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The (E)X-Effekt

Sequel von Why can't I?
von

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Bei Null

Bei NUll
 


 

Endlich das Sequel zu "Why can'T I?". Ich hoffe es wird dem gerecht udn ihr seid nicht zu sehr geschockt. Aber es war schon seid Mitte von WCI? so geplannt.^^'

Also viel Spaß

Seikara
 


 


 

Vielleicht haben wir uns überschätzt. Gehofft, dass aus den Differenzen Liebe wächst. Doch ich weiß nicht, ob das reicht und wie viel Zeit uns noch wirklich bleibt. Es ist so, als würden wir auf einer Stelle stehen bleiben. Kein einziger Schritt ist vorwärts sondern nur ein kleiner Schritt zur Seite, damit man sich ausweichen kann.

Ist es das Ziel einer Beziehung neben einander herzuleben? Einander zu verändern und zu biegen?

Ich sollte damit aufhören, doch eigentlich will ich noch gar nicht loslassen.
 


 

„Ist er immer noch da drinnen?“, fragte die langhaarige Frau besorgt, als sie das Tresen putzen wieder ruhen ließ. Sie war nicht nur besorgt über den jungen Mann hinter der Badtür, sondern auch um Denjenigen, der auf der Couch saß und mit aufdringlicher Ruhe Tee trank. Ganz anders als sonst, wo er unruhig auf und ab schritt und auf den Blondschopf wartete.

Er schwieg, seine ganze Art war verschlossen, einen Punkt an der Wand fixierend. Etwas war anders als sonst. Ganz anders.

„Kouyou!“ Eindringlich versuchte sich die Mutter Gehör zu verschaffen... Und sie hatten einen kleinen Sieg erziehlt. Der brünette Mann – ihr Sohn – sah sie müde an. Ihm war nicht nach reden zumute. Ein Würgen hinter der kargen Badezimmertür gab Auskunft genug. Somit blieb er still und kehrte zu seinem Punkt an der Wand zurück.

„So geht es nicht weiter. Er kann sich nicht immer hier auskotzen, wenn er bis oben hin dicht ist.“

„Hanako!!“, rief seine Mom seiner Mutter, mit den Tattoos auf den Armen, zur Vernunft. Sie stand immer zu Akira.

„Was? Das Bad stinkt danach immer als würde sich nen Elefant dort entleeren.“

Sie mochten ihn beide, doch beide hatten auch ihre Bedenken. Was für Auswirkungen würde das alles auf ihren Sohn haben? Dieser hatte ja auch keine unerschöpfliche Geduld.

„Wir sollten mit ihm sprechen, wenn er sich wieder besser fühlt.“ Damit war das Thema für die beiden Frauen gegessen. Zumindest zuerst.

Auch wenn diesmal alles anders erschien.

Auch wenn diesmal der junge Blonde lauter gewesen war als sonst.

Der kleine Nachtschrank stand einsam auf den Flur. Die Tür war nach innen gesplittert und sah mitleidig aus. Es war aus einem Affekt heraus passiert. Der schlanke Brünette hatte nicht die Wand getroffen mit dem Fuß. Es war das kleine Mobiliar gewesen, dass die Wut aufgefangen hatte.

Es war so kalt in der Wohnung. Gefühlte 10 Grad. Doch außerhalb der Mauern war es eine laue Nacht.
 

Die Tür ging auf, kein Laut wurde gesprochen. Man versuchte jedes Lebenszeichen zu vermeiden im kleinen Raum. Eine weitere Tür knallte. Akira war in dem Zimmer seines Freundes. Es brauchte keine Worte, es brauchte nur ein wenig Zeit...

Der Brünette erhob sich fast lautlos. Die Manieren erlaubten es ihm nicht den Rest Tee bei seinen Müttern zu lassen oder den Besuch in seinem Zimmer zu ignorieren. Es war aber auch eine unchristliche Zeit in der sie in diesem kleinen Familienkreis hier versammelt waren.

Er stellte, so ein gut erzogener Sohn wie er war, das Geschirr in die Spüle, bevor er an seine Tür trat, zwei mal klopfte und eintrat. Er klopfte, denn er fühlte sich nicht mehr wohl in diesem Raum, er schien im Moment nicht zu ihm zu gehören.

Die schmale Gestalt stand wie immer am Fenster und späte durch die Lamellen des Rollos raus in die Nacht, oder blieb in seiner eigenen Welt. Es sah im Raum ungewöhnlich unordentlich aus. Das tat es immer wenn Akira bei ihm war, meist an solchen Tagen. Die Anzahl dieser Tage waren propotional steigend, wie es Kouyou erklären würde.

Trotz angeklappten Fenster fühlten sie sich so als müssten sie ersticken.

Ersticken an den Worten, die sie vor Kurzem in das kleine Zimmer geschmissen hatten.

„Kou!“ Keine Worte. Noch mehr Worte würden ihnen noch mehr schaden an diesem Tag. Dabei war es schon wie ein großer Crash gewesen.

Es war noch nie einfach gewesen, doch jetzt war es gerade uneträglich.

Mit lautlosen Schritten bewegte sich der Kleinere seinem Freund vorsichtig näher. Kouyou war eine gutmütige Person, die Fehler nicht so eng sah. Und bei ihm war er sogar noch kulanter. Er würde ihm vergeben. Er vergab ihm nach einem solchen Theater immer. Er verzieh ihm, denn sie liebten sich trotzdem. So dachte Akira, denn auch heute gab es keinen Anschein der Veränderung.

Zuerst ein scheuer Kuss, den der Brünette nicht erwiderte. Arme, die sich um den schmalen Brustkorb wickelten. Lippen die über den kalten und angespannten Hals fuhren. Und schon war Akira alles vergeben. Akira brauchte nach solch einem Absturz immer die Gewissheit, dass es noch Jemanden für ihn gab, dass immer noch ER da war. Er wollte sich entschuldigen, doch Worte kamen nie über seine Lippen.

Also bediente er sich dem Wissen seiner Wirkung auf den Größeren. Ein Seufzen rann über volle Lippen, dann in den stickigen Raum. Es schauderte den Blonden immer noch bei den Geräuschen, als wäre es das erste Mal, dass er sie vernahm.

Aus Zärtlichkeit wurde Hast. Die Kleider wurden nur von ihren Körpern gerissen, wollten schnell die Hand des Anderen bei sich haben um sich zu trösten. Aus Hast wurde Gier. Kein Zentimeter sollte verschwendet werden und jedes Keuchen wurde belohnt.

Akira genoss den Klang seines Namens gepaart mit unterdrückter Wolllust, als er zwischen weißen Schenkeln hockte und seinen Freund oral befriedigte. Er befriedigte nicht nur den Anderen sondern auch sich. Mit dem Wissen, dass er den Anderen in der Hand hatte – so wie Kouyou ihn. Sie waren eingespielt, jeder wusste, wie weit er gehen konnte, demnach zeterte der Blonde nicht mehr, als er auf den Rücken gedrängt wurde.

Ja, er ließ alles zu... nur damit er wusste am nächsten Tag keine Angst mehr haben zu müssen, dass er plötzlich vollkommen allein gelassen in dieser grausamen Welt stand. Er hielt den Anderen mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, an sich. Dass sie immer weniger wurde, wollte er noch nicht wahrhaben.

„Akira.“ Sein ganzer Körper zog sich zusammen und überließ ihn sich selbst. Dieser verzweifelte Klang... Er verletzte ihn immer wieder. Er hatte Angst, der Andere könnte leiden und doch erfreute es ihn wieder, erregte ihn.

Kouyou würde nicht gehen, dafür hing er zu verzweifelt an ihm. Kouyou litt. Wenn der Tag kam, an dem der Andere keine Verzweiflung mehr versprühte dabei, da würde Akira bangen. Trotzdem war Irgendetwas anders. Der Brünette war grob. Der Akt zerrte an ihm.

Ah ja, der Nachtschrank war weg, damit war kein Gel zur Erleichterung da. Kein Grund zur Sorge.


 


 

Das Bett in dem der Blonde aufwachte war kalt gewesen. Dabei war die Sonne draußen ein Indiz, dass es schön war. Die Sonne wärmte, doch sie erreichte das Bett nicht, indem er lag.

Das Gefühl von letzter Nacht hing immer noch an ihm. Sein Unterleib brannte, doch er beachtete es nicht. Kou musste es auch manchmal ertragen. Er beschwerte sich nicht.

In diesem Moment fiel es dem Blonden schwer aufzustehen, denn ihn ließ das Gefühl nicht los ein kleines Detail zu übersehen.

Auf der anderen Seite der Tür herrschte Betriebsamkeit. Er hörte Geschirr klappern und Frauenstimmen schwatzen während er Staubpartikel beim Tanzen im Sonnenlicht zusah. Sein Kopf würde sonst, ohne diese Zerstreuung zerplatzen. Der ständige Alkohol würde aus ihm ein Wrack machen, so wie Taku es immer beschwor. Beklommen krabbelte er aus dem zerwühlten Klappsofa. Dieses Möbelstück würde sein Freund wohl auch mit in die eigene Wohnung nehmen. Es schien noch nie so schwer gewesen zu sein die Kleidung wieder überzustreifen. Schon sie zu suchen war ein Graus gewesen. Sein T-Shirt fand er nicht einmal, er zog einfach das von Kouyou an. Das Polohemd war sicher nicht so zerknittert wie sein Bandshirt. So nahm er ihn wohl besser in diesem weißen Ding, als in seinem schwarzen Shirt mit zerknitterter Schrift.

Seine Kopfschmerzen wurden größer als er die Tür öffnete und kurz vom Lärm überhäuft war, bis es wieder abrupt aufhörte. Akira hatte die Blicke beider Mütter auf sich, während der Sohn des Hauses sich nur langsam nach ihm umschaute. Es war keine ausgelassene Stimmung, das bemerkte er nun.

Manchmal liebte es der Blondschopf die Aufmerksamkeit aller zu haben, aber gepaart mit dieser Stimmung fühlte es sich verdammt gruselig an.

Keiner sagte einen Ton, Totenstille. Nicht mal ein „Setz dich doch zu uns.“ von der Langhaarigen.

Einfach nur Stille, die im Ohr dröhnte, den Rücken hinauf kletterte und ein unangenehmes Gefühl im Nacken zurückließ. Die Vorwürfe, die Kouyou Akira machte, lag in jeder seiner Blicke. Der Blonde glaubte nicht eine Auseinandersetzung mit dem Brünetten ertragen zu können.

Jedoch blieb der Andere stumm und neutral. So kalt, dass alles gefror.

Kouyou war keine kalte Person, er war sonst immer so voller Liebe gewesen. Er hatte den Schlanken erkalten lassen. Akira hatte ihm den Winter gebracht.

Mit einer Gelassenheit wie immer stand er von seinem Stuhl auf. Der Eleganz würde der Blonde nicht folgen, damit er nicht noch mehr verzweifeln würde. Uruha drehte ihm den Rücken zu, was alles nur noch schlimmer werden ließ. Ignoranz und Ablehnung, vielleicht hatte er all das verdient.

Kouyou ging in den Flur, wo der kleine Nachtisch verloren stand und öffnete die Haustür ohne jegliches Kommentar. Er brauchte es auch nicht aussprechen, jeder seiner Taten waren Worte genug. Sie kannten sich nun länger und Reita konnte jedes Muskelzucken deuten.

Die Aufforderung zu gehen war nur allzu deutlich. Und sie galt nicht nur für heute. Sie waren nie Menschen der vielen Erklärungen gewesen. Sie waren ohne Worte ein Paar geworden, sie hatten es nie angesprochen. Und nun würden sie auch ohne Worte einfach auseinander gehen, so als wäre nie etwas passiert. So als hätte Akira seinen Freund nie verletzt, so als hätten sie nie mehr als Freundschaft geteilt. Vielleicht noch nicht einmal das. Man gönnte ihm nicht einmal mehr das, da der Andere ganz anders mit dem vorherigen Abend umging, als es sich der Blonde gedacht hatte.

Die Beine waren fest wie Beton, die Gedanken so weich wie Pudding. Er würde gerade, jetzt und hier Uruha verlieren und mit ihm alles, was ihm Rückendeckung gab. Alles, was ihn irgendwie aufmunterte und ihn geformt hatte. Ja, die letzten 4 Jahre mit diesem Mann hatten ihn sehr geformt. Sie hatten ihn ebenfalls zu einen Mann geformt. Einen Mann mit Wünschen, Hoffungen und Willen.

Nur schwerfällig trugen ihn seine Beine zur Schwelle hinaus. Jetzt wäre der perfekte Moment, der perfekte Moment etwas zu sagen, sich zu entschuldigen und den Schlanken um Verzeihung anzubetteln. Akira könnte das Schweigen brechen, aus den verflixten Muster brechen welches sie geschaffen hatten. Was brachte ihn schon dieses Muster im Gegensatz zu ihrer Beziehung?

Doch er fand keine Worte um das Schweigen zu brechen und seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Er hatte Angst die Falschen zu wählen, sich um Kopf und Kragen zu reden. Wenn Kouyou nur ein wenig der Unschlüssigkeit sah, würde der Blonde im Boden versinken. Er wollte kein Mitleid.

Und so ging er steif über die Schwelle, die ihm von seinen Zuhause trennte. Es dauerte nicht mal Sekunden in denen die Tür hinter ihn knallend ins Schloss fiel und ihn abriegelte von einer Familie, die er hätte haben können. Hätte er endlich Ruhe gefunden und Kouyou nicht verletzt und dessen Geduld so ausgenutzt. Hätte er nicht einmal zufrieden sein können.

...

Es war so kalt mitten im August.
 


 


 

Meine Freundin fragte mich wie Uruha so kalt sein kann. Ganz einfach, es ist nur die eine Seite der Medaille. Ich wollte nicht schon alles auflösen.^^

LG

Seika^^

Einen Moment

Einen Moment
 

Das ging diesmal recht schnell. Aber ich hoffe der Hunger auf Wissen wird ein wenig gestillt.^.~
 


 

Er kannte die Gegend nicht. Und auch die Wohnblöcke waren ihm völlig unbekannt. Der Putz bröckelte im Treppenhaus von den Wänden, doch sie beide störte es nicht. Sie wohnten auch nicht in dem besten Viertel aber die Wohnung reichte für 2 Leute. Auch Tora und Takumi hatten nicht gerade das große Geld, um sich eine Wohnung in einem renovierten Viertel zu leisten.

Sie kramte in ihrer Tasche nach und murmelte leise vor sich hin.

„Hab ich Handy? Handy? Handy!? Ah! Schlüssel?...“

„Selbst wenns fehlt, es liegt ein paar Blocks entfernt.“, klärte Akira sie auf und sie lächelte ihm bezaubernd und verschüchtert an. Bei diesem herzerwärmenden Blick musste er sie mit einem Arm um die Schulter umarmen und einen Kuss auf ihr duftendes Haar setzten.

„Du hast recht.“ Ihre Stimme war immer leise und der Blonde hatte sich daran gewöhnt. Nach einiger Zeit gewöhnte man sich an alles um einen herum.

Sie brauchten nicht anklopfen oder klingeln, denn die Tür zu der gerammelt vollen Wohnung war bereits sperrangel weit auf. Viele von den hüpfenden und lachenden Leuten kannte Akira aus alten Schulzeiten. Es machte ihn ein wenig nostalgisch, denn es fühlte sich an, als wäre er noch ein Schüler. Jedoch, wenn er noch in der Schule wäre, würde nun jemand Anderes neben ihm stehen. Er war schon viel zu alt um noch als Schüler durchzugehen. Er sollte die alten Zeiten einfach endlich hinter sich lassen. Noch einmal schaute er sie an. Sie schaute zurück und bei ihrem Lächeln wusste er, er hatte es nicht besser haben können.

„Und wehe ich muss nachher alleine nach Hause.“, lachte sie und ging in die Wohnung mit den lärmenden Menschen. Es war ein wenig eng, doch Tora hatte einfach auch viele Bekannte und unter all diesen stach er doch irgendwie heraus. Schon als wir das kleine Wohnzimmer mit zu vielen Leuten betraten strahlte er mir und meiner Begleitung zu.

„Maya! Reita!“, rief er freudig und schlängelte sich durch die stehenden Menschen. Er nahm die Frau an meiner Seite zärtlich in den Arm und küsste sie auf die Wange, denn sie wirkte so zerbrechlich, dass ihr die grobe Art von Akira und Tora sicher einige Knochenbrüche beschert hätte. Auch konnte man ihr nicht aufgeregt entgegen brüllen aus Freude, so wie es die beiden Freunde taten, wenn sie sich auf der Straße trafen. Sie hatte eine so kultivierte und zärtliche Ausstrahlung, dass jeder Angst hatte jedes harsche Wort könnte sie anstößig finden. Dabei war sie so unkompliziert.

Den alten Freund nahm Tora sich ordentlich zur Brust. Er hatte ja auch allen Grund zum Enthusiasmus. Schließlich hatte er und Takumi endlich die geplante gemeinsame Wohnung. Viel zu lange wurde es aufgeschoben, da Tora zu wenig Geld verdiente mit seinen kleinen Nebenjobs und Takumi einfach nie dazu kam seinen Eltern ein Coming-Out vor die Füße zu klatschen.

„Wo ist Takumi?“, fragte der Blonde ein wenig außer Atem, die Muskelkraft des Schwarzhaarigen unterschätzte er immer wieder. Dabei dachte er, Kabel schleppen jeden Tag machte Oberarme. Nein, sein bester Freund hatte seit Jahren immer die größere Durchschlagkraft.

„Er ist in der Küche und verteidigt die Häppchen wie ein Held.“ Immer wenn er so sarkastisch von dem Kleinen sprach, konnte Akira das kleine Funkeln in dessen Augen sehen. Man würde glauben, die Person, mit der man seine ganze Zeit im Leben absitzt könnte einem mal langweilig werden, nicht allen Anschein nach bei ihnen.

„Die Häppchen, die du gebastelt hast?“ Bei dieser Frage zog Maya amüsiert eine Augenbraue in die Höhe.

„Psssssssscht! Ey, wenn das jemand hört werde ich das Gespött meiner Freunde.“, beschwor er im Flüsterton die zierliche Freundin von Akira. Sie lächelte nur zuckersüß und machte sich bereits auf den Weg in die Küche. Bei den Männergesprächen und Ritualen wollte sie nicht weiter stören, sondern lieber zu Takumi, der für sie ein besserer Gesprächspartner war.

„Und wann seid ihr fertig geworden?“, fragte Akira seinen Kumpel ohne weitere Einleitung. Er würde schon so wissen, was gemeint ist.

„Oh man, ich bin noch beim Schrauben gewesen als die ersten Gäste da waren. Und wir hatten keine Teller. Gut, dass Takumis Eltern in der Nähe wohnen und sie uns was ausgeborgt haben.“ Mit Schwung setzte sich der große Schwarzhaarige auf das schwarze Ledersofa, zu dem sich auch Akira gesellte.

„Na geht doch immer besser mit den Schwiegereltern. Was ihr euch da Sorgen gemacht habt.“ In den letzten Monaten begleitete Reita immer wieder das Jammern seines besten Freundes. Niemals hatte er Tora verzweifelter gesehen als bei dem Wort ‚Schwiegereltern’. Denn Tora war alles andere als ein braver Bürger Japans und ein konventioneller Mann. Er hatte sich gegen einen Bürojob entschieden und für die Musik, die natürlich nur schleppend lief. In einer Indieband Musik zu machen, so sagt er, erfüllte ihn mehr als ein Schreibtisch mit einem tollen Laptop. Er würde sich selbst hassen, wenn er den Druck Japans nachgegeben hätte und nun in Business-Anzug und Aktentasche jeden Morgen mit der Bahn zu irgendeiner Firma fahren würde. Zu seinen Zweifeln kamen hinzu, er war kein richtiger Japaner, hatte einen schlechten Abschluss und hatte eine Beziehung mit einem Mann. Alles verworr sich in einen Knoten aus Zweifeln. Ganz schlechte Karten bei Schwiegereltern. Alle Sorgen umsonst.

Denn auch Takumi hatte sich ganz anders entwickelt als voraus gesehen. Er war nicht auf eine Uni gegangen. Er sagte sein durchschnittlicher Abschluss war es nicht wert. Er legte alle Rüschenkleider beiseite und nahm sich einen dreckigen mit Motoröl beschmieretn Overall und lernte KFZ-Mechaniker. KFZ-Mechaniker hatte wenig mit Pumphosen, Shoppen und Törtchen zu tun. Akira verstand den großen Sprung nicht wirklich, aber der kleine schien glücklich mit dem heimeligen Leben zusammen mit Akiras besten Freund. Sie hatten nicht viel Geld, einen ganz anderen Lebensstil und genau das schien die beiden aneinander fester zu binden.

„Sie hatten mich erschrocken gefragt, ob ich das Rosen-Teeserviece meinte. Der Blick war Gold wert.“ Nun konnte Tora lachen und Akira freute sich mit dem Anderen. Es war nur allzu verständlich, denn die gleiche Freude schien der Größere gefühlt zu haben, als Akira und Maya zusammengezogen waren. Natürlich nach strenger Feng Shui-Lehre, damit kein böser Geist oder wie auch immer hinein kam. So ganz verstand der Blonde den ganzen Hokuspokus nicht, aber was machte ihn schon aus, wo ein Bücherregal stand?

Mayako hatte er während einem freien Tag vor einem Cafe kennen gelernt. Es hatte in Strömen geregnet und sie hatte sich mit unter den kleinen Vorsprung des Lokals gehockt. Sie war verdammt hübsch gewesen und Reita verdammt schüchtern. Irgendetwas an ihrer geraden Haltung und ihrem offenen Lächeln hatte ihn angezogen.

An einen sonnigen Tag hatte er sich wieder in das Cafe verlaufen. Als er sie wiedersah, setzte er sich zu ihr und beide wurden nach 2 Wochen ein Paar.

Er, ein kleiner Tontechniker in einem mittelgroßen Club, und sie, Buchkritikerin und Kolumnistin hatten nicht lange gefackelt trotz großen Unterschieden. Sie sah über seine Sprache und seinem rüpelhaften Verhalten hinweg. Er sah über ihren Feng-Shui und Ökoessen-Tick hinweg.

Zuerst dachte er nur einen Ersatz zu suchen, denn sie war braunhaarig, gebildet, korrekt und offen. Doch nach einem Jahr konnte er sie und eine andere Person nicht synchronisieren. Sie war Maya und Akira und nicht Reita und...

Der Blonde schüttelte den Namen aus seinen Kopf. Manchmal erlaubte er sich noch ein paar Minuten an ihn zu denken, denn er war so weit weg. War es Amerika oder England? Egal, denn beide Länder sprachen eine Sprache, die Akira nicht verstand.

Anders als sonst wirkte sein Name aber noch verdammt nah. Nicht so leer wie sonst, denn Akira hatte alles verbannt, was ihn mit diesem Mann verband. Er hatte seinen Namen abgelegt, er hatte sein ‚zu Hause’ verlassen und jeden Weg, den er vorher genommen hatte einfach geändert und einen kleinen Pfad in eine Nebenstraße gewählt. Doch immer, wenn Maya ihn korrigierte und besonders in diesem Moment, in denen er bei Tora und Takumi war, da war er gar nicht so weit entfernt und er dem Pfad so nahe, dass er nur rüber über einen kleinen Bach springen musste.

In diesem einen Moment, in der er sich erlaubte an ihn zu denken holte sein bester Freund Akira aus den Gedanken, als er sich räuperte. Es tat dem Blonden leid den anderen im Raum alleine gelassen zu haben. Er folgte dem Blick des großen Schwarzhaarigen zu einer der wohl heißesten Feger, der gerade in die Wohnung spähte. Der Schalk sprang regelrecht aus ihren Augen und ihre Bewegungen waren in der Jeans, dem T-Shirt und den Pumps wie auf einem Laufsteg. Seit wann kannte Tora oder Takumi denn solche Mädchen? Irgendwas an dieser Frau machte Tora verdammt aufgeregt und nervös. Zumindst dachte sich Akira, dass seine Aufmerksamkeitsversuche etwas mit ihr zu tun hatten.

„Ich muss dir was beichten.“, verschluckte sich der Schwarzhaarige fast an seinen Worten und Reita musste kurz lachen.

„Du hast sie geknallt?“ Beide wussten das es ein Scherz war und das Tora zwar schaute aber nicht anfasste.

„Nein, es geht um IHN.“ Nur die Tonlage ließ den Kleineren sofort erahnen, auf wen Tora ansprechen wollte. Er war wirklich näher als Akira wahrhaben wollte. Das waren ja wirklich Aussichten. Sie hatten schon seit Ewigkeiten nicht mehr über IHN geredet und es war ihm immer noch unangenehm und deshalb starrte er lieber auf die offene Tür, in der noch immer dieses Bild einer Frau stand. Sie griff hinter sich und schien mit Jemandem gekommen zu sein. Schade.

