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Finn & Tobi

von

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Der letzte Tag

Die Sonne schien in mein Zimmer. Es war Montagmorgen und der letzte Tag der Sommerferien. Lady, mein Hund, lag auf meiner Bettdecke. Sie musste über Nacht herein gekommen sein. Ich wollte gar nicht aufstehen, weil es so gemütlich und warm in meinem Bett war. Nach fünf Minuten bin ich aber trotzdem aufgestanden. Noch total verschlafen ging ich zu Mona ins Zimmer. Mona ist meine ältere Schwester. Sie ist 19 Jahre alt und müsste eigentlich schon auf der Arbeit sein. Sie macht eine Ausbildung zur Verkäuferin. Es ist schon halb neun und um neun Uhr muss sie anfangen zu arbeiten. Als ich in ihr Zimmer ging, sah ich sie zusammen gekauert in ihrem Bett liegen. Richtig süß sah sie aus, wie sie so dort lag und schlief.

„Mona, wach auf. Es ist halb 9, du musst doch zur Arbeit!“, flüsterte ich und schüttelte sie sanft an ihrer Schulter. Sie drehte sich auf die andere Seite, sodass ihr Gesicht zur Wand zeigte.

„Ich muss heute nicht arbeiten, ich habe mir extra wegen dir frei genommen!“

„Wegen mir?“, fragte ich und sah sie verwundert an.

„Ja, wegen dir, weil du heute deinen letzten Ferientag hast und da wollte ich mit dir shoppen gehen!“

„Das ist ja super. Danke!“

Ich sprang förmlich auf sie drauf, vor Freude und umarmte sie. Luftschnappend sagte sie:

„Ist ja gut Finn. Lass mich bitte noch ein wenig schlafen, wenn ich ausgeschlafen habe, gehen wir shoppen!“

„Ok, dann geh ich Elea aufwecken!“

Ich war schon auf dem Weg zu ihrer Tür als meine Schwester mir noch sagte:

„Lass Elea schlafen. Sie ist doch noch klein!“

„Dann weck ich eben Jeanne auf!“

Ein fieses Grinsen huschte über mein Gesicht.

„Das kannst du machen. Mal schauen, ob du dann noch am Leben bist!“

Meine Zwillingsschwester Jeanne kann ganz schön gefährlich werden, wenn man ihr, ihren Schlaf raubt. Jeanne und ich sehen uns total gleich, wie die meisten Zwillinge bloß, dass diese sich dann, je älter sie werden, langsam nicht mehr gleich sehen. Das ist bei uns ganz anders. Wir sind 16 Jahre alt und sehen immer noch total identisch aus. Ich ärgere sie immer so gern. Ich ging zu ihrer Zimmertür, machte sie auf und schlich leise hinein. Da lag sie schlafend in ihrem Bett. Wenn sie so schön tief und friedlich schläft, macht mir das Ärgern immer gleich noch viel mehr Spaß. Ich schlich zu ihrem Bett hin und nahm ihren Wecker. Ich stellte ihn auf acht Uhr und 40 Minuten und stellte ihn wieder hin. Der Wecker hat so einen schönen schrillen Weck-Ton, da wacht sie garantiert auf. Ich stellte mich wieder kerzengerade vor ihr Bett. Ich wartete voller Spannung und konnte es kaum erwarten, bis der Wecker klingelte. Jetzt war es nur noch eine Minute. Ich legte ein fieses Grinsen auf. Die eine Minute ist um, jetzt müsste er gleich klingeln. Es verging eine weitere Minute und es klingelte einfach nicht. Ich nahm den Wecker und vor lauter Wut knallte ich ihn auf den Boden.

„Ich habe mir schon gedacht, dass du mich heute aufwecken willst“, Jeanne richtete sich in ihrem Bett auf.

„Also habe ich einen kaputten Wecker hingestellt.“

Sie grinste mich noch etwas verschlafen, aber zufrieden, an.

„Du bist blöd, Jeanne!“

Ich war wütend auf sie, dass sie einfach versucht hat mich auszutricksen und das, das auch noch geklappt hat.

„Tja Finn, entweder man kann es, oder man kann es nicht!“

„Mit dir gebe ich mich doch nicht ab. Ich geh jetzt in mein Zimmer und warte darauf, dass Mona aufwacht!“

Sie sah mich fragend an und sagte:

„Warum? Was hast du denn mit Mona vor?“

Ich grinste sie an.

„Das wüsstest du gern, na? Aber da du mich so hinterhältig reingelegt hast, sage ich es dir nicht!“

„Was soll ich denn sagen? Ich wollte mich wenigstens einmal gegen deine blöden Scherze wehren. Also sags schon!“

Irgendwo hatte sie ja recht. Wehren darf sie sich ja, auch wenn ich Jeanne nicht so sehr mag. Sie ist immer so zickig und aufmüpfig.

„Ok. Ich gehe später mit Mona shoppen. Sie hat sich extra deswegen frei genommen. Sie will nur noch ein wenig schlafen!“

„Ich gehe mit!“, sagte Jeanne.

„Vergiss es. Du bleibst daheim und passt auf Elea auf. Mona will mit mir alleine shoppen gehen!“

Da habe ich wieder was gesagt. Jeanne ist in der Hinsicht noch ein Kleinkind. Sie will immer alles haben. Ich hoffe, dass wir es schaffen, das sie daheim bleibt.

„Mona nimmt mich bestimmt mit. Ich frage sie später!“

„Wenn wir bis dahin noch daheim sind!“

„Ich pass schon auf!“, sagte Jeanne zufrieden.

Ich reg mich jetzt nicht mehr über sie auf. Hoffentlich nimmt Mona sie nicht mit. Ich habe wirklich genug von ihr. Ich ging zurück in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Habe ich für morgen schon alles zusammengepackt? Morgen ist ja wieder Schule, da sehe ich endlich meine Freunde und die anderen „Kasper“ wieder. Endlich komme ich in die 10. Klasse. Ich habe mich schon so lange darauf gefreut ins nächste Schuljahr zu kommen, aber um einen guten Schulstart zu haben, brauche ich neue Klamotten, ist ja klar. Mona scheint das wohl auch zu wissen. Jetzt ist es fünf Minuten vor neun. Hoffentlich wacht Mona bald auf und hoffentlich darf Jeanne nicht mit. Aber wahrscheinlich wird sie erst um 10 Uhr oder um dreiviertel 11 aufstehen und bis dahin ist es noch eine Ewigkeit. Was mach ich bloß in der Zeit? Entweder ich lese oder ich geh ins Internet oder aber ich ruf Jenny an. Ob sie wohl genauso aufgeregt wegen morgen ist wie ich? Am liebsten würd ich alles gleichzeitig machen! Aber telefonieren fällt wohl oder übel weg, weil Mona ja noch schläft und ich würde sie damit sicher aufwecken. Internet ist auch nicht die beste Idee, weil um die Uhrzeit noch keiner online ist. Also werde ich wohl was lesen. Ich lese gerne lustige Vampir Geschichten und Horrorbücher. Das Buch, Weiblich, ledig, Untot, lese ich gerade, aber ich bin noch nicht weit. Ich bin erst beim 3. Kapitel. Es ist sehr spannend, aber ich komme trotzdem selten dazu es zu lesen. Also wird es höchste Zeit. Ich nahm mein Buch, das neben meinem Bett lag, legte mich in mein Bett und begann zu lesen: "Als ich die Augen die Augen aufschlug, war um mich herum pechschwarze Dunkelheit. Als Kind habe ich einmal eine Kurzgeschichte gelesen, in der ein Priester in die Hölle kam und dort entdeckte, dass die Toten keine Augenlider hatten. Sie konnten also die Augen vor den Schrecken der Hölle nicht verschließen. Ich hingegen konnte nichts sehen. Also war ich nicht in der Hölle. Ich reckte mich versuchsweise ein wenig und stellte fest, dass ich mich in einem kleinen, geschlossenen Raum befand. Ich lag auf hartem Untergrund, aber die Seiten meines kleinen Käfigs waren weich gepolstert. Ein merkwürdiges Krankenhauszimmer. Und die Medikamente waren offenbar phänomenal: Mir tat überhaupt nichts weh. Wo waren denn die anderen? Warum war es so ruhig? Ich bewegte mich ein bisschen heftiger. Dann hatte ich einen Geistesblitz und setzte mich auf. Mein Kopf knallte gegen etwas Festes, das aber nachgab und nach einem Schubs den Weg freigab. Ich setzte mich auf und blinzelte in die Dunkelheit. Zuerst dachte ich, in einer großen Industrieküche gelandet zu sein. Dann merkte ich, dass ich in einem Sarg saß. Einem weißen Sarg mit goldenen Schnörkeln an den Seiten und vornehmen pinkfarbenen Satinfutter. Igitt! Er stand auf einem breiten Tisch aus Edelstahl. Der Tisch stand mitten im Raum, an dessen Längswand sich mehrere Waschbecken in einer Reihe befanden. Einen Herd sah ich nirgendwo. Nur ein paar merkwürdig aussehende Instrumente und eine Make-up-Tasche in Industriegröße. Es war also keine Großküche … es war … "

(Mary Janice Davidson- weiblich, ledig, untot)

Es klopfte an der Tür. Ich legte mein Buch zur Seite und bat den, der vor der Tür stand, herein. Es war meine Mutter. Sie sagte:

„Na du bist ja auch schon wach, dass ist man ja von dir gar nicht gewohnt, zumindest in den Ferien und am Wochenende!“

„Ich bin rein zufällig heute mal eher aufgestanden. Mona geht mit mir später shoppen. Vielleicht hab ich das gerochen und bin deswegen aufgestanden!“

Ich lachte. Meine Mutter lachte zwar nicht, aber lächelte.

„Jeanne ist auch schon auf. Ich wollte sie aufwecken aber sie war schon wach. Ist Elea schon wach?“

„Nein, Elea weck ich um halb 10 auf also in 7 Minuten!“

Wow die Zeit vergeht aber schnell heute. Vielleicht ist das so, weil ich es mir wünsche. Normalerweise dauert es immer Ewigkeiten bis die Zeit vergeht, wenn man es herbeisehnt. Heute ist das wohl nicht so oder es liegt daran, dass ich gelesen hab, zwar nicht viel aber ich hab ja auch nachgedacht. Es dauert nicht mehr lange bis Mona wach ist. Ich glaube, ich werde mir einen Rock kaufen oder besser ich versuch mal so eine Schuluniform zusammen zustellen. So mit kurzen Rock, stylischer Bluse und einer tollen Krawatte. Das würde bestimmt keiner erwarten. Da werden sie Augen machen. Ich finde, dass das eine gute Idee ist. Ich werde dann mal Mona fragen, was sie davon hält. Aber jetzt werde ich mich wohl meinem Buch wieder zuwenden. Aber ich glaube kaum, dass ich eine halbe Stunde lese, wenn halt Mona hoffentlich in einer halben Stunde aufwacht. Meine Mutter ging aus dem Zimmer, sie muss ja bald Elea aufwecken. In genau 2 Minuten. Vielleicht sollte ich statt lesen, mal frühstücken. Ich habe einen Bärenhunger. Ich ging aus meinem Zimmer und geradewegs in die Küche. Ich nahm mir eine Schüssel aus dem Regal und schüttete Müsli hinein. Ich ging zum Kühlschrank, nahm die Milch heraus, kippte sie in die Schüssel und stellte sie zurück in den Kühlschrank. Danach suchte ich mir einen Löffel aus der Schublade und tat ihn in die Schüssel. Zufrieden ging ich ins Esszimmer, stellte die Schüssel auf den Tisch und setzte mich. Ich fing gleich an zu essen. Als ich mit dem essen fertig war, kam meine Mutter mit Elea auf dem Arm herein. Elea sah mich ganz verschlafen an. Sie ist 1 ½ Jahre alt.

„Du hast ja Elea sogar schon angezogen. Kann ich noch ein bisschen mit ihr spielen, bis Mona aufwacht?“

„Ja, das kannst du. Dann wird sie wenigstens schneller wach!“, sagte meine Mutter.

„Ja, eben. Da kann ich mir wenigstens die Zeit vertreiben!“

Meine Mutter breitete im Esszimmer eine Decke aus und setzte Elea darauf, damit ihr nicht kalt wird. Ich ging schnell in die Küche und räumte meine Schüssel in die Spülmaschine. Danach ging ich wieder ins Esszimmer und setzte mich zu Elea auf die Decke. Ich weiß nicht ob man schon was mit ihr anfangen kann, weil sie immer noch so müde aussah.

„Hey Elea. Sag mir mal, wie ein Hund macht!“

Ich weiß, dass das Eleas Lieblingsspiel ist. Sie imitiert für ihr Leben gerne Tiere. Auf einmal wurde sie wach. Sie hörte mir genau zu.

„Wau- wau!“, versuchte sie zusagen.

„Prima, Elea. Wie macht eine Katze?“

Ich habe ihre vollste Aufmerksamkeit. Nichts könnte sie ablenken, nicht einmal, wenn meine Mutter sie wieder ins Bett bringen wollte. Elea ist so süß wie sie versucht Tierlaute nachzumachen.

„Mau- mau!“

„Fast Elea. Das heißt miau, versuch es noch einmal!“

Sie überlegte einen Moment und sagte dann:

„Miau!“

„Richtig. Du bist schlau!“, lachte ich.

Es ist schon cool eine kleine Schwester wie Elea zuhaben. Jeanne ist da schon anders. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mal süß gewesen sein soll. So wie sie jetzt drauf ist. Wir unterscheiden uns da schon sehr. Sie ist die Zickige und ich bin die Liebe. Meine Mutter hat auch mehr Probleme mit Jeanne als mit mir, ist ja klar. Aber ich versteh es nicht warum sie so zickig ist. Vielleicht liegt es daran, weil sie in der Pubertät ist, andersherum bin ich aber auch in der Pubertät. Naja, sie verläuft bei Jeanne anscheinend problematischer als bei mir. Die Esszimmertür öffnete sich und ich sah, dass Mona herein kam. Ich bin so froh, dass sie endlich aufgestanden ist. Ich glaube, wenn sie um 11 Uhr erst aufgestanden wäre dann hätte ich das nicht ausgehalten.

„Hey Mona. Du bist ja sogar noch vor 10 Uhr aufgestanden!“

„Ja, Finn. Seitdem du mich geweckt hast konnte ich irgendwie nicht mehr schlafen!“, sagte sie lachend.

„Ich habe ausversehen Jeanne davon erzählt, dass wir heute shoppen gehen und jetzt will sie auch mit. Du nimmst sie doch nicht wirklich mit oder?“, fragte ich sie.

„Das war ein Fehler von dir es Jeanne zu erzählen, aber ich versuche sie davon abzubringen, dass sie daheim bleibt und wir alleine shoppen können!“

Mona mag Jeanne schon, aber Mona und ich haben halt vor alleine shoppen zugehen und deswegen ist es gut, wenn Jeanne nicht immer überall mit geht. Sie kann ja wann anders mal mit Mona shoppen gehen, aber heute gehe ich mit ihr.

„Mama, kannst du Jeanne sagen, dass ich mit Finn alleine shoppen gehen will, dafür gehe ich wann anders mal mit ihr shoppen?“, fragte Mona.

„Ach Mona. Mir wäre es schon lieber du würdest es ihr sagen, sonst schreit sie wieder so rum wie das letzte Mal!“, sagte meine Mutter.

„Schon, ich würde es auch selber machen, aber Finn und ich wollen gleich fort, da wäre es mir schon lieber du würdest es ihr sagen!“

„Ok, aber wenn ihr zurück seid redest du dann noch mal mit ihr, Ok?“

„Ja, Ok Mama. Tschüss bis dann!“, sagte Mona und ging zur Tür.

„Bis dann Mama!“, sagte auch ich und lief Mona hinterher.

„Bis dann ihr beiden und viel Spaß!“

Ich bin so aufgeregt, ich habe schon lange darauf gewartet mal wieder mit Mona fort zugehen. Dann im Auto fragte ich:

„Hey Mona. Wie findest du es, wenn ich mir eine Schuluniform zusammen stelle, also so eine weiße Bluse, kurzer Rock, das wäre doch bestimmt voll cool, oder?“

„Ja, das stell ich mir schon toll vor, aber ich helfe dir dabei was schönes zu finden!“

„Ja, deswegen bist du ja dabei!“, sagte ich lachend.

Als das Gespräch vorerst beendet war, ließ sie das Auto an und fuhr los. Bis in die Innenstadt von Wilhelmshaven braucht man ja nicht lange. 10 Minuten und dann ist man normalerweise schon da. Als Mona in der Tiefgarage geparkt hatte, stiegen wir gleich aus. Wir gingen aus der Tiefgarage heraus an die Frischeluft. Es war heute so ein schöner Tag. Eigentlich mehr so ein Tag zum faulenzen, aber das ich mal wieder mit Mona shoppen gehen kann, dass lass ich mir doch nicht entgehen. Als wir in den ersten Laden gegangen sind, ist mir gleich eine total schöne, weiße Bluse ins Auge gestochen.

„Hey Mona. Schau mal, dass ist doch genau die richtige Bluse für die Schuluniform, oder nicht?“

„Ja, die ist echt schön. Ich muss sagen du hast echt ein bisschen Geschmack!“, sagte sie lachend.

„Nicht nur ein bisschen. Aber die nehme ich auf jeden Fall. Ich muss mal schauen, ob die hier auch noch einen passenden, schönen Rock nach meiner Vorstellung haben!“

„Versprich dir aber nicht zu viel, sonst wirst du am Ende noch enttäuscht!“

„Ich werde schon nicht enttäuscht. Wenn hier keiner nach meiner Vorstellung ist, dann schau ich halt in einem anderen Laden!“

„Wie du meinst, Finn!“

Ich lief zu einem Ständer mit ganz vielen Röcken. Da sah ich auch gleich einen schönen rosa- farbenen Rock.

„Guck mal, der passt gut dazu!“

Mona kam zu mir her, mit einer Jacke in der Hand.

„Ja, der passt echt gut dazu. Ich habe sogar die passende Jacke dafür gefunden. Wenn es mal kalt wird, denn du wirst es bestimmt öfters anziehen, dann kannst du die Jacke drüber ziehen!“

„Da hast du recht. Jetzt brauch ich nur noch eine Krawatte oder ein Band, wo ich eine schöne Schleife am Kragen machen kann!“

Mona gab mir die Jacke und ging weiter. Ich ging auch weiter um nach so einem Band zu suchen. Ich sah mich überall um, aber ich fand es nicht. Wir gingen an die Kasse, ich bezahlte meine Bluse, meinen Rock, meine Jacke und dann gingen wir aus dem Laden.

„Denkst du, dass es im nächsten Geschäft so ein Band gibt?“

„Ich weiß es nicht. Das werden wir schon sehen. Wir müssen uns nur gut umschauen!“

Wir gingen noch in zwei weitere Läden, aber da gab es auch kein Band. Dann im nächsten Laden gab es eins. Ein schönes blaues. Zufrieden ging ich an die Kasse und bezahlte es.

„Na, was willst du jetzt noch kaufen? Hast du irgendwelche Vorstellungen?“

Ich überlegte. Ich wollte mir gerne wieder mal ein neues Vampirbuch kaufen.

„Ja, ich möchte mir gerne ein Buch kaufen!“

„Wohl wieder so ein Vampirbuch? Na mir gefällt so ein Zeug nicht. Da les ich lieber Liebesschnulzen!“

„Nein, sowas ist nichts für mich. Da gefallen mir meine Vampirbücher besser!“

„Aber irgendwann wird es dir auch so gehen. Da wirst du jemanden küssen, dich in ihn verlieben und dann sagst du nichts mehr, von wegen du magst keine Liebesschnulzen. Du wirst besessen davon sein. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wirst du deine Vampirbücher wegpacken!“

„Meine Bücher pack ich nicht weg. Es wird nicht so passieren wie du es gesagt hast!“

„Glaub mir, Finn. Ich habe das auch schon einmal durchgemacht. Dir wird es nicht anders gehen!“

„Quatsch!“

Mona übertreibt schon wieder. Als ob ich so werden würde. Nie im Leben. Als wir im nächsten Buchladen waren, ging ich gleich schnurstracks in die Vampirbücher-Abteilung. Mona ging zu ihren Liebesschnulzen. Mir stach gleich ein toller Titel ins Auge: Süß wie Blut und teuflisch gut. Das war der 2. Teil von Weiblich, Ledig, Untot. Ich schaute auf den Preis. Es kostete 8,95€, das ist ja ok. So viel Geld hab ich noch, aber mehr leider nicht mehr.

„Gehen wir jetzt was essen, Finn?“

Ich überlegte.

„Ich hätte schon hunger, aber ich habe kein Geld mehr!“

„Das ist kein Problem, dann lade ich dich eben ein!“

„Echt? Oh, danke Mona!“

Ich war ihr so dankbar. Nachdem wir bezahlt haben, Mona hat sich nämlich auch ein Buch gekauft, gingen wir aus den Laden und machten uns auf den Weg zum nächsten Imbiss. Dort angekommen, bestellte Mona für uns beide zusammen eine große Pizza Spezial.

„Achja, was mich mal interessieren würde. Hattest du schon mal einen Freund, Finn?“

Ich wurde ganz rot. Ich bin zwar schon 16 Jahre, aber einen Freund hatte ich noch nicht. Mir war es irgendwie peinlich, dass ich noch keinen Freund hatte. Jede in meiner Klasse hatte schon mindestens einen, nur ich wieder nicht.

„Nein, hatte ich noch nicht. Wie viele hattest du denn schon?“

„Ich hatte schon 5, aber ich habe ja schon mit 15 Jahren meinen ersten Freund gehabt. Es ist ja nicht schlimm wenn man noch keinen hatte. Du wartest eben bis der Richtige kommt!“

Ich sagte nichts mehr, ich aß einfach weiter. Mona hat Recht. Irgendwann kommt der Richtige. Hoffentlich wartet er nicht mehr so lange. Bei dem Gedanken musste ich lachen. Als wir fertig gegessen hatten, zahlte Mona schnell die Rechnung und wir gingen zur Tiefgarage. Als wir dort ankamen war es schon halb eins. Ich würde daheim erst einmal meine Klamotten anprobieren, ob sie mir stehen, wenn nicht, brauche ich sie ja morgen nicht anziehen. 10 Minuten später waren wir auch schon wieder daheim. Als wir im Haus waren, merkten wir sofort, dass Jeanne schon auf ist, weil es so laut war. Das konnte nur Jeanne sein.

„Mama, wir sind wieder da!“, rief Mona.

Auf einmal hörte das Geschrei, wie auf Kommando, auf. Jeanne kam heraus in den Flur geeilt. Sie hatte so einen finsteren Blick drauf, dass ich sogar eine Gänsehaut bekam. Wenn Jeanne eins gut kann, dann ihren finsteren Blick.

„Warum hast du mich nicht mitgenommen Mona?“

„Weil ich mit Finn alleine shoppen wollte. Ich wollte mal wieder mit ihr reden und so. Dir würde es doch auch besser gefallen, wenn wir shoppen gehen, dass Finn nicht mitgeht oder?“

„Ja, weil sie nur stresst!“

Jetzt wird’s mir hier langsam zu blöd. Ich nahm meine Einkaufstasche und ging in mein Zimmer. Denen ihr Gerede interessiert mich nicht im Geringsten. Als ich in meinem Zimmer war, legte ich die Klamotten erst einmal auf mein Bett. Ich zog mich aus, nahm ein Kleidungsstück nach dem anderen und zog meine neuen Sachen an. Nachdem ich fertig war betrachtete ich mich vor dem Spiegel.

