Kartenspiel von moi_seize_ans (immer ein Ass im Ärmel) ================================================================================ Kapitel 6: Karo 6 ----------------- Kartenspiel immer ein Ass im Ärmel Kapitel 6 Karo 6 „Ein Mädchen?“, Gilberts Gesicht sprach eine mehr als eindeutige Sprache, als er statt des erwarteten männlichen Muskelpakets in die großen, blauen Knopfaugen eines kleinen süßen Mädchens starrte. Ein übler Scherz, wer auch immer ihm da einen Bären hatte aufbinden wollen, Gilbert habe diesen Idioten mehr als nur durchschaut. Auf der Abschussliste hatte er ihn. Grimmig ließ er seinen Blick hinüber zu Hans gleiten, der zusammen mit Roland über die verschieden Lehmschichten des Häuserbaus philosophierte. Na super, und dem hatte er auch noch seine Blueprints gegeben. Der könne was erleben, wenn er mit diesem winzigen Ding vor seiner Tür abgerechnet hatte. Das kleine Mädchen hingegen schien von der mehr als nur unhöflichen Begrüßung wenig begeistert, richtete ihre Rucksackgurte und trat unerlaubt in das Innere des geräumigen Hauses ein. Bevor Gilbert lauthals protestieren konnte, quittierte sie seine vorhergegangene Beleidung mit einem gezielten Tritt gegen dessen linkes Schienbein und rümpfte sich neckisch die Nase. „Ich bin kein Mädchen, ich heiße Nicole.“ Schnell hob sie grüßend ihren rechten Arm, winkte den beiden im Wohnzimmer sitzenden Männern zu und setzte noch eins oben drauf: „Und außerdem solltest du wissen, wer ich bin.“ Sie grinste fast in gleicher verstörter Manier und schien den Hausherren in seiner herablassenden Art imitieren zu wollen, was diesem selbstverständlich gewaltig missfiel. Dumme, kleine, fiese Göre. Wie konnte die nur so viel Kraft haben. Und dann auch noch gegen sein bereits angeschlagenes linkes Schienbein treten, aua verdammt! Zähneknirschend riss er sich zusammen und versuchte sich in dieses regellose Spiel einzugliedern: „Woher soll ich dich kleine Kröte bitte kennen? Ich habe normaler-…“ Der nächste Tritt. Dieses Mal aber gegen das andere Bein. „Aus!“, meinte die kleine Nicole und hob tadelnd ihren Finger, „Villeroy mag keine Beschimpfungen.“ In einer flüssigen Bewegung hatte sie sich ihren Rucksack von der Schulter gerissen und dem kleinen darauf angenähten Plüschkopf sanft die Ohren zugehalten. Gilbert, dem die ganze Sache nun nur noch mehr aufregte, grummelte wie ein wild gewordenes Tier und war kurz davor dieser Göre den Hals umzudrehen, als Hans in den Flur trat. „Gut, dass du kommen konntest, Graf.“ Wie ausgewechselt strahlte ihn das kleine Mädchen mit einem zuckersüßen Lächeln an, kicherte kurz, und drückte ihren Plüschlöwen eng an ihren Oberkörper. „Aber selbstverständlich.“ Moment, in Gilberts Kopf begannen die eingerosteten Zahnräder ineinander zu greifen. Dieser Name sagte ihm etwas. Er riss seine Augen weit auf und es hatte den Anschein als habe der Blitz ihn getroffen. „G-graf?“, stammelte er, sich unter den gigantischen Schmerzen im Bein windend, und hob zudem seinen linken Zeigefinger, der zitternd auf das kleine Mädchen gerichtet war, „DER Graf?“ Seine Kinnlade nahm eine unerwartete Talfahrt gen Boden, als ihn das Mädchen mit ihren großen, roten Plauschbacken anlächelte. „Copy-Graf?“, Gilberts Stimme genoss ebenfalls eine kostenlose Sonderfahrt und verabschiedete sich in die oberen Tonfrequenzen, „DER verdammte Copy-Graf? Die Legende des alles-Kopierers, der, dem alles gelingt? Sei es nun Geldwäsche oder gefälschte Papiere? Der, der die gesamte französische Polizei in einem genialen Streich ausgetrickst hat und ihnen ein Jahr lang auf der Nase herum getanzt ist? Der, der jeden Menschen auf der Welt zweimal existieren lässt? DER Copy-Graf?!?!?!“ Wild nach Luft schnappend, starrte Gilbert noch immer in ein freudestrahlendes, liebliches Gesicht, das ihn mit aller Aufmerksamkeit musterte: „Aber selbstverständlich.“ Es war als würde ihm jemand einen Tritt zwischen die Beine verpassen. Einen mit fünf Meter langen Anlauf. Ach was, einen Tritt in die Weichteile mit einen fünf Meter langen Anlauf und Pfennigabsätzen. Gottverdammte Ungerechtigkeit aber auch. Wie konnte dieses kleine, grinsende Etwas die überall gesuchte Geldwäscherlegende Copy-Graf sein, von der selbst die umgefallenen Reissäcke in China gehört hatten. Verdammt. „Es ist kaum denkbar,“, sprach Hans mit einer Selbstverständlichkeit, „aber die kleine Nici ist wirklich wahnsinnig gut auf dem Gebiet. Ja, fast schon bombig. Ich hätte es sicher auch nicht geglaubt, wenn ich es nicht bereits mit eigenen Augen gesehen hätte.“ Stolz kuschelte sich die Saarländerin an ihren Stofflöwen, drehte eine kleine Pirouette und ließ sich dann von Hans liebevoll den Kopf tätscheln. Anscheinend gefiel es ihr so gnadenlos vom Diplomingenieur Beilschmidt unterschätzt zu werden. Aber dem würde sie es sicher noch zeigen. „Ich hab Hunger.“, sie tänzelte geschickt am älteren Mann vorbei, und eroberte mit ihrem Charme erst einmal das Herz Rolands, ehe sie sich anschließend zuckersüß an Gilberts Designerküche ausließ. Seine arme italienische Marmorgarnitur. Diesen kleinen Wirbelwind konnte der Ostdeutsche bereits jetzt schon nicht leiden, regte sich zudem innerlich darüber auf, dass sein persönlicher, insgeheim bewunderter Superheld eine winzige Nervensäge war, und betrat zähneknirschend ebenfalls seine heiß geliebte Edelküche. Jetzt musste er schon einem Mädchen alles hinterher räumen. In seinem eigenen Haus. Na warte, die könne was erleben, wenn sie mit der Arbeit begännen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)