Die sieben Stätten von Nalahime (Die Chroniken Teerens) ================================================================================ Kapitel 6: Unerwarteter Verbündeter ----------------------------------- Kaero und seine Gefährten kamen gerade in Bekrusik an. Ein kleines nettes Fischerdorf. Angeln und Reusen standen oder lehnten an den Häuserwänden oder auf Gestellen. Eigentlich waren es eher kleine Katen als Häuser und überall hingen und lagen Fischernetze. Das Dorf war verhältnismäßig groß, aber die Katen waren in den Hang hinein gebaut worden, was ihnen eine Ausstrahlung von Geborgenheit und eigenartiger Schönheit verlieh und das ganze Dorf etwas klein wirken ließ. Man konnte schon von weitem den Lärm des geschäftigen Hafens hören und die lauten, rauen Rufe der Seemänner und ihre Flüche. „Das hier ist also Bekrusik?“ Chidali sah sich interessiert um, wobei seine grünen Haare leicht im Seewind wehten. „Ich war noch nie so weit von Kalisamdo entfernt, aber es ist eine schöne Erfahrung. Wie kommen wir nun also nach Lasakiti und den Aguitis, eure Hoheit?“ „Ehrlich gesagt weiß ich das nicht, mein elbischer Freund. Ich weiß nur das Lasakiti in der Mitte des Topas-Meeres liegt, aber wie man dort hin gelangt? Und bitte, nennt mich einfach nur Kaero.“ „Wie ihr wünscht. Dann sollten wir wohl erst einmal nach Informationen fragen, nehme ich an.“ Kaero nickte. „Und falls jemand fragt: Wir sind auf dem Weg dorthin unterwegs, um um die Erlaubnis einer Handelsroute zu bitten.“ Jeder ging also in eine andere Richtung und versuchte etwas Information von den Einheimischen zu erhalten, was sich jedoch als schwieriger erwies, als sie zunächst angenommen hatten. Die Seeleute hier in Bekrusik waren sehr verschwiegen, außer es ging um ihr eigenes Geschäft, dann wurden sie auf einmal sehr hellhörig und offen. Alles in allem waren sie am Ende des Tages nicht ein Stück weiter gekommen, sondern immer noch genauso schlau wie am Anfang. Erschöpft und entnervt fanden sich die Gefährten im hiesigen Gasthof ein und schmollten. „Aus diesen brutalen, stinkenden, männlichen Wasserratten kriegt man nicht einen Funken von Verstand!“ Quinza tobte schon in dem Moment, als sie das Lokal betreten hatte. Niemand hatte sie bis jetzt so abwertend gegen das männliche Geschlecht reden hören, aber durch ihren Frust kam wohl die typische Amazoneneinstellung durch. „Na, na, Quinza. So schlimm ist es doch jetzt auch wieder nicht.“ Lerko hob beschwichtigend die Hand. „Aber, wenn das so weiter geht, können die bald ihre gemütliche Art sonst wo hinstecken! Dann werde ich nämlich bekommen was ich will und zwar auf meine Art!“ Kaero schmunzelte in sich hinein. Sie waren alle vier wirklich sehr vertraut miteinander geworden und mittlerweile fühlte sich Kaero, als wäre er bei Verwandten die er sehr schätzte. Chidali seufzte resigniert. „Wenn wir nur einen Seemann in unseren Reihen hätten, dann wären sie wahrscheinlich wesentlich offener mit uns. Sie reden ja schließlich alle mit ihresgleichen, als wären sie verlorene und wiedergefundene Brüder.“ Kaero horchte auf. Chidali hatte damit eigentlich nicht so unrecht... „Warum haben wir dann nicht einfach einen Seemann in der Gruppe?“ Alle blickten ihn fragwürdig an. „Na ja, lasst uns einfach einen erfinden.