Du & Ich...bis in alle Ewigkeit von x_Uka_Ageha_x ================================================================================ Prolog: -------- „Wollen wir Freunde sein?“ – „Ja, klar.“ Er hielt mich an der Hand fest und wir rannten zu einem Spielplatz. Ich hab sein Gesicht genau vor Augen. Seine blonden Haare, die ein paar Locken hatten. Seine wunderschönen blauen Augen. Sein Grinsen, was mich immer glücklich machte. Seine Stimme. Meine Hand in Seiner. Wir spielten jeden Tag zusammen, immer auf dem Spielplatz. Jeden Tag durfte ich sein Lachen sehen. Später gingen wir sogar gemeinsam auf die Grundschule. Wir waren unzertrennlich. Wir waren beste Freunde, mein Kaoru. Bis zu diesem einen Tag, der mein Leben verändern sollte. An diesem einem Tag hatte er kein Lächeln, sondern weinte. „Was hast du?“ fragte ich. Er rieb sich nur die Augen und schluchzte. Ich streichelte seinen Kopf. „W-w-wir…wir..ziehen um!“, das Letzte woran ich mich an unsere gemeinsame Zeit erinnere, ist das. Das Letzte was ich sehe, sind seine Augen, die voller Schmerz und Tränen waren. Mein Versprechen: „Wenn wir groß sind, besuche ich dich!“ All die Jahre schrieben wir immer, wir wurden älter. Mittlerweile waren wir 16. Doch hatten keinen Kontakt mehr, eines Tages nahm ich all meinen Mut zusammen und fuhr zu ihm. Mittlerweile habe ich mich sogar in ihn verliebt gehabt, er war nicht mehr nur mein bester Freund. Ich wollte mein Versprechen einlösen. Ich stand vor seinem Haus klingelte. Jemand öffnete, aber es war nicht seine Familie, sondern eine Andere. Ich fragte, warum sie nicht mehr hier wohnen. Man sagte mir sie seien umgezogen. Erneut. Ich wollte es nicht wahr haben, ich wünschte ich wäre eher gekommen, hätte eher reagiert. Dass war vor zwei Jahren, ich habe keine Hoffnung mehr, dass ich ihn je wiedersehen würde, trotz des Versprechens was ich ihr damals gab. Ich wünschte, ich könnte ihn noch einmal sehen. Meine erste große Liebe. Kapitel 1: ----------- Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass ich Kaoru nicht mehr sehen würde. „..NAE! KANAE!“ ich schaute erschrocken auf. In das Gesicht meiner Freundin Yue, die mich wütend anschaute, sie macht mir Angst, wenn sie sauer war. Unheimlich. Erst recht, wenn ihre schulterlangen, braunen Haare in ihr Gesicht fallen. Silent Hill lässt grüßen. „Ja?“ – „Was ist nur los mit dir? Ich rede schon die ganze Zeit mit dir und du hörst mir mal wieder nicht zu!“ schrie sie mich halb an und fuchtelte mit ihren Armen rum, man am Morgen kann sie echt unausstehlich sein. „‘tschuldigung, bin halt noch nicht ganz wach. Das weißt du doch.“ ich schaute sie mit meinem süßesten, unschuldigsten Dackelblick an. Ich wusste sie konnte dem nicht widerstehen und wie immer knuddelte sie mich gleich darauf, hach, sie war so putzig. Wir kicherten beide. Sie war meine beste Freundin. „Na ihr zwei? Trödelt lieber nicht so rum, sonst kommen wir zu spät!“ ich drehte mich um und sah in das immer grinsende Gesicht von Subaru, dessen Haare aussahen als wäre er gerade erst aufgestanden. „Morgen.“ sagte Yue und umarmte ihn. Ich beneide die Beiden, so ein süßes Paar. Subaru hat sich sogar die Haare braun gefärbt, nur um Yue ein bisschen ähnlicher zu sein, aber man sah immer noch ein paar blonde Strähnen. So süß. Ich nickte nur zu zur Begrüßung. Zu dritt gingen wir zur Schule. „Wisst ihr was, ich hab aus einer wirklich zuverlässigen Quelle erfahren…“ „Warst du schon wieder beim Nachsitzen!?“ unterbrach ihn Yue mit böser Miene und stemmte ihre Hände in die Hüfte. Subaru sah hilfesuchend zu mir. „No way! Komm alleine mit ihr klar, sie ist deine Freundin!“ ich grinste ihn hinterhältig an. „A-a-aber…“ „Kein „Aber“, sag jetzt sofort, ob du beim Nachsitzen warst!“ Subaru seufzte “Ja, aber schon letzte Woche, das hab ich dir doch gesagt.“ Damit gab sich Yue zufrieden, die Beiden erinnerten mich manchmal an ein altes Ehepaar. Ich musste grinsen. „Aber jetzt erzähl mal, was wolltest du uns sagen?“ Subaru musste überlegen „Ach ja, wir bekommen ab heute eine neue Schülerin in unsere Klasse.“ „Ja und? Was ist daran so besonderes?“ „Naja, also…sie…keine Ahnung.“ gab er dann schließlich zu. Was solls. Nach einer Weile blieb Subaru stehen und blickte sich um. „Fehlt nicht noch irgendwer?“ fragte er nach. Ich überlegte sowie Yue. Wir schauten uns an, als uns ein Licht aufging. „Ähm…hätten wir ihn nicht abholen sollen?“ Yue schaute mich erschrocken an. „Na der wird sicher gut gelaunt sein.“ grummelte ich vor mich hin. Kurz vor der Schule überholte uns ein Junge mit dem Fahrrad und blieb mit fast schon quietschenden Reifen stehen. Naja fast. Wir schauten in ein vollkommen verschlafenes und übermüdetes, gleichzeitig saures Gesicht. „IHR..!“ er musste erst mal nach Luft schnappen bevor er sprechen konnte. „Wieso zum Teufel habt IHR mich nicht abgeholt!“ fauchte er uns an. „Morgen Daichi! Na bist du wieder vergessen worden.“ grinste Subaru ihn an und klopfte ihm auf den Rücken. Yue und ich mussten lachen. „Ich komme mir verarscht vor.“ meinte Daichi beleidigt. „Ne, nur halb!“ lachte Subaru und die Beiden gingen schon mal vor. „Diese Woche sind Daichis Haare blond, mal sehen wie er sie nächste Woche färbte.“ Meinte Yue. Daichi wechselte jede Woche seine Haarfarbe, letzte Woche waren sie dunkelbraun gewesen. Einmal hatte er sogar rosafarbene Haare. Komischer Typ. Ich wollte gerade gehen, als Yue mich am Ärmel zog. „Wa-?“ ich drehte mich um und sie zeigte auf ein fremdes Mädchen. „Na und?“ sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Wird vielleicht die Neue sein, von der uns Subaru erzählt hat, mehr nicht. Sie hat sogar unsere Uniform an.“ Ich schaute genauer hin. Irgendwie, kommt sie mir bekannt vor, oder war das jetzt nur Einbildung? Ich musterte sie ein bisschen, sie hatte blonde Haare, die ihr bis zur Hüfte gingen und sie waren leicht gelockt. Sie schien ein bisschen kleiner zu sein als ich und sah recht zierlich aus. Sie hatte uns bemerkt und blickte nun zu uns, dann zu mir. Als sich unsere Blicke trafen, wurde mir auf einmal ganz anders. Mein Herz schlug plötzlich schneller. Sie kam auf uns zu. Yue wurde langsam nervös. „Kanaeee..“ flüsterte sie mir zu „lass uns gehen, bitte!“ Sie zog an meinem Arm. Doch, ich war wie gebannt von diesem Mädchen. Wie in Trance. Ich wollte wissen wer sie ist, ich ging einen Schritt auf sie zu. Die Schulglocke läutete und riss mich aus meinen Gedanken. Yue atmete erleichter auf und zerrte mich rein. Ich schaute nochmals zu dem Mädchen, welches nun stehen geblieben ist. Was war das gerade für ein komisches Gefühl? Wir kamen noch rechtzeitig, denn der Lehrer war zum Glück noch nicht da. Ich musste die ganze Zeit an das Mädchen denken, wer ist sie? Sie sah so wunderschön aus. Yue schaute mich besorgt an, was mir im Moment irgendwie egal war. Ich schaute aus dem Fenster und hoffte, dass sie noch immer dort stehen würde. Fehlanzeige. Ob ich sie wirklich die Neue ist und ob sie wirklich zu uns kommt? Subaru, Yue und Daichi standen alle bei meinem Tisch und unterhielten sich über das Mädchen von eben. Yue erzählte ihnen gerade alles. „Und wie sah sie aus?“ fragte Daichi mit einem grinsen im Gesicht, das immer noch verschlafen aussah. „Ich hoffe doch gut!“ meinte Subaru, worauf er sich gleich einen bösen Blick von Yue einfing. „Sie sah wunderschön aus…“ murmelte ich vor mich hin, was die anderen trotzdem hörten. Daichi und Subaru grinsten mich wie blöde an. „Was denn?“ „Nichts!“ sagten beide gleichzeitig und grinsten weiter. Verstehe einer das männliche Geschlecht!? „Hach, hast du dich etwa in sie verschaut? Liebe auf den ersten Blick!“ himmelte Daichi vor sich hin. „So ein Schwachsinn! Es gibt nicht sowas wie Liebe auf den ersten Blick.“ ich verliebe mich doch nicht in jemand Fremdes. Ich versuchte die Gedanken abzuschütteln, ging nicht. Ich musste die ganze Zeit an das Mädchen denken. Aber nur weil sie interessant war, mehr nicht. Redet ich mir selber ein. Sie unterhielten sich noch ein bisschen über das Mädchen und ich hing noch in meinen Gedanken bis der Lehrer in den Raum kam. „Ruhe! Hinsetzten, sofort!“ schrie er in die Klasse. „Ich habe euch was zu verkünden.“ Kapitel 2: ----------- „Ich habe euch was zu verkünden.“ sprach unser Lehrer Herr Oguri. Wenigstens war er mal gut gelaunt. Schon mal ein Anfang. „Wir haben ab heute eine neue Schülerin in unserer Klasse.“ Er winkte jemanden herein. Alle waren schon gespannt, wer das sein könnte so mitten im Schuljahr. Ich hielt die Luft an, das blonde Mädchen von eben. Sie stellte sich vorne hin, sie blickte wieder zu mir. Ich schaute verlegen weg. Verdammt, was ist nur los mit mir. „Hi, mein Name ist Kaoru.“ Stellte sie sich vor. Kaoru? Ich dachte immer Kaoru wäre ein Jungenname. Ach Quatsch, so ein Schwachsinn, es können auch Mädchen so heißen, sie ist das beste Beispiel. „Seid nett zu ihr, sie könnte euren Notendurchschnitt der Klasse anheben! Wenn man die letzte Mathearbeit bedenkt.“ Die Klasse stöhnte auf, der Lehrer schüttelt nur den Kopf. Ich schaute das Mädchen da vorne nochmals genauer an. Sie hatte blaue Augen. Ihr Haar geht ihr bis zur Hüfte und ist ein bisschen gelockt. Das Gesicht sieht so lieb aus. So wunderschön. „Da hinten ist noch Platz!“ der Lehrer weist sie auf einen leeren Platz…hinter mir? Als sie an mir vorbei ging, fing mein Herz an zu rasen. Ich wusste ja schon früher, dass ich auf Frauen stehe und hatte schon ein paar Beziehungen, aber Liebe auf den ersten Blick? Nein danke, ich verzichte. Ich versuchte mein Herz zu beruhigen, spürte aber ihre Blicke in meinem Nacken. Ich hoffte, bangte und wartete. Ich hoffte, dass sie mich nicht anspricht, weil sie keine Bücher hatte. Ich bangte vor ihren Blicken, die immer noch auf mir ruhen. Und ich wartete Sehnsüchtig auf die Pause. Irgendwann wurde ich von der Seite an gestupst. „Hey..Kanae..“ irgendjemand rüttelte mich kräftig. „Wasn los…“ nuschelte ich. Ich schaute hoch in die Gesichter meiner Freunde. „Du hast den ganzen Unterricht verpennt. Ich schaute sie leicht verpeilt an. „Oh?“ Deshalb war ich so müde, ich gähnte herzhaft. Ich stand auf und streckte mich einmal. Wir waren die Letzten im Klassenzimmer. „Äh..?“ „Mehr bekommst du wohl nicht raus oder? Du kannst froh sein, dass dich der Lehrer nicht erwischt hat!“ belehrte mich Yue und schaute mich ernst an. Ich nickte nur. „Ich hab Hunger! Lasst uns endlich gehen!“ motze Subaru rum und ging vor. Yue an seiner Seite, Hand in Hand, Daichi und ich hinter her. Ich blieb an irgendwas hängen mit meinem Rock. Ich zerrte ein bisschen und wollte sehen was es ist. Ich drehte mich ein bisschen um und ich blickte auf eine Hand, die mich an meinem Rock festhielt. Kaoru! Sie schaute mich nicht an. „Was ist?“ ich sah zu den anderen hinüber, die mich alle beobachteten sowie Kaoru musterten. Sie schauten etwas misstrauisch. Ich gab ihnen zu verstehen, dass sie schon mal vorgehen sollten. Dann sah ich wieder zu Kaoru, die mich immer noch festhielt. Sie starrte auf ihren Tisch, als wäre ich nicht da. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ fragte ich sie. Stille. Keine Antwort. „Geht es dir nicht gut?“ Wieder Stille. Wieder keine Antwort. Ich kam mir gerade irgendwie dumm vor. Nach einer Weile voller Stille schaute sie vorsichtig zu mir auf. Ihre blauen Augen sahen mich direkt an. Mein Herz fing wieder an schneller zu klopfen. Endlich ließ sie mich auch los und stand auf. Sie war ein bisschen kleiner als ich wie ich es vorhin bereits vermutet habe. „Darf ich mit die befreundet sein?“ sie schaute verlegen zu Boden, mich überraschte die Frage ein bisschen, ein bisschen zu sehr. Ich schaute sie verwirrt an. „Äh…klar, warum nicht?“ Ihr Gesicht strahlte vor Freude und sie fiel mir um den Hals. „Danke schön!“ ich atmete tief ein und aus. Mein Herz sprang gleich aus meinem Brustkorb, zumindest fühlte es sich so an. „Schon gut. Aber…kannst du mich bitte wieder los lassen?“ sie sprang fast schon weg von mir als ich das sagte und schaute verlegen zu Boden und wurde rot im Gesicht. Komisches Mädchen, aber irgendwie süß. Ich kicherte. „Komm wir gehen in die Pause zu den Anderen.“ Sie nickte nur und wir gingen raus. Sie klammerte sich an meinem Arm fest als wir bei meinen Freunden ankamen. „Leute, das ist Kaoru. Ihr kennt sie ja schon, von vorhin.“ Sie schauten uns an als hätten sie einen Geist gesehen, Kaoru versteckte sich ein bisschen hinter mir. Schüchtern? Meine Freunde schaute sich an und wussten nicht wie sie darauf reagieren sollten. Yue fasste sich als Erste und sprach zu Kaoru. „Hey, na? Schön dich kennen zu lernen. Ich bin Yue und das ist..“ sie machte eine Handbewegung zu Subaru „..mein Freund Subaru.“ Wobei sie das „mein Freund“ betonte. Subaru nickte ihr nur kurz zu mit einem Grinsen im Gesicht. „Und der mit den blonden Haaren ist Daichi.“ Er winkte ihr fröhlich zu. Kaoru winkte allen zu und versuchte zu lächeln. Trotzdem blieb sie weiter hinter mir stehen. Mir kam diese Situation so vertraut vor, es erinnerte mich an meinen ehemaligen Freund Kaoru, als ich mit ihm in die Schule gegangen bin. Der erste Tag. Er versteckte sich hinter mir, obwohl er ein Junge war. Er war genauso schüchtern wie sie. „Hey, Kanae?“ Yue war mit ihrem Gesicht kurz vor meinem und schaute mich fragend an. „Schläfst du schon wieder? Oder bist du in Gedanken.“ Ich lachte peinlich berührt. „Ja irgendwie ein bisschen was von Beidem.“ Sie knuffte mich und lächelte mich an „Ich kenn dich doch. Immerhin bin ich deine Beste!“ sie kicherte. Ich grinste. „Naja, was sonst.“ Kaoru zupfte an meinem Ärmel. „Hm?“ ich drehte mich um, sie schaute zu Boden. „Ähm…“ sie brach ab und schwieg. „Ach schon gut..“ ich legte den Kopf schief. „Ok?“ was war das denn? Ob mit ihr alles in Ordnung ist? Wir hörten die Schulglocke. „Naja, dann lasst uns mal wieder reingehen.“ Ich seufzte, die Pausen sind immer viel zu kurz. Beim Reingehen hielt mich Kaoru wieder am Arm fest. Ich schaute sie leicht irritiert an, aber es war angenehm sie bei mir zu haben. Es war, als wäre es mein Kaoru wieder an meiner Seite. Habe ich das gerade wirklich gedacht? Weg mit diesen Gedanken. Ich schüttelte den Kopf um wieder klar denken zu können. „Alles in Ordnung?“ Kaoru schaute mich an „Ä-ä-ä-äh…“ Oh je, wieso musste sie auch Ihm so ähnlich sein. Das macht mich noch ganz verrückt. Sie schaute mich leicht besorgt an. „Alles in Ordnung?“ wiederholte sie. Ich lächelte sie an und nickte. Sie lächelte zurück. Sie ist so unheimlich süß. Mir wurde ganz warm im Gesicht. „Kanae…du bist ganz rot im Gesicht.“ „W-w-was?“ Daichi legte mir eine Hand auf die Stirn, das machte es nicht besser. „Kein Fieber!“ „Lass das!“ zischte ich ihn an. Verdammt, das ist so peinlich. „Lasst uns lieber weiter gehen!“ sagte ich schmollend und ging mit Kaoru voran. Diese beobachtete mich auf den ganzen Weg in Klassenzimmer. Peinlich! Ich will mich in ein Mauseloch verkriechen. Im Klassenzimmer standen alle wieder bei mir am Tisch außer Kaoru. Ich drehte mich zu ihr. Sie schaute aus dem Fenster als würde sie gerade Träumen. Ich lehnte mich vorsichtig zu ihr und stupste sie an. Sie blickte erschrocken auf. „An was denkst du?“ fragte ich sie. Sie schien kurz zu überlegen. „An meine Freundin..“ sagte sie leicht traurig. „Ja, das kenn ich.“ Und zwar nur zu gut. Der Lehrer kam rein und der Unterricht begann wieder von vorn. Wie langweilig. Ich blieb mit meinen Gedanken noch eine ganze Weile bei Kaoru. Bei Beiden. Das wurde mir langsam alles zu viel. Kapitel 3: ----------- Die letzten Stunden zogen sich in die Länge und ich war froh als endlich der Schlussgong kam. Wir gingen zu fünft raus. Subaru und Yue wollten noch in ein Cafe gehen, Daichi musste zur Nachhilfe. Nur Kaoru und ich blieben noch übrig. Wir gingen zur S-Bahnstation. „Mit welcher Bahn musst du fahren?“ fragte ich Kaoru und schaute wann meine kommt. „Mit der elf.“ Ich schaute zu ihr und lachte. „Zufall? Ich nämlich auch.“ Sie musste auch lachen. Dann sagten wir nichts mehr. Wir saßen auf einer Bank und warteten still schweigend. Zehn Minuten vergingen. Diese Stille machte mich nervös. „Ähm…wieso bist eigentlich umgezogen?“ Kaoru blickte zu mir. „Weil mein Vater hier eine neue Arbeit hat, wir müssen deshalb sehr oft umziehen. Leider.“ Sie machte ein bedrücktes Gesicht. Die Ärmste. Ich legte eine Hand auf ihre Schulter. „LACHEN!“ ich grinste sie an. „Ich weiß, wie es ist einen guten Freund zu verlieren. Aber man findet immer wieder Neue.“ Einer meiner kläglichen Versuche jemand anderen aufzumuntern. Sie lächelte trotzdem wieder. „So siehst du viel hübscher aus, also wenn du lächelst!“ oh Gott? Habe ich das gerade echt gesagt? Ich wurde rot und schaute verlegen weg. Verdammt, wie viel peinliches kann denn heute noch passieren? Ich hörte sie kichern. Na klasse, jetzt lacht sie auch noch. „Du bist knuffig, wenn du rot wirst.“ Ich schaute zu ihr auf. In ihr Gesicht. Sie lächelte mich an. Sie ist wirklich hübsch, wenn sie lacht, sie ist insgesamt hübsch. Es kam eine Durchsage, dass die S-Bahn endlich kommt. Wir standen auf und gingen durch die Menge. Wie ich solche Menschenansammlungen hasse. Wir quetschten uns irgendwie durch. Nun kam auch die Bahn. Kaoru blieb immer dicht hinter mir, aber als dann sie Massen in die Bahn einstiegen, hätte sie mich fast verloren. „Hab dich!“ grinste ich sie an und hielt sie an der Hand fest. Ich drängelte mich zu einem halbwegs freien Platz durch. Ok, Stehplatz. Ich hielt mich an der Stange fest. „Ähm…Kanae…“ ich blickte zu Kaoru, diese starrte auf unsere Hände. „Oh..“ ich ließ sie sofort los. „Tut mir leid.“ Ich schaute zur Tür, oh je, wieso müssen die auch alle mit der S-Bahn fahren? Kaoru wurde immer mehr an mich ran gedrückt. Ihre Nähe machte mich nervös. Mein Herz fing wieder an schneller zu schlagen. „A-a-alles in Ordnung?“ stottere ich vor mich hin. Sie nickte und schaute zur Seite. Die Bahn fuhr los und wie wurden ein bisschen hin und her geschüttelte, ich schlang einen Arm um ihre Hüfte, als wäre es ein Reflex gewesen. Sie schaute irritiert und fragend an. „Damit du nicht hinfällst…“ nuschelte ich, ok es war nicht ganz gelogen, immerhin konnte sie sich nirgendswo festhalten. Sie nickte erneut. Verdammt, morgen wird sie mich hassen. Sie schaute wieder zur Seite. Plötzlich spürte ich zwei Hände an meiner Taille. Erschrocken wanderte mein Blick nach unten, ich sah dass sich Kaoru bei mir festhielt. Ich schaute ihr ins Gesicht. Sie wurde rot als sie bemerkte, dass ich sie anschaute. Jetzt musste ich kichern. „Sag mal? Hast du heute schon was vor?“ fragte ich sie. Sie schüttelte den Kopf. „Warum?“ ich horchte auf, man sagte die nächste Station an. Ich grinste sie an „Wirst du gleich sehen!“ ich wartete bis wir anhielten, nahm wieder ihre Hand und kämpfte mich durch die Masse durch zum Ausgang. Ich zog sie noch ein ganzen Stück mit. „Wohin gehen wir?“ ich antwortete nicht. Ich blieb vor einem Eiscafé stehen. „Da wären wir. Hier gibt es wirklich das BESTE Eis, was du je essen kannst!“ Ich ging mit ihr rein und wir setzten uns in eine Ecke weiter hinten. Kurz darauf kam auch ein Kellner. Ich bestellte mir einen großen Eisbecher und einen Kaffee. Kaffee und Eis ist einfach das Beste. Kaoru schaute noch in die Karte. „Ähm, eine warme Schokolade und ein Vanilleeis, bitte…“ Der Kellner notierte sich alles und verschwand dann wieder. „Du magst Süßes, oder?“ grinste ich sie an. „Jaaaa, ich mag alles was süß ist.“ Sie sieht so lieb aus, wenn sie begeistert ist von etwas. Wie ein kleines Kind. Ich musste kichern. „Was ist so lustig…?“ sagte sie leicht beleidigt. „Du erinnerst mich an ein kleines Kind.“ Sie pustete ihre Backen auf. „Ok, wie ein Hamster!“ ich musste laut los lachen und Kaoru stimmte mir mit ein. Ein paar Leute schauten uns verstört an. Egal! Der Kellner kam wieder zurück mit unserem Eis und Getränken. Ich wartete bis Kaoru einen Löffel Eis gegessen hat. „Uuuuund?“ ich schaute sie mit großen Augen an. Sie starrte gerade aus. Keine Antwort. „Wie schmeckt es?“ ich stupste sie. „Kann…nicht rede…muss essen..“ sie schob sie gleich noch einen Löffel in dem Mund. Sie fing an zu quietschen. „Alles in Ordnung?“ wie oft stelle ich die Frage heute eigentlich noch? Sie nickte heftig mit dem Kopf. „Das Eis schmeckt wirklich super!“ ich war erleichtert und trank einen Schluck Kaffee und machte mich dann an mein Eis ran. Während wir aßen unterhielten wir uns überalles mögliche. Über irgendwelche Stars, die wir nicht leiden konnten, über die neusten Klamotten, wir hatten sogar denselben Geschmack, was das anging. Irgendwann kam der Kellner wieder an und wir bezahlten. Wir gingen raus aus dem Cafe und schauten uns um. „Was machen wir jetzt?“ fragte ich Kaoru. Sie zuckte mit den Schultern. Sie schaute auf einen Laden. „Ähm..könnten wir eventuell dort mal kurz reingehen?“ ich nickte. Den Laden kenn ich gar nicht oder warum kommt der mir nicht bekannt vor? Als wir drinnen waren sah ich mich erst mal um. Ein Geschäft für Zeichenutensilien. „Zeichnest du? Und woher wusstest du, dass das ein Geschäft für Künstler ist?