Blut & Seele von abgemeldet (The sign of the black cross) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Disclaimer: Die Charaktere von Weiß Kreuz gehören nicht mir, sondern ihren Erschaffern! Es liegt mir Fern aus dieser Geschichte Profit zu machen, oder das Copyright zu verletzen. Sie soll lediglich zur Unterhaltung beitragen... Anmerkung: Das Ende der Serie – Weiß Kreuz - war etwas unbefriedigend für mich, also entschloss ich mich zu einer Fortsetzung. Vorbemerkt sei noch, dass ich das Ende von WK zu meinen Gunsten etwas abgeändert habe: Rans Schwester Aya liegt nach wie vor im Koma und somit haben die Jungs den Blumenladen noch einige Zeit weitergeführt. Sonst entspricht alles der Serie, soweit in dieser über die Vergangenheit, der Figuren bekannt geworden ist. Ich hoffe ich werde den Lesern, die der Serie bisher nicht ansichtig wurden, gerecht, indem ich die Geschehnisse an geeigneter Stelle kurz umreiße. Die Geschichte habe ich 2002 bereits auf yaoi.de veröffentlicht. Sie ist also schon etwas älter. Der Stil hat sich verändert. Rechtschreibung und Grammatik waren damals auch schon nicht so meine Stärke gewesen ^^;; Da ich in letzter Zeit häufiger Anfragen bezüglich eines neuen Teils der Fortsetzung erhalten habe, beschloss ich, zunächst die Vorgeschichte hier online zu stellen. Der Glasgarten, den ich zusammen mit Coco schreibe steht klar an erster Stelle. Tokio-Privatklinik Aya stand am Fenster des Aussichtszimmers. Sein Blick war unfokussiert in die kalte Winterlandschaft gerichtet. Inmitten der weißen, geräuschdämpfenden Pracht, lag ein kleiner See, unzugänglich, eisig und kalt. Seine Oberfläche zugefroren, nur weiter unten in der Dunkelheit des Grundes wurde es wärmer... Er wünschte er würde unter dieser Eisdecke liegen. Ohne zu denken, ohne zu atmen, ohne zu leben. Dann müsste er nicht schon wieder diese ganze Scheiße mitmachen. Seine Schwester wieder an diesen verdammten Kabeln hängen sehen. Den kleinen, abgemagerten Körper in dem, mit Luftkissen gefüllten Bett sehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie aufwachte war verschwindend gering. In all dieser Zeit, in der er voller Hoffnung gewesen war, die Ärzte falsch verstanden hatte, in all der Zeit war er blind gewesen. Warum wachte er jetzt auf? Weil sie jetzt wieder auf der Intensivstation lag? Sich ihr Zustand verschlechtert hatte? War er so blind gewesen? Hatte diese Verschlechterung ihn wachgerüttelt und ihm gezeigt, dass es keine Besserung geben würde? Warum hatte er nicht auf die Ärzte gehört, als sie ihm gesagt hatten, dass Aya bestenfalls eine leblose Hülle bleiben würde, ihr wacher Geist eingesperrt ohne eine Chance auf Befreiung aus ihrem Gefängnis? Bestenfalls... Er hätte am liebsten laut aufgeschrieben, seine Wut seine Hoffnungslosigkeit hinaus gebrüllt, doch er tat es nicht. Er stand weiterhin an dem breiten Panoramafenster, seinen Kopf an die kühle Scheibe gelehnt und starrte blicklos auf die verschneite, stille Landschaft. Unwirklich kam sie ihm vor, als wäre dort draußen ein Ort, der ihm Ruhe und Frieden versprach und hier drinnen die grausame Wirklichkeit, die auf ihn einprasselte. Selten fühlte er sich von der Realität entrückt, dies war jedoch einer dieser Momente. Ohne festen Boden, ohne jemanden, der ihn wieder zurückholte, ihn festhielt ihm Schutz gab, drohte er sich selbst in seinen eigenen düsteren Gedanken zu verlieren. Er verschränkte die Arme vor der Brust um sich ein wenig Wärme zu verschaffen. Sein Mantel hing über einer Stuhllehne, er war lediglich zu faul um sich aus seiner Haltung zu lösen. Es war bereits