All Yours von sherd (Lily EvansxJames Potter) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mit einem dumpfen Geräusch lies er seinen Kopf auf den Tisch fallen. „Ich hasse mein Leben.“, sagte er gedämpft. „Nicht so theatralisch, Krone. Das ist ja furchtbar.“, schimpfte Sirius und zog seinen Kakao näher zu sich heran. Es war Sonntag und später Morgen, die vier Gryffindors waren beinahe die letzten beim Essen. Peter saß nur da und sagte nichts. Wie so oft war er eher ein stummer Beobachter, manchmal lästig, aber trotzdem ein Freund. Irgendwie. Als James den Kopf nicht wieder hob, legte ihm Remus bedächtig die Hand auf die Schulter. „Nimm‘s nicht so schwer.“ Ruckartig setzte er sich auf und machte ein gequältes Gesicht. „Das sagst du so leicht. Das war doch nun tatsächlich die zweihundertfünfundzwanzigste Abfuhr.“ Es ging mal wieder um Lily. Wie so oft. Eigentlich ging es immer nur um sie. „Ist das tatsächlich neu für dich?“, fragte Sirius und nippte an seinem Kelch. James Schüttelte den Kopf. „Nein. Eigentlich nicht.“ „Wieso beschwerst du dich dann?“, hakte er weiterhin nach. „Weil sie die schönste, hübscheste, klügste, freundlichste, zuvorkommendste, lustigste, einzigartigste, -“ Ungeduldig schnitt ihm Sirius mit einer Handbewegung das Wort ab. „Schon gut, wir haben‘s verstanden…“, grummelte er und verdrehte die Augen. Remus warf Sirius einen tadelnden Blick zu. „Ich glaube, Tatze möchte uns damit sagen, dass du es nicht so schwer nehmen solltest… Irgendwann kann sie dir sicherlich nicht mehr wiederstehen.“, sagte er dann, um James ein wenig aufzuheitern. „Nein, ich wollte damit sagen, dass er ein Idiot ist, seit sechs Jahren ein und demselben Mädchen hinterher zu hecheln.“ Das sagte er bei diesem Thema jedes Mal. Wobei die Anzahl an Jahren dabei variabel war. „Sechseinhalb sind es, um genau zu sein.“, verbesserte Remus ihn und erwiderte James‘ erbosten Blick mit einem entschuldigendem Lächeln. Aber anscheinend zeigte das Wirkung, denn immerhin holte es ihn aus dem Sumpf des Selbstmitleides heraus. „Ihr habt ja Recht.“, gab James seufzend zu. „Ich sollte sie wohl einfach vergessen.“ Das sagte er jedes Mal, tat es aber nie. Er liebte Lily, schon seit seinem ersten Jahr in Hogwarts, wie sollte er das ändern, von heute auf morgen? Wahrscheinlich würde sie immer das einzige Mädchen auf dieser Welt für ihn sein. So einzigartig und wunderschön, wie sie war. „Können wir dann jetzt etwas Sinnvolles tun?“, fragte Sirius, der fertig war mit frühstücken. „Zum Beispiel?“, erwiderte Remus und machte ein skeptisches Gesicht. „Ein bisschen mit Schniefelus spielen.“, schlug er vor und lachte gehässig. Peter stimmte mit ein. Treudoof, wie ein kleines Hündchen. „Und wann willst du die beiden Aufsätze fertig schreiben?“, fragte Remus, pflichtbewusst, wie er nun einmal war. „Die sind nämlich am Montag fällig, falls du das vergessen haben solltest.“, fügte er hinzu, als Sirius genervt die Augen verdrehte. James mischte sich ein, bevor die beiden sich ankeifen würden, wie sie es immer taten, wenn es um Schulaufgaben ging. „Ich glaube, Moony hat Recht. Wir sollten uns wirklich langsam mal an unsere Hausaufgaben setzen. Dieses Mal möchte ich am Sonntag keine Nachtschicht deswegen einschieben müssen.“ „Ich bin enttäuscht von dir, Krone. Sonst bist du doch immer für ein Späßchen zu haben.“, maulte Sirius. Er fühlte sich ein wenig hintergangen, obwohl er wusste, dass seine Freunde Recht hatten. Ein Blick zu Peter genügte, um festzustellen, dass auch er sich für die Hausaufgaben und gegen etwas anderes entscheiden würde. Weil er sich immer auf die Seite der Stärkeren, der Mehrheit schlug. Weil das die sichere Seite war. „Tut mir Leid, Tatze.“, antwortete James und schenkte seinem besten Freund ein entschuldigendes Lächeln, welches dieser jedoch nur mit einer unzufriedenen Grimasse erwiderte. Kapitel 2: ----------- Verträumt schaute James aus dem Fenster und beobachtete die fallenden Schneeflocken. Die Weihnachtsferien waren gerade vorbei und das Ende des Monats Januar kam unaufhörlich näher. Und somit auch Lilys Geburtstag. James seufzte innerlich. Er hatte dieses Jahr, wie all die vorangegangenen auch, ein Geschenk für sie gekauft, aber er ahnte, dass sie es wieder nicht annehmen würde. War er wirklich so schrecklich, wie sie es immer behauptete? Ein zusammengeknülltes Pergament traf ihn am Kopf und riss ihn somit aus seinen Gedanken. Genervt wandte James sich vom Fenster ab und blickt zu Sirius, der, als könne er kein Wässerchen trüben, fleißig an seinem Aufsatz schrieb. Remus und Peter hingegen hatten innegehalten und gaben sich alle Mühe, nicht zu grinsen. „Ich weiß, dass du das warst, Tatze.“, sagte James schließlich. Sein bester Freund hob den Kopf, wandte ihm den Blick zu und runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“ „Du wirfst mit deinem Müll nach mir.“ „Würde ich so etwas je tun?“, erwiderte Sirius mit Unschuldsmiene. „Oh ja. Und weißt du was?“ „Was denn?“ „Oh nein, bitte nicht schon wieder…“, murmelte Remus und rutschte von seinem Stuhl unter den Tisch. Peter sprang schon einmal vorsorglich auf, schnappte sich seinen angefangenen Aufsatz und begab sich schnellen Schrittes in Richtung der Schlafsäle. „Ich auch!“ Mit diesen Worten war James aufgesprungen und hatte sich sein Zaubertränke Lehrbuch geschnappt, welches er nun nach Sirius warf. Dieser wich gekonnt aus, lachte laut auf und griff nach Peters Tintenfass, was an der Wand hinter seinem bester Freund in tausend Stücke zerbarst. Innerhalb weniger Sekunden war eine richtige Schlacht zwischen den beiden Jungen ausgebrochen, die sich auch nicht scheuten andere Einrichtungsgegenstände aus dem Gemeinschaftsraum zu ihren niederen Zwecken zu missbrauchen. Alle anderen Gryffindors waren mittlerweile schon aus dem Porträtloch oder hinauf in die Schlafsäle geflüchtet, nur Remus saß noch immer seelenruhig unter dem Tisch und schrieb an seinem Aufsatz weiter, während alle möglichen Dinge durch den Raum flogen. Erst ein unüberhörbares „Was zur Hölle tut ihr Idioten da schon wieder!?“, konnte die beiden dazu bewegen, ihre Schlacht zu unterbrechen. Nun ja, zumindest James erstarrte im ersten Moment, als er Lilys Stimme vernahm und sich sofort nach ihr umblickte. Sirius hingegen nutzte seine Chance und warf ihm eines der riesigen Sofakissen an den Hinterkopf, was seinen besten Freund für einen Moment ins Wanken brachte. James jedoch reagierte darauf gar nicht sondern blickte nur schuldbewusst in Lily Evans wunderhübsches Gesicht, die sich, die Hände in die Hüften gestemmt, im Porträtloch aufgebaut hatte. „Das war eine Frage. Und ich erwarte eine Antwort!“, zeterte sie. Ihre Wangen hatten sich rot gefärbt. Das war kein gutes Zeichen… denn das geschah immer nur dann, wenn sie besonders wütend war. Und meist steigerte sich ihre Stimme dann in eine unangenehm hohe und vor allem laute Tonlage. Sirius, der bemerkt hatte, wie James wohl in eine Art Schockstarre verfallen sein musste, kämpfte sich schnell durch das ganze Geröll zu ihm hindurch in grinste Lily breit an. „Wir haben nur ein bisschen Spaß.“, sagte er schließlich. Lily zog die linke Augenbraue in die Höhe. „So. Spaß. Wahnsinnig komisch.“, maulte sie und Ironie schwang in ihrer Stimme mit. „Hoffentlich findet ihr es genauso lustig, den ganzen Mist hier wieder dahin zu räumen, wo ihr ihn herhabt.“ Bevor Sirius auch nur die Gelegenheit hatte, zu widersprechen, hörte man es aus der anderen Ecke des Zimmers leise murmeln und alle Gegenstände, die im Raum verteilt waren, flogen brav an ihren Platz zurück. Lily blickte sich verwundert um, bis sie Remus erblickte, der noch immer unter dem Tisch hockte. Augenblicklich wurde ihre Miene wieder ernst. „Wieso bei Merlins Unterhose hilfst du diesen beiden Nichtsnutzen!?“, rief sie aufgebracht. Der Angesprochene setzte ein unschuldiges Grinsen auf und krabbelte dann aus seinem Versteck hervor. „Weil es doch ohnehin in einem Chaos endet, wenn die beiden irgendetwas aufräumen sollen. Und willst du, dass es hier noch schlimmer aussieht!?“ „Aber so lernen sie ihre Lektion doch nie!“, argumentierte sie, woraufhin Sirius in schallendes Gelächter ausbrach, wie auch einige Schaulustige, die sich oben am Geländer zu den Schlafsälen und außerhalb des Porträtlochs versammelt hatten. „Die würden sie ohnehin nie lernen.