„Er ist auch eingeladen.“

Sie zog einen brünetten Schopf in den schmalen Flur der Wohnung und er umarmte sie so zärtlich, dass es Akira so bekannt war und lächelte so verwegen, dass ihm die Eingeweide brennen ließ.

„Kouyou ist aus Amerika zurück.“

Der Raum verschob sich kurz, als er begriff was er hörte und sah. Einen Moment fror die Umgebung ein, als unsere Blicke sich trafen.

Unsere Wege waren so nah beieinander, jetzt, wo sie nicht mehr durch einen rießigen Teich getrennt waren.
 


 


 

„Nein Mom, der Koffer ist immer noch nicht da und die Schrankwand steht auch noch nicht.“ Der Brünette hielt das Telefon ein wenig vom Ohr weg, seine Mom hörte sich immer noch an, als würde er gerade mal gelandet sein. Eigentlich hatte er gerade gar keine Zeit, denn er war darauf konzentriert die Brünette vor sich nicht zu verlieren. Sie fand das alles sehr amüsant, denn sie freute sich schon auf die Einweihungfeier wie eine Schneekönigin.

„Wenn er verloren gegangen ist, trauer ich ihm nicht nach. Da waren nur Sachen drin und keine Papiere.“ Kouyou hatte sich noch nicht mal richtig häuslich einrichten können und schon hieß es von einer Verabredung zur Anderen rennen. Es war so, als wäre er nie weg gewesen – dabei stapelten sich bei ihm in der Wohnung Kartons und Koffer. Trotzdem vermisste es der Brünette Takumi in den Arm zu nehmen und war es ihm schuldig sich blicken zu lassen.

„Keine Sorge, ich komme morgen vorbei. Aber ich kann nicht lange bleiben. Ich bin nicht mal richtig eingezogen.“

Seine Mom quietschte noch mal, wie sehr sie ihn liebte und legte dann auf. Hatte er schon die nächste Verabredung. Das würde wohl die nächste Zeit so weiter gehen. Saga hatte sich auch gemeldet und nach seiner Anwesenheit verlangt. Schon komisch wo er doch so gut wie gar keinen Kontakt mehr zu diesen Kerl gehabt hatte. Vielleicht sah er jetzt die Chance bei Uruha anzubändeln. Ein schon zum scheitern verurteiltes Unterfangen.

„Wenn du noch einmal an dein Telefon gehst verprügel ich dich.“, frotzelte sie und hakte sich bei den Brünetten ein. Sie hatte wenigstens damit gewartet, bis er das Telefonat beendet hatte.

„Falls du es vergessen hast ging es bei dem Telefonat davor um deine bescheuerte Spielkonsole die ich dir gerettet habe.“ Er nahm es ihr nie übel, sie meckerte nur, weil sie ihn nicht schlagen darf. Vielleicht hätte sie das bei jemand Anderen, doch er blieb von ihr verschohnt.

„Nenn sie nicht bescheuert. Die hat mir sehr viel Geld gekostet.“

„Deshab ja bescheuert. Für sowas sollte man nicht so viel Geld ausgeben. .“

„Für Bücher sollte man auch nicht so viel Geld ausgeben. Du liest sie eh nur einmal... oder zweimal... oder dreimal.“

„Ich habe 200 zurück gelassen, sei doch froh.“

„Ja bin ich, nicht so viel zu schleppen. Da hebt man sich ja nen Bruch.“

„Einen Bruch, Rena. Einen Bruch.“

In einer Diskussion wie dieser, gab es nie einen Sieger unter ihnen beiden. Doch das war auch nicht wichtig. Sich zu streiten machte den meisten Reiz aus. Uruha fand, sie waren kein normales Couple aber für ihn war sie ja auch keine normale Frau. Sie schaute Fußball, spielte Playstation für ihr Leben gern und konnte einen so gezielten Schlag versetzten, dass einem der Arm zwei Wochen weh tat und der blaue Fleck fast schon schwarz wurde.

„Weiß du wie scheiß egal mir das ist?“, lächelte sie spitzbübisch und Uruha kam nicht ohnehin durch ihr langes Haar zu wuscheln und ihr einen Kuss aufzuzwängen. Vielleicht lag darin ihre Anziehungskraft, sie hatte die schlechten weiblichen Charakteristiken abgeschafft und nur Platz für Liebenswürdigkeit zurück gelassen.

„Du brauchst mir zu lange. Ich gehe vor.“ Schon hatte sie sich losgerissen und rannte das Treppenhaus, was sie betreten hatten hinauf. Der Putz war alt und schon abgeblättert. Kouyou würde es nicht im Traum einfallen hier eine Wohnung zu nehmen und doch konnte er sich vorstellen, warum die Beiden sich hier niedergelassen hatten. Hier war es ruhig und Takumis Eltern lebten in der Nähe. Also sehr praktisch.

Kouyou hörte die Leute auf dem Treppenhaus und sah, dass die Tür aufgelassen worden war. Rena schmulte bereits um die Ecke wie ein neugieriges Kind, was den Weihnachtsmann bespitzelte.

Große Menschenmengen ließen den Brünetten sich immer noch mulmig fühlen, weshalb er die meisten Studentenpartys eher umging und auch jetzt hinter seiner Freundin stehen blieb. Sie war dagegen eine Partymaus, störte sich aber nicht daran auch mal alleine mit Freundinnen ausgehen zu müssen. Sie waren alt genug um zu wissen, was richtig war und wie weit man gehen konnte. Auch als die zierliche Brünette den Raum betrat blieb er zurück, sammelte sich noch einmal um sich klar zu machen, warum er genau hier war. Seine Freundin war schneller als sein Denken, nahm seine Hand und zog ihn mit in die Wohnung. Um nicht zu stürzen legte er den Arm um ihre schmale Schultern.

„Ouh der Typ neben Tora is ja niedlich. Kennst du den?“ Typisch Rena, immer am Rumschauen nach interessanten Menschen. Er tat ihr den gefallen und schaute sich in der Wohnung um nach Tora. Sein Lächeln brach schnell und sein Körper versteifte sich. Für einen Moment glaubte er auf der Stelle schreien zu müssen. Neben Tora stand ER. Und er hatte sich nicht verändert, immer noch die blonden Haare und die zerschlissenen Jeans. Ihre Blicke trafen sich und das Bedürfniss aus der Haut zu fahren wurde stärker.

Kouyou musste unbedingt in diesem Moment zu Takumi. Ungewöhnlich zärtlich löste er sich von seiner Freundin und ging in die Küche, in der er Takumi vermutete und fand. Neben ihm stand eine kleine Frau mit brünetten Haaren und lächelte so zärtlich. In diesem Moment war es nur Uruha reichlich egal und stieß zu dem Kleinen ohne große Begrüßung.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass ER auch hier ist?“, fragte der Brünette aufgelöst und bekam einen überraschten Gesichtsausdruck geschenkt. Vielleicht nicht der günstige Auftritt aber er verstand im Moment die gesamte Situation nicht. Er wollte keine alten Wunden aufreißen.

„Das ist doch klar. Er ist Toras bester Freund.“ Ja, es war klar wie Klossbrühe gewesen doch Kouyou war nicht auf diesen Fakt vorbereitet gewesen. Auf einen Moment wie diesen.

Aber wann war er schon auf Suzuki Akira vorbereitet gewesen in seinem Leben?

Niemals.
 


 

Ich liebe Reita und ich liebe Rena.

Bitte schickt mir keine Hassbriefe wegen der Mädels. Ich mag sie nämlich.^^°

LG

Seikara

Zweierlei

Zweierlei
 

Ich weiß es hat lange gedauert, aber ich hatte irgendwie so viel zu tun, dass es mir bis zum Hals ging.

Dieses Kapitel widme ich aloha, weil sie ihre Prüfung geschaft hat.^^ Gut gemacht Herzchen.^^

Seikara
 


 

Akira konnte es noch nicht so ganz kapieren, wieso man ihn so schnell in ein kaltes Becken warf. Zuerst sah er den Schock, den auch er verspürte, in dem bekannten Gesicht. Später folgte nur Desinteresse und Ignoranz, die den Raum zu einer Eishöhle werden ließ. Für ihn, denn er hatte ganz vergessen wie kalt Kouyou sein konnte. Er konnte sich gut daran erinnern wie eisig er zu Leona gewesen war nach ihrer Trennung. All das gefiel ihm gar nicht. Er wollte nicht mit ihr verglichen werden und erst gar nicht an sie denken. Für diese harte und unbarmherzige Ader hasste er den Brünetten. Okay, er hatte sich das einverleibt, um sich nicht mehr so sehr verletzten zu lassen, doch das hasste er noch mehr. Er konnte es verstehen, obwohl er so behandelt worden ist... behandelt wurde. Er hatte Akira abgeschoben, ihn bestraft indem er sich nicht meldete und ihn ganz aus seinen Leben strich. So einfach als wäre es keine Mühe mehr wert gewesen. Als wäre alles so einfach.

Der Blonde tat es ihm nach, doch aus eigentlichem Desinteresse wurde schnell Wehmut und Hass. Hass, dass er keine Kontrolle mehr hatte und er auch noch so schmachvoll allein gelassen wurde, obwohl er die Hilfe gebraucht hätte. Er hatte Uruha so sehr gebraucht, wie eine Droge, von der er selbst einen kalten Entzug geschenkt bekam.

Die gemischten Gefühle schwappten über, als Akira versteckt den Anderen beobachtete. Verdammt, er wollte ihn nicht sehen, nicht hören und nicht riechen. Ja, er konnte selbst auf so einer Distanz den typischen Geruch des Mannes wahrnehmen.

„Akira?“

Ja er würde ihm am liebsten jedes Wort von damals an den Kopf werfen. Sein plötzlicher Hass machte ihn schwindelig. Wie konnte dieser Kerl so unverfroren tun als wäre nie etwas passiert? Wie konnte er ihn so einfach ignorieren, wobei er total aus der Fassung war?

„Akira! Ich klau dir gleich deine Luftzufuhr.“ Die Worte seiner Freundin holte ihn wieder zurück. Oder wohl eher ihr Tritt auf seinen Fuß. Schmerzen waren wohl immer noch der beste Weg aus der Trance zu kommen, weg von Gefühlen, die ihn nur noch mehr verwirrten. Kouyou verwirrte ihn.

„Du siehst sehr blass aus. Alles okay?“ Die mitfühlende Stimme Mayas brachte ihn nicht wirklich ins Gleichgewicht zurück – egal wie sehr sie an sein Bewusstsein appelierte. Er musste hier sofort raus, die Luft war zu stickig und seine Lunge fror ein. Er bräuchte jetzt unbedingt ein Glas Wodka um die Nerven zu beruhigen, doch er verbot es sich tunlichst.

„Ich glaube wir sollten gehen. Mir ist schlecht.“ Angewidert von seinen eigenen Worten verzog er passend das Gesicht zu seiner Lüge. Er verabscheute sich zutiefst.

Er verabscheute seinen Hass, den der Andere eigentlich gar nicht verdient hatte.

Er verabscheute seine Schwäche dem Anderen nicht gleichgültig gegenüber stehen zu können.

Er verabscheute jedes verfluchte kleine Detail von jenem Mann, der ihn gelehrt hatte, dass er liebenswürdig war. Nur nicht liebenswürdig genug, um bei ihm zu bleiben.

Ungeachtet ob Maya nun zugestimmt hatte oder nicht griff er ihre Hand und schritt zielgerichtet aus der kleinen Wohnung. Leider Gottes stand der Brünette immer noch lachend und schnatternd mit seinen Mitbringsel und Takumi im Flur und lachte ausgelassen.

Mit erhobenen Kopf und abgewendeten Blick lief er an den Größeren vorbei.

Kouyou roch nicht mehr nach Pfirsich, Vanille oder Frühling.

An seinem Körper haftete der Geruch von herben Sommer. Als hätte er die Sonnenstrahlen vom Tag an sich kleben. Zweierlei Gefühle rangen in Akira um die Oberhand. Zuerst der Hass, der ihn auffraß durch die Schmach, die er erlitten hatte. Und zweitens das unbändige Verlangen von ihm angeschaut zu werden, einmal sein Lächeln zu sehen.

Er sollte ihn anschauen, nur ein einziges Mal.
 

Er schmiss Alles dem Feuer nach, nach jedem Umzug in seinem Leben. Als er nach Amerika ging ließ er Eltern, Tradition und Liebe hinter sich. Ihn hatte nichts mehr gehalten. Jeder Tag nur zum Vergessen gut und er weinte keine einzige Träne seinem Land nach. Als er wieder nach Japan zurück kam, war es fast genauso. Das Einzige, was anders war war, dass er seine Liebe mitgenommen hatte. Es war nicht die gleiche Liebe gewesen, doch es ging ihm ums Prinzip. Bei Kouyou gings immer ums Prinzip. Vielleicht war er pingelig aber wen sollte es schon stören?

„Kou, warum bist du so abwesend?“, fragte ihn Takumi der neben ihm auf dem schmalen Gehweg lief. Der Studierte konnte sich noch nicht ganz damit abfinden. In Amerika waren die Bürgersteige doppelt so groß. Wie schafften es die Menschen hier alle aufzupassen?

„Ich denke darüber nach, ob mein Umzug nach Japan wirklich so gut überlegt war.“

Der Kleinere hatte ihn abgeholt und wollte ihn mitnehmen zu einem Soundcheck seines Freundes in einem Club. Warum auch nicht? Er hatte die beiden lange nicht mehr Gesehen, außer über Webcam.

„Also ich finde es superdupertastisch. Warum soll das nicht toll sein?“, flötete Takumi, als er einen Passanten auswich.

Ein Mann brüllte durch ein Megaphone die günstigen Preise von den neusten Handys im Laden. Hier in Akihabara reihten sich Handyläden und Anderes aneinander.

„Vielleicht weil ich hier nichts habe und meine Chancen hier schwindend gering sind anstatt in New York.“

„Warum?“, fragte der Kleine in seiner so kindlichen Unschuldigkeit.

„Na ja, New York ist eine Trendstadt. Man muss nur ein Konzept haben und das Wort 'schlank' mit in der Beschreibung haben, während in Japan die Traditionen immer noch überwiegen. Was Neues wird nicht so einfach angenommen.“

„Dann mach doch ‘große Brüste’ in die Beschreibung. Da rennen dir die Mädchen die Bude ein. Männer wie ich würden den Laden zwar meiden aber...“

Kouyou musste prusten bei den Worten ‘Männer wie ich’. Denn aus den Mund des kleinen Femininen wirkte es nur allzu befremdlich. Im Gegensatz zu seiner Uni waren alle um ihn herum, und sich selbst eingeschlossen, reinste Milchgesichter.

„Wieso lachst du?“, fragte Takumi skeptisch und zog den Gurt seiner Tragetasche enger an seine Brust. Der Größere kannte diese Körpersprache. Er selbst sprach sie damals oft.

„Nichts, du bist einfach nur toll.“

Das Lächeln Takumis war schüchtern und zurückhaltend. Es war halt doch noch nicht alles wie früher. Man musste noch ein wenig das Eis tauen lassen.

„Nur weil ich mal den Wunsch einer jeden Frau äußere.“, sagte er beschämt und starrte auf den dreckigen Bordstein.

„Die müssen nur mal ordentlich was essen. Dann würde da auch mehr sein.“

Der Große blieb mitten auf der Straße stehen und starrte in die Ferne. Er war so weit weg und hatte einen Geistesblitz wie noch nie zuvor in seinem Leben. Und er hatte schon oft Geistesblitze gehabt.

Nach langem verzweifelten Nachdenken und Kopfzerbrechen, wurde ihn gerade – in ein paar Sekunden – eine Idee für ein Konzept in die ‘Wiege’ gelegt. Und das alles nur wegen der Bemerkung von Ansammlung von Fettreserven an der richtigen Stelle. Takumi war wahrlich toll.

Autos hupten wie verrückt und erlösten Uruha langsam aus seiner Starre. Der Kleine hatte ihn absichtlich nicht gerufen, er wusste, dass hupen sinnvoller war und ein kleiner Schock.

Als der Größere auch noch aufschreckte und wie ein aufgescheuchtes Huhn schnell von der Straße flüchtete, hatte Takumi auch endlich einen Grund zu lachen.

„Also ich denke in Amerika solltest du den regen Straßenverkehr nicht verlernt haben.”

Uruha antwortete auf dieses Kommentar nicht, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt seine Idee, die in seinem Kopf rumschwirrte, auszureifen und zu überdenken. Er saß ganz nah an der Lösung seines Problems. Er ging alles nochmal einzeln durch und gliederte es aneinander. Im Prinzip müsste alles so klappen, wie er sich das vorstellte. Bei Kouyou ging alles ums Prinzip.
 


 

Nach ewigem Hin und Hergestelle des Volumen-Hebels kam bei Reita keine Befriedigung auf. Irgendetwas störte ihn immer an den Geräuschebrei, der von der Bühne aus alles zu ihm trug. Das Schlagzeug war zu krachig und der Bass zu dumpf. War die Band seit ihrem letzten Auftritt in diesem Club schlechter geworden? Das ging einfach nicht. Tora hatte mehr als genug Zeit gehabt zu üben, da würde er nicht schlechter geworden sein. Vielleicht waren sein Feingefühl auch einfach verschwunden. So ganz einfach von einem Tag auf den anderen. Er war noch nie so schlecht in der Ausübung seines Berufes gewesen.

Vielleicht war es einfach nur der Druck seiner schlechten Laune. Zweierlei lastete sie ziemlich auf ihn. Einerseits war er unzufrieden mit der jetzigen Band, die da vor ihm Ohrenkrebslärm produzierte. Zumindest ergab das Alles für ihn keinen Klang. Dabei war Toras Band vorher nie schlecht gewesen.

Andererseits ging ihm der Blick seiner Freundin seit der Einweihungsparty ziemlich auf die Nerven. Sie wusste nicht, was zwischen Uruha und ihm gewesen war, was sie geteilt hatten und wie Reita sich dabei gefühlt hatte. Und genau dieses Unwissen zeigte sie jeden Tag. Sie machte sich Sorgen wegen eines kleinen Aussetzers.

Nur ein einziger Blick, ließ ihn vollkommen unruhig werden. Was sollte der Scheiß? Was sollte ein einziger Blick schon bringen? So etwas änderte nicht seine Meinung oder stoppte ihn in einer Tat.

Oder doch?

Er wusste genau, dass ihn ein ganz besonderer Blick Berge versetzten ließ, von einer Sekunde zur Anderen, sich seine ganze Meinung änderte. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt hatte sich seine Stimmung verändert, nur durch den Blick einer einzelnen Person. Doch das waren noch andere Zeiten gewesen.

Zuerst hatte er es geliebt, jedes einzelne Gefühl, was diese Person in ihm plötzlich ausgelöst hatte. So etwas hatte er noch nie gefühlt und der plötzliche Schwung ließ ihn sich gar nicht an das Gefühl gewöhnen.

Er begann es zu fürchten, denn es ließ ihn nicht vernünftig denken. Dieser Blick machte aus ihm einen ganz anderen Menschen. Einen Menschen, den er nicht kannte.

Kein Blick sollte ihn je mehr erweichen.

Kein Blick sollte ihn je wieder an sich zweifeln lassen.

Ungewollt hatte er diese Person von sich gestoßen. Am Anfang tat es fürchterlich weh. Keine Höhenflüge mehr ohne Freifahrtschein. Kein Funkeln mehr an den dunklen Tagen.

Aber dafür wieder einen klaren Verstand und einen eigenen Willen. Man konnte sich halt mit allen arrangieren. Zweierlei Gefühle in sich zu tragen war eindeutig zu viel.

Nun ließ ein Blick von seinem Chef ihn zur Besinnung bringen. Reita hatte vor sich her geträumt ohne die Stimme seines besten Freundes zur Kenntnis zu nehmen. Er rief und winkte ihm zu ohne eine Reaktion zurück zu bekommen. Sehr peinlich!

Er wollte Tora schon zurufen, dass er aussah wie ein Depp, doch er hielt sich in Anwesenheit der anderen Mitarbeitern lieber konsequent zurück. Er wollte Niemanden ins Boxhorn jagen.

„Kannst du mal die Box hinter mit leiser machen? Das Quietscht!“

Heute war absolut nicht sein Tag und doch glaubte er, dass es besser werden würde. Er musste sich von seinen Gedanken und Sorgen verabschieden. Je mehr er in Gedanken schwelgte desto unkonzentrierter war er und das Gefühl in der Brust nahm überhand.

Mit geübten Fingern drehte er den Lautstärkehebel runter und ließ die Boxen anders arrangieren.

Vielleicht lag es auch an den Tiefen. Das Licht sollte geändert werden, das Bühnenbild sah miserabel aus.

„Reita!!“

Das er überhaupt in diesem Tonbrei eine Stimme hinter sich erkannte grenzte an einem Wunder.

Es konnte vielleicht – aber auch wirklich nur vielleicht – daran liegen, dass er mal wieder keinen Schutz für die Gehörgänge drin hatte.

Nicht sein Tag.

Reita drehte sich mit dem wenig Elan, den er besaß, um, so als wüsste er welches Schreckgespenst hinter ihm stand. Und da stand wirklich sein Schreckgespenst neben Takumi und begutachtete interessiert den Club, in dem er stand.

Ein dicker Kloß bildete sich in seinem eh schon dicken Hals.

‘Was suchst er hier?’, hätte der Blonde am liebsten Gefragt, doch er hatte kein Recht darauf. Schließlich war Kouyou der beste Freund Takumis.

Von Tora wusste er, dass die beiden trotz der Distanz viel Kontakt hatten durch Internet oder Telefon. Tora hatte mit dem Allem wenig am Hut gehabt.

Ein Trost für Reita.
 

Als sich ihre Blicke trafen, war der Ausdruck auf dem Gesicht seines ehemaligen Freundes desinteressiert und weit weg. Reita hingegen durchlebte irgendwie ein ganzes Chaos aus Hass und Erinnerungen.

Er war einmal durch seine persönliche Hölle gegangen und war wie ein Phönix aus der Asche aufgetaucht. Doch nun schien die Hölle wieder so nah.

Kouyou nickte nur zum Gruß, Reita bewegte nicht einen Muskel. Warum sollte er grüßen?

Vielleicht um eine Normalität zu wahren, doch für ihn war ein Stöhrfaktor zurück in sein Leben spaziert. Er konnte anscheinend nicht so einfach weiter machen als wäre nie etwas passiert zwischen ihnen Beiden.

Denn es war zu viel passiert.

„Sag mal, so wird man mit Ignoranz gestraft.“, kicherte der Kleine und stellte ihre Taschen und Jacken einfach in den abgesperrten Bereich in dem ich arbeitete.

„Ich darf doch, oder?“ Was fragte mich Takumi eigentlich noch? Er würde eh so lange schmollen bis er den Platz dort reserviert bekam.

Ohne noch auf irgendwelche Einwände zu achten lief der kleine Zwerg hinüber zur Bühne, um seinen Freund auch ja von Nahen anschmachten zu können und jeden Vorteil zu nutzen, den er hatte als der feste Freund eines Musikers.

Also ließ man mich mit IHM alleine. Wieso fand ich das nur allzu beunruhigend ihn anzuschweigen? Er hatte das verdient. Okay, ich sollte nicht so rachsüchtig an die Sache ran gehen. Aber alte Gewohnheiten bekam man so schlecht weg.

Er lehnte lässig an der Absperrung vor mir und mein Kopf sagte mir ungewollt, dass er noch immer die gleichen Bewegungen wie damals machte. Es änderte sich doch immer so wenig.

Sollte ich ihn ansprechen? Sollte ich ihn ignorieren? Verdammt, ich sollte mich doch auf meine Arbeit Konzentrieren! Wo sollte ich hinschauen?

„Irgendwie hätte ich mir denken können, dass du später so etwas machst.“ Die tiefe und so vertraute Stimme erschreckte mich zuerst sehr. Ich hatte jahrelang seine Stimme nicht mehr gehört. Sie war noch immer so melodisch und ließ mich an vergangene Tage erinnern.

Ich hasste ihn so sehr.

„Was?“, kam es wesentlich dümmlicher und ohne Intellekt von mir. Was sollte ich mich auch bei ihm anstrengen besonders klug zu wirken?

„Na dass du irgendwas mit Musik machst. Obwohl ich auch Bauarbeiter nicht ausgeschlossen habe.“

Er hatte sich also wirklich über mich Gedanken gemacht in den Jahren seines Studiums. Mein Kopf schwirrte und doch sagte mir mein Kopf ich sollte nicht solche überschwänglichen Emotionen zulassen. Was uns nun trennte waren Meere. Aber irgendwie fühlte es sich an, als würde der Wind ein wenig von ihm über den Ozean zu mir tragen.