später Abend und die Beheizung des Raumes fiel wohl etwas geringer aus als unter Tags. Die Privatklinik hatte ihre Pforten für Besucher nur nachmittags geöffnet, deshalb war der Warteraum im Moment außer Aya leer. Die indirekte Beleuchtung war auf ein Minimum reduziert. Aya war es ohnehin lieber wenn er, das leuchtende Weiß, des Schnees draußen auf sich wirken lassen konnte. Es passte so ganz gut zu seiner düsteren Stimmung. Nach einer Weile hörte er eine weibliche Stimme, die vor der etwas entfernten Tür, mit jemand anderem sprach. Die Tür öffnete sich geräuschvoll und das Licht wurde um einige Stufen höher gestellt, gleich darauf hin jedoch wieder zurück. Aya rang sich durch und hob seinen Kopf etwas an. Er wollte nicht unhöflich sein, die Leute hier konnten schließlich nichts für sein beschissenes Leben. Er erkannte die Ärztin, die seine Schwester betreute bereits an ihrer Silhouette, als sie sich ihm näherte. Sie brachte eine kleine Rauchfahne mit sich, hatte sich wohl gerade eine kleine Pause gegönnt. „Fujimiya Ran. Verzeihen Sie die Verspätung.“ Aya nickte lediglich. Begrüßt hatten sie sich bereits, als er vor zwei Stunden ins Haus gekommen war. Ms. Thompson war eine gute Ärztin soweit er es beurteilen konnte und Omis Recherchen anging. Sie kam aus Europa, im Rahmen eines Austauschprogramms, nach Japan und arbeitete erst seit Kurzem in dieser Klinik. „Kann ich zu ihr?“ Seine Stimme hörte sich in seinen Ohren seltsam müde und gefasst an. Er konnte ihr Gesicht im dämmrigen Licht nur schemenhaft erkennen. Sie wies ihn an, sich auf einen der gepolsterten Sessel zu setzen. Aya folgte der Aufforderung nur widerstrebend. Irgendwie wollte er sich jetzt nicht bewegen, sich nicht in die Nähe einer anderen Person begeben. Er tat es trotzdem, nahm neben der Ärztin Platz und wartete bis sie anfing zu sprechen. „Wie ich Ihnen schon sagte, hat es eine Komplikation gegeben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich ihr Zustand verschlechtert. Es stellt sich nun die Frage inwieweit wir weiter machen sollen.“ Ihre Worte waren weder zögerlich noch unsicher, lediglich leise und eindringlich, ganz so als wollte sie sicher gehen, ob er auch alles verstand was sie sagte. Aya wusste auf was dieses Gespräch hinaus laufen sollte. Er hatte es kommen sehen, Angst davor gehabt, wie ein Feigling war er davongelaufen, hatte es nicht wahrhaben wollen, das Unausweichliche hinaus gezögert um sich einer Illusion hin zu geben. Einer Illusion, die nur Leid brachte. Für seine Schwester und für ihn selbst auch. Sein Blick verlor sich auf ihrem Namenschild, er wollte fliehen, wollte weg von hier, wollte die Frage nicht beantworten, fürchtete sich davor. „Wir können ihren Körper für einige Zeit künstlich am Leben halten, doch es würde das unausweichliche nur hinauszögern. Wir werden noch einige Untersuchungen durchführen, um ganz sicher zu gehen, doch erwarten Sie sich nicht zu viel davon.“ Stille breitete sich zwischen ihnen aus, bis sie von den nüchternen Worten unterbrochen wurde. „Die erneute Hirnblutung hat dem Gehirn irreparable Schäden zugefügt, wir können nur warten bis sich eine Änderung einstellt. Da jedoch die Ausgangssituation schon schlecht war, befürchten wir in den nächsten Stunden eher eine Verschlechterung ihres Zustandes. Sollen wir...“, fing sie an, doch Aya kam ihr zuvor. „Nein, sollen sie nicht“, sagte er fest. Er stand auf und schüttelte leicht den Kopf. „Sie sagen selbst, dass es auf Dauer nichts bringt, also warum sie unnötig quälen? Ich hätte mir schon viel früher über die Situation im Klaren sein müssen. Wäre sie in einem staatlichen Krankenhaus gewesen hätte sie es längst hinter sich.