Feathers From The Sky von Miaka (Kapitel 3 geht weiter!) ================================================================================ Kapitel 3: Feeling this way --------------------------- Der Anfang muss noch mal überarbeitet werden, aber den neuen Text hab ich mir bereits 2 Mal vorgenommen (wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein ^^'') Ich hoffe, ihr lest auch weiterhin FFTS!~ *freu* Ein ausführlicher Kommentar folgt später. Jetzt erst einmal viel Spaß ^.~! Yukihiro wollte gerade das Schulgebäude wieder verlassen, um seine Gitarre zu Kazuyas Auto zurückzubringen, als ihm in der Eingangshalle ein Mädchen auffiel, das immer wieder auf einen Zettel und dann durch die Gegend guckte. Aber eigentlich war sie ihm eher durch die mittelbraunen Haare aufgefallen, die in der Sonne, die von allen Seiten in das Gebäude schien, beinahe blendend strahlten. Nett wie er war, ging er zu ihr, um ihr zu helfen. "Hallo, kann ich irgendwas für dich tun?", fragte er. Erschrocken blickte das Mädchen auf und versteckte den Zettel schnell hinter ihrem schmalen Rücken. Zwei blaue Augenpaare trafen sich. Sie wurde rot. "Äh... um ehrlich zu sein, ja! Ich suche die Klasse 2-B!" "Wie praktisch, das ist meine Klasse! Bist du neu hier?" "Ja... ja! Bin ich! Und ich suche meine beste Freundin, die auch hier auf die Schule geht!" "Und wie ist ihr Name? Vielleicht kenne ich sie ja." "Bestimmt! Sie hat mittellange blonde Haare mit Außenwelle, zwei grüne Strähnen am Pony, blaue Augen und heißt Netsuki Kimari!" "Du hast Glück!", grinste Yukihiro, "Sie geht nämlich in die Klasse eines guten Freundes von mir! Kannst du hier mal kurz warten, bitte? Ich bringe eben die Gitarre weg und dann zeige ich dir den Weg, okay?" Sie nickte. "Klar!" Als Hairi und Lunael den Gang zu ihrer Klasse runtergingen, musste Caliduel seine Schauspielkünste wieder agieren lassen und lief erwartend auf sie zu. "Und? Wer hat es geschafft?" "Ich!", strahlte Hairi immer noch. Norikazu hinter ihr war sichtlich glücklich, dem Mädchen eine solche Freude bereitet zu haben. Weniger glücklich war er darüber, dass Hairi in ihrer ekstatischen Freude dem Typen um den Hals sprang... "Ich bin sooo glücklich! Das kannst du dir nicht vorstellen!" Sie griff an seine Schultern. "Ich könnte dich küssen!" Sie drehte sich um. "Und dich, Netsuki! Und auch Norikazu! Ich könnte die Welt umarmen!" Caliduel räusperte sich. Hairis Äußerung hatte ihn sichtlich in Verlegenheit gebracht... denn er hätte es ziemlich gut gefunden, wenn er einen Kuss von ihr erhalten hätte. "Hey, hey... so berühmt sind wir auch noch nicht!", grinste Norikazu. "Ach!", meinte Hairi sofort, " Ich bin einfach nur glücklich, dass ich vor vielen Menschen singen und ihnen somit etwas geben kann! Ich könnte meine ganze Philosophiehausaufgabe umschreiben, wenn es noch gehen würde!" Lunael warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Hairi seufzte. "Die habe ich noch vor unserem Gespräch geschrieben..." "Ich peil nix", sagte Caliduel. "Ich auch nicht, lasst uns auch besser reingehen...", warf Norikazu ein und die 4 machten sich auf, zu ihren Plätzen zu kommen. Indessen waren auch Yukihiro und das Mädchen auf dem Weg zu der Klasse. "Ist echt lieb von dir, dass du mir den Weg zeigst!", meinte sie verlegen. Ihre Begleitung gefiel ihr äußerst gut, aber er schien ihre Begeisterung nicht zu teilen, sondern sah eher niedergeschlagen aus. "Das ist doch nur selbstverständlich. Man lässt niemanden alleine in einer fremden Umgebung zurück...", erwiderte er. "Du hast bestimmt jüngere Geschwister, oder?" Verdutzt schaute er sie an. "Ja, eine kleine Schwester. Wie kommst du darauf?" Das Mädchen lächelte sanft. "Man merkt es an deiner Art. Du wirkst wie jemand, der oft jemanden beschützt hat..." Dies leitete das Mädchen von jemandem ihr Bekanntem ab, den sie sehr verehrte. Yukihiro zog ein Foto aus seinem Portemonnaie. "Hier, das ist sie. Yukino-chan!" "Die ist ja putzig!", smilte sie. Dann fiel ihr Blick auf das Schild 3-A. "Das ist Netsukis Klasse, oder?", fragte sie aufgeregt. "Stimmt!", entgegnete er und nahm das Foto zurück. "Entschuldige mich kurz!", sagte sie und steckte ihren Kopf in das Klassenzimmer. Ihre Augen suchten unruhig nach Lunael. Dann erkannte sie sie. "LUNAAA!", quiekte sie übermütig und stürmte zu dem überraschten Engel, um sie zu umarmen. Sie hatte nicht mal Zeit, aufzustehen. "Hey.... was machst du denn hier?" Die Klassenkameraden schauten Lunael ebenso erstaunt an wie sie das Mädchen. "Ich hab dich so vermisst!", schniefte sie und Lunael lächelte auch glücklich. "Du hast mir auch gefehlt, meine Kleine! Du musst mir alles erzählen, ja? Meine süße Suaviel..." Die Rekrutin ließ ihre beste Freundin los und wischte sich die Tränen weg. "Alles! Aber jetzt gehe ich erst einmal in meine Klasse!" Jetzt fiel ihr Yukihiro an der Tür auf. "Ist dieser Junge in deiner Klasse?" Suaviel nickte. "Ist der süüüüß! Er ist Noxels und mein Mensch! Und ich heiße übrigens Chihiro Aihara!", flüsterte sie ihr zu und zwinkerte dann. "Geh jetzt lieber, wir reden später!", sagte Lunael. "Ja, ich freu mich schon rauf!", flötete der andere Engel und ging zurück zu Yukihiro. "Wer war das denn?", fragte Hairi. Irgendwie war sie ein bisschen eifersüchtig darauf, dass jemand anderes so vertraut mit ihrer neuen Freundin war. "Das ist meine beste Freundin Chihiro! Wir kennen uns schon sehr lange und haben schon viel miteinander erlebt!" "Ach so ist das!" Sie teilte indes Caliduel über ihre Gedanken mit, dass Suaviel an Noxels Seite für Yukihiro verantwortlich war. Suaviel und ihr Begleiter kamen leicht verspätet in den Unterricht. "Akahana-san, seit wann kommst du denn zu spät?", fragte die Lehrerin verwundert. Suaviel umrannte ihn sofort und verbeugte sich tief. "Entschuldigen Sie bitte, sensei... es ist meine Schuld, ich habe alleine nicht hierher gefunden!" Sofort begann die Lehrerin zu lächeln. "Ach so. Na dann ist das doch alles kein Problem!" Sie stand von ihrem Stuhl auf und geleitete sie in die Mitte der Klasse vor das Pult. Yukihiro setzte sich inzwischen an seinen Platz. Als Suaviel vorne stand, brach plötzlich die Sonne aus den Wolken hervor und ihre langen Locken glitzerten wie Gold. Erstaunt schauten ihre neuen Mitschüler und Mitschülerinnen auf die Farbenpracht. "Ich heiße Chihiro Aihara! Ich freue mich, dass ich euch kennenlernen darf!", lächelte sie. In der Mittagspause musste sie mit der Klassenlehrerin mitgehen, um ihr ein passendes Fuku zu holen. Überall wurden ihr bewundernde Blicke zuteil. Als Suaviel Lunael zuwinkte, wurde ein Mädchen mit etwas kürzerem, dunkelblondem Haar auf sie aufmerksam und setzte sich neben sie auf die Bank. "Schönes Wetter heute, oder?", fragte sie. "Ja, vor allem seit die Sonne durchgekommen ist!", antwortete Lunael. Sie kannte das Mädchen aus ihrer Klasse. "Komisch, dass wir noch nie miteinander geredet haben", lächelte sie, "ich bin Yukina, aber das weißt du bestimmt schon." "Klar!", erwiderte Lunael. "Ich muss zugeben, ich habe auch nicht besonders viel Kontakt hier..." "Woher kennst du denn dieses neue Mädchen hier? Die sieht ja echt hübsch aus!", fragte Yukina nach. "Sie ist meine beste Freundin. Du