„Na, sieht ja gar nicht so schlecht aus. So kann ich morgen in die Schule gehen!“

Zufrieden zog ich die Sachen wieder aus und legte sie ordentlich auf meinen Schreibtischstuhl. Ich nahm mein Buch und stellte es ins Regal. Ich würde wahrscheinlich heute Abend vor lauter Vorfreude auf die Schule, oder besser gesagt auf meine Freunde, kein Auge zu bringen. Ich werde mir aber bis es Schlafenszeit ist noch so wenig die Zeit vertreiben müssen. Ich lese einfach ein wenig in meinem Buch weiter. Ich nahm mein Buch, legte mich auf mein Bett und begann zu lesen:

"Ich machte solch einen Satz, dass ich mir fast etwas brach. Voller Panik sprang ich aus dem Sarg, wobei er mit mir vom Tisch rutschte und wir gemeinsam auf den Boden knallten. Ich fühlte den Schmerz in meinen Knien, aber er war mir egal. Ich schüttelte den Sarg von meinem Rücken, kam wieder auf die Füße und begann zu rennen. Ich brach durch die Schwingtür und fand mich in einer breiten, getäfelten Eingangshalle wieder. Hier war es noch gruseliger. Es gab kein Fenster, nur reihen weise Garderobenständer. Am Ende der Halle sah ich eine Blondine mit wildem Blick in einem albernen, pinkfarbenen Kostüm. Sie wäre durchaus hübsch gewesen, wenn sie nicht orangefarbenes Rouge und zu viel blauen Lidschatten aufgetragen hätte. Der braunrosa Lippenstift passte ebenfalls nicht zu ihrem Teint. Sie war erschreckend blass, dass wahrscheinlich überhaupt kein Make-up zu ihrem Teint gepasst hätte. Die Blonde kam auf ihren billigen Schuhen (Sonderangebot! Kaufen sie zwei, nehmen sie drei!) in meine Richtung getippelt, und ich sah, dass ihr Haar eigentlich recht hübsch war: schulterlang, mit einer niedlichen Außenrolle und interessanten Strähnchen. Interessante Strähnchen, Golden Blonde Reflets Plus Nr. 23 – Hallooo? Die Frau in dem furchtbaren Kostüm war ich. Ich stakste näher an mein Spiegelbild heran, sodass ich mir selbst in die schreckgeweiteten Augen sehen konnte. Ja, das war ich. Und, ja, ich sah wirklich schrecklich aus. Ich war in der Hölle! Ich versuchte erst einmal, mich zu beruhigen. Vergeblich. Daher verpasste ich mir selbst ein paar Backpfeifen."

(Mary Janice Davidson- weiblich, ledig, untot)

Ich liebe es zwar in meinen Büchern zu lesen, aber ich muss schon mal drüber nach denken was meine Schwester gesagt hat. Mir sollen Jungs wichtiger werden als alles andere? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Was ist denn schon so besonders an diesen Typen? Sie tun einem doch bloß weh und sind zu nichts zu gebrauchen. Also warum sollte ich mir sowas antun? Ich mein, gut ich bin jetzt 16 Jahre alt und hatte noch keinen Freund, damit bin ich in meiner Klasse unten durch aber das ist mir jetzt nicht so wichtig. Wichtiger ist es das ich meinen Abschluss schaffe, dass ich einen anständigen Beruf habe und dass meine Freunde bei mir bleiben. Wenn ich einen Freund hätte könnte ich nicht mehr jede freie Minute mit ihnen rum hängen, sondern wäre bei jeder Gelegenheit bei meinem Kerl. Mir sind meine Freunde aber wichtiger als so ein blöder, daher gelaufener Kerl. Die wollen doch eh immer nur das gleiche. Die wollen uns Mädchen ausnutzen und uns weh tun, wegen denen sehe ich es schon gar nicht ein, Tränen zu vergießen, ich bin doch kein Weichei und wegen Typen schon dreimal nicht. Ich dachte noch ein wenig darüber nach und kaum schaute ich zur Uhr, war es schon 18 Uhr. Jetzt gehe ich erst mal runter, schaue ob sich die Lage mit Jeanne schon wieder verbessert hat und hol mir was zu essen, danach werde ich ins Bett gehen, denn ich bin so aufgeregt und wenn ich aufgeregt bin muss ich früh ins Bett. Ich ging in die Küche. Im ganzen Haus war toten Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Ich machte mir schnell ein Brot mit Käse und eins mit Marmelade. Dann ging ich wieder in mein Zimmer, aß meine Brote, stellte meinen Wecker auf 6 Uhr früh, zog mich um und ging ins Bett. Ich bin gespannt, ob sich meine Freunde verändert haben oder ob sie auch Kerls haben, naja mal gucken, werde ich ja morgen sehen. Jetzt gehe ich erst mal schlafen.

Der erste Tag

Mein Wecker klingelte. Es ist 6 Uhr morgens. Normal hätte ich mich noch wenigstens eine halbe Stunde hingelegt, aber ich war so aufgeregt, dass daraus nichts wurde. Ich stand auf und zog mich rasch an. Ich freute mich wahnsinnig darauf meine Freunde wieder zu sehen. Ich ging ins Bad wusch mich, ging wieder in mein Zimmer, nahm meine Büchertasche und ging in die Küche. Ich hörte den Radio. Meine Mutter schien noch zu Hause zu sein. Ich ging in die Küche, machte mir mein Pausenbrot, verabschiedete mich von meiner Mutter und ging aus dem Haus. Jeanne ist wahrscheinlich noch nicht wach. Aber ich wecke sie jetzt nicht auf, sie hätte sich ja einen Wecker stellen können so wie ich. Sie wird mich wahrscheinlich wieder anschreien und sagen, was mir einfällt sie nicht zu wecken und ich werde wieder sagen, du bist doch keine Königin die man bedienen muss. So läuft das normal immer ab wenn ich eher weg bin als sie und ich sie nicht geweckt habe. Für mich stellt sich nur die Frage, werde ich mich wohl eines Tages mit ihr verstehen? Naja. Kommt Zeit, kommt rat.

„Hey, Finn. Warte mal auf mich!“ Ich drehte mich um und sah, dass Serena zu mir rannte.

„Hey, Serena was machst du denn so früh schon hier?“, fragte ich meine beste Freundin. Serena und ich kannten uns schon seit der Grundschule und sind unzertrennlich. Ich wüsste nicht was ich ohne sie machen würde. Sie hat mich schon oft aufgemuntert wenn es wieder irgendwie Stress daheim gab, meistens wegen Jeanne.

„Ich kenne dich eben gut genug. Ich habe mir schon gedacht, dass du am ersten Schultag schon so früh auf den Beinen bist und deswegen habe ich mich auch schon so früh auf die Socken gemacht, damit ich dich noch erwisch!“

Sie sah mich an und musterte meine Klamotten. Ihr ist es wohl gleich aufgefallen das ich mir eine „Schuluniform“ zusammen gestellt hatte.

„Wow. Du hast dir ja ne tolle Uniform zusammen gestellt. Die anderen werden wahrscheinlich wieder lästern. Du weißt schon die Oberchicksen. Aber ich finde es echt schön!“

„Wenn du es schön findest, dann interessieret mich die Meinung der Oberchicksen nicht im Geringsten!“

Wir lachten. Wenn wir etwas gut konnten, dann war es uns selbst zum Lachen zu bringen.

„Was machen wir denn jetzt noch wenig? Die Schule fängt ja erst in einer Stunde an!“, sagte Serena.

„Wir gehen erst mal zur Schule und schauen mal, wer schon alles da ist. Ich kann es ja kaum erwarten sie alle wieder zu sehen!“

Serena lächelte. Das hieß, dass sie mir zustimmte. Wir liefen zur Schule. An der Schule angekommen sahen wir, dass noch fast keiner da war. Nur Carolin und Elena. Als sie uns bemerkten lachten sie und rannten zu uns her.

„Hey, ihr. Na wie geht es euch?“, fragte ich.

„Uns geht es gut. Es ist ja so lange her, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten!“, meinte Elena. Sie hatte ja so recht. In den Ferien sehe ich die meisten meiner Freunde gar nicht. Das muss sich ändern. Das stand für mich fest. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass Jeanne her gelaufen kam. Oh, oh, sie hat bestimmt jetzt voll die Wut auf mich.

„Da ist ja Jeanne. Hey Jeanne, komm her zu uns!“, sagte Carolin. Ich glaube sie ist die einzige von uns die Jeanne so richtig mag. Wir, Elena, Serena und ich blickten uns unschlüssig an. Ich nickte und meinte damit, dass es schon ok sei, ich bin es ja gewohnt mich mit Jeanne herum zu streiten. Sie kam zu uns her.

„Hi, Schwesterherz. Es war total nett von dir das du mich aufgeweckt hast!“, sagte Jeanne mit so einer Ironie das es jeder verstand. Sie legte den Arm um meine Schulter und kniff mir in den Rücken. Mein Gesicht verzog sich von dem leichten Schmerz der meinen Köper durchfuhr.

„Habe ich doch gern für dich gemacht, Jeanne!“

Ich merkte, dass sie noch wütender wurde, denn in einem Moment in dem die anderen weg schauten schlug sie mir mit der Faust in den Bauch. Ich sank zu Boden. Serena drehte sich um und sah das ich auf den Boden kniete.

„Was ist denn los Finn?“, fragte sie mich hilfsbereit.

Jeanne lächelte, stupste Carolin an, machte irgendwelche Anstalten von wegen das sie jetzt rein müssten und ging mit ihr weg.

„Jeanne war sauer auf mich, dass habe ich gemerkt, sonst hätte sie mir bestimmt nicht mit der Faust in den Bauch geschlagen!“

Elena kam her und half mir wieder auf die Beine. Sie stützte mich ab, sodass ich nicht hinfallen konnte.

„Warum könnt ihr euch nicht so verstehen wie ganz normale Geschwister die sich mögen?“, fragte Elena.

„Das habe ich mich heute früh auch gefragt, Elena. Aber der Grund dafür liegt bei Jeanne. Sie denkt, dass ich von allen bevorzugt werde und das passt ihr nicht. Ich wäre gerne mit ihr ein Herz und eine Seele, schließlich sind wir Zwillinge!“

In dem Moment, in dem ich fertig geredet hatte, lief so ein Kerl haarscharf an mir vor bei. Er striff meine Schulter ein wenig. Der sah ja süß aus, dachte ich mir. Dann klingelte es. Das war das Zeichen dafür, dass wir in die Aula müssen, weil wir jetzt die Lehrer zugeteilt bekommen. In der Aula angekommen, fing unser Direktor schon an mit der Verteilung. 13. Und 12. Klassen waren schon fertig.

„Die 11 c bekommt Herr Müller, die 11 b bekommt Frau Seizam und die 11 a bekommt Frau Bäcker!“, sagte unser Direktor.

„Jetzt kommen wir dran. Ich bin ja so aufgeregt!“, sagte Serena.

„Du wirst es schon überleben!“, sagte Elena.

„Jetzt die 10. Die 10 c bekommt Herr Schmidt, die 10 b bekommt Frau Ullrich und die 10 a bekommt Herr Helbig!“, sagte der Direktor.

Wir sind in der 10b, ich hatte Frau Ullrich noch nie ich weiß nicht ob sie eine gute Lehrerin ist oder nicht. Das wird sich aber noch herausstellen. Wir liefen zu unserem Klassenzimmer. Alle stürmten wie beim Sommerschlussverkauf ins Klassenzimmer. Ich war die letzte und als ich herein kam waren bis auf eine Bank schon alle besetzt. Serena hatte sich neben Elena gesetzt und Carolin neben Jeanne. Ich hatte keinen Nachbarn und setzte mich alleine in die dritte Reihe. Jeanne sah mich an als würde sie sagen, ätsch, ätsch. Ich konnte sie einfach nicht leiden. Bei sowas war sie mir zuwider. Unsere Lehrerin kam herein und alle wurden ruhig.

„Guten Morgen, Klasse 10b!“

Alle erwiderten ihren Gruß.

„Wir bekommen einen neuen Klassenkameraden. Komm doch mal herein!“

Ich staunte nicht schlecht als ich sah wer es war. Es war der Typ der mich vorhin an der Schulter gestriffen hatte.

„Stell dich doch mal deinen Klassenkameraden vor!“, sagte unsere Lehrerin zu ihm.

„Ich heiße Tobias Bäcker und bin 16 Jahre alt!“

Er sah echt umwerfend gut aus. Er hat braune, etwas längere Haare und braune Augen.

„Also Tobias, du kannst dich neben…“, sie sah sich um „ … Fiona Sommer setzten, der leere Platz da!“

Er ging total lässig zu mir und setzte sich neben mich. Frau Ullrich begann mit dem Unterricht, aber ich wollte mich noch ein wenig mit Tobias unterhalten. Ich schrieb auf einen Zettel,

Hi wie geht’s dir?

Ich gab ihm den Zettel. Er sah ihn sich an und schrieb ebenfalls etwas darauf. Mein Herz begann Freudensprünge zu machen. Ein gut aussehender Kerl unterhielt sich mit mir. Er gab mir den Zettel und sah gleich wieder vor zur Tafel. Ich schaute den Zettel an. Er hatte,

gut aber das geht dich nichts an, geschrieben.

Ich wurde sauer. Was fällt dem ein so mit mir zu reden. So macht der sich bestimmt keine Freunde. Ich war den ganzen Unterricht über still. Als die Schule aus war rannte ich als erste aus dem Klassenzimmer und aus der Schule.

„Hey, Finn was ist denn mit dir los? Was rennst du denn so? Warte auf mich!“, rief Serena.

„Der Kerl hat ja Nerven so mit mir zu reden!“

„Was hat er denn gesagt, Finn?“

„Ich hab ihm einen Zettel geschrieben wo drauf stand, Hi, wie geht’s? und er schreibt, gut aber das geht dich nichts an, drauf. Was fällt dem eigentlich ein?“

„Ja, das war schon unfreundlich von ihm. Aber vielleicht war er ja heute nur so weil das sein erster Schultag an einer neuen Schule war?“

Da könnte Serena recht haben. Ich versuche es am Besten Morgen noch einmal. Ich lief noch ein Stück mit Serena und dann ging ich eine Abkürzung nach Hause, sodass ich Jeanne nicht begegnen musste. Als ich daheim war sagte ich meiner Mutter, dass ich keinen Hunger hätte und dann ging ich in mein Zimmer. Mona war ja logischerweise noch nicht daheim. Leider. Ich wollte mit ihr über Tobi reden. Ich war gespannt was Mona dazu sagen würde. Ich hörte wie Jeanne nach Hause kam und sich bei Mama einschleimte und wie sie sich gefreut hat, dass ich alleine gesessen hatte. Sie sagte auch, dass sie sich ärgerte, das ich neben einem so süßen Kerl sitzen darf und sie nicht. Da kam mir ein Grinsen ins Gesicht gesprungen. Tja, jetzt konnte ich es Jeanne doch noch zeigen. Bis Mona heim kam wurde es 19 Uhr. Ich hatte mich in der zwischen Zeit noch etwas hingelegt und geschlafen. Als sie in ihrem Zimmer war sagte ich noch nichts, denn sie war ja gerade erst heim gekommen. Nach 15 Minuten klopfte ich an ihre Tür, ging in ihr Zimmer und sagte: „Hallo, Mona. Wie geht es dir? Wie war die Arbeit?“

„Mir geht es gut, danke, Finn. Die Arbeit war wie immer Anstrengend!“

„Du, Mona. Wir haben einen neuen Klassenkameraden bekommen. Der sieht voll gut aus, aber er ist nicht gerade der netteste. Ich habe ihm Hi, wie geht’s auf einen Zettel geschrieben und er hat zurück geschrieben, gut, aber das geht dich nichts an. Serena hat gemeint, dass ich ihm das nicht übel nehmen soll, weil er ja den ersten Tag auf unserer Schule war und da sei das vielleicht normal. Was meinst du?“

„Ja, also Serena könnte schon recht haben. Du musst einfach nur abwarten, vielleicht sehen die Dinge morgen schon wieder anders aus. Warte ab vielleicht spricht er dich ja morgen an und sagt dir, das es ihm leid tut, dass er dich gestern so angemacht hat!“

Mona hat immer einen guten Rat. Meine große Schwester eben. Ich hab manchmal das Gefühl, das Mona mich lieber mag als Jeanne, weil ich eben nicht so dumm bin wie Jeanne. Ich dankte ihr, dass sie mir so einen guten Rat gegeben hat. Eigentlich hat sie nur Serenas Meinung bestätigt, aber das reichte mir ja schon. Ich ging raus, lief in die Küche und machte mir etwas zu essen. Morgen Nachmittag müsste ich auf Elea aufpassen. Vielleicht kann ich Jeanne ja dazu überreden, dass sie es macht, aber das glaube ich nicht. Als ich fertig gegessen hatte, lief ich wieder in mein Zimmer, zog mich um und ging in mein Bett. Ich musste meine Eindrücke von diesem Tag erst mal „Verdauen“. Vielleicht sieht die Welt mit Tobi morgen ganz anders aus.

Widerling oder Herzensbrecher

ch wachte auf. Ich sah aus dem Fenster und sah, dass es regnete. Heute musste ich wohl einen Regenschirm mitnehmen. Hoffentlich kam Serena heute auch um mit mir zur Schule zu laufen. Ohne sie würde es mir keinen Spaß machen, als ob mir Schule auch Spaß machen würde, aber der Weg dorthin ohne Serena wäre blöd. Naja, ich werde ja sehen, ob sie da ist oder nicht. Ich zog mich an, ging in die Küche, aß schnell noch etwas und ging dann aus dem Haus. Es hatte immer noch nicht aufgehört zu regnen, aber ich habe mir einen Regenschirm mit genommen. Ich sah Jeanne vorne um die Ecke gehen. Heute ist sie anscheinend früher aufgestanden. Wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich verschlafe, aber ich werde garantiert nicht verschlafen, nur weil sie es unbedingt will. Ich ging weiter und hinter mir hörte ich jemanden meinen Namen rufen.

„Hey Finn. Bleib stehen und warte auf mich!“

Ich drehte mich um und sah, dass Serena auf mich zu gerannt kam. Juhu, sie ist da. Ich habe fast gedacht, dass sie schon vorgegangen ist.

„Serena. Ich dachte schon, dass du bereits vorausgegangen bist!“

„Tja. Wie du ja siehst, bin ich hier und nicht vor dir!“

„Nun gut. Mal sehen, ob du recht hattest und Tobi heute mit mir normal spricht!“

Serena sah mich an.

„Dir scheint das ja total wichtig zu sein. Bist du scharf auf ihn?“

Ich sah Serena fragend an. Tobi ist süß, wenn er jetzt auch noch nett wäre, wäre er perfekt. Aber scharf bin ich nicht auf ihn. Wie kommt Serena nur auf einen so blöden Gedanken.

„Nein, bin ich nicht. Ich kenn ihn doch auch gar nicht. Aber ich würde mich freuen wenn er mit mir befreundet wäre!“

„Also willst du am Ende doch mit ihm zusammen sein!“

Serena kennt mich zwar schon lange und gut, aber in dem Fall kennt sie mich wohl nicht ganz so gut wie ich gedacht habe. Ich will keinen Freund. Ich will meine Freunde nicht vernachlässigen wegen so einem dahergelaufenen Kerl. Wir waren an der Schule angekommen, da sah ich Jeanne schon wieder. Sie stand bei Tobi und laberte mit ihm. Mit ihr redet er, aber mit mir nicht. In mir kochte es vor Wut. Jeanne hatte mich bemerkt. Sie sah mich siegessicher an und redete mit Tobi weiter. Er nickte. Was reden die bloß? Meine blöde Schwester redet mit einem Kerl, den ich süß finde und der gleich im ersten Moment doof zu mir war. Mit ihr redet er gleich. Das ist so gemein und ungerecht. Ich kann es nicht glauben, was ich da gerade sehe. Da hat Tobi doch tatsächlich Jeanne umarmt. Es ist ja nichts dabei, es war ja nur eine Umarmung, die es aber in mir zum brodeln brachte. Ich ging in die Schule, weil ich den Scheiß nicht mehr länger ertragen konnte. Ich ging gerade Wegs zu meinem Klassenzimmer und setzte mich wütend, auf meinen Platz. Erst jetzt fiel mir auf, dass sich Serena aus dem Staub gemacht hatte, denn ich sah sie an ihrem Platz sitzen, von dem sie mich ansah. Ich war wütend auf alle, sogar auf Serena, weil sie mich einfach stehen gelassen hatte. Es war dreiviertel acht und unsere Lehrerin war immer noch nicht da. Ich sah, dass Tobi und Jeanne ins Klassenzimmer kamen. Ich war heute ganz bestimmt nicht gut auf Jeanne zu sprechen, aber mit Tobi versuche ich es noch einmal zureden. Er setzte sich auf seinen Platz neben mir. Als er mich ansah hatte ich richtig Schmetterlinge im Bauch, weil er mich so süß ansah. Ich war ja nicht wütend auf ihn, sondern auf Jeanne. Kennen tue ich ihn zwar erst seit gestern, aber wie er mich so süß ansah, dass ist einfach einmalig und löst in mir einfach solche Schmetterlingsgefühle aus. Ich schrieb wieder einen kleinen Zettel auf dem wieder, Wie-geht-es-dir, stand. Dieses Mal schrieb er wieder etwas darauf. Er gab mir den Zettel und sah nach vorne, weil unsere Lehrerin gerade herein kam. Dieses Mal war ich so aufgeregt, dass ich den Zettel nicht ruhig halten konnte. Zum Glück sah Tobi das nicht. Ich hoffte innerlich so sehr, dass nicht schon wieder, „das geht dir nichts an“, darauf steht. Ich machte den Zettel auf und da drin stand,

es tut mir leid, dass ich gestern so abweisend zu dir war. Ich finde es toll, dass du mich nicht gleich als Arschloch abstempelst. Lass uns doch in der Pause Mal zusammen reden.

Ich glaube ich träume. Gestern noch so blöd und heute voll anders. So wie Serena es gesagt hatte. Ich frage mich aber trotzdem noch, was er mit Jeanne heute früh geredet hat und warum sie sich umarmt haben. Naja, das werde ich ihn dann später fragen. Die zwei Schulstunden zogen sich ins endlose. Dann klingelte es aber doch endlich zur Pause. Ich war so aufgeregt. Jetzt konnte ich endlich, alleine, mit Tobi reden. Er ging hinter zu den Schließfächern. Ich folgte ihm.

„Hi Tobi!“

„Hallo Fiona!“

Seine Augen sahen mich so süß an. Wenn ich aus Schokolade wäre, ich wäre glatt davon geschmolzen.

„Du kannst mich ruhig Finn nennen, so nennen mich alle von meinen Freunden und Jeanne!“

„Ok, Finn!“

Wow, mein Name hörte sich aus seinem Mund so cool an. Normalerweise mag ich meinen Namen nicht, aber unter diesen Umständen. Ich lächelte ihn verträumt an. Er lächelte zurück. Wie süß.

„Also über was wolltest du mit mir reden, Tobi?“

„Ich wollte mich wegen gestern entschuldigen, dass ich so gemein und abweisend zu dir war. Es tut mir echt Leid, Finn!“

Ich kann es nicht glauben. Er hat sich echt entschuldigt, wie Serena es gesagt hat. Also ist er doch nicht so ein Macho-Arschloch. Juhu.

„Ist schon ok. Sowas in der Art hat Serena gestern auch gesagt, weil ich ein bisschen sauer war. Was hast du heute früh denn mit Jeanne geredet? Was hast du überhaupt mit ihr zu tun?“

„Ich hab nichts mit ihr zu tun. Sie hat mich einfach angesprochen. Sie wollte dich ein bisschen ärgern, weil du neben mir sitzt und nicht sie neben mir. Aber ich will da nicht mit machen. Ich möchte dich nämlich nicht ärgern!“

Ich habe mir schon sowas gedacht. Das sieht Jeanne total ähnlich. Und sowas nennt sich meine ach so liebe Schwester. Aber ich weiß ja wie Jeanne so tickt. Diese gemeine, ach ich könnte mich so ärgern. Aber Tobi war wenigstens so ehrlich und hat mir davon erzählt. Auf ihn kann ich mich anscheinend verlassen. Ach wie toll. Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas mal erlebe.

„Ach Tobi, das ist aber nett von dir. Andere Jungs hätten da mit gemacht, weil sie meine Schwester so toll finden und sie einen gut was vorspielen kann. Ich weiß am Besten wie sie sein kann, aber du hast es durchschaut ich bin so glücklich darüber, dass mich nicht alle Jungs ärgern wollen. Danke, Tobi!“

Ich merkte gleich, dass sich Tobi anscheinend geschmeichelt fühlte. Er sah so aus als würde er jeden Moment rot werden. Ach wie süß er doch war, das muss ich schon zugeben.

