Bis ans Ende der Welt von Flordelis (Das Schwert folgt stets dem Herzen) ================================================================================ Kapitel 26: Der Anfang vom Ende ------------------------------- Die Gruppe verbrachte die Nacht in einem Gasthaus für Reisende außerhalb einer Stadt. Hix war nicht nur erleichtert, endlich wieder in einem Bett liegen zu können – es kam ihm vor als wäre das letzte Mal eine Ewigkeit her – sondern auch Tengaar bei sich zu haben. Gut, sie war reichlich anhänglich, was er nicht von ihr gewohnt war, aber sie hatte in den letzten Tagen viel durchgemacht, da fand er es in gewisser Weise auch verständlich. Dass sie allerdings einfach nicht von ihm ablassen wollte und so direkt neben ihm liegen musste, irritierte ihn doch zunehmend. Das war schweigend nicht zu ertragen. „Wie fühlst du dich, Tengaar?“ Es dauerte einen kurzen Moment, bis sie darauf reagierte, dann hob sie aber den Blick, um ihn anzusehen. Wieder spürte er dieses irritierende Gefühl in seinem Inneren, dass etwas nicht richtig war, als er in ihre Augen sah, aber er schob es erst einmal beiseite, besonders da sie in diesem Moment bereits antwortete: „Schon viel besser. Danke für deine Hilfe, Hix.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, konnte dort aber nicht bleiben, da er sich zu ausgelaugt dafür fühlte. „Da gibt es nichts zu danken, ich habe dir gern geholfen.“ Sie reagierte darauf, indem sie sich weiter an ihn schmiegte und ihre Finger über seinen Arm streichen ließ. Das ließ ihn weiter unruhig werden, weswegen er versuchte, von ihr fortzurutschen, was allerdings daran scheiterte, dass sie die entstehende Distanz sofort wieder ausglich. „Ich möchte dir aber angemessen danken, Hix“, sagte sie. „Willst du mir das wirklich verwehren?“ Das wollte er eigentlich nicht, aber das ungute Gefühl in seinem Inneren wollte einfach nicht schwinden. Er konnte nicht sagen, woher es rührte, aber egal wie oft er es wegschob, es kam immer wieder zurück, um sich noch ein wenig fester in seinen Nacken zu verbeißen. Er nahm den Blick von ihren Augen und sah zum Fenster hinüber, hinter dem sich die Nacht ausgebreitet hatte. Für einen kurzen Moment glaubte er, die Krähe dort zu sehen, aber im Dunkeln war nichts zu erkennen, schon gar kein schwarz gefiederter Vogel, weswegen er den Gedanken direkt verwarf und ihn auf seine Anspannung schob. Tengaar näherte sich inzwischen seinem Gesicht mit ihrem und neigte den Kopf ein wenig. „Hix, warum bist du so nervös?“ Sie flüsterte fast, es fiel ihm schwer, sie richtig zu verstehen. Er antwortete nicht, aber das störte sie nicht, sie fuhr einfach fort: „Ich will dir nur danken, nicht dich umbringen.“ Ein seltsames Lächeln umspielte dabei ihre Mundwinkel und ein Glitzern erschien in ihren blauen Augen, die ... Er stutzte sofort. Die Augen dieser Frau waren blau! Aber Tengaars Augen waren braun! Warum war ihm das bislang nicht aufgefallen? Doch als ihm diese Erkenntnis endlich gekommen war, schubste er sie sofort von sich, wobei sie beinahe vom Bett heruntergefallen wäre. So konnte sie ihn allerdings nur verwirrt ansehen. „Wer bist du?“, fragte er. Sie zog die Brauen zusammen. „Was meinst du?“ Ihre Stimme, die plötzlich vollkommen anders war, als noch zuvor – oder kam es ihm nur so vor? – klang drohend, als würde sie nicht wollen, dass er weitersprach, was allerdings ein Gefallen war, den er ihr nicht tat: „Du bist nicht Tengaar! Also, wer bist du?“ Tengaar seufzte schwer, schüttelte den Kopf und hob die Schultern. „Du bist wirklich nicht dumm, wie schade.“ Hix sah sie einfach nur schweigend an und wartete darauf, dass sie ihm erklärte, wer sie denn nun war, auch wenn er da bereits eine gewisse Ahnung verspürte. „Ich bin Treasa“, bestätigte sie schließlich. „Im Körper deiner geliebten Tengaar.