In Medias Res von Illuna (Die Drei Fragezeichen) ================================================================================ Kapitel 4: Teil 4 ----------------- In Medias Res Die Drei Fragezeichen ~ Ich bin gerade nicht fähig, mich zu irgendwas zu äußern. Außer: Ich wünsche Spaß und das erfolgreiche Übersehen, falls es zu sehr OoC wird :'D Oh, und: Länger als sonst! ;) ~ Teil 4 Unsicher sah Peter sich um. Er wusste noch immer nicht so recht, ob er gerade das Richtige tat. Natürlich, im Laufe der vergangenen Wochen und letztendlich Monaten hatte sich sein Verhältnis zu Skinny erheblich verbessert. Und es war auch um einiges entspannter geworden, nachdem Maceys Schläger anderes zu tun gehabt hatten, als Skinny beinah krankenhausreif zu prügeln. Warum auch immer. Peters Herz schlug heftig gegen seine Brust. Den genauen Grund, weshalb er so aufgeregt war, wusste er selbst nicht. Schließlich hatten er und Skinny in den letzten Wochen so oft miteinander telefoniert, dass Peter sie schon als Freunde bezeichnen würde. Außerdem waren sie sich vor der Entführung und dem Ganzen ja auch das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen. Doch jetzt wirklich mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu sprechen – als Freunde – erschien ihm so unwirklich, dass es ihn irgendwie ängstigte. Peter zwang sich zur Ruhe, indem er zweimal tief ein- und ausatmete. Es konnte ja wohl nicht angehen, dass er sich wie ein kleines Mädchen aufführte. Damit er nicht spüren musste, wie seine Knie zitterten, setzte er sich an einen Tisch des Cafés, in dem sie sich verabredet hatten, und bestellte sich bei einer Kellnerin, die herangeeilt war, einen Kaffee. Während er auf sein Getränk wartete, zupfte er nervös an einer Serviette herum, warf ab und an einen Blick auf die Armbanduhr, blätterte durch die Getränkekarte, schob den Aschenbecher von der einen Seite des Tisches auf die andere. Mittlerweile war es vier Uhr; Peter hatte seinen Kaffee ausgetrunken, die Karte auswendig lernen können und bereits jeglichen Standort des mit der zerpflückten Serviette gefüllten Aschenbechers begutachtet. Eine gute Stunde harrte er schon aus und wurde zusehends ungeduldiger. Sein Handy lag neben der Tasse und unterhalb des Aschenbechers, wurde immer mal wieder kritisch beäugt, ganz so als könnte dieses kleine Gerät etwas für seine derzeitige Situation. Wenn er später kam, warum hatte ihm Skinny dann nicht wenigstens eine SMS geschrieben? Es war ja nicht so, dass er in den letzten vierundsechzig Minuten unerreichbar gewesen wäre. Peter seufzte ärgerlich, kramte in seiner Hosentasche nach ein paar Dollar, um damit seine Rechnung zu begleichen. Er würde jetzt nach Hause gehen. Neue Freundschaft hin oder her – es hatte ja anscheinend doch keinen Wert. Skinny Norris blieb wohl einfach unzuverlässig. Gerade als er aufgestanden war und den Stuhl an den Tisch geschoben hatte, sah er aus den Augenwinkeln eine ihm bekannte Statur. Er drehte den Kopf in Richtung Straße und erblickte Skinny, der betreten die Hände in den Hosentaschen seiner Jeans vergraben hatte und scheinbar reumütig auf den Boden starrte. Entschlossen schritt Peter auf ihn zu und baute sich vor ihm auf. „Oh, Skinny, welch Überraschung. Schön, dass du dich auch noch hier einfindest.“, meinte er kühl. Skinny schien trotz seiner Größe ein wenig in sich zusammenzusinken. „Tut mir Leid, Pete.“ Der Blonde hob den Blick. „Hast du dennoch zwei Minuten für mich übrig?“ Es war der Ausdruck in den Augen seines Gegenübers und die seltene Nennung seines Spitznamens, was Peter dazu veranlasste zuzustimmen – aber in einer eher unwilligen Tonlage. Ein dankbares Lächeln war der Lohn. Zu zweit schlenderten sie die Straße hinunter, in den Park hinein, schweigend. Solange bis Peter fragte: „Warum bist du so spät?“ Skinny blieb abrupt stehen, so dass der andere ebenfalls Halt machte. „Ich halte nicht viel davon, um den heißen Brei herum zu reden“, fing Skinny an, „Also machen wir es kurz: Ich hatte mir ein Ultimatum gestellt. Noch bevor wir regelmäßig miteinander telefoniert hatten. Und zwar, dass ich, wenn ich das nächste Mal Rocky Beach verlasse, dir gestehe, warum ich dich befreit hatte.