Über den Weg der Liebe und deren Umwege von Schlomo-chan ================================================================================ Kapitel 1: Klare Worte - Und ihre Missverständnisse --------------------------------------------------- Klare Worte - und ihre Missverständnisse „Böses Omen!“ Unweigerlich zuckte Yuuri zusammen, wodurch er krampfhaft versuchte den Tee in seiner Tasse dazu zu bewegen in eben dieser jenen zu verweilen. Neugierig blickte er in den strahlend blauen Himmel hinauf, an dem sich neben der Sonne nur ein paar weiße Schäfchenwolken tummelten. Der Störenfried war bald entdeckt, doch so schnell der Vogel auch erschienen war, sobald war er auch wieder verschwunden. Nachdenklich stellte Yuuri die Tasse auf den zugehörigen Teller. Ein böses Omen? Sollte sein so toller Tag heute wirklich noch von etwas Unschönem überschattet werden? Er seufzte leise. Nein, das wollte er nicht glauben. Sein Tag war bisher so entspannt gewesen. Ein Trainingslauf mit Conrad am Morgen hatte seine Geister geweckt und nun saß er mit Greta, Cheri und Wolfram zusammen auf der Terrasse und genoss sein Frühstück. Sollte es wirklich irgendetwas in dieser Welt geben, was diesen Tag ruinieren könnte? Gut, er hatte nachher Unterricht bei Günther, aber so schlimm konnte das doch nicht werden, oder? Lächelnd sah Yuuri zu Conrad auf, der gelassen an einer der Säulen in der Nähe lehnte und ebenfalls in den Himmel aufblickte. Nach dem Frühstück würde er Conrad zu einer Partie Baseball mit den Kindern aus der Stadt überreden und wenn der Tag weiter so entspannt lief, hätte er sicherlich sogar die Nerven um nicht wieder in Günthers Unterricht einzuschlafen. Aber erst einmal abwarten. Das mit Günthers Unterricht war so eine Sache. Irgendwie war das alles nicht wirklich interessant. „Yuuri! Hör auf einen anderen Mann so anzustarren!“ geiferte Wolfram, während er seinen Löffel auf den Tisch knallte und wütend zu Yuuri hinüberfunkelte. Beschwichtigend hob Yuuri die Hände. „Entschuldige. Das war nicht meine Absicht.“ Entnervt seufzte er leise auf, während er auf seinen Teller blickte. An manchen Tagen war es so anstrengend Wolfram nicht zu reizen, dass es für Yuuri fast unmöglich schien selbiges nicht mit jeder Minute zu tun. Wolfram als Verlobten zu haben stellte für ihn eine große Herausforderung dar. Es war jedoch auch nur eben jener der so auf der Sache herum ritt und so tat als wäre das wirklich etwas Ernstes. In Yuuris Gedanken passten zwei Männer noch immer nicht zueinander. Egal wie man es drehte und wendete, es war einfach nicht richtig. Sein Blick wurde schwermütig, als er zu Greta hinüber blickte. Für sie waren Wolfram und er ihre Väter. Immer wieder gab sie den Beiden zu verstehen, dass für die kleine Prinzessin nur die Beiden zusammengehörten. Wie ein Paar Handschuhe. Wobei man Wolfram in dieser Beziehung wohl eher als Fehdehandschuh bezeichnen konnte. Yuuris ganzes Gesicht erstrahlte in einem schelmischen Grinsen ob dieses Vergleiches. Wolfram war wirklich temperamentvoll, energisch und ein großer Dickschädel. Yuuri seufzte hörbar auf, als sein Lächeln von den Lippen floss. So stur wie Wolfram war, würde es ihm wohl niemals gelingen diese unsinnige Verlobung aufzulösen. Mit der Teetasse vor dem Gesicht versuchte seine Majestät seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck zu verstecken, doch den Argusaugen eines Mannes entging auch diese Änderung in seinem Gesicht nicht. Leicht lächelnd blickte Yuuri zu Conrad hinüber und nickte ihm entgegen. Es gab nichts, worüber sein Namensgeber sich Gedanken machen musste. Er würde das alles schon schaukeln. Scheinbar noch immer nicht gänzlich beruhigt, bedachte Conrad ihn mit einem forschenden Blick. Frustriert blickte Yuuri wieder hinab in seine Tasse. Sah man ihm wirklich so leicht an, wenn ihn Etwas beschäftigte? Oder war das die Verbindung, die man einging, wenn man jemandem seinen Namen gab? Gedankenverloren rührte er in seinem Tee, während er die letzten Monate passieren ließ. Er war noch immer nicht alles gewohnt und vieles war ihm noch immer gänzlich neu, doch mittlerweile hatte er diese Welt zu lieben gelernt und er genoss jede Minute, die er mit diesen Menschen hier verbringen durfte. Mit allen, die er gern hatte. Der Tag schritt voran und Yuuri bekam seine Chance den jüngeren Mazouku die Regeln des Baseball näher zu bringen. Vom Auswechselspieler auf der Bank zum Leiter einer eigenen Baseball-Mannschaft. Was für ein Aufstieg. Stolz blickte seine Majestät in die fröhlichen Gesichter der Kinder, die hinter dem geschlagenen Ball hinterherhetzten. Nichts erinnerte in diesem Moment an all das Leid, dass diese Leute heimgesucht hatte und nichts hätte darauf schließen können, dass in diesem Land einmal ein anderer Wind geweht hatte als der des Friedens. Immer wieder stieß Gwendal ihn darauf, dass noch nicht aller Frieden unter Dach und Fach wäre, doch so wie es gerade war, war es doch gut, oder nicht? Es erfüllte Yuuri mit Stolz an dieser Entwicklung mitgewirkt zu haben. Er war der Dämonenkönig! Der Dämonenkönig der Herzen! Welch Ironie. „Majestät, wir müssen zurück. Günther wartet sicher schon sehnsüchtig auf Euer Erscheinen in seinem Unterricht.“ - „Conrad... wie oft noch. Nenn' mich Yuuri! Jedes Mal, wenn ich zu Hause war, fängst du wieder damit an. Wann wirst du dir das merken?“ Conrad lachte leise, als er des trotzigen Blickes gewahr wurde, den man ihm schenkte. Immer wieder, wenn Yuuri in das Gesicht des Größeren blickte, stellte sich ihm die Frage, was jener wohl über ihn dachte. Sah er in ihm immer noch den kleinen Jungen, dem er einen Namen gab oder war er in seinen Augen mittlerweile zu einem Mann herangewachsen? Conrads Ratschläge waren mit der Zeit weniger geworden und er sagte, dass er ihm vertrauen würde, sollte er das bereits als eine Art Weiterentwicklung anrechnen? Vielleicht... Mit freudigem Entschluss richtete sich Yuuri auf, in der Hoffnung, seine Position als guter König beweisen zu können. „Also gut, Conrad, lass uns schnell zurückkehren.“ Das Lächeln in Yuuris Gesicht überraschte Conrad. Kurz bemerkte Yuuri den Unglauben in seinen Augen, ehe sein Blick sanft wurde und er nickte. „Wie du wünschst, Yuuri.“ Denn ruhigen Ritt zum Schloss genießend, blickte Yuuri zu Conrad hinüber. Er war für ihn wie ein großer Bruder geworden. Oder doch eher Vater? Eigentlich waren alle lieben Menschen hier seine zweite Familie geworden und er war entschlossen eben dieses mit allen Mitteln zu beschützen. Im Schlosshof angekommen, stoppten sie. Eine große Pferdekutsche stand vor dem Eingang des Schlosses. Auf dem Emblem prangte ein Stier umgeben von Rosenranken. Verwundert stiegen sie von ihren Pferden, während Conrad sich vor Yuuri stellte um so seiner Rolle als edler Ritter gerecht zu werden. „Erwarten wir Besuch, Conrad?