All Yours von sherd (Lily EvansxJames Potter) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Als James am Morgen des 30. Januar erwachte, verspürte er ein unangenehm flaues Gefühl in der Magengegend. Zuerst stand ein wichtiges Quidditch Spiel gegen Ravenclaw auf dem Plan, ihre härteste Konkurrenz in diesem Jahr. Am Nachmittag hatte er geplant, Lily sein Geschenk zu überreichen… und das war in erster Linie der einzige Grund für seine Nervosität. Etwas Weiches landete auf seinem Gesicht, was James innerhalb weniger Sekunden als Kissen identifizieren konnte. Genervt zog er es herunter und schaute nach rechts. Sirius saß im Schneidersitz auf seinem Bett und grinste ihn an. „Wieso schmeißt du eigentlich immer irgendwelchen Kram nach mir?!“, wollte James wissen und warf das Kissen mit einem nicht gerade gut gezielten Schuss nach seinem besten Freund und verfehlte ihn somit um einige Zentimeter. In letzter Zeit landeten auffallend oft alle möglichen Gegenstände an seinem Kopf. Und nicht immer waren sie weich. „Weil ich deinen leidenden Gesichtsausdruck nicht ertragen kann.“, antwortete Sirius. Seine Miene verriet jedoch, dass er diese Aussage durchaus ernst meinte und ihn nicht nur aufziehen wollte. James lächelte gequält. „Keine Ahnung, was du meinst.“ „Oh mann. Lily macht dich fertig. Und so langsam treibt mich das in den Wahnsinn. Von Jahr zu Jahr wird dein Trübsal blasen schlimmer. Wir haben schon seit einer halben Ewigkeit keinen Blödsinn mehr angestellt. So wie früher“, beschwerte sich Sirius. „Früher. Du meinst also, so wie vor zwei Wochen.“, erwiderte Krone und lachte. „Genau.“, gab Krone trotzig zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht will sich Krone aber auch einfach nur intensiver um das Lernen für die Abschlussprüfungen kümmern.“, warf Remus von der anderen Seite des Raums ein. Sirius und James schauten einander an und prusteten beinahe gleichzeitig los. Das war nun wirklich mehr als abwegig. James war nun wirklich niemand, der sich stundenlang hinter die Bücher klemmte. Im Gegenteil. Meist endete das gemeinsame Lernen damit, dass er mit seinem Buch in der Hand vor dem wohlig warmen Kamin im Gemeinschaftsraum eindöste. Seine guten Noten waren wahrscheinlich nur darauf zurückzuführen, dass er sich, aus welchen Gründen auch immer, Dinge wahnsinnig gut merken konnte, die er einmal gehört hatte. Also reichte es aus, einen Großteil seiner Aufmerksamkeit dem Unterrichtsgeschehen zu widmen. „Oh, ja. Verzeihung. Wie konnte ich auch nur daran denken, dass ihr beide euren Abschluss irgendwie ernst nehmen würdet.“, maulte Remus mit genervter Stimme. „Tun wir doch.“, warf Sirius ein. „Inwiefern?“ „Ähm…“, darauf wusste er keine Antwort. Und es kam wirklich unwahrscheinlich selten vor, dass Sirius tatsächlich einmal sprachlos war. „Dacht ich‘s mir doch.“, sagte Remus also zufrieden und schwang seine Beine aus dem Bett, um sich anzukleiden. Auch James war gerade dabei, in seine Quidditchuniform zu schlüpfen, da das Spiel nur wenige Stunden nach dem Frühstück stattfinden würde. Er dachte darüber nach, was James gesagt hatte: es stimmte, bis auf die kleine Schlacht im Gemeinschaftsraum vor einigen Tagen hatte er sich wirklich gut benommen und keinen Unfug angestellt. Der Grund dafür war definitiv nicht das Lernen. Er versuchte einfach nur zu vermeiden, von Lily zur Schnecke gemacht zu werden. James wollte ihr zeigen, dass er nicht ein solcher Idiot war, wie sie es stets von ihm behauptete… aber ob das wirklich Wirkung zeigen würde? Das Spiel gegen Ravenclaw zu gewinnen stellte letztendlich keine besonders große Herausforderung dar. Wenige Minuten nach Spielbeginn wurde der Sucher durch einen besonders harten Klatscher von seinem Besen geworfen und brach sich den Arm, als er auf dem gefrorenen Boden aufschlug, sodass er nicht weiterspielen konnte. Weitere zwanzig Minuten später fing Sirius den Schnatz und meinte sogar, Lily zu sehen, wie sie ihm zujubelte, als er wie gewohnt seine Ehrenrunde einmal um das komplette Spielfeld drehte. Nachdem er sich umgezogen hatte, lief er eilig in Richtung Schloss, um noch pünktlich zum Mittagessen zu erscheinen. Als er sich setzte, klopfte Sirius ihm anerkennend auf die Schulter. „Super Spiel, Krone.“, nuschelte er zwischen zwei Bissen Kartoffelauflauf. Peter nickte bekräftigend, Remus jedoch sah nicht einmal von seinem Teller auf. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe. Der nächste Vollmond schien vor der Tür zu stehen. James nahm sich selbst etwas Auflauf, rührte sein Essen jedoch nicht an. Die Nervosität vom Morgen war wieder zurück gekehrt. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es drei Uhr war, dann würde er Lily sein Geschenk überreichen. Er hatte sich selbst, und auch seinen drei Freunden, geschworen, dass dies sein allerletzter Annäherungsversuch sein würde. Irgendwann musste er doch einfach einsehen, dass er keine Chance bei ihr hatte. Kurz vor drei Uhr am Nachmittag verließ James, in seinen Wintermantel gehüllt, das Schloss und stapfte über den schneebedeckten Rasen in Richtung der Gewächshäuser. Er wusste, dass Lily sich freiwillig bei Professor Sprout gemeldet hatte, den Samstagsdienst für das Verpflegen der Pflanzen zu übernehmen, damit ihre Kräuterkundelehrerin wenigstens einen komplett freien Tag in der Woche genießen konnte. Er sah noch jetzt vor seinem geistigen Auge, wie der fülligen Frau die Tränen in die Augen gestiegen waren, als Lily ihr diesen Vorschlag unterbreitet hatte. Sie war schlicht und ergreifend zu gut für diese Welt. Je näher er dem Gewächshaus kam, umso heftiger schlug sein Herz. Als er den Eingang schließlich erreicht hatte, blieb er für ein paar Sekunden wie versteinert stehen, um seinen ganzen Mut – wieder einmal – zusammenzunehmen. Schließlich trat er beherzt ein und stieß beinahe mit Lily zusammen, die ihn erst verwundert anschaute und dann die Augenbrauen zusammenzog. „Was willst du denn hier?“, knurrte sie. In diesem Moment entschied er sich, seine Taktik ein wenig zu ändern. Eigentlich hatte er ihr nur das Geschenk in die Hand drücken und dann gleich wieder verschwinden wollen. „Ich… ähm… wollte dir helfen… wenn du nichts dagegen hast.“, brachte er stammelnd hervor. Die Rothaarige schaute für einen Moment skeptisch, schien dann aber froh über dieses Angebot zu sein. „Klar. Du kannst dich um das Unkraut bei den Kartoffelbauchpilzen kümmern. Aber pass auf, dort verstecken sich manchmal ein paar Doxys…“ James folgte der Anweisung ohne zu murren und eine Weile arbeiteten sie schweigend. Lily stand ihm gegenüber, bei einem der anderen Beete. Schließlich fasste sich James ein Herz und ergriff das Wort. „Wie weit bist du denn schon mit deinem Aufsatz über die Koboldaufstände?“, fragte er beiläufig. Lily seufzte. „Ich weiß nicht. Irgendwie komme ich im Moment nicht so richtig voran. Die Lehrer halsen uns einfach viel zu viel auf.“ James nickte, blickte aber nicht auf, weil er wusste, dass er wieder seine Sprache verlieren würde, wenn er in ihre grünen Augen blickte. „Allerdings. Ich weiß noch nicht so richtig, wie ich die Aufsätze in Zaubertränke und Zauberkunst bis Montag fertig bekommen soll. Wahrscheinlich muss ich heute die ganze Nacht durcharbeiten.“ „Geht mir ähnlich. Aber immerhin ist das unser Abschlussjahr. War ja zu erwarten, dass das nicht einfach werden würde.“ Und ehe es sich die beiden versahen, waren sie tatsächlich in ein Gespräch vertieft, was nicht daraus bestand, dass Lily James seine Verantwortungslosigkeit und unendliche Dummheit vorwarf. Die beiden sprachen einfach über alles Mögliche: die Schule, Lehrer, Aufsätze, die bevorstehenden Abschlussprüfungen,… Innerlich freute sich der Dunkelhaarige wie ein Schneekönig: Lily Evans sprach mit ihm, als wäre er ein normaler Mensch! Zum Schluss räumten sie noch gemeinsam das Gewächshaus auf und traten dann wieder hinaus in die Kälte. Mittlerweile war es schon dunkel. Wie lange sie wohl gebraucht hatten? „Naja, dann… danke für deine Hilfe.“, sagte Lily schließlich und wollte sich gerade in Richtung Schloss aufmachen, aber James hielt sie sanft am Arm zurück. „Warte kurz.“, sagte er und fummelte in seiner Manteltasche herum, bis er schließlich das kleine Päckchen fand. Er blickte in Lilys Gesicht, die ein wenig verunsichert dreinschaute und lächelte vorsichtig. „Alles Gute zum Geburtstag, Lily Evans.“, sagte er leise und hielt ihr das Geschenk entgegen. Die Rothaarige schien nicht richtig zu wissen, was sie jetzt tun sollte. Normalerweise war James, neben Sirius, ihr Hassobjekt Nummer eins, aber angesichts der letzten paar Stunden, in denen er wirklich nett gewesen war, wollte sie ihn jetzt nicht vor den Kopf stoßen, das sah man ihr deutlich an. Nach einigen endlos langen Sekunden nahm sie schließlich das kleine Päckchen an sich. „Danke.“, sagte sie nur, lächelte leicht und ging dann in Richtung Schloss davon. James stand noch einige Sekunden wie angewurzelt vor den Gewächshäusern. Das war soeben das allererste Mal gewesen, dass er von Lily Evans keine Abfuhr bekommen hatte. Und bei diesem Gedanken machte sein Herz einen freudigen kleinen Hüpfer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)