“ Dabei lächelte sie warmherzig, obwohl ihre Augen kalt blieben und ihm einen Schauer über den Rücken jagten. Er erinnerte sich an die Erzählung Lokis über die junge Frau und all die Leute, die in sie verliebt gewesen waren und auch daran, dass die Rune, die sie erhalten hatte, ihren Verstand bis zum Wahnsinn zersetzte. Sein Blick wanderte zu ihren Händen hinab, aber dort war, zumindest im Moment, nichts zu sehen. „Wo ist Tengaar?“, fragte er heiser. „Dort, wo ich bis eben noch selbst war“, erwiderte sie. „Und du hast sie dort einfach zurückgelassen.“ Sein Körper begann zu zittern, aber nicht aus Furcht, sondern Tatkraft. Er schaffte es, an ihr vorbei von dem Bett aufzustehen. „Ich muss sofort zurück!“ Sie griff nach seiner Hand, um ihn davon abzuhalten. „Warte doch! Warum willst du sie zurückholen?“ Mit erstaunlich viel Kraft zog sie ihn zu sich herunter, damit er sich wieder neben sie setzte. Dann schmiegte sie sich an ihn, ohne seine Hand loszulassen. „Wir könnten zusammen so glücklich sein. Du und ich, irgendwo auf dieser Welt.“ Die Finger ihrer freien Hand strichen zärtlich über seine Wange, doch ihre Berührung jagte ihm nur einen weiteren Schauer über den Rücken und erregte furchtbare Übelkeit in seinem Inneren. Diese Frau war nicht Tengaar und das wurde ihm mit jeder Sekunde deutlicher, was seine Abneigung gegen sie nur verstärkte. Dennoch bemühte er sich, erst einmal ruhig zu bleiben, weil ihn eine bestimmte Frage mehr interessierte: „Warum?“ „Hm?“, fragte sie irritiert. „Warum möchtest du gerade mit mir leben?“, fuhr er fort. „Und warum sollte ich dir glauben, dass du plötzlich aufgibst, so bösartig zu sein, wie damals, als du eingesperrt wurdest?“ Sie schwieg, mit gesenktem Kopf, so dass er nicht einmal in ihrem Gesicht lesen konnte, was sie wohl gerade dachte oder ob sie vielleicht nur versuchte, sich auf eine Lüge vorzubereiten. „Weißt du überhaupt, weswegen ich so bösartig wurde?“ Er erinnerte sich an Lokis Geschichte zurück und neigte dann den Kopf. „Diese Rune zersetzte deinen Verstand, nicht wahr?“ „Das schaffte sie nur, weil ich einsam war.“ Sie klang bedrückt. „Alisdair, der einzige, der mich verstand und wirklich geliebt hatte, war tot.“ Hix glaubte, nicht einmal wirklich erfassen zu können, wie es ihr ergangen sein musste, mit einer vollkommen unbekannten Rune auf der Hand, ohne jemanden, der sie verstehen konnte. Eine Rune, die noch dazu versucht, seinen eigenen Wirt zur Zerstörung anzutreiben. Plötzlich wirkte sie aber wieder wesentlich zuversichtlicher, sie hob den Kopf und lächelte dabei sogar. „Aber das ist jetzt vorbei! Du und ich können wirklich glücklich zusammen werden.“ Er versuchte, vor ihr zurückzuweichen, aber ihr Griff war viel zu fest. Sie bemerkte sein Verlangen aber natürlich und reagierte darauf sofort mit einer weiterführenden Erklärung: „Ich habe gesehen, wie sehr du gekämpft hast, um Tengaar zu erreichen und das, obwohl deine Fähigkeiten nur sehr eingeschränkt sind. Dennoch hast du es am Ende geschafft, zu ihr zu kommen und nun bist du bei mir – das muss Schicksal sein.“ Eigentlich hielt er das eher für einen sehr ungünstigen, von Dougal beeinflussten Zufall, aber das konnte er ihr nicht sagen, schon allein, weil sie ihm wieder zuvorkam: „Lass uns zusammen leben, so wie du mit Tengaar gelebt hättest. Für dich kann ich Tengaar sein!“ Ihre Augen glitzerten erwartungsvoll, in ihrem Lächeln war Verzweiflung zu sehen. Er wusste, er würde ihr das Herz brechen müssen, aber er konnte nicht anders, nicht wenn er dabei an sein eigenes Herz denken wollte – und das tat er. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein, das kannst du nicht.“ Für eine Sekunde geschah gar nichts und Hix wollte schon erleichtert aufatmen, aber dann wurde ihr Griff plötzlich geradezu schmerzhaft, so dass er einen leisen Schmerzenslaut ausstieß. „Du stößt mich also von dir?