“ „Wie meint ihr das?“ Lerko hatte einen interessierten Funken in den Augen und fixierte ihn. Kaero grinste breit. „Überlasst das ruhig mir, ihr werdet schon sehen. Aber dafür muss ich jetzt noch einmal kurz weg. Geht schon ohne mich schlafen. Ich bin gleich wieder zurück.“ Damit stand er auf und verschwand durch die Tür. Die drei Zurückgebliebenen sahen ihm mit hoch gezogenen Augenbrauen und gerunzelter Stirn nach. *** Etwas neugierig kamen die drei am nächsten Morgen in die Wirtsstube und blickten sich um. Nirgendwo konnten sie ihren Prinzen erkennen. Der Einzige in der Stube war ein Seemann, dessen Haare geflochten und mit einem Seil nach oben gesteckt waren. Er trug ein mittlerweile cremefarbenes Hemd, welches seine Brust entblößte und eine Narbe offenbarte und dazu eine Stoffhose die an den Enden ausgefranst war. Seine Füße waren blank. „Wo ist denn jetzt seine, Hoheit?“ Lerko kratzte sich verwundert am Kopf. „Er hat uns doch gerufen.“ „Wenn ihr Leute den Prinz sucht, der ist hier.“ Alle blickten den Seemann mit der rauen Stimme an, der nun verstohlen grinste und ihnen zu zwinkerte. Ihnen klappte der Mund nach unten. „Kaero!?“ Riefen Chidali und Quinza im Chor. „Der Einzig wahre, meine Freunde! Na, wie gefalle ich euch als rauer Bär der See?“ „Das meintet ihr also gestern mit eurer Aussage.“ „In der Tat. Ist doch überzeugend genug, oder?“ Alle nickten einstimmig. „Wollen wir dann also einmal ausprobieren, wie gut diese Verkleidung von mir wirklich funktioniert?“ Kaero ging zum Hafen und erblickte auch schon sein erstes Opfer für seine Scharade. Die Anderen folgten ihm interessiert. „Moin, moin, Kollege!“ Der auf die Schulter geklopfte Matrose drehte sich um und grinste breit, als er Kaero sah. „Moin, Kamerad! Was gibt es denn?“ „Ja, weißt du... Ich bin von der Hafenstadt Rakakkun, gutes Stück das Wasser lang.“ „Yoah, das kenne ich! Ist eine wirklich schöne Stadt. Aber wo ist denn dann dein Schiff, Kollege?“ „Tja, Kamerad... Das ist das traurige an allem. Meine schöne Beatrix ist jetzt auf dem Grund des Meeres und hat ihre letzte Fahrt gemacht. Meine Passagiere und ich sind in dem letzten großen Sturm gekentert.“ „Ja, das passierte vielen.“ „Ja, aber das Schlimme ist, das ich bezahlt worden bin, die Passagiere hier, nach Lasakiti zu bringen. Ich wollte hier sowieso fragen, wie die Seeroute dahin ist, weil ich noch nie hier war, aber jetzt fehlt uns sogar das Schiff dafür. Ach, meine Beatrix...“ Kaero vergrub trauernd sein Gesicht in seiner Hand und schluchzte. „Ich versteh dich, Kamerad... Wie wäre es, wenn du den guten Jaug fragen gehst? Der kennt sich am besten hier aus. Besonders, wenn du nach Lasakiti willst. Der Jaug wohnt da oben auf der Klippe. Der gibt auch häufiger Reisenden mal ein Dach über dem Kopf, wenn wir hier die große Saison haben. Mach dir nichts draus, Kamerad. Ich bin sicher, das es deiner Beatrix gut da draußen geht.“ Beschwichtigend klopfte der Seemann ihm noch auf den Rücken und nickte. Kaero schluchzte noch einmal und bedankte sich vielmals bei dem Matrosen. Mit einem Handgruß waren die Gefährten dann auf dem Weg zu dem besagten Jaug. „Ihr ward unglaublich überzeugend, Hoheit!