Zehn Fragen - Zehn Oneshots von abgemeldet (One Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 9: Eifersüchtig ----------------------- Eifersüchtig „Warum bist du so schlechte gelaunt, an einem so schönen Tag?“, fragte Calcifer den schwarzhaarigen Magier, der mit gerunzelter Stirn und grimmiger Mine in der Küche auf und ab tigerte. Hauro sah den Feuerdämon mit ausdruckslosem Gesicht an und deutete mit der Hand zum Fenster. Von seinem Platz aus konnte Calcifer direkt durch das Glas auf einen Hügel sehen. Ein Zeichen dafür, dass die Tür zum Häuschen des Magiers aktiviert war. Das Wichtigste an dem Ausblick, waren jedoch die zwei Personen, die dort standen. Sophie und dieser seltsame, blondgelockte Prinz, der sich eine Zeit lang, als Vogelscheuche bei ihnen untergekommen war. Die Beiden unterhielten sich angeregt Das wissende Lächeln, welches sich auf dem Gesicht des Dämons abzeichnete, ließ ihn abstrakt wirken. „Kann es sein, dass du eifersüchtig bist?“, fragte der Dämon. Seine Stimme hatte einen Unterton, den Hauro nicht deuten konnte und der ihm nicht gefiel. „Lass dich doch durch die Anwesenheit dieses Schönlings nicht einschüchtern. Er kann ihr nicht das bieten, was sie will. Das was Sophie will bist DU!“ Calcifer schrie ihm den letzten Satz entgegen, da der junge Magier bereits in Richtung Treppe gegangen war. Hauro reagierte gar nicht auf diese Worte viel zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt. Er nuschelte etwas absolut unverständliches vor sich her und verschwand in die oberen Räume des Hauses. Das Lachen, welches ihm die Treppe hinauf folgte hörte Hauro schon gar nicht. Viel zu sehr war mit seinen Gedanken beschäftigt. Seine Zweifel kamen wieder hoch. Die Ängste, die ihn schon so gequält hatten, als er die Abfuhr von diesem anderen Mädchen erhalten hatte. Damals, als dieser Prinz, sich von der Vogelscheuche wieder in einen Menschen verwandelt hatte, da dachte er sich noch nichts dabei. Hauro war selbst zu benommen, weil er sein Herz wiederbekommen hatte und weil die Umwandlung aus der Form des Riesenvogels ihn zu sehr beansprucht hatte. Körperlich und seelisch. Erst später hatte Mackel ihm erzählt, dass der Fluch des Prinzen nur durch einen Kuss der Liebe gelöst werden konnte und dass es Sophie war, die den Zauber gebrochen hatte. Als wäre diese Aussage nicht schon schlimm genug, erzählte der kleine Junge ihm auch noch, dass dieser blondgelockte Schnösel versucht hatte, Sophie zu überreden mit ihm zu gehen. Der Zauberer fühlte noch heute den heißen Blitz der Wut durch seinen Körper fahren, wenn er nur daran dachte. Was fiel diesem Fatzken ein? Sophie war für ihn bestimmt! Nur für ihn! Sonst hätte sie Hauro ja gar nicht sein Herz wiedergeben können oder Calcifer ein eigenständiges Leben ermöglicht. Der Zauberer wusste, dass es egoistisch war so zu denken und noch im selben Moment bereute er schon den Gedanken. Hauro überlegte, ob es nicht besser wäre, dass Mädchen einfach gehen zu lassen. Mit diesem Prinzen. Edmund konnte ihr so viel mehr bieten als er selbst. Doch die kleine, egoistisch Stimme in seinem Inneren – oder vielleicht war sie gar nicht so egoistisch, sondern nur vernünftig – fragte ihn, was er den tun wollte? Hauro dachte an den heutigen Morgen zurück. Er hatte am Tisch gesessen und Sophie stellte gerade einen Teller mit Rühreiern darauf. Der Zauberer hatte gerade nach ihrer Hand gegriffen und sie auf seinen Schoß gezogen, um ihr einen kleinen ‚Guten – Morgen – Kuss’ zu stehlen, da hatte es an der Tür geklopft. In Erwartung eines neuen Kunden, der irgendeinen Zauber