Schattentanz von DeepSilent (Das Tagebuch der Vergessenen) ================================================================================ Kapitel 4: Der erste Takt ------------------------- Trotz des Kaffees - es fehlte nicht mehr viel und sie würde während sie lief einschlafen. Es war auch nichts passiert, gar nichts, überhaupt nichts. Vielleicht hatte der Kerl, der zu ihr in den Wagen gestiegen war sie einfach verarscht. Kayla war sich nicht sicher, ob sie sich wirklich freuen würde, wenn dem so wäre, aber enttäuscht war sie mit Sicherheit nicht. Irgendwann hatte Cathrine den Laden dicht gemacht und sie und diesen kleinen Mann freundlich hinauskomplimentiert. Nur Kaey hatte darauf bestanden noch ein wenig zu warten, denn selbst wenn tatsächlich alles in Ordnung war, so wollte sie die Freundin nur ungern allein lassen. Was auch immer der Freak mit dem Hut hatte erreichen wollen, zumindest hatte er es geschafft ihr einen Floh ins Ohr zu setzen, der ihre Paranoia gerade ziemlich anstachelte. „Du musst das wirklich nicht machen... ich werde doch gleich abgeholt.“ Cathrine trat gerade durch die Türe, die sie daraufhin hinter sich absperrte. „Naja dann kann ich die wenigen Minuten auch noch warten, ob ich hier einschlafe oder im Auto ist doch egal.“ Kaey rang sich ein schiefes grinsen ab, das ihre Freundin lediglich mit einem mahnenden Blick quittierte. Hastig wechselte sie das Thema, ehe sie einen weiteren Vortrag über ihre Schlafgewohnheiten über sich ergehen lassen musste. „Du hast gesagt du wirst abgeholt – von wem denn?“ „Ach hatte ich dir das noch gar nicht erzählt?“ Die Kellnerin wand sich um, strahlte Kayla jetzt regelrecht an. „Ich habe da Jemanden kennen gelernt...“ Das war der Punkt an dem Kaey zwar ein Verdrehen der Augen unterdrücken konnte, aber da änderte nichts daran, dass sich ein Teil ihres Hirn in den lange ersehnten Tiefschlaf legte und sie somit nur die Hälfte der Schwärmerei überhaupt mitbekam, So sehr sie Cathrine auch mochte, ihre teeniehaften Schwärmereien konnten immens an den Nerven zehren, besonders wenn es dabei jedes Mal um einen Anderen ging. Das war der Teil an ihr, der Kayla am unsympathischsten war, vielleicht weil sie es nicht nachvollziehen konnte. Aber bitte, jedem das Seine. „... und er kann auch nicht dieser Psycho sein, schließlich ist er Anwalt.“, schloss Cathrine ihren Vortrag – der Punkt an dem Kaey wieder zuhörte. Zwar mochte ihr die Vorangegangene 'Argumentation' entgangen sein, aber die Logik an sich hinkte schon. Sie kam nur nicht wirklich dazu nachzuhaken, den just in de Moment wurde der kleine Parkplatz vor dem Café von den Strahlen der Scheinwerfer eines ziemlich teuer aussehenden Wagens erhellt. „Ah, da ist er ja schon.“ Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren stürmte sie regelrecht los und fiel der Person, die aus dem Auto stieg nahezu um den Hals. Die Mühe das Licht oder zumindest den Motor auszuschalten hatte er sich natürlich nicht gemacht. Zumindest erlaubte das, sich den Mann dort einmal näher in Augenschein zu nehmen. Nunja ihr musste der Zeitpunkt entgangen sein, da Cathrine gefallen an öligen Schlipsträgern gefunden hatte, denn der da sah aus wie der Stereotyp eines wandelnden Anzuges. Nicht einmal das aufgesetzt aussehende Lächeln sowie die akribisch nach hinten gegeelte Frisur fehlten, selbst wenn die Haare schon grau aussahen. Der Höflichkeit wegen machte auch Kayla einige Schritte auf den Wagen zu um wenigsten 'Guten Abend und Tschüss' zu sagen. Seltsamerweise wurde ihr immer mulmiger zumute während sie auf die Beiden zuhielt. Als würden unsichtbare Hände versuchen nach ihr zu greifen und sie zurückzuziehen. Wahrscheinlich nur die überspannten Nerven in Kombination mit viel zu wenig Schlaf. Sie versuchte es abzuschütteln – mit mäßigem Erfolg. „Ah, ist das deine Freundin, Cathy?