Wenn die Wölfe heulen von Sopschild (und der Schnee schmilzt) ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11: Versprochen ist versprochen! ---------------------------------------------------- Kapitel 11: Versprochen ist versprochen „Damit du es verstehen magst, muss ich weit ausholen: Es gibt immer zwei Seiten einer Münze. Siehst du; bei Tage ist die Stadt Urû'baen unbeschreiblich. Wie ein Diamant funkelt sie und offenbart dem aufmerksamen Beobachter ihre ganze Pracht. Sie strahlt einen uralte Weisheit aus, vor der du dir klein und unwichtig vorkommst. Die gesamte Stadt hat etwas Heiliges. Für viele Menschen ist sie, mit ihren riesigen weißen Türmen, der Inbegriff des Paradies. Doch wenn die Nacht die Mauern erobert, spürst du nicht nur wie die Dunkelheit langsam dahin kriecht, nein, es ist als wäre dort noch etwas. Eine unheimliche Substanz, die dich verfolgt und in deinen Träume kriecht. Wie der böse Geist der Stadt. Denn alles hat eine dunkle und eine helle Seite. So wie die Stadt, so wie du, so wie ich, wie vielleicht nicht nur jedes lebende Wesen, sondern alles auf der Welt. In jedem lauert eine finstere Seite. Den Meisten gelingt es sich ihr zu widersetzten. Aber einige werden von ihr verzehrt, bis nichts anderes bleibt als das absolut Böse. Dennoch ist das Böse schwer zu definieren. Man sagt, die Guten bestimmen die Bösen. Aber wer gibt ihnen das Recht über die Handlungen anderer zu urteilen? Viele sagen ich sei böse. Es liege mir im Blut. Mir ist bewusst, manche meiner Aktionen sind moralisch fragwürdig, doch tue ich es nicht aus Bosheit, sondern habe ich gelernt zu überleben. Ich schweife ab. Wie ich sagte, es kann sein, das die dunkle Seite die helle verzehrt. Umgekehrt ist das ganze dann schon schwerer. Was aber nicht bedeutet, die düstere Seite sei stärker. Sie ist nur schneller, verführerischer, attraktiver, leichter! Ist man ihr einmal verfallen, so ist es schwer zu entkommen.“ „Ich verstehe nicht!“, warf Murtagh verwirrt ein. „Das habe ich auch nicht erwartet, ich bin ja auch noch lange nicht fertig. Und jetzt unterbreche mich nicht mehr.“, knurrte Ylva mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Ist man einmal gefangen, beginnt sie die Seele zu zerstören. Der wahre Name ist das Spiegelbild der Seele. Doch wenn die Seele verbrennt bleibt nicht einmal mehr Asche. Wie kann solch eine Person also einen wahren Namen haben? Diese Frage führt uns schließlich zum König. Was glaubst du, warum sterben die Leute die seinen wahren Namen heraus finden? Weil er keinen hat! Seine Seele ist schon vor sehr langer Zeit erfroren.“ - „ Stop! Versuchst du mir grade klar zu machen, das ich wie der König werden muss um meinen Name loszuwerden?!“ Wütend gab sie ihm einen Klaps auf dem Hinterkopf: „Hörst du überhaupt zu?! Es wäre zwar eine Möglichkeit, aber keine Alternative. Du würdest dich selbst verraten. Vielleicht wärst du frei, aber niemals glücklich. Dein Herz würde zerfressen von einer unstillbarer Gier. Nein, das wäre wahrlich keine angenehme Lösung. Die dunkle Seite nährt von Furcht und Zorn. Lerne beides zu vergessen und du bist frei.“ Murtagh schnaubte. Hatte Eragon ihm nicht ähnliches erzählt? Doch wusste er, das er beides nicht konnte. „Das ist unmöglich! Das kann ich nicht.“ „Doch kannst du, du musst nur wachsen. Denn je größer ein Mensch, umso versöhnlicher ist er im Zorn; ein edles Gemüt fühlt sich stets zur Güte geneigt! Lerne vergeben und zu verzeihen. Verfallen nicht dem Zorn egal wie aussichtslos es scheint.“ „Das mit dem Zorn verstehe ich ja, aber wenn man keine Furcht verspürt, wie kann man dann mutig sein?“ „Es ist ein Unterschied ob man Angst oder Furcht verspürt. Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid. Angst aber ist wie du schon sagtest das Gegenstück zu Mut. Somit ist Angst gar nicht so schlecht. Angst zu haben ist keine Schande. Ich werde dich lehren zu unterscheiden und zu vergessen. Dann wird sich dein Name irgendwann ändern. Nur nicht die Hoffnung aufgeben.