“ Die gleich große Ärztin erhob sich etwas steif und fuhr sich mit der linken Hand über ihren Nacken. Sie überhörte einfach seine vor Zynismus triefende Antwort. „Ich kann nicht behaupten, dass wir mit unseren Forschungen und neuen Methoden bei dieser schweren Art der Verletzung einen großen Erfolg hatten. Vielleicht hätte mehr Zeit uns geholfen, aber so...“, sie ließ den Satz unvollendet, wandte sich zum Gehen. Zeit? Wie viel Zeit? Mit der Aussicht, das seine Schwester für immer in ihrem Körper eingesperrt wäre ohne sich rühren zu können, ohne etwas sagen zu können, lediglich mit den Lidern zu kommunizieren. Gefangen im eigenen Körper? War das Leben? „Kommen Sie mit, ich bringe Sie zu Ihrer Schwester, sie liegt jetzt wieder auf der Intensivstation auf der sie zu Anfang ihres Aufenthaltes bereits lag. Das Personal kennt sie bereits.“ Er griff sich seinen schwarzen, langen Wildledermantel, mit hellgrauem Pelzimitat im Innenfutter und folgte der Ärztin. Der Mantel war ein Geschenk von Yohji gewesen, von wem auch sonst? Fragte er sich selbst in Gedanken. Dessen letzter Besuch in Mailand war der Grund für einen kleinen Kaufrausch gewesen und hatte ihnen alle Designerklamotten beschert. Geld genug hatten sie ja, daran sollte es nicht scheitern. Und wenn Yohji dann glücklicher war und ihnen – vor allem Aya – nicht mehr auf die Nerven ging, umso besser. Außerdem fühlte Aya sich wohl in dem Fell, es gab ihm etwas Wärme und vielleicht auch den Hauch von Geborgenheit, Gefühle, die er vermisste. Der Krankenhausflur war nicht sehr lang und am Ende kam ein Aufzug in Sicht. Ein schwacher Geruch nach desinfizierenden Reinigungsmitteln lag in der - durch die Klimaanlage gefilterten und temperaturangepassten – Luft. Die Wände des Ganges waren zweifarbig. Getrennt durch einen roten dünnen Farbstrich, der als Leitsystem funktionierte und den Besuchern, den richtigen Weg zur gesuchten Abteilung des Krankenhauses wies, dominierten hier das kühle Blau und die Farbe der Hoffnung – ein zartes Grün. Aya starrte dieses Grün an und konnte innerlich nur höhnisch lachen. Hoffnung? Für wen? Auf dem Weg zur Intensivstation... Hoffnung... „Wir fahren in den vierten Stock, die neue Intensiv ist in der Nähe der Operationssäle“, unterbrach die Ärztin seine zynischen Gedanken. Sie fuhren nach oben und betraten den Schleusenraum. Leises Piepen drang durch die noch geschlossene Flügeltür, die sich nur durch Drücken eines Türöffners nach innen öffnete. Aya kannte dieses Piepen, ein markanter Alarmton, wie er nur von einem Beatmungsgerät kommen konnte. Oft genug hatte er den Anblick seiner Schwester in sich aufgenommen, wie sie von diesem Gerät abhängig war, nicht selbst atmen konnte. ‚Künstliche Beatmung‘, nannten die Ärzte es. Aya fand es schrecklich. Den Atemrhythmus von einer Maschine vorgegeben, die von Menschenhand ihre Einstellung erhalten hatte und den Brustkorb in regelmäßigen Abständen hob und senkte. Ein Vorgang, der für Aya die Hoffnung, nur einen Hauch von Leben in seiner Schwester nach außen dringen zu sehen, zunichte gemacht hatte. „Ziehen Sie bitte diesen Überwurf über Ihre Kleidung. Den Mantel können Sie hier in den Schrank hängen.“ Aya folgte den Anweisungen innerlich ruhig und gelassen, als könne das Kommende ihn nicht belangen, als betreffe es ihn selbst nicht. Fertig angezogen, öffnete die Ärztin die Schleuse und sie traten zusammen ein. Das einzige... .....was bleibt, ist Hoffnung. Und die... ...stirbt als Letztes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)