“ Kaero grinste breit. „Danke, Lerko. Es hat mir ehrlich gesagt auch große Freude bereitet. Ich hätte nicht gedacht, dass meine schauspielerische Ader einmal Verwendung finden würde.“ Quinza lachte und Chidali nickte zustimmend. „Sogar eure Aussprache war wie die der Seeleute, Kaero. Wirklich beeindruckend. Ich verstehe sie ehrlich gesagt nicht besonders gut.“ „Eigentlich ist das ganz einfach, Chidali, aber trotzdem danke.“ Mittlerweile war Jaugs Haus in Sicht gekommen und es hatte doch eine gute Größe. Es hatte offenbar zwei Etagen und war etwas breiter als die Häuser unten in Bekrusik. Chidali blieb plötzlich stehen und verengte die Augen. Angestrengt blickte er in eine Richtung und spitzte die Ohren. Seine Hand lag angespannt an seinem Bogen. Kaero blickte alarmiert in die gleiche Richtung, konnte jedoch nicht viel erkennen. Nur kleine Pünktchen, die Leute sein könnten. „Was ist los, Chidali? Wer sind die?“ „Soweit ich das beurteilen kann ist dort der erwähnte Jaug und wenn ich nicht ganz falsch liege, sind die anderen fünf Werbagen.“ „Werbagen?!“ Quinza blickte wütend in die Richtung der kleinen Gruppe. „Ja, und an dem Anführer ist irgendetwas merkwürdig.“ „Merkwürdig? In wie fern?“ „Nun, er hat eine etwas ungewöhnliche Aura, die mir Unbehagen verschafft.“ „Er ist also nicht menschlich?“ fragte Lerko und spannte sich an. „Gut möglich. Die wenigsten Menschen haben eine Aura die stark genug wäre, die Sinne meines Volkes derartig zu beeinträchtigen.“ „Es bringt nichts, wenn wir hier einfach nur herumstehen. Lasst uns näher herangehen, um fest zu stellen was vor sich geht.“ Alle nickten Kaero zustimmend zu und setzten sich in Bewegung. Sie versteckten sich hinter einer Gruppe von Felsen die sich in guter Hörweite befand, sie aber dennoch nicht preisgab. Wie es schien bedrohten die Werbagen den Seemann und waren dabei sehr überzeugend. Sie hatten ihn an die Felswand gedrückt und hielten ihm eine Klinge an den Hals. „Na los! Jetzt gib uns endlich dein Schiff und sag uns die Route nach Lasakiti, oder du schläfst bald bei den Fischen!“ Jaug grinste frech, wobei ihm eine blonde Locke ins Gesicht fiel und spuckte dem Werbagen mit der Klinge ins Gesicht. „Dann mach doch, aber dann werdet ihr nie nach Lasakiti kommen und das wisst ihr! Ansonsten wäre ich jetzt schon längst in den Armen des Meeres.“ „Du kommst dir wohl besonders schlau vor, du Seeratte!“ Wütend wischte sich der Werbage das Gesicht trocken. „Ich weiß nur was ich weiß, du rote Pest.“ „Jetzt reicht es mir aber!“ Der Werbage wollte gerade zu stechen, als ihm Kaero die Klinge mit einem Handolis, einem sternförmigen Bumerang, aus der Hand schlug. Er hatte den Umgang dieser praktischen kleinen Waffe von Chidali gelernt. „Ich glaube, dass ist jetzt genug, meine Herren. Wir wollen doch hier kein Blutbad anrichten.“ „Du... Du bist der Prinz, nicht wahr? Verdammt! Wieso ist der schon hier?“ Der Anführer, der bis jetzt nichts gesagt hatte, trat nun vor. „Ihr haltet euch besser hier raus, eure Hoheit. Ich glaube nicht, dass ihr verletzt werden wollt.“ „Ich glaube, dass entscheide ich lieber selbst, aber es ist wirklich rührend das ihr euch Sorgen um mich macht.“ „Treibt es nicht zu weit, Mensch!