“, aufmunternd lächelte sie ihm zu. „Warum?“ „Warum was?“ „Warum tust du das für mich?“, fragt er misstrauisch. „Weil man ein Versprechen halten muss.“ „Was für ein Versprechen? Wovon redest du?“ „Warum stellst du Fragen, auf die du eigentlich schon eine Antwort kennst?“ Schon fast energisch schob sie ihn aus ihrem Zimmer. „Du machst nachher Tarja wach. Denke über meine Worte nach, tief in dir weißt du es schon längst.“, sagte sie und schenkte ihm eines ihrer seltenen ehrlichen Lächeln. Noch bevor er etwas einwenden konnte schlug sie ihm die Türe vor der Nase zu. Mit offenen Mund und verwirrten Gesichtsausdruck blickte er dort hin, wo zuvor noch grüne Katzenaugen ihm entgegen blitzten. Auf dem Absatz machte er kehrt. In dieser Nacht träumte Murtagh zu erstem mal wieder seit sehr langer Zeit. Doch war es kein normaler Traum. Seine Seele offenbarte ihm seine längst vergessene Vergangenheit: „Murtagh du bist so ein Idiot!“ Ein braun haariger Junge stach mit seinem Holzschwert auf einen unsichtbaren Feind ein, während ein kleines Mädchen mit roten Locken im staubigen Hof saß. Die Backen hatte sie beleidigt aufgeblasen und es schien als wolle sie den größeren Jungen mit ihren Blicken erdolchen. „Schwerter sind nur etwas für Jungen! Geh und spiel mit deinen Puppen!“ Klein-Ylva war beleidigt. Sie mochte den älteren, immer griesgrämig drein blickenden Jungen. Wie sehr liebte sie es mit ihm durch die Wälder zu streifen, immer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer. Zusammen träumten sie sich ihre eigene Welt; Sie ;Die Herrin von Wasser und Feuer. Die starken Königin.Die tollkühne Amazone. Und er: Der Held aller. Der gerechte Ritter, vom Volk geliebt, von dem Frauen begehrt und von den Männern bewundert. Der legendäre Drachenreiter, der allen den Frieden brachte. Zusammen stellten sie sich Piraten und anderen Scharlatanen entgegen. Sie schufen sich den Himmel voller schimmernder bunte Drachen, tausendmal schöner als die Geschichten erzählten. Fingen ekelige Frösche, nur um sie Helena ,der alten Zofe, die beiden versuchte Manieren beizubringen, ins Bett zu stecken. Ja, sie liebte es mit Murtagh durch die stinkenden Tümpel zu streifen nur auf der Suche nach einem noch schleimigeren Geschöpf als das Letzte. Doch sagte er nun sie sei nur ein kleines Mädchen? Waren sie keine Freunde mehr? Bei dem Gedanken traten Klein-Ylva die Tränen in die Augen. „Sind wir keine Freunde mehr?“, fragte Ylva leise und begann zu schniefen und zu schnäuzen. Abrupt hörte der Junge auf ,sein Holzschwert durch die Luft sausen zu lassen und sah mit panischem Gesichtsausdruck zu, wie die ersten Tränchen über die weißen Wangen kullerten. Unglücklicherweise kam gerade in diesem Moment ihre Mutter in Begleitung des Königs den Hof entlang gelaufen. Als Ylva ihre Mutter an seiner Seite entdeckte, rannte sie weinend mit ausgestreckten Armen zu sie. Verwirrt sah Murtagh dem süßen Mädchen hinterher. Natürlich glaubte jeder Junge, das sein Mädchen das schönste der Welt war. Aber Murtagh glaubte es nicht nur, er war felsenfest davon überzeugt. Das kleine Mädchen war eine Schönheit, der man schon jetzt ansehen konnte, dass sie später einmal einer ganzen Menge Jungen den Kopf verdrehen würde. Sie verstand es hervorragend, das männliche Geschlecht mit ihrer Unschuld und ihrem Charme um den kleinen Finger zu wickeln. Nicht nur er selbst, sondern auch viele andere Jungen waren ihr hoffnungslos verfallen und lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab. 