“ Gut im Gegensatz zu seinem Äußeren klang die Stimme tatsächlich sehr nett. „Ich hoffe sie entschuldigen, wenn wir nicht lange bleiben können, aber wir haben noch etwas vor heute Abend, Misses...?“ „Drighten... und Miss langt voll und ganz.“ Kaey rang sich ein Lächeln ab. Inzwischen war sie stehen geblieben, weiter weg als eigentlich beabsichtigt und sie hatte auch bereits den Weg zu ihrem eigenen Auto eingeschlagen, damit es nicht ganz so unhöflich aussah. Dieser Mann hatte etwas an sich, das ihr eindeutig Unbehagen bescherte. So sehr, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte, obgleich sie es wollte. „Ich will euch auch nicht aufhalten.“, fuhr sie rasch fort. „Bis morgen Cat und ihnen noch einen schönen Abend Mister...“ „Stewardt. - Ebenso.“ Lächelnd hielt er Cathrine die Beifahrertüre auf, ehe er selbst hinter dem Steuer Platz nahm. Wenig später waren sie auch schon verschwunden. Und mit ihnen auch dieses seltsame Gefühl. Sie konnte es sich nicht erklären, schon allein deshalb nicht, weil es ihr vollkommen fremd war. Grübelnd starrte sie in die Dunkelheit, an den Punkt an dem der kleine Lichtkegel schließlich verschwunden war, ehe sie nach den eigenen Autoschlüsseln suchte. Es war still geworden mittlerweilen. Nun kein Wunder, schließlich war es schon fast fünf Uhr morgens und wahrscheinlich war das 'Blue Moon' das einzige Cafe überhaupt das so lange geöffnet hatte. Ganz still war es nicht, wenn man beachtete, dass der Wind scharf um die Häuserecken blies und ein leises, fast pfeifendes Geräusch hinterließ, zudem sich etwas anderes mischte... Sieh dich vor – hinter dir! Wenige Meter hinter ihr schepperte es gewaltig und wenige Sekundenbruchteile später flog etwas haarscharf an ihrem Kopf vorbei, schrammte über den Wagen hinweg und kam polternd dahinter auf dem Asphalt auf. Hätte sie sich nicht instinktiv weggedreht wäre dieses Etwas gegen ihren Hinterkopf geknallt. Kaey wirbelte ruckartig herum um zumindest in die Richtung sehen zu können aus der das Wurfgeschoss – oder was auch immer es war gekommen war und tatsächlich dort hinten im Schatten zeichnete sich eine Silhouette ab, die mit viel Phantasie noch etwas menschliches an sich haben konnte. Also doch! Sie ging leicht in die Hocke, versuchte die Wagentüre zu öffnen um in das Innere des Wagens zu gelangen und nach ihrer Waffe zu tasten. So hatte sie keine Chance gegen dieses... Ding. Nur keine hektische Bewegung mehr, mahnte sie sich in Gedanken. Die Augen geschlossen glitten ihre Finger über den Boden des Wageninneren. Wo steckte sie nur?! Sie musste doch... - Schlagartig hielt Kayla inne, als etwas nach ihr griff. Etwas Körperloses, das über den Boden schwappte, langsam ihre Beine hinaufkroch und ein dumpfes Gefühl hinterließ, das ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Etwas das sie kannte und doch anders war... wie ein schwaches Zerrbild des Grauens, das sie vor zwölf Jahren schon einmal erfasst hatte. Langsam tastete es sich empor, fast als wolle es in jede Faser dringen. Ruckartig zog sie die Hand zurück, riss die Augen auf und im gleichen Moment schnürte sich ihr die Kehle zu. Zuerst durch eine Hand, die sich um ihren Hals gelegt hatte und dann durch Fetzen von Erinnerungen, die mit einem Male durch ihren Kopf preschten. Den ersten wirklichen Arbeitstag hatte sie sich eigentlich ganz anders vorgestellt. Irgendwie spannender. Aber nein sie wurde von irgendwelchen Bürohengsten durch das Department geschickt. Kopieren sie dies, tippen sie das ab, kochen sie Kaffee. Spitze. Den ersten Tag