“ Schwungvoll entblößte er sich und gab damit preis was er wirklich war. Er war ein Sharaszi. Sharaszi waren Wesen mit Haut die Leder glich und die fledermausähnliche Flügel an den Armen besaßen. Ihre Köpfe sind länglich und schmal, ihre Augen gelblich. Sie sind Fleischfresser und sehr intelligent. In Teeren sind sie als Todesdämonen bekannt, aber ihre Art war nicht sehr weit verbreitet. „Sieht so aus, als wäre er wirklich nicht menschlich, was Chidali?“ „Sieht ganz so aus.“ „Ihr wisst jetzt was ich bin, nehme ich an. Zieht euch also nun zurück, wenn euch euer Leben lieb ist!“ „Das werden wir bedauerlicher Weise nicht tun, Sharaszi. Wir haben etwas geschäftliches mit diesem Herrn dort zu besprechen und ehrlich gesagt, hätte ich gerne auch noch ein paar Antworten von euresgleichen.“ „Wie ihr wollt, aber kommt nachher nicht als Geister zu mir zurück. Ich habe euch gewarnt.“ „Dankbar zur Kenntnis genommen, aber nein danke. Ihr müsst wissen, ich liebe die Gefahr, aber keine Sorge ich werde euch schon nicht verfluchen. Ich bin ja nicht Cha´Dorom.“ „Sehr gut, dann lasst mich eure Knochen aus eurem Leib reißen!“ „Kaero! Bitte überlasst ihn mir!“ Kaero sah Chidali fragend an. „Bitte! Ich weiß wie ich dieses Wesen besiegen kann!“ „Wie du möchtest, Chidali. Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.“ Der Elb nickte und seine violetten Augen funkelten. Kaero konnte seine Aufregung spüren, oder war es die des Amethyst? Er und die anderen beiden nahmen sich also die restlichen Werbagen vor. Der Sharaszi und Chidali umkreisten sich, lauernd und auf eine Reaktion des Anderen wartend. „Sag, was macht ein ehrwürdiger Elb bei einer Gruppe dreckiger Menschen?“ „Ich glaube kaum, dass dich das etwas angeht, Todesdämon. Und sprich nicht so abfällig über seine Hoheit und seine Gefährten. Sie sind ehrbare Leute.“ „Ist das so? Dann verzeiht mir bitte. Dennoch... Ich will nicht gegen euch kämpfen. Meinesgleichen respektiert die alte Rasse dieser Welt und wir suchen keinen Streit mit euch.“ „Wenn dem so ist, dann zieht euch zurück und verlasst Cha ´Dorom.“ Der Sharaszi schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Unser Herrscher hat einen Pakt mit diesem Magier geschlossen und somit mit jedem von uns. Ich würde unsere Ehre besudeln.“ „Obwohl er mein Volk angegriffen hat, welches ihr so sehr respektiert?! Und dann wagt ihr es mir zu sagen, dass ihr mich nicht bekämpfen wollt?! Ha! Seit wann sind die Todesdämonen solch schwächliche, ehrlose Wesen?“ Der Sharaszi blieb stehen. „Wartet... Euer Volk wurde von Cha´Dorom angegriffen?“ „Ja, so ist es und wir haben vieles verloren. Meine Heimat wird einige Zeit brauchen um sich wieder zu erholen.“ „Das wusste ich nicht. Niemand hat uns gesagt, dass so etwas vorgefallen ist. Ich bin mir sicher mein Herrscher würde niemals zu so etwas zustimmen.“ „Wa-was zur Hölle, Sharaszi! Dieser Elb ist doch am lügen! Wir haben doch schon versprochen, dass wir den Elben nichts tun würden!“ Der Scharaszi sah den Werbagen, der ihn angesprochen hatte, mit verengten Augen an. Dieser zuckte zusammen. „Im Gegensatz zu euch Menschen lügen Elben nicht. Sie haben keine Verwendung für solch triviale Wortspiele, nur um die Wahrheit zu verschleiern. Im Gegenteil... Sie sind Sucher und Finder der Wahrheit, Wanderer auf dem ewigen Pfad des Wissens und der Weisheit, also sprich mich nie wieder an, du dreckiger Mensch! Ihr werdet dafür büßen euer Wort gebrochen zu haben!