'Sein Mädchen' so nannte er sie heimlich. Er war fest davon überzeugt, wüsste sie es, würde sie ihm mit ihrem Temperament wahrscheinlich den Kopf abreißen. Trotzdem, wenn er einmal heiraten würde, dann nur seine Prinzessin! Daran glaubte Klein-Murtagh fest. Doch was hatte er gemacht, dass das kleine zarte Geschöpf in die Arme ihrer Mutter geflohen ist? Hatte er es doch nicht ernst gemeint. Manchmal war Ylva eine ziemliche Heulsuse und äußerst Anstrengend. „Warum weinst du Heulsuse?“ „Idiot!“ „Heulsuse!“ „Idiot...Idiot...IDIOT!“ „Heulsuse...Heulsuse...HEULSUSE!“ Wäre Klein-Ylva doch niemals raus zu diesem Idioten gegangen, der sich weigerte eine Tee-Party mit ihr zu feiern. Ihre Mutter und sie waren zu einem Fest eingeladen gewesen. Doch ein Fest in dem großen schönen Festsaal hatte sich Ylva ganz anders vorgestellt. Es war blöd, mit alten Menschen zu reden. So stahl sie sich mit wehenden Kleidchen davon, um ihren Spielkameraden Murtagh zu suchen. Doch dieser war ja anscheinend zu beschäftigt um mit ihr und ihren Puppen Tee zu trinken! Sowieso verstand Klein-Ylva nicht, was so spannend daran war auf ein Hauch von Luft einzustechen. Verzweifelt klammerte sie sich an ihre Mutter und streckte dem dümmlich drein blickenden Murtagh die Zunge heraus. „Du bist ein Idiot!“ Dann lief sie mit ihrem grünen wellenden Kleid davon. Die Türe seines Spielzimmers wurde aufgerissen und eine aufgelöste Ylva schmiss sich an seine Brust. Sie krallte sich in sein Hemd und weinte bitterlich darauf los. Verwirrt blickte Murtagh auf das wimmernde Bündel. Erst jetzt fiel ihm auf, das ihr langes Haar, welches sich sonst wie ein Fächer über ihre Schultern fiel, abgeschnitten war. Auch trug sie die Kleidung eines Jungen. „Sie wollen mich wegschicken!“ schluchzte Ylva tränen erstickt. Murtagh weitete die Augen. Seine beste Freundin sollte weg? „Warum?“ „Meine Mutter will fliehen! Sie hat ein Gespräch des Königs belauscht, ich weiß nicht worum es ging, aber es muss schlimm gewesen sein, das meine Mutter Angst hat.“ Die Kleine weinte bitterlich. Doch kannte Murtagh Ylvas Mutter, sie war nicht jemand dem man schnell Angst einjagte, eher war sie es, die mit ihren Bernsteinfarbenden stechenden Augen und den roten Locken des Teufels anderen Angst einjagte. Murtagh wollte nicht das sie ging. „Wann?“, fragte er, sie fest an sich gedrückt. „Noch heute. Sie haben mich als Junge verkleidet. Aber ich tauge doch gar nicht als Junge, ich mag doch noch nicht mal mit Schwertern spielen, Tee-Partys sind fiel besser!“ Leicht schmunzelte Murtagh. Ylva irrte sich, sie war viel männlicher als sie dachte. Es schaffte ja nicht jedes vier Jähriges Mädchen einen Wachposten des Königs zum weinen zu bringen. „Ich heiß jetzt Kovu, haben sie gesagt.“ „Was ist mit mir? Wenn du nicht mehr da bist, warum sollte ich dann bleiben?“,flüsterte Murtagh, seinen Kopf in ihrer Schulter vergraben. „Eines Tages werde ich dich hier raus holen. Versprochen!“, mit Augen voll Überzeugung sah sie ihn an. „Koste es was es wolle!“ Schweißgebadet wachte Murtagh auf. Wie hatte er das vergessen können? Doch hatte er seine beste Freundin und erste Liebe wie so vieles aus Schmerz aus seinen Erinnerungen verbannt. Langsam erklomm er das alte Gewölbe des Turmes. Mit Ylva traf er sich früher hier. Mit dem Rücken zu ihm saß eine wohlbekannte Gestalt und blickte durch das kaputte Dach in die Stadt hinaus. „Kovu?“ „Ja.“ Ylva machte einen einladende Handbewegung und er setzte sich neben sie. „Der König wird merken, das sich mein Name ändert.“ „Ja.“ „Was dann?“ „Ich werde ihn aufhalten.“ „Du magst stark sein, und schlau. Aber den König besiegen? Nein, das schaffst du nicht.“ „Ich sagte nichts von besiegen, lediglich aufhalten.“,sagte Ylva mit ausdruckslosen Gesicht. „Er wird dich vernichten.“ „Ein nötiges Opfer.“ „Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht -“ Ylva machte eine schneidende Bewegung. „Das mag ja alles stimmen, aber versprochen ist versprochen und ein Versprechen muss man halten! Bis dahin werde ich dich lehren das Licht zu sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)