Tausend und eine Geschichte 2 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Ups! Schon wieder... ------------------------------- „Mr. Heel, wir machen nun eine kleine Pause, bis das Set soweit ist.“, der Regisseur sah ihn unsicher an. Er wusste immer noch nicht, ob der eigenartige düstere Schauspieler, der mehr Straßenschläger zu sein schien und alle in seiner Umgebung durch seine bloße Anwesenheit beunruhigte, ihn nun verstanden hatte oder nicht. Das Mädchen, das ständig um ihn herum war, schien alles für ihn zu übersetzen, doch war sie nun nicht hier. Sie war mindestens genauso merkwürdig, wie der Schaulspieler selbst es war, wenngleich sie sich im Hintergrund hielt. Statt dem Regisseur zu antworten, ließ er ihn einfach stehen und ging weiter. Er verließ das Set und ging ohne Umschweife zu der Ecke, in der er Setsu zurückgelassen hatte. Als er gegangen war, hatte sie auf einem Sessel gelegen und in seinem Skript geblättert, wie sie es in letzter Zeit ständig tat. Es hatte viel Geduld und Überredung gebraucht, sie dazu zu bewegen, ihm nicht zu folgen, doch schließlich hatte er es doch geschafft. Es war nicht so, dass er sie nicht um sich haben mochte oder sie ihn störte, doch er mochte die Blicke nicht, mit denen sie bedacht wurde. Und er sorgte sich zusehends darum, dass es vielleicht keine so gute Idee gewesen war, sie in dieses Chaos seiner Doppelrolle zu verstricken. Noch dazu war da dieser Hauptdarsteller, der sich schon am ersten Drehtag unbeliebt gemacht hatte, als er ihr am Automaten zu nahe gekommen war. Was hieß zu nahe... Wenn er ehrlich war, dann war er nur hinter ihr aufgetaucht und hatte versucht, etwas über seine Rolle als Cain Heel zu erfahren, von der er nichts wusste. Sie hatte ihn eiskalt abblitzen lassen und ihn bemerkt, wie er ihnen von der Seite her zugesehen hatte. Er mochte diesen Schauspieler nicht. An seiner Ausstrahlung und später auch an seinem Spiel hatte er erkannt, dass dieser Typ Erfahrungen auf der Straße gesammelt hatte, wie er selbst auch, nur traute er ihm nicht. Schon das er Setsu statt ihn angesprochen hatte, um sie auszuhorchen, schmeckte ihm nicht. Es wirkte so unaufrichtig. Aber auch der Blick, mit dem dieser Typ sie bedachte, passte ihm nicht. Wäre sie in der Realität ihre Schwester, hätte er schon längst etwas unternommen. Klar, sie war vom Setting ihrer Rolle her seine Schwester, doch sie war auch sehr eigensinnig, stur, dickköpfig, naiv und regelrecht unkontrollierbar. Außerdem war sie die Frau, die er liebte und für die er sich insgeheim entschieden hatte, auch wenn er ihr das nicht sagen würde. Wenn er ehrlich war, dann war das der eigentlich Grund dafür, dass er sie noch besitzergreifender behandeln und gegen diesen Typen abschotten wollte. Warum musste sie auch ständig einen anderen auf sich aufmerksam machen? Er wusste ja, dass es keine Absicht war, aber dennoch frustete es ihn ganz schön! Zuerst Sho Fuwa, der wieder auf sie aufmerksam geworden war, dann dieser Vieh Ghoul, der sie zunächst stalkte und sie dann auch noch dazu brachte, ihm Schokolade zu machen, danach sein Stuntdouble, dass sie mit zur Party von Dark Moon nahm und sie ausstaffierte und nun der Kerl. Er bog um eine Ecke, während sein Mantel ihm wehend um die Knöchel spielte und blieb aprubt stehen. Sie lag immer noch auf dem Sessel, die Beine über die Armlehne geschwungen, den Kopf an die Rückenlehne gelehnt, schlafend. Das Skript lag aufgeschlagen auf ihrer Brust und ihr linker Arm war ihr vom Bauch gerutscht und baumelte nun neben ihr und dem Sessel herab. Er lächelte sanft und blieb vor dem Sessel stehen. Sie hatte sich nicht gerührt, wenn man von dem Heben und Senken ihrer Brust beim Atmen absah. Ein sanfter und zufriedener Ausdruck lag auf ihrem schlafenden Gesicht. Das letzte Mal als er sie so hatte schlafen sehen, war sie so erschöpft gewesen, dass sie mit dem Kopf auf seinem Gästebett eingeschlafen war, während sie daneben gekniet hatte. Doch es war der gleiche friedliche Ausdruck gewesen. Er schreckte aus seinen Gedanken auf, als sie etwas vor sich hin prabbelte, was er nicht verstand und dann mit leicht geöffnetem Mund weiter schlief. Er versuchte nach dem Skript zu greifen, ohne dabei ihre Brust zu streifen und unbemerkt ihre rechte Hand davon herunter zu schieben, aber als ihre Hand sich bewegte, regte sie sich schließlich. Verschlafene Augen blickten müde zu ihm auf und es schien einen Moment zu dauern, bis sie begriff wo sie war: „Bist du schon fertig?