„Klingt nicht schmeichelnd. Das mit dem Bauarbeiter.“, gab ich zum Besten und bemühte mich ihn nicht anzuschauen.

„War es auch nicht.“ Bodenständiger hätte die Antwort nicht sein können. Wann hatte er sein Taktgefühl verloren? Okay, vielleicht in der Zeit mit mir.

„Ein Kotzbrocken wie eh und je.“, schnarrte ich unbeeindruckt und holte in Gedanken schon mal die Bratpfanne raus.

Wie sehr ich ihn verabscheute.

Er drehte sich um. Sein Blick traf mich und ein Mundwinkel zog sich nach oben.

Wie sehr ich ihn vergötterte.

„Ich bitte Sie, seien Sie nicht so zurückhaltend Mr. Aushilfsamöbe.“

Und wie sehr ich ihn den Tod an den Hals wünschte.

„Ach ja, Herr Stock-im-Arsch?“ Er regte mich auf! So sehr, dass ich am liebsten über die Geräte springen würde und ihn an die nächste Wand schubsen möchte. Diese verdammte hochhuschende Augenbraue rief in mir eine Übelkeit auf, die ich nicht beschreiben konnte. Er sollte mit seiner kleinen Freundin auf einer kleinen Insel stranden und nie wieder kommen.

„Hm, und ich wollte gerne mal als Friedensangebot mit dir einen Kaffee trinken gehen, Hoheit Ich-sauf-mir-mein-Kopf-zu-Brei. Hat sich erledigt.“ Mein Bauch schrie laut : „Verdammt!“ und mein Kopf höhnte : „Nie im Leben! “

Zweierlei Meinungen in meiner Brust und keine schien wirklich zu mir zu gehören.

„Was fällt dir eigentlich ein? Du kennst mich doch gar nicht mehr.“, verließ ein Knurren meine Kehle.

Ich ließ die Finger vom Pult. Nicht, dass es mit mir durchging und ich irgendwelche Schalter abriss.

„Deine Charmantheit hat der Zeit aber keinen Abbruch getan.“ Das Frötzeln in seiner Stimme war das wirklich widerwärtigste, was ich in der letzten Zeit gehört hatte.

„Du hast ja auch nen Verhalten einer Breitarschantilope an den Tag gelegt.“, versuchte ich mich zu verteidigen. WirBbeide merkten in unserem leisen Kampf nicht, wie Alles ruhig geworden ist weil ich alles versemmelt hatte. Mich juckte es nicht, ich machte nie einen Hehl aus meinen Gefühlen.

Und irgendwie hatte ich das Gefühl nicht in das gleiche Gesicht wie vor Jahren zu schauen. Es war nicht mehr so weich und nicht so kühl. Ein Hauch von Zorn war in ihm zu sehen.

Aber verfickte Scheiße! Es war immer noch schön. Ich wollte in es hinein schlagen, damit es nicht mehr so aussah.

„Jetzt weiß ich wieder, warum ich dich um keinen Preis dieser Welt wieder sehen wollte und dich zum Teufel schicken wollte.

Aber irgendwie habe ich deine Arschleck-Attitüde vermisst.“
 

Es war nur ein Hauch seines Parfums, dass er bei mir ließ, als er sich umdrehte und ohne weitere Worte die Bühne unseren Hasses verließ.

Meine Liebe war verraucht irgendwo zwischen den Jahren und mit den Jungen, den ich wirklich mal geliebt hatte. Nun war er ein Mann und ich spürte, dass weder Himmel noch Hölle vor ihm retten konnte. Ich hass-liebte ihn so sehr, dass es mir die Eingeweide verbrannte.

Verfluchtes Arschkind.
 

Das nächste Kapitel wird hoffentlich nicht so lange dauern .^^;

Ich würde es so gerne weiter schreiben.

Viele liebe Grüße

Seikara

Drei Chinesen mit dem Kontrabass

Drei Chinesen mit dem Kontrabass
 

Doch schneller als Gedacht. An einem tag runtergetippt. Das habe ich schon seid Jahren nicht mehr gehabt. xD

Irgendwie springen alle Leser ab oder es wird ihnen zu langweilig. ToT

Ich werde es meiner Donald widmen. Weil sie ne Ausbildung bekommen hat und ich mich so freue.

LG

Seikara
 

Von einem Fuß auf den Anderen treten. Das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht, doch ich hatte in den letzten Jahren auch keinen Grund nervös zu sein. Alles was ich wollte, hatte ich bereits und ich musste mich nichts Ungewöhnlichem mehr stellen.

Jetzt jedoch finde ich schon, dass Vorbeischauen bei den Müttern meines Ex-Freundes ein wenig seltsam war.

Alles war seltsam, wenn Kouyou Takasima wieder in der Stadt war. Selbst die Tauben schienen aufgeregter zu gurren. Das machte mich nochmal fertig.

Okay, ich könnte jetzt endlich einfach mal klingeln, damit ich dem entfliehen konnte, doch mein Körper ließ es nicht zu.

Was würden sie sagen? Würden sie mich ignorieren und mir die Tür vor der Nase zuschlagen? Schließlich hatte ich mich 2 Jahre lang nicht gemeldet. Zuerst war ich noch oft dort, als Kouyou ausgewandert war. Vorher hatte ich seine Mutter nur oft in einer Bar getroffen. Aber nach und nach verabschiedete ich mich von Uruha und konnte auch nicht in diese 4 Wände zurückkehren.

Nun war Kouyou wieder allgegenwärtig. Das machte mich krank. Ich wurde wirklich geisteskrank.

Ich musste nur den Knopf drücken. Ich hörte bereits von Innen den Fernseher. Also waren sie zu Hause.

Sie würden mich nicht verurteilen. Vielleicht wäre Hanako nur ein wenig angesäuert, aber sie würde mir schnell vergeben. Ich war schließlich so was wie ihr zweiter Sohn und Volltrottel gewesen.

„Akira?!“

Erschreckt drehte ich mich um. Ich hatte falsch gerechnet. Fernseher hieß nicht, dass beide zu Hause waren. Und noch weniger hatte ich damit gerechnet, dass eine von ihnen gerade nach Hause kam.

Ihr sonst kurzer Bob war länger geworden und lag ihr über den Schultern. Doch mit Tattoos am Schlüsselbein und der Zigarette im Mundwinkel wirkte sie nicht femininer als sonst.

Sie schien weniger überrascht, als ihre Stimme klang, denn es kamen keine Flüche und auch kein Anlauf nehmen, um mir eine zu scheuern. Nein, ihr Gang war ruhig, als sie sich neben mich stellte und ihre Zigarette zu Ende rauchte.

„Du siehst immer noch wie vorher aus. Schon fast enttäuschend.“, frotzelte sie wie gewohnt und es ließ ein gewohntes Gefühl in mir aufsteigen.

Erst nach 2 Minuten warf sie die Zigarette auf den Boden, wo schon viele ihren Tod gefunden hatten und suchte nach dem Schlüssel, um die Tür aufzuschließen.

„Schatz, ich hab da was aufgelesen vor der Tür. Sah aus wie festgewachsen.“

Mir entgegen kam ein so bekannter Geruch. Er umschlang mich wie zwei Arme und ich wusste wieder wie sehr ich diesen Ort vermisst hatte.

„Oh, was denn?“

Ich machte zwei Schritte in den Flur und es hatte sich nichts verändert. Immer noch das alte Moulin Rouge-Poster und die helle große Couch.

Ein brauner langhaariger Schopf schaute aus der Küche. Die Augen schienen zu glitzern und ich sah das kurze Unverständnis. Rikakos Gesicht war so weich und schön wie eh und je. Anscheinend hatte die Freude über das Zurückommen ihres Sohnes sie noch schöner gemacht.

„Akira!“

Sie sagte nicht viel, sie kam zu mir in den Flur und beschaute sich mich ohne ein Kommentar. Nur um mich dann in ihre Arme zu nehmen. Es war lange her, dass man mich so mütterlich umarmt hatte. Maya mal ganz ausgeschlossen, wenn sie mich umarmte hatte es eine ganz andere Bedeutung.

„Wieso hast du dich nicht mehr gemeldet? Verdammt, wir haben keine Cola da.“

Wir lachten. Zumindest ich und Hanako, die sich wahrscheinlich wie ich fragte, was das Eine mit dem Anderen zu tun hatte.

„Ich brauche keine Cola.“ beschwichtigte ich sie und tätschelte ihren weichen Schopf.

„Das rate ich dir auch, sonst kriegeste gar nichts.“ Hanako war der Liebreiz in Person und es störte mich nicht. Ich würde sagen diese Frau hat mich weiter geformt in meinem Wesen.

„Komm rein, Akira. Hast du Hunger? Ich habe noch etwas von Gestern.“

Eigentlich wollte ich das alles nicht zu sehr ausarten lassen. Wollte nur schauen, wie es den beiden jetzt geht, wo mich die Schuldgefühle zerfraßen und es mich automatisch wieder hierher zog.

„Also ich...“

Von beiden Seiten ein Blick. Einer, der mir sagte: „Och komm schon!“ und ein Anderer, der so viel hieß wie: „Wehe du verneinst und verletzt ihre Gefühle!“

„... ich habe schrecklichen Hunger.“, gab ich zu. Wollte ich doch eigentlich nur wieder wie der Junge von einst an diesem großen Glastisch sitzen und die Nudeln verschlingen. Komisch, dass dies hier mehr zu Hause für mich war als mein richtiges zu Hause.

Ich setzte mich, wanderte mit meinen Blicken über den immer noch so strahlenden und polierten Glastisch. Irgendwas in mir wandt sich und sagte, dass es mir leid tun würde hier zu sein und doch erfüllte sich gerade ein gesamtes Sammelsorium von schönen Gefühlen.

„Wir haben uns schon gefragt wann du wiederkommst. Wir haben dich wirklich vermisst.“, rief sie aus der Küche, in der sie das Essen in die Mikrowelle tat. Sie sprach aus Gewohnheit im Plural und Hanako hatte sich daran gewöhnt, widersprach nicht. Sie zappte durch die Kanäle.

„Ich fand es etwas unpassend.“, gab ich zu und ich spürte wieder Hanakos Blick von der Seite. Sie beide hatten mir gut zugesprochen und mir gepredigt, ich wäre trotzdem noch sehr willkommen. Doch ich verlor immer mehr das Gefühl. Ich kam hinein und fühlte, dass etwas in mir schrie. Es machte mich nicht glücklich. Ich musste weg von dem Ort, der mich immer wieder an IHN erinnerte.

Nun fühlte es sich gut an, nach Jahren nach Hause zu kommen.

„Ach Quatsch! Uruha wohnt doch eh nicht mehr hier.“

Es kam so unerwartet, das ich mich an der Kante des Tisches festhielt. Nun wurde er doch dreckig.

Und wieder dieses Gefühl schreien zu müssen und dem Anderen die Eingeweide rauskratzen zu wollen. Dieser Hass... war das wirklich ich? Hatte ich nicht mal so viel Liebe übrig gehabt?

Es tat mir wirklich leid, hierher zurück gekommen zu sein.

Die Nudeln standen vor mir und mir wurde so unglaublich schlecht.

Stille herrschte und ich hatte das Gefühl, dass nach 5 Minuten jeder in diesem Raum verstand was Falsch war.

Beide Frauen liebte ich wie meine Mütter. Doch was geschah, wenn beide Söhne anfingen sich bis aufs Blut zu hassen?

Eines war klar, wir würden nie wieder wie eine Familie an diesem Tisch sitzen und übermütig Drei Chinesen mit dem Kontrabass singen.
 


 

„Aha! Und mit wem bist du unterwegs?“ Ich war gerade nicht wirklich interessiert, doch ich gab ihr die nötige Aufmerksamkeit, die eine Frau brauchte. Nicht, dass Rena so was wie jede andere Frau war, doch ich gestand es ihr zu.

„Mit Maya. Ich habe sie auf dieser Einweihungsparty kennen gelernt.“ Im Hintergrund hörte ich ein weiches „Hallo!“, was sicherlich von der genannten Person kam.

Er kannte den Namen nicht, also konnte es ihm egal sein. Sie brauchte eh Leute um sich.

„Sie zeigt mir die Stadt. Wozu mein Freund nicht in der Lage ist.“, piesackte sie mich ein weiteres Mal und es ließ mich schmunzeln.

„Ich habe wirklich noch viel zu tun.“ Vor mir lagen ein ganzer Batzen an Unterlagen, und Formularen, die ich Ausfüllen musste, um ein geeignetes Restaurant aufzubauen, Leute unter Vertrag zu nehmen, Werbung zu machen und Namen patentieren zu lassen. Und mein Problem war es all diese Leute erst einmal aufzutreiben, die für mich arbeiten sollten. Ein Koch würde mir nicht weiter helfen.

„Ja, ja , ja. Ich versteh schon, ich soll nicht nerven und gefälligst wie ein Mädchen sein und shoppen gehen.“

Wieder ein Lachen von mir. Warum hatte ich das Gefühl sie wollte vertuschen, dass sie so etwas gerne machte. Schlimm, wenn ich denken könnte sie wäre auch noch Femininer als sie schon ist.

„Ich habe übrigens...“

An der Stelle waren meine Gedanken bei dem Formular der Hygiene-Bestimmungen und endlich hatte ich die Zusammenhänge mit dem Pass, den ich bekommen hatte. Eine verzwickte Sache, wenn man sich fragte, warum ich zuerst einen Hygiene-Pass bekam, bevor ich überhaupt das Restaurant hatte.

„Verdammt du hörst mich gar nicht zu.“, hörte ich es fluchen und war wieder bei dem Telefon, was zwischen Schulter und Ohr klemmte. Man sollte ihr noch mal sagen, dass Männer unfähig sind, was Multitasking anging.

„Sorry, das sind Unmengen an Formularen.“, versuchte ich mich rauszureden.

„Ich habe das Gefühl du bist mit denen schon verschmolzen.“ Es war kein Spaß, ich merkte das trotz ihrem Lachen und ich merkte auch, dass sie mir irgendwie misstraute.

„Maya is hübsch, also pass auf, dass ich dir nich fremd gehe.“

Ich hörte einen verstörten Laut und war mir sofort sicher, dass ich mir keine Sorgen machen musste. Alles blieb, wie es war und sie würde nicht zum anderen Ufer schwimmen, nur weil ich mal mehr mit Papier redete, als mit ihr. Nicht, dass es besonders sexy wäre aber scharf war es schon. Ich hatte bereits mindestens 3 Schnitte.

„Wenn ich nach Hause komme will ich dreckigen Sex.“ Ich lachte laut auf und neben ihr war ein Quiecken zu hören. Eindeutig schockiert, das arme Mädchen neben ihr. Anders als andere vielleicht dachten, liebte ich es, wenn sie so offen sprach. In Amerika wurde nicht hinter vorgehaltener Hand über Sex geredet. Das hatte seinen Reiz.

„Sonst singe ich ganz laut die ganze Zeit Drei Chinesen mit nem Kontrabass. Ich weiß, dass dich das nerven würde.“

Etwas in mir gefror, sowie mein Lachen. In mir hallte das raue Singsang wider von diesem dummen Kinderlied und ich wusste genau, welchem Idioten diese Stimme gehörte. Ungewollt holte mich die Vergangenheit ein.

Der sauber polierte Glastisch auf dem Essen und leere Weinflaschen standen. Das Lachen meiner Mom und das gewollt schiefe Duo meiner Mutter und... IHM...

Ein unangenehmes Schütteln überfiel mich und ich fluchte, als ich über meine Wange tastete. Tropfen fanden ihren Tod auf dem Mietvertrag und meine Erinnerung fand den Tod in meiner Wut über mich selbst.

Ich war unvorbereitet gewesen, als hätte es mich von hinten gepackt. Also nichts, worüber man sich Sorgen machen sollte. Nur über Narben in der Seele, die niemals verschwanden – egal wie sehr man versuchte, sie zu flicken.

„Das wäre wirklich eine schlechte Idee.“

Quartett

Quartett
 

So, diesmal ist es schneller zu stande gekommen und ich hoffe viele sind zufrieden. xD

Danke vielmals für die netten Kommentare auf das letzte Kapitel. Ihr habt mich echt gepusht.^^

Besonders Losy! O,o

Danke nochmal.

Und dieses Kappi is für meine Freundin.^^ Donald

Liebe Grüße

Seikara
 


 


 

Ich hatte eindeutig den schlechteren Deal gemacht mit meiner Freundin.

Ich liebte sie ja, aber warum musste sie unsere Wohnung zu einen Freundinnen-Treff machen?

Vorgestern haben sie ihre Klamotten zusammen gesucht und eine TAUSCH-PARTY gemacht. Da tauschen Frauen ihre Kleidung aus, damit sie keine Neuen kaufen mussten. Sehr bescheuert, wie ich finde.

Gestern haben sie hier gekocht, eine Sauerei veranstaltet und dann Greys Anatomy gesehen.

Und nun saßen sie ihm Wohnzimmer mit ihren Masken und lackierten sich ihre Fuß- und Fingernägel. Ich dachte Rena wäre nicht so ein Mädchen aber der Kontakt mit dieser Maya, ließ sie zu einem Mädchen werden. Vielleicht hatte ich mich einfach verschätzt. In Amerika hatten wir mehr männliche Freunde. Vielleicht färbte das nur ab und ich musste einfach dafür Sorgen, das sie mehr Zeit mit Takumi verbrachte...

Vielleicht doch keine so gute Idee, aber er beschmierte sich ja nun doch lieber mit Motoröl anstatt mit Tortenguss.

Toll, meine Freundin hatte sich bereits eingelebt und eine Busenfreundin gefunden, die mir vom Gesicht rein gar nichts sagte. Obwohl man mir versichert hatte, dass sie bei der Einweihungsparty mit von der Partie war.

Und ich, ich war noch immer irgendwie am Anfang. Gut, ich hatte bereits einen Kredit, um die Räume zu bezahlen, einen Namen und einen Koch. Wenn nicht langsam das Glück für mich schneller würfelte, würde ich in arge Bedrängnisse kommen. Besonders da die Miete nicht gerade billig war.

„Aber du musst ihn mal kennen lernen. Ihr würdet euch so super verstehen. Da kannst du den ganzen Kauderwelsch über Konsolen-Spiele los werden. Ich versteh doch nur Bahnhof.“

Mayas Lachen klang glockenhell durch die Wohnung und ich kam nicht drum herum mich zu fragen, welcher Mensch so ein unschuldig wirkendes Mädchen anfassen konnte. Derjenige musste pervers veranlagt sein.

„Ich würde gerne, aber wer weiß ob Kou es mögen würde, wenn ich mit nem anderen knackigen Jungen rede.“, lachte sie und lehnte sich zurück, weil sie warten musste, bis die eine Seite von ihrem Nagellack getrocknet ist. Auch ich musste lachen. Ich beobachtete beide aus der Küche durch die Durchreiche.

„Mach doch was du willst. In New York hat dich das auch nicht gestört.“

Obwohl, hier gab es sicherlich mehr Männer nach ihrem Geschmack. Ich vertraute einfach darauf, dass sie wusste, was sie tat. Sie war schließlich eine erwachsene Frau, auch wenn ich das manchmal ein wenig bezweifelte.

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein richtiges Ass sein kannst?“, fragte Rena mich mit so einem harten aber doch humoristischen Unterton, dass ich kein bisschen sauer war.

„Ja, mindestens du jeden Tag einmal. Sonst würde ich es ja noch vergessen.“, grinste ich aus meiner Ecke und sie grinste voller Schelm zurück.

„Und hat dir schon mal jemand gesagt, dass du trotz deinem hübschen Gesicht mit deinen Sprüchen nicht bei Mädchen ankommst?“ Einer dieser Konversationen kannte ich bereits. Sie waren ein Teil von ihr.

„Mach dich doch nicht selbst so runter.“, konterte ich und es blieb kurz still. Nur der Fernseher gab Laute von sich. Vielleicht mochte ich damals keinen Sarkasmus und Zynismus verstehen. Nun jedoch war ich der Zynismus in Person und Rena konnte sich nicht dagegen wehren.

„Ey du Arschloch. Ich bin kein Kerl!“

Maya saß dazwischen und kicherte vor sich hin. Solche derben Worte schienen für sie nicht neu.

Sie versuchte einfach nur Rena auf ihren Platz des Sofas zu halten. Denn ihr Nagellack war ja noch nicht trocken. So ein Pech aber auch.

„Also wir können doch ein Doppel-Date machen, da muss Kouyou keine Angst haben um dich, denn ich würde dir auch die Augen auskratzen.“, gab sie in ihrer Singsangstimme zum Besten und ich glaubte ihr aufs Wort. Solche kleinen Mädchen konnten wirklich gemein werden. Wenn ich so an Leona dachte, da schüttelte es mich ein wenig.

„Wir würden sicherlich ein gutes Quartett abgeben. Wir scheinen ja alle das gleiche Alter zu haben.“

Man sollte Maya sagen, dass daten rein gar nichts mit dem geistigen Alter zu tun hatte, denn das brauchte man, um eine ordentliche Kommunikation zu führen. Aber sie könnte es als Beleidigung auffassen und dann wäre ich nicht mehr der nette Freund von Rena.

Hmm, vielleicht würden sie dann ihre Mädchen-Sachen auf die Wohnung von Maya verschieben.

„Ich hab nichts dagegen. Ich kenne ja so gut wie keinen hier und meinem Freund bin ich so peinlich, dass er mich Niemandem vorstellen will.“

Manchmal konnten Frauen echt schwierig sein, da konnten sie noch so viele männliche Hobbys haben. Sie verloren einfach nicht die Östrogene in ihrem Körper.

„Du kennst bereits das T-Team. Das sind meine einzigen Freunde hier.“

Das berüchtigte T-Team. Tora und Takumi.

Waren die ihr nicht Manns genug für sich?

„Ich sag einfach ja für uns beide.“, entschied meine Freundin über meinen Kopf hinweg. In meiner Hand kribbelte es bereits, denn ich wollte mit dem Apfel in meiner Hand nach ihr werfen. Ich hasste solche Doppel-Dates. Das waren manchmal echt schräge Typen und man musste sich mit dem anderen Pärchen verstehen.

„Gut, dann ruf ich Akira gleich an.“

Gerade wollte ich ins Schlafzimmer doch meine Glieder hielten inne, als ich den Namen hörte und drehte mich wieder zu dem kleinen zarten Wesen neben meiner Freundin zu.

„Akira?“

„Ja, Akira! Das ist mein Freund.“

„Akira Suzuki?“

„Ja!?“

„Vergesst es!“

„Wieso?“, kam es plötzlich aus beiden Mündern auf der Couch. Vielleicht war es ganz gut, dass ich dort Frauen vor mir hatte, denn so fiel meine Bekundung recht zurückhaltend aus.

„Weil ich Akiras nicht mag.“
 

Takumi ließ die Motorhaube zuknallen und ich sah erschreckt von meinem Handy auf, auf dem ich eine SMS getippt hatte, während ich auf dem Fahrersitz meines Autos sitzen blieb.

„Er müsste jetzt wieder wie am Schnürchen laufen. Du solltest den öfter durchchecken lassen. So jung ist der nicht mehr.“ Das sagte mir Takumi immer wieder wenn ich mit meinem Auto in die Werkstatt kam und doch kam ich eh nur, wenn wirklich etwas nicht ganz in Ordnung war und plötzlich Achse oder Motor streikte. Wann hatte ich denn Zeit für sowas? Selbst jetzt hatte ich eigentlich was ganz Anderes zu tun gehabt. Mein Chef würde mir eine über den Hinterkopf ziehen wenn ich dort ankam.

Takumi legte alles wieder an den richtigen Platz und wischte sich die dreckigen Finger an einem Tuch in seiner Bauchtasche ab. Es war immer noch ungewöhnlich den zarten Mann in einem Blaumann zu sehen.

„Und wie geht es Tora?“, stimmte ich ein Gespräch an. Ich wollte nicht immer nur wegen meinem Auto her kommen. Eigentlich brannten in mir unzählige Fragen, doch die meisten kamen nie über meine Lippen. Irgendwie hatte sich eine schmale Wand zwischen uns gebaut, seit dem Bruch mit Kouyou. Er war der beste Freund von Kou und ich war der beste Freund von Tora. Irgendwie schwierig, doch Taku hatte mir nie irgendwie Vorwürfe gemacht. Das machten Andere mehr als genug.

„Wie soll's ihm gehen? Ist gelangweilt weil es mit den CD Aufnahmen nicht so klappt wie es sollte und ist genervt von meinen ständigen Telefonaten.“ Er ließ absichtlich seinen Namen weg, damit ich mich nicht unwohl fühlte, doch das behagte mir noch weniger. Das Problem wie ein rohes Ei behandelt zu werden.

„Dabei wohnt Kouyou wieder in der Stadt und ihr telefoniert die ganze Zeit?“ Es tat weh über ihn zu reden. Aber irgendwie drehte sich ja die ganze verfickte Welt um diesen Mann.