„Ist doch kein Thema, Finn. Ich hab dich eben gern. Schon als ich dich das erste mal gesehen habe, wusste ich, das du etwas besonderes bist!“

Ich glaubs ja nicht. Jetzt wurde ich aber rot. In diesem Moment klingelte es wieder. Immer wenn es am Schönsten ist, klingelts, oder wie war das Sprichwort? Naja egal. Auf jeden Fall hatte ich einen super tollen Banknachbarn. Das hätte ich gestern nicht einmal gewagt zu träumen. Das ist unglaublich. In drei Minuten waren wir an unserem Klassenzimmer. Wir mussten noch warten, weil unser Klassenzimmer abgesperrt war. Ich fühlte mich in Tobis nähe einfach geborgen. Aber was ich nicht verstehe, warum hat er Jeanne umarmt, wenn er doch dagegen war mich zu ärgern? Dann müsste er doch sauer gewesen sein. Ich glaube, dass muss ich ihn dann noch fragen. Es dauerte noch mal fünf Minuten bis unsere Lehrerin kam und das Klassenzimmer aufsperrte. Dann setzten wir uns alle hin und hörten Frau Ullrich aufmerksam zu. Ich aber nicht. Ich war in Gedanken versunken. Ich konnte nur noch an Tobi denken und an seine Worte. Es dauerte wieder so endlos lange bis zur Pause. Dann, als es klingelte, stürmten alle raus. Ich hielt Tobi am Arm fest. Er drehte sich um und sah mich verwundert an.

„Hey Tobi warte mal. Ich muss dich noch mal etwas fragen!“

„Ja, was gibt’s denn, Finn?“

„Ich verstehe da etwas nicht. Wenn du doch dagegen bist, dass du mich ärgerst, also von meiner Schwester aus, warum hast du sie dann heute früh umarmt und sie nicht weggestoßen oder sie angeschrien?“

„Ich bin nicht so ein Typ, der Frauen einfach wegstößt. Sie hat zu mir gesagt, dass sie es nicht versteht, warum ich zu dir nicht gemein sein will. Sie hat, oh gesagt und dann sah sie so traurig aus, dass ich sie in den Arm genommen hab. Sorry, wenn es dich stört!“

„Nein, es ist schon ok, wenn du sie umarmst, es hat mich nur verwirrt und deswegen habe ich nachgefragt!“

Er ist schon total liebenswürdig, sogar zu so einem Biest wie Jeanne. Kaum zu glauben. Aber so ist er eben. So hab ich ihn bis jetzt auch kennen gelernt.

„Ist schon gut. Es macht mir ja nichts aus, du hast mich ja nur was gefragt, aber es ist wirklich nichts wegen Jeanne!“

„Dann ist es ja gut. Ich hab schon gedacht!“

„Nein du brauchst dir deswegen keine Gedanken zu machen. Ehrlich. Ich finde deine Schwester nicht Attraktiv. Ich hab doch nur Augen für dich, Finn!“

Ich glaube ich hab mich gerade verhört. Sowas aus Tobis Mund zu hören, dass ist ja unglaublich. Ich fasse es nicht. Er kennt mich doch erst einen Tag, da kann er doch sowas noch gar nicht richtig beurteilen geschweige denn sagen. Aber anscheinend kann er es. Dieser Typ ist einfach faszinierend. Ich muss das auf dem Nachhause-Weg alles Serena erzählen. Die glaubt mir das niemals. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich es gar nicht mitbekommen hatte, dass jemand auf mich zu gelaufen kam. Sie hielt mir die Augen von hinten zu und ich konnte einfach nicht erraten wer es war.

„Serena? Bist du das?“

„Nein, überleg mal wer ich sein könnte. Du hast von mir schon mindestens ein Jahr nichts mehr gehört. Also wer bin ich?“

Hmm, ja das war eine gute Frage. Wer war das? Ich hatte geglaubt, dass es Serena ist, weil ich ja in der Pause, von den Mädchen, keine anderen Freunde habe, die mit mir was zutun haben wollen.

„Ich komm nicht drauf. Gib mir doch bitte noch einen Tipp?“

„Ok, wenn du meinst. Wir waren mal die besten Freunde überhaupt, bis du Serena kennengelernt hast!“

Wer könnte das sein? Ich hatte doch schon seit einer ganzen Zeit Serena als beste Freundin. Und jetzt sagt mir jemand, dass ich davor noch jemanden hatte? Jetzt muss ich echt scharf nachdenken. Ähhhhh, ich komm nicht drauf, es ist hoffnungslos. Ich fing an zu grinsen.

„Nein, sorry ich weiß echt nicht wer du sein könntest. Sag es mir bitte!“

Ich merkte, dass die Person hinter mir seufzte.

„Dann sag ich es dir halt. Temari? Sagt dir der Name noch irgendetwas?“

Sie lies die Arme sinken. Ich drehte mich um. Wow, das war die Temari die ich kannte? Sie hatte sich echt stark verändert. Und solange hatte ich sie schon nicht mehr gesehen.

„Temari, ahhhh!“

Ich sprang ihr in die Arme. Ich hab sie so vermisst und absolut nicht damit gerechnet, dass sie das sein könnte.

„Oh, Temari. Ich hab dich so sehr vermisst. Wo warst du denn die ganze Zeit? Sorry, ich hab echt nicht mit dir gerechnet!“

„Ich kann’s doch verstehen. Aber jetzt bin ich ja hier und du hast mich immerhin nicht ganz vergessen. Ich war verreist. Aber ich hab dich auch vermisst, Finn, aber so wie es aussieht hattest du in der Zeit, in der ich weg war, eine neue beste Freundin!“

„Nein, das stimmt nicht. Es war nur so langweilig ohne dich und Serena ist ja auch eine sehr gute Freundin von mir. Dadurch halt noch mehr!“

„Naja gut wenn du meinst. Ich komm morgen erst wieder in die Schule. Ich wollte dir heute nur einen Besuch abstatten. Ich wollte dich nur mal wieder sehen. Ich gehe aber jetzt. Bye!“

„Es war ja auch total nett von dir, dass du dich gleich bei mir gemeldet hast. Bis morgen dann, Temari. Bye!“

Sie ging weg. Ich konnte es nicht glauben so lange hatte ich sie nicht mehr gesehen und dann dachte sie, dass ich sie vergessen hatte. Aber das stimmte ja nicht. Ich hatte sie nicht vergessen, ich wollte nur nicht die ganze Zeit alleine sein, bis Temari wieder kam. Da hörte ich das klingeln. Ich hatte Tobi total vergessen. Upps, hoffentlich war er mir nicht böse. Wir gingen zusammen zum Klassenzimmer. Er war die ganze Zeit so still. Vielleicht ging ihm das ja gerade auf die Nerven, dass ich mit Temari gesprochen hatte. Wir warteten wieder auf Frau Ullrich. Als sie kam setzten wir uns gleich wieder auf unsere Plätze. Ich schrieb Tobi gleich einen Zettel.

Was ist denn mit dir los. Du warst so komisch?

Ich gab ihm den Zettel. Er las ihn und schrieb gleich wieder zurück. Heimlich legte er mir den Zettel auf meinen Platz. Ich las ihn gleich.

Was meinst du mit komisch? Wann soll ich denn komisch gewesen sein?

Ich schrieb ihn zurück.

Naja vorhin als ich mit Temari geredet habe, da hab ich gedacht dich stört es und du fühlst dich vielleicht vernachlässigt. Jedenfalls warst du dann so still und hast nichts mehr mit mir geredet. Was war denn los?

Ich legte ihm den Zettel wieder hin und er lies und schrieb wieder. Dann legte er den Zettel wieder zu mir auf den Platz. Ich las.

Mir hat es nicht gestört, dass du mit Temari geredet hast. Ich hab dir gerne zugehört. Das kam dir nur so vor, dass ich was hab. Mir geht’s super gut.

Naja gut wenn er es sagt, dann will ich mal weiter nichts sagen. Es dauerte noch eine Ewigkeit, bis es 13 Uhr war. Sobald es klingelte, stürmten alle raus aus der Schule. Ich lief mit Serena heim. Sie war sehr gespannt darauf, was ich ihr erzählen würde, wegen Tobi und auch wegen Temari. Ich erzählte ihr alles in Kurzfassung.

„Siehst du mal, Tobi war ehrlich zu dir und hat dir erzählt, was deine Schwester vorhatte und das Beste, er wollte noch nicht einmal mitmachen. So einen wie Tobi sollte es öfter geben. Er ist doch nicht so ein Macho-Arschloch, wie du ihn gestern noch genannt hattest!“

„Ja, das stimmt. Mit Tobi hatte ich echt mal einen richtigen Freund gefunden. Ich glaube er ist so einer, mit dem man Pferde stehlen könnte. Aber was ich ja auch toll finde ist, dass Temari wieder da ist. Nur blöd, das sie denkt, dass ich sie vergessen habe oder das ich sie nicht mehr leiden kann, weil du ja auch meine beste Freundin bist, Serena!“

„Ja, aber ich glaube, Temari wird es schon akzeptieren, dass ich auch noch da bin. Schließlich muss sie das ja wohl oder sind wir keine besten Freundinnen mehr nur weil Temari wieder da ist?“

„Natürlich sind wir beide noch beste Freundinnen. Uns bringt keiner auseinander, nicht einmal ein Kerl, grundsätzlich kein Kerl. Du bist immer für mich da und hast mich nie im Stich gelassen. Da kann Temari mich nicht dazu zwingen, dass ich die Freundschaft einfach so aufgeben!“

„Das ist gut zu wissen Finn, danke!“

„Kein Problem!“

Wir waren vor meinem Haus angekommen. Wir umarmten uns und dann ging sie weiter. Ich ging ins Haus und bemerkte, dass Jeanne zum Glück noch nicht da war. Was macht die wohl schon wieder? Hoffentlich baggert sie Tobi nicht an. Er würde ihr sonst doch vielleicht noch erliegen. So ging es ja bis jetzt jedem Jungen, der gut aussah und sich mir näherte. Sie gönnte es mir nicht, dass sich ein Junge für mich interessierte. Ich ging in die Küche. Es roch, als hätte Mom Pizza gemacht. Oh, supi. Heute hatte ich richtig Lust auf Pizza. Ich stellte meinen Rucksack auf den Boden, nahm mir ein Stück Pizza und aß es gleich. Danach nahm ich meinen Rucksack wieder und ging in mein Zimmer. Ich hatte überhaupt keine Lust meine Hausaufgaben zu machen, aber was blieb mir anderes übrig? Ich machte schnell meine Hausaufgaben und danach legte ich mich in mein Bett und las noch ein bisschen in meinem Buch. Als ich fertig war und auf die Uhr schaute, war es halb 4. Was schon so spät? Was mach ich denn jetzt noch den Rest des Tages? Ich kann doch nicht die ganze Zeit auf Mona warten, dass würde zu lange dauern. Aber in diesem Moment kam Jeanne herein, wieder einmal ohne zu klopfen. Das war so typisch für sie. Was hatte sie nur jetzt schon wieder vor?

„Na du? Was hast du denn heute so gemacht? Wie ich bemerkt habe, hast du heute in der Pause mit dem neuen, diesem Tobias gesprochen. Was habt ihr denn so geredet?“

Es war so klar, dass sie das wieder einmal wusste. Von wem nur? Vielleicht hatte sie das ja selbst eingefädelt.

„Warum sollte ausgerechnet ich mit dir über Tobi reden oder ob ich mit ihm geredet habe? Warum denn ausgerechnet mit dir?“

„Weil ich deine liebe Schwester bin. Hast du das schon wieder vergessen, Finn?“

„Ähm, das wäre mir neu!“

„Du bist doch meine Schwester!“

„Und deswegen soll ich so dumm sein und dir sowas sagen? Du kennst mich aber ganz schön schlecht!“

Jeanne sah relativ gelassen aus. So kenn ich sie ja überhaupt nicht. Was hat sie bloß vor?

„Ach, warum denn nicht? Hopp komm. Mona würdest du es bestimmt auch erzählen!“

„Ja, Mona. Ihr kann ich ja vertrauen, aber dir vertraue ich nicht. Wir haben uns bis jetzt immer gestritten und können uns nicht leiden. Kapierst du es jetzt endlich, warum ich dir es nicht sage?“

„Vielleicht will ich mich ja endlich mit dir versöhnen. Wir sind doch Zwillinge! Vertrau mir doch mal!“

Das kann sie vergessen. Das ist doch bloß wieder so ein hinterlistiger Trick von ihr. Sie spielt irgendein gemeines Spiel, aber da werde ich bestimmt nicht mit spielen.

„Ach vergiss es, Jeanne. Ich werde nicht auf dich reinfallen und jetzt verschwinde aus meinem Zimmer!“

Ich glaube langsam hat sie auch keine Lust mehr sich bei mir einzuschleimen. Sie sieht ja, dass ich mich nicht geschlagen gebe. Ich falle bestimmt nicht auf sie herein. Sie ging aus meinem Zimmer. Entweder sie hat die Nase voll oder sie überlegt sich schon ihren nächsten Schachzug. Ich las weiter. Ich fragte mich noch die ganze Zeit, was sie vor hatte. Nach zwei Stunden hatte ich keine Lust mehr zu lesen oder ich war einfach zu müde. Ich legte mich hin. Ich träumte ein bisschen. Von Tobi. Ich kann es einfach nicht glauben, dass das kein Traum ist. Tobi interessiert sich für mich. Für mich! Die, die nie auch nur mit einem Jungen sprach. Die, die nie einen Freund bekommt und jetzt auf einmal schon. Das ist wie in einem Traum. Ich kann es nicht glauben. Ich bin so glücklich, dass es doch alles zu meinen Gunsten verlaufen ist. Ich war so erschöpft, dass ich einschlief. Ich wachte erst wieder auf, als ich meine Mutter rufen hörte. Sie sagte, dass es Essen gäbe. Was? So spät schon? Ach herrje, dann habe ich ja eine Ewigkeit geschlafen. Ich ging ins Esszimmer, wo schon meine Mutter, mein Vater, Mona, Jeanne und Elea saßen. Es gab normal Abendbrot mit Wurst und Käse. Meine Mutter fragte Mona, wie die Arbeit war, Jeanne regte sich wieder über alles auf und ich war wie immer ruhig. Nachdem Essen räumte ich noch den Tisch ab und ging dann in mein Zimmer. Ich machte mich Bett fertig. Da ging die Tür auf und ich musste mich nicht umdrehen um zu merken, dass Jeanne herein gekommen war.

„Also, was willst du jetzt wieder, Jeanne?“

Sie sah mich ganz liebenswert an. Ich wusste nicht, dass sie sowas konnte.

„Nichts. Ich wollte dir nur eine Gute Nacht wünschen!“

„Also, entweder, du hast was ausgefressen, du willst etwas oder du schleimst dich ein, weil sonst bist du nie so zu mir!“

„Doch, bin ich. Ich will mich eben ändern, weil ich mich endlich mit meiner Zwillingsschwester verstehen will. Besser spät als nie oder?“

Irgendwas stimmt doch hier echt ganz und gar nicht und ich werde herausfinden, was es ist.

„Du tust nur Dinge, die zu deinen Gunsten sind und anderen schaden. Du hast nichts nettes an dir, Jeanne kapier das endlich einmal!“

Ich frage mich, wie lange sie sich das noch bieten lassen will. Sowas hält sie normal nicht lange aus. Besonders lieb und nett sein, dass kann sie ja eigentlich überhaupt nicht.

„Merkst du nicht, dass ich mich verändert habe? Sowas geht halt von jetzt auf dann. Ich bin halt eben erst später so weit in meiner Entwicklung gekommen wie du!“

Wow, dass war jetzt ein Eigentor. Sowas ist schon mal ganz und gar nicht ihre Art. Jetzt ist mir erst recht klar, dass hier etwas nicht stimmt. Vielleicht erzähle ich ihr einfach irgendwas und sehe dann, was dabei heraus kommt. Da bin ich aber mal gespannt.

„Ok, damit du mich endlich in Ruhe lässt erzähle ich es dir!“

Jeanne bekam ein richtiges funkeln in die Augen.

„Er hat zu mir gesagt, dass ich ihn endlich in Ruhe lassen soll, weil ich ihn nerve!“

Jetzt wurde ihr Blick zu einem staunen.

„Was? Warum sollte er denn sowas sagen? Das kann ich mir ja überhaupt nicht vorstellen. Seltsam!“

Ja, und ob da was seltsam ist. Sie hat vielleicht erwartet, dass ich ihr erzähle, dass er mich liebt oder was weiß ich.

„Egal. So ist es halt. Gehst du jetzt endlich? Ich will meine Ruhe haben!“

„Ok, ok, ich gehe ja schon!“

Da ging sie aus meinem Zimmer. Sie hat wohl nicht mit so einer Antwort gerechnet und ich mit so einer Reaktion auch nicht. Mal schauen wie es morgen wird. Ob sie es Tobi erzählt und er dann sauer auf mich ist? Nein, dass glaube ich nicht, er mag mich doch. Ich ging ins Bett. Ich dachte noch an Tobi und auch an Jeanne. Dann schlief ich ein.

Jeanne´s Plan

Ich hörte meinen Wecker. Es war halb sieben, am Donnerstag den 18. September. Mein Bett war so bequem, aber ich muss ja wohl oder übel aufstehen. Der einzig schöne Gedanke war, dass ich Tobi bald wieder sehe. Juhu, ich freue mich schon voll darauf. Ich zog mich an und nahm meine Büchertasche. Dann ging ich schnell in die Küche, machte mir eine Kleinigkeit zu essen und ging dann los. Ich konnte es gar nicht abwarten Tobi zusehen. Ich wartete heute nicht einmal auf Serena. Dafür sah ich Temari an der Ecke stehen. Seltsam, ich dachte, dass sie da eben noch nicht stand.

„Hi Temari. Was machst du denn so früh hier?“, fragte ich sie.

„Ich habe auf dich gewartet. Ich dachte mir, dass du heute so früh herkommen würdest, wegen diesem Kerl. Wegen ihm wartest du nicht mal auf Serena. Ich gehe heute wieder in die Schule, damit ich besser auf dich aufpassen kann. Ich sage dir, dieser Tobi meint es im Moment nicht ernst mit dir. Er verarscht dich nur, weil deine Schwester es so will!“

Warum sagt sie so etwas? Kaum war sie wieder da, schon fängt das an.

„Er hat mir erzählt, dass Jeanne wollte, dass er mich verarscht, aber er hat mich zu gern deswegen hat er es mir erzählt und bei Jeanne´s Plan nicht mitgemacht!“

„Ja, dass gehört ja zu ihrem Plan. Ich dachte du kennst deine Schwester. Jetzt muss ich dich schon vor ihr warnen. Sie will doch, dass du dich sicher fühlst und er schleimt sich bei dir ein und macht dir Gefühle. Zum richtigen Zeitpunkt bricht er dir dein Herz und du wirst an meine Worte denken. Glaube mir. Ich habe viel Erfahrung im Umgang mit Jungs gesammelt, die sind alle gleich!“

„Rede nicht so einen Unsinn, Temari!“

„Wie du meinst, sage aber nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte. Du weißt, dass ich sowas spüren kann. Ich habe besondere Fähigkeiten und das weißt du!“

„Ja, dass weiß ich. Aber vielleicht hast du ja dieses mal nicht recht!“

Temari schüttelte den Kopf und ging dann mit mir zur Schule. Vor der Schule sah ich, dass sich Jeanne wieder mit Tobi unterhielt. Naja, unterhalten kann man das ja nicht nennen. Sie schrie ihn an. Tobi tat mir so leid.

„Sie streiten sich über deine Lüge, Finn!“

Ich sah sie fragend an.

„Was für eine Lüge?“

„Die Lüge, die du Jeanne gestern erzählt hast. Du hast ihr doch irgendetwas über Tobi gesagt, weil du ihr sowas nicht erzählen würdest!“

Jetzt war ich aber baff.

„Woher weißt du davon?“

„Tja, ich habe dir doch gesagt, dass ich besondere Fähigkeiten habe. Ich weiß auch, dass dich Tobi in der Pause darauf anspricht. Mehr kann ich dir leider nicht erzählen, aber ich weiß wie es ausgeht!“

Jetzt bekam ich aber wirklich Angst!

„Dann sag es mir Temari, bevor noch etwas Schlimmes passiert!“

„Ich kann dir das nicht sagen. Das wäre nicht gut. Du musst damit zu recht kommen. Tut mir Leid!“

Ich machte mich auf den Weg ins Klassenzimmer. Hoffentlich braucht Tobi noch lange draußen. Ich freue mich zwar, wen ich ihn wieder sehe, aber ich habe Angst was er sagen wird. Vielleicht hat Temari ja unrecht auch wenn ich das nicht glaube. Ich setzte mich auf meinen Platz und dachte noch ein bisschen nach. 5 Minuten später kam Tobi schon ins Klassenzimmer und setzte sich auf seinen Platz neben mir. Er holte ein Stück Zettel heraus und schrieb etwas darauf. Ich bekam Herzrasen, weil ich Angst hatte, dass er wütend auf mich ist. Er legte mir den Zettel hin. Unsere Lehrerin war ja noch nicht da, deswegen können wir das ja ohne Probleme machen. Ich machte den Zettel auf und las: Können wir in der Pause miteinander reden?

Ich nickte ihm zu. Es dauerte ewig bis unsere Lehrerin kam und noch länger dauerte es bis es endlich zur Pause klingelte. Ich sprang auf, rannte raus und ging zu den Schließfächern. Tobi kam wenig später nach. Er sah wütend aus. Oh, oh. Was hatte ich bloß getan? Er packte mich an der Schulter und drückte mich gegen die Schließfächer. Temari hatte recht. Sie wusste doch, dass etwas Schlimmes passieren würde.

„Was für einen scheiß hast du Jeanne erzählt? Warum hast du das getan?“, schrie er mich wütend an.

Ich hatte total Angst und war starr vor Schreck.

„Sprich!“

„Lass mich los Tobi. Du tust mir weh!“

„Das ist mir egal, dann hättest du ihr lieber mal die Wahrheit gesagt!“

„Meiner dummen Schwester erzähle ich doch so etwas nicht!“

Er knallte mich gegen die Schließfächer. Das tat so weh. Ich habe doch keine Chance gegen ihn. Er ist doch viel stärker als ich. Warum hilft mir denn keiner? Ich fing an zu weinen und senkte meinen Kopf. Da knallte er mich wieder dagegen. Ich dachte er mag mich oder er liebt mich. Wie konnte ich nur so dumm sein und denken, dass mich irgendjemand liebt. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Ich war so fertig. Ich traute mich dann doch hoch zu schauen und sah ihm direkt in die Augen. Ich sah, dass sich sein wütender Blick lockerte und mich jetzt sogar ängstlich ansah.

„Finn. Warum weinst du?“

Das fragte er noch?

„Warum fragst du mich das? Kapierst du nicht warum? Ich dachte du magst mich und dann tust du mir so weh!“

Er nahm mich in seine Arme und streichelte mir über den Kopf. Ich war verwirrt. Erst machte er mich fertig und dann streichelte er mich. Warum tut er so etwas? Will er wohl wirklich nur mit mir spielen und hat keine Gefühle für mich? Ich fing noch mehr an zu weinen. Er legte seinen Kopf auf meinen und ich merkte, dass meine Haare etwas nass wurden. Tobi weinte! Warum weinte er jetzt? Ich legte meine Arme auf seinen Rücken. Anscheinend tröstete es ihm ein bisschen.

„Finn, es tut mir so Leid!“

„Warum hast du es dann getan?“

Er schüttelte den Kopf und meinte: „Ich kann es dir leider nicht sagen Finn, aber glaube mir, Ich Liebe Dich! Sonst hätte ich das nicht getan!“

Ich löste mich aus seinen starken Armen und wischte mir die Tränen weg.