“ „Nein, ich brauche nur das Skript, damit wir weiter machen können.“, er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Kann ich was helfen?“, sie konnte kaum die Augen offen halten. „Nein, schlaf ruhig weiter. Ich hol dich, wenn wir soweit sind.“ „Wirklich nicht?“ „Ja, es ist schon spät, also schlaf schön.“, er hatte sich neben sie gekniet und lehnte nun vorsichtig seine Stirn an die ihre, als sie auch schon wieder einschlief, ein Lächeln auf den Lippen und den Kopf ihm zugewandt. Als er sich wieder erhob, verblasste das Lächeln und sie lehnte ihren Kopf wieder gegen die Rückenlehne. Zwei Stunden, in denen sein Gegenüber ständig seinen Text vergessen hatte und er es dennoch geschafft hatte, bis auf diese eine Szene nahezu immer sofort das OK für seine Szenen zu bekommen, später, ging er zu Setsu zurück, die von der Maskenbildnerin zugedeckt worden war, während sie immernoch unverändert auf dem Sessel schlief. „Sie ist ganz schön müde. Ich dachte, ich tue ihr einen Gefallen, wenn ich sie zudecke.“, die Frau aus der Maske wirkte ganz schön verängstigt. Er lächelte sie dankbar an, bevor sie sich scheinbar so schnell wie möglich verzog. Er kniete sich nebend den Sessel, um sie besser ansehen zu können und sie von der Decke zu befreien, bevor er seinen Mantel, den er sich ausgezogen hatte, über sie legte. Dann nahm er ihre Tasche, in die er das Skript hatte fallen lassen, in seine linke Hand und nahm sie vorsichtig auf seine Arme, ihren Kopf an seine Brust gelehnt. Sie griff nach seinem Hemd und hielt sich im Schlaf daran fest. Als er sie nach draußen zum Taxi trug, dass sie zum Hotel bringen würde, atmete sie tief ein, als würde sie an ihm riechen, lächelte und öffnete verschlafen ihre Augen: „Fahren wir wieder zum Hotel?“ „Ja, ich bin jetzt fertig.“, er stieg hinter ihr in den Wagen, in den er sie zuvor gesetzt hatte: „Schlaf weiter, wir sind bald da.“ „Hat alles geklappt?“, er konnte sich denken, was sie meinte. „Ja, mach dir keine Gedanken.“ „Ich hätte nicht so lange schlafen sollen. Ich hab alles verpasst.“ „Ist schon okay. Du kannst ruhig weiter schlafen. Du bist immer noch ganz schön müde, was?“ Er erinnerte sich daran, wie sie zuvor auf dem Sessel eingeschlafen war. Er hatte seine Augen kaum von ihr abwenden können. Es wurde aber auch nicht langweilig sie im Schlaf zu beobachten. Sie räusperte sich leise, drehte sich auf die andere Seite, spielte mit einer Schnur ihres Oberteiles oder einer Haarsträhne, prabbelte kurz, kicherte, lächelte und schlief im nächsten Moment dann doch einfach mit leicht geöffnetem Mund weiter. Sie tat das alles in beliebiger Reihenfolge und verlor niemals ihren friedlichen Ausdruck ihrer Augen. Als sie endlich am Hotel angekommen waren, verstummt sie plötzlich. Er hatte ihr nicht mehr zugehört. Ihr Blick sprach Bände: „Wie spät ist es?“ Er warf einen Blick auf die Amatur des Taxis: „2.00 Uhr morgens.“ „Hast du denn schon etwas geschlafen?“, sie schlug sich eine Hand vor den Mund und versteckte somit ein gewaltiges Gähnen. „Nein. Ich hatte keine Zeit.“ Sie hüpfte ein wenig in die Höhe, als sie sich im Sitz zu ihm umwandte: „Und dann schleppst du mich noch durch die Gegend?“ „Wieso nicht?“, er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während der Wagen zum Stehen kam. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er ihn ihren Augen bereits einen Hauch von Mio erkennen konnte. Er hatte schon mit Mio gerechnet, doch verbarg sie sich nun lediglich in ihren Augen und er wusste nicht ganz, was er davon halten sollte. Etwas war anders, doch er begriff nicht, was es war. „Wenn wir jetzt im Zimmer sind, gehst du am Besten sofort schlafen. Zum Glück hatte ich etwas zum Essen mitgenommen, sonst hättest du jetzt gar nichts im Magen. Du hast es doch gegessen, oder? Warum hast du mich auch nicht wach gemacht?! Du siehst schrecklich müde aus.