hatte sie hinter sich gebracht, es würde schon besser werden. Kayla blieb vor dem teilweise marode wirkendem Haus stehen, die bröckelige Häuserfassade nach oben schielend. Sie und ihre Eltern waren die Einzigen die hier noch lebten, aber nicht mehr lange. In zwei Wochen stand der Umzug bevor und dann würde der schäbige alte Betonklotz einem moderneren Betonklotz weichen müssen. Generell war sie froh hier weg zu kommen, die Gegend war mies... Aber darüber wollte sie heute nicht mehr nachdenken, sie war müde vom Nichtstun und hungrig. Wenigstens hatte ihre Mutter ihr sicherlich wieder was vom Abendessen aufgehoben und in der Mikrowelle gebunkert. Das war ihr Rettungsanker für diesen Tag, gemeinsam mit der Aussicht auf eine heiße Dusche und ihrem Bett. Das Licht im Hausflur war schon lange kaputt, aber den Weg nach oben würde sie wohl auch im Schlaf finden... Eine Hand an die Wand legend tastete sie sich Stufe für Stufe nach oben. Altbau... Fünfstöckig, kein Fahrstuhl... und die Wohnung lag unter dem Dach. Sport ist Mord - zum Glück war das nicht unbedingt ihre Devise. Trotzdem fühlten sich ihre Beine bleiern an und irgendwas roch hier verdammt komisch... Licht war auch weiter oben keines, aber da sich die Augen mehr und mehr an die Dunkelheit gewöhnten konnte sie zwischenzeitlich wieder etwas erkennen. Die Wohnungstür stand offen. Hatten ihre Eltern vergessen...? Nein eigentlich nicht, dafür kannten sie diese Gegend zu gut. Normalerweise wäre sie wohl jetzt zur Türe gerannt, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Etwas das wie eine schwere Woge über den Boden schwappte, wie zähflüssiger, doch unsichtbarer Nebel, etwas dass ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagen wollte. Die Schritte waren langsam. "Ma'?" Vorsichtig schob sie Türe auf. Weiter hinten brannte ein Licht, das einen fahlen Schein durch eines der Zimmer hin auf den Flur warf. Die junge Polizistin tastete sich langsam den Flur entlang, in Richtung des Lichtscheins. "Dad?" Noch ein Schritt, ehe sie urplötzlich in Augen sah. Augen die rot waren, die ein seltsames Eigenleben besaßen, als bestünden sie aus pulsierendem Magma. Ein fast weißes Gesicht, wohl nichteinmal wirklich abstoßend, aber das gleichzeitig so schrecklich künstlich wirkte, dass es fast wehtat hinzusehen. Das Gesicht eines grinsenden Mannes, der aus dem Nichts auftauchte, urplötzlich. Mit einem erstickten Schrei auf den Lippen prallte sie zurück. "Jonathans Tochter nehme ich an." Die Stimme klang dunkel, hatte etwas kratziges an sich und eine Akzetfärbung die sie nicht wirklich zuordnen konnte. War das ein Freund ihres Dads? Derartige Gestalten passten nicht wirklich in eine Bowlinggruppe. "Was..." Sie kam nicht weiter, denn der Fremde fiel ihr sogleich ins Wort, trat wieder einen Schritt näher um sie an der Schulter zu fassen und in Richtung des Lichtscheins schieben zu wollen. "Hat er nicht von mir erzählt? Natürlich nicht..." Ein kurzes, fast schon grollendes Lachen. "Komm, es ist schon angerichtet." Sie war sich sicher, dass sie diesen Mann noch nie gesehen hatte. Sie wollte auch gar nicht mit, aber sie schaffte es auch nicht sich aus dem Griff zu winden und einfach davon zulaufen. Nicht einmal der Gedanke konnte vollständig erwachsen, ganz als sei jeglicher Widerstand im Keim erstickt. "Essen? Ist es dafür... es ist..." der Rest des Satzes blieb ihr im Halse stecken, die Worte einfach verloschen, als sie die Küche betraten. Es war still, lediglich das Schlagen des eigenen Herzens dröhnte in diesem Moment fast schon ohrenbetäubend laut. Küche? Nein es erinnerte nurmehr entfernt an eine Küche, mehr an ein Schlachthaus, wie auch das Ding nur noch wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte, das dort vor dem Tisch stand. Es sah auf. Es trug das Gesicht eines Mannes, wohl gegen Ende vierzig, der Blick glasig, verklärt, der Rest... den Rest will man am ehesten einen deformierten Klumpen aus Fleisch und Knochen nennen. Die Gliedmaßen sahen aus als wären sie mehrfach gebrochen, in einer schier unmöglichen Haltung erneut verheilt. Das Ding hatte die zu groß geratene, klauenhaften knöchernen Hände in etwas vergraben, das man nur aufgrund einiger Körperformen noch als den zerfetzten Leib einer Frau erkennen konnte. Zerrissen, wie von einem wilden Tier, nur das Gesicht war unberührt geblieben. Das Gesicht einer Frau ende dreißig mit großen, grünen Augen, hübschen geschwungenen Lippen und langem hellen Haar, das jedoch an einigen Stellen durch dunkles Blut zusammen klebte. Entsetzen war in die Totenmaske geschrieben und Schmerz. Die Kreatur zog eine der furchtbaren Finger aus dem zerstörten Leib. Kayla war regelrecht erstarrt, jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. „Dad...?“ Man hörte die zittrige, gebrochene Stimme kaum. Verstand er sie? Jonathan – oder das was von ihm übrig geblieben war ging langsam auf die Beiden zu, streckte eine Hand aus von der einige rote Perlen auf den Boden tropften. Noch ein Stück näher und die verkrümmten Krallen berührten ihre Wange. Kaey öffnete bebend den Mund um etwas zu sagen, wollte ihre eigenen Hänge nach oben reißen um diesen... Ding zu entgehen, doch das Einzige was ihre Lippen formten war ein lauter, gellender Schrei, ehe sie von der beinahe erlösenden Ohnmacht eingelullt wurde. Da war noch etwas... eine Stimme, ein Flüstern, das in tiefster Schwärze verschwand... Sekundenbruchteile später nahmen ihre Augen wieder die Realität wahr. Nein, das was sie ergriffen hatte war nicht dieses Monster von damals, selbst wenn die Ausstrahlung eine Ähnliche wahr. Es war auch keines dieser schrecklichen Dinger. Nein, es war ein junger Mann mit schwarzen Haaren und ebenso schwarzen Augen, der sie am Hals gepackt hatte. Instinktiv griffen ihre Finger nach seinem Handgelenk, während sie einige Male heftig nach Luft schnappte, als er leicht zudrückte. Mühelos zog er sie nach oben, zwang sie auf ihre Füße – die Deckung aufgebend. Es folgte kein weiterer Angriff, aber aus den Augenwinkeln konnte sie sehen wie drei oder vier dieser Kreaturen aus dem Schatten wankten. „Sie meine Liebe... werden mich jetzt begleiten.“ Es war eine an sich wohlklingende Stimme, die von französischem Akzent geprägt war. In jeder anderen Situation hätte sie sie auch als angenehm empfunden. In jeder Anderen... im Augenblick war da nur tiefgreifende Furcht, die sich zäh mit aufkeimendem Zorn mischte. Die Lippen des Mannes öffneten sich erneut, aber statt weiterer Worte erklang ein schmerzerfüllter Schrei. Irgendetwas war schon wieder los. Eigentlich war hier immer etwas los und wenn es nur kleinere Zankereien oder Streitereien waren, wirklich Ruhe hatte man diesem Tollhaus nie. Leidlicher Weise hatte der Erbauer dieses Gemäuers, die Wände derartig dünn gestaltet, dass man jedes Getrampel, Gekeife und Geschrei sofort mitbekam. Zum Leidwesen von Jezz, der den Architekten schon zig tausend Mal dafür verflucht hatte. Aber es brachte ja nichts... der gute Mann war vermutlich schon längst tot. Seit einigen Stunden verbrachte er die Zeit damit rücklings auf dem klapprigen Sofa zu liegen, die Augenlider geschlossen, die Hand über selbige gelegt, damit er zumindest ja nichts sehen konnte, sollte irgendeiner dieser Idioten auch nur auf die Idee kommen hereinzuplatzen und das Licht anzuschalten. Wenn er etwas nicht ausstehen konnte, dann war es dieser ständige Lärm