hast Recht, sie ist wirklich sehr hübsch geworden in letzter Zeit." "Danke für die Info! Ich geh dann mal wieder rein!", meinte das dunkelblonde Mädchen dann und stand auf. Etwas verwundert lächelte Lunael sie an. Irgendwie fand sie Yukina komisch... Yukihiro saß noch in seinem Klassenraum und schrieb ein paar Akkorde auf, die ihm einfielen. Beim Überlegen fiel sein Blick aus dem Fenster. Sofort fiel ihm Lunael aus. Wie ihre Haare in der Sonne glitzerten... als sie aufstand, strich sie sich sanft über den Rock und lächelte Caliduel und Hairi an, die zu ihr kamen. Sie redeten miteinander, doch für Yukihiro waren sie stumm. Zwischen sich und Lunael war diese Fensterscheibe. Im Moment erschien sie dem Jungen wie eine Metapher. Er war fasziniert von all ihren Bewegungen, ihrer Art zu reden und ihrem netten Charakter. Norikazu kam ihn den Klassenraum. "Na, was gibt's zu sehen?", fragte er. Erschrocken zuckte Yukihiro zusammen. "Das schöne Wetter!" Norikazu lehnte sich auf die Fensterbank und schaute nach draußen. "Seit wann hat das Wetter blonde Haare und lange Beine?", fragte er und grinste versteckt. Er wollte den sensiblen Yukihiro nicht bloßstellen. Ihm schoss das Blut in den Kopf und ihm wurde warm. "Was meinst du?" "Ach, schon okay... ich wollte dir nur sagen, dass wir uns um 18 Uhr bei Yoshios Eltern im Keller treffen für die Probe mit Hairi." "Ja, klar, danke!" Norikazu schnappte sich den Stuhl neben Yukihiros Tisch. "Sag mal, was ist los? Du bist so kurz ab, das kenn ich ja sonst gar nicht von dir!" Er stand plötzlich auf und schob den Stuhl mit den Beinen nach hinten. "Ich brauch frische Luft.. ich habe Kopfschmerzen. Kommst du mit?" "Klar!" Yukihiro und Norikazu hatten sich gerade auf die Treppe gesetzt, als Suaviel mit ihrem Fuku über dem Arm über den Schulhof ging. Sie beobachteten, wie 2 Mädchen sich um sie scharten. "Hey, bist du neu hier?", fragte eines. "Ja, ich heiße Chihiro, und ihr?" Eines der Mädels griff ihr ins Haar. "Man, hast du schöne Haare! Die sind bestimmt nicht echt, oder?" Suaviel war nicht gerade zurückhaltend, eher aufbrausend und wurde somit etwas sauer. "Ihr habt meine Frage ignoriert und außerdem sind die echt!" "Laber doch nicht!!", meinte das 1. Mädchen aggressiv. "So sehen doch keine echten Haare aus! Die Locken sind viel zu ebenmäßig und die glänzen viel zu viel!" Sie griff ihr nun auch ins Haar und begann zu ziehen. "Was soll das denn??? Hört auf!", zischte Suaviel. Wie von der Tarantel gestochen stand Yukihiro auf und rannte zu der Gruppe. "Habt ihr sie noch alle?", sagte er aggressiv und packte beide Mädchen hart an den Schultern. Eingeschüchtert ließen sie los. "Haut ab, ihr Biester!!!" Als sie weggerannt waren, wandte er sich Suaviel zu. "Alles okay, Chihiro? Haben sie dir sehr weh getan?" "Ja...", antwortete sie leise. Die Tränen standen ihr in den Augen. "Was sollte das denn? ..Ich.. ich war doch total nett zu ihnen und sie..." "Hey", meinte er besänftigend und strich ihr über die Schulter. "Wein doch nicht. Die tun dir schon nicht wieder was." Doch Yukihiros Worte bewirkten nur das Gegenteil: Gerührt über seine Sorge begann Suaviel nun zu weinen. Er konnte das nicht mit ansehen und nahm sie in den Arm. "Warum weinst du denn jetzt?" "Danke, dass du dich um mich sorgst!", schluchzte sie. Inzwischen hatten auch Hairi und Co. mitbekommen, dass Suaviel weinte und gingen zu ihr und Yukihiro. "Kleines, was ist passiert?", fragte Lunael besorgt. "Die blöden Ziegen haben behauptet, dass meine Haare nicht echt seien und haben dran gezogen", antwortete sie immer noch in Tränen aufgelöst über die Schulter ihres Retters hinweg. Dann ließ sie ihn los und trocknete sich die Tränen mit dem Fuku. "Aber Yukihiro hat's ihnen gegeben! Da sind sie voll erschrocken abgezischt!", grinste sie. Norikazu, der auch gekommen war, sagte: "Yuki-kun ist echt ein starker Kerl, er ist immer für die Gerechten da!" "Lass dir so was nicht mehr gefallen, okay?", forderte Lunael. "Es gibt immer wieder solche Mädchen. Die brauchst du einfach nicht beachten, die sind nur neidisch, weil du so hübsch bist!" "Du bist so lieb, Luna-chan!", jauchzte Suaviel und umarmte ihre beste Freundin. In dem Moment ging die Schulklingel. "Oh, wir müssen wieder zurück!", meinte der langhaarige Engel pflichtbewusst. "Kommst du, Yuki-chan?" "Ja! Also bis heut Nachmittag, Nori-kun und Hairi-san!" Als Norikazu die Schule verließ, um heimwärts zu gehen, heftete sich plötzlich Yukihiro an seine Fersen. "Nori-kun, können wir mal reden?" "Klar, was gibt's?", antwortete dieser selbstverständlich. "Ich hab' doch gemerkt, dass mit dir was nicht stimmt. Wir kennen uns jetzt schon so lange..." "Ich weiß doch... und ich finde, mit dir kann man am besten reden. Also... ich saß gestern in meinem Zimmer, hörte The Calling und spielte mit Powdersnow (Anm.: Yukihiros weiße Akustikgitarre) das Lied nach..." "Ist das nicht des öfteren so?", fragte Norikazu. "Ja, schon, aber als das Lied zu Ende war, spielte ich weiter und es hörte sich wirklich gut an. Als ich dann einen Text dazu schreiben wollte, sah ich plötzlich jemanden vor mir..." "Hm? Und wen?", hakte der Grünhaarige nach und sah Yukihiro in den Tunnelblickmodus verfallen. "Hallo, ja, und wen?" Er grinste verwegen. "Doch nicht etwa das ,schöne Wetter'?" Ruckartig drehte sich der Gefragte plötzlich zu ihm hin. Erschrocken zuckte Norikazu zusammen, Yukihiro gehörte eigentlich nicht zur grobmotorischen Sorte. "Es hat mich getroffen wie ein Blitz!" "Ist es nun sie?" "Ja, Netsuki... sie hat mich total verzaubert... ich.. ich sah sie vor mir und alles sprudelte hervor..." "Und jetzt willst du ihr das Lied mit unserer Unterstützung singen?" "Um Gottes Willen! Du sollst natürlich singen!" Norikazu seufzte und blieb vor einer Bank stehen. Die Jungs setzten sich hin. "Hör mal. Ich weiß, dass du ein tolles Lied geschrieben hast, denn das haben wir schon sehr oft bei dir erlebt. Aber ich weiß auch, dass es deine Gefühle sind, und deswegen wirst DU singen!" "Aber ich kann's doch nicht!" Yukihiros Augen sahen nun traurig aus. "Willst du überhaupt, dass sie weiß, dass es dein Lied ist?" Der Gitarrist schüttelte den Kopf. "Ich will einfach nur, dass sie es hört und wissen, ob sie es mag." "Na gut", gab Norikazu schließlich doch nach. "Du hast die Lyrics doch bestimmt mit, oder?" Natürlich hatte Yukihiro daran gedacht. Sein Freund las den Text und musste lächeln. "So was singt man doch gern.. aber du übernimmst die Leadgitarre, okay?" Er nickte. "Kommst du noch mit zu mir? Ich könnte dir die Guitartabs zeigen!" Norikazu stand auf. "Logisch! Kann ich dann eben Hairi anrufen? Ich muss ihr noch was sagen." "Sicher!" Hairi war ziemlich aufgeregt, als sie zu Yoshio ging. Sie wusste nicht, ob sie wirklich mit Norikazu harmonieren konnte und ob ihre Stimme heute gut genug war... immer wieder trank sie an ihrer Flasche Grünem Tee. Als sie in die Nebenstraße einbog, die Norikazu ihr am Telefon beschrieben hatte, wusste sie schon sofort, in welchem Haus Yoshio wohnen musste, als sie lauten Metal-Sound hörte. Als sie vor der Tür stand, hoffte sie einfach mal, dass irgendjemand ihr Schellen hören konnte... als sie auf den Klingelknopf