“ ich schaute sie entgeistert an. „Ja ich zeichne und der Laden ist ein Markenladen, also unter Künstlern bekannt, aber der Erste den ich je betrete, weil wir keinen hatten in unsere Stadt.“ Sagte sie gedankenverloren, sie schien hier voll in ihrem Element zu sein. Sie schaute sich eine ganze Weile um und ich beobachtete sie. „Oh..“ gab sie nach einiger Zeit von sich, so als wäre ihr was eingefallen. „Tut mir leid, das langweilt dich sicher.“ Klasse ich bin ihr wieder eingefallen. Wie gemein. „Nein, nein. Ich schau dir zu und lerne.“ Ich lächelte sie an und sie schien das glücklich zu machen. „Sag mal, was zeichnest du alles?“ sie überlegte kurz „Eigentlich alles Mögliche, das was ich sehe, das was mir einfällt, das was mir gefällt. Wenn mir ein Ort gefällt zeichne ich ihn. Zum Beispiel.“ Fügte sie noch schnell hinzu. Sie blieb vor einer Leinwand stehen. 18 Euro. „Ist das teuer oder gibt es noch welche die mehr kosten?“ fragte ich Kaoru. Sie schüttelte den Kopf. „Es gibt schon noch teurere, aber die kann ich mir nicht leisten und für mich sind die schon teuer.“ Sie deute auf die Leinwand vor ihr. „Hm..“ ich überlegte wie teuer die wohl werden können. Kaoru schaute sich noch ein bisschen um bevor den Laden wieder verließen. Ich schaute auf meine Uhr. „Schon um fünf Uhr. Die Zeit verging ja schnell.“ Sie stimmte mir zu. Wir gingen zurück zur S-Bahnstation und fuhren nach Hause. Dieses Mal war sie wenigstens nicht ganz so voll. Wir unterhielten uns noch ein bisschen über Zeichenmaterial, wobei eher sie sprach als ich. An meiner Station stand sie mit auf, ich schaute sie an. „Ich muss hier auch aussteigen.“ Sagte sie fast schon beiläufig. „Also, DAS ist kein Zufall mehr.“ Wir mussten beide lachen. So konnten wir wenigstens noch eine bisschen miteinander reden. Irgendwann blieb sie vor einem Haus stehen. Ich drehte mich zu ihr um. „Was ist los?“ ich blickte mich um ob hier irgendwer stand, den sie kannte. Fehlanzeige. „Ich wohne hier.“ Sie zeigte auf ein Haus. Mir blieb der Mund offen stehen. „DA wohnst du?“ ich schaute auf ein riesiges Haus mit einem großen Vorgarten. Sie schaute verlegen zu Boden „Ja..“ sagte sie leise. „Wow.“ Naja, die Eltern verdienen gut. „Nicht schlecht!“ ich grinste sie an. „Na dann, wir sehen uns morgen, ja?“ sie nickte und lächelte zurück. Sie ging auf mich zu und umarmte mich. Oh je, mein Herz schon wieder. Ich legte vorsichtig meine Arme um sie. Sie roch so gut. Wah, wie bin ich denn drauf? „Danke, dass wie Freunde sind. Der Nachmittag war wirklich toll.“ Sagte sie leise. „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.“ Wir fingen beide an zu kichern. „Also, tschüßi.“ Sie winkte mir noch zum Schluss bevor sie im Haus verschwand. Puh. Was war nur los mit mir heute? Erhöhter Herzschlag? Ich ging langsam nach Hause. Kapitel 4: ----------- Ich ließ mir wirklich Zeit beim nachhause gehen. Ich dachte über den heutigen Tag nach, der für mich irgendwie keinen Sinn ergab. Ich dachte an Kaoru. An meinen Kaoru von damals. Ich frage mich, was er jetzt wohl macht, wie es ihm geht, wo er jetzt wohnt. Wieso hat er mir damals nicht gesagt, dass er erneut umziehen wird, er hätte ja zumindest mal anrufen können. Ich seufzte. Ich blieb vor meinem Haus stehen, es war nur ein Reihenhaus mit einem kleinen Vorgarten. Recht mickrig im Verhältnis zu Kaorus Haus. Ihr Haus. Gott, das ist so kompliziert. Wieso müssen beide Kaoru heißen, da muss man ja immer dazu denken von wem man nun gerade denkt. Ich raufte mir die Haare. Ich ging zur Haustür und öffnete sie. Ich pfiff kurz. Dann hörte ich kleine Füße tappen. „Ja, da ist ja meine kleine süße Maus, na wie geht’s dir?“ ich kniete mich runter um meinen Hund zu streicheln, die sich vor Freude im Kreis drehte und dabei mit ihrer Rute wedelte. Außer uns war niemand zu hören. Meine Eltern haben mich einfach mal so für zwei Wochen alleine gelassen und sind in den Urlaub gefahren, was mir nur recht ist. „Na komm meine Kleine, ich mach dir was zu essen.“ Mein Hund rannte schon vor in die Küche und setzte sich vor ihren Napf hin. Wie verfressen sie sein kann. Trotzdem aber süß. Ich ging ihr nach und holte ein bisschen Trockenfutter, tat es ihr in den Napf und wartete. Sie aß gemütlich ihr Futter. Nach zehn Minuten war sie endlich fertig und ging gleich darauf zur Haustür. Mein Zeichen, dass ich mit ihr gehen soll. Gesagt, getan. Wir liefen durch einen Park, der bei uns in der Nähe war. Dort konnte sie sich noch ein bisschen austoben und spielen. Sie schnüffelte überall rum und kam dann mit einem Stock an. Nein, nicht zum werfen, sondern nur zum Tragen. Wir liefen in Richtung Spielplatz. Dort war eh keiner mehr um diese Uhrzeit. Mein steuerte geradewegs auf den Sandkasten zu um darin zu graben. Ich setze mich auf eine Schaukel und schaute ihr dabei zu. Seit damals hat sich der Spielplatz nicht viel verändert. Ein Sandkasten, zwei Schaukeln, eine Wippe, eine Rutsche und ein großer Baum. Seit damals komme ich immer hierher, auch wenn ich immer alleine hier war. Seit Kaoru damals weggezogen ist. Ich vermisse ihn wirklich sehr. Ich rang mit den Tränen. Manchmal wünschte ich mir, es würde alles wieder so werden wie früher. Aber dann denk ich an meine jetzigen Freunde und es könnte nicht besser sein. Vor allem weil wir jetzt schon zu fünft sind mit Kaoru. Sie ist wirklich lieb. Ich ging den ganzen Tag nochmal in Gedanken durch. Auf dem Heimweg. Beim Essen. Im Bett. Es war, als würde ich sie, Kaoru, schon so lange kennen. Ich mein, wie hätte man sonst, mit jemanden so gut reden können, den man erst seit einem Tag kennt. Oder? Bei manchen Situationen blieb eine Weile hängen. Bei Situationen, in denen mein Herz anfing schneller zu schlagen. Ich überlegte was für einen Grund das gehabt haben könnte, obwohl mir die Antwort schon klar war. Kaoru machte mich einfach ein bisschen nervös, wenn sie in meiner Nähe war, wenn sie mich mit ihren wunderschönen Augen anschaute, wenn ihr Körper so an nah an meinem ist. Ich schreckte auf. „Was..?“ was denk ich da? Das ist doch nicht normal. Ich kenn sie doch kaum. Liebe auf den ersten Blick? NEIN! Raus aus meinen Gedanken. Daichi hat nicht recht. Ich hob meinen Hund auf mein Bett hoch, machte das Licht aus und legte mich endgültig hin. Ich will nur so schnell wie möglich diese Gedanken los werden. Mein Hund kuschelte sich an mich ran und ich streichelte noch ein bisschen über ihren Kopf, bevor ich einschlief. Ich wachte relativ schnell wieder auf. Ich drehte mich auf die andere Seite und spürte jemand neben mir. Ich tastete im Dunkeln mein Bett ab. Das fühlte sich irgendwie an wie ein Körper. Ein Körper!? Ich sprang auf und fiel aus meinem Bett. „Was machst du denn so für einen Lärm?“ hörte ich jemanden, ein Mädchen, sagen. Ich ging vorsichtig zum Lichtschalter und machte das Licht an. Ich sah zu meinem Bett rüber. „KAORU?“ Ich schaute in das verschlafen Gesicht von Kaoru. Kaoru? In meinem BETT? Sie rieb sich die Augen. „Wie kommst du hier rein?“ „Na, ich bin doch vorhin mit zu dir gekommen.“ Sie lächelte mich an und schaut so süß aus, wenn sie verschlafen aussieht. „Mit zu mir?“ ich konnte mich nicht wirklich erinnern. Ich raufte mir meine Haare. Was ist nur los hier? Sie stand auf und kam zu mir rüber. Sie hatte nur ein viel zu großes T-Shirt an. Zum Glück war es zu groß. Ich schaute verlegen nach oben. Mein Herz raste. Sie kam immer näher und blieb kurz vor mir stehen. Ich schaute zu ihr runter. Sie blickte mir direkt in meine Augen und legte ihre Arme um meinen Hals. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und näherte sich meinem Gesicht. „W-w-was machst du?“ Sie lächelte mich nur an. „WAAAH!“ ich schrie auf und saß stocksteif im Bett. Nur ein Traum. Es war nur ein Traum. Ich versuchte mich zu beruhigen. Vor allem mein Herz. Aber es fühlte sich so real an. Ich fuhr mit einem Finger über meine Lippen. Wir haben uns geküsst. Geküsst? „Oh Gott!“ ich ließ mich nach hinten fallen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Was ist nur los mit mir? Ich blickte auf die Uhr, noch zwei Stunden bevor ich aufstehen brauchte, aber ich konnte jetzt nicht mehr einschlafen. Ich stand auf und ging duschen. Ich stellte die Dusche auf Kalt um klar denken zu können. Es half. Danach ging ich in die Küche und aß eine Kleinigkeit. Noch eine Stunde. Ich ging wieder in mein Zimmer. Kapitel 5: ----------- Ich musste noch knapp zwei Stunden warten bevor es, wie jeden Morgen bei mir klingelte. Mittlerweile habe ich mich schon ins Wohnzimmer verzogen und ein bisschen Fernsehen geschaut um mit dir Zeit zu vertreiben. Ich brauchte Ablenkung von meinem Traum. Also war ich schon vor einer Stunde mit meinem Hund draußen. Die kühle Luft tat gut. Doch kaum war ich wieder zu Hause, musste ich an den Traum denken, also machte ich mir den Fernseher an. Doch er lief seit circa einer Stunde umsonst. Ich konnte mich nicht konzentrieren, nicht klar denken. Ok. Ich konnte denken, aber nur noch an den Traum. Ich fuhr geistesabwesend mit einem Finger über meine Lippen, wie schon so oft davor. Ich habe sie geküsst. Wirklich geküsst, im Traum. Kaoru. Wie kann ich ihr jetzt noch gegenüber treten? Was soll ich zu ihr sagen? Ich schüttelte den Kopf, nur ein Traum. Nur ein Traum. Versuchte ich mir selber einzureden. Endlich klingelte es an der Tür. Ich sprang vom Sofa auf, schnappte meine Tasche und öffnete die Tür. „Guten Mooooorgen!“ Yue fiel mir um den Hals. Sie holte mich jeden Morgen ab, sie wohnte ja nur ein paar Häuser weiter. „Morgen.“ Murmelte ich. Ich schob sie ein bisschen weg von mir um die Tür ab zu schließen. Ich drehte mich wieder um zu Yue. Sie schaute mich geschockt an. „Was ist? Hab ich irgendwas im Gesicht?“ sie schüttelte den Kopf. „Nein, du siehst einfach nur schrecklich aus. Heute schon mal in den Spiegel geschaut?“ ich überlegte. Nachdem ich geduscht habe? Nein, ich glaube nicht. „Nein, warum denn?“ Yue suchte etwas in ihrer Tasche, einen Spiegel, den sie mir in die Hand drückte. „Schau selber.“ Sie klang leicht besorgt. Ich schaute in den Spiegel. „Oh..shit..“ ich hatte tiefe Augenringe und sah aus wie ein Zombie. „Bin das ICH?“ sie nickte. „Was hast du heute Nacht gemacht?“ „Naja, auf jeden Fall nicht geschlafen.“, ich verdrehte die Augen. Sie schaute mich weiterhin besorgt an. „Egal, lass uns erst mal gehen. Du hast doch sicher etwas Schminke, womit ich das abdecken kann, dabei oder?“ sie nickte wieder. Ich wollte jetzt nicht darüber reden, vielleicht nachher. Wir gingen zusammen zur S-Bahn. An Kaorus Haus vorbei. Ich blieb stehen und starrte das Haus an. Yue folgte meinem Blick. „Kanae? Was hast du?“ ich schüttelte den Kopf. „Nichts. Gar nichts. Lass uns weiter gehen.“ Ich packte sie am Arm und zog sie mit. „Wir verpassen sonst unsere Bahn.“ Yue sagte nichts weiter und folgte mir. Das war, dass gute an Yue. Sie merkte, wenn etwas nicht stimmte, aber fragte auch nicht unnötig nach, sobald man nicht reden wollte. Ich ließ Yue ihren Arm erst los, als wir an der S-Bahnstation waren. Wir redeten nicht weiter. Ich schaute auf die Uhr, noch 15 Minuten bis die Bahn kam. Ich setzte mich auf eine Bank. Yue setzte sich neben mich. Sie kramte wieder in ihrer Tasche rum. „Hier.“ Sie hielt mir ihren Spiegel und ihre Schminke hin. „Danke.“ Ich versuchte zu lächeln „Auf dich kann man immer zählen.“ Sie musste lachen. „Ach was?“ ich nickte und versuchte nun meine Augenringe zu überdecken. Es klappte, naja so halbwegs. Wir hörten die Durchsage von der Einfahrt des Zuges. Wir standen auf, ich schaute mich nochmals um. Kaoru ist nicht da. Nein, nicht an sie denken. Ich schüttelte den Kopf. Yue schaute mich fragend an, sagte aber nichts. Wir stiegen ein. Ich sah wir eine blonde Person noch zu der Bahn rannte und einen Wagon weiter vorne einstieg. Blond? Kaoru! Nein, nur weil jemand blond ist, heißt es noch lange nicht, dass diese Person gleich Yue ist. Aber das waren doch lange Haare? Ich sah zu Yue die aus dem Fenster schaute. Also hat sie nichts gesehen. Wir schwiegen für die restliche Fahrt. Als wir an der S-Bahnstation in der Nähe unserer Schule ankamen, wartete Subaru bereits auf uns, besser gesagt auf Yue. „Ist irgendwas Besonderes? Oder warum wartet er?“ fragte ich Yue leise. Sie zuckte mit den Schultern. „Ein Laune der Natur, vielleicht.“ gab sie zurück. Ich musste lachen. Wir gingen zu ihm hin und er umarmte Yue sofort. „Sind die Beiden nicht süß?“ ich drehte mich erschrocken um. „Kaoru!?“ sie lächelte mir zu. Yue und Subaru schaute genauso erschrocken wie ich zu Kaoru. „Hab ich euch erschreckt?“ sie wurde rot und schaute verlegen zu Boden. Ich schüttelte den Kopf. „Kommt, wir müssen Daichi noch abholen.“ Sagte Subaru schließlich. Ich atmete erleichtert auf. Doch nicht so schlimm wie erwartet. Was nicht ist kann noch werden, der Tag ist lang. Trotzdem klopfte mein Herz wieder schneller als Kaoru mich anlächelte. Wir gingen zu Daichi, der gerade gehen wollte. „Ach, ihr habt mich nicht vergessen?“ Yue und ich mussten lachen. „Anscheinend nicht!“ gab Subaru zu. Zu fünft gingen wir zur Schule und unterhielten uns noch ein wenig. Schule war wie immer, zum Glück keinen Test oder sonst was. Ich hatte nicht einmal meine Hausaufgaben. Ich war gestern wirklich zu aufgelöst gewesen. Zum Glück konnte ich nebenbei mitschreiben. In der Pause standen wir auch wieder alle zusammen, ich war trotzdem etwas abseits. Ich beobachtete Kaoru. Sie sah hübsch aus. Sie schaute zu mir herüber und als sich unsere Blicke trafen, schaute ich verlegen weg. Ach verdammt, wieso kann ich ihr jetzt wieder nicht in die Augen schauen. Sie kam zu mir. „Was ist heute mit dir los? Du bist so komisch.“ „Komisch? Wie meinen.“ „Du redest kaum und lachst wenig.“ Na klasse, scharfsinnig ist sie auch noch. „Ach quatsch. Das bildest du dir sicher ein. Ich bin nur müde.“ Ich versuchte überzeugend zu lächeln. Sie misstraute mir immer noch. Der Schulgong läutete. Meine Rettung. Wir gingen wieder rein. Wir hatten jetzt zum Glück nur noch Kunst für zwei Stunden, dann ab nach Hause. Unsere Kunstlehrerin stellte unser neues Thema vor. Wir mussten ein Bild in Partnerarbeit zeichnen zu einem Gedicht. Jedes Pärchen bekam ein anderes Gedicht. Ich sah nach rechts zu Yue, diese jedoch sofort zu Subaru. Verdammt. Dann sah ich nach vorne zu Daichi. „Psst. Daichi!“ er drehte sich um. „Wollen wir beide zusammen arbeiten?“ er schüttelte den Kopf und zeigte auf seinen Vordermann. Ich knallte meinen Kopf auf den Tisch. Wie gemein. Jemand zupfte von hinten an meinem Oberteil. „Ja?“ ich drehte mich um. „Darf ich mit dir zusammen zeichnen?“ sie schaute verlegen auf ihren Tisch. „Natürlich, warum nicht. Aber, ich denke nicht das ich künstlerisch so begabt bin wie du.“ Ich grinste sie an. „Egal.“ Sie legte den Kopf schief. „Hat jeder einen Partner? Ja? Gut dann teile ich eure Gedichte aus.“ Sie legte jedem Pärchen einen Zettel auf den Tisch. Ich schaute auf unseren Zettel. Ein Gedicht von Anakreon mit Titel „An die Geliebte“. Ne jetzt oder? Ich schaute Kaoru an. Sie war leicht rot im Gesicht. „Gut, jetzt lest es euch durch und besprecht wie oder was ihr zeichnen wollt. Ihr habt bis nächste Woche Zeit, eine Skizze anzufertigen.“ Wir lesen uns das Gedicht durch. Ok. Sehr süß. „Das erinnert mich an Romeo und Julia.“ Sagte ich in Gedanken. „Genau! Das könnten wie zeichnen!“ ich schaute sie verwirrt an. „Ok!“ Wir fingen an, wurden aber nicht ganz fertig. Nach der Stunde fragte mich Kaoru: „Wollen wir heute bei mir weiter machen?“ Ich nickte. „Aber ich muss vorher nach Hause zu meinem Hund.“ „Ok, dann fahr ich vorher nochmal in das Zeichengeschäft und hole ein bisschen Farbe.“ Ich nickte erneut. Um drei Uhr sollte ich bei ihr sein. Bei ihr? Oh Gott. Was soll ich nur machen? Ich musste wieder an den Traum denken und mein Herz schlug wieder schneller. Nein nicht dran denken. Ich fuhr nach Hause. Kapitel 6: ----------- Auf dem Weg nach Hause überlegte mich mir, ob ich mir eine Ausrede einfallen lassen sollte, warum ich nicht kommen kann. Aber das wäre unhöflich. Ich könnte ja auch sagen, dass es meinem Hund nicht gut geht und ich deshalb nicht weg kann. Aber dann würde sie vielleicht zu mir kommen. Ich könnte mich auch vor ein Auto werfen…ne, das wäre vollkommener Schwachsinn. Wieso mach ich mir eigentlich sorgen darüber, ist doch egal, dass ich zu ihr gehen muss. Immer hin ist der Traum in meinem Zimmer passiert. Wah, der Traum. Der Kuss. Nicht daran denken. Ich blickte auf und stand vor meinem Haus. Wie weit stehe ich heute eigentlich neben mir. Jetzt bin ich schon zu Hause und habe nicht mal gemerkt wie ich gelaufen bin. Äh-hä? Oh je, das kann nachher was werden. Ich schaute auf die Uhr, noch ein und eine halbe Stunde. Ich schloss die Tür auf und pfiff meinen Hund herbei. Sofort kam sie angerannt und begrüßte mich stürmisch. Ich nahm die Leine und wir gingen wieder in den Park. Dieses Mal nicht Richtung Spielplatz, da war um diese Uhrzeit zu viel los. Mein Hund steuerte geradewegs Richtung Teich zu. Naja, ein etwas großer Teich. Sie rannte auf das Ufer zu und blieb kurz davor stehen. Sie war wasserscheu. Ein Hund, der wasserscheu war. Respekt. Sie trank nur etwas und bellte dann die Enten auf dem Teich an. Ich schaute ihr eine Weile zu, bevor wir wieder zurück gingen. Es war bereits halb drei als wir zu Hause waren und mein Magen knurrte. Ich ging zum Kühlschrank und suchte nach was essbaren. Ich muss heute unbedingt noch einkaufen gehen. Ich fand noch ein Stück Pizza von vorgestern. Besser als gar nichts. Außerdem habe ich keine Zeit mehr irgendwas zu machen. Ich schlang das Stück schnell runter. Ich packte meine Zeichensachen zusammen. Hm, das Gedicht sollte ich vorsichtshalber mitnehmen. Ich packte es auch ein und machte mich dann wieder vom Acker. Schnell noch Tür abschließen. Schon viertel vor drei. Ich beeilte mich und kam exakt um drei Uhr bei ihr an. Ich klingelte. Stille. Ich sah mich ein bisschen in ihrem Vorgarten um. Da hätte mein Zimmer locker Platz gefunden. Die Tür ging auf und ich schaute einer jungen Frau ins Gesicht. „Kanae!“ sie fiel mir um den Hals. Was zum Henker? „Schön dich zu sehen! Solange ist…“ „MUM!“ Mum? Die Frau ließ mich sofort los. Ich schaute an ihr vorbei. Kaoru schaute böse zu ihrer Mutter. Mutter? „Was? Sie sind Kaorus Mutter?“ ich starrte sie mit offenem Mund an. Oh mein Gott, ich dachte es wäre eine Schwester. Sie lächelte mich an „Natürlich, aber jetzt komm erst mal rein.“ Ich fasste mich wieder und trat ein. Oha, DAS ist kein Flur, sonder eine ganze Empfangshalle. Das sah aus wie in einem Schloss aus Wald Disney. Nach links und rechts gingen je zwei Türen und eine große Treppe führte in das Stockwerk nach oben. Die Eingangshalle selber war weiß und an den Seiten standen Sockel mit Blumenvasen in denen Rosen waren. Ok ich geh, zu viel Kitsch. Ich blickte nach oben, naja wenigstens sah die Decke normal aus und nicht als hätte Michelangelo sie gezeichnet. Welch Erleichterung. An den Wänden hingen auch keine Bilder, welch Erleichterung zum zweiten. Also doch keine Wald Disney Schloss. Ich musterte alles ganz genau bis mein Blick zu Kaoru ging. Oh Gott wie peinlich. „T-t-tut mir leid!“ sagte ich schnell. Wie dumm kann man sich eigentlich innerhalb zwei Tage benehmen? Sie lachte nur. „Komm, wir gehen in mein Zimmer.“ Sie ging die Treppe hoch und ich folgte ihr. „Ähm deine Mutter, also sie sieht jung aus.“ Sagte ich leise. „Ja, das sagen viele. Ach ja, Entschuldigung wegen eben. Sie ist manchmal etwas, naja, überschwänglich.“ Ich schwieg. Ja so könnte man das nennen. Aber sie wollte noch irgendwas sagen, bevor Kaoru kam. Ich schaute nochmals nach unten. Wow, ihre Eltern müssen gut verdienen. Kaoru blieb vor einer Tür stehen. „Das ist mein Zimmer.“ Sie öffnete und ich erwartete noch mehr Prunk. Ich schaute rein. Kein Prunk. Ein ganz gewöhnliches Zimmer. Auch wenn es groß war, sehr groß. Sie hatte ein großes schwarzes Sofa und einen Tisch davor, gleich links neben ihrer Tür. Auf der anderen Seite stand ein Bett, was ein Ehebett hätte sein können. Darauf waren ein großer Panda und ein kleiner Teddy, als Plüschtiere. Daneben befand sich eine Tür, die nach draußen führte. „Du hast deine eigene Terrasse?“ sie nickte nur und musste wieder lachen. Ich schaute raus. Draußen standen auch noch mal ein kleiner runder Tisch und zwei Stühle, alles in Weiß. Ich drehte mich wieder um, sie stand direkt hinter mir. „AH! Erschreck mich nicht so..“ ich schaute in ihr Gesicht. Sie lachte immer noch. Ihre Lippen. Oh Gott, ihre Lippen! Nicht daran denken Kanae. Alles wird gut. „L-l-lass uns lieber arbeiten ja?“ sie schaute mich fragend an und legte den Kopf schief. „Ok.