“, seufzte Remus und zuckte mit den Schultern. Lily ging nun auf James zu, der die ganze Zeit über keinen Ton gesagt hatte. In ihrer Nähe war er immer auffallend ruhig, was aber, nach der Masse an Abfuhren, die sie ihm bisher erteilt hatte, nicht wirklich verwunderlich war. Drohend setzte sie ihm den Zeigefinger auf die Brust. „James Potter, von dir erwarte ich ohnehin nicht viel, aber deinen Posten als Schulsprecher solltest du vielleicht etwas mehr würdigen und nicht immer so einen Schwachsinn veranstalten. Sonst wird dich nie jemand ernst nehmen.“, sagte sie so leise, dass nur er es verstehen konnte und stolzierte dann die Treppe hinauf in Richtung der Schlafsäle. „Und ihr steht hier nicht so unnütz herum!“, hörte man sie noch schimpfen, bevor ihre Schritte letztlich verstummten. James schaute ihr sehnsüchtig nach, während Sirius und Remus nur einen vielsagenden Blick tauschten. Kapitel 3: ----------- Als James am Morgen des 30. Januar erwachte, verspürte er ein unangenehm flaues Gefühl in der Magengegend. Zuerst stand ein wichtiges Quidditch Spiel gegen Ravenclaw auf dem Plan, ihre härteste Konkurrenz in diesem Jahr. Am Nachmittag hatte er geplant, Lily sein Geschenk zu überreichen… und das war in erster Linie der einzige Grund für seine Nervosität. Etwas Weiches landete auf seinem Gesicht, was James innerhalb weniger Sekunden als Kissen identifizieren konnte. Genervt zog er es herunter und schaute nach rechts. Sirius saß im Schneidersitz auf seinem Bett und grinste ihn an. „Wieso schmeißt du eigentlich immer irgendwelchen Kram nach mir?!“, wollte James wissen und warf das Kissen mit einem nicht gerade gut gezielten Schuss nach seinem besten Freund und verfehlte ihn somit um einige Zentimeter. In letzter Zeit landeten auffallend oft alle möglichen Gegenstände an seinem Kopf. Und nicht immer waren sie weich. „Weil ich deinen leidenden Gesichtsausdruck nicht ertragen kann.“, antwortete Sirius. Seine Miene verriet jedoch, dass er diese Aussage durchaus ernst meinte und ihn nicht nur aufziehen wollte. James lächelte gequält. „Keine Ahnung, was du meinst.“ „Oh mann. Lily macht dich fertig. Und so langsam treibt mich das in den Wahnsinn. Von Jahr zu Jahr wird dein Trübsal blasen schlimmer. Wir haben schon seit einer halben Ewigkeit keinen Blödsinn mehr angestellt. So wie früher“, beschwerte sich Sirius. „Früher. Du meinst also, so wie vor zwei Wochen.“, erwiderte Krone und lachte. „Genau.“, gab Krone trotzig zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht will sich Krone aber auch einfach nur intensiver um das Lernen für die Abschlussprüfungen kümmern.“, warf Remus von der anderen Seite des Raums ein. Sirius und James schauten einander an und prusteten beinahe gleichzeitig los. Das war nun wirklich mehr als abwegig. James war nun wirklich niemand, der sich stundenlang hinter die Bücher klemmte. Im Gegenteil. Meist endete das gemeinsame Lernen damit, dass er mit seinem Buch in der Hand vor dem wohlig warmen Kamin im Gemeinschaftsraum eindöste. Seine guten Noten waren wahrscheinlich nur darauf zurückzuführen, dass er sich, aus welchen Gründen auch immer, Dinge wahnsinnig gut merken konnte, die er einmal gehört hatte. Also reichte es aus, einen Großteil seiner Aufmerksamkeit dem Unterrichtsgeschehen zu widmen. „Oh, ja. Verzeihung. Wie konnte ich auch nur daran denken, dass ihr beide euren Abschluss irgendwie ernst nehmen würdet.“, maulte Remus mit genervter Stimme. „Tun wir doch.“, warf Sirius ein. „Inwiefern?“ „Ähm…“, darauf wusste er keine Antwort. Und es kam wirklich unwahrscheinlich selten vor, dass Sirius tatsächlich einmal sprachlos war. „Dacht ich‘s mir doch.“, sagte Remus also zufrieden und schwang seine Beine aus dem Bett, um sich anzukleiden. Auch James war gerade dabei, in seine Quidditchuniform zu schlüpfen, da das Spiel nur wenige Stunden nach dem Frühstück stattfinden würde. Er dachte darüber nach, was James gesagt hatte: es stimmte, bis auf die kleine Schlacht im Gemeinschaftsraum vor einigen Tagen hatte er sich wirklich gut benommen und keinen Unfug angestellt. Der Grund dafür war definitiv nicht das Lernen. Er versuchte einfach nur zu vermeiden, von Lily zur Schnecke gemacht zu werden. James wollte ihr zeigen, dass er nicht ein solcher Idiot war, wie sie es stets von ihm behauptete… aber ob das wirklich Wirkung zeigen würde? Das Spiel gegen Ravenclaw zu gewinnen stellte letztendlich keine besonders große Herausforderung dar. Wenige Minuten nach Spielbeginn wurde der Sucher durch einen besonders harten Klatscher von seinem Besen geworfen und brach sich den Arm, als er auf dem gefrorenen Boden aufschlug, sodass er nicht weiterspielen konnte. Weitere zwanzig Minuten später fing Sirius den Schnatz und meinte sogar, Lily zu sehen, wie sie ihm zujubelte, als er wie gewohnt seine Ehrenrunde einmal um das komplette Spielfeld drehte. Nachdem er sich umgezogen hatte, lief er eilig in Richtung Schloss, um noch pünktlich zum Mittagessen zu erscheinen. Als er sich setzte, klopfte Sirius ihm anerkennend auf die Schulter. „Super Spiel, Krone.“, nuschelte er zwischen zwei Bissen Kartoffelauflauf. Peter nickte bekräftigend, Remus jedoch sah nicht einmal von seinem Teller auf. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe. Der nächste Vollmond schien vor der Tür zu stehen. James nahm sich selbst etwas Auflauf, rührte sein Essen jedoch nicht an. Die Nervosität vom Morgen war wieder zurück gekehrt. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es drei Uhr war, dann würde er Lily sein Geschenk überreichen. Er hatte sich selbst, und auch seinen drei Freunden, geschworen, dass dies sein allerletzter Annäherungsversuch sein würde. Irgendwann musste er doch einfach einsehen, dass er keine Chance bei ihr hatte. Kurz vor drei Uhr am Nachmittag verließ James, in seinen Wintermantel gehüllt, das Schloss und stapfte über den schneebedeckten Rasen in Richtung der Gewächshäuser. Er wusste, dass Lily sich freiwillig bei Professor Sprout gemeldet hatte, den Samstagsdienst für das Verpflegen der Pflanzen zu übernehmen, damit ihre Kräuterkundelehrerin wenigstens einen komplett freien Tag in der Woche genießen konnte. Er sah noch jetzt vor seinem geistigen Auge, wie der fülligen Frau die Tränen in die Augen gestiegen waren, als Lily ihr diesen Vorschlag unterbreitet hatte. Sie war schlicht und ergreifend zu gut für diese Welt. Je näher er dem Gewächshaus kam, umso heftiger schlug sein Herz. Als er den Eingang schließlich erreicht hatte, blieb er für ein paar Sekunden wie versteinert stehen, um seinen ganzen Mut – wieder einmal – zusammenzunehmen. Schließlich trat er beherzt ein und stieß beinahe mit Lily zusammen, die ihn erst verwundert anschaute und dann die Augenbrauen zusammenzog. „Was willst du denn hier?“, knurrte sie. In diesem Moment entschied er sich, seine Taktik ein wenig zu ändern. Eigentlich hatte er ihr nur das Geschenk in die Hand drücken und dann gleich wieder verschwinden wollen. „Ich… ähm… wollte dir helfen… wenn du nichts dagegen hast.“, brachte er stammelnd hervor. Die Rothaarige schaute für einen Moment skeptisch, schien dann aber froh über dieses Angebot zu sein. „Klar. Du kannst dich um das Unkraut bei den Kartoffelbauchpilzen kümmern. Aber pass auf, dort verstecken sich manchmal ein paar Doxys…“ James folgte der Anweisung ohne zu murren und eine Weile arbeiteten sie schweigend. Lily stand ihm gegenüber, bei einem der anderen Beete. Schließlich fasste sich James ein Herz und ergriff das Wort. „Wie weit bist du denn schon mit deinem Aufsatz über die Koboldaufstände?“, fragte er beiläufig. Lily seufzte. „Ich weiß nicht. Irgendwie komme ich im Moment nicht so richtig voran. Die Lehrer halsen uns einfach viel zu viel auf.“ James nickte, blickte aber nicht auf, weil er wusste, dass er wieder seine Sprache verlieren würde, wenn er in ihre grünen Augen blickte. „Allerdings. Ich weiß noch nicht so richtig, wie ich die Aufsätze in Zaubertränke und Zauberkunst bis Montag fertig bekommen soll. Wahrscheinlich muss ich heute die ganze Nacht durcharbeiten.“ „Geht mir ähnlich. Aber immerhin ist das unser Abschlussjahr. War ja zu erwarten, dass das nicht einfach werden würde.