„Er hat viel zu tun mit seinem Restaurant und Fuß fassen wieder in der eigenen Heimat. Ich würde ihn schon gerne sehen, aber irgendwie passt es nie.“

Okay, nebenbei sehr viele Informationen bekommen, die ich eigentlich nicht wissen wollte und doch irgendwie neugierig war auf das, was mein Ex-Freund eigentlich so hier trieb. Er hätte überall hingehen können, doch er war wieder hier.

„Was will er mit einem Restaurant, er ist kein Koch?“ Nein Akira Suzuki, du sollst nicht so neugierig sein! Das bereitet dir nur Kopfzerbrechen.

„Er hat Nahrungsmittelchemie gelernt? Ist doch wohl klar, dass er was mit Nahrungsmittel zu tun haben wird.“

„Ja, aber hätte er dann nicht irgendwie in nem Labor sein sollen und testen, ob Nahrung schlecht ist oder gut ist?“ Das war typisch mein Hirn. Es wollte nie so kluge Sätze wie Kouyou raus bringen, sodass es auch jeder Idiot verstand.

„Qualitäts-Tester haben nicht mit Nahrungsmittel-Chemikern zu tun. Und außerdem kann man mit einem Studium nicht nur im Labor hocken. Kommt nur drauf an was du damit machst.“

Ich verdrehte die Augen bei seiner forschen Argumentation. Alles nicht mein Ding. Hätte ich von studieren Ahnung gehabt, hätte ich es vielleicht getan.

„Was auch immer.“, war mein einziges Kommentar. Bei solchen Diskussionen war ich eh immer der, der kein bisschen Durchhaltevermögen hatte.

„Aber seit wann interessierst du dich denn für Kou?“

Mein Körper versteifte sich als er das Lauern in Takumis Stimme hörte, gepaart mit dem Namen, den er eigentlich schon Jahre nicht mehr gehört hatte... bis vor einem Monat. Plötzlich war er überall.

„Komm ja auch nicht mehr an im vorbei.“, sagte ich bewusst kalt und schaute wenig begeistert hinauf zu Takumi der nun neben der Fahrertür stand. Takumi lächelte nur. Es war kein boshaftes Lächeln, nur sehr spitzbübisch. Zuerst... und dann sah ich Mitleid. Und ich hasste Mitleid.

„Und wie ist es wieder mit ihm konfrontiert zu werden?“

„Takumi, es ist nicht so, dass ich gleich zu seiner Wohnung rennen und ihm eine überbraten werde für alles, was passiert ist. Dann würdest du sein Gesicht nicht mehr erkennen. Und außerdem sind jetzt wie viele Jahre vergangen? 3 oder 4?“

„Es sind 5 , Akira... 5?“ Ich bemerkte wieder diese Melancholie in seiner Stimme und das gefiel mir gar nicht.

„Ich habe ne Freundin die ich liebe, einen Job der richtig ist und über die ganze Sache ist Gras drüber gewachsen. Wir sind keine Halbstarken mehr.“ Im Inneren war ich stolz über meine starken Worte. Kouyou hätte es nicht besser gesagt. Und doch brodelte es gefährlich in meinem Magen.

Warum musste ich mich selbst belügen und fluchte nicht einmal wieder unverschämt über diesen Vollidiot? Ach ja, ich bin ja über die Sache hinweg. So als würde dieser tiefe Cut keine Narben hinterlassen.

Würde ich jetzt aber hier Dampf ablassen hätte ich einen meiner wenigen Freunde verloren. Und mit ihm sogar vielleicht meinen besten Freund.

„Und warum kommt es nicht in deinem Herzen an?“

„...“

„ Dein Kopf hat es kapiert aber warum leidest du immer noch so?“

Zuerst fand ich keine Worte, denn in meinem Kopf schrien die Stimmen so laut, dass ich mein eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte. In meiner Brust schwoll das Gefühl an ich würde mich komplett verraten. Ich hasste das Gefühl machtlos zu sein.

„Vielleicht weil wir uns nie so wirklich aussprechen konnten. Nicht mal wirklich gestritten haben wir.“

War es das wirklich? Ich konnte es nicht sagen. Denn nichts schien eine Antwort zu sein für meine Gefühle. Wenn es doch wenigstens Hass sein würde. Dann würde ich wissen was es ist.

„Und warum sprichst du dich jetzt nicht mit ihm aus?“

„Bist du wahnsinnig? Mit Kouyou streiten ist in etwa so wie Tora zu erklären das er Schwul ist.“

„Aussichtslos.“, komplettierte Takumi meine Aussage und ich fühlte mich schlecht auch noch über Tora sowas gesagt zu haben.

„Ich habe Angst das er mich genauso mit Worten unter den Tisch drückt wie er damals Tora erklärt hat, dass er sich mit einem Kasten Bier seine gesamten Gehirnzellen absäuft.“

Viele Worte und alle handelten sie von ihm. Dabei war ich sonst nicht der Mensch für viele Worte. Aber Kouyou war es.

„Seitdem rührt er kein Bier mehr an. Man, waren wir ein gutes Quarttet.“

Eigentlich wartete Tora nur noch auf die richtigen Begebenheiten wie Silvester und Geburtstagen um zu trinken und ich erinnerte mich schmerzhaft an die Zeit, in der wir immer zu 4. ausgingen.

Kein Vergleich mit jetzt. Tora mochte Maya aber er war zu Männern einfach offener. Bei ihr hatte jeder Angst sie zu versauen... obwohl das vergeblich war.

Ich wusste nicht so genau, was an der Situation fehlte.

In einen Anfall von Melancholie fing das Handy in meinen Händen an zu vibrieren. Kurzer Blick auf das Display. Maya.

„Hey, was los?“, wollte ich es so gut wie möglich beiläufig klingen lassen. Maya sollte die Letzte sein die davon erfährt, dass ich was mit Kouyou hatte.

„Hey Kira. Ich hab mich grad mit Rena getroffen und ich und sie haben die tolle Idee ein Doppel-Date zu machen.“ Ihre Stimme wanderte eine Oktave höher, weil sie aufgeregt war. Das kannte ich bereits von ihr und irgendwie war mir nicht wirklich nach nem Date und das auch nicht mit einem anderen tollen Pärchen.

„Ein Doppel-Date? Mit Rena und ihrem Freund?“

Takumi horchte auf. Ich wusste welches der Worte dafür Grund war. Gerade war es auch wichtiger Maya von dieser wahnwitzigen Idee abzubringen.

„Ja genau? Er ist zwar ein bisschen komisch aber auch ganz intelligent.“ Vielleicht sollte ich sagen das ich Bi bin und damit ein intelligenter und gut aussehender Mann kontraproduktiv für sie sein würde.

„Is mir eigentlich egal. Ich bin kein Fan von anderen Pärchen.“, lenkte ich ab und schaute in Takumis ernstes Gesicht. Er würde mir sicherlich gleich in den Oberarm kneifen.

„Aber von Takumi und Tora. Die sind ja der Inbegriff von Zurückhaltung und Diskretion.“

Ich liebte es wenn sie solche Wörter sagte.

„Nun okay, mal sehen. Vielleicht lässt sich was nächste Woche einrichten.“ Schließlich sah ich Tora jede Woche mindestens einmal. Also kein Beinbruch nur um meine Freundin glücklich zu machen.

„Okay, ich liebe dich. Bis später.“

„Bis später.“

Ich legte auf und Takumi hatte nicht aufgehört so zu schauen und das machte mir Angst. Sonst war er nie so starr und schaute mein Handy an, als würde er es auffressen wollen. Ich würde ihm ein Schokoladenhandy kaufen, damit er meines am Leben ließ.

„Rena?“, fragte er skeptisch und ich spürte das Hundewelpen-Gen, welches er in sich trug. Schnuppern bis man zum Kuchen kam.

„Ja, das is ne neue Freundin von Maya, mit der sie sich schon ne Weile trifft. Hat sie bei eurer Party kennen gelernt.“

Takumi atmete tief ein und das machte mir noch mehr Angst. Was wollte der Kleine von mir? Ich dachte er wolle etwas von meinem Handy.

„Weißt du überhaupt wer das ist?“

„Du wirst es mir gleich sagen.“ Nebenbei startete ich bereits den Motor. Auf mich wartete noch Arbeit und die rief sehr laut nach mir. Vielleicht würde ich den Rest noch beim Anpacken helfen können. Mit dem Gröbsten waren sie sicherlich schon fertig und...

„Serena Kobajashi ist die Freundin von Kouyou.“

… mein Motor erstarb in dieser Sekunde.

5-gleisig

5-gleisig
 

Sou, eigentlich war das Kapitel schon vor Weihnachten fertig aber Beta-chan war überall und nirgedwo mit den Gedanken, so dass es zwei Wochen später hier ist.

Verzeiht mir. Bin sogar schon am schreiben des nächsten Kapitels und dem nächsten One-Shot.

Hoffe es gefällt.<3

Grüße

Seikara
 

Mein Herz stand mir bis zum Hals und das lag nicht daran, dass ich Rena gerade in Unterwäsche gesehen hatte, sondern an meiner Mutter.

„Und vergiss nicht den Kohl. Ohne kann ich nicht. Und sonst gibt’s auch kein Kimchi, verstanden?“

Ich drehte wieder um zum Zettel, auf dem ich alles notierte für das Essen. Eigentlich wollte ich gerade meine Jacke holen, jedoch rannte ich schon seit einer geschlagenen Stunde in der Wohnung umher, nur weil ihr immer wieder etwas Neues einfiel, mit dem sie mich umher hetzten konnte.

Durch ihr penetrantes Umherscheuchen hatte ich mich zweimal geschnitten beim Rasieren. Sonst hatte ich die Ruhe weg und sang lieber zu einem Lied von Joe Cocker... diesmal hatte ich mich dazu gezwungen in 5 Minuten fertig zu sein. Besser gesagt sie. Rena stand gelassen daneben und amüsierte sich heute köstlich über mich.

„Ist gut Mom, fällt dir noch was ein bevor ich schon wieder rennen muss?“

„Ja, der Sake!“

„Nein, ich will Mutters dreckige Lieder nicht hören.“

„Oh, okay sie bringt ihren selber mit.“

Kurz hielt ich inne um den Strom lauter Flüche zurück zu halten. Ich konnte meine Mutter eh nicht mehr umerziehen. Dafür war ich auch viel zu lange weg gewesen.

„Sie soll sich benehmen. Ich will nicht schon wieder der Nachbar mit der Alkoholeiche sein.“

„Hey, das waren w...“ Erst jetzt merkte sie die Gemeinheit in meinen Worten und auch diese, die sie beinah gesagt hätte.

„Jetzt mach dich doch einfach auf den Weg, damit alles heute Abend fertig ist..“

Keine weiteren Worte, sie behielt alles Weitere für sich, damit wir uns nicht die Finger verbrannten an alten Erinnerungen.

„Ist okay, ich liebe dich.“, sagte ich schnell und monoton. Es gehörte einfach an jedes Ende unserer Konversationen.

Ich legte auf und bemerkte den Blick, den mir Rena zuwarf. Sie glaubte ich würde mich jetzt erklären, was das eben gewesen war. Doch ich machte den Mund auf und den Mund wieder zu.

Es war besser zu schweigen.

„Bis später!“ Zwei einfache Worte und ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn, als ich an ihr vorbei ging, um endlich meine Jacke zu nehmen und einkaufen zu gehen.

Mich zu erklären wäre zu schwierig gewesen, es hätte nur noch mehr unangenehme Fragen aufgeworfen und es gab Sachen, die sie nicht wissen musste. Es reichte, wenn ich sie wusste, obwohl ich sie gerne aus meinen Kopf verbannen möchte. Viellicht würde es auch gar nicht so schwer zu vergessen sein, wenn ich nicht wieder hier wäre.

Diese verdammte Stadt riss mich in Melancholie und ich versuchte sie mit allen Mitteln zu vertreiben. Mit Familie, Arbeit und Sex.

Doch schon der Geruch an einigen Stellen der ruhelosen Stadt machte mich nostalgisch.

Eigentlich wollte ich wieder zurück in mein Bett und Rena fest an mich drücken, sie anmeckern, dass ihre Füße einfach zu kalt waren.

Immer noch sinnierend über den Grund warum es ausgerechnet diese Stadt sein musste lenkte ich in einer der vollen und bunten Straßen ein, in der es wirklich alles gab, was eine Stadt brauchte. Eine Stadt, die nur eine kleine Straße beinhaltete.

Der Supermarkt war nicht so betriebsam als ich hinein ging. Es war nicht so spät, dass Schüler nicht in den Gängen lungerten, doch noch zu früh, um Geschäftsleuten auf den Füßen zu treten.

Ich liebte es Nahrung einzukaufen, genauso wie ich es liebte die Nahrung zuzubreiten. Auswählen welche Komponente gut als Grundgerüst wäre und ausschließen, was den Geschmack überdecken würde, was es besser hervorsticht. Natürlich war es diesmal nicht so, ich kaufte für meine Mütter ein, die genau gesagt hatten, was sie wollten. Meine Hand griff mechanisch zu den Dingen, die aufgereiht waren und ich mühte mich nicht sonderlich ab meine Umgebung abzuschätzen. Vielleicht war auch so ein Einkauf gut für den Kopf. Einfach an Nichts denken. Keine Stimmen, die dir zusprachen und eine Pause für das Gemüt.

Meine Hand strich über die Tiefkühlregale. Spinat sollte dabei sein und es gab gerade keinen guten Frischen. Daneben waren... Tiefkühlpizzen...

Eine kurze Sekunde, in der ich verharrte. Nicht lang genug, um Andere um mich herum denken zu lassen, ich dachte über Menschen nach, die gerne Tiefkühlpizza aßen. Ich zwang mich zum Nichtdenken.

Ich brauchte eingelegten Rettich, j,a der stand an einer ganz anderen Stelle. Mit strengen Schritten ging ich auf das Regal zu, indem ich bereits den eingelegten Rettich gesehen hatte und griff danach.

In diesem Moment sah ich nur im Augenwinkel, dass auch eine andere Hand nach dem gleichen Rettich griff. Als ich die Finger an dem kühlen Glas hatte spähte ich zur Seite nach meinem Mitstreiter.

Es machte einen ohrenbetäubenden Lärm, als Glas auf den Boden traf. Die Scherben und der Inhalt sprang zu allen Seiten, auch auf meine ledernen Schuhe.

Ich war nur für einen Sekunde gelähmt, um das Gesicht zu katalogisieren.

„Uruha, ich hätte nicht gedacht dich hier zu treffen.“

Das hagere Gesicht und die ausgeprägte Nase würde ich sicherlich nicht vergessen. Und sie war so bekannt wie Anderes auch und trotzdem war ich ein wenig erschrocken. Vielleicht lag es auch an dem kränklichen Einschlag auf dem glatten Gesicht.

„Sorry Saga, ich wollte mich schon früher melden.“, log ich verstohlen und lobte mich selber für meine ungebrochene Mine.

„Scheiße das Hemd gehört Takeo!“, hörte ich es nur mit einem halben Ohr.
 

Ungebrochen war er aber nicht. Mein erster Eindruck bekräftigte mich nur noch mehr, als ich ihn auf einen Kaffee eingeladen hatte. Ich hatte ihn nicht so schmal und kantig in Erinnerung. Seine Art zu reden war ruhiger und leicht schleppend. Als wir an dem kleinen Cafe standen – denn soviel Zeit hatte ich nicht, mich rein zu setzten – setzte er, trotz Zwielicht, die große schwarze Sonnenbrille auf die Nase.

„Du siehst nicht gut aus.“, gab ich tonlos. Mitgefühl hatte ich nicht, denn jeder schaufelte sich sein eigenes Grab.

„Schlafen kann ich, wenn ich Tod bin. Hab noch ein Date.“ Einer der Sprüche, die ich von meinem Vater immer gehasst hatte.

Also das mit dem schlafen...

Er wollte von mir, dass ich verantwortungsvoll handelte und selber arbeitete er manchmal bis zum Rande der Erschöpfung.

„Und du hast hier das große Los gefunden und kannst richtig schön Karriere machen?“, fragte er ablenkend und ich nahm an, ließ mich ablenken. Keine weiteren Probleme an diesem Nachmittag.

„Nicht wirklich. Ich suche erst nach dem, was mir wirklich liegt und mit was ich arbeiten und Geld verdienen kann. Es läuft nur langsam.“

Saga „tze“te kurz und beschaute sich den Asphalt vor seinen Füßen. Er schien regelrecht über meine Worte empört.

„Ich habe dir gesagt: Wenn du da raus bist, bist du ein Wissenschaftler und kein Arbeiter.“

„Ja, ab-“

„Und dass du in Amerika viel besser aufgehoben bist mit den ganzen Feiern und hübschen Kerlen.“

„Wie-?“

„Stimmt deine kleine Flamme. Macht die dich denn auch glücklich? Ist das Liebesleben auch fit?“

„Ja, al-“

„Will ich auch hoffen, denn hier kriegst du keinen bessern Fang. Über den Ozean geht’s auf dem Single-Markt wesentlich besser zu. Oh ich habe mein Feuerzeug bei Kato-“

„SAGA!“, harschte ich ihn kurz an, denn mir ging langsam die Luft aus, mich zwischen seine anscheinend rethorischen Fragen einzumischen.

„Was ist los? Und wer ist eigentlich Kato“, wollte ich scharf wissen und betonte jede Silbe. Das war ja nicht zum Aushalten. Eigentlich sollte das nur ein Smalltalk werden und nicht wieder Seelensorge.

Kurz schnaubte ich um die Fassung wieder zu bewahren. Die Sonnenbrille war Saga leicht von der Nase gerutscht und ich zog noch mal mein Hemd zurecht. Ich fühlte mich wieder so eingeengt.

„Das ist mein vierter Freund.“, sagte er toternst und ich sagte zuerst nur sowas wie: „Aha!“

Kurz ließ ich es in meinen Kopf kreisen, um es dann wieder in meinem Mund fliegen zu lassen.

„Was?“

Ich glaubte es zu verstehen, doch ich begriff gar nichts.

„Mein vierter Freund.“

„Wie vierter Freund?“ Ich war genauso schlau wie vorher.

„Na einer von meinen Freunden.“

Ich wollte schon die Stimme erheben und fragen, doch er kam mir zuvor.

„FREUNDE, mit denen ich ich angebe, rumknutsche, rumvögel und von denen ich mich beschenken lasse.“

Eine kurze Stille herrschte zwischen den gesagten Worten und ich verarbeitete meine Gedanken. Wie konnte man 4 Freunde gleichzeitig haben. Ich fand ja schon Zweigleisig nicht gut aber...

„Vierter von wie vielen?“

„Fünf.“

...FÜNFGLEISIG ist ja wohl die härte. Mir reichte ja schon eine Freundin mehr als genug.

„Wie in Herrgottesnamen kommst du darauf dir fünf Freunde anzulächeln? Wissen die denn voneinander?“

„Sicherlich nicht. Die würden mir den Kopf abreißen.“

„Sei froh, dass ich das nicht für sie tu.“, kam es wieder tonlos von mir.

„Weißt du und wenn sie es wüssten, wäre mir das egal. Ich würde mir Neue suchen. Es gibt genug da draußen.“

Und da sagte er mir der Single-Markt in Amerika wäre besser, wo er hier an jedem Finger Jemanden haben konnte.

„Aber warum?“, fragte ich verständnisslos und er verdrehte seine Augen. Das konnte ich trotz der getönten Gläser sehen.

„Weil sie es alle nich bringen. Entweder sind sie Nieten im Bett oder sie sind verdammte Arschlöcher oder sie sind eingebildet... und ich kann einfach nicht lange mit ihnen leben... Vielleicht kann ich mit Niemandem leben, weil Niemand mit mir klar kommt.“

E lag nicht daran, dass er so viel Aufmerksamkeit brauchte, dass er Sexsüchtig war... es fehlte sein Verständnis für Liebe und ein Fünkchen Harmonie.

„Du solltest langsam lernen deine Freunde nicht in Bars und Clubs kennen zu lernen. Die sind zu oberflächlich.“

„Aber ich mag keine Menschen, die mich ausfragen und immer alles über mich wissen wollen. Ich will mein Leben haben.“

„So etwas gehört aber zu Liebe und Vertrauen dazu.“

„Dann habe ich Niemanden gefunden, bei dem es nicht unangenehm ist zu lieben und zu vertrauen.“

Er wurde lauter und gereizt. Das war der Punkt für mich, dort nicht weiter rumzustochern.

Ich wusste, dass er diesen Menschen gefunden hatte, aber an einen kleinen süßen Jungen abgeben musste, der zufällig mein bester Freund gewesen war. Ich wusste auch, dass er immer noch an Tora hing und er sich auf ihn versteift hatte. Tora war der Erste und Einzige... bis jetzt.

Freudig nahm ich die Stille hin und überlegte mir, wie man es anstellen konnte so viele Partner zu haben, mit ihnen Sex zu haben, und es Niemanden von ihnen es wissen zu lassen, dass er nicht er Einzige war.

„Und außerdem nervt es mich immer nur passiv ODER aktiv zu sein. Nervt dich der aktive Sex nicht auch an? Andauernd abrackern.“

Ich schickte ihm einen Blick hinüber, der sagte: „Ich steck deine Sonnenbrille gleich dahin, wo keine Sonne hinscheint.“

Er schwieg und ließ mich zurück in der Frage, vermisste ich wirklich anderen Sex? Wie war passiver Sex überhaupt noch?

Meine Gedanken schritten in der Zeit zurück und ich erinnerte mich an zerknautschte Laken unter meinem Rücken, die mich drückten und an wunde Knie vom schrecklichen Teppich.

In den Sekunden, wo man sich zurücklegte und in der sinnlichen Frage stand... was kam als Nächstes?

Etwas Altbekanntes drehte sich in meiner Brust und kitzelte meinen Magen. Sofort unterband ich es und räusperte mich.

„Saga, ich muss wieder los. Wir hören uns.“

„Aber!“

„Keine Sorge, du wirst dich einigen, ob oben oder unten.“
 


 

Schon wieder zupfte sie an meinem Hemd. Ich hatte es schon seit 2 Jahren nicht mehr getragen, weil formelle Sachen mich immer störten in meiner Bewegung. Auch jetzt fühlte ich mich steif und nicht gerade gemütlich.

„Es ist ja nur für mich. Und ich habe dir deine Lederjacke gelassen.“, schnarrte Maya und ich wusste nicht, was ich beunruhigender fand. Dass wir nach geraumer Zeit wieder sowas wie ein Date haben mussten oder dass ich mich so herrichten musste, weil sie in ein Restaurant gehen wollte.

Hätten wir nicht ins Kino gehen können und danach zu Mc Donalds? Vielleicht wäre das besser für unsere Geldbörse und besser für meine Laune.

„Ich brauch das einfach mal wieder. Wir gammeln fast nur noch rum.“

„Hey, ich habe letztens für dich Pasta a la Akira gemacht. Ist das nicht romantisch?“, fragte ich leicht beleidigt und schob die untere Lippe vor. Ich war ja sonst nicht so für kochen. Das dauerte alles viel zu lange.

„Dafür musste ich wieder aufräumen. Das ist nervig!“, entgegnete sie mir stichelnd, denn sie wollte mich drauf aufmerksam machen, dass ich nach dem kochen immer ein Disaster hinterließ, wie auf einer Nudelschlacht.

„Der Koch ist von sowas befreit. Und können wir uns langsam bewegen? Es sieht nach Regen aus.“

Schon den ganzen Tag hatten dicke Wolken über Tokio gehangen und nun erdrückte einen die Feuchtigkeit. Die Monsum-Zeit stand bevor und ich war nicht glücklich über den Herbst. Den könnte man ruhig überspringen.

Sie sagte nichts mehr, sondern nahm meine Hand während wir vom aus Auto liefen. Ich hasste es bei nähernden Regen mit den öffentlichen zu fahren. Also Auto.

Ich hatte ihr überlassen, wo wir essen gehen, auch wenn mein Geld sich nicht freute. Was tat man nicht alles um der Herzensdame einen Wunsch zu erfüllen und sich zum Hampelmann zu machen...?

Kurz beschaute ich mir meine Freundin an meiner Seite und ich wurde einmal beschlagnahmt von ihrem optimistischen Gesicht und sie hatte dieses weinrote Kleid angezogen, welches ich so gerne an ihr mochte. Es umspielte so perfekt ihre Hüfte, alles andere war nur leicht durch den Chiffon angedeutet. Sie konnte so verdammt sexy sein.

Das Lokal war hell erleuchtet schon am Eingang und versprach original französische Speisen. Da hätte ich auch zu Hause Pasta kochen können. Aber ich musste mich um mein Essen nicht bemühen also ließ ich mich in das warme Restaurant führen. Die Geräusche von geflüsterten Gesprächen und klapperndem Geschirr drang an meine Ohren und ich war froh in dem warmen einladenden Lokal zu sein.

