Zeit und Gelegenheit seine Zunge in meinen Mund gleiten zu lassen. Rau pressen sich seine Lippen auf meine und seine Zunge plündert geradezu herausfordernd meine Mundhöhle. Ja, das ist kein zaghaftes Abtasten mehr, sondern Krieg. Sofort reagiere ich, nehme die Herausforderung an und versuche die Kontrolle zu übernehmen, doch bei Bakura ist das leichter gesagt als getan. Nur für Sekunden schaffe ich es die Oberhand zu gewinnen, schmecke dabei Blut und schätze, dass es mein eigenes ist und dieser Verrückt mich tatsächlich so fest gebissen hat, dass meine Lippe blutet. Doch davon lasse ich mich nicht beirren. Meine Hand schnellt in seinen Nacken und packt ihn ebenfalls fest am Hals. Falls es ihm noch immer nicht bewusst sein sollte, ich bin nicht sein kleiner Ryou und lasse mich von dieser rauen Art ins Bockshorn jagen. Allerdings ist er auch nicht Wheeler, wie ich schlagartig feststelle und auch wenn der Kuss durchaus seinen Reiz hat, fehlt mir das Gefühl, dass ich verspüre, wenn ich das Hündchen küsse. Ich höre wie er in den Kuss stöhnt, nun, eigentlich ist es mehr ein Grummeln und meine Hand wandert zwischen seine Beine. Befriedigt stelle ich fest, dass er erregt ist und nehme auch irgendwo wahr, dass dieser Dieb recht gut bestückt sein muss. Als meine Hand die Beule zwischen seinen Beinen durch den Stoff zu massieren beginnt, spüre ich wie er mir für einen Moment die Kontrolle über den Kuss überlässt. Wahrscheinlich habe ich ihn überrumpelt. Tja, Bakura, was du kannst kann ich schon lange. Wie gesagt, du magst gut sein, ich bin besser. Und wenn dieser Verrückte einen Vorgeschmack will, dann kann er ihn gerne haben, allerdings zu meinen Konditionen. Eigentlich verspüre ich keine große Lust dieses Spiel fortzusetzen. Ich möchte lediglich meine Information und gehen, aber da er sich sicher nicht darauf einlassen wird, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als ihm meinen Standpunkt deutlich zu machen. Ich nessele kurz an seinem Gürtel, öffne dann mit geschickten Fingern seinen Reißverschluss und umschließe kurze Zeit später seine Härte mit meiner Hand. Erneut keucht er auf und seine freie Hand wandert zu meiner Brust. Gleichzeit verstärk sich wieder der Druck seiner Lippen. Als er sich von mir löst, kann er seine Überraschung nicht verbergen. Er ist zwar bemüht mich anzugrinsen, aber ich weiß, dass es augenblicklich nur Show ist. Erneut schmecke ich Blut als ich mir mit der Zunge über die Lippen streiche und ich verstärke den Druck um seine Erregung. Ich beschleunige den Rhythmus und stelle befriedigt fest, wie er in meiner Hand härter und härter wird. Fast wütend funkelt er mich an und ich schenke ihm ein zufriedenes Lächeln. Dann presst er seine Lippen wieder auf meine und drängt sich mir entgegen. Na bitte, geht doch. Warum nicht gleich so? Wieder löst sich sein Mund von meinem und kurz darauf spüre ich fast seine Lippen an meinem Hals. Ich keuche auf seine Zunge über meine Haut wandert. Sofort beschleunige ich das Tempo meiner Hand und es dauert nicht lange bis ich spüre wie ein Ruck durch seinen Körper geht. Gleich wird er seinen Höhepunkt erreichen, soviel zum Thema Vorschuss und siehe da, ich spüre wie er sich in meiner Hand entlädt. Doch dieser verfluche Mistkerl schlägt genau in diesem Moment seine Zähne in meine Schulter und ich keuche kurz entsetzt auf. "Bakura!" zische ich ihn an und er schenkt mir einen diabolischen Blick aus seinen roten Augen. Wortlos lösen wir uns von einander und ich ziehe ein Taschentuch aus meiner Hosentasche, um meine Hand zu säubern, während er seine Kleidung wieder richtet. "Nun, das war wohl eher ein Vorgeschmack als ein Vorschuss..." vernehme ich dann seine Stimme und ich muss ihn nicht ansehen, um zu wissen das er grinst. "Wenn du es so bezeichnen möchstest, bitte." entgegne ich gleichgültig und erhebe mich langsam. "Das war nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt habe, aber gut. Ich bin flexibel." meint er und lehnt sich betont lässig auf dem Sofa zurück. Seine Augen fixieren mich und ich glaube fast, eine kleine Flamme in ihnen auflodern zu sehen. Einen Moment ziehe ich in Erwägung, einen sarkastischen Kommentar abzugeben, entscheide mich dann jedoch lieber zu schweigen. "Ich schätze, du brennst darauf zu erfahren was ich über dein Hündchen zu sagen habe." bemerkt er und räkelt sich genüßlich auf der Couch. Ich verdrehe die Augen, schweige jedoch noch immer. Er weiß selbst, dass ich einzig und allein deshalb hier bin. Einen Moment lang mustert er mich noch, dann seufzt er. "Also gut, ich will mal nicht so sein..." meint er schließlich und ich sehe ihn erwartungsvoll an. "Vielleicht solltest du dich lieber noch einmal setzen, Kaiba." "Komm zur Sache, Bakura." zische ich ihn an und er zuckt mit den Schultern. "Wie du willst... auch wenn du dir diese Information nicht wirklich verdient hast." Erneut rolle ich mit den Augen und am liebsten würde ich ihn packen und durchschütteln, aber bei jemandem wie ihm, würde solch eine Reaktion nur weiteres Hinauszögern bewirken. Also werfe ich nur einen betont auffälligen Blick auf meine Uhr und er lacht. "Ja ja, schon gut... " Wieder seufzt er und ich spüre wie mein Geduldsfaden bis zum zerreißen gespannt ist. Wenn er nicht gleich zum Punkt kommt, dann garantiere ich für nichs mehr. "Weißt du, warum der junge Sklave sich damals dem Pharao verweigert hat?" fragt er und ich stöhne auf. "Verdammt Bakura, es reicht. Ich habe keine Lust mehr..." Ich komme nicht mehr dazu den Satz zu beenden, denn der Weißhaarige unterbricht mich. Seine Stimme strotzt vor Vergnügen, aber irgendwie schwingt auch ein tadelnder, nachsichtiger Unterton mit. "Weil er Seth liebte." erklärt er mir ruhig. "Er war zwar ein Sklave, aber Seth gab er sich freiwillig hin." Ich schließe die Augen und massiere mir die Nasenwurzel. Ich werde bis zehn zählen und wenn er dann nicht zum Wesentlichen gekommen ist, dann... Vermutlich hat er überhaupt nichts zu sagen, was für mich von Bedeutung wäre, nur weiter solchen Unsinn aus vergangenen Zeiten, der mich nicht im mindesten interessiert. "Und wie gesagt, Kaiba, Geschichte wiederholt sich." spricht er genüßlich weiter und scheint vollkommen zu ignorieren, dass ich kurz vor dem explodieren stehe. "Dein Hündchen hat sich nämlich in dich verliebt." Schlagartig sind meine Augen offen und ich starre Bakura an. Er grinst triumphierend und ich bin nicht sicher ob ich gerade richtig gehört habe. "WAS?" fahre ich ihn ungläubig an. "Ich sagte, dein Hündchen ist verliebt. In dich." wiederholt er seine Worte und das Grinsen wird noch breiter. Fassungslos starre ich ihn an. Wie kommt er auf so etwas? Woher will er das wissen? Und verdammt noch mal, wie kann das sein? Ist dem tatsächlich so? Joey ist verliebt... "Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Deinem eisigen Charme ist das sicher nicht zu verdanken, aber naja, du hast andere Qualitäten, Kaiba." redet er unverfroren weiter und sein Blick wandert zu meinem Schritt. Anzüglich leckt er sich über die Lippen und ich spüre wie sich alles in mir zusammen zieht. "Ist das dein Ernst?" will ich wissen. Er nickt. "Natürlich, warum sollte ich scherzen?" entgegnet er gelassen. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und packe ihn am Kragen seinen Shirts. "Ist das dein Ernst?" wiederhole ich meine Frage und er bedenkt mich mit einem belustigten Blick. "Ja, Kaiba. Es ist die Wahrheit. Ich habe es aus seinem eigenen Mund gehört." sagt er und ich lasse ihn zurück auf die Couch sinken. Meine Gedanken überschlagen sich und seine Worte hallen in meinem Kopf wieder. Wheeler ist verliebt. In mich. "Mit etwas mehr Begeisterung hätte ich schon gerechnet, Kaiba." tadelt er mich, aber seine Worte dringen nur aus der Ferne zu mir durch. "Immerhin bekommst du so was du willst... Und weißt du was? Der Pharao weiß es bereits. Ist das nicht vergnüglich? Der süße, kleine Joey hat es ihm gesagt." Mein Blick wandert erneut zu Bakura und ich starre ihn erneut an. "Ach, ich sehe die Szene direkt vor mir... Joey, mit pochendem Herzen, der sich unsicher auf seiner Unterlippe kaut während er seinem Freund gesteht, dass er sich in seinen Erzfeind verliebt hat und der Pharao, der die Worte fassungslos mitanhört. Erinnert fast an eine griechische Tragödie, oder?" Bakura lacht und ja, die Vorstellung scheint ihn in der Tat zu amüsieren. Ich schlucke hart. "Na, wenn das keine wertvolle Information ist, dann weiß ich es auch nicht." meint Bakura weiter. "Im Grunde hast du sie gar nicht verdient, aber ich bin nun mal ein gutmütiger Mensch." Noch immer hallen seine Worte in meinem Kopf nach und erst langsam begreife ich sie tatsächlich. Mein Blick ist nun auf den Fußboden gerichtet und ich bemerke erst, dass er sich erhoben hat als er neben mir steht und seine Hand über meine Brust wandert. "Ich hätte sogar noch einen Bonus anzubieten, Kaiba." meint er lässig und seine Hand wandert langsam über meine Seite zu meinem Rücken und schließlich zu meinem Hintern. Ich zucke instinktiv zusammen und sehe ihn an. "Interesse?" fragt er und ich spüre wie mein Herz ein paar Takte schneller wird. "Aber dieses Mal wirst du dich an unsere Abmachung halten müssen, mein Lieber." Einen Moment lang starre ich ihn nur an und kann an nichts anderes denken als daran, dass Joey Wheeler mich liebt. Nichts scheint mehr zu existieren außer dieser Tatsache. Fast kommt es mir vor als würde die Zeit still stehen und erst als Bakura´s Hand immer begehrlicher über meinen Hintern wandert, komme ich wieder zu mir. Doch ich bin unfähig mich zu rühren, kann ihn einfach nur ansehen und wider meinen eigenen Willen lasse ich ihn gewähren mit seiner Bewegung fortzufahren. "Was könnstest du sonst noch wissen, dass mich interessieren würde?" frage ich und meine Stimme klingt seltsam fremd, fast unsicher. Er lacht. "Nun, zum Beispiel könnte ich dir verraten wie dein Hündchen gedenkt mit diesen Gefühlen umzugehen. Wer weiß? Vielleicht weiß ich sogar welchen Schachzug der Pharao als nächstes plant..." Ich schaffe es einen verächtlichen Laut von mir zu geben, aber Bakura beeindruckt das keineswegs. "Was willst du dieses Mal dafür?" frage ich und beiße mir im nächsten Augenblick hart auf die Zunge. Wie verrückt bin ich eigentlich? Denke ich ernsthaft, dass er noch mehr weiß? In seinen Augen blitzt es gefährlich auf. "Verhandeln wir gerade?" will er wissen. "Die ganze Zeit." entgegne ich und bin froh, dass ich wenigstens einen Teil meiner Selbstbeherrschung wieder erlangt habe. Er lacht und ich packe ihn unsanft am Handgelenk. "Wie erfreulich." befindet er. "Aber dieses Mal bestimme ich die Konditionen." Ich werfe ihm einen scharfen Blick zu. "Alle Konditionen, Kaiba." fügt er hinzu und ich ahne, dass ich ihn dieses Mal keineswegs mit einem kleinen Vorgeschmack werde abspeisen können. Kapitel 61: Antworten --------------------- Es hat schon eine gewisse Ironie. Noch vor ein paar Wochen hätte ich vor Freude einen Luftsprung gemacht bei dem Gedanken, mit Mai irgendwo alleine zu sitzen, ja, sie überhaupt wiederzusehen. Und jetzt ist es soweit, wir sind alleine und naja, ich glaube fast, dass sie irgendwie mit mir flirtet, auch wenn man das bei Mai schwer einschätzen kann und was ist mit mir? Ich fühle mich unbehaglich. Gut, meine Gesamtsituation ist augenblicklich etwas konfus. Nein, sagen wir mehr als konfus, sie ist bedenklich seltsam und wenn ich wieder darüber nachdenke wie sich mein Leben innerhalb der letzten Wochen doch verändert hat, kann ich fast nur den Kopf schütteln. Duke mag es ja einerseits noch amüsant finden, dass ausgerechnet ich das Objekt der Begierde der beiden Erzrivalen Kaiba und Yugi bzw. Atemu bin, aber so lustig finde ich das allerdings nicht. Nicht nur, weil ich mich in meinen Erzfeind verliebt habe und damit ausgerechnet Atemu vor den Kopf stoßen muss. Das allein ist schon beunruhigend genug, aber damit ist die Geschichte ja nicht zuende. Leider. Und wenn ich daran denke, was passiert, wenn zum Beispiel Kaiba´s Fangirlies davon Wind bekommen, dass ich eine sexuelle Beziehung zu ihrem Angebeteten unterhalte, oh Mann, dann bin ich so was von im Arsch. Ich glaube nämlich nicht, dass die mir das so mir nichts, dir nichts durchgehen lassen. Kaiba wäre das sicher egal. Ihn kümmer diese Hühner ohnehin nicht. Aber mir würden sie wahrscheinlich ans Leder gehen. "Joey? Was hast du denn? Du bist so still. So kenn ich dich ja gar nicht." Ich lächele Mai schief an und mir ist mehr als seltsam zumute. Was sie wohl denken würde, wenn ich ihr sage, was wirklich alles passiert ist, in der letzten Zeit. "Weißt du, ich bin echt froh dich zu sehen. Ob du´s glaubst oder nicht, ich hab euch vermiss. Dich vermisst." Ich nehme deutlich wahr, dass ihre Wangen sich bei den letzten Worten leicht färben und fuck, das ist echt ein Supertiming, Mai. Wirklich. Ich wünschte, Duke wäre hier. Der scheint in der letzten Zeit immer die richtigen Worte zu finden und naja, irgendwie ist er auch verdammt gut darin, die Kuh vom Eis zu holen. Unwillkürlich muss ich lachen als mir diese Floskel in den Sinn kommt, die Yugi´s Großvater so gerne gebraucht. Die Kuh vom Eis. Ha. Ich sollte vielleicht sagen, das Hündchen vom Eisberg. Na, wenigstens scheint Tristan mit der neuen Situation noch recht gelassen umzugehen. Ich hatte echt schlimmeres befürchtet. Ja, irgendwie hatte ich echt damit gerechnet, dass er mir die Freundschaft kündigen würde oder so. Aber nach dem ersten Schock war er wirklich ein Kumpel. Gut, er weiß ja auch noch nicht, dass ich sozusagen mit unserem Erzfeind eine Liaison eingegangen bin. Vielleicht würde er es ja noch verkraften, dass ich ne sexuelle Beziehung zu Kaiba unterhalte, immerhin ist der schon ne Granate. Hey, ist doch so! Er hat doch nicht umsonst nen Fanclub. Ok, wenn´s nur danach ginge, dann könnte ich auch mit Duke ins Bett hüpfen, der hat ja schließlich auch Fangirlies, aber naja, Kaiba ist nochmal ein ganz anderes Kaliber und mal ehrlich, irgendwo doch logisch, dass ich mich in ihn verknallen musse. So rein von den äußeren Attributen betrachtet. Zugegeben, der Pharao ist auch irgendwie heiß, aber diese Augen. Diese verdammten blauen Augen... Ich spüre wie sich mein Blut schon wieder in meiner Körpermitte zu sammeln beginnt. Danke, Kaiba, du Arsch. Warum hast du heute auch keine Zeit mehr? Ich frage mich was er treibt. Er wird doch nicht mit jemand anderem zugange sein, oder? Nein, er hat gesagt, dass er mit keinem anderen Spiel. Ich habe sozusagen Exklusivrechte. Das hat er doch gesagt, wenn ich mich recht erinnere?! "Joey?" Mai wirft mir einen ungehaltenen Blick zu und ich lächele entschuldigend. "Sorry, ich bin zur Zeit irgendwie neben der Spur." sage ich und sie mustert mich. "Was ist denn?" will sie wissen und schon bereue ich meine Worte. Nein, verdammt, ich werde ihr sicher nicht sagen was los ist. Es wissen ohnehin schon mehr als genug Leute davon. Andererseits... Früher oder später wird sie es doch ohnehin erfahren, oder? "Wie lange bist du in der Stadt?" frage ich und die Antwort kommt sofort, wenn auch etwas irritiert über den plötzlichen Themawechsel. "Eine Woche. Ich wollte euch besuchen und es heißt auch, dass Kaiba ein neues Tunier plant. Weißt du was darüber?" Ein Tunier? Nein. Davon hat er nichts erwähnt. Allerdings reden wir auch nicht über dieses Thema. Wäre sicher auch keine gute Idee. Wenn ich noch einmal höre wie er mich als drittklassiger Duellant bezeichnet, werde ich sicher wieder renitent und bestimmt nicht mehr das brave Hündchen sein. Langsam schüttele ich den Kopf. "Nein, hab auch nichts davon gehört. Yugi hat auch nichts gesagt." Sie zwinkert. "Ist wohl auch ein Insider. Ich hab´s auch nur so aufgeschnappt und da ich euch ohnehin sehen wollte, dachte ich mir, schadet es ja nicht mal vorbeizuschauen. Und wie gesagt, du hast mir auch gefehlt, Joey." Ich schlucke unwillkürlich und zu meinem Entsetzen legt sie kurz darauf ihre Hand auf meine. Ihr entgeht nicht, dass ich leicht zusammen zucke und sie wirft mir einen belustigten Blick zu. "Mache ich dich nervös?" lacht sie und ich lächele gequält. "Ähm, nein... keineswegs." krächze ich verlegen und sie seufzt. "Du bist wirklich süß, Joey." Bin ich das? Hm... Ok, gut. Dann bin ich eben süß. Allerdings fühle ich mich augenblicklich eher albern und irgendwie seltsam und... Verdammt, das ist doch alles zum verrückt werden! "Du benimmst dich echt komisch, Joey, sogar für deine Verhältnisse." bemerkt sie und merke, dass ich schon wieder auf meiner Unterlippe kaue. Komisch? Ha. Stimmt, aber komisch im Sinne von seltsam, nicht lustig. "Naja, mir geht zur Zeit echt viel durch den Kopf, Mai, es hat sich einiges ergeben, dass... naja... verwirrend ist." Ich kratze mir unsicher am Kopf und sie mustert mich erstaunt. "Und das wäre?" fragt sie - natürlich. "Lange Geschichte." entgegne ich. Eine Antwort, die ich aus unzähligen Filmen kenne und die irgendwie auch passt, aber sie funktioniert nicht. Das tut sie in Filmen allerdings auch selten. "Dann schieß mal los, Joey Wheeler:" meint sie und lehnt sich lässig zurück. Tja, das war klar. Und hey, ich werde ihr wohl auch davon erzählen müssen. Immerhin ist sie eine Freundin und alle anderen wissen es auch schon. Sowieso wird sie es früher oder später erfahren. Also... Ich atme tief durch und hab keine Ahnung wie ich damit anfangen soll. "Du wirst mich für verrückt erklären." warne ich sie vor und grinse, aber sie sieht mich nur gelassen an. "Verrückt bist du so oder so." Auch wieder wahr. "Also, die Sache ist die. Atemu hat sich in mich verliebt, aber ich erwidere seine Gefühle nicht, weil ich in einen anderen verliebt bin. Tea ist deshalb traurig, also nicht wegen mir, sondern wegen Atemu und naja, seit heute weiß es die ganze Schule." sprudelt es aus mir raus und ich rede so schnell, dass ich mir nicht sicher bin ob sie mir überhaupt zufolgen vermag. Ungläubig blinzelt sie mich an. Eine Ewigkeit vergeht bis sie etwas sagt. "Der Pharao steht auf dich?" fragt sie. Ich nicke. "Wow, das ist ja mal ne Ansage. Hätte nicht gedacht, dass er... " Sie schüttelt leicht den Kopf. "Verständlich, dass Tea fertig ist." Wieder nicke ich. "Und du bist verliebt?" will sie wissen und ich befürchte, dass sie diesen Punkt nicht verstanden hat. Sonst würde sie mich bestimmt anders ansehen. Die nächste Frage ihrerseits bestätigt diese Vermutung. "Und wer ist die Glückliche?" Sie lächelt, aber ich habe den Eindruck, dass sie leicht angespannt ist. Entweder weil sie hofft, dass sie es ist oder weil sie sich auf eine Enttäuschung vorbereitet, wenn ich eine andere nenne. "Ja, ich bin verliebt." gebe ich zu und schlucke erstmal wieder. "Und die Glückliche... eigentlich ist es ein Glücklicher, aber ob er so glücklich darüber ist weiß ich nicht, er weiß nämlich nichts von seinem Glück." So, jetzt ist es raus und wie erwartet starrt Mai mich an und ich schätze, sie würde kaum fassungsloser aussehen, wenn ich ihr erzählt hätte, dass Kaiba die Glückliche ist. "Du bist schwul?" fragt sie schließlich. Ich zucke mit den Schultern. "Scheint so." entgegne ich verlegen. Ihr Mund öffnet sich und schließt sich sogleich wieder und ich gebe ihr einen Moment um sich zu fassen. "Mann, das ist ja... Also ich hätte mir ja von so manchem vorstellen können, dass er schwul ist, aber bei dir... " Sie schüttelt ungläubig den Kopf und ich komme nicht umhin zu grinsen. "Glaub mir, ich wär auch nie auf die Idee gekommen, aber naja, scheinbar bin ich es." erwidere ich. "Lass mich raten, es ist Tristan, oder?" will sie als nächstes wissen und ich gebe ein ziemlich bescheuertes "Hä?" von mir. Wie zum Teufel kommt sie denn darauf? Warum sollte ich auf Tristan stehen? Echt, das ist doch wirklich weit hergeholt, oder? Ok, Kaiba ist sicher auch nicht unbedingt offensichtlich, aber Tristan? Hallo? Geht´s noch? "Natürlich nicht!" erkläre ich entschieden und sehe sie entrüstet an. "Ich dachte nur, er wäre in meinen Augen die wahrscheinlichste Wahl gewesen." Ich kann nicht anders, ich starre sie fassungslos an. Tristan und ich! Oh Mann! Daran darf ich gar nicht denken. "Und wer ist es jetzt?" fragt sie nach kurzem Schweigen. "Glaub mir, das willst du gar nicht wissen." rutscht es mir raus und sie sieht mich fragend an. Ich seufze. "Wieso?" fragt sie verständlicherweise. "Weil die Sache nicht so einfach ist, Mai." entgegne ich und einen Moment sieht sie mich skepisch an. Ich schätze, sie denkt, dass ich jetzt vollkommen übergeschnappt bin. "Was soll daran nicht einfach sein, Joey? Liegt es daran, dass der Typ nicht schwul ist?" Wenn es nur das wäre... Ich lächele gequält. "Ich hab´s bislang keinem wirklich gesagt, nur Atemu." erkläre ich und hoffe, dass sie den Wink versteht. "Ist es denn so ein Geheimnis?" fragt sie und lacht kurz auf. "Herrje Joey, so verschwörerisch wie du tust, könnte man fast glauben, du hättest dich in Kaiba verknallt." Kapitel 62: Verstört (Kaiba´s Seite) ------------------------------------ "Sir? Alles in Ordnung?" fragt Roland und für einen Moment habe ich das Gefühl, dass er mich besorgt mustert. Ich nicke. "Nach Hause, Roland." entgegne ich und steige in die Limousine. Als er die Tür hinter mir schließt atme ich erleichtert auf. Grundgütiger, was zum Teufel ist nur mit mir los? Gerade bin ich mehr oder weniger vor Bakura geflohen. Und alles nur wegen diesem Streuner von Wheeler. Ich seufze und massiere mir unwillkürlich die Nasenwurzel. Mir war klar gewesen worauf dieses Treffen mit Bakura hinauslaufen würde. Schon als er diesen Vorschuss zur Sprache brachte, wusste ich, dass seine Absichten in eine bestimmte Richtung gehen würden. Immerhin hatte er sich bei seinem Preis für seine Hilfe schon recht eindeutig ausgedrückt, was mich zugegeben doch etwas überrascht hatte. Ich hätte eher damit gerechnet, dass er Geld von mir verlangen würde, aber stattdessen eine Nacht mit mir verbringen zu wollen... Nun, jedem das seine. Nicht, dass ich mit seinem Preis wirklich ein Problem gehabt hätte. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass dieser Psycho tatsächlich davon ausging, er würde mich unter sich haben, war der Gedanke anfangs sogar noch recht interessant. Bakura an sich ist zwar keineswegs mein Typ, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man einigen Spaß mit ihm haben kann. Dennoch hätte ich nie von meiner Seite aus irgendeine Art von Intermezzo mit ihm angestrebt. Seine penetranten Forderungen nach einem Vorschuss waren zwar impertinent, aber auch da war ich noch der Ansicht, dass man vielleicht das angenehme mit dem Nützlichen verbinden könnte. Nun, zumindest war dies anfangs mein Gedanke. Und jetzt? Jetzt habe ich ein merkwürdiges Gefühl. Was natürlich auch an dem liegt, was der Weißhaarige mir eben offenbart hat. Joey Wheeler ist verliebt - in mich. Ich kann es noch immer nicht glauben. Und ich verstehe es noch weniger. Ich meine, warum sollte sich das Hündchen ausgerechnet in mich verlieben? In der Regel behandele ich ihn wie den letzten Abschaum. Schlimmer noch, vor unserem kleinen Verhältnis, habe ich keine Gelegenheit ausgelassen ihn vorzuführen und zu demütigen und selbst bei unseren Aktivitäten war ich doch im Grunde... Das ergibt einfach keinen Sinn. Aber dafür erklärt es in gewisser Hinsicht eine Menge. Unwillkürlich fällt mir wieder ein, wie er mich neulich in meiner Küche angesehen hat. Seine leicht geröteten Wangen und der glasige Blick. Ich sehe ihn direkt vor mir. In diesem Moment habe ich diesen Umstand seiner Erregung zugeschoben, aber genau genommen könnte man es als Zeichen für seine Gefühle deuten. Ja, auf eine erschreckende und irritierende Art macht es Sinn. Sogar der Umstand, dass er mich letzte Nacht so umklammert hielt und es erklärt auch seine Worte, die er mir bei meinem Verhör über Muto sagte. Ja, verdammt. Wenn ich es rückblickend betrachte, hätte ich von alleine drauf kommen müssen, dass irgendwas nicht stimmt. So brav und fügsam wie Wheeler war, das kann man doch nicht nur der Tatsache zuschreiben, dass wir dieses merkwürdige Spiel spielen. Dass eigentlich kein Spiel mehr ist. Weder für mich noch für ihn. Aber Wheeler´s Gefühle erklären keineswegs mein Verhalten. In dem Punkt kann ich mir nichts vormachen. Ich bin tatsächlich gerade vor Bakura geflohen. Ich habe ihm zwar erklärt, dass ich keinen Wert auf weitere Informationen lege und er deshalb seine Konditionen vergessen könnte, aber im Grunde bin ich vor der Situation geflüchtet. Davor mit ihm weiter intim zu werden und auch wenn die Tatsache, dass ein Seto Kaiba den Rückzug antritt schon seltsam genug ist, so ist der Umstand, dass ich das getan habe, weil der Gedanke, mein Versprechen, dass ich dem Köter gegeben habe, gänzlich zu brechen, dafür sorgte, dass ich mich mehr als unbehaglich fühlte. Immerhin bin ich der Herr. Ich stelle die Regeln auf. Wenn ich ihm erkläre, dass er nicht mit einem anderen spielen darf, dann ist das meine Entscheidung. Ich selbst bin ihm keine Rechenschaft schuldig. So sind die Spielregeln. Der Herr tut was ihm beliebt, der Sklave hat zu tun was man ihm sagt. Folglich brauche ich Wheeler gegenüber keinerlei schlechtes Gewissen zu haben. Bei dem Gedanken verschlägt es mir den Atem. Ich schlucke schwer, fange an zu Husten und muss mich an dem Sitz festhalten um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. "Sir?" Roland klingt besorgt und ich nehme deutlich wahr, dass er mich durch den Rückspiegel mustert. Ich bin nicht einmal in der Lage ihm zu antworten, winke nur unkoordiniert mit der Hand und er richtet seinen Blick wieder auf die Straße. Verdammt, das kann doch nicht wahr sein, oder? Habe ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen wegen Wheeler? Weil ich Wheeler um ein Haar wirklich betrogen hätte? Das ist doch absurd! Lächerlich. Und es ergibt keinerlei Sinn. Ich bin dem Köter keine Rechenschaft schuldig, wir sind schließlich kein Paar und ich... Erneut bin ich nicht in der Lage meinen Gedanken zuende zu führen. Und als wäre das alles nicht schon verstörend genug, fällt mir auch Bakura´s dämliche kleine Geschichte wieder ein. Was hat er gesagt? Der Sklave gab sich Seth freiwillig hin, weil er ihn liebte und verweigerte sich deshalb selbst dem Pharao? Das ist doch hirnrissiger Unsinn. Nichts weiter als ein Märchen für naive Zeitgenossen. Aber genau genommen hat Bakura mit seiner Behauptung Recht. Geschichte wiederholt sich, denn Wheeler hat sich Muto schließlich verweigert. Meinetwegen. Gut, ich habe ihm auch klar und deutlich gesagt, dass ich nicht teile, aber im Grunde ist er ein freier Mensch, wenn er gewollt hätte... Meine Gedanken überschlagen sich und ich habe das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Einen Moment glaube ich sogar, dass die Limousine unnatürlich schwankt und sich alles um mich herum zu drehen beginnt. Herrje, warum hat Bakura´s Offenbarung nur solch eine Wirkung auf mich? Und warum fühle ich mich mit einem Mal wie ein Verräter? Ich merke gar nicht, dass der Wagen gehalten hat. Erst als Roland mir die Tür öffnet, wird mir bewusst, dass ich zuhause bin. Ich nicke meinem Assistenten zu und flüchte mich geradezu ins Haus. Mokuba wird sicher schon schlafen. Ich bezweifle, dass mir das heute gelingen wird. "Wünschen sie noch etwas, Sir?" fragt mein Assistent und ich winke ab. "Nein, sie können sich zurückziehen." entgegne ich und er wünscht mir eine gute Nacht. Ich glaube, ich murmele etwas zurück, bin mir aber nicht wirklich sicher, denn meine Gedanken sind ganz wo anders. Im Arbeitszimmer greife ich erst einmal nach der Flasche Cognac und schenke mir einen Doppelten ein. In einem Zug leere ich das Glas und gieße direkt wieder nach. Ich muss mich beruhigen, mich sammeln und vor allem meine Gedanken ordnen. Das ist schließlich kein Zustand für einen Seto Kaiba. Ich nehme mir Glas und Flasche mit zu meinem Schreibtisch und lasse mich in meinen Sessel sinken. Nein, an schlafen ist nicht zu denken. Es bedarf eines weiteren Glasses bis ich in der Lage bin, meine Gedanken wieder in einigermaßen geordnete Bahnen zu lenken und ich beschließe, dass zu tun, was ich nach einem wichtigen Arbeitstag immer tue. Ich gehe in Gedanken noch einmal den Tag durch, die Gespräche, den Ablauf. Alles. Analysiere die einzelnen Punkte und auch meine Handlungsweise. Eine Vorgehensweise, die normalerweise auch äußerst produktiv ist und mich meistens auch darin bestärkt, dass ich alles korrekt ausgeführt habe. Doch in diesem Fall... Ich denke an Bakura´s Berührungen und an seine Küsse und natürlich fällt mir schlagartig wieder ein, was ich in diesen Momenten gedacht habe und auch jetzt, rückblickend, komme ich, wenn ich darüber nachdenke, nur zu einem Schluss. Dass es mit Wheeler etwas anderes ist. Etwas vollkommen anderes und zum zehnten Mal an diesem Abend muss ich mir eingestehen, dass ich die Stunden viel lieber mit meinem Hündchen verbracht hätte. Meinem Hündchen. Ich schlucke schwer und schenke mir ein weiteres Glas ein. Wheeler hat mir versichert, dass ich mir bezüglich Muto keinerlei Sorgen machen müsste. Er hat das mit einer solchen Überzeugung gesagt. Sofort sehe ich sein Gesicht wieder vor mir. Wheeler, der mir sagt, dass er sich nicht abwerben lassen wird, weil er glücklich ist... Glücklich mit mir. Wenn ich vorab noch gezweifelt habe, dass er das sagen wollte, so weiß ich es jetzt mit Bestimmtheit und ich weiß nicht warum, aber diese Gewissheit gibt mir ein merkwürdiges Gefühl. Ich spüre wie ein warmer Schauder mich überläuft und irgendwas daran sagt mir, dass ich dieses Gefühl keinesfalls dem Cognac verdanke, sondern dem Köter. Wie ich jedes Gefühl in der letzten Zeit dem Hündchen zu verdanken habe. War das nicht immer so? Schon lange bevor wir uns auf diese Sache eingelassen haben? Ich presse die Lippen aufeinander und versuche diese Gedanken zu verdrängen. Ich will nicht darüber sinnieren, welche Gefühle ich für Wheeler habe. Es reicht, dass ich irgendein unverständliches Gefühl für ihn habe. Das genügt vollkommen. Denn es bringt mich mehr als nur aus dem Konzept und das gefällt mir nicht. "Wem machst du eigentlich was vor, Seto?" fragt eine kleine Stimme in meinem Kopf. "Aus dem Konzept bringt dich dieses Gefühl lediglich, weil du es nicht einordnen kannst, dabei ist das doch so einfach..." Kapitel 63: Seitenhieb ---------------------- "Sieh an, sieh an... Joey Wheeler." Bakura grinst mich an und ich weiß nicht so recht wie ich reagieren soll. Der hat mir gerade noch gefehlt. Gerade habe ich mich von Mai getrennt und wollte eigentlich nur noch nach Hause und jetzt muss ich ausgerechnet auf diesen Psycho treffen. Toll, echt. Was für ein grandioser Tag. Aber naja, schlimmer kann es ohnehin nicht mehr werden, oder? Und bei näherer Betrachtung ist doch bislang auch alles recht gut verlaufen. Tristan hat mein Outing überlebt, Mai ebenfalls und abgesehen davon, dass Atemu mich wieder einmal verwirrt hat und ich mir Sorgen um Tea mache, ist die Welt eigentlich in Ordnung. "Wohin des Weges?" fragt er mich und ich seufze. "Nach Hause." antworte ich knapp und er mustert mich auf seltsame Weise. "Allein?" Irritiert sehe ich ihn an und versuche in seinem Gesicht zu lesen, was er mit dieser Frage bezwecken könnte. Er fragt das sicher nicht ohne Grund. Vielleicht spielt er auf Kaiba an? Ich nicke schließlich und er verzieht gespielt traurig den Mund. "Oh, hat dein Herrchen keine Zeit für dich?" erkundigt er sich und seine Stimme trieft nur vor geheucheltem Mitgefühl. Ich erwidere nichts und schicke mich stattdessen an, ihn einfach stehen zu lassen und weiterzugehen. Warum sollte ich auch meine Zeit mit diesem Freak verschwenden. Es ist ohnehin schon spät und ich muss morgen wieder früh raus und auf seine Spielchen habe ich sowieso keinen Bock. Aber da habe ich scheinbar meine Rechnung ohne Bakura gemacht. Er stellt sich mir schlagartig in den Weg und denkt scheinbar nicht daran, mich einfach so gehen zu lassen. Ich funkele ihn wütend an. "Was willst du?" frage ich und er lacht. "Nun, eigentlich wollte ich mich nur ein wenig mit dir unterhalten." ist seine schlichte Antwort und ich frage mich was der Unsinn soll. Ich habe jedenfalls kein gutes Gefühl dabei und sein Grinsen verheißt für gewöhnlich auch nichts gutes. "Ich wüsste nicht worüber wir beide reden sollten." fahre ich ihn an. "Es sei denn, du willst mir vielleicht erklären, warum du in der ganzen Schule herumerzählen musstest, dass ich schwul bin und Atemu auf mich steht." Keine Ahnung warum ich darauf zu sprechen komme. Immerhin ist es ja nur ein Verdacht, dass er dahinter steckt, aber die Art wie er mich