“ Und ehe es sich die beiden versahen, waren sie tatsächlich in ein Gespräch vertieft, was nicht daraus bestand, dass Lily James seine Verantwortungslosigkeit und unendliche Dummheit vorwarf. Die beiden sprachen einfach über alles Mögliche: die Schule, Lehrer, Aufsätze, die bevorstehenden Abschlussprüfungen,… Innerlich freute sich der Dunkelhaarige wie ein Schneekönig: Lily Evans sprach mit ihm, als wäre er ein normaler Mensch! Zum Schluss räumten sie noch gemeinsam das Gewächshaus auf und traten dann wieder hinaus in die Kälte. Mittlerweile war es schon dunkel. Wie lange sie wohl gebraucht hatten? „Naja, dann… danke für deine Hilfe.“, sagte Lily schließlich und wollte sich gerade in Richtung Schloss aufmachen, aber James hielt sie sanft am Arm zurück. „Warte kurz.“, sagte er und fummelte in seiner Manteltasche herum, bis er schließlich das kleine Päckchen fand. Er blickte in Lilys Gesicht, die ein wenig verunsichert dreinschaute und lächelte vorsichtig. „Alles Gute zum Geburtstag, Lily Evans.“, sagte er leise und hielt ihr das Geschenk entgegen. Die Rothaarige schien nicht richtig zu wissen, was sie jetzt tun sollte. Normalerweise war James, neben Sirius, ihr Hassobjekt Nummer eins, aber angesichts der letzten paar Stunden, in denen er wirklich nett gewesen war, wollte sie ihn jetzt nicht vor den Kopf stoßen, das sah man ihr deutlich an. Nach einigen endlos langen Sekunden nahm sie schließlich das kleine Päckchen an sich. „Danke.“, sagte sie nur, lächelte leicht und ging dann in Richtung Schloss davon. James stand noch einige Sekunden wie angewurzelt vor den Gewächshäusern. Das war soeben das allererste Mal gewesen, dass er von Lily Evans keine Abfuhr bekommen hatte. Und bei diesem Gedanken machte sein Herz einen freudigen kleinen Hüpfer. Kapitel 4: ----------- Als er den Schlafraum betrat, den er sich mit den restlichen drei Rumtreibern teilte, wandten ihm alle neugierig den Kopf zu. James grinste zufrieden bis über beide Ohren. Er wollte und konnte sein Glück noch immer nicht richtig fassen. „Wo zur Hölle warst du die ganze Zeit?“, wollte Sirius wissen und schaute über das Zauberschach Spiel hinweg, welchem er sich bis eben mit Peter gewidmet hatte. Der Angesprochene lies sich neben Remus auf dessen Bett fallen, der mittlerweile sein Buch aus der Hand gelegt hatte. „Ich hab Lily im Gewächshaus geholfen.“, antwortete James schließlich und strahlte dabei. „Und du lebst noch? Reife Leistung.“, meinte Sirius daraufhin und grinste. „Das liegt wahrscheinlich daran, weil er sich dieses Mal nicht wie ein kompletter Vollidiot benommen hat, wie er es sonst immer in deiner Gegenwart tut, Tatze.“, warf Remus ein und musste unweigerlich schmunzeln. James ging gar nicht auf die Kommentare der beiden ein, als hätte er sie gar nicht gehört. „Es war toll. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie je mit mir eine Unterhaltung geführt hat, in der ich nicht als Idiot bezeichnet wurde…“, schwärmte er stattdessen. „Und jetzt?“, fragte Sirius dann. Sein bester Freund schaute ihn verwundert an. „Was meinst du?“ „Na, wie geht es jetzt weiter?“ „Ich… ich weiß nicht. Ich hab ihr das Geschenk gegeben und dann ist sie… gegangen.“ Sirius nickte. „Also ist im Prinzip alles wie vorher. Nur, dass sie dich eben nicht mehr ganz so sehr hasst wie sonst.“ Manchmal hatte er einfach eine schrecklich direkte Art, die Wahrheit auszudrücken. Aber das war eines der Dinge, die James am meisten an ihm schätzte. James Gesichtsausdruck war immer noch verwirrt. Von dieser Seite hatte er das Ganze noch gar nicht betrachtet. Aber was hatte er denn erwartet? Dass Lily Evans und er nun plötzlich ein Paar sein würden, nur, weil er ihr im Gewächshaus geholfen und sie sein Geschenk angenommen hatte? Wie naiv war er im Bezug auf dieses Mädchen eigentlich? „Ich… richtig.“, seufzte er und lies die Schultern nach unten sacken. Seine Laune war plötzlich doch nicht mehr so himmelhochjauchzend wie noch vor wenigen Augenblicken. Remus bedachte Sirius mit einem tadelnden Blick und wandte sich dann wieder an das kleine Häufchen Elend, was neben ihm saß. „Sieh es doch mal von der positiven Seite, Krone: immerhin ist das eine Steigerung.“ „Das schon…“, murmelte James betrübt. „…Aber?“, hakte Remus dann nach. „Ich weiß auch nicht.“ „Vielleicht sollten wir erst einmal zum Abendessen gehen.“, schlug Peter plötzlich vor und James musste innerlich grinsen. Er fand, dass dies eine der besten Eigenschaften von Wurmschwanz war: immer dann ein völlig anderes Thema anzuschneiden, wenn es gerade überhaupt nicht passte. Denn im Moment war ihm eigentlich gar nicht danach, weiter über Lily zu sprechen. Wie auf Kommando knurrte Sirius‘ Magen. „Eine gute Idee.“, sagte er grinsend. Als sie schließlich an ihrem Haustisch saßen und aßen, musste James sich die ganze Zeit über dazu zwingen, nicht in Lilys Richtung zu schauen, weil er sonst befürchtete, rot anzulaufen. Stattdessen schloss er sich Sirius‘ Lästereien über das fettige Haar und die Hakennase von Severus Snape an, der den Fehler begangen hatte, sich genau in ihre Blickrichtung zu setzen. Peter kringelte sich vor Lachen bei jedem ihrer Witze. Nach dem Abendessen erhob sich Remus und schnappte sich seine Büchertasche, die er vorhin mitgenommen hatte. „Wo hin des Weges, Moony?“, wollte Sirius wissen. Der Angesprochene verdrehte genervt die Augen. „Heute ist Samstag. Wie du weißt, lerne ich dann immer mit Lily in der Bibliothek und mache Hausaufgaben. Schon seit Anfang des Schuljahres ist das so. Ihr müsst euch also heute alleine um eure Aufsätze kümmern.“ James vergaß so etwas, im Gegensatz zu seinem besten Freund, natürlich nicht. Hoffnungsvoll blickte er Remus an. „Könntest du sie nicht ein bisschen… naja, du weißt schon… ausfragen?“, wollte er wissen. „Manchmal frage ich mich, was ihr ohne mich machen würdet. Ich helfe euch bei den Hausaufgaben, und jetzt soll ich mich auch noch um eure Liebesangelegenheiten kümmern…“, erwiderte er mit einem Zwinkern und machte sich dann auf den Weg in die Bibliothek. Es hatte James einiges seiner Überredungskünste abverlangt, um Sirius davon zu überzeugen, weiter an ihren Aufsätzen zu schreiben. Eine ganze Weile arbeiteten sie schweigend, bis Peter sich schließlich von ihnen verabschiedete. „Ich geh schlafen.“, verkündete er und winkte den beiden noch zu, bevor er die Treppen zu den Schlafsälen nach oben stapfte. Als er nicht mehr zu sehen war, legte Sirius seine Feder beiseite. „Krone, wenn ich noch einen weiteren Buchstabe schreibe, fällt mir die Hand ab.“, klagte er und lies sich auf dem unbequemen Stuhl zurück sinken. James schaute auf und lächelte leicht. „Geht mir genauso.“, gab er zu und fuhr sich mit der linken Hand durch das zerstrubbelte Haar. Dann schaute er sich im Gemeinschaftsraum um und stellte fest, dass sie beinahe die letzten waren, die noch hier waren. Lediglich Alice und Frank, zwei ihrer Klassenkameraden, saßen aneinander gekuschelt auf dem Sofa vor dem großen Kamin und redeten leise miteinander. Er hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Der fast leere Gemeinschaftsraum an einem Samstagabend war jedoch ein Zeichen dafür, dass es verdammt spät sein musste. Remus und Lily hatte er bis jetzt auch noch nicht wieder gesehen… ob die beiden immer noch in der Bibliothek waren? Schnell verscheuchte er den Gedanken daran. „Was machen wir jetzt?“, wollte er stattdessen wissen. Sirius zuckte mit den Schultern und schien, seiner ernsten Miene nach zu urteilen, nachzudenken. Nur wenige Augenblicke später erhellten sich seine Gesichtszüge. „Ich hab eine Idee.“, verkündete er zufrieden und beugte sich über den Tisch zu James, bevor er weitersprach. „Aber dafür brauchen wir deinen Umhang und etwas wärmeres zum Anziehen.“, fügte er im Flüsterton hinzu. Nachdem sie ihre angefangenen Aufsätze in ihrem Schlafraum verstaut und sich James‘ Umhang sowie ihre Wintermäntel geschnappt hatten, hüllten sie sich zuerst in die warmen Jacken und warfen sich erst dann den Tarnumhang über, der dafür sorgte, dass sie für keinen mehr sichtbar waren. Bedacht darauf, kein Geräusch zu machen, durchquerten sie den Gemeinschaftsraum und kletterten dann durch das Porträtloch. Alice und Frank schienen die beiden nicht zu bemerken und auch die Fette Dame gab nur ein leises Schnarchen von sich, bevor sie wieder zuklappte. „Lumos.