drückte, hörte sie von innen lautes Kläffen und danach ein Poltern. Zerzaust wie immer öffnete Yoshio ihr die Tür. "Hi Hairi! Du bist die Erste! Willkommen!", grinste er und machte eine einladende Armbewegung. Sie ging rein und wurde sofort von einem kleinen Hund angesprungen und angebellt. Yoshio trat die Tür mit dem Fuß zu und nahm den Kleinen beim Halsband. "Aus, Tetsu! Das macht man doch nicht mit Gästen!", schimpfte er. "Ach ist doch schon okay! Er ist doch niedlich!", meinte Hairi und kniete sich neben Yoshio. "Na, du Süßer?", flötete sie und streichelte den Hund. Sofort wurde er ruhig. "Wow, das erlebt man selten, dass er so schnell ruhig wird!", wunderte sich der Junge und stand dann auf. "Du kannst ja schon mal in den Keller gehen, einfach hier die Treppe runter und dann durch die Tür. Ich mach oben die Musik aus und komm dann runter, okay?" "Ja, okay!", erwiderte Hairi und schaute ihm kurz nach. Dann schaute sie um sich. Das Haus schien fast völlig aus Holz zu bestehen. Alles war etwas eng beieinander, aber es sah gemütlich aus. Auf ihren Spitzensöckchen ging Hairi die Treppe hinunter. Hinter der Tür verbarg sich ein großer Raum mit einer kleinen Bar. Direkt der Tür gegenüber stand ein Schlagzeug, in der Ecke Yoshios Bassgitarre und links ein Keyboard. Außerdem standen noch zwei Mikrofone vor den Instrumenten. Darüber freute sie sich besonders, denn sie hatte noch nie allein in ein richtiges Mikrofon gesungen. Sie ging zu einem der beiden hin und schaltete es an. Aus ihrer Tasche holte sie die Texte und Noten heraus. Norikazu hatte ihr gestern gesagt, dass sie dieses für die Proben mitbringen sollte. 2 Lieder, die sie gerne singen wollte. Eins für sie allein und eins für sie und Norikazu zusammen. Als Einzellied hatte sie "I Will Remember You" von Sarah McLachlan ausgesucht. "I Will Remember You... Will You Remember Me?...", begann sie mit sanfter, langsamer Stimme zu singen. Yoshio polterte mal wieder die Treppe herunter und ging auf die Tür zu. Als er Singen vernahm, öffnete er sie ganz leise. Wie erwartet, sang Hairi mit geschlossenen Augen, wie auch im Chor bei Balladen. Er grinste, ging in den Kellerraum hinein, schloss die Tür sanft und schlich sich leise hinter die Bar. Er legte sich mit dem Oberkörper drauf und hörte ihr zu. Dann schaltete er die Discokugel ein. "Smiling in the sun.." Irritiert von Lichtpunkten, die plötzlich die Dunkelheit erhellten, öffnete Hairi die Augen und sah, dass die Discokugel sich drehte. Überrascht suchte sie nach dem Urheber, hörte aber nicht auf zu singen. Sie fand den grinsenden Yoshio mit dem Oberkörper auf der Bar liegen und lächelte ihn an. Dann löste sie das Mikrofon aus der Halterung, ging auf ihn zu und bezog ihn durch Gesten mit in das Lied ein. "Don't let you life pass you by... weep not for the memories!" Sie reichte ihm die Hand und führte ihn vor die Bar. "Once there was a darkness... Deep and endless night..You gave me everything you had, oh you gave me light.." Sie begannen, zusammen Walzer zu tanzen, während Hairi weitersang. "Was geht denn hier ab?", fragte plötzlich jemand. Zeitgleich fiel ihr vor Schreck das Mikro aus der Hand. Yoshio konnte es gerade noch auffangen. Unbemerkt war Kazuya durch die Hintertür gekommen, die im Kanzaki-Haus für die Bandmitglieder immer offen stand.. Das hatte Norikazu vergessen, der Neuen zu sagen. "Hilfe, Herzanfall!", meinte Hairi erschrocken. "Wie kannst du diese Ruhe und Harmonie so zerstören?", fragte Yoshio gespielt getadelt. "Na, na, na! Lass unsere neue Sängerin mal schön in Ruhe!", spielte Kazuya mit. "Dabei haben wir so schön getanzt", maulte der Bassist. "Du tanzt echt gut!", bewertete Hairi ihn dann. "Hätte ich nicht gedacht!" "Was soll das denn heißen?!", wollte Yoshio wissen und zog eine Augenbraue hoch. "War ja nicht so gemeint! Guck doch nicht so betreten!", lachte Hairi, die daraufhin von dem Yankee durch den ganzen Raum gejagt wurde. "Was ist denn hier los?", fragte Yukihiro von dem Kreischen überrascht und kam durch die Tür. "Bassist und neue Sängerin harmonieren schon mal perfekt", kommentierte Kazuya das Geschehen und begrüßte ihn mit Handschlag. "Ach so", lächelte Yukihiro. "Er kennt sie ja auch am besten von uns allen." "Mhm", bestätigte der Drummer und nahm sich Hairis Blätter. "Guck mal, da kommt Yoshio aber gar nicht zum Zug!" "Zeig mal!" Sie hatte sorgfältig die Instrumente drüber geschrieben. "Hast recht, aber da steht doch was von Backgroundgesang!" "Ach", machte Kazuya, "bei so nem ruhigen Lied Yoshio hinten dran?" "Das geht!", keuchte Hairi, die aufgegeben hatte, vor ihm davonzulaufen. "Was geht?", fragte der Blonde. "Dass du Background singst, dann haben alle was zu tun. Obwohl wir eigentlich nur eine Gitarre brauchen." "Warum sollte das denn nicht gehen?", wollte Yoshio wissen. "Hairi und ich haben oft gemeinsame Parts im Chor!" "Genau!", bestätigte sie. "Okay, okay, war ja nicht so gemeint!", verteidigte Kazuya sich. "Ich wünschte aber, wir bräuchten keine Keys. Atsushi kommt nämlich immer so spät!" "Warum?", fragte Hairi. "Weibergeschichten", antwortete Yoshio cool. "Aber wir restlichen sind nicht so. Wir haben alle keine Freundin. Na ja, Atsushi auch nicht.. aber wir haben nicht mal Affären mit irgendwelchen Weibern, sind also eigentlich ganz lieb." "Gut zu wissen!", meinte sie. Da kam auch schon Norikazu rein und stellte seinen Gitarrenkoffer hin. Yukihiro trug seine E-Gitarre namens Grace mit einem Gitarrengurt über den Rücken. "Na, ihr, alles klar?" Sie begrüßten sich. "Na ja, fast, Atsushi fehlt mal wieder." Norikazu stöhnte. "Wenn's so weiter geht, muss er bald 3000 Yen in die Bandkasse zahlen! Habt ihr Hairi schon drüber aufgeklärt, wie die Proben ablaufen?" "Nee, noch nich, aber das kann ich ja machen!", meinte Yoshio und setzte sich neben Hairi auf den Barhocker. "Gut, dann check ich mal die Drums!", sagte Kazuya. "So, also jeder darf sich pro Probe ein Lied aussuchen, das wir dann spielen. Wenn man ein neues aussucht, bringt man Noten und so mit, damit wir uns warmspielen können. Du durftest heute 2 aussuchen, weil du das erste Mal hier bist. Na ja, das war's eigentlich schon, so sehen die Proben von Garish Confusion aus!" "Sehr kompliziert!", grinste Hairi. "Okay, wenn wir noch Bock haben, dann komponieren wir was Neues oder spielen durcheinander..." Im Hintergrund konnte man bereits Kazuya beim Drumcheck und Yukihiro beim Spielen hören. "Ich finde, ihr seid ziemlich gut. Warum habt ihr noch nicht versucht, einen Vertrag zu bekommen?", fragte sie. Yoshio verzog den Mund. "Wir wollen eigentlich gar nicht berühmt werden. Wir sind schon zufrieden, wenn wir mal in der Bar meiner Eltern spielen können!" "Deine Eltern haben eine Bar?!" "Yo, da gehen wir öfter mal hin nach den Proben... aber nicht verraten, immerhin dürfen hier ja noch nicht alle saufen!", verriet er ihr. "Kann ich da vielleicht mal mitkommen?" Hairis Augen leuchteten. Bis jetzt musste sie immer alleine weggehen, wenn sie mal was trinken wollte. "Na sicher, du gehörst doch jetzt zu uns!" Er legte ihr den Arm um die Schultern. "Kommst du? Dann können wir ja beginnen!" "Klar!" "So, Yuki-kun, dann schlag was vor! Vielleicht können wir ja