Das Rudel des Wolfes von Rejah (RL / SB) ================================================================================ Kapitel 20: Wärme ----------------- Wärme Es war der Morgen von Heiligabend. Remus hatte erstaunlich lange geschlafen und reckte sich in seinem Bett. Der Schlafsaal war vollkommen verlassen. Ein Blick auf Blacks Bett bestätigte ihm, dass dieser schon vor ihm wach geworden war und wahrscheinlich schon in der Großen Halle beim Frühstück saß. Er schwang seine Beine über die Bettkante. Der Boden war kalt und er suchte fröstelnd nach seinen Socken. Als er sie sich angezogen hatte, lief er um sein Bett herum und sah auf den kleinen Stapel Geschenke an dessen Fußende. Zwei davon waren von seinem Vater, wie er feststellte, als er das Geschenkpapier vorsichtig öffnete. Es handelte sich um ein Buch über Pflanzenheilkunde. Er besaß bereits so eins, doch stellte er fest, dass dieses noch spezifischer war. Zufrieden legte er es in seinen Schrank. Das zweite Geschenk bestand aus einer Zusammenstellung aus Federn, verschiedenen Tintenarten und einem neuen, elegant wirkendem Federkiel. Sein Vater wusste immer ganz genau, was er ihm schenken konnte. Das waren auch schon die einzigen Geschenke. Er versuchte die Enttäuschung darüber, dass Black ihm nichts geschenkt hatte, zu unterdrücken. Schließlich hatte er auch nichts für ihn. Aber würden sie es jemals schaffen, sich wieder zu vertragen? Seine gute Laune verflog. Rasch zog er sich fertig an und machte sich auf den Weg in die Große Halle. ~~~~~*~~~~~ Als er in der Großen Halle ankam, stellte er fest, dass Black immer noch am Frühstückstisch saß. Und er war nicht allein. Um ihn herum hatten sich mindestens vier Mädchen versammelt, zwei davon aus der Stufe unter ihnen und himmelten ihn praktisch an. Black genoss die Aufmerksamkeit offensichtlich. Remus beschloss, sich so weit wie möglich von ihm entfernt an den Tisch zu setzen. Während er sich ein Marmeladenbrötchen schmierte, versuchte er das Gekicher der Mädchen auszublenden und betrachtete stattdessen die festliche Dekoration der Halle. In der Nähe des Lehrertisches war ein riesiger Weihnachtsbaum aufgestellt worden, der mit roten, blauen, gelben und silbernen Kugeln überladen war. Er wusste, dass der Baum so bunt war, um keiner Hausfarbe den Vorzug zu geben, dennoch war dieses grelle Gemisch etwas zu viel für seine Augen und er wandte den Blick ab. Ansonsten war die Halle mit schwebenden Kerzen geschmückt und die Decke zeigte einen von Sternen überzogenen Himmel, obwohl es Tag war. Ein besonders penetrantes Lachen von einem der Mädchen zog wieder seine Aufmerksamkeit auf sich und er schaute wieder zu Black hinüber. Da hob dieser plötzlich den Kopf und fing seinen Blick auf. Remus schluckte. Er war sich nicht sicher, ob es ihm lieber wäre, wenn Black zu ihm kommen oder wenn er bei den Mädchen bleiben würde. Black entschied sich für letzteres. Eines der Mädchen - schon wieder diese Miranda! - berührte ihn am Arm und Black drehte sich zu ihr um. Sie tauschten einige Worte mit ihnen aus, die Remus ob der Entfernung nicht verstehen konnte, dann schaute Miranda auf einmal schüchtern zu Boden und überreichte Black ein kleines, liebevoll eingepacktes Geschenk. Remus fühlte sich furchtbar dabei. Er selbst hatte nichts für Black, aber dieses Mädchen? Er fragte sich, was in dem Geschenk wohl drin sein mochte. Und ein kleiner Teil von ihm hoffte, dass es ein unpassendes Geschenk war, etwas, worüber sich Black nicht freuen würde. Der Gedanke daran, dass so ein Mädchen