“ fragte er verwirrt, bevor sich Yuuri hinter Conrad hervor kämpfte. „Nicht, dass ich wüsste.“ Misstrauisch beäugte Conrad die Kutsche und versuchte aus dem Emblem in Erfahrung zu bringen, wer sich in ihr Schloss verirrt hatte. Doch soweit er sich entsinnen konnte, musste das Zeichen eines der aufstrebenden, kleineren Länder sein, denn noch nie hatte er es auf so einer Kutsche prangern sehen. „Wie wäre es, wenn Ihr duschen geht und euch ein wenig formeller für Euren Besuch anzieht?“ Selbst in solchen Momenten brachte Conrad noch immer ein familiäres Lächeln für Yuuri auf und versetzte diesen immer wieder in Staunen. „Gute Idee.“ Es war dem jungen König von der Nasenspitze abzulesen wie unbehaglich er sich fühlte, als er ohne Wissen in solch Situation gestürzt wurde. Nachlässig schloss er die Knöpfe seiner Uniform, während er einen kritischen Blick in den Spiegel riskierte. Er sah heute nicht unbedingt schlecht aus, aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, nicht gut genug auszusehen. Sich drehend betrachtete er sich von allen Seiten. Irgendetwas war anders. Hatte er zugenommen? Hatte er einen aufgeplatzten Hosenboden? Dreckige Finger? Einen Fleck auf dem Jackett? Alles negativ. Verwirrt kratzte sich Yuuri am Kopf. „Yuuri! Wo steckst du so lang! Die Gäste warten!“ In seinen Gedanken verloren hatte Yuuri nicht bemerkt wie Wolfram durch die Tür gekommen war und ihn nun kritisch musterte. Es war das bloße Erscheinen des Anderen, das Yuuri nachdenklich werden ließ. Ungehalten blickte Wolfram ihm entgegen und er kam nicht umhin zu bemerken, dass sich dessen Hände verkrampft zu Fäusten geballt hatten. „Hör auf zu träumen, du Weichei!“ Echauffiert über Yuuris maßloses Trödeln, konnte der andere nur den Kopf schütteln. Wie sollte aus Yuuri nur jemals ein vernünftiger König werden. Immer wieder musste Wolfram ihn auf seine Pflichten aufmerksam machen und immer wieder hatte er das Gefühl, dass Yuuri noch immer nicht verstanden hatte, auf was er sich eingelassen hatte, als er sich dazu bekannte, der neue Dämonenkönig zu werden. Zwar gab es Lichtblicke an trüben Tagen, in denen Wolfram dachte, es hätte endlich Klick im Kopf des Jüngeren gemacht, doch dann überraschte Yuuri ihn wieder mit solch unköniglichem Verhalten. Gäste ließ man einfach nicht warten. Verwundert blickte Yuuri zu der lautstark zufallenden Badezimmertür. Das war wieder so typisch Wolfram gewesen. Eine Szene machen und dann wutentbrannt abdampfen. Er war so ein Kindskopf! Nervtötend war das einzige Wort, dass Yuuri in diesem Moment dazu nur einfiel. Und doch, er war zu nett, als dass er Wolfram jemals sagen könnte, dass dieser mit seinem Gehabe wirklich nerven konnte. Sie waren nicht verheiratet und wenn es nach Yuuri ging noch nicht einmal verlobt. Am Anfang hatte das alles noch einen gewissen Unterhaltungsfaktor mit sich gebracht und zu Wolframs Vorteil hatte Yuuri starke Nerven, doch wie lange diese Drahtseile noch halten würden, war fraglich. Jeden Tag aufs Neue spazierte Wolfram über diese Seile, machte Hopser in der Mitte, wo sich die Drahtseile begannen gefährlich hinab zu biegen und die Verankerung in den inneren