noch etwas auf Atsushi verzichten!" Norikazu setzte sich schon vor das Mikro, die Gitarre am Gurt spielbereit drüberhängend. Yukihiro smilte übers ganze Gesicht. "Ich war vorsorglich und hab mir was Schönes für beide Stimmen ausgesucht! Und zum Glück auch ohne Atsushi-Einsatz." Er holte den Text zu "Good Morning Baby" raus. "Das wird im Original auch von Mann und Frau gesungen. Die jeweiligen Stellen für euch hab ich mit Textmarker angestrichen. Nori-kun hat es bis jetzt nur immer alleine gesungen." "Typisch Yuki, organisiert bis zum Gehtnichtmehr!", grinste Yoshio. "Es besteht ein Problem, ich weiß nicht, wie man das singt!", meinte Hairi betreten. "Nicht schlimm!", lächelte Norikazu ihr zu. Wir spielen es einmal und ich singe es. Meinst du, dann kannst du dir das merken? Du kannst ja auch einstimmen!" "Okay, danke!" Er nickte noch einmal und haute dann einmal kräftig in die Saiten als Startsignal. Die Band war sofort in ihrem Element und legte los. Hairi stand der Mund offen, weil es sich besser anhörte, als sie gedacht hatte. Sie wurden eine perfekte Einheit. "Oh oh, oh oh..." Es gelang ihr, sich schnell in die Lyrics einzufinden. Ob sie auch ein Teil dieser Einheit werden konnte? "Krass!" Das war Yoshios Kommentar, als das Lied zu Ende war. "Kompliment", zwinkerte auch Kazuya. "Du harmonierst total mit ihm, Hairi. Außerdem ist deine Stimme echt schön!" "Wirklich?" Sie strahlte über das ganze Gesicht. Dann stand sie von ihrem Hocker auf. "Ich muss euch was sagen. Als ihr angefangen habt zu spielen, da war ich fast völlig hin und weg... ihr seid irgendwie eine Einheit, und ihr beherrscht eure Instrumente so gut..! Ich bin total glücklich, dass ich bei einer Band wie euch singen darf!" "Das reicht aber jetzt, gleich werd ich rot", sagte Yukihiro verlegen. "Ich bin auch froh, dass wir dich genommen haben", meinte Norikazu dazu. "Ich mag es, mit dir zu singen!" "Hach!" Mehr konnte Hairi nicht herausbekommen. Sie war rundherum glücklich. Da kam Atsushi rein. "Komban! Hat's schon angefangen?" "JA...", antworteten die Jungs sofort. "Sorry, da war noch diese.." "Wir wissen's", seufzte Yoshio. Der Keyboarder ging dann auf Hairi zu und nahm ihre Hand, um einen Handkuss anzudeuten. "Hallo! Schön, dass du jetzt bei uns bist!", lächelte er. Hairi zog ihre Hand weg, obwohl sie zugeben musste, dass Atsushi von Nahem wirklich verdammt gut aussah. "Ich bin zwar noch nicht lange unter euch, aber ich muss sagen, dass es echt blöd von dir ist, dass du sooft zu spät kommst!", entgegnete sie sauer. Im nächsten Moment tat es ihr schon wieder leid. Sie hatte gar nicht das Recht, ihn anzuschimpfen... außerdem war er freundlich zu ihr gewesen! Atsushi hatte das auch nicht erwartet, denn er sah sehr betrübt aus. "Entschuldigung. Ich werd' versuchen, das nächste Mal pünktlich da zu sein, okay?" Die übrigen Bandmitglieder schauten sich vielsagend an. So konnte Atsushi auch nur auf ein Mädchen reagieren. Hairi stand von ihrem Hocker auf und verbeugte sich kurz vor dem Schwarzhaarigen. "Mir tut es auch leid... es steht mir nicht zu, so was zu sagen!" Sie war besorgt, dass jetzt die Chemie zwischen ihm und ihr nicht stimmen könnte und das harmonische Gesamtbild zerstören könnte. "Ach.." Er setzte wieder sein Lächeln auf und Hairi erwiderte es sofort. Bei diesem Jungen ging es irgendwie nicht anders. "Ist schon okay, ich verstehe ja, warum du so reagiert hast!" "Danke", antwortete Hairi. Atsushi ging hinter seine Keys. "Dann lasst uns mal wieder die Bude rocken!" Nach den Proben saßen sie noch am Tresen und unterhielten sich. Hairi integrierte sich gut in die Jungengruppe und hatte auch ansonsten keine Probleme. Außerdem fühlte sie sich wohl in der Gegenwart der Jungs. "Sollen wir Samstag Abend alle zu meinen Eltern in die Bar gehen?", fragte Yoshio und warf ein paar Eiswürfel in ein Glas Baileys. Er schob es Kazuya zu. "Na?" "Von mir aus", antwortete er und warf seine Haare zurück, damit sie nicht ins Glas fallen konnten. "Du hast total schöne Haare!", fiel Hairi plötzlich auf. "Meinst du?", grinste er und schaute verwegen über seine Brillengläser. "Man tut auch einiges dafür, dass sie so locker fallen!" "Er ist total eitel", flüsterte Norikazu ihr scherzhaft zu. "Darf ich mal flechten?", fragte sie dann. "Klar!" Kazuya drehte sich mit dem Rücken zu ihr. Sie reckte sich etwas in die Höhe, denn Kazuya war um Einiges größer als sie. "Hey, Yukihiro hat übrigens ein neues schönes Lied geschrieben!", verkündete Norikazu plötzlich. "Ich will den Text lesen!", kam es von Yoshio wie aus der Pistole geschossen. "Ich auch!", kam es von Hairi, die Kazuya gerade den Zopf zuband. "Dreh dich mal um?" Er tat, wie ihm geheißen. "Wie seh ich aus?" Atsushi zeigte ihm den erhobenen Daumen. "Er hat recht, das steht dir wirklich gut!", stimmte Yukihiro zu. "Lenk nicht ab, ich will deinen Text lesen!" Yoshio ließ nicht nach, er war ein großer Fan des jüngsten Mitglieds von Garish Confusion. "Wie heißt das Lied?" "'Heart For Sale'. Wenn es euch gefallen sollte... ich möchte es vielleicht morgen in der Eingangshalle spielen, wenn ihr nichts dagegen habt..." "Nö, nie!", erwiderte der Bassist und griff schnell nach dem Zettel. Hairi sprang auf, ging hinter die Bar und schaute ihm über die Schulter. "Ohh... da ist aber jemand verknallt!", grinste Yoshio, nachdem er den Text durchgegangen war. "Wie schön! Ist es für jemanden?", wollte Hairi wissen. "Vielleicht.", lächelte Yukihiro. "Wir wollen auch mal gucken!", sprach Atsushi für sich und Kazuya. "Sollen wir das heute noch lernen? Ich hab heute Abend noch was vor, deswegen frag ich.." Typisch Atsushi, kein Abend ohne irgendwelche Dates... "Ich kann dir auch die Noten mitgeben", schlug Yukihiro vor. "Das wäre 'ne Idee! Wir können es von mir aus einmal zusammen spielen, aber dann muss ich weg." Er ließ sich die Noten geben, sprang vom Hocker und ging zu seinem Keyboard, um sie in den Notenständer zu stellen. "Sing doch mal einer den Text, dann kann ich besser mitgehen!" "'Kay." Norikazu ging zum Mikro. "Ready?" "Sure!", grinste Atsushi. Dann gab es die Piano-Version von "Heart For Sale". "Das wirkt auch super ohne uns...", staunte Yoshio. "So was kann auch nur Yukihiro schreiben..." "Wir können ja auch zwei Versionen spielen. Ich geh dann morgen zum Direktor und frage um Erlaubnis, OK? Oder am besten rufe ich ihn an. Der liebt uns ja sowieso über alles!" Atsushi rollte die Noten ein. "So, ich geh dann mal. Ich bin mit dem Auto, soll ich dich nach Hause bringen, Hairi? Es ist gefährlich, als Mädchen abends durch die Straßen zu gehen." "Weil man auf Typen wie dich treffen könnte?", smilte Kazuya. "Ha-ha..", erwiderte Atsushi missmutig. "Und, wie lautet deine Entscheidung?" "Danke! Ich nehme an! Aber ich muss dann noch meine Schuhe von oben holen, wenn das in Ordnung geht!" "Sicher doch." "Gut, dann geh ich mal!" Als sie den Raum verlassen hatte, meinte Atsushi: "Gut, dass wir sie haben. Sie ist echt super und Mädels kommen auch echt gut an bei solchen Wettbewerben!" "Nicht nur das, sie liebt die Musik wie wir!", fügte Yukihiro hinzu. "Und sie sieht gut aus", ergänzte Norikazu. "Ich sag dann schon mal bis morgen!", meinte Atsushi. Sie schlugen