“ „N-nein! Bitte!“ Der Sharaszi entfaltete seine Flügel und erhob sich in die Luft. Schneller als ein Falke, stieß er vom Himmel herab und zerfleischte den weg rennenden Werbagen mit seinen Klauen. Ein jeder blickte fort von dieser abscheulichen Szene. Die anderen Werbagen rannten um ihr leben, während der Todesdämon sie verfolgte und jagte. „Chidali, wolltet ihr ihm das von Anfang an erzählen?“ Chidali nickte. „Ich wusste, dass sie mein Volk respektieren, deswegen wollte ich wissen was der Grund ihrer Allianz mit Cha´Dorom ist. Es hätte natürlich auch anders enden können, aber auf dieses Ergebnis hatte ich doch schwer gehofft.“ „Meine Güte. Das hättet ihr uns auch früher sagen können.“ „Entschuldigt, Lerko. Es war nicht meine Absicht euch allen einen Schrecken einzujagen.“ „Entschuldigt, alle miteinander, aber ist das wirklich Prinz Kaero von Teeren?“ Sie drehten sich zu Jaug um und Kaero nickte. „Ich sehe zwar gerade nicht so aus, aber ja, der bin ich.“ „Ist nicht wahr... Oh bei den Elementen! Es stimmt! Die selben grünen Augen wie immer und die selben schwarzen Haare! Hahaha! Ich hab dich ganz schön vermisst, Kaero!“ Jaug umarmte Kaero stürmisch und alle sahen die beiden verdutzt an. „Ähm, Moment... Kennen wir uns?“ „Was denn? Du hast mich vergessen?! Das ist jetzt aber wirklich kaltherzig von dir! Ich bin´s Jaug! Wir sind doch immer alle drei zusammen nach Lodvag geschlichen und haben bei den Dieben gespielt! Du, Haolon und ich! Das kann man doch gar nicht vergessen!“ Kaero blinzelte und dann zog sich langsam ein Grinsen über sein Gesicht. „Ich fasse es nicht! Jaug! DER Jaug!“ Herzlich umarmte er sein Gegenüber. „Ich habe dich gar nicht mehr erkannt! Du bist so gewachsen!“ „Das gebe ich gerne zurück! Ich habe dich auch nicht wiedererkannt! Zumindest nicht in diesem Aufzug!“ „Naja, man muss eben ein paar Tricks auf Lager haben, wenn man diesen engstirnigen Seebären Informationen entlocken will.“ „Wahrhaftig! Und deine Methode gefällt mir mal wieder wesentlich besser, als die anderer Leute. Ich will ja jetzt nicht anfangen mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Was führt dich also her? Brauchen die Leute in Lodvag nicht deine Hilfe? Das Schloss ist doch abgebrannt und ich habe gehört, dass... ähm, ja...“ „Ist schon in Ordnung, Jaug. Mir geht’s gut und ich habe meine Gründe hier zu sein. Nebenbei... Ich bräuchte deine Hilfe, mein alter Freund.“ „Alles was du willst! Wenn ich gekonnt hätte wäre ich dein persönlicher Leibwächter geworden, aber jetzt muss ich mich wohl damit begnügen dein bester Fischer zu sein.“ „Hahahaha! Momentan bin ich jedoch sehr froh darüber, dass du mein bester Fischer bist, Jaug.“ „Na kommt! Gehen wir erst einmal rein. Ihr müsst erschöpft sein! Und wenn ihr es nicht seid, ich bin es ganz sicher!“ *** „Verstehe... Es ist zwar wirklich alles schwer zu glauben, aber du bist nicht jemand, der seine Freunde über so eine ernste Sache anlügt. Ihr müsst also nach Lasakiti, der Stadt der Aguities, ja? Kein Problem! Ich bringe euch hin.“ „Danke, Jaug! Du weißt gar nicht wie sehr du mir damit hilfst.“ „Ach komm! Übertreib doch nicht so! Es liegt doch bloß das ganze Schicksal der Welt in deinen Händen. Ist doch keine große Sache.