„Ich weiß nicht, ob ich dir das noch nach deiner Aktion glauben sollte!“

Tobias wollte gerade antworten, da gongte es. Ich ging voraus und setzte mich auf meinen Platz im Klassenzimmer. Temari lief an mir vorbei und sah mich an, als wollte sie sagen, es tut mir so Leid, dass ich dir nicht helfen konnte. Tobi setzte sich wieder. Er nahm einen Zettel heraus und schrieb etwas. Es schien so, als ob das ein längerer Brief werden könnte. Ich wollte seine ausreden gar nicht lesen, aber ich bin nicht so ein Mensch, der sowas einfach weg warf ohne es zu lesen. Er brauchte ewig dafür. Als es zur Pause läutete, war er ganz fertig und gab ihn mir mit ganz wehmütigem Gesicht. Auf ihm stand vorne drauf, bitte erst daheim lesen. Ich nahm meine Büchertasche und ging in die Aula. Ich setzte mich alleine auf die Treppe und dachte nach. Die nächsten zwei Stunden hatte ich Englisch und Tobi war in einer anderen Gruppe als ich. So hatte ich wenigstens am Ende meine Ruhe. Heute werde ich nach der Schule mal wieder bei Temari vorbei schauen und sie um Rat fragen. Normal wusste sie immer einen. Tobi streitete sich wohl schon wieder mit Jeanne, so sah es jedenfalls aus. Er sah geschockt, wütend und traurig zugleich aus. Leid tat er mir schon ein wenig. Schließlich mag ich ihn ja. Wenn ich ehrlich zu mir bin, dann gebe ich zu, dass obwohl ich ihn noch nicht so lange kenne, ihn trotzdem schon sehr mag. Es tut so weh. Diese Herzschmerzen. Es läutete wieder und ich ging in unser Englisch Klassenzimmer. Serena setzte sich neben mich, Das war das einzigste Fach, wo wir nebeneinander sitzen.

„Was ist denn mit dir los? Du siehst so traurig aus!“

„Ist schon ok. Es war nur etwas wegen Tobi sonst nichts!“

Ich konnte mir nicht erklären, warum ich das Serena nicht sagen wollte. Vielleicht, weil ich dieses mal endlich mal wieder mit Temari darüber reden wollte. Sie ist mir halt wegen ihren Fähigkeiten lieber.

„Ich kann das gar nicht glauben, dafür sahst du vorhin zu verweint aus!“

Sie hatte es vorhin also doch bemerkt.

„Ist schon ok. Ich sage es dir, wenn es geklärt ist. Das wird nicht lange dauern!“

Sie war wahrscheinlich beleidigt. Sie drehte sich um, weil unsere Englisch Lehrerin kam und uns mit ihrem „Good Morning Boys and Girls“ begrüßte. Ich hatte keine Lust darauf. Ich wollte nur heim oder mit Temari reden. Jetzt musste ich mir zwei langweilige Englischstunden antun, die für normal ewig dauern, heute aber irgendwie schneller vorbei gingen. Als die Schulglocke ertönte, ging ich gleich aus dem Klassenzimmer und wartete unten an der Tür auf Temari um mit ihr zu laufen. Ich war ganz in Gedanken versunken und merkte erst später, wie Temari mich ansprach.

„Hey Finn. Was machst du denn hier noch?“

Ich sah sie an.

„Ich habe auf dich gewartet. Ich wollte mit dir ein bisschen reden. Darf ich mit zu dir?“

Sie überlegte kurz.

„Ja, das müsste kein Problem sein. Komm einfach mit!“

Ich war so glücklich. Es hätte ja sein können, dass es nicht ging. Auf dem Weg zu ihr redeten wir kein Wort miteinander. Als wir bei ihr waren, begrüßten wir schnell ihre Mutter, aßen eine Kleinigkeit und gingen dann in ihr Zimmer.

„Also erzähl, was genau liegt dir auf dem Herzen?“

Ich seufzte.

„Naja, um was wird es wohl gehen? Natürlich um Tobi und um das, was er getan hat!“

„Ich weiß nur ein bisschen, was passiert ist. Er hat dich angeschrien. Was ist noch passiert?“

Ich erzählte, was passiert war. Erzählte ihr, wie er mich angeschrien hatte, wie er mich gegen die Schließfächer knallte und wie er mich in seine Arme nahm, über meinen Kopf streichelte und mir sagte, dass es ihm Leid täte.

„Ich wollte gerne einen Rat von dir was ich machen soll und ob ich ihn glauben sollte, dass er mich liebt!“

„Ich kann dir da leider nichts Genaues sagen, Finn. Es ist kompliziert. Erst ist er gemein zu dir und dann wieder allerliebst!“

Ich langte mir an die Hosentasche und bemerkte, dass der Brief von ihm noch ungelesen darin lag. Ich holte ihn heraus und sah ihn an.

„Von wem ist der?“

„Er ist von Tobi!“

„Und was steht da drin?“

„Ich weiß es nicht. Ich habe ihn noch nicht gelesen!“

„Dann les ihn jetzt!“

„Ich traue mich nicht. Was wenn nur so ein Entschuldigungs gesülze drin steht?“

„Dann weißt du wie er wirklich denkt. In dem Brief steht die Wahrheit, Finn. Er hat in ihm all seine Trauer geschrieben. Ich spüre das. Les ihn!“

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und machte ihn auf.

In ihm stand:

Hey Finn, es tut mir so leid was heute passiert ist. Ich hätte mich dafür Ohrfeigen können. Ich weiß, dass Worte nichts wieder gut machen, was geschehen ist, trotzdem sollst Du wissen, dass ich Dich liebe. Ich kann Dir leider nicht sagen, warum genau ich so ausgerastet bin. Ich hatte solche Angst um Dich, deswegen habe ich so gehandelt. Ich weiß, dass es das nicht rechtfertigt. Trotzdem. Ich war so außer mir, dass ich erst gemerkt habe was ich tue, als ich Dich weinen gesehen habe. Es tut mir schrecklich leid. Ich Liebe Dich Dein Tobi Ich gab Temari den Brief und sie laß ihn sich durch. Als sie fertig war, sagte sie: „Wie ich dir gesagt habe. Da drin steht nur die Wahrheit, das merke ich durch die Aura und die Gefühle, die er beim schreiben hatte. Das habe ich gespürt!“

Ich war verzweifelt.

„Ja, Gefühle hin oder her, es muss doch einen Grund geben, warum er so reagiert hat!“

„Den gibt es auch, er kann ihn dir bloß nicht sagen. Aber irgendwann sagt er dir alles!“

Jetzt kenne ich ihn erst ein paar Tage und er stellt mein Leben schon total auf den Kopf. Das gibt es doch nicht. Ich verstehe es nicht, warum er so dumm zu mir war und dann wieder total anders. Da ist hundert pro etwas faul und ich werde herausfinden was es ist. So leicht mache ich es ihm nicht. Naja aber was will man sagen. Männer. Ich redete noch eine ganze Weile mit Temari. Um 16 Uhr machte ich mich dann auf den Nachhauseweg. Ich dachte die ganze Zeit an Tobi und war so vertieft, dass ich bei rot über die Straße ging. Als ich es dann noch bemerkte, dachte ich es wäre aus, als ich auf einmal weggeschubst wurde. Ein Junge schubste mich von der Straße. Wir kamen auf dem Gehsteig auf. Er hatte mich noch immer umklammert. Ich stand noch total unter Schock als er mich ansah. Er hatte so schöne grüne Augen. Sie strahlten so sehr, dass man am liebsten alles um sich herum vergessen würde, nur um in diese Augen sehen zu können. Er hatte kurze braune Haare, die zerzaust waren. Ich hatte das unkontrollierbare Verlangen ihn zu küssen. Es war schwer sich dagegen zu wehren. Er lächelte mich total süß an.

„Geht es dir gut oder hast du dich verletzt?“

Er sorgte sich um mich, obwohl ich ja so blöd war und bei rot über die Straße gegangen war. Er richtete sich auf und half mir dabei aufzustehen. Ich musste ihn wohl eine ganze Zeit lang angestarrt haben. Er lächelte mich an und sagte: „Hu hu. Geht es dir gut oder hast du durch den Unfall deine Sprache verloren?“

Ich schüttelte meinen Kopf.

„Nein, mir geht es gut, dank dir. Du bist mein Retter!“

Wir lachten.

„Ist nicht der Rede wert. Es wäre doch Schade, wenn dir etwas passiert wäre. Du bist hübsch!“

Ich wurde rot. Er war so süß. Da wir ja jetzt standen, konnte ich sehen, dass er einen Kopf größer war als ich. Er sah muskulös aus. Mich würde es nicht wundern, wenn unter seinem weißen Hemd ein Sixpack versteckt wäre. Grrrr.

„Danke für das Kompliment. Wie heißt du?“

Er lachte. Ich verstand nicht, was daran so lustig war.

„Tschuldigung das ich lache, aber ich habe schon so viele Frauen getroffen, aber keine wollte als erstes meinen Namen wissen. Meine Handynummer, meine Adresse oder sie fragen nach einem Date, aber nie nach meinem Namen. Da sieht man es schon, du bist etwas ganz besonderes, meine hübsche!“

Ich schaute ihn verblüfft an. Das glaube ich ja nicht, dass ihn nie jemand nach den Namen gefragt hat und wenn er schon so viele Frauen getroffen hatte, wie alt war er dann? 30?

„Ja, aber wenn du schon so viele Frauen getroffen hast, wie alt bist du dann?“

Er schaute mich an.

„Hast du Lust auf einen Spaziergang? Dann haben wir genug Zeit zum reden!“

„Ja, gerne!“

Wir gingen in den nahe gelegenen Park und unterhielten uns.

„Also mein Name ist Nico Müller. Ich bin 17 Jahre alt!“

„Ich heiße Fiona Sommer, aber meine Freunde nennen mich Finn, also so gut wie alle. Ich bin 16 Jahre alt!“

Er lächelte mich an.

„Also Finn heißt du. Freut mich dich kennen zu lernen. Erzähl mir etwas über dich!“

Er sah mich mit seinen verführerischen grünen Augen an. Ich fühlte mich so geborgen bei ihm, so als würde ich ihn schon eine Ewigkeit kennen.

„Ich habe drei Schwestern. Die kleine heißt Elea und ist 1 ½ Jahre alt, die andere ist meine Zwillingsschwester und heißt Jeanne. Vor ihr musst du dich in acht nehmen. Sie ist eine richtige Giftspritze. Und die andere heißt Mona und ist 19 Jahre alt. Sie ist wie Elea eine tolle Schwester!“

„Ach, das heißt, dass du deine Zwillingsschwester nicht leiden kannst oder?“

„Ja, da hast du recht. Sie ist so blöd, schon allein, weil ich denke, dass sie Tobi irgendwie in ihren Bann gezogen hat!“

„Wer ist denn dieser Tobi!“

„Ach der. Er ist neu in unsere Klasse gekommen. Er hat sich an dem Tag wie ein Arschloch benommen. Am nächsten Tag, also gestern, hat er mit Jeanne vor der Schule geredet und dann hat er sich in der Pause bei mir entschuldigt, dass er so scheiße zu mir war und hat mich voll angehimmelt und so. Heute in der Pause dann hat er mich an den Schultern gepackt und mich gegen die Schließfächer gedrückt. Als ich dann anfing zu weinen, hat er mich in den Arm genommen, hat mich gestreichelt und hat dann selbst das weinen angefangen. Er ist so ausgerastet, weil ich Jeanne angelogen habe. Ich habe ihr gesagt, dass Tobi mich nicht leiden kann. Sie hat ihn wohl zurede gestellt und ihn gedroht!“

Mir kullerten ein paar Tränen über die Wange.

„Ist dieser Tobi echt so schlimm?“

„Ich habe ihn eigentlich schon in mein Herz geschlossen. Ich glaube, ich liebe ihn!“

Jetzt machte er ganz große Augen und starrte mich an.

„Bist du wirklich in ihn verliebt?“

„Ja, ich glaube schon, obwohl ich ihn überhaupt nicht so lange kenne!“

Er dachte nach.

„Vielleicht ist es ja überhaupt nicht so gut für dich, wenn du ihn so sehr hinterher läufst. Man kann auch ohne Liebe leben. Mit festen Freunden hat man ja doch nur ärger. Die nutzen einen nur aus und belügen ihre Freundinnen!“

Jetzt sah ich ihn verwundert an.

„Das ein Junge so etwas sagt, das gibt es doch gar nicht. Warum tust du das? Du bist so….anders!“

„Ich weiß, dass ich anders bin als die anderen und ich finde es auch gut, dass es so ist. Ich will nur nicht, dass dir so ein blöder Kerl weh tut, denn Tränen stehen einem hübschen Mädchen wie dir nicht!“

Er streichelte mir mit seinen Fingerspitzen über meine Wange, wo vorher noch die Tränen waren.

„Du darfst dir von irgend so einem daher gelaufenen Kerl nicht das Leben zerstören lassen!“

Ich machte große Augen und sah ihn erstaunt an. Das kannte ich doch irgendwoher. Aber woher? Ach ja, genau. Das hatte ich doch am Montag selbst zu Mona gesagt. Ich hatte ihr gesagt, das ich nicht will, dass irgend so ein daher gelaufener Kerl mich dazu bringt, weniger Zeit für meine Freunde zu haben. Und jetzt hatte ich mich echt so schnell in so einen Kerl verliebt. Nico hat vollkommen recht. Ich war entschlossen dazu, Tobi seine Mitleidstour nicht abzukaufen.

„Du hast recht, Nico. Wie konnte ich nur so blöd sein und so schnell mein Herz an jemanden verschenken. Das war so dumm von mir!“

Ein lächeln huschte über seine Lippen.

„Endlich bist du klüger geworden, Finn. Ich bin stolz auf dich meine kleine!“

Er nahm mich in seine Arme. Ich fühlte mich so geborgen bei ihm.

„Ich beschütze dich. Ich lasse dich nie allein. Kein Kerl wird dir jemals weh tun, ohne es zu bereuen!“

Ich schmiegte mich in seine Arme. Er streichelte mir über meine Schultern, berührte meine Haut. Ich wurde innerhalb von Sekunden total rot. Ich fühlte mich total wohl bei ihm. Er hatte so eine anziehende Aura, wow ich konnte es nicht glauben. Ich wollte nur in seinen Armen liegen und alles um mich herum vergessen. Für mich war nichts wichtiger als Nico. Es tat mir weh, bei dem Gedanken, dass ich bald heim musste. Weg von ihm, ihn verlassen. Das erschien für mich unmöglich. Er streichelte mich überall, wo seine Fingerspitzen meine Haut berührten, elektrisierte es in mir. Es war wie ein Feuerwerk der Gefühle. So etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

„Geht es dir gut, Finn?“

„Ja, in deinen Armen kann es mir nur gut gehen. Du entfachst ein richtiges Feuerwerk, der Gefühle in mir!“

Er lachte.

„Hoffentlich gehst du dann nicht in die Luft. Ich brauche dich doch!“

Mein Herz schlug immer schneller. Ich errötete noch mehr. Er war einfach hinreißend. Er strahlte so viel wärme aus, einfach toll. Es war unglaublich, so habe ich mich bei Tobi nicht gefühlt. Es war unbeschreiblich wunderschön, wie er.

Es wurde langsam dunkel. Ich musste daran denken, dass ich bald wieder heim musste. Bei dem Gedanken wurde mir ganz anders.

„Ich muss jetzt leider gehen, Nico. Meine Mutter macht sich bestimmt schon Sorgen!“

„Ist ok. Wenn du willst, dann können wir uns ja morgen wieder treffen. Vielleicht ja sogar bei dir!“

Er sah mich mit seinem durchdringenden Blick an.

„Ja, gerne. Ich sag dir noch bescheid. Ach ja, wie ist eigentlich deine Handynummer?“

„Gib mir mal dein Handy!“

Ich gab ihm mein Handy und er speicherte seine Handynummer ein.

„So, Finn dann mach dich mal auf den Weg. Ich begleite dich bis zu der Kreuzung, wo wir uns kennen gelernt haben!“

Er lachte.

„Ok, Nico!“

Wir liefen gleich los. Als wir an der Kreuzung waren, umarmten wir uns und er gab mir einen Kuss auf die Wange. Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg. Auf meinem letzten Heimweg hatte ich an Tobi gedacht und jetzt dachte ich an Nico. Er hatte so schöne grüne Augen. Aber was war jetzt mit Tobi und seinem Brief? Hat sich meine Einstellung geändert oder schreib ich ihn auch einen Brief? Nico hat gesagt, dass er mich beschützt und dass ich mich von Tobi fern halten soll. Was mach ich jetzt? Es ist alles so komisch. Ich glaube, ich habe Gefühle für Nico, aber auch für Tobi. Ja, ist klar, er war komisch zu mir, aber das hat ja seinen Grund. Aber vielleicht mag mich Nico dann nicht mehr und das will ich ja auch nicht. Als ich daheim war, ging ich gleich in mein Zimmer. Wenige Minuten danach klopfte es an meiner Tür.

„Herein!“

Als ob ich es geahnt hätte, es war Jeanne.

„Wo warst du den ganzen Tag?“

„Ich war im Park spazieren. Wieso?“

„Weil du so spät normal nie nachhause kommst. Es ist halb sechs. Ich weiß das du bei Temari warst, aber so lange? Nie im Leben. Wo warst du nach dem du bei Temari warst?“

„Das habe ich dir schon gesagt. Ich war im Park spazieren!“

„Aber bestimmt nicht allein. Wer war noch dabei? Tobi vielleicht?“

„Erstens geht dich das nichts an und zweitens, wie kommst du darauf, dass ich mit Tobi unterwegs gewesen sein könnte?“

„Na, das ist ja nicht zu übersehen, dass du was von ihm willst. Los, geh doch zu ihm hin und küss ihn!“

Sie lachte. Was fällt ihr überhaupt ein? So eine blöde Kuh.

„Nein, das werde ich bestimmt nicht machen, nur weil du es willst. Vergiss es!“

Sie schaute mich ungläubig an.

„Liebst du ihn oder liebst du ihn nicht?“

Was sage ich jetzt? Höre ich auf Nico oder höre ich auf mein Herz? Ich könnte ihr wieder irgendwas erzählen, aber dann wird es bestimmt wieder so sein wie heute.

„Na sag schon!“

„Und wenn ich dir sage, dass ich ihn nicht will und du ihn haben kannst?“

Jetzt war sie wohl verwirrt, denn so sah sie aus.

„Dann wäre ich geschmeichelt, aber es ist deiner und du nimmst ihn gefälligst auch!“

Jetzt war sie wütend. Ich sah schon die Flammen in ihren Augen. Aber ich hatte sie da, wo ich sie haben wollte. Jeanne´s Plan geht nicht auf.

„Nein, bestimmt nicht. Nur weil du willst das ich das machen soll, mache ich das bestimmt nicht. Und jetzt verschwinde aus meinem Zimmer, dein Plan ist gescheitert!“

Sie sah mich wütend an und verlies mein Zimmer. Jetzt habe ich wenigstens meine Ruhe und Jeanne war ich auch los. Aber was ist jetzt mit Tobi? Liebe ich ihn wirklich nicht? Ich glaube, das weiß ich erst, wenn ich eine Nacht darüber geschlafen habe. Es klopfte wieder an meiner Tür, aber dieser jemand sprach gleich.

„Finn, es ist 18 Uhr, es gibt jetzt Abendessen. Komm mit!“

Es war Mona.

„Ja, ich komme schon!“

Ich stand auf und ging mit Mona ins Esszimmer. Es war wie immer. Jeanne zickte herum, Mona erzählte von ihrer Arbeit, Elea spielte mit dem Essen und ich aß still. Ich war als erstes fertig, räumte mein Geschirr weg, ging in mein Zimmer, zog meinen Lieblingsschlafanzug an und lies mich aufs Bett fallen. Ich ahnte schon, dass dies eine ziemlich unruhige Nacht werden würde, weil ich viel nachdenken musste. Ich deckte mich zu und machte das Licht aus. Wenn ich weiß, dass es wohl oder übel eine unruhige Nacht wird, ging ich lieber schon etwas früher ins Bett, sonst käme ich am nächsten Tag nicht mehr aus dem Bett heraus. Ich musste nur noch eine wichtige Entscheidung treffen:
 


 


 

Tobi oder Nico?

Nico oder Tobi?

Ich machte meine Augen auf und sah gegenüber von meinem Bett, Tobi.

„Was machst du denn hier in meinem Zimmer?“, fragte ich ihn erstaunt.

„Du hast mich verraten. Du liebst mich nicht!“

„Wer sagt denn sowas? Natürlich liebe ich dich!“

Ich richtete mich auf.

„Du hast es selbst gesagt. Leugne es nicht!“

Da sah ich wie Nico erschien.

„Warum liebst du ihn, wenn du doch mich haben kannst. Ich löse doch viel schönere Gefühle bei dir aus, als der!“

„Ich liebe euch beide. Aber warum seid ihr da?“

„Ich bin da, um dich zur Rede zu stellen!“, sagte Tobi.

„Und ich bin da, um dir zu beweisen, dass du diesen Kerl nicht brauchst!“, sagte Nico.

„Ich brauche doch euch beide!“

„Nein, du brauchst nur mich. Er tut dir nicht gut!“, meinte Nico.

„Nein, du brauchst mich!“, sagte Tobi.

„Nein, mich!“

„Nein, mich!“

So ging es eine Weile weiter bis ich schrie: „Nein hört auf!“

„Entscheide dich, Nico oder ich?“, sagte Tobi.

Es tat einen Schlag, ich öffnete die Augen und merkte, dass ich aus dem Bett gefallen war. Tobi und Nico waren weg. Puh, zum Glück. Es war nur ein Traum. Na, dieser Freitag fängt ja gut an. Ich stand auf, ging ins Bad, wusch mich, zog mich an, ging wieder in mein Zimmer, nahm meine Büchertasche, ging in die Küche, schmierte mir ein Marmeladenbrot und machte mich auf den Schulweg. Es war kurz vor sieben. In ein paar Minuten steht Jeanne auf und macht sich auch auf den Weg. Serena ist bestimmt noch nicht da, dann können wir heute wohl auch nicht zusammen laufen. Ich ging mit gesenktem Kopf weiter. Auf einmal stieß ich gegen jemanden, der gleich seine Arme um mich schlang. Ich roch an ihm. Er roch so vertraut und gut. Diesen Geruch hatte ich erst gerochen. Aber wann? Ich überlegte. Gestern! Aber bei wem? Ich überlegte wieder und roch noch einmal. Es musste ein Kerl sein, schon allein, weil er keine Brüste hatte und größer als ich war. Er roch nach dem AXE Deo. Ich glaub AXE Vice hieß das. Ich roch wieder. Nico!

„Nico, bist du das?“

„Wow, du bist gut. Wie hast du mich erkannt?“

„An deinem wunderbaren Geruch!“

„Ich habe doch keinen wunderbaren Geruch. Du bist so süß, Finn!“

Jetzt wurde ich wieder einmal rot.

„Begleitest du mich zu meiner Schule?“

„Natürlich. Ein echter Gentlemen macht das doch!“

Ich lächelte und er lachte. Wir gingen zur Schule. Auf dem Pausenhof setzten wir uns auf eine Bank, die unter einem Baum stand.

„Musst du eigentlich nicht auch in die Schule?“

„Ja, aber meine Schule fängt später an als deine!“

„Warum denn das? Warum warst du eigentlich vorhin da? Ich meine genau um die Uhrzeit, als ich unterwegs war?“

„Ich habe da schon etwas länger gewartet, in der Hoffnung, dass du auftauchst. Meine Schule ist etwas besonderes, deswegen fängt sie später an!“

„Naja, wenn du das sagst, dann wird es schon stimmen. Du warst echt schon die ganze Zeit dort gestanden, nur für mich und du wärst noch länger dort stehen geblieben, wegen mir?“

„Ja, das hätte ich für dich getan, weil du mir das wert bist!“

Ich wurde wieder einmal rot, aber mir machte es langsam nichts mehr aus, weil es ein schönes Gefühl ist. Ach, Nico ist einfach toll. Ich hatte echt Glück, dass ich ihn getroffen habe und das durch so einen Zufall. Aber ich verdanke ihm mein Leben.

„Du bist echt toll, Nico. Seit gestern werde ich jedes Mal rot, wenn du sowas sagst. Du hast es einfach drauf!“

Wir lachten.

„Danke. Mal sehen ob du mich gleich immer noch toll findest!“

Er lächelte. Ich erstarrte. Was meint er damit? Will er mir weh tun oder mich vielleicht sogar küssen? Nein, das kann nicht sein. Wir kennen uns doch noch gar nicht so gut und außerdem will ich meinen ersten Kuss richtig haben und nicht von jemanden der meint, dass er das mal schnell einfach so macht. Ich wartete neugierig ab, was als nächstes passieren würde.