“, flüsterte Sirius unter dem Tarnumhang und zog ein altes Pergament aus seiner Umhangtasche. James legte seinen Zauberstab darauf und sagte, ebenfalls im Flüsterton: „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!“. Wie von Zauberhand verwandelte sich das wertlose Stück Papier in eine exakte Karte von Hogwarts. Sirius faltete diese einige Male, bis er das richtige Stockwerk gefunden hatte. „Okay, die Luft ist rein, Filch ist gerade im vierten Stock.“, murmelte er. „Wo willst du eigentlich hin?“, wollte James wissen. Sirius zwinkerte ihm im fahlen Licht, dass der Zauberstab verbreitete, zu. „Wirst du schon noch sehen.“ Sie schlichen den Gang entlang, bis sie schließlich die Treppe erreichten, die hinauf zum Astronomieturm führte. Sirius begann, die Stufen ´hinauf zu steigen und James folgte ihm, flüsterte ihm jedoch ein: „Was willst du denn da oben?“, zu. Sein bester Freund wandte sich nur kurz zu ihm um und zwinkerte ihm erneut zu. „Lass dich überraschen.“ James runzelte die Stirn, beließ es aber bei einem Schulterzucken. Sirius würde es ihm ohnehin nicht verraten. Nach Luft ringend erreichten sie nach einer Weile die Spitze des Turmes und somit auch die Aussichtsplattform. Ein eisiger Wind wehte ihnen um die Ohren und James bereute es, dass er keine Mütze mitgenommen hatte. Sirius zog den Tarnumhang von ihnen beiden herunter und befreite eine der Bänke, die hier standen, mit dem Zauberstab von der dicken Schnee- und Eisschicht. Danach trocknete er sie noch und nahm dann zufrieden Platz. James grinste schief und setzte sich neben ihn. Eine Weile genossen sie den Ausblick. Die Nacht war sternenklar und der Mond warf sein silbriges Licht auf die Ländereien von Hogwarts. „Es ist wahnsinnig kalt.“, stellte James nach einer Weile fest. „Zum Glück hab ich was dabei, dass uns wärmt.“, erwiderte Sirius grinsend und zog eine Flasche Feuerwhiskey aus seiner Umhangtasche. James musste lachen. „Du denkst auch wirklich an alles.“ „Nur die Gläser hab ich vergessen.“ „Das sollte kein Problem darstellen.“ Kurz kramte James in seiner Umhangtasche und fand, neben allerlei Müll, zwei Koboldsteine. Mit einem Wink seines Zauberstabs verwandelte er diese in zwei recht kleine Kelche. Sirius grinste. „Was würde ich nur ohne dich machen, Krone?“ Dankend nahm er eines der angebotenen Gefäße entgegen und goss dann in beide Feuerwhiskey. James stieß mit seinem besten Freund an und gleichzeitig leerten sie ihre Kelche, nur um gleich darauf das Gesicht zu verziehen. „Der schmeckt immer noch total scheußlich.“, stellte Sirius fest, schenkte ihnen jedoch gleich darauf nach. „Allerdings.“, bestätige James und lehnte sich zurück. „Wieso sind wir eigentlich hier, Tatze?“, fügte er hinzu. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich dachte, ein bisschen frische Luft in Kombination mit Alkohol und meiner Gesellschaft würde dir mal ganz gut tun. Du machst in letzter Zeit nicht gerade den Eindruck, als wärst du besonders gut drauf.“ James seufzte. „Ja, mag sein.“ Es dauerte ein Weilchen, bis Sirius wieder das Wort ergriff. „Ich vermute, das liegt in erster Linie an Lily.“ „Irgendwie schon.“ „Krone, wieso tust du dir das immer noch an?“ „Das hast du mich schon gefühlte tausendmal gefragt. Und meine Antwort wird jedes Mal die Gleiche sein: weil ich sie liebe.“ Sirius seufzte. „Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen.“ „Ich weiß.“, erwiderte James lächelnd und hielt seinem besten Freund den Kelch entgegen um ihm zu bedeuten, erneut mit ihm anzustoßen. Wieder leerten sie das Getränk in einem Zug. Ein angenehm warmes Gefühl breitete sich nach und nach in ihnen aus und aus diesem Grund war der kalte Wind auch gar nicht mehr so unerträglich. Wieder kehrte Stille ein, in deren Zwischenzeit sie noch zwei weitere Becher leerten. Allmählich fühlte sich James leicht benebelt und er wollte gar nicht daran denken, dass sie nachher die Wendeltreppe des Astronomieturmes auch wieder hinabsteigen mussten… „Was machen wir eigentlich nach dem Abschluss?“, fragte Sirius plötzlich. James schaute ihn verwirrt an. „Was meinst du? Ich dachte, wie hätten einen Plan? Wir wollten doch Auroren werden, oder nicht?“ Sirius blickte stur weiter geradeaus. „Ich weiß ja nicht, ob du deine Meinung vielleicht geändert hast.“, sagte er nach kurzem Zögern. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“, erwiderte er. „Angenommen, aufgrund irgendwelcher seltsamen Umstände funktioniert das mit dir und Lily doch. Würde der Plan dann immer noch seine Gültigkeit haben?“ „Aber natürlich!“, versicherte James ihm schnell. Jetzt grinste Sirius wieder. „Gut. Dann trinken wir darauf. Und wenn du dein Versprechen nicht halten solltest, trifft dich etwas Schlimmeres als alle drei der Unverzeihlichen Flüche zusammen!“ Erneut leerten sie ihre Kelche und James stellte fest, dass sich der Inhalt der Flasche gefährlich dem Ende zuneigte. Seine Bedenken, heute den Weg zurück in sein Bett zu finden, wuchsen von Minute zu Minute… Kapitel 5: ----------- Am nächsten Morgen erwachte er mit einem unangenehmen Pochen im Kopf. Verwirrt setzte James sich auf und schaute umher. Sirius lag im Nachbarbett, seinen Kopf unter dem Kissen vergraben. Remus und Peter schliefen ebenfalls noch. Wie spät es wohl war? Er warf einen Blick aus dem Fenster und stellte fest, dass die Sonne gerade im Begriff war aufzugehen. Er konnte nicht besonders lange geschlafen haben, fühlte sich aber seltsamerweise trotzdem ausgeruht, mal abgesehen von den Kopfschmerzen. Ganz untypisch für einen James Potter entschied er sich dafür, vor dem Frühstück noch ein wenig an seinen Aufsätzen weiterzuarbeiten, die noch immer nicht komplett fertig waren. Leise erhob er sich aus dem Bett, zog sich seinen Morgenmantel über und schnappte sich seine Schreibutensilien, die er gestern achtlos auf dem Boden abgelegt hatte. Peter schnarchte, sodass er davon ausgehen konnte, dass Sirius und Remus ihn nicht hörten, als er die Tür hinter sich ins Schloss zog. Mit nackten Füßen schlich er die Steinstufen hinab in den Gemeinschaftsraum, das Feuer im Kamin war wieder von den Hauselfen im Kamin entzündet worden, sodass eine angenehme Wärme den Raum erfüllte. James lies sich an seinem gewohnten Platz an einem der in den Ecken stehenden Tische nieder und schlug sein Buch auf. Abwesend blätterte er die Seiten um, bis er schließlich den richtigen Absatz gefunden hatte. Lustlos kritzelte er mit seiner Feder einige Worte auf das Pergament, bis er schließlich von einer Stimme aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Was tust du denn da?“ Eigentlich musste er sich nicht umdrehen, um zu erraten, wer da mit ihm gesprochen hatte, denn er würde diese Stimme immer wiedererkennen. Trotzdem wandte er den Kopf: Lily Evans stand am Fuß der Treppe und schaute ihn mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwunderung an. In ihrem dunkelroten Morgenmantel und mit den zerstrubbelten Haaren sah sie einfach umwerfend aus. „Hausaufgaben.“, nuschelte James. Irgendwie war ihm das ein bisschen peinlich. Wahrscheinlich sah er gerade aus wie ein Streber, weil er sich am frühen Morgen schon mit seinem Aufsatz beschäftigte. Und das war er nun ganz und gar nicht. Lily schien das ebenso zu sehen, denn sie runzelte zweifelnd die Stirn. „Aha.“, sagte sie und tat etwas, womit er nicht gerechnet hatte: sie setzte sich zu ihm an den Tisch. Nervös spielte er mit seiner Adlerfeder und war nicht mehr in der Lage, sich auf das Buch zu konzentrieren. Also entschied er sich, lieber etwas zu sagen, bevor die Stille noch peinlich werden würde. „Wieso bist du denn um diese Uhrzeit schon wach?“, fragte er also und fuhr sich durch seine sowieso schon unordentliches Haar. „ich weiß nicht. Hab nicht besonders gut geschlafen.“, antwortete sie. „Mh.