“ „Jaug... Du änderst dich nie...“ „Du auch nicht. Du schienst immer derjenige zu sein, der die größten Bürden der Welt auf seinen Schultern hatte. Und dennoch hattest du immer Zeit für die, die deine Hilfe brauchten und das mit einer Wärme wie sonst niemand.“ „Jetzt übertreibst du aber, mein Freund.“ „Ganz und gar nicht. Deswegen wollte ich immer jemand sein der dich beschützen kann, weil du derjenige zu sein schienst, der die ganze restliche Welt beschützt. Naja, im Endeffekt musste ich das Haolon überlassen. Apropos Haolon: Wo steckt der denn bitte? Der klebte doch immer an dir wie Seepocken an einem Schiff und hat dich vor allem beschützt was nur ansatzweise eine Gefahr darstellen könnte.“ „Haolon ist bei meiner Schwester, um an ihr wie Seepocken zu kleben und das sollte er auch wirklich besser, wenn er weiß was gut für ihn ist. Aber so wie ich ihn kenne tut er das auch.“ „Deine Schwester? Oh ja! Die kleine Nami!“ „Nennst du sie etwa immer noch so, Jaug! Ihr Name ist Narima!“ „Ja, ja! Schon gut! Ich weiß! Ich wollte dich doch bloß aufziehen!“ Dann klopfte es plötzlich an der Tür. Jaug stand bereits, um sie zu öffnen. „Warte, Jaug!“ Kaero hielt ihn warnend zurück. Leise schlich er zur Tür, während Quinza und Chidali ihre Bögen spannten. Lerko wagte einen Blick durchs Fenster und schluckte schwer. „Es ist der Todesdämon,“ flüsterte er seinen Freunden zu. Alle waren angespannt und Kaero wollte gerade die Tür öffnen, als der Todesdämon sagte: „Keine Sorge. Ich bin nicht hier, um euch zu töten. Ich möchte euch um etwas bitten, also lasst mich bitte hinein. Ich will nur mit euch reden, Prinz Kaero.“ Für einen Moment überlegte Kaero und bedeutete den Anderen sich zu entspannen, dann öffnete er die Tür. „Kommt herein.“ „Ich danke euch.“ Er verneigte sich und trat dann ein. „Um was wollt ihr mich also bitten, Sharaszi.“ „Bitte, nennt mich Selanory. Ich möchte um den Gefallen bitten mit euch mit reisen zu dürfen, eure Hoheit.“ Kaero zog die Augenbrauen nach oben und Quinza rief in unglauben, „Was?!“ aus. „Cha´Dorom hat mein Volk betrogen und ich bin mir sicher, dass das nicht das erste Mal war. Es war ebenso eine Lüge was er über euch erzählte.“ „Über mich? Was hat er denn nettes von sich gegeben?“ „Ihr müsst wissen, wir Sharaszi haben uns nur in die Angelegenheiten der Menschen eingemischt, wenn wir der festen Ansicht waren, dass sie etwas falsches taten. So wie vor vielen Jahren, als sie die Teeren aus ihrem eigenen Land vertrieben. Seit dem haben wir uns nicht mehr eingemischt, da die Menschen stets einen weisen Führer für Teeren ausgesucht haben. Cha´Dorom hatte jedoch behauptet, dass ihr eure eigene Familie gemordet habt und nun versucht Kontrolle über ganz Teeren zu erlangen. Da ihr, wenn die Behauptungen gestimmt hätten, definitiv nicht Teerens würdig wärt, haben wir uns ihm angeschlossen. Aber ich sehe nun die Wahrheit und das es eigentlich genau andersherum ist. Cha´Dorom ist derjenige der Teeren erobern möchte, nicht wahr?“ Kaero nickte. „Ja. Und er tut alles, um zu verhindern das ich ihm in die Quere komme, weil ich es definitiv kann.