Mein Freund Bunta von x3Ichigox3 (Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern..) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3:Kage,der Namensdieb ---------------------------------------- Haruko wachte mit schmerzendem Kopf aus ihrem ungewollten Schlaf auf. Im ersten Moment drehte sich alles und sie wusste nicht, wo sie war. Sie hatten einen schwarzen Haori* über den Beinen liegen und war an einen Baum gelehnt. Mit einem Mal fiel ihr alles wieder ein: Das Gewitter, der Sturz und der Junge, der sie gerettet hat. Doch jetzt war er nicht mehr da. Was sie allerdings wunderte war, dass er Sachen dort gelassen hatte, wie etwa den Haori und ein Paar Strohsandalen. Mit einem mal bemerkte Haruko, wie hinter ihr jemand stand. Erschrocken fuhr sie herum und sah dem Jungen, der sie gerettet hatte, direkt in die Augen. Er kniete hinter ihr und lächelte sie beschämt an. "Hallo." Er stand auf und ging paar Schritte, allerdings ohne sie aus den Augen zu lassen. Haruko sah zur Seite, ohne eine Antwort zu geben. Eine kurze Zeit der Stille trat ein, eine beengende und leblose Stille. "Wer bist du?" Der Junge sah sie neugierig an. "Hier sind nicht oft Leute, weißt du?" Sie traute sich nicht zu antworten, zu groß war die Angst vor dem Fremden. Sie wusste nicht einmal, wie sie dorthin gekommen war, geschweige denn, wie sie wieder wegkommen sollte. Vielleicht war dieser Junge der Einzige, der ihr noch helfen konnte. "Ich bin Haruko. Haruko Tanaka." Sie stand auf und verbeugte sich tief vor ihm. Anders hatte sie es nie gelernt. Für die Dorfschulen war es das Wichtigste den Kindern Respekt und Anstand gegenüber älteren Personen zu lehren. Alles andere wurde dagegen in den Hintergrund gestellt. So war ihr auch klar, dass es ihr nicht gestattet war, nach seinem Namen zu fragen. In ihrer Verneigung blieb sie stehen, bis er etwas sagte. "Willst du denn gar nicht wissen, wie ich heiße?" Mit hochgezogenen Augenbrauen und spöttischem Grinsen im Gesicht zog er sie wieder hoch. Als er keine Antwort bekam und sie ihn nicht einmal eines Blickes würdigte, gestand er sich ein, dass sie offensichtlich nicht nach seinem Namen fragen wollte. Schwer atmete er aus. "Ich heiße Bunta. Freut mich dich kennen zu lernen,Haruko!" Er streckte ihr die Hand hin, sie ignorierte ihn jedoch völlig und saß dort, mit angewinkelten Knien. "Bunta? Ein merkwürdiger Name. Wie heißt du weiter und aus welchem Dorf kommst du?" Sie musterte den hochgewachsenen Jungen misstrauisch, denn er war soviel anders, als alle anderen Personen, die sie bis jetzt kannte. Er war nicht viel älter als sie selber, aber aus ihm sprach eine Lebenserfahrung, die sie nicht einmal an Fudo kannte. Sie kannte ihn kaum, doch in diesem Moment hätte sie ihm ihr Leben anvertraut, da sie wusste, dass er sie nicht enttäuschen würde. Leise lachte er auf. "Bunta findest du komisch? Ja, stimmt, das fand ich am Anfang auch. War verdammt hart, mich an diesen Namen zu gewöhnen. Einen Nachnamen habe ich nicht, tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss. Auch lebe ich nicht in einem Dorf, so wie du. Das muss für dich wahrscheinlich ziemlich hart sein, so einen streunenden Hund wie mich zu sehen, oder?" Eine gefühlte Ewigkeit verging für Haruko, als Bunta das erzählte. Mit jedem einzelnen Wort wurden ihre Hände schwitziger und nur mit Not konnte sie ein Zittern verbergen. "Warum bestizt du keinen Nachnamen? Es klingt ja fast so, als wäre Bunta nicht dein richtiger Name." Ihre Stimme klang schwach und dünn, wofür sie sich im Nachhinein am Liebsten selber geschlagen hätte. Es musste schon Nacht sein, denn nur ein paar Glühwürmchen und eine kleine Laterne erhellten die Umgebung um sie herum. Erst jetzt bemerkte sie, wie schön dieser Wald eigentlich war. Doch