Ich wollte schon weiter laufen, als ich bemerkte, dass ein paar Meter vor uns ein weiteres Pärchen stand und es verschlug mir fast den Atem, als ich die bekannte Haltung analysierte. Meine Füße trugen mich einen Schritt zurück, während meine Freundin freudig nach vorne stürmte.

Da stand er. In seinem schwarzen Trenchcoat und der eleganten schwarzen Anzughose. Als er meine Freundin an seiner Freundin klammern sah, kam auch er leicht ins staucheln und schaute sich zu mir um.

Mein Magen verdrehte sich zu einem unangenehmen Knäuel, was an die Außenwänden drückte als sich unsere Blicke trafen. Und wir beide schienen das Gleiche zu denken: Ich will hier weg.

Den beiden Frauen schien das nicht im Geringsten zu stören, sie standen da, ineinander verknäult, und quietschten. Etwas, was ich an Frauen so sehr hasste.

„Akira, komm her!“, lachte Maya und winkte mich zu sich. Mein Kopf sagte etwas Anderes.

‘Renn weg! Hau ab!’

Ich ging die Schritte bedächtig und er beobachtete jeden Einzelnen von ihm mit seinem analytischen Blick.

Sofort wollte ich sterben unter diesem Blick. Was konnte ich ihm schon entgegen bringen – außer einen neutralen Blick. Ihm würde ich nicht zeigen, wie sehr seine Anwesenheit mich einschüchterte. Verdammt, warum musst er auch noch immer so gut aussehen?

„Rena, das ist Akira, mein Freund, und Akira, das is Rena.“ Ich gab ihr lächelnd die Hand. Sie war verdammt hübsch und das Lustigste war, sie waren beide ein sehr stimmiges und passendes Paar.

„... und das ist ihr Freund Kouyou.“ Wir beide gaben uns nicht die Hände, wir schauten uns nur an und ich gab ein knappes „Hi“ von mir, auf das er auch mit „Hi“ antwortete. Wir wollten einander nicht zu nahe kommen.

Rena schaute uns beide fragend an und Kou reagierte nicht sofort.

„Wir kennen uns.“, erklärte er knapp und nahm sie bei der Hand. So perfekt zusammen, dass es mich ankotzte.

„Dann lass uns doch zusammen essen, wenn wir schon in so einer Konstellation hier stehen.“, lächelte Maya mir und dem anderen Pärchen zu und ich hatte das Gefühl noch kleiner zu werden. Das würde eine ziemlich schweigsame und peinliche Runde werden. Besonders schlimm da ich sein Gesicht pausenlos sehen musste.

„Ich weiß nicht.“, gab der Brünette von sich, zog seine Freundin näher an der Hüfte zu sich, um ihr näher zu sein.

„Ich wollte doch mit DIR essen gehen.“, gab er an und sie lächelte nur.

„Wir sind heute Nacht alleine.“, wippte sie mit den Augenbrauen und ich dachte mir nur... der Glückliche. Ich hatte eine Atemberaubende Freundin... aber SIE!

„Komm, wir nehmen uns zusammen einen Tisch.“, gab Rena sehr bestimmt von sich und der Kellner, der schon anscheinend eine ganze Weile bei ihnen gestanden hatte und gewartet hatte, dass man sich endlich einig würde, zeigte sofort den Weg und einen passenden Tisch.
 

Es würde sicherlich einer der schlimmsten Nächte meines Lebens werden. Mir gegenüber saß mein Ex-Freund mit seiner sehr heißen Freundin und ich hatte das Gefühl, dass die Stille am Tisch in meinen Ohren dröhnte. Okay, alle schauten in die Karten und doch war es komisch, dass man nicht nebenbei redete. Mein Appetit war auch unter den Tisch gesegelt und ich hatte wohl wenig Lust mich zu bücken. Über die Ecke meiner Karte konnte ich Kouyou sehen, der in seine Karte vertieft eine leichte Denkerfalte hatte. Er sah noch immer aus wie in unseren Abschlussjahr und es machte mich verdammt nervös. Warum konnte er sich nicht einen Bart wachsen lassen oder eine Narbe im Gesicht haben, sodass ich ihn nicht mehr für schön halten konnte? Warum konnte er nicht schrecklich riechen oder lispeln?

Ein Kellner kam an den Tisch und schaute uns mit einen Lächeln an.

„Haben sie ein Getränk gewählt?“, fragte er fachmännisch und ließ mich in meiner Jober-Zeit schlecht aussehen, in der ich immer sehr schlecht gelaunt die Kunden in den Cafes begrüßt hatte.

Meine Freundin meldete sich als erstes zu Wort und ich wusste, was sie bestellen würde.

„Ich nehme einen Merlot.“, lächelte sie fast genauso strahlend wie der Kellner zurück. Aber sie musste uns hier nichts verkaufen.

„Ist der denn gut?“, fragte Rena über den Tisch und die Dame an meiner Seite nickte zustimmend.

„Der passt perfekt zu Pasta finde ich.“

„Na dann nehme ich den auch.“ Beide lächelten sich zu, wie Frauen nun mal ihrer besten Freundin zulächelten, wenn sie einen 'heißen' Kerl sahen. Männer hoben nur die Augenbraue und nickten anerkennend. Obwohl ich so etwas nie mit Kouyou gemacht hatte. Wir hatten nie Frauen nachgeschaut, besonders nicht er. Ich hatte nur ihn angeschaut, wenn er zerzaust aus dem Bett kam, gehetzt zur Schule rannte oder auf seinen Kaffee bei Starbucks wartete.

„Ich nehm ne Coke!“, sagte ich trocken und stierte weiter in die Karte. Vor mir war ein kurzes Auflachen zu hören, doch man hielt es sofort zurück bevor es richtig ausbrach.

Mit fragenden Blick schaute ich von meiner Karte auf und sah in Uruhas Gesicht, der kurz hinter seiner Karte verschwand und dann wieder auftauchte, mit nicht ganz so exaktem Gesicht wie vorher.

Er hatte gelacht, oder besser gesagt gekichert. Ganz einfach so, vor meinen Augen. Lachte er mich aus?

„Was? Was hast du gegen ne Coke? Is auf der Karte auch drauf.“, massregelte ich ihn und er lachte noch einmal kurz.

„WAS?“, fragte ich noch einmal pikiert und sah seine amüsiert hüpfende Augenbraue.

„Nichts. Ich glaube dir, dass du die Karte aus dem ABC kennst.“

Kurze Stille und dann fing der Tisch an zu kichern... außer Rena. Sie hob nur zweifelnd eine Augenbraue Kouyou-like. Natürlich konnte sie meine Künste im Buchstabieren nicht kennen.

„Dabei verstehe ich gar kein französisch.“ Mir fiel ein Spruch ein, den ich Kouyou damals immer entgegnete, aber ich hielt ihn in dieser Runde lieber verschlossen.

„Du tippst die ganze Zeit auf die Muscheln im Knoblauch-Mantel.“, gab er mir zu verstehen und ich brachte nur ein „Oh!“, zustande.

„Ich nehme einen Caipirina wenn es geht.“ , gab Uruha dem Kellner bescheid und nun war es an mir zu glucksen. So wie ich vorher, schaute er nun mich an.

„WAS?“, wollte er ein wenig kühl wissen. Und in seinem Gesicht war plötzlich etwas verändert, anscheiend war der Groschen gefallen.

„Nur Mädchen trinken Cocktails.“

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und funkelten... doch es schien kein Hass in ihnen zu sein. Ich wusste, wie Uruha aussah wenn er Hass austrahlte.

„Wo ist der Oscar nur, wenn man ihn braucht?“, entgegnete er hinterlistig und seine Mundwinkel bogen sich in Richtung seiner Ohren.

„Ganz weit hinten in meinem Schrank vergraben, damit er niemals wieder Bekanntschaft mit meinem Schädel machen kann.“, entgegnete ich genauso neutral und wir beide lächelten uns wissend an.

...Oh Gott ich wollte diesen Mann küssen...

...Ich hasste ihn so sehr!...

...Ich hasste ihn dafür...

Maya neben mir räusperte sich kurz und schaute mich an.

„Wer ist denn Oscar? Kenne ich ihn?“

6-er im Lotto

6-er im Lotto
 

Hatte das Kapitel schon letzte Woche fertig aber irgendwie wollte ich es noch nicht hochladen. Aber nun habe ich es auch wieder voll vergessen. >.<

Also nun für euch das 6. Kapitel.^^

Liebe Grüße

Seikara
 

Wir waren keine Mädchen, doch ab und zu erlaubten es auch wir uns ein Telefon in die Hand zu nehmen und miteinander mehr als 4 Sätze zu reden. Besonders da Tora krank war und mir noch das Doppeldate in den Knochen lag. Es gab keine bösen Vorfälle, kein böses Blut, doch ich und Kouyou hatten uns nur angeschaut. Die Konversationen führten Maya und Rena, ich hatte auch keine Worte übrig oder nur wenig. Mir war es schon zu viel gewesen zu verbergen, wie aufgebracht ich war wegen seiner Anwesenheit. Er sah auch in manchen Sekunden so aus, wenn er sich unbeobachtet gefühlt hatte, als ob er nicht wüsste, ob er mir den Teller ins Gesicht werfen sollte oder nicht.

Alles in Allem ein sehr friedlicher Abend außer ein kurzer Fußtritt, wo ich nicht sagen konnte, ob er es absichtlich gemacht hatte. Entschuldigt hatte er sich nicht, aber das war okay gewesen. Das wäre zu peinlicheren Wortgefechten gekommen.

Zurück zum Thema, ich wollte nicht Tora ins Gesicht sehen, wenn ich von dem Abend redete, denn es hatte mir viel Ärger und auch ruhelose Stunden eingebracht. Andauernd dachte ich darüber nach, was der verkappte Brünette gedacht hatte, als er da so adrett vor mir saß.

„Wenn Rena nicht Kouyous Freundin wäre und ich nicht Takumi hätte, wäre ich sicher zum schwanzwedelnden Hund mutiert auf der Einweihungsparty. Sie sah selbst in Pyjama hinreißend aus.“

Ich schaute skeptisch vor mir hin als ich Tora zugehört hatte.

„Woher willst du wissen, wie sie im Pyjama aussieht?“, fragte ich skeptisch und sah aus dem Fenster raus in den sonnigen Nachmittag. Ganz nach Feng Shui Art, damit das Chi besser fließen kann und man jeden Sonnenstrahl einfängt nach Südwesten ausgerichtet.

„Takumi hat oft mit ihnen geskypt, da kam es schon mal dazu, das da eine Rena in kurzer Hose umher gerannt ist.“

„Ich bin neidisch.“, gab ich tonlos zu und hoffte gerade nicht, dass Maya früher Schluss heute hatte. Ich fühlte mich irgendwie taub und gleichzeitig war mein Geist so was von wach. Was war bloss mit mir los. War ich nicht sonst ein so emotionaler Krüppel, dass ich nicht mal etwas fühlte, wenn man mir sagte ich wäre ein verschissener Yankee?

„Anscheinend lernt man solche Frauen nur in Amerika kennen.“, lachte Tora knarzend am anderen Ende der Leitung.

„Hey, meine Freundin is auch heiß.“, beschwerte ich mich nur halbherzig. Ich redete schließlich genauso über die Freundin meines Ex-Freundes.

„Aber ich habe sie nicht vorher gefunden. Sie ist nicht heiß, weil ich nicht mit ihr zusammen bin. Sie ist nur süß.“ Ich sagte dazu nichts. Wenn ich meine Freundin nicht sexy finden würde, würde ich ja nicht mit ihr schlafen und doch war ich gerade nicht immer ganz bei der Sache, wenn wir uns liebten. Ich würde sagen, es lag einfach zu viel in der Luft. Zu viel drang in mich ein und machte aus mir ein nervliches Wrack.

„Ich würde ja am liebsten sagen beste Freunde teilen alles, aber das würde bei Kouyou sicherlich nicht gut kommen.“, lachte ich tonlos und falsch und das wusste mein bester Freund. Er ging darauf nicht ein, denn er wusste ich würde es sagen...

„Und was ist mit Kou?“, fragte er mit hellerer Stimme, so als wäre es ihm peinlich mit mir zu reden.

„Wie? Was soll mit dem sein?“, hakte ich etwas vorsichtig nach. So genau konnte ich mir nicht vorstellen, was er meinte. Wir hatten das Thema eigentlich totgeschwiegen und das empfand ich als sehr richtig.

„Na ja, findest du ihn auch noch heiß?“, fragte er so, als wäre es total abwegig auf einen Mann zu stehen und besonders auf diesen.

Mir blieb die Luft im Hals stecken und ich wusste in diesem Moment nicht recht, ob ich das auch wirklich gehört hatte. Tora fragte mich über Kouyou aus?

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Fang nicht so an, damals hättest du ihn hechelnd wieder zurück genommen. Ich will nur wissen, ob die Gefühle nun tot sind oder ob du ihn immer noch heiß findest.“

Mein Herz setzte aus und ich hatte nicht übel Lust darüber nachzudenken. Aber er hatte recht - ich war am Rande der Verzweiflung gewesen, weil ich nicht wusste, wie ich ihn wieder zurück bekam.

Kurz ließ ich den Abend durch meinen Kopf gehen... Wie er da gestanden hatte mit schief gelegtem Kopf und den Händen in den Trenchcoattaschen. Wie er vor mir gesessen hatte und die Mundwinkel sich nach oben bogen bei einem leichten Lächeln, immer wenn Rena oder Maya etwas Witziges gesagt hatten, an was ich mich nicht mehr erinnern konnte.

Mein Herz sprang auf und ab vor Abscheu und Hingabe... so als hätte ich einen 6.er im Lotto errungen. Dieser bescheuerte und egoistische Ochse sollte verdammt nochmal nicht so viel ausstrahlen.

„Nein, da is nichts.“, log ich ihn und mich an, damit ich mir das auch wirklich einreden konnte.

Dieser Mann hatte mich aus seinem Leben geschmissen in dem Zeitpunkt, in dem ich ihn wohl am meisten gebraucht hatte.

Es war ein Schockmoment gewesen, hatte danach noch mehr getrunken, damit ich vergessen konnte, in was für einem einsamen Haus ich lag und wie sehr ich diesen Mann vermisste.

Irgendwann lag ich nur noch auf dem Bett und versuchte zu vergessen, denn kein Alkohol der Welt konnte mir Kouyou zurück geben und ich schnitt mir immer mehr ins Fleisch, wenn ich im angetrunkenen Zustand wieder vor seinem Wohnhaus stand und nach ihm schrie.

Ich tat es 1 Mal, ich tat es 2 Mal, ich tat es 5 Mal. Dann tat ich es nie wieder, nachdem er mir eine Kiste in die Hand gedrückt hatte in der alles drin war, was ich je bei in gelassen hatte oder was ihn an mich erinnerte. Obendrauf thronte der Oskar.

„Okay, dann kann ich mich entspannen. Das Ganze ging mir nämlich mächtig auf den Keks.“

Ja, alle hatten mehr gelitten als ich, denn ich war unausstehlich.

Mein Vater wollte mich los werden, ich war einfach zu faul.

Meine Schwestern wollten nicht mit mir reden, ich war ein abgefrakter Säufer.

Meine Freunde wollten nicht zuhören, ich leierte immer wieder die selben Sachen.

„Ich treffe mich morgen mit ihm.“, sagte ich frei herraus und ich hörte die schneidende Stille am anderen Ende des Telefons eine halbe Minute.

„Wie bitte?“, fragte er ungläubig nach.

„Er hat mir am Ende des Abend gesagt, er möchte mich in einer Woche genau um diese Uhrzeit im Piano Cafe treffen.“

Ich konnte mich zu gut an den Blick von ihm erinnern. Er strahlte keine Freundschaft oder Mitgefühl aus... keine Nettigkeit. Es würde sicherlich nicht über ein Picknick reden wollen. Nicht Kouyou Takashima.

„Und was ist, wenn du nicht hingehst?“

„Hab ich auch gefragt. Er meinte es würde ihn sicherlich nicht stören.“

„Was hast du gesagt?“

„Das er sich seine Allüren aus den Arsch holen soll, denn die täten seiner Haltung nicht gut.“

„Für deine Sprüche sollte man Geld bezahlen, Junge.“
 


 

Ich fühlte mich nicht wohl dabei, Rena anzulügen und doch war ich mir sicher, es wäre nicht so gut ihr zu sagen, was ich wann wo machte. Sie lief nur schweigend neben mir zur Yamanote.

Sie war angespannt, weil ich angespannt war, doch sie fragte nicht warum.

„Ruf mich einfach an, wenn du zu Hause bist. Ich brauche heute länger glaube ich.“, sagte sie, während sie in ihrer großen Tasche nach ihrem Schlüssel suchte. Währenddessen küsste ich sie auf die Wange und schob mir das Gestell meiner Brille wieder zurecht.

„Mach dir keinen Sorgen, ich werde nicht vereinsamen, oder so.“

Zwei Männer schoben sich an uns vorbei, als wir stehen blieben an dem Eingang des Bahnhofs.

Ich wollte mich schon darüber aufregen, dass sie nicht unbedingt nebeneinander an uns vorbei mussten, doch ich sah ihre verschränkten Hände und hielt inne, sah ihnen nach und es zog unangenehm in meiner Brust. Sie wirkten wie zwei Jungen aus der Todai in der Nähe. Ihre Hände irritierten mich immer mehr.

In dieser Zeit, die mir vorkam wie ein paar Minuten, beobachtete mich Rena peinlich genau und ich hatte das Gefühl sie wusste, an wen ich dachte.

Ich konzentrierte mich wieder auf sie, um von der peinlichen Situation abzulenken. Dabei saß ich mittendrin.

„Du hast gar nichts gesagt, obwohl du das bei so was immer machst.“, gab sie an und schaute mich mit forschenden Augen an. Sie hatte gesehen, wie ich ansetzten wollte und doch still geblieben war.

„Das war ein Paar.“, sagte ich nur leise und sah meine glänzenden schwarzen Schuhe nach budapester Machart an, als wäre da was Wichtigeres. Man musste es mir doch an der Nasenspitze ansehen, was in mir vorging. Mein ganzes Verhalten schrie doch bereits. Ich fühlte mich wie ein Fluss, der alles aus sich heraus fließen ließ, ob er nun wollte oder nicht.

„Sag mal, wie standest du eigentlich zu Akira damals?“, fragte sie mich, ohne, dass es eine Vorbereitung für mich gab, Einfach ins kalte Wasser geschmissen.

„Wir waren Schulkameraden.“, gab ich steif von mir und beobachtete eine Taube, während sie nach einem Burger auf dem Boden pickte.

„Ja und mehr?“, hakte sie nach und ich schaute sie wütend an. Was sollte das ganze Rumgefrage? Das war doch alles längst vorbei. Das war nicht mehr ich. Frauen konnten echt schrecklich sein mit ihrer Neugier.

„So was wie mein bester Freund. Reicht das jetzt?“ Ich wollte nicht kalt klingen, doch ich bekam den Timbre nicht mehr umgelenkt zu einem netten Ton.

Sie merkte, dass sie etwas angesprochen hatte, auf das ich keine Lust hatte zu reagieren, dass ich gereizt war. In diesen Momenten war es immer besser, wenn wir schwiegen und alles so hin nahmen wie es ist. Ich hatte genug Probleme gerade vor mir.

„Achso, na dann bis heute Abend. Vielleicht habe ich noch Zeit vorbei zu kommen.“

Ich nickte nur, antwortete nicht, denn es wäre unpassend gewesen, zu sagen, dass ich lieber gerade alleine war. Besonders seitdem ich das Gefühl hatte, Maya und Rena hatten das mit diesen einen Abend geplant.

Wieso konnten es Frauen nicht so beruhen lassen, wie es war?

„Bis dann.“ Sie ging ohne nach mir zu schauen und das was gut so. Dann fühlte ich mich nicht schlecht in meiner Haut.

Auch ich ging weiter den Weg in einer der Seitenstraßen von Meguro, einem Familienviertel in dem es kleine gemütliche Cafes gab, die spät Nachmittags für Geschäftsleute die beste Ruhestätte waren.

Ich gesellte mich gerne zu ihnen und ließ die Ruhe über mich senken.

Auch diesmal setzte ich mich in ein schmales Cafe, was versuchte westlich zu wirken und nahm mir die Zeitung, die auf jedem Tisch lag. Einer der wenigen Sachen die mich beruhigten. Zeitung lesen!

Doch ich blätterte nur uninteressiert durch. Nichts Wichtiges an diesem Tag.

Drei Tote bei Übefall. Yen wird stärker... Bla!

Nebenbei bestellte ich mir einen Machiatto, so wie ich ihn immer hier trank. Die Bedienung fragte schon gar nicht mehr nach, ob mit extra Zucker. Man kannte sich.

Verdammt! Warum war ich überhaupt hier?

Ach ja, ich wollte meinem Ex-Freund klar machen, wie die Dinge standen, damit ich damit leben konnte, dass er in meiner unmittelbaren Umgebung war. Denn so einfach würde es nicht werden ihm aus den Weg zu gehen. Schon alleine durch das unglaubliche T-Team. Ein Tora ohne Akira konnte nicht mal ich mir vorstellen.

Kouyou, es wird einfach und formell ablaufen. Das kannst du doch gut.

Vielleicht kam er ja auch gar nicht. Schon mal ein gutes Zeichen. Akira hatte keinerlei Interesse in seine Nähe zu kommen. Wirklich eine tolle Option...

… Wirklich?...

„Hier Ihr Latte Machiatto“, erklärte mir eine Stimme von der Seite und holte mich wieder zurück. Verdammt, ja ich war ja noch in aller Öffentlichkeit. Verwirrt nahm ich ihn entgegen und rührte ein wenig im Schaum. Das musste sicherlich komisch aussehen wenn mich Leute beobachtet hatten.

Sofort nahm ich mir die Zeitung wieder zur Hand.

An der Tür klingelte eine helle Glocke und zeigte an, dass ein neuer Gast eingetreten war. Ich musste nicht einmal aufschauen um zu wissen, dass es Akira war der mit aus gefranzter und löchriger Jeans den Laden betrat.

Warum hatte er sich nicht unauffälliger Kleiden können? Im Augenwinkel sah ich Regenbogenfarbende Hosenträger runterhängen. Woher hatte er die denn her? War ja fast verboten.

Kurz schaute er sich um und lief zielstrebig auf meinen Tisch zu. Hatte mich ja extra nicht so weit hinten hingesetzt

Er hatte sich in all den Jahren kein bisschen verändert. Nicht mal die Haare sind länger geworden oder anders gefärbt. Das einzige... er trug seine Nasenbinde nicht mehr und das hatte mich schon von Anfang an gestört. Damals hatte er sie nur vor mir abgenommen und nun zeigte er sie aller Welt.

... Arschloch!...

während er sich mir gegenüber setzte konnte ich nicht an mich halten und ließ mich zu einem Kommentar hinreizen.

„Und was machst du, wenn es schneit?“, fragte ich bissiger als ich wollte. Eigentlich sollte das hier eine neutrale Besprechung werden. Aber bei ihm konnte ich nicht neutral bleiben. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, musste ich an unsere Schulzeit denken.

Wie er andauernd meine Gummibärchen geklaut hatte, natürlich die Grünen, die ich nicht mochte.

Wie er versucht hatte mit der Federtasche von Ruki aus den Schulfenster in einen Müllkorb auf den Schulhof zu treffen.

Wie er andauernd mit meiner Mutter das Opening von Sailor Moon und Naruto gesungen hatte.

Wie er pünktlich zu Mathematik mit den Kopf auf die Tischplatte fiel und einschlief.

Wie er an seinen Federhalter knabberte und mich anschaute, wenn ich über chemische Formeln redete oder physikalische Gesetzte. (Ich bin mir sicher, er hat mir nicht zugehört!)

Wie er schmerzverzerrt das Gesicht verzog, wenn ich ihm sagte, dass er gefälligst Verantwortung für seine Schwestern übernehmen musste, jetzt wo seine Mutter weg war.

Wie er mich wütend meinen Tisch demoliert hatte und mir gesagt hatte, ich wäre das Schrecklichste, was ihm je passiert sei und ich würde seinen Stolz brechen.

Wie... ja wie?

Nur an die Nächte zu denken, in denen er mich für alles verantwortlich machte schnitt mir ins Fleisch. Keiner dieser Sätze wollte ich mehr denken und doch kamen sie jetzt wieder, als er vor mir saß und seine Augen so aussahen wie flüssiger Bernstein.

„Ich bin keine Memme die bei -5° friert. Und wenn, dann habe ich noch eine andere Jeans.“

Auch er reagierte gereizt, schaute mich an, als würde er sich nicht für ein Gespräch interessieren.