“, sie stockte, während sie in den Fahrstuhl stiegen und sah ihn besorgt an: „Geht’s dir auch wirklich gut?“ Er lächelte sie an: „Ja.“ Sie erwiederte es leicht. Sie schien noch immer sehr müde zu sein, was sie sich aber offenbar nicht anmerken lassen wollte. Er marschierte ins Bad, während sie die Tasche auspackte und das dreckige Geschirr, in dem sie heute ihr Essen mitgenommen hatten, abwusch. Er hatte gerade sein Hemd ausgezogen und öffnete nun seine Hose, als sie plötzlich die Tür aufriss: „Setsu, wie oft willst du das eigentlich noch machen?“ Sie sah ihm überrascht ins Gesicht und begegnete seinem Lächeln, behielt aber scheinbar die Fassung: „1. hab ich nicht gemerkt, dass du schon im Bad bist, sonst wäre ich nicht schon wieder reingeschneit.“ „Wäre ja nicht das erste Mal.“, er lächelte sie vielsagend an und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie tief einatmete. „Und 2. könntest du ja auch zur Abwechslung mal abschließen, dann würde das gar nicht passieren.“ Er beobachtete sie während sie zum Waschbecken ging, griff nach dem Türschloss, drehte den Schlüssel im Schloss und lehnte sich an die Tür. Als sie das klacken des Schlüssels im Schloss hörte, zuckte sie zusammen und wandte sich abrupt um. Er konnte regelrecht beobachten, was sich in ihrem Inneren abspielte. Auf ihrem Gesicht wechselten die Emotionen in Windeseile von Schreck, Angst und Verwirrtheit zu Schahm, Grübelei, Nervosität und schließlich einer tauben Fassung. „Ich meinte, wenn ich nicht im Bad bin, sonst hat das doch gar keinen Sinn.“ Er stieß sich von der Tür ab und ging langsam auf sie zu: „Ich dachte mir nur, wenn du so gerne zu mir ins Bad kommst, wäre es doch gemein, dich auszusperren.“ Sie wich rückwärts an das Waschbecken zurück: „Und warum hast du dann abgeschlossen?“ Sie legte den Kopf schief und er bekam plötzlich Angst seine Selbstkontrolle zu verlieren: „Das wolltest du doch.“ Er platzierte seine Hände rechts und links von ihrem Kopf am Spiegel ab, der über dem Waschbecken hing, über das sie sich nun nach hinten lehnte, um ihm zu entgehen. Sie hatte offenbar die gleiche Befürchtung wie er selbst, was seine Selbstbeherrschung betraf, doch spiegelte sich tief in ihren Augen auch wieder etwas von ihrer Courage wieder, die sie an der Abschlussfeier von Dark Moon überraschend gezeigt hatte. Damals hatte sie ihn schon überrumpelt, aber dass sie nun auch wieder so reagieren könnte, bereitete ihm nun Angst. Er war ihr sehr nahe und wenn sie nun wieder mit ihm flirten würde, war er sich sicher, dass er sich nicht mehr zurückhalten können würde. Sie machte einen Schmollmund: „Cain, das ist nicht lustig.“ Er hörte wie er ihr antwortete: „Soll es ja auch nicht sein.“, während er sich noch fragte, ob er es wirklich gerade sagte. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut! Als er das letzte Mal so reagiert hatte, waren sie in seiner Küche auf dem Fußboden gelandet und hatte sie fast geküsst. „Komm schon, du willst endlich duschen und ich will wieder schlafen. Außerdem müssen wir morgen früh raus, also beweg dich endlich.“, sie legte ihre Hände an seine nackten Schultern und versuchte ihn wegzuschieben. Er spürte die Wärme, die sie auf ihn ausübten fast überdeutlich. Sie offenbar auch, denn sie sah überrascht auf ihre Hände hinunter und stockte in der Bewegung. Er konnte nicht mehr in ihre Augen sehen, da ihm ihre Haare die Sicht versperrten. Er nahm seine Hände vom Spiegel und stellte sich wieder gerade auf, ohne sie aus den Augen zu lassen. Sie war seiner Bewegung gefolgt und hatte sich wieder gerade hingestellt. Ob dieser Bewegung nahm sie erschrocken ihre Hände von seinen Schlüsselbeinen und sah ihm kurz verlegen in die Augen, ehe sie sich wieder fing und in alter Manier an ihm vorbeigehend und den Raum verlassend sagte: „Mach das du fertig wirst und noch eine Mütze voll Schlaf bekommst.“ Als er aus der Dusche kam, lag sie bereits schlafend in ihrem Bett. Zumindest glaubte er das, denn sie hatte sich in ihrer Decke vergraben. 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