“, fragte sie drohend. „Einfach so?“ „Nicht einfach so. Ich liebe Tengaar und nicht dich. Ich möchte nur mit ihr zusammen sein. Auch wenn du wie sie aussiehst, bist du nicht sie.“ Ihre Augen schienen aufzuglühen, als er das sagte und im selben Moment spürte er, wie ein viel zu heißes Gefühl gerade seine Hand durchflutete. Hastig zog er sie zurück und blickte dabei unweigerlich auf ihre hinunter. Dort war inzwischen eine Rune erschienen, die er noch niemals zuvor gesehen hatte. Sie sah aus wie ein roter Flügel, der gerade versuchte, sich zusammenzufalten. Ein bedrohliches, blutrotes Licht ging davon aus, das Hix sofort aufstehen und zurückweichen ließ. Sie folgte seinem Beispiel und erhob sich ebenfalls. Allerdings machte sie keine Anstalten, die Distanz auszugleichen, stattdessen winkelte sie lediglich den Ellenbogen an, so dass er die glühende Rune noch besser als zuvor sehen konnte. „Dann willst du mir also auch nicht helfen.“ Ihr Gesicht war plötzlich ausdruckslos, nicht einmal Hass war darin zu sehen, auch wenn er genau das eigentlich erwartet hatte. „Ich will“, erwiderte er. „Ich will es wirklich! Aber nicht so!“ Doch sie hatte keinerlei Gehör für seine Worte. „Wenn du mir nicht helfen willst, habe ich auch keine Verwendung mehr für dich.“ Die Rune begann heller zu leuchten und fesselte Hix' Blick. Auch wenn er wusste, dass er zu fliehen versuchen sollte, gelang es ihm nicht, seine Beine schienen fest mit dem Boden verwurzelt zu sein und erlaubten es ihm nicht, auch nur einen Schritt zu machen. Während das Licht immer heller wurde, verlor er gleichzeitig mehr und mehr seines Willens, bis er fast schon selbst bereit war, sein Leben freiwillig aufzugeben. Doch bevor sie ihm daraufhin diesen Wunsch erfüllen konnte, wurde er von einem lauten Geräusch wieder aus dieser Trance geweckt. Sein Blick wanderte zum Fenster, wo nun tatsächlich eine Krähe zu sehen war, die immer wieder versuchte, mit dem Schnabel die Scheibe einzuschlagen. Offenbar störte das Treasas Konzentration, da das Leuchten der Rune wieder nachließ und sie stattdessen ebenfalls zum Fenster sah. Emotionen kehrten in ihr Gesicht zurück, auf Verstehen folgte Überraschung und diese wurde wiederum von Erleichterung abgelöst. „Alisdair ...“ Doch dieses Gefühl blieb nicht lange, als die Tür geöffnet wurde. Treasa sah, wieder vollkommen neutral, hinüber, Hix folgte ihrem Beispiel und erkannte Ailis, die sie beide fragend anblickte. „Diese Krähe ist wieder da“, sagte sie. „Warum lasst ihr sie nicht rein, bevor sie das Fenster zerstört? Ich meine, wir müssen es dann immerhin bezahlen und-“ „Sei still!“, zischte Treasa wütend. „Ich kann deine Stimme nicht mehr ertragen.“ Tatsächlich verstummte Ailis, ließ den Mund aber geöffnet, als wollte sie eigentlich weiterreden, müsste nun aber erst ihre Stimme wiederfinden. So sahen sich beide Frauen für den Moment nur schweigend an, Verwirrung in dem einen und pure Verachtung in dem anderen Gesicht. Es sah aus, als würde Treasa sie tatsächlich kennen und noch dazu keine positiven Erinnerungen mit ihr verbinden. „Das ist nicht Tengaar“, sagte Hix rasch. Ailis zog die Brauen zusammen und fand ihre Stimme wieder: „Aber wenn das nicht Tengaar ist, dann muss sie ...“ Wieder kam sie nicht dazu, den Satz zu beenden. Treasas Rune leuchtete in einem grellen Rot auf, das Hix in den Augen schmerzte. Im nächsten Moment griff Ailis sich bereits an den Hals und gab ein leises Keuchen von sich. Ein Blutschwall quoll dabei aus ihrem Mund und ergoss sich auf dem Boden. Ihr Gesicht, sonst immer voller Schalk, war schmerzverzerrt. „Hör auf damit!“, rief er. „Lass sie in Ruhe!“ Treasa deutete lediglich ein Kopfschütteln an. „Es ist ohnehin schon zu spät.