“ „Ich weiß. Ihr seid den Teeren sehr ähnlich. Genauso wie es einst euer Vorfahre Kaeron war, Prinz. Er war wahrlich der weiseste und mutigste Herrscher den die Menschen bis jetzt hatten. Wir respektierten ihn und für uns war er ein Bruder und dennoch jemand den wir stolz König nannten.“ „Wartet, wie alt seid ihr genau, dass ihr so etwas wisst?“ „Ich bin um die tausend Jahre alt und werde in ungefähr fünfhundert Jahren das Ende meines Lebens erreichen.“ „Euer Volk kann tausendfünfhundert Jahre alt werden?!“ „Das ist korrekt, Mönch. Die meisten sterben jedoch bereits früher. Sie werden getötet.“ „V-verzeihung...“ „Es ist normal.“ „Ihr wollt uns also begleiten?“ „Ja, eure Hoheit.“ „Nun, gut, aber wir können euch nicht jeden Tag Fleisch liefern, das ist euch klar oder? Vor allem werde ich es nicht erlauben, dass ihr Menschen angreift, solange es nicht in Notwehr geschieht.“ „Das ist mir bewusst. Ich werde solange ich bei euch bin auf die Jagd verzichten. Ich wäre zu auffällig. Ich werde auch keine Unschuldigen angreifen. Solange ich mit euch reise werde ich größtenteils vegetarisch leben. Es sei denn wir haben das Glück einer guten Mahlzeit.“ „Gut. Solltet ihr jemals anders verfahren, werdet ihr hoffentlich nicht allzu überrascht sein, wenn sich mein Schwert in eurem Körper wiederfindet.“ „Absolut nicht. Aber das wird nicht geschehen. Das versichere ich euch.“ „Tja... Dann kann ich nur noch sagen: Willkommen an Bord, Selanory. Ihr werdet uns sicher eine große Hilfe sein.“ Selanory verbeugte sich überraschend elegant und lächelte. Oder zumindest vermuteten die Gefährten, dass es ein Lächeln war. *** Am nächsten Morgen machten sich die Gefährten – mit nun einem Mitglied mehr – auf den Weg nach Lasakiti. Jaug brachte sie auf seinem Boot auf eine kleine Insel mitten im Meer, wo sich die Freunde erst einmal verwundert umsahen. „Sind wir hier auch richtig, Jaug?“ „Aber natürlich, Kaero! Vertraust du mir nicht? Der Eingang nach Lasakiti befindet sich in einer Höhle, wo ein kleiner See ist. Durch diesen See kann man zur Unterwasserstation gelangen und von dort aus nach Lasakiti.“ „Eine... Unterwasserstation? Wie darf ich mir das vorstellen?“ „Nun, ja. Wir nennen es eigentlich nur so, weil es für die Händler wie ein Zwischenstopp ist, aber eigentlich ist es eine kleine Stadt. Sie hat nur keinen Namen.“ Kaero nickte und sie setzten ihren Weg fort. Nach ein paar Minuten hatten sie dann auch die besagte Höhle erreicht. Die Anderen gingen gemütlich hinein, während Selanory stehen blieb. Lerko drehte sich fragend zu ihm um. „Was ist los, Selanory?“ „Ich werde hier bleiben. Meine Art hat es nicht so besonders mit... Wasser. Ich werde den Eingang bewachen, schließlich könnte es durchaus sein, dass wir verfolgt werden.“ Kaero nickte. „Also gut, aber wie sollen wir mit dir in Kontakt treten, wenn wir dir eine Nachricht zukommen lassen müssen?“ „Ihr könnt doch mit den Kris´Teeren reden. Tut dies auf die selbe Art, wenn ihr etwas von mir wollt.“ „Na schön. Dann bis nachher, Selanory und passt auf euch auf.“ Der Dämon lächelte vergnügt. „Ich glaube, dass ist das erste Mal, dass sich ein Mensch Sorgen um mich macht. Irgendwie amüsant...“ „Gewöhnt euch daran. Ihr seid jetzt einer meiner engen Vertrauten und um die sorge ich mich eben besonders.“ Selanory verbeugte sich elegant. „Ich fühle mich geehrt. Gute Reise, eure Hoheit und kommt sicher wieder an die Oberfläche zurück.