Yuuris Selbst bedrohlich knarzend dem Gewicht erlagen. Wie lange konnte er sich noch zusammenreißen ohne Wolfram die Meinung zu sagen? Er wusste es nicht. Seufzend erhob er sich aus dem angenehm warmen Wasser und begab sich in sein Zimmer um sich in seine Festtagsuniform zu werfen. Es begann wirklich alles kompliziert zu werden. Er seufzte leise. Aber in einem Punkt hatte Wolfram Recht, er sollte sich wirklich beeilen und nach seinen Gästen sehen. Die Stimmung im Raum war spürbar angespannt und keiner hatte ein Wort gesprochen seit Yuuri den Raum betreten hatte. Wenn ihn nicht alles täuschte, war es bereits so totenstill gewesen, bevor er hineingekommen war. Man hätte eine Stecknadel hören können, die sich irgendwo im Schloss gelöst hatte und zu Boden gefallen wäre. „Ähm... Hallo, ich bin Yuuri!“ Unsicher begab er sich zu seinem Thron und spürte die Blicke unnachgiebig auf ihm ruhen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Was war hier nur passiert? Sein Blick glitt über die Menschen, die ihn bisher so sehr unterstützt hatten und verzweifelt musste er feststellen, dass eben jene Menschen, entweder verlegen zu Boden blickten, wie Cheri es tat oder wutentbrannt auf die Gäste starrten, wie es Wolfram tat. Günther war den Tränen nahe und Conrad hatte eine angespannte Haltung angenommen. Nachdem er alle Anwesenden gemustert hatte, wanderte sein Blick zu seinen Gästen, die noch immer kniend in angemessener Entfernung vor ihm verharrten. Ein älterer Herr und eine junge Frau. Was sie wohl wollten? Sich der peinlichen Stimmung bewusst werdend, setzte sich Yuuri und machte eine Handbewegung, die seine Gäste zum Aufstehen animieren sollte, doch demütig blieben sie sitzen. „Äh... steht doch auf, das ist doch unbequem.“ Ein Raunen ging durch die Menge ob der unpassenden Formulierung und gedanklich machte sich Yuuri eine Notiz Günther nach eben solchen Redewendungen zu fragen. Nachdem sich seine Gäste endlich gelockert hatte, musterte er beide Personen ausgiebig. Er kannte sie definitiv noch nicht. Also wer waren sie? Und warum waren hier alle so angespannt? Der ältere Herr war sicherlich adelig, was er aus der schicken Kleidung schließen konnte. Sein Haar war schon teilweise grau und um seine Augen blitzten kleine Falten. Er war stattlich und sein markantes Gesicht erweckte Sympathie als er zu lächeln begann. „Majestät! Unser Geschlecht ist das der „von Marceau“. Wenn ich mich vorstellen darf; ich heiße Frederike von Marceau. Wir kommen aus einem fernen Land. Es hat einige schwierige Jahre überstehen müssen und ist gerade dabei wieder prächtig zu erblühen. Doch deswegen sind wir nicht hier. Es geht um eine Bitte. Genauer gesagt einer Bitte meiner Tochter.“ Damit zeigte er auf das zierliche Mädchen an seiner Seite. Sie war nicht zu klein und nicht zu groß. Hatte eine tolle Figur und ihr blondes langes, gewelltes Haar, fiel ihr offen über die Schultern. Helle, fast samtene Haut blitzte unter ihren Haaren hervor, die nicht von ihrem jugendliche Weiblichkeit erzeugendes Kleid verdeckt wurde. Ihre Augen strahlten, als ihr Vater auf ihre Bitte zu sprechen kam. Ihre Hände hatte sie vor der Brust zusammengenommen und Yuuri bemerkte, wie ihr die weißen Knöchel hervortraten. War sie so aufgeregt? Was konnte es dann für eine Bitte sein? „Nun ja, Majestät, es ist so. Meine Tochter, Sofina, wie soll ich sagen...