ansieht, macht mich einfach nur wütend. Aber wenn ich tatsächlich gedacht habe, dass ich ihn mit dieser Aussage überrumpeln könnte, so habe ich mich gründlich geirrt. Seine Augen weiten sich zwar gespielt überrascht und sein Grinsen wird zu einem unschuldigen Lächeln, aber das war´s auch schon. "War wohl zu offensichtlich, dass ich die Quelle bin, was?" Ich weiß nicht was mich mehr erstaunt, diese Frage oder die Tatsache, dass er es damit zugibt. Einen Moment sehe ich ihn fassungslos an und er seufzt. "Ja, eindeutig zu offensichtlich." befindet er und klingt dabei so als würde er sich selbst tadeln. Wie irre ist dieser Kerl eigentlich? "Du gibst es also zu?" frage ich unnötigerweise und jetzt ist seine Überraschung keineswegs gespielt. "Wieso sollte ich es abstreiten?" entgegnet er gelassen und mir verschlägt es buchstäblich die Sprache. Ich schüttele unwirsch den Kopf. "Du bist echt verrückt." erkläre ich und versuche erneut mich an ihm vorbei zu schieben, aber ohne Erfolg. Bakura scheint mehr als gewillt, dieses Gespräch fortzusetzen. "Das sagen viele." erwidert er vollkommen ruhig. Wieder starre ich ihn irritiert an und habe keine Ahnung was ich zu seinem Gerede sagen soll. Eigentlich sollte ich ihm das Grinsen aus dem Gesicht prügeln, ja, in Anbetracht der Situation hätte er echt eine Abreibung verdient, aber ich tue nichts dergleichen und selbst meine Wut reicht nicht aus, um ihm eine reinzuhauen. "Was sollte der Scheiß?" frage ich schließlich und er zuckt mit den Schultern. "Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich einfach nur wollte, dass deine lieben Freunde die Wahrheit erfahren? Ich meine, es ist doch kein Zustand die arme Tea im Glauben zu lassen, dass sie tatsächlich Chancen beim Pharao haben könnte, wenn er doch dir nachstellt." entgegnet er mit einer solchen Seelenruhe, dass ich einfach nur geschockt bin. Ich brauche einen Augenblick, um zu realisieren, dass er das tatsächlich gesagt hat. "Natürlich glaube ich dir das, Bakura." erwidere ich giftig. "Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?" Er legt den Kopf schief und mustert mich einen Moment. "Nun ja, wenn du mich so fragst... Ich halte dich für etwas naiv, aber bescheuert... nein." Noch immer klingt er vollkommen ruhig und gelassen, ja, geradezu entspannt. Als würden wir uns einfach nur über das Wetter unterhalten. Ich funkele ihn wütend an. "Geh mir besser aus dem Weg, sonst garantiere ich für nichts mehr!!" fahre ich ihn an und hebe bedrohlich die Faust. Er zuckt nicht einmal mit der Wimper und macht auch keinerlei Anstalten mir aus dem Weg zu gehen. Stattdessen seufzt er und schüttelt tadelnd den Kopf. "Joey, Joey, Joey... " meint er und ich weiß, dass es nicht mehr lange dauert bis ich die Kontrolle verliere und ihm so eine verpasse, dass er die nächsten Tage Sternchen sehen wird. "Jetzt weiß ich wirklich, was Kaiba an dir findet. Du bist so herrlich vorhersehbar." höre ich ihn sagen und mache einen Satz auf ihn zu. Doch gerade als ich ausholen will, um meine Faust auf seine Nase zu platzieren, hebt er die Hand und im nächsten Augenblick werde ich gegen eine Hauswand gedrückt und unbarmherzig festgehalten. War sein Gesicht eben noch eine Maske der gespielten Unschuld, so sehe ich jetzt wie es in seinen Augen gefährlich auflodert. Aus irgendeinem Grund widerstehe ich dem Impuls mich zur Wehr zusetzen und sehe ihn einfach nur an. Vermutlich bin ich viel zu perplex über diese Verwandlung, um sofort zu reagieren. "Du hast wirklich Feuer, Joey." sagt er und ich fühle seinen warmen Atem auf meiner Wange. Er grinst mich amüsiert an. "Ich würde wetten, dass du im Bett abgehst wie eine Rakete." Ich schlucke unwillkürlich und spüre förmlich, dass meine Wangen sich röten. Verdammt, was soll das? Was bezweckt dieser Irre mit dieser Nummer? Für einen Moment bekomme ich Panik, dass er gleich versuchen könnte mich zu küssen. Aber das wäre echt mal verrückt! "Soll ich dir verraten, warum dein Herrchen heute Abend keine Zeit für dich hatte?" höre ich ihn fragen und sofort verwerfe ich meinen letzten Gedanken und starre ihn entgeistert an. Er lacht befriedigt auch als er meinen erschrockenen Blick sieht. "Weil er bei mir war." verkündet Bakura im nächsten Augenblick triumphierend. "Was?" frage ich fassungslos und Bakura leckt sich genüßlich über die Lippen. "Eigentlich wollte er danach noch zu dir, aber ich befürchte, ich habe ihn länger aufgehalten als geplant." redet er schon weiter und ich spüre wie sich alles in mir zusammen zieht. Das kann doch nicht sein. Er lügt. Er muss lügen. Was sollte Kaiba von ihm wollen? "Du hast doch nicht gedacht, dass du der Einzige bist, mit dem der gute Kaiba spielt, oder?" meint Bakura und ich habe das Gefühl, dass alles um mich herum in schwarz getaucht wird. Sein Gesicht verschwimmt langsam vor meinen Augen und scheiße, ich glaube, Tränen stehen mir in den Augen. Mein Herz hämmert hart gegen meinen Brustkorb und ich bin unfähig auch nur einen kleinen Laut von mir zu geben. Ich blinzele, um die Tränen zurück zu drängen und nehme deutlich war, dass Bakura´s Grinsen breiter wird. "Weißt du, Seth und ich hatten früher eine Menge Spaß und ich kann dir sagen..." Die nächsten Worte höre ich nicht mehr. Mit einem Mal ist mein Denken lahm gelegt und ich habe fast das Gefühl, dass ich innerlich zu erfrieren beginne. Das kann doch nicht sein. Kaiba hat gesagt, dass er mit keinem anderen spielt und dass er sich nur mit Bakura unterhalten würde. Ich höre wie ich aufschluchze und schließe unwillkürlich die Augen. Der Gedanke, dass Kaiba und Bakura... Nein, das darf einfach nicht sein. Er lügt. Es ist wieder einmal nur ein fieser Trick von dem Weißhaarigen. Eines seiner Spielchen. Nichts weiter. Kaiba würde nie... Ich spüre kaum, dass sein Griff sich lockert und er mich langsam los lässt. Erst als er sich gänzlich von mir löst und ich nicht länger die Wand im Rücken spüre, komme ich wieder zu mir. Bakura´s Blick ruht noch immer auf mir, aber irgendetwas in seinen Augen hat sich verändert. Er grinst mich nicht länger an, nein, er wirkt erstaunlich ernst und auch wenn ich augenblicklich nicht in der Lage bin, darüber nachzudenken entgeht mir diese Veränderung doch keineswegs. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und mir ist es dabei scheißegal was er darüber denkt. Soll er mich doch ruhig für einen Idioten halten. Das kümmert mich nicht. Mir ist egal was er über mich denkt. Im Moment interessiert mich nur eins und das ist ob an seinen Worten wirklich etwas dran ist. Mein Herz schlägt immer noch viel zu schnell und es tut irgendwie auch weh. Wahrscheinlich schmerzt es, weil es so unkontrolliert rasen muss. Was weiß ich. Ich schlucke hart und gebe mir Mühe wieder ruhiger zu werden und Bakura sieht mir dabei schweigend zu. Erst als ich einen Schritt zur Seite mache, rührt auch er sich. Dieses Mal stellt er sich mir allerdings nicht in den Weg als ich an ihm vorbei will. Dafür hält mich seine Stimme zurück als ich mich anschicke ihn stehen zu lassen. Er hört sich anders an als zuvor. Nicht so ruhig und gelassen wie am Anfang unseres Gespräches, aber auch keineswegs so spöttisch wie eben noch. Ich vermag seinen Tonfall nicht zu deuten. "Er ist gegangen." höre ich ihn sagen und ohne es zu wollen drehe ich mich um. "Kaiba hat gekniffen, wenn du so willst." Verständnislos sehe ich ihn an, verstehe nicht was er mir zu sagen versucht. Er lacht kurz trocken auf und nickt leicht. "Ich wollte mit ihm spielen, aber Kaiba wollte nicht." erklärt er mir im nächsten Augenblick und seufzt. "Tja, wie ich bereits sagte, Geschichte wiederholt sich, Joey." "Was meinst du damit?" frage ich unsicher. Bakura grinst. "Das heißt, dass Kaiba und ich einen Deal hatten, er ihn aber gebrochen hat. Deinetwegen, schätze ich." antwortet er. "Nein, eigentlich weiß ich, dass er es deinetwegen getan hat, aber egal." Ich verstehe immer noch Bahnhof und ich glaube, genauso sehe ich ihn auch an. Was meint er damit? Verdammt, warum kann dieser Irre nicht einmal Klartext reden? Und warum schickt er mich erst in den falschen Film, nur um mir dann zu sagen, dass es nur ein mieser Scherz war? "Wenn ich dir einen Rat geben darf, Joey, dann sag es ihm." höre ich ihn sagen und bevor ich etwas erwidern kann, hat er sich abgewandt und schlendert weiter. "Man sieht sich, Hündchen." ruft er mir im weggehen zu und ich bin viel zu durcheinander, um etwas erwidern zu können oder um mich darüber aufzuregen, dass er mich Hündchen genannt hat, ein Vorrecht, dass ich nur Kaiba einräume. Ich weiß nicht wie lange ich da stehe und ihm nachsehe und wieder geht es mir wie heute Nachmittag als der Pharao mich hat einfach stehen lassen. In meinem Kopf herrscht Chaos und unzählige Fragen schwirren herum wie Mücken, die über verdorbendem Obst kreisen. Oder Geier über ihrem Aas. Hat mir Bakura gerade geraten Kaiba zu sagen, was ich für ihn empfinde? Kapitel 64: Ratschläge ---------------------- "Bakura hat dir geraten, Kaiba deine Gefühle zu gestehen?" fragt Duke nun schon zum zweiten Mal und sieht mich ungläubig an. Ich nicke. "Ja, das hat er und ich habe keine Ahnung was ich davon halten soll, aber das heißt doch, dass er es ihm nicht gesagt hat, sofern er den Teil der Unterhaltung überhaupt mitbekommen hat, oder?" Duke scheint nachzudenken und ich sehe ihn abwartend an. Dann zuckt er mit den Schultern. "Nein, scheinbar nicht." meint er schließlich und ich atme erleichtert auf. Bislang saß ich was das betrifft nämlich wirklich auf heißen Kohlen. Kaiba war nämlich nichts anzumerken. Während den ersten beiden Unterrichtsstunden habe ich ihm förmlich Löcher in den Rücken gestarrt und darüber nachgedacht was Bakura gestern gesagt hat und mich natürlich gefragt ob er Kaiba erzählt hat, was er bei Duke belauschen konnte. Aber nichts an dem Firmenchef deutet auch nur im geringsten darauf hin, dass er etwas von meinen Gefühlen wissen könnte. Wobei das allerdings nichts heißt. Kaiba´s Maske saß perfekt und so wie er mich vor Unterrichtsbeginn angesehen hat, würde man nicht einmal vermuten, dass wir es bislang mehr als einmal miteinander getrieben haben. "Wenn er es ihm gesagt hätte, hätte Kaiba dich sicher schon zur Rede gestellt." meint Duke weiter und ich nicke erneut. Daran hatte ich auch schon gedacht. Aber bei Seto Kaiba weiß man eben nie. "Was meinst du hat Bakura damit gemeint, dass die Zwei einen Deal hätten, Kaiba aber gekniffen hätte?" frage ich den Schwarzhaarigen weiter und Duke verdreht leicht die Augen. "Joey, ich bin kein Experte für das Verhalten von Bakura. Dass ich es hin und wieder mit ihm treibe, heißt nicht, dass ich weiß was in seinem Kopf vorgeht." entgegnet er und ich verziehe unwillkürlich den Mund. Er gibt mir einen leichten Klaps auf die Schulter. "Am Besten fragst du dein Herrchen direkt." schlägt er vor und ich werfe ihm einen giftigen Blick zu. "Klar, Duke, tolle Idee." zische ich ihn an und bemerke jetzt erst, dass Atemu zu uns getreten ist. "Was ist eine tolle Idee?" will der Pharao wissen und ich schlucke als der Blick seiner violetten Augen sich auf mich legt. "Bakura hat Joey gegenüber ein paar Andeutungen gemacht aus denen wir nicht schlau werden." erklärt Duke und ich werfe ihm einen kurzen Seitenblick zu. Allerdings bemerkt er diesen nicht. "Verstehe. Es geht also um Kaiba." sagt der Pharao und ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Müssen wir das Thema jetzt alle erörtern? Hier ist weder der richtige Ort noch der passende Zeitpunkt und überhaupt, wir haben Pause und... "Hast du mit Tea gesprochen?" frage ich den Pharao und nein, nicht nur um ihn von dem Thema abzulenken. Er schüttelt den Kopf. "Ich hatte keine Gelegenheit. Sie geht mir aus dem Weg. Genau wie dir, oder?" Ich nicke. Zwar hat sie mir vor Unterrichtsbeginn knapp zugenickt, aber das war´s auch schon. Sogar während des Unterrichts hat sie es vermieden mich anzusehen und auch jetzt steht sie fernab von uns bei ein paar Freundinnen und es ist deutlich spürbar, dass etwas nicht stimmt. "Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit nach dem Unterricht mit ihr zu reden." höre ich Atemu sagen, aber seiner Stimme entnehme ich, dass er sich augenblicklich wenig Hoffnungen macht. "Ihr solltet ihr Zeit geben, sie muss das erstmal verdauen. Ist ja auch nicht gerade leicht für sie." mischt Duke sich ein und ich nicke. Nein, wahrscheinlich geht´s der lieben Tea mehr als mies. Unwillkürlich wandert mein Blick zu ihr und es versetzt mir einen leichten Stich, dass sie so nah ist und doch so fern. Ich schätze, dem Pharao geht es ähnlich. Er wirkt auch sichtlich betrübt. "Wenigstens mit Tristan redet sie noch normal." meint Duke und lächelt mich an. Ok, ein schwacher Trost, so ist sie wenigstens nicht ganz alleine. Trotzdem wünschte ich, dass die Dinge wieder so wären wie früher. Aber das lässt sich wohl nicht mehr bewerkstelligen. "Was hat Bakura denn gesagt?" will der Pharao wissen und ich seufze. Gerade will ich ihm sagen, dass es nicht weiter wichtig ist, als Duke mir zuvor kommt. "Er hat ein paar Andeutung bezüglich eines Deals mit Kaiba gemacht und naja, irgendwie meinte er auch, dass zwischen ihm und Kaiba was laufen würde..." Erneut werfe ich ihm einen giftigen Blick zu und am Liebsten würde ich ihm ans Bein treten. Muss er das unbedingt mit Atemu erörtern? Hat er gestern nicht selbst Tristan zurecht gewiesen, weil es ihm an Feingefühl mangele? Atemu sieht mich ernst an und irgendwie habe ich das Gefühl, dass seine Augen mir zu sagen versuchen, dass er mich doch gleich gewarnt habe. Er sagt jedoch nichts. "Sag mal, war da früher was zwischen Bakura und Seth?" fragt Duke weiter und ich verspüre das Bedürfnis ihm ganz fest ans Schienbein zu treten. Ja, es juckt geradezu in meinen Fingern. Der Pharao nickt langsam. "Ja, ich glaube die Beiden hatten so etwas wie eine Liaison. Aber an genaueres erinnere ich mich nicht." erwidert er und wieder habe ich den Eindruck, dass dies nicht ganz die Wahrheit ist. Prüfend mustere ich Atemu und ihm scheint mein skeptischer Blick nicht zu entgehen. "All diese Andeutungen von Bakura... du erinnerst dich wirklich an nichts?" hake ich nach. Er schüttelt den Kopf. "Nein, ich weiß nicht was er damit meinen könnte. Da musst du Bakura schon selbst fragen." erwidert er schlicht und ich habe das Gefühl, dass er meinem Blick ausweicht. Aber das ist doch verrückt, oder? Warum sollte Atemu uns etwas verschweigen? Das macht doch keinen Sinn. Ehe ich noch etwas erwidern kann, klingelt es zur nächsten Stunde und ich folge Atemu und Duke zurück in die Klasse. Kaiba sitzt wie immer schon auf seinem Platz, wahrscheinlich hat er den Klassenraum während der Pause nicht einmal verlassen. Seine Finger wandern geschäftig über die Tastatur seines Laptops und für einen Moment beobachte ich sie dabei und stelle mir vor wie sie genauso unermüdlich über meinen Körper wandern. Oh Mann, Joey, reiß dich zusammen. Ich muss mir einen Ruck geben, um ihn nicht weiter anzustarren und mich stattdessen zu meinem Platz zu begeben. Trotzdem wandert mein Blick erneut zu ihm. Erneut frage ich mich, was Bakura wohl gemeint hat und was er mir zu sagen versucht hat als er meinte, dass Kaiba meinetwegen gekniffen hätte. Wovor gekniffen? Kaiba und kneifen - das passt nicht. Ganz und gar nicht. Er hat noch nie den Rückzug angetreten. Gleichgültig um was es ging. Ich glaube, er würde sich eher die Nägel mit einer rostigen Zange rausreißen lassen als klein bei zu geben. Was also kann Bakura gemeint haben? Ich hänge noch immer meinen Gedanken nach als der Unterricht beginnt. Der Lehrer schwaffelt etwas, aber ich bekomme es nicht wirklich mit. Erst als die anderen um mich herum anfangen hektisch ihre Bücher aufzuschlagen, kehre ich in die Gegenwart zurück. Fragend blicke ich zu Tristan. Er grinst. "Seite 218." flüstert er mir zu und ich nicke dankbar. Gleichgültig blättere ich bis zu besagter Seite und stutze. In feinsäuberlicher Handschrift wurde etwas an den oberen Rand geschrieben. Es besteht kein Zweifel wem die Handschrift gehört. So ordentlich schreibt nur Seto Kaiba oder irgendeine Maschine. Ich schlucke und muss die Worte zweimal lesen. Dann wandert mein Blick zu ihm. Er sieht stur geradeaus und zeigt wie immer keinerlei Regung und ich frage mich schlagartig wie ich ihm antworten soll. Dann fällt mir auf, dass seine Nachricht eigentlich keiner Antwort bedarf. Er schreibt, dass er mich sehen will. Heute Abend. Bei sich. So gesehen ist es keine Frage, sondern ein Befehl und er geht davon aus, dass ich ihm folge leisten werde. Ich lächele unwillkürlich. Wie zum Teufel konnte er wissen, dass wir diese Seite aufschlagen mussten? Er muss mir die Nachricht doch während der Pause in mein Buch geschrieben haben. Ich blinzele noch einen Moment irritiert, dann verwerfe ich den Gedanken und füge dem kaiba´schen Dogma eine neue Erkenntnis hinzu. Kaiba hat nicht nur immer Recht. Er weiß auch alles. Und ja verdammt, ich freue mich über die paar Zeilen und wie. Befehl hin oder her, ich werde ihn heute sehen. Ist doch wohl klar, dass meine Vorfreude dadurch geweckt ist, oder? Immerhin hätte ich ihn gestern Abend schon gerne getroffen. Ich muss schlagartig grinsen und wieder einmal vergesse ich darüber alles andere. Es ist als existiere nur noch er und dieses Gefühl in meinem Bauch und erst als ich bemerke, dass Bakura mich zu beobachten scheint, weicht dieses gute Gefühl einem Anflug von Unbehagen und ich senke schnell wieder den Blick. Atemu hat vielleicht Recht. Ich sollte Bakura fragen. Nicht nur wegen dieser komischen Geschichte über Seth, den Pharao und was weiß ich wen. Ja, ich sollte ihn zur Rede stellen. Und am Besten tue ich das noch bevor ich mich heute mit Kaiba treffe. Ich zögere noch einen Moment, blicke dann wieder zu dem Weißhaarigen und stelle erleichtert fest, dass er den Blick wieder seinem Buch zugewandt hat. Dann reiße ich ein Stück Papier aus meinem Block und schreibe Bakura, dass ich mit ihm reden muss. Noch während ich den Zettel zu einer kleinen Kugel zusammen knülle, bin ich nicht wirklich sicher ob ich das echt tun soll. Aber naja, Bakura kann zumindest etwas Licht ins Dunkle bringen, oder? Ich passe einen günstigen Moment ab und werfe ihm den Zettel zu. Einen Moment befürchte ich, dass er ihn einfach zu Boden werfen wird, aber dann sehe ich, dass er ihn langsam entfalltet und sich sogar anschickt zu antworten. Seine Antwort ist kurz und bündig, aber durchaus befriedigend. In der nächsten Pause also. Auf dem Jungenklo. Mein Ungehaben verfliegt zwar nicht, aber es wird erträglicher. Nur, dass ich jetzt zusätzlich nervös bin. Ich meine, was genau soll ich eigentlich sagen? Hey, Bakura, erzählt mir doch mal bitte was das für ne Sache zwischen dir und Seth war und ob du es in der Neuzeit auch mit Kaiba treibst oder treiben willst? Erscheint mir etwas plump. Den Rest der Stunde verbringe ich damit nervös auf meinem Block rumzukritzeln und als es endlich klingelt zucke ich erst einmal zusammen. Bakura erhebt sich und verlässt langsam den Klassenraum und ich folge ihm auf dem Fuße. Ich höre zwar, dass Duke nach mir ruft, aber ich tue so als würde ich ihn nicht höre und einen Moment später stehe ich dem Weißhaarigen auch schon gegenüber. Er grinst und ich schlucke und als die Tür zur Toilette hinter mir ins Schloss fällt, ist mir seltsam zumute. "Was kann ich für dich tun?" will er wissen und lehnt sich lässig an eines der Waschbecken. Ich zögere und versuche mir die nächsten Worte zu überlegen, aber irgendwie finde ich keine richtige Strategie also rede ich einfach los. "Was genau hast du gestern Abend gemeint?" frage ich. Einen Moment lang sieht er mich verständnislos an. Naja, er tut so als würde er nicht wissen was ich meine, aber ich weiß, dass er meine Frage genau versteht. "Was ist das für ein Deal zwischen Kaiba und dir und... " Ich schlucke. "Du willst wissen ob wir es getrieben haben." stellt er fest und ich nicke. Bakura lacht. "Nein, das kann man nicht sagen. Wir haben höchstens ein wenig gefummelt, aber das war´s auch schon. Und wie ich dir bereits gestern gesagt habe, hat sich deinetwegen wohl nicht mehr ergeben." erklärt er mir mit einem lässigen Schulternzucken. "Dann... du wolltest mehr?" frage ich und komme mir ziemlich dämlich vor. Er lacht. "Ich war nicht abgeneigt, wenn du mich so fragst. Kaiba ist aber auch ein appetitlischer Happen, oder?" Ich nicke automatisch und sein Grinsen wird breiter. "Eifersüchtig, kleiner Joey?" fragt er und ich kann es nicht verhindern, dass mein Kopf sofort wieder in Flammen steht. "Dabei könntest du sogar den Pharao haben..." meint Bakura weiter. "Aber ich schätze, du bist nicht wirklich flexibel. Würde auch nicht zu dir passen." fährt er fort und legt den Kopf plötzlich schief, um mich nachdenklich zu mustern. "Ja, du hast wirklich was von einem Hündchen." befindet er und bevor ich etwas erwidern kann, redet er schon weiter. "Du bist deinem Herrchen treu ergeben..." Er seufzt und ich senke den Blick. Ja, ich weiß. Ihr haltet mich sicher für vollkommen neben der Spur. Bin ich ja auch. Normalerweise würde er für so ne Aussage auch ne gehörige Abreibung bekommen, aber wem will ich etwas vormachen? Er hat doch Recht. Ich bin kein Hund, aber ich verhalte mich wie einer. Zumindest, wenn es um Kaiba geht. Treu ergeben, hm, ja so könnte man es wohl ausdrücken. Und glaubt mir, ich weiß wie bescheuert das klingt, aber verdammt, es ist ebenso. Ich bin verliebt in diesen Eisklotz und ich will ihn. Und nicht nur das, ich will ihn für mich allein. Ich will auch nicht teilen, schon gar nicht mit Bakura. "Weißt du, Joey, Eifersucht kann ab und an recht hilfreich sein. Frei nach dem Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft.. Auch ein kleiner Rat von mir." höre ich ihn sagen und starre ihn wieder verwirrt an. Er seufzt theatralisch. "Du bist wirklich süß." meint er. "Aber du scheinst wirklich nicht zu wissen, wie du bekommst was du willst, was?" Widerwillig nicke ich. Hey, er hat doch Recht. Ich hab keinen Plan, wie ich Kaiba sagen soll, dass ich verliebt ihn ihn bin und noch weniger Ahnung hab ich davon, wie ich es wohl schaffen könnte, dass er mich auch irgendwie mag und nicht nur gerne mit mir fickt. Bakura lächelt mich nachsichtig an und einen Augenblick später spüre ich wie er seinen Arm um meine Schultern legt. "Du warst gestern Abend eifersüchtig, oder?" will er wissen und erneut nicke ich widerwillig. "Nun, vielleicht solltest du den guten Kaiba auch etwas eifersüchtig machen. Du weißt doch schließlich so gut wie ich, wie er auf Atemu reagiert... Teilen gehabt ihm nicht. Schon gar nicht, wenn es um den Pharao geht." Ich bin nicht sicher ob ich ihn richtig verstehe. Schlägt er mir ernsthaft vor, dass ich Kaiba eifersüchtig machen soll? Na, mir scheint das keine gute Idee zu sein. Ich weiß noch zu gut, wie er das letzte Mal reagiert hat als von Atemu die Rede war und außerdem habe ich ihm versichert, dass er sich keine Sorgen machen muss. Nein, das erscheint mir alles andere als eine gute Idee. "Aber jemanden eifersüchtig machen zu können, setzt doch voraus, dass derjenige, naja, Gefühle für einen hat..." gebe ich zu Bedenken. Bakura grinst. "Manchmal, mein lieber Joey, merken Menschen erst wie wertvoll ihnen eine Sache ist, wenn sie ihnen aus den Händen zu gleiten droht." erwidert er und ich presse die Lippen aufeinander. "Dass du ihn liebst ist offensichtlich, aber wenn du ihn für dich willst, nun, dann musst du mehr tun als nur ein braves Hündchen sein." Ich denke über seine Worte nach, aber Bakura ist schon einen Schritt weiter. "Willst du Kaiba für dich oder nicht?" fragt er und ich brauche nicht zu überlegen. "Ja." erwidere ich und er lächelt. "Tja, ich kann dir vielleicht helfen." Er zwinkert mir zu und ich habe das Gefühl, dass ich gerade dabei bin einen Pakt mit dem Teufel einzugehen. Kapitel 65: Resümee (Atemu´s Seite) ----------------------------------- "Was denkst du wie unser werter Kaiba mit der neuen Situation umgehen wird?" Bakura sieht mich fragend an und ich verziehe angesichts seines süffisanten Grinsens missbilligend den Mund. Das entgeht ihm natürlich keineswegs, aber er lässt sich dadurch auch keineswegs beeindrucken. Doch dergleichen habe ich auch nicht erwartet. Bakura hat sich noch nie von jemandem einschüchtern lassen. Auch nicht von mir. Und was früher nicht der Fall war, hat sich auch in der Gegenwart nicht geändert. "Wie ich Kaiba kenne, wird er erst einmal keine Ahnung haben wie er die Sache handhaben soll. Emotionen sind nicht gerade seine Spezialität. Ich schätze, er wird ganz schön überfordert sein und natürlich nicht wissen wie er damit umgehen soll." entgegne ich ruhig und Bakura nickt zustimmend. "Ja, er war gestern schon ganz schön durch den Wind." bemerkt er und sein Grinsen wird breiter. Ich frage mich schlagartig, was genau gestern Abend zwischen den Beiden gelaufen ist, noch hat er nicht wirklich etwas darüber verlauten lassen. Nur Andeutungen, aber das ist eben seine Art und er weiß genau, dass es mich ärgert, wenn er das tut. Er versucht mich zu zwingen nachzufragen. Auch ein Spiel, dass ihm über die Maße gefällt und ich muss zugeben, dass es mir schwer fällt, augenblicklich nicht nachzugeben und die Frage zu stellen. Ich weiß, dass er sie erwartet. Er lauert schon die ganze Zeit. "Ob es tatsächlich ein so kluger Schachzug war ihm das zu sagen..." Ich bedenke ihn mit einem skeptischen Blick. In dem Punkt hat er ohne mein Wissen gehandelt und mir erst hinterher erzählt, dass er Kaiba über Joey´s Gefühle aufgeklärt hat. Eigentlich widerspricht dies unserer Abmachung, aber es war zu erwarten, dass Bakura sich nicht wirklich an die Regeln halten würde. Dennoch muss ich gestehen, dass dieses eigenmächtige Handeln mich nicht unbedingt erfreut hat. Zumal ich diesen Schachzug nicht wirklich für klug erachte. Er aber zuckt mit den Schultern. "Ich hielt es für eine hübsche Idee." erwidert er und ich werfe ihm einen scharfen Blick zu. "Eine hübsche Idee mit der du vielleicht alles zunichte machst." entgegne ich und er lacht. "So pessimistisch kenne ich dich gar nicht, Pharao." bemerkt er und seine Augen funkeln belustigt. "Ich habe Kaiba diese kleine Information gegeben, weil ich genau wie du weiß, dass er damit heillos überfordert ist. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal wie er sich Joey gegenüber jetzt verhalten soll. Ich würde wetten, dass gerade die verschiedenen Phasen der Verdrängung einsetzen. Wahrscheinlich versucht der gute Kaiba sogar zu analysieren, wie das passieren konnte, als gäbe es irgendwelche logischen Gründe für Gefühle." Erneut lacht er kurz auf und ich seufze. "Trotzdem hätte ich es begrüßt, wenn du dich vorab mit mir abgesprochen hättest. Immerhin arbeiten wir bei dieser Sache ausnahmsweise einmal zusammen, Bakura." erkläre ich ausdrücklich und er stöhnt genervt auf. "Herrje, ab und an bedarf es etwas freier Improvisation, Atemu. Zudem weißt du, dass ich nicht gut darin bin, mich an Vorgaben zu halten. Ich agiere spontan." erwidert er und ich schüttele leicht den Kopf. "Vielleicht bricht uns deine Sponanität bei dieser Sache aber das Genick." kontere ich und für einen Moment sehen wir uns nur an. Ein Kräftemessen, dass ich nur zu gut kenne und wie eh und je scheint er mehr als gewillt es zu gewinnen. Ich habe allerdings keineswegs vor, ihm klein bei zu geben. Schließlich ist er es, der seufzt und den Blick abwendet. "Du wirst sehen, dass meine Rechnung aufgehen wird. Also beruhig dich und vertrau mir einfach." Bei den letzten Worten verzieht sich sein Mund zu einem spöttischen Grinsen und mir entgeht keineswegs die Ironie, die in seinen Worten mitschwingt. "Gegenseitiges Vertrauen ist nicht unbedingt die Stärke unserer Zusammenarbeit, Bakura." Eigentlich überflüssig ihn darauf hinzuweisen, er weiß es schließlich selbst nur zu gut. Wieder funkelt es in seinen Augen belustigt auf. "Dann beruhig dich einfach nur und wart ab was passiert." meint er gelassen und ich seufze. Noch immer brennt diese bestimmte Frage auf meiner Seele und ich muss mir auf die Zunge beißen, um sie nicht doch zu stellen. Bakura ist aber auch wirklich ein Fall für sich. Kein Gegner hat mir je so zugesetzt wie er und nicht einmal Kaiba vermag es mich so aus dem Konzept zu bringen wie er. Bei Kaiba weiß ich stets woran ich bin. Ich kenne seine Motivation, seine Vorgehensweise, ja, vielleicht kenne ich in manchen Dingen sogar besser als er sich selbst und das nicht, weil er Seth´s Wiedergeburt ist. Aber Bakura ist ein Fall für sich. Das war er immer und daran wird sich nichts ändern und selbst dieser Burgfrieden, den wir augenblicklich geschlossen haben, vermag es nicht gewisse Dinge zu ändern. Ich spüre wie er mich mustert und hege den Verdacht, dass er ganz genau weiß was in mir vorgeht und dass es ihm gefällt, dass ich mit mir hadere, weil ich nicht verbergen kann, dass es mich brennend interessiert was genau zwischen Kaiba und ihm gelaufen ist. Wie weit sie dabei gegangen sind, hat er mir nach wie vor nicht verraten. Nur ihre Unterhaltung in Ansätzen wiedergegeben. "Dir muss wirklich viel an dieser Sache liegen, wenn du dich dafür sogar mit mir verbündest." höre ich ihn sagen und wieder lächelt er mich amüsiert an. Es ist nicht das erste Mal, dass er das anmerkt und er hat natürlich Recht. Mir liegt viel an dieser Sache. Vielleicht mehr als er nachvollziehen kann. Ich bezweifle ohnehin, dass er mich wirklich versteht. Für ihn ist das hier nur ein weiteres Spiel und hätte er keine eigenen Interessen bei dieser Sache, er hätte nicht eingewilligt, mit mir zusammen zu arbeiten. Bakura und ich in einem Team. Selbst für mich, der ich mich immer für Teamwork ausspreche und sogar Kaiba darüber schon Vorträge gehalten habe, ist das absurd. Ich erwidere nichts, aber das ist auch keineswegs nötig. "Ich hoffe nur für dich, dass der süße, kleine Joey nie erfährt, was du hinter seinem Rücken so treibst, Atemu. Das könnte sonst ganz böse für dich ins Auge geben." sagt er und ich schenke ihm ein spöttisches Lächeln. "Als ob du dir darüber wirklich Sorgen machen würdest..." Er zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Glaub es oder lass es. Das kümmert mich nicht weiter. Ich gebe nur zu bedenken, dass du ein gefährliches Spiel spielst." erwidert er gelassen. "Ein Spiel, dass du durch deine spontanen Aktionen unnötig gefährdest oder war es unbedingt notwendig, die Angelegenheit an der Schule auszuplaudern?" Ich kann es nicht verhindern, dass meine Stimme sich etwas erhebt. Er seufzt. "Fängst du damit wieder an..." brummt er genervt. "Ich habe dir bereits erklärt, dass es ein wichtiger Bestandteil meiner Strategie war und bevor du mich mit weiteren Fragen löcherst, erinnere ich dich daran, dass ich bei dieser Angelegenheit durchaus meine eigenen Interessen nicht aus den Augen verliere." "Diese Aktion hast du einfach nur zu deinem puren Vergnügen in die Wege geleitet, denn ich sehe keinerlei Nutzen dahinter. Weder für dich, noch für mich und darüber hinaus hast du mir unnötigen Ärger eingehandelt. Ich hatte nämlich nicht die Absicht, Tea dermaßen vor den Kopf zu stoßen." Ich erhebe mich und funkele ihn wütend an. Wir haben bereits über diesen Punkt gesprochen und ich weiß auch jetzt, dass er keineswegs Einsicht zeigen wird, aber augenblicklich bin ich wütend und seine Lässigkeit macht es nicht wirklich besser. Bakura stöhnt auf und verdreht dabei die Augen. "Die Kleine fängt sich schon wieder und früher oder später hättest du ihr ohnehin sagen müssen, dass sie sich keine Hoffnungen machen muss. So gesehen müsstest du mir dankbar sein. Ich habe dir ein Bürde abgenommen, großer Pharao." Großer Pharao. So nennt er mich nur, wenn er es auf die Spitze treiben will und ich kann ihm gratulieren, es ist ihm gelungen. Ich schnelle nach vorne und packe ihn am Kragen. "Du wirst nicht noch einmal in einem Anflug von Spontanität meine Mission gefährden, Bakura." erkläre ich ihm mit Nachdruck und meine Stimme duldet keinen Widerspruch. Ich sehe wie es widerspenstig in seinen Augen auflodert. Doch dieses Mal widerspricht er nicht. Er verdreht nur erneut die Augen und ich lasse ihn los. Für eine Weile herrscht Schweigen und ich vermeide es ihn anzusehen. Dann fühle ich förmlich wie er erneut zu grinsen beginnt. "Na, willst du wissen was ich mit Kaiba gemacht habe?" fragt er und ich schlucke hart. Ich muss mich zwingen ihn nicht anzusehen. "Lass doch die Spielchen, Atemu. Ich weiß doch genau, dass du es nicht erwarten kannst, die Details zu hören. Du brennst doch darauf zu erfahren wie weit