“ Sie ging zu einem Schreibtisch, einem Großen, an dem bereits zwei Stühle standen. Daneben befand sich eine Staffelei mit einem angefangenen Bild. Ich folgte ihr zum Schreibtisch und setzte mich neben sie. Sie holte unsere Zeichnung raus. Romeo und Julia. Sie standen in einem Pavillon mit Rose. Er kniete nieder vor ihr und trug das Gedicht vor. Sie schaute lächelnd und verliebt auf ihn herab. Zumindest sollte es am Ende so aussehen. Wir fingen an weiter zu zeichnen, wobei sie das ganze feine machte und ich das grobe zum zeichnen machte. Ich schaute immer wieder in ihr Gesicht. Sie sah so konzentriert aus. Sie war mit voller Hingabe dabei. Und ich? Ja ich musste mich anstrengen, dass ich nicht die ganze Zeit zu ihr schaute und mich wenigstens halbwegs konzentrierte. Nach einiger Zeit klappte das zum Glück auch. Ich konnte mich ganz auf das Bild fixieren. Als wir Romeo und Julia fertig hatten, machten wir eine kleine Pause. Meine Hand tat so weh. „Wie hältst du das eigentlich aus, solange zu zeichnen ohne Schmerzen.“ Ich bewegte mein Handgelenk kreisförmig herum. Sie zuckte mit den Schultern. „Naja vielleicht, weil ich schon seit Jahren zeichne.“ Hm, das wäre eine Erklärung. Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen und musste gähnen. „Du scheinst müde zu sein. Vielleicht sollen wir für heute aufhören.“ Sie blickte auf ihre Uhr und ich folgte ihrem Blick. „Oh nein! Schon sieben Uhr! Ich muss doch noch einkaufen!“ ich sprang auf und riss ausversehen irgendetwas mit runter. Ich hob es auf. Es war ein Bilderrahmen. „Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Ich drehte ihn um. „Zum Glück, er ist noch Ganz!“ ich lächelte sie an. Doch sie starrte mich nur mit großen Augen an. „Was ist?“ ich schaute nochmals genauer auf das Bild und den Rahmen. Er war doch nicht kaputt, oder? Ich schaute hinten nach. Nichts. Nochmals vorne auf das Glas. Nichts. Das Foto war auch noch drinnen. Das Foto? „Wer ist das da drauf?“ es kommt mir so bekannt vor. Oh mein Gott. Das ist Kaoru auf dem Bild! Mein Kaoru! „Kaoru…du kanntest Kaoru?“ sie schüttelte den Kopf. „Aber er ist doch auf dem Bild!“ ich kapierte gar nichts mehr. „Das…das…sind wir beide…als wir hier in die Grundschule gingen. Ich war der Junge.“ Ich starrte sie an als würde ich kein Wort verstehen, was ich auch nicht tat. „DU LÜGST!“ ich schrie sie an. „Du bist und kannst es nicht sein! Kaoru war ein JUNGE, du bist ein MÄDCHEN!“ ich wurde sauer. Wieso erzählte sie so ein Schwachsinn. Ich umklammerte das Foto. „Aber DAS bin ich! Weißt du noch, am ersten Schultag, da hab ich mich an dich geklammert und du sagtest `Du bist doch ein Junge, nun sei mal nicht so schüchtern`.“ Das habe ich damals wirklich zu ihm gesagt. Das heißt, ich war all die Jahre in ein Mädchen verliebt gewesen. Was eh nichts Ungewöhnliches war. Ich sah zu Kaoru. „Ich geh jetzt besser.“ Ich legte das Foto ab. Wie konnte sie mich nur belügen, wieso hat sie nicht einfach gesagt, dass sie ein Mädchen ist. Aber vor allem, wieso..hat sie den Kontakt abgebrochen. Ich nahm meine Tasche, ich wollte nur noch raus hier. Ich war gerade in der Tür als Kaoru mich von hinten umarmte. „Es tut mir so leid..“ sie weinte. „Du…hast die ganze Zeit gelogen.“ Sagte ich leise. Ich wand mich aus ihrer Umarmung und ging endgültig. Ich war froh als ich aus dem Haus war. Ich ging ohne mich noch einmal um zu drehen. Kapitel 7: ----------- Wie konnte sie mich nur belügen? All die Jahre lang? Damals als wir uns kennen gelernt hatten in der Grundschule? Sie war doch mein bester Freund gewesen. Freundin. Aber, sie hat doch gesagt, dass das wir beide auf dem Foto sind, heißt das sie hat mich erkannt? Sie hat mich erkannt und nichts gesagt? Oder hat sie mich erst später erkannt, als ich sie gefragt habe ob das Kaoru ist. Das ist viel zu kompliziert und ich war zu aufgebracht um klar denken zu können. Ich rieb mir die Augen, weil sie so komisch brannten. Meine Hand war nass. Ich wischte mit der andere Hand über meine Augen. Ich weinte. Weinte ich schon die ganze Zeit? Na klasse, das auch noch und ich hab noch nicht mal was gemerkt. Sie hat mich so verletzt. Wie konnte sie nur? Wie kann sie nur so mit den Gefühlen anderer umgehen? So gemein, so hinterhältig, so betrügerisch. Jetzt fing ich richtig an zu weinen und zu schluchzen. Zum Glück stand ich schon vor meinem Haus. Ich schloss auf und ging hinein. Mein Hund war bereits vor der Tür und ging sofort in die Küche. Zeit für ihr Essen. Essen? Der Tag wird immer besser. Ich hätte noch etwas einkaufen müssen. Wie konnte ich nur so dumm sein. Irgendwie bezog sich das gerade auf mehrere Sachen. Zum einen auf Kaoru und dann auf das Essen. Ich schaute in den Schränken nach. Zum Glück hatten wir noch Nudeln und für meinen Hund? „Sieht schlecht aus Kleine..“ ich blickte auf die Uhr, jetzt war es kurz vor halb acht. Ob ich es noch schaffte? Ja, aber ich hatte jetzt nicht den Nerv loszurennen. Ich machte die Nudeln in einen Topf und bereitete sie uns zu. „Dann teilen wir uns eben die Nudeln, oder?“ mein Hund schaute mich mit wedelndem Schwanz an. Ich setzte mich auf den Boden zu ihr und streichelte ihren Kopf und kraulte sie hinten ihren Ohren. Das liebte sie. Sie schloss die Augen und genoss es. Ich zog meine Knie an meinen Körper und schlang meine Arme um sie. Mein Gesicht vergrub ich in meinen Knien und fing an zu weinen. Wie kann sie sowas nur tun? Wie kann sie nur? Ich schluchzte und schluchzte. Nach ein paar Minuten stupste mein Hund mich mit ihrer Schnauze an. DAS ESSEN! Ich sprang auf. Ok, nichts passiert. Ich nahm eine Nudel und schmeckte sie ab. Naja, besser als nichts. Ich tat mir die eine Hälfte auf den Teller, die andere in ihren Napf. Ich sah meinem Hund beim fressen zu und stocherte nur in meinen rum. Ich verspürte überhaupt keinen Hunger. Mein Hund war schon nach einer Minute fertig. Sie schaute zu mir hoch. „Na willst du meine Nudeln auch noch haben?“ ich streichelte sie am Kopf und schüttete den Rest der Nudeln auch noch in ihren Napf. Ich stellte den Teller in der Spüle ab und wartete auf meinen Hund um noch mal eine kleine Runde zu gehen. Kaum machte ich die Tür auf war sie auch schon draußen. Sie zerrte mich sofort Richtung Park. Sie rannte im Zickzack durch die Gegend. Zum Schluss kamen wir beide wieder am Spielplatz an. Keine Menschenseele war hier. Alles war so schön ruhig. Ich setzte mich auf eine Schaukel und sah meinem Hund beim rumtollen zu. Ich seufzte. So ein Leben will ich auch mal haben. Ich sah mich auf dem Spielplatz um. Dort drüben vor dem Baum wurde das Foto von Kaoru und mir gemacht. Unsere Eltern verabredeten sich zu einem gemeinsamen Picknick. Es war gerade Frühling gewesen und es blühte alles auf. Auch der Baum, es war alles so schön gewesen damals. Wieso kann es nicht wieder so sein? So sein wie damals? Wieder liefen mir Tränen runter. Ich wischte sie schnell weg, doch es half nichts. Wieso hatte er…ähm sie damals den Kontakt abgebrochen? Warum so plötzlich? Und warum wollte sie jetzt wieder mit mir befreundet sein? Hätte sie nicht einfach sagen, dass sie Kaoru war? Oder hätte ich ihr das nicht geglaubt? Mir schwirrten so viele Fragen im Kopf rum, so dass es sich anfühlte als würde er gleich zerspringen. Ich pfiff meinen Hund bei und machte mich auf den Heimweg, bevor es zu dunkel wurde. Mein Hund blieb auf dem Rückweg immer an meiner Seite, als würde sie merken, dass mit mir was nicht stimme. Sie ist so lieb. Zu Hause sprang ich noch schnell unter die Dusche, sogar da folgte mein Hund mir hin. Ok, sie stand zumindest vor der Dusche. Jetzt geht’s wirklich mit ihr durch. Ich musste ein bisschen lachen. Als ich fertig war, tapste mein Hund schon vor in mein Zimmer und versuchte auf mein Bett zu springen. Naja bei ihrer Größe schaffte sie es nicht wirklich. Als Dackel. Hihi. Ich hob sie hoch und legte mich neben sie hin. Ich schnappte mir ein Buch um mich noch ein bisschen abzulenken. Was nicht wirklich klappte, weil es in dem Buch um zwei Mädchen ging, welche beste Freundinnen waren und gerade eine schwierige Zeit hatten. Ich legte das Buch als wieder weg. Dann kann ich genauso gut schlafen. Ich machte das Licht aus und kuschelte mich an meinen Hund ran. Kaum hatte ich die Augen zu, sah ich Kaoru vor mir, damals und heute. Ich schlug erschrocken die Augen auf. Das ist jetzt wirklich mies. Ich drehte mich auf den Bauch und versteckte mein Gesicht im Kissen. Irgendwann musste ich so eingeschlafen sein. Denn ich fing schon wieder an zu träumen. Ich fiel. Fiel. Fiel. Irgendwann landete ich unsanft auf dem Boden und sah Kaoru vor mir. Kaoru von damals. Daneben stand Kaoru, die jetzige. Sie schauten mich an. Sagten kein Wort. Die kleine Kaoru verschwand als erstes. Sie löste sich einfach in Luft auf. Jetzt waren wie beide alleine. Sie stand einfach nur da. Blickte auf mich hinab. „Du bist das Letzte!“ sagte sie zu mir und verschwand dann auch. Ich wollte nach ihr greifen, fasste aber ins Leere. Ich fiel wieder. Ich weinte. Ich schluchzte. Auf einmal wachte ich auf. Mein Hund saß neben mir und schaute mich verwundert an. „Was hab ich nur gemacht?“ ich legte mein Gesicht in meine Hände und fing wieder an zu weinen. Bis die ersten Sonnenstrahlen in mein Zimmer kamen. Kapitel 8: ----------- Ich hatte irgendwie jedes Zeitgefühl verloren. In einem Moment war es noch dunkel draußen, nur die Laternen waren an, im nächsten Moment wurden sie ausgeschaltet und die Sonne ging auf. Ich lag zusammen gekauert im Bett und mein Hund immer noch neben mir. Mein Kissen war ganz feucht von meinen Tränen und es roch leicht nach Salz. Meine Augen brannten, meine Kehle war trocken und mein Kopf tat weh. Ich machte auch keine Anstalten aufzustehen. Ich bewegte mich nicht mal als es klingelte. Weder beim ersten Mal noch beim zweiten Mal, nicht mal beim dritten Klingeln. Ich stand erst auf als die Person sturmklingelte. Mühselig stand ich auf und ging zur Tür. Ich öffnete sie und schaute in ein wirklich wütendes Gesicht. Yue. „Sag mal, was ist los mit dir?“ fragte sie sauer. Sie schaute mich an. „Du hast dich ja noch nicht mal umgezogen! Wir haben Schule!“ sie musterte mich von oben bis unten und blieb dann bei meinem Gesicht hängen. „Ist was passiert? Deine Augen sind ganz rot!“ zumindest erklärte das, warum meine Augen so brannten. Jetzt schaute sie mich eher besorgt an als wütend. Ich schüttelte nur den Kopf. „Und DAS soll ich dir glauben!?“ sie fuchtelte mit den Armen rum und schob mich ins Haus rein. Wieso mussten wir heute Schule haben? Ich wollte nicht in die Schule, ich wollte SIE weder sehen noch mit ihr sprechen, geschweige denn in ihrer Nähe sein. „Ich gehe heute nicht in die Schule, ich fühl mich nicht gut.“ Sagte ich leise und heißer. Sie schaute mich mit besorgter fast schon mütterlicher Miene an. „Ja wäre vielleicht das Beste.“ Sie blickte auf die Uhr. „Ich muss jetzt los.“ Yue ging zur Tür und ich folgte ihr. „Ich komme dann nach der Schule vorbei und dann erzählst du mir was los ist.“ Sie formulierte die Frage ein bisschen wie eine Aufforderung, trotzdem war es mehr eine Bitte. Ich nickte. Ich schrieb mir selber schnell eine Entschuldigung und gab sie Yue mit. Sie umarmte mich noch bevor sie ging. Ich fühlte mich auf einmal so allein gelassen und einsam. Mir rannten wieder Tränen über die Wange. Für die nächsten paar Stunden verzog ich mich wieder in mein Bett und weinte fast nur, irgendwann konnte ich nicht mehr weinen, weil mir die Tränen ausgingen. Es war gerade mal kurz vor zwölf. Ich kroch aus dem Bett und zog mich an. Mein Hund tippelte schon nervös vor der Tür herum. Ein Spaziergang war schon längst überfällig. Ich ging nur eine kleine Runde mit ihr. Ich wollte jetzt nicht draußen sein. Ich fühlte mich hier so beobachtet, als würde jeder sehen wie es mir ging. Als würde jeder in meine Seele schauen können. Ich schüttelte den Gedanken ab und ging wieder nach Hause. Auf halben Weg fiel mir ein, dass ich noch was einkaufen musste. Ich brachte meinen Hund schnell nach Hause und ging dann nochmals los zum Supermarkt. Ich ging vollgepackt mit zwei schweren Tüten nach Hause. Als ich zu Hause war, stand Yue schon vor der Tür. Sie hatte Tränen in den Augen. Ich stand kurz vor ihr. „Was hast du?“ sie schaute erschrocken auf. „Dir geht’s gut! Ein Glück! Ich hatte mir Sorgen gemacht!“ sie fiel mir um den Hals. „Was hätte ich schon machen sollen? Aber warum bist du schon da?“ sie nahm mir eine Tüte ab, damit ich aufsperren konnte. „Wir hatten die letzte Stunde frei, deshalb bin ich sofort zu dir gekommen.“ Wir gingen rein und stellten die Tüten in der Küche ab. Mein Hund lief die ganze Zeit zwischen unseren Beinen entlang. Sie hatte Hunger. Ich tat ihr etwas von dem frischgekauften Hundefutter in den Napf, sie stürzte sich mal wieder sofort rauf. Yue half mir den Einkauf auszuräumen und musste sich zwischendurch ein paar Tränen wegwischen. Wir sprachen kein Wort miteinander. Als wir fertig waren, gingen wir in mein Zimmer, mein Hund folgte uns. Ich schmiss mich auf mein Bett, während Yue sich vorsichtig dazu setzte. „Also, jetzt erzähl bitte was mit dir los ist. Du hast heute Morgen wirklich, naja…schlimm ausgesehen.“ Sie schaute mich wieder besorgt an. Ich setzte mich auf mit den Rücken zu Yue. „Weißt du noch, als ich dir mal von meinem besten Freund Kaoru erzählt habe.“ Ich wartete eine Antwort ab. „Ja ihr seit damals zusammen in die Grundschule gegangen und dann ist er umgezogen und..“ „Und hat den Kontakt abgebrochen.“ Ergänzte ich ihren Satz. Ich nickte. „Genau der.“ Fügte ich noch hinzu. „Was ist mit ihm? Hat er sich wieder gemeldet?“ ich drehte mich leicht in ihre Richtung. „Naja, so in etwa.“ Ich wusste nicht wie ich ihr das erklären sollte. „Mein Kaoru, der von damals. Also, ER war eigentlich..“ ich holte einmal tief Luft. „Er war eigentlich ein Mädchen…“ sagte ich leise. Ich schaute aus dem Augenwinkel zu Yue. Sie musste ein bisschen überlegen, bevor sie verstand wovon ich rede. „Oh. Und das hat dich so aufgelöst?“ ich schüttelte den Kopf. „Der Kaoru von damals, die Kaoru aus unserer Schule.“ Ich hörte wie Yue erschrocken keuchte. „Und das hab ich gestern mehr oder weniger per Zufall heraus gefunden.“ Erzählte ich weiter. Ich schilderte ihr was gestern passiert ist und ihre Mimik veränderte sich von überrascht zu sauer zu traurig und noch einige Gesichtsausdrücke, die ich nicht zuordnen konnte. Am Ende meiner Geschichte war sie genauso verwirrt wie ich gestern. Nur war sie nicht kurz vor einem Nervenzusammenbruch, ok das war übertrieben, aber egal. Sie starrte mich eine Weile an. Sie schien zu überlegen. „Das erklärt warum Kaoru heute alleine in der Pause war.“ sagte sie in Gedanken. „Vielleicht wäre es das Beste, wenn du noch mal mit ihr redest?“ ich schüttelte heftig den Kopf. „Ich will sie nicht sehen.“ Yue schien wieder zu überlegen. „Aber vielleicht hatte es ja einen Grund warum sie damals den Kontakt abgebrochen hat. Vielleicht wollte sie dir das alles ja noch sagen oder erklären.“ Ich schaute sie fragend an. „Aber dann hätte es sie doch gleich tun können oder?“ Yue zuckte mit den Schultern. „Möglich.“ Trotzdem ich will sie nicht sehen. Ich will einfach nicht. „Du hattest dich doch damals in Kaoru verliebt oder? Liebst du sie immer noch?“ „Was?“ ich starrte geschockt in ihre Richtung. „Naja, kann doch sein, dass du dich deshalb so verletzt fühlst?“ sagte sie vorsichtig. „Und immerhin hattest du doch schon eine Freundin.“ „Das ist aber was ganz anderes. DU kannst das nicht miteinander vergleichen.“ „Stimmt, aber trotzdem möglich.“ Ich? Immer noch verliebt in Kaoru? „Also ich wäre weiterhin dafür, dass du dich mit ihr ausredest.“ Sie hat ja recht, aber wie soll man das bitte schön machen? Einfach mal so hingehen und fragen, was das sollte geht ja schlecht. Ich seufzte. „Danke. Danke für deine Hilfe.“ Und das du immer da bist mit einem Rat. Sie lächelte mich an und umarmte mich. „Ich muss jetzt leider langsam nach Hause. Meine Eltern machen sich bestimmt schon sorgen.“ Sie verdrehte die Augen. Stimmt, wir sitzen jetzt schon fast zwei Stunden hier und sie hätte schon vor einer nach zu Hause sein sollen. Ich folgte ihr noch zur Haustür und verabschiedete mich mit einer Umarmung. Jetzt war ich wieder alleine und fühlte mich einsam. Aber ich wollte nicht raus. Mein Hund pennt eh vor meinem Bett. Ich ging ins Wohnzimmer und schaute was im Fernseher kam. Auf jeden Fall nichts besonderes, nur irgendwelche billigen Talkshows. Ich saß bis Abend vor dem Fernseher, als mein Magen knurrte. Stimmt, ich hatte ja noch nichts gegessen heute. Ich stand auf und watschelte in die Küche, als ich dort ein bisschen zu laut war kam mein Hund auch an und schaute, ob etwas für sie abfiel. Ich machte mir ein paar Scheiben Brot und gab ihr ein bisschen was davon ab. Hach ja, kaum bettelte sie bekommt sie alles. Naja, sie verträgt es ja, also was soll schon passieren. Ich wurde langsam müde und wollte wieder schlafen. Doch davor ging ich noch duschen. Das warme Wasser tat wie immer gut. Es befreite mich von allen Gedanken, die in meinem Kopf rumschwirrten. Ich stieg gerade aus der Dusche aus als es an der Haustür klingelte. Schnell wickelte ich mir ein Handtuch um und rannte patsch nass zu Tür. Wer kommt denn um diese Uhrzeit noch vorbei? Kapitel 9: ----------- Ich öffnete die Tür. „Wie siehst du denn aus?“ Daichi? Er grinste mich an. „Ähm, komme gerade aus der Dusche, weil mich irgend so ein Vollidiot besucht.“ „Achso, na wenn es weiter nichts ist.“ Ich ließ Daichi herein. Er sah mich an. „Du holst dir noch eine Erkältung.“ Stellte er fest. „Ach nein? Wie kommst du darauf?“ antwortete ich bissig. „Keine Ahnung.“ Er streckte mir die Zunge raus und sprach weiter. „Ich habe auch nur kurz Zeit. Yue hat uns alles erzählt.“ Ja wie konnte es auch anders sein. „Du solltest dich mit ihr vertragen nach diesem Streit, ich denke, ihr tut es leid. Sehr sogar.“ Fing er an mich zu belehren. „Ich mein ihr seid doch Freunde und Freunden muss man verzeihen können.“ Ich zuckte mit den Schultern. Der sonst so ruhige Daichi fing an mich zu belehren? Steht die ganze Welt Kopf? „Und woher willst du wissen, dass es ihr leid tut?“ fragte ich ihn. „Also, erstens, sie hat mich nach der Schule abgefangen und mit mir geredet. Zweitens, sitzt sie vor deiner Tür und das schon seit einer knappen Stunde und traut sich nicht zu klingeln.“ „WAS? Und das sagst du mir erst jetzt?“ noch während ich ihm das sagte öffnete ich wieder die Tür. Da sitzt doch keiner, das hätte ich doch vorher schon gesehen, falle ich jetzt auf alles rein? „Wo denn?“ sagte ich sauer. „Na da vorne neben der Gartentür.“ Er ging an mir vorbei, zum Gartentor und beugte sich zu jemandem runter. „Kannst reingehen. Und ich geh dann endlich mal nach Hause. Tschüß Leute.“ Er ging in Richtung S-Bahnstation. Was hatte er eigentlich hier zu suchen? Der wohnt doch ganz woanders. Ich sah zu Kaoru, die immer noch vorne stand. Irgendwie zog es kalt zwischen meine Beine entlang. Wah, ich hab ja nur ein Handtuch um. Die ganze Zeit schon. „Komm rein, es ist kalt.“ Sie machte keine Anstalt sich zu bewegen. Sie stand immer noch vorne. „Komm rein!“ wiederholte ich mit einem strengeren Ton und schon kam sie. Sollte ich öfters mal versuchen. Mein Hund war auch schon wieder da, typisch. Aber sie blieb ruhig auf ihrem Platz und wedelte nicht mal mit ihrem Schwanz. Ein verrückter Tag. Als Kaoru endlich drinnen war, schloss ich dir Tür. „Komm, mein Zimmer ist oben.“ „Ich weiß..“ sagte sie leise. Verdammt, ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass sie der Kaoru von damals ist. Ich machte meine Zimmertür auf und mein Hund huschte als Erstes durch. „Setzt dich ruhig auf das Bett, ich zieh mir nur eben was an.“ Ich suchte mir ein paar Schlabberklamotten raus. Kaoru schaute aus dem Fenster während ich mich anzog. Irgendwie waren ihre Wangen leicht rot und wieso war sie so verkrampft? „Also was willst du?“ es hört sich zwar unhöflich an, aber was hätte ich sonst sagen sollen. Ich setzte mich vor meinen Kleiderschrank. Sie blickte zu mir rüber. Es herrschte kurz stille. Plötzlich kullerten ihr Tränen über das Gesicht. „W-w-warte nicht!“ ich sprang auf und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Nicht weinen, ich kann mit sowas nicht umgehen. Bitte.“ Sie schaute mich immer noch an. „Es tut mir so leid, Kanae.“ Sie fiel mir um den Hals. „Es tut mir alles so leid. Dass ich damals weggezogen bin, den Kontakt abgebrochen habe, dass ich dir nicht gleich gesagt habe, wer ich bin. Es tut mir leid, dass ich dir damals schon nicht gesagt habe, dass ich kein Junge bin. Aber du warst so glücklich, ich hatte Angst dich zu verlieren!“ sie schluchzte in mein Shirt und klammerte sich an mir fest. Ich wollte die in den Arm nehmen, aber ich hatte irgendwie eine Blockade. „Und warum hast du mir nicht mal gesagt, dass du Kaoru bist, der…äh..die Kaoru von damals.?“ „Ich wusste nicht, ob du mir glauben würdest oder nicht. Ich wusste nicht, wie ich es dir hätte sagen sollen. Ich weiß es war dumm. Aber ich hatte einfach solche Angst.