“ Es schien Yuuri, als wäre plötzlich alle Gelassenheit dieses Mannes abgefallen und unangenehm berührt, wandte er sich auf der Stelle, während er scheinbar die richtigen Worte für seine Bitte suchte. Mit einem hilfesuchendem Blick zu Conrad, ließ er Frederike ein paar Sekunden um sich zu sammeln. Neugierig betrachtete er derweil das junge Mädchen an dessen Seite. Nun gut, vielleicht war Mädchen nicht wirklich passend, da sie, wie Yuuri es gewohnt war, sicher 4 Mal so alt war, wie er sie schätzte. Dann müsste sie in etwa Mitte 60 sein. Wie schockierend! Dann sollte er sie besser nicht mehr als Mädchen betiteln. Sein Blick löste sich von der Schönheit, als ihr Vater endlich den Mut für seine Bitte zu finden schien. Ihr Blick blieb an Yuuri haften und hätte es einen versteckten Mechanismus gegeben, hätte dieser sich am Liebsten damit hinter dem Thron versteckt. „Meine Tochter möchte um eine Verabredung mit euch bitten, Majestät. Sie war der Meinung, wenn Sie noch immer nicht mit Wolfram von Bielefeld vermählt wären, obwohl sie so lange schon diese Verlobung tragen, ist er vielleicht nicht das Richtige für sie und da meine Tochter Sie für sehr vornehm und attraktiv hält, bat sie mich, ihre bitte zu überbringen.“ Als wäre ein großer Stein von seinem Herzen gefallen endlich diese Last los zu sein, seufzte der Alte erleichtert auf. Gespannt blickten ihm 5 Augenpaare entgegen. Nur einer konnte seine Wut kaum zügeln und verkrallte seine Finger tief in dem Stoff des roten Vorhangs. Peinlich berührt breitete kratzte sich Yuuri am Kopf. „Äh.. nun ja...also..“ Was sollte er jetzt tun? Wieder ein Blick zu Conrad, der ihm nur gelassen entgegenblickte. Von ihm war also keine Hilfe zu erwarten. Cheri? Sie stand da, hin und hergerissen zwischen dem Schmerz, den sie mit ihrem Sohn fühlte und der Freude einer solchen Wendung. Sie liebte diese Dramen. Von ihr war auch keine Hilfe zu erwarten. Günther? Nein, der weinte bereits schon wieder. Und Wolfram? Nur mit dem Blick auf dessen Rücken gerichtet, konnte Yuuri ahnen, wie sehr es in diesem brodelte. Seine schlanken Schultern zitterten und der Stoff des Vorhangs schien nicht mehr lange diesem Druck standzuhalten, den Wolfram auf ihn ausübte. Was sollte er jetzt machen? Einerseits, war Sofina wirklich eine Schönheit und die ganze Zeit hatte sich Yuuri doch gefragt, warum er nicht einfach eine schöne Frau haben könnte. Das wäre normal und gut. Er könnte sie lieben und heiraten und Kinder mit ihr bekommen. Ganz so, wie man sich das vorstellte. Und doch, etwas in ihm ließ ihn wieder zu Wolfram blicken. Er erinnerte sich an die Zeit mit ihm und wie dieser noch immer an dieser dummen Verlobung festklammerte. Ja, vielleicht, wenn Yuuri Sofina ausführte, würde Wolfram endlich einsehen, dass ihre Verlobung nicht das war, was beide wollten und dann, selbst wenn Sofina nicht seine Traumfrau war, obwohl sie wirklich toll aussah, hätte er endlich Zeit und Ruhe etwas Richtiges zu finden. „Also gut, ich werde dich ausführen!