In Medias Res von Illuna (Die Drei Fragezeichen) ================================================================================ Kapitel 3: Teil 3 ----------------- In Medias Res Die drei Fragezeichen ~ Ich wünsche viel Spaß bei diesem kurzen Kapitel. :D ~ Teil 3 Peter starrte die Decke an, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Erst letztes Jahr hatten sie sein Zimmer neu gestrichen – die vorherige Farbe war ein Mischmasch aus Grau und Weiß gewesen, nun jedoch leuchtete sein Zimmer in einem strahlenden Weiß. Er lag auf der Couch in seinem Zimmer, der Ventilator summte leise, während er beständig seine Halbkreise drehte. Es war ihm, als könnte er die Hitze von draußen körperlich spüren, auch wenn es in seinem Zimmer angenehm kühl war – doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er nur an nichts Bestimmtes denken. Das Telefon klingelte. Träge legte er den Kopf auf die Seite, um zu seinem Bett hinüber schauen zu können. Dort lag die Errungenschaft der Technologie und blinkte passend zu dem Klingelton auf. Peter machte sich nicht die Mühe aufzustehen und dranzugehen. Seine Eltern waren nicht zu Hause, würden demnach ebenfalls das Gespräch nicht entgegennehmen. Doch wen kümmerte das schon? Es war sicherlich nur Kelly. Die kleine, süße Kelly. Die nerven konnte ohne Ende. Die auf eine Versöhnung bestand. Die andauernd um sein Wohlergehen besorgt war. Wütend wandte Peter den Blick ab. Er war doch kein kleines Kind mehr, dem man sagen musste, was es zu tun und zu lassen hatte! Natürlich war er sich im Klaren darüber, wie katastrophal diese Entführung hätte enden können, aber das hatte sie nun einmal nicht. Er war wohlbehalten zurückgekehrt. Seit über zwei Wochen hatte der zweite Detektiv nun schon nicht mehr mit Justus geredet. Justus Jonas‘ Dickkopf zeigte sich mehr als deutlich, indem auch er keinen Versuch unternahm, Kontakt zu Peter aufzunehmen. Doch Peter sah nicht ein, weswegen er sich bei Justus entschuldigen sollte, so wie es Kelly ihm schon mehrere Male vorgeschlagen hatte. Auch Bob hatte mittlerweile die Nase gestrichen voll. Er hatte gemeint, das sollten sie doch unter sich ausmachen und ihn nicht als Vermittler ausnutzen. Was verständlich war. Das Läuten des Telefons verstummte. Beinahe zeitgleich setzte das Klingeln seines Handys ein. Ein zorniger Laut entfuhr ihm, als er sich aufsetzte und nach dem Handy griff, das neben dem Sofa gelegen hatte. Er erwartete bereits, dass Kelly ruft an auf dem Display stand, doch er starrte überrascht auf den Schriftzug. Eine unterdrückte Nummer. Peter runzelte die Stirn, setzte die Füße auf den Boden und wartete zwei weitere Tonfolgen ab. Dann ging er ran. „Ja?“ „Hallo Peter. Geht es dir gut?“ Skinny! Verblüfft wäre ihm beinahe das Mobiltelefon aus der Hand gefallen. „Skinny? Warum rufst du mich an?“ „Wie geht es dir?“, beharrte er auf seiner Frage. Nicht wissend, was dieses Beharren bezwecken sollte, antwortete der Zweite: „Gut, denke ich. Aber warum?“ Es war ein erleichtertes Seufzen vom anderen Ende der Leitung zu hören, dann jedoch wurde die Stimme ernst. „Ihr habt euch nicht rausgehalten.“ Ärger wallte in Peter auf. „Justus macht weiter, nicht ich.“, grollte er, seine Finger krampften sich um das Telefon. „Da machen die keinen Unterschied. Pass auf dich auf.“ „Was soll das, Skinny?“ Eine Antwort auf seine Fragen erhielt er nicht mehr – es sei denn, das Hupen deutete er als eine solche. Aber er hätte nicht gewusst, wie. „Guten Abend, Mr. Andrews. Bob ist in seinem Zimmer, nehme ich an?“ Peter lächelte den Journalisten der L.A.-Post verschmitzt an. Dieser nickte daraufhin. „Natürlich. Wenn ihr nachher noch Hunger habt, im Kühlschrank stehen die Reste von heute Mittag. Einfach aufwärmen.“ Damit verschwand er auch schon im Wohnzimmer. Peter machte sich nichts aus dieser scheinbaren Unhöflichkeit – schließlich ging er in diesem Haus des Öfteren ein und aus, so dass er sich hier sehr heimisch fühlte. Pfeifend ging er den Flur entlang, bis er vor Bobs Zimmertüre hielt. Von dort hörte er ihn sprechen. Ohne anzuklopfen betrat er den Raum und sah Bob, wie er am Schreibtisch saß, einen Stift zwischen den Fingern und den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Als er hörte, dass jemand eintrat, sah er kurz hoch und deutete mit einer abgehakten Handbewegung auf das Bett, während er wohl weiterhin der Person am anderen Ende lauschte. „Nee, lass mal. Vielleicht irgendwann anders.