ich mit dem lieben Kaiba gekommen bin." lacht er und ich verspüre den Wunsch ihm den Hals umzudrehen. Ich funkele ihn wütend an, aber ihn beeindruckt das wieder einmal nicht im Mindesten. Genüßlich leckt er sich über die Lippen und ihn seinen Augen glüht unwillkürlich etwas auf. "Na, gekommen ist er schon einmal." Kapitel 66: Argwohn (Kaiba´s Seite) ----------------------------------- Na, überrascht? Hoffe ich doch. Aber denkt nicht, dass die Sache so einfach zu durchschauen ist. Wie gesagt, Bakura hat seine eigenen Interessen. Und... nein, ich verrate lieber nicht mehr. Ich muss zugeben, mir wächst der gute Kura mehr und mehr ans Herz. Ich mag ihn in dieser zwielichtigen Rolle. Passt irgendwie zu ihm. ^^ Merci an dieser Stelle mal wieder für die süßen Kommis! Wortlos blicke ich auf das Display des Handys und lese die Nachricht zum vierten Mal. Der Köter hat mir gerade geschrieben und teilt mir mit, dass er heute keine Zeit hätte mich zu sehen. Er hätte bereits andere Pläne und es täte ihm leid. Ich lese die Nachricht noch ein fünftes Mal und ja, sie irritiert mich. Nicht, dass daran etwas seltsames wäre. Im Gegenteil. Für seine Verhältnisse hat sich der Kläffer über die Maße gut artikuliert und jede Form der Höflichkeit auch eingehalten. Dennoch verspüre ich ein seltsames Gefühl als ich die Mitteilung überfliege. Zugegeben, ich kann nicht grundsätzlich erwarten, dass das Hündchen Zeit hat, wenn es mir beliebt, auch wenn dem bislang der Fall war und es ist auch gut möglich, dass er tatsächlich verhindert ist. Aber wenn ich mich recht erinnere, dann konnte ich ihn grinsen sehen als er meine Nachricht in seinem Buch entdeckt hat und dieses Grinsen hatte ich als eindeutiges Zeichen dafür gewertet, dass er nicht nur Zeit für ein Treffen hätte, sondern auch Lust darauf. Und nun teilt dieser Streuner mir mit, dass er andere Pläne habe. Was soll das sein? Kartenspielen mit Muto? Abhängen mit Taylor? Nein, er kann mich doch nicht ernsthaft wegen solch einem Unsinn versetzen. Aber was sollte er sonst wichtiges vorhaben? Unruhig laufe ich in meinem Büro auf und ab und so sehr ich mich auch dagegen wehre weiter darüber nachzudenken, kann ich meine Gedanken doch nicht in eine andere Richtung lenken. Bislang hat er mir nie abgesagt. Ja, er ist selbst dann zu mir gekommen, wenn er zuvor noch bei Devlin war und ich ihm spontan geschrieben habe. Warum also jetzt nicht? Und warum zerbreche ich mir darüber den Kopf? So nötig habe ich es nun auch wieder nicht und selbst wenn, ich könnte überall Zerstreuung finden, wenn ich wollte. Unwilkürlich beiße ich mir hart auf die Unterlippe. Ich weiß, dass letzteres ein kläglicher Versuch ist mir etwas vorzumachen. Seit gestern weiß ich schließlich, dass Wheeler die einzige Art von Zerstreuung ist, die wirklich von Erfolg gekrönt ist. So sehr es mir auch widerstrebte mir das einzugestehen, es ist schlicht und ergreifend eine Tatsache. Die halbe Nacht habe ich wachgelegen und darüber nachgedacht, mich bemüht andere logischerer Erklärungen zu finden, aber ohne Erfolg und heute morgen um 03:47 Uhr war ich dann an dem Punkt angelangt, an dem ich mir eingestehen musste, dass kein Zerstreuung mir je solches Vergnügen bereitet hat wie Wheeler es vermag. Und ja, ich bin mir im klaren darüber wie erbärmlich das ist. Schließlich bin ich Seto Kaiba, ich kann alles tun und lassen was ich will, ich kann mir kaufen was ich möchte und doch ist es ausgerechnet dieser elende Köter, der es vermag mir das zu geben, wonach ich verlange. Würde ich wie Muto an die absonderlichen Wege des Schicksals glauben, wäre ich nun geneigt diesem einen grausamen Hang zur Ironie einzugestehen. Nichts desto trotz lässt sich ein Seto Kaiba auch durch solch eine niederschmetternde Erkenntnis nicht aus der Fassung bringen. Zumindest nicht langfristig. Nun denn, dann ist es eben so. Ich genieße das Zusammensein mit diesem Köter. Und wenn schon? Er hat schließlich durchaus seinen Nutzen und ungeahnte Fähigkeiten, wie er mehrmals unter Beweis gestellt hat. Und herrje, bislang war es auch keinerlei Problem mir auf diesem Wege Zerstreuung zu verschaffen, immerhin musste ich Wheeler keineswegs dazu zwingen. Der Köter war mehr als willig. Auch eine Seite, die ich außerordentlich an ihm schätze. Dieser lüstererne, zu allem bereite Hundblick ist einfach... Ich schlucke schwer als ich spüre, dass mir das Blut augenblicklich wieder in die Körpermitte schießt. So weit ist es also tatsächlich schon gekommen. Ich werde alleine schon durch Gedanken an das Hündchen erregt. Frustriert lasse ich mich wieder auf meinem Sessel nieder und frage mich erneut, was der Köter wohl wichtigeres zu tun hat, als sich mit seinem Herrchen zu treffen. Wenn Bakura tatsächlich die Wahrheit gesagt hat, dann müsste das Hündchen doch Purzelbäume schlagen, wenn ich Zeit für es finde, oder? Aber vielleicht hat dieser unselige Dieb auch gelogen. Ich meine, wer sagt mir, dass es sich tatsächlich so verhält? Dass Wheeler sich in mich verliebt hat? Doch aus irgendeinem Grund glaube ich dem Weißhaarigen. Zumal ich auch keinerlei Veranlassung für ihn sehe, mich zu belügen. Nein, es muss wahr sein. So unglaublich es auch klingen mag, dass sich ein Wheeler in einen Kaiba verliebt, das Verhalten des Hündchen stützt diese Behauptung zusätzlich. Doch das erklärt keineswegs warum dieser Köter mich nun versetzt! Schlagartig fällt mir ein, dass Bakura angemerkt hat, dass dieser selbsternannte Pharao von Muto keineswegs gewillt ist, sich mir geschlagen zu geben, selbst nachdem Joey ihn über seine Gefühle für mich in Kenntnis gesetzt hat. Ja, Bakura hat weiterhin erzählt, dass Muto alles nur mögliche zu unternehmen gedenke, um dem Hündchen klar zu machen, dass seine Gefühle lediglich auf einer vorübergehenden Verwirrung beruhen. Zugegeben, es wäre durchaus möglich, dass Wheeler augenblicklich noch verwirrter ist als sonst, aber selbst der Köter müsste in der Lage sein eine kurzfristige Gefühlsverirrung von Verliebtsein zu unterscheiden und überhaupt, was erdreistet sich dieser Spielezwerg, die Möglichkeit, dass Wheeler tatsächlich Gefühle für mich hat in Frage zu stellen? Diese emotionale Regung mag vielleicht nicht gerade nachvollziehbar, ja, sogar unverständlich sein, aber das spricht ihr dadurch doch keinesfalls ihren Gehalt ab. Was, wenn Muto gerade weiter sein Netz ausspinnt und das Hündchen ihm dumm wie es nun einmal ist, in seine Fänge geraten ist? Herrje, warum kann ich an nichts anderes denken als an Joey Wheeler? Fast schon aggressiv drücke ich auf eine Taste an meinem Telefon und fast sofort höre ich die monotone Stimme meiner Sekretärin. "Sie wünschen, Sir?" fragt sie. Ich verkneife mir ein genervtes Stöhnen. "Welche Termine stehen für heute noch an?" frage ich ohne weitere Umschweife. Ich höre das Rascheln von Blättern und wie sie scheinbar ein paar Tasten betätigt. "Der Aufsichtsrat erwartet noch ihre Auslegungen zur..." "Absagen." unterbreche ich sie unwirsch. "Natürlich, Sir." erwidert sie und wartet auf weitere Instruktionen. "Ich werde heute früher Schluss machen. Ich habe noch etwas zu erledigen. Alle wichtigen Anrufe leiten sie an Roland weiter." Ich warte keine Antwort ab, sondern schließe den freien Kanal und fahre den Laptop runter. An Arbeit ist augenblicklich ohnehin nicht zu denken. Den ganzen Nachmittag konnte ich meine Gedanken schon mehr schlecht als recht auf die Akten konzentrieren, die Roland mir immer wieder anschleppte. Zu sehr beschäftigte mich Bakura´s Aussage über Wheeler und natürlich das Hündchen an sich. Ich klappe den Laptop zu und erhebe mich langsam. Noch während ich mir meinen Mantel überstreife, frage ich mich was ich überhaupt vor habe. Es ist keineswegs meine Art überstürzt das Büro zu verlassen und normalerweise agiere ich auch nicht ohne irgendeinen Anflug von Strategie, aber im Grunde weiß ich längst, was ich zu tun gedenke. Ich werde zu Wheeler fahren und herausfinden, warum er mich versetzt. Ja, eventuell werde ich ihn auch zur Rede stellen, zumindest wenn seine Begründung nicht befriedigend ist. Natürlich bin ich mir im klaren darüber wie albern ich mich verhalte, aber ich verdränge den Gedanken schlagartig mit aller Macht und sage mir, dass ich schließlich ein Recht habe meinen Besitz im Auge zu behalten. Schließlich habe ich als Besitzer Verantwortung und man kann nie wissen welchen Unsinn dieses dumme Hündchen wieder einmal anstellt. Mein Verstand gibt sich natürlich nicht wirklich mit dieser fadenscheinigen Begründung zufrieden, aber ich ignoriere seine logischen Einwände, bemühe mich allerdings nicht ganz so schnell aus dem Büro zu gehen wie ich es eigentlich gern tun möchte. Fehlt gerade noch, dass ich aus der Corporation flüchte, nur um nach dem Köter zu sehen. Es reicht schließlich schon, dass ich gestern Abend den Rücktritt angetreten bin. Das ist schon peinlich genug. Ich wette Bakura grinst immer noch und ich spüre erneut wie Wut in mir aufsteigt, wenn ich daran zurück denke. Wut auf den Weißhaarigen, auf Wheeler, aber vor allem auf mich selbst. Wie hätte ich den vorhersehen können, dass ich ausgerechnet wegen diesem Streuner einmal ein schlechtes Gewissen bekommen würde? Hätte ich ihm doch nur nie gesagt, dass ich nicht mit anderen neben ihm spiele. Was hat mich in dem Augenblick nur geritten? Wie konnte ich Wheeler sozusagen ein Exklusivrecht einräumen? "Nun, Seto, weil er es verdient, aber das weißt du selbst." vernehme ich wieder diese kleine Stimme und gebe ein ungehaltenes Geräusch von mir. Manchmal könnte ich meinen Verstand verfluchen. Besonders, wenn er wie jetzt bemüht ist, mir die Dinge begreiflich zu machen, die ich eigentlich gar nicht wissen will. Natürlich weiß ich, dass Wheeler dieses Exklusivrecht verdient, gleichgültig wie lächerlich das klingen mag. Warum? Herrje, ich könnte unzählig mehr oder weniger vernünftige Gründe dafür anführen. Zum einen macht es unglaublichen Spaß mit ihm zu spielen. Zum anderen muss ich gestehen, dass er mehr als befriedigend ist. Verdammt noch mal, Sex mit Wheeler ist verboten gut. Aber vor allem, weil er mein Hündchen ist. Gerade will ich den Motor starten als mein Handy geht. Widerwillig ziehe ich es aus meinem Mantel und melde mich. "So ungehalten, Kaiba? Harter Tag, was?" Bakura lacht. Genervt zische ich ihn an: "Was willst du?" "Ich weiß nicht ob dein Ton mir gefällt, Seto..." versucht er mich doch tatsächlich zu tadeln. "Bakura!" unterbreche ich ihn unwirsch und erneut lacht er. Vermutlich hört er die Anspannung in meiner Stimme nur allzu deutlich heraus. Doch das kümmert mich gerade herzlich wenig. "Vielleicht interessiert es dich, dass dein Hündchen gerade mit dem Pharao unterwegs ist." erzählt er mir in einer Seelenruhe, dass sich meine Hand, mit der ich das Handy an mein Ohr halte, schlagartig verkrampft, fast befürchte ich, dass ich das Gehäuse eindelle. "WAS?" presse ich hervor. "Die beiden sitzen im "La vie", das ist ein kleines Café... " hebt er an mir die Sachlage näher zu erklären, doch ich unterbreche ihn ungehalten. "Ich weiß was das ist." Ich schreie förmlich ins Handy und klappe es im nächsten Moment zu. Also tatsächlich! Er verstetzt mich wegen Muto! Ich drehe den Zundschlüssel und der Motor heult auf. Ich achte nicht auf das dröhnende Geräusch oder darauf, dass die Reifen quietschen. Ich fahre los und mein Finger umklammern krampfhaft das Lenkrad. Kapitel 67: Stille ------------------ "Ich wusste, dass es keineswegs leicht werden würde, mit ihr zu reden, aber dass sie so abblocken würde..." Atemu schüttelt leicht den Kopf und ich spüre geradezu, dass ihm seine Begegnung mit Tea noch immer nachgeht. Wie er bereits Duke und mir während der Pause angekündigt hatte, hat er versucht nach dem Unterricht mit Tea zu reden. Allerdings mit mäßigem Erfolg, wie er mir gerade erzählt hat. Ehrlich gesagt hatte ich auch nichts anderes erwartet. Gut, ich hatte gehofft, dass Tea, so vernünftig wie sie sonst in allem ist, vielleicht verstehen würde... Ja, was verstehen? Dass sie sich in dem Menschen, in den sie sich geliebt hat, so getäuscht hat? Gott, wie das klingt. Ich meine, er hat ihr ja nie etwas vorgemacht. Er hat nie mit ihr gespielt oder sie wissentlich im falschem Glauben gelassen. Zumindest sofern ich des beurteilen kann. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass er ihr je Hoffnungen gemacht hätte. Hey, er hat ja nicht einmal einen eigenen Körper! Aber ich schätze, ich kann dennoch irgendwie verstehen wie es Tea geht. Sie fühlt sich betrogen, auch wenn das nicht stimmt. Schließlich haben weder Atemu noch ich ihr diesen Umstand absichtlich verschwiegen. Wir wussten wohl beide einfach nicht, wie wir es ihr sagen sollten und naja, das galt ja auch nicht nur für sie. Tristan hat es ja auch erst Dank Bakura´s Intentionen erfahren. Doch wir hätten es ihr letztlich sagen sollen. Ja, ich hätte es ihr sagen müssen. Immerhin ist sie meine beste Freundin und ich wusste, dass sie Gefühle für Atemu hat. Andererseits er hätte genauso... Ach, verflucht. Die Sache ist auch wirklich alles andere als leicht. Aber ich glaube dem Pharao, dass er ihr nie weh tun wollte und es ist ihm deutlich anzusehen, wie nahm ihm das alles geht. "Was hat sie denn gesagt?" frage ich zaghaft. Er seufzt. "Nicht viel. Dass sie sich dumm vorkommt und dass sie nicht verstehen kann, dass..." Er bricht ab und schluckt. Ich nicke. Ich glaube, ich weiß was er sagen will, was sie ihm gesagt hat. Tea kann nicht verstehen, warum wir ihr nicht früher davon erzählt haben, warum wir zugelassen haben, dass sie es auf diesem Weg erfahren hat. Einen Moment herrscht betretenes Schweigen und ich weiß nicht was ich sagen soll, ob es überhaupt etwas gibt, dass ich sagen könnte. Ich bezweifle es. Schon verrückt. Eigentlich bin ich jetzt mit Kaiba verabredet und naja, ich wäre augenblicklich auch viel lieber bei ihm, auch wenn ich glaube, dass der Pharao mich augenblicklich braucht. Bakura meinte, ich solle mich rar machen. Ich solle nicht immer gleich springen, wenn das Herrchen pfeift. Kaiba würde nur merken was er an mir hat, wenn ich nicht immer und jeder Zeit sofort zu seiner Verfügung bereit stehen würde. Irgendwie klang das einleuchtend. Zumindest in dem Moment. Also habe ich Kaiba per Sms abgesagt und mich entschuldigt, weil ich etwas anderes vorhätte. Dabei hatte ich nichts vor. Immerhin hatte ich mich seit seiner Nachricht darauf gefreut, ihn zu sehen. Dass ich jetzt hier mit Atemu sitze, ist im Grunde Zufall. Ich war gerade auf dem Heimweg von Duke als ich den Pharao traf und gleich merkte, dass ihn etwas bedrückt und naja, auch wenn die Dinge zwischen uns nicht mehr so leicht sind, so sind wir doch Freunde und als er dann von Tea anfing, da konnte ich ihn doch nicht einfach stehen lassen. Immerhin betrifft es mich auch irgendwie. Tja und nun sitzen wir hier, aber viel weiter sind wir keineswegs und ich schätze, das kommen wir auch nicht. "Duke hat Recht, sie braucht einfach etwas Zeit. Das ist schon ne harte Nuss für sie. Ich meine, ist ja auch nicht so leicht, wenn man feststellt, dass der Angebetete nicht auf Frauen steht. Für ein Mädchen muss das echt schwer sein. Bei ner Frau kann man irgendwie noch in Konkurrenz treten, denk ich mal, aber bei nem Kerl?" Ich zucke unsicher mit den Schultern und Atemu nickt langsam. "Vermutlich hast du Recht, Joey. Ich verstehe ja auch, dass sie verletzt ist und es tut mir leid, dass ich sie so enttäuschen muss. Du weißt wie viel mir an Tea liegt und wennn ich auf Frauen stehen würde, nun, ich schätze, dann wäre sie auch meine erste Wahl." Er lächelt zaghaft und ich grinse. "Noch vor Ishizu?" Sorry, aber das kann ich mir nicht verkneifen. War doch eindeutig, wie die ihn während des BattleCityTuniers angesehen hat, oder? Und dann immer dieses "Mein Pharao" - Hallo! Eindeutiger geht´s wohl gar nicht. Wobei ich der Tussi echt nicht traue. Die hat sich schließlich auch irgendwie an Kaiba rangemacht, oder? Nächtliche Museeumsbesuche, ständiges Zutexten... Sagt jetzt nicht, dass ich wie ein eifersüchtiges Huhn reagiere, die Frau wäre nicht abgeneigt gewesen. Alleine schon wie seinen Namen gesagt hat. Ok, es war nicht gerade ein kluger Schachzug ihn im Duell schlagen zu wollen, aber wer weiß was sie sich dachte. So ganz richtig war sie ja nicht. Egal... "Ja, Joey, auch vor Ishizu, auch wenn ich die Frage nicht ganz verstehe." erwidert der Pharao und ich winke ab. "Vergiss es, Alter." Ich lache noch kurz, dann werde auch ich wieder ernst. "Ich wünschte, wir könnten irgendwas tun, aber das können wir nicht. Nur abwarten und hoffen, dass Tea darüber hinweg kommt. Es lässt sich ja auch nicht ändern, oder?" Er schüttelt leicht den Kopf. "Nein." "Sag mal, Atemu. Diese Geschichte von Bakura..." hebe ich an. Er lächelt. "Die hat es dir angetan, was?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß nicht, irgendwie beschäftigt mich die Story. Ich frag mich auch, was Bakura damit meint und warum er sie überhaupt erzählt hat. Ich meine, das muss doch irgendeinen Zweck haben, oder?" "Hm." Er scheint zu überlegen. "Schwer zu sagen, warum er sie dir erzählt hat. Da ich leider nicht genau weiß worum es dabei geht, kann ich dir auch nicht sagen, was er damit bezweckt. Sicher ist jedoch, dass er seine Gründe haben wird, sie dir zu erzählen. Aber ich würde mir darum an deiner Stelle keine großen Gedanken machen. Durchaus möglich, dass Bakura dich nur damit verwirren wollte." Er zuckt leicht mit den Schultern und ich nicke. Vermutlich hat er Recht. Zudem... was geht mich diese Geschichte an? Mag sein, dass Bakura Recht hat und sich gewisse Dinge wiederholen, aber hey, das ist doch nichts neues, oder? Und Kaiba gibt sicher nichts auf diese Story. Kaiba. Ich schlucke unwillkürlich. Ob es wirklich eine gute Idee war das Treffen abzusagen? Ich bin mir nicht mehr so sicher. Vielleicht hätte ich mich doch nicht von Bakura dazu überreden lassen sollen. Kaiba und Eifersucht... Ich weiß nicht ob er da wirklich so richtig liegt. Andererseits, vielleicht ist es wirklich nicht so schlecht, wenn ich nicht immer gleich springe, wenn er Zeit hat. Herr hin oder her, es könnte ja auch wirklich sein, dass ich was anderes vor habe, oder? Trotzdem habe ich augenblicklich ein komisches Gefühl und wenn Kaiba wüsste, dass ich gerade mit Atemu zusammen bin, ich glaube kaum, dass ihm das sonderlich schmecken würde. Atemu scheint zu merken, dass ich nachdenke, denn er sieht mich fragend an. "Bedrückt dich sonst noch etwas, Joey?" will er wissen und ich lächele. "Nein, nicht wirklich... es ist... ach, nicht weiter wichtig." Ich glaube nicht, dass es angebracht ist, mit ihm dieses Thema zu besprechen. Ich meine, ich kann doch nicht ausgerechnet mit ihm darüber reden, dass ich mir Gedanken mache, wie ich Kaiba dazu kriege sich auch in mich zu verlieben. Das wäre doch mehr als grausam, oder? Nein, das kann ich nicht bringen. Aber Atemu sieht mich weiterhin forschend an. "Sag schon was dich bedrückt." fordert er mich auf und ich seufze. "Bei der Sache kannst du mir nicht helfen, Atemu." erwidere ich und er nickt wissen. "Also geht es um Kaiba." stellt er fest. Ich erwidere nichts, aber ich schätze, dass ist auch nicht nötig. Eine Weile sieht er mich nachdenklich an. "Ich habe dir bereits gesagt, wie ich diese Sache einschätze. Ich glaube, du tust dir selbst keinen Gefallen, wenn du weiterhin darauf hoffst, dass er... " Er beendet den Satz nicht, aber ich verstehe ihn natürlich auch so. Ich schenke ihm ein gequältes Lächeln. "Ja, vielleicht. Aber was soll ich machen? So tun als hätte ich diese Gefühle nicht? Ach, lassen wir das Thema einfach, ok?" "Keiner kennt Kaiba vermutlich so gut wie du, Joey. Und keiner weiß wie grausam er sein kann. Wenn du wirklich denkst, dass sich daran was ändern könnte, dann..." Ich falle ihm schlagartig ins Wort. "Er ist gar nicht so grausam!" widerspreche ich vehement und für einen Augenblick irritiert es mich tatsächlich, dass er ausgerechnet dieses Wort benutzt hat. Gut, ich weiß, dass er im Gegensatz zu Yugi Kaiba anders betrachtet, aber ihm Grausamkeit zu unterstellen... Nein, das passt nicht. Natürlich weiß ich, dass Kaiba nicht gerade der angenehmste Zeitgenosse ist, aber wirklich etwas fieses hat er im Grunde doch nie getan, oder? "Er ist nicht immer so, wie wir ihn kennen." setze ich erneut an und Atemu mustert mich aufmerksam. "Weißt du, er kann wirklich..." Ich breche ab und senke den Blick. Herrje, ich wollte doch nicht mit ihm darüber reden. "Was kann er?" fragt der Pharao jedoch. "Sanft sein." entgegne ich fast sofort. "Ja, wirklich. Er hat bei mir übernachtet und naja, da war er alles andere als kalt und sarkastisch. Er war eigentlich ganz nett." Ich zucke leicht mit den Schultern. Ich weiß wie verrückt sich das anhört, dass ausgerechnet ich sowas über Kaiba sage, aber ich sehe es nun einmal so. Gut, er auch seit sich unser Verhältnis geändert hat, auch nicht unbedingt liebevoll oder so. Immerhin hat er mich sogar geschlagen, aber das gehörte doch irgendwie zu unserer Abmachung und als ich bei ihm war, da war er eigentlich wirklich nett, mehr als das. Und ein paar Mal waren seine Küsse und Berührungen auch mehr als sanft, fast zärtlich und naja, ich durfte bei ihm übernachten, in seinem Bett und... "Was wünschst du dir von ihm, Joey?" will der Pharao wissen und beobachtet scheinbar aufmerksam meine Reaktion. Ich zucke erneut mit den Schultern. "Ich weiß es nicht." gebe ich unumwunden zu. "Ich weiß nur, dass ich mich in seiner Nähe gut fühle. Vielleicht wünsche ich mir, dass es ihm auch so geht." Atemu bedenkt mich mit einem seltsamen Blick. "Und wenn du für ihn nur ein Zeitvertreib bist? Und bleibst?" Ich antworte nicht, ich weiß auch nicht wie ich die Frage beantworten soll. "Weißt du eigentlich was er neben eurem kleinen Verhältnis noch treibt? Mit wem er sonst noch..." "Mit niemandem!" falle ich ihm ins Wort und seine Augen weiten sich skeptisch. "Er hat mir selbst gesagt, dass er mit niemandem sonst spielt." erkläre ich und muss unwillkürlich wieder an das denken was Bakura mir gesagt hat. Dass er mit Kaiba rumgemacht hätte, aber sie nicht bis zum äußersten gegangen wären. Ich gebe zu, der Gedanke, dass Bakura und Kaiba irgendwas gemacht haben, gefällt mir keineswegs, aber immerhin kam es nicht wirklich zum Sex, wenn ich den Weißhaarigen richtig verstanden habe und das vor allem nicht, weil Kaiba nicht wollte. Meinetwegen. Das hat Barkura doch gesagt. "Und du glaubst ihm das?" will der Pharao wissen. Ich nicke. "Ach Joey." Er schüttelt leicht den Kopf und einen Moment habe ich den Eindruck, dass er mit sich ringt. Er scheint mir etwas sagen zu wollen, aber nicht sicher zu sein, wie er es sagen soll. Ich sehe ihn fragend an. "Bakura war damals sehr, sehr angetan von Seth." höre ich ihn schließlich sagen. "Und ich habe die Vermutung, dass Bakura Interesse an Kaiba hat. Unabhängig von Seth oder vielleicht wegen ihm, das weiß ich nicht. Aber ich bezweifle, dass die Beiden, wenn sie wie du sagst, zusammenarbeiten, diese Zusammenarbeit nur auf das Geschäftliche beschränken. Zu Bakura würde das keineswegs passen und er ist... nun, lass es mich so ausdrücken, Bakura hat kaum moralische Prinzipien. Verstehst du was ich meine?" Ich nicke langsam. Natürlich verstehe ich was er mir zu sagen versucht und erneut denke ich an Bakura´s Worte. Er hat mir selbst gesagt, dass Kaiba ein appetitlicher Happen wäre und sein Grinsen dabei war eindeutig! Aber warum sollte er mir dann helfen wollen? "Joey?" Atemu´s Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich schlucke hart als er meine Hand ergreift. Der Pharao lächelt mich fast zärtlich an und auch wenn ich einerseits meine Hand gerne zurückziehen würde, so lasse ich ihn doch gewähren. Er ist schließlich mein Freund. Trotzdem hat diese Berührung etwas seltsames an sich und es irritiert mich etwas als er anfängt mit dem Daumen sanft über meinen Handrücken zu streichen. "Ich bin froh, dass du hier bist." höre ich ihn sagen. "Die Sache mit Tea geht mir näher als man vielleicht denkt und es tut gut, nicht allein zu sein. Yugi versucht zwar mir beizustehen, aber ich weiß, dass es für ihn schwer ist und er auch irgendwie zwischen zwei Stühlen steht." Ich nicke leicht und er fährt fort. "Willst du mir heute Abend noch ein wenig Gesellschaft leisten? Weißt du, ich kann jetzt einfach nicht alleine sein." Seine violetten Augen blicken tief in meine und ich weiß nicht so recht was ich darauf sagen soll. Doch schließlich lächele ich ihn an. "Klar, dafür sind Freunde doch da." erwidere ich. Kapitel 68: Arglist (Bakura´s Seite) ------------------------------------ Zufrieden beobachte ich die kleine Szene in dem Café und muss unwillkürlich grinsen. Ich hoffe nur, dass der Pharao sich nicht verrechnet, aber Atemu ist eine gerissene Schlange, auch wenn er immer so harmlos tut. In der Hinsicht sind wir uns vielleicht sogar sehr ähnlich, auch wenn er das natürlich abstreiten würde. Ich nehme den letzten Zug von meiner Zigarette, werfe sie dann zu Boden und drücke sie langsam aus. Wie erwartet, stimmt mein Timing genau. Ich muss nicht wirklich aufsehen, um zu wissen, dass es sein Wagen ist, der gerade um die Ecke biegt. Scheint als habe er es wirklich eilig. Wahrscheinlich hat er ordentlich auf die Tube gedrückt nach meinem kleinen Anruf. Ich warte kurz ab und beobachte wo er zu parken gedenkt, dann schlendere ich gemächlich zu ihm rüber. Im ersten Moment scheint er mich nicht zu erkennen, vermutlich ist er in Gedanken wo anders, nicht bei dem Gesicht irgendeines vorbeigehenden Passanten. Dann jedoch sehe ich, dass seine Augen sich etwas weiten und ja, ich schätze, er ist überrascht mich hier zu sehen. Doch natürlich lässt er sich das nicht wirklich anmerken. Fast schon fasziniert beobachte ich, wie seine Züge in Sekundenschnelle wieder gleichgültig werden und mein Grinsen wird schlagartig breiter. "Ich hoffe, du hast keinen Strafzettel bekommen, Kaiba. Ich hätte dich erst in fünf Minuten erwartet." grüße ich ihn lässig und er bedenkt mich mit einem kühlen Blick. "Und ich hätte mir denken können, dass du hier bist." bemerkt er und schickt sich an an mir vorbei zu gehen. Ich lasse ihn gewähren und folge ihm zu dem Café auf der anderen Straßenseite. Bereits aus der Entfernung dürfte er Atemu und sein Hündchen durch das Fenster deutlich sehen. Ich kann sehen wie sich seine Züge verhärten und sich seine Muskeln schlagartig straffen. Seine Lippen sind zu einer schmalen Linie zusammen gepresst und ich frage mich, was für eine Vorgehensweise er sich in den wenigen Minuten zurecht gelegt hat. Er wird eine Strategie haben. Kaiba hat immer eine. Auch eine faszinierende Eigenschaft von ihm. Einen Moment bleibt er stehen und betrachtet das Bild, dass sich ihm bietet. Ich stelle mich neben ihn und folge seinem Blick. Atemu und Joey sitzen an einem Tisch und scheinen in ihr Gespräch versunken. Das Hündchen lacht als der Pharao etwas sagt und ich höre wie Kaiba scharf die Luft einzieht. "Nun, was gedenkst du zu tun?" frage ich und werfe ihm einen Seitenblick zu. Im ersten Augenblick rechne ich fast damit, dass er meine Frage überhört oder mich absichtlich ignoriert, aber er antwortet mir. Allerdings ohne den Blick von dem Fenster zu nehmen. "Ich werde meinen Besitz zurückholen und diesem Zwerg eine Lektion erteilen." erklärt er und seine Stimme klingt zwar ruhig und kalt, aber mir entgeht keineswegs, dass ein gefährlicher Unterton darin mitschwingt. Sieh an, hier haben wir also eine Schwachstelle in der sonst so unerschütterlichen Selbstkontrolle des Firmenchefs gefunden. Interessant. Aber ich habe nichts anderes erwartet. Dennoch muss ich zugeben, dass es mir einen kaum merklichen Stich versetzt. Ich weiß nicht warum, aber dass ausgerechnet dieser Chaot von Wheeler es vermag, die stoische Gelassenheit von Kaiba ins Wanken zu bringen, gefällt mir nicht wirklich. "Zeit für ein Duell?" frage ich süffisant und er wirft mir einen spöttischen Blick zu. Dass er seine Dueldisk dabei hat, spricht allerdings Bände. Falls er tatsächlich eine Strategie hat, scheint er sie augenblicklich noch einmal zu durchdenken. Genau wie ich erwartet habe. Ich mache einen Schritt vor und stelle mich vor ihn. Die rechte Braue wird umgehend grazil nach oben gezogen und ich grinse ihn an. "Wenn du mit dem Gedanken spielen solltest, in das Café zu stürmen und Wheeler rauszukommandieren oder den Pharao zur Rede zu stellen, nun, dann gebe ich zu bedenken, dass solch eine Szene sicherlich einige Beobachter auf den Plan rufen würde." sage ich betont gelassen und er wirft mir einen scharfen Blick zu, unterbricht mich jedoch nicht. "Immerhin bist du kein Unbekannter und naja, mit deinem Mantel auch alles andere als unauffällig." Ich zwinkere ihm zu und er verdreht genervt die Augen. "Worauf willst du hinaus, Bakura?" fragt er jedoch. "Ich gebe nur zu bedenken, dass ein solcher Auftritt unweigerlich zu einer Szene führen würde und die wäre sicherlich keineswegs uninteressant für die anderen Gäste." erkläre ich ihm ruhig. "Und mal ehrlich, solch ein Auftritt ist doch eigentlich nicht dein Stil, oder? Ich meine, einen Riesenwirbel zu veranstalten, nur wegen diesem Streuner? Hm... " Wie erwartet, denkt er über meine Worte nach und natürlich leuchtet ihm meine Logik ein. Mit Logik ist Kaiba immer zu ködern. Wahrscheinlich wäre er selbst auch auf diesen Gedanken gekommen, würde sein Verstand augenblicklich fehlerfrei arbeiten, aber Gefühle trügen nun einmal die Sinne und das verhält sich auch bei einem Seto Kaiba so. Gleichgültig welches Gefühl gerade in ihm tobt. Wut? Eifersucht? Etwas anderes? Von allem etwas? Ich habe da so meine Theorie. "An deiner Stelle würde ich solch eine Szene vermeiden. Das Hündchen kannst du dir noch früh genug vornehmen und Muto ebenso. Warum also hier und jetzt einen Wirbel veranstalten? Zudem würde man sich vielleicht fragen, warum du solch ein Interesse an dem Streuner hast, oder?" fahre ich mit meiner Erläuterung fort. Sein Blick richtet sich wieder auf die Fensterscheibe und es ist ihm deutlich anzusehen, dass es in seinem Kopf zu rattern beginnt. Ja, der gute Kaiba wägt die Vor- und Nachteile ab und ich weiß zu welchem Schluss er kommen wird. Zu dem gleichen Schluss wie ich. Und so gesehen habe ich doch auch Recht. Er würde Aussehen erregen, wenn er in das Café stürmt und in seiner augenblicklichen Gemütslage wäre er sicher nicht so beherrscht, wie er es sonst ist. Und es sind in der Tat einige Leute in dem Café. Erkennen würde sie ihn auch ohne diesen Mantel. "Und was würdest du an meiner Stelle tun?" fragt er spöttisch und ich zucke mit den Schultern. Ich weiß, dass er das nicht wirklich wissen will. Seine Entscheidung ist im Grunde schon gefallen. Es gehört nur zu seinem Spiel mich das zu fragen und natürlich gehe ich darauf ein. Ich zucke leicht mit den Schultern. "Ich sehe das so, dein Hündchen bedarf einer weiteren Lektion. Die kannst du ihm morgen oder wann immer es dir beliebt erteilen. Und was den Pharao anbelangt... Nun, vielleicht solltest du ihn tatsächlich zu einem Duell herausfordern. Dann könnt ihr die Sache ein für alle mal klären. Doch ich denke, augenblicklich ist weder der richtige Ort noch der berühmte richtige Moment, oder?" Er nickt langsam und ich sehe ihm deutlich an, dass ihm die Idee mit dem Duell gefällt. Sehr sogar. Ach ja, Kaiba, manchmal bist du sogar du durchschaubar. "Woher wusstest du, dass die Beiden hier sind?" fragt er nach kurzem Schweigen. Ich lasse mir Zeit mit der Antwort, krame mein leicht zerknülltes Päckchen Zigaretten aus meiner Jacke und stecke mir eine in den Mund. "Ich dachte, es wäre in deinem Interesse, wenn ich dein Hündchen ein wenig im Auge behalte." entgegne ich gelassen und er mustert mich einen Moment abschätzend. Meine Antwort besagt im Grunde nichts und das weiß er auch. Dennoch hakt er nicht weiter nach, sondern lässt sie so stehen. Vielleicht interessieren ihn meine Beweggründe auch nicht weiter oder er glaubt sie zu kennen. Wie auch immer. "Und natürlich hast du mir aus reiner Nettigkeit, diese Information zugespielt." meint er und lächelt kalt. Ich verziehe leicht schmollend den Mund. "Unterstellst du mir, ich könnte andere Beweggründe haben, Kaiba?" Ich weiß, dass er Gegenfragen verabscheut, aber das hält mich natürlich keineswegs davon ab, eine zu stellen. "Verrat scheint dein Lieblingswort zu sein." bemerkt er spöttisch und ich muss gestehen, ich bewundere ihn in diesem Augenblick für seine Auffassungsgabe. Er bringt die Dinge wirklich mit erschreckender Leichtigkeit auf den Punkt, aber er