Barock (Arbeitstitel) von Xai (keine ahnung, wie das heißen wird, wenns fertig ist..) ================================================================================ April 1623 ---------- „Herr, Ihr müsst aufstehen. La Comtesse, sie gebärt Euer erstes Kind.“ Ich stand auf. Langsam. Ich bin jetzt dreiundzwanzig Jahre alt, im Jahre 1600 geboren. La Comtesse, meine wunderbare Frau – das ich nicht lache – ist jünger als ich. Grade einmal siebzehn. Ich weiß selber nicht, warum ich sie gewählt habe. Ich brauchte eine Frau, natürlich, aber mein Vater hat mir jede Menge adelige Mädchen vorgestellt. Wunderschön. Reich. Mächtig. Langweilig! Vater war begeistert von ihnen – ich hasste sie. Natürlich, ich hasste meinen Vater, deswegen hasste ich auch alles, was er mochte. Ja, ich spreche in der Vergangenheit, denn er starb, als ich grade dreizehn Jahre alt war, vor zehn Jahren. Zehn Jahre des Junggesellenlebens alle schauten auf mich, wollten Bündnisse mit meinem Reich schließen und meine Heirat erzwingen. Doch ich ging nicht darauf ein. Ich stieß sie alle vor den Kopf, indem ich das Mädchen aus dem Dorf heiratete. Ich liebte sie nicht und sie mich auch nicht. Sie war ganz hübsch anzusehen. Sie erhielt von mir Macht und Einfluss. Ihre Familie wurde ernährt. Mehr erwartete sie nicht von mir. Und ich kam zu ihr, wenn ich Lust hatte. Wir waren anfangs nicht verheiratet. Sie arbeitete in der Küche, ich nahm sie mir, ließ sie in meine Räume kommen, nahm sie in der Halle, in der Küche, im Stall, einfach überall. Und dann wurde sie schwanger. Schnell musste die Hochzeit erfolgen. Dieses Kind würde schließlich mein Erstgeborenes sein. Erbe dieses Landes. Ein Bastard kam da nicht infrage. Also: Hochzeit. Na toll. Vor acht Monaten war die große Feier. Am 23. September – ungewöhnliches Datum für so ein Fest. Nur später ging es halt nicht. Madame war ja schwanger... Seitdem haben wir uns nicht eine Nacht lang ein Lager geteilt. Sie hat ihre Gemächer, ich die meinigen und wir treffen uns höchstens bei öffentlichen Banketten und höfischen Zeremonien. Zum Glück stellte sie sich clever an, eine tollpatschige Königin wäre ja noch schöner. Nun war es so weit – mein Kind würde geboren werden. Hoffentlich ein Sohn. Ein Stammhalter war das Wichtigste, das hatte sein Vater immer gesagt und seine Berater waren auch dieser Meinung. Also erst so lange La Comtesse schwängern bis sie einen Sohn kriegt bevor ich meinen Neigungen nachgehen kann. Ja, meinen Neigungen. La Comtesse wird mich nie glücklich machen, das wusste ich schon lange. Ich hatte sie nur gewählt, damit meine körperlichen Gelüste befriedigt werden. Auch dies wurde von mir verlangt, auch wenn das eigentlich erst n a c h der Hochzeit der Fall sein sollte. Aber an so bescheuerte Regeln muss Il Comte sich nicht halten. Ich mache die Regeln, ich kann sie auch brechen. Jetzt muss ich, nachdem ich endlich diese erste Pflicht erfüllt hab nur noch herausfinden, was genau denn meinen Neigungen entspricht... Da lag allerdings auch das Problem. Schöne Frauen schön und gut, aber sie reizen mich nicht – so rein gar nicht. Viel zu aufgedreht, immer nur am Kichern und Kokettieren. Schrecklich! Ich verzichte so weit es geht auf ihre Gesellschaft und vertreibe mir meine Zeit lieber auf Jagden. Das wurde von einem „reichen, verwöhnten Jüngling“ wie ich angeblich einer war auch stereotypisch erwartet. Aber das kann ich ja auch nicht wirklich meine „Neigung“ nennen, mit der ich den Rest meines kümmerlichen Lebens verbringen will. Dann lieber mit meinen Jagdfreunden. Auch wenn sich die zum Großteil aus Bediensteten zusammensetzen. Ich mag sie, auch wenn sich so was nicht schickt. Mein Reitknecht Victore ist mir ein guter Freund geworden. Er würde mich wohl eher unterstützen, als all die Adeligen, die sich meine Freunde schimpfen. Victore ist bildhübsch für einen Mann – und auch schöner als so manche Frau – grade einmal 19 Jahre alt und ein guter Redner. Er versteht es Leute in seinen Bann zu ziehen, das war auch der Grund, warum ich ihn eingestellt habe. Er hat so lange auf mich eingeredet, bis ich ihm nachgegeben habe. Was er mir erzählt hat kann ich heute nicht mehr sagen und wenn ich ehrlich bin, hätte ich es auch damals nicht gekonnt, so sehr haben mich seine grünen Augen gefangen genommen. Vielleicht sehnte ich mich damals nur nach einem Spielgefährten, ich war fünfzehn und er zwölf und wir trafen uns wann immer es möglich war und spielten Verstecken und solche Kindereien. Eingestellt als Stallbursche, der sich trotz seiner Jugend rasend schnell hochgearbeitet hat – zielstrebig und ehrgeizig. Nächste Woche ist der zwanzigste Geburtstag meines lieben Victores und wäre es nicht „unschicklich“ würde ich ein großes Bankett ihm zu Ehren abhalten. Aber Victore ist auch viel zu bescheiden. Ein großes Bankett würde ihn nur erschrecken und so habe ich eine kleine Feier auf dem hinteren Hof angeordnet. Das ist wohl eher sein Geschmack. Schenken werde ich ihm das Pferd, das er immer auf unseren gemeinsamen Ausritten nimmt – viel zu feurig für einen unerfahrenen Reiter, aber unter Victore lammfromm. Er liebt es mehr als alles andere auf der Welt, das merkt man ihm an und deswegen erfülle ich ihm gerne diesen unausgesprochenen Wunsch. Ich hoffe nur, dass Victore die Geste richtig interpretiert und merkt, wie sehr ich ihm zugetan bin... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)