selbst bei dieser Dunkelheit konnte der Mond nicht durch das Blättergestrüpp des Waldes dringen. "Soll ich dir etwas erzählen, Haruko? Der Wald hier, Tamashi no mori, hat keine Kraft mehr. Er lebt, aber durch seine Erinnerungen an die Menschen, die ihn zerstörten und ihm seine Lebensenergie nahmen, ist er krank geworden. Der Wald an sich ist nicht böse, glaub mir, doch aus seinen Tiefen entstand etwas, dass den Menschen, die herkommen, das Wichtigste nimmt: Ihre Namen!" Betrübt strich Bunta sich die Haare aus dem Gesicht und seufzte laut auf. "Dieses Ding, was mir und vielen anderen den Namen stahl, wird dir auch deinen nehmen, wenn du noch länger bleibst. Davon ernährt er sich, von deiner Lebensenergie. Der Wald wollte niemals, dass es soweit kommt, doch es kam so. Kennst du das, wenn du auf einmal unglaublich wütend auf jemanden bist? Dann wünscht du ihm alles Böse, aber im nachhinein würdest du es natürlich niemals geschehen lassen. Bei ihm war es genauso: Er war böse auf die Menschen, die ihm sein Leben nahmen und so entstand der Kage**. Er wird kommen, glaub mir! Ich kam hier vor ein paar Monaten her. Der Krieg nahm mir alles, meine Familie, mein Zuhause. Was sollte ich groß tun? Ich kam hier in den Wald, suchte nach Unterschlupf. Eines Nachts kam der Kage und hat ihn mir genommen. Nachdem er da war, kann man sich nicht mehr an seinen alten Namen erinnern. Er gab mir den Namen Bunta. Ich weiß zwar nicht wo du herkommst, Haruko, aber wir müssen dich so schnell es geht wieder fortbringen!" Mit großen Augen sah Haruko ihren gegenüber an. Sie konnte kaum glauben was er dort sagte. Also hatten die Leute doch Recht, der Wald lebte! Ohne weiter nachzudenken brach sie in Tränen aus. Unbeholfen stand Bunta dort und lief im nächsten Moment zu ihr. "Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen, glaub mir!" Die Luft wurde mit jeder Sekunde kühler und nur noch vereinzelt schwirrten ein paar Leuchtkäfer umher. Mit einem Mal hob er die kleine Haruko hoch und lief, so schnell, dass seine Augen von der vorbeizischenden Luft tränten. "Beruhig dich, wir müssen weg!" Er lief so schnell seine Beine ihn tragen konnten, doch auch das reichte nicht. Auf einmal blieb er stehen und sah Haruko mit großen Augen an. Ohne eine einzige weitere Reaktion kippte er um, wie von einem Schwert zu Boden gestreckt. Haruko knallte unsanft auf den Boden und zitterte. Sie wusste selber nicht, ob es von der Kälte kam oder von dem, waskurz vorher passierte. Sie fühlte sich müde und schlapp, als könne sie keinen einzigen Meter mehr gehen. Sie sah etwas vor sich, es schien schon fast unwirklich und unglaublich fremd. Ein großer Umriss, komplett in schwarz, mit hell weiß leuchtenden Augen. Es schien, als träge es einen Umhang der im seichten Wind wehte und die Bewegung, in der es auf sie zukam, dämpfte. Sie konnte sich nicht bewegen, ihr ganzer Körper gehorchte ihr nicht mehr. Kurz vor ihr blieb es stehen und jetzt konnte sie sich wieder an Buntas Worte erinnern: "Er wird kommen, glaub mir!". Es war der Kage, der direkt vor ihr stand. Doch sie fürchtete sich nicht vor ihm, denn er stand nur dort, blickte auf sie herab und tat nichts. Aber auch als er mit seinem Umhang über ihren Kopf strich, verspürte sie nicht den geringesten Drang noch Wegzulaufen. "Hikari***, bringe das Licht in diesen Wald." Im Bruchteil einer Sekunde wurde ihr ganzer Körper schwer und sie sank in sich zusammen. Mit den halb geschlossenen Augen konnte sie noch seine vage Gestalt erkennen, wie sie in die Dunkelheit zurückkehrte. Begriffserklärung: *Haori: eine bis auf Hüft- oder Schenkelhöhe gehende Kimono-Bedeckung in der Art eines Jacketts. **Kage: jap. für Schatten ***Hikari: jap. für Licht Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)