zeigt mir auch, dass ich auf der Hut sein muss. Nein, Kaiba sollte man nicht unterschätzen. Seth war schon eine harte Nuss, aber nichts im Vergleich zu diesem jungen Mann. Insgeheim frage ich mich, wie es kommt, dass er solch eine Intuition besitzt. Allerdings scheint er diesen Ansatz nicht ganz zuende zu denken. Oder tut er das doch? Schwer zu sagen was in ihm vorgeht. Ich bin sicher, dass er mir keineswegs vertraut. Nein, Kaiba ist alles andere als dumm. Diesen Fehler würde er nicht begehen, aber er hat den Nutzen erkannt, den ich für ihn haben kann und das scheint zu genügen. "Verrat ist so ein gemeines Wort, Kaiba." entgegne ich und ziehe an meiner Zigarette. "Hinterlist gefällt mir besser. Oder Grausamkeit. Klingt irgendwie edeler, findest du nicht?" Er lacht trocken auf und für einen Moment funkelt es in seinen Augen gefährlich auf. "Weißt du, Bakura, was Cäsar über Verrat gesagt hat?" will er wissen und irritiert mich mit dieser Frage doch etwas. Ich schüttele leicht den Kopf. "Nein, aber ich nehme an, dass du es mir gleich sagen wirst." entgegne ich mit einem süffisanten Lächeln. "Ich liebe den Verrat, aber ich hasse Verräter." zitiert er den römischen Imperator und ich nicke zustimmend. Ich verstehe die stumme Warnung, die in diesen Worten mitschwingt durchaus. "Also?" frage ich schließlich, um wieder zurück zum eigentlichen Thema zu kommen. "Was gedenkst du zu tun?" Er blickt wieder zu der Fensterscheibe. "Eigentlich, Bakura, geht dich das nicht das Mindeste an." entgegnet er und ich muss mir ein Lachen verkneifen. "Aber da du nun schon einmal hier bist..." Langsam wendet er mir wieder den Blick zu. "Auf eine Szene kann ich gut und gerne verzichten, aber diese Angelegenheit wird ihre Konsequenzen haben. Aber ich stimme dir zu, hier ist weder der richtige Ort noch der passende Zeitpunkt." Ich bemühe mich ernst zu bleiben und mir meinen stillen Triumph nicht ansehen zu lassen. Genau darauf wollte ich schließlich hinaus. Aber ich schätze, er wäre auch ohne mich zu diesem Schluss gelangt. Wie gesagt, Kaiba stürmt nicht ohne eine ausgereifte Strategie los. Darauf kann man sich verlassen. Er wirft noch einen Blick auf das Café und wendet sich dann wieder um. Ich folge ihm zu seinem Wagen. "Wenn ich mich nicht irre, schuldest du mir noch etwas, Kaiba." sage ich ruhig während er seinen Wagen aufsprerrt. Sofort ist sein Blick auf mich gerichtet. Ich sehe ihn unschuldig an. "Und wie ich die Dinge sehe, hast du augenblicklich Zeit." füge ich hinzu und werfe meine Zigarette zu Boden. Er scheint zu überlegen. Ich wette, dass er an seinen gestrigen Abgang denkt. Ja, dass ihm die Schmach seiner Flucht, denn das war es schließlich, schlagartig wieder in den Sinn kommt. "Ich weiß ja, dass du deinem Hündchen gesagt hast, dass du augenblicklich eine treue Seele bist..." Ich beobachte ihn genau während ich diese Worte sage und ich habe sie auch mit Bedacht gewählt und siehe da, sie verfehlen ihre Wirkung keineswegs. "Aber das wäre zum Beispiel auch eine Art, ihm eine Lektion zu erteilen, oder?" Ich weiß, dass ihm der Gedanke nicht behagt. Ja, ich weiß genau, dass er das normalerweise nicht mal in Erwägung ziehen würde, aber der Köter hat ihn enttäuscht. Ich spüre es. Diese kleine Absage, zu der ich Wheeler geraten habe, in Verbindung mit meiner Offenbarung über Joey´s Gefühle, reicht aus um ihn aus der Fassung zu bringen. Der Eisklotz hat also doch ein Herz. Ein Herz, dass augenblicklich durcheinander ist. Weil es zum ersten Mal etwas empfindet und nicht weiß wie es damit umgehen soll. Das hat fast schon etwas rührendes. Wenn Wheeler wüsste, dass er im Grunde bereits längst das erreicht hat, was er sich so wünscht... Doch das werde ich ihm natürlich nicht auf die Nase binden. "Steig ein." höre ich ihn sagen und er reißt mich damit aus meinen Gedanken. Einen Moment sehe ich ihn fragend an. Er öffnet die Fahrertür und nimmt Platz. Zwei große Schritte und ich bin auf der Beifahrerseite. Er sagt nichts als er losfährt und ich bin nicht sicher ob er sich tatsächlich auf meinen Vorschlag einlässt, aber das tut auch nichts zur Sache. Natürlich wäre es mehr als nur erfreulich, wenn ich doch noch meinen Vorschuss bekommen würde, aber mein eigentliches Ziel ist ein anderes. Doch warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Und so wie er augenblicklich drauf ist, wäre es druchaus möglich, dass er sich darauf einlässt. Und sei es nur, um seine aufkeimenden Gefühle zu unterdrücken. Nun, wir werden sehen. Unwillkürlich muss ich an Atemu denken und schmunzele. Ob ich ihn davon unterrichten müsste, wenn ich zum Vergnügen übergehen sollte? Nicht, dass er es mir wieder als unangebrachte Spontanität auslegt. Kapitel 69: Rückblick (Atemu´s Seite) ------------------------------------- Hier ein kleiner Rückblick. Ich dachte, das Gespräch zwischen Bakura und Atemu, welches zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit führte, könnte recht interessant für euch sein. Na, hat schon jemand Theorien wohin das alles führen wird? ^^ Merci für die lieben Kommis, freut mich sehr, dass euch die Geschichte so gefällt. Ich mag sie auch sehr, deshalb vernachlässige ich auch sträflich meine anderen Projekte, aber wir haben das Ende ja fast erreicht, meine Lieben. Viel Spaß weiterhin!! "Du bittest mich um Hilfe? Dass ich das noch erleben darf." Ich wusste, dass er so reagieren würde. Ich hätte sogar seinen genauen Wortlaut vorhersagen können und auch, dass er auf diese Weise grinsen würde. Augenblicklich gleicht er einem selbstzufriedenen Geier, der eigentlich schon vollgefressen ist, jedoch das nächstes Aas schon erspäht hat. Es kostet mich Kraft, den unverschämten Unterton zu überhören. Dabei bin ich nichts anderes von ihm gewohnt. Gleichgültig in welcher Situation wir aufeinander treffen, er vermag es nicht seinen Spott zu unterdrücken und einmal mehr frage ich mich warum ich mir das überhaupt antue. Aber dann wird mir wieder klar, warum ich hier bin und dass es - so abwegig es auch erscheinen mag - durchaus Sinn macht, ihn um Hilfe zu bitten. "Ich dachte, die Sache könnte dich interessieren." meine ich und versuche gelassener zu klingen als ich tatsächlich bin. Seine Augen weiten sich und ich weiß, dass er mich genau beobachtet. Er lauert. Auch in der Hinsicht erinnert er mich an einen Geier. Aber ich halte seinem forschenden Blick gelassen stand. Er richtet sich langsam auf und ich weiß, dass er sich dabei absichtlich Zeit lässt. Damit versucht er zu unterstreichen, dass ich der Bittsteller bin, was ihm natürlich gefällt. "Ja, vielleicht interessiert mich die Angelegenheit tatsächlich..." meint er immer noch bemüht sich sein Interesse nicht allzu offensichtlich anmerken zu lassen. Ich weiß jedoch, dass er interessiert ist. Ich wusste es bereits bevor sich sehen konnte wie es in seinen Augen aufleuchtete. Er mag mich kennen, aber ich kenne ihn mindestens genauso gut und in vielerlei Hinsicht sind wir uns tatsächlich nicht so unähnlich. "Ich schätze, du hast schon einen Plan parat." Nun sitzt er mir gegenüber und sieht mich ernst an. Ich nicke. "Ja, in gewisser Weise habe ich einen Plan oder sagen wir einen Ansatz." entgegne ich aufrichtig und Bakura nickt. "Na, dann schieß mal los." fordert er mich auf und zündet sich eine Zigarette an. In kurzen Zügern schildere ich ihm meine Überlegungen und er hört geduldig und sehr aufmerksam zu. Als ich geendet habe, sehe ich ihn erwartungsvoll an. Es dauert einen Moment bis er sich zu einem Kommentar herablässt. "So viel kriminelle Energie hätte ich dir gar nicht zugetraut, Pharao." meint er und lacht. Ich schenke ihm einen missbilligenden Blick. "Ich wüsste nicht, was an meinem Plan kriminell sein soll." bemerke ich und muss gestehen, dass ich mich etwas getroffen fühle. Bakura lacht noch immer. "Humor hast du noch immer nicht, aber ok. Lassen wir das Thema. Dir ist hoffentlich klar, dass du dir mit der Nummer ne Menge Ärger einhandeln könntest, oder? Gut möglich nämlich, dass dein kleiner Freund alles andere als begeistert ist." fragt er und ich nicke. "Und du willst es trotzdem durchziehen?" Wieder nicke ich. "Ich habe mir die Sache gut überlegt, falls du darauf hinaus willst und ja, ich bin mir auch über die möglichen Konsequenzen im Klaren. Aber wenn mein Plan funktioniert, dann werde ich mich mit diesen nicht weiter beschäftigen müssen. Und Joey muss nie erfahren, dass ich mich überhaupt auf diese Weise eingemischt habe." erkläre ich ihm ernst und er pfeift. "Na, entschlossen bist du jedenfalls. Wie eh und je." Fast habe ich das Gefühl, dass so was wie Anerkennung in seiner Stimme mitschwingt. Er scheint einen Moment über meine Worte nachzudenken und schließlich legt er den Kopf leicht schief und beäugt mich aufmerksam. "Und wie kommt es, dass du ausgerechnet jetzt auf diese Idee kommst? Ich meine, du bist doch schon länger mit diesem Wheeler befreundet, wenn ich mich nicht irre. Spontaner Anflug von Emotionaliät oder keimt da schon länger etwas?" Die Frage hatte ich erwartet und sie ist natürlich auch verständlich. Allerdings habe ich nicht wirklich eine Antwort darauf. "Es hat sich eben so ergeben. Joey hat mir schon immer sehr viel bedeutet." erwidere ich vage und weiß im gleichen Augenblick schon, dass er es nicht dabei belassen wird. "Ach? So von heute auf morgen? Na, mir soll´s egal sein." Er zieht an seiner Zigarette und inhaltiert tief. Natürlich kann er es sich nicht verkneifen mir den Rauch ins Gesicht zu blasen. Eine Geste, die mich ärgern soll. Etwas, dass er nur zu gern macht. Ich verkneife mir einen Kommentar und weise ihn auch nicht zurecht, sondern sehe ihn weiterhin ruhig und ernst an. "Und du denkst wirklich, dass das funktionieren könnte?" fragt er noch einmal und ich lächele. "Ich bin mir dessen sogar sicher." Wieder denkt er kurz nach. "Ok, so abwegig ist es vielleicht wirklich nicht. Und wenn der kleine Blonde dem männlichen Geschlecht ja gegenüber auch nicht abgeneigt ist... Ich dachte immer er fährt auf diese vollbusige Blondine ab, aber gut. Irren ist menschlich und wenn du sagst, dass er mit Kaiba bereits experimentiert, tja, dann ist die Blondine wohl Geschichte." "Er experimentiert bereits mit Kaiba. Frag nicht wie sich das ergeben hat. Ich weiß es nicht und ich glaube, er weiß es auch nicht wirklich." sage ich. Bakura grinst. "Das glaub ich gern. Der Kleine macht immer so nen verpeilten Eindruck. Schätze, er hat nicht einmal ne Ahnung auf was er sich da eingelassen hat. Und dann auch noch mit Kaiba. Interessante Kombi, wenn du mich fragst. Aber ich hatte immer den Verdacht, dass da noch was im Argen liegt. Mal ehrlich, bei deren Verhältnis war es doch irgendwie offenkundig, dass sie beide irgendwie auf die Herr/Sklaven-Nummer abfahren, hätte nur nicht gedacht, dass sie es je zusammen ausprobieren würden. Kaiba ist ein Naturtalent auf dem Gebiet, kann ich dir sagen. Aber hallo! Und Wheeler... Na, ich kann verstehen was du an ihm findest. Ein perfekter Sklave für den Pharao, wenn man so will." Ich übergehe diese Andeutung und ignoriere auch sein anzügliches Grinsen. "Joey bedeutet mir sehr, sehr viel." sage ich und er nickt. "Schon klar, den Punkt hab ich verstanden, keine Sorge." unterbricht er mich und ich werfe ihm einen ungehaltenen Blick zu. "Entspann dich. Mir ist deine Motivation egal. Was mich interessiert ist, was für mich dabei herauspringt." Schlagartig wird sein Grinsen breiter. Natürlich. Ich hatte keineswegs erwartet, dass er mir selbstlos seine Hilfe gewähren würde. Nein, das ist nicht Bakura´s Art und daran wird sich auch nichts ändern. Ich seufze. "Abgesehen davon, dass du mir einen Gefallen tust?" frage ich süffisant. Er lacht erneut trocken auf. "Oh, es ist mir natürlich eine Ehre, dass ich dem großen Pharao behilflich sein darf, aber diese Befriedigung reicht keinesfalls aus." entgegnet er gelassen. "Und welche Befriedigung wäre ausreichend?" will ich wissen. Sofort sehe ich wie es gefährlich in seinen Augen aufblitzt. "Nun, darüber mache ich mir noch ein paar Gedanken. Immerhin kommt die Sache doch etwas überraschend." erwidert er und ich muss unwillkürlich grinsen. Irgendwie hatte ich genau diese Anwort erwartet. Nun gut, ich bin bereit diese Ungewissheit in Kauf zu nehmen. Das ist mir die Sache mehr als wert und was immer er letztlich verlangen wird, es wird mir ein Vergnügen sein, es ihm zu geben, sofern mein Plan erfolgreich ist. "Welche Rolle genau hast du mir in deinem kleinen Ränkespiel zugedacht?" fragt er schließlich. Ich lächele. "Die Rolle, in der du am Besten bist, mein lieber Bakura." entgegne ich zuckersüß und wieder lodert es kurz in seinen roten Augen auf. "Du schmeichelst mir, Pharao." Gespielt verlegen wendet er den Blick kurz von mir und ich weiß jetzt eindeutig, dass ihm das Spiel bereits jetzt gefällt. So gesehen ist es ja auch einmal etwas neues. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir zuvor je so etwas unternommen haben. Meine Erinnerung ist zwar lückenhaft, aber ich denke, ich würde mich daran erinnern, wenn wir je wegen solch einer Sache packtiert hätten. Unwillkürlich frage ich mich wieder einmal wieviel von meinem vergangenen Leben ich vergessen habe. Bakura´s Blick ist wieder ernst. "Kaiba ist nicht Seth." bemerkt er. Ich nicke. "Das weiß ich selbst." erwidere ich. "Ich wollte nur sicher gehen." meint er gedehnt. "Dann weißt du auch sicherlich, dass Kaiba es auch keineswegs dulden wird, dass man sich einfach so in seine Angelegenheiten mischt. Ich meine, er wird not amused sein, wenn ausgerechnet du ihm in seine Spielchen reinfunkst. Und wie gesagt, er ist nicht Seth. Da ist mit Befehlen nichts. Dem ist deine Herrlichkeit schnuppe." "Keine Sorge, das weiß ich auch. Es ist mir egal ob ihm das gefällt oder nicht. Er wird es hinnehmen müssen." erkläre ich entschlossen und Bakura scheint einen Moment fast erstaunt über die Vehemnez, die ich an den Tag lege. Vielleicht irritiert es ihn, dass ich so energisch bin, weil er nicht verstehen kann, warum dies gerade wegen Joey Wheeler der Fall ist. Wie ich Bakura einschätze, war ihm mein blonder Freund bislang recht egal. Ja, ich bezweifle sogar, dass er ihn weiter groß bemerkt hat, umso erstaunter müsste er daher sein, dass ich allein für Joey bereit bin, mich sogar mit ihm zu verbünden. Schließlich sind wir nicht gerade ein Dreamteam. Doch das weiß er natürlich selbst zur Genüge. "Also, wenn ich dich richtig verstehe, dann soll ich Kaiba übernehmen, während du Joey klar machst?" fasst er meinen Plan zusammen und ich verdrehe instinktiv die Augen. Er bringt mein Vorhaben auf einen wirklich sehr schlichten Nenner. "Klar machen ist nicht der Ausdruck, den ich benutzen würde." erwidere ich. "Aber so gesehen hast du Recht, auch wenn deine Zusammenfassung doch sehr platt ist." "Ach? Und wie würdest du es bezeichnen?" will er wissen, winkt jedoch ab bevor ich etwas antworten kann. "Verzeih, mein Pharao, dass ich nicht deine gewählte Ausdrucksweise habe, ich bin eben nur ein Dieb." Er grinst mich wieder an und ich hasse es, wenn er mit der Sache anfängt. Zumal inzwischen 5000 Jahre vergangen sind und die Karten neu gemischt wurden. Ich bin schließlich nicht länger Alleinherrscher über eine Hochkultur, aber er kann es nun einmal nicht lassen auf den Punkt anzuspielen. Noch nach all den Jahrtausenden bereitet es ihm scheinbar das gleiche Vergnügen wie am ersten Tag und auch wenn seine Dreistigkeit mir des öfteren sogar so etwas wie Respekt abverlangt hat, kann ich doch nicht umhin seine Unverschämtheit zu verfluchen. "Nun? Bist du dabei?" frage ich nach kurzer Pause. Er nickt. "Bin ich. Die Sache könnte durchaus amüsant werden. Und wenn ich auch noch etwas dafür bekomme... und auch noch mit Kaiba spielen darf. Das reizt mich schon eine ganze Weile, muss ich gestehen." Wieder schenkt er mir ein anzügliches Lächeln und ich presse fest die Lippen aufeinander, gehe aber mit keinem Ton auf diese Äußerung ein. "Dann haben wir einen Deal?" hake ich noch einmal nach. "Ja, wir haben einen Deal. Allerdings behalte ich es mir vor, ein paar Änderungen an deinem Plan vorzunehmen." entgegnet er und ich sehe ihn überrascht an. "Was für Änderungen?" Bakura seufzt. "Mein lieber, unwissender Pharao, du magst das Herz der Karten und wegen mir auch Ra auf deiner Seite haben, aber von Hinterlist und Intrigen hast du keinerlei Ahnung. Dein Plan ist schön und gut, aber damit wirst du nicht weit kommen befürchte ich. Aber keine Sorge, ich bin bereit dir Nachhilfe zu geben." Ich fühle geradezu seine Selbstgefälligkeit, aber nun ja, letztlich hat er Recht. Deshalb habe ich mich ja schließlich an ihn gewandt. Wenn es um Ränke und Intrigen geht, dann ist er mir weit voraus. "Gut, ich bin gespannt, wie deine Strategie aussieht." entgegne ich und er ist sichtlich erfreut über meine Worte, auch wenn ich sie keineswegs so demütig sage, wie er es sich wohl wünschen würde. Es reicht schließlich, dass ich mich auf seine Ebene herab lasse. Unwillkürlich frage ich mich wieder ob ich das wirklich tun soll. Rechtfertigen meine Gefühle, dass ich mich in diese Angelegenheit einzumische? Immerhin hat Joey klar Position bezogen, wenn man so will. Er hat mir sogar zu verstehen gegeben, dass er glücklich ist mit dieser merkwürdigen Sache, die ihn mit Kaiba verbindet. Wer bin ich, dass ich es mir anmaßen darf, zu wissen was besser für ihn ist? Aber er kann doch so nicht wirklich glücklich sein, oder? Kapitel 70: Verdacht (Kaiba´s Seite) ------------------------------------ Wieder befinde ich mich in Bakura´s Wohnung, nur weiß ich dieses Mal nicht was ich hier eigentlich tue. Ich weiß, wie ich hier her gekommen bin. Ich bin schließlich selbst gefahren, aber warum ich das getan habe, verschließt sich mir. Noch immer habe ich das Bild vor Augen, dass sich mir vorhin geboten hat. Wheeler und Muto. Muto, der Wheeler´s Hand nimmt. Wheeler, der lacht. Das Bild versetzt mir einen Stich. Einen schmerzhaften, bösen Stich. Ein Gefühl, dass ich nicht auszublenden vermag. Er hat mich also wirklich wegen Muto versetzt. Es ist eine Tatsache, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Und nein, ich verstehe es nicht und es ergibt auch keinen Sinn. "Ich kann hören wie es in deinem Kopf rattert, Kaiba." höre ich Bakura sagen und blicke zu ihm auf. Er steht vor mir und reicht mir ein Glas. Das obligatorische Grinsen liegt in seinem Gesicht. Ich erwidere nichts, nehme aber den Drink entgegen und der Whiskey brennt im nächsten Augenblick in meiner Kehle. Ein wohliger Schmerz und ich leere das Glas in einem Zug. "Willst du mich nicht an deinen Gedanken, teilhaben lassen?" fragt der Weißhaarige und nimmt mir mit einer grazilen Geste das Glas aus der Hand. Ich sehe ihn spöttisch an, aber er ignoriert meinen Blick und schenkt mir wortlos nach. Dann lässt er sich mir gegenüber mit einer geschmeidigen Bewegung nieder und mustert mich sichtlich amüsiert. "Die Angelegenheit scheint dich ganz schön aus der Fassung zu bringen, mein lieber Kaiba." bemerkt er und ich presse unwillkürlich die Lippen fester aufeinander. Er hat Recht. Die Szene hat mich aus der Fassung gebracht. Das lässt sich nicht leugnen. Genauso wenig wie ich abzustreiten vermag, dass ich wütend bin. Wütend und... enttäuscht. Zumindest würde ich das Gefühl, dass ich augenblicklich verspüre so definieren. Ich hatte ihm doch tatsächlich geglaubt als er mir sagte, ich müsse mir wegen Muto keine Gedanken machen. Gut, was Muto anbelangt habe ich nichts anderes erwartet. Es war klar, dass er seine Finger keineswegs ruhig halten würde und die erstbeste Gelegenheit nutzen würde, um sich mein Hündchen zu schnappen. Schließlich hat er mir diesbezüglich eine klare Ansage gemacht, aber dass Wheeler sich darauf einlassen würde, mehr noch, dass er wegen diesem Zwerg eine Verabredung mit mir absagen würde, nein, das hatte ich nicht erwartet. Jeden anderen Grund hätte ich verstanden. Wenn er gesagt hätte, dass er sich um Gardner kümmern müsse oder diesem Taylor bei irgendeinem Unsinn helfen müsse, all das hätte ich verstanden, aber dass er einem Treffen mit mir, Muto vorziehen würde... Abgesehen davon, dass er damit eindeutig gegen die Regeln verstößt, straft er seine eigenen Worte Lügen und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. "Herrje, du gibst ja ein schlimmeres Bild ab als bei der Entführung deines kleinen Bruders. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass..." Er beendet den Satz nicht und ich sehe ihn fragend an. "Was würdest du glauben?" frage ich scharf. Er zuckt leicht mit den Schultern. "Nun, dass dir mehr an diesem Wheeler liegt als du den Eindruck erwecken willst." antwortet er mit einem süffisanten Lächeln. Sofort blitze ich ihn sträflich an. "Ach? Und das schließt du woraus?" Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, bereue ich sie auch schon, denn Bakura wird mir diese Frage beantworten und ich möchte nicht hören was er zu dem Thema zu sagen hat. Aber jetzt ist es zu spät. Also versuche ich mich auf seine Erwiderung vorzubereiten. Es kostet mich Kraft meine Aufregung zu verbergen und herrje, ich weiß gar nicht einmal warum ich so aufgebracht über seine Äußerung bin. Schließlich hat er Recht. Hab ich das gerade wirklich gedacht? Habe ich Bakura zugestimmt bei seiner Vermutung, dass mir mehr an dem Köter liegt als ich zugeben will? "Bravo, Seto. Endlich. Du hast es erfasst! Versuch erst gar nicht zu leugnen. Du weißt, dass es so ist. Dir liegt an Wheeler und deshalb verspürst du auch gerade diesen Stich, wenn du an ihn denkst. Das nennt man Eifersucht. Ein neues Gefühl, nicht wahr?" vernehme ich wieder diese kleine, gemeine Stimme in meinem Kopf und erstarre schlagartig. Selbst Bakura dürfte dieser Umstand nicht entgehen. Eifersucht. Ist es das tatsächlich? "Ich schließe das aus deinem Verhalten, mein lieber Kaiba. Angefangen von der Tatsache, dass du gestern fluchtartig meine Wohnung verlassen hast bis hin zu der Tatsache, dass du durch die halbe Stadt gejagt bist, angetrieben von dem Gedanken, dass dein Hündchen bei Muto ist." höre ich Bakura sagen. Er lächelt genüßlich. "Und wenn ich noch hinzufügen darf, es ist irgendwie beruhigend, dass auch du zu menschlichen Regungen fähig bist. Im Übrigen weist deine Mimik gerade eindeutige Zeichen von Eifersucht auf. Eifersucht gepaart mit Wut. Eine nette Mischung, wenn du mich fragst. Oftmals resultiert daraus so etwas erbauliches wie eine Revanche." Er lacht und greift zu seinem Glas, nimmt genüßlich einen Schluck und ich kann nichts anderes tun als ihn anstarren. Eifersucht. Schon wieder. Ich schlucke hart. Bakura scheint von meinem Verhalten sichtlich amüsiert und ich verfluche mich innerlich selbst, dass ich nicht in der Lage bin, mich wie gewohnt unter Kontrolle zu haben. Und alles wegen diesem Köter. Verdammt, es passt nicht zu mir, dass ich mich so gehen lassen und ausgerechnet jemandem wie Bakura gegenüber meine Deckung sinken lasse. Auch wenn es nur ein wenig ist. So etwas darf mir einfach nicht passieren. Dergleichen ist mir auch noch nie passiert. Nicht einmal bei meiner schändlichen Niederlage gegen Muto habe ich so das Gesicht verloren wie eben als ich Wheeler mit Muto in diesem Café gesehen habe. "Versuch erst gar nicht, die Maske wieder aufzurichten, Kaiba. Augenblicklich wird es dir ohnehin nicht gelingen." meint Bakura und ich funkele ihn wütend an. "Ich kann deine Schwäche für das Hündchen verstehen. Er ist ja auch zu niedlich. Allein diese Augen... Der ultimative Hundeblick." Er lächelt sinnierend in sein Glas und ich nehme einem Schluck aus meinem "Wheeler ist eine Plage, keine Schwäche." zische ich ihn an und vernehme im nächsten Moment auch schon seine lässige Stimme. "Plage, Schwäche... das liegt keineswegs soweit auseinander." höre ich ihn sagen. "Und im Übrigen, Kaiba, die größte aller Schwächen ist, zu fürchten, schwach zu erscheinen. Darüber solltest du vielleicht einmal nachdenken." Meine Hand um das Glas versteift sich und ich fürchte fast, dass es unter dem Druck jeden Moment verbricht. "Erspar mir deine Ratschläge, Bakura, ich bin nicht in Stimmung." Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass er mit den Schultern zuckt. "Wie du meinst." entgegnet er gleichgültig. "Meinetwegen können wir uns vergnüglicheren Dingen zuwenden." Ich verdrehe unwillkürlich die Augen. Natürlich weiß ich worauf er anspielt. Und natürlich weiß ich auch, dass er genau diese Sache gemeint hat als er vorhin so süffisant bemerkte, dass ich auch auf diesem Wege Wheeler eine Lektion erteilen könne. Treue Seele. Ich verziehe widerwillig den Mund als mir seine Worte wieder in den Sinn kommen. Was denkt er von mir? Dass ich dem Hündchen hinterher dackeln würde? Scheinbar. Und bei Gott, das tue ich auch. Verdammt! Was ist eigentlich los mit mir? Irgendwie läuft diese ganze Sache vollkommen aus dem Ruder. "Nun, was ist?" fragt er und schenkt mir einen dieser undefinierbaren Blicke. Einen Moment sehe ich ihn einfach nur an. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht sollte ich Wheeler auf diesem Weg eine Lektion erteilen. Ihm sozusagen die Exklusivrechte entziehen, aber würde ihn das wirklich tangieren? Wenn er jetzt mit Muto... Daran will ich gar nicht denken. Allein der Gedanke bewirkt, dass sich auf einen Schlag alles in mir verkrampft. Ja, vielleicht sollte ich das tatsächlich tun! "Hat er es getan?" frage ich plötzlich und bin selbst überrascht, dass diese Worte aus meinem Mund kommen. Aber auch Bakura scheint irritiert. Seine Augen weiten sich für einen Moment und er sieht mich verwirrt an. "Hat Seth dem Sklaven gesagt, dass er dem Pharao gehorchen soll?" präzisiere ich meine Frage und weiß selbst nicht warum ich ihn das frage. Was kümmert mich schließlich diese dämliche Geschichte? Selbst wenn sie sich zugetragen hat, all das liegt Jahrtausende zurück, es hat mit mir nicht das Geringste zu tun. Bakura vermag es nicht seine Verwunderung über den plötzlichen Themawechsel zu verbergen. Ja, er wirkt als habe ich ihn aus dem Konzept gebracht und insgeheim frage ich mich ob er denn tatsächlich eins hat. Ich würde darauf wetten. Natürlich hat er eins. Genau wie ich unternimmt dieser Dieb nichts ohne irgendeinen Plan, der dahinter steckt. Folglich muss er auch ein Ziel haben. Bislang ging ich davon aus, dass sein einziges Bestreben darin bestünde, Muto fertig zu machen, aber warum dann diese ganze Aktion hier und jetzt? "Was denkst du?" Wieder kommt er mir mit einer Gegenfrage und ich stöhne auf. "Beantworte einfach meine Frage, Bakura. Sonst drängst du mir diese Geschichten auch ungefragt auf. Also, hat der Hohepriester dem Sklaven befohlen sich dem Pharao hinzugeben?" Mein Herzschlag hat sich beschleunigt und ich halte seinem spöttischen Blick gelassen Stand. Einmal mehr führen wir dieses stumme Duell und mehr denn je bin ich entschlossen es zu gewinnen. Schließlich seufzt er und ich halte gespannt den Atem an. Verflucht, warum brenne ich so darauf, zu erfahren was ein obskurer Priester vor 5000 Jahren getan hat? Zumal das alles ohnehin nur ein Märchen ist. "Was denkst du hat Seth getan, Kaiba?" wiederholt er seine Frage. "Beantworte mir die Frage und ich sage dir ob du Recht hast." Kapitel 71: Panik ----------------- "Du hast was getan?" Duke sieht mich fassungslos an und ich schlucke hart. "Joey, das ist wahrscheinlich das Dämlichstes, dass du je getan hast. Echt, Mann. Wie konntest du?" Ich seufze. Genau die Frage stelle ich mir die ganze Zeit. Nein, eigentlich frage ich mich, wie ich nur so dämlich sein konnte. Ich meine, ich hätte doch wissen müssen, dass es ne blöde Idee ist auf Bakura zu hören! Echt jetzt, jede Alarmglocke hätte schrillen müssen, mehr noch! Im Nachhinein weiß ich echt nicht was in mich gefahren ist und Duke hat Recht, das war mit Abstand das Dämlichste, dass ich je gemacht habe. Duke schüttelt den Kopf. "Was hat dich auf die Idee gebracht, dass Bakura dir helfen würde? Ausgerechnet Barkura!" Ich senke zerknirscht den Blick, aber Duke ist mehr als in Fahrt. "Mann, warum hast du nicht vorher mit mir gesprochen? Ich hätte dir gleich sagen können, dass es ne beschissene Idee ist, Kaiba eifersüchtig machen zu wollen. Der Schuss musste doch nach hinten los gehen." "Ich wollte ihn nicht wirklich eifersüchtig machen. Also nicht direkt. Ich dachte nur... naja, dass Bakura Recht hat und es gut wäre, wenn ich mich ein wenig rar mache und das mit Atemu, das ist einfach so passiert. Ich meine, ich hab die Verabredung ja nicht abgesagt, um mich mit ihm zu treffen, das war Zufall!" starte ich einen kläglichen Versuch mich ein wenig zu verteidigen, dabei weiß ich, dass keines meiner Worte die Sache für mich in einem besseren Licht zeigen wird. Ich habe Mist gebaut und was für welchen und ich könnte mit dem Kopf gegen die Wand rennen, weil ich so ein Idiot bin und jetzt wahrscheinlich alles kaputt gemacht habe. "Schon klar, das hab ich verstanden, aber dann auch noch mit Atemu nach Hause zu gehen! Joey! Das konnte doch nur böse enden!!" Duke wirft mir einen strafenden Blick zu und ich schlucke erneut. Fuck, wenn Duke schon so heftig reagiert, dann muss es bei Kaiba noch viel schlimmer sein. "Ich weiß, ich weiß... aber er ist mein Freund und er hat gesagt, dass er nicht allein sein will und ich wollte für ihn da sein und verdammt, wie hätte ich wissen können, dass Kaiba davon erfährt?" Ja, wie hätte ich das wissen sollen? Wenn ich geahnt hätte, dass das passieren würde, das Kaiba je erfahren würde, dass ich mit Atemu unterwegs war, während ich eigentlich bei ihm hätte sein sollen, verdammt, dann hätte ich das doch nie getan. Aber es war wirklich reiner Zufall gewesen, dass ich den Pharao getroffen hatte. Ich hatte vor gehabt den Abend allein zu verbringen, allein, mit meinen Gedanken bei Seto und der Hoffnung, dass er auch an mich denken würde. Doch dann war ich eben Atemu begegnet und naja, der Rest hatte sich einfach so ergeben. Ich hatte es nicht darauf angelegt und wie gesagt, wie hätte ich auch ahnen sollen, dass Kaiba es erfahren würde. Noch immer ist es mir ein Rätsel, wie er das rausbekommen hat. Scheinbar lässt er mich tatsächlich beschatten, anders kann ich mir das nicht erklären. Aber das er so reagieren würde... "Was genau hat er dir geschrieben, Joey?" will Duke wissen und reißt mich aus meinen Gedanken. Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, Duke die Sms zu zeigen, die ich heute Nacht von Kaiba bekommen habe, aber ich bringe es nicht fertig mein Handy zu nehmen und dieses Sms wieder anzusehen. "Dass er hofft, dass ich meinen Spaß mit Muto habe." erwidere ich mit tonloser Stimme und habe das Gefühl, dass mir Tränen in die Augen treten. Duke´s Reaktion auf meine Worte entnehme ich deutlich, dass er genau wie ich der Ansicht ist, dass die Lage mehr als ernst ist. Die Tatsache, dass Kaiba überhaupt geschrieben hat, war schon eine Überraschung, aber diese Worte... Ok, sie sind sarkastisch, wie man es eben von ihm gewohnt ist, aber irgendwie klingen sie auch enttäuscht und traurig. So kommt es mir jedenfalls vor und als ich sie zum ersten Mal gelesen habe, da verspürte ich einen Stich, wie ich ihn noch nie zuvor gefühlt habe. Es tat so weh, so schrecklich weh, dass mich nicht einmal rühren konnte und die Tatsache, dass ich gerade bei Atemu war als ich die Sms bekam, machte die Sache nicht gerade besser. Im Gegenteil. "Wow." höre ich Duke schließlich sagen und sehe ihn fragend an. Seine grünen Augen blicken mich ernst an. "Der Schuss ging eindeutig nach hinten los." meint er und ich nicke. "Weiß ich selbst, danke." Ich blinzele und versuche ein weiteres Aufsteigen von Tränen zu unterdrücken. Dabei ist das jetzt auch egal. Duke kann ruhig sehen, dass ich kurz vorm heulen bin. Dass ich fertig bin, weiß er schließlich bereits. Dürfte auch kaum zu übersehen sein. Verdammt, wie konnte ich denn nur so dämlich sein? "Er wird mir nie glauben, dass nichts gelaufen ist, oder?" Überflüssig diese Frage zu stellen. Ich kenne die Antwort schließlich. Ich an Kaiba´s Stelle würde es auch nicht glauben. Wenn er tatsächlich weiß, dass ich bei Atemu war, dann wird ihn nichts davon abbringen zu glauben, dass auch etwas zwischen ihm und mir gelaufen ist. Und mal ehrlich, ich würde genauso denken. Ja, ich würde ihm auch nicht glauben, wenn er mir beteuern würde, dass es nicht so ist. "Hast du ihm geantwortet?" fragt Duke und ich schüttele den Kopf. "Ich wusste nicht was ich schreiben soll und Atemu meinte..." Ich verstumme schlagartig als Duke mir einen finsteren Blick zuwirft. "Du hast auch noch mit dem Pharao über diese Sms geredet? Joey, echt jetzt... das ist... mir fehlen die Worte!" Ich seufze zerknirscht. Ja, wohl auch keine Glanzleistung, aber naja, ich war eben bei Atemu als ich die Nachricht bekommen habe und es entging dem Pharao keineswegs, dass ich bestürzt, ach, was sag ich, entsetzt war, nachdem ich die Worte gelesen hatte. Ich schätze, ich habe genauso ausgesehen wie Tea als sie erfuhr, dass der Pharao... "Ist etwas gelaufen?" will Duke weiter wissen und mustert mich forschend. Entsetzt sehe ich ihn an. "NEIN!!" schreie ich fast. "Natürlich nicht. Denkst du ich bin total Banane? Ich wollte für ihn da sein, nichts weiter." Ich weiß nicht ob Duke mir glaubt, sein Blick verrät jedenfalls nichts, aber es ist die Wahrheit. Ja, ich war bei Atemu, ja, ich habe den Abend mit ihm verbracht, aber es ist nichts passiert. Nichts, dass nicht hätte passieren sollen, naja, fast nichts. Aber das ist ne andere Sache und... verflucht, was mache ich jetzt nur? Kaiba wird doch nie wieder mit mir reden, oder? Gott, ich kann mir vorstellen wie wütend er ist und er hat ja auch irgendwo Recht. Ich hätte ihn nicht versetzen dürfen. Immerhin habe ich gelogen, ich hatte schließlich nichts vor. Wie soll ich ihm die Sache denn jetzt erklären? Hör mal, Seto, Bakura meinte, dass es ne gute Idee wäre, wenn ich mich ein wenig rar mache, weil du dich dann vielleicht in mich verlieben würdest, tja, also hab ich unser Date abgesagt und bin dann zufällig deinem Erzrivalen begegnet und weil ich halt nichts besseres vor hatte, dachte ich mir gehe ich mit zu ihm, aber keine Sorge, alles total harmlos. Ach ja, übrigens ich hab mich verliebt in dich! Ganz tolle Idee. Ich kann mir schon vorstellen was er darauf erwidern würde, falls er sich überhaupt noch die Mühe macht. Gott, wie konnte ich ihn nur so enttäuschen? "Es ist nichts gelaufen, Duke, ehrlich nicht." Ich weiß nicht warum ich das so vehement sage, immerhin gilt es keineswegs Duke zu überzeugen. Vielleicht will ich es auch nur wieder für mich besteuern, ich weiß es nicht. Es ist die Wahrheit, dass nichts gelaufen ist. Aber dann kam diese Sms und ich war sofort am Brett und Atemu fing an, mir zu sagen wie unfair Kaiba doch wäre, dass er mir scheinbar nicht vertrauen würde und er meinte auch wieder, dass Kaiba mich nicht verdienen würde und... Und dann versuchte er mich wieder zu küssen. Ok, im ersten Moment wollte er mich sicher nur trösten, immerhin war ich echt fertig, aber dann küsste er mich und ich war so durcheinander. Aber nein, es ist nichts passiert. Ich schwöre es euch. Der Kuss hat mich überrascht, ja, ich habe ihn auch für einen Moment zugelassen, aber dann bin ich getürmt. Wirklich. Ich habe die Flucht ergriffen! Scheint echt ne Gewohnheit von mir zu werden, egal. Jedenfalls bin ich auf und davon und tja, jetzt bin ich hier bei Duke, den ich aus dem Bett geklingelt habe und um zwei Uhr morgens mit meinem Mist nerve. "Ok, es ist nichts gelaufen, aber Kaiba wird dir das sicher nicht so mir nichts dir nichts glauben. Aber wie auch immer, du solltest schleunigst mit ihm reden, Joey. Und vor allem solltest du ihm sagen, dass du ihn liebst. Ja, am Besten erzählst du ihm diese ganze verrückte Geschichte, denn wenn du mich fragst, da stimmt etwas nicht." vernehme ich Duke´s ruhige Stimme und starre ihn fragend an. "Wie meinst du das?" will ich wissen. Der Schwarzhaarige seufzt. "Ich meine, du musst ihm sagen, dass du ihn liebst. Er wird es dir wohl nicht so einfach glauben, aber wenn du es richtig anstellst... Kaiba weiß, dass du ein lausiger Lügner bist." erklärt er, aber ich schüttele den Kopf. "Das meinte ich nicht. Was wolltest du damit sagen, dass da etwas nicht stimmt?" Duke zuckt mit den Schultern. "Bakura hat seine Finger im Spiel. Das sagt eigentlich alles." erwidert er schlicht, aber ich bin nicht sicher ob ich ihm folgen kann. "Keine Ahnung was da im Gange ist, aber es kann nicht einfach ein Zufall gewesen sein, dass Bakura dir diesen Rat gibt und Kaiba dann auch noch mitbekommt, dass du dich mit Atemu triffst. Zugegeben, es ist möglich, dass Kaiba dich beschatten lässt. Er hat die Mittel und paranoid genug wäre er sicher auch, aber dieser dämliche Ratschlag... Echt, Joey, dir hätte klar sein müssen, dass die Nummer nicht aufgehen kann. Ok, rar machen kann sicher ne effektive Methode sein, aber doch nicht bei Seto Kaiba!" Ich höre ihm zu und nicke langsam. An dem was er sagt ist durchaus etwas dran. Wenn ich nicht auf Bakura gehört hätte, wäre das alles nicht passiert. Verdammt, wie konnte ich denn nur so bescheuert sein, zu glauben, dass die Idee mich meinem Ziel näher bringt? Echt, das ist sogar für meine Verhältnisse dämlich. "Du hast Recht. Ich muss mit ihm reden." erwidere ich und greife nach meiner Jacke. Duke seufzt. "Es ist mitten in der Nacht, Joey." bemerkt er. "Ich schätze, es ist besser, wenn du das morgen früh tust. Und jetzt solltest du dich hin legen und versuchen zu schlafen, was ich übrigens auch gern tun würde. Du kannst gerne bei mir pennen und wenn´s sein muss, geh ich morgen auch mit dir zu Kaiba, aber augenblicklich kannst du nichts tun, außer dich beruhigen und dir vielleicht überlegen wie du diesem Eisklotz deine Liebe gestehen kannst." Einen Moment sehe ihn verdutzt an. Wahrscheinlich gebe ich ein saublödes Bild ab. Gott, in der letzten Zeit bin ich aber auch so was von neben der Spur. Aber er hat natürlich Recht. Jetzt planlos loszustürmen und zu Kaiba zu gehen, wäre sicher keine gute Idee. Nein, im Gegenteil. Wahrscheinlich schläft der schon längst und muss schon bald wieder aufstehen. Aber ich schätze, dass ich heute Nacht kein Auge mehr zutun werde. Dafür bin ich viel zu aufgeregt. Ich meine, was mache ich denn, wenn er mir nicht glaubt? Wenn er so wütend ist, dass er unsere Sache sogar beendet? Dann hab ich alles verloren. Nicht nur die Hoffnung, dass er mich vielleicht auch irgendwann ein wenig gern haben könnte. Doch daran darf ich nicht denken. Duke hat Recht. Ich muss mit ihm reden und vor allem muss ich ihm sagen, was ich für ihn empfinden. Ob er es mir glauben wird, keine Ahnung. Aber sagen muss ich es. Und ich hoffe, dass er mir glaubt. Auch dass ich nichts mit Atemu gemacht habe. Warum musste ich den Pharao auch treffen? Das war echt ein mieses Timing. Mieser als mies. "Du weißt ja wie du die Couch ausklappst, oder?" fragt Duke und ich nicke. "Dann gute Nacht. Und keine Sorge, das wird schon." Er schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, dass ich gequält erwidere. Na, so zuversichtlich wie er bin ich nicht wirklich, aber naja. Positiv denken und hey, Joey Wheeler gibt schließlich niemals auf, oder? Kapitel 72: Konversation (Bakura´s Seite) ----------------------------------------- Hallo ihr Lieben! 200 Kommis! Wow. Ich danke euch. Damit hätte ich nie gerechnet. Bevor jemand enttäuscht ist: was zwischen Kaiba und Bakura vorgefallen ist, werde ich euch keineswegs vorenthalten. Keine Sorge. Und natürlich erfahrt ihr auch, was es mit Kura´s kleiner Geschichte auf sich hat. Wir näheren uns ja langsam dem Ende, wie ersichtlich sein dürfte. Also wünsche ich euch viel Spaß beim letzten Akt sozusagen, der hiermit eingeläutet wird. Einen schönen 2. Advent! "Du hast dir also den Kleinen durch die Lappen gehen lassen?" frage ich Atemu und schüttele leicht den Kopf. Er erwidert nichts, aber das ist auch nicht notwendig. "Also wirklich, wie konnte das denn passieren? Die Situation war doch mehr als perfekt." Er wirft mir einen undefinierbaren Blick aus seinen violetten Augen zu und ich schätze, dass er mich gleich wieder irgendwie zurecht weisen wird oder besser gesagt, es versucht. Als würde es mich kümmern von ihm getadelt zu werden. Das hat mich vor 5000 Jahren schon nicht interessiert und jetzt interessiert es mich auch nicht. "Die Sms war übertrieben." bemerkt er und ich zucke mit den Schultern. "Ich hielt es für einen hübschen Einfall." entgegne ich gelassen und lächele den ehemaligen Pharao an. Wahrscheinlich fällt die Aktion wieder unter "unangebrachte Spontanität". Ich seufze innerlich. Der Pharao ist aber auch ein humorloser Knochen. Ich fand meinen Einfall brilliant. Gut, vielleicht etwas theadralisch, aber hätte er die Situation zu nutzen verstanden, würden wir jetzt nicht hier sitzen und diskutieren. "Woher weißt du eigentlich, dass ich sie geschrieben habe?" fällt mir plötzlich ein und Atemu schenkt mir ein süffisantes Lächeln. "Weil er dergleichen nicht schreiben würde." erwidert er ruhig. Ich überlege einen Moment. "Hm. Eigentlich dachte ich, dass meine Wortwahl seine Sprechweise treffen würde." Ja, das habe ich wirklich gedacht und abgesehen davon, war es alles andere als leicht an Kaiba´s Handy zu kommen und dann auch noch eine Nachricht damit zu schreiben ohne, dass er es merkt. Der Pharao lächelt noch immer. "Hast du auch, aber wie gesagt, er würde dergleichen nicht schreiben. Kaiba würde sich nie zu so etwas herablassen, auch wenn er es denken würde. Immerhin drückten die Worte weitaus mehr aus als man auf den ersten Blick meinen könnte." erklärt er mir gelassen. "Und dieser Umstand entging auch Joey keineswegs." "Das die Worte mehr besagen, war mir durchaus bewusst." entgegne ich. Ich bin schließlich nicht von gestern. "Aber du hast die Wirkung falsch berechnet." widerspricht der Pharao und ich seufze. "Meine Idee hätte funktioniert, wenn du dich nicht so dämlich anstellen würdest." kontere ich und werde sofort mit einem sträflichen Blick bedacht. "Ach? Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Ihn anketten?" will er wissen und mir entgeht der feine Spott in seiner Stimme nicht. Sieh an, ich schaffe es noch immer ihn zu reizen. Ich grinse ihn genüßlich an und nicke. "Zum Beispiel. Wäre eine Maßnahme gewesen und er scheint ja auch darauf zu stehen." lache ich und Atemu verzieht missbilligend den Mund. "Das mag vielleicht bei deinen Spielpartnern funktionieren, Joey ist etwas anderes und nachdem du unnötigerweise diese Sms geschrieben hast, waren seine Gedanken schlagartig bei Kaiba." Ich stöhne genervt auf. "Herrje, das war ja auch Sinn der Aktion, du Witzfigur von einem Pharao. Du hättest nur darauf aufbauen müssen und ein wenig Zwietracht sähen. Der Kleine ist so leicht zu beeinflussen." Also wirklich. Jetzt macht er mich auch noch dafür verantwortlich, dass sein Teil der Sache nicht funktioniert hat. Dabei ist es allein seine Schuld. Würde er ein wenig mittdenken, müsste ich nicht alles alleine machen. Verdammter Pharao, ich hätte es wissen müssen. "Du hättest mich auch vorab in deine Pläne einweihen können!" erwidert er und ich spüre, dass mir gleich der Kragen platzt. Mit einem Satz bin ich auf den Beinen. "Also ein wenig eigenes Denkvermögen hätte ich schon von dir erwartet. Du wolltest meine Hilfe, nicht dass ich alles alleine mache." entgegne ich wütend. Atemu seufzt und lehnt sich unbeeindruckt von meinem wütenden Ausdruck leicht in seinen Sessel zurück. Schlagartig ist er wieder ganz der erhabene Pharao und ich spüre wie mein Blut zu kochen beginnt. "Dir ist doch hoffentlich klar, dass du Joey damit dazu gebracht hast, reagieren zu müssen, oder?" fragt er nüchtern und ich fahre mir mit der Hand durch das Haar. "Natürlich." Hält er mich für bescheuert? Ist doch logisch, dass das Hündchen jetzt am Zug ist. "Und hast du bei deinen Überlegungen bedacht, dass er jetzt vielleicht schon zu Kaiba unterwegs ist, um ihm die Sache zu erklären?" Einen Moment sehe ich ihn nur an. Die violetten Augen dringen förmlich in mich. "Vorstellbar." entgegne ich knapp. "Dann müsste dir wohl auch bewusst sein, was das bedeutet?" will er weiter wissen. "Sozusagen hast du ihn geradezu in Kaiba´s Arme getrieben, Bakura." "Und du denkst, dass der gute Seto ihm seine Erklärung so einfach glauben wird?" Ich lache trocken auf. "Kaiba war auf 180 als er euch zusammen sah. Er war sogar bereit eine Szene zu riskieren." Ich bedenke den Pharao mit einem amüsierten Grinsen. "Du hättest ihn sehen sollen. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle und glaub mir, er wird keine Erklärung von Wheeler einfach so schlucken. Dafür ist er zu enttäuscht von seinem Hündchen." Triumphierend funkele ich Atemu an. Doch er hält meinem Blick gelassen stand. "Du unterschätzt Joey. Er gibt niemals auf." entgegnet er. "Und was du scheinbar auch nicht bedacht hast, Bakura, ist die Tatsache, dass deine kleine Rolle bei dieser Sache heraus kommt, wenn Joey mit Kaiba spricht. Oder denkst du ernsthaft, dass die Beiden nicht eins und eins zusammen zählen werden? Immerhin hast du Joey diesen Rat gegeben und du warst es, der Kaiba zu dem Café bestellt hat." Ich verschränke die Arme vor der Brust und verziehe trotzig den Mund. "Natürlich weiß ich das, mein Pharao." entgegne ich barsch. "Aber das tut nichts zur Sache. Falls Kaiba Joey überhaupt zuhört, mag es möglich sein, dass meine Beteiligung bei dieser Sache ans Licht kommt, aber selbst wenn? Ich habe Joey einen Rat gegeben, und? Mit eurem Treffen habe ich nichts zu tun, falls du das vergessen haben solltest und das wird Joey auch bestätigen. Er denkt immerhin, dass es Zufall war, dass ihr euch getroffen habt. Zudem denke ich, dass die Beiden augenblicklich andere Sorgen haben als sich über meine Rolle Gedanken zu machen. Wie gesagt, der gute Seto ist wütend und enttäuscht und selbst ich vermag es nicht wirklich abzusehen wie er nun mit dieser Situation umgehen wird." Schweigend starren wir uns an und ich weiß, dass er über meine Worte nachdenkt. Er mag mit einem Teil seiner Argumentation Recht haben, aber wie immer lässt er den Weitblick vermissen. Aber er war noch nie in der Lage wirklich langfristig über den Tellerrand zu blicken. Wie er je Pharao werden konnte ist mir ein Rätsel. Ein Glück für Ägypten, dass Seth das Amt schließlich übernommen hat. Wer weiß was mit dem Land passiert wäre, wenn dieser Amateur noch weiter das Zepter in der Hand gehalten hätte. Bei Ra, solch einen Mangel an Phantasie habe ich noch nie gesehen. "Nun gut, wie du meinst. Wir werden sehen." sagt er schließlich und ich frage mich, was er in diesem Moment wirklich denkt. Seine Augen verraten nichts. "Mag sein, dass du Recht hast. Dennoch war diese Aktion wieder einmal überflüssig." Ich gebe einen verächtlichen Laut von mir, sage jedoch nichts. Soll er denken was er denken will. Ich bin keine seiner Marionetten. Und ich habe ihm auch von Anfang an gesagt, dass ich mir einige Freiheiten herausnehmen werde, was seinen Plan betrifft. "Dann kannst du jetzt ja erzählen, wie dein Abend so war." Kaum habe ich seine Worte vernommen, muss ich auch schon grinsen. Ich weiß, dass er darauf brennt zu erfahren, wie weit ich mit Kaiba gekommen bin, aber natürlich kann er sich die Blöße nicht geben, mich einfach zu fragen. "Nun, bei mir lief alles nach Plan. Genauso wie ich es wollte." entgegne ich daher schlicht und beobachte amüsiert, wie sich seine Züge verhärten. Er presst die Lippen aufeinander und wir beide wissen, dass er Einzelheiten wünscht. "Kaiba und ich hatten einen sehr vergnüglichen Abend." fahre ich fort und lächele ihn anzüglich an. "Warum musstest du ihm und auch Joey eigentlich diese alte Geschichte erzählen?" fragt er plötzlich, was mich für einen Moment irritiert über den raschen Themawechsel. Ich zucke mit den Schultern und lasse mich wieder auf dem Sessel ihm gegenüber nieder. "Ach, das ergab sich einfach." entgegne ich, aber im nächsten Augenblick weiß ich, dass er es nicht dabei belassen wird. Dafür ist sein Blick zu ernst und seine Augen haben sich auch verdunkelt. "Denkst du wirklich, dass ich dir das abnehme?" fragt er ungewohnt spöttisch. "Denk was du denken willst, Atemu." zische ich ihn wütend an. "Und überhaupt, was hast du für ein Problem damit? Ich denke, du erinnerst dich nicht daran was damals passiert ist." Erneut grinse ich ihn triumphierend an. Einen Augenblick herrscht Schweigen und ich weiß, dass ich einen Treffer gelandet habe. Wir beide wissen, dass er sich genauso gut daran erinnert wie ich. Warum er seinen Freunden gegenüber behauptet, dass er es nicht könne, weiß ich nicht. Er wird seine Gründe haben und ich muss zugeben, dass ich die bislang noch nicht wirklich durchschaut habe. "Mein Problem ist, dass ich dir nicht traue, Bakura." höre ich ihn schließlich sagen. "Aber das ist an sich nichts neues." Er lächelt und irgendwie gefällt mir das gerade gar nicht. "Ach? Und das fällt dir gerade erst ein?" frage ich sarkastisch. Wenn er denkt, dass er mich mit diesem undefinierbaren Blick aus der Ruhe bringen könnte, dann hat er sich geschnitten. "Wir haben beschlossen bei dieser Sache zusammen zuarbeiten, Bakura." meint er und beugt sich nun etwas vor um mir genau in die Augen zu sehen. "Und wir beide haben einen Nutzen davon, wenn wir unser Ziel erreichen. Ich würde es daher begrüßen, dass du weniger an deinen Gewinn denkst und ich mehr auf die Sache konzentrierst. Wenn du gestern Abend einen Spaß mit Kaiba hattest, sei dir das gegönnt, aber du kennst ja das alte Sprichwort: Wie gewonnen, so zerronnen!" Ich verziehe leicht schmollend den Mund. "Ich habe unsere Abmachung keineswegs vergessen, Atemu." entgegne ich kühl. "Dann ist ja gut. Denk nicht, dass du deinen Gewinn einstreichen kannst, wenn ich meinen nicht bekomme. Das eine steht und fällt mit dem anderen." Dieser alberne Pharao. Ich seufze abgrundtief. "Das ist mir wohl bewusst. Und ich bin dir wieder einmal einen Schritt voraus, Atemu. Aber das ist ja nichts neues. Selbst wenn Joey Kaiba davon überzeugen kann, dass nichts zwischen euch vorgefallen ist, denkst du umgekehrt wird es sich ebenso verhalten?" Ich lecke mir genüßlich über die Lippen. "Meinst du nicht, der kleine Joey wäre sehr enttäuscht, wenn er erfährt wo Kaiba die letzte Nacht verbracht hat? Na, ich hoffe, dass du, wenn er davon erfährt, wenigstens in der Lage sein wirst, dich seiner anzunehmen. Das dürfte doch nicht zuviel verlangt sein, oder?" Befriedigt stelle ich fest, dass er sprachlos ist. Er wirkt fast erschüttert. Kann es sein, dass er diesen Punkt nicht bedacht hat? Oh je, der Kleine muss scheinbar noch eine Menge lernen. Aber wenn wir mit dieser Nummer fertig sind, wird er um einige Erkenntnisse reicher sein. Vor allem aber wird er wissen, dass er mich keineswegs unterschätzen sollte. Er wollte dieses Spiel spielen, ich habe ihn gewarnt. "Dann hast du..." Er beißt sich hart auf die Unterlippe. Ich entgegne nichts. "Wie ich bereits sagte, es verläuft alles zu meiner absoluten Zufriedenheit. Genau wie ich es geplant habe. Dein Pech, wenn dir das Gesamtbild entgeht, Pharao." Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. "Und was diese kleine Geschichte von damals anbelangt... Sie hat durchaus ihren Nutzen. Und wie gesagt, Kaiba ist nicht Seth, oh nein, ganz eindeutig ist er nicht Seth." Diesen Punkt habe ich letzte Nacht unwiderruflich feststellen können. Ja, alle Zweifel sind ausgeschlossen. Einerseits bedauere ich den Umstand in gewisser Weise. Schließlich hatte ich mit Seth eine Menge Spaß, aber der gute Kaiba ist auch nicht ohne. "Du wirst also dafür sorgen, dass Joey davon erfährt." Er hat sich wieder gefasst und mustert mich nun abschätzend. Ich seufze. "Mein lieber Atemu, ich habe das Ziel genau vor Augen. Da fällt mir ein, ist nächste Woche nicht dieses Schulfest?" Ich grinse erneut als er mich irritiert anblinzelt. "Ja, aber was hat das mit unserer Sache zu tun?" will er wissen. Ich schüttele leicht tadeln den Kopf. "Weil ich glaube, dass das der perfekte Tag für den krönenden Abschluss unserer Mission ist." entgegne ich gelassen. Erneut mustert er mich skeptisch. "Wenn du die Güte hättest, mich an deinen Gedanken teil haben zulassen..." Ich lache. "Ich glaube, es ist besser, wenn du nicht so viel darüber weißt. Immerhin hast du dir dann auch nichts vorzuwerfen." erwidere ich vergnügt. "Da siehst du mal, wie ich für dich mitdenke, mein Pharao." Kapitel 73: Plädoyer -------------------- "Herrje, Joey, komm mal wieder runter. Du machst mich noch wahnsinnig!" Entschuldigend sehe ich Duke an. "Sorry, ich bin einfach aufgeregt." entgegne ich und er nickt. "Schon klar, versteh ich ja auch, aber du hilfst keinem, wenn du wie ein Gummiball durch die Gegend hüpfst. Komm lieber mal wieder unter und konzentrier dich auf den Gespräch mit Kaiba." Ich nicke. Ich weiß ja, dass er Recht hat. Aber was soll ich denn machen? Ich habe die ganze Nacht nicht wirklich ein Auge zu getan und nach dem vielen Kaffee, den ich jetzt intus habe, ist an still sitzen ohnehin nicht zu denken. Und allein der Gedanke, Kaiba jetzt gegenüber zu treten, macht mich mehr als nervös. Immerhin hängt von dem Gespräch eine Menge ab. "Mokuba hat gesagt, dass er zuhause ist." höre ich Duke sagen. "Na, das ist doch schon mal gut." Ich weiß zwar nicht was er damit sagen will oder warum das gut ist, aber immerhin werde ich das Ganze nicht länger aufschieben müssen. Wenn´s nach mir gegangen wäre, hätte ich es letzte Nacht schon hinter mich gebracht. "Was hast du dem Kleinen denn gesagt?" will ich wissen. "Ich hab ihn nur gefragt wo sein Bruder ist. Er hat allerdings auch nicht groß weiter nachgefragt." antwortet Duke und ich nicke. Gut, dann wird Kaiba auch nicht flüchten. Herrje, was denke ich denn da? Warum sollte er flüchten? Einmal abgesehen davon, dass er so was ohnehin nie tun würde? Schließlich hat er auch keinen Grund einem Gespräch mit mir auszuweichen, es sei denn natürlich, dass er mich nicht mehr sehen will. Oh Gott, hoffentlich ist es nicht ganz so schlimm. Wenn ich wenigstens die Chance habe, mit ihm zu reden, dann kann ich ihm auch alles erklären und hoffentlich hat Duke Recht und er glaubt mir meine Story. So bescheuert wie die klingen wird, müsste er das eigentlich. Und er sagt ja auch selbst immer, dass ich ein mieser Lügner bin. So einen Unsinn könnte sich auch niemand ausdenken. Je näher wir der Villa kommen, desto unruhiger werde ich. Duke wirft mir immer wieder einen missbilligenden Blick zu, aber ich kann es einfach nicht ändern. Ich bin vollkommen neben der Spur und erst wenn ich mit Kaiba geredet habe, werde ich wieder runterkommen. Zumindest, wenn es mir gelingt ihm die Sache zu erklären. "Vielleicht solltest du ihm nicht unbedingt auf die Nase binden, dass du mit Bakura geredet hast." meint Duke plötzlich und ich sehe ihn erstaunt an. "Könnte sein, dass es Kaiba nicht so gefällt, dass du dich mit ihm über seine Wenigkeit unterhältst, Kaiba ist in der Hinsicht ja manchmal etwas strange." erklärt er weiter und ich nicke. "Ja, vielleicht hast du Recht." entgegne ich nachdenklich. "Und es klingt auch nicht unbedingt glaubhaft, dass du dir ausgerechnet bei ihm Ratschläge geholt hast." gibt Duke weiterhin zu bedenken. "Zudem wissen wir nach wie vor nicht was Bakura eigentlich mit seinem Vorgehen bezweckt, da wäre es vielleicht besser, wenn wir uns in der Hinsicht bedeckt halten und später versuchen das heraus zu bekommen." Wieder nicke ich. Leuchtet ein. Meine Story ist so schon unwahrscheinlich genug, die Tatsache, dass es der Weißhaarige war, der mich überhaupt erst auf die Idee gebracht hat, das Treffen abzusagen, klingt sicher alles andere als plausibel. Immerhin sind Bakura und ich ja nicht gerade Kumpels oder so. "Und was deine Gefühle anbelangt..." hebt Duke an und sieht mich ernst an. "Vermeide Klischees. Ich glaube, darauf kann Kaiba gar nicht. Wird so oder so schon ein harter Brocken für ihn werden, mit Emotionen hat er es schließlich nicht so, also versuch irgendwie trotz allem sachlich zu bleiben." Ich lächele Duke gequält an. Ich weiß, er meint es gut und er hat auch sicher mit allem was er sagt Recht, aber irgendwie hilft mir das gerade nicht wirklich weiter. Im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass meine Nervosität stetig wächst und mein Magen spielt auch schon verrückt. Hätte ich doch nur nicht so viel Kaffee getrunken. Verdammt, auf´s Klo muss ich auch schon wieder. Na, das kann ja heiter werden. Und so wie Duke mir versucht zu helfen, klingt es als müsse ich mich auf ein Treffen der Vereinten Nationen vorbereiten. Fehlt nur noch das er so was sagt wie "Vermeide Blickkontakt" oder "keine schnellen Bewegungen". Unwillkürlich muss ich laut lachen. "Ich bezweifle, dass ich sachlich bleiben kann, Duke." entgegne ich. Er seufzt. "Auch wieder wahr. Na, dann rede einfach frei Schnauze. Kaiba kennt dich ohnehin zur Genüge." sagt er und ich atme tief durch während Duke einen Parkplatz sucht. Gott, ich bin echt froh, dass ich nicht allein zur Villa muss. Das hätte ich sicher auch nicht durchgestanden. Wortlos steigen wir aus und gehen hinüber zu dem schweren Eisentor, dass Kaiba´s Villa von der Straße abgrenzt. Unschlüssig sehe ich Duke an. "Klingel schon." drängt er mich und ich lege unsicher meinen Finger auf den Knopf. Es dauert einige Sekunden bis was passiert. Dann vernehme ich eine sachliche Stimme. "Kaiba Residenz. Sie wünschen?" Ich räuspere mich. "Ähm, hier ist Joey Wheeler. Ich möchte zu Kaiba." Duke verdreht neben mir die Augen. "Duke Devlin und Joey Wheeler, wir sind Klassenkameraden von Seto Kaiba und würden ihn gerne kurz sprechen." übernimmt er das Gespräch. "Einen Moment bitte." kommt die Antwort und ich springe von einem Bein auf das andere. "Was ist, wenn er uns nicht sehen will?" frage ich Duke. Dieser erwidert nichts und ich blicke erwartungsvoll auf die Sprechanlage, was zugegeben etwas dämlich ist, da man schließlich nichts sehen kann. Schon gar nicht was jetzt im Haus passiert. Sekunden lang passiert nichts und ich hab das Gefühl, dass mein Herz mir jeden Augenblick in die Hose rutscht. Dann höre ich wieder einen Knacks in der Leitung und halte die Luft an. "Joey? Duke?" fragt eine bekannte Stimme am anderen Ende des Lautsprechers. "Mokuba!" entfährt es mir erleichtert. Das ist ein gutes Zeichen. Der Kleine wird uns rein lassen. Ganz sicher. "Hey, Kumpel, ja wir sind´s. Wir wollen zu deinem Bruder." sagt Duke und im nächsten Moment wird scheinbar ein Buzzer gedrückt. Zumindest klingt es so. "Kommt rein." höre ich Mokuba sagen und im gleichen Augenblick öffnet sich auch schon das Tor. Mein Herz rast als wir den Weg zum Haus antreten. Meine Hände sind feucht und ich habe fast den Eindruck, dass ich jeden Augenblick kollabiere. Scheinbar sieht man mir das auch sehr deutlich an, denn Mokuba, der uns die Tür öffnet, beäugt mich besorgt. "Alles ok mit dir, Joey?" will er wissen. Ich nicke und versuche zu lächeln. "Hallo Mokuba." Duke grinst den Kleinen an. "Kommt rein. Seto ist im Arbeitszimmer." Der Kleine öffnet die Tür und wir folgen seiner Einladung. Gott, mein Herz schlägt so schnell, ein Wunder, dass ich noch aufrecht zu stehen vermag. Ich müsste wirklich jeden Moment umkippen. Wortlos folgen wir Mokuba zu der Tür hinter der sich Kaiba´s Heiligtum verbirgt. Ich schlucke hart als er anklopft. Das Herein kommt leicht ungehalten, aber Mokuba scheint sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Ohne Zögern öffnet er die Tür und tritt ein. Duke und ich warten einen Moment. "Du hast Besuch, Seto." höre ich den Kleinen sagen und ich schätze das er seinen großen Bruder anstrahlt und ich würde auch wetten, dass Kaiba gerade eine Braue in die Höhe zieht. Er sagt jedenfalls nicht, aber ich denke, diese minimalistische Geste reicht auch aus. "Duke und Joey." verkündet Mokuba und im nächsten Augenblick tritt Duke auch schon ein. Ich folge unsicher. "Hallo Kaiba." grüßt mein Freund den Firmenchef. Ich habe den Blick gesenkt und hebe ihn erst als ich Kaiba "Devlin." sagen höre. Sofort wandert sein Blick zu mir und es ist schwer zu sagen was in ihm vorgeht. Wahrscheinlich ist er überrascht. Ja, unser Erscheinen müsste ihn erstaunen, aber natürlich lässt er sich das nicht anmerken. "Ich lass euch dann mal besser allein." meint Mokuba und ich frage mich ob er die Anspannung im Raum spürt. Kaiba nickt und schon schließlich sich auch die Tür hinter dem Kleinen. Sofort verspüre ich einen Anflug von Panik. Zum Glück ist Duke bei mir. Der macht nun einen Schritt auf den Schreibtisch zu, hinter dem Kaiba thront. "Ich schätze, du kannst dir denken warum wir hier sind?" höre ich Duke fragen und reiße mich zusammen, um auch näher zu treten. Ich kann schließlich nicht alles Duke überlassen. Einen Moment lang reagiert Kaiba nicht, mustert uns nur beide und lehnt sich dann in seinem Sessel zurück. "Ja, ich kann es mir denken. Zumindest warum Wheeler hier ist. Du bist vermutlich die Verstärkung, Devlin? Wahrscheinlich sollte ich dankbar sein, dass nicht der gesamte Kindergarten angetreten ist, aber wie man hört, herrscht augenblicklich nicht wirklich Harmonie bei eurem Verein." erwidert Kaiba und seine Mundwinkel zucken spöttisch. Erneut schlucke ich verlegen und ich denke, nun ist es an mir das Wort zu ergreifen. "Ich hab Duke gebeten mich zu begleiten, ja." höre ich mich mit seltsam fremder Stimme sagen und die kalten blauen Augen richten sich sofort auf mich. "Ich will mir dir über gestern Abend reden, Kaiba." Wieder wird eine perfekt geschwungene Braue in die Höhe gezogen. Unglaublich wieviel er mit einer einzigen kleinen Geste auszudrücken vermag. Ich spüre seinen Widerwillen, aber auch seine Missbilligung. "Lass mich dir bitte erklären, was passiert ist." setze ich an. "Ich wüsste nicht, was es zu erklären gäbe, Wheeler. Die Sachlage ist doch eindeutig. Zudem bist du mir keine Rechenschaft schuldig. Folglich kannst du dir den Atem sparen." unterbricht er mich kühl und ich verspüre wieder einen Stich. Einen Augenblick lang weiß ich nicht wie ich auf diese harsche Ansage reagieren soll. Dann besinne ich mich wieder auf unser Verhältnis. Er ist der Herr. Duke scheint zu begreifen, was ich denke, denn er nickt mir zu. "Doch, Kaiba, ich bin dir Rechenschaft schuldig und eine Entschuldigung." widerspreche ich. Er hat sich wieder seinen Unterlagen zugewendet und blickt auch jetzt nicht auf. Mein Blick wandert wieder zu Duke, der mir mit den Augen zu verstehen gibt, dass ich weiter reden soll. Er selbst macht einen Schritt zurück. Ich schlucke und mache noch einen Schritt auf den Schreibtisch zu. Kaiba reagiert nicht. "Ich hätte unsere Verabredung nicht absagen sollen." fange ich wieder an. "Ich weiß selbst nicht was mich geritten hat, wirklich nicht. Ich hatte nämlich echt nichts vor. Ich wollte mich nicht mit Atemu treffen, das musst du mir glauben, Kaiba. Wir haben uns durch Zufall getroffen und naja, ihm ging es schlecht wegen Tea. Ich weiß wie sich das anhört und ich verstehe auch, dass du mir nicht glaubst, aber es ist die Wahrheit." Noch immer sieht er mich nicht an und ich werfe Duke einen hilflosen Blick zu. Dann wende ich mich wieder an Kaiba. "Das klingt jetzt sicher verrückt, wahrscheinlich ist es das auch, aber die Wahrheit ist, dass ich unser Treffen abgesagt habe, weil ich wollte, dass du... naja.. ich hatte die Hoffnung, dass du mich vermissen würdest und dass dir dann vielleicht auffällt, dass dir was an mir liegt. Ja, das wollte ich wirklich." Ich kann es nicht verhindern, dass meine Stimme einen flehenden Unterton annimmt. Gott, wie erbärmlich oder? Noch vor ein paar Wochen hätte ich mich eher erhängt als je so mit ihm zu reden. Ich halte den Atem an als er endlich aufblickt und mich mustert. Seine Züge verraten noch immer nicht die leiseste Regung, aber das kenne ich ja zur genüge, doch wenigstens sieht er mich jetzt an. Ohne zu wissen was ich eigentlich tue, sinke ich im nächsten Augenblick neben seinem Schreibtisch auf die Knie und für einen Moment habe ich den Eindruck, dass ihn diese Geste überrascht. Das Blau seiner Augen verändert sich kaum merklich und ich atme tief durch. "Glaub mir, Kaiba, das ist die Wahrheit und ja, ich bin ein Idiot. Das weiß ich selbst und wenn ich es rückgängig machen könnte, ich würde es tun, sofort. Ehrlich. Aber das ich Atemu treffen würde, wusste ich nicht. Das war nicht geplant oder so. Und naja, es ging ihm echt mies und ich wollte nur für ihn da sein, als Freund, weil die Sache mit Tea mich ja auch betrifft und mir leid tut, dass sie jetzt so traurig ist, sie ist nämlich in Atemu verliebt und das ist echt hart für sie..." "Wheeler." unterbricht er mich plötzlich und ich zucke zusammen. "Ja?" Unsicher blicke ich zu ihm auf. Sein Blick wandert kurz zu Duke und ich habe das Gefühl, dass er überlegt. "Er sagt die Wahrheit, Kaiba. Du weißt doch selbst, dass Joey nicht mal lügen könnte, wenn sein Leben davon abhinge." höre ich Duke sagen und Kaiba funkelt ihn an. "Ich wüsste nicht, dass ich dich nach deiner Meinung gefragt habe, Devlin." quittiert er Duke´s Kommentar gleichgültig. Dann sieht er mich wieder an und ich spüre genau wie er mich fixiert. "Gut, Wheeler, dann erklär mir bitte noch eins." sagt er und ich nicke eifrig. "Warum?" Ich weiß natürlich was er damit meint, was er wissen will und jetzt kommt also der schwerste Teil. Ich senke kurz unsicher den Blick und nehme dann all meinen Mut zusammen. Duke hat gesagt, dass ich einfach frei Schnauze reden soll. Ja, dass ich ehrlich sein soll. Also gut, ich werde es ihm sagen. Egal was auch passiert. "Weil ich mich verliebt habe, Kaiba." antworte ich und versuche so fest und sicher wie möglich zu klingen. "Ich hab mich in dich verliebt. Ja, ich weiß wie das klingt und das es verrückt ist, dass ich mich ausgerechnet in dich verliebe, aber es ist so und alles was ich wollte war, dass du dich auch in mich verliebst und naja, deshalb wollte ich mich rar machen, damit du merkst, dass ich dir fehle. Zumindest hab ich gehofft, dass du mich vermissen würdest. Aber mit Atemu hatte das alles nichts zu tun. Es war echt Zufall, dass ich ihn getroffen habe und es ist nichts passiert. Ich hatte nichts mit ihm und ich will auch nichts von ihm. Das musst du mir glauben." Ich sehe wie er scharf die Luft einzieht und mein eigener Herzschlag dröhnt mir in den Ohren. Erneut handele ich instinktiv und greife nach seiner Hand. "Mal ehrlich, wozu sollte ich mir das ausdenken?" Ich versuche zu lächeln, schätze aber dass ich nur ein schiefes Grinsen hinbekomme. "Ich will, dass du mein Herrchen bist, Kaiba. Meins, nur meins." Kapitel 74: Blick in die Vergangenheit Teil 1 (Seth´s Seite) ------------------------------------------------------------ Unruhig gehe ich in meinem Gemach auf und ab und immer wieder hallen die Worte des Pharaos in meinem Kopf wieder. Er hat sich eindeutig ausgedrückt. Ich weiß was er von mir erwartet und was ich zu tun habe. Im Grunde dürfte ich gar nicht darüber nachdenken. Nein, ich habe einen Befehl von meinem Herrscher bekommen und ich sollte ihn ausführen, so wie es das Gesetz und meine Stellung es von mir verlangt. Jeden anderen Befehl würde ich ohne zu zögern ausführen. Sofort, auf der Stelle. Und ich würde gewiss nicht an dem Urteil meines Pharaos zweifeln, doch jetzt... Wie konnte ich nur in eine solche Situation geraten? Atemu hat mir eine Stunde gegeben. Die Zeit läuft und ich weiß nicht was ich tun soll. Mein Verstand sagt klar, dass ich gemäß dem Willen meines Herrschers zu handeln habe. Dass ich nicht das Recht habe, mich zu widersetzen. Doch mein Herz... Aber darf ich zulassen, dass mein Herz diese Entscheidung für mich trifft? Nein, mein Herz hat mich schließlich schon in diese Lage gebracht. So ist es doch! Wie konnte ich nur so törricht sein? Schließlich bin ich ein Priester, nein, ich bin der Hohepriester Ägyptens. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass ich je in solch eine Situation gerate. Doch nun ist es passiert und es gibt nur einen ehrenhaften Weg hinaus. Zögernd ziehe ich den Vorhang zur Seite und trete auf den Flur. Die Wachen stehen ausdruckslos neben der Tür. Einen Moment zögere ich noch, dann wende ich mich an den Hauptmann. "Bring mir den Sklaven." befehle ich ihm und er verbeugt sich. Er muss nicht einmal fragen, wen ich meine. Er weiß es. Der ganze Palast hat von dem Sklaven gehört, der sich dem Sohn des Ra´s widersetzt hat und ich weiß auch, dass in den Gängen darüber getuschelt wird, warum er es getan hat. Meinetwegen sagen sie und sehen mich forschend an. Es bedurfte nicht einmal dieses Geredes, den Pharao darauf aufmerksam zu machen. Er wusste es gleich im ersten Augenblick. Warum musste es auch ausgerechnet dieser Sklave sein? Erneut stelle ich mir diese Frage. Atemu hat so viele Sklaven, mit denen er tun und lassen kann, was ihm beliebt, warum weckte gerade mein Sklave seine Aufmerksamkeit? Hätte ich ihn doch nur besser verborgen! Ich hätte wissen müssen, dass Atemu neugierig werden würde. Wenn ich nur wüsste, wer ihm zugetragen hat, dass dieser eine Sklave besondere Rechte bei mir genießt. Irgendjemand muss es schließlich gewesen sein, der dem Pharao davon erzählt hat. Aber es ist unsinnig jetzt noch darüber nachzudenken. Selbst wenn ich es je herausfinde, es ändert nichts mehr. Hätte er sich Atemu doch nur nicht widersetzt! Bei Ra, was hat er sich dabei nur gedacht? Er hätte es als Ehre sehen sollen, sich dem großen Pharao hingeben zu dürfen, aber dieser sture Sklave konnte einfach nicht gehorchen. Doch was mache ausgerechnet ich ihm das zum Vorwurf? Ich kenne schließlich seine Gründe. "Hohepriester Seth! Der Sklave." verkündet der Hauptmann und ich nicke. Ich vermeide es, den Jungen anzusehen während der Hauptmann im Raum ist, doch mein Herz schlägt unwillkürlich schneller. Wie immer, wenn ich mir seiner Präsenz bewusst bin. "Du kannst gehen, Hauptmann." Ich nicke dem Mann zu und er vergeugt sich leicht. Für einen Moment glaube ich ein Zögern in seiner Bewegung zu bemerken, aber dann verlässt er mein Gemach und ich schlucke schwer. Ich gebe mir Mühe mich auf den Blickkontakt vorzubereiten, doch wie immer gelingt es mir nicht. Meine Augen finden seine und sofort muss ich scharf die Luft einziehen. Er steht unbewegt da. Man hat ihm Fesseln angelegt und der Anblick trifft mich mitten ins Herz. So wollte ich ihn nie sehen. Und ich darf nicht daran denken, was er über sich hat ergehen lassen müssen, nur weil er sich Atemu widersetzte. Der Aufseher ist mehr als streng und Aufsässigkeit ahndet er ebenso wie Ungehorsam auf´s Schärfste. Insgeheim könnte ich meinen Vetter dafür verfluchen, dass er ihn den Händen des Aufsehers übergeben hat, doch wie ich Atemu kenne, hat er keineswegs bedacht, welche Konsequenzen es haben würde. Nein, der Pharao ahnt nicht, was man den Sklaven antut, wenn sie bestraft werden. "Wie geht es dir?" frage ich und meine Stimme scheint ihren Klang eingebüßt zu haben. Zu meiner Überraschung hebt er sein Haupt keck und lächelt mich sogar an. "Besser als dir wie mir scheint, mein Hohepriester." erwidert er und seine schönen Augen funkeln mich voller Wärme an. Ich spüre, dass er gerne näher treten würde und auch ich verspüre den Wunsch, ihn zu berühren, aber ich muss hart bleiben. Ich darf mich nicht rühren und keinesfalls darf ich ihn jetzt berühren. "Ich war gerade beim Pharao." erzähle ich ihm ernst. Er nickt und einen Augenblick habe ich fast das Gefühl, dass er mir einen Schritt voraus ist und längst weiß, was ich ihm sagen will. "Du hast dich erneut dem Sohn Ra´s widersetzt, Sklave." Wieder nickt er und sein Lächeln verrät mir, dass er sogar stolz darauf ist. Ich beiße mir unwillkürlich auf die Unterlippe. "Warum hast du das getan?" will ich wissen und sehe dass seine Augen sich weiten. "Das wisst ihr doch, mein Hohepriester." kommt rasch die Antwort und ich bereue es diese Frage gestellt zu haben, wusste ich doch was er mir erwidern würde und auch was seine Antwort in mir auslösen würde. Ich kann es nicht verhindern, dass ich aufseufze. "Niemand widersetzt sich dem Pharao." erkläre ich und versuche hart zu klingen. Hart und bestimmt. "Wenn der Pharao dir etwas befiehlt, dann solltest du es als Ehre betrachten, ihm dienen zu dürfen." fahre ich fort und vermeide es ihn weiter anzusehen. "Der Pharao in seiner Gnade, ist gewillt dir eine letzte Chance zu geben, dich seinem Willen zu unterwerfen." Zu meiner Überraschung lacht er laut auf, noch ehe ich zuende gesprochen habe und ich werfe ihm einen ungehaltenen Blick zu, der ihn nur scheinbar zum verstummen bringt. Seine schönen Züge werden langsam wieder ernst und es ist mir unbegreiflich wie ruhig, ja, entspannt er angesichts seiner Lage sein kann. "Ich wüsste nicht, was es für dich zu lachen gibt, Sklave!" fahre ich ihn unwirsch an, aber er hält meinem wütenden Blick gelassen stand. "Mir ist es gleich, wozu der Pharao in seiner Gnade gewillt ist. Ich werde mich nicht unterwerfen." erklärt mir der schöne Junge immer noch lächelnd. "Nicht ihm." fügt er hinzu und schenkt mir einen vielsagenden Blick aus seinen unbeschreiblich schönen Augen. Ich seufze unwillkürlich auf und ehe ich mich versehe streicheln meine Fingerspitzen über seine Wange. Er reagiert sofort, schmiegt sich an meine Hand und schließt genießerisch die Augen. Es kostet mich alle Kraft, meine Hand zurück zu ziehen, aber ich darf nicht schwach werden. Atemu erwartet meine Antwort, mehr noch. Er erwartet, dass ich ihm den Sklaven übergebe. "Du weißt nicht was du da sagst. Dein Widerstand wird dir dieses Mal mehr als nur eine weitere Nacht im Kerker einbringen." versuche ich ihm die Lage begreiflich zu machen, dabei weiß ich, dass er sich dessen bewusst ist. "Ich weiß, mein Hohepriester. Wenn ich mich noch einmal verweigere, wird es mich den Kopf kosten. Doch das ändert nichts daran. Ich werde mich nicht unterwerfen. Ich kann es nicht." erwidert er ruhig. Ich schüttele unwirsch den Kopf. "Natürlich kannst du. Du musst. Bei Ra, wie kannst du nur so stur sein? Es ist eine Ehre..." "Eine Ehre, die ich nicht möchte." unterbricht er mich und bedenkt mich mit einem wehmütigen Blick. Ra hilf mir. Was soll ich denn tun? Wie kann ich ihn nur davon überzeugen, dass er es tun muss? Warum muss er auch so stur sein? Ich kann ihn doch nicht in den Tod gehen lassen. Zudem erwartet der Pharao, dass ich das Problem löse und dafür sorge, dass der Junge sich ihm unterwirft. Dabei widerstrebt mir der Gedanke zutiefst, ja, allein die Vorstellung, dass irgendjemand, selbst mein Vetter Hand an ihn legen könnte... Reicht es nicht, dass der Aufseher seinen schönen Körper schon geschunden hat? Ich muss die Wunden nicht sehen, um zu wissen, dass sie da sind. Und mit welcher Stärke er sie scheinbar erträgt. Kein Zeichen von Schmerz spiegelt sich in seinem Gesicht wieder, auch keine Angst oder Unsicherheit. Stärke liegt in seinen Augen und Entschlossenheit und der schöne Mund lächelt noch immer. Ich schlucke als mein Blick über seinen Mund wandert. Den Mund, den ich unzählige Male geküsst habe. Die weichen Lippen, die meine Haut jedes Mal zum schaudern bringen, wenn sie mich berühren. "Es gibt nur einen Menschen, dem ich mich je unterwerfen werde und das seid ihr, Seth." höre ich ihn sagen und ein Ruck geht durch meinen Körper. Schon einmal hat er mir diese Worte gesagt. Sie mit einer Sicherheit von sich gegeben, dass ich ihn nur erstaunt ansehen konnte. Nie habe ich das von ihm verlangt. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen. Natürlich ist er ein Sklave, aber ich wusste von Anfang an, dass er kein gewöhnlicher junger Mann ist. Vom ersten Augenblick an, sah ich das Feuer in ihm lodern, ein Feuer, dass mich magisch anzog und dem ich mich nicht widersetzen konnte. Hätte ich ihn doch nie zu mir genommen. Wäre er irgendwo in einer Provinz verschwunden, bei einem guten Herrn, der ihm Arbeit und Brot gegeben hätte... "Sag das nicht. Es ist Unrecht so zu sprechen!" fahre ich ihn an und mein ganzer Körper bebt. Er macht eine rasche Bewegung und ist direkt neben mir und ehe ich mich versehen kann, wirft er sich mir zu Füßen, umklammert mein Gewand mit beiden Händen und blickt flehend zu mir auf. "Seth, du weißt was ich fühle. Ich kann es nicht ändern." Seine Stimme ist fast nur ein Hauch und doch klingt er nach wie vor entschlossen und ich sehe ihm deutlich an, dass er es auch ist. Ungehalten packe ich ihn an den Armen und reiße ihn auf die Beine. "Lass das." herrsche ich ihn an. "Ich weiß was du fühlst. Und du weißt, was ich fühle." Er nickt und schenkt mir erneut eins seiner strahlenden Lächeln. "Ja, das weiß ich." haucht er und mein Herz rast nur noch mehr. Bei Ra, es kostet mich all meine Selbstbeherrschung ihn jetzt nicht in meine Arme zu ziehen und zu küssen. Aber das darf ich nicht tun. Jetzt noch weniger als je zuvor. "Dann versteh doch endlich, dass ich nicht zulassen kann, dass du dich dem Pharao erneut widersetzt!" Ich versuche gedämpft zu sprechen, damit mich draußen niemand hört, aber ich kling als wäre ich außer Atem und auch ihm kann meine Aufregung nicht entgehen. "Aber du kannst es zulassen, dass ich mich einem anderen außer dir hingebe?" will er wissen. Ich seufze abgrundtief. Oh dieser Sklave ist zum verrückt werden. Doch er hat Recht. Allein der Gedanke, dass Atemu... Nein, ich will nicht daran denken, es mir nicht vorstellen. Und ich will es eigentlich auch nicht zulassen, aber Atemu hat sich klar ausgedrückt und ich muss tun was mein Pharao von mir erwartet. Aber kann ich ihn deshalb zwingen, nachzugeben? Sekunden verstreichen in denen wir uns nur ansehen. "Seth." flüstert er schließlich und legt den Kopf schief. "Wenn es dein Wunsch ist, dass ich mich ihm hingebe, dann werde ich es tun." höre ich ihn sagen und starre ihn einen Moment an. Habe ich richtig gehört? Er will, dass ich es ihm befehle? Dann würde er es tun? "Sag es und ich tue es, wenn du es willst." wiederholt er seine Worte und ich schlucke schwer. Da ist sie. Die Lösung. Das wollte ich doch und das wollte auch der Pharao. Ich muss es nur sagen und er wird es tun und Atemu hat was er wollte. Aber warum fühlt es sich nicht gut an? Warum habe ich dieses seltsame Gefühl im Bauch? Bevor ich etwas erwidern kann, liegen seine Lippen auf meinen und ich schließe sofort die Augen. Wie immer ist sein Kuss ein Schock für meine Sinne und mit einem Schlag hört alles andere auf zu existieren. Mein Kopf ist wie leer gefegt und ich schlinge meine Arme um ihn, um ihn näher an mich zu ziehen. Der Kuss dauert nur Sekunden und als wir uns langsam und widerwillig wieder von einander lösen, bleiben unsere Blicke doch verbunden. "Hohepriester Seth?" vernehme ich kurz darauf eine Stimme und weiche unwillkürlich ein Stück zurück. Der Hauptmann ist eingetreten und sieht mich an. Ich presse die Lippen aufeinander. "Der Pharao will euch sehen." wird mir mitgeteilt und ich nicke. Ist die Stunde schon um? "Du wartest hier." befehle ich meinem Sklaven, der doch eigentlich weitaus mehr als das ist. Viel mehr. Er nickt und ich schicke mich an dem Hauptmann zu folgen. Mein Herzschlag beruhigt sich langsam wieder und bevor ich das Gemach verlasse werfe ich noch einen Blick zurück. Und als ich ihn ansehen, weiß ich was ich tun muss. Um seinetwillen und um meinetwillen. Möge Ra mir beistehen. Kapitel 75: Kunststück (Bakura´s Seite) --------------------------------------- Er überlegt und ich beobachte ihn dabei. Ja, er scheint tatsächlich darüber nachzudenken. Scheinbar brennt er sehr darauf zu erfahren, was Seth damals getan hat. So sehr, dass er meine Gegenfrage zurerst beantworten wird. "Ich weiß es nicht." gibt er schließlich zu und presst die Lippen für einen Moment fest aufeinander. Sein Blick spiegelt seinen Trotz wider und ich schätze, er ist sauer, dass er sich überhaupt darauf eingelassen hat. Er will einfach nur eine Antwort und dieses Spielchen gefällt ihm nicht, aber er kennt mich gut genug um zu wissen, dass ich sie ihm nicht so einfach geben werde und es auch keineswegs etwas bringt, mich anzuschreien. Wobei Schreien ohnehin nicht sein Stil ist. Ich seufze und stelle mein Glas auf dem Tisch ab. "Dann sag mir, was du an Seth´s Stelle getan hättest." fordere ich ihn auf und fülle sowohl sein Glas als auch das meine. Er stöhnt kaum hörbar auf. "Verdammt, Bakura, sag mir einfach was er getan hat." herrscht er mich an und ich grinse innerlich. "Ich mache es dir leicht, ich möchte lediglich, dass du mir sagst, was DU getan hättest." beharre ich auf meinem Standpunkt und nippe an meinem Drink. Er fixiert derweil das Glas und ich spüre förmlich, dass er mit sich ringt. Ja, er brennt darauf zu erfahren, was damals geschehen ist. Er mag behaupten was er will, aber es interessiert ihn und ich schätze, ich weiß auch warum. Nein, eigentlich weiß ich es. Ob er nun an diese Geschichte glaubt oder nicht, spielt keine Rolle. Er hat das Wesentliche begriffen. "Ich hätte dem Pharao gesagt, dass dergleichen nicht in Frage kommt." meint er schließlich und sieht mich direkt an. "Wenn ich Seth gewesen wäre und mir was an diesem Sklaven gelegen hätte, dann hätte ich ihn nie dazu aufgefordert, sich einem anderen hinzugeben." Ich nicke anerkennend und nehme einen weiteren Schluck. "Aber die Konsequenzen! Der Hohepriester unterstand dem Pharao und eine solch deutliche Ansage wäre Blasphemie gewesen." entgegne ich ruhig. Er macht eine unwirsche Bewegung mit der Hand. "Pharao hin oder her, kein Mensch kann einem anderen dergleichen befehlen!" erwidert er und ich bin erstaunt wie sehr er sich plötzlich ereifert. Die Maske bekommt mehr und mehr Risse. Fasziniert bemerke ich, dass sich sogar eine Strähne aus seinem perfekt frisierten Haar gelöst hat, aber er unternimmt nicht das Geringste, um sie zurückzustreichen. Er ignoriert sie einfach und sieht mich herausfordernd an. "Wenn Seth und dieser Sklave sich liebten, dann hatte der Pharao kein Recht sich einzumischen." verkündet er und verschränkt für einen Moment entschlossen die Arme vor der Brust. "Ein wahrer Herrscher würde dergleichen auch nicht verlangen." fügt er einen Augenblick später hinzu und ich muss unwillkürlich lächeln. Seine Augen funkeln wie Saphire und es ist erstaunlich wie sich sein Gesicht verändert, wenn er sich für etwas ereifert. Ein wenig erinnert er mich an die Momente während eines wichtigen Duells. Er wirkt ebenso entschlossen und stur, aber vor allem stolz und unwillkürlich muss ich an Seth denken. Gut, Kaiba ist nicht Seth, aber dessen Stolz hat er allemal. Und mehr noch. Ich würde wagen zu behaupten, dass Kaiba´s Stolz weitaus größer ist. Erwartungsvoll sieht er mich an und scheint damit zu rechnen, dass ich widerspreche, aber das tue ich natürlich nicht. Er hat schließlich Recht. Ich warte noch einen Moment, dann applaudiere ich und seine Augen weiten sich kaum merklich. "Du bist gut." sage ich und das meine ich sogar ehrlich. "Genau das hat Seth auch getan." Ich lasse ihm einen Augenblick, um meine Worte sacken zu lassen. "Seth hat Atemu erklärt, dass er dem Sklaven nicht befehlen wird, sich ihm zu unterwerfen, gleichgültig welche Konsequenzen es für ihn selbst haben würde." Ich lächele und er starrt mich an. "Der Hohepriester hat in diesem Moment alles riskiert. Sein Amt, sein Leben, seine Zukunft. Sogar die Gunst der Götter. Und warum?" Er weiß, dass es eine rhetorische Frage ist, aber ich muss mir diese kleine dramatische Pause gönnen. "Weil er ihn liebte. Und weil er bereit war zu dieser Liebe zu stehen. Genau wie der Sklave zuvor bereit gewesen war für sie zu sterben, nur um Seth nicht zu verraten." Zu meiner Zufriedenheit stelle ich fest, dass er intensiv über meine Worte nachdenkt, womit ich die gewünschte Wirkung erzielt hätte. Zumindest hoffe ich das. Aber allein die Tatsache, dass er das Thema zur Sprache gebracht hat, spricht doch für sich, oder? "Hm." macht er schließlich und ich frage mich insgeheim was genau gerade in seinem Kopf vorgeht. Wahrscheinlich denkt er an sein Hündchen. "Hübsche Geschichte, oder?" frage ich nach einer Weile, aber er erwidert nichts. Stattdessen greift er nach seinem Glas, betrachtet es einen Moment und nippt dann daran. Anschließend mustert er mich eingehend und ich würde darauf wetten, dass er zu ergründen versucht was ich denke und warum ich ihm diese Geschichte überhaupt erzählt habe. Ja, die Frage müsste ihn mindestens genauso sehr beschäftigen wie die Frage, warum er sich dafür überhaupt interessiert. "Und wie endet deine Geschichte?" will er schließlich wissen und mir entgeht keineswegs der spöttische Unterton. Er fragt bewusst auf diese Weise und lässt mich seinen Sarkasmus spüren. Ein kläglicher Versuch sein Interesse zu verbergen und das wissen wir beide. Ich lächele. "Sie endet damit, dass ich sie dir erzählt habe und du nun weißt was du zu tun hast, Kaiba." erkläre ich und siehe da! Ich habe es tatsächlich geschafft. Die Maske hat nun mehr als einen Riss. Seine Augen weiten sich vor Erstaunen und ich spüre förmlich, dass er irritiert ist. Selbst sein logisch funktionierender Verstand hat mit dieser Option als Antwort nicht gerechnet. Wie könnte er auch? "Du hast mich schon richtig verstanden." sage ich recht sanft als er mich Sekunden lang nur fragend ansieht. "Und ich gehe davon aus, dass du auch weißt was ich dir damit sagen will." Ich leere mein Glas und lehne mich lässig zurück ohne ihn jedoch dabei aus den Augen zu lassen. Seine Züge verhärten sich schlagartig wieder und er bemüht sich die Mauern wieder hochzuziehen und eine gleichgültige Miene zur Schau zu tragen, natürlich um mich ja nicht merken zu lassen, dass ich ihn überrumpelt habe und er keineswegs weiß was ich meine. So was kann ein Seto Kaiba natürlich nicht zugeben. "Du liebst das Hündchen, Kaiba." stelle ich fest und sofort merke ich wie er sich sichtlich verkrampft und zu einer harschen Erwiderung ansetzen will, aber ich komme ihm zuvor. "Spar dir den Atem, den Widerspruch würde ich dir ohnehin nicht glauben und du brauchst mir auch nichts vor zu machen. Tatsache ist, dass ich Recht habe, was du auch weißt. Dein Verhalten, deine ganze Haltung zeugt davon und ich rate dir, gestehe es dir einfach ein. Dagegen anzukämpfen wird auch dir nicht gelingen, Seto." Nach wie vor funkelt er mich wütend an, presst aber die Lippen so fest aufeinander, dass sie weiß werden und entgegnet nichts. "Und du weißt auch, dass es dem Kleinen genauso geht. Die logische Konsequenz ist also, dass ihr euch eure Gefühle gesteht und ich gehe davon aus, dass Wheeler das bald auch tun wird. Aber er dürfte auch weitaus leichter mit dieser Entwicklung klar kommen als du." Ich lache kurz auf. Ich bin sicher, dass Wheeler wesentlich besser mit der Erkenntnis umgehen kann, sich in seinen Erzfeind verliebt zu haben, als Kaiba. Aber man muss kein Hellseher sein, um sich darüber klar zu werden. "Was soll der Unsinn, Bakura?" bringt er schließlich nach einer Weile mühsam hervor und ich seufze. "Herrje, Kaiba, du bist wirklich zu komisch." entgegne ich. "Muss ich dir tatsächlich alles vorkauen?" Ich schüttele leicht missbilligenden den Kopf während er mich nicht aus den Augen lässt. "Seth hatte damals ja schon teilweise eine lange Leitung, aber du bist wirklich einmalig." rede ich unbeirrt weiter und rechne fast damit, dass er jeden Moment aufspringt und verschwindet. Würde zu ihm passen. Die Flucht ergreifen und mit Stil und Würde aus einer Situation fliehen, die ihm nicht behagt. Denn natürlich gefällt ihm die Tatsache, dass er Gefühle für den Köter hat keineswegs und auch der Umstand, dass ich darüber unterrichtet bin, dürfte ihm nicht gerade gut gefallen. Doch darauf kann ich augenblicklich keine Rücksicht nehmen. "Ihr beide seid echt ein schwieriges Gespann." bemerke ich amüsiert. "Aber du kannst mir glauben, der Kleine fährt voll auf dich ab und mit Atemu wird auch nichts laufen, selbst wenn diese Blindschleiche von Pharao es darauf anlegen sollte. Dein Hündchen ist dir treu ergeben und bei dir verhält es sich nicht anders. Was zugegeben etwas schade ist, denn ich hatte schon gehofft, dass wir beide etwas Spaß miteinander haben könnten, aber ich schätze, dass würde dich doch in arge Gewissenskonflikte stürzen und ob du´s glaubst oder nicht, ich bin ausnahmsweise gnädig und lasse mich davon beeindrucken." Sein Mienenspiel ist einfach herrlich. Noch viel besser als ich es mir vorgestellt habe und das Gefühl des Triumphes, dass ich verspüre ist gerade zu göttlich. Einzig der Augenblick, wenn der Pharao erfährt, dass ich seine wunderbaren Pläne zunichte gemacht habe, wird noch besser. Oh, wie ich mich auf sein Gesicht freue. Aber er konnte ja auch nicht wissen, dass mein Eigeninteresse in diese Richtung gehen würde. Wobei ich zugeben muss, dass es doch ein wenig schade ist, dass ich nicht mehr dazu kommen werde mich näher mit Kaiba zu beschäftigen. Das wäre sicherlich sehr, sehr vergnüglich geworden. "Wheeler wird spätestens morgen bei dir auf der Matte stehen und ich gehe stark davon aus, dass er dir seine Gefühle gestehen wird. Ich muss zugeben, das würde ich zu gerne miterleben. Schade, dass ich nicht dabei sein kann, aber es wäre sicherlich zuviel verlangt dich zu bitten -." Ich mustere ihn kurz. "Nein, schon gut. Ich sehe schon. Nun denn... Dann liegt es jedenfalls bei dir. Entweder du bist in der Lage, dir einzugestehen was du für Joey empfindest und machst was draus oder aber du lässt ihn abblitzen und treibst ihn so vielleicht doch noch in die Arme des Pharaos. Deine Entscheidung." Kurze dramatische Pause. Kaiba wirkt wie erstarrt. Herrlich. Was für ein glorreicher Moment! "Und tu mir den Gefallen, hör bei der Sache einmal auf das Organ, dessen Vorhandensein bei dir einige Leute anzweifeln. Glaub mir, damit bist du besser beraten." Und damit beende ich meinen wunderbaren Vortrag und gebe ihm die Zeit darüber nachzudenken, während ich mir eine seiner Zigaretten klaue und genüßlich in den Mund stecke. Noch immer starrt er mich fassungslos an und ein winziger Teil meines Verstandes macht sich sorgen, dass ich seinen Verstand gerade überlasstet habe, doch dann regt er sich endlich wieder und ich grinse ihn an. Ich beobachte wie es in seinem Kopf rattert, ja, das kann man augenblicklich tatsächlich sehen und wie seine Augen immer größer werden. Sein Mund öffnet sich, schließlich jedoch wieder und ich werfe ihm das Feuerzeug zu, dass ich ebenfalls an mich genommen habe. Er fängt es reflexartig und angelt nach einer Zigarette. Langsam steckt er sie sich in den Mund, doch es dauert eine Weile bis er sie anzündet und tief inhaltiert. Sehr gut, er fasst sich also wieder. Ich muss zugeben, es erstaunt mich wirklich, dass ihm das so schnell gelingt. "Ich schlage vor, du trinkst noch etwas, Kaiba." sage ich vergnügt und zwinkere ihm zu. "Wir können aber auch gerne noch eine Nummer schieben, wenn du willst? Ich wäre nicht abgeneigt." Kapitel 76: Einigung (Kaiba´s Seite) ------------------------------------ So, nur noch zwei Kapitel und ihr seid erlöst... Mich innerhalb von Sekunden auf ein Gespräch mit Wheeler und Devlin, mit dem ich keineswegs gerechnet habe, einzustellen, ist eine Sache. Auf einen Kniefall des Köters zu reagieren, eine andere. Und bei einem Kniefall und einer Liebeserklärung des Hündchen, die Fassung zu bewahren, ist sogar für mich unmöglich. Ich bemühe mich zwar zu verhindern, dass meine Züge gänzlich entgleisen, aber ich kann es doch nicht ganz vermeiden, dass meine Augen sich vor Erstaunen weiten und mir ein undefinierbarer Laut entweicht. Bakura hatte mir zwar bereits von den Gefühlen des Hündchens erzählt und auch wenn ich dem Weißhaarigen keineswegs traue, so glaubte ich ihm doch, dass er in dem Punkt nicht log. Doch es aus Wheeler´s eigenem Mund zu hören, das ist etwas ganz anderes. Und dieser flehende, hilflose Blick dabei... Ich spüre wie mein Magen sich zusammen zieht und sich etwas in mir verknotet. Nein, nicht verknotet, vielmehr habe ich den Eindruck, dass sich ein Knoten in meinem Innern löst. Ein seltsame Gefühl ergreift Besitz von mir, ein Gefühl, dass ich nicht zu beschreiben vermag, das gänzlich neu und fremd für mich ist und ich kann nichts anderes tun als Wheeler anzusehen, der natürlich auf eine Erwiderung meinerseits wartet. Doch was soll ich erwidern? Was kann ich ihm sagen, wenn ich es selbst nicht einmal weiß? Ja, wenn ich nicht mal im Stande bin in diesem Moment einen klaren Gedanken zu fassen, weil ich nur seine Augen sehe und seine Worte immer wieder in meinem Kopf widerhallen? Eine Ewigkeit scheint zu vergehen, bis ich in der Lage bin zu reagieren. Wheeler hält immer noch meine Hand und seltsamerweise verspüre ich keineswegs den Impuls dies zu ändern. "Ich geh mal zu Mokuba." vernehme ich vage Devlin´s Stimme von irgendwo her und glaube, dass die Tür sich öffnet und wieder schließt. Noch immer kann ich mich nicht rühren, sehe Wheeler nur unentwegt an und habe mehr und das Gefühl mich in seinen Augen zu verlieren. Unwillkürlich denke ich wieder an Bakura´s Worte. An das was er mir gestern gesagt hat. Im ersten Moment war ich der Ansicht, dass der Weißhaarige komplett übergeschnappt sei. Ja, ich wollte ihn eigentlich für seine Dreistigkeit auch zurecht weisen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Etwas, dass mir sagte, dass er Recht habe mit dem was er sagte und diese Tatsache ließ sich nicht leugnen. Ja, verdammt, dieser Verrückte hatte Recht. Mit allem was er sagte. Und nun wo ich Wheeler vor mir knien sehe, weiß ich es mit absoluter Sicherheit. Herrje, ich habe Gefühle für den Köter. Gefühle, die ich nicht verstehe, vielleicht auch nicht verstehen will oder soll, aber die sich nicht leugnen lassen. "Es ist nichts passiert?" höre ich mich selbst mit tonloser Stimme fragen. Er nickt eifrig. "Absolut gar nichts, ich schwöre es beim Leben meiner Schwester,... Seto." versichert er mir und ich nicke leicht und bin noch immer nicht in der Lage ihn aus den Augen zu lassen. "Steh auf, Wheeler." sage ich schließlich und meine Stimme ist nur ein Flüstern, klingt heiser und fremd. Er leistet meinem Befehl umgehend Folge und auch ich erhebe mich langsam. Merkwürdig, meine Knie sind mit einem Mal weich, fast habe ich den Eindruck, dass mein Körper mir nicht wirklich gehorchen will. Zittern meine Hände? Gott, wie lächerlich bin ich eigentlich? Erst lasse ich mich von Bakura aus der Fassung bringen und nun bin ich nicht einmal mehr in der Lage Wheeler gegenüber Contenance zu bewahren. Der Kleine sieht mich immer noch erwartungsvoll an und ich glaube, sein Herz schlägt augenblicklich so schnell wie meins. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Herz je so gerast hat. Ohne zu wissen was ich eigentlich tue, strecke ich die Hand aus und berühre sein wirres Haar. "Das... war... dein... Ernst, oder?" frage ich und könnte mich ohrfeigen, weil ich so unsicher klinge. Erneut nickt er. "Mein voller Ernst." erwidert er und lächelt mich auf eine Weise an, die mich mitten ins Herz trifft. Das Organ, dessen Vorhandensein, manch einer leugnet, wie Bakura gesagt hat, und dessen unermüdliches Schlagen, diese Annahmen augenblicklich Lügen strafen. Noch immer weiß ich nicht was ich darauf erwidern soll. Was sagt man seinem ehemaligen Erzfeind auch, wenn dieser einem gerade seine Liebe gestanden hat? "Ich..." setze ich an, breche jedoch sofort wieder ab und Wheeler überrascht mich zum zweiten Mal an diesem Tag. "Sag einfach ja, Seto." meint er leise. "Sag, dass du mein Herrchen sein willst, nur meins." Unwillkürlich muss ich lächeln. Wieder einmal erinnert er mich an einen ungeduldigen Welpen, der um Aufmerksamkeit hechelt und ich schlucke leicht. Es ist meine Entscheidung. Er überlässt sie mir. Allein mir. Genau wie Bakura es vorausgesagt hat. Ich muss entscheiden, ob ich das will. Ihn will. Natürlich will ich ihn. Mehr als je zuvor. "War ich das nicht immer schon?" frage ich und meine Mundwinkel zucken noch mehr. Das Hündchen lacht und das Braun seiner Augen wird noch wärmer. Seltsam, diese Wärme scheint auf mich überzugehen, denn ich spüre wie sich sie sich langsam in mir ausdehnt. "Warst du." höre ich ihn sagen und seufze. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass gerade Tränen in seinen Augen glitzern. Unwillkürlich ziehe ich eine Braue nach oben. "Du heulst doch jetzt nicht gleich, Wheeler?" frage ich skeptisch und er wirft mir einen entrüsteten Blick zu, blinzelt dabei aber etwas. "Spinnst du! Ich heul doch nicht." widerspricht er vehement. Ich nicke leicht. "Das will ich auch hoffen." erwidere ich. "Tränen stehen dir nicht." Erneut streifen meine Fingerspitzen sein Haar, dann seine Wange und sein Lächeln wird breiter. "Ich hab´s ja stark, Kaiba, aber zum flennen kriegst du mich nicht." erklärt er mit in typischer Wheeler Manier und ich bedenke ihn mit einem spöttischen Blick. "Soll das eine Herausforderung sein, Wheeler?" Seine Augen werden zu Schlitzen und wieder einmal versucht er mich, böse anzusehen. Ich seufze innerlich. Wenn er eine Ahnung hätte, dass er dabei nur noch niedlicher aussieht, würde er es sicher unterlassen. Ich bezweifle, dass es ihm gefallen würde, wenn ich ihn als niedlich bezeichne. Aber hat mich das jemals gestört? Dennoch verkneife ich mir eine Bemerkung in diese Richtung und hebe sie mir für einen anderen Zeitpunkt auf. "Heißt das jetzt..." Er beendet den Satz nicht, aber ich weiß natürlich was er fragen will. Er möchte eine klare Ansage. Typisch Wheeler. Zwischen den Zeilen zu lesen wird er noch lernen müssen. "Irgendjemand muss den Job ja übernehmen." entgegne ich und er verzieht schmollend den schönen Mund. "Und wer könnte das besser als ich?" füge ich hinzu und stelle erfreut fest, dass sich seine Gesichtsfarbe leicht verändert, jedoch keineswegs aus Verlegenheit. "Nur du und ich?" Solch eine treudoofe Frage kann wirklich nur Wheeler stellen. Ich schüttele leicht seufzend den Kopf und verdrehe dabei die Augen. Dann packe ich ihn im Nacken und ziehe ihn eine Stück vor ehe ich meine Lippen auf seine lege. Befriedigt stelle ich fest, dass er im ersten Moment überrascht ist und nicht mal in der Lage Widerstand zu leisten, wenn er es wirklich wollen würde. Sofort öffnen sich seine Lippen und er macht auch nicht den Versuch, die Kontrolle über den Kuss zu übernehmen. Wirklich ein braves Hündchen, stelle ich erneut bei mir fest und fühle wie seine Arme sich um meinen Hals schlingen. Er keucht leise auf als ich seine Zunge zum Duell fordere und dieses kleine Geräusch lässt mich schmunzeln. Wir ringen beide nach Luft als wir uns von einander lösen und seine Augen haben wieder diesen leicht glasigen Blick angenommen. Ich stelle fest, ich mag es, wenn er so aussieht. Ich mag die leichte Röte auf seinen Wangen und den leicht geöffneten Mund. Vor allem aber mag ich diesen leicht verklärten Blick. Doch ich schulde ihm noch eine Antwort und so sehr es mir auch widerstrebt, auch hierbei muss ich dem Weißhaarigen Recht geben, auch wenn ich nach wie vor nicht verstehe, warum er sich überhaupt in diese Angelegenheit eingemischt hat. Welchen Nutzen hat er schließlich davon, mir was Wheeler anbelangt auf die Sprünge zu helfen? Doch dieser Punkt ist mir augenblicklich egal. Bereits gestern Nacht kam mir die Vermutung, dass er es nur getan hat, um seinem Erzfeind eins auszwischen. Immerhin vereitet er so Muto´s Pläne auf´s Vortrefflichste. Aber das kümmert mich nicht weiter. Sollen die Beiden ihre offenen Rechnungen mit einander austragen. Wheeler und ich dürften nun außen vor sein, wenn ich die Sachlage richtig beurteile. Scheinbar war es doch eine gute Idee, Bakura hinzu zu ziehen, auch wenn ich mir seine Hilfe etwas anders vorgestellt hatte. Wenn ich mich recht erinnere, war seine Strategie letztlich eine andere als er mir erläutert hat. "Ich war gestern bei Bakura." höre ich mich sagen und bin selbst erstaunt über die Worte. Eigentlich wollte ich was anderes sagen, warum ich jetzt darauf zu sprechen komme, ist mir ein Rätsel. Wheeler scheint über meine Worte mindestens genauso überrascht wie ich. Ich sehe wie Unsicherheit in seinen Augen aufblitzt und wahrscheinlich denkt er gerade das Gleiche was ich noch vor einer halben Stunde über Muto und ihn gedacht habe. Er nickt kaum merklich und fast habe ich den Eindruck, dass er sich auf das Schlimmste vorbereitet. "Wir hatten ein recht interessantes Gespräch." erkläre ich weiter. Seine Augen weiten sich und zu meiner Überraschung wirkt er mit einem mal ernstlich entsetzt. Ich gehe jedoch nicht weiter auf diese Regung ein. Zärtlich streichel ich ihm über den Kopf. "Ich muss sagen, seiner Rolle als Bösewicht wurde er nicht unbedingt gerecht." füge ich hinzu und lächele. Wheeler´s Mienenspiel ist wirklich zu amüsant. Einen Augenblick lang frage ich mich was in seinem Kopf vorgeht. "Vertraust du mir?" frage ich ihn leise und er nickt. "Gut." befinde ich. "Dann brauchst du dir, um ihn nicht weiter Gedanken zu machen." Für ein paar Sekunden sieht er mich irritiert an. Dann nickt er erneut und seine Züge entspannen sich wieder. "Nur du und ich." sage ich schließlich die Worte, die er von mir hören will und ich kann förmlich hören wie ihm ein Stein vom Herzen fällt. Belustigt mustere ich mein Hündchen. Herrje, was hat er denn von mir gedacht? Wieder vergehen Sekunden, in denen sich keiner von uns rührt und wir uns nur ansehen. Seltsam, aber ich habe das Gefühl, dass sich in dieser halben Stunde alles verändert hat. Das sind nicht länger Wheeler und ich, die sich gegenüber stehen und ansehen. Und Erzfeinde sind wir wohl auch nicht länger. Die Atmosphäre ist mit einem Mal wie elektrisiert und fast habe ich den Eindruck, dass ich gar nichts zu sagen brauche, weil er es auch so versteht. Doch dann legt das Hündchen den Kopf schief und meint: "Echt jetzt?" Unter anderen Umständen hätte ich mich sicher soweit unter Kontrolle, dass ich eine Braue nach oben ziehen und ihn mit einem missbilligenden Blick bedenken würde. Ja, in der guten, alten Zeit hätte ich ihm einen spöttischen Kommentar um die Ohren gehauen. Doch jetzt kann ich nicht anders als laut aufzulachen und zu sagen: "Echt jetzt!" Und seltsamerweise komme ich mir dabei nicht einmal dämlich vor. Der Köter strahlt mich an und ich befürchte fast, dass er mich jeden Moment anspringen wird. Ja, ich rechne sogar fest damit. Und siehe da, ich behalte Recht. Natürlich. Er packt mich am Kragen und zieht mich zu sich hinunter und das letzte was ich wahrnehme bevor er seine Lippen auf meine presst, ist dass seine Augen übermütig funkeln. Da seine Euphorie gerade auf mich übergreift und auch weil Mokuba und Devlin im Haus sind, lasse ich ihm diesen Übergriff durchgehen. Später werden wir noch genug Gelegenheit haben, die Machtverhältnisse wieder ins recht Licht zu rücken. Augenblicklich genieße ich den Kuss auch zu sehr. Und auch was Muto anbelangt... Das kann bis später warten. Oder bis morgen. Kapitel 77: Blick in die Vergangenheit Teil 2 (Seth´s Seite) ------------------------------------------------------------ Hier also das vorletzte Kapitel, ist etwas kürzer geworden als ursprünglich geplant, aber für einen Rückblick ist das wohl ok. Dafür wird das Letzte wohl etwas länger werden und so viel sei verraten, es wird noch einmal spannend. Ich hoffe hier freut euch schon. Meine Schritte sind fest als ich vor den Pharao trete, doch mein Herz bebt und ich fühle mich bei weitem nicht so sicher wie ich gerne wäre, dennoch weiß ich was ich zu tun habe und das ich keinen anderen Weg einschlagen kann, wenn ich mich nicht selbst verraten möchte. Ich gehe vor ihm auf die Knie und senke den Blick. Er lässt mehr Zeit als sonst verstreichen ehe er das Wort an mich richtet und ich höre mein Herz so laut pochen, dass sein Schlagen mir in den Ohren dröhnt. "Nun, Seth, hast du getan was ich dir aufgetragen haben?" will Atemu wissen und seine Stimme klingt kühl und fremd wie immer, wenn er wegen offiziellen Dingen mit mir redet. Ich schüttele den Kopf, lasse ihn dabe jedoch gesenkt und den Blick weiter auf den herrlich bemalten Boden gerichtet. "Nein, mein Pharao." sage ich und warte bis er das Wort erneut an mich richtet. Irgendwo höre ich jemanden tuscheln, vermutlich jemand aus der königlichen Leibgarde. Instinktiv balle ich meine Hände zu Fäusten und bemühe mich ruhig zu bleiben. Auch wenn ich meinem Herrn gerade widerspreche und mich damit seinem Urteil übergebe, so ist er doch mein Pharao, mein Vetter und auch mein Freund. Ich werde keineswegs die Beherrschung verlieren, nur weil andere über mein Handeln reden. Sollen sie doch denken was sie wollen. Was kümmert mich ihre Meinung über mich? Wieder vergeht einige Zeit bis Atemu etwas erwidert. "Du weigerst dich also meinen Befehl auszuführen, Hohepriester?" fragt er mich. Ich zucke unwillkürlich etwas zusammen als ich höre wie er meine amtliche Anrede benutzt. Ein Zeichen dafür, dass wir uns nicht als Freunde gegenüber stehen. Doch das wusste ich schließlich schon zuvor. Dennoch hatte ein Teil von mir gehofft, dass unsere alte Freundschaft... Ich verwerfe den Gedanken und konzentriere mich wieder auf das Wesentliche. "Es tut mir leid, mein Pharao, aber ich kann euren Befehl nicht ausführen. Ich weiß, dass ich damit gegen das Gesetz verstoße und es tut mir leid, dass ich mich euch widersetze, doch ich kann diesen Befehl nicht ausführen. Ich bitte euch um Vergebung." Meine Stimme klingt fest und sicher und innerlich atem ich erleichtert auf als die Worte endlich über meine Lippen gekommen sind. "Sieh mich an, Hohepriester." befiehlt der Pharao und ich hebe den Blick, um ihm in die Augen zu sehen. Seine violetten Augen fixieren mich sofort und ich halte ihnen ruhig stand. Ich weiß, dass Atemu von meinem Gesicht abzulesen vermag und ich weiß auch, dass er mich gut genug kennt, um zu wissen, dass es mir ernst ist. Ein Blick müsste genügen, um ihm das bewusst zu machen. Noch nie habe ich mich gegen ihn gestellt. Niemals wagte ich es eine seiner Entscheidungen in Frage zu stellen und ich war ihm auch stets ein treuer Diener. Doch in dieser Sache, kann ich mich seinem Willen nicht beugen, nicht einmal unserer Freundschaft zu liebe und auch wenn es mich schmerzt, dass ich diesen Verrat üben muss, so weiß ich doch, dass es richtig ist. "Auch wenn es keine Rechtfertigung für dein Verhalten gibt, so frage ich dich um unserer Freundschaft willen, warum du dich mir entgegen stellst und meinen Befehl verweigerst." höre ich Atemu´s erhabene Stimme. Seine Miene verrät nichts. Er zeigt keinerlei Regung und falls er tatsächlich gerade an unsere Freundschaft denkt, an die unzähligen Stunden, die wir als Kinder zusammen verbracht haben, so ist es ihm keineswegs anzusehen. Aber als Herrscher darf er sich jetzt auch keine Blöße geben. Schließlich sind wir nicht allein und jede seiner Handlungen wird genau beobachtet. Er ist der Pharao und er muss sich wie ein solcher verhalten. Ich nicke leicht als Zeichen dafür, dass ich ihm dankbar bin, dass ich meine Gründe darlegen darf. Schließlich weiß ich, dass er mit damit ein Privileg einräumt, dass ich nicht einmal als Hohepriester verdiene. "Mein Herr, wenn ich euren Befehl befolgen würde, dann müsste ich mich selbst verraten und das vermag ich nicht zu tun." sage ich und sehe ihm dabei weiter direkt in die Augen. Das Violett verdunkelt sich etwas, aber seine Züge zeigen noch immer keine Regung. "Und wie, Hohepriester, könntest du dich selbst verraten, in dem du einem Sklaven einen Befehl erteilst?" fragt er mich und ich straffe unwillkürlich die Schultern. "Er ist nicht nur ein einfacher Sklave, mein Pharao." entgegne ich. "Er bedeutet mir viel." Ich schlucke als ich sehe wie seine Augen sich weiten. Ist er tatsächlich erstaunt? Ich weiß es nicht. "Dann willst du sagen, dass du Gefühle für diesen Sklaven hast?" hakt er weiter nach und ich spüre schlagartig wie alle Blicke im Raum sich auf mich richten. Ich sollte mich unbehaglich fühlen, aber ich tue es nicht. Stattdessen hebe ich stolz den Kopf und antworte meinem Herrn aufrichtig und mit der ganzen Sicherheit, die ich augenblicklich fühle. "Ja, mein Herr. Ich liebe ihn." erkläre ich entschlossen und ein Raunen geht durch den Raum. Atemu jedoch rührt sich noch immer nicht. "Und dieser Sklave erwidert deine Gefühle, nehme ich an." Es ist keine Frage, es ist eine Feststellung. Dennoch nicke ich. "Ja, mein Herr, das tut er." stimme ich zu und mein Herz schlägt noch einen Takt schneller. "Dann wollte er sich mir nicht unterwerfen, weil sein Körper dir gehört?" Eigentlich ist es müßig, diese Frage noch zu stellen. Der Pharao kennt die Antwort. Wahrscheinlich wusste er sie schon vor unserem Gespräch, aber sein Blick ruht unbarmherzig auf mir und ich nicke erneut. "Ja, mein Pharao." entgegne ich. "Er sagt, dass er sich keinem außer mir hingeben will und er ist bereit den Tod auf sich zu nehmen als gerechte Strafe für seine Verweigerung." Unwillkürlich wandern meine Gedanken wieder zu dem schönen, stolzen Jungen, der in meinem Gemach wartet und dessen Lippen ich eben noch geküsst habe und ich verspüre einen leichten Stich. "Aber wenn er dir ergeben ist, dann kannst du ihm befehlen, sich mir zu unterwerfen und so sein Leben retten. Doch scheinbar widerstrebt dir der Gedanke, Hohepriester. Willst du lieber den Tod des Sklaven und auch deinen Eigenen in Kauf nehmen, nur damit ich nicht Hand an ihn lege?" Atemu´s Lächeln entgeht mir keineswegs. Ich weiß, dass es eine Fangfrage ist, die er mir stellt. Eine Fall, in die ich tappen muss, gleichgültig was ich erwidere. Mir ist klar, dass ich das Unheil nicht mehr abwenden kann. Ich habe mich meinem Herrn widersetzt und ich werde die Konsquenzen tragen und ich bin bereit vor Osiris zu treten, wenn mein Pharao es wünscht. Mein Herz wird rein sein, wenn ich dem Totengott gegenüber stehe. Und mit eben dieser Gewissheit im Herzen erhebe ich mich und richte mich auf. Wieder höre ich ein leises Raunen. Mir ist es nicht gestattet mich zu erheben, wenn der Pharao es nicht ausdrücklich gestattet, doch das kümmert mich nun nicht mehr. Wozu auch? Mein Schicksal ist beschlossen. "Herr, ich habe euch stets treu gedient und an eurer Seite gekämpft. Keine eurer Entscheidungen habe ich je angezweifelt und ich würde jederzeit mein Leben für euch geben, doch der Gedanke, dass jemand anderes, auch ihr, mein Pharao, Hand an den Menschen legt, für den mein Herz schlägt, bricht mir das Herz und deshalb kann ich ihm diesen Befehl nicht geben, auch wenn er ihn sogar befolgen würde. Er ist bereit um meinetwillen in den Tod zu gehen und ich folge ihm mit Freuden, wenn es euer Wille ist. " erkläre ich würdevoll. "Vergebt mir, dass ich mich euch widersetze, aber ich habe keine andere Wahl. Ich muss auf mein Herz hören, auch wenn ihr das nicht versteht. Ich werde euch nicht um Gnade bitten, mein Pharao, denn ich weiß, dass ich große Schuld auf mich lade. Nicht nur, weil ich mich euch widersetze, sondern auch weil ich als Priester mich einer verbotenen Liebe hingebe, doch ich hoffe, dass Ra und Osiris mich verstehen und meiner Seele gnädig sein werden." Meine Worte hallen in dem großen Saal wieder und zu meinem Erstaunen sind alle Anwesenden verstummt. Vermutlich warten sie auf den Urteilsspruch des Pharaos. Seltsamerweise verspüre ich nicht länger Furcht. Nein, ich bin ganz ruhig. Selbst meine Hände zittern nicht mehr und mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig. Erwartungsvoll sehe ich meinen Pharao an. "Du hast wohl gesprochen, Seth, und wie immer zeugen deine Worte von deiner Aufrichtigkeit und Ehre." höre ich Atemu sagen und atme tief durch. "Doch du weißt, welche Strafe auf solch ein Vergehen steht?" Ich nicke und der Pharao erhebt sich. Kapitel 78: Kundgebung ---------------------- Finale, meine Lieben. Hier also das letzte Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Wie bereits gesagt, wurde es etwas länger, aber ich wollte es nicht mehr splitten. Viel Spaß beim Lesen und über feedback würde ich mich wie immer freuen! "Wheeler, du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich keine halben Sachen mache!" erklärt er mir in typischer Kaiba-Manier und auch wenn ich keineswegs an seinen Worten zweifele, so kann ich doch nichts anderes tun als ihn erstaunt anzusehen. Ich habe ihm die Frage nun schon zweimal gestellt und ich befürchte, wenn ich noch einmal nachhake, platzt ihm der Geduldsfaden. Einen Moment liegt mir auf der Zunge, ihn wenigstens zu fragen ob er sich sicher ist, aber ich verkneife es mir als sein Blick sich auf mich richtet. Ich schlucke unwillkürlich und nicke. Ok. Er scheint zu wissen was er tut und ja, er macht auch den Eindruck als wäre er sich sicher. Naja, wann war sich Kaiba auch schon mal einer Sache nicht sicher? Warum mache ich mir auch Gedanken? Gemäß der vierten binomischen Formel hat Kaiba immer Recht und ich hege immer mehr den Verdacht, dass es irgendwo ein in Stein gemeißeltes Gesetz gibt, dass besagt, dass Seto Kaiba unfehlbar ist. Tja, und wie bei diesen zehn Geboten, muss man wohl daran glauben. Da ich mich bislang eigentlich immer darauf verlassen konnte, dass er sich nicht nur seiner sicher war, sondern auch dem was er tut, scheint er wohl auch in dem Punkt genau zu wissen was Sache ist. Trotzdem erstaunt es mich. Ja, es irritiert mich und die Vehemenz mit der er mir diese Ansage gemacht hat, spricht für sich. Ein neues Dogma. Vielleicht sollte ich niederknien und ihm huldigen. Bei dem Gedanken muss ich unwillkürlich grinsen und sofort schnellt die rechte Braue in die Höhe. "Was gibt es da zu grinsen?" blafft er mich ungehalten an. Ich kratze mir verlegen am Kopf. "Naja, man darf doch wohl überrascht sein, oder? Ich meine, damit hätt ich jetzt echt nicht gerechnet." entgegne ich. "Aber hey, das heißt nicht, dass ich mich beschweren will oder so. Es ist nur... ungewohnt von dir." Einen Augenblick lang mustert er mich. Dann zucken seine Mundwinkel leicht und inzwischen weiß ich nur zu gut was das bedeutet. Er versucht sich ein Grinsen zu verkneifen, aber irgendwann kriege ich ihn noch dazu, dass er es einfach raus lässt. Alles eine Frage der Zeit. "Wäre ja noch schöner, wenn du dich beklagen würdest. Und denk gar nicht erst daran, meine Entscheidung anzuzweifeln." erwidert er in einem Tonfall, der eindeutig und unwiderruflich besagt "Ich dulde keine Kritik an meiner Person". Mein Grinsen wird noch breiter. "Das würde ich doch nie wagen." entgegne ich und versuche ihm einen unschuldigen Blick zu zu werfen. Er quittiert ihn mit einem Augenrollen, aber irgendwas an seiner Haltung zeigt mir, dass er innerlich lacht. Hey, inzwischen bin ich der ultimative Experte für die kaiba´sche Mimik oder sollte ich sagen, ich bin in der Lage die minimalistischen Regungen des Eisklotz zu deuten. Die Zeichen, die ich bislang noch nicht deuten konnte, verstehe ich inzwischen auch. So verrät mir zum Beispiel das dunkler werden seiner Augen sehr eindeutig, dass er scharf auf mich ist. Und ich habe herausgefunden, dass das Zusammenziehen seiner Brauen nicht immer ein Zeichen dafür ist, dass er wütend wird. Manchmal bedeutet es auch pure Fassungslosigkeit. Allerdings ist das eine Sache, die allein für mich gepachtet ist. Ich schätze aber, ich bin auch der Einzige, der ihn wirklich aus der Fassung bringt. Naja, vielleicht folgt mir Bakura mit etwas Abstand. Da fällt mir ein, ich sollte vielleicht erwähnen, dass er mir inzwischen erzählt hat, was die Beiden in dieser Nacht besprochen haben. Also zumindest habe ich eine Zusammenfassung von Bakura´s Geschichte bekommen. Schade nur, dass ich nach wie vor nicht weiß, wie sie letztlich ausgegangen ist oder wer dieser Sklave war, der Seth den Kopf verdreht hat, doch vielleicht erfahre ich das auch noch irgendwann. Kaiba scheint es nicht weiter zu interessieren. Er hat seinen Focus, wie seine Ansage eben, auf ein neues Ziel gerichtet und wie gesagt, ich bin überrascht. Von der Ansage. Aber das ist auch irgendwo verständlich, oder? Ich meine, hättet ihr gedacht, dass Kaiba mit mir zum Schulfest gehen würde? Freiwillig? Ja, das er es sogar nicht nur vorschlägt, sondern dass er klar bestimmt, dass das so zu gestehen hat. Ok, eine Wahl hätte ich sowieso nicht, immerhin ist er ja das Herrchen und ich muss auch zugeben, dass mir der Gedanke gefällt. Geoutet bin ich ja schließlich ohnehin schon. Zugegeben, mir macht es etwas Angst, dass dann seine Fangirlies erfahren, dass ihr Prinz nicht mehr zu haben ist, aber hey, die Tatsache, dass der große Seto Kaiba zu mir stehen will, das ist doch krass, oder? Aber er macht eben keine halben Sachen. Wobei ich allerdings vermuten würde, dass er das auch tut, um Atemu eins auszuwischen. Der Aspekt dabei gefällt mir allerdings nicht so sehr. Atemu ist und bleibt mein Freund, daran wird sich auch nichts ändern und ich will ihn auch keineswegs verletzen, indem ich ihm zeige, dass ich glücklich bin, doch was soll ich machen? Ich bin glücklich. Und wie! Mir scheint die Sonne aus dem Arsch und nein, das ist jetzt nicht ironisch gemeint. "Gut, dann wäre der Punkt ja geklärt." höre ich ihn sagen. Tja, so einfach ist das für ihn. "Ähm..." setze ich unsicher an und er wirft mir einen fragenden Blick zu. "Was denn noch?" fragt er und ich kratze mich erneut unsicher am Kopf. "Naja, ich hab schon ein bisschen Bammel..." gebe ich zu. Er sieht mich verständnislos an. "Wovor hast du bitte Angst, Wheeler?" will er wissen und ich zucke mit den Schultern. Fast unverzüglich stöhnt er kaum hörbar auf. "Also, es werden ja schließlich alle Leute von unserer Schule da sein..." "Davon gehe ich aus. Bei einem Schulfest herrscht Anwesenheitspflicht. Sonst würde ich mich auch generell vor diesen albernen Aktivitäten drücken." unterbricht er mich unwirsch. Ich nicke. "Schon klar. Aber naja, dein Fanclub wird nicht gerade begeistert sein, wenn du da mit mir auftauchst. Ich meine, so richtig. So als Date... Das wird doch ein Date, oder?" Hey, ich frage sicherheitshalber doch noch mal nach. Bei Kaiba weiß man ja nie, oder? Wieder mustert er mich einen Augenblick und ich schätze, ich hab´s mal wieder fast geschafft. Seine Schläfen zucken verdächtig. Ich grinse ihn vorsichtshalber liebevoll an. "Erstens interessiert es mich nicht, was irgendwelche pubertären Mädchen dazu zu sagen, mit wem ich auf solch einer Schulfeier erscheine. Wäre ja noch schöner, dass ich mir darüber Gedanken mache! Und zweitens, ja, ich schätze man bezeichnet eine solche Verabredung im Allgemeinen als Date. Ich hoffe du erwartest jetzt nicht, dass ich dir ein Blumenbouquet zum anstecken besorge. Dann würde ich nämlich auch darauf bestehen, dass du ein Kleid trägst und in diesem Fall würden wir wahrhaftig zu viel Aufsehen erregen, wovon ich gerne absehen würde. Es wird ohnehin schon genug Gerede geben." erklärt er in einem solch nüchternen Tonfall, dass man meinen könnte, er würde gerade einen Vortrag über die kapitalistische Strukturen in der Weltwirtschaft halten. "Kleid?" bringe ich hervor. Irgendwie ist mir der Rest des Satzes entfallen. Und nun grinst er doch. "Keine Sorge, Wheeler. So weit gehe ich nicht. Obgleich die Vorstellung recht amüsant wäre. Vielleicht kannst du zuhause irgendwann mal eins tragen. Mal sehen." Er lacht kurz trocken auf und ich stelle fest, er hat durch Humor, auch wenn es ein sehr spezieller ist, doch immerhin bin ich jetzt beruhigt. Ich atme erleichtert auf. Auf diese Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen, aber stimmt schon. Uns wurde ja nahe gelegt, uns angemessen anzuziehen. Was auch immer das heißen wird. Tea weiß es sicher. Er wohl auch. "Ok." sage ich schließlich und er schüttelt leicht den Kopf. "Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Härtefall, Wheeler." bemerkt er. Ich fasse es mal als Kompliment auf und lächele ihn an. Ein Tag ist jetzt seit meiner spektakulären Liebeserklärung vergangen und ich kann gar nicht sagen wie sich die Stimmung zwischen uns verändert hat. Es ist immer noch gewöhnungsbedürftig und ich muss mich ab und an auch noch kneifen, um sicher zu gehen, dass ich mir das nicht einbilde, aber Fakt ist, dass wir keine Erzfeinde mehr sind. Was wir genau darstellen, hm. Keine Ahnung. Herrchen und Hündchen würde ich sagen. Natürlich würde ich es offiziell nicht so bezeichnen, wäre auch echt mal skurill oder? Nein, offiziell sind wir Wheeler und Kaiba. Mann, ihr hättet mitbekommen müssen, wie er diese neue Entwicklung Mokuba mitgeteilt hat. Zugegeben, ich vermute, dass Duke den Kleinen schon mehr oder weniger ins Bild gesetzt hat. Natürlich auf kindgerechte Weise. Ja, ich bin sogar recht sicher, dass er das getan hat, denn der Kleine grinste so komisch und Zeit genug hatte er ja auch, nachdem er das Arbeitszimmer verlassen hatte, damit wir in Ruhe reden konnten. Wobei das Reden für unsere Verhältnisse echt mal schnell vom Tisch war. Teil Zwei dauerte dann doch etwas länger und umso intensiver. In meiner Phantasie hatte ich mir ja schon ein paar Mal vorgestellt, dass er mich auf seinem Schreibtisch vernaschen würde. Ja ja, lacht nur. Ich weiß, Klischeevorstellung, aber naja, der Schreibtisch hat was, nicht nur wenn man drauf liegt und das Arbeitszimmer hat auch seinen Flair und Kaiba sowieso und was soll ich sagen, wenn Gefühle im Spiel sind, wird es gleich umso besser. Was jetzt nicht heißt, dass wir was an unseren Praktiken geändert hätten und jetzt einen auf Romantik machen würden. Handschellen mit Plüsch werden wohl das romantischste bei unseren Interaktionen darstellen, wobei Kaiba mehr zu Rosenfesseln tendiert, wie ich gestern Abend erfahren durfte und ich muss sagen, die Dinger sind toll. Echt jetzt. Und äußerst pragmatisch, doch das hätte ich bei Kaiba ja wissen müssen. Der Name trügt übrigens, aber egal. Was wollte ich eigentlich erzählen? Ach ja, Mokuba´s Aufklärung. Nachdem wir irgendwann aus dem Arbeitszimmer kamen, fanden wir Mokuba und Duke in der Küche beim essen und wenn ich zuvor noch gedacht hatte, dass die Beiden uns vermissen würden, hatte ich mich echt geirrt. Die waren eher überrascht als wir auftauchten und wie gesagt, Mokuba grinste ziemlich breit. Sein Bruderherz dagegen war ziemlich verlegen. Ich würde es wagen zu behaupten, dass es Kaiba mehr Kraft gekostet hat mit seinem Bruder zu reden als es ihn kosten würde eine Pressekonferenz zu dem Thema zu geben. Auf unnachahmliche und vollkommen nüchterne Kaiba-Art erklärte er Mokuba, dass eine unerwartete Entwicklung dazu geführt habe, dass wir nicht nur unsere Differenzen weitgehend beigelegt hätten, sondern fortan auf freundschaftlicher Basis miteinander verkehren würden, was auch beinhalten würde, dass meine Wenigkeit auf unabsehbare Zeit wohl ein fester Bestandteil des kaiba´schen Lebens werden würde. Ja, so hat er es ausgedrückt. Genau genommen hat er noch was von einer Fusion geredet, das hab ich aber auch nicht so ganz verstanden, dabei eine unspezifische Geste mit der Hand gemacht und das Ganze in diesem "Ich dulde keine Kritik an meiner Person"-Tonfall. Mokuba, Duke und ich sahen ihn einen Moment lang echt ziemlich verdattert an. Doch dann grinste der Kleine wieder und meinte, dass passe schon. Duke´s Blick in dem Moment sprach Bände. Ich schätze, er wird mich bei Gelegenheit genauer ausquetschen. Wie dem auch sein, wir fusionieren also inzwischen. Ich glaub er mag das Wort sehr. **** Mir ist etwas seltsam zumute als wir zusammen in seiner Limousine zur Schule fahren. Heute Abend ist das Schulfest und heute morgen hatten wir keinen Unterricht. Was auch der Grund ist, warum ich bislang weder mit Yugi, Tea, Tristan oder Atemu geredet habe. Das Wochenende war ich sozusagen abgetaucht. Verschwunden in der riesigen Kaibavilla und abgesehen von Duke habe ich keinen meiner Freunde mehr vor dem Fest gesehen. Einen Moment spielte ich zwar mit dem Gedanke, doch noch vorher zu Atemu zu fahren und wenigstens kurz mit ihm zu reden, immer hin bin ich ja mal wieder vor ihm geflüchtet, aber Duke meinte, es wäre keine gute Idee und ich sollte ihm das überlassen. Er würde zu ihm gehen und ihm die jüngsten Entwicklungen schon erkären. Ich sollte mich derweil einfach nur Kaiba widmen. Da Duke sich in der letzten Zeit als verdammt guter Berater herausgestellt hat, hab ich seinem Plan zugestimmt. Allerdings konnte er es sich nicht verkneifen, mich darauf hinzuweisen, dass ich mich bemühen sollte keinen Scheiß zu machen. Er hat mir sogar vielsagen zugezwinkert und mich damit mal wieder an meine glorreiche Idee erinnern müssen, Kaiba eifersüchtig machen zu wollen. Ok, die Idee war nicht gerade brilliant. Aber letztlich hat sie ja doch irgendwo funktioniert. Er war eifersüchtig. Verdammt eifersüchtig und wäre er das nicht gewesen und hätte ich nicht so einen Schiss davor gehabt, dass er deshalb das Ganze zwischen uns beenden würde, naja, dann hätte ich ihm sicher nicht gesagt, dass ich in ihn verliebt bin und dann hätten wir nicht fusionieren können. Richtig fusionieren, meine ich. "Du machst den Eindruck als würdest du gleich zur Schlachtbank geführt werden, Joey." bemerkt Kaiba und bedenkt mich mit einem amüsieren Blick. Ich zupfe unruhig an meinem Hemd und ja, verdammt, so fühle ich mich auch. Keine Ahnung warum ich so nervös bin oder wovor ich eigentlich Angst habe, abgesehen von den Fangirlies, aber mein Arsch geht gerade auf Grundeis. "Hör auf an deinem Hemd zu ziehen. Du bist einmal ordentlich gekleidet, vermassel das jetzt nicht auf den letzten Metern." sagt er und ich lasse meine Hände in den Schoß fallen. Erstaunlich was für Nerven der Eisklotz hat. Er ist so wie immer. Kein Anzeichen von Nervosität oder Unruhe. Für ihn scheint das hier echt vollkommen normal zu sein. Ob er sich überhaupt Gedanken darüber macht, dass wir gleich gemeinsam vor die Schülerschaft treten werden und dann nicht nur getuschelt wird, wie es kommt, dass Kaiba und Wheeler gemeinsam auftauchen, sondern auch darüber spekuliert wird, was da sonst noch dahinter steckt, wobei das allerdings im Laufe des Abends offensichtlich werden dürfte. Ehe ich ihm meine Bedenken mitteilen kann, geht mein Handy und ich habe eine Nachricht von Duke bekommen, der mich fragt wo wir bleiben. Er scheint dem grandiosen Auftritt richtig entgegen zu fiebern. Toll, wenigstens einer, der seinen Spaß dabei hat. Atemu wird sicher nicht begeistert sein. Duke hat mir zwar inzwischen mitgeteilt, dass er mit dem Pharao geredet hat und ich mir keine Sorgen machen müsse, aber so ganz beruhigt mich das natürlich nicht. Was mich allerdings freut ist, dass Tea und Tristan zusammen zum Schulfest gehen. Scheinbar ist da was im Gange. Duke deutete zumindest so was an. Er meinte, sein Bauchgefühl würde ihm sagen, dass sich da was entwickeln könnte. Ok, dass Tris nicht abgeneigt wäre, weiß ich. Aber wie Tea das sieht? Hm. Eigentlich würden die Beiden ein hübsches Paar abgeben. Wer weiß, vielleicht wird ja was daraus? Ich würde es ihnen wünschen. Ich atme nochmal tief durch, denn wir sind gleich da. Kaiba mustert mich immer noch amüsiert und ich kann nicht umhin ihm einen giftigen Blick zu zu werfen. "Wheeler, entspann dich einfach. Du machst mich noch ganz nervös. Das ist nur ein Schulfest, wenn ich dich erinnern darf." höre ich ihn sagen und nicke widerwillig. Er hat ja wie immer Recht. Was soll mir schon passieren? Die Fangirlies werden mich sicher nicht gleich lynschen und Atemu wird mir auch keine Szene machen, kann ich mir zumindest nicht vorstellen. Trotzdem rebelliert mein Magen als der Wagen stoppt und ich höre wie Roland aussteigt, um uns die Tür zu öffnen. Kaiba wirft mir noch einen Blick zu, dann steigt er aus. Ich zögere noch einen Moment, dann folge ich. Zum Glück ist der Parkplatz fast leer. Wahrscheinlich sind schon alle in der Turnhalle wo diese beschauliche Feier stattfinden soll. Kaiba schreitet in gewohnt majestätischer Manier voran und ich folge ihm. Tja, ich bin ja auch das brave Hündchen, nicht wahr? Also in der letzten Zeit war ich es. Ja, wirklich. Hat er sogar gesagt. Unwillkürlich muss ich grinsen bei dem Gedanken und da haben wir auch schon unser Ziel erreicht. Ich vernehme Musik und höre Stimmen durcheinander reden und bereite mich innerlich darauf vor, dass die Menge gleich verstummen wird. Zu meiner Überraschung passiert das allerdings nicht. Wir betreten die Halle und im ersten Augenblick scheint uns keiner groß zu bemerken. Kaiba´s Blick schweift durch den Raum, ich merke wie er alles genau taxiert und zupfe wieder unruhig an meinem Kragen. Natürlich halte ich auch sofort Ausschau nach meinen Freunden. "Das ist ja noch alberner als ich gedacht habe." bemerkt Kaiba neben mir und verzieht angesichts der rosaroten Deko missbilligend den Mund und fuck, er hat wieder recht. Ich frag mich wer diese Ausstattung verbrochen hat. Überall Rosa, Glitzer und rosaner Glitzer. Wer zum Geier denkt sich so was aus? Und die Musik ist auch nicht besser. Kaiba macht ein paar Schritte in den Raum und siehe da, die Meute registriert ihren ungekrönten König. Aber zum Glück setzt kein kollektives Verstummen ein. Hier und da kichern ein paar Mädchen und anderswo wird getuschelt. Ich schätze, sie hätten nicht damit gerechnet, dass Mr. Cool sich die Ehre geben würde. Insgeheim frage ich mich ob ein paar der Damen vielleicht noch in Ohnmacht fallen werden. Immerhin sieht er in dem schwarzen Anzug mit dem roten Hemd verboten gut aus. Aber darüber darf ich jetzt echt nicht nachdenken, sonst rutscht mir nicht mehr der Arsch auf Grundeis sondern das Blut in eine Region wo ich es gerade gar nicht brauchen kann. Zum Glück höre ich gerade in dem Moment, in dem es eindeutig kritisch wird, diesen Blutsturz zu vermeiden, jemanden meinen Namen rufen. Duke! Ich winke ihm zu und der Schwarzhaarige kommt mir auch schon entgegen. "Hey Joey, da bist du ja endlich." Duke grinst mich an und nickt dann Kaiba zu, der zwei Schritte neben mir steht. "Hallo." erwidere ich seinen Gruß etwas verlegen und kratze mir schon wieder am Kopf. Zu meinem Unglück muss Duke mir auch noch zu zwinkern. "Scheint als hätte die Meute die Situation noch nicht realisiert." bemerkt er und ich muss Kaiba nicht ansehen, um zu wissen, dass er gerade die Augen verdreht. Bevor ich etwas erwidern kann, höre ich erneut wie jemand meinen Namen sagt und hinter Duke tauchen auch schon Tristan und Tea auf. Einen Moment starre ich meine Freundin entgeistert an. Ich habe Tea noch nie in einem Kleid gesehen, stelle ich augenblicklich fest und wenn ich sie mir so recht betrachte, dann sollte sie öfter eins tragen. Sie sieht nämlich phänomenal aus. "Wow." gebe ich beeindruckt von mir und sehe wie sich sofort ihre Wangen etwas röten. Tristan grinst. Tea hat sich bei ihm eingehakt und er scheint das sichtlich zu genießen. Das und eben den Umstand, dass sie echt toll aussieht. "Hey Alter, dacht schon, du kommst nicht mehr. Wo warst du eigentlich die letzten Tage, man sieht dich kaum noch." meint Tristan und gibt mir nen leichten Klapps auf die Schulter. "Mit wem bist du hier? Oder bist du wie unser guter Duke allein unterwegs?" Schlagartig fangen meine Wangen an zu glühen und ich werfe einen hilflosen Blick zu Duke, doch der grinst nur. Oh Mann. Ich stehe also vor der ersten richtigen Hürde. Verdammt, ich hab gar nicht mehr daran gedacht, dass Tristan und Tea es ja jetzt auch erfahren werden, also das mit Kaiba und mir. Ich schlucke unsicher und suche nach den richtigen Worten, doch mein Begleiter kommt mir zuvor und kaum habe ich seine ruhige und nüchterne Stimme neben mir vernommen, hab ich das Gefühl, dass mein Herz stehen bleibt. Ich krächze kurz. "Mit mir." erklärt er meinen Freunden und jetzt hab ich echt den Eindruck, dass die Menge verstummt. Dabei hat er gar nicht laut gesprochen. Tristan und Tea starren ihn entgeistert an. Wie in einem Zeichentrickfilm klappen ihre Münder auf und wenn wir echt in nem Comic wären, würde ich sicher hören, wie ihre Kinnladen auf den Boden knallen. Duke grinst nur noch breiter. Kaiba hat einen Schritt auf mich zu gemacht und steht nun in voller Pracht nebem mir und ich versuche zu lächeln. Tea fasst sich als Erste wieder, wenn auch nicht wirklich zu ihrer normalen Form. "Was?" fragt sie fassungslos und ich nicke. "Ähm... ja, so ist das." bestätige ich Kaiba´s Aussage und glaube fast, dass es Tristan gleich aus den Latschen haut. Wenn Tea nicht an seinem Arm hängen würde, wäre ich sicher, dass er jetzt nach hinten wegrutschen könnte. "Was?" fragt nun auch er und sein Blick wandert von Kaiba zu mir und zurück. Ich weiß nicht wie lange wir da stehen und keiner etwas sagt. Tristan und Tea sehen mich an als wäre ich gerade zu einem rosaroten Glitzerhulk mutiert oder schlimmerem und ich grinse schief. Ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht was sich sagen soll. Eindeutig ein Punkt, den ich nicht bedacht habe. Ich hätte mir wohl besser Gedanken um die Reaktion meiner Freunde machen sollen als um die Frage ob Kaiba sich dieser Sache sicher ist oder nicht. Schließlich kehrt die Farbe doch wieder in Tristan´s Gesicht zurück und er meint mit einem merkwürdigen Lächeln: "Hast du ein Duell verloren oder wie kommt´s, dass du heute die Begleitung des Eisklotzes bist?" Eigentlich eine durchaus berechtigte Frage. Wäre ja immerhin möglich, dass Kaiba mich zu so ner Nummer zwingen würde, wenn ich mal wieder als Loser aus unseren Duellen rausgehe. Schließlich hat Duke mir damals mit dem Hundekostüm ja auch ganz schön eins ausgewischt. Aber natürlich schüttele ich den Kopf. "Ähm... nein... wir sind.. " Ich komme nicht dazu meinen Satz zu beenden, denn ich werde von anderer Seite unterbrochen. "Ah. Da ist ja das neue Traumpaar." höre ich eine bekannte Stimme sagen und kurz darauf tritt Bakura in unsere Mitte. Er grinst wie immer und seine Augen funkeln geradezu übermütig. "Ich bin entzückt euch zu sehen." Er bedenkt Kaiba und mich mit einem undefinierbaren Blick und zu meinem Erstaunen nickt Seto ihm auch noch zu. Die Welt steht echt Kopf. Sogar Tristan und Tea entgeht diese merkwürdige Reaktion des Firmenchefs nicht. Von Kaiba erwartet man schließlich etwas anderes nach so einer Äußerung. Aber naja, die Beiden wissen ja auch nicht wie zutreffend Bakura´s Aussage ist. Wobei Traumpaar vielleicht doch etwas übertrieben ist. Tristan blickt noch immer verständnislos in die Runde, aber bei Tea scheint der Groschen gefallen zu sein. "Heißt das, du und Kaiba?" fragt sie mich und ich nicke. "Jepp, das heißt es." entgegne ich und werfe Tristan einen unsicheren Blick zu. "Das heißt was?" will dieser wissen und wendet sich in seiner Verwirrung an Tea, doch es ist Duke, der sich erbarmt ihn aufzuklären. "Die Beiden sind sowas wie ein..." "Wenn dir dein Leben lieb ist, Devlin, dann beende diesen Satz nicht." unterbricht ihn Kaiba und mir entgeht keineswegs der gefährliche Unterton in seiner Stimme. Unwillkürlich muss ich schon wieder grinsen. Das Wort, das Duke gebrauchen wollte, behagt Kaiba nicht so wirklich. Duke scheint den Wink verstanden zu haben, naja, er war ja auch eindeutig genug. Jedenfalls zuckt er nur mit den Schultern und grinst Kaiba an. "Wir haben fusioniert." erkläre ich und beende somit Duke´s Erklärung. "Ihr habt was?" schreit Tristan mich entgeistert an. "Fusioniert. So nennen wir das." meine ich und bin überrascht, dass ich langsam wieder sicherer werde. Ein klein wenig finde ich die Situation auch lustig. Tristan´s Gesichtsausdruck ist einfach zu geil. Ich glaube, sogar Kaiba muss ein Grinsen gerade unterdrücken. "Fusioniert. Genau wie bei DuelMonsters." erwidere ich. Naja, die Szene amüsiert mich mehr als ein bisschen. Duke und Bakura scheint es ebenso zu gehen und ich glaube, auch Tea muss sich ein Lächeln verkneifen. "Dann ist es Kaiba in den du..." Sie vermag es nicht das Wort auszusprechen und in Anbetracht der Tatsache, dass Kaiba solche Wörter auch nicht mag, vor allem in Verbindung mit seiner Person ist es wohl auch besser so. Ich nicke verlegen. "Ähm ja." gestehe ich und einen Augenblick sieh mich forschend an. Dann lächelt sie wirklich. "Das erklärt einiges." murmelt sie und nickt. Ich bin zwar nicht sicher was genau sie damit meint, aber immerhin scheint sie doch recht locker mit dieser neuen Erkenntnis umgehen zu können. "Wie bei DuelMonsters...?" höre ich Tristan vor sich hin sagen und dann weiten sich seine Augen auch schon wieder. "Alter, ist das dein Ernst?" fragt er mich und ich schätze, jetzt hat auch er begriffen. Kaiba stöhnt neben mir genervt auf. Ich nicke erneut. "Mein voller Ernst." entgegne ich. "Oh Mann." Tristan schüttelt den Kopf. "Oh Mann." Nun gebe ich ihm einen Klaps auf die Schulter. "Du wolltest es doch wissen, wenn´s spruchreif ist?" Sorry, aber ich kann mir die Bemerkung nicht verkneifen. Sie passt gerade zu gut. Tristan scheint das aber alles andere als lustig zu finden. Denn er schluckt hart und starrt erst Kaiba dann mich an. Seine nächsten Worte bringen mich dann aber doch zum lachen. "Ähm... das mit dem auf den Zahn fühlen und so..." hebt er an und ich verstehe sofort. "Schon klar, Kumpel." Ich zwinkere ihm zu und lache dann laut auf. Tristan scheint sich ein wenig zu entspannen nach meinen Worten, trotzdem beäugt er Kaiba noch einmal skeptisch. "Oh, ihr seid wirklich amüsant." bemerkt Bakura und lacht. "Fehlt nur noch der Pharao." Unwillkürlich zucke ich zusammen. Stimmt, Atemu oder Yugi habe ich bislang noch nicht gesehen. Ich wende mich mit einem fragenden Blick an Duke, doch der zuckt nur mit den Schultern und Tea muss ich nicht erst ansehen. Ich sehe mich im Saal um und stelle jetzt erst fest, dass einige der Schüler um uns unser Gespräch mit angehört haben. Wieviel sie davon verstanden haben, keine Ahnung. Meine Wangen brennen jedenfalls schon wieder. Kaiba folgt meinem Blick, registriert scheinbar auch den Umstand, dass um uns herum einige begonnen haben zu tuscheln und ist wie nicht anders zu erwarten davon recht unbeeindruckt. Ich durchforste die Menge, kann Atemu jedoch nirgendwo entdecken. "Weiß er von euch?" höre ich Tea fragen und glaube Sorge ihrer Stimme zu hören. Ich nicke nur und ihre Züge werden schlagartig ernst. "Mann, Joey, Alter... du bist echt mal krass." Tristan hat sich scheinbar wieder etwas gefasst und begreift nun auch das ganze Ausmaß der Situation. Ich zucke leicht mit den Schultern. Hey, ich hab mir das alles schließlich nicht ausgesucht. Weder Atemu noch Kaiba noch die Tatsache, dass ich schwul bin. Hat sich eben alles so gefügt. "Er hat gesagt, dass er kommt." meint Duke und wirft mir einen beruhigenden Blick zu. Ich nicke leicht. "Na, ich hoffe doch, dass der Pharao sich blicken lässt." vernehme ich Bakura´s süffisante Stimme und irgendetwas an seinem Blick lässt mich erschaudern. "Dann freut es dich sicher, dass deine Hoffnung dich nicht enttäuscht." vernehme ich eine vertraute Stimme hinter dem Weißhaarigen und atme tief durch. Bakura wendet sich um und sieht wie ich in Atemu´s violette Augen. Der Pharao bedenkt unsere kleine Runde mit dem Anflug eines Lächelns und für einen Moment ist sein Blick nur auf Bakura gerichtet. Dessen Grinsen keineswegs verschwunden ist. Im Gegenteil. Ich habe den Eindruck, dass es breiter wird. Unwillkürlich spüre ich, dass sich mein Körper leicht versteift und ich ahne, dass Kaiba´s Züge sich verhärten, doch ich sehe ihn nicht an. "Dann sind wir ja fast vollzählig." bemerkt Duke und versucht damit die Spannung, die schlagartig in der Runde herrscht aufzulockern. Der Versuch misslingt allerdings. Ich sehe deutlich, dass Tea sich ebenso wie ich versteift und auch wenn ihre Züge sich nicht verhärten, so glaube ich doch etwas Wehmut in ihren Augen zu sehen, allerdings muss ich ihr hoch anrechnen, dass sie sich die Mühe gibt ihr Lächeln beizubehalten. Für einen Augenblick herrscht wieder betretenes Schweigen. Keiner scheint so recht zu wissen, was er sagen soll, nicht einmal Tristan und Duke und ich schon gar nicht. Aber ich weiß, dass ich irgendwas sage muss, naja, es wäre besser, wenn ich es täte. Also lächele ich Atemu an und er erwidert mein Lächeln. "Sorry, wegen neulich." meine ich etwas verlegen, aber er winkt ab. "Vergiss es einfach, Joey." erwidert er und ich atem erleichtert auf. Doch dann trifft der Blick des Pharao´s Kaiba. Ich rechne mit dem Schlimmsten. "Muto." höre ich Kaiba kühl sagen und mein Magen zieht sich zusammen. Atemu hält seinem Blick ruhig stand. "Kaiba." entgegnet er genauso knapp. Die Luft ist förmlich zum schneiden und ich überlege fieberhaft, was ich sagen könnte, um die Situation irgendwie zu entspannen. Tristan hat den Blick gesenkt und ich schätze, das Ganze ist ihm unangenehm. Duke steht nur gelassen da, vermutlich weil er weiß, dass er nichts tun kann, um die Lage zu entschärfen und Bakura scheint geradezu entzückt über das stumme Duell zwischen Kaiba und Atemu. "Ähm..." setze ich an, schlucke dann aber und presse die Lippen aufeinander als ich spüre wie Kaiba mich recht unsanft am Arm packt und etwas zu sich zieht. Für einen perfiden Moment muss ich an diese Szene aus "Dirty Dancing" denken. Ihr wisst schon, die Szene in der dieser schmierige Tänzer an den Tisch tritt und verkündet: "Mein Baby gehört zu mir." Ich hab mir den Film übrigens nicht freiwillig angesehen. Man hat mich gezwungen. Und man heißt in dem Fall Tea. Das kommt nämlich dabei heraus, wenn man ihr die Auswahl der Filme für einen Dvd-Abend überlässt. Tristan und ich waren ihr hilflos ausgeliefert und diese Szene, naja, Tea´s Augen leuchteten und sie seufzte bestimmt 100 Mal. Irgendwas an dem Spruch ging ihr tierisch gut ab, ich fand ihn ehrlich gesagt lahm und auch billig. Trotzdem kommt mir gerade diese Szene und dieser Spruch in den Sinn und wenn Kaiba das wüsste, sofern er den Film kennt, was ich stark bezweifle, dann würde er mich später über´s Knie legen und ich würde mehr als fünf Schläge kassieren. "Dann ist es jetzt also offiziell." höre ich Atemu sagen. Es ist keine Frage, natürlich nicht. "Damit dürfte diese Angelegenheit ja geklärt sein." entgegnet Kaiba und ich sehe wie es in seinen blauen Augen kurz aufleuchtet. Triumph, eindeutig. Nun, ich kann es ihm nicht verübeln, trotzdem hoffe ich insgeheim, dass er diesen Punkt nicht weiter vertieft. Atemu nickt kaum merklich. "Scheinbar." erwidert der Pharao ruhig und das stumme Augenduell wird noch ein paar Sekunden fortgeführt. Dann jedoch streift der Blick des Pharao´s mich. "Ich hoffe, du bist glücklich, Joey." höre ich ihn sagen und brauche einen Moment ehe ich reagieren kann. Dann nicke ich. "Ähm.. ja." erwidere ich mit tonloser Stimme und wieder nickt der Pharao. Zu meiner Erleichterung wendet er sich dann Tristan und Tea zu und bedenkt das Mädchen mit einem Lächeln. "Du siehst hinreißend aus, Tea." sagt er und wieder röten sich ihre Wangen. "Ist das nicht herzallerliebst?" Bakura lacht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass seine Worte an den Pharao gerichtet sind, doch dieser ignoriert ihn. "Ich hole mir mal etwas zu trinken, will sonst noch jemand etwas?" fragt Tristan in die Runde und damit löst sich die Spannung langsam auf. Atemu nickt und Tea ebenso. Und der Pharao begibt sich mit Tristan gemeinsam zu Büffet. "Na, ist doch ganz gut gelaufen." höre ich Duke flüstern und ich nicke. Naja, nicht unbedingt optimal, aber besser als erwartet. Zumindest gab es keine Beschimpfungen, keine Duelle und abgesehen von der komischen Anspannung war das Aufeinandertreffen auch recht ok, aber was habe ich auch erwartet? Dass Atemu Kaiba und mir eine Szene machen würde? Herrje, der Junge ist über 5000 Jahre alt. Er steht über diesen Dingen und Kaiba wäre das wohl auch zu lächerlich. Ich wende mich an mein Herrchen und lächele ihn an. Für einen kurzen Augenblick erwidert er mein Lächeln. Dann lasse ich meinen Blick wieder durch den Saal schweifen und ganz ehrlich, am liebsten würde ich wieder verschwinden. Schlagartig nehme ich auch das Tuscheln wieder wahr und jetzt erst fallen mir auch die neugierigen Blicke auf, denen ich mir die ganze Zeit nicht einmal bewusst war. Duke grinst mich an. "Noch wird nur spekuliert." meint er und ich schlucke unwillkürlich. "Kaiba´s Fanclub Vorstand beäugt euch aber schon kritisch." Kaiba verdreht leicht die Augen und ich habe das Gefühl, dass mein Kragen wieder enger wird. Noch ein Grund mehr hier wieder zu verschwinden. Aber würde das nicht nach Flucht aussehen? "Ähm... was machen wir jetzt?" frage ich meinen Begleiter unsicher. Der zieht eine der perfekt geschwungenen Augenbrauen nach oben. "Was macht man denn im Allgemeinen auf solchen infantilen Feiern?" entgegnet er und ich schätze, die Frage ist erschreckend ernst gemeint. Na, war ja irgendwo klar, dass er sich mit solchen Aktivitäten nicht auskennen würde. Noch bevor ich was erwidern kann, mischt sich Duke ein. "Na, ihr könnet tanzen, aber dann fallen hier sicher einige Damen um und ich würde sicher auch lachend am Boden liegen." meint er und Kaiba und ich reagieren zum ersten Mal seit wir uns kennen absolut synchron. Beide verdrehen wir nämlich die Augen. Scheint, als würde unsere Fusion recht gut funktionieren. "Tanzen fällt definitiv flach." zische ich Duke an. Ich mach mich doch nicht komplett zum Affen. Duke zuckt mit den Schultern. "Dann verzieht euch in ne dunkle Ecke und macht rum." erwidert er gelassen. Einen Moment sehe ich Kaiba fragend an. Hey, wenn Tanzen ausfällt, Smalltalk mit meinen Freunden UND Kaiba sicher keine gute Idee ist, dann wäre das zumindest eine Option, die mir auch noch gefallen würde. Ich kann mir ein Grinsen daher nicht verkneifen. "Wheeler, denk nicht einmal daran." erwidert er, aber mir entgeht keineswegs das leichte Zucken seiner Mundwinkel. "Naja, wir können auch gleich hier? Dann würde zumindest niemand mehr spekulieren müssen." erwidere ich keck und er verdreht die Augen. Dann bedenkt er mich mit einem undurchdringbaren Blick. "Du willst also für klare Verhältnisse sorgen?" fragt er und ich überlege kurz. Naja, so genau habe ich diesen Punkt noch nicht durchdacht. Bevor ich etwas erwidern kann sind Atemu und Tristan auch schon zurück und gesellen sich mit Tea wieder zu uns. Erneut bemerke ich den Blickwechsel zwischen dem Pharao und Kaiba und schlucke unwillkürlich. "Also gut, Hündchen." höre ich Kaiba schließlich sagen und bemerke gerade noch wie sein Blick Bakura streift. "Dann beenden wir die Spekulationen. Aber dann verschwinden wir." Ich bin nicht so wirklich sicher was er damit meint oder was dieser kurze Blick zu Bakura bedeutet hat, aber er hat was zu bedeuten, das ahne ich und die Art wie Kaiba mich ansieht, naja, die spricht auch für sich. Kurz sehe ich ihn noch irritiert an, dann packt er mich im Nacken und einen Moment später liegen seine Lippen auf meinen. Verdattert kralle ich mich an seiner Schulter fest und japse wohl auch kurz auf. Doch dann schließe ich meine Augen und erwidere den unerwarteten Kuss. Keine Ahnung wie lange das Ganze dauert, mir kommt es vor wie eine Ewigkeit und mir ist leicht schwindlig als er sich wieder von mir löst. Seine Augen funkeln und ich schnappe nach Luft und jetzt herrscht eindeutig kollektives Schweigen. Würde die Musik nicht laufen, man könnte eine Stecknadel fallen hören. Ich taumele kurz und stoße fast mit Duke zusammen als Kaiba mich wieder ganz los lässt. Meine Sinne funktionieren zwar noch nicht wieder ganz, aber ich höre ihn ganz deutlich sagen: "Damit dürfte klar sein, zu wem das Hündchen gehört." Die Worte sind für Atemu bestimmt, aber ich schätze, auch jeder andere im Raum begreift sie schlagartig. Ich blicke ihn leicht verdattert an und er wirft mir einen amüsierten Blick zu ehe er die Worte sagt, die er sonst nur an seinen Bruder richtet. "Komm, Wheeler. Wir gehen." Ich räuspere mich kurz, werde dann aber schon von ihm Richtung Ausgang gezogen. Ein Raunen geht durch die Menge und ja, ich glaube, irgendein Mädchen hat´s auch umgehauen, so genau weiß ich das aber nicht, mein Blick ist nämlich immer noch leicht verschleiert und eigentlich auch nur auf Kaiba gerichtet, der mich an der Hand genommen hat. Ein letzter funktionierender Teil meines Verstandes, stellt fest, dass er mich tatsächlich vor der versammelten Schülerschaft geküsst hat und nun Händchen haltend mit mir die Turnhalle verlässt. Oh Mann. Das ich das noch erleben darf! Krass. Nein, mehr als krass. Oberkrass, ach was sag ich. Mir fehlen die Worte. Für einen Augenblick glaube ich, Duke pfeifen zu hören und irgendjemand klatscht. Keine Ahnung warum, aber ich schätze fast, dass es Bakura ist. Doch dann sind wir aus der Tür und ich bleibe stehen. Kaiba wendet sich fragend zu mir um und ich kann einfach nur ein "Wow" von mir geben. Er zieht erneut eine Braue hoch und meint in gewohnter Kaiba-Manier: "Ich habe dir doch gesagt, Wheeler, ich mache keine halben Sachen." **** Bakura´s Seite "Wer hätte das gedacht?" bemerke ich grinsend und mein Blick wandert zum Pharao. Seine Miene ist vollkommen ausdruckslos. Das war sie auch während Kaiba´s kleiner Darbietung. Nun wendet er mir allerdings den Blick zu und seine violetten Augen bohren sich förmlich in mich. Ich versuche ein betrübtes Gesicht zu machen, aber ich glaube, es gelingt mir keineswegs so gut, wie ich es mir wünschen würde. Schade, aber eigentlich auch egal. Er weiß schließlich, dass ich keineswegs betrübt bin. "Krass." höre ich Tristan sagen und da muss ich ihm zustimmen. Soviel Elan hätte ich Kaiba gar nicht zugetraut. Gut, ich wusste, dass er handeln würde, aber dass er es fast filmreif machen würde, hätte auch ich mir nicht zu träumen gewagt. Umso vergnügter bin ich natürlich. "Joey werden wir wohl für ne Zeit lang nicht zu sehen bekommen." bemerkt Duke und ich grinse ihn kurz an. Für einen Moment treffen sich unsere Blicke und wir denken sicherlich das Gleiche. Doch dann wende ich mich wieder dem Pharao zu. Die Menge hat sich noch immer nicht von dem Schock erholt. Amüsiert nehme ich war, dass zwei Mädchen aus meiner Klasse tatsächlich in Ohnmacht gefallen sind. Einige andere sind weiß wie die Wand und ich kann es nicht verhindern, dass ich kurz laut auflache. Das Ganze ist einfach zu köstlich. Die entrüsteten, überraschten und teilweise entsetzten Gesichter sind einfach herrlich. Das allein wäre das Ganze schon wert gewesen. Doch die Reaktion des Pharao´s ist wesentlich interessanter. Er hat mir den Rücken zugewandt und schreitet nun unter mehr oder weniger leisem Getuschel ebenfalls zum Ausgang. Sehr gut, das heißt, wir haben gleich die Gelegenheit unter vier Augen zu reden. Ich will doch meinen Triumph vollenst auskosten. Ich werfe Duke noch einen kurzen Blick zu und er nickt verstehend, dann setze ich mich gemächlich in Bewegung und folge Atemu. "Wirklich sehr betrüblich für dich... aber wer hätte gedacht, dass der gute Kaiba sein Herz entdecken würde." sage ich mit unschuldigen Lächeln und trete neben meinen Erzfeind. Er scheint den beiden Entschwundenen nachzublicken, die sind allerdings nicht mehr zu sehen. Nur noch Kaiba´s Limousine ist in der Ferne auszumachen. Schätze mal, dass es direkt zur Villa geht und den Rest kann ich mir auch denken. Einen Moment bin ich etwas überrascht als Atemu mir ruckartig den Blick zuwendet und mich diese undurchdringlichen violetten Augen ansehen. "Nun, da hat eindeutig jemand nachgeholfen, würde ich sagen." meint er mit einer bedeutungsschwangeren Stimme und ich schaffe es nicht mein Grinsen zu verbergen. Nun denn, meine Augen würden mich ohnehin verraten. "Erwischt." bemerke ich und zwinkere ihm zu. Er nickt langsam und etwas an seiner Haltung verunsichert mich schlagartig. Ok, er ist sicher wütend, aber er wird doch nicht... Unsinn. Was denke ich mir denn? Dass diese Blindschleiche von einem Pharao gleich auf mich losgeht? "Das erklärt einiges." sagt er und ich versuche erst gar nicht mehr mein Grinsen zu verbergen. "Tja, du hast selbst gesagt, man kann mir nicht trauen, oder?" Ich zucke leicht entschuldigend mit den Schultern und seine Mundwinkel verziehen sich leicht. "Ja, das habe ich gesagt." stimmt er zu und seufzt. "Ich denke, es ist überflüssig dich zu fragen, warum." Ich seufze. "Ja, eigentlich ist es überflüssig." bestätige ich. "Allerdings muss ich zugeben, dass es nicht nur die Freude daran war, dir eins auswischen zu können, Pharao." Seine Augen weiten sich kaum merklich vor Erstaunen. Er sagt jedoch nichts. Ich zucke erneut mit den Schultern. "So gesehen habe ich ja sogar mal eine gute Tat vollbracht." Ich lache auf. "Die Beiden sind aber auch wirklich süß, oder?" frage ich und man kann meinen Triumph deutlich hören. Einen Moment herrscht Schweigen und mein Lachen verhallt langsam. Dann sehe ich, dass er nickt. "Ja, das sind sie." stimmt er mir zu. "Ein wirklich schönes Paar." Die Wehmut in seiner Stimme ist nicht zu überhören und ich fange schon wieder an zu grinsen. Es ist aber auch zu herrlich, dieser Moment ist einfach grandios. Gut, es wäre schöner, wenn er noch etwas zerknirschter wäre, aber vermutlich will er sich diese Blöße nicht geben und hält an seiner Würde fest. Soll er doch. Ich weiß, dass ich gewonnen habe. "Deshalb also hast du ihnen die alte Geschichte erzählt." Er blickt mich fragend an und ich nicke. "Ja, deshalb und du musst zugeben, dass es ein grandioser Einfall war, oder? Zugegeben, ich konnte mir nicht sicher sein, wie Kaiba reagieren würde, aber nachdem klar war, dass er auch Gefühle für Joey hat... " Er nickt nachdenklich. "Ein wirklich grandioser Plan, Bakura. Ich muss sagen, du bist wirklich gut. Nein, mehr als gut." Für ein paar Sekunden bin ich erstaunt über diese Worte. Er macht mir tatsächlich ein Kompliment. Oh, das wird ja immer besser. Und dieser anerkennende Blick ist auch nicht ohne. Schade, dass ich keine Zeugen für meinen Triumph habe, aber nun denn, ein paar Abstriche muss man immer machen. Zumindest kann ich diesen Augenblick genießen und das habe ich vor. Ja, ich werde ihn gänzlich auskosten. "Tja, ich bin der Beste. Das hast du selbst gesagt." erinnere ich ihn an seine eigenen Worte, mit denen er mit dieser hübschen kleinen Geschichte an mich heran getreten ist. Er wollte den Besten und er hat bekommen was er wollte, nur nicht so wie er dachte. Ich lache erneut auf und das Gefühl, dass mich durchströmt ist unbeschreiblich. "Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann, Bakura." höre ich sagen und er lächelt mich doch tatsächlich an. Ja, er schenkt mir tatsächlich ein Lächeln und ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. Irritiert und skeptisch mustere ich den ehemaligen Pharao und etwas in mir sagt mir, dass ich auf der Hut sein sollte. Sekunden vergehen bis er seufzt. "Wirklich grandiose Arbeit, Dieb. Aber nichts anderes habe ich von dir auch erwartet." spricht er dann weiter und ich starre ihn an. "Was meinst du damit?" will ich wissen und zu meiner Überraschung ist er es, der nun lacht. "Du hast doch hoffentlich nicht gedacht, dass ich nicht gewusst hätte, dass du meine Pläne hintertreiben würdest, Bakura?" fragt er und mein Unbehagen wächst schlagartig. Atemu bedenkt mich mit einem tadelnden Blick. "Also wirklich, jetzt enttäuschst du mich aber..." Er schüttelt leicht den Kopf und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass er sogar mitleidig klingt. "Was-". verständnislos sehe ich ihn an und alle Alarmglocken gehen. Dann kommt mir ein erschreckender Gedanke. "Du hast gewusst, dass ich deine Pläne sabotieren würde?" frage ich vorsichtig. Er nickt. "Natürlich." entgegnet er gelassen. "Nichts anderes habe ich erwartet." Was? ich verstehe nur noch Bahnhof. "Aber was für einen Sinn... Warum bist du dann zu mir gekommen und hast mich um Hilfe gebeten?" will ich wissen. Er lacht erneut kurz auf. "Weil ich deine Hilfe wollte. Immerhin hätte ich es ohne dich nicht geschafft." antwortet er schlicht und ich spüre förmlich wie meine Züge entgleisen. "Aber du hast Joey doch nicht...?" setze ich an und meine furchtbare Ahnung verstärkt sich schlagartig, so dass ich den Satz nicht zuende bringen kann. "Stimmt, aber das wollte ich auch nie." bestätigt er meine schlimmste Befürchtung. Mein Mund klappt auf, aber kein Ton kommt hervor. Er seufzt und schenkt mir wieder einen dieser nachsichtigen und mitleidigen Blicke, die ich nicht ertragen kann. "Denkst du ernsthaft ich wäre so naiv gewesen, dich um Hilfe zu bitten und dann auch noch alle Karten auf den Tisch zu legen, Bakura? Ich wusste, dass du jede Gelegenheit, mir eins auszuwischen nutzen würdest und das hast du auch getan. Also habe ich dein Talent in die richtige Bahn gelenkt und du hast mich nicht enttäuscht. Du hast mir geholfen, auch wenn du es nicht wolltest." erklärt er ruhig. Immernoch lächelt er dabei und ich könnte ihm den Hals umdrehen. "Dann wolltest du Joey gar nicht?" Unnötig diese Frage noch zu stellen, mir dämmert bereits was dieser Wicht getan hat. Er nickt. "Nein, ich wollte Joey nicht. Aber das habe ich auch nie behauptet. Zumindest nicht in dieser Form. Ich hab dir lediglich zu verstehen gegeben, dass mir viel an Joey liegt, was auch der Fall ist und das ist auch der Grund, warum ich dich um deine Hilfe gebeten habe." "Aber WARUM?" frage ich fassungslos und schreie ihn fast schon an. Sanfte Milde erscheint in seinem schönen Gesicht. "Ich habe ziemlich schnell mitbekommen, was zwischen Joey und Kaiba lief und noch bevor Joey klar wurde, dass diese Sache tiefer geht als er sich bewusst war, war ich mir im Klaren darüber. Und das machte mir Sorgen. Ich hatte Angst, dass Joey sich in etwas verrennen würde, dass Kaiba ihn verletzen könnte. Dabei ahnte ich bereits, dass auch er Gefühle für Joey hat, aber das hätte er natürlich so nie zugegeben. Also suchte ich nach einem Weg den beiden auf die Sprünge zu helfen. Hätte ich offen mit ihnen geredet, nun, ich hätte keineswegs etwas bewirken können. Kaiba hätte mich nur ausgelacht und vermutlich weiter gemauert. Folglich musste eine andere Strategie her und da ich nun mal Seto Kaiba´s größter Rivale bin, machte ich mich auch auf dem Gebiet zu seinem Rivalen." Er hält kurz inne damit ich ihm folgen kann. "Und wie du siehst, verlief dieser Teil meines Planes auch mehr als gut. Aber um Kaiba klar zu machen, dass er wirklich Gefühle für Joey hat und diese auch zulassen sollte, bedurfte es mehr. Und da kamst du mir in den Sinn. Wer außer dir wäre in der Lage, Kaiba dahin gehend zu manipulieren, sich seine Gefühle einzugestehen und seine Eifersucht zu schüren? Auf dem Gebiet bist du mir wie ich zugeben muss, um einiges voraus, mein lieber Bakura. Ich wusste, dass du es schaffen würdest, die Zwei so zu lenken, dass sie gar keine andere Wahl mehr haben würden als ehrlich zu einander zu sein. Doch natürlich war mir klar, dass du mir bei diesem Vorhaben nicht so einfach helfen würdest." erzählt er weiter und ich schüttele ungläubig den Kopf. "Du hast mich manipuliert!" schreie ich ihn an. "Du wusstest, dass ich gegen dich arbeiten würde und dass meine Sabotage deines angeblichen Ziels dich zum Ziel führen würde???" Ich fasse es nicht. Dieser durchtriebene kleine Wicht hat mich für seine Zwecke benutzt, mehr noch. Er hat mich manipuliert, mich dazu gebracht, ihm in die Hände zu spielen! Wütend stampfe ich auf und schüttele den Kopf. "Ja, so kann man es ausdrücken." bestätigt er auch noch meinen Vorwurf und hat die Unverfrorenheit, mich weiterhin mit diesen gütigen Augen anzusehen. Oh, ich könnte ihm wirklich den Hals umdrehen. "Du hast es selbst gesagt, Bakura. Geschichte wiederholt sich." höre ich ihn sagen und halte in meiner Bewegung inne. "WAS?" "Damals hattest du auch deine Hände im Spiel. Denkst du, ich wüsste nicht, wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass Seth solchen Gefallen an diesem Sklaven gefunden hatte?" höre ich ihn sagen und habe das Gefühl, dass mein Herzschlag jeden Moment aussetzt. "Und war es nicht auch damals deine Absicht, Seth dazu zu bekommen, dass er zu seinen Gefühlen steht, genau wie du Kaiba dazu gekriegt hast, sich zu Joey zu bekennen?" fragt er weiter. Ich schlucke hart. "Bakura." Seine Stimme nimmt nun einen sanften, fast schmeichelnden Ton an. "Was denkst du, warum ich damals so reagiert habe? Warum ich Seth und auch den Sklaven verschonte? Ich wusste, dass Seth den Gedanken nicht würde ertragen können, dass sein Geliebter sich mir hingeben muss und ich kannte meinen Vetter genauso gut wie du, um zu wissen, dass es nur einen Weg gibt, ihn dazu zu bringen, sich einzugestehen, dass er den Jungen liebte. Damals hast du mir ebenfalls in die Hände gespielt, wenn auch aus einem anderen Grund, nicht wahr?" Mein Herzschlag setzt für einen Moment aus. "Du wusstest es?" frage ich ungläubig und die Welt scheint mit einem Mal Kopf zu stehen. "Natürlich. Damals wie heute. Und ich wusste auch, wieviel dir an Seth lag und dass du deshalb wolltest, dass er zu seiner Liebe steht, auch wenn sie nicht dir gehörte." Er seufzt und einen Augenblick später liegt seine Hand auf meiner Wange. Seltsamerweise widerstehe ich dem Impuls sie wegzuschlagen. "Sag was du willst, aber im Grunde hast du ein gutes Herz. Das hast du heute wieder bewiesen und darauf habe ich mich verlassen. Darauf und auf die Tatsache, dass du mit dem größten Vergnügen meine Pläne vereiteln würdest. Du siehst, mein lieber Bakura, letztlich sind wir uns gar nicht so unähnlich." Zu meiner Verwunderung lacht er und es ist keineswegs ein triumphierendes Lachen, nein, eigentlich ist es ein ansteckendes, fröhliches Lachen und seine Augen sehen mich aufrichtig an als er sagt: "Auf dich treffen die Worte von Goethe´s Mephisto ebenfalls zu, du bist auch ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Ich sehe ihn einen Moment lang nachdenklich an. Dann seufze ich und ich hoffe meine Augen funkeln ihn so giftig an, wie ich es mir gerade wünsche. "Das wirst du mir noch büßen, Pharao." verkünde ich und er nickt. "Nur zu, Bakura, ich freue mich auf die nächste Runde." erwidert er und das glaube ich dieser Made sogar. Dann wendet er sich um und schickt sich scheinbar an, wieder zurück in die Turnhalle zu gehen. An der Tür hält er kurz inne und sieht mich noch einmal an. "Kommst du? Duke will sicher noch mit dir feiern." Ich rühre mich nicht, stehe unschlüssig da und sehe ihn an. Nach Feiern ist mir nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. "Mal ehrlich, wir sind doch eigentlich ein verdammt gutes Team." höre ich ihn sagen und dann schließt sich die Tür hinter ihm. Ich starre ihm noch einen Moment nach und seufze schließlich abgrundtief. Wo er Recht hat, hat er Recht. Aber das ändert nicht das Geringste. Trotzdem hasse ich diese kleine Made. Widerwillig begebe ich mich zurück in die Halle und sehe, dass Duke schon bereits nach mir Ausschau hält. Als er mich sieht, grinst er und winkt mir zu. Ich erwidere das Grinsen und nun ja, ein wenig feiern kann ich trotzdem. Immerhin habe ich eine gute Tat vollbracht, wenn man so will. Hoffentlich wird das nicht zu einer neuen Gewohnheit. fin So, das war´s - ich hoffe alle sind zufrieden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)