ein, da kam Hairi auch schon mit Jacke und Schuhen zurück. "Bis morgen!" Sie verabschiedete sich mit Umarmungen von den Jungs, dann ging sie mit dem Keyboarder raus. "Ob wir damit einen Fehler begangen haben?", meinte Yoshio dann plötzlich. "Was denn?", fragte Yukihiro. "Ich weiß, was er meint." Alle Augen blickten auf Kazuya. "Wir sind Jungs, sie ist ein Mädchen. Im Moment harmonieren wir sehr gut, aber wir müssen aufpassen, dass die Harmonie nicht von anderen Gefühlen gestört wird. Ihr wisst doch, was ich meine? Hairi ist hübsch und lieb, da kann es leicht passieren, dass man plötzlich mehr als Freundschaft empfindet." "Du musst das ja wissen!", lächelte Yoshio und spülte Atsushis und Hairis Gläser aus. Kazuya wich ihm aus. Atsushi hatte ein kleines Cabrio mit Verdeck. "Gehört das dir?!", staunte Hairi. "Nein, das gehört meinem Vater. Aber Mädchen mögen solche Autos!", grinste er und hielt ihr die Tür auf. Sie stieg ein. Als er neben ihr saß, seufzte sie. "Ich möchte wirklich nicht wie eine Schreckschraube wirken, aber ich muss dir noch mal was sagen!" "Ja?" Er drehte seinen Kopf zu ihr. Seine blauen Augen sahen sie neugierig an. "Nun ja, es geht noch mal um unsere Begegnung vorhin." "Ach so... das hatten wir doch geklärt. Oder? Du brauchst wirklich keine Schuldgefühle haben." "Ja, das habe ich eingesehen. Aber du solltest welche haben, wenn ich ehrlich bin. Ich finde, dass die anderen Bandmitglieder dadurch beeinträchtigt werden, dass du wegen solchen Frauengeschichten zu spät kommst. Außerdem finde ich es auch nicht gut, dass du dir ständig irgendwelche Tussis ins Bett holst..." Atsushi seufzte. "Das haben mir schon viele Leute gesagt. Aber ich kann nichts dafür, dass Sex Spaß macht. Ich bin nur einmal jung, und deswegen lass' ich's krachen." "Warum suchst du dir dann nicht einfach eine Freundin?" Yoshio wollte sich ein neues Trockentuch aus der Küche holen. Zufällig schaute er aus dem Fenster und sah Atsushis Super-Auto immer noch an seinem Platz stehen. Er blinzelte etwas und erkannte dann, dass Hairi neben ihm saß. Er rannte die Kellertreppe eilig halb runter. "Ey, Jungs... kommt mal hoch!! Atsushi und Hairi sitzen immer noch im Wagen!" "Spanner!", rief Kazuya zurück. "Ich will gucken!", ließ Norikazu vermelden. Yukihiro hing sich an seine Fersen. Atsushi hörte sich Hairis Predigt an und musste dann verlegen lächeln. "Das hab ich zwar schon total vielen Mädchen gesagt, aber bei dir meine ich's das erste Mal ernst: Du bist süß, wenn du dich aufregst." "Hm, kann sein. Aber ich hab doch recht, oder?", erwiderte Hairi unbeeindruckt und strich sich die Haare zurück. "Ja, hast du. Vielleicht sollte ich mich wirklich mal einschränken mit meinem Mädchenverschleiß." "Was liebst du denn mehr, Sex oder die Musik?" "Ich mag beides, aber die Musik begleitet mich schon viel länger." "Dann bleib lieber der Musik treu als deinem Statussymbol als Sexgott!" "Sag mal, warum regst du dich eigentlich so auf?" Er lehnte sich zu ihr. "Was is denn jetzt los? Küssen die sich?", fragte Yoshio aufgeregt. "Sieht so aus!", pflichtete Norikazu ihm bei. "Hast du einen Freund? Du bist ein besonderes Mädchen, das spüre ich. Und das sage ich nicht nur so daher." "Was hat das damit zu tun, ob ich einen Freund habe???", fragte Hairi von Atsushis Direktheit überrumpelt. "Na los, sag schon. Oder nein, ich geb dir noch eine andere Möglichkeit: sagen oder ein Kuss von mir." "Auf keinen Fall! Ich küsse nur Leute, die ich liebe!" Wie ein Blitz kamen die Erinnerungen an den Kuss mit Tsukiari in der Kirche zurück. Sie wurde rot. "Und letztens habe ich jemanden geküsst. Ja, ich bin verliebt." Der Junge lehnte sich wieder in seinen Sitz. "Mann. Was für ein Glückspilz! Weiß er es denn?" "Nein..." "Dann musst du es ihm sagen." Endlich schmiss Atsushi den Wagen an. Er schaute zu ihr. "Er wird sich wahnsinnig freuen. Alleine, dass er dich geküsst hat, ist schon beneidenswert, denn ich durfte es ja nicht." "Jetzt hör doch mal auf damit!", lachte sie und stieß ihn mit ihrem Arm an die Schulter. "Na gut, wenn du's willst. Und stoß mich ja nicht mehr an, ich muss fahren!" Als sie bei Hairi angekommen waren, seufzte sie auf. "Was ist los? Froh, dass du endlich von mir weg kannst?", fragte Atsushi mitgenommen. "Nein, ich hab nur aufgeatmet, weil meine Mutter schon die Fenster verrammelt hat. Wenn sie mich mit einem Jungen sieht, kriegt sie immer ne Krise, aber das ist eine längere Geschichte!" "Gut! Ich dachte schon! Lass uns das von vorhin einfach vergessen, okay? Freunde?" Er hielt ihr seine Hand hin. Daran trug er ein mehrmals um das Gelenk gewickeltes Lederarmband. "Ja!" Sie gaben sich die Hände. "Und einen guten Geschmack hast du auch, ich liebe Lederbänder!", grinste Hairi. "Danke! Wir sehen uns dann morgen in der Schule, ja?" Sie nickte und umarmte ihn dann. "Tausend Dank fürs Fahren!" ,Na endlich!!', dachte sich Caliduel, als Hairi endlich ins Haus ging und Atsushi wegfuhr. "Lunael?", rief er fragend. Alsbald erschien sie bei ihm. "Ist was?" "BOAH! Atsushi macht sich total an Hairi ran, so eine Sauerei!" Lunael kicherte. "Mal halblang. Du weißt genau, wie Atsushi drauf ist, das macht er doch bei jeder. Aber du hast doch nicht etwa heute den ganzen Tag ihre Gespräche belauscht? Ich hab nur mal kurz bei den Proben zugehört." "Ich nicht mal da. Weil ich ja Hairi menschlich näherkommen will, schau ich öfter nicht hin oder hör nicht zu... ich will nicht mehr wissen, als ich es sollte. Ich bin einfach nur bei ihr." "Super! Die Einstellung ist richtig!", rief Lunael begeistert und klatschte in die Hände. "Aus dir ist wirklich schon ein viel besserer Schutzengel geworden!" "Meinst du?", strahlte Caliduel. « Ja, wirklich ! Vielleicht steigst du ja auch bald auf!" Er grinste sie freudig an. "Und wie ist es bei dir? Hast du Suaviel noch mal getroffen?" "Nein, vielleicht heute Nacht. Ich freue mich so sehr, dass sie da ist!" Atsushi setzte sich an den Küchentisch und wartete darauf, dass sein Mikrowellenabendessen fertig wurde. Er zog eine Nummer aus seiner Hosentasche. "Yuiko" stand darunter. Reflexartig griff Atsushi zum Hörer, doch dann fühlte er sich schuldig. Irgendwie fühlte er sich, als würde er gegen eine Abmachung zwischen sich und Hairi verstoßen, die seinen Mädchenverschleiß und dessen Eindämmung betraf. "Ach!" Er legte den Hörer weg, doch in diesem Moment schellte das Telefon. "Moshimoshi? Shimokawa?" "Hi Tsu-kun. Hier ist Norikazu." "Ach, hi! Was ist denn los? Gibt's was Neues?" "Japp. Der Direktor hat unser kleines Konzert morgen erlaubt. Außerdem soll ich dir von Yukihiro ausrichten, dass es nett wäre, wenn du noch ein paar Klavierstellen arrangieren könntest." "Klar, kein Problem!" "Holst du Yuki-kun und mich dann morgen ab? Dann müssen wir nicht so schleppen..." "Ist gebongt. Mach ich doch gern." "Ach so.. und da ist noch was. Yoshio hat dich und Hairi im Auto gesehen. Dürfte man erfahren, was da passiert ist?" Typisch Norikazu, bei einer seiner Schwächen, der Neugier, als Vorwand jemand anderen zu benutzen. "Nichts. Wir haben geredet." "Dann ist ja gut. Kazuya meinte, dass ein Mädchen nicht zwischen uns und auch nicht zwischen die Musik kommen darf, weil das die Harmonie