“ „Es war wirklich dumm…“ sie schaute erschrocken zu mir hoch. „Wir waren damals beste Freunde, du hättest mir alles sagen können, egal was. Genauso wie jetzt.“ Ich legte eine Hand auf meine Stirn. „Ich mein, was hätte es für einen Unterschied gemacht, du bist und bleibst Kaoru. Du warst die wichtigste Person in meinem Leben…und bist es immer noch.“ Letzteres fügte ich leise hinzu. Ihr liefen noch mehr Tränen über das Gesicht. „Bitte nicht weinen. Ich kann doch damit nicht umgehen!“ jammerte ich rum. „A-a-aber…“ sie schaute mich an. Was ist jetzt los? „Aber, wieso bist du nicht sauer auf mich.“ „Bin ich doch, so sehr dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte und Schule geschwänzt habe.“ Gab ich zu, ok ich war nicht sauer, aber enttäuscht. „Es tut mir leid!“ wiederholte sie sich. „Schon gut. Ist doch jetzt egal.“ Ich legte eine Hand auf ihren Kopf. „Wir sind doch Freunde?“ Sie nickte. „Ja also, dann passt das doch oder?“ Sie nickte erneut. Wenigstens hat sie aufgehört zu weinen. Vorerst. „Aber eine Frage hab ich noch.“ Sie schaute zu mir hoch. „Welche?“ „Warum hast du damals den Kontakt abgebrochen? Wieso so plötzlich? Ich bin zu dir gefahren. Man sagte mir, du seist erneut umgezogen.“ Ich wollte mein Versprechen einlösen und nun bist du hier. „Das…das…das kann ich dir nicht sagen.“ „Wieso nicht? Ich mein, was kann schon schlimmer sein als den Kontakt abzubrechen?“ „Aber ich kann es nicht sagen! Du würdest mich dafür hassen!“ sie wirkte aufgebracht. „Ach was, erzähl einfach, ich verspreche dir, dass ich nicht sauer sein werde.“ „Nein, nein. Du verstehst das nicht. Alle haben mich gehasst. Alle. Nur weil ich so bin wie ich bin. Ich wollte nicht, dass du mich auch hasst…“ ich legte meine Hand auf ihren Mund. „Ich werde dich nicht hassen, egal was ist verstanden?“ Ich nahm die Hand wieder runter und schon setzte sie zum weiter reden an. „Natürlich würdest d-“ jetzt hatte ich die Schnauze voll. Ich überlegte nicht lange und küsste sie einfach. Moment. Nein warte, das geht nicht. Aber es fühlte sich so richtig an. Es fing an in mir zu kribbeln. Ich küsste Kaoru… Halt, ich küsste Kaoru? Ich ließ sofort von ihr ab. Oh Gott, was hab ich getan. „Tut mir leid!“ kam es einfach so aus mir heraus. Kaoru stand nur da und berührte ihre Lippen mit einem Finger. „Verzeih mir bitte, es kommt nie wieder vor!“ Sie schaute eine Weile ins Nichts, erst als ich diese Worte sprach, sah sie zu mir. „Magst du mich?“ Wie kann sie sowas jetzt noch fragen? Ist das nicht etwas unhöflich? „Sehr sogar..“ flüsterte ich und schaute verlegen weg. Ich will wieder eine Maus sein und mich irgendwo verkriechen. Sie kam einen Schritt auf mich zu. „Ich mag dich auch, sogar sehr, wie du.“ Sie lehnte sich nach vorne. „Ich war sogar in dich verliebt. Deshalb habe ich den Kontakt abgebrochen, weil ich dachte es sei nicht normal und ich eben angst du würdest mich hasse.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich könnte dich nie hassen, außerdem ist das was ganz normales, wenn man ein Mädchen liebt.“ Ich wurde leicht rot. „Ich zum Beispiel hatte schon eine Freundin.“ „Wirklich?“ Ich nickte, außerdem habe ich dich damals geliebt, zwar als Junge, aber das ist mir jetzt auch schon egal. „Also, du hasst mich nicht und wir sind immer noch Freunde?“ ich nickte. Sie fiel mir um den Hals, dieses Mal zum Glück lachend. „Ähm…kann ich dich dann etwas fragen?“ „Hm? Klar nur zu.“ Sie schaute mich an und wurde rot. „Darf ich heute bei dir schlafen?“ Ich schaute sie mit großen Augen an. „Also wenn du nichts dagegen hast..“ Sie bei mir schlafen? Heute? „J-j-ja klar. Wenn du magst, aber morgen ist doch Schule?“ „Was? Nein. Wie haben morgen frei, schon vergessen?“ ich überlegte, ach so, ja stimmte, da war ja was. „Ja hab ich.“ Ich zuckte mit den Schultern. Ich schaute auf die Uhr. Wieso vergeht die Zeit immer so schnell? Schon wieder kurz vor 23 Uhr! Kaoru folgte meinem Blick. Oh Gott, ich bin echt müde. Ich musste gähnen. „Ich such dir mal ein paar Sachen raus zum schlafen.“ Ihre Arme, die meinen Hals immer noch umschlungen hatten, ließen mich los. Schade. Ich machte den Schrank auf. Ich habe nicht mal einen ordentlichen Schlafanzug. „Ähm, reicht dir ein T-Shirt zum schlafen?“ ich schaute über die Schulter zu ihr, sie nickte. Ich zog ein übergroßes Shirt aus meinem Schrank. „Das könntest du als Kleid nehmen.“ Sie kicherte. Aber stehen würde es ihr. „Du kannst hier oben schlafen, ich geh runter ins Schlafzimmer meiner Eltern.“ Die ja eh nicht da sind. Ich wollte gerade raus gehen, als mich Kaoru an der Hand festhielt. „Bitte bleib hier…“ sagte sie schüchtern. „Wirklich?“ sie nickte. „O-o-ok…“ oh Gott, mit ihr in einem Bett? Womit habe ich das verdient! JUHU! Nach einer halben Stunde lagen wir im Bett, nachdem wir noch ein bisschen geredet hatten, kuschelte sie sich an mich ran. Oh je, fall nicht über sie her. Was denk ich da? „Gute Nacht, Kanae..“ nuschelte Kaoru, die schon halb im Schlaf war. „Gute Nacht.“ Sie kuschelte sich noch enger an mich ran. Irgendwann hörte ich ruhiges Atmen. Sie schläft. Ich konnte noch nicht einschlafen, immerhin liegt SIE neben mir. Wie sollte ich da überhaupt schlafen? Mein Herz fing an zu rasen und es kribbelte in meinem ganzen Körper. Ich fühlte mich wohl in ihrer Nähe, ich wollte sie immer bei mir haben. Ich wollte nie mehr ohne sie sein, nicht noch einmal. Es fühlte sich genauso an wie damals. Sollte es wirklich liebe sein? Oder immer noch liebe? Ja. Ich legte einen Arm um sie. Ich liebe sie. Kapitel 10: ------------ Tut mir leid, aber demnächst werde ich etwas weniger Zeit für die Geschichte haben. Bin im Abschlussprüfungsstress. x.X Vergibt mir. :p ______________________________________________________________________________________________________ Ich schlief einfach zu gut. Ihre Nähe beruhigt mich und ich hatte nicht mal einen Traum. Nur eines störte mich, dieses penetrante Klingeln. Ich zog die Decke über meinen Kopf. Es hört nicht auf. Ich guckte aus der Decke hervor. Also, ist weder mein Handy noch mein Wecker. Ich versuchte zu orten von wo das Geräusch herkam. Aus der Tasche von Kaoru. Kaoru? Ich schaute neben mich. Ok, sie war noch nicht wach. Sie war so süß, wenn sie schlief. Ich strich ihr über ihren Kopf. Sie bewegte sich, schlief aber weiter. Doch das Klingen hörte nicht auf. Ich krieg noch die Krise. Ich weckte Kaoru vorsichtig auf. „Kaoru..“ flüsterte ich und stupste sie mehrmals an bevor sie ihre Augen öffnete. „Deine Tasche klingelt.“ Sie schaute mich verwirrt und mit müdem Blick an. Wie süß. Sie horchte. Sie überlegte. Dann sprang sie auf einmal auf. „Tut mir leid, hat es dich geweckt?“ „Nein.“ Log ich. Sie suchte ihr Handy, was immer noch klingelte. Mein Gott, wer ist denn da so nervig schon so früh am Morgen. Nach einer Weile fand sie es. Zum Glück hat der Anrufer schon aufgegeben. Sie schaute nach wer sie angerufen hatte. Ich habe mich unterdessen bereits wieder unter die Decke verkrochen und wollte weiter schlafen. „Und wer war es?“ nuschelte ich in mein Kissen hinein. „Mein Freund.“ Sagte sie leise. Ah, ihr Freund. Ihr Freund? Ich saß auf einmal stocksteif im Bett. „Du hast einen Freund? Also so richtig?“ fragte ich sie vorsichtig. Sie nickte. „Oh..“ es war als würde meine ganze Welt wieder zusammen brechen. Dasselbe Gefühl wie damals, als sie weggezogen ist. Nur schlimmer. Man hätte es mit einem Messer vergleichen können, das einem mitten ins Herz gestoßen wird. „Überrascht?“ sie grinste mich an. „Könnte man so sagen, ja.“ Sie kam rüber zum Bett und setzte sich neben mich. Sie lehnte sich an mich ran. Ich verkrampfte innerlich. Vor wenigen Stunden hat sie mir erst ihre Liebe von damals gestanden, jetzt sowas. Ich fühlte mich schon wieder hintergangen. „Und..wie lange seid ihr schon zusammen?“ ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen. „Noch nicht lange, ich hab ihn hier ja erst kennen gelernt.“ Wie erst hier kennen gelernt? „Wie lange wohnst du denn schon hier?“ „Seit drei Wochen.“ „Und da hast du dich mal eher gemeldet?“ sie schaute mich verwirrt an. „Ich dachte, das habe ich dir gestern schon alles erklärt.“ Ich nickte. Ja, hatte sie. Trotzdem war für mich noch so vieles unklar. Sie umarmte mich von der Seite und legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Weißt du, für mich ist das jetzt alles wieder wie früher.“ Ich lächelte sie an. „Ja, das ist es..“ nicht. Es ist überhaupt nichts mehr wie früher. Dieses vertraute Gefühl von damals, wandelte sich immer mehr in Schmerz um. „Ich gehe schnell duschen, du weißt ja wo die Küche ist. Du kannst dir schon was zu essen machen.“ Ich versuchte zu lächeln. Sie nickte nur und lächelte zurück. Ich ließ erst warmes Wasser auf mich herab prasseln, dann kaltes. Ich lehnte mich gegen die Wand. „Wieso..tust du mir das an?“ ich fing an zu schluchzen und mir liefen wieder Tränen über die Wange. Ich hatte mir unbewusst Hoffnungen gemacht, dass sie mich immer noch lieben würde. Aber, ich hätte mir doch eigentlich denken können, dass dies nicht der Fall ist. Wieso dann die Hoffnung? Es fühlte sich an, als würde ich Stunden in der Dusche stehen. Ich sollte langsam wieder zu Kaoru gehen. Ich wickelte mir ein Handtuch um und ging in mein Zimmer zurück. Ich hörte Kaoru mit jemand reden. „Wann? Heute? Aber erst am Nachmittag. Ja ok ich nehm Kanae mit. Bis später!“ ich ging vorsichtig rein. Kaoru drehte sich erschrocken um. „Wer war das?“ es geht mich zwar nichts an und ich wusste eh schon wer das war, aber egal. „Mein Freund.“ Sagte sie schnell. „Hm, verstehe.“ Während ich überlegte wie er wohl aussehen würde, durch wühlte ich meinen Kleiderschrank nach etwas anziehbarem. „Ähm, er will sich heute mit uns treffen.“ Sagte sie leise nach einiger Zeit. „Aha.“ Gab ich beiläufig von mir. Ich war immer noch in Gedanken. Es könnte der Playboy unserer Stadt sein. Haru. Immerhin gräbt der jede an, die ihm auch nur zu nahe kommt, erst recht neue Mädchen in der Stadt. Dieser miese Arsch, wenn ich den noch einmal sehe, dann Gnade ihm Gott. Kleiner arroganter Schnösel. Wie ich ihn hasse. Nur weil er reich ist, heißt es doch noch lange nicht, dass er sich alles erlauben kann, es gehört sich einfach nicht. Es gehört sich einfach nicht, die Freundin anderer auszuspannen. „Kanae?“ Kaoru stand hinter mir und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung? Du stehst seit ein paar Minuten vor dem Schrank und rührst dich nicht mehr.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Mit mir passt alles.“ Ich fand endlich was zum anziehen. „Du hast aber immer noch nicht meine Frage mit dem Treffen beantwortet!“ ich seufzte. „Ja, ich komme mit.“ Weil wenn es wirklich Haru ist, brauchst du jemanden, der dich beschütz. DAS wird dann ich sein. „Ui, danke Kanae.“ Sie fiel mir um den Hals und umarmte mich doch recht stürmisch, dabei rutschte mein Handtuch runter. „Ähm, Kaoru…“ sie schaute mir in die Augen. „Ja? Was ist?“ ich wurde rot, verdammt warum musste sie mir nur so nah sein und wieso…passiert mir sowas immer. „Mein Handtuch hat sich davon gemacht. Darf ich mich anziehen.“ Kaoru wurde rot wie eine Tomate, ließ mich los und drehte sich sofort um. „Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Flüsterte sie. Irgendwie, war sie trotzdem noch Kaoru, die Kaoru von damals. „Schon gut.“ Ich zog mich endlich an. „Du kannst dich wieder umdrehen.“ Sagte ich als ich alles anhatte. Sie drehte sich vorsichtig um und war immer noch rot im Gesicht. „Ich ähm…also…ich gehe dann besser mal.“ „WAS? WIESO?“ schrie ich fast schon. Sie schaute mich erschrocken an. „Sorry.“ Murmelte ich. Sie musste kichern. „Naja, ich würde gern duschen und etwas anderes anziehen, bevor wir heute Nachmittag ausgehen…“ sie wurde wieder rot. „Äh, ich meine..also…“ sie schaute verlegen zu Boden. „Du meinst bevor wir deinen Freund treffen.“ Ich verdrehte die Augen, doch das sah sie zum Glück nicht. Sie nickte nur. Sie nahm ihre Sachen und wir gingen runter zur Haustür, mein Hund folgte uns. Sie musste mal, ich sollte dann gleich mal mit ihr gehen. Ich blickte zu ihr runter und streichelte ihren Kopf. „Also ich hol dich dann um drei Uhr ab.“ Sagte sie an der Haustür zu mir. Ich nickte nur. Ich will endlich wissen wer ihr Freund…grrrr…ist. Sie umarmte mich zum Abschied und küsste mich auf die Wange. Ich stand wie bestellt und nicht abgeholt da und starrte sie nur an. Sie schaute verlegen weg. „Starr mich nicht so an…“ „S-s-sorry…“ Wieso musste sie einen Freund haben. Sie winkte mir nochmal zum Abschied zu. Also sie nicht mehr zu sehen war, schnappte ich mir meinen Hund und ging eine große Runde mit ihr. Jetzt heißt es warten und sich irgendwie die Zeit vertreiben. Nachher werden wir ja sahen, wer ihr Freund ist. Kapitel 11: ------------ Ich war ungefähr eine Stunde mit meinem Hund draußen. Erst um 12 Uhr. Noch drei weitere Stunden. Mir war langweilig, ich hasste es zu warten. Ich bin manchmal zu ungeduldig. Erst recht heute, ich wollte wissen wer Kaoru ihr Freund ist. Ob es wirklich Haru war? Oder doch jemand anderes? Wie sollte das Treffen nachher denn ablaufen? Soll ich etwa zu schauen wie die Beiden rumschmusen und rumknutschen? Da krieg ich ja die Krise. Aber wenn es wirklich Haru ist, dann kriegt er das zurück was er mir angetan hat. Dieses miese Schwein, einfach meine Freundin auspannen. Hm, und Kaoru? Das kann ich ihr doch nicht antun. Ich seufzte. Ablenkung würde jetzt nicht schaden. Ich blickte auf die Uhr, noch nicht mal um eins. Ich stöhnte auf. Ich schaltete den Fernseher ein. Ich suchte nach irgendeiner sinnlosen Talkshow. Naja, war ja nicht schwer zu finden. Toll, wieder zwei Mädchen, die sich darum streiten, wessen Freund mit wem geschlafen hat und wer wen nun betrogen hat. Interessant. Wieso verblödet das Fernsehen immer mehr? Nach einer Weile wurde mir das echt zu dumm und schaltete das Gerät ab. Ich blickte erneut auf die Uhr. Halb 2. „Gott! Wieso vergeht die Zeit so langsam!“ fauchte ich meine Uhr an. Ich ging hoch in mein Zimmer und machte meinen Computer an. Und jetzt? Ich schaute nach ein paar Spielen, auch langweilig. Uhr? Zwei Uhr. Sollte ich mich langsam fertig machen? Ich stand auf und schaute mich im Spiegel an. Meine schulterlangen braunen Haare sahen recht verstrubelt aus. Ich versucht sie ein bisschen zu richten. Naja, nicht besser, aber ich sah wenigstens nicht mehr so aus als wäre ich durch einen Orkan gerannt. Und meine Klamotten? Ich betrachtete mich weiterhin im Spiegel. Ich sollte wenigstens keine Trainingssachen anhaben. Ich hatte sogar mein T-Shirt falsch herum an. Klasse, bin sogar zu dumm um mich anzuziehen, alles nur ihre Schuld, warum musste sie mir auch erst Hoffnungen machen…? Sie hat mir Hoffnungen gemacht? Ich schüttelte den Kopf und versuchte den Gedanken los zu werden. Ich suchte eine Jeans raus und ein schwarzes Shirt raus. Schon ein bisschen besser. „Uhr, sage mir wie spät ist es?“ Tick, tack. Haha. Kurz vor drei schon. Wie kann DAS denn passieren, war es nicht gerade noch um zwei? Ich hörte es klingeln. Ich rannte runter und öffnete die Tür. „Kaoru?“ ich starrte sie mit offenem Mund an. Ein rosafarbender Minirock und ein hellblaues Oberteil mit V-Ausschnitt, dazu noch Ballerinas. Und im Gesicht geschminkt, sie ist wirklich ein Mädchen. „Hör auf mich anzustarren…bitte..“ sagte sie leise und wurde rot. „Uha, sorry. Komm schnell rein, brauch noch mein Geldbeutel und mein Käppi.“ Ich rannte wieder hoch in mein Zimmer. Wieso sieht so…soo…sooo…sexy aus? Nein, raus ihr bösen Gedanken, sie hat einen Freund! Den ich gleich sehen werden. Ich brummte sauer vor mich hin, während ich meine Sachen suchte. Uh, da ist ja mein Billabong-Kap. Ich setzte es auf und stürmte die Treppen runter. Ich rannte an Kaoru vorbei, schnappte ihre Hand und zog sie mit. „W-w-was machst du?“ „Na mit dir rausgehen!“ ich grinste sie an. All meine Sorgen waren auf einmal weg. Ich wollte einfach nur raus und sehen wer ihr Freund ist. Ich schloss die Tür ab und wir gingen los. Ich hielt ihre Hand immer noch, aber solange sie weder was sagte noch sich wehrte, ließ ich sie auch nicht los. Kaoru gehört mir. Als wir ein Stück gelaufen sind, fiel mir ein, dass ich nicht mal wusste wo wir eigentlich hin wollten. „Ähm…wo wollen wir hin?“ fragte ich Kaoru. Sie musste lachen. „Jaja, schon gut. Nun rede schon.“ „In das Cafe von neulich, wo wir zusammen Eis gegessen haben.“ Na klasse, in meinem Lieblingscafe muss ich ihren Freund sehen. Ich grummelte vor mich hin. Ich ließ nun auch ihre Hand wieder los. Wir gingen zu s-Bahnstation, man hätte auch laufen können, aber dazu hatten wir keine Lust, viel zu warm. Dabei ist es doch gerade mal Frühling? Ich schaute ab und an mal zu Kaoru. Ich konnte einfach nicht anders, sie sieht so süß und hübsch aus. Wenn ich mir vorstelle, wie ein anderer sie im Arm hält, sie küsst und mit ihr Händchen halt, alles was ich machen wollte, bekomme ich eine Krise. Eine große Krise. Ich glaube, das erwähnte ich heute schon mehr Mals. Zum Glück mussten wir eine Weile warten bis die Bahn kam, doch wir redeten nicht mehr wirklich. Wieso ist es nur so schwer, miteinander zu kommunizieren. Wir schwiegen sogar als die Bahn kam. In der Bahn. Auf dem Weg zum Cafe. Mir wurde es langsam unangenehm. Ich wollte die Stille unterbrechen, aber wie? „Wer ist eigentlich dein Freund?“ sie schaute nervös zu mir. „Also, naja. Ich weiß nicht ob du ihn kennst, ich bin mir nicht ganz sicher.“ Sagte sie leise. Das hörte sich definitiv nicht gut an. „Gut zu wissen.“ Gab ich zurück. Ich hielt ihr die Tür auf und suchte sofort nach bekannten Gesichtern. Männlichen bekannten Gesichtern. Zwei. Drei. Vier. Vier Leute aus meiner Schule, die ich kannte, aber keiner von ihnen war alleine. Zwei von ihnen hatten eh schon eine Freundin. Kaoru und ich gingen an allen vorbei. Wir setzten uns wieder in die hinterste Ecke und warteten. Einige Personen aus dem Cafe schauten uns leicht verstört an. Was schauen die denn alle so dumm? „Die sterben alle noch an Neugier.“ Grummelte ich herum, als wir saßen. Kaoru musste kichern. „Stimmt, aber da ist wahrscheinlich, weil du ein bisschen aussiehst wie ein Junge, mit weiblichen Gesichtszügen.“ Ja, da war sie leider nicht die Erste, die das sagte. Ich hatte das auch schon von ein paar Jungs gehört. „Mir egal, was andere denken, ich fühl mich so wohl.“ Ich zupfte an meinen Haaren rum. „Aber so kurz sind meine Haare doch nicht oder?“ „Doch, im Gegensatz zu früher schon. Da hattest du solange Haare wie ich jetzt, weißt du noch?“ ich nickte und sie fuhr fort. „Ich hatte dich immer darum beneidet, also um deine Haare, deshalb habe ich sie mir auch wachsen lassen.“ Ich wurde rot. „Ach was, so toll waren die auch nicht.“ Murmelte ich leise. „DOCH! Das waren sie, sie sahen so schön bei dir aus..aber..das soll nicht heißen, dass du jetzt nicht mehr schön bist.“ Das rot in meinem Gesicht nahm immer mehr zu. Wieso sagte sie sowas? Ich schaute verlegen weg sowie Kaoru. Jemand räusperte sich. Ich schaute auf. Nur der Kellner um die Bestellung auf zu nehmen. „Eine Cola bitte.“ Ich blickte zu Kaoru. „Und du?“ sie überlegte kurz. „Einen Eistee.“ Danach schwiegen wir wieder. Irgendwie ist sie heute komisch, wieso sagt sie sowas zu mir obwohl sie einen Freund hat. Kurze Zeit später kamen unsere Getränke. Ich blickte auf die Uhr. Um vier. „Wann kommt dein Freund?“ sie zuckte mir den Schultern. „Weiß ich nicht. Er wollte mir eine SMS schreiben.“ Toller Freund, bestimmt lässt er sie sitzen. Wir saßen nochmals eine weiter halbe Stunde schweigend da, als auf einmal irgendwas anfing zu piepsen. Es kam von Kaoru. Sie schaute mich leicht erschrocken an. „Dein Handy?“ ihr Gesicht veränderte sich als wäre ihr ein Licht aufgegangen. Sie suchte danach in ihrer Tasche. „Er ist es.“ Sagte sie nur und ging dann ran. „Wo bist du?“ wow, nette Begrüßung. „Wie du kommst nicht?“ sie wurde wieder nervös. Aber ich wusste doch, dass er sie sitzen lässt. „Aber…ja…ok, ja mach ich. Jetzt? Aber, ohne dich?“ Ich verstand nur noch Bahnhof. Ich schlürfte an meiner Cola und horchte zu. „Ja, von mir aus. Tschüß!“ sie seufzte und legte auf. „Versetzt worden?“ sie nickte, doch sie wirkte nicht traurig eher besorgt. „Ist was passiert mit deinem Freund.“ Sie schüttelte den Kopf. „Was dann.“ Ich suchte ihren Blick doch sie wich mir aus. „Er will einfach nicht kommen.“ Ich lachte und sie schaute mich entsetzt an. „Ehrlich mal, was ist das denn für ein Freund, der seine Freundin einfach mal sitzen lässt, nur weil er keinen Bock hat. Das ist schon mies. Ich würde sowas nie machen.“ Sie schaute mich nur weiter an. „Du kannst auch mit mir reden.“ Ich setzte einen Schmollmund auf. Sie holte tief Luft. „Ja, das sollte ich wirklich, aber eigentlich wollten wir das zusammen machen.“ Ich verkrampfte meine Hand. „Um was geht es?“ Mir schwante schlimmes. „Ich habe dich angelogen, als ich sagte, dass du ihn nicht kennst. Du kennst ihn, sehr gut sogar.