seinem Freund etwas schenken könnte, das ihn freuen könnte, machte ihn krank. Er nahm sich noch ein weiteren Toast, stand auf und verließ die Halle, ohne sich noch einmal umzudrehen. ~~~~~*~~~~~ In seinen Bemühungen Black nicht über den Weg zu laufen, musste Remus etwas erfindungsreich sein. Er konnte nicht in den Gemeinschaftsraum, da es gut sein konnte, dass er ihn dort antreffen würde. Stattdessen hielt er sich für die ersten paar Stunden in der Bibliothek auf und schrieb an dem letzten der Aufsätze, die sie über die Ferien bekommen hatten. Als es schließlich gerade so Zeit zum Mittagessen wurde, machte er einen kurzen Abstecher in die Große Halle, schaufelte sich kurz etwas Pastete rein und verschwand wieder so schnell wie möglich. Alles, um Black nicht über den Weg zu laufen. Es war Weihnachten. Er wollte ihn nicht sehen. Er wollte nicht schon wieder in die Bibliothek, vor allem, weil er nun wirklich alle Schulaufgaben erledigt hatte. Stattdessen schnappte er sich seinen wärmsten Umhang und ging nach draußen, Richtung See. Außerhalb des Schlosses war es eisig kalt. Eine dicke Schneedecke umhüllte die Hogwartsgründe. Die wenigen Schüler, die über die Ferien in Hogwarts geblieben waren, zogen es vor, in ihren Gemeinschaftsräumen zu bleiben oder sich in der Großen Halle die Bäuche mit Essen vollzuschlagen. Als er den See erreichte, hielt er einen Moment inne und betrachtete die zugefrorene Eisfläche vor ihm. Sein Atem malte kleine Wolken in die Luft. Black. Er hatte ihn den ganzen Tag gemieden, doch es gab nichts, was ihn aus seinem Kopf vertreiben könnte. Er hatte sich in sein Leben geschlichen. Remus hatte nicht mit ihm befreundet sein wollen, er mochte ihn ja noch nicht einmal. Aber Black hatte das einfach nicht akzeptiert und alleine beschlossen, dass sie nun Freunde waren. So ähnlich, wie er eines Tages beschlossen haben musste, dass er mehr als nur Freundschaft wollte und ihn so lange bedrängt hatte, bis Remus schließlich nachgegeben hatte. Außerdem fühlten sich diese Küsse wirklich verdammt gut an. Aber das war doch alles nur sexuell. Oder? Warum fühlte er sich dann seit Wochen, als würde sich etwas in ihm ständig zusammenziehen, als würde er etwas verpassen, wenn er nicht bald etwas unternahm? Warum wollte er nichts lieber, als sich mit ihm zu vertragen und ihn zu umarmen? Er schüttelte seinen Kopf, als könnte er seine Gedanken dadurch irgendwie vertreiben. Er klang schon ganz so wie die Heldinnen in seinen Romanen. Kitschig. Liebestrunken. Außerdem war das alles nur Wunschdenken. Black und er - da gab es eine unüberbrückbare Kluft zwischen ihnen und die nannte sich Potter. Potter und alles, was er mit ihm assoziierte. Dieses Unverständnis. Unverständnis für ihn als Person. Unverständnis für seine Krankheit. Black konnte sich nicht zwischen ihnen entscheiden und Remus hätte das auch nicht gewollt. ~~~~~*~~~~~ Remus war kalt bis auf die Knochen. Den ganzen Nachmittag hatte er draußen am See verbracht und hatte sich den beißenden Wind um die Nase wehen lassen. Sein wärmster Umhang hatte sich als doch nicht ganz so warm erwiesen, sodass er nun völlig durchgefroren Richtung Schloss stiefelte. Der nasse Schnee war inzwischen auch in seine Schuhe vorgedrungen, jeder Schritt fühlte sich matschig und kalt an. Seine Zehen hingen wie Eisklumpen an seinen Füßen; dafür, dass er nichts mehr mit ihnen spürte, taten sie höllisch weh. Er war schon beinahe an den Toren der Eingangshalle angekommen, als er den Kopf hob und eine einzelne Gestalt sah, die auf ihn