gefährden könnte. Ist dir das klar?" "Ja, ja", seufzte Atsushi. "Es gab sogar einen kleinen Disput, aber den konnten wir regeln und dann haben wir uns freundschaftlich die Hände gereicht. Es gab wirklich keine sonstigen Zwischenfälle. Ich mag Hairi." "Hoffentlich auch in einem vernünftigen Maß... okay, bis morgen, Kumpel. Und komm ja nicht zu spät." "Komm ich schon nicht. Bis dann." Er drückte Norikazu weg und schaute das Telefon missmutig an. Es stimmte: jeder unterstellte ihm etwas Negatives, was auf seinen Mädchenverschleiß zurückzuführen war. Es war wirklich an der Zeit, dieses Image loszuwerden und zuverlässiger auf die anderen zu wirken.... Lunael und Suaviel waren in ihren menschlichen Gestalten auf den Tokyo Tower gegangen. "Ich mag es hier total!", strahlte der blonde Engel. "Schau doch mal, die Mondsichel!" Suaviel kuschelte sich an ihren Arm. "Ja, hier ist es wirklich schön! Hier würde ich gerne mit einem Freund sein!" Sie kicherte kurz. "Einem Freund? Aber da hast du doch noch Zeit!", meinte Lunael. "Ja, das stimmt. Sag mal... denkst du eigentlich immer noch an damals?" Lunaels Herz verkrampfte sich. "Ja, oft. Weißt du, ich möchte das Gefühl nicht vergessen, seine schönen Seiten. Auch, wenn es mir danach so viele Schmerzen bereitet hat. Aber ich bin glücklich, dass er jetzt irgendwo hier lebt und mit einem Mädchen zusammen ist, das er liebt." Lunael faltete die Hände. "Sei gesegnet auf immer..." Caliduel war von Hairi zum Gebet gerufen worden. Geduldig und vor allem interessiert nahm er auf, was sie sagte. "Ich danke Gott für den heutigen Tag, und auch dir, meinem Schutzengel. Ich durfte etwas erleben, was ich mir schon lange gewünscht habe und ich bin unsäglich dankbar dafür... Aber irgendwie spüre ich, dass sich etwas mit dir verändert hat, mein Schutzengel. Ich möchte dich bei einem neuen Namen rufen und dein Gesicht zeichnen... warte!" Sie stand auf und holte sich ihren Klemmblock vom Tisch. Sie hob einen Bleistift auf, der auf der Erde lag und legte ihn auf das Papier. Dann faltete sie die Hände und versuchte, in sich zu gehen. Caliduel umgriff ihren Körper und flüsterte ihr seinen Namen zu, tief in ihre Seele hinein. "Caliduel!", rief sie plötzlich und schrieb den Namen auf. "Danke, dass du es mir verraten hast! Wir werden uns sicher so gut verstehen, wie ich mich mit Clementiel verstanden habe!" Caliduel wunderte sich sehr über Hairi, er hatte lange keinen Menschen mehr gehabt, der so in seinen Schutzengel vertraut und an ihn geglaubt hatte. Auch war er sehr glücklich darüber, weil er ihr durch dies zweifach nah sein konnte. "So. vielleicht gelingt es mir ja auch, dein Gesicht zu zeichnen." Sie lächelte und schaute aus dem Fenster. Sie konnte am oberen Ende ein Stückchen Himmel sehen. Sie schloss ihre Augen, um wieder in das Stadium der Ruhe zu gleiten. Caliduel fragte sich, ob sie es sogar schaffen würde, ihn zeichnen zu können. Er verband damit aber auch Gefahr, sie durfte nicht wissen, dass Tsukiari ihr Schutzengel war...! Plötzlich griff sie nach dem Stift. Sie zeichnete ein ebenmäßiges, schmales Gesicht. Dann die Augen. Schmal, mandelförmig. Einen langen, fransigen Pony und einen Zopf. Volle Lippen. Erschrocken schaute Hairi auf ihre Zeichnung. "Aber..." Dann schüttelte sie den Kopf. "Wie auch immer du in meinen Augen aussehen möchtest, du willst mich wohl verkuppeln!", meinte sie und musste lachen. "Okay. Das sollte wohl ein Tipp sein!" Sie legte sich auf ihr Bett und wurde still, ihr Gesicht nachdenklich. Sie hatte noch nie etwas ignoriert, das ihr Schutzengel ihr geraten hatte. Sie legte ihre Hände auf ihr Herz und seufzte. "Es soll wohl so sein..." Caliduels Gesichtsausdruck wurde ernst. Ließ sie sich jetzt nur davon beeinflussen, oder waren es echte Gefühle, die in ihr wuchsen? Lunael und Suaviel hatten sich noch Süßigkeiten gekauft. "Sag mal, gefällt es dir hier auf der Erde?", fragte sie den Neuankömmling. "Ja! Die Menschen, die mich umgeben, sind wirklich alle sehr lieb. Außer diesen neidischen Ziegen in der Schule!" Aus Ärger stopfte sie sich gleich 4 Mikadostäbchen auf einmal in den Mund. "Die sollen bloß noch einmal was sagen!" "Du hast doch jetzt einen Bodyguard!", grinste Lunael. "Wen? Ach so, Yukihiro! Ja, der ist echt nett! Er hat mir alle Fragen beantwortet und so... Noxel sagte mir auch, dass er ein sehr guter Mensch ist...!" "Hört sich ja wirklich gut an!", flötete der blonde Engel. "Ach ja? Hört sich denn für dich auch einer gut an?", stichelte Suaviel. Sie wollte das nicht auf sich sitzen lassen! "Nein... eigentlich nicht." Plötzlich veränderte sich die Sphäre. "Oh... ich muss weg! Wir sehen uns!", sagte Lunael hektisch und verschwand in ihre ätherische Gestalt. "Auch gut, dann kann ich wenigstens alles alleine aufessen!", lachte Suaviel. Es war Servarel, die den Schutzengel aufsuchen wollte. "Es ist schön, dich wiederzusehen, Lunael", lächelte sie. Für den Schutzengel 2. Grades sah ihre Herrin jedes Mal schöner aus. Alles um sie herum war weiß. "Ich freue mich auch sehr, Servarel-sama! Was kann ich tun?" "Ich bin hier, um dir zu berichten, dass ich baldig Caliduel einen Rang aufsteigen lassen werde. Er hat sich sehr zum Guten verbessert. Das freut mich sehr. Weißt du vielleicht, woran es liegt?" Lunael brauchte nicht lange zu überlegen. "Ich glaube, sein Herz hat sich verbessert. Das Freche ist weg und er ist jetzt eher auf Liebe aus... er hat sich nämlich verliebt. In ein Mädchen." Servarel lächelte wieder und es war der schönste und vollkommenste Anblick, den Lunael jemals hatte erblicken dürfen. "Ja, du hast Recht. Aber auch du hast ihn immer auf die rechte Bahn gewiesen. Ihr könnt eine sehr enge Bindung erreichen, wenn ihr es nur zulasst. Ihr passt sehr gut zusammen, ich bin sehr froh, dass ich euch beide zu Partnern gemacht habe! Auch auf dich bin ich sehr stolz. Es wird nicht mehr lange dauern und du wirst den 1. Rang erreichen." "Danke, Servarel-sama! Ich bin sehr glücklich, das zu hören und hoffe, dass Caliduel und ich bald sehr gute Partner werden können." "Es wird nicht mehr lange dauern, das weiß ich. Dann werde ich ihn jetzt einmal aufsuchen. Er wird sich sicherlich auch freuen. Sehr bald wird übrigens noch jemand in euer Leben treten. Aber das ist eine Überraschung und ich will es noch für mich behalten!" "Dann ist es wohl das Richtige!", entgegnete Lunael. "Gehabe dich wohl. Ich werde dann bald wieder einmal vorbeischauen.!" Mit einem Lächeln, wie immer, verschwand der höchste Schutzengel. Am nächsten Morgen gingen Lunael, Suaviel und Caliduel zusammen in das Schulgebäude. Er war ziemlich stolz, sich als Schutzengel 2. Grades nicht mehr immerzu bei Hairi befinden zu müssen und jetzt auch mal alleine etwas machen zu können. Aber natürlich hätte es ihm auch nichts ausgemacht, ständig an ihrer Seite zu sein. "Guckt mal, die ganzen Instrumente! Und der Herr Direktor!", staunte Suaviel, als sie die Eingangshalle betreten hatten. Sie waren gerade rechtzeitig gekommen, das "Oberhaupt" der Schule testete schon das Mikro. Die Drei versuchten schnell, nach vorn zu kommen. Schon sammelte sich eine große Menschentraube vor der improvisierten Bühne. "Guten Morgen, liebe Schüler und