“ Yuuri konnte nicht sagen, woher er die Kraft in seiner Stimme nahm, doch sie klang weder brüchig noch kratzig. Warum war ihm dieser Satz bisher so schwer gefallen, wenn er in Wolframs Nähe nur darüber nachgedacht hatte? Es war doch ganz einfach! Sofinas Augen strahlten ihm entgegen, als gäbe es keinen schöneren Moment in ihrem Leben und es rührte Yuuri, dass er ein solches Interesse bei ihm geweckt hatte. Vielleicht war sie ja doch die Richtige für ihn! Während Yuuri seinen Blick nicht von den schönen Augen lösen konnte, bemerkte er nicht, wie Wolfram seinen Platz verließ und wütend die Tür hinter sich zuschlug. Erschrocken zuckten alle Beteiligten zusammen und sahen sich neugierig um. Cheri, ganz in ihrem Element, jauchzte zufrieden. „Was für eine Wendung auf der Suche nach der großen Liebe!“ Warum war sie so zuversichtlich? Yuuri hatte damit eindeutig bekundet, dass ihn nichts an der Verlobung mit Wolfram hielt, also warum war sie so glücklich? Sah Yuuri etwas nicht, was sie sah? „Vielen Dank, Majestät! Ich freue mich so sehr!“ Von der zarten Stimme Sofinas von seinen Gedanken abgelenkt, lächelte er freundlich. Sie schien sich wirklich zu freuen! Man sagte doch, dass bei manchen Männern erst spät der Erfolg mit Frauen einsetzte, vielleicht war es jetzt endlich bei ihm so weit? Während er aufstand und auf die beiden zuging, klopfte sein Herz ein paar Takte schneller. Er hatte ein Date! Und das mit einer wunderschönen Frau! Noch für den selben Abend war ein Dinner for Two für sie arrangiert worden und diese Neuigkeit verbreitete sich scheinbar mit Schallgeschwindigkeit im gesamten Schloss. Yuuri, der mit Sofina gemütlich durch den Schlossgarten spazierte und verzweifelt versuchte ein Gespräch zu beginnen, spürte immer wieder die Blicke der Bediensteten und ab und an hörte er ihr leises Getuschel. „Was wohl jetzt aus Wolfram wird? Gut sieht sie ja aus, aber lässt er deswegen Wolfram im Stich?“ - „Aber sie waren doch schon so lange verlobt! Was für eine Tragödie!“ - „Und ich dachte wirklich, Majestät und Wolfram wären füreinander bestimmt gewesen.“ Es tat Yuuri weh, die Leute so reden zu hören und immer öfter versuchte er die ganze Sache vor sich zu rechtfertigen. Sie waren beide Männer und so etwas war nicht füreinander bestimmt. Sofina hingegen war eine Frau, eine wirklich schöne Frau, liebenswürdig und charmant. Ihr Lächeln, versetzte Yuuri in Höchststimmung und der liebliche Duft, der von ihr ausging, erweckte in Yuuri die Erinnerung an einen warmen Sommermorgen. Immer wieder sah er fasziniert in das Gesicht der jungen Frau und horchte ihren Worten, nachdem sie das Ruder des Gespräches für sich beschlagnahmt hatte. Ob alle Frauen über Kleider und Frisuren redeten? Etwas unbeholfen stimmte er ihr zu oder verneinte, wenn er dachte, dass es dem bedurfte und hing ansonsten seinen eigenen Gedanken nach. Mit Wolfram hatte er nie solch langen Gespräche geführt. Nie hatte er mit ihm über Mode gesprochen und über Gefühle... eigentlich auch nicht. Frauen waren wirklich anders. Sie redeten einfach drauf los und scheuten nicht davor, die Wahrheit zu sagen. Sie waren sanft, aber dennoch bestimmend und mit ihrer Lieblichkeit zogen sie alle Geschöpfe jeder Welt in ihren Bann. Frauen waren wirklich schöne Wesen. Was Wolfram wohl gerade macht? Unsicher blickte Yuuri sich um. Weit und breit war jener nicht zu sehen. Dabei hätte Yuuri darum gewettet, dass er versuchen würde sein Date zu sabotieren. Oder wünschte er sich das nur? Denn eines musste er sich eingestehen... Frauen konnten verdammt viel reden. Wenn Wolfram jetzt käme, einen