“ Peter merkte, dass es ihm unangenehm war, war im Moment aber viel zu neugierig als die Möglichkeit vorzuschlagen, es sein zu lassen. Seit sie sich angefreundet hatten, hatte Peter nicht einmal danach gefragt. Er war der Ansicht gewesen, dass Skinny es schon sagen würde, wenn er es für richtig hielt – in dieser Beziehung hatte Justus wohl auf den Sportler abgefärbt. Abwarten und nichts erzwingen. „Von Jonas hatte ich ja erfahren, dass du von Maceys Leuten gekidnappt worden bist. Zuvor hatte ich auch schon von Robert so etwas in die Richtung läuten hören.“ Ganz langsam setzte sich Skinny wieder in Bewegung, hielt aber schon nach zwei Schritten inne. Blickte Peter nicht ins Gesicht. „Ich wollte nicht, dass du Schaden nimmst. Ich war so geschockt, als ich von der Entführung erfahren hatte, dass ich das alles ein wenig überstürzt hatte. Deswegen waren Maceys Leute so schnell zur Stelle.“ Peter verstand nicht, worauf der andere hinauswollte. Er schloss zu ihm auf. „Aber warum? Warum hast du mich gerettet? Du hattest doch überhaupt keinen Grund dazu.“ Der Blonde blickte ihm in die Augen. „Weil ich mich in dich verliebt habe.“ Wie vom Donner gerührt starrte Peter ihn an. Das war ein Scherz. Bestimmt. Ein bösartiger, aber ein Scherz. Ihm schlug das Herz bis zum Hals, erschwerte ihm das Luftholen. An Sprechen war überhaupt nicht zu denken. Wie von selbst bewegte er sich rückwärts – sein Fluchtinstinkt war geweckt. Und jetzt war auch kein Justus Jonas anwesend, der ihn ermahnt hätte, doch nicht ein solcher Angsthase zu sein. „Peter.“ Als wäre die Nennung seines Namens der Startschuss gewesen, drehte sich Peter auf dem Absatz um und rannte weg. Sein Atem ging schnell. Ungeduldig drückte er den Klingelknopf. Noch einmal – ein weiteres Mal. Peter kaute auf seine Unterlippe, blickte sich um und wandte danach den Kopf wieder der Tür zu. Er wippte auf und ab. Wieso machte denn niemand auf? Er hatte doch zuvor ein Licht in der Küche gesehen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit schien sich etwas im Inneren des Hauses zu regen. Das Licht im Vorraum ging an, dann wurde die Tür geöffnet. Justus Jonas zog die Augenbrauen nach oben, als er erkannte, wer ihn da aus seinem Mittagsschläfchen gerissen hatte. Sein Schlabbershirt und die weite Jogginghose sprachen zumindest dafür, dass er bis vor Kurzem noch im Land der Träume geweilt hatte. Wahrscheinlich hatte Justus mal wieder vergessen gehabt, die Lampe über dem Herd auszuschalten. „Peter?“ „Kann ich reinkommen?“ Der Streit, den sie eigentlich noch hatten, war für einen Moment vergessen. Scheinbar hatte Justus instinktiv gemerkt, dass sein Freund ihn gerade brauchte und dass ihm nicht der Sinn danach stand, ihre Unstimmigkeit nun auszudiskutieren. „Geh in die Küche. Willst du was trinken?“ Peter nickte kurz. Seine Gedanken wollten nicht zur Ruhe kommen. Er strich sich über die Stirn, stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab, nachdem er sich gesetzt hatte. Atmete tief ein und aus. Das Licht war wirklich noch an. Irritiert sah er auf, als ihm ein Glas Wasser vor die Nase gestellt wurde. „Bitte.“ Schwerfällig ließ sich Justus ihm gegenüber auf den Stuhl fallen. Peters Hände griffen nach dem Glas, aber nicht, um es anzuheben, sondern einfach nur nach Halt suchend. „Ich wusste nicht, zu wem ich sonst hätte gehen sollen.“, gestand der junge Mann, fixierte einen imaginären Punkt auf der Holzoberfläche. Seine Atmung hatte sich mittlerweile reguliert, aber dennoch fühlte er sich nicht besser. Was sollte er nur tun? Schweigen herrschte im Raum, bis Peter seine merkwürdige Stimmung erklärte: „Man hat mir ein Liebesgeständnis gemacht.“ Justus‘ Grinsen wurde schelmisch, während er zusätzlich Orangensaft in die Gläser schüttete. „Welches Mädchen hat sich dieses Mal Hoffnungen gemacht? Deine Trennung von Kelly hat sich ja bei den Mädels schnell rumgesprochen. Aber ich muss dich enttäuschen, Peter, der Titel Herzensbrecher ist schon an Bob vergeben.“ Er stellte den Orangensaft zurück in den Kühlschrank und gesellte sich danach wieder zu ihm an den Tisch. Der zweite Detektiv schüttelte jedoch heftig den Kopf. „Ich meine das ernst!