“, antwortete James lediglich. Es brannte ihm auf der Zunge, Lily zu fragen, ob er mit ihr ausgehen würde – so, wie er es bei jeder Gelegenheit tat. Aber sein Gefühl verriet ihm, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Noch nicht. Er hob den Kopf, um sie anzusehen und stellte fest, dass sie die Kette, die er ihr geschenkt hatte, um den Hals trug. James musste lächeln. Ausgesucht hatte er das Geschenk gemeinsam mit Sirius, Remus und Peter, in den Sommerferien, als sie ihre Besorgungen für die Schule in der Winkelgasse gemacht hatten. Es war der pure Horror gewesen: Peter hatte die meiste Zeit nur mit den Schultern gezuckt, wenn James ihn nach seiner Meinung gefragt hatte, während Sirius alles als „kitschig“ oder „langweilig“ bezeichnete und ihm immer wieder Dinge vorschlug, die für ein Mädchen völlig ungeeignet waren, einfach nur, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Lediglich Remus äußerte ab und an konstruktive Vorschläge, was Lily gefallen könnte - denn immerhin war er seit dem zweiten Schuljahr gut mit ihr befreundet und somit in der Lage, das am ehesten einzuschätzen. Die Kette hatten sie schließlich in einem kleinen Schmuckladen gekauft. Die schon in die Jahre gekommene Verkäuferin hatte James beinahe eine Stunde lang sehr geduldig beraten und er entschied sich schließlich für einen silbernen Anhänger in Form eines Baumes – mit einer vielästigen Krone und weitreichenden Wurzeln, in deren Mitte ein Bernstein angebracht war. Eingerahmt wurde dies von einer hübschen, vergoldeten Blätterranke. Ganz sicher – er würde Lily gefallen, davon war James in diesem Moment felsenfest überzeugt gewesen. Und er schien Recht zu behalten – immerhin trug sie die Kette. Lily schien seinen Blick in jenem Moment zu bemerken und lächelte leicht. „Ach ja, vielen Dank für dein Geschenk. Die Kette ist wirklich hübsch.“ Genau in jenem Moment betrat Sirius laut gähnend den Gemeinschaftsraum. Lily verdrehte genervt die Augen und James musste über ihren Gesichtsausdruck unweigerlich grinsen. Zugegeben, der Moment war wirklich etwas unpassend. „Krone!“, rief er freudig und nahm auf dem Stuhl neben Lily Platz, die unbewusst ein Stück von ihm wegrutschte. „Tatze.“, erwiderte James ruhig. Sirius sah nicht wirklich ausgeruht aus. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen und seine Haut wirkte sehr blass. Wahrscheinlich hatte er einen Kater. Er würde wohl nie lernen, dass er Alkohol eigentlich nicht vertrug. „Wo hast du gesteckt, Krone? Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht.“ „Ich war die ganze Zeit über hier.“ Manchmal wunderte sich James darüber, wie taktlos sein bester Freund sein konnte. Er hatte sicherlich genau gesehen, dass er mit dem Mädchen hier an einem Tisch saß, in welches er seit der ersten Klasse verknallt war, nahm jedoch keine Rücksicht darauf. Vermutlich war ihm gar nicht bewusst, dass er im Moment einfach nur ein Störfaktor war. Egal, wie gut sie auch befreundet sein mochten. James allerdings war deswegen nicht etwas böse. Sirius war schon immer so gewesen und er würde wahrscheinlich auch immer so bleiben. Gerade das machte ihn ja, auf eine seltsame Art und Weise, liebenswert. James grinste, und widmete sich nun, nachdem er Lily einen entschuldigenden Blick geschenkt hatte, Sirius. „Wie hast du geschlafen, Tatze?“ Der Angesprochene nickte müde. „Ganz gut, bis Wurmschwanz mich mit seinem Schnarchen geweckt hat. Das hat man wahrscheinlich noch zwanzig Kilometer weiter gehört. Keine Ahnung, wie Moony bei dem Krach seelenruhig weiterschlafen kann.“ Lily erhob sich vom Tisch, nickte James kurz zu und verschwand dann nach oben in den Schlafsaal. Sirius blickte ihr nach und schaute dann zu seinem besten Freund. „Oh.“, sagte er schuldbewusst. „Was ist?“ „Hab ich euch bei irgendwas gestört?“ „Nicht wirklich.“, versicherte ihm James schnell. „Wahrscheinlich hätte ich sowieso gleich wieder angefangen zu stottern oder irgendetwas gesagt, wofür sie mich wieder für einen Trottel gehalten hätte. Du hast mir also sozusagen das Leben gerettet.“ „Oh mann, Krone.“, seufzte Sirius. „Irgendwann wird sie schon merken, was für eine tolle Partie du bist.“, fügte er aufmunternd hinzu und rieb sich die müden Augen. „Das hoffe ich.“ Kapitel 6: ----------- Am späten Nachmittag warf Sirius achtlos seine Feder beiseite und lies sich auf seinem Stuhl zurück sinken. „Schrecklich.“, jammerte er. James sah ihn an und lächelte gequält. „Wem sagst du das.“, pflichtete er ihm bei. „Stellt euch nicht so an.“, meinte Remus kopfschüttelnd und schaute die beiden über den Rand seines Buches hinweg an. „Aber das ist so furchtbar viel! Drei Aufsätze, die wir auch noch selbst ausarbeiten müssen! Wieso lässt du uns nicht mehr bei dir abschreiben, Moony?“, beschwerte sich Sirius weiterhin. Remus lachte leise. „Eigentlich habe ich immer nur dich abschreiben lassen, Tatze. Krone und Wurmschwanz haben ihre Hausaufgaben immer selbst gemacht. Außerdem kann ich dir mein Pergament in der Prüfung auch nicht einfach so rüberschieben, also dachte ich, es wäre ganz gut, wenn du dich schon mal daran gewöhnst. Außerdem bist du doch jetzt fertig.“ Sirius nuschelte als Antwort etwas Unverständliches und begann damit, die Pergamente seiner Aufsätze zu ordnen. Allerdings sah man ihm auch an, dass er ein kleines bisschen stolz war, alles allein erledigt zu haben. James widmete sich wieder seinem Aufsatz über die Koboldaufstände, den er gerade noch einmal auf Rechtschreibfehler überprüfte, als er nur wenige Augenblicke später von einer Stimme aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Ähm… hallo.“ Die vier Jungen blickten auf und schauten in das freundliche Gesicht von Alice Goodwill, Frank Longbottoms Freundin. James war ein wenig irritiert. Sie war Lilys beste Freundin und normalerweise nie ohne ihren Freund anzutreffen, aber Frank war hier, in dem um diese Zeit gut gefüllten Gemeinschaftsraum, nirgends zu sehen. Außerdem konnte er sich nicht daran erinnern, jemals wirklich ein Wort mit ihr gewechselt zu haben. „Hallo.“, erwiderte Remus freundlich. „Ich brauche eure Hilfe.“, sagte Alice ohne Umschweife, woraufhin die vier Rumtreiber sich irritiert ansehen. Sie wollte doch nicht etwa irgendwelchen Unfug anstellen, oder? Normalerweise wurden die vier Jungs nämlich nur dann um Hilfe gebeten. Sirius grinste und zog den leeren Stuhl neben sich ein wenig zurück, damit sie sich setzen konnte. „Einer Dame in Not sind wir doch gern behilflich.“ Dankend setzte sie und lächelte schüchtern. „Es geht um Lily.“ James wurde noch eine Spur aufmerksamer. „Was können wir tun?“, fragte er sofort und richtete sich neugierig auf. Alice sah ihn an, als hätte sie es nicht anderes von ihm erwartet, als dass er Feuer und Flamme sein würde, ohne vorher genau zu wissen, worum es ging. „Sie hatte doch gestern Geburtstag. Ich möchte eine Feier für sie veranstalten. Am nächsten Samstag. Ich weiß aber nicht so genau, wie ich hier in Hogwarts an so viel Essen und Getränke und… Butterbier kommen soll, um alle damit zu versorgen. Und es soll eine Überraschung werden. Da ich die meiste Zeit mit ihr verbringe, kann ich keine Party planen, ohne, dass sie davon Wind bekommen würde. Da ihr immer für spaßige Dinge zu haben sein scheint… hat Frank vorgeschlagen, ich soll mich an euch wenden.“ „Warum haben wir die Feier dann nicht schon gestern veranstaltet?“, hakte Sirius nach. Eine durchaus berechtigte Frage. „Also. Lily ist manchmal etwas… schwierig. Ich hab den Fehler gemacht ihr zu sagen, dass es doch toll wäre, ihren siebzehnten Geburtstag in Hogwarts zu feiern. Daraufhin hab ich stundenlang mit ihr diskutiert. Sie will nicht, dass so eine Aufregung um ihre Person gemacht wird und hat sich gestern deswegen extra bis spät in die Nacht vom Gemeinschaftsraum ferngehalten. Da ich Lily kenne, hab ich mir sowas schon gedacht… eine Party wäre also gestern voll nach hinten losgegangen. Also war meine Idee, sie einfach auf nächste Woche zu verschieben. Damit rechnet sie nie.“ Sirius lachte. „Ihr Mädchen macht euch ja richtig Gedanken um so etwas. Ich würde denjenigen einfach dazu zwingen, zur Party zu kommen – ob er will, oder nicht.“ „Ich glaube, Lily kann man zu nichts zwingen.“, erwiderte James daraufhin. Alice sah unschlüssig von einem zum anderen. „Würdet ihr mir denn dabei helfen?“, fragte sie leise. „Natürlich.“, sagte Remus schnell, bevor Sirius eine Bemerkung über Lily und ihre Einstellung zu dem Wörtchen „Spaß“ machen konnte, wie er es sonst bei jeder Gelegenheit tat. „Vielen, vielen Dank!“, sagte sie glücklich. „Aber Lily darf…“ „…nicht davon erfahren. Kein Problem.“, führte Remus ihren Satz augenzwinkernd zu Ende. Die folgende Woche war ein wenig stressig für die vier Rumtreiber: neben ihren ganzen sonstigen Tätigkeiten wie – in James‘ Fall Quidditchtraining – Lernen für die Abschlussprüfungen, Hausaufgaben und der Vollmondnacht die sie in der Heulenden Hütte verbrachten, mussten sie nun eine Party organisieren. Das geringere Problem stellte die Besorgung des Essens dar – die Hauselfen in der Küche überschlugen sich nahezu vor Glück über ihre Bestellungen. Etwas mehr Aufwand erforderte es, Butterbier zu besorgen. Die pflichtbewussten Hauselfen wussten, dass es ihnen nicht erlaubt war, ohne weiteres Alkohol an Minderjährige herauszugeben. Aber nachdem Remus einige Tage in Folge bei ihnen vorbeigeschaut und Honig ums Maul geschmiert hatte, willigten sie ein, ihnen Butterbier bereitzustellen und boten sogar von ganz allein noch einige Flaschen Met an. „Dein Charme ist einfach nicht zu schlagen, Moony.“, sagte Sirius lachend, als Remus seinen drei Freunden am Abend im Schlafsaal davon berichtete. Peter war für die Dekorationen und alles andere, was im Entferntesten damit zu tun hatte, verantwortlich. Also auch für die Einladungen. Glücklich über eine so wichtige Aufgabe, fertigte er an einem einzigen Nachmittag Einladungskarten für alle Schüler des Hauses Gryffindor an. Sirius und James mussten sich nun darum kümmern, dass jeder seine Karte erhielt, ohne, dass Lily davon etwas mitbekam, was gar nicht immer so einfach war. Denn, in den letzten Jahren, hatte sie es sich angewöhnt, die Rumtreiber im Auge zu behalten, damit sie keinen Unfug anstellen konnten – und sie hatte ein unglaublich feines Gespür dafür entwickelt, wenn sie irgendetwas planten. Weiterhin mussten Tatze und Krone dafür sorgen, dass jeder, der eine Einladung bekam, unbedingt Stillschweigen darüber bewahren musste, damit es Lily Evans nicht erfuhr. Das führte dazu, dass diese noch misstrauischer wurde, weil die Gespräche ihrer Mitschüler immer verstummten, wenn sie sich in der Nähe befand. Am Donnerstagabend baute sie sich schließlich drohend vor dem Tisch auf, an dem die Rumtreiber für gewöhnlich saßen. Lily stemmte ihre Hände in die Hüften und schaute ernst von einem zum anderen. „Ich weiß, dass ihr irgendetwas vorhabt!“ Die vier schauten mit unschuldigen Mienen in das grimmige Gesicht der Rothaarigen. „Was meinst du?“, wollte Remus wissen und bemühte sich, ein Grinsen zu unterdrücken. „Das weißt du genau!“ Sirius lächelte ihr freundlich zu. „Was bist du so misstrauisch, Herzchen?“, fragte er. Lily funkelte ihn grimmig an. „Ihr habt seit einer halben Ewigkeit keinen Blödsinn mehr angestellt, nicht einmal im Unterricht. Wer wäre da nicht misstrauisch!?“ Im Gemeinschaftsraum war es totenstill geworden. Alle schauten gespannt zu den fünf Personen in der Ecke des Zimmers. „Vielleicht wollen wir uns bessern.“, warf Peter ein. Die Rothaarige schaute alle vier noch einmal prüfend an. „Wenn ich herausfinde, dass ihr etwas vorhabt, mach ich euch einen Kopf kürzer.“, schwor sie und ging mit diesen Worten hoch erhobenen Hauptes die Stufen zum Schlafsaal hinauf. Am Samstagabend war der Gemeinschaftsraum schon recht zeitig beinahe gänzlich leer. Lily und Remus lernten gemeinsam an einem Tisch, der nahe des Kamins stand. Die Bibliothek, wo die beiden sonst immer waren, war für einige Tage geschlossen, weil irgendjemand immerwährende Stinkbomben darin losgelassen hatte. Ganz Hogwarts wusste, dass es wohl die Rumtreiber gewesen sein mussten, aber da es mitten am Tag geschehen war und niemand sie gesehen hatte (wegen des Tarnumhangs natürlich) war es nicht möglich, ihnen etwas nachzuweisen. Natürlich war dies für einen guten Zweck gewesen – Lily musste heute Abend im Gemeinschaftsraum sein, damit der Plan, sie mit ihrer Geburtstagsparty zu überraschen, aufgehen würde. Frank und Alice saßen auf dem großen Sofa, wie gewöhnlich. Gleich würde ihr großer Augenblick kommen. Von ihnen hing nun ab, ob alles glatt gehen würde. James, Sirius und Peter saßen an ihrem angestammten Platz und taten so, als würden sie an ihren Hausaufgaben arbeiten. „Ich weiß überhaupt nicht, wieso du mich jetzt schon wieder bevormunden willst!“, rief Frank plötzlich für alle hörbar und sprang auf. „Das tue ich überhaupt nicht.“, verteidigte sich Alice. „Oh, und ob! Tu dies, tu das, tu jenes! Langsam geht mir das gehörig auf die Nerven.“ James blickte beinahe unmerklich hinüber zu Lily. Der Plan schien zu funktionieren. Sie schaute besorgt in die Richtung ihrer besten Freundin. „Ach, was du nicht sagst. Du bist auch nicht gerade ein Heiliger! Dein ständiges Gelaber über Kräuterkunde langweilt mich ehrlich gesagt zu Tode!“, schimpfte Alice weiter. „Na, wenn das so ist, dann verschwinde doch!“, rief Frank erzürnt. Tränen traten in Alice‘ Augen. Sie war wirklich wahnsinnig überzeugend. „Ist das also jetzt das Ende?“, fragte sie mit gebrochener Stimme. „Wenn du es so willst“, erwiderte Frank trocken, woraufhin Alice die Treppen in den Mädchenschlafsaal hinaufrannte. Lily folgte ihr schnellen Schrittes, ohne sich noch einmal nach den Anwesenden im Gemeinschaftsraum umzuschauen. „Sind sie weg?“, fragte Remus nach einer Weile leise. „Ich glaube schon.“, erwiderte Frank und grinste breit. Sirius sprang auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Ihr wart klasse.“, beteuerte er. „Danke. Hat uns auch einiges an Übung gekostet.“ Auch James war aufgestanden. „Wir sollten uns beeilen. In zwanzig Minuten werden die beiden Mädchen wieder nach unten kommen. Dann müssen wir fertig sein. Ihr wisst doch alle noch, was ihr zu tun habt?“ Peter und Frank schmückten den Gemeinschaftsraum mit der von Peter angefertigten Dekoration und räumten so um, dass auch alle Gryffindors Platz haben würden. Währenddessen sagte Remus allen anderen Schülern des Hauses, die jetzt in ihren Schlafräumen waren, Bescheid, dass sie nach unten kommen und sich ruhig verhalten sollten, um die Überraschung nicht zu verderben. Inzwischen rannten Sirius und James in die Küche, wo sie den Hauselfen Bescheid gaben, dass sie nun das zubereitete Essen, sowie alle Getränke, in den Gemeinschaftsraum bringen sollten. Nach exakt fünfzehn Minuten standen alle Gryffindors versammelt in dem gemütlichen Zimmer, welches ein wenig abgedunkelt worden war, damit Lily nicht sofort den Menschenauflauf sehen würde. Es dauerte nicht lange, da kam sie auch schon die Stufen hinab gerannt. „Frank Longbottom!“, rief sie erzürnt. „Ich…“ Weiter kam sie nicht. In jenem Moment wurde der Raum wieder erhellt und alle riefen „Überraschung!“, im Chor. Das hübsche rothaarige Mädchen schien verwirrt zu sein, bis Alice hinter ihr lachend die Treppe hinab gelaufen kam und sie von hinten umarmte. „Freust du dich nicht? Die Feier ist nur für dich!“ „Ich… ich hab doch gesagt, ich möchte keine Party.“, sagte Lily kleinlaut und Tränen stiegen in ihre Augen. Gleich darauf wandte sie sich um und fiel Alice um den Hals. Keine Frage, sie freute sich… Wenige Minuten später war die Geburtstagfeier in vollem Gange. Die Rumtreiber saßen auf vier der unzähligen Sitzkissen und tranken jeder ein Butterbier, als Alice und Frank sich plötzlich zu ihnen gesellten. „Vielen Dank.“, sagte das braunhaarige Mädchen glücklich und lächelte. „Du musst uns nicht danken. Ihr habt doch genauso daran mitgewirkt.“, erwiderte Remus freundlich. „Aber ohne euch wäre die Feier nicht so toll geworden.“, fügte Frank hinzu und legte den Arm um Alice‘ Schulter. James konnte dem Gespräch gar nicht richtig folgen. Er hatte Lily erspäht, die auf einem der großen gemütlichen Sessel vor dem Kamin saß. Schnell stand er auf, schnappte sich einen der Kelche voll Met von den umher schwebenden Tabletts und setzte sich dann auf die Lehne rechts von ihr. Er reichte ihr den Becher, den sie dankend annahm. Eine Weile schauten die beiden schweigend in die Flammen. „Die Party ist toll.“, sagte sie schließlich und man sah ihr an, dass sie es ehrlich meinte. „Ja, war die Idee von Alice.“ „Aber ihr habt ihr geholfen.“ „Natürlich. Wieso sollten wir das auch nicht tun?“ Lily nippte an ihrem Kelch und sah ihn dann an. „Ich hab noch nie erlebt, dass die Rumtreiber etwas gemacht haben, was niemandem Schaden zufügt. Das ist das Netteste, was ihr je für jemanden getan habt, ist dir das klar?“ James überlegte einen Moment. Irgendwie… hatte sie Recht. Untereinander halfen sich die vier immer, das stand außer Frage. Aber wenn er es recht bedachte, war alles, was sie bisher angestellt hatten, wirklich nur darauf ausgelegt gewesen, anderen Unrecht zu tun oder Streiche zu spielen. „Das ist wahr.“, sagte er also schließlich. „Anscheinend werdet ihr auch erwachsen. Allmählich.“, erwiderte Lily und lachte. „Da wäre ich nicht zu optimistisch.“, fügte James zwinkernd hinzu. „Aber… es wäre schön, wenn dem so ist.“ Schüchtern senkte sie den Blick und sein Herz begann zu rasen. James fuhr sich durch das Haar, wie er es immer tat, wenn er verlegen, verwirrt, gelangweilt, müde oder sauer war. Dieses Mal war Ersteres der Fall. Er hatte das Gefühl, dass Lily Evans langsam anfing, ihn zu mögen. Irgendwie. James durfte es sich jetzt nur nicht mit ihr verderben. Dann… ja, dann würde sie vielleicht mit ihm ausgehen. Irgendwann. Kapitel 7: ----------- Noch Wochen später sprachen alle Gryffindors von Lily Evans Geburtstagsfeier – wahrscheinlich würde diese in die Geschichte eingehen. Das denkwürdigste, was an jenem Abend passierte, war das Auftauchen von Professor McGonagall gewesen. Wutentbrannt, über solch einen Lärm, war sie gegen zwei Uhr morgens in den Gemeinschaftsraum gestürmt, wo ihr im ersten Moment der Atem gestockt hatte. Kein Wunder, immerhin waren alle Schüler vom ersten bis zum siebten Jahr des Hauses anwesend und gerade dabei, lautstark „Ein Kessel voller heißer, starker Liebe“ zu grölen. (Schon seltsam, dass Oldies immer auf Feiern voller Inbrunst gesungen werden, obwohl man sie normalerweise verabscheut.) Innerhalb weniger Sekunden verstummten alle Schüler und schauten in das strenge Gesicht ihrer Hauslehrerin, die zunächst die Augenbrauen hob, dann jedoch nur den Kopf schüttelte und wieder verschwand, ohne irgendwem einen Verweis, Punkteabzug, Strafarbeiten oder Nachsitzen aufzudrücken. Selbst Lily Evans, die in Hogwarts als mindestens genauso streng wie McGonagall galt, hatte ihren Spaß. Sie lachte, tanzte, sang und beharrte lediglich darauf, dass die Erst-, Zweit und Drittklässler nur alkoholfreies Butterbier tranken, worauf die älteren Jahrgänge ihr zuliebe peinlichst genau achteten. Wer würde es sich schon freiwillig mit der Schulsprecherin verderben wollen? Nach dieser Party war so etwas wie eine Freundschaft zwischen den vier Rumtreibern, Alice Goodwill, Frank Longbottom und Lily Evans entstanden. Zumindest erledigten sie jetzt täglich ihre Hausaufgaben zusammen und lernten gemeinsam. Auch schien so etwas wie ein kleiner Waffenstillstand zwischen Sirius und Lily zu herrschen, die sich früher auf den Tod nicht hatten ausstehen können. Zwar machte Tatze noch seine Witze darüber, dass Lily eine Spaßbremse sei, wann immer er die Möglichkeit dazu hatte, woraufhin die Rothaarige jedoch stets nur mit einer Bemerkung über seinen durch und durch kindisches Verhalten konterte. Schlussendlich lachten sie jedes Mal beide darüber und kein Streit entbrannte. Anfangs hatte James nur verständnislos den Kopf darüber geschüttelt. Das alles nur wegen einer Party? Wieso war er nicht früher darauf gekommen, eine zu veranstalten, verdammt!? Auch hatten die Rumtreiber ihre Taktik im Bezug auf das Spielen von Streichen ein wenig geändert: und zwar so, dass sie es jetzt heimlich und ohne Zuschauer taten. Das ersparte ihnen in erster Linie eine Menge Ärger und Nachsitzen. Weiterhin machte es einen Heidenspaß, den Lehrern und Filch dabei zuzuschauen, wie sie versuchten, den vieren ihre Taten nachzuweisen – vergebens, dank Tarnumhang und der Karte des Rumtreibers. Es war Anfang April, kurz nach seinem siebzehnten Geburtstag, als James erneut den Mut aufbrachte, Lily darum zu bitten, mit ihr auszugehen. Sie waren die letzten ihrer kleinen Lerngruppe, die noch im Gemeinschaftsraum saßen und an ihren Hausaufgaben arbeiteten, als er verstohlen aufsah und sie beobachtete. Lily kaute am hinteren Ende ihrer Feder, hatte den Kopf in ihre rechte Hand gestützt, sodass ihr langes rotes Haar in ihr Gesicht hing. Angestrengt las sie in ihrem Buch und sah einfach bezaubernd aus, mit diesem nachdenklichen Gesichtsausdruck. „Lily?“, sagte James vorsichtig. Sie schaute auf und blickte ihn fragend an. „Ja?“ „Ich…“, er brach ab, weil er sich im ersten Moment nicht richtig traute. Verdammt, was war los? Lily schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Los, raus damit.“ James atmete tief durch. „Lily Evans, würdest du gern mit mir ausgehen?“ Im ersten Moment schien sie ein wenig überrascht zu sein. Dann trat ein nachdenklicher Ausdruck auf ihr Gesicht, sodass er das Gefühl hatte, er müsse noch etwas sagen. „Ich weiß, dass ich dir seit der dritten Klasse damit auf die Nerven gehe. Und mir ist klar, dass irgendwann Schluss sein muss. Darum frage ich dich heute zum letzten Mal. Wenn du nicht willst, werde ich dich danach in Ruhe lassen. Versprochen.“ Sie hatte ihre Feder beiseite gelegt. Verlegen strich sie ihr langes Haar hinter die Ohren. „Ja. Gern.“, flüsterte sie schließlich. Irgendwie fühlte er sich, als hätte ihn gerade der Blitz getroffen. Er war zu keiner Regung fähig, konnte nichts sagen, nichts denken. Nach zweihundertfünfundzwanzig Nein’s hatte er endlich sein Ja bekommen! „Alles okay?“, fragte Lily nach einer Weile besorgt. „Du siehst so blass aus.“ Hastig nickte James und atmete tief ein. Irgendwie hatte er das gerade vergessen. „Also am Samstag?“, fragte er hoffnungsvoll. Sie nickte, stand auf und packte schnell ihre Schulsachen zusammen. „Denk dir etwas Nettes aus. Und schlaf gut, James.“, sagte Lily, bevor sie auf die Treppen zuging, die zum Schlafsaal nach oben führten. „Du auch.“, hauchte er zurück und schaute ihr glücklich hinterher. James fühlte sich, als würde er schweben. Alles war… so unwirklich. Er hatte es endlich geschafft. Seine Traumfrau würde mit ihm ausgehen! Nun musste er sie nur noch von seinem unwiderstehlichen Charme überzeugen. Und das, dachte er grinsend, sollte das geringere Problem darstellen. Kapitel 8: ----------- Am Samstagnachmittag wartete James ungeduldig im Gemeinschaftsraum auf Lily. Immer wieder ging er vor dem Kamin auf und ab, während Sirius in der Nähe in einem der großen Ohrensessel saß und ihm kopfschüttelnd zusah. „Du solltest dich beruhigen, Krone.“, warf er ein. James nickte, wanderte aber weiter hin und her. „Du hast Recht.“, gab er zu. „Für den Anfang wär’s ganz gut, wenn du dich hinsetzt.“ „Ja, das stimmt.“ Abwesend lies er sich auf die Lehne des Sessels fallen, auf dem sein bester Freund saß. „Werd ich‘s versauen, Tatze?“, fragte er dann leise. Sirius überlegte einen Moment. Normalerweise hätte er jetzt einen niederschmetternden Kommentar von sich gegeben – einfach nur, um James zu ärgern. Aber er spürte, dass sein bester Freund Wert darauf legte, dass er ihm Mut machte. „Ich denke nicht, Krone.“ „Was macht dich da so sicher?“ „Ich weiß es einfach. Was soll schon schief gehen?“ „Zum Beispiel könnte ich mich zum kompletten Vollidioten machen.“, gab James seufzend zu bedenken. Sirius lachte. „Krone, sie kennt dich seit der ersten Klasse und in all den Jahren hast du dich vor ihren Augen mehr als nur einmal zum Vollidioten gemacht, also kann es nicht schlimmer werden, als es bisher schon gewesen ist. Dass sie jetzt mit dir ausgeht, ist ein gutes Zeichen. Sie scheint dich mittlerweile doch irgendwie zu mögen. Auf eine seltsam abgedrehte Lily-Evans-Art.“ James nickte und schien ein wenig beruhigt zu sein. Tatze boxte ihn leicht auf den Oberarm. „Keine Panik. Ihr werdet einen tollen Nachmittag haben.“, versprach er. Wenige Minuten später kam Lily in den Gemeinschaftsraum und hakte sich lächelnd bei James unter, der ihr den Arm hinhielt. Schweigend liefen sie nebeneinander durch das Schloss und Krone genoss die verwirrten Blicke der Schüler, denen sie begegneten. „Wohin gehen wir?“, fragte Lily nach einer Weile. „Zunächst in den fünften Stock.“, erwiderte James. „Und was wollen wir dort?“ „Wirst schon sehen.“ Nachdem sie das fünfte Stockwerk erreicht hatten, ging James geradewegs zur Statue von Gregor dem Kriecher. „Wir sind da.“, verkündete er stolz. Lily hob fragend die Augenbrauen, woraufhin James leise lachte und dann seinen Zauberstab hervorkramte. Er schaute sich um, tippte drei Mal auf die riesige Nase des hässlichen Steinklotzes und flüsterte dann: „Relino.“ Daraufhin bewegte sich die Statue bereitwillig zur Seite und James schlüpfte in den dahinterliegenden Geheimgang. Er blickte sich zu Lily um und hielt ihr die Hand entgegen. „Kommst du mit?“, fragte er mit einem schelmischen Grinsen. Die Angesprochene schaute sich kurz unschlüssig an, ergriff dann aber James‘ Hand und schlüpfte ebenfalls in den dunklen Gang. Hinter ihnen verschloss Gregor der Kriecher den Eingang wieder. Beide flüsterten „Lumos“ im Chor, woraufhin das helle Licht ihrer Zauberstäbe entflammte. James lief los und Lily folgte ihm bereitwillig. Er wunderte sich ein wenig, dass sie ihm gar keinen Vortrag hielt, dass es nicht richtig war, hier herumzustreunen. Wahrscheinlich war seine Begleitung einfach nur zu neugierig, wo der Weg sie hinführen würde. Sie liefen eine ganze Weile, etwa zwanzig Minuten und die meiste Zeit bergauf, sprachen jedoch kein Wort. Schließlich erreichten die beiden einen massiv aussehenden Stein. Wieder tippte James drei Mal mit seinem Zauberstab gegen den Fels und flüsterte „Relino“, woraufhin der Klotz beiseite rollte. Das Licht der Sonne blendete die beiden im ersten Moment, aber es dauerte nicht lange, bis ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. James kletterte zuerst aus der Dunkelheit hinaus und half dann Lily. Dieser entfuhr ein leises „Wow.“, nachdem sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte und sich bewundernd umschaute. Sie waren auf einem hübschen grasigen Hügel, von wo aus man alles überblicken konnte. Rechterhand lag Hogwarts, auf der linken Seite, noch ein ganzes Stück entfernt, Hogsmeade. Hinter ihnen standen unzählige Kirschbäume, während sich direkt vor ihnen noch mehr Wiesen erstreckten, auf denen bunte Blumen blühten. Es war ein bisschen wie in einem Bilderbuch. James lies die Tasche von seiner Schulter herabgleiten und kramte eine große Decke heraus, die er ausbreitete. Lily nahm lächelnd Platz und er setzte sich neben sie. „Wie findest du‘s?“, fragte James vorsichtig. Sie strahlte ihn glücklich an. „Es ist wunderschön.“, gab sie zu. Er lächelte selbstzufrieden. „Ich dachte mir schon, dass es dir gefällt.“ Dann lies er sich nach hinten ins Gras fallen und starrte hinauf in den Himmel, Lily tat es ihm gleich. „Ich hätte nie gedacht, dass du wirklich einmal mit mir ausgehen würdest.“, sagte James plötzlich. Sie lachte. „Ich ebenfalls nicht.“ „Bereust du denn, dass du zugesagt hast?“, fragte er vorsichtig. Lily dachte kurz darüber nach. „Nein. Ich glaube nicht.“ „Was macht dich da so sicher?“ Wieder antwortete sie nicht gleich, sondern ergriff stattdessen seine Hand und drückte sie leicht. „Ich weiß es einfach. Halt mich nicht für verrückt, aber ich glaube, ich gehöre zu dir. Irgendwie.“ Ein leichter Wind kam auf und sorgte dafür, dass sie zartrosa Blätter der Kirschblüten, die an den Bäumen hinter ihnen prangten, in ihre Richtung geweht wurden und sich wie eine hauchzarte Decke über ihnen und um sie herum ausbreitete. Für ein paar Minuten war James nicht in der Lage, irgendetwas darauf zu erwidern, was Lily soeben gesagt hatte. Sein Herz schlug viel zu schnell, als dass er richtig denken konnte. Vorsichtig drehte er den Kopf zur Seite um sie anzusehen und herauszufinden, ob das eben wirklich ihr Ernst gewesen war. Sie erwiderte seinen Blick schüchtern und lächelte. Und in ihren grünen Augen war deutlich abzulesen, dass sie jedes Wort so gemeint hatte. James legte vorsichtig seine linke Hand auf ihr Gesicht und streichelte Lilys Wange zaghaft mit seinem Daumen. Schließlich, ohne weiter darüber nachzudenken, küsste er sie und überschlug sich innerlich beinahe vor Freude, als sie den Kuss erwiderte. In diesem Moment wusste James, dass er es ihm endlich gelungen war, seiner Traumfrau bewusst zu machen, dass sie beide zusammengehörten. Und jetzt würde er sie nie wieder gehen lassen. Epilog: -------- So. Es gibt zwar keinen Prolog, aber ich finde, ein neues Kapitel hätte irgendwie nicht gepasst. Nicht wirklich. Ich hab mich übrigens – falls die FF überhaupt jemand lesen sollte ;) – dazu entschieden, eine Fortsetzung zu schreiben, über Lilys und James‘ Zeit nach Hogwarts, falls daran auch jemand Interesse haben sollte. Bin schon fleißig am tippen, also sollte sie in den nächsten Tagen online gehen. So, dann nun viel Spaß mit dem Epilog. =) ************* Mittlerweile war es Juni und schon so angenehm warm, dass die vier Rumtreiber, sowie Lily, Frank und Alice ihre Lernaktivitäten nach draußen verlegt hatten. Im Halbkreis saßen sie im Schatten einer großen Eiche am See. „Ich dreh durch, bevor das alles vorbei ist, ganz bestimmt.“, schwor Lily plötzlich und fuhr sich mit der rechten Hand durch ihr langes rotes Haar, was so aussah, als hätte sie das in den letzten Stunden des Öfteren getan, da es in alle Richtungen abstand. Eine Eigenart, die sie sich irgendwie von James abgeschaut haben musste. James sah von seinem Buch auf und blickte in Lilys verzweifeltes Gesicht. „Wieso?“, fragte er abwesend. „Ist das dein Ernst!?“, fragte sie ein wenig lauter, sodass auch alle anderen eher unfreiwillig von ihren Aufzeichnungen aufsahen. Auch Sirius teilte ihren verzweifelten Gesichtsausdruck, bemühte sich jedoch, ihr ein wenig Mut zu machen. „Wir haben doch noch zwei Wochen Zeit zum Lernen.“, nuschelte er. Lily schüttelte abwesend den Kopf. „Ich glaube nicht, dass das reicht.“ Remus konnte ein Lachen nun nicht mehr unterdrücken. „Was ist so lustig?“, keifte die Rothaarige und blitze ihren Gegenüber misstrauisch an. „Ich glaube du bist eine derjenigen, die sich am wenigsten Sorgen um ihre UTZ’s machen muss, Lily. Deine Noten sind einsame spitze. Wieso solltest du jetzt plötzlich versagen?“ „Weil…“ Ihr fiel kein Grund ein. James grinste, legte seinen Arm um seine Freundin und zog sie zu sich. Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und grinste dann hinüber zu Remus. „Du weißt doch, dass sie sich immer umsonst viel zu viele Sorgen macht.“ „Das ist allerdings wahr.“, pflichtete ihm Alice bei. „Ich mache mir gar nicht umsonst Sorgen. Ich bin nur… realistisch besorgt.“, erwiderte Lily trotzig. Unweigerlich mussten alle Anwesenden über ihre Ausdrucksweise lachen, was sie noch mehr dazu brachte, vor sich hin zu schmollen. James stand auf und reichte seiner Freundin die Hand. „Komm, du kannst eine kleine Pause vertragen.“, sagte er augenzwinkernd. Lily blickte kurz nachdenklich auf ihr Buch, ergriff dann jedoch James‘ Hand und lies sich von ihm mitziehen. „Wo gehen wir hin?“, wollte sie wissen, nachdem die beiden einige Schritte gegangen waren. „Zu den Hauselfen, ein paar Snacks holen. Die anderen können auch eine kleine Stärkung vertragen, glaube ich.“, erwiderte James und warf einen Blick zurück. Ihre Freunde waren schon wieder in Aufzeichnungen und Bücher versunken. Lily nickte. „Gute Idee.“, seufzte sie. Langsam schlenderten sie hinüber zum Schloss, Hand in Hand. „Ich hab‘ das vorhin übrigens ernst gemeint. Also, dass du dir immer unnötig Sorgen machst. Das tust du wirklich.“ „Ja, ich weiß.“, gab Lily zu. „Das musst du nicht. Weder, dass du deine Prüfungen nicht bestehen könntest, noch darüber, dass ich dich nach Hogwarts sitzen lassen werde.“ Er musste unweigerlich den Kopf schütteln. Vor einigen Tagen hatte sie doch tatsächlich ein Gespräch über eben jenes Thema mit ihm begonnen. Anfangs hatte er sich gefragt, ob er irgendetwas falsch gemacht hatte, denn irgendwie musste sie ja auf diese Idee gekommen sein. Im Laufe ihrer Unterhaltung hatte Lily ihm dann gestanden, dass sie ihn liebte und es furchtbar wäre, wenn sie plötzlich ohne ihn sein müsste… Zärtlich drückte sie seine Hand und blieb stehen, James ebenso. „Ich weiß. Tut mir Leid.“ Er schaute sie verwirrt an. „Dir muss nichts Leid tun.“ „Doch. Es war blöd von mir, dir zu unterstellen, du würdest oder könntest mich verlassen. Wäre auch ziemlich idiotisch, nachdem du so lange um mich gekämpft hast.“ James musste lächeln. Die freie Hand legte er auf ihre Taille, dann gab er ihr einen zärtlichen Kuss. Als er sich wieder von ihr löste, strahlte Lily ihn glücklich an. Sein Herz schlug so unglaublich schnell, dass er fürchtete, es könne ihm jeden Augenblick in der Brust zerspringen. So ging es ihm immer, wenn er in ihre grünen Augen schaute und er zweifelte nicht, dass sich daran je etwas ändern könnte. „Ich gehöre dir. Für immer. Nichts und niemand wird daran je etwas ändern können.“, versprach er und drückte sie fest an sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)