Streit anzettelte und damit die Stimmung ruinieren würde, könnte Yuuri sich wenigstens einmal mit etwas anderem beschäftigen als Make-Up und Gefühlsduselei. Er war es nicht gewohnt, dass man so offen mit seinen Gefühlen umging. Im konservativem Japan war man lieber etwas zurückhaltender als zu forsch. Nur schien dies für diese Welt nicht zu gelten. Es überforderte den jungen König ungemein, denn von ihm schien die junge Frau ebenso Reaktionen zu erwarten, als sie ihn mit großen Augen ansah. Wie er für sie fühlte? Wie sollte er das nach ein paar Stunden bereits wissen? Oh man, Frauen! „Majestät, der Tisch ist gedeckt.“ Gwendals tiefe Stimme, holte ihn in die Realität zurück und ließ ihn erleichtert aufatmen. Gerettet! Was für ein wunderbares Timing jener doch besaß. In Gwendals Gesicht konnte man keine Gefühle lesen, als Yuuri sich zu ihm wandte und sich überschwänglich bedankte. Vielleicht zu überschwänglich, denn Sofina bedachte ihn mit einem kritischen Blick. Das konnte ja noch heiter werden. Welche Fettnäpfchen würde er wohl heute noch mit Frontalangriff ansteuern ohne daran vorbei lenken zu können? Die Stimmung war gedrückt als er den Saal betrat, in dem der gedeckte Tisch die Mitte ausfüllte. Mehrere Augenpaare richteten sich auf die Beiden, als sie sich setzten. Nur Wolfram blickte energisch auf seinen leeren Teller, die Hände im Schoß zu Fäusten geballt. Seine Knöchel traten weiß hervor. Es war Yuuri unangenehm ihn so zu sehen und wäre es nicht so kompliziert gewesen, hätte er für diesen Moment sein Essen gern in eine dunkle Ecke verlegt, wo ihn niemand mit so einem wissenden Blick betrachten konnte. Er fühlte sich ertappt, als er verlegen von Sofina zu Wolfram blickte und schmerzhaft das Gesicht verzog. Aus unerfindlichen Gründen war es für Yuuri schwer zusammen mit Wolfram und ihr in einem Raum zu sein. Es fühlte sich fast so an, als würde er Wolfram betrügen. Aber das war doch Unsinn. Natürlich waren sie verlobt, aber das hatte Yuuri ja nicht einmal gewollt. Von daher gab es da auch nichts, was er hätte betrügen können, oder doch? Nachdem Wolfram wohlweislich sein Bett in dieser Nacht gemieden hatte, lang Yuuri noch lang wach und starrte an die Decke. Es war komisch, aber er hatte sich so an die Nähe des anderen gewöhnt, dass sie ihm jetzt fehlte. Aber Gewohnheit hieß Gewohnheit, weil man sie sich auch wieder Abgewöhnen konnte. Und trotzdem blieb in ihm ein Gefühl zurück, was er nicht einordnen konnte. Eine Leere, die ihn bis aufs Mark erschreckte. Es wurde eindeutig Zeit, dass er Wolfram in die Schranken wies und die Sache klar stellte. Aber damit würde er erst morgen beginnen. Zwei Wochen waren jetzt schon vergangen und Yuuri wurde dieses Gefühl nicht los, dass Wolfram ihm aus dem Weg ging. Nachdem die ersten Tage wirklich schlimm waren und Wolfram nur gezetert und gemeckert hatte, war es jetzt sehr ruhig geworden. Für Yuuri fast zu ruhig. Etwas war hier sehr merkwürdig. Sofina verbrachte immer noch ihre Zeit im Schloss und war so viel es ging mit Yuuri zusammen und während sie immer mehr erblühte und sich immer weiter vorwagte, entfernte sich Wolfram scheinbar immer weiter von ihm. Der entscheidende Punkt war Yuuri heute Morgen aufgefallen, als Wolfram ihn gesietzt hatte, was er sonst nie mehr getan hatte, nachdem sie schon so lange Zeit