Schülerinnen! Aus einem besonderen Anlass möchte ich das Tyorei jetzt auf dieser Bühne halten. Eure Schülerband, ,Garish Confusion', möchte euch heute ihr neues Lied vorstellen!" Die Jungs tauchten plötzlich hinter der Bühne auf. Vorher hatten sie sich gekniet, damit sie nicht entdeckt werden konnten. Die Mädchen fingen an zu kreischen, die Jungs pfiffen. In ihrer Schule besaßen die 5 Jungs längst Kultstatus und eine treue Fangemeinde. Sogar, wenn sie in der Schuluniform spielten, waren sie der Hit. Norikazu griff das Mikro und zwinkerte in die Menge, was den Geräuschpegel noch verstärkte. Mit einer Handbewegung deutete er an, dass er Ruhe brauchte. Sofort befolgten seine Fans den Befehl. "So... also, wir möchten euch unseren neusten Song vorstellen! Er wurde mal wieder vom genialen Yukihiro..." Aus Vorahnung legte er eine Pause ein, denn dem Mädchenschwarm wurde jetzt durch lautes Kreischen gehuldigt. Dieser lächelte schüchtern und winkte kurz. "...geschrieben." Sofort war wieder alles still. "Wir haben dann zusammen noch etwas arrangiert und jetzt ist der Song fertig. Ich hoffe, er wird euch gefallen. Er heißt ,Heart For Sale'!" Als letzter griff nun Norikazu nach seinem Instrument und hängte sich die rot-schwarze Gitarre um. "Wir singen heute an manchen Stellen zu zweit. Weil es sein Song ist, hat sich Yuki-kun nämlich bereiterklärt, auch was zum Gesang beizutragen!" Die Menge jubelte. "Okay, jetzt geht's aber los!" Er schlug einmal kurz die Saiten an, um den Anfang zu signalisieren. Yukihiro begann, auf Powdersnow zu spielen und Atsushi ließ die Keys erklingen. "I've got a lot of dreams I'm saving money for I'm satisfied to know I can realize them someday But then I feel there'll be something missed And your picture appears in my head All my material dreams are vanishing When it comes to you I cannot be happy until the day Your heart's for sale Only for me I'm feeling so helpless Because I need you here Don't know what to do Because I've got this deperate belief That your heart will never me mine So what's left for me to choose All my material dreams are vanishing When it comes to you I cannot be happy until the day Your heart's for sale Only for me Bewitched by your looks I can't wait to explore your soul I'm waiting for the day Your heart's for sale I'll pay with my love for you All my material dreams are vanishing When it comes to you I cannot be happy until the day Your heart's for sale Only for me Will your heart ever be for sale The only real payment for this Are the feelings I have inside for you." Die Schüler und natürlich auch der Direktor waren überaus begeistert von der rockigen Ballade. So etwas konnte auch nur Garish Confusion gelingen! Mit Jubeln, Kreischen und Applaus wurden die Jungs belohnt. "Wie schön!", meinte Suaviel. "Ja, das ist wirklich ein schönes Lied!", stimmte Lunael zu und auch Caliduel war angetan. Allerdings sagte er nicht dazu, schließlich konnten die Jungs ihn nicht besonders gut leiden. "So, das war aber noch nicht alles! Wir möchten euch auch noch präsentieren, wen wir bei unserem Casting gefunden haben!", sagte Yoshio und hielt seine Hand hinter die Bühne. Dann zog er Hairi hoch, die die ganze Zeit über dahinter gesessen hatte. Strahlend lief sie neben Norikazu. "Hairi!", riefen die anderen Chormädchen. Sie wussten, was sie konnte! Sie lächelte zurück und dann begann die Band auch schon zu spielen. "Good Morning Baby!", jubelten die Chorsängerinnen wieder. Sie waren große Fans von Garish Confusion und wussten, dass der Song zum allgemeinen Programm gehörte. Doch nun sang das erste Mal ein Mädchen die weibliche Stimme und nicht Yoshio. Das gab dem Song gleich einen ganz anderen Touch. Wie Norikazu und Hairi Hand in Hand vorne standen, sangen, und sich in die Augen sahen, ließ den Song zusätzlich viel echter wirken. Caliduel hingegen gefiel das Ganze gar nicht. "Boaaah, spielt die Band toll!", staunte Suaviel. "Ja, und die beiden singen auch echt gut!" Auch nach diesem Auftritt wurden die 6 wieder gebührend gefeiert. "Ich hoffe, es hat euch gefallen!", sagte Hairi. "Und wir natürlich auch!", fügte Norikazu hinzu. Der Direktor trat nun wieder hinter das Mikrofon. "Das war es für heute. Ich hoffe, ihr hattet Spaß! Und vergesst nicht, dass Garish Confusion am 19. Juni ihre Vorrunde live bestreiten müssen. Falls ihre Aufnahmen genommen werden, natürlich. Aber das schaffen sie bestimmt! Ich wünsche euch einen schönen Tag!" Er verbeugte sich, die Schüler und die Band verbeugten sich und dann zerstreuten sie sich in ihre Klassen. Hairi sprang von der Bühne. Lunael umarmte sie sofort. "Deine Feuerprobe war mehr als super!", lobte sie. "Danke! Es war so toll! Ich hätte am liebsten noch mehr Songs gesungen!" Über Lunaels Schultern hinweg fiel ihr Blick auf Caliduel, der sie schüchtern anlächelte. Jetzt, wo er nicht immer bei ihr war, wollte er mehr denn je von Hairi selbst um seine Anwesenheit gebeten werden... Hairi überlegte, ob sie zu ihm gehen und ihn auch umarmen sollte, aber in der Öffentlichkeit hatte sie zu sehr Angst, schief angesehen zu werden und vor allem in der Schule. Somit beließ sie es nur bei einem Dank auf Distanz. "Danke, dass du auch zugeschaut hast!", lächelte sie und schlug die Augen nieder. Seit sie gestern die Botschaft von ihrem Engel erhalten hatte, fühlte sie völlig anders als vorher. Sie war unsicher und irgendwie war es ihr auch peinlich, in Tsukiaris Nähe zu sein. Nach der Schule hatten die drei Philosophie-AG. Die schwierige Aufgabe, von der Hairi gesprochen hatte, war gewesen, einen Aufsatz über sich selbst und seine inneren Gefühle zu schreiben. Die beiden Engel waren froh, dass sie die Aufgabe nicht hatten erledigen müssen.... Sie setzten sich neben Hairi in die Runde. Die Clubleiterin, ein hübsches, bescheidenes Mädchen namens Wakana Takashi, lächelte die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an. "Also, möchte jemand vorlesen?" Niemand meldete sich. "Hairi, möchtest du nicht vorlesen? Deine Aufgaben sind immer die besten!" "Ja! Bitte, Hairi!", stimmte eine andere zu. "Ähm... inzwischen denke ich nicht mehr so... es ist auch schon zwei Wochen her, dass ich den Aufsatz geschrieben habe..", druckste Hairi. Wakana schaute sie erwartungsvoll an. "Na gut, wenn ihr es hören wollt.. aber es ist ziemlich finster, damit ihr es wisst. Darf ich später auch selbst noch was dazu sagen?" "Natürlich!", erwiderte die Clubleiterin. "Das hat doch oberste Priorität!" "Okay, dann fange ich mal an!" Hairi zog ein paar beschriebene Zettel aus ihrer Tasche und begann zu lesen. "Meine Grundeinstellung zum Leben ist mein Glaube an Gott, und dass er den Menschen, die er besonders wappnen möchte, jede Menge Steine in den Weg legt, bis sie das größte Ziel, Glück und Zufriedenheit, erreicht haben. Mir sind besonders viele Steine in den Weg gelegt worden und es wird vermutlich auch so weitergehen. Ich stelle nicht viele Anforderungen an das Leben, aber an mich. Ich möchte diese Hürden erkennen und überspringen. Als mein Vater starb, war ich für mich nur noch jemand, der mechanisch funktionierte, seinen Körper am Leben hielt. Ich selbst fühlte nichts und wollte auch nichts fühlen. Selbst meinen