“ Kaum hatte sie den Satz beendet, ertönte ein lautes Knacken, dessen Ursprung Hix nicht auszumachen wusste, aber es klang, als hätte eine schwere Waffe auf dem Schlachtfeld gerade Knochen zermalmt. Ein Geräusch, das ihm wieder einmal durch Mark und Bein ging und sein Innerstes geradezu erschütterte. Wieder einmal wurde er sich seiner Hilflosigkeit bewusst, der Tatsache, dass er nicht wusste, was er tun sollte, um anderen zu helfen und dass es möglicherweise nichts gab, was er tun konnte und er dazu verdammt war, immer nur zusehen zu können, wenn so etwas geschah. Ailis fiel leblos zu Boden, gab noch ein letztes Keuchen von sich – und rührte sich dann nicht mehr. Die gerade noch so lebhafte Frau war plötzlich nicht viel mehr als nur eine langsam kälter werdende Gestalt, die keine Rolle mehr in der Geschichte dieser Welt spielen würde, egal wie klein sie gewesen sein mochte. Und dieser Gedanke schmerzte Hix. Es war bei Weitem nicht das erste Mal, dass er jemanden sterben sah. Auch nicht das erste Mal, dass dies geschah, ohne dass eine äußere Verletzung festzustellen war, aber dennoch gab es etwas an dieser Situation, das ihn schockierte. Und er war sich sicher, dass es sich dabei um die Tatsache handelte, dass es Tengaar war, die das alles mit gefühlloser Miene tat. „W-was hast du getan?“, fragte Hix mit zitternder Stimme. „Was schon?“, erwiderte sie gleichgültig. „Ich habe diese Welt nur von einem weiteren, nutzlosen Menschen gereinigt. Und viele weitere werden ihr folgen.“ Als ihre Rune noch einmal aufleuchtete, wusste er, dass er eigentlich sein Schwert ziehen und gegen sie kämpfen müsste. Er müsste irgendetwas tun, um sein Leben zu retten, aber er konnte sein Schwert nicht gegen jemanden erheben, der aussah wie Tengaar. „Aber keine Sorge“, sagte sie versöhnlich. „Nicht jeder wird so leiden wie sie. Dir, zum Beispiel, werde ich ein schnelles Ende bescheren.“ Selbst mit dieser Ankündigung konnte er nichts dagegen tun. Sein Körper weigerte sich schlichtweg, sein Schwert zu ziehen und das Leuchten der Rune verhindert noch immer, dass er sich von der Stelle rührte, um zu fliehen. Fast war er schon bereit, sein Schicksal zu akzeptieren und sich einzugestehen, dass er ohne Tengaar nichts tun könnte, weswegen sein Leben ohnehin verwirkt war. Er wollte aufgeben – doch im selben Augenblick zerbarst die Scheibe unter den unerlässlichen Angriffen der Krähe. Der Vogel stürzte in den Raum hinein und hielt dabei genau auf Treasa zu. Das rote Licht der Rune wurde wieder blasser, als sie sich fluchend vor ihrem Angreifer zu schützen versuchte. „Lass mich in Ruhe, du verdammtes Mistvieh!“ Doch die Krähe ließ nicht locker, so dass sie schließlich zurückweichen musste. Immer wieder versuchte der Vogel, sie mit Schnabel oder Krallen an Armen oder Gesicht zu verletzen, doch sie schaffte es zumindest, zu verhindern, dass sie dabei ernsthafte Schäden erlitt – wobei sie hauptsächlich darauf zu achten schien, dass er ihre Hand mit der Rune nicht erwischte. Schließlich wischte sie den Vogel mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite, einer so heftigen Geste, dass er gegen die Wand geschleudert wurde. Hix, der das ganze gebannt beobachtet hatte, fühlte sich nun plötzlich wieder als Ziel gefährdet und beschloss, die Zeit zu nutzen, bevor die Rune wieder derart aktiv werden könnte, dass er erneut zur Untätigkeit verdammt sein würde. Also fuhr er herum und rannte aus dem Zimmer hinaus – nur um nach wenigen Schritten schon wieder innezuhalten, da Rim und Zahra vor ihm standen und ihn ansahen. Keine von ihnen fragte, was los war, es schien ihm vielmehr so, als wüssten sie es bereits, weswegen er sich fragte, warum sie überhaupt dastanden, als würden sie ihn aufhalten wollen. Treasa trat hinter ihm aus dem Raum, mit einer Ruhe, die ihm geradezu unerklärlich schien. Als sie die beiden Mädchen erblickte, verzog sie das Gesicht wieder. „Na großartig, noch mehr Störenfriede. Und dann gerade ihr beiden Hunde von Fiongal ...