„Ich kenne ein Lied, das perfekt passen würde, perfekt für deine Gedanken, identisch mit ihnen. Aber ich glaube, ich singe es dir erst vor, wenn wir uns länger kennen, dann kannst du dich auch besser da hinein fühlen!“

„Ja, das kann sein, aber ich will es hören. Aus deinem wundervollen Mund, mit deiner wunderbaren Stimme!“

„Ich weiß, dass du es hören willst, aber es wäre sowie so nur eine Strophe die passen würde, die anderen wären unpassend!“

„Mag sein, aber ich will es hören, auch wenn es nur diese eine Strophe ist. Bitte Nico!“

„Ich weiß es nicht!“

Er überlegte.

„Wenn du es mir nicht übel nimmst, dann singe ich sie dir vor!“

Ich strahlte.

„Nein, dir nehme ich sowas doch nicht übel. Also los!“

„Ja, ich mache es, aber ich singe es auf Englisch, sowie es ja auch ist!“

„Ok!“

„I am everything you want.

I am everything you need.

I am everything inside of you that you wish you could be.

I say all the right things at exactly the right time!”

Er hatte so eine schöne Stimme. Er hatte etwas für mich gesungen, wie wunderbar.

„Du kannst toll singen. Ich bin total begeistert. Es war schön. Danke, Nico!“

„Es ist schön sowas von dir zu hören!“

Ich sah zum Eingang vom Pausenhof. Da sah ich wie Jeanne kam.

„Die ist auch endlich mal aufgestanden, nicht zu fassen!“

„Wer?“

Ich zeigte mit dem Finger auf sie.

„Die da. Das ist meine Zwillingsschwester Jeanne!“

Jetzt hatte sie uns entdeckt und staunte nicht schlecht. Sie hat wohl nicht damit gerechnet, dass ein anderer Kerl neben mir sitzt als Tobi. Sie stellte sich in den Hof und es sah so aus, als würde sie auf jemanden warten. Wahrscheinlich auf Tobi.

„Sie ist nicht so hübsch wie du, Finn!“

„Sie ist meine Zwillingsschwester wir sind gleich, also bin ich nicht hübscher!“

Ich kann es nicht fassen, dass ich wirklich so etwas gesagt habe.

„Zwillingsschwestern ähneln sich, sie sind nicht gleich. Du bist hübscher!“

Jetzt sah ich Tobi kommen. Meine Augen verfolgten ihn, bis hin zu Jeanne. Was will er andauernd von ihr? Sie schrie ihn anscheinend wieder an und zeigte mit dem Finger auf uns. Er sah zu uns rüber. Sein Blick traf meinen. Er erschrak. Er hat wohl auch nicht damit gerechnet, mich mit jemand anderem zu sehen. Er sah mich mit seinem verletzten Blick an. In meinem Herz schmerzte es und ich fasste mir an meine Brust, an die Stelle wo mein Herz war. Man sah mir an, dass ich schmerzen hatte. Nico sah das und legte seinen Arm um meine Schulter.

„Was ist mit dir los, Finn?“

Ich hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht, dass Nico noch da war. Ich nahm meine Hände weg und erhellte meine Miene.

„Nichts mir geht es gut!“

Tobi sah weg.

„Nein, das tut es nicht. Dein Blick war gerade schmerz verzogen und du hast dir an dein Herz gefasst!“

Ich lächelte.

„Mir geht es gut, glaub mir!“

„Es fällt mir schwer, dir so etwas zu glauben, wo ich doch vom Gegenteil überzeugt bin!“

Ich konnte es ihm nicht verübeln, aber ich konnte ihm auch nicht sagen, dass es wegen Tobi war. Er würde es nicht verstehen und würde sagen, dass er es nicht wert sei. Ich stand auf.

„Tut mir leid Nico, aber ich muss ins Klassenzimmer. Ich muss noch Englisch abschreiben!“

Er sah mich traurig an.

„Ja, ich verstehe es. Bis bald, Finn!“

Er umarmte mich und ging traurig weg.

„Tschüss!“, sagte ich mehr zu mir.

Ich musste keine Englisch Hausaufgaben abschreiben, aber ich wollte einfach nicht mehr von ihm befragt werden, sonst hätte ich es ihm vielleicht doch noch verraten. Ich machte mich auf den Weg ins Klassenzimmer. Ich lief an Jeanne und Tobi vorbei und sah ihn noch einmal kurz, mit traurigem Blick an. Im Klassenzimmer angekommen, setzte ich mich gleich an meinen Platz. Warum war ich mir nicht sicher? Warum wusste ich nicht, ob ich Nico mehr mochte als Tobi oder nicht? Wenn ich bei Nico war, wusste ich, dass ich ihn mehr mochte, aber wenn ich dann Tobi sehe, besonders wenn er mich traurig ansah, dann war ich mir nicht mehr sicher. Aber es kann nicht ewig so weiter gehen. Ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte. Da sah ich, wie Tobi ins Klassenzimmer kam und sich neben mich setzte. Er sah mich traurig an.

„Ich glaube, ich muss mal mit dir reden, Tobi!“

Ich sah ihn in die Augen. Er sah zum Boden.

„Ich kann mir schon denken, was du sagen willst. Du willst mich nicht, sondern diesen Typen der bei dir war. Ich kann es verstehen. Er sieht viel besser aus als ich!“

Er klang so traurig, dass mein Herz wieder weh tat. Ich nahm seine Hände und hielt sie fest.

„Nein, er ist nicht süßer als du. Ich wollte dir auch etwas ganz anderes sagen. Tobi es ist so, ich …!“

Da ging die Tür auf und meine Klassenkameraden, samt Lehrerin kamen herein. Ich ließ seine Hände los und flüsterte ihm noch ins Ohr: „Ich sag es dir in der Pause!“

„Ok!“

Ich sah auf meine Uhr. Wow, das es schon fast 10 Minuten vor 8 Uhr war, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Ich habe ja nicht einmal das Läuten gehört. Unsere Lehrerin fing gleich mit dem Unterricht an. Ich konnte mich nicht darauf konzentrieren und saß wie auf Kohlen. Tobi musste es wohl auch so gehen, denn er rutschte unruhig hin und her. Es dauerte, wie immer eine Ewigkeit, bis es läutete. Ich stand auf und schaute ihn an. Ich ging wieder einmal zu den Schließfächern, aber dieses Mal in der Hoffnung, dass nichts Schlimmes passiert. Dort angekommen drehte ich mich um, um zu sehen, ob Tobi auch kommt. Ich sah ihn, wie er auf mich zu kam. Als er mir gegenüberstand, sagte ich: „Na, Tobi. Jetzt sind wir schon wieder hier. Aber ich hoffe, dass nicht wieder sowas passiert wie gestern!“

„Es tut mir leid, was gestern passiert ist. Es wird nicht wieder vorkommen!“

„Das will ich hoffen, aber ich wollte ja nicht mit dir reden, um das von gestern zu besprechen, sondern um das von heute zu klären!“

„Ja, eben!“

Ich nahm wieder seine Hände und drückte sie.

„Ich habe Nico gestern kennen gelernt. Er hat mich von der Straße geschubst. Dann sind wir in den Park gelaufen, sind spazieren gegangen und haben uns unterhalten. Als es dann dunkel wurde, haben wir uns verabschiedet und sind nach Hause gegangen, aber wir haben uns nicht geküsst, falls du das denkst. Ich liebe euch beide, bloß ich weiß nicht wen mehr!“

Ich glaube, es war in Ordnung so wie ich es gesagt habe.

„Ich verstehe. Dann seit ihr noch gar nicht zusammen oder irgend sowas?“

Ich lächelte ihn an.

„Nein, sind wir nicht. Ich habe mich auch noch nicht für einen von euch entschieden!“

Er lächelte.

„Wann weißt du es dann?“

„Keine Ahnung. Ich hoffe bald!“

Er sah mich so süß an und ich war total hingerissen von ihm. Wir sahen uns tief in die Augen. Dann auf einmal schlossen wir unsere Augen leicht und unsere Lippen kamen sich immer näher. Ich fühlte schon seinen heißen Atem auf meinen Lippen und spürte so ein heftiges begehren nach ihm. Ich hätte ihn am liebsten verschlungen. Nur noch ein kleines Stückchen trennten unsere Lippen voneinander. Und auf einmal läutete es zum Pausenschluss und ich erschrak so sehr, dass ich umgefallen wäre, wenn Tobi mich nicht gehalten hätte. Mist. Warum muss es immer bei sowas läuten.

„Hast du Lust dich nach der Schule von mir mal entführen zu lassen?“, fragte er.

„Gerne, Tobi!“

Wir gingen in unser Klassenzimmer und setzten uns. Ich war so aufgeregt, ich konnte es nicht mehr abwarten, bis die Schule aus war. Da kam schon unsere Lehrerin und machte gleich mit ihrem Stoff weiter. Wow, diese Gefühle gerade eben waren echt total schön. Ich freute mich schon darauf, wenn wir uns wirklich küssten. Oh, wie aufregend. Ich überlegte. Mist, ich sollte doch gleich nach der Schule heim kommen. Meine Eltern sind ab halb zwei auf der Arbeit, Jeanne und Mona gehen shoppen und ich sollte auf Elea aufpassen. So ein Mist. Ich schrieb Tobi einen Zettel wo drin stand, warum es heute nicht ging. Als er das las wurde er wieder niedergeschlagen. Er schrieb etwas und gab mir den Zettel. Schade, ich habe mich so darüber gefreut. Geht es vielleicht morgen? Ich überlegte. Ich schrieb; ich hatte mich auch sehr darüber gefreut, aber jemand muss ja auf Elea aufpassen. Ja, klar. Ich glaube morgen geht es! Ich gab ihm den Zettel. Er las, drehte dann seinen Kopf zu mir und nickte. Es dauerte wieder ewig bis es läutete. Diese Pause über, lief ich mit Temari herum und erzählte von Nico und von dem beinahe Kuss von Tobi.

„Also, Finn. Ich finde, Tobi passt viel besser zu dir und halte dich etwas von diesem Nico fern. Der wirkt etwas komisch, finde ich!“

„Ich weiß eben nicht, ob ich Nico oder Tobi nehme. Ich liebe sie irgendwie beide. Was meinst du?“

„Du hast meinen Rat schon gehört. Ich an deiner Stelle würde Tobi nehmen. Der hat nicht so eine komische Aura wie dieser Nico!“

„Woher willst du das denn wissen? Du hast ihn doch noch überhaupt nicht gesehen!“

„Doch. Euch beide heute früh, auf dem Pausenhof, auf der Bank. Da habe ich es gespürt!“

„Ach ja? Keine Ahnung ich habe da kein Gespür dafür!“

„Aber ich und ich weiß, dass Tobi besser für dich geeignet ist, als Nico!“

„Aber ich liebe sie doch irgendwie beide!“

„Letzten Endes, musst es so wie so du wissen, ich kann dir bloß Tipps geben!“

Schon läutete es wieder. Ich habe Tobi in der Pause überhaupt nicht gesehen. Vielleicht war er ja bei Jeanne. Ich frage mich, was die aushecken. Wir gingen wieder ins Klassenzimmer und setzten uns auf unsere Plätze. Dieses Mal dauerte es länger, bis unsere Lehrerin und alle Schüler da waren. Sie fing gleich wieder mit ihrem Unterricht an. Ich hatte wirklich die Qual der Wahl, mit Tobi und Nico. Egal was Temari sagt, ich weiß es einfach nicht, wen ich mehr liebe. Es ist schwer. Ich habe Angst, dass wenn ich mich für Tobi entscheide, dass dann Nico nichts mehr mit mir zutun haben will. Ich will aber Tobi auch nicht verlieren. Ach Mist. Es ist einfach schwer. Was soll ich tun? Wie soll ich mich entscheiden? Ich muss darüber wirklich gründlich nach denken. Vielleicht hilft es ja, wenn ich daheim so eine Liste mit Vor- und Nachteilen über Nico und Tobi schreibe. Das ist eine gute Idee. Damit fällt es mir dann bestimmt etwas leichter. Die Idee muss ich mir merken. Jetzt muss ich nur noch eine dreiviertel Stunde warten, bis ich das machen kann. Aber das habe ich ja schon öfters durchgehalten. Ich muss mir dann mal überlegen, was ich auf die Liste schreibe. Also bei Nico auf jeden Fall, seine grünen Augen und seine tollen Haare. Bei Tobi weiß ich nicht, was ich hin schreiben sollte. Ich überlegte. Was fand ich denn gut an Tobi? Seine Art kann ich nicht so sagen, weil er ja mal so scheiße zu mir war. Aber es gibt ja an jedem eine gute Seite. Es ist zum Beispiel ein Vorteil, dass ich ihn jeden Tag in der Schule sehe und Nico nicht. Es läutete. Es kam mir überhaupt nicht so lang vor. Zum Glück ist jetzt Wochenende. Ich rannte runter zur Eingangstür, um Temari abzufangen. Kaum war ich angekommen, kam schon Temari.

„Hey Temari. Hast du Lust mit mir zu laufen? Ich muss etwas mit dir besprechen!“

„Ja, ok!“

Als wir vom Pausenhof weg waren fing ich an.

„Ich werde, wenn ich daheim bin eine Liste von Vor- und Nachteilen bei Nico und Tobi machen. Wie findest du das?“

Sie lachte.

„Das ist echt eine tolle Idee, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass du bestimmt mehr Vorteile bei Tobi findest!“

„Eigentlich, wollte ich dich fragen, ob du noch welche weißt. Ich habe einen Vorteil bei Tobi und zwei bei Nico. Ich weiß nichts!“

„Wirklich?“

„Ja!“

„Mist!“

„Das kann man so sagen!“

„Nimm doch als Vorteil, dass er halt einfach toller ist als Nico!“

„Aber …!“

„Nein!“

„Aber Temari, er …!“

„Nein, ich bleib dabei!“

„Aber … Mann ey!“

„Ich weiß, was du sagen willst, du hast total recht Temari, wie immer!“

„Kannst du mich vielleicht mal ausreden lassen?“

„Solange es um etwas anderes geht, als um Nachteile von Tobi, gerne!“

Sie grinste. Das ist so schlimm bei ihr, sie muss immer das Letzte Wort haben. Einerseits ist das ja ganz süß, aber andererseits total nervig.

„Aber wenn es gerade eben darum geht. Ich finde eben nur …!“

„…Vorteile. Ich weiß, Finn. Da geht es dir wie mir!“

Das ist eine billige Ausrede. In Wirklichkeit, weiß sie überhaupt keine Vorteile. Ich überlegte mir, wie ich sie zum schweigen bringen könnte. Ich ließ sie etwas voraus laufen. Sie plapperte die ganze Zeit vor sich hin. Ich schlich mich von hinten an sie heran und hielt ihr mit aller Kraft den Mund zu. Sie versuchte sich zu wehren.

„Der einzige Vorteil der mir noch einfällt ist, dass er mir einen tollen Brief geschrieben hat. Du kannst ja schließlich nicht behaupten, dass die Aktion, als er mich gegen die Schließfächer gedrückt hat, ein Vorteil war!“

Sie befreite sich.

„Natürlich nicht, aber schon allein die Tatsache, dass er dich dann in seine Arme nahm, sich entschuldigte und weinte, ist doch irgendwie ein Vorteil. Man erlebt ja nicht jeden Tag, dass ein Kerl heult. War doch toll!“

„Also ich kann jetzt zufällig nicht sagen, dass es toll war. Du hast doch einen Schlag, Temari!“

„Ich weiß und ich habe gedacht, dass du es auch schon weißt!“

Wir lachten. Irgendwie hat sie wirklich einen Schuss, aber sie war auch toll und immer für mich da, wenn ich sie brauchte. Sie ist einfach eine total tolle Freundin. Solche gibt’s selten. Unsere Wege trennten sich. Wir verabschiedeten uns und gingen weiter. Als ich daheim ankam schloss ich die Tür auf.

„Hallo? Ist jemand da?“

Ich sah mich überall um, aber es war, außer Elea, die schlief, niemand da. Es ist komisch, dass keiner da ist. Ich ging in die Küche und sah, dass dort ein Zettel lag. Er war von Mona Auf ihm stand:

Hallo Finn, ich bin schon zur Schule gefahren, um Jeanne gleich abzuholen. Da ich weiß, dass du immer schnell daheim bist, habe ich Elea ein paar Minuten alleine gelassen. Hol sie um 14 Uhr aus dem Bett und spiel etwas mit ihr.

Mona

Ach deswegen war sie schon weg. Naja, mir auch recht. Ich machte mir gleich eine Kleinigkeit zu essen. Als ich fertig gegessen hatte, ging ich ins Esszimmer, stellte das Babyphon neben mich und machte meine Hausaufgaben. Genau am letzten Wochentag müssen wir etwas auf bekommen. Wir haben Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ja schließlich auch nichts auf bekommen. Eine halbe Stunde habe ich ja noch Zeit. Dann kann ich Elea aufwecken, wenn sie nicht schon selbst aufgewacht ist. Ich machte schnell Mathe, Englisch und Biologie. Jetzt war es drei Minuten vor 14 Uhr. Ich räumte meine Schulsachen in die Büchertasche und machte mich auf den Weg in Elea´s Zimmer. Ich öffnete leise die Tür. Sie schlief noch. Ich machte die Jalousien hoch. Ich merkte schon, dass sie wach wurde, weil sie sich gleich aufregte, dass es so hell wurde. Ich ging zu ihrem Gitterbett.

„Es ist Zeit zum Aufstehen, Elea!“

Sie blinzelte. Ich hob sie aus dem Bett, wechselte ihre Windel und zog sie fertig an. Da sie einen Teppich in ihrem Zimmer hatte, konnte ich sie auf den Boden setzen.

„Na, Elea. Was willst du denn spielen?“

„Will Puppen spielen!“

„Ok, Elea. Wenn du willst!“

Ich holte das Puppenhaus aus dem Regal und stellte es auf den Boden. Danach ging ich zurück zum Regal, holte eine Kiste mit Puppen heraus und stellte sie neben das Puppenhaus. Elea stürmte gleich auf die Kiste, die bis obenhin mit Puppen und Kleidung gefüllt war. Sie nahm eine Puppe heraus und versuchte sie anzuziehen. Ihre Augen leuchteten. Man sah ihr an, dass ihr das sehr viel Spaß machte. Ich half ihr ab und zu die Puppe anzuziehen, wenn sie es selbst nicht schaffte. Ich setzte mich neben sie und sah ihr zu. Sie hat es wirklich gut. In ihrem Alter muss man sich noch keine Gedanken machen, wegen Schule oder Jungs. Ich beneide sie. Elea konnte mit Puppen spielen, ohne das es ihr peinlich sein musste. Wenn ich das machen würde, würde ich ausgelacht werden. Sie kann einfach noch sie selbst sein. Sie lachte und nahm noch eine Puppe. Ich sah sie eine Zeit lang an, dann lehnte ich mich gegen ihren Schrank. Wenig später schlief ich ein. Ich träumte von Nico und von Tobi, als er mich in der Pause küssen wollte. Ich will mich endlich entscheiden können. Es ist zum Haare raufen. Warum kann ich mich nicht entscheiden? Ich mag beide. Sie sind beide toll. Ich fühle mich aber irgendwie mehr zu Nico hingezogen, als zu Tobi. Ich wurde angestubst. Als ich die Augen auf machte, sah ich Elea vor mir.

„Finn müde, Finn schlafen tut!“

Ich rieb mir die Augen.

„Ja, Elea. Ich bin eingeschlafen. Hast du schön gespielt?“

Sie lächelte und zeigte zu ihrem Puppenhaus.

„Spielen schön ist!“

„Na dann ist es ja gut. Hast du Hunger?“

„Hunger, hunger!“

Ich sah auf meine Uhr. Jetzt war es 15 Uhr. Ich habe eine ganze Stunde geschlafen. Ich nahm Elea auf meinen Arm, trug sie ins Esszimmer, breitete dort ihre Decke aus und setzte sie darauf.

„Spiel noch etwas, während ich dein Essen mache!“

Sie nickte und lächelte dabei. Ich lächelte zurück und ging gleich in die Küche. Mal überlegen, was isst Elea denn am liebsten? Suppe mag sie ja gerne. Ich hab es. Ich mache ihr eine Buchstabensuppe, die mag ja jedes Kind. Ich bereitete alles vor. Ab und zu sah ich nach, was sie machte, aber sie war total friedlich und spielte schön. So eine Schwester ist echt toll. Ich bereitete die Suppe vor. Ich holte zwei Teller aus dem Schrank. Als die Suppe fertig war, füllte ich die Teller damit, legte jeweils einen Löffel hinein und trug sie raus auf den Tisch. Elea freute sich schon richtig. Ich setzte sie in ihren Hochstuhl und setzte mich auf den Stuhl neben sie.

„Tu schön essen und spritz nicht mit der Suppe herum!“

„Ja, schön essen tu!“

Sie lächelte. Ich nahm meinen Löffel und versuchte vorsichtig die Suppe zu essen. Elea tat es mir nach. Ich fand es total toll, dass sie es so gut machte. Ich habe ihr extra einen kleinen Teller geholt, weil sie ja noch nicht viel essen konnte. Als sie fertig war, fragte ich sie: „Na bist du fertig?“

„Ja, fertig!“

„Dann setzte ich dich mal wieder auf die Decke und räume die Teller auf!“

Ich tat es. Ich setzte sie auf die Decke und räumte dann das Geschirr in die Spülmaschine. Oh, man. Jetzt ist schon die hälfte des Tages vorbei und ich hätte mich heute mit Tobi treffen können. Ach, Tobi. Was er jetzt wohl macht? Er passt bestimmt nicht auf seine kleine Schwester auf. Ich weiß ja nicht einmal, ob er eine Schwester hat. Wenn er doch bloß hier bei mir wäre. Ich glaube, ich fühle mich zu Tobi doch mehr hingezogen als zu Nico. Ich fühlte mich so leicht und glücklich. Ich habe mich entschieden. Das werde ich den beiden morgen gleich mitteilen, aber nicht in der Schule. Ich sah wieder auf die Uhr. Es war 16 Uhr. Schon wieder ist eine Stunde vergangen. Ich ging zurück ins Esszimmer und setzte mich neben Elea auf die Decke. Ich nahm ein paar von diesen großen Duplo Bausteinen und baute einen Turm. Sie sah interessiert zu. Als ich fertig war, stieß sie den Turm um und lachte. Ich tat so als würde ich weinen.

„Finn traurig ist?“

„Ja, ich bin traurig, weil du den Turm umgestoßen hast!“

Sie tätschelte mir den Arm.

„Nicht weinen!“

Sie streichelte mich. Dann lachte ich wieder und sie war glücklich. Dann hörte ich die Haustür aufgehen.

„Ich bin wieder da!“

Das war die Stimme meiner Mutter.

„Ich bin hier im Esszimmer, Mama!“

Sie kam herein.

„Ich habe jemanden mitgebracht!“

Sie ging zur Seite. Hinter ihr stand, Tobi.

„Tobi? Was machst du denn hier?“

„Hi Finn. Ich habe vor der Tür gesessen. Ich habe mich nicht getraut zu klingeln, deswegen saß ich hier schon etwas länger!“

„Ach Tobi. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich ja rein gelassen. Du armer!“

„Ist doch kein Problem. Ich wollte noch mal mit dir reden!“

„Ok. Mama, wir gehen in mein Zimmer!“

„Ist gut!“

„Komm mit Tobi!“

„Ja!“

Wir gingen in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett.

„Setz dich ruhig!“

Er setzte sich neben mich aufs Bett.

„Also weswegen bist du denn da? Über was wolltest du mit mir reden!“

Er sah mich komisch an. So eine Mischung zwischen traurig und verlegen.

„Naja, noch mal wegen diesem Nico und wegen dem, was in der Schule war!“

Ich erschauderte. Ich kann ihn doch unmöglich jetzt schon sagen, dass ich mich für ihn entscheide. Vielleicht mache ich die Liste ja noch.

„Ja, dann rede mal, Tobi!“

Er sah mich an.

„Empfindest du etwas für diesen Nico? Sag es mir ruhig. Ich will nur wissen wo ich bei dir stehe!“

„Ich kann verstehen, dass du so etwas fragst, er ist bloß: Ich weiß es selbst nicht. Ich habe ihm gestern erst kennen gelernt, aber mir kommt es so vor, als würde ich ihn schon eine Ewigkeit kennen!“

Er seufzte.

„So ist das also. Wann weißt du es, ich meine zu wem du dich mehr hingezogen fühlst?“

Ich senkte meinen Kopf.