Glauben hatte ich verloren, weil ich es damals noch nicht so gesehen habe, dass man einfach nur geprüft werden soll. Ich bin ein schwieriger Mensch, und ich habe dennoch jemanden gefunden, der mich verstanden hat. Nachdem unsere Wege sich jedoch getrennt hatten, hatte er mir mein neues Lebensgefühl gegeben. Er sagte mir, ich solle das alles als Gottes Liebe zu mir ansehen. Ich sei stark genug, den Tod meines Vaters zu überwinden, mein Anderssein, die Einsamkeit, keine Freunde zu haben... denn nach all diesen schwierigen Prüfungen würde alles besser werden, viel besser, sogar optimal. ,Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker, Hairi!' Dieser Satz hat mir soviel Zuversicht und Kraft gegeben wie nichts anderes zuvor. Ich werde alles ertragen, was ich ertragen muss, bis der Himmel mich ruft. Es gibt ein Geheimnis, das ich habe, aber niemandem verrate. Das soll auch nicht in dieser Aufgabe geschehen. Ich möchte nur verraten, dass ich eine zerrissene Seele habe und nicht alle Wunden geheilt worden sind. Aber ich hoffe, dass sie nach all diesen Prüfungen geheilt sein werden, denn ich vertraue in das, was mir dieser spezielle Mensch gesagt hat, und in Gott." Wakana und auch alle anderen sahen sehr betroffen aus. Caliduel hätte Hairi am liebsten in den Arm genommen und nie wieder losgelassen. "Aber ich muss sagen, dass sich jetzt bessere Wege eröffnet haben", fügte sie hinzu. "In letzter Zeit fühle ich mich sehr glücklich, denn ich habe 2 Freunde gefunden, die ich nicht mehr verlieren möchte, und außerdem kann ich singen. Das alles zeigt mir, dass Gottes Liebe wirklich mit mir ist und ich freue mich sehr darüber.... wenn ich den Aufsatz noch einmal schreiben würde, dann würde er ein viel besseres Ende haben!" Hairi lächelte Lunael und Caliduel an. Sie alle waren sprachlos. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll..." Die Clubleiterin brach schließlich die Stille. "Du bist bewundernswert, Hairi. Viele Leute hätten bestimmt längst aufgegeben!" "Ich war kurz davor, das kannst du mir glauben, Wakana... wenn ich diesen speziellen Menschen nicht getroffen hätte, würde ich jetzt nicht hier sitzen." "Zum Glück hast du ihn getroffen und erkannt, wie liebenswert du bist!", sagte Lunael. "Ich könnte heulen!", meinte ein Mädchen aus der Gruppe. Caliduel sagte gar nichts. Er saß mit zusammengezogenen Augenbrauen da und schaute sie mitleidsvoll an. Er wollte sie vor solchen Qualen beschützen, was auch immer es kosten sollte. Nach dem Kurs verabschiedeten sie sich alle voneinander, auch die beiden Engel von Hairi. Als sie schon längst vom Gang verschwunden war, lief der still gewordene Caliduel ihr plötzlich hinterher. Lunael lächelte wissend. Sie setzte auf seinen Beschützerinstinkt und erinnerte sich an das morgendliche Gespräch, das sie geführt hatten. Er war überglücklich wegen seiner Beförderung gewesen und meinte plötzlich zu ihr: "Mir ist etwas klar geworden: Ich kann Liebe empfinden und bin wieder bereit dazu. Es muss nur jemanden geben, der sie annehmen und erwidern möchte!" Mit Leichtigkeit hatte er Hairi auf dem Schulhof eingeholt. Langsam näherte er sich ihr von hinten. Sie war auf dem Weg zu ihrem Fahrrad, als sie plötzlich zwei warme Arme um ihren Hals spürte. Da sie gerade einem Tagtraum verfallen war, dachte sie, es sei ihr Schutzengel. Als ihr jedoch ein vertrauter, nur vage vorhandener Parfumgeruch in die Nase stieg, wachte sie abrupt auf und stoppte ihre Schritte. "Tsukiari-chan?" "Bitte, lauf jetzt nicht weg......" Sie spürte, dass er seinen Kopf an ihren legte und schloss die Augen. Seine Wärme... seine liebevolle Aura... Sie fühlte sich so geborgen und vollkommen wie eine Träumende, die gerade das erlebte, was sie sich immer gewünscht hatte und nie mehr aufwachen wollte. Die Wärme durchdrang ihren ganzen Körper. "Nein.. nein, ich bleibe hier..." "Ich kann es nicht länger für mich behalten, Hairi-chan..." Caliduels ganze Liebe wollte sich in diesem Moment auf sie konzentrieren. "Nach sehr langer Zeit..... habe ich mich wieder verliebt. Ich dachte schon, ich könnte es nicht mehr, aber du hast mich eines besseren belehrt..." Sie suchte nach seiner Hand, nahm sie in die Ihre und küsste sie. "Seit sehr langer Zeit fühle ich mich wieder erfüllt, für etwas bestimmt..", fuhr er fort. Er ließ sie los und sie drehte sich um. Jetzt konnte sie ihm wieder in die Augen schauen, nachdem sie sich seiner Gefühle bewusst war. "Ich fühle mich ähnlich", antwortete sie ihm. Er musste sofort lächeln. "Wirklich?" "Ja! Ich glaube, wir müssen reden..." Sie schaute auf ihre Uhr. "Meine Mutter kommt erst in zwei Stunden nach Hause. Kommst du mit?" "Klar!" "Gut!" Sie strahlte ihn an. "Dann komm!" Lunael stand lächelnd und glücklich vor der Ausgangstür. Plötzlich klopfte jemand dagegen und sie drehte sich um. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie dem Weg nach draußen versperrt hatte und öffnete Yukihiro die Tür. "Entschuldige vielmals! Ich hab nicht aufgepasst!" "Ist doch in Ordnung!", lächelte er schüchtern. "Wir sind ja alle manchmal etwas neugierig..." Er dachte an gestern Abend. "Ja, das stimmt!", lachte Lunael und dachte sich: ,Es ist ja auch mein Job, andere zu überwachen...' "Ähm... hat dir ,Heart For Sale' gefallen?" Es war fast vollkommen still auf dem Schulhof. Die AGs waren im Gebäude, nur ein paar Blätter der Bäume raschelten im leichten Frühsommerwind und man hörte leise Musik von Garish Confusion aus dem hinteren Trakt der Schule. Alles schien friedlich und optimistisch. Lunael sog all diese Empfindungen auf. "Ja!", antwortete sie dann. "Ich fand es wirklich schön umgesetzt und der Text ist so metaphorisch! Du hast gute Arbeit geleistet!" Höflich wie immer schaute sie Yukihiro in die Augen. Er war genauso groß wie sie. "Danke. Ich habe auch sehr gehofft, dass er dir gefällt..." Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und fasste nach ihrer Hand. "Ich wollte, dass du weißt... ich habe das Lied für dich geschrieben. Möglicherweise ist all das einseitig... wie in den Lyrics, aber ich wollte es nicht für mich behalten. Du hast ein Anrecht, das zu wissen." Lunael tat der Junge einfach nur leid, wie er ihr mit leicht zitternder Stimme, rotem Kopf und nassen Händen seine Gefühle gestand. Er ließ ihre Hand los. "Ich glaube, ich bin zu gerührt, um etwas zu sagen...", meinte sie sprachlos. In diesem Moment erschien ihr der Liedtext noch emotionaler als ohnehin schon. "Vielleicht willst du dich ja mal privat mit mir treffen... oder so..." Yukihiro hatte die ganze Zeit Atsushis Ratschläge im Kopf: ,Frag sie, ob sie sich mit dir treffen will!' "Eigentlich hätte ich da nichts gegen, aber ich kann mich nicht verlieben. Es tut mir leid." "Okay... danke trotzdem.." "Ich muss mich bei dir für den schönen Text bedanken!" "Ach das... keine Ursache!" Er versuchte ein Lächeln, war aber ziemlich niedergeschlagen, wie man seinen Augen anmerkte. "Einen schönen Tag noch, dann...!", wünschte er und ging dann ins Schulgebäude zurück. Lunael blieb noch vor der Tür stehen und legte sich die Hand auf den Mund. Konnte sie sich wirklich nicht mehr verlieben seit damals? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)