“, sagte er gerade, nachdem sich Peter auf das Bett fallen gelassen hatte. „Erst wieder nächsten Monat? Ja, gut, dann geht es eben nicht anders. Nein, es passt mir wirklich nicht.“ Bobs Stimme würde ärgerlicher. „Stell dich nicht so an. Es ist immer noch meine Sache.“ Peter ließ solange seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es war lange nicht so groß wie sein eigenes, doch das Regal, das von Büchern und CDs überquoll, sowie der Sessel und die ordentlich abgestellten Ordner verliehen ihm dennoch eine gewisse Art von Gemütlichkeit. Auch wenn man es vielleicht nicht glauben mochte. Vor allem Bobs penibler Ordnungssinn widersprach meistens seiner eigenen Definition von Gemütlichkeit. Durch ein Seufzen machte Bob auf sich aufmerksam und zeigte somit an, dass er das Telefonat beendet hatte. „Wer war’s?“, wollte Peter wissen. „Jelena. Wir hatten am Wochenende auf ein Klavierkonzert gehen wollen, aber ich kann nicht.“ Zwar schien es Peter merkwürdig, dass gerade Bob – derjenige, der für jedes Musikevent seines Geschmacks alle anderen Termine cancelte und wenn es auch noch so viel Unannehmlichkeiten mit sich bringen sollte – ein Konzert absagte, aber er äußerte vorerst nichts, auch wenn es wahrhaftig sonderbar war. Vor allem, da es Jelena betraf. Diese ließ sich ja bekanntlich nicht von so einer Kleinigkeit, nämlich einer anderweitigen Verpflichtung, aufhalten. „Wie war deine Radtour mit Jeffrey gestern?“, fragte Bob, um wohl vom Thema abzulenken. Daraufhin zuckte der andere mit den Schultern. „Ganz okay. War ja zum Glück nicht so heiß.“ Bob nickte zustimmend. Er selbst erzählte, dass er den letzten Tag in der Musikagentur verbracht hatte. Bei der Erinnerung daran stöhnte er leidvoll. „Und morgen soll ich auch noch aushelfen. Peggy ist plötzlich krank geworden.“ „Peggy?“, wiederholte Peter neugierig, während er eine Zeitschrift unter dem Bett hervor fischte und daraufhin durchblätterte. Sie handelte von kommenden CD-Veröffentlichungen, Interviews mit Musikern waren ebenfalls abgedruckt neben Kommentaren über vergangene Konzerte. Bob lehnte sich in dem Stuhl zurück, stützte das Knie an der Schreibtischkante ab. Ein schelmisches Grinsen umspielte seine Lippen. „Nicht so eine, wie du schon wieder denkst.“, winkte er entgegen des ersten Eindrucks ab, „Sie ist eine nette Dame mittleren Alters, die ziemlich gut darin ist, einen Haufen Arbeit zurückzulassen. Manchmal erweckt es wirklich den Eindruck, sie schafft mehr Arbeit, als sie wegarbeitet.“ Peter lachte. Bob erlaubte sich nur ein kleines Lächeln, bevor er sein Gesichtsausdruck wieder ernst wurde. „Wo wir gerade schon beim Thema sind…“, er zögerte einen Moment, „Wie geht’s dir eigentlich?“ Der zweite Detektiv ließ von dem Heftchen ab, das er nur sporadisch überflogen hatte und richtete sich aus seiner liegenden Position auf. Unschlüssig hob er die Schultern. „Weiß nicht do genau. Aber es passt schon.“ Wenn er ehrlich war, schmerzte diese Trennung nicht so sehr, wie sie vielleicht sollte. Er fühlte sich eher von einer Last befreit – und das empfand er bei Weitem nicht als fair. Er mochte Kelly noch immer gern und hatte eine tolle Zeit mit ihr gehabt. Sie war ein wundervolles Mädchen und diese Gleichgültigkeit ihrer Trennung gegenüber von seiner Seite wurde ihr einfach nicht gerecht. Was ihn letztendlich also wirklich plagte, war das schlechte Gewissen. „Hey, Peter! Noch anwesend?“ Peter grinste und schlug Bobs Hand beiseite, die vor seinem Gesicht herumgewedelt hatte. „Ja.“, das Wort zog er unnatürlich in die Länge. Und kaum, dass er sich’s versah, hatten die beiden wieder ein unverfängliches Gesprächsthema begonnen. Manchmal war es in einer Freundschaft wirklich einfach – wenn Justus nicht so einen Sturkopf wäre, könnten sie sogar zu dritt wieder über Banalitäten plaudern. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)