und insbesondere, dass dauernd jemand den Flur entlang trampelte. Immerhin – es war besser sich stumm über soetwas aufregen zu können, als den eigenen Gedanken nachzuhängen, die in letzter Zeit immer wieder in die Vergangenheit flohen ohne dass er es bewusst gewollt hätte. Das kleine Zimmer, das er sein Eigen nannte, befand sich wie sooft im Halbdunkel, war es lediglich das Mondlicht, das ein wenig Helligkeit spendete. Es war äußerst spärlich eingerichtet, denn nebst der Couch befanden sich hier noch ein Bett, ein einsames Bücherregal und ein Sammelsurium an Papier, das sich auf fast den gesamten Boden breit machte. Von Ordnung hielt er also auch nicht viel. Aber es war ihm egal. Hier hatte sowieso niemand außer ihm etwas verloren und wenn doch, so würde dieser Jemand hochkant hinausfliegen. Wieder ein Poltern... dann schien sich jemand die Treppen nach unten zu walzen. Wehe sie dachten nur im Traum daran... die Schritte wurden lauter... Er hatte ihnen schon mehr als nur einmal klar gemacht, dass er seine Ruhe haben wollte... Wehe dem, der - RUMS - Die Tür wurde aufgerissen und ein fast schon gleißender, künstlicher Lichtstrahl brach herein, zusammen mit der Verursacherin des Lärms. Kurz ließ sie ihren Blick durch die kleine Kammer streifen um dann doch die Gestalt auf dem Sofa zu mustern, die just in diesem Moment ein missbilligendes Knurren von sich gab. Noch ehe der Störenfried etwas sagen konnte, machte er seinen Unmut über diese Störung Luft... auf die übliche trockene Art und Weise. "Egal um was und wen es geht... es interessiert mich nicht und du störst... hau ab." Und dabei machte er nicht einmal Anstalten auch nur in die Richtung der Tür zu sehen, geschweige denn die Hand vom Gesicht zu nehmen. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt ein Schild anzubringen, aber das würden sie sowieso übersehen, als wäre es Luft. Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Worte auch nur in irgendwie Beachtung fanden, dafür kannten die Anderen ihn mittlerweile wohl zu gut. Leider. "Wir sind heute aber wieder gut gelaunt... es gibt übrigens Stress... auch wenn es dich nicht interessiert...", murrte die Frau. July Harperd. Wer sonst würde so einen Lärm veranstalten? "Wir haben immer Stress, also verpasse ich auch nichts. Sonst noch etwas? Nein? Danke. Auf Wiedersehen." Selbstverständlich ließ sie sich auch davon nicht beeindrucken, also machte sie sich daran durch das Zimmer zu stapfen, das Papier dabei achtlos unter den schweren Stiefeln zerknitternd, ehe sie sich leicht über die liegende Gestalt beugte. Das zerzauste, braune Haar trug sie ausnahmsweise nach oben gesteckt, was wohl in diesem Falle ihr Glück war. "Wenn... du mir irgendwie zu nahe kommst, werfe ich dich eigenhändig aus dem Fenster." Jezz schob die Hand ein wenig nach oben und öffnete die Augen, um die Frau eher desinteressiert zu betrachteten. "Ach... ist das ein Versprechen?", gurrte sie kehlig, die Lippen dabei zu einem schelmischen Grinsen verzogen. Aber das schien ihn auch nicht wirklich zu beeindrucken. "Eine Garantie." Und damit raffte er sich doch auf. Ruckartig, die Frau fast schon grob beiseite schiebend, er hatte noch nie viel übrig gehabt für Julys schrägen Humor. Dauernd dieses Theater hier... er nahm sich fest vor bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit 'Urlaub' zu nehmen und für längere Zeit aus dieser widerlichen Stadt zu verschwinden... New York war ätzend, aber eigentlich war alles irgendwie ätzend. In letzter Zeit noch mehr als ohnehin schon. Aber wenn man von der Welt und dem Schicksal gehasst wird, kann man die Beiden ja zurück hassen, oder ignorieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)