„Und wo hast du deine Manieren gelassen?“, fragte er mich und nahm die Speisekarte von einer Kellnerin an. Zu ihr war er so charmant wie ein Gentelman. Für mich reichte der Blick, den man einer Ratte schenkte, aus.

„Sie werden nicht selten finden, dass es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.“, entgegnete ich und er lächelte nur gehässig und winkte die Kellnerin zu sich ran.

„Einen New York Burger bitte.“, sagte er mit einer schmeichelnden Stimme, für die ich ihn am liebsten den heißen Kaffee in die Hose gekippt hätte.

„Burger erhöhen das Demenzrisiko und deine Cholesterinwerte ziemlich stark.“, versuchte ich es als Randnotiz stehen zu lassen.

Er hingegen sah mich leicht entgeistert an und schüttelte den Kopf. Ich hatte eigentlich gedacht er sagte so etwas wie: „Lass mich doch essen was ich will.“

Doch er sagte nichts und wendete sich wieder an die Kellnerin.

„Mit extra viel Mayo, bitte.“

Natürlich wollte er mich ärgern und achtete nicht auf meine Worte und das ärgerte mich wirklich. Dieser verfluchte Kerl tat auf obercool und ich hatte ganz vergessen, dass er eigentlich schon immer so war. Er hatte nur auf mich gehört, weil er mit mir zusammen war und nicht, weil er sich sonderlich dafür interessiert hatte, was gesund war und was nicht.

„Und von wem kam dieses tolle und wirklich kluge Zitat?“, fragte er mich mit wenig Interesse.

Meine Glieder wollten ihn auf der Stelle in die Polster drücken und mein Mund wollte ihn anschreien, dass er gefälligst nicht so cool tun sollte, während mein Herz so flatterte wie ein Schwarm Kolibries.

„Bismark.“, sagte ich stattdessen nur nüchtern und besann mich meines Kaffees, der langsam kalt zu werden schien. Dabei saß ich noch nicht lange in diesem Cafe.

Meine Gedanken kreisten um diesen verdammten Mann, der mich lieben und hassen gelernt hatte und dessen Haar nun so verdammt silbern schimmerten im Zwielicht des Nachmittags. Ich wusste, wie gerade und schön seine Nase war. Doch ich hatte sie nur selten im natürlichen Licht der Sonne so sehen dürfen. Seine Augenbrauen machten so einen sanften Bogen, dass ich manchmal glaubte sie waren in Wirklichkeit so hell und dünn. Natürlich zupfte und färbte er.

Was sollte das alles? Ich musste neutral bleiben und das sollte ich eigentlich können.

Sein Blick traf wieder mich und ich musste mich sofort wieder ermahnen nicht im Sitz zusammenzusinken. Das alles machte mich so müde. Der ganze Hass, die ganzen Erinnerungen.

„Und weshalb sitzen wir jetzt hier?“ Seine Stimme klang nicht mehr ganz so streng oder abgebrüht. In ihr schwang so viel unmut mit wie ich mich fühlte.

Jetzt war es an der Zeit zurück zu schlagen. Es war Zeit Grenzen zu zeigen oder sogar richtige Abgrenzungen zu schaffen. Wir sollten genau DAS nicht mehr aufrühren.

Kurz räusperte ich mich und legte die Zeitung beiseite.

„Ich wollte mit dir darüber sprechen wie es jetzt weiter gehen soll.“ Innerlich verfluchte ich mich dafür nicht kalt zu klingen, so wie ich es eigentlich vorhatte. Ich wollte ihn verletzten, ihm das Herz auskratzen mit einem rostigen Messer. Für all die Worte, die er mir damals an den Kopf geworfen hatte.

„Wie meinst du das?“, fragte er in einer höheren Oktave, so als hätte ich ihn eines Mordes beschuldigt.

„Es ist ja wohl offensichtlich, das wir einander nicht 100% aus den Weg gehen können und ich habe nicht sonderlich Lust darauf irgendwelche weiteren Fragen über uns zu beantworten.

Es ist okay, dass du hier bist, aber ich will dich nur dulden, wenn du in gutem Abstand zu mir bleibst.“

Sein Gesicht bewegte sich nicht, schien wie aus Stein gemeißelt. Man wollte rauf schlagen, um irgendeine Veränderung herauf zu beschwören. Mein Inneres wollte, dass er mir schnippisch antwortete und beleidigend wurde, damit ich mir sagen konnte er wäre mir egal und ich täte an all dem Recht was ich sagte und tat.

„Nach all den Jahren bin ich nicht gewillt dir zu verzeihen und ich will dich nicht bei mir haben und an den ganzen Scheiß denken müssen, den man nicht mehr ändern kann.“

Das war alles andere als neutral gewesen und kühl schon recht nicht. Ich hatte mich ihn Rage geredet und er schaute mich einfach nur an. Verdammt noch mal er sollte genauso kochen. Er sollte verdammt nochmal lachen oder weinen. Obwohl sein verdammtes trauriges Gesicht mich wahrscheinlich noch viel verzweifelter machen würde.

Wieder holte ich Luft, um mich zu beruhigen.

„Willst du noch etwas los werden?“

Wieder eine beiläufige Frage und ich nahm mein Glas mit dem Machiatto in die Hand, um einen Schluck zu nehmen...

„Deine Freundin ist scheiße geil.“

… und den Schluck wieder auszuspucken auf den glänzenden Tisch vor mir.

Ein paar Gäste schauten schon pickiert und er... er lächelte hinterhältig.

„Was'n das für eine Auslage?“, wollte ich mich beschweren doch ich bemerkte gerade das Malleur in meinem Kauderwelsch von schlechter Grammatik und verwechselten Wörtern.

„'Was ist denn das für eine Aussage?' heißt das Kouyou.“, begann er mich nachzuäffen und wie durch ein Wunder bogen sich meine Mundwinkeln nach oben. Ich wollte nicht lachen, doch mein Mund synchronisierte sich mit seinem.

Verdammt dieser Mund! Wie oft hatte ich über ihn geleckt, in die spröden Lippen gebissen und er sah immer noch so wunderbar aus.

Ich wollte weinen, doch mein ganzer Körper schüttelte sich vor Kichern.

Wieso verdammt noch mal konnte ich diesen Kerl nicht hassen?

Wieso konnte ich ihn nicht auf Abstand behalten?

Wieso fühlte ich mich bei seinem Lachen wie bei einem 6.er im Lotto?

Wieso sehnte ich mich so nach Worten von ihm, obwohl sie mich damals so verletzt hatten?

Wieso sehnte ich mich nach einer Umarmung, obwohl er mir Gewalt angetan hatte?

Ich wollte in seiner Nähe sein und sein Lachen hören. Ihm sagen was in der Luft lag und ihn kneifen, wenn er wieder Rülpsen wollte.

Ja, ich wollte ihm doch vergeben...

Würde er nur ein Wort endlich in den Mund nehmen...

... „Entschuldigung!“...

Im 7. Himmel

Im 7. Himmel
 

Und? Wer hat bis jetzt das System der Überschriften rausgefunden??? xDDD

Und ich muss mir einmal Luft machen, weil Einige sagen, dass Reita das Opfer ist. Hat denn niemand RICHTIG aufmerksam das letzte Kapitel oder WCI? von den Leuten gelesen???? Ich finde zu ihrem Problem gehören zwei Leute und es ist auch sehr abhängig von ihren Vorgeschichten.

Egal, danke für die Leute, die Uruha nicht so schnell verurteilen. ;^;

LG

Seikara
 

„Und, ist das gut so?“, fragte ich und stöhnte wegen der Anstrengung auf.

„Noch ein bisschen tiefer.“, antwortete Akira unter mir und schien auch zu kämpfen.

„Das ist zu eng, ich krieg ihn nicht rein.“, jammerte ich auf und wollte schon aufgeben. Gleichzeitig seufzte auch er angespannt auf und ich wusste nicht, ob vor oder zurück. Es war doch zum verrückt werden.

„Oh, ich kann nicht mehr.“

„Warte, ich hab's. Lass es los.“, wies er mich an und ich ließ die Finger von dem Abflussrohr der Spüle. Das war ja wirklich ein Desaster gewesen. Technische Geräte waren nicht mein Fall. Allgemein alles Technische war nicht in meinem Gebiet und so war ich aufgeschmissen, als irgendwas mit der Spüle in der Küche nicht in Ordnung war. Gerade mal eingezogen und schon nur Ärger mit der Einrichtung. Gut, dass ich, wenn auch sehr sträubend, Jemanden gefunden hatte, der sehr wohl davon Ahnung hatte. Rena hatte zum Glück ihr Telefonbuch hier gelassen, wo sie Mayas und Akiras Hausnummer gespeichert hatte und ich hatte sicherlich 30 Minuten mit dem Telefon geredet, dass dies sicherlich kein verzweifelter Versuch war mit ihn im Kontakt zu bleiben. Auch wenn es danach aussah, wenn ich ihn genau 2 Tage später zu Hause anrief. Bei unserem Gespräch in meinem Lieblings-Cafe ging es auch um die Rollenverteilung im Haushalt. Und ich erinnerte mich wie ein Luchs, dass er gesagt hatte, er war der Handwerker. Denn ich war ein wenig pikiert und im Stolz verletzt, da ich selber nicht Manns genug war so etwas zu machen.

Nun rutschte er unter der Spüle hervor und wischte sich mit dem Unterarm über die leicht verschwitze Stirn.

So aufmerksam wie ich war, nahm ich zwei kühle Flaschen, eine Cola und eine mit Mineralwasser, heraus und stellte sie auf meinen Wohnzimmertisch, das vor meinem Sofa stand, auf dem ich mich nun gemütlich lümmelte. Wieder einmal etwas geschafft.

Er setzte sich neben mich und nahm seine Cola ohne mich schief anzusehen - obwohl ich es erwartet hatte.

„Du solltest dich beim Vermieter beschweren, dass du eine fehlerhafte Kücheneinrichtung hattest. Du bist ja noch nicht allzu lang hier.“, erklärte er mir und nahm einen seeehr großen Schluck von seiner kleinen Colaflasche, sodass sie schon fast wieder leer war. Wo trank er das alles auf einmal hin?

Gerade wollte er sich schon wieder Luft machen, als ich ihm einen scharfen Blick von der Seite gab und er es sich sofort wieder verkniff.

„Sorry.“, nuschelte er in sich hinein und schaute in die andere Richtung. Er sollte bloß nicht so unschuldig tun, das machte mich ganz wuschig. Ich konnte das nicht mit dem Akira vereinbaren, den ich vor 5 Jahren auf dieser Insel zurück ließ.

Vielleicht sollte ich ihn nicht so oft mit damals vergleichen und einmal vergessen, dass ich ihn schon länger als eine Woche kannte.

„Du kannst das wirklich gut.“, sagte ich in die Stille hinein, denn ich fand es beeindruckend, in welch kurzer Zeit er meine Küche wieder auf Vordermann gebracht hatte. Vielleicht auch nur, um mal wieder etwas Nettes zu sagen, weil wir uns bis jetzt nur oberflächliche Sachen zu erzählen hatten.

„Ich arbeite in einem Club. In dem kommt es mal vor, dass man nicht nur das Licht machen, sondern auch einen Kühlschrank zum Laufen bringen muss.“

Ja, in all der Aufregung hatte ich ganz vergessen, dass er als Tontechniker in einem kleinen Club in Shibuya arbeitete. Damals hatte er auch öfter all die Hausmannsarbeit bei uns zu Hause gemacht.

Kouyou, du wolltest nicht daran denken, dass du ihn schon so lange kennst.

In mir baute sich der Gedanke an mein Restaurant auf, indem weder Herd, Kühlschrank, Licht oder Wasser funktionierte... vielleicht konnte man da etwas machen. Aber ein Mann für so viele Sachen war sicherlich zu viel verlangt.

„Kannst du auch Wasserleitungen legen und Kühlgeräte zum Laufen bringen?“, fragte ich vorsichtig und schaute aus dem Fenster. Wir beide hatten uns noch nicht oft getraut uns anzuschauen. Und das ließ alles so vertraut erscheinen, dass ich lächeln musste.

„Ja, sicher! Warum?“ Nun klang er sehr misstrauisch und sah mich schief von der Seite an, als würde er glauben, ich könnte ihn jeden Moment in eine tödliche Falle laufen lassen.

„Ich habe noch ein ganzes Restaurant, in dem Wasser, Licht, Herd und eine Kühlkammer fehlt.“

„EIN GANZES RESTAURANT? Was machst du?“ Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, dass es nur ein kleines Lokal ist, was ich gekauft habe. Zu mehr hatte ich nicht den Mut.

„Ich eröffne mit einem Koch ein Lokal für Leute mit erhöhten Erwartungen an ihr Essen und die, die gesund leben wollen.“, versetzte ich ihm einen Seitenhieb auf sein ungesundes Fast-Food-Leben. Das vom letzten Mal würde ich ihn noch ein paar Mal schmecken lassen. Es war nicht so, dass er der Einzige um mich herum war, der so leben würde. Rena hatte Hot Dogs, Hamburger und andere Sachen in meinem Kühlschrank gelagert.

„Ein ganzes Lokal, hm.“ Er schien zu überlegen und die Spitze gegen ihn total zu ignorieren. So als würde er gerne noch mal ‚mit ganz viel Mayo’ sagen wollen.

„Wenn ich gebührend entlohnt werde, würde ich es machen. Natürlich mit genügend Zeit.“

„Natürlich.“, gab ich ihm zu verstehen. Ich war nicht undankbar oder so, er würde gebührend entlohnt werden. Es sei denn er würde einen ordentlichen Einkauf bei Mc Donalds als genug Entlohnung sehen. Dagegen hätte mein Geldbeutel sicher nichts.

„Irgendwie hätte ich mir ja denken können, dass du was mit Nahrungsmitteln machst. Warst da ja eh immer so strikt.“, nuschelte er in seine Flasche hinein und ich sah ihn von der Seite an. Komisch so etwas von ihm zu hören, der trotzdem seine Hot Dogs gegessen hat, während ich gemahnt hatte. Okay, seiner Figur hatte es nie schlecht getan. Was mich immer gewundert hatte... Ich sollte jetzt sicherlich nicht über gut gebaute Körper nachdenken.

„Ist ja auch das Einzige, was mich auch wirklich damals interessiert hat.“, gab ich zu und schaute wieder an die Wand vor mir. Es war doch zum Schreien. Warum konnte ich ihn nicht länger als ein paar Sekunden ansehen?

„Außer mich!“

Hatte ich das gerade wirklich gehört? Es war wie ein Zauberspruch, um in meinem Kopf Filme abspielen zu lassen. Und ich mochte diese Filme gerade gar nicht. Dieser vorgegaukelte 7. Himmel!

„Entschuldigung.“, räusperte sich der Blonde sofort, als er meinen mahnenden Blick sah.

„Du hast ja recht... irgendwie.“ Trotzdem wollte ich nicht von Damals reden, denn ich wollte ihn behandeln, als würde ich ihn erst seit wenigen Tagen kennen. Als wäre das nie passiert.

„Aber du würdest jetzt sicher nen guten Hausmann hergeben. So am Herd und Löffel schwingend.“, schien er in die Luft zu sinnieren und irgendwie fand ich das ja schon lustig.

„Natürlich. Dein Traum. Jemand für dich in der Küche.“

Ein kurzer Blick von ihm, ein kleines verschmitztes Lächeln und ich wusste die Antwort bereits und musste selber lachen.

„Dann kannst du meine Hausfrau sein und mir Pizza backen. Aber bitte mit extra viel Salami und Käse und Würstchen-Rand... oder doch lieber Käse??“ Meine Hand blieb nicht bei mir, ich musste ihn einmal schlagen und er nahm den Schlag gelassen und lachte auf. Der hatte wohl zu viel von dem Rohrreiniger geschnüffelt.

„Komm schon! Sei meine Hausfrau!“

„Ich geb' dir gleich Hausfrau!“ Gerade wollte ich ihn noch einmal schlagen, als mir wieder sein strahlendes Jungenlachen auffiel. Als würde es das Zimmer lebendiger machen. Er sollte aufhören zu lachen.

Ich konnte nicht ernst sein.

Ich konnte nicht denken.

Vielleicht sollte ich einfach aufgeben. Das brachte doch alles nichts mehr. Diesen Mann hatte ich mir selber wieder in die Wohnung gebracht. Das kam ja nicht von ungefähr... ich wollte doch vergessen, ich wollte neu anfangen. Denn ich mochte seinen Humor. Sonst hätte ich ja nie so viel Zeit mit ihm verbracht.

„Soll ich mir noch Lockenwickler in die Haare machen und dir die Hemden bügeln?“

„Oh bitte, das will ich zu gerne sehen. Ich mach dir gerne den Ehemann mit fettigem Feinripp-Hemd und Muschi-Bärtchen.“ Er konnte sich kaum noch auf dem Sofa halten und auch mir schlich sich ein leichtes Lächeln ins Gesicht.

„Es wird sicherlich mal eine Chance dazu geben.“ Und es würde sicherlich nicht so schnell kommen, dass ich mir schnell die Blöße geben müsste.

„Oh ja, und ich weiß auch wann.“

Erschrocken schaute ich ihn an. Hatte ich irgendetwas verpasst? Ich war nie der Mensch, der sich gerne zum Idioten gemacht hatte. Das habe ich immer Reita überlassen. Er war wie ein Idiot durch die Wohnung gerollt und hatte Indianer gespielt und mit Papierkügelchen nach mir geworfen. Mit Milchschnittenpapier auf dem Kopf als Federn.

„Zu Halloween schmeißt das unglaubliche T-Team eine Party und ich weiß auch schon wer eingeladen ist.“, flötete er amüsiert, hauchte gegen seine Fingernägel, um sie posierend an seinem Hemdkragen zu polieren. Was für ein schrecklicher Mann, ich könnte in sein strahlendes Gesicht schlagen dafür, dass ich es so schön finde und mir schlecht wird bei den ganzen Ameisen, die meinen Magen auffraßen.
 


 

Ich sah mir das Muster noch einmal an, und noch einmal. Doch es wollte mir nicht gefallen. Warum gefielen mir die Sachen meines Lieblingsdesigners nicht mehr? Warum gefiel mir eigentlich gar nichts mehr? Shoppen gehen war einfach nicht das Gleiche gerade. Dieses Kaufhaus machte mich nur noch depressiv. Da wollte man sich ablenken von Allem, was passiert war, eine kaputte und nun reparierte Spüle und irgendwo in meiner Wohnung mein Verstand, der zurückgeblieben war. Wie konnte ich mich eigentlich auf diesen Mann einlassen? Schon wieder!

Er nervte mich doch eigentlich mit seiner chaotischen Lebensart. Er konnte am frühen Morgen nicht mal sein Frühstück planen, ein Meteor würde sicherlich dazwischen kommen.

Eine Weile lang starrte ich auf eine glänzende Gürtelschnalle, um zu kapieren, was genau da wieder vorgefallen war. Hatte ich mich da wirklich mit ihm ein weiteres Mal verabredet? Und dann auch noch auf ein öffentliches Treffen mit meinen Freunden und deren Freunden? Unsere ‚Versöhnung’ würde offiziell werden, sodass Einige sicherlich wieder den Pärchen-Radar rausholen würden.

Vielleicht würde es auch ganz gut so sein und wir würden ohne das ganze Liebes-Ding gute Freunde werden. Konnte ja sein, dass genau das uns im Weg gestanden hatte. Zumindest hatten wir uns immer gut komplettiert und wir hatten uns schnell auf Sachen einigen können.

Wir konnten wieder Golf spielen gehen, durch Karaoke-Bars ziehen, Popcorn im Kino durch die Gegend werfen und das Essen in den Restaurants tauschen. Alles ohne die lästige Sex-Frage oder anderen Ballast. Okay, und bitte auch nicht dieses Vergleichen von Frauen und Sexgeschichten. Darauf konnte ich getrost verzichten. Dieses Geprahle von Männern untereinander mit ihren Freundinnen und so.

Konnte ich überhaupt mit diesem Mann über Sex reden?

Ich sollte es auf jeden Fall nicht ausprobieren. Ein zu großer Peinlichkeitsfaktor.

Hatten wir eigentlich je viel über dieses Thema geredet? Nein, wir hatten keine großen Debatten gehalten darüber. Klar, wir hatten einender gefragt, ob es okay ist oder unangenehm. Oder ob etwas niemals in Frage kam für uns beide.

Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern, an dem Akira wie eine alte Frau gebückt vor mir stand, sich den Rücken hielt und meinte:

„Nie wieder Vorwerkteppich. Das tut scheiße weh.“

Und nun dachte ich doch darüber nach. Was für eine Schmach. Ich sollte nicht mehr über Sex nachdenken, den es nie wieder in meinem Leben gab.

Hinter mir hörte ich das Klacken von Absätzen und ein aufgeregtes paar Stimmen, dass sich unterhielt. Es war kein Pärchen, es waren zwei Frauenstimmen, die eine energisch und aufgebracht und die andere schlichtend und weich. Streitende Freundinnen sind manchmal solche Furien.

Die Stimmen wurden immer lauter und ich bekam langsam ein sehr ungutes Gefühl in meiner Magengegend.

„Aber du kannst doch nicht...“

„Doch, wie könnte ich ihn ignorieren?“

Nur leicht drehte ich meinen Körper, um über meine Schultern schielen zu können was für ein Unwetter nun über mich herein brach.

Sie sahen trotz Kleidungsunterschied aus wie zwei mal das gleiche Barbiemodel und ich wunderte mich, wie plötzlich eine von ihnen Beiden aussah. Beide mit ihrem gold-braunem Haar, doch Eine in einem weißen Lolita Kleid - ich glaube zumindest, dass diese Mode so hieß - und die Andere in kurzer Hose und einen Tank-Top, noch ganz die Gyaru, die sie mal war.

Das Mädchen mit dem weißen Kleid, welches angemerkt wie ein Stück Fleisch durch die Gegend gezerrt wurde, hing plötzlich an meiner Schulter und ich wusste genau... nicht bewegen. Keinen einzigen Millimeter.

„URUHAAAAA!!!!!“, quietschte es mir ins Ohr und die Dezibel-Zahl war sicherlich genauso hoch, wie bei einem startenden Flugzeug. Frauen konnten so unangenehm sein in ihrer Stimmlage.

„Du bist wieder hier. Ich freu mich sooooo~.“

Mein Arm wurde rauf und runter gezerrt, wenn nicht sogar bald abgerissen, so wie Miharu rauf und runter hüpfte an meinem Arm. Ein Flummi in Menschengestalt. Anders konnte man das reizende Wesen nicht nennen.

Hikaru hingegen stand ernst starrend vor mir, mit den Händen in den Hüften gestemmt und mit den hochhackigen Stiefeln auf und ab wippend auf dem glatten Boden.

Sie waren Reitas Schwestern... Zwillinge wohl gemerkt. Eine allein eine Qual, beide zusammen unerträglich. So schön wie sie waren, so Nervenaufreibend waren sie.

„Ja, also... ich wollte euch beide mal besuchen kommen.“, versuchte ich mich herauszureden. Der Blick des älteren Zwillings war sehr beängstigend.

„Oh jaaaaaa~“, quietschte es wieder. Mein Trommelfell würde sicherlich bald platzen.

„So ein Quatsch. Haru, lass ihn endlich los.“ Da war Jemand weniger begeistert mich zu sehen. Einfach den Sturm über sich herziehen lassen.

Wie hatten die Beiden mich überhaupt gefunden? Ach ja, ich war in einem Kaufhaus. Ein potenzieller Ort, an dem sich die beiden Modevictims aufhalten könnten. Dieses Kaufhaus sollte ich demnächst meiden. Es gehörte zu ihrem Jagdrevier.

Man ließ mich los und der Blick von Miharu ging verschämt Richtung Boden.

„Hör auf mit einem Mann zu sympathisieren, der unseren Bruder zu einer armen depressiven Bockwurst mit Soße gemacht hat. Reita ist total desorientiert wegen dir.“

Fragend hob ich die Augenbraue. Das hörte sich verdammt dumm an. Vielleicht sollte ich doch etwas sagen, aber die Beiden sind auf vernünftige Worte eh nie angesprungen.

„Wie Free Willy ohne Wasser. Der is so verwirrt und schläft mit Frauen.“ Okay, das war wirklich dumm. Das musste ich mir nicht anhören.

„Ich schlafe auch mit Frauen.“... Sehr dumme Sache Kouyou. Du hättest schweigen sollen.

„Noch besser. Ihr seid beide verwirrt! Aber du schläfst wenigstens nicht mit dieser Schreckschraube von Freundin. Dieser kleine Möbel-Hitler.“, keifte sie weiter und ich wollte im Boden versinken.

„Möbel-Hitler???“

„Ja diese Feng-Shui Tusse. Sie hat zu viel Weihrauch geschnüffelt, oder so.“

Ich brauchte bei den Beiden sicherlich nicht anfangen mit traditionellem Chi und dem Fluss der Kreativität. Ich musste mit Schlussverkäufen und Kosmetika argumentieren. Das wäre eher ihre Welt.