“ Sie machte eine kurze Pause um zu warten. Ich kenne ihn? Ich verkrampfte noch mehr. Ich sagte nicht, schaute sie nicht. Ich wollte nur endlich den Namen wissen. „Mein vermeintlicher Freund ist…Daichi…“ Kapitel 12: ------------ „Daichi..?“ ich blickte sie geschockt an, doch dann fing ich an zu lachen. Es kam einfach so über mich. Ich konnte nicht mal mehr aufhören. Andere Gäste schauten mich schon genervt an und Kaoru schaute mich mit großen Augen an. „Tut mir leid, aber Daichi ist ja sowas von schwul.“ Ich holte meine Geldbörse raus und legte das Geld für mein Getränk auf den Tisch. „Also, wenn du wirklich auf sowas reinfällst, bist du doch wirklich naiv.“ Wieso sagte ich sowas, sie sah verletzt aus. „Na dann, warte ruhig auf ihn, ich geh dann mal. Tschüß“ ich stand auf und war gerade am gehen, als Kaoru mich am Arm fest hielt. Ich drehte mich um. Die selbe Situation wie im Klassenzimmer. Sie schaute nach unten. „Willst du mir noch was sagen?“ sie schüttelte den Kopf und ließ mich los. Ich machte mich sofort auf den Weg nach Hause. Ich wusste nicht mal warum ich zum Lachen angefangen hatte. Es ist doch nun wirklich lächerlich, warum gerade Daichi, der ist doch so schwul. Zumindest meinte er das immer. Was ist, wenn er nur mit ihr spielte. Aber er ist doch nicht der Typ dafür. Vielleicht ist er wirklich in sie verliebt. So wie ich. Ich saß gerade in der S-Bahn als eine Station weiter Yue und Subaru einstiegen. Die beiden sehen immer so glücklich aus. Ich beneide sie so sehr. Yue sah zu mir rüber und winkte mir gleich. Ich versuchte zu lächeln. Sie kam sofort zu mir mit Subaru an ihrer Seite. „Kanae, na was geht, gestern krank? Yue wollte uns nicht sagen was los ist. Sie meinte nur dir geht es nicht gut.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Du bist nicht alles wissen!“ meckerte Yue rum und setzte sich neben mich hin. Subaru musste stehen. Yue kam ein bisschen näher zu mir. „Was ist los, du siehst gar nicht gut aus.“ Flüsterte sie mir ins Ohr. Ich zuckte leicht zusammen und schaute aus dem Fenster, zog mein Käppi runter um mein Gesicht zu verbergen. Sah ich wirklich so schlimm aus? Mir kamen wieder Tränen hoch, ich versuchte sie zu unterdrücken. „Mir ist nur schlecht, weißt schon Frauensachen und so ne.“ Lüge ich sie an. Sie verdreht nur die Augen und nickte. Yue wandte sich wieder Subaru zu, sie überlegten was sie heute noch machen wollten. Subaru wollte unbedingt ein Fußballspiel anschauen, Yue hingegen wollte raus in den Park und dort ein Picknick machen. Sie diskutierten noch eine ganze Weile. Meine Station. „Ich muss jetzt, also bis morgen Yue, Subaru.“ Ich winkte ihnen zu und versuchte zu lächeln. Yue winkte mir noch zu während Subaru schon auf meinen Platz saß und um Yue einen Arm legte. Ich ging langsam nach Hause. Ich blieb kurz vor Kaorus Haus stehen. Ich fühlte mich richtig mies, ich habe darüber gelacht, dass sie mit Daichi zusammen ist und dann noch im Cafe sitzen lassen. Ich ging weiter. Meine Augen taten mir schon wieder weh, ich versuchte schon die ganze Zeit meine Tränen zu unterdrücken. Zum Glück war ich gleich zu Hause. Ich beeilte mich die letzten Meter. Ich schloss auf und sofort kam mein Hund mir entgegen. Sie freut sich wie immer. Ich machte hinter mir die Tür zu, lehnte mich an sie ran und ließ mich an ihr herab sinken. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. Sie liefen jetzt einfach über meine Wange und es wollte nicht mehr aufhören. Mein Hund legte mir die Wange ab und wedelte weiterhin mit ihrer Rute. Ich streichelte ihren Kopf und weinte weiter. Wieso musste das eigentlich passieren, habe ich wirklich gedacht, es gäbe eine reelle Chance mit uns? Wohl kaum, aber wieso konnte es Daichi mir nicht sagen, er wusste doch dass ich Kaoru geliebt habe. Und wenn er nicht wusste, dass sie Kaoru von damals war. Aber er war schwul, er hatte doch erst vor kurzem noch einen Freund, oder war das alles nur Show. Vielleicht sollte ich es ihr einfach gönnen. Immerhin sah sie so glücklich aus. Nur, wie soll ich ihr das sagen geschweige denn in die Augen schauen, nachdem was ich heute gemacht habe und morgen ist wieder Schule, ich sollte einfach noch einen Tag schwänzen. Mir fiel das Bild wieder ein. Das müssen wir auch noch fertig machen, gemeinsam. Ich will weder zu ihr noch dass sie zu mir kommt. Ich will sie einfach nicht sehen. Ich saß noch eine ganze Zeit vor der Tür und redete mir ein, dass ich Kaoru nicht sehen will, bis mein Hund anfing mich zu stupsen und in die Küche lief. Ich stand auf und ging ihr nach. Sie saß bereits vor ihrem Napf, ich blickte auf meine Uhr. Oh, schon um sieben. Habe ich wirklich solange vor der Tür gehockt? Ich machte ihr schnell ihr Abendbrot, während sie ihres aß, machte ich mir auch schnell eine Scheibe Brot, da sie bestimmt gleich raus wollte. Es stimmt auch, kaum war sie fertig, ging sie zur Tür und kratze daran. Ich schlang mein Essen noch schnell runter. Wir minimierten die Runde auf das Nötigste. Ich wollte nicht zu lange hier draußen bleiben. Ich fühlte mich so unwohl. Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben, aber das kann ich meinem Hund ja nicht antun. Wir gingen wie immer in den Park. Zum Spielplatz. Hier wollte ich jetzt erst recht nicht sein. Ich zog meinen Hund leicht weiter, sie folgte mir zum Glück gleich. Wir gingen irgendwo entlang und dann wieder zurück. Zu Hause rannte sie gleich hoch in mein Zimmer und legte sich bestimmt vor mein Bett. Ich ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Es liefen gerade Simpsons. So sinnlos, dass es fast schon wieder witzig war. Ich mochte sie trotzdem, sie lenken wenigstens immer ab. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn ich träumte von Kaoru, wie sie sich wieder in Luft auflöste. Sie verschwand, dann tauchte sie wieder auf, jedoch nicht alleine. Daichi war an ihrer Seite und sie sahen glücklich aus. Sie bemerkten mich nicht mal und entfernten sich von mir. Als nächstes spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Kopf. Ich fasste an die Stelle wo es schmerzte. Meine Stirn. Ich machte die Augen auf und sah dass ich vom Sofa gefallen bin. „Autsch..“ ich musste mit den Kopf am Tisch angehauen haben. Ich schaute auf meine Hand, naja wenigstens kein Blut, aber es schmerzte trotzdem. Ich taumelte halb in die Küche und holte mir etwas zum kühlen. Ich nahm mir ein paar Eiswürfel und wickelte sie in ein kleines Handtuch ein. Ich ging wieder ins Wohnzimmer um alles aus zu machen, dann hoch in mein Bett, es war mitten in der Nacht. Ich legte mich auf das Bett und das Handtuch mit den Eiswürfeln auf meine Stirn. Ich seufzte erleichtert, das tut wirklich gut. Die Kälte betäubte den Schmerz recht schnell und ich schlief wieder, wieder derselbe Traum. Es wurde eine wirklich unruhige Nacht. Kapitel 13: ------------ Zwei kleine Dinge zu Beginn: 1. Danke für die ganzen Kommentare und Favo's, ich freu mich riesig darüber. Ich hätte echt nicht mit sowas gerechnet, erst recht, weil es meine erste Geschichte ist. Merci. 2. Ich werde jetzt erst mal eine Pause einlegen bis die Abschlussprüfungen vorbei sind. Wenn ich Zeit habe, schreibe ich natürlich weiter. (: Aber, nicht sauer sein, wenn nicht. Merci again. xD ________________________________________________________________________________ Ich hatte es geahnt. Immer und immer wieder derselbe Traum. Kaoru und Daichi, von hinten, zusammen, händchenhaltend, mich nicht beachtend. Ich wachte immer an derselben Stelle auf. „Kaoru, wieso machst du das?“ Immer wenn sie sich und sich umdrehte wachte ich schweißgebadet auf. Wieso? Weil sie kein Gesicht hatte, unheimlich was? Als würde irgendetwas nicht stimmen. So ging das die ganze Nacht und als ich endlich so tief schlief, dass ich nicht mal etwas träumte.. DING DONG. Grummel. DING DONG. Umdreh. Decke über den Kopf zieh. DIIIIIIIIIIIIIIIIING DOOOOOOOOOOOOOOONG. „WHAT THE F***?“ ich warf die Decke zur Seite, komisch mein Hund war gar nicht bei mir, egal. Ich rannte wütend nach unten. Ich riss die Tür auf. Yue. „WAS?!“ motzte ich sie an. „Ähm…“ sie schien überrascht und gleichzeitig beängstigt zu sein. Ich schaute sie böse an. „Weißt du eigentlich wie spät es ist?“ motzte ich weiter. Sie schaute auf die Uhr. „Ja, Zeit für die Schule und die S-Bahn die in 10 Minuten kommt.“ „Schule?“ War nicht Wochenende. „Hallo?“ sie wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht. „Wir kommen zu spät! UND wir haben Herrn Yamasaki!“ „Oh. Oh? OH!“ mir ging endlich ein Licht auf, ich darf nicht wieder zu spät kommen. Ich rannte nach oben und holte meine Tasche, Klamotten? Wo ist meine Uniform? Ich schmiss meine Sachen durch die Gegend bis ich endlich fand was ich suchte. Hundchen? Ah, ich kann nicht mit ihr gehen. Wo ist die eigentlich? Ich suchte meinen Hund, der vor der Terrassentür stand und winselte, verdammt. „Yue geh vor, ich komme gleich nach!“ rief ich ihr zu. „OK!“ sie ging schon mal vor. Verdammt, alles nur wegen Kanae. Hoffentlich kommen wir noch pünktlich, ich machte die Tür auf und mein Hund rannte sofort raus. Ein paar Minuten später wieder rein. „Wir gehen nachher eine große Runde, mein kleiner Liebling.“ Ich streichelte ihren Kopf, schloss die Terrassentür, rannte zu Haustür, Schlüssel? Hosentasche! Verdammt, ich hetzte nach oben und suchte ihn. GEFUNDEN! Jetzt aber los. Ich fiel halb die Treppe runter und knallte die Haustür zu. Ich legte einen Sprint ein. Hoffentlich schaffe ich es noch. 4 Minuten später. Ich sah die S-Bahn gerade einfahren und Yue. Noch ein Endspurt. Beeilung, schneller. Yue stieg schon ein und sprang halb hinter her, ich landete unsanft auf den Knien. „Autsch.“ Zischte ich vor mich hin. Yue sah mich entgeistert an und musste ein Lachen unterdrücken. „Jaja, sehr witzig.“ Ich zog mich an einer Stange hoch und stand nun neben Yue. „Das gibt blaue Flecken.“ Murmelte ich vor mich hin und zupfte mir meinen Rock zu Recht. Ich sah mich in dem Bahnanteil um, gut sie war schon mal nicht da. „Suchst du wen?“ fragte mich Yue und schaute sich auch um. „Achso, ja klar, Kaoru ist weiter vorne eingestiegen.“ Sagte sie dann zu mir als wäre ihr ein Licht aufgegangen. „Ich habe sie nicht gesucht.“ Sagte ich leise. „Hm? Immer noch weil sie nichts gesagt hat?“ ich nickte. „Ja, weil sie mir sehr viel nicht gesagt hat. Zum Beispiel, dass sie mit Daichi zusammen ist.“ Yue sah mich an als wäre das ein schlechter Scherz. „Aber der ist doch schwul?“ Ja, das dachte ich auch. Ich sah zu einem Jungen, der unsere Schuluniform trägt und uns aufmerksam beobachtete, jedoch sofort weg sah als ich ihn anschaute. Woher kommt mir der jetzt wieder bekannt vor? Ach egal. „Naja, auf jeden Fall war Kaoru am…“ ich erzählte ihr auf dem Schulweg alles und passte auf, dass sonst keiner irgendetwas mitbekam, aber vor allem passte ich auf, Kaoru nicht zu sehen. Als ich fertig war schwiegen wir beide. „So ist das also..“ sagte Yue nach einer Weile. Sie schien mal wieder zu überlegen. Ich sah mich um. „Wo ist eigentlich Subaru?“ Yue schaute auf. „Ähm. Der ist…achja, der muss heute eher in der Schule sein, wegen Fußballtraining.“ Achso. Naja, der Ärmste. Wir gingen in die Schule vorbei am Fußballplatz, wo die Jungs bereits trainierten. Ich fühlte mich verfolgt. Ich sah mich um. Keiner da. Werde ich jetzt schon paranoid? Ich kratze mich am Kopf. „Komm lass uns rein gehen Yue.“ Ich nahm sie an der Hand. Sie folgte mir. „Subaru wird heute die ersten beiden Stunden auch trainieren.“ Sagte sie zu mir. Ich nickte nur. In der Klasse war noch nicht viel los. Es waren gerade mal ein paar Mädchen da, die sich über irgendwelche Jungs unterhielten. Daichi und Kaoru waren zum Glück noch nicht da. Ich setzte mich auf meinen Platz und legte den Kopf auf meinen Tisch. „Ich bin müdeeee!“ jammerte ich Yue voll. Sie kicherte leise. Ich sah zur Tür, die aufging. Irgendjemand steckte vorsichtig seinen Kopf rein, der Junge von vorhin. Er sah zu mir und auch die anderen Mädchen sahen nun auf. „Ähm…du da..“ er zeigte auf mich. „K-k-kann ich dich kurz sprechen..?“ Yue und die Anderen schauten mich an. Was denn jetzt schon wieder. Ich seufzte und quälte mich hoch vom Stuhl. Ich ging raus vor die Tür und machte sie hinter mir zu. „Kann ich dir helfen?“ der Junge schaute verlegen zu Boden. „Du…du kennst doch Daichi nicht wahr?“ ich nickte. „Und weiter?“ der Junge wurde rot, sagte jedoch nichts. „Wie heißt du überhaupt?“ „Ich? Oh..e-e-entschuldige..“ stotterte er vor sich hin. „Mein Name ist Tamaki…und ich bin eine Stufe unter dir.“ Sagte er leise. „Achso, und was willst du von Daichi?“ Er starrte mich erschrocken an. „Was…was..wer…hat gesagt ich will was von ihm..ich will nichts von ihm..“ er schaute an mir vorbei. Er sah leicht geschockt aus. „Was ist?“ ich drehte mich um. Das schockte mich auch. Kaoru und Daichi. Ich drehte mich schnell wieder um. „Tamaki?“ er versteckte sich hinter mir, oder vor mir? Als Daichi und Kaoru an uns vorbei gingen, blickte Daichi zu Tamaki. Aber irgendwas war komisch an diesem Blick. Ich wartete bis sie drinnen waren. „Ok, also. Du willst was von Daichi, nehm ich jetzt mal so an oder?“ er nickte und ihm kamen Tränen hoch. „Er ist doch schwul, wieso hat er dann eine Freundin!?“ er fing an zu schluchzen. Ich nahm ihn in den Arm. „Das, mein lieber Tamaki, frage ich mich auch.“ Ich strich ihm über den Kopf. Er schaute mir in die Augen. „Und..und..du willst was von Ihr nicht wahr, seiner Freundin.“ Ich erstarrte in meiner Bewegung. „Woher..?“ „Dein Blick hat es mir gesagt. Du hast sie so schmerzerfüllt angeschaut und trotzdem so…so..liebevoll..oder so..“ ich ließ ihn wieder los. „Mag sein, aber sie liebt nun mal Daichi, ob das jedoch auf Gegenseitigkeit beruht ist die andere Frage…“ flüsterte ich. „Dann…lass es uns herausfinden!“ ihn seinen Augen loderte der Kampfgeist eines Verliebten. „Solange ich niemanden verletzten muss?“ er schüttelte den Kopf und grinste. „Du hast einen Plan, oder?“ er grinste noch mehr und flüsterte mir den Plan in mein Ohr. „Was? Aber…“ Ich hörte Schritte. Ich sah mich um. Der Lehrer! „Ok, einverstanden.“ Sagte ich schnell. „Gut, dann bis nachher in der Pause, da fängt der Plan an!“ er grinste und lief in seine Klasse und ich schnell in meine. Der Lehrer schaute mich wütend an. Ich setzte mich auf meinen Platz. „Was wollte der Kleine? Und wer war er?“ fragte sie mich leise. „Tamaki, den Rest erklär ich dir später.“ Flüsterte ich zurück. „In der Pause!“ redete ich weiter als sie noch mehr Fragen stellen wollte. Ob der Plan wohl klappen wird? Kapitel 14: ------------ Danke, dass ihr gewartet habt. x) Kaum war die AP aus, schon weiter geschrieben. ;P Uff, hoffe das Kapi ist auch wieder gut :x :3 Nya~ _________________________________________________________________________________ Die Stunden bis zur Pause vergingen so langsam. Zumindest kam es mir so vor. Ich saß die ganze Zeit unruhig da und dachte an das was Tamaki gesagt hatte. Gott, was mache ich nur? Was, wenn etwas schief geht? Was, wenn es nicht klappt? Außerdem war er auch noch eine Klasse unter mir. Wie alt war er dann eigentlich? Ich blickte alle paar Minuten auf die Uhr. Mach hin, ich will endlich Pause haben. Ich knallte mit dem Kopf auf meinen Tisch. Ups, etwas laut, ich schaute vorsichtig auf und sah, dass fast die Hälfte der Klasse sich zu mir um drehte und auch der Lehrer blickte zu mir. „Stört dich etwas?“ fragte er. Ich schüttelte den Kopf und rutschte ein bisschen unter meinen Tisch. Ich hörte Yue kichern. „Hör auf!“ zischte ich sie leise an und als Antwort streckte sie mir ihre Zunge raus. Ich stellte mein Buch auf und versteckte mich für den Rest der Stunde hinter meinem Buch. Wie viel schlimmer kann der Tag eigentlich noch werden? Naja, DAS werden wir ja dann nachher in der Pause sehen. Und die Stunde verging nun noch langsamer, wieso musste auch sowas langweiliges im Lehrplan stehen. Exponentialfunktionen. Das braucht doch kein Mensch und außerdem ist es so einfach wie sonst was. Ich seufzte. Ich habe keine Lust auf Schule, erst recht nicht an Tagen wie diesen. Ich schaute ein bisschen aus dem Fenster, vielleicht passiert ja draußen mehr. Fehlanzeige. Ich bemerkte, dass irgendetwas an meinen Kopf flog. Ich schaute mich um und sah zu ein paar Jungs aus der hinteren Reihe. Oh wie lustig. Kindergarten Ich sprang sofort auf als es endlich zur Pause läutete. Ich wollte gerade raus gehen, da hielt mich der Lehrer nochmals auf. Er wollte mit mir was besprechen. Brauche ich jetzt gerade überhaupt nicht! „Du kannst dir solche Aktionen nicht erlauben. Deine Noten sind nicht gerade die Besten, das weißt du hoffentlich!“ „Naja, in ihrem Fach bin ich doch gut, was wollen sie mehr?“ „Nicht in diesem Ton, ich bin immerhin dein Lehrer.“ Ich nickte und entschuldigte mich sofort. Keine Lust jetzt stress mit dem zu bekommen. Als ich endlich raus durfte und wartete Yue schon auf mich. „So jetzt will ich alles wissen! Jede kleine Einzelheit!“ ich schaute sie fragend an „Was meinst du?“ „Das von vorhin, mit dem Kleinen..äh..Tamaki genau!“ Achso, das meinte sie. Ich schaute mich um, keiner da. „Also…“ ich wollte gerade ansetzten um ihr den Plan zu erklären. Da sprang mir irgendjemand in den Rücken und klammerte sich fest. „Schatziii!“ hörte ich nur. Tamaki? Ich sah ein bisschen nach hinten. Ok, es war Tamaki. Yue schaute mich entsetzt an. „Jetzt versteh ich gar nichts mehr.“ Gab sie zu und schüttelte den Kopf. „Ähm, naja..also…“ „Wir tun so als wären wir ein Paar und machen Daichi und das Mädchen eifersüchtig!“ unterbrach mich Tamaki. Yue schaute überraschte und gleichzeitig geschockt. „Also, dass DU sowas machst, hätte ich jetzt nicht gedacht.“ Richtete sie an mich, ich zuckte nur mit den Schultern, was mehr als schwer war, da Tamaki immer noch an mir hing. „Kannst du erst mal wieder runter von mir Tamaki?“ er ließ mich sofort los. Ich schaute ihn an. „Und jetzt?“ fragte ich ihn, da ich keine Ahnung hatte, wie man es glaubwürdig, dass man zusammen ist. „Naja, Händchen halten wäre nicht schlecht für den Anfang, oder?“ mischte Yue sich ein. Ihr schien der Plan zu gefallen. Ich nahm seine Hand. „Reicht das?“ Yue schüttelte den Kopf und legte unsere Hände so, dass sich unsere Finger in einander verkreuzten. „So halten sich verliebte die Hände.“ Tamaki wurde rot. „Ah ja, da weiß ich ja jetzt endlich mal was ich immer falsch gemacht habe.“ Versuchte ich zu scherzen. „So und jetzt müsst ihr noch weiter zusammen und verliebt schauen.“ Yue ignorierte unsere verstörten Blicke. Sogar für Tamaki wurde das langsam unangenehm. „Na, findest du deine Idee immer noch gut?“ fragte ich ihn und er nickte leicht. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Yue brauchte nur ein paar Sekunden um aus uns ein Pärchen zu machen. „Hop, ab in die Pause, bevor sie rum ist.“ Sie schob, nein sie zerrte uns nach draußen. Wir gingen zu Subaru, der schon sehnsüchtig auf seine Yue wartete. Gerade als er zu ihr rennen wollte, sah er Tamaki und mich. Er blickte zwischen uns hin und her, dann wanderte sein Blick nach unten und sein Mund klappte auf. „Mach den Mund zu sonst fliegt noch eine Fliege rein.“ Meckerte Yue schon wieder mit Subaru. „Was…?“ er zeigte auf uns. „Wie lange war ich weg? Habe ich irgendwas verpasst? Woher kennt ihr euch?!“ „Du warst nur zwei Stunden weg, du hast nicht verpasst und…“ Yue brach ab, verdammt, wir haben nicht ausgemacht, wie wir uns kennen gelernt haben. Tamaki und ich schauten uns an. „Also..wir..“ fingen wir gleichzeitig. Stille. Subaru zog die Augenbrauen hoch und wurde misstrauisch. „Na aus der Schule, du Dummkopf. Woher denn sonst!? Dann haben sie sich ein paar Mal getroffen und es hat gefunkt.“ Erzählte Yue ihm. Wow, sie ist wirklich schnell in sowas. Wir nickten nur. „Und wieso weiß ICH nichts davon!?“ fragte Subaru weiter. „Weil DU es sofort wieder raus posaunt hättest, wie immer.“ Yue wirkte leicht genervt, oder war das auch nur Show? „Aber, er sieht so jung aus.“ Tamaki verzog sein Gesicht und fing an zu schmollen. „Ich bin nur eine Klasse unter euch.“ „Also auch ein Jahr jünger als Kanae, wow, machst dich jetzt schon an jüngere ran, Respekt.“ „Na und! Wo die Liebe eben hinfällt!“ sagte ich beleidigt und streckte Subaru die Zunge raus, wobei ich gleichzeitig Tamaki an mich ran zog und umarmte. Tamaki wurde rot und Subaru und Yue fingen an zu kichern. „Was denn?“ fragte ich. „Nun ja, sowas aus deinem Mund ist schon mehr als seltsam. Aber, ok. Ich gönne es euch!“ sagte Subaru und legten einen Arm um mich und klopfte Tamaki auf die Schulter. Ich grummelte vor mich hin und Tamaki lief wieder rot an. „Na sowas aber auch. Ich wusste gar nicht, dass du mit jemanden wie dem zusammen bist, Kanae.“ Ich drehte mich um und sah Daichi und Kaoru. Auch Tamaki drehte sich um, versteckte sich jedoch gleich hinter mir. „Und ich wusste gar nicht, dass du so fies gegenüber jüngeren sein kannst, Daichi.