zugelaufen kam. Er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und erkannte, dass es Black war. Die ganze Versteckerei umsonst, schließlich hatte er ihn doch gefunden. Trotz der Kälte wäre er am liebsten auf der Stelle wieder umgekehrt, doch da hatte Black ihn erreicht und kam keuchend vor ihm zu stehen. Er war dick in einen pelzumrandeten Umhang gekleidet, auf dem Kopf eine Mütze und um den Hals seinen Gryffindorschal. Remus wünschte sich, er hätte ebenfalls daran gedacht, eine Mütze mitzunehmen. "Hier bist du, Moony!", stieß Black aus. Es klang seltsam normal, beinahe schon liebevoll. Als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen. Remus wich seinem Blick aus und bewegte sich weiter Richtung Hogwarts. "Ich wollte etwas frische Luft schnappen.", erklärte er. "Von wegen frische Luft!" Black trottete neben ihm her. "Du bist ja total durchgefroren! Deine Nase ist schon ganz rot." Remus interessierte die Farbe seiner Nase herzlich wenig, es war eher die Farbe seiner Zehen, um die er sich Sorgen machte. Er vermutete, dass diese irgendwo zwischen blau und lila angesiedelt sein musste. "Hab die Zeit vergessen.", murmelte er und fragte sich, warum er ihm überhaupt antwortete. "Gehen wir erstmal ins Warme." Black klang seltsam, als wollte er eigentlich noch mehr sagen und würde es sich verkneifen. Remus hatte keine Lust mit ihm zu reden. In den letzten Wochen hatten sie kaum ein Wort miteinander gesprochen, außer dem einen oder anderen Gespräch über Schulaufgaben. Wenn sie richtig miteinander reden würden, würde das vermutlich nur wieder im Streit enden. Remus wurde sofort etwas wärmer, als sie das Schloss betraten. Aber seine Schuhe waren immer noch durchnässt und sein Kopf schmerzte von der kalten Luft. Im Gemeinschaftsraum war wenig los, da die meisten nicht über die Ferien in Hogwarts geblieben waren. Er hinterließ nasse Fußspuren, als er den Raum durchquerte und die Treppe zum Schlafsaal hinaufstieg. Black folgte ihm, immer noch schweigend und Remus beschloss ihn auch weiterhin zu ignorieren. Im Schlafsaal angekommen ließ er sich auf sein Bett fallen und zog Schuhe und Socken aus. Die nassen Socken ließ er auf den Boden fallen, während er sich neue aus seinem Schrank holte. Die trockene Wolle fühlte sich wunderbar warm auf seiner Haut an und er seufzte wohlig. "Ich habe dich überall gesucht.", unterbrach Black schließlich die Stille. Remus wusste nicht, was er darauf antworten sollte. "Hast du mich gemieden?" Remus zuckte mit den Schultern. Black seufzte, als hätte er soeben einen Kampf verloren, dann ließ er sich auf das Bett neben ihn fallen. Remus' erster Instinkt war aufzuspringen, doch er hielt sich zurück. Schon seltsam, wie wenig man sich manchmal zu sagen hatte. "Ich habe ein Geschenk für dich.", sagte Black plötzlich, als sei es ihm gerade erst eingefallen. "Eigentlich sogar zwei." Remus wurde rot. Black hatte ein Geschenk für ihn? Aus irgendeinem Grund hatte er damit überhaupt nicht gerechnet. "Nicht nötig.", murmelte er, plötzlich verlegen. "Ich - ich hab doch nichts für dich …" "Das ist mir egal. Ich möchte trotzdem, dass du es bekommst. Es ist nichts Besonderes. Ich dachte nur, dass du es vielleicht magst. Dass es dir vielleicht hilft." Er ging zu seinem eigenen Bett und holte etwas von darunter hervor. Das Geschenk war etwas unordentlich eingepackt. Er drückte es Remus in die Hand. Dieser betrachtete es argwöhnisch, dann riss er vorsichtig das Papier ab. Sofort purzelte der Inhalt in mehreren Teilen auf seinen Schoß. "Schokolade?", fragte