“ Justus schnaubte nicht verstehend und verdrehte dabei die Augen. „Ich auch.“ „Du stellst dich doch sonst auch nicht so dumm an.“, hielt Peter seinem Kollegen vor; schließlich wusste er, dass Justus sehr eingeschnappt darauf reagierte, wenn man ihn an seinem Stolz bzw. an seiner Intelligenz anpackte und er daher sofort die richtige Frage stellen würde. „Na gut, sind wir mal Detektiv.“, grollte der Dicke, nahm einen Schluck von seinem Saft. „Wer hat dir dieses Geständnis gemacht?“ Peter kratzte unbehaglich mit dem Fingernagel über das Holz. „Skinny.“ Augenblicklich verschluckte sich Justus, hustete, um die Flüssigkeit aus seiner Luftröhre zu bekommen. „Was hast du gesagt?“, wollte er krächzend wissen, aber nicht, weil er es akustisch nicht verstanden hatte, sondern weil er es einfach nicht glauben konnte. Als Peter es nicht wiederholte, tat er es für ihn. „Skinny?“ Sein Gegenüber nickte. „Der Skinny?!“ Wieder eine Bestätigung. „Unser Skinny?!“ Peter sah ihn aus verengten Augen an. „Sag es noch einmal und ich schlag dich.“, fauchte er. Er konnte es nicht gebrauchen, dass sich sein Freund jetzt indirekt über ihn lustig machte. Was er brauchte, war eine Lösung für dieses… Problem. Konnte man das nicht von einem Superhirn erwarten? So wie Justus ihn im Moment allerdings ansah, scheinbar nicht. Peter seufzte, fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er war müde, diese plötzlichen emotionalen Dinge waren wohl zu viel für seine Nerven. Gerade wollte er zum Sprechen ansetzen, als Justus ihm das Wort entriss. „Also, Skinner Norris, unser langjähriger Widersacher, hat dir seine Liebe gestanden.“ „Ja.“ „Das ist… Es fällt mir wahrlich nicht leicht, das zu sagen, aber ich bin sprachlos.“ Das war bei Weitem kein häufiger Zustand. „Was du nicht sagst. Da wäre ich im Leben nicht draufgekommen.“, erwiderte Peter sarkastisch. Er nahm sein Glas in die Hand, drehte es vor seinem Sichtfeld hin und her, so als suche er in der Flüssigkeit etwas. Was natürlich nicht der Fall war, aber er traute sich nicht, Justus in die Augen zu sehen. „Was gedenkst du, nun zu tun?“ „Nichts?“, raunte Peter hilflos. Gedankenverloren stand der erste Detektiv auf, nahm sein bereits leeres Glas mit und stellte es in die Spüle. Dort verweilte er einen Moment, bis er sich zu seinem Kollegen drehte und sich gegen die Anrichte lehnte. „Magst du ihn?“ Der Zweite lachte humorlos auf. „Justus, ich bitte dich. Skinny ist unser Erzfeind.“ „Ja, und trotzdem hat er dich gerettet und du hast daraufhin eine rege Korrespondenz mit ihm gehabt.“ Erschrocken blickte Peter auf, ließ das Glas zurück auf den Tisch sinken. „Woher weißt du das?“ Justus sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. „Wusste ich nicht. Aber du kennst doch das Vorgehen, um ein Geständnis herauszubekommen. Wie oft haben wir das schon bei den Kriminellen angewendet?“ Am liebsten hätte sich Peter mit der Handfläche auf die Stirn geschlagen – warum hatte er den Braten denn nicht sofort gerochen? Woher hätte es Justus auch wissen sollen? Niemand außer ihnen beiden hatte davon gewusst. „Und nun?“ „Das frage ich dich, Peter. Du musst es selbst wissen.“ Unzufrieden verzog Angesprochener das Gesicht. Nur aus dem einen Grund war er hier: Um eine Lösung zusammen mit jemand anderem zu finden. Hätte er sie schon parat, würde er sicherlich nicht hier in der Küche der Familie Jonas sitzen und sich von Justus Predigten anhören. Das könnte er auch machen, wenn es nicht um so etwas Heikles ging. „Hast du nicht wenigstens irgendeine abstruse Idee, die mir vielleicht bei der Entscheidung helfen könnte?“ Justus schüttelte wie selbstverständlich den Kopf. Nur war es bei ihm gerade nicht selbstverständlich, was Peter letztendlich dazu bewog, seine Situation als aussichtslos zu kennzeichnen. Das Beste wäre wohl, das Thema einfach totzuschweigen und Skinny nicht mehr über den Weg zu laufen. Im Moment befand er seinen Plan für ziemlich gut; doch er ahnte, dass das ihm und seinem Gewissen nicht reichen würde. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)