„Ich weiß es leider nicht. Vielleicht weiß ich es ja bis morgen. Es tut mir leid!“

Er legte seinen Arm um meine Schultern.

„Es muss dir nicht leid tun. Lass dir so viel Zeit wie du brauchst!“

Er ist so nett. Es ist so schwer sich zu entscheiden. Nico ist auch total nett und freundlich. Was mache ich bloß? Vorhin habe ich gesagt, dass ich mich für Tobi entscheide, aber ich weiß es nicht. Es ist so schwer.

„Ok, wie du meinst!“

Ich hörte meine Mutter rufen: „Es gibt Abendessen!“

„Ok!“, rief ich zurück.

„Bleibst du noch da und isst mit?“

„Nein, ich gehe heim. Ich wollte ja überhaupt nicht so lange bleiben!“

„Wie du meinst!“

Ich begleitete ihn bis zur Tür.

„Tschüss, Finn bis morgen hoffentlich, falls du Zeit hast!“

„Ja, ich glaube schon. Tschüss, Tobi bis morgen!“

Er umarmte mich und dann ging er. Ich ging ins Esszimmer und setzte mich. Mir fiel auf, dass Mona und Jeanne noch nicht zurück waren.

„Na, Mona und Jeanne sind ja noch nicht da!“

„Ja, dass könnte etwas später werden. Ist der Junge von vorhin schon gegangen?“, fragte meine Mutter mich.

„Ja, dass ist er. Er hat gesagt, dass er sowie so nicht lange bleiben wollte!“

„Ach so. Er sieht nett aus. Ist er dein Freund?“

Meine Mutter lächelte und ich wurde rot.

„Nein, ist er nicht. Wie kommst du denn darauf?“

„Naja, ganz einfach: Ein Junge kommt zu dir nach Hause, sitzt vor der Tür und hat Angst zu klingeln. Das ist, für einen Jungen in dem Alter, eigentlich normal!“

Ich schaute sie verwirrt an.

„Woher willst du das wissen?“

„Na hör mal. Ich war vielleicht auch mal jung!“

„Das weiß ich auch, aber es hätte ja sein können, dass die Jungs sich seit damals verändert haben!“

„Das hätte sein können, aber dein Vater hatte das auch mal gemacht, daher kannte ich das!“

„Na toll. Typisch Mann, bleibt in der Entwicklung stehen, sowie ich es mir gedacht hatte!“

Wir lachten. Ich aß meinen Teller auf, räumte den Tisch ab und ging in mein Zimmer. Der gleiche langweilige Tagesablauf wie jeden Tag. Ich zog mich um und legte mich auf mein Bett. Mein Zimmer roch noch so sehr nach Tobi. Er hatte einen tollen Geruch. Wie sollte ich mich entscheiden? Temari meint, dass Tobi besser wäre. Ich mag ihn ja sehr, aber Nico ja eben auch. Ich glaube, ich mache diese Liste doch noch. Vielleicht fällt es mir dann leichter. Ich stand auf, holte mir einen Stift und einen Block. Als ich alles hatte ging ich zurück in mein Bett. Es war ja groß genug, da konnte man so etwas machen. Ich malte eine Tabelle auf ein Blatt und fing gleich an

Tobi Nico

Positiv Negativ Positiv Negativ

Sehe ich jeden Hat mich zum weinen gebracht Ist nicht gemein zu mir

Tag in der Schule Sehe ich nicht jeden Tag in der Schule

Toller Brief Hat mir weh getan Grüne Augen Kenne ich noch weniger als Tobi

Saß vor meiner Haustür Hat mich blöd angemacht Tolle Haare Irgendwie Altertümlich

Mir wurde ganz anders bei seinem beinahe Kuss Hat mir das Leben gerettet

Hielt mich in seinen Armen und weinte Gutes benehmen

Hat mich daheim besucht
 

So wie es aussah, war Tobi mein Spitzenreiter. Dann war mein verdacht doch richtig, dass ich mich für ihn entscheide. Ich legte den Block auf die Seite, machte das Licht aus und kuschelte mich in mein Bett rein. Bevor ich mit einem guten Gefühl einschlief hörte ich noch Türen zu fliegen. Jeanne war wohl wieder da. Naja, mir doch egal. Ich hatte meinen Traumboy gefunden. Es war zwar noch nicht spät und morgen war ja Samstag, aber ich schlief trotzdem ein.

Der Schein trügt

Die wärmenden Strahlen der Sonne schienen in mein Gesicht. Es war Samstag. Ich sah auf meinen Wecker. Es war 11 Uhr. Ich schlief am Samstag gerne etwas länger, wie es die meisten taten. Ich stand ganz langsam auf und ging ins Bad. Dort sah ich erst mal in den Spiegel und stellte fest, dass ich wieder mal zum kotzen aussah. Ich wusch mich, lief zurück in mein Zimmer und zog mich an. Das blöde an einem Samstag war, das mir immer nichts einfiel, was ich machen sollte. Ich beschloss, mich in mein Bett zu legen und zu lesen. Ich tat das und las gleich dort weiter, wo ich das letzte Mal aufgehört hatte: Als ich das Rouge auf meiner Handfläche sah, wusste ich, dass ich falsch lag. Dies war nicht die Hölle. Dort gab es keine holzgetäfelte Eingangshalle mit einem Spiegel auf der einen und einem Sarg auf der anderen Seite. Es gab einen Grund, warum ich so abscheulich aussah. Ich war tot. Das dumme Arschloch in dem Pontiac hatte mich getötet. Wahrscheinlich hatte er mit meiner Katze unter einer Decke gesteckt. Das perfekte Ende eines perfekten Tages. Ich war tot und zu blöd, um einfach liegen zu bleiben. Ich wanderte in einem Beerdigungsinstitut herum, in einem billigen Kostüm und Schuhen aus Kunstleder. Und tot. Das Begräbnis wäre wahrscheinlich morgen. Oder heute, korrigierte ich mich nach einem Blick auf die Uhr. Wer hatte dieses Outfit für mich ausgesucht? Und diese Schuhe? Ich schlüpfte aus einem Schuh und schaute hinein. Eigentum von Antonia O´Neill Taylor. Ich wusste es! Mein Stiefmonster. Das Miststück wollte mich in ihren ausrangierten Schuhen begraben! Das ärgerte mich mehr als die Tatsache, dass ich unter den Blicken meiner Katze in einen Baum katapultiert worden war. Fast hätte ich den elenden Schuh in den Spiegel gefeuert, zog ihn dann aber widerstrebend wieder über meinen Fuß. Draußen war es kalt, also würde ich ihn noch brauchen. Aber es kostete mich Überwindung. Wenn Giselle mich jetzt hätte sehen können. Wenn irgendjemand, der mich kannte, mich jetzt hätte sehen können … Meine Katze! Wer würde sich jetzt um das kleine Monster kümmern? Vielleicht Jessica. Oder meine Mutter. Ja, wahrscheinlich meine Mutter. Meine Mutter. Sie war sicher am Boden zerstört, als sie die Nachricht erhielt. Mein Vater ebenso. Vielleicht hatte er sogar anlässlich meines Begräbnisses einen ganzen Tag freigenommen … Auf einmal klingelte mein Handy. Ein Blick auf das Display verriet mir, dass es Serena war. Ich nahm ab. „Hi Serena. Was gibt es?“

„Hi Finn. Wir haben ja eine Ewigkeit nichts mehr ausgemacht und da wir in der letzten Zeit auch nicht viel miteinander geredet hatten, habe ich mir gedacht, dass wir doch mal wieder etwas ausmachen könnten. Was meinst du dazu?“

„Willst du fort gehen oder wollen wir etwas bei uns ausmachen?“

„Ich würde sagen, wir gehen in die Eisdiele!“ Wie cool. Die Eisdiele in unserem Dorf war die beste überhaupt.

„Ja, Serena ich gehe gerne mit. Ich muss dir soviel erzählen!“

„Dann ist es ausgemacht. Wir treffen uns dann gleich dort!“

„Ok, bis dann!“

Sie legte auf. Juhu, ich konnte endlich wieder mal in die Eisdiele gehen, aber was noch wichtiger war, ich konnte endlich Mal wieder etwas mit Serena ausmachen. Das war echt toll. Ich musste ihr soviel erzählen. Über Nico und über die Situation mit Tobi wusste sie ja noch überhaupt nichts. Also wird es höchste Zeit, dass ich es ihr erzähle. Ich ging in die Küche, machte mir eine Kleinigkeit zu essen, sagte schnell meiner Mutter bescheid und lief dann gleich los. Als ich dort angekommen war, wartete ich noch einen Moment und dann kam Serena schon. Wir begrüßten und umarmten uns.

„Es tut mir Leid, dass wir in letzter Zeit nicht viel miteinander gemacht oder geredet haben!“

„Das ist schon ok, dafür machen wir ja heute etwas. Das Beste, was man an einem Samstag machen kann, ist in die Eisdiele zu gehen, Finn!“

„Da muss ich dir recht geben. Du bist meine Rettung gewesen, sonst würde ich daheim sitzen und mich langweilen!“

„Tja, ich merke eben, wenn du kurz davor bist dich zu langweilen!“

„Naja, egal. Komm Serena, lass uns endlich rein gehen ich kann es kaum erwarten!“

„Ok, dann los!“

Wir gingen rein und setzten uns gleich an den ersten Tisch. Dort stand eine Eiskarte, die sich Serena gleich nahm. Sie hatte sich schnell entschieden und gab dann gleich die Karte an mich weiter.

„Und? Für was hast du dich entschieden?“

Sie überlegte.

„Ich glaube ich nehme einen Früchteeisbecher und einen Vanilleshake. Und du?“

Ich lachte.

„Lass mich doch erst mal in die Karte schauen bevor du mich fragst!“

Sie lächelte mich an. Ich sah mir die Karte an. Auf was hatte ich denn Lust? Hmm, schwierig. Ich glaube ich nehme ein Spaghettieis und einen Schokoshake. Ich legte die Eiskarte beiseite.

„Und was nimmst du jetzt für ein Eis?“

„Ich nehme ein Spaghettieis und einen Schokoshake!“

„Na dann!“

Ich winkte der Bedienung zu. Sie kam gleich zu uns rüber gelaufen. Serena und ich sagten ihr gleich unsere Bestellung, danach ging sie wieder fort.

„Also dann schieß mal los mit deinen neuen Storys, Finn!“

„Ich wollte mit dir reden. Wegen Tobi und Nico!“

Sie stutzte.

„Tobi kenn ich noch, aber wer ist dieser Nico, von dem du gesprochen hast?“

„Ich habe ihn am Donnerstag kennen gelernt. Er hat mir mein Leben gerettet. Er hat grüne Augen, braune zerwuschelte Haare und ist total freundlich und charmant. Er hat mich gestern zur Schule begleitet!“

Sie bekam ganz große Augen.

„Das ist ja cool. So einen Gentleman findet man heutzutage selten. Du hast echt Glück!“

„Ich weiß was du meinst, aber ich habe eine Entscheidung zu treffen, wen ich mehr mag!“

„Ach du meinst, wenn du dich entscheidest, hast du einen Freund?“

„Ja, das glaube ich schon. Temari hat mir geraten, Tobi zu nehmen, weil Nico eine schlechte Aura hat!“

„So ein Quatsch. Temari hat doch keine Ahnung. Nach deiner Beschreibung, ist er ein Traumtyp, also finde ich jedenfalls!“

„Ich vertraue Temari sie hat ein paar übersinnliche Fähigkeiten, dass habe ich schon oft gemerkt. Es gibt Beweise dafür. Sie kann die Aura von Menschen fühlen!“

„Ich glaube an sowas nicht. Ich vertraue meinem Gefühl, dass ist besser so, Finn!“

„Ich vertraue ihr und ihrem Rat. Ich habe mich auch schon entschieden, aus eigenen Gefühlen!“

„Für wen hast du dich denn entschieden?“

In diesem Moment kam die Bedienung wieder und stellte uns, unsere Bestellung auf den Tisch. Mir fiel auf, dass auf dem Teller, meines Vanilleshakes ein Glückskeks lag. Ich machte ihn auf, aß ihn und las den Zettel. Darauf stand:

Du wirst Glück in der Liebe haben, aber passe auf deinen anderen Verehrer auf, er könnte dir gefährlich werden. Ich sah den Zettel erstaunt an. Das passt genau auf meine Situation auf Tobi und Nico, aber könnte mir Nico wirklich gefährlich werden? Man kann ja nie wissen.

„Finn? Für wen hast du dich jetzt entschieden?“

Ich sah auf. Serena starrte mich aufgeregt an.

„Ich weiß die Antwort, aber ich will sie Tobi und Nico als erstes sagen und sonst keinem anderen. Tut mir Leid, sogar Temari weis die Antwort nicht!“

Sie sah mich traurig an.

„Es tut mir Leid Serena, aber ich will das halt so machen!“

„Ist ok, Finn!“

Ich fing an mein Spaghettieis zu essen.

„Tobi wollte mich gestern in der ersten Pause küssen, aber genau da hatte es geläutet!“

Jetzt sah sie wieder von ihrem Eis auf.

„Echt? Das ist ja cool und was war dann in der zweiten Pause? Habt ihr euch da dann geküsst?“

„Nein, da waren wir nicht zusammen. Da bin ich mit Temari herum gelaufen und habe es ihr erzählt!“

„Ach so. Wann werdet ihr euch dann küssen?“

„Ich hätte gedacht, du wärst mehr für Nico als für Tobi!“

„Ja, an und für sich schon, aber Tobis Aktion war doch total süß, finde ich!“

„Ja, finde ich eben auch. Ich möchte mich heute Abend mit ihm treffen, im Park. Ich schreibe ihm gleich eine SMS!“

Ich holte mein Handy heraus.

„Hast du denn seine Handynummer?“

Ich sah in meinem Handy nach.

„Ja, habe ich. Er hat einen Zettel gestern bei mir liegen lassen. Ich habe ihn vorhin erst zufällig gesehen. Wahrscheinlich wollte er ihn mir geben, hat ihn aber da liegen lassen!“

„Ach so!“

Ich schrieb ihm die SMS.

Serena aß ihr Eis weiter.

„Was hast du denn jetzt geschrieben?“

Ich suchte in meinem Handy, im Postausgang, nach der SMS.

„Hi Tobi. Hast du Lust dich heute Abend mit mir, im Park, zu treffen? Gruß Finn. Das habe ich ihm geschrieben!“

„Ja, dass ist doch in Ordnung. Jetzt müssen wir abwarten, was er zurück schreibt, wenn er zurück schreibt!“

Mein Handy klingelte. Es war eine SMS von Tobi. Er schrieb:

„Ja, gerne. Um wie viel Uhr denn? Gruß Tobi.“

Ich schrieb ihm gleich zurück.

„Um 18 Uhr im Park, ok? Gruß Finn.“

Ich tat mein Handy zurück in meine Tasche.

Ich aß mein Eis weiter. Also eines muss man zugeben, dieses Eis ist einfach köstlich, das Beste Spaghettieis überhaupt. Ich hörte mein Handy wieder klingeln. Ich nahm es aus meiner Tasche und las die Nachricht.

„Tobi hat mir zurück geschrieben!“

Sie strahlte.

„Was hat er denn geschrieben? Los sag schon, bitte!“

„Immer mit der Ruhe. Er hat geschrieben, dass 18 Uhr ok ist und bis dann!“

Ich steckte mein Handy zurück in die Tasche.

„Schreibst du ihm nicht zurück?“

„Nein, ist doch alles klar!“

„Ok!“

Ich schlürfte an meinem Vanilleshake.

„Was gibt es bei dir Neues, Serena?“

Sie schlang die Früchte hinein.

„Nichts. Es ist noch alles so wie immer!“

„Na dann ist es ja gut!“

„Ja, aber irgendwie auch etwas langweilig!“

„Das glaub ich dir sofort!“

„So ein Leben wie du hast, ist toll. Es ist immer etwas los!“

„Es ist aber nicht immer nur ein Vorteil, wenn andauernd etwas los ist!“

„Ja, aber dann ist es nicht langweilig!“

„Das stimmt allerdings!“

Serena nickte und ich aß mein Eis fertig auf. Sie war schon fertig mit ihrem Eis. Wir schlürften noch den Rest unserer Shakes heraus, bezahlten und gingen raus.

„Ich bin irgendwie aufgeregt wegen später, wenn ich mich mit Tobi im Park treffe. Ich kann es überhaupt nicht mehr erwarten!“

„Ja, das kann ich verstehen. Du musst mir unbedingt erzählen, wie es gelaufen ist!“

„Das mache ich auf jeden Fall, Serena!“

Sie lächelte mich an.

„Ich drücke dir die Daumen, dass es gut läuft. Was machen wir jetzt noch, bis du dich mit ihm triffst oder willst du nach Hause und dir dort die Zeit vertreiben?“

Ich überlegte.

„Ich weiß es nicht. Wenn du willst, können wir zu mir gehen. Jeanne ist halt auch da!“

„Ach so. Naja, geh du lieber heim. Ich gehe jetzt auch, dann kannst du dich noch etwas darauf vorbereiten!“

„Ok, wie du meinst. Ist vielleicht nicht so schlecht, wenn ich mich noch etwas darauf vorbereiten kann!“

„Ja, siehst du!“

Wir umarmten und verabschiedeten uns voneinander. Dann machten wir uns auf den Weg nach Hause. Immerhin konnte ich mich mal wieder mit Serena. Ich bin gespannt, ob Jeanne daheim ist. Ich hoffe, sie ist es nicht, sonst ist es dort wieder so laut. Wenn Mona zu Hause wäre, wäre es gut, dann könnte ich mich noch etwas mit ihr unterhalten. Auf einmal bekam ich so ein komisches Gefühl. Ich hatte das Gefühl, als würde mich irgendjemand verfolgen. Ich drehte mich schnell um, doch da war niemand. Anscheinend hatte ich mich getäuscht. Ich lief weiter. In weniger als acht Minuten war ich daheim. Ich schloss die Tür auf und trat hinein. Ich lauschte, aber ich hörte Jeannes Stimme nicht. Also entweder sie haben ihr den Mund zu geklebt oder sie war nicht hier. Ich ging in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Was sollte ich bloß bis heute Abend machen? Ich ging zu meinem Kleiderschrank. Ich hatte einen großen fünftürigen Schrank. Den habe ich mal von Mona bekommen. Sie hat sich damals einen neuen gekauft und bevor sie ihn weg geworfen hätte, habe ich ihn mir lieber unter den Nagel gerissen. Ich öffnete die mittlere Tür, die einen Spiegel dran hatte und sah hinein. Da drinnen lagen in den Regalen lauter T-Shirts und Sweatshirts. Es war heute ein schöner Tag und abends ist es normal auch immer warm. Also sah ich zu den Tops und T-Shirts. Ich schlüpfte aus meinem Self Respect T-Shirt und probierte mein weißes-glitzer Top an. Wie ich mich so betrachtete, fiel mir auf, dass es doch nicht so passend war. Ich zog es wieder aus, legte es zusammen und gab es wieder an seinen Platz. Ich nahm mein schwarzes Top aus dem Schrank. Es hatte unten rechts, eine silberne Blume. Ich streifte es über und betrachtete mich. Mit diesem Top war ich zufrieden, das sah gut aus. Ich machte die Schranktür wieder zu. Meine Hose konnte ich anlassen, sie passte dazu. Es war eine normale Jeans. Ich legte meine Jeansjacke auf meinen Schreibtischstuhl, damit ich sie nicht vergaß. Es war immer noch so lange hin, bis es soweit war. Ich bin schon total aufgeregt. Ich legte mich quer in mein Bett und dachte etwas nach. Da klopfte es an der Tür.

„Wer ist da?“

„Ich bin es, Mona!“

„Ach so, du bist es. Ich hatte schon befürchtet, dass es Jeanne sein könnte!“

Sie machte die Tür auf und kam herein.

„Keine Angst, ich bin nicht Jeanne!“

„Das weiß ich auch!“

Ich lachte. Sie setzte sich neben mir aufs Bett.

„Also, Finn. Was gibt es neues bei dir?“

„Nichts Besonderes. Warum?“

„Ach nur so. Was ist denn eigentlich mit deinem neuen Mitschüler, der dich so aufgeregt hat? Hat er sich wieder normalisiert, seit dem letzten Mal?“

Ich wurde rot und starrte auf den Boden. Ich warf einen schnellen Blick auf meine Uhr. Es war viertel sieben. Eine dreiviertel Stunde dauert es noch und dann sah ich Tobi im Park.

„Naja, er war am nächsten Tag total nett zu mir, so wie du es gesagt hast. Einen Tag später war er voll komisch zu mir. Ich hab Jeanne irgendwas erzählt und dann hat er mich gegen die Schließfächer gedrückt und danach hat er mich in den Arm genommen und gesagt, dass es ihm leid täte. Dann war alles wieder normal. Ich treffe mich in einer dreiviertel Stunde mit ihm im Park. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mich entscheide: Er oder Nico. Später sag ich es ihm, für wen ich mich entschieden habe!“

Sie sah mich an.

„Wer ist denn Nico?“

Ach stimmt, Mona weiß von Nico ja noch nichts.

„Ich hab ihn vor ein paar Tage kennen gelernt. Er ist total nett und charmant und Tobi denkt, dass ich was von ihm will. Ich mein, er ist schließlich auch ganz süß. Deswegen habe ich zu mir selbst auch gesagt, dass ich mich entscheiden muss!“

„Ach so. Ich wünsch dir dafür viel Glück. Ach übrigens, dass Top passt gut dazu. Du hast einen guten Geschmack, aber das wundert mich nicht, du bist schließlich meine Schwester!“

Wir lachten.

„Du musst mir dann anschließend, wenn du wieder zu Hause bist, erzählen, wie es gelaufen ist. Ok, Finn?“

„Ja, ist doch klar. Ich habe mich schon entschieden!“

Ich lächelte. Sie sah mich interessiert an.

„Und für wen hast du dich entschieden?“

„Tja, Mona, das sage ich dir später, wenn ich wieder komme!“

„Ach bitte sag es mir doch!“

„Nein, keiner soll es vorher wissen!“

„Aber mir kannst du es doch sagen!“

„Keine Chance. Ich sage es keinem, auch dir nicht. Sorry!“

Sie sah mich etwas enttäuscht an.

„Naja gut, es ist ja deine Sache. Ich bohr da jetzt nicht noch ewig nach. Sag mir einfach später bescheid!“

„Ja, das mache ich, versprochen!“

„Dann ist es in Ordnung. Ich möchte schließlich auch wissen, was meine kleine Schwester macht!“

„Keine Sorge, ich kann auf mich aufpassen. Ich bin schließlich schon erwachsen!“

Sie sah mich nachdenklich an.

„Ja, das sagt man so leicht, aber am Ende ist es dann meistens nicht so. Ich habe aber Vertrauen in dich. Ich mache mir da keine Sorgen!“

„Danke, Mona!“

Sie stand auf und ging zur Tür.

„Ich gehe jetzt. Ich wünsche dir viel Erfolg für dein Date!“

Ich wurde rot und nickte. Sie trat aus meinem Zimmer. Ich war total aufgeregt und konnte es kaum noch erwarten, bis es soweit war. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Eine halbe Stunde noch. Ich überprüfte mein Outfit. Ok, war alles noch so, wie es sein sollte. Ich steckte mein Handy in meine Hosentasche, warf mir schnell meine Jacke über und machte mich langsam auf den Weg zum Park. Ob Tobi schon da war? Ich glaubte es nicht. Es heißt ja, dass Jungs immer später kommen als ausgemacht. Ich hätte Temari vielleicht davon erzählen sollen, sie ist schließlich auch meine Freundin und sie hätte mir sagen können, ob alles glatt geht oder nicht. Naja gut, jetzt ist es eh zu spät. Kann man nichts machen. Ich sah in den Himmel. Es fing an zu dämmern. Das ist total untypisch. Normalerweise bleibt es immer lange hell. Irgendwas stimmt nicht. Ob das ein Zeichen dafür ist, dass heute noch irgendwas Schlimmes passiert? Hoffentlich nicht. Normal brauch ich zehn Minuten bis ich im Park war, aber so aufgeregt wie ich war, werde ich es bestimmt schneller dorthin schaffen. Es wurde total düster und die Lampen gingen schon an. Sechs Minuten später erreichte ich den Park und setzte mich auf die nächste Bank. Ich hatte Recht mit meiner Vermutung, dass er später kommt als ich, aber das macht mir nichts aus, dann kann ich mich noch etwas vorbereiten. Wie sollte ich es ihm sagen? Ob er sich darüber freuen wird? Ich hatte keine Ahnung. Ich sah auf meine Uhr. In neun Minuten war sieben Uhr. Dann war ich zu früh dran. Ist ja kein Wunder, dass er noch nicht da war. Ich träumte etwas vor mich hin. Auf einmal wurde ich durch lautes Glockenschlagen aus meiner Traumwelt gerissen. Es war jetzt genau sieben Uhr. Ich sah mich um. Tobi war noch nicht in Sicht. Es war aber schon Finster und unheimlich. Hoffentlich kommt Tobi gleich, sonst gehe ich nach Hause, alleine bleibe ich bestimmt nicht hier. Ich fröstelte leicht. In dieser Jahreszeit ist sowas nicht normal. Vielleicht, hat es ja doch etwas mit einem Zeichen zu tun. Naja, wie sagt man immer, abwarten und Tee trinken. Ich sah auf den Boden. Auf einmal packte mich etwas an den Schultern und ich schreckte auf. Vor entsetzen drehte ich mich um. Ich sah ihm direkt ins Gesicht. Und wer war es? Tobi natürlich. Er lächelte mich an, als wäre nichts passiert.