“ Während Daichi und ich noch dabei waren uns mit geistigen Blitzen zu töten, ging Kaoru auf Tamaki zu und streckte ihm ihre Hand hin. „Hi, mein Name ist Kaoru und deiner?“ sie klang so höfflich wie immer. Tamaki jedoch versteckte sich noch mehr hinter mir. „Und so ein Schwächling ist dein Freund?“ sagte Daichi und lachte. „Er ist kein Schwächling, er ist einfach nur schüchtern!“ fauchte ich ihn an. Außerdem, ist er wohl eher der Typ Uke. Daichi schaute mich böse an, dann zu Tamaki. Kaoru stand immer noch bei uns, oh sogar neben mir. „Na, willst du mich nicht kennen lernen?“ Tamaki klammerte sich an mir fest. „N-n-n-nein! Du..du bist seine Freundin!“ Kaoru schaute ihn fragend an. „Hm, ok, dann nicht. Kanae, kommst du heute wieder zu mir? Wir müssen das Bild noch weiter zeichnen.“ Sie schaute mich an, genau davor habe ich mich gefürchtet. Allein mit ihr in einem Zimmer zu sein. „Mal schauen, wenn ich Zeit habe schon.“ Sagte ich ein bisschen abwesend. Tamaki klammerte sich immer noch an mich. Ich blickte zu Daichi, der mich mit Blicken durchlöcherte und er sah ein bisschen…eifersüchtig aus. Ich überlegte nochmals und dachte wie ein Paar sich verhalten würde. So nicht, oder? Ich blickte zu Yue und Subaru, der einen Arm um ihre Hüfte geschlungen hatte. So sah ein Paar aus, nicht so wie Tamaki und ich oder Kaoru und Daichi…oh mein Gott. Endlich. Ich fing an zu lachen. Kaoru und Daichi schauten mich vollkommen perplex an. Tamaki löste seinen Klammergriff und Subaru stimmte in mein Lachen ein. „Was ist jetzt daran so lustig?“ fragte Yue mich überraschte. Ich zuckte mit den Schultern. „Na die ganze Situation eben. Hast du es denn nicht bemerkt?“ ich drehte zu ihr um und sah sie direkt an. Sie fing an zu überlegen, schüttelte dann aber doch den Kopf. „Also ich verstehe jetzt ALLES!“ betonte Subaru. „Mein Gott, ihr macht vielleicht was.“ Redete er weiter und zerwuschelte erst meine Haare, dann die von Tamaki. Ich grinste ihn an. „Ist doch eindeutig, oder?“ fragte ich ihn und wir beide fingen wieder an zu lachen. „Tja, mir kann keiner was vor machen.“ Yue prustete. „Ah ja? Wirklich?“ „Ja doch Schatz. Am Anfang zwar nicht, weil du da mitwirktest, oder? Aber jetzt habe ich klare Sicht.“ Subaru nahm Yue in den Arm. Ich blickte zu Tamaki, der immer noch nicht wusste was war. „Er weiß jetzt auch Bescheid.“ Er schaute mich mit großen Augen an. „Aber…aber…er wird nichts…sagen oder..?“ ich schüttelte den Kopf. Ich richtete mich wieder zu Kaoru und Daichi, die mich entgeistert anschauten. „Was denn?“ fragte ich sie. „Nichts, nur dass ich heute keine Zeit haben werden, da Tamaki zu mir kommt und die Turteltauben dahinten. Wir schauen heute DVD an.“ „Jetzt auf einmal?“ mischte sich Daichi wieder ein. Ich nickte und grinste ihn an. „Ja, ich bin mir sicher, du würdest auch viel lieber Zeit mit Kaoru verbringen. Aaaaauu.“ Ich spürte wie Tamaki mich kniff. Ich drehte mich zu ihm und schaute ihn böse an sowie er mich. Ich nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm vor. Als ich mir sicher war, das keiner hinter uns ist, wollte ich ihn zu Rede stellen. „Was sollte das?“ „Ja, das frage ich mich auch, ich dachte, du willst was von IHR? Wieso machst du dann sowas?“ fauchte er mich an und war den Tränen nahe. „Gehört zu meinem Plan, hast du es nicht bemerkt?“ Er schüttelte den Kopf. „Gut, dann komm nach der Schule mit zu mir, dann erkläre ich es dir?“ er überlegte kurz. „Ok. Und die Beiden?“ er deute auf Subaru und Yue, die gerade zu uns kamen. „Ja, die Beiden auch. Dann machen wir einen Krisengipfel.“ Ich kicherte. „Unser Lehrer kommt.“ Flüsterte Yue im vorbei gehen. Ich nickte. „Wir warten vor der Schule auf dich, ja?“ ich winkte ihm noch schnell, bevor ich in meine Klasse ging. An meinem Platz wollte Yue schon wieder wissen, was sie nicht mitbekommen hat und warum gerade heute ein DVD-Abend. „Wirst du schon sehen, vertrau mir einfach.“ Sie nickte nur. Zum Glück vergingen die Stunden schneller, als die Ersten. Kaum zu glauben, was hier los ist. Meine Fresse, das wird wirklich noch spannend. Kapitel 15: ------------ Am Ende der letzten Stunden gingen Subaru, Yue und ich gemeinsam raus und warteten wie vereinbart vor der Schule auf Tamaki. Daichi und Kaoru liefen an uns vorbei, wobei Daichi mich böse anschaute, wenn Blicke töten könnten, und Kaoru auf den Boden schaute. Subaru lehnte sich zu mir herüber. „Also, das da, ist mehr als seltsam, oder meinst du nicht auch Kanae.“ Ich nickte. „Noch seltsamer als bei dir und den Kleinen da, der uns gerade belauscht, aber nicht zu uns kommen will.“ „Hm?“ Yue und ich drehten uns um. Tamaki? „W-w-woher wusstest du, dass ich hier bin.“ Fragte er schüchtern. Stimmt, nicht mal wir haben ihn bemerkt. „Weil Daichi, als er sich umgedreht hat, an uns vorbeigeschaut hat, naja, da dachte ich du stehst da.“ Tamaki wurde rot. „Wow, Daichi, du kannst ja richtig scharfsinnig sein.“ Scherzte Yue mit ihrem Freund, der wütend vor sich hin grummelte. „Ja, das kommt auch mal vor.“ Ich kicherte. „Kommt, lasst uns jetzt zu mir gehen.“ Wir unterhielten uns auf den Heimweg über den heutigen Tag, auch das Subaru mitbekommen hatte, dass Tamaki und ich nicht zusammen waren. Er ärgerte Tamaki die ganze Bahnfahrt über. Armer Tamaki. Yue und ich redeten über dies und das. Als wir endlich bei Station ankamen, war Tamaki mehr als froh, dass er nun nicht mehr geärgert wurde. „Du, wieso sollen wir eigentlich jetzt alle mit zu dir?“ fragte Yue nach einer Weile. Fast kurz vor meinem Haus. „Das wirst du gleich sehen.“ Antwortete Daichi für mich und ich nickte ihm als Zustimmung zu. Tamaki schaute Yue verwirrt an und diese ihn ebenso verwirrt. „Klärt uns bitte jetzt mal einer auf?“ „Gleich!“ sagten Subaru und ich gleichzeitig. Wir standen nun vor meiner Haustür, ich sperrte auf und mein Hund kam sofort raus und begrüßte alle, vor allem Tamaki, den sie vorher ja noch nie gesehen hatte. „Oh, ist der süß, oder eine sie?“ „Eine sie. Kommt doch rein und macht es euch im Wohnzimmer bequem.“ Ich hielt die Tür auf und ließ alle rein. Tamaki trat als letzter etwas schüchtern ein. Folgte dann aber den anderen gleich ins Wohnzimmer, die Neugier war eben größer als die Schüchternheit. Ich ging in Richtung Küche und holte ein paar Getränke und Gläser. Im Wohnzimmer hatten alle schon Platz genommen, Yue und Subaru auf dem Sofa, Tamaki auf dem Sessel und mein Hund auf seinem Schoß. „Sie hat wohl einen Narren an die gefressen.“ Ich stellte die Gläser und die Getränke ab. „Bedient euch.“ „Da sage ich nicht nein!“ sagte Subaru und schnappte sich gleich die Wasserflasche. „Wie heißt deine Hündin eigentlich?“ fragte Tamaki während er sie streichelte. „Sie heißt Lilly. Was willst du trinken?“ er konnte sich ja schlecht bewegen mit dem Klops auf seinem Schoß. „Ähm…Eistee…bitte.“ Wow, er ist wirklich ukig. Ich nickte und gab ihm ein Glas mit Eistee. „Und warum sind wir nun hier?“ fragte Yue ungeduldig. Tamaki, der gerade zum Trinken ansetzte, stoppte und schaute mich. „Naja, also…“ ich sah zu Subaru, der mir gleich half. „Daichi und Kaoru sind so zusammen wie Tamaki und Kanae.“ „Und das soll was heißen?“ fragte Tamaki, der immer noch nicht verstand. Yue hingegen ging ein Licht auf. „Die tun nur so als ob? Also, die sind kein Paar?“ wir nickten und nun verstand es auch Tamaki. „Oh. Aber wieso sollten sie nur so tun als ob?“ fragte Tamaki. „Naja, deshalb sind wir heute hier!“ ich musste lachen. Das hörte sich verdammt dumm an. „Nein, Spaß beiseite. Vielleicht aus demselben Grund, wie wir beide ‚zusammen sind‘“ ich machte Gänsefüßchen-Zeichen mit den Fingern. „Ich mein, hast du Daichis Blick gesehen, als Tamaki sich an die festklammerte?“ richtete Subaru an mich, ich nickte. „Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen..“ gab Yue zu. „Naja, Daichi hat richtig eifersüchtig geschaut, mehr als einmal. Er will sicher was von Tamaki.“ Fügte ich hinzu und sah zu Tamaki, der knallrot wurde. „Aber…er…kennt mich doch gar nicht…“ sagte er leise. „Sicher? Nicht zufällig irgendeine gleich Clubaktivität, oder selber Verein, selbe U-Bahnstation..?“ fragte Yue ihn. Tamaki fing an zu überlegen. „Er wohnt bei mir in der Straße…daher kenn ich ihn…aber…sowas ist doch…“ „Was? Lächerlich? Und was ist mit dir?“ unterbrach ihn Subaru. Wohl wahr. „Verklupplungsaktion Nummer eins. Daichi und Tamaki. Nummer zwei. Kaoru und Kanae!“ in Yue wurde ein Feuer entfacht. „Ich bin mit dabei!“ stimmte Subaru mit ein. Tamaki schaute mich hilfesuchend an. „Ich schließ mich den beiden Freaks dort drüben an.“ Als Antwort bekam ich ein Kissen gegen den Kopf geknallt von Yue. „Darf ich auch etwas dazu sagen?“ fragte Tamaki vorsichtig. „Nein! DU wirst gezwungen!“ Armer Tamaki. „Kanae…sie macht mir Angst..“ „Das macht sie mir schon seit Jahren.“ Gab ich zurück, nächstes Kissen als Antwort. Ich tu mir selber so leid. „Und wie wollt ihr das schaffen?“ fragte Tamaki uns. „Naja, einfach Daichi weiterhin provozieren, in dem ihr so tut als wärt ihr ein Paar, dann kommt er schon.“ Meinte Subaru. „Das klappte?“ kam es von Yue und mir. „Wollt ihr mich beleidigen? Ich kenn ihn besser als ihr zwei.“ „Hast ja recht.“ Gab Yue zu. „Also heißt das, wir müssen einfach weiterhin auf Pärchen machen, schmusen, Händchen halten…?“ „Ja und vielleicht ein Kuss, um Daichi richtig zu provozieren. Mein Hund fing an zu bellen und zu knurren. Wir schauten raus auf die Terrasse. Vor dem Gartentor standen Daichi und Kaoru, sie schienen zu diskutieren. „Oder es ist vielleicht gar nicht mehr nötig.“ Ich machte die Terrassentür auf und mein Hund rannte sofort raus. „Kann ich euch helfen?“ rief ich nach draußen, beide schauten erschrocken zu mir. „Nei-„ setzte Daichi an und wurde von Kaoru unterbrochen. „Ja, wir wollen mit euch reden, mit euch allen. Vor allem mit Tamaki.“ „Nein will ich nicht!“ „Doch, willst du! Keine Widerrede!“ fauchte Kaoru Daichi an. Sie wandt sich wieder mir zu. „Dürfen wir reinkommen?“ „Ja, kommt gleich hier rein.“ Kaoru packte Daichi am Handgelenk und schleifte ihn mit rein. Ich blickte zu Tamaki, der sich in die Tiefen des Sessels verzogen hatte. „Wartet!“ Kaoru blieb stehen und schaute mich erschrocken. Ich lehnte mich zu Tamaki. „Willst du dir das überhaupt anhören?“ ich sah besorgt zu Tamaki, der schon wieder Tränen in den Augen hatte. „I-i-ich..weiß es nicht…“ flüsterte er. „Du kannst auch in mein Zimmer hoch gehen, wenn du willst.“ Schlug ich ihm vor. Er überlegte kurz. „Nein…ich will hören..was die beiden zu sagen haben…“ ich nickte und ging wieder zur Tür. „Ihr könnt rein.“ Daichi wehrte sich heftig gegen den Griff, doch Kaoru schien stärker zu sein. „Komm jetzt!“ zischte sie ihn an. Er grummelte, kam dann aber doch freiwillig. Sie zogen sich die Schuhe aus und traten dann in die Mitte des Wohnzimmers. Es herrschte Stille. Yue und Subaru schauten die zwei vom Sofa aus misstrauisch an. Ich stand hinter dem Sessel in dem Tamaki saß und Daichi nicht mal anschaute. Sogar mein Hund verhielt sich still Die Ruhe vor dem Sturm? „Also…wir…wir wollten uns entschuldigen…“ sagte Kaoru nach einer Weile. „Wofür?“ kam es von Subaru. „Wir haben euch angelogen..“ redete sie weiter. „Sei still!“ fauchte Daichi. „Daichi, will sich vor allem bei dir Entschuldigen, Tamaki.“ „Will ich gar nicht!“ „Doch, und zwar jetzt sofort!“ Also, wie ein Paar sehen die beiden wirklich nicht aus. „Weshalb willst du dich bei Tamaki entschuldigen?“ unterbrach ich die Kaoru und Daichi. Daichi räusperte sich. „Ja, also…es tut mir leid. Zufrieden?“ ich schaute zu Tamaki runter, der anfing zu zittern. Er sprang auf und packte Daichi am Shirt. „Mehr….mehr…hast du nicht zu sagen?“ jetzt weinte er wirklich. „Wieso machst du sowas?“ schrie er Daichi an. Wow, der Kleine hat es in sich. „Verdammt, du…wieso merkst du nicht, wie sehr ich dich liebe!“ Stille. Tamaki ließ von Daichi ab und lief sofort zu mir um sich zu verstecken. „Besser, hätte man es nicht sagen können.“ Sagte Subaru und unterbrach die Stille. Doch jetzt schauten alle auf Daichi, dieser stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. Liebst du ihn auch, Daichi? Kapitel 16: ------------ Daichis Blick ging starr nach unten auf den Boden, er bewegte sich nicht und antwortete auch nicht. Es herrschte Stille. Nur Stille. Keiner regte sich oder traute sich auch nur einen Mucks zu machen. Wir waren alle wie gebannt. Wir wollten alle wissen, was Daichi jetzt machen wird, vor allem was er sagen wird. Tamaki versteckte sich immer noch hinter mir und zitterte leicht. Er sollte jetzt langsam mal was sagen, sonst könnte man das Schweigen als eine Art Abfuhr betrachten. Was ich natürlich nicht hoffte. Kaoru war die Erste, die diese fast schon unangenehme Stille unterbrach. „Nun sag doch was Daichi…“ Doch dieser starrte weiterhin auf den Boden. Hat ihn die Liebeserklärung so geschockt? Oder waren wir alle im Unrecht, wenn ja, würde das wirklich bitter werden für Tamaki. Doch jetzt öffnete Daichi zum Glück den Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder. „E-e-er..soll was sagen…“ hörte ich es leise von Tamaki. Subaru blickte zu Tamaki dann zu Daichi. „Stimmt, wo der Kleine recht hat, hat er recht. Du solltest jetzt wirklich langsam mal was dazu sagen, Daichi.“ Ich blickte dankend zu Subaru, der nur unmerklich nickte. Daichi setzte erneut zum Reden an. „Ich…“ Was er? Liebt ihn? Liebt ihn nicht? Bitte das Erste. „Ich sollte jetzt besser gehen…“ sagte er leise und ging auf die Terrassentür zu, doch Kaoru versperrte ihn den Weg. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ fragte sie ihn leicht angesäuert. „Ja, ich habe ihm nichts zu sagen.“ Kaoru schaute mich hilfesuchend an, aber was sollte ich schon großartig tun, ich kann ihn ja schlecht hier behalten. „Lass ihn gehen, wenn er so feige ist und jetzt weg laufen will. Dann lass ihn.“ Sagte ich zu ihr und Daichi schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht wirklich deuten konnte. Zum einen sah es aus, als würde leiden, zum anderen als wäre froh, dass ich ihn gehen lasse. Ich fühle mich wie ein Gefängniswärter. Uff. Daichi blieb an der Terrassentür stehen, nicht nur um sich seine Schuhe anzuziehen, sondern um nochmals einen Blick auf Tamaki zu werfen. „Ich komme heute Abend zu dir.“ Sagte er leise bevor er verschwand. „Hääää?“ kam es von Yue, Subaru und mir gleichzeitig. Wir schauten uns fassungslos an und dann zu Tamaki, der rot im Gesicht wurde. „Er weiß wo du wohnst?“ fragte Subaru, der sich als Erstes wieder einkriegte. „N-n-nein…eigentlich nicht…ich…ich..weiß es nicht so genau.“ „Naja, wo er wohnt, weiß Daichi, nur von woher weiß er das?“ überlegte Yue. Ich sah zu Kaoru. „Nun?“ sie blickte mich an. „Naja, wir sind ihm einmal bis nach Hause gefolgt, weil Daichi unbedingt wissen wollte, wo Tamaki wohnt. Er wusste das nicht, obwohl sie seit Jahren in derselben Straße lebten.“ Erklärte Kaoru uns. „Aber wieso sollte Daichi das wissen wollen?“ also manchmal kann Subaru wirklich etwas dümmlich sein. „Na ist doch sowas von klar, oder etwa nicht? Er mag Tamaki und will so viel wie möglich von ihm wissen, oder?“ belehrte Yue ihren Freund, fragte jedoch vorsichtshalber nach. Tamaki horchte auf. „Daichi mag mich? Wirklich?“ fragte er Kaoru, diese zuckte nur mit den Schultern. „Warte es doch einfach bis heute Abend ab.“ Nun ja, sie hat es nicht verneint, also kann es wirklich heißen, dass Daichi Tamaki mag. „Juhu!“ rief Tamaki, sprang in die Luft und mir gleich um den Hals. „Danke dir. Und euch beiden auch. Ich wird gleich nach Hause gehen und…WAAAH! Mein Zimmer, ich muss es noch aufräumen!“ er rannte zur Haustür. Ich folgte ihm und musste mir ein Lachen unterdrücken als er versuchte seinen linken Schuh seinem rechten Fuß anzuziehen. „Du musst uns dann am Montag alles erzählen was passiert ist, ja?“ fragte ich ihn und er nickte aufgeregt. Hach, er kann ja wirklich süß sein. Er stolperte halb aus der Tür raus und rannte dann zur S-Bahnstation. Er hat es ja so gut. Er wird heute vielleicht mit seiner großen Liebe zusammen kommen. Ich seufzte, machte die Tür zu und ging wieder zu den anderen. Yue und Subaru hatten sich aneinander gekuschelt und flüsterten sich irgendetwas zu, wahrscheinlich wieder irgendein Liebesgesäusel. Ich will auch. Ich schaute nach Kaoru, die an der Terrassentür stand, mit dem Rücken zu uns. Ihr Blick war abwesend und leer. Ich ging zu ihr und schaute mit raus. Ich sah sie aus den Augenwinkeln an, sie schien nicht mal bemerkt zu haben, dass ich neben ihr stand. Ich räusperte mich. „Willst du etwas zu trinken?“ sie zuckte leicht zusammen und blickte mich dann leicht verstört an. Wie nett, so grausam bin ich nun auch wieder nicht. „Nein, danke. Ich werde auch gleich wieder gehen, ich wollte nur das mit Tamaki und Daichi klären.“ Ich nickte. Gerade als sie die Schuhe anzog, kam Yue zu mir herüber. „Und was ist mit euch, gibt es da nichts zu klären?“ flüsterte sie mir leise ins Ohr. Ich schüttelte den Kopf. Wo nichts zu klären gibt, kann man nichts klären. Sie weiß nichts von meinen Gefühlen und das ist auch gut so. Für mich empfindet sie eh nicht mehr als Freundschaft. Immerhin hat sie ja gesagt, sie WAR in mich verliebt gewesen. Doch das ist leider Vergangenheit. Yue verzog sich wieder zu Subaru, ich hörte die beiden wieder tuscheln, doch dieses Mal schienen sie zu diskutieren. Als Kaoru fertig war, schaute sie nochmals zu Yue und Subaru, dann zu mir. Eigentlich wollte ich nicht, dass sie geht, aber was soll ich sagen. Sie ist nur wegen Tamaki hergekommen, nicht wegen mir. Ich seufzte erneut und fing mir einen besorgten Blick von Kaoru ein. „Alles in Ordnung?“ Nein nichts ist in Ordnung, ich liebe dich und du erwiderst meine Liebe nicht. „Ja, klar. Nur diese Hektik immer und dieser Stress, außerdem bin ich nicht ganz ausgeschlafen. Aber keine Angst mir geht’s gut!“ fügte ich noch schnell hinzu, als sie noch besorgter schaute. „Ok, na dann. Wir sehen uns morgen.“ „Morgen ist Samstag.“ „Oh ach so…ok na dann bis Montag.“ Wirkte sie jetzt traurig oder bilde ich mir das nur ein? „Aber, ich hätte morgen Zeit um zu dir zukommen, damit wir das Bild weiter zeichnen können.“ Sie nickte mit einem Lächeln im Gesicht. „Gut, dann bin ich morgen Nachmittag gegen drei Uhr bei dir.“ Sie nickte erneut. Kaoru winkte mir zum Abschied nochmals vom Gartentor aus und ging dann nach Hause. Ich drehte mich zu Yue und Subaru um, die mich beide besorgt anschauten. „Bist du dir sicher, dass du morgen dahin willst?“ fragte Yue nach. „Ja, warum denn auch nicht?“ „Naja, weil du sie liebst, sich dich wahrscheinlich nicht, du emotional bist bei solchen Dingen und dich dann vielleicht in irgendwelche Sachen rein steigerst.“ Zählte Subaru auf. „Ach, spinn nicht rum. Ich steigere mich in gar nicht rein. Außerdem weiß ich selber, dass sie mich nicht liebt, also reib es mir bitte nicht unter die Nase. Genau, deshalb mache ich mir auch keine Hoffnungen.“ „Aber, was ist wenn…?“ setzte Yue gerade an, doch ich wollte kein Wenn hören. „Nichts mit wenn oder aber. Aus und Ende. Keine Diskussionen mehr. Ich gehe morgen dorthin und werde ganz normal wieder zurück kommen!“ Zumindest hoffe ich das. „Naja, musst du wissen.“ Sagte Yue und kam auf mich zu um mich zu umarmen. „Hab dich lieb, pass auf dich auf, ja?“ „Ja Mum.“ Sagte ich scherzhaft und umarmte sie auch. „Nun denn, dann will ich euch mal nicht weiter aufhalten, ihr hatten sicher was vor oder?“ Subaru grummelte vor sich hin. „Ach was. Wenn wir die helfen können, tun wir das doch auch, dann ist es egal was wir vorhatten.“ Sagte Yue und schaute Subaru dabei kurzzeitig böse an. Stimmt, auf die Beiden kann ich mich wirklich jeder Zeit verlassen und egal wann oder wo, sie helfen mir. Ich lächelte Yue an, es ist wirklich schön solche Freunde zu haben. Yue und Subaru verabschiedeten sich trotzdem bereits nach ein paar Minuten. Armer Subaru, wollte bestimmt mit Yue alleine irgendwo sein um mit ihr zu kuscheln. Wie lieb. Doch ich war jetzt wieder alleine. Nur mein Hund war da, die mich drängte mit ihr raus zu gehen. Danach machte ich uns etwas zu essen und ging duschen, bevor ich mich völlig erschöpft auf mein Bett schmiss, samt Hund. Brauch ja wen zum knuddeln. Hoffentlich schlafe ich diese Nacht besser, als die Nächte davor. Ich vermag es zu bezweifeln. Was morgen wohl passieren wird? Kapitel 17: Extra ----------------- Während die Anderen noch alle bei Kanae waren, rannte Tamaki unterdessen nach Hause. Für ihn war das Ganze einfach nur Vorfreude pur. In der S-Bahn wünschte er sich, sie würde schneller fahren, damit er eher zu Hause, er stapfte ungeduldig von einem Bein zum Anderen. Er hätte fast einen Luftsprung gemacht, als er endlich bei seiner Station ankam. Er wartete nicht lange sondern drängelte sich gleich aus der Bahn. Während des ganzen Heimweges dachte er sich: „Er mag mich, er mag mich!“ und grinste dabei über das ganze Gesicht. Er rannte die restliche Strecke, zu Hause war er ganz außer Atem, Sport liegt ihm nicht so. „Mum!? Ich bin wieder da!