haben wollte, öffnete Mackel die Tür. Doch statt eines normalen Besuchers, stand dort Prinz Edmund mit zwei seiner Wachen. Er fragte nach Sophie und diese erhob sich und ging auf den Prinzen zu. Das Mädchen hatte seine Stimme wieder erkannt und begrüßte ihn höfflich. Der Blonde schickte seine Begleiter vor die Tür und fragte sie, ob er mit ihr unter vier Augen sprechen könnte. Der Thronfolger sagte zwar nicht worum es ging, doch konnte Hauro in seinen Augen und seinem gesamten Verhalten den Grund für sein Kommen erkennen. Er wollte sie fragen, mit ihm zu gehen. Er wollte von Sophie wissen, ob ihr Herz sich verändert hätte. Ob sie nun bereit war, noch einmal über ihre Entscheidung nachzudenken. Sophie schenkte Edmund ein Lächeln, welches Hauro wünschen ließ, dass der Prinz tot umfallen möge. Dieses Lächeln gehörte ihm! Der Blond hatte kein Recht ihm seine Liebe wegzunehmen. Die Tatsache, dass Sophie den geheimen Ort, an dem sie sich trafen, für ihre Aussprache mit Edmund wählte, trug nicht gerade dazu bei, dass Hauro bessere Laune bekam. Den gesamten restlichen Morgen, war er wie ein gefangener Tiger in der Küche herumgelaufen und hatte gebockt. Der Zauberer hatte sich selbst immer wieder zugeflüstert, dass er den Prinzen doch einfach wieder verzaubern sollte, weil dieser die Frechheit besaß, ihm Sophie wegnehmen zu wollen. Das konnte dieser Schönling nicht einfach so machen! Sie hatte doch ihre Entscheidung schon getroffen. Sophie hatte sich für ihn – Hauro – und seine kleine Familie entschieden. Je länger er so gegrübelt hatte, desto mehr war ihm die Richtung seiner Gedanken klar geworden. Er verhielt sich wie ein kleines, bockiges Kind, dem man das liebste Spielzeug wegnehmen wollte. Vielleicht sollte er ihr ja die Wahl lassen? Sophie sagen, dass sie sich entscheiden konnte, zwischen ihm und dem Königssohn. Doch tief in seinem Herzen, wusste er, dass er das nicht wollte. Was sollte er tun, wenn sie sich für den Blonden entscheiden würde? Sollte sie mit dem Prinzen gehen, dann würde er sein Herz wieder verlieren, denn sie würde es mit sich nehmen. Zwar gehörte all seine Liebe Sophie und würde es auch ewig tun, doch das hieß ja noch lange nicht, dass sie dasselbe für ihn empfand. Liebe gab es in vielen verschiedenen Variationen und jede war anders, aber dadurch nicht weniger wahr und ehrlich gemeint. Genauso konnte es natürlich auch sein, dass die Liebe, durch die seine silberhaarige Schönheit, den Prinzen befreit hatte, nur die ehrliche und wahre Liebe zu einem guten, treuen Freund war und nicht die, die Edmund ihr gegenüber empfand. Für wen sie nun diese tiefe Zuneigung empfand, die sie nicht ohne den anderen Leben ließ, dass musste er noch herausfinden. Hauros Entschluss stand fest, er würde Sophie eine Entscheidung treffen lassen. Er oder der Königssohn. Das Ergebnis musste auch er dann akzeptieren, selbst wenn es dem Zauberer das Herz brechen würde. Der Schwarzhaarige sah wieder aus dem Fenster. Dort sah er die Liebe seines Lebens mit seinem Rivalen. Dieser griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Die Geste war so vertraut und warm, dass Hauro wieder den heißen Stich der Eifersucht in seiner Brust fühlte. Ein tiefes Grollen entfloh seiner Kehle und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Obwohl er Sophie die Entscheidung überlassen würde, hatte er vor zu kämpfen. Dieser eingebildete Thronfolger solle bloß nicht glauben, er würde den einzigen Menschen auf dieser Welt, den er wirklich liebte einfach so hergeben. Er würde kämpfen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)