„Du hast mich zu Tode erschreckt, du Blödmann!“

„Tut mir Leid. Warst du schon lange hier?“

„Geht so!“

„Ach komm, Finn. Das war doch keine Absicht. Ich habe mich doch schon entschuldigt!“

„Ja, ist schon ok!“

Er sah sich um.

„Heute ist es aber ganz schön früh dunkel. Das ist für diese Jahreszeit überhaupt nicht typisch!“

„Das ist mir auch schon aufgefallen. Naja, es ist so, wie es ist!“

„Ja. Weswegen wolltest du mich eigentlich hier treffen, Finn?“

Ich wurde rot.

„Ich wollte dir sagen, welche Wahl ich getroffen habe, im Bezug auf dich und Nico. Das wolltest du doch wissen oder etwa nicht?“

Er antwortete schnell: „Natürlich will ich das wissen!“

Ich lächelte.

„War mir klar!“

Er lächelte auch und ich hätte schwören können ein kurzes aufblitzen von Röte bei ihm zu sehen.

„Kommt Nico auch?“

„Nein, warum sollte er?“

„Weil es ja auch um ihn geht!“

„Ach deswegen. Nein, ich habe ihm nichts erzählt. Das erfährt er noch früh genug!“

„Na dann. Für wen hast du dich denn jetzt entschieden?“

„Das sage ich dir gleich. Nico hat ab dem Zeitpunkt, als wir uns kennen gelernt hatten versucht mir zu schmeicheln und mich um den Finger zu wickeln!“

„Hat er es geschafft, Finn?“

Ich wurde immer röter.

„Ich bin noch Herr meiner Sinne, das heißt, er hat es nicht geschafft!“

„Also ist deine Entscheidung, …!“

„Ja, ich habe mich für dich entschieden, Tobi. Es ist schwer zu erklären, aber wenn ich dich sehe dann geht es mir gut, nur dann bin ich glücklich!“

Er lächelte wieder und es blitzen kleine Tränen in seinen Augen. Er zog mich ganz nah an sich heran.

„Finn, ich liebe dich. Ich habe bloß darauf gewartet, bis es dir genauso geht, bis du genauso fühlst wie ich. Ich bin ja so glücklich, meine süße!“

Er strich mir ganz vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. Ich sah wie sein Mund sich meinem näherte. Ich spürte seine Lippen schon fast auf meinen.

„Das würde euch so passen!“

Ich erschrak und drehte mich um. Ich bekam ganz große Augen. Da oben auf der Lampe neben der Bank stand Nico. Ich drückte mich gegen Tobis Brust.

„Was machst du hier, Nico?“

Tobi sah zu mir runter.

„Das soll Nico sein? Bist du dir sicher? Ich kann nur einen Schatten auf der Lampe sehen!“

„Ich weiß, dass er es ist. Ich spüre das!“

Die Gestalt lachte.

„Du hast Recht, kleine Finn. Ich bin es, Nico. Es ist genauso mein Recht hier zu sein, wie es seines ist!“

Er zeigte auf Tobi.

„Ich habe auch das Recht deine Entscheidung zu erfahren, aber du hast es ja nur ihm gesagt. Er soll dein Partner sein? Ich kann dir doch viel mehr bieten als er!“

„Ich weiß wie du bist, Nico. Ich kenne dich, aber du hast nicht ganz gereicht. Ich fühle mich mehr zu Tobi hingezogen, als zu dir!“

Er lachte wieder.

„Nein, du kennst mich nicht. Wer bin ich denn, Finn?“

„Du bist ein netter Kerl, ein Gentleman, aber ich liebe dich nicht! Nicht so wie Tobi!“

„Du hättest einen netten, liebevollen Partner gehabt, der dich beschützt, wenn du mich ausgewählt hättest. Tja, jetzt ist es Schluss mit lieb sein. Jetzt lernst du mich richtig kennen!“

Nicos Augen leuchteten plötzlich rot. Es sah aus, als würden seine Augen verbrennen. Es war so hell, dass man es bis hinunter sehen konnte.

„Was meinst du damit?“

Er lachte.

„Ich heiße nicht Nico und bin auch kein normaler Junge. Ich heiße Raphael MacAlister und bin ein Vampir!“

Er verarscht uns doch nur. Sicherlich. Vampire gibt es nicht.

„Du hast wohl zu viele Märchen gelesen. Vampire existieren nicht!“

„Du bist naiv, aber das habe ich mir schon gedacht. Seit ich lebe habe ich kein Mädchen gesehen, das so ist wie du. Deswegen wollte ich dich, aber es hat wohl nicht geklappt!“

Er wurde lauter.

„Jedenfalls nicht auf die nette Art und Weiße!“

Er bewegte seine Hand und auf einmal sackte Tobi zusammen. Er fiel auf die Knie dabei zog er mich mit sich.

„Was ist mit dir los, Tobi?“

„Mich hat etwas am Arm getroffen und jetzt kann ich mich nicht mehr bewegen!“, murmelte er leise.

„Was hast du gemacht, Nico?“

„Nico ist mein Menschenname. Ich heiße Raphael, das habe ich dir doch schon gesagt!“

„Na und. Mir ist es egal, ob du anders heißt. Und jetzt sag, was du mit Tobi gemacht hast!“

„Ich habe ihm Nervengift verabreicht. Er kann sich bald wieder bewegen, aber dann sind wir beide schon weg!“

Ich schüttelte mit dem Kopf.

„Du musst verschwinden, Finn, sonst erwischt er dich!“

„Ich kann dich doch nicht alleine lassen!“

Ich hielt Tobi in meinen Armen.

„Doch das musst du!“

Ich stand auf. In diesem Moment sprang Raphael von der Lampe herunter. Jetzt sah ich ihn richtig. Er hatte schwarze Haare mit roten Strähnchen, rote Augen und schwarze Kleidung an. Er lächelte und da sah ich ein paar spitz zulaufende Zähen. Ist er wirklich ein Vampir?

„Ich beweise dir später noch, dass ich ein Vampir bin. Jetzt kommst du erst einmal mit mir!“

Er packte mich an der Schulter und den Beinen, hob mich hoch und drückte mich fest an sich. Ich wehrte mich, aber es half nichts.

„Auf nimmer wiedersehen, du Mensch. Du wirst sie nie wiedersehen. Sie gehört jetzt mir!“

Er lachte und flog mit mir in die Nacht hinein.

Tobi schrie: „Finn!“

Und ich schrie noch ein letztes Mal: „Tobi!“

„Ich werde dich befreien, Finn und wenn es das letzte ist was ich tue!“

Ich hoffte es so sehr, dass er es schaffen würde. Bitte Tobi, rette mich!

Wo bist du, Finn?

Die Sonne schien warm auf mein Gesicht. Ich dachte an Finn und schlug meine Augen auf. Ich lag auf dem Bett, in meinem Zimmer. Ohne Finn. Es lief gestern alles so ab, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wenn dieser Raphael nicht gekommen wäre. Wie sollte ich Finn nur finden? Wir hätten uns fast geküsst, wenn er nicht gekommen wäre. Ich sah auf meine Uhr. Es war schon 14 Uhr. Ich hatte ganz schön lange geschlafen. Vielleicht kam das von diesem Gift. Nachdem ich die beiden nicht mehr gesehen hatte, konnte ich mich wieder bewegen und ging nach Hause, denn ich hätte nichts anderes tun können. Jetzt war es Sonntagnachmittag. Wie konnte ich sie retten? Ich liebte sie und jetzt war sie weg. Ich war ratlos. Was Sollte ich machen? Ich stand auf, zog mich an, wusch mich, ging in die Küche und machte mir eine Kleinigkeit zu essen. Ob es stimmt, dass er ein Vampir war? So abstrakt es auch klang, aber ich glaubte schon, sonst hätte er mit ihr ja nicht fort fliegen können. Unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass es sowas wirklich gibt. Anscheinend schon. Aber ist es dann für mich schwerer oder gefährlicher, sie zu retten? Ich muss es versuchen, auch wenn ich dabei umkomme. Wenn es Vampire gibt, gibt es dann auch Zauberei? Selbst wenn es das gäbe, könnte ich damit sowie so nichts anfangen, weil ich sowas nicht beherrsche. Ich bin total machtlos gegen ihn. Wenn er so ein Vampir ist wie in den Filmen, dann kann man ihn doch mit einem silbernen Schwert oder einem Holzpflock umbringen. Ich ging zurück in mein Zimmer und sah mich um. Einen Holzpflock zu bekommen ist kein Problem, aber vielleicht haben wir ja so ein Schwert daheim. Es ist handlicher als ein Pflock. Ich sah mich im ganzen Haus um. Nach einer halben Stunde wurde ich fündig. Ich fand ein kleines silbernes Schwert, das in der Antiquitätensammlung meiner Eltern lag. Sie werden es mir schon nicht übel nehmen. So, jetzt bin ich schon mal nicht ganz so schwach. Jetzt ist bloß noch die Frage: Wo sind sie? Was bringt mir die ganze Ausrüstung, wenn ich seinen Aufenthaltsort nicht kenne? Vielleicht ist er mit ihr an einen Ort, den sie gut kennt, aber ich kenne sie ja noch nicht wirklich. Sie ist immer mit so einem Mädchen herum gelaufen, ich glaube, das ist ihre beste Freundin. Ich dachte nach. Wie hieß die noch mal? Temari hieß sie. Ich wusste aber nicht, wo sie wohnte. Ich glaube, ich rufe Finns große Schwester an. Mit Jeanne wollte ich nicht reden, aber ich wusste nicht wie sie hieß. Das machte nichts, ich bekam es trotzdem hin. Ich ging zum Telefon und wählte die Nummer.

„Jeanne Sommer!“

Na toll, war ja so klar, dass Jeanne dran ging.

„Hi Jeanne. Hier ist Tobi. Kannst du mir deine große Schwester geben?“

Ich hörte sie seufzen.

„Warum willst du Mona sprechen und nicht Finn? Wir hatten doch einen Plan, schon vergessen? Wir wollten sie doch reinlegen, mit deiner vorgetäuschten liebe. Du solltest sie dazu bringen, sich in dich zu verlieben und sie dann fallen lassen wie eine heiße Kartoffel!“

„Ja, das war unser Plan, daran kann ich mich noch erinnern. Ich habe aber meine Meinung geändert. Ich liebe Finn und würde ihr so etwas niemals antun!“

Sie lachte.

„So schnell hast du deine Meinung also geändert, wegen dem kleinen Miststück. So einer bist du also. Ich hatte gedacht, dass ich dir vertrauen kann. War wohl nichts!“

„Tut mir Leid, Jeanne. Kann ich jetzt mit Mona reden?“

Sie lachte wieder.

„Warum sollte ich das machen? Unser Plan hat sich in Luft aufgelöst. Wir haben nichts mehr miteinander zu tun!“

„Leg nicht auf! Bitte, gib mir Mona und dann lasse ich dich in Ruhe, wenn du willst!“

Sie legte den Hörer zur Seite, denn ich hörte ein klicken. Ich bemerkte, wie sie weg lief. Es dauerte einen kleinen Moment, dann hörte ich eine Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Mona Sommer!“

Ich atmete erleichtert aus.

„Hallo, hier ist Tobi. Ich bin ein Freund von Finn!“

„Ich weiß. Finn hat viel von dir erzählt. Weißt du wo sie ist? Ist sie bei dir?“

Sie klang besorgt.

„Sie ist verschwunden. Ich will versuchen sie zu finden, aber dazu muss ich wissen wo Temari, ihre beste Freundin, wohnt!“

Sie erklärte mir, wo Temari wohnte.

„Ich vertraue dir. Meine Schwester schätzt dich sehr, deswegen vertraue ich dir. Bring sie wieder nach Hause!“

Sie legte auf. Ich nahm das Schwert und steckte es in meinen Gürtel, dann machte ich mich auf den Weg zu Temari, die nur ein paar Straßen von mir entfernt wohnte. Zehn Minuten später stand ich vor ihrer Haustür und klingelte. Die Sprechanlage ging an.

„Hallo?“

Ich ging einen Schritt darauf zu.

„Ich weiß nicht, ob du mich vom sehen her noch kennst. Ich bin mit Finn befreundet und heiße Tobi!“

Die Anlage ging aus. Was hat Finn ihr von mir erzählt? Vielleicht mag sie mich nicht und will mir nicht helfen. Das könnte ich verstehen, nach dem Vorfall mit den Schließfächern. Auf einmal ging die Tür auf und ich sah in Temaris Gesicht.

„Hallo, Tobi. Komm rein!“

Ich folgte ihr in das Haus bis zu ihrem Zimmer. Dort deutete sie auf einen Stuhl, auf dem ich mich gleich niederließ.

„Was führt dich zu mir?“

Ich begann gleich damit alles zu berichten.

„Ich habe mich gestern Abend mit Finn im Park getroffen. Sie wollte mich sehen, um mir mitzuteilen, für wen sie sich entschieden hat, für Nico oder mich. Als ich dort ankam, war sie schon da. Sie erzählte mir, dass sie sich für mich entschieden hat und erklärte mir gleich warum. Als sie fertig war, wollten wir uns küssen und dann ist aber Nico aufgetaucht. Er stand oben auf einer Lampe im Park. Er ließ sich etwas über uns aus, erzählte uns, dass er Raphael hieß und dann hat er mich betäubt. Ich sank zu Boden und zog Finn mit runter, die in meinen Armen lag. Ich sagte ihr, dass ich schon klar käme und das sie verschwinden sollte. Sie stand auf und in dem Moment sprang Nico von der Lampe und landete neben ihr. Er hatte total rote Augen und verwirrte sie. Er nahm sie in seine Arme und verschwand mit ihr!“

Als ich verstummte, ballte ich meine Hände zu Fäusten. Sie sah mich überlegend an.

„Ich habe Finn doch gesagt, dass dieser Typ nicht gut für sie ist. So etwas habe ich schon geahnt. Er ist eben ein Kerl, der sich alles nimmt was er will!“

„Aber komisch war, das er zu uns gesagt hat, er sei ein Vampir, aber so etwas gibt es doch überhaupt nicht, oder?“

Jetzt wurde sie ganz hellhörig.

„Ein Vampir?“

„Ja, das sagte er. Ich weiß ja nicht, ob es stimmt, aber sicherheitshalber habe ich ein silbernes Schwert aus der Sammlung meiner Eltern mitgebracht. Meinst du, es wird etwas nützen?“

Sie überlegte.

„Ja, ich denke schon, es wird ihm auf jeden Fall schaden!“

„Glaubst du an Vampire?“

„Ich kann in die Zukunft sehen und habe übersinnliche Kräfte, also warum sollte es dann keine Vampire geben? Ich glaube schon, dass es Vampire gibt. Wenn du Finn retten willst, dann musst du aber alleine zu ihm und sie befreien. Weißt du, wo die beiden stecken?“

Ich sah sie an.

„Nein, sie sind ja gleich verschwunden und ich konnte mich ja nicht bewegen!“

„Ist schon in Ordnung. Am Besten du bringst mich zu der Stelle, im Park, an der sie verschwunden sind. Vielleicht spüre ich dort etwas, was uns weiter helfen kann!“

„Ok, lass uns gleich los gehen!“

Wir machten uns gleich auf den Weg. Nach 20 Minuten standen wir unter der Lampe im Park. Temari fragte: „Hier war es?“

„Ja, genau hier. Dort saß ich, als ich mich nicht mehr bewegen konnte!“

Ich zeigte auf die Stelle am Boden. Sie schloss ihre Augen und sah richtig abwesend aus. Als sie ihre Augen plötzlich öffnete, funkelten sie grün. Sie sah mich an.

„Ich habe alles gesehen, was euch passiert ist. Ich habe die Wut von diesem Raphael gespürt. Er wollte Finn unbedingt haben und da sie nicht freiwillig mitgehen wollte, wurde er wütend und hat sie einfach mitgenommen. Sie ist für ihn sehr wertvoll, da sie die erste Frau ist, die sich gegen ihn gewehrt hat!“

„Weißt du wo sie jetzt sind?“

„Ja, ich weiß es, weil ich es spüre. Ich kann aber nicht mit dir mit. Du musst sie alleine befreien!“

Ich sah sie hilfesuchend an.

„Gut, das kann ich machen, aber wie soll ich zu ihnen finden, wenn ich nicht weiß wo sie sind?“

Sie dachte angestrengt nach, dann fiel ihr etwas ein.

„Ich habe da eine Idee. Ich kann dir etwas von meiner Kraft geben, dann bist du etwas stärker und hast dann den Weg im Kopf, so wie ich. Du musst dich dann nur darauf konzentrieren und dann siehst du den Weg!“

„Ok und wie willst du mir deine Kraft geben?“

Sie betrachtete mich und während ich ihr in die Augen sah, bekamen sie wieder ihre normale Farbe, blau.

„Knie dich auf den Boden!“

Ich war etwas verwirrt, aber gut sie wird schon wissen was sie tut. Also kniete ich mich auf den Boden. Sie beugte sich runter zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn. In diesem Kuss lag so viel Energie, dass ich richtig fühlte, wie ihre Kraft auf mich über ging. Sie ließ von mir ab und stellte sich wieder aufrecht hin. Ich schloss meine Augen und fühlte das, von dem Temari vorhin berichtet hatte. Ich nahm Raphaels Wut wahr. Ich machte meine Augen wieder auf und sah einen dünnen roten Faden in der Luft.

„Folge diesem Faden, er ist der Weg. Er führt dich zu den beiden. Ich werde in Gedanken bei dir sein, jetzt wo du etwas von meinen Kräften in dir hast, ist mir das möglich!“

„Ok!“

„Mach dich gleich auf den Weg und bringe Finn wieder mit zurück!“

Ich nickte und machte mich gleich auf den Weg. Ich folgte der roten Spur. Hoffentlich ging es Finn gut. Falls er ihr irgendwas angetan hätte, würde ich ihn umbringen.

Die Vergangenheit des Raphael MacAlister

Als ich meine Augen öffnete, merkte ich, dass ich in einem Himmelbett lag. Nachdem Raphael mich entführt hatte, hatte ich nichts mehr mitbekommen. Ich wusste weder etwas über den Flug hier her, noch darüber wie ich in das Bett gekommen war. Ich versuchte aufzustehen. Mein Blick fiel gleich auf meine Kleidung. Ich hatte ganz andere Klamotten an als gestern. Diese sahen richtig wohlhabend und teuer aus. Wie bin ich zu dieser Kleidung gekommen? Hat mich Raphael umgezogen? Bei dem Gedanken daran schauderte es mir. Ich sah aus dem Fenster. Es war schon fast Nacht. Es musste jetzt Sonntagnacht sein, denn ich glaube nicht, dass ich länger geschlafen hatte. Ich ging zu der Tür und drückte die Klinke herunter. Die Tür sprang auf. Komisch, sie war ja gar nicht verschlossen? Hatte er wohl keine Angst, dass ich abhauen könnte? Ich ging den langen Flur entlang bis zu dem letzten Zimmer am Ende des Flurs. Ich machte die Tür auf und erstarrte. Hier führte ein roter Teppich bis zu einer Erhöhung, auf der ein Thron stand. Der Kerl ist doch echt geisteskrank. Welcher normale Mensch stellt sich einen Thron in ein Zimmer. Vor allem, da das Zimmer auch richtig königlich aussah. Der Typ hat echt ein Rad ab. Aber laut ihm, ist er ja kein Mensch, er ist ein Vampir. Ich glaubte nicht, dass es Vampir gab. Ich überlegte. Aber wenn er nicht recht hatte, wie hätte er denn dann mit mir wegfliegen können? Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er ist wohl wirklich so ein Blutsauger. Ich ging zu dem Thron und ließ mich darauf nieder. Also bequem ist er, da kann man nichts sagen.

„Na meine Liebe, gefällt es dir?“

Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich drehte mich um. Da stand dieser unheimliche Kerl.

„Warum hast du mich entführt?“

„Ach Baby, entführt klingt so hart. Ich habe dich befreit!“

Ich runzelte die Stirn.

„Ahja, befreit und vor was?“

„Vor diesem Menschen. Wenn du bei mir bist, kannst du alles haben, was du willst. Dieser Mensch kann dir gar nichts bieten!“

„Doch, er kann mir richtige und wahrhaftige Liebe bieten, er kann mir eine Familie bieten und er ist nicht so kalt und tot wie du!“

Er knurrte.

„Ich kann dir auch eine Familie bieten. Ich bin nicht ganz tot. Nico war ja auch nicht tot oder? Immerhin ist er dir an einem sonnigen Tag begegnet oder etwa nicht?“

Das stimmte, aber wie machte er das?

„Ja, dann bist du doch kein Vampir und hast uns allen nur ein riesiges Theater vorgespielt!“

„Nein, das habe ich nicht. Ich bin wirklich ein Vampir und bin aber auch wirklich ein Mensch!“

„Hä? Und jetzt bitte noch mal auf Deutsch. Ich verstehe nicht was du damit sagen willst!“

Er lachte.

„Am Tag bin ich ein Mensch und heiße Nico und in der Nacht bin ich ein Vampir und heiße Raphael. Ich könnte mit dir zusammen sein und eine Familie mit dir gründen!“

Ich staunte nicht schlecht. Ein Vampir der Kinder bekommen kann? Sowas gibt es doch nicht. Aber anscheinend gibt es das doch, denn sonst würde Raphael ja nicht vor mir stehen.

„Ich will aber Tobi haben und nicht dich!“

„Warum willst du ihn? Bin ich dir nicht gut genug? Gefällt dir der Luxus nicht den du hier siehst?“

„Du bist schon hübsch und so. Der Luxus gefällt mir auch, aber ich möchte halt einfach ein normales Leben mit Tobi haben!“

„Wenn ich deine Gedanken manipuliert habe, dann willst du das nicht mehr!“ Seine Worte jagten mir einen kalten Schauer über den Rücken.

„Nein, das machst du nicht!“

„Doch, das mach ich, aber nicht jetzt. Ich möchte sehen, ob du nicht noch von selbst bei mir bleiben willst!“

„Bestimmt nicht!“

Er lachte als Reaktion auf meine Antwort.

„Warum bist du das, was du jetzt bist?“

„Du meinst, warum ich ein Vampir bin?“

Ich nickte.

Er begann zu erzählen:
 

„Ich lebte in ärmlichen Verhältnissen. Meine Eltern hatten drei Kinder, meinen Bruder, meine Schwester und mich. Wir waren alle drei nicht gewollt, aber damals gab es noch keine Verhütungsmittel und mein Vater hatte Spaß daran meine Mutter zu vergewaltigen.

Daraus sind wir drei entstanden. Mein kleiner Bruder starb als er noch klein war an der Pest, genauso wie meine Eltern. Meine Schwester und ich waren auf uns selbst gestellt. Ich wollte sie natürlich beschützen, so wie man das als großer Bruder halt so macht. Aber es waren schlimme Zeiten und meine Schwester war schön. Viele Männer haben versucht sie mir wegzunehmen, aber ich habe gut auf sie aufgepasst. Sie hieß Emily. Wir hatten eine verlassene Hütte gefunden, in der wir sicher waren. Nach einigen Tagen lagen viele tote Menschen vor unserer Hütte. Sie waren alle an der Pest gestorben und man entsorgte sie hier, weil niemand wusste, dass hier jemand wohnte. Es dauerte nicht lange und wir sahen, vom Fenster aus, wie sich jemand an den Leichen zu schaffen machte. Wir dachten, wenn dieser Kerl da noch länger rumläuft, bekommt er vielleicht auch noch die Pest. Ich befahl Emily in der Hütte zu bleiben und ging raus zu dem Mann. Ich fragte ihn, was er mache und ob er wisse, dass er sich so mit der Pest anstecken konnte.

Der Mann schaute lächelnd zu mir hoch und ich sah, dass seine Klamotten und sein Gesicht blutverschmiert waren. Der Anblick hatte mich total entsetzt und ich wollte so schnell es ging zurück in unsere Hütte. Der Mann war aber schneller. Er setzte zum Sprung an und eine Sekunde später warf er mich zu Boden. Er murmelte etwas vom guten Geschmack lebender Beute und biss in meinen Hals. In dem Moment begriff ich, was dieser Mann hier gemacht hatte. Er hatte sich an den toten Menschen gelabt und nun labte er sich an mir. Jetzt wusste ich, dass er ein Vampir war. Ich glaubte eigentlich nicht an Vampire, doch der Beweis dafür saugte mir gerade das Blut aus den Adern. Ihm machte es anscheinend Spaß, seine Beute in einen Vampir zu verwandeln, weil es ungeheure Schmerzen sind, die man dabei verspürt. Er hatte den Entschluss gefasst, jedes seiner lebendigen Opfer zu einem Vampir zu machen, denn die toten konnte man nicht mehr zum Leben erwecken!“

Er machte eine kurze Pause, dann redete er weiter.

„Als er mir das ganze Blut ausgesaugt hatte, ritzte er sich mit seinen Zähnen die Haut auf und hielt mir den blutenden Arm vor den Mund. Nach einer Zeit roch ich den verlockenden Geruch von Blut und biss ihn in den Arm, labte mich an ihm bis er mich wegstieß und verschwand. Es tat höllisch weh, als sich meine Fangzähne wieder zurück bildeten. Als die Prozedur zu Ende war, blieb ich am Boden liegen, bis ich mich wieder erholt hatte. Dann stand ich auf. Erst jetzt registrierte ich, dass auch ich zu einem blutsaugendem Monster geworden war. Ich taumelte etwas geschockt zurück in die Hütte. Emily sah mich an und je näher ich ihr kam desto weiter entfernte sie sich von mir. Sie dachte, dieser Kerl hätte mich mit der Pest infiziert und ich würde sie jetzt anstecken wollen. Ich versicherte ihr, dass ich kerngesund sei, bis auf die Tatsache, dass ich jetzt ein Vampir sei. Sie glaubte mir aber nicht. Ich roch auf einmal ihr Blut. Ich hörte das Rauschen der süßen Flüssigkeit in ihren Adern und war so angetan davon, dass ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte und mich an Emily labte, bis sie leer war. Ich war über mich selbst erschrocken und überlegte, was ich jetzt tun sollte. Mir fiel ein, dass der Kerl seinen Arm aufgeschlitzt hatte und mir das Blut zu trinken gab. Ich wollte Emily nicht sterben lassen, aus diesem Grund verwandelte ich sie. Sie wand sich vor Schmerzen, als sich ihre Zähne zurück bildeten. Sie sah mich fragend an und ich erklärte ihr, was wir jetzt waren. Als das passierte, war ich 17 und sie 12 Jahre alt. Jetzt mussten wir keine Angst mehr vor dem Tod haben und auch nicht vor der Pest, also gingen wir ins Dorf und saugten vielen Menschen das Blut aus. Wir waren klüger und wollten nicht, dass es bald nur noch Vampire gab, deshalb ließen wir sie liegen, wenn wir sie ausgesaugt hatten. Anschließend gingen wir wieder zurück in unsere Hütte und wollten schlafen. Doch die restlichen Dorfbewohner standen vor unserer Hütte. Sie warfen Fackeln in unsere Zufluchtsstätte und wollten uns so umbringen, was ihnen nicht gelang. Wir flohen in eine andere Stadt, in der wir ein leerstehendes Haus fanden. In dieses Haus quartierten wir uns ein. In dieser Stadt waren wir etwas vorsichtiger. Eines Nachts, sah ich eine junge, hübsche Frau, der meine ganze Aufmerksamkeit galt. Wir sahen uns an und sie fühlte sich zu mir hingezogen. Später fand ich heraus, dass Vampire die Fähigkeit hatten, Menschen so zu manipulieren, dass sie einen begehren. Ich nahm sie mit in unser Heim. Emily war gerade auf der Jagd und ich führte die andere in mein Schlafzimmer. Natürlich sahen die Schlafräume damals nicht so prunkvoll aus wie heutzutage, aber es erfüllte seinen Zweck. Ich gab ihrem Verlangen nach und gab ihr, was sie so sehr begehrte. Ich schenkte ihr die schönste Nacht ihres ganzen Lebens. Als wir fertig waren, lag sie in meinen Armen und schlief. Ich sah sie an. Sie war wunderschön. Ich wollte sie nie wieder hergeben. Also blieb sie eine Zeitlang bei mir. Wir vergnügten uns miteinander so oft es ging.

Einestages kam Emily aufgelöst nach Hause. Ich fragte sie, was sie habe und sie sagte mir, dass sie es übertrieben habe und, dass unser Haus von Dorfbewohnern umzingelt wurde. Ich war wütend auf Emily, weil ich ihr schon 1000 Mal gesagt hatte, dass sie besser aufpassen solle, als damals in unserem Dorf. Ich hörte etwas klirren und sah schon die erste Fackel neben meinem Fuß liegen. Es dauerte nicht lange und das Haus stand in Flammen. Ich suchte überall nach meiner Herzensdame, aber ich fand sie nicht. Ich ging ins Schlafzimmer und sah sie dort auf dem Boden liegen. Ich nahm sie in die Arme und sah, wie die Flammen um uns tanzten. Ich fühlte ihren Puls und spürte, dass es zu spät war. Sie lebte nicht mehr. Ich hielt sie weiterhin im Arm solange, bis die Dorfbewohner weg waren und das Haus niedergebrannt war. Emily und mir machte das Feuer nichts aus, aber Geliebte ist verbrannt. Sie war schon tot, deswegen stand ich mit ihr im Arm in den Flammen, bis es zu Ende war. Ich war so sehr gekränkt, dass ich anfing richtig laut in die Nacht hinein zu schreien. Ich hatte meine geliebte Frau verloren. Emily kam zu mir und nahm mich in den Arm. Ich ließ es über mich ergehen, auch wenn sie schuld an dem ganzen Desaster war, immerhin hatten wir uns beide noch!“
 

Ich musste fast heulen. So eine rührende Geschichte hatte ich noch nie gehört, selbst wenn sie von einem Mann kam, der mich entführt hatte und für sich haben wollte. Deswegen kann man ja wohl trotzdem Mitgefühl zeigen.

„Das tut mir ja leid für dich, aber was habe ich damit zu tun?“

„Nichts, aber ich wollte dir erzählen, was ich für Höllenqualen durchgemacht habe und immer noch durchmache!“

„Wie gesagt, es tut mir ja alles Leid, aber daran kann ich auch nichts ändern!“

Er grinste mich an.

„Du kannst mich nicht ganz davon befreien, aber du kannst es für mich erträglicher machen!“

„Wie meinst du das?“

Ich hatte so eine Vorahnung.

„Du sollst bei mir bleibst und mit mir eine Familie gründen!“

Ich erstarrte.

„Ich kann und will mit dir keine Familie gründen, das geht ja auch überhaupt nicht. Du bist doch tot!“

„Ich habe dir schon einmal gesagt, das ich nur Nachts ein Vampir bin und am Tag ein Mensch. Ich kann Kinder zeugen, aber nur mit jemanden, der auch ein Vampir ist!“

„Also, da haben wir es doch. Ich bin doch kein Vampir also geht das nicht!“

„Das ist kein Problem. Ich mache dich zum Vampir und dann wirst du meine Frau sein!“

„Nein, das will ich nicht. Das kannst du nicht machen, ich erlaube es dir nicht!“

„Das werden wir schon sehen. Ich habe meine Mittel und Wege, wie ich dich so weit bekommen kann, dass du zu mir gehören willst!“

Ich überlegte gerade, was ich darauf sagen könnte, als sich die Tür öffnete und eine blonde, junge Frau in den Raum hinein lief. Sie passte richtig zum Haus, denn sie war so königlich gekleidet, wie es in so einem Gebäude üblich erschien.

„Ach Emily, was willst du denn hier?“

Sie verbeugte sich vor Raphael.

„Ich wollte nur nachsehen, ob es unserem Besuch auch gut geht und da sie nicht in ihrem Zimmer war, habe ich sie gesucht, bis ich hier drin Stimmen gehört habe!“

„Bist du Raphaels Schwester Emily?“

„Ja, die bin ich!“

„Ist gut, Emily. Jetzt weißt du ja, dass es ihr gut geht. Falls ich dich brauchen sollte, dann melde ich mich bei dir!“

Sie drehte sich zu ihm um.

„Warum sollte ich gehen? Es wird doch bestimmt noch etwas lustig, hier bei euch!“

„Weil du meine Dienerin bist und es dich nichts angeht, wenn ich hier Besuch habe!“

Ich sah ihn erstaunt an.

„Sie ist doch deine Schwester, warum sagst du dann, dass sie deine Dienerin ist?“

„Weil ich sie seit dem Vorfall damals, nicht mehr als meine Schwester ansehe!“

Er meint sicher den Vorfall, bei dem seine Geliebte umgekommen ist. Sie bewegte abschätzig die Hand.

„Die war es doch eh nicht wert, wenn sie dir wirklich so viel bedeutet hätte, dann hättest du sie auch verwandelt und ihr wäre damals nichts passiert!“

Seine Augen wurden wieder rot und er bleckte seine Fangzähne. Er war wohl wirklich wütend auf Emily. Es sah so aus, als würde es nicht mehr lang dauern, bis er sie angreifen würde. Ich habe zwar für beide nicht sonderlich viel übrig, aber ich wollte nicht zusehen, wie er seine Schwester zerreißt. Gerade als es so aussah, als würde er auf sie losgehen, ging ich zu ihm hin und umarmte ihn. Er hatte damit wohl nicht gerechnet. Er sah überrascht auf mich herunter und schlang dann seine Arme um meine Taille. Seine Augen wurden wieder normal und seine Fangzähne zogen sich zurück. Ich bemerkte, wie Emily sich langsam und leise aus dem Raum schlich.

„Ich weiß, wie schrecklich du dich fühlen musst. Ich möchte gerne für dich da sein, du tust mir so Leid, Raphael!“

Er schob mich etwas von sich weg.

„Es tut mir Leid, Finn. Du erinnerst mich so sehr an sie!“

Als er das gesagt hatte, merkte ich flüchtig, wie er mir langsam immer wieder mit der Hand über den Kopf strich.

„Finn, versteh mich doch. Ich kann dich nicht mehr hergeben ich brauche dich!“

„Und du musst verstehen, dass ich nicht hier bleiben kann. Ich will wieder zurück zu Tobi. Ich würde dir ja gerne helfen, aber mehr als Freundschaft, kann ich dir nicht anbieten!“

Seine Augen fingen wieder an rot zu werden. Da ich wusste, dass er versuchte mich zu manipulieren, sah ich weg.

„Du kannst mir auch helfen, in dem du mich von dir trinken lässt!“

Ich sah ihn verzweifelt an.

„Das kann ich nicht. Ich weiß ja nicht, was es für mich für Nebenwirkungen hat!“

Er lächelte mich an. Jetzt fiel es mir erst auf, ich hatte doch wirklich den Fehler begangen und ihm in die Augen gesehen. Mist. Ich spürte, wie meine Beine weich wurden. Als ich kurz vorm umkippen war, fing er mich auf und hielt mich in seinen Armen.

„Dir wird nichts geschehen, solange ich es nicht will!“

Gerade in diesem Moment, bohrte er seine Fangzähne in meinen Hals. Es fühlte sich zwar irgendwie total erregend an, aber ich spürte auch, wie er meine Kraft mit jedem Schluck aus mir heraus trank. Ich wurde immer schwächer und betete leise, dass er mich nicht ganz leer trank und mich zu einem Vampir machen würde. Ich fing schon an leicht schwarz zu sehen.

„Raphael, bitte nicht. Ich will kein Vampir werden!“

Ich fühlte, wie sich seine Lippen an meiner Haut, zu einem Lächeln verzogen. Ich hörte lauter werdende Schritte im Flur. Irgendjemand rannte zu unserem Zimmer. Die Tür flog auf und darin stand jemand, der nicht nach Emily aussah.

„Raphael, du Mistkerl. Lass Finn in Ruhe oder ich bringe dich um!“

Jetzt ließ er endlich von mir ab und sah hoch. Ich kannte diese Stimme und versuchte mich mit aller Kraft umzudrehen. In der Tür stand, Tobi.

„Und wie willst du das anstellen, du kleiner Wicht?“

Er zog sein Schwert. Ich sah wie es im Licht silbern glänzte.

„Oh, ach so hast du es vor. Verstehe!“

Raphael nahm mich und lehnte mich gegen den Thron.

„Dann lass uns anfangen und sehen, wer stärker ist. Ein Mensch oder ein Vampir!“

Ich sah wie sie kampfeslustig aufeinander los stürmten. Und dann fingen sie an zu kämpfen.

Der entscheidende Kampf

Raphael rannte zielsicher auf mich zu. Er war verdammt schnell. Ich musste wirklich auf passen, wo er ist, sonst könnte das für mich böse enden. Ich versuchte ihm auszuweichen so gut es ging. Das Problem bestand aber darin, dass wenn ich versuchte ihn mit dem Schwert zu treffen, dann verschwand er schnell oder er ließ mich nicht so weit kommen, dass Schwert zu benutzen.

„Du hast keine Chance gegen mich du Mensch!“

„Das wollen wir mal sehen, Monster!“ Er knurrte. Anscheinend wurde er wütend. Ich hob mein Schwert und traf ihn mit einer schnellen Bewegung an der Schulter. An der Stelle war nur eine kleine tiefe Wunde zu sehen. Mich hätte die Wunde geschwächt, aber ihm schien das nichts auszumachen, er wurde dadurch anscheinend nur noch wütender. „Du wagst es tatsächlich mich zu verletzten? Das wirst du mir büßen!“

So schnell konnte ich nicht sehen, wie er mir seine Faust ins Gesicht schlug. Von der Wucht seines Schlages fiel ich zu Boden. Ich hustete und stellte fest, dass ich Blut hustete. Mist, dieser Kerl ist viel stärker als ich. Wenn ich nicht besser aufpasse bin ich gleich tot. Er schritt siegessicher auf mich zu. Ich stand auf und hielt mir das Schwert schützend vor mich. Er machte keine Anstalten schneller zu werden. Ich rannte auf ihn zu und wollte ihn mit dem Schwert durchbohren, doch er schlug mich beiseite, so dass ich wieder auf dem Boden landete. Das wiederholte sich ein paar Mal bis geschwächt liegen blieb und mir verzweifelt überlegte, was ich jetzt tun sollte. Ich hätte doch einen Holzpflock mitnehmen sollen, der hätte vielleicht mehr gebracht als das Schwert. Was mach ich jetzt? Ich kann doch jetzt nicht sterben, ich will doch Finn befreien. Verdammt nochmal.

„Gib doch endlich auf. Du bist doch viel zu geschwächt um etwas gegen mich auszurichten!“ „Ich gebe niemals auf!“ „Tja, dann werde ich dich wohl oder übel umbringen müsse, aber keine Angst. Ich mache es kurz und schmerzlos!“ Ich versuchte noch einmal aufzustehen, doch es brachte nichts.

Tobi, reiß dich zusammen. Du wirst doch Finn jetzt nicht im Stich lassen wollen? Ich hörte eine Stimme in meinem Kopf.

Wer bist du? Ich bis. Temari. Ich habe dir doch einen Teil meiner Kraft gegeben. Damit wirst du es doch schaffen können, Raphael zu besiegen. Also steh auf und glaube daran. Du bist der Einzig, der Finn retten kann. Du musst dich beeilen und ihr helfen. Sie wurde doch von ihm gebissen. Es kann sein, dass sie zu viel Blut verloren hat. Jetzt gib alles oder es wird vielleicht zu spät sein. Gestärkt durch Temaris Wort stand ich auf. Ich fühlte mich irgendwie anders, stärker als vorher. Ich hob mein Schwert und verletzte ihn mit einer Wucht am Bein, dass er das Schreien an fing und auf die Knie fiel.

„Was ist nur los? Woher hast du jetzt auf einmal soviel Kraft?“

„Tja, ich habe halt meine Freunde auf meiner Seite, die mir helfen!“

Er biss die Zähne zusammen als ich auf ihn zu lief. Er richtete sich auf und hinkte zur Seite. „Du kannst mir nicht entkommen, Raphael. Ich werde dich besiegen und Finn mitnehmen!“ „Nein, das wirst du nicht tun, das lasse ich nicht zu!“

„Du wirst keine andere Wahl haben!“

„Doch. Ich bin zwar geschwächt, aber wenn ich dein Blut trinke bin ich dir überlegen!“ Er sammelte seine ganzen Kräfte und versuchte sich auf mich zu stürzen, doch ich war schneller. Ich hielt mein Schwert in die Höhe und als er sich mir näherte, war er so schnell, dass er nicht mehr anhalten konnte. Mein Schwert durchbohrte seine Brust und er fiel zu Boden. „Du kannst mir sagen was du willst, aber dadurch das du so wieso schon geschwächt bist und jetzt noch mein silbernes Schwert zwischen den Rippen stecken hast, hast du eindeutig keine Chance mehr. Es ist vorbei!“ „Ich kann es nicht akzeptieren von einem Menschen besiegt worden zu sein!“ „Es ist aber so. Freunde dich damit am Besten an, solange du noch kannst. Lange wirst du aber wahrscheinlich nicht mehr durchhalten, so viel Blut wie du verloren hast. Ich kenne übrigens keine Krankenhäuser, die Vampire behandeln also wars das dann auch schon!“ Er biss die Zähne zusammen und knurrte mich ein letztes Mal an bevor er sich nicht mehr bewegte. Ich eilte zu Finn hin. Sie hatte die Augen geschlossen. Ich nahm sie in meine Arme. „Es ist vorbei, Finn!“, flüsterte ich an ihr Ohr.

Sie machte die Augen auf und sah mich einen Moment lang nachdenklich an. Sie lächelte. „Du bist es, Tobi. Was ist passiert?“ „Ich habe Raphael umgebracht!“ „Also haben wir es wirklich geschafft?“ „Ja, das haben wir. Lass uns nach Hause gehen!“

Ich versuchte ihr auf zu helfen, aber sie war noch sehr wacklig auf den Beinen. Ich nahm sie auf meine Arme und trug sie hinaus.

„Danke, dass du mich trägst!“ „Das ist doch kein Problem, Finn!“ Ich blieb einen Moment stehen und wir sahen uns in die Augen. Ihre Augen leuchteten richtig. Sie zogen mich in ihren Bann. Ich zog Finn noch etwas näher an mich heran. Sie lächelte kurz bevor sich unsere Lippen berührten. Es fühlte sich richtig gut an, Finn so zu spüren. Ich ließ von ihr ab.

„Ich liebe dich, Finn!“ „Ich liebe dich auch, Tobi!“ Und so trug ich Finn den ganzen Weg bis zu mir nach Hause.

Das Ende

Als wir Beide bei Tobi zu Hause ankamen, gingen wir gleich in sein Zimmer und er legte mich auf sein Bett, damit ich mich ausruhen konnte.

„Ruh dich etwas aus, Finn. Nach allem, was du erlebt hast, bist du sicher müde!“

Ich betrachtete ihn und ich musste lächeln.

„Es ist echt unglaublich. Wir kennen uns noch nicht solange und doch habe ich das Gefühl, als würden wir uns schon ewig kennen!“

Auch er musste lächeln.

„Ja, so geht es mir auch!“

Ich war zwar schwach, doch das konnte mich nicht daran hindern meine Arme auszustrecken und Tobi zu mir runter zu ziehen.

Wir sahen uns lange in die Augen und dann küsste er mich. Seine Lippen brannten richtig auf meinen.

Ich liebte Tobi und war richtig froh, dass er _ bei mir war.

Er legte sich neben mir ins Bett und zog die Decke über uns.

Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn näher zu mir heran.

„Ich liebe dich, Finn!“

Ich musste lächeln.

„Ich dich auch, Tobi!“

Im nächsten Moment küssten wir uns wieder.

Tobi strich mit seiner Hand meine Seite entlang und schob damit mein T-Shirt etwas nach oben.

Ich fand es total erregend wie seine Hand meine nackte Haut streichelte.

Ein leises stöhnen erklang.

Ich konnte nicht anders, als Tobis Hemd aufzuknöpfen und es ihm auszuziehen.

Er sah mich an.

„Bist du dafür bereit, Finn?“

Ich gab ihm einen leichten Kuss auf seine Nase.

„Ja, ich will dich Tobi!“

Er lächelte und zog mir mein T-Shirt über den Kopf.

Sein Blick verweilte einen Moment auf meinen Brüsten die nur noch von meinem BH leicht verdeckt wurden.

Meine Hände erforschten seinen Oberkörper und glitten immer tiefer, bis sie den Bund seiner Hose erreicht hatten.

Langsam knöpfte ich seine Hose auf und zog sie ihm aus.

Das gleiche machte er mit meiner auch.

Anschließend legte er seine Hände auf meinen Rücken und versuchte vorsichtig meinen BH zu öffnen. Danach landete auch dieser auf den Boden bei den anderen Kleiderstücken.

Jetzt waren wir beide nur noch unten rum bekleidet.

Seine linke Hand umschloss eine meiner Brüste und massierte sie.

Mit zittrigen Fingern, zog ich ihm seine Boxershorts aus.

Er machte sich gleich an meinem Slip zu schaffen und auch er fiel schließlich zu Boden.

Seine Lippen berührten meine noch einmal kurz bevor er sich auf mich legte.

„Du bist noch geschwächt, Finn, also bleib einfach liegen und lass dich von mir verwöhnen!“

Ich nickte lächelnd.

Er küsste mich wieder und ich war total aufgeregt. Wie würde sich das anfühlen? Würde es wirklich so schmerzhaft werden, wie manche sagten?

Ich musste mich entspannen und einfach mal abwarten, was passierte.

Tobi spürte anscheinend, dass ich etwas angespannt war.

„Keine Angst. Ich verspreche dir vorsichtig zu sein!“

„Ok. Ich vertraue dir!“

Er lächelte und dann glitt er vorsichtig in mich hinein.

Ich hielt meinen Atem einen kurzen Moment an.

Es war überwältigend, so ein Gefühl hatte ich vorher noch nie.

Ich stöhnte.

Er wurde langsam schneller. Ich krallte meine Finger in seinen Rücken. Auch er stöhnte. Und so fanden wir einen gemeinsamen Rhythmus bis wir dann, mit einem Aufschrei voller Glück, zusammen unseren Orgasmus erlebten.

Er rollte sich von mir herunter und blieb neben mir liegen.

Ich kuschelte mich an ihn heran.

„Das war richtig schön, Tobi. Ich liebe dich!“

Tobi lächelte.

„Das fande ich auch. Ich liebe dich, Finn!“

Nachdem wir eine ganze Zeit so aneinander gekuschelt dort lagen, schreckte Tobi auf einmal auf.

Er sah mich geschockt an.

„Was ist los, Tobi?“

„Sag mal Finn, nimmst du die Pille?“

Ich sah ihn mit großen Augen an.

„Nein, die nehme ich nicht!“

Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Oh, scheiße. Hoffentlich ist jetzt nichts passiert. Hoffentlich bist du nicht schwanger!“

„Mist. Stimmt ja. Daran hab ich auch nicht mehr gedacht!“

„Wir können nur beten und abwarten, dass nichts passiert ist!“

Ich versuchte ihn wieder zu beruhigen, dann legte er sich wieder hin und wir versuchten so entspannt wie möglich weiter zu kuscheln.

Hoffentlich war wirklich nichts passiert.

Wir waren doch erst 16.



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