“ Seine Mutter streckte den Kopf aus der Küche. „Wo warst du nur solange?“ „Ich war noch bei Freunden, was besprechen…“ sagte er leise. „Und was genau? Das möchte ich jetzt aber auch wissen!“ Seine Mutter war ganz Ohr. „Naja, du weiß doch von dem Jungen, von dem ich dir erzählt habe…“ Sie nickte, natürlich wusste sie, dass ihr Sohn homosexuell ist, doch das störte sie nicht. „Also, er kommt nachher vielleicht vorbei..!“ Seine Mutter machte große Augen. „Da muss ich ja noch einkaufen gehen und etwas Ordentliches zu Essen kochen.“ „Nein..Mum..warte..“ Zu spät, die Tür knallte schon zu. „Egal, ich muss mein Zimmer aufräumen bevor er kommt und alles herrichten.“ Murmelte Tamaki vor sich hin und stürmte in sein Zimmer. Wenigstens konnte man gut erkennen, dass Tamaki seiner Mutter doch sehr ähnlich war. In Tamakis Zimmer lagen Klamotten ohne Ende, Bücher, Zeitschriften, CDs, nicht definierbare Dinge und alles am Boden verteilt. Da könnte man sich fragen, wie er es schaffte dort zu schlafen geschweige denn zu laufen. Als Erstes sammelte Tamaki seine ganzen Kleidungsstücke ein und schmiss sie in den Wäschekorb im Bad. Wenigstens konnte man jetzt wieder laufen. Als nächstes spielte er Memory mit den CDs und den dazu gehörenden CD-Packung. Diese lagen entweder unter seinem Bett oder irgendwo auf dem Schreibtisch. Ja, sogar der Schreibtisch war bis oben hin mit irgendwelchen Sachen vollgestopft. Danach räumte er die Bücher, manche waren Boys-Love-Geschichten, und Zeitschriften weg. Die nicht definierbaren Dinge warf er alle in seinen Mülleimer und brachte diesen dann gleich weg. Unterdessen war seine Mutter schon wieder gekommen und kochte in der Küche schon Abendessen. Erst da bemerkte Tamaki, dass es fast schon Abend war. Er hetzte hoch und saugte noch schnell den Boden und räumte seinen Schreibtisch auf. Er machte gerade sein Bett als es an der Tür klingelte. „Verdammt!“ fluchte er und richtete schnell das Bett her. „Schatz, dein Besuch ist da!“ rief seine Mutter. „Ja, komme gleich!“ er legte sein Kissen wieder hin und rannte dann zur Tür. Daichi stand an der Tür. „Ah, der kommt er ja.“ Sagte seine Mutter. Als sie an ihm vorbei ging, grinste sie ihn an und flüstere ihm etwas zu. „Mensch, wusste ja gar nicht dass er so gut aussieht.“ Sie kicherte leise und verschwand dann wieder in der Küche. Tamaki wurde rot. „Ähm komm doch rein…“ Daichi trat vorsichtig ein und sah sich um. „Deine Mutter ist nett.“ Sagte er beiläufig. Tamaki nickte nur und schaute auf den Boden. „Deine Jacke kannst du mir geben, ich häng sie dann weg…“ „Schon gut, ich behalte sie gleich an.“ Was? Tamaki schaute ihn geschockt an, doch das bemerkte Daichi nicht. Wollte er etwas gleich wieder gehen, wollte er ihm etwa sagen, dass er ihn gar nicht mag. „Dann…wollen wir in mein Zimmer gehen?“ „Ok.“ Abweisend wie immer. „Essen dauert noch, wollt ihr was trinken?“ rief seien Mutter aus der Küche. Daichi schüttelte den Kopf. „Nein Mum, danke trotzdem.“ Sie gingen in Tamakis Zimmer. Hoffentlich sieht mein Zimmer jetzt ordentlich genug aus, dachte sich Tamaki. Er öffnete die Tür zu seinem Raum. „Komm rein, du kannst dich ruhig auf mein Bett setzten, wenn du willst.“ Tamaki setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl, auch Daichi setzte sich, dann herrschte wieder Stille. Tamaki schaukelte mit den Füßen hin und her und sah sich dabei in seinem gerade aufgeräumten Zimmer um. Er wollte unbedingt wissen warum Daichi hier war, was der Grund war. Er sah zu Daichi, der seine Ellenbogen auf seine Knie abgelegt hatte und seine Hände ineinander verschränkte. Tamaki wurde immer ungeduldiger. Wieso war er nun hier? „Also..ähm..warum..bist nun hier?“ fragte er nun doch nach ein paar weiteren Minuten, in der sie sich anschwiegen. Daichi schreckte auf, als wäre er in Gedanken gewesen. „Hm? Achso, ja wegen vorhin. Mir tut es leid, dass ich dich verletzt habe.“ Sagte er knapp. Mehr nicht? Das war es? Nur deswegen ist er hergekommen? Ich dachte, er mag mich, wieso das jetzt auf einmal? Die Fragen schwirrten in Tamakis Kopf umher, doch er konnte nicht lange darüber nachdenken, da Daichi schon wieder aufstand. „Ich gehe dann wieder.“ Daichi wollte gerade die Tür aufmachen, als Tamaki sich an ihn klammerte. „NEIN!“ schrie er fast schon. „I-i-ich liebe dich und dir fällt nichts anderes ein, als dich zu entschuldigen, weil du mich verletzt!? Das macht es doch auch nicht besser!“ Über Tamaki Wangen liefen Tränen. „Lass mich los Tamaki.“ „Nein…ich werde dich nicht loslassen, nicht bevor du mir den wahren Grund gesagt hast, warum du hier bist, warum du weißt wo ich wohne, warum du mit diesem Mädchen, Kaoru, zusammen warst!“ Es wurde zwar alles schon geklärt, so halbwegs durch die Anderen, aber er wollte es von Daichi persönlich hören. Daichi wand sich aus der Umklammerung von Tamaki heraus und drehte sich zu ihm um. „Du willst also wissen, warum ich das alles weiß oder warum ich das gemacht habe?“ Tamaki nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, es half aber nicht viel, weil er immer noch weinte. Daichi lehnte sich zu Tamaki runter, da dieser nun unmittelbar vor ihm stand und Daichi einen ganzen Kopf größer war als Tamaki, und näherte sich langsam seinem Gesicht. „Bist du dir da sicher?“ flüsterte er und Tamaki nickte erneut. Daichi grinste ihn an und nahm das Gesicht von Tamaki in seine Hände. Tamaki wurde von Daichi herangezogen und kurz auf den Mund geküsst. Tamaki schaute Daichi danach mit großen fragenden Augen an. „Was denn? Ich habe es eben nicht so mit großartigen Liebeserklärungen.“ Erklärte sich Daichi und ging wieder zum Bett um sich hinzusetzten. „L-l-liebe?“ Während Tamaki das sagte, fuhr er mit einem Finger über seine Lippen, die gerade von Daichi geküsst worden sind. Geküsst? Liebe? „Liebe!“ er drehte sich schlagartig zu Daichi um. „Hm?“ „Kya! Du liebst mich!“ rief Tamaki und sprang Daichi fast schon an. Daichi fiel nach hinten auf das Bett und Tamaki landete oben auf Daichi. „Musst du gleich so übertreiben?“ fragte Daichi leicht gereizt. Tamaki schaute ihn unschuldig an. „Warum denn?“ Daichi schaute verlegen weg und wurde leicht rot im Gesicht. „K-kannst du bitte runter gehen von mir?“ „Nö! Erst will ich hören, dass du mich liebst!“ Daichi grummelte vor sich hin. „Das ist Erpressung.“ „Nein, das ist nur ein kreativer Vorschlag. Also ich höre!“ Tamaki fühlte sich sicher und hoffte er würde es zuhören bekommen, doch hatte er nicht damit gerechnet, dass Daichi stärker war, als er eigentlich aussah. Denn schon fand sich Tamaki unter Daichi wieder, der beide Arme über dem Kopf von Tamaki festhielt und ins Bett drückte. „Ich verhandle nicht mit Erpressern!“ „Also, du, mein kleiner hilfloser Tamaki, willst von mir hören, dass ich dich liebe?“ während er das in Tamakis Ohr flüsterte, fuhr er mit der freien Hand unter Tamakis Oberteil. „N-n-nicht..“ „Was soll ich nicht? Dir nicht sagen, dass ich dich liebe oder das hier?“ er schob das Shirt von Tamaki ein bisschen nach oben. „J-ja…nein…also..“ Tamaki konnte nicht mehr denken, die Berührungen lösten ein angenehmen kribbeln in seinem ganzen Körper aus. Nicht mal mehr klar denken konnte er. Daichi beugte sich über Tamakis Gesicht. „Natürlich liebe ich dich, Tamaki.“ Er küsste Tamaki erneut und blieb dann die Nacht über bei einem mehr als glücklichen Tamaki. Kapitel 18: ------------ Ich schlief diese Nacht wieder schlecht, wie bereits vermutet. Ich träumte zwar nichts, war trotzdem nervös. Langsam nervte das echt, immer und immer wieder dasselbe, Nacht für Nacht. Warum musste Yue mir auch immer alles vermiesen, aber wenn sie recht hat, und das hat sie meistens, würde ich mal wieder als ein Wrack nach Hause kommen. Ich wälzte mich die meiste Zeit nur umher und warf mich von einer Seite zu anderen. Versuchte irgendwie einzuschlafen. Bin ich einmal eingeschlafen, wachte ich kurz darauf wieder auf. Ich blickte alle Minuten auf die Uhr, weil es mir manchmal vorkam als würden die Minuten wie Stunden verrinnen. Mitten in der Nacht ging ich runter und holte mir was zu trinken, mein Hund hatte sich schon längst aus meinem Zimmer verzogen, immerhin wollte und konnte sie schlafen. Ich erblickte sie auf der Couch, wie sie das wohl da hoch geschafft hat? Ich verzog mich wieder in mein Zimmer und legte mich wieder hin. Tatsächlich schlief ich dann auch ein, irgendwann um fünf Uhr am Morgen. Wachte jedoch schon um acht Uhr wieder auf. Ich seufzte und fasste mit mir einer Hand an meinen Kopf. Er pochte schrecklich. „Man, wieso brummt mein Kopf, als hätte ich gestern Wetttrinken mit Subaru gemacht!“ Ich fluchte noch ein bisschen vor mich hin, bevor ich endgültig aufstand und mich langsam zum Bad bewegte. Ich suchte ein paar Aspirintabletten und nahm gleich zwei davon. Danach ging ich mühselig die Treppe runter zur Küche, ich schaute kurz im Wohnzimmer nach, ob mein Hund immer noch auf der Couch liegt. Sie schaute mich leicht verschlafen und verpeilt an, drehte sich um, so dass ihr Hintern nun zum mir zeigte und schlief weiter. „Danke wie nett.“ Brummte ich vor mich hin, als würde mein Hund das verstehen. Ich machte mir was zu Essen und duschte danach lange und ausgiebig. Ich hatte immerhin alle Zeit der Welt. Ich wickelte mir ein Handtuch um und schlürfte in mein Zimmer, ich suchte in meinem Kleiderschrank was zum anziehen, ich musste Kaoru ja nicht gefallen, irgendwas Normales wird schon ausreichen. Als ich fertig war, föhnte ich mir noch schnell die Haare und ging dann mit meinem Hund eine kleine Runde spazieren, die sich ziemlich dagegen wehrte. Ja, ich würde auch lieber den ganzen Tag faul auf der Couch liegen und schlafen. Was für ein Leben. Als wir wieder zu Hause waren, war es schon um zwei Uhr. Ich glaub, sie ist mir nicht böse, wenn ich ein bisschen eher kommen sollte. Ich machte mich auf den Weg zu Kaoru, ließ mich aber trotzdem viel Zeit, um nicht zu früh da zu sein. Naja, für einen zehnminütigen Weg habe ich jetzt 20 Minuten gebraucht. Egal. Ich klingelte. Wartete. Klingelte erneut. Vielleicht war sie ja nochmals kurz weg. Ich drehte mich um und wollte wieder gehen, da hörte ich hinter mir jemanden die Tür auf machen. „Kanae! Schön dich zu sehen, komm rein!“ ich sah in das freundliche Gesicht von Kaorus Mutter, welche mich gleich umarmte. „Kaoru ist noch nicht zu Hause, sie wollte noch ein paar Zeichenutensilien einkaufen gehen, aber sie müsste demnächst wieder kommen.“ Ich nickte. „Ich kann auch wieder gehen und später wieder kommen?“ „Nein, nein! Gehe doch einfach in Kaorus Zimmer und mache es dir bequem.“ Ich nickte und ging hoch. Die Mutter war schon wieder in irgendein Zimmer verschwunden. Ich öffnete vorsichtig die Tür. Ich trat ein und sah mich um. Wie leer es war ohne Kaoru, so still. Ich setzte mich auf ihr Bett und fing an auf sie zu warten. Nach ein paar Minuten hörte ich ein Telefon klingeln, im selben Moment hörte ich wie etwas zersprang, dachte ich zumindest. Ich sah mich kurz um, konnte aber nichts finden. Ich horchte auf, eine Stimme, eine Frauenstimme, bestimmt Kaorus Mutter. Also doch ein Telefon, aber was war das für ein anderes Geräusch. Man bin ich neugierig. Ich sollte aufhören damit. Ich stand auf und ging im Zimmer von Kaoru herum. Ich ging zu ihrem Schreibtisch wo das Foto von uns stand. Ich suchte danach. Es war nicht da. Ich schaute mich um. Sollte sie es etwa weggeworfen haben? Ich sah auf dem Nachtschrank neben ihrem Bett einen Bilderrahmen. Ich ging hin und nahm ihn in die Hand. Das war das Foto von ihr und mir. Doch auf der Scheibe vor dem Foto war ein etwas größerer Riss quer über Kaorus Gesicht. Als ich das sah, durch zuckte mich ein Stechen, der durch meinen ganzen Körper ging und in meinem Herzen endete. Ich fasste mir reflexartig an die Brust und keuchte. „Verdammt, was zum Geier?“ ich stellte das Foto ab und setzte mich. Ich spürte immer noch den Schmerz. Ich sah zum Foto. Auf einmal ging hinter mir die Tür auf, ich sprang erschrocken auf und sah in das schmerzerfüllte Gesicht von Kaorus Mutter. Ihre Wangen hatten an Farbe verloren und waren blass und nass. Ihr liefen Tränen über das Gesicht. „Komm bitte mit Kanae.“ Ihr Stimme klang so schmerzvoll wie ihr Gesichtsausdruck. „Kaoru, sie…sie…“ ihr Stimme brach ab. Mit Kaoru war etwas? Ich nickte. Ich sah zu unserem Bild, sollte das eine Botschaft sein? Ich ging auf Kaorus Mutter zu. Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. Wir gingen gemeinsam raus, denn vor dem Haus stand ein Auto..mit Chauffeur? Egal, ich habe andere Sorgen. Wir stiegen beide hinten ein. „Was ist mit ihrem Mann?“ fragte ich als wir losfuhren. „Er weiß Bescheid, er fährt auch zum Krankenhaus.“ Sagte ihre Mutter leise. Krankenhaus? „Hat man sie angerufen? Was hat Kaoru?“ Ihre Mutter schaute mich an, wieder Tränen. „Ja, gerade eben. Sie wurde von einem Auto angefahren.“ Sie hielt kurz inne. „Mehr weiß ich auch nicht.“ Sie sah aus dem Fenster. Auto? Angefahren? Krankenhaus? Nun kamen auch mir Tränen hoch. Ich schaute wie sie aus dem Fenster. Je länger die Fahrt dauerte, desto ungeduldiger wurde ich. Je länger es dauerte, desto größer wurde der Schmerz, der tief in mir saß. Ich weinte die ganze Fahrt über, wie ihre Mutter. Beide schauten wir aus dem Fenster, beide sagten wir kein Wort. Nach einer geschlagen halben Stunde kamen wir endlich am Krankenhaus an. Ihre Mutter stürmte sofort aus dem Auto in das Krankenhaus. Ich folgte ihr. Sie fragte eine Schwester, wo Kaoru sei. Man schickte uns dorthin, wo wir am liebsten nicht hingegangen wären. Zur Notaufnahme. Vor der Notaufnahme wartete ein Mann mittleren Alters, der sofort Kaorus Mutter um den Hals fiel, als er sie sah. „Wie geht es ihr? Haben die Ärzte schon was gesagt? Wie lange ist sie bereits da drinnen?“ fragte die Mutter unter Tränen. „Ich weiß nichts, gar nichts.“ Er sah zu mir. „Kanae?“ ich nickte. Er umarmte mich. „Es wird bestimmt wieder alles gut.“ Versicherte er uns. Kaorus Mutter setzte sich auf einen Stuhl der in der Nähe stand und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Ihr Mann stellte sich neben sie und streichelte ihr sanft über den Rücken. Ich stellte mich ein bisschen entfernt an die Wand und starrte auf die Tür zur Notaufnahme. Wieso jetzt? Wieso jetzt? Ich wollte das nicht! Ich will das nicht! Wieso jetzt? Mir liefen wieder Tränen über mein Gesicht. Wie geht es die Kaoru? Was ist passiert? Was ist mit dir? Kapitel 19: ------------ Das Gefühl, nicht zu wissen was ist, nicht zu wissen was passiert ist, nicht zu wissen, wie es ihr geht, es bringt mich um. Ich lief die ganze Zeit nervös umher, wenn ich nicht gerade am Boden saß und weinte. Kaorus Mutter wurde die ganze Zeit von ihrem Mann im Arm gehalten. Sie weinte fast die ganze Zeit, irgendwann hörte sie auf, sie hatte ganz rote und angeschwollene Augen. Ihr Mann hingegen weinte nicht, trotzdem war das Gesicht schmerzerfüllt und seine Augen leer. Wir musste eine ganze Weile sagen bis eine Krankenschwester kam und uns aufklärte. Kaoru wurde von einem Auto angefahren. Sie wurde frontal erwischt. Ihr Kopf stieß gegen die Windschutzscheide des Autos und wurde verletzt, wie sehr, das wusste nicht mal die Krankenschwester. Auch hatte Kaoru ein paar Knochenbrüche, auch dazu konnte sie uns nicht mehr sagen, sie meinte nur, der Arzt kümmere sich so gut um Kaoru wie er nur kann. Welch tröstende Worte. Während die Schwester uns alles erklärte, wurde ich von der Mutter in den Arm genommen, der Vater legte mir eine Hand auf die Schulter. Die Krankenschwester war gerade fertig, als der Arzt aus der Notaufnahme kam. „Sind Sie die Eltern von Kaoru Mitsu? Frau und Herr Mitsu?“, fragte der Arzt. Sie nickte und gingen zu ihm. Er hielt ihnen die Hand hin zur Begrüßung. „Ich bin Shojo Aida. Der Zustand ihrer Tochter ist stabil, sie hat einen gebrochenen Arm und weitere leichte Verletzungen.“, fuhr er fort, während er sie begrüßte. Ich freute mich riesig, dass es ihr gut geht, aber irgendwas in seiner Stimme machte mich misstrauisch. „Aber, die Verletzung am Kopf, sind schwerwiegend. Sie liegt zur Zeit im Koma, wir wissen weder wie lange sie im Koma liegen wird noch wissen wir nicht welche Folgen diese Verletzung mit sich führen kann.“ Er hielt inne und machte eine kurze Pause. „Wenn sie möchten, können sie jetzt zu ihr.“ Herr Aida führte Kaorus Eltern in ein Zimmer, in dem Kaoru lag, ich folgte ihnen. Sie hatte einen Verband um ihren Kopf und einen weiteren um ihren linken Arm. Ich blieb im Türrahmen stehen, der Arzt ging erst gar nicht in das Zimmer rein. Ich beobachtete das Ganze von der Tür aus. Die Mutter ging zu Kaorus rechter Hand und umschloss sie. Sie fing wieder an zu weinen. Kaorus Vater stand hinter ihr, beide Hände auf den Schultern seiner Frau. Er schaute zu Kaoru Gesicht. Ich wollte am liebsten zu ihr gehen. Ich wollte ihre Hand halten so wie ihre Mutter. Keiner sagte etwas. Keiner wollte etwas sagen. Nach einer Weile schaute Kaorus Mutter zu mir sowie ihr Vater. Sie sahen mich kurz an und tauschten dann einen kurzen Blick. Kaorus Mutter richtete sich auf und kam zu mir. Sie nahm mich in den Arm und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Wenn du willst, kannst du zu ihr. Wir lassen dich mit ihr alleine.“ Ich blickte zu ihr hoch, dann zu ihrem Mann, der nun wieder hinter ihr war. Er nickte. „Wir wollen nochmals mit dem Arzt sprechen.“, sprach sie weiter und ließ mich daraufhin los, beide verließen den Raum. Ich ging einen Schritt von der Tür weg, welche im selben Moment zugemacht wurde. Ich drehte mich zu Kaoru um, blieb aber noch einen kurzen Augenblick stehen, ich wagte es einfach nicht sofort zu ihr zu gehen. Trotzdem setzte ich mich in Bewegung zu ihr. Ich lief um ihr Bett auf die rechte Seite, wo auch ihre Mutter zu vor war. Ich sah in ihr Gesicht, es sah so friedlich aus, als würde sie nur schlafen, als wäre das alles nicht passiert. Ich hob meine Hand und strich ihr sanft über ihre Wange, sofort kamen wieder Tränen in mir hoch. Ich schluckte und versuchte sie zu unterdrücken. Es gelang mir nicht. Ich kniete mich vor ihr Bett und nahm ihre Hand in Meine. „W-w-wieso..musste das passieren?“, fragte ich leise. „Ich…ich..wollte…musste…dir doch noch so viel erzählen.“ Ich legte meinen Kopf auf die Bettkante und versteckte mein Gesicht. Ich schluchzte und weinte. In mir kamen alte Erinnerungen hoch. Erinnerungen mit ihr aus unserer Kindheit. Ich hob meinen Kopf und sah in ihr Gesicht. Ich wischte mir meine Tränen weg. „Weißt…du damals? Als wir klein waren? Da war ich krank gewesen, du hast mich besucht.“ Meine Stimme zitterte. Ich versuchte mich zu beruhigen. „Meine Mum wollte dich erst nicht zu mir lassen, weil ich Fieber hatte. Aber du hast nicht locker gelassen. Bist dann einfach an ihr vorbei gerannt und zu mir. Du hast dich einfach auf mein Bett gesetzt und wolltest nicht weg.“ Ich musterte ihr Gesicht. Ob sie mich wohl hören kann. „Meine Mum hat dann doch locker gelassen und du durftest bei mir bleiben. Ich hab mich damals tierisch gefreut. Aber, weißt du was das Beste war? Du hast meine Hand gehalten, wie ich Deine jetzt halte. Du hast mich damals aufgemuntert.“ Ich brach ab, denn mir liefen wieder Tränen über die Wange. Wieso kannst du jetzt nicht einfach nur Fieber haben? Dann könnte ich dich auch einfach aufmuntern. Ich strich ihr erneut über die Wange und streichelte nebenbei die ganze Zeit über ihre Hand. „Ich habe dich immer nur lachen sehen, jeden Tag, jede Minute. Nur als du mir gesagt hast, dass du wegziehst, hast du geweint. Das war das erste Mal, dass ich dich hab weinen sehen.“ Und gleichzeitig war es die letzte Erinnerung, die mir an sie geblieben ist. „Du bist doch gerade erst wieder hergezogen, wieso musst du mir dann gleich wieder weg genommen werden?“ Ich wollte dir doch noch so viel sagen. Als die Tür auf ging wurde ich kurzzeitig aus meinen Gedanken geholt. Es war nur eine Krankenschwester die nach dem Rechten sehen wollte. Sie schaute mich mitfühlend an und verschwand dann auch gleich wieder ohne ein weiteres Wort zu sagen. Ich sah auf ihren gebrochenen Arm. „Hoffentlich wachst du bald wieder auf. Ich kann doch nicht einfach das Bild ohne dich weiter zeichnen, ich kann doch nicht mal zeichnen.“ Wie konnte ich gerade jetzt an das Bild denken? Ich dachte an das Gedicht. Mir fielen ein paar Verse ein. Ich stand auf und beugte mich zu ihrem Kopf, zu ihrem Ohr. Ich flüsterte ihr die Verse zu. „Könnte ich dich mehr lieben? Könnte ich mehr nach dir verlangen? Niemals entziehe mir dein Herz!“ Ich machte eine kurze Pause. „Ich liebe dich Kaoru, bitte wache schnell wieder auf, damit ich dir das persönlich sagen kann. Oder vielleicht hörst du mich ja, ich hoffe es zumindest.“ Ich stellte ich wieder hin, ließ aber ihre Hand nicht los. Ich wollte nicht weg, ich wollte sie nicht alleine lassen. Langsam aber sicher wurden meine Augenlider immer schwerer. Ich musste gähnen. Ich kniete mich wieder vor das Bett und legte meinen Kopf auf die Bettkante. Ihre Hand ließ ich dabei kein einziges Mal los. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn man rüttelte mich leicht und sagte ständig meinen Namen. Widerwillig machte ich meine Augen auf und schaute in die Gesichter von Kaorus Eltern. „Es ist schon spät, musst dich nicht langsam nach Hause? Deine Eltern machen sich sicher schon Sorgen um dich.“, sprach ihre Mutter mit mir. Ich schüttelte den Kopf. „Sind im Urlaub.“, sagte ich knapp. „Aber du solltest vielleicht doch lieber wieder nach Hause. Du solltest dich ausruhen und schlafen. Du kannst doch morgen wieder kommen, oder etwa nicht?“ Versuchte Kaorus Mutter es weiter. Ich schaute sie an. „Aber, ich kann doch Kaoru nicht alleine lassen?“ Ich sah zu Kaoru. „Wir sind doch bei ihr.“, sagte nun ihr Vater und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wir fahren dich nach Hause und morgen kommst du wieder her. In der Zwischenzeit ruhst du dich zu Hause aus und kommst dann wieder zu ihr und kümmerst dich um sie. Na wie klingt das?“ Er lächelte mir zu. „Ok.“ Stimmte ich letzten Endes zu. „Na komm, ich bringe dich nach Hause.“, sagte ihre Mutter. Wir gingen zu ihrem Auto, dieses Mal fuhr sie. Ich saß auf dem Beifahrersitz. „Danke, dass du dich so lieb um Kaoru gekümmert hast.“, sagte sie auf einmal. Ich sah sie kurz an, sagte jedoch nichts. Sie sprach auch nicht weiter. Ihre Eltern leiden sicher mehr als ich. Ihr einziges Kind in einen Unfall verwickelt, dessen Folgen man noch nicht mal bestimmen kann. Zu Hause angekommen, bedankte ich mich noch bei Kaorus Mutter für das Fahren. Ich wartete noch bis sie weg war, bevor ich ins Haus ging. Dort begrüßte mich mein Hund sofort und lief gleich raus. Ich schaute schnell auf die Uhr. Schon um 10 Uhr durch. Ich folgte meinem Hund. Während des Spazierens beschloss ich morgen früh, sobald ich wach wurde zu Kaoru zu fahren. Nach dem Spaziergang machte ich meinem Hund noch was zu Essen. Ich verspürte keinen Hunger, den ganzen Tag schon nicht, fiel mir auf. Ich ging mit meinem Hund hoch, wusch mir das Gesicht und zog mich dann um. Ich legte meinen Hund auf mein Bett und kuschelte mich dann eng an sie ran. Ich hoffte so sehr, dass Kaoru wieder aufwacht, dass es ihr gut geht, wenn sie wieder aufwacht, dass sie keine Folgeschäden haben wird. Wie soll es nun weiter gehen? Kapitel 20: ------------ Ich schlief erstaunlich schnell ein und relativ lange noch dazu, zumindest im Gegensatz zu den letzten Tagen. Anscheinend hatten die Eltern von Kaoru recht, ich brauchte den Schlaf wirklich. Obwohl ich sehr fest schlief, träumte ich wie fast jede Nacht seit Kaoru hier war. Ich träumte von Kaoru und mir, wie sie meine Hand hielt und mich anlächelte. Wir waren irgendwo auf einer Wiese mit unseren Freunden. Yue und Subaru, Daichi und Tamaki. Alle schienen so glücklich zu sein. Kaoru ging zu den Anderen und ließ dabei meine Hand los, gerade als ich ihr folgen wollte, wurde alles schwarz um mich herum. Ich konnte mich nicht bewegen und auch nicht reden. Ich wollte schreien, doch ich konnte nicht. Auf einmal hörte ich Stimmen, die sich so weit entfernt anhörten. Ich sah mich um, doch ich konnte niemanden sehen. Ich horchte weiter. Versuchte die Stimmen zuzuordnen. Konnte es aber nicht. Im nächsten Moment spürte ich irgendwas an meiner rechten Wange. Irgendwas Feuchtes. Ich griff danach und hatte etwas Haariges in der Hand. Ich machte die Augen auf und blickte nach rechts und bekam erstmals einen Guten-Morgen-Kuss von meinem Hund. Einmal quer über das Gesicht. „Wäääh. Lilly! Geh weg!“ Ich schob sie zur Seite und wischte mein Gesicht trocken. Ich schaute sie nochmals an, sie wedelte mit ihrer Rute und freute sich über ihre Leistung. Ich streichelte ihren Kopf. „Ach, kann man nicht mal in Ruhe schlafen und träumen.“, sagte ich zu ihr. Sie legte ihren Kopf auf mein Kissen und ließ sich weiter kraulen. Ich blickte auf die Uhr. Halb elf. Doch solange geschlafen? Ich stand auf und ging erst einmal ins Bad um mein Gesicht zu waschen. Ich sah mich im Spiegel an und überlegte was der Traum zu bedeuten hatte, wenn er überhaupt was zu bedeuten hatte. Ich schnappte mir ein Handtuch und trocknete mein Gesicht ab bevor ich runter in die Küche ging. Ich macht mir Frühstück, als ich den Kühlschrank aufmachte hörte ich meinen Hund runter rennen, vorbei an der Küche weiter zur Haustür. Hm? Es klingelte. Wer will am Sonntagmorgen etwas von mir? Ich ging zur Tür und öffnete sie. Sofort fiel mir Yue um den Hals. „Guten Morgen!“, sagte sie putzmunter. Ich murrte ein wenig rum. „Was denn?“, fragte sie und musterte mich. „Sag nicht, du bist gerade erst auf gestanden?“ Ich nickte und trat zur Seite damit sie reinkommen konnte. „Was machst du heute? Hast du Lust mit Subaru und mir ins Kino zu gehen?“, fragte sie kaum, dass ich die Tür geschlossen hatte. Ich ging in die Küche um weiter mein Frühstück zu machen. „Nein, heute lieber nicht.“, antwortete ich ihr. „Aber wieso denn nicht?“ Sie macht eine Pause und fing dann an zu grinsen. „Ah verstehe, du würdest viel lieber wieder zu Kaoru.“ Ich verkrampfte innerlich. „Ja. Aber..“ Ich wollte nicht weiter sprechen. „Was aber?“, fragte Yue trotzdem. Ich sah sie an und mir kamen Tränen in den Augen hoch. „Ist was passiert?“ Yue kam sofort zu mir und nahm mich in den Arm. „Sie..Kaoru..sie liegt im Krankenhaus.“, schluchzte ich in Yues Schulter. Yue hielt den Atem an und wurde steif. „Tut mir leid, das wusste ich nicht.“, sprach sie leise zu mir. Ich schüttelte den Kopf und löste mich aus ihrer Umarmung. „Schon gut, kannst du ja nicht dafür. Ich will aber nachher lieber wieder zu ihr.“ Ich wischte mir die Tränen weg. Mir war auf einmal der Appetit vergangen. „Dann kommen wir mit, also Subaru und ich, wenn du nichts dagegen hast.“, schlug Yue vor. „Würdet ihr?“ Sie nickte und dieses Mal fiel ich ihr um den Hals. „Danke!“ Ich ließ sie sofort wieder los. „Dann mache ich mich nur schnell fertig.“ Sie nickte, dann fiel mein Blick auf den Hund. „Und mit meinem Hund gehen muss ich dann auch noch.“ „Ach was, das kann ich auch machen.“, sagte Yue und lächelte mich an. Ich sah sie dankend an und verschwand dann in der Dusche. Yue ist wirklich eine gute Freundin, immer da wenn man sie braucht und geht sogar mit meinem Hund. Das Beste ist natürlich, dass sie mich begleitet, egal wo es hin geht. Ich lächelte glücklich. Ich habe wirklich die besten Freunde der Welt. Ich beeilte mich mit duschen und föhnen. Danach suchte ich mir etwas Ordentliches zum Anziehen heraus. Als ich fertig war, ging ich runter. Sie waren noch nicht zurück. Gut, dann konnte ich meinem Hund wenigstens Essen machen. Ich hörte wie jemand die Tür aufschloss. Ich schaute in den Flur. Yue und Lilly. Lilly rannte gleich in die Küche und stürzte sich auf ihren Napf. „Ich hatte mir mal deinen Schlüssel geklaut und Daichi angerufen, dass wir uns S-Bahnstation treffen werden und zum Krankenhaus fahren.“ Ich nickte. „Ich bin gleich fertig, dann können wir los.“, sagte ich schnell zu ihr. Ich wollte noch meine Tasche holen. Ich suchte mein Geldbeutel und mein Handy. Ich wollte Kaoru heute Blumen kaufen. Ich lief die Treppe runter zu Yue, die schon draußen wartete. Ich streichelte noch schnell meinen Hund bevor ich aus dem Haus ging und zu sperrte. Auf dem Weg zu S-Bahn fragte ich Yue, ob es auf dem Weg zum Krankenhaus nicht irgendein Blumenladen gibt, da mir selber keiner einfiel. Ihr fiel auf die Schnelle auch keiner ein. „Aber ich denke, in der Stadtmitter, wo wir umsteigen müssen, ist ein Blumenladen.“, sagte sie nach kurzem Überlegen. „Hm? Stimmt.“, gab ich zurück. Als wir uns der S-Bahnstation näherten, sahen wir schon weiten Subaru stehen. Neben ihm eine Person mit pinken Haaren und eine etwas kleinere Person. Daichi und Tamaki. „Schau mal, Daichi hat jetzt pinke Haare und gucke mal wer mit einem breiten Grinsen daneben steht.“, sagte ich zu Yue. „Anscheinend hat das Gespräch was gebracht, aber Daichi lächelt, wie unheimlich.“ Yue und ich kicherten. „Ob sie wohl…du weißt schon..“, flüsterte sie mir zu. Ich schaute sie mit großen Augen an. „Jetzt schon!?“, platze es fast aus mir heraus und auch noch so, dass sie die anderen es hören konnten. Yue und ich schauten uns an. „Neeee!“, sagten wir gleichzeitig, was es für die Anderen nicht besser machte. Als wir da waren kam Tamaki sofort auf mich zu. „Tut mir leid wegen Kaoru, Subaru hat Daichi angerufen, da haben wir beschlossen auch mit zukommen, wenn dir das nicht ausmacht?“ Ich schüttelte den Kopf und umarmte ihn. „Danke, euch allen.“ In mir kamen wieder Tränen hoch. „Da wird sich Kaoru sich freuen!“ Zusammen gingen wir los zur Bahn. Zusammen kauften wir einen großen Blumenstrauß mit vielen Lilien. Ich wusste noch von früher, dass sie Lilien mochte. Damals kam mir das seltsam vor, aber jetzt da sich alles geklärt hat, find ich sogar sie passen zu ihr. In der Bahn erzählt ich ihnen alles, von dem Unfall, was die Ärzte gesagt haben, über ihre Eltern. Ich erzählte ihnen erst zum Schluss, dass sie im Koma lag. Die Vier schauten sich kurz an. In Yue und Tamaki kamen Tränen hoch. Sogar in Subarus und Daichis Augen konnte man Tränen sehen, die sie natürlich gleich wieder unterdrückten, zumindest versuchten sie es. Ich bin wirklich mehr als froh Freund wie sie zu haben, sogar Tamaki, den ich erst seit kurzem kannte. Vor dem Krankenhaus sah ich Kaorus Mutter mit einer anderen Frau reden, aber es war eher ein Abschied, denn sie gaben sich beide die Hand und die fremde Frau ging dann. Ich sah ihr kurz nach bevor ich zur Mutter ging. Sie sah mich an, den Blumenstrauß, den ich in der Hand hielt und dann blickte sie zu meinen Freunden. „Hallo. Der Besuch heute ist ein bisschen größer, das sind Freunde von Kaoru und mir, sie wollten mitkommen.“ Ich zeigte auf Yue und Co., dann fiel der Blick wieder auf die Blumen. „Ach ja, und den haben wir alle zusammen gekauft für Kaoru.“ Kaorus Mutter fing an zu lächeln und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht, aber wohl eher eine Freudenträne. „Dann kommt mit.“ Sie gab allen zu Begrüßung die Hand, wobei sich jeder gleich noch vorstellte. Wir gingen ins Krankenzimmer von Kaoru, wo der Vater saß. Auch ihn begrüßten wir kurz. Danach gingen er uns seine Frau raus. Sie wollten uns alleine lassen. Vorher aber brachte man uns noch eine Vase, die groß genug war für den Blumenstrauß. Ich setzte mich auf einen Stuhl an Kaorus Seite. „Hi Kaoru. Weißt du wer heute alles da ist? All unsere Freunde.“ Ich hielt ihre Hand während ich mit ihr sprach. „Du..ähm..Kanae? Meinst du sie hört uns?“, fragte Yue vorsichtig. Ich zuckte mit den Schultern und lächelte sie an. „Nein, weiß ich nicht. Aber wenn sie uns hören könnte und wir wüssten das nicht UND würden nicht mit ihr reden, wäre das dann nicht einsam?“, fragte ich sie zurück. Sie nickte kurz und ich wandte mich wieder Kaoru zu. „Also Yue hast du ja schon gehört. Subaru ist auch da sowie Daichi mit Tamaki, die Beiden sind jetzt zusammen! Dank uns!“ Daichi räusperte sich und sah verlegen aus dem Fenster. „Also, ich will ja nicht wissen was die Beide heute Nacht angestellt haben so rot wie Daichi wird.“, erzählte ich Kaoru weiter. Daichi wurde nun so rot wie eine Tomate und Tamaki sah verlegen zu Boden. Subaru hingegen lachte laut los. „Also Kaoru, wenn du uns hören kannst, dann freu ich mich jetzt schon, wenn du wieder da bist! Du verpasst hier wirklich was!“, sprach Subaru mit ihr. Yue kam zu mir rüber. „Ja, zum Beispiel, den wunderschönen Blumenstrauß mit Lilien, Kanae hat sich wirklich gemerkt was deine Lieblingsblumen sind, aber ich wäre mir da nicht so sicher, aber das kannst du uns sicher sagen, wenn du wieder wach bist.“ Ich sah Yue dankend an. Nun meldete sich auch Tamaki zu Wort. „Ja also, danke…also, dass du und Kanae uns zusammen gebracht hast..und Daichi will sich auch bedanken, aber er ist zu sehr Macho. Du kennst ihn ja!“ Wir grinsten uns an und sogar Daichi musste grinsen. So verbrachten wir den ganzen Tag, wir redeten und erzählten Kaoru alles, was wer machte und welche Dummheiten Subaru anstellte. Irgendwann gegen Abend verabschiedeten wir uns von Kaorus Eltern. Sie bedankten sich für den Besuch und sagten, dass sie froh seien, dass Kaoru so liebe und nette Freunde hat wie uns. Ich verabschiedete mich nach und nach von meinen Freunden. Sie sind wirklich lieb und nett. Ich ging übermüdet nach Hause, vor unserem Haus stand ein Wagen, unser Wagen. Verdammt! Meine Eltern! Ich rannte die letzten Meter. „Mum? Dad?“, rief ich dann im Flur. „In der Küche!“, kam es zurück. Ich schaute in die Küche rein. „Tut mir leid..“, wollte ich gerade anfangen. Doch meine Mutter unterbrach mich. „Schon gut, wir wissen wo du warst, wir haben Kaorus Mutter getroffen, besser gesagt sie war heute hier.“ Hm? Stimmt, ich habe sie heute den ganzen Tag nicht mehr gesehen. „Erzähl es uns morgen, ja Schatz?“ Ich nickte und küsste meine Mutter zur Begrüßung und umarmte meinen Vater. „Danke!“, flüsterte ich ihnen zu. Ich schmiss mich sofort ins Bett, zog nur mein Shirt und meine Hose aus, ich schlief sofort ein. Während ich in Ruhe schlief, waren Kaorus Eltern bei ihrer Tochter. Sie lagen sich in den Armen. Sie freuten sich. Sie weinten. Auf Kaorus Gesicht konnte man ein klares Lächeln erkennen. Selbst wenn sie im Koma lag, so bekam sie doch alles mit. Sie lächelte. Doch das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Ein Lächeln. Ende? Kapitel 21: Extra ----------------- Wir waren in der 8. Und saßen bei einem Fußballspiel. „Man, wieso musste ausgerechnet ich mich mit? Fußball ist doch sooo langweilig..“, jammerte Yue mich voll. „Da laufen doch nur 22 Jungs einem Ball hinterher.“ Ich verdrehte die Augen. „Genau genommen ja nur 22, da zwei Tor stehen müssen um gegnerische Spieler davon abzuhalten ein Tor zu schießen.“ Ich grinste Yue an, die nur genervt die Augen verdrehte. „Außerdem sind das doch alles nur hirnlose Jungs!“, motze sie weiter herum. „Wer ist hirnlos?“ Einer der Spieler kam gerade zu uns und grinste Yue an. „Hey Subaru, na wie geht es dir so? Lange nicht gesehen.“ Ich ging ihm entgegen. „Bei mir ist alles in bester Ordnung, und bei dir?“ „Wie immer eben.“ Wir gingen zu Yue, die einen Schmollmund zog und mich böse anschaute. „Das ist Yue. Yue, das ist Subaru!“, stellte ich die beiden einander vor. „Hey, schön dich kennenzulernen Yue.“ Er reichte ihr die Hand, doch sie ignorierte ihn. „Ich gehe schon heim, bis morgen Kanae!“ Mit diesen Worten stapfte sie sauer und wütend zugleich davon. „Du wolltest sie ja unbedingt kennenlernen.“, sagte ich zu Subaru, als Yue außer Hörweite war. „Sie ist ja auch süß.“, grinste Subaru mich an. „Gut, dann komme morgen mal pünktlich zur Schule, dann kannst du vielleicht sogar in derselben Bahn mit ihr fahren. Oder sie im Klassenzimmer besuchen kommen.“ „SUBARU! Komm endlich, wir müssen weiter spielen!“ Subaru drehte sich um. „Ok, dann morgen!“ Am nächsten Morgen kam er wirklich pünktlich zur Schule, wenn auch nicht mit der S-Bahn. „Kanae! Yue!“, rief er uns schon von weiten zu. „Was will der schon wieder!?“ „Weiß nicht.“, log ich sie an. Subaru kam sofort zu uns gerannt. Yue schaute ihn genervt an. „Kanae, komm wir müssen rein.“ Subaru schaute erst mich an, dann Yue. „Ach ich geh lieber alleine vor. Subaru will dich eh noch was fragen. Also bis nachher.“, sagte ich schnell und verschwand dann. „Also ehrlich mal Kanae, hättest du uns damals nicht alleine gelassen, wer weiß ob wir dann überhaupt zusammen gekommen wären.“, sagte Subaru. „Wieso, was wolltest du denn Mama fragen?“, fragte Tai nach und Lilly horchte auf. Ich lächelte nur. „Dein Vater hat mich gefragt, ob wir ausgehen wollen.“ „Und du hast ja gesagt, oder Tante Yue?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, erst nach ein paar weiteren kläglichen Versuchen habe ich endlich locker gelassen.“ „Ja, da hatte ich sie endlich dazu gebracht mit mir auszugehen. Wahrscheinlich war es nur Mitleid!“, neckte Subaru Yue, wie damals schon immer. „Toll, dann seit ihr schon so lange zusammen!“, sagte Lilla begeistert. _______________________________________________________________________________________________________ Danke, dass ihr meine Geschichte gelesen habt und mir immer Kommentare geschrieben habt, damit habt ihr mir immer wieder einen neuen Antstoß gegeben weiter zu schreiben. Auch bin ich dankbar, dass ihr gewartet habt, wenn ich mal ein bisschen länger brauchte, sei es wegen Abschlussprüfungen gewesen, oder meine Pause erst vor Kurzem, wo ich ein Krea-tief hatte. Vielen Dank. Nun findet die Geschichte ein Ende. Natürlich schreibe ich fleißig andere Geschichten weiter. Also, wir lesen uns. :D Epilog: -------- “Duuu Tante Yue? Wer sind die beiden Mädchen auf dem Foto?“, fragte das kleine Mädchen, das auf dem Schoß ihrer Patentante saß und zeigte auf ein Foto. Ich nahm das Foto und erkannte sofort wer das war, ich blickte zu Yue. „Das? Das sind deine Mütter. Das ist Kanae und das daneben ist Kaoru.“ Meine Tochter sah mich an. „Bist das wirklich du?“ Ich nickte und betrachtete meine 5-jährige Tochter. Sie hatte blondes langes Haar wie Kaoru, nur ohne Locken oder Wellen, sondern glatt wie ich. „Aber wieso liegt Mama da im Bett?“, fragte sie weiter. Ich betrachtete das Foto und spürte wie jemand eine Hand auf meine Schulter legte. Ich drehte mich um und sah in Kaorus Gesicht. So schön und sanft wie früher. Sie beugte sich vor und gab mir einen Kuss. Wir waren bei uns zu Hause und schauten uns alte Bilder an. „Weißt du, ich hatte damals einen Unfall gehabt.“, fing Kaoru an zu erzählen während sie zu uns kam. Sie kam gerade von ihrer Arbeit, sie war Innenarchitektin geworden. „Und ich war dann für mehrere Wochen im Koma gelegen, doch deine Mama hat mich immer besucht, oft kamen auch deine Tante Yue und ihr Mann Subaru mit, sowie dein Onkel Tamaki und Daichi.“ Stimmt, Tamaki und Daichi sind ihre Onkel, Patenonkel um genau zu sein. Sie sind extra ins Ausland geflogen um zu heiraten. Auch Yue und Daichi haben geheiratet und ein Kind bekommen einen Sohn im Alter von 6 Jahren. „Als ich dann endlich nach circa vier Wochen aufwachte, half mir Kanae erst recht, sie war immer für mich da.“, fuhr sie fort und strich über meinen Hand. Ich blickte zur ihr. Sie war einfach alles für mich. „Und Kanae hat mir dann immer Blumen mitgebracht, weißt du auch welche?“ Unsere Tochter schüttelte den Kopf. „Lilien.“ „Und deshalb hast du jetzt auch den Namen Lilly bekommen, weil deine Mama dank der Blumen und dank Kanas Unterstützung wieder ein normales Leben führen konnte.“, erzählte Yue weiter. Ich sah Kaoru an und legte einen Arm um sie. „Und ich dachte ihr habt mich nach Mamas Hund genannt?“ Wir mussten alle Lachen. „Ach so ein Quatsch, das ist nur Zufall.“, sagte ich. Es klingelte an der Tür und Lilly sprang sofort auf. „Ich mach auf!“ Sie rannte zur Tür und kam kurz darauf mit Tai ins Wohnzimmer, gefolgt von Subaru, welcher zu Yue ging und sie begrüßte. „Wir gehen hoch in mein Zimmer und spielen!“, rief unsere Tochter noch schnell zu uns bevor sie verschwand. „Da sieht man gleich wer ihre Mutter ist.“, scherzte Subaru und grinste mich an. „Naja, solange dein Sohn nicht nach dir kommt.“, gab ich zurück. Wir waren immer noch alle so gut befreundet wie damals. Später am Nachmittag kamen auch noch Daichi und Tamaki vorbei zum Grillen. Wir treffen uns mindestens einmal in der Woche, je nachdem wir alle Zeit haben. Wir wollten den Kontakt nicht zueinander verlieren. Später am Abend verabschiedeten wir uns, erst von Yue, Subaru und Tai, der schon tief und fest auf dem Arm von Subaru schlief. Danach von Daichi und Tamaki. Als wir dann endlich Lilly ins Bett gebracht hatten, saßen Kaoru und ich noch im Wohnzimmer. Sie eng an mich ran gekuschelt und ich einen Arm um sie gelegt. Ich hielt ihre Hand fest. Ich strich ihr über den Rücken und beobachtete sie. Seit damals, als sie den Unfall hatte, sind nun neun Jahre vergangen, wir machten die Schule fertig und wollten dann sofort heiraten. Alle fanden das viel zu überstürzt, aber uns war das egal. Wir wussten, dass jederzeit etwas passieren könnte. Und als Kaoru unbedingt ein Kind haben wollte, haben wir alles dafür getan und wurden mit unserer Tochter belohnt. Nichts erinnert mehr an das, was passiert ist, nur eine kleine Narbe an Kaorus Kopf. Kaoru schaute zu mir hoch. „An was denkst du gerade?“, fragte sie. Ich lächelte sie nur an und schüttelte den Kopf. „An nichts, nur dass ich mehr als glücklich mit euch Beiden bin.“ Ich küsste sie sanft auf dem Mund. _________________________________________________________________________________ Ich habe beschloßen noch eine Danke-Schön-Kapitel zumachen. Wurde schon von ein paar Leuten gefragt. Also, kommt demnächst noch ein Extra-/Specialkapitel (oder so). :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)