verlobt waren. Yuuri hatte ja auch nicht darauf bestanden und es war für ihn nie sonderlich wichtig gewesen, doch nun wieder dieses distanzierte Sie aus Wolframs Mund zu hören, verwirrte Yuuri. Und nicht nur er, sondern auch Greta spürte deutlich, dass sich etwas geändert hatte. Sie mochte Sofina, dass hatte sie Yuuri versichert, doch auch genau so sehr, waren für sie Yuuri und Wolfram ihre Väter und niemand sonst. Sie waren doch eine Familie hatte sie stets gesagt, bevor ihr kleine Tränen über die Wange rollten. Jedes Mal aufs Neue brach es Yuuri das Herz seine kleine Tochter weinen zu sehen. Doch das war noch nicht alles. Heute Morgen hatte Sofina ihn mit roten Wangen vor den Augen aller anderen am Frühstückstisch mit „Du“ angeredet. Vor Schock war den Anwesenden das Besteck aus den Händen gefallen und irritiert blickten sie zwischen Yuuri und Sofina hin und her. Und Wolfram? Er hatte keinerlei Reaktion gezeigt. Seelenruhig hatte er weiter gegessen und keine Miene verzogen. Hatte dieser es doch endlich verstanden, dass ihre Verlobung nur ein dummer Zufall gewesen war und das ganze schon beendet, bevor Yuuri hatte mit ihm darüber reden können? Das war doch gut, oder nicht? Wenn der Gedanke nicht so furchtbar schmerzen würde, hätte Yuuri es als etwas Positives bewertet, doch so kam es ihm einfach nur schrecklich Falsch vor. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, traf ihn fast der Schlag, als er zu Gwendal zitiert wurde. „Wolfram hat was?“ fragte Yuuri mit Augen, die den Scherz in Gwendals Aussage suchten, doch ihn nicht fanden. „Wie kann es sein, dass Wolfram freiwillig auf eine Reise geht bei der er auf ein Schiff muss?“ Das sah dem anderen einfach nicht ähnlich. Wo es nur ging hatte er sich stets um die Schiffsreisen gedrückt und war nur mehr oder minder notgedrungen dabei gewesen, wenn Yuuri sich auf einem befand. Was auch den einzigen Grund darstellte, wieso dieser sich auf ein Schiff begab. Und nun hatte er nach einer Mission gebeten, was ja an sich nicht sonderlich ungewöhnlich gewesen wäre, hätte diese Mission nicht beinhaltet, dass man zum Zielpunkt mit einem Schiff reisen musste. Wäre Wolfgang nicht bereits nach dem Frühstück aufgebrochen, hätte Yuuri ihn zur Rede gestellt, doch so stand er jetzt einfach in Gwendals Arbeitszimmer und blieb mit vielen verwirrenden Fragen zurück. Was sollte das nur? Das passte so gar nicht zu Wolfram. Zumal Yuuri es noch nie erlebt hatte, dass Wolfram ihn allein zurückließ. Bisher hatte Wolfram immer alles daran gelegt, ein Auge auf Yuuri zu behalten, damit er nicht seine Pflichten als Verlobter vergaß. Hatte Yuuri Recht damit gehabt, dass Wolfram es eingesehen hatte, dass ihre Verlobung aufgelöst werden musste? Wieso konnte sich Yuuri nicht freuen, obwohl es doch so lange das war, was er gewollt hatte? In Gedanken versunken stieg er auf einen hohen Turm und blickte aus dem Fenster hinaus in Richtung See. Wolfram hatte sich also gegen ihre Verlobung entschieden und Yuuri verlassen, weil er ihm die Möglichkeit geben wollte, Sofina näher zu kommen. Das musste der Grund sein. Eigentlich hätte Yuuri überglücklich sein sollen, doch er fühlte sich eher, als hätte er etwas Wichtiges verloren und in ihm blieb eine ungewöhnliche Leere zurück. ~+~+~+~+~ to be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)