Remus überrascht. Black sah ihn alarmiert an. "Freust du dich nicht?" Remus sah auf all die Schokolade auf seinem Schoß. "Ähm … doch." Black rieb sich nervös den Nacken. "Ich hab mir nur gedacht, was mag Remus am liebsten, und das sind Bücher und Schokolade, und von Büchern hab ich keine Ahnung, also …" Er verstummte. Remus legte die Schokolade beiseite. "Aber warum?" Ungläubig sah Black ihn an. "Warum? Es ist Weihnachten, darum." "Aber warum schenkst du mir etwas? Wir haben doch Streit." Jetzt war es an Black, mit den Schultern zu zucken. "Ich wollte dir trotzdem etwas schenken. Mir ist unsere Beziehung nämlich wichtig, weißt du." Das saß. Beinahe wäre Remus wieder aufgesprungen, so sehr wühlte in diese Bemerkung auf. Aber etwas hielt ihn davon ab. Nervös rang er mit seinen Händen und sah zu Boden. "Mir ist unsere Beziehung auch wichtig.", sagte er leise. Black atmete hörbar aus. Dann schlang sich plötzlich ein Arm um seine Schultern. "Das wollte ich von dir hören.", flüsterte er ihm ins Ohr. Remus hatte das Gefühl, als sei sein Herz für einen Moment stehen geblieben, nur um dann mit der doppelten Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Er musste sich zusammenreißen. Energisch schob er Black von sich. "Jetzt warte mal." Seine Stimme klang viel zu unsicher, fand er. "Willst du jetzt einfach weitermachen wie bisher? Ich glaube nicht, dass das gut geht." Black nahm die Hände, mit denen er ihn weggeschoben hatte, in seine eigenen. "Nein, möchte ich nicht.", gab er leise zu. "Es ist nur … du zeigst so wenig von dir. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du aus allem ein großes Geheimnis machst. Wie - wie mit deiner Mutter." Erschrocken wollte Remus seine Hände zurückziehen, doch Black hielt sie fest. "Ich will damit nicht sagen, dass du mir jetzt sofort alles darüber erzählen sollst. Nur erzähl mir irgendwas. Weißt du, wie schwer es war, ein passendes Geschenk für dich zu finden? Alles, was ich über dich weiß ist, dass du Schokolade magst und Bücher. Liebesromane, okay. Aber das ist nicht viel. Wirklich nicht viel für eine Beziehung." Remus sah ihn nicht an. "Ich weiß auch wenig über dich. Deswegen habe ich auch kein Geschenk gefunden." Black drückte seine Hände kurz. "Wenn wir es irgendwie schaffen, uns wieder zu vertragen, reicht mir das als Geschenk." Remus' Mundwinkel zuckten. Black war manchmal ein hoffnungsloser Romantiker. Aber da war noch diese Sache. "Und Potter?" "Ich kann nichts dafür, was James macht. Ich kann höchstens mit ihm reden." Er ließ seine Hände los, nur um beide Hände an Remus' Gesicht zu legen und es zu ihm zu drehen, sodass er gezwungen war, ihn anzusehen. "Aber es ist einfach so: Du bist ein Werwolf und das ist ziemlich abgefahren. Ich weiß, nicht nur abgefahren", fügte er hinzu, als Remus sich wieder aus seinem Griff winden wollte, "aber zum Teil schon. Und für den anderen Teil: Ich glaube, ich kann dich langsam besser verstehen. Vielleicht kann ich es nie ganz verstehen, weil ich nicht in deiner Haut stecke. Aber ich geb mir Mühe." Remus starrte ihn an. Black sah zurück, ohne zu blinzeln. Seine schwarzen Augen waren so ernst, wie er sie nie gesehen hatte. "Deswegen hab ich dir noch das hier gekauft." Er hielt ihm ein zweites Paket hin. Zögernd nahm Remus es an und öffnete es. Es war eine Phiole mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit darin. "Was ist das?" Black nahm ihm die kleine Flasche aus der Hand. "Lavendelöl.", sagte er. "Es hilft gegen Knochenschmerzen, Verspannungen und soