All Yours von sherd (Lily EvansxJames Potter) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Am nächsten Morgen erwachte er mit einem unangenehmen Pochen im Kopf. Verwirrt setzte James sich auf und schaute umher. Sirius lag im Nachbarbett, seinen Kopf unter dem Kissen vergraben. Remus und Peter schliefen ebenfalls noch. Wie spät es wohl war? Er warf einen Blick aus dem Fenster und stellte fest, dass die Sonne gerade im Begriff war aufzugehen. Er konnte nicht besonders lange geschlafen haben, fühlte sich aber seltsamerweise trotzdem ausgeruht, mal abgesehen von den Kopfschmerzen. Ganz untypisch für einen James Potter entschied er sich dafür, vor dem Frühstück noch ein wenig an seinen Aufsätzen weiterzuarbeiten, die noch immer nicht komplett fertig waren. Leise erhob er sich aus dem Bett, zog sich seinen Morgenmantel über und schnappte sich seine Schreibutensilien, die er gestern achtlos auf dem Boden abgelegt hatte. Peter schnarchte, sodass er davon ausgehen konnte, dass Sirius und Remus ihn nicht hörten, als er die Tür hinter sich ins Schloss zog. Mit nackten Füßen schlich er die Steinstufen hinab in den Gemeinschaftsraum, das Feuer im Kamin war wieder von den Hauselfen im Kamin entzündet worden, sodass eine angenehme Wärme den Raum erfüllte. James lies sich an seinem gewohnten Platz an einem der in den Ecken stehenden Tische nieder und schlug sein Buch auf. Abwesend blätterte er die Seiten um, bis er schließlich den richtigen Absatz gefunden hatte. Lustlos kritzelte er mit seiner Feder einige Worte auf das Pergament, bis er schließlich von einer Stimme aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Was tust du denn da?“ Eigentlich musste er sich nicht umdrehen, um zu erraten, wer da mit ihm gesprochen hatte, denn er würde diese Stimme immer wiedererkennen. Trotzdem wandte er den Kopf: Lily Evans stand am Fuß der Treppe und schaute ihn mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwunderung an. In ihrem dunkelroten Morgenmantel und mit den zerstrubbelten Haaren sah sie einfach umwerfend aus. „Hausaufgaben.“, nuschelte James. Irgendwie war ihm das ein bisschen peinlich. Wahrscheinlich sah er gerade aus wie ein Streber, weil er sich am frühen Morgen schon mit seinem Aufsatz beschäftigte. Und das war er nun ganz und gar nicht. Lily schien das ebenso zu sehen, denn sie runzelte zweifelnd die Stirn. „Aha.“, sagte sie und tat etwas, womit er nicht gerechnet hatte: sie setzte sich zu ihm an den Tisch. Nervös spielte er mit seiner Adlerfeder und war nicht mehr in der Lage, sich auf das Buch zu konzentrieren. Also entschied er sich, lieber etwas zu sagen, bevor die Stille noch peinlich werden würde. „Wieso bist du denn um diese Uhrzeit schon wach?“, fragte er also und fuhr sich durch seine sowieso schon unordentliches Haar. „ich weiß nicht. Hab nicht besonders gut geschlafen.“, antwortete sie. „Mh.“, antwortete James lediglich. Es brannte ihm auf der Zunge, Lily zu fragen, ob er mit ihr ausgehen würde – so, wie er es bei jeder Gelegenheit tat. Aber sein Gefühl verriet ihm, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Noch nicht. Er hob den Kopf, um sie anzusehen und stellte fest, dass sie die Kette, die er ihr geschenkt hatte, um den Hals trug. James musste lächeln. Ausgesucht hatte er das Geschenk gemeinsam mit Sirius, Remus und Peter, in den Sommerferien, als sie ihre Besorgungen für die Schule in der Winkelgasse gemacht hatten. Es war der pure Horror gewesen: Peter hatte die meiste Zeit nur mit den Schultern gezuckt, wenn James ihn nach seiner Meinung gefragt hatte, während Sirius alles als „kitschig“ oder „langweilig“ bezeichnete und ihm immer wieder Dinge vorschlug, die für ein Mädchen völlig ungeeignet waren, einfach nur, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Lediglich Remus äußerte ab und an konstruktive Vorschläge, was Lily gefallen könnte - denn immerhin war er seit dem zweiten Schuljahr gut mit ihr befreundet und somit in der Lage, das am ehesten einzuschätzen. Die Kette hatten sie schließlich in einem kleinen Schmuckladen gekauft. Die schon in die Jahre gekommene Verkäuferin hatte James beinahe eine Stunde lang sehr geduldig beraten und er entschied sich schließlich für einen silbernen Anhänger in Form eines Baumes – mit einer vielästigen Krone und weitreichenden Wurzeln, in deren Mitte ein Bernstein angebracht war. Eingerahmt wurde dies von einer hübschen, vergoldeten Blätterranke. Ganz sicher – er würde Lily gefallen, davon war James in diesem Moment felsenfest überzeugt gewesen. Und er schien Recht zu behalten – immerhin trug sie die Kette. Lily schien seinen Blick in jenem Moment zu bemerken und lächelte leicht. „Ach ja, vielen Dank für dein Geschenk. Die Kette ist wirklich hübsch.“ Genau in jenem Moment betrat Sirius laut gähnend den Gemeinschaftsraum. Lily verdrehte genervt die Augen und James musste über ihren Gesichtsausdruck unweigerlich grinsen. Zugegeben, der Moment war wirklich etwas unpassend. „Krone!“, rief er freudig und nahm auf dem Stuhl neben Lily Platz, die unbewusst ein Stück von ihm wegrutschte. „Tatze.“, erwiderte James ruhig. Sirius sah nicht wirklich ausgeruht aus. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen und seine Haut wirkte sehr blass. Wahrscheinlich hatte er einen Kater. Er würde wohl nie lernen, dass er Alkohol eigentlich nicht vertrug. „Wo hast du gesteckt, Krone? Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht.“ „Ich war die ganze Zeit über hier.“ Manchmal wunderte sich James darüber, wie taktlos sein bester Freund sein konnte. Er hatte sicherlich genau gesehen, dass er mit dem Mädchen hier an einem Tisch saß, in welches er seit der ersten Klasse verknallt war, nahm jedoch keine Rücksicht darauf. Vermutlich war ihm gar nicht bewusst, dass er im Moment einfach nur ein Störfaktor war. Egal, wie gut sie auch befreundet sein mochten. James allerdings war deswegen nicht etwas böse. Sirius war schon immer so gewesen und er würde wahrscheinlich auch immer so bleiben. Gerade das machte ihn ja, auf eine seltsame Art und Weise, liebenswert. James grinste, und widmete sich nun, nachdem er Lily einen entschuldigenden Blick geschenkt hatte, Sirius. „Wie hast du geschlafen, Tatze?“ Der Angesprochene nickte müde. „Ganz gut, bis Wurmschwanz mich mit seinem Schnarchen geweckt hat. Das hat man wahrscheinlich noch zwanzig Kilometer weiter gehört. Keine Ahnung, wie Moony bei dem Krach seelenruhig weiterschlafen kann.“ Lily erhob sich vom Tisch, nickte James kurz zu und verschwand dann nach oben in den Schlafsaal. Sirius blickte ihr nach und schaute dann zu seinem besten Freund. „Oh.“, sagte er schuldbewusst. „Was ist?“ „Hab ich euch bei irgendwas gestört?“ „Nicht wirklich.“, versicherte ihm James schnell. „Wahrscheinlich hätte ich sowieso gleich wieder angefangen zu stottern oder irgendetwas gesagt, wofür sie mich wieder für einen Trottel gehalten hätte. Du hast mir also sozusagen das Leben gerettet.“ „Oh mann, Krone.“, seufzte Sirius. „Irgendwann wird sie schon merken, was für eine tolle Partie du bist.“, fügte er aufmunternd hinzu und rieb sich die müden Augen. „Das hoffe ich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)