“ „Hunde?“, fragte Hix irritiert, ohne auf eine Antwort zu hoffen. Tatsächlich bekam er auch keine, dafür tauschten die beiden Mädchen nur einen kurzen Blick miteinander. Die Zwillingsrunen an ihren Händen glühten silbern und bildeten einen angenehm sanften Kontrast zu dem roten Leuchten von Treasa, das ihn wieder in seinen Bann zog und ihn erneut bewegungsunfähig machte. Mehr konnte sie aber offenbar nicht tun, denn sie knirschte lediglich mit den Zähnen, während sie die Mädchen betrachtete. „Wir haben wohl einen bedauerlichen Fehler gemacht“, sagte Zahra schließlich. „Aber den können wir auch schnell ungeschehen machen.“ „Was wollt ihr schon tun?“, fragte Treasa knurrend. „Ihr könnt mich nicht einsperren.“ „Das nicht“, gab Rim zurückhaltend zu. „Aber etwas anderes durchaus ...“ Damit lief Zahra bereits auf die bewegungslos verharrende Treasa zu. Ein heller Lichtblitz blendete Hix – und als er wieder etwas sehen konnte, waren die beiden verschwunden. „W-was ist passiert?“ Rim antwortete nicht, sondern rieb sich die Hand mit ihrer Rune, als würde sie schmerzen. Dafür hörte er hinter sich Fions Stimme: „Mach dir keine Gedanken. Zahra hat Treasa zurück in die Welt der Leere gebracht, damit ich sie dort später wieder einsperren kann.“ Hix fuhr herum und starrte Fion an, als wäre er eine Erscheinung. Der Magier wirkte müde, aber keineswegs traurig, was Hix nicht verstehen konnte, wenn er doch wohl bereits von Ailis' Tod wusste. Aber etwas anderes war in diesem Moment bereits wichtiger: „Was wird jetzt aus Tengaar?“ „Das weiß ich nicht.“ Selbst seine Stimme klang müde und ließ jede Kraft vermissen, die sonst eigentlich darin war. „Dann werde ich mit dir dorthin gehen“, sagte Hix sofort und erwartete Widerstand, der aber nicht kam. Stattdessen winkte Fion ein wenig ab. „Wir reden morgen darüber. Ich muss mich erst um etwas kümmern.“ Hix wollte eigentlich nicht bis morgen warten, aber er verstand auch, dass es gerade Dinge gab, die Vorrang haben mussten. Fion betrat das Zimmer, in dem Hix und Treasa hätten schlafen sollen, worauf der Krieger ihm sofort folgte. Der Magier kniete sich neben die tote Ailis, um zu trauern, wie Hix glaubte – doch plötzlich berührte er den Körper, der sich in einen rosafarbenen Kristall verwandelte, den er schließlich an sich nahm, ehe er wieder aufstand. Er fuhr herum und begegnete dabei Hix' irritiertem Blick. „Es gibt einige Geheimnisse, die selbst tote Körper von Magiern noch bergen.“ Sich in einen Kristall zu verwandeln, war für ihn ein ziemlich seltsames Geheimnis, aber er hinterfragte es nicht. Zu sehr schwirrte sein Kopf von den letzten Ereignissen, er konnte sich kaum noch konzentrieren, alles war so unwirklich. Im Moment glaubte er tatsächlich noch, dass Ailis ihn am nächsten Morgen wecken und er feststellen würde, dass sie noch nicht einmal in Falena angekommen waren. Nein, vielleicht würde er nach dem Aufwachen auch eine verärgerte Tengaar vorfinden, die sich darüber aufregte, dass er verschlafen hatte. Und dann würde er sich darüber freuen, dass alles nur ein Traum gewesen war. Doch tief in seinem Inneren wusste er natürlich, dass das eine unsinnige Hoffnung war. „Aber darüber sollten wir auch morgen sprechen“, sagte Fion. „Es wird Zeit, dass wir beide ins Bett kommen.“ Hix glaubte nicht so recht daran, dass er würde schlafen können, besonders nicht bei einem zerstörten Fenster, aber als er darauf aufmerksam machen wollte, stellte er fest, dass die Scheibe vollkommen intakt und die Krähe verschwunden war. Also sagte er nichts und nickte stattdessen nur. Fion verließ darauf schweigend den Raum wieder und ließ Hix allein, mit mehr Fragen als je zuvor, die ihn noch die ganze Nacht wachhalten würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)