„Euer Bruder und ich, wir haben uns einvernehmlich entschieden, dass wir mit der Situation gut leben können. Also lass die Partnerwahl mal fein die Sache eures großen Bruders sein.“

Beide legten gleichzeitig den Kopf schief und man hörte die Zahnräder in ihren Köpfen knacken. Es war unheimlich die Beiden zu sehen, wie sie immer das Gleiche taten. Schliefen die beiden auch mit dem gleichen Macker?

„Ihr Beide habt euch vertragen?“, fragte mich Miharu hoffnungsvoll.

„Ja?“

„Ihr habt euch also wieder lieb?“, fragte diesmal Hikaru.

„Also, na ja...“

„Ihr kommt also wieder zu Verstand und beginnt euch gegenseitig flachzulegen?“

„Bitte was? Nein! Wir sind vergeben.“ Vergeblicher Versuch mich zu retten.

„Ach, ihr braucht doch keine blöden Tussen. Ihr müsst wieder zusammen kommen. Ihr seht zusammen viel besser aus.“, gab die Ältere zu verstehen.

„Besonders jetzt, wo ihr beide noch mehr gereift seid, seht ihr hinreißend aus.“, setzte Miharu einen drauf.

„Mädels, man wählt seinen Partner nicht danach, wie man zusammen aussieht, sondern ob man ihn liebt.“

Wem sagte ich das eigentlich? Zwei Mädchen deren Welt voller Make-Up, Speed-Dates und Klamotten sind?

„Oh mannoooooooo~!“

Nur weg von hier. Hier konnte ich nie wieder einkaufen gehen. Die Verkäuferinnen würden sich mein Gesicht merken bei diesem Aufsehen.

„Hätten wir nicht wenigstens deine Freundinnen werden können?“, fragte Miharu schüchtern hauchend und irgendwie fand ich sie ja schon sehr niedlich. So naiv, wie sie waren - wie kleine Hundewelpen.

„Aber dann hätte sich euer Bruder noch viel schlechter gefühlt... oder nicht?“

Beide blieben still und schauten sich an. Da hatte ich sicherlich einen brillianten Einfall gehabt.

„Stimmt, das können wir Reita-chan nicht antun.“

Wieder ein kurzes Schweigen und ein beschämter Blick zu Boden.

Ich würde von dieser Begegnung Niemanden wissen lassen. Ich würde die Beiden auch nicht wissen lassen, wo meine derzeitige Wohnung ist.

„Aber vermisst du es nicht, mal ordentlich durchgenommen zu werden?“

Vergesst das mit den süßen und naiven Hundewelpen... sie waren grausam und brutal.
 


 

Ich sollte hier mal anmerken das dies das erste Kapitwl von drei ist, die ich in der letzten Woche geschrieben habe. Ein hoch auf Tokio Dome Live. xDDDDDD

Also werden die nächsten Kapitel schneller kommen... schon nächste Woche.^^
 

Danke für die Aufmerksamkei,

Seikara

8 Mile

So eine Kacke. Ich wollt’s gestern schon hochladen und aufgrund von Vergessen kommt es doch heute Abend erst. Ich treulose Tomate! D:

Ich bitte um Verzeihung!

Nun aber ist es da. Der Anfang ist aus Reitas Sicht und ich wünsche euch viel Spaß damit :D

LG

Seikara
 

8 Mile
 

Es war nicht so, als würde ich mich nicht wohlfühlen – jetzt, wo wir wieder zusammen am gleichen Platz waren – doch in meinem Nacken saß etwas. So groß wie ein Baum. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich könnte nicht mehr atmen, wenn ich dich ansehe und weiß, was wir eigentlich getan haben, was ICH getan habe. Habe ich dich gebrochen? Aber du hast mich gebrochen. So sehr, wie ich das Gefühl hasste unter deinen kalten Augen.

Habe ich deine Augen so kalt gemacht? Dabei waren sie einmal so warm und freundlich. Manchmal war da dieses Gefühl. Ich hatte das Gefühl, würdest du noch einmal die Augenbraue so selbstgefällig heben, würde ich dir das Genick brechen müssen. Und dann hatte ich Angst, weil ich es wirklich beinahe getan hätte.
 

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Tick-Tack

Tick-Tack

Tick-Tack

Ich konnte es nicht mehr hören, es dröhnte so sehr in meinen Ohren, dass ich glaubte der beschissene Wecker klingelte in meinen Kopf.

Tick-Tack

Es sollte aufhören, sofort.

Tick Tack

Ich nahm den roten Wecker und schmetterte ihn an die Wand.

Der Wecker hatte es verdient. Kein nerviges Tick-Tack mehr. Die Zeit würde nicht mehr vergehen.

Wer brauchte schon Zeit? Zeit machte nur etwas fest, was ich nicht brauchte. Mein Vater fragte mich immer, wo ich so lange war. ‚Lange’ war nur ein Synonym für Zeit, die jeder anders empfand. Für mich waren es nur Minuten für diese verkrampften Arschloch-Stunden.

Diese Zeit, so ohne das Geheul von hysterischen Mädchen, sollte mir bleiben.

Wer brauchte schon Familie, die einem das Leben zur Hölle machte und einen verdammten 19 Jährigen so viel aufbürdete?

Draußen hörte ich das Tippen von Fingern auf einem Laptop. Uruha war da draußen… denn er wollte nicht hier drin sein. Bei mir.

Er wollte mich nicht ansehen. Ich musste wirklich einen hässlichen Anblick bieten.

Wie konnte ich ihn es verübeln, wenn ich nicht einmal selbst in den Spiegel schauen wollte? Und trotzdem hatte ich einen Hass auf ihn, wie ich nicht einmal meine Schwestern hassen konnte.

Ich hasste ihn für seine Gleichgültigkeit, die er mir entgegen schleuderte. Ich stand vor ihm, doch ich hatte das Gefühl, dass er mich nicht mehr sieht.

Ich schrie!

Ich tobte!

Ich beleidigte!

… Ich zerstörte…

Wenn er wenigstens Abscheu zeigen würde… und nicht diesen Blick. Er war einfach nicht da.

Wo war ER?

Der Wecker war nicht mehr da, um die Zeit in roten Lettern an die Wand zu projizieren, so, wie es seine Aufgabe gewesen war.

Also musste ich aufstehen und in das Wohnzimmer, wo Kou saß und an Irgendetwas arbeite. Was, das war mir egal. Er würde es mir jetzt auch nicht sagen, weil ich es nicht verstehen würde.

Mit unkontrollierten Beinen stand ich auf. Dort irgendwo war meine Jeans, doch seine Mütter waren eh nicht da, um diesen Anblick zu ergattern. Im senkrechten Stand spürte ich das Blut durch meine Venen fließen. Spürte, wie sich der Raum um seine eigene Achse drehte…

… Ich musste kotzen…

Meine Beine wussten eher als mein Kopf, wo das Bad ist, um mich Allen zu entledigen, was meinem Wohlsein im Weg stand. Eigentlich wollte ich selbst die Gedanken aus meinem Kopf haben, doch Gedanken konnte man nicht erbrechen. Ich musste nicht einmal bei dem kurzen Weg aufsehen, um zu wissen: Uruha hatte mich nicht zur Kenntnis genommen bei meinem kleinen Hürdenlauf ins Bad.

Es war normal.

Als ich wieder aus dem Bad kam, saß er auch immer noch unbewegt im dunklen Raum, nur mit Shorts und einem übergroßen weißen Pullover bekleidet, den er über das angezogene Knie gezogen hatte. Er war wunderschön, selbst wenn das kalte und grelle Licht des Laptops auf sein müdes Gesicht schien. Ein großer Becher stand neben dem Laptop. Sicherlich Kakao. Und er konnte trotzdem nicht schlafen.

Seine Augen trafen meine und ich fand ihn hinreißend… hinreißend und kalt. Sein Blick ließ mich frösteln… denn nichts war in ihm.

Keine Liebe, kein Mitgefühl, kein Mitleid… kein Kouyou. Der war irgendwo verloren gegangen, irgendwo zwischen Schule und Studium… etwas, was ich nie geschafft hatte. Den Absprung.

„Leg dich wieder hin und schlaf.“, sagte er und meinte eigentlich 'Schlaf und lass mich in Frieden.'

Er sollte mir sagen, was er dachte…

Nein er sollte Nichts sagen. Was wollte ich schon mit beschissenen Lügen? Er sollte mich in den Arm nehmen und mir nichts sagen.

„Ich will nicht schlafen.“

„Es wäre aber besser.“

„Für wen? Für dich?“

„Wieso?“

„Damit du Ruhe vor mir hast.“

Ein bitteres aber nicht ernst gemeintes Lächeln auf seinen Lippen. Er sollte aufhören so zu lächeln… so als wüsste er Alles und ich war nur ein kleiner Stümper.

Er, der mir sagte, dass das Rumtrollen vorbei war. Das Verantwortung und Leben auf mich wartete. Das ich Verantwortung für meine Schwestern übernehmen musste, weil meine Mutter nicht mehr da war, um sie aufzuziehen.

„Wieso sagst du so was?“, fragte er mich und seine Stimme schwang.

„Weil du es nicht sagen kannst.“

„Hör auf mir Sachen in den Mund zu legen, die ich gar nicht meine.“

„Was meinst du dann?“

Eine kurze Stille und er holte Luft. Dabei war die Luft so verbraucht. Zwischen uns schienen Welten zu sein, denn er schien selbst die Sahara erfieren lassen zu können.

„Ich meine du sollst schlafen gehen, weil du betrunken bist.“

„Ich will deine Meinung aber nicht.“, schrie ich laut auf, er zuckte leicht zurück.

Ich wollte keine Ratschläge. Wer brauchte in diesem Moment Ratschläge, wo mein Hirn Nichts aufnehmen konnte außer ‚Blabla!’? Was sollte ich mit all den Hinweisen, die ich eh nie einhalten würde? Konnte er nicht aufhören mit seinen Hinweisen und erwachsenem Gequatsche? Er war doch erst 19!

„Warum kommst du dann zu mir?“, auch er wurde etwas lauter und ich ging einen Schritt auf ihn zu. Der Glastisch trennte uns voneinander. Er stand auf. Vielleicht traute er mir auch einfach nicht mehr.

„Weil…“

Ja, warum war ich hier? In dieser kalten Wohnung, in der irgendwie Nichts für mich zu sein schien. Hier, wo ich nicht mehr den Mann fand, den ich liebte.

„Weil?“, hakte er nach und ich war noch wütender. Warum müsste ich Jedem eine Antwort schuldig sein. Warum konnte er mich nicht so nehmen, wie ich war? Er kotze mich so sehr an mit seinem überheblichen Blick.

„Ich kann dir sagen wieso.“ Seine Stimme war so leise, dass ich viel Mühe hatte ihn zu verstehen.

„Der Weg zum Bad ist nicht so weit zum kotzen.“ Ein süffisanter Blick und meine Hand zuckte. Etwas zersprang sehr laut. Ich war mir sicher, es war die Vase, die noch eben auf den Tisch gestanden hatte.

„Macht dir das Spaß?“, schrie ich so voller Hass. Wie kam dieser Mann auf solche Gedanken? Wie sehr musste er abgekühlt sein?

„NEIN! Wie kommst du darauf, dass DAS Spaß macht?“

„Du sitzt hier so cool rum und denkst, dass jeder beschissene Bockmist, den du von dir gibst Gesetz ist, dabei bist du ein kleiner Hosenscheißer, der selbst mit der Welt kein Stück zu recht kommt. Du verkriechst dich lieber bei Mami.“

„Und was du machst ist besser?“

„Ich tu verfickt noch mal nicht so, als wäre ich deine Mutter und schwing neunmalkluge Reden, obwohl du jedes Mal kotzt, weil dir wieder was nicht passt.“

Ich schrie, ich schrie so laut ich konnte. Nichts Anderes drang an meine Ohren. War es besser etwas zu hören? Nein, es waren alles nur Worte, die ich nicht hören wollte. Leere Worte, die gegen meinen Schädel stießen und keinen Sinn ergaben.

„Du weiß genau, dass es nicht so ist.“ Warum registrierte ich nicht die Zeichen? Zeichen die mir zeigten, dass es reichte. Warum musste ich weiter machen?

Weil ich so voller Gefühle war, ich drohte in ihnen zu ertrinken. Randvoll mit bösen Gefühlen, die nicht mal mehr der wunderbarste Mensch der Welt aus mir herausholen konnte.

Weil ich ihn nicht ließ.

„OH DOCH! Und kaum geht es nicht mehr um dich, bockst du rum und machst einen auf Opfer. Deine coolen Reden willst nicht mal du hören. Du machst mich richtig krank, weil du von dem Mist so überzeugt bist, dass du so ein großes Opfer bist. Wer hat dir den Orden für großes Leiden bloß gegeben?“

Der Atem ging schwer, ich konnte mich nicht mal dran erinnern, wie wichtig atmen war. Wer brauchte schon Luft zum Atmen?

Und er stand nur da, schaute mich an… so kalt und mit Nichts in der Hand.

„Du bist ein Arschloch.“, hauchte er… wieso schrie er nicht wie ich? Ich war so erregt und konnte diese Stille nicht ertragen.

„Schön, dass wir das geklärt haben. Und was bist du?“

„Hör doch auf. Hör doch einfach auf.“ Verdammt, weinen sollte er, schreien, toben.

„Warum? Weil du es nicht hören willst? Weil du nicht hören willst, dass du der Hurensohn bist, der mich so gemacht hat? WEGEN DIR BIN ICH SO!“

Meine Hand griff nach seinem Handgelenk. Es war so schmal… und ich sah nur sein schmerzverzerrtes Gesicht…

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Geräuschvoll atmete ich ein und schrak auf. Der Schweiß klebte an meinem Körper, wie nach einem 8 Meilen-Rennen, dabei war es kalt um mich herum. Maya schnaufte kurz und drehte sich von mir weg.

In mir blieb nur die Angst. Angst vor den Worten in meinem Kopf.

Angst, weil ich wusste… egal wie schwer sie in meinem Kopf hingen… sie wurden wirklich gesagt.

Warum konnte dies kein Traum sein? Ich hätte Traum und Wirklichkeit zu gerne eingetauscht.
 

„Findest du es politisch korrekt, wenn Frauen so was tragen?“, fragte er mich und wieder einmal musste ich mich dazu zwingen, wieder anwesend zu sein. Ich war von der Nacht ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Kein Auge konnte ich mehr zu machen. Den Rest der Nacht hatte ich Maya beim Schlafen zugeschaut und mich versichert, dass es ihr gut ging. In jedem Moment hatte ich Angst, außerhalb meines Traums solch eine Wut zu spüren. Es war komisch nach all den Jahren, noch zu wissen, wie ich mich dabei gefühlt hatte, nicht wie ein unabhängiger Beobachter darauf zu gehen, sondern plötzlich wieder mittendrin zu sein.

„Was soll daran denn bitte unpolitisch sein?“, fragte ich Kouyou verwirrt, der ein Stück Stoff in der Hand hielt, was wohl ein T-Shirt sein sollte.

„Frauen tragen solche Kleider doch nur, damit sie von Männern angestarrt werden und dann meckern sie rum, dass man sie nicht ernst nimmt. Kein Wunder, wenn sie Stofffetzen tragen, die eigentlich einer Zwölfjährigen passen.“

Eigentlich waren wir hierher gekommen, um ein paar Sachen für die Halloween-Party zu besorgen, doch ich konnte mich nicht wirklich darauf konzentrieren, um was es genau ging. So ganz war ich nicht mehr überzeugt von meiner Idee.

„Frauen haben einfach dieses Torschluss-Gefühl. Wenn sie zu alt werden, denken sie, können sie keine Familie mehr gründen. Deshalb am besten den Männern gefallen, egal wie.“ Maya hatte mir das einmal erklärt. Zu meinem Erstaunen fand ich diese Erklärung jetzt schlüssiger als damals. Frauen wollten so früh wie möglich heiraten, um ihre Zukunft zu sichern.

„Zeugt nicht gerade von Intelligenz aber von Überlebensinstinkt.“, nuschelte er und hing das Stück Stoff wieder an seinen Platz.

„Was hat das mit Intelligenz zu tun? Du wählst deine Sexualpartner doch nicht nach Intellekt.“

„Oh doch, ich find Frauen mit Intelligenz sexy.“, entgegnete er mir und irgendwie fühlte ich mich ein wenig vor den Kopf gestoßen. Ich war keine Frau und auch nicht wirklich intelligent.

„Also fragst du nach dem Abschluss, bevor du mit ihr ausgehst? Du kannst mir nicht sagen, dass du Rena gedatet hast, weil sie so ‚intelligent’ aussah.“ Ich hatte bei ihr sicherlich nicht an ihren Abschluss gedacht, sondern ob ihre Brüste echt waren. Definitiv sah sie nicht aus wie eine Harvard Studentin.

„Ich habe sie auf einer Studenten-Party kennen gelernt, das sagt doch alles.“

„Nur, dass sie Ahnung von Tuten und BLASEN hat, aber nicht, ob sie nicht nur Luft im Kopf hat. Intelligent sieht sie nicht aus, nur rattenscharf.“

Kurz war er still, schaute mich an und so, wie er das tat, war es mir ein wenig unangenehm… Erinnerte er sich, dass er auch mal Fehltritte begangen hatte?

„So etwas von dir zu hören ist irgendwie typisch.“, schmunzelte er und mir fiel ein Stein vom Herzen, dass er es nicht beleidigend aufgefasst hatte.

„Ich bin nur realistisch. Der Fortpflanzungstrieb ist deinem Intelligenzquotienten total egal. Du wählst deinen Partner nach Attraktivität… mehr oder minder.“

Schon wieder sah er mich nur an, während ich weiter die Hemden durchwühlte. Konnte man mir ansehen, dass ich an die Vergangenheit dachte? Konnte er immer noch durch mich hindurch sehen? Schließlich hatte sich nicht viel geändert. So dachte ich zumindest. Seine Blicke machten mich nervös und meine Hände fühlten sich schwitzig an. Warum musste ich die Nacht auch unbedingt so etwas träumen?

„Das mit uns beiden war etwas Anderes.“ Er konnte also wirklich durch mich durch sehen. Wie sehr ich mich schämte. Über so etwas sollten wir nicht mehr reden, es ließ sich eh nicht mehr gerade biegen.

„Ich war mit dir zusammen, weil du mir etwas gabst, was Andere nicht konnten.“

Mein Herz machte einen Hüpfer und mein Atem ein Aussetzer.

„Na ja, nicht wirklich lange.“

Im Boden versinken! Jetzt sofort! Diesem ernsten Blick konnte ich nicht standhalten. Er sollte es nicht so sagen, als hätte ich alles richtig gemacht und als wären wir im Guten auseinander gegangen. Eigentlich wollte ich immer, dass er mir keine Vorwürfe macht, doch nun, nach dieser Nacht, hatte ich das Gefühl, ich hätte es genauso getan. Ich hätte es genau wie Kouyou gemacht.

Mit festem Blick kam er auf mich zu, ohne den Blick von mir zu nehmen und mir war immer unwohler. Dieses Gespräch, sein Blick. Alles war, als würde es mir gleich die Kehle zuschnüren.

Es sollte aufhören in meinem Kopf zu schreien.

Es war nur ein kurzes Ausholen, seine Hand traf mich scharf am Hinterkopf und ich schrie leise auf.

Wirklich peinlich für einen Mann, aber es war ein wirklich guter Schlag. So gut, dass ich mir den Hinterkopf halten musste und das Gesicht verzog.

„Hör auf im alten Schlamm zu wühlen. Wir sind im Hier und Jetzt. Oder willst du lieber wieder, dass ich dich ignoriere?“

Sofort schüttelte ich eingeschüchtert den Kopf. Er konnte so was von harsch sein, dass ich mich wieder wie ein kleiner Junge fühlte.

Das hieß wohl so was wie, vergessen und verziehen… und doch konnte ich mich nicht freuen.

„Und außerdem hast du gerade so eine intelligente Argumentation gebracht, dass du mich in meiner Grundannahme erschüttert hast und ich meine Meinung geändert habe. Das war beeindruckend.“

Seit wann hatten wir so viele Stillphasen in unseren Gesprächen? Die waren ja wie dramaturgische Pausen.

Vielleicht lag es ja auch nur daran, dass wir jedes Wort des Anderen drehten und wendeten und nun mehr Gewicht haben.

„Da kann ich ja sehr stolz auf mich sein.“

„Ja, du bist ein richtiger Held.“

„Tragen Helden nicht so hässliche Strumpfhosen?“

„Normalerweise schon. Kannst ja so einer sein wie Eminem in 8.Mile.“

„Dann will ich kein Held sein. Strumpfhosen stehen mir nicht.“

„Schade, ich wollte dir gerade die Ninja Turtle Strumpfhose kaufen.“

Ein kurzer Blick von der Seite und wir begannen zu prusten. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Konnte er nicht wieder so fotzig sein? Dann würde ich mich ihm nicht wieder so verdammt nahe fühlen. Und dann musste er auch noch so heiter lachen, als hätten wir nie etwas Anderes getan.

„Kauf mir lieber ne Pizza, das ist sinnvoller.“

„Vergiss es, dann mach ich lieber selber eine. Das ist gesünder und schmeckt besser.“

„Du willst für mich kochen?“, fragte ich aufgeregt nach und hüpfte auf und ab. Das konnte er doch unmöglich ernst meinen. Es war Ewigkeiten her, dass jemand für mich gekocht hatte. Und dann auch noch Pizza.

„Na sicherlich. Ich kann doch nicht zulassen, dass du nicht fliegen kannst wenn plötzlich jemand nach Super Reita verlangt. Fette Helden fliegen nicht.“

„Uh uh, dann brauch ich nur noch...“

„Ja, wir müssen eh beim Supermarkt vorbei, dann können wir dir ne Cola kaufen.“

„Du rettest mir den Tag.“

Kleine Schmetterlinge tanzten in meinen Bauch Ballett. Leider starben Schmetterlinge nur so schnell.

9 Uhr Morgens

9 Uhr Morgens
 

Uh, irgendwie gehen die Reaktionen zurück, aber ich mach weiter. Wo ich jetzt schon so gut dabei bin. xDDD

Ich sage nur ich liebe den ersten teil von dem Kapitel und liebe noch mehr das nächste Kapitel.<3<3<3

Ich hoffe ihr reißt mir nicht den Kopf ab aber habt viel Spaß bei dem Kapitel.

LG

Seikara
 


 

Es war zum verrückt werden. Hasserfüllt schaute ich auf mein zerwühltes Bett. Nicht, dass darin Rena und ich wilden und hemmungslosen Sex gehabt hätten – das würde mich sicherlich besser fühlen lassen, als das, was eben mit mir passiert war.

Ich musste unbedingt diesen Schandfleck aus den Augen bekommen. Mit stampfenden Schritten lenkte ich zum Bad und riss mir die Boxershort von den Beinen, um direkt unter die Dusche zu steigen und sie auf eiskalt zu stellen.

Mein Kopf wollte das Alles nicht glauben.

Vorgestern hatte ich ihm vorgeheuchelt, dass alles in Ordnung war und ich ihm verziehen hatte. Von wegen, ich hatte nur Angst vor den Erinnerungen. Doch Etwas in mir hatte sich bewegt, als er so freudig aufgelacht hatte, als es hieß PIZZA.

Gestern hatte er auf meinem Sofa gesessen und wir hatten Nightmare before Christmas gesehen. Natürlich war mir bewusst gewesen, dass ich mir ins eigene Fleisch schnitt damit. Aber dieser Film gehörte zu ihm. Immer wieder hatte ich ihn verstohlen angesehen, um zu sehen, dass da Nichts von dem wutentbrannten und verzweifelten Jungen war, den ich aus Selbstschutz zurückgelassen hatte.

Und nach einem kurzen Gespräch mit Saga und seinen elenden Fragen, ob ich das Schwulen-Dasein nicht vermisste, hatte ich die Fugen der Welt verloren.

Das eiskalte Wasser wurde schnell auf lauwarm umgeschaltet. Es brachte Nichts, außer einem unangenehmen Gefühl. Ich war einfach ein Warmduscher.

Er hatte mir das Leben eine Weile zur Hölle gemacht, ich sollte nicht mehr von ihm träumen. Keine Albträume von einem Mann, der doch gerade mit sich ins Reine gekommen ist. Und nun war ich wieder da… der Mann, der IHM Albträume beschert hatte.

Wieso träumte ich von zerwühlten Laken in meinem alten Zimmer? Wie konnte mir mein Kopf das antun?

Mein Herz bollerte wie ein Truck auf einer 160er Strecke. Wenn Träume so real sein konnten, warum träumte ich nicht vorzugsweise mal von einem Sandstrand in der Karibik?

