Emma von MissFireFist ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Emma Teil: 1/1 Autor: MissFireFist Kommentar: Soo, nachdem ich mein Baby schon vor einiger Zeit woanders hochgeladen habe, ist es nun an der Zeit, dass es auch hier passiert. Stolz präsentiere ich nun die folgende Geschichte und hoffe natürlich, dass sie jemandem gefällt. Wie immer bin ich offen für Verbesserungsvorschläge. __________ Mit geschlossenen Augen saß sie, eine blaue Decke um ihre Schultern gelegt, in ihrem Lieblingssessel. In den Händen eine Tasse heiße Schokolade. Stundenlang konnte Emma damit ihre Zeit verbringen. Über alles mögliche nachdenken und ab und zu genießerisch einen Schluck von der Schokolade zu sich nehmen; die Augen stets geschlossen, denn nichts sollte sie ablenken. Doch sie nahm immer noch die Geräusche ihrer Umgebung wahr. Sie hörte, wie ein Schlüssel im Schloss herumgedreht und eine Tür erst aufgerissen und dann lautstark zugeknallt wurde. Außerdem hörte sie das Klackern von Schuhen – vermutlich Pumps, vielleicht aber auch High Heels; sie wusste es nicht genau. Das Geräusch wurde immer lauter – der Träger der Schuhe kam immer näher -, bis es plötzlich verstummte. Sie vernahm das Ein- und Ausatmen einer Person. „Emma?“ Endlich öffnete sie die Augen, hob ihren Kopf ein wenig, um dem Störenfried ins Gesicht blicken zu können. Gleichzeitig stellte sie ihre Tasse auf den runden Holztisch zu ihrer Linken. Fragend sah sie ihr Gegenüber an. Blond gelocktes, vom Wind zerzaustes Haar. (‚Vielleicht auch absichtlich so zerzaust‘, dachte sie.) Leicht gerötete Wangen und die himmelblauen Iriden wanderten von Emmas Gesicht zur Wand – wahrscheinlich eher zur Wanduhr – und wieder zurück. Der rot geschminkte Mund öffnete sich, nur um sich kurz darauf wieder zu schließen. Augen wurden geschlossen und einmal tief ein- und ausgeatmet. Die Person, Emmas Schwester Karin, schien sich erst beruhigen zu wollen. „Ich brauche deine Hilfe“, sagte sie irgendwann. Nicht zum ersten Mal hörte Emma ihre Schwester diese Worte sagen. Und nicht zum ersten Mal deutete sie ihr mit einem Kopfnicken, fortzufahren, zu erklären, weshalb sie ihre Hilfe benötigte. Doch anders als beim letzten Mal, wo sie ihr beim Lernen helfen sollte – es war für die Führerscheinprüfung gewesen – und anders als das Mal davor, wo Karin ihr erklärt hatte, dass sie ein Date hatte und Emma sich um Davey, Karins damals noch zweijährigen Sohn, hatte kümmern sollen, weil sich kein Babysitter gefunden hatte, bat sie diesmal nicht nur für sich selbst um Hilfe, auch wenn ihre Worte das zunächst vermuten ließen. „Jordan hat sich ein Bein gebrochen.“ Jordan lebte im selben Mehrfamilienhaus wie Karin, nur zwei Blocks weiter von Emmas Wohnsitz entfernt. Die alte Dame war vernarrt in die beiden Geschwister und bestand jedes Jahr darauf, mit ihnen gemeinsam Geburtstag zu feiern und sie backte ihnen an Weihnachten mehr Plätzchen als sie in ihrem ganzen Leben essen konnten. Doch leider war Jordans Wohnung im dritten Stock und schon seit langem bereitete ihr das Treppensteigen Schmerzen. Und nun, mit einem gebrochenen Bein, war es ihr unmöglich das Haus zu verlassen. „Ich habe ihr versprochen, dass wir uns um die Einkäufe kümmern werden. Du hast doch nichts dagegen, oder?“ Leicht schüttelte Emma den Kopf. Natürlich hatte sich nichts dagegen einzuwenden. Die alte Dame hatte schließlich so viel für sie getan. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft breitete sich ein Lächeln auf Karins Gesicht aus. Das Lächeln hielt jedoch nicht lange und wich einem entschuldigenden Ausdruck. „Ich muss Davey abholen. Er ist bei Mike und Jordan hat nichts Essbares mehr im Kühlschrank. Ich hätte eigentlich schon vor einer halben Stunde bei ihr sein sollen ... Könntest du ...?“ Emma nickte seufzend. „Danke! Du bist die Beste!“, rief Karin, legte einen Zettel auf den Holztisch und verließ fluchtartig das Gebäude. Einen Augenblick später hörte Emma das Anspringen eines Motors und ein Auto, das mit quietschenden Reifen davonfuhr. Karins Fahrstil war unzumutbar. Emmas Blick legte sich auf den Zettel, den ihre Schwester ihr hinterlassen hatte. Sie griff danach und versuchte zu entziffern, was draufgeschrieben worden war. Sie erkannte, dass es eine Einkaufsliste war, höchstwahrscheinlich für Jordan. ‚Für wen denn auch sonst?!‘, dachte sie. Emma stand auf – die blaue Decke fiel dabei zu Boden – und machte sich auf den Weg in den Flur, wo sie in ihre schwarzen Stiefel schlüpfte. Den Zettel hatte sie zwischenzeitlich auf den Schuhschrank gelegt, aus dem sie ihre Stiefel geholt hatte. Danach wickelte sie sich einen Schal um den Hals – den Schal, den ihre Mutter ihr gestrickt hatte, als Emma noch ein Kind gewesen war – und griff nach ihrem Mantel. Sie vergewisserte sich, ob sich ihre Schlüssel und ihre Geldbörse immer noch in der rechten Tasche befanden. Kurz darauf leistete ihnen die Einkaufsliste Gesellschaft. Dann trat Emma nach draußen, schloss die Tür hinter sich und vergrub ihre Hände in den Manteltaschen. Sie stapfte durch den Schnee, Richtung Supermarkt, die Augen stets auf den Boden gerichtet. Sie versuchte auszumachen, wo ein Hund sein Geschäft verrichtet haben könnte, immer darauf bedacht, nirgendwo hineinzutreten. Seit langem schon schien sich in der Stadt keiner mehr um das Problem kümmern zu wollen. Als sie im Supermarkt ankam, holte sie ihre Hände aus den Taschen und schüttelte kräftig den Kopf. Es hatte geschneit und ihre Haare waren nass geworden von den Schneeflocken, die es sich frech auf ihrem Kopf gemütlich gemacht hatten. Emma wusste, dass sie die Nässe so nicht vollends vertreiben konnte, dennoch versuchte sie es jedes Mal wieder. Sie nahm sich einen der Einkaufskörbe nahe des Eingangs und fischte den Einkaufszettel aus ihrer Manteltasche. Den Blick auf den Zettel gerichtet, schlenderte sie durch die Regalreihen, griff ab und zu in eine hinein und legte etwas in den Korb. Etwas später lief sie zur Kasse und legte die Einkäufe auf das Fließband. Sie legte auch eine Tasche dazu – eine der Baumwolltaschen, die man in jedem Supermarkt kaufen konnte – und wartete, bis sie dran war zu bezahlen. Der Verkäufer murmelte ein „Guten Tag“, was Emma mit einem Kopfnicken quittierte, ehe er damit begann, die Lebensmittel einzuscannen und ihr anschließend den zu bezahlenden Betrag nannte. Emma reichte ihm das Geld, nahm Wechselgeld und Kassenbon in Empfang und packte die Einkäufe in die Tasche. Das Körbchen brachte sie zu den anderen Körbchen zurück und dann verließ sie den Laden. Sie beeilte sich, als sie zu Jordan ging. Die alte Dame hatte schon lange genug warten müssen. Sicher war sie hungrig. Es dauerte nicht lange bis Emma das Mehrfamilienhaus erreicht hatte. Die Tür stand offen, deshalb konnte sie das Haus ohne Umschweife betreten. Sie erklomm die Treppen – sie wusste, es waren genau 80 Stufen – und stand schließlich vor Jordans Wohnungstür. Ihr Zeigefinger legte sich auf den Knopf der Klingel und drückte ihn hinunter. Sie hörte das Läuten durch die Tür. Niemand öffnete. Emma wartete. Jordan war verletzt. Da war es ganz natürlich, wenn sie länger als sonst brauchte, um zur Tür zu gelangen und diese zu öffnen. Doch auch nach fünf Minuten tat sich immer noch nichts. Sie hörte, wie jemand die Treppe heraufkam. Als die Person Emma entdeckte, blieb sie stehen. „Sag, Kind, willst du zu Jordan?“ Sie nickte. „Hat man es dir denn noch nicht gesagt? Jordan ist bei dem Versuch nach unten zu gehen, gestürzt. Ich glaube, sie wollte einkaufen gehen, weil ihr niemand etwas gebracht hat.“ Die Person schüttelte leicht den Kopf und ein trauriger Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Es tut mir Leid, Kleines. Jordan hat sich das Genick gebrochen. Sie ist tot.“ Emmas Tasche fiel mit einem leisen Geräusch auf den Boden und die Einkäufe rollten stumm auf die dunklen Holzdielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)