“ „Sicher werden wir das. Wir sehen uns später.“ Sie gingen weiter in das Innere der Höhle und erreichten schon bald den kleinen See. Als sie sich dem Rand näherten, sprangen zwei mit Speeren bewaffnete Wasserwesen aus dem kalten Nass und versperrten ihnen den Weg. Sie hatten menschliche Körper und auch ihr Gesicht schien menschlich, nur hatten sie teilweise Schuppen am Körper und Kiemen am Hals und ihre Haare schienen nicht aus Haaren zu bestehen, sondern aus einem Material das weich, aber dennoch hart erschien. Ihre Haut genauso wie ihre Haare schienen in verschiedenen Grün-und Blautönen zu schimmern. Ihre Augen waren etwas goldfarben und schienen eine zweite Schicht zu besitzen, die sich Unterwasser schützend über diese legte. Zwischen den Fingern hatten sie leichte Schwimmhäute, die sich an Land in ihre Haut zurück zogen. Um ihre Lenden hatten sie grüne Rockartige-Stoffe gewickelt. Darunter trugen sie kurze Hosen. Beides schien aus einer Art Alge zu bestehen. Eines der Wasserwesen kam auf sie zu und blieb vor ihnen stehen, sah sie abschätzig von oben bis unten an. Kaero war fasziniert. Er hatte schon vieles über das stolze Meeresvolk gelesen, doch so hatte er sie sich nicht vorgestellt. Mehr Fisch als Mensch, hatte er gedacht, doch sie waren mehr Mensch als Fisch und strahlten eine mysteriöse Schönheit aus. „Aguities“ wurden sie genannt. Und dieser Name passte zu ihnen. Er war ihnen von den Teeren verliehen worden und bedeutete so etwas ähnliches wie: „Elegantes Wasser.“ Und in der Tat waren sie elegant, selbst an Land. Sie bewegten sich geschmeidig und fließend und nur manchmal wirkten sie etwas träge in ihren Bewegungen, wenn etwas ungewohnt für sie schien, da sie sonst ja im Wasser umher schwammen. „Was wollt ihr Menschen, hier bei uns Aguities,“ fragte die Wache die vor ihnen stand mit einer kühlen, fließenden Stimme. Jaug verbeugte sich vor dem stolzen Krieger und erwiderte: „Wir wollen eingelassen werden, da wir etwas wichtiges mit seiner Majestät zu bereden haben. Prinz Kaero von Teeren möchte ihm eine wichtige Nachricht zukommen lassen. So wichtig, dass er sogar den weiten Weg persönlich auf sich nahm.“ Kaero trat vor und neigte ein wenig sein Haupt. Der Aguiti ließ sich nichts anmerken, falls er denn so etwas wie erstaunen oder unglauben empfand und sah zu seinem Kollegen. Dieser kam näher und trat auf Kaero zu, mit einer Art Kristall in Händen und hob es vor sein Gesicht. „Dies ist etwas was uns die Teeren hinterließen. Es kann ein Bild von einer Person oder einem Gegenstand aufnehmen und man kann es dann jemand anderem zeigen,“ erklärte der Andere und deutete auf den Kristall. „Soweit ich weiß, hat seine Majestät den Prinzen von Teeren schon einmal gesehen, als dieser sechzehn Jahre alt wurde. Wir werden ein Bild von euch nehmen und seine Majestät fragen, ob ihr passieren dürft. Wartet solange hier.“ Kaero nickte und ließ sich ablichten. Der Aguiti mit dem Kristall sprang wieder ins Wasser, während der andere auf den Boden tippte und dort aus Löchern schwammartige Würfel erschienen. „Setzt euch. Diese Schwammsessel sind äußerst bequem. Macht es euch gemütlich, während ihr wartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)