Nein, ich träumte von verschwitzter heißer Haut, die nach Axe-Duschgel roch, einer tiefen Stimme, die meinen Namen stöhnte und rauen Händen, die über meine Brust kratzen.

Auf meiner Haut spürte ich sie, als wäre es gerade eben passiert, doch ich wusste… es war Jahre her.

Meine Finger wanderten über diese Stellen und fühlten nur sich selbst. Nicht die Berührung eines anderen Mannes.

Er hatte sich in mich gebrannt. Ohne ihn würde ich meinen Körper nur halb so gut kennen.

Er hatte mich gepeinigt und geliebt.

Er hatte mich verrückt gemacht und geliebt.

Er hatte mich gehasst und geliebt.

Nun, nach Jahren und lauten Wortgefechten, war die Liebe allem Anderen gewichen. Das, was ich fühlte war keine Liebe. Es war Erregung, weil ich an einen Männerkörper dachte, den ich kannte. Jeden einzigen Leberfleck oder Narbe.

Die Gedanken kreisten, die Hände ebenfalls und ich konnte nur gequält aufstöhnen, als ich die Mitte fand.

Es war nur eine Morgenlatte. Nichts, was ich noch nie hatte.

Aber etwas, was ich schon lange nicht mehr anfachte mit den Gedanken an einen blonden Mann mit zerrissenen Jeans auf den Hüften.

Ich hasste die Erinnerung an sein blondes Haar, das meinen Bauch kitzelte.

Seinen verschwitzen Hals, der sich anspannte, wenn ich in sein Ohr flüsterte.

Seine Rückenmuskeln, die sich anspannten und wieder entspannten, wenn ich darüber kratzte.

Mein Mund verließ ein heiseres Stöhnen.

Ich hasste ihn so sehr.

Ich hasste mich so sehr.

Sofort sollten diese Gedanken aufhören. Es war eine Schmach zu masturbieren und an ihn zu denken. Die kalten Fließen halfen mir nicht sondern brachten mich wieder zu ihm. Wie ich ihn gegen die kalten Fliesen gedrückt hatte. Der Blick glasig und verschmitzt.

Wenn das nicht gleich...

Es klingelte an meiner Tür und ich verschluckte das Stöhnen.

Das Timing, egal wer da vor der Tür stand, war einfach wunderbar.

Fluchend stieg ich aus der Dusche, zog mir den weißen Bademantel über die Schulter. Es war gut jetzt mit etwas konfrontiert zu sein, was mich nicht stöhnen ließ. Wenn es Rena war, umso besser. Ich würde ein Stoßgebet zum Himmel geben, wenn ich sie in die Kissen drückte.

Die Füße hinterließen nasse Fußspuren auf dem Laminat, aber es machte mir gerade nichts.

Mit Schwung öffnete ich die Tür und mein Gesicht entgleiste.

„VERDAMMT! Es ist um 9 Uhr Morgens. WAS SUCHST DU HIER?!“

Er schaute mich mit Erschrecken und gleichzeitig amüsiert an.

Genau an diese blonden verwuschelten Haare mit einem Cappi wollte ich NICHT denken. Und auch nicht an diese zerrissenen Jeans, die sein halbes Bein freilegten. Und dem engen Band-Shirt, auf dem irgendeine komische Rockband ihre Tourdaten verschnörkelt zum Besten gab.

„Wir müssen uns für heute Abend vorbereiten.“, grinste er mir entgegen und ich wollte ihn packen und erwürgen dafür.

„Um 9 UHR MORGENS????“

„Ja, sicher. Ich muss das Fein-Ripp-Shirt noch irgendwie authentisch dreckig bekommen und mir nen Bart anmalen. Und ich muss dir Lockenwickler rein machen.“

Kurze dramatische Pause, damit ich mich sammeln konnte und Luft holen konnte. Vielleicht war ich gerade noch in meinem Traum und er würde sagen ‚Verarscht, ich will nur mit dir schlafen.’

Nur am Rande bemerkt… ich hatte es geliebt, wenn er so was ausgesprochen hatte.

VERDAMMT, dieses Arschloch! Er sollte nicht hier stehen, während ich eine Latte hatte von feuchten Träumen mit ihm.

„Lockenwickler?!“, fragte ich noch einmal nach, um genau sicher zu gehen, dass ich mich nicht verhört hatte wegen der rauschenden Adrenalin-Party in meinem Blut.

„Ja, das macht ne gute Hausfrau aus.“

„Du bist dir im Klaren, dass ich dir gleich die Tür vor der Nase zuknalle?“

Sorgfältig stellte er bereits vorsorglich einen Fuß in den Rahmen. Nach ein paar Sekunden merkte er, nach kurzem gegenseitigen Anstarren, dass die Tür immer noch auf war. Wie eine lauernde Katze schaute er sich noch mal den Fuß, die Tür und mich an, um dann ganz flink in die Wohnung zu schlüpfen. Eine Hass-Tirade gegen mich, da ich so inkompetent war und ihn nicht wirklich ausgesperrt hatte.

„Krieg ich ein Frühstück á la Kouyou, mit Rührei und Speck?“

„Du bekommst gleich einen Satz heißer Ohren.“

„Oh ja, darauf freu ich mich schon.“
 

Vielleicht war der ganze Kostüm-Quatsch doch nicht so eine erleuchtende Idee gewesen. Kouyou hatte kein Wort mit mir gesprochen, als ich ihm die Lockenwickler rein gemacht habe. Nein, er hatte sich lieber eine Rotweinflasche gegriffen und sich die Stirn massiert.

Nun jedoch kicherte er leise, als wir es nicht gemeinsam schafften, die Treppe zu Takumis und Toras Wohnung hochzugehen. Auch ich musste lachen, aber auch nur, weil der Rotwein Wirkung zeigte.

Eigentlich müsste ich ihm Vorwürfe machen, dass er sich es schön trank, wo doch Alkohol vor 6 Jahren so böse war. Aber ich unterließ es, der Effekt war wunderbar entspannend.

Zum Schutz vor neugierigen Blicken hatte er sich meinen Hoodie genommen und die große Kapuze übergezogen, so wie eine Sonnenbrille, damit Niemand sein geschminktes Gesicht sah.

„Du musst mir schon den Hoodie geben.“

„Nein!“

„Aber dann sieht doch keiner deine tolle Hausfrauenschürze und die tollen Locken die ich dir gewickelt habe.“

„Und warum muss ich ausgerechnet die Hausfrau spielen?“ Mit einem Ruck zog er den schwarzen Hoodie aus und schmollte, als er mir das Kleidungsstück gab.

„Weil du kochen kannst.“

„Du kannst Pasta kochen.“

Zum Ausgleich hatte ich letzten Donnerstag für ihn Pasta á la Reita gemacht, damit nicht nur er vor dem Herd stand. Er hatte auch ohne Murren das Chaos beseitigt.

„Du siehst so unbeschreiblich schön aus mit Mascara und Lippenstift.“

Ein verkrampftes aber doch geschmeicheltes Lächeln. Seine Wangen waren leicht gerötet von der Balgerei auf der Straße, wer nun als erstes das Haus betrat.

Provokant nahm er den roten Lippenstift aus seiner Hosentasche und verteilte den roten Lippenstift auf seinem Mund. Nicht, ohne mir einmal einen Kuss auf die Wange zu geben.

Ich wusste, dass dies nur war, um erstens überschüssigen Lippenstift los zu werden – das machte Maya auch manchmal – und um es angeblich nur authentischer zu machen.

„Und jetzt gehe ich da rein, bevor ich mir das Ganze anders überlege.“

Er würde sich das nicht anders überlegen, denn auch wenn ich kleiner war, ich war ihm körperlich überlegen.

„Du hast zugesagt!“

„Ja, reib mir das unter die Nase.“

Natürlich drückte ich für ihn den Knopf, auch wenn ich ebenfalls scheiße aussah mit fettigem Tank Top und aufgemaltem Bart. Wer lief schon mit grauer Jogginghose durch die Gegend?

Die Tür wurde von Takumi im Mariechenkäfer-Outfit aufgemacht und seine Augen fielen ihm fast aus dem Kopf.

„OH MEIN GOTT!!! KOOOOOUUUU!!!!“, schrie der Kleine auf und war total aus dem Häuschen. Hinter ihm sah ich bereits, wie Maya sich die Hand vor den Mund hielt, als sie uns Beide erkannte.

„Na, ihr Hübschen, habt ihr noch ein bisschen Platz für meinen sexy Ehemann und mich?“

Mit diesem Satz im Kopf konnte ich ruhig sterben.
 


 

Irgendwie fühlte ich mich bei dem Anblick von Kouyou schuldig. Alle Viere von sich gestreckt liegend auf dem Sofa.

Vor einer Stunde hatte er noch mit Maya über den Verfall von Werte und Moral in der heutigen japanischen Gesellschaft diskutiert, aber seit einer halben Stunde lag er nur da und starrte die Wand an. Die Lockenwickler und das Make Up hatte er schon in der ersten Stunde von sich gerissen und die Schürze auf eine Lampe geschmissen. Trotzdem schien ihn Irgendwas zu stören. Vielleicht war meine Idee doch nicht so gut gewesen, obwohl er am Anfang Spaß gehabt hatte, dachte ich.

Nun saß Rena bei ihm und redete auf ihn ein. Er wedelte nur mit der Hand und verzog das Gesicht. Sicherlich ein Zeichen dafür, dass er alleine sein wollte.

Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er jedoch zog sie zu sich runter und küsste sie richtig... innig.

Sofort schaute ich weg, das war nicht für meine Augen bestimmt. Früher hatte er mit so was Probleme gehabt. Aber nun hatte er ja eine Frau an seiner Seite und nicht einen verlumpten Idioten mit einem Stück Stoff im Gesicht.

Vielleicht sollte ich noch ein Bier trinken? Nein, irgendwie fühlte ich mich damit gerade nicht wohl. Besonders, da Kouyou in dieser Wohnung war. Dabei war er Derjenige, der getrunken hatte. Vielleicht sogar die ganze Weinflasche. Also warum machte ich mir Gedanken, was er von mir dachte? Okay, ich tat es nicht, weil mir alles noch in den Knochen steckte.

„Also mit Kouyou ist nichts mehr.“, sagte Rena, die in die kleine Runde von Tora, Maya und mir kam.

„Er hat wohl schon seit heute Morgen so ein komisches Gefühl und nun Migräne.“

Sie nahm mir das Glas mit der Cola ab und trank. Verdutzt schaute sie mich an, so als würde sie mir sagen wollen: ‚Da ist ja gar kein Wodka drin.’

„Heute Mittag hat er aber nichts gesagt von wegen Kopfschmerzen.“, ignorierte ich ihren Blick.

„Vielleicht sollte ich ihn einer meiner Schmerztabletten geben.“, sagte Maya eher zu sich und wühlte in ihrer kleinen Tasche rum.

„Er wollte die Party nicht schmeißen. Und nun kann er keine Schmerztablette nehmen, weil er Alkohol getrunken hat.“, stoppte Rena ihre beste Freundin bei ihrer Kramerei.

„Also will er da jetzt einfach liegen bleiben?“, fragte Tora skeptisch und schaute sich das Schauspiel an. Mir wäre das auch nicht angenehm zu feiern, wenn er ein paar Meter weiter litt.

„Was willst du machen? In dein Bett lassen?“, wackelte Rena mit den Augenbrauen und Tora schien pikiert.

„Da drin schlafen nur Taku und ich.“, entgegnete er entsetzt. Dabei war er sonst nicht so eine Mimose.

„Dann lass ihn da. Wenn er keinen Bock mehr hat, geht er schon nach Hause. Verdammt, wo ist der Wodka?“

Rena schien sich mehr über den Verbleib des Alkohols Sorgen zu machen, als um ihren Freund. Schien schon öfter vorgekommen zu sein, dass Rena feierte und Kouyou in seiner Ecke saß und zuschaute. So ein Feiermensch war er nie gewesen. Es war schon irgendwie schlimm, als er mit mir ‚Lady Marmelade’ getanzt hatte. Mir hatte er geschworen, so etwas nie wieder zu machen.

„Schau du nach deinem Wodka und ich kümmere mich um deinen Freund.“ Mit diesen Worten drückte ich ihr mein Glas mit Cola in die Hand.

„Er hat gesagt, er kann Stimmen nicht ertragen.“

Ja, Frauenstimmen nicht. Die hatten auch ne ganz andere Frequenz als die eines Mannes.

Ich setzte mich an das Ende des Sofas wo sein Kopf lag und schaute zu ihm hinab. Er fing meinen Blick auf und es war kein genervter Blick. Schon mal sehr angenehm.

„Soll ich wieder gehen?“, fragte ich leiser als bei den Anderen. Kurz schien er zu überlegen.

„Nein, du hast keine Frauenstimme.“ Also hatte ich recht in der Annahme, dass er einzig und allein die Stimme von Rena nicht ertragen konnte.

„Warum gehst du nicht nach Hause, wenn es dir schlecht geht? Warum hast du nichts vorher gesagt?“, fragte ich gespielt desinteressiert. Er sollte es nicht als eine Anklage verstehen. Warum sollte ich ihn auch anklagen?

„Ich wollte dir die Party nicht versauen.“

„Du versaust sie mir eher, indem ich mir Sorgen um dich machen muss.“

Wieder schaute er mich mit den rehbraunen Augen an. Diesmal hatte er keine Kontaktlinsen drin. Oder er hatte sie bereits rausgenommen.

Mit seinem Körper rutschte er höher, sodass er seinen Kopf auf meinen Schoß legen konnte.

Mir trieb es die Röte ins Gesicht. Anscheinend hatte er mehr getrunken als ich wahrgenommen hatte.

Was ging bloß in seinem Kopf vor?

Keiner von den Anderen beobachtete uns, und das kam mir sehr gelegen. Ich wusste nicht, wie ich das erklären sollte.

„Mir geht’s gut.“

„Ja klar, deshalb liegst du auch flach und kannst nicht mehr über wirtschaftliche Handelswege reden.“

Sein Gesicht verzog sich wieder und ich hatte einen wunden Punkt getroffenen. War ja auch nicht schwer, kannte man Kouyou Takashima.

„Tut mir leid.“ Irgendwie war da was falsch an den Worten. Sollte ich nicht Entschuldigung sagen, weil ich ihn dazu in gewisser Weise gezwungen habe?

„Am Besten ist, du gehst nach Hause und schläfst dich richtig aus. Ich kann nicht feiern, wenn du hier so leidest.“ Das war sicherlich nicht so gemeint, dass ich ihn abschieben wollte. Es war nur wirklich schwer, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren.

„Eigentlich mag ich es, so hier rum zu liegen.“ Auf meinen Schoß?

„Das ist mein Schoß.“

„Ja, na und? Ist das Gesetzwidrig?“

„Nein.“

„Siehst du.“

Diesmal war sein Interesse auf etwas Anderes geheftet. Takumi war gerade angetanzt gekommen und hatte sich hinten auf Toras Rücken geschmissen und nun strahlten sie sich an.

Sie Beide waren mal wieder das perfekte Vorzeige-Pärchen. Bei uns wäre es nie so abgelaufen. Dafür waren wir zu zurückhaltend gewesen. Sehr subtil, würde man meinen. Kouyou schien auch nie das Verlangen nach Öffentlichkeit gehabt zu haben. Selbst im Kino hatten wir uns nie mehr getraut als Händchen zu halten.

Vielleicht war er sich schon früher im Klaren gewesen, dass Männer nicht sein Fall waren. Aber wenn ich ihn nun sah, wie er die Beiden beobachtete…

„Hattest du nach mir eigentlich noch was mit anderen Männern?“ Ich versuchte die Frage so unwichtig wie möglich klingen zu lassen, doch was war an so einer Frage bitte nebensächlich?

Eigentlich war es sogar viel Wert, auch wenn ich mir noch nicht ganz im Klaren war wieso.

Würde es mich stören, wäre es so?

Wäre es schlimm, nicht der Einzige in seinem Leben gewesen zu sein?

„Joar, ein paar Mal.“ Okay, es störte mich…

Anders als ich, schien ihn das wirklich nicht zu interessieren oder es war kein großes Ding für ihn. Inständig hoffte ich, es lag an seinem vernebelten Verstand. Immer noch starrte er Tora und Takumi an.

„Und wie war es?“ Damit tat ich mir weh, also warum fragte ich? Ich war schon so tief gesunken. Würde ich doch nur alles ruhen lassen können. Es würde mir definitiv besser damit gehen.

Was machte schon Sex mit Kouyou, ich konnte Sex mit Maya haben.

„Scheiße!“

Halt, Moment! Scheiße?!? Nach einem Bier war mein Gehör noch gut, an mir lag es also nicht.

„Wieso?“

Unter all den vielen Männern musste es doch wenigstens zwei gegeben haben die ganz gut waren.

Das war schon rein mathematisch Zufallsprinzip.

Als schien ihn Jemand aus seiner Trance aufgeweckt zu haben schauten mich seine Rehaugen an. Mir sank das Herz in die Hose.

Wie konnte ein Mann nur so schön sein?

Hatte ich ihm das damals gesagt?

Dass er schön war?

„Weil es nicht du warst.“

10 Dinge die ich an dir hasse

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Von:  Losy
2012-08-27T08:47:50+00:00 27.08.2012 10:47
... es muss hier unbedingt mal weiter gehen!!
mein kopf malt sich ständig aus, wie es weiter gehen könnte usw...
weiiiiteeeer >o< kouu~ reii~ grade sind sie sich doch so nah egekommen (ff grade komplett nachgelesen x_x) herrgott nochmal! diese ff ist einfach viel zu gut um sie im nichts enden zu lassen... sei motiviiiiert~
es ist einfach so verfi**t spannend! kou soll ihn nicht wieder von sich weisen T_T sie brauchen sich doch1 und sie wollen sich! >o<
gnah
pls pls pls schreib weiiiteer~~
Von:  Bambi_Koichi
2012-04-09T17:20:51+00:00 09.04.2012 19:20
Schreib doch bitte mal weiter...es ist gerade so spannend zwischen den beiden. Die passen einfach perfekt zusammen. Lass uns nicht weiter warten und leiden....
Von:  Losy
2011-08-18T19:48:15+00:00 18.08.2011 21:48
so mach doch endlich weiter T__T aniii~ lass uns net leideeen~~~
Von:  Losy
2011-05-24T13:53:47+00:00 24.05.2011 15:53
mein gott sie SIND füreinander geschaffen T___T das ist kein kindischer gedanke, das ist einfach so!
(ich lese das kapi grade zum wasweißichwievielten mal und ich kann net genug bekommen >___<)
Von:  Losy
2011-05-24T07:04:16+00:00 24.05.2011 09:04
T______________________T so, jetzt ein richtiges kommi.. ich bin gestern übrigens genau auf die minute pünktlich auf arbeit erschienen xD puhh~ das argument "aber ein neues kapi von x-effect ist rausgekommen!!" zieht als entschuldigung nicht sooo xD
egal

oh.mein.gott.... dieses kapi ist so... *sprachlos* weißt du, JETZT kann ich in aller seelenruhe sterben xD wenn irgendwas passiert, scheiße gelaufen, aber immerhin habe ich miterleben dürfen, wie sie sich..wieder..nahe gekommmen..sind....OHMEINGOTT!!!!!!!! SIEHABENESGETANSIEHABENESGETAAANSIEHABENESGETAAAAN!!! wahnsinn! und WIE sie es getan haben! krass, war da viel gefühl mit dabei! so übermäßig viel gefühl, es war so ein ambivalentes gefühl beim lesen weil ich mir einerseits dachte:scheiße wie geil ist das denn! und andererseits:ohmeingott neiiin, wieso finden sie nicht endlich wieder zusammen, wieso steht so viel zwischen ihnen, WARUM zur hölle kann kou nicht über seinen schatten springen T_____________T
weil...mal ernsthaft... es liegt doch nur noch an ihm! der letzte satz von rei ey... fuckit! damit hast du mich ja so wahnsinnig außer gefecht gesetzt!
ein guter mensch für dich...
;_____________________; kouverdammterkenndasdochendlicherwilldicherwilldichverdammtnochmaaaaal!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!​!!!!!!!!!!!!!!!!!!
von wegen rei ist der einzige der das alles hinter sich gelassen hat... (bei diesem satz hatte ich übrigens nen extrem ausraster xD)

und eine stelle, die ich so krass intensiv fand:

Wollte Schweißtropfen von seiner Haut küssen, oder die Schatten der Regentropfen von seinem Fenster an ihm nachzeichnen.

Wollte sehen, wie er nach einer Kissenschlacht unter den Kissen schüchtern hervorlugte.

Wollte, dass er beim leisen Mitsingen seiner Lieblingslieder mich fixierte und so tat, als wären sie nur für mich geschrieben.

Wollte mit ihm mitten auf der Straße im Schnee tanzen und ihn auffangen, wenn er beinah über unsere Beine fiel.


T_________________________________________________________T solch alltägliche banalitäten und sie sagen so verdammt viel aus!!! oh gott das ist so wunderschön!!!
...sie MÜSSEN! wieder zusammenkommen v.v das geht doch gar nicht anders... und hell! lass uns hier nicht so ein verdammt schmerzvolles drama durchleiden, ohne am ende dafür zu belohnen ;___; in form von wenigstens einem kapi..zu den beiden...ohbitte! (nicht wie bei wci wo man...argh...die ganze ff draufzugesteuert hat und das ende so megamäßig offen war >__< verdammt gut, aber hell! ich...ich brauch...es ;__;...das ist wirr. also nicht offen am ende, aber so halt, dass man sie so richtig zusammen..wie in diesen eben zitierten sätzen erlebt >< )

ohmygodness... ich bin fertig. also nervlich xD gedanklich. und das am frühen morgen. nicht toll...wahrlich nicht toll! das...kann nur behoben werden mit einem nächsten kapi...? *~* *drängel* ohgott nein ich bin so ungeduldig entschuldige!!
aber..trotzdem. ich kann es einfach null erwarten weiter zu lesen, auch wenn ich das große drama eigentlich schon sehe T___T und es wehtut... wähähähähääääääääää jammerweinschluchzheul
ok das bringt hier nix mehr
ich verstricke mich in meiner emotionalen verzweiflung

bis zum nächsten kapi
Von:  sweet-LEMON-broker
2011-05-24T00:22:06+00:00 24.05.2011 02:22
gott, mein herz macht das nicht mehr mit XD ich hab so mitgefiebert und ich bin echt gespannt wie es weiter geht! Super tolles Kapitel :)
Von:  aloha
2011-05-23T21:39:14+00:00 23.05.2011 23:39
Also~ ich muss sagen du hast den Adult Teil toll geschrieben. Merkt man nciht, dass du damit unzufrieden bist *knuff* Es ist wirklich schön und nicht zu.. naja..
Es ist toll, wie du auf die Gefühle eingegangen bist.. und ich liebe das Motto des Kapitels.. 10 Dinge (übrigens mein Lieblingsfilm u.a. XD) und.. eben die küsse und das 'Wollen' von Uruha und Reita. So viel mehr eben als nur Adult.

Ich hab übrigens Tränchen im Augen wegen den Letzten Sätzen... Gott und mein Herz rast... >//< Reita udn Uruha.. gutes Ende, man WILL weiterlesen. und zwar ganz ganz SCHNELL >//<
<333 Weiter so Liebes
Von:  -Uruha-
2011-05-23T20:59:46+00:00 23.05.2011 22:59
Wie schon per Ens gesagt...kommt man frisch von arbeit und wird gleich belohnt *o*
so lob ich mir das <3

Und es war total schön *o*
Hab förmlich mit Uruha mitgefiebert am Anfang, als er sich noch gegen reita wehren wollte...psysisch eben..
aber gut, dass es den Mistelzweig gibt XD
Da hatte Reita mal eine gute Idee..und der Lemon war hot~~~~
very hot~~
nicht plumpes ficki ficki, sondern richtig schön umschrieben und beschrieben
*großes Lob*

aber menno..was muss uruha denn so...vernünftig sein Xd
Reita hätte ihn wohl noch etwas mehr Brainless f*cken sollen~~
der Spießer!
Von:  Snaked_Lows
2011-05-23T20:34:27+00:00 23.05.2011 22:34
OMFG ich habe selten ein SO gutes adult gelesen!!!
wirklich, einfach nur klasse und rumdum perfekt!!!!!!!
freue mich, wenn es weiter geht *______*
Von:  Alisaera
2011-05-23T16:18:53+00:00 23.05.2011 18:18
Ein echt geniales Kapitel! xDDD
So wird man die ungwollte Dekoration auch mal eben los |D
*lach*
Und wegen dem Lemonteil: Ich weiß nicht was du hast...ich fand ihn durchaus gelungen :D
Bin wirklich gespannt, was nun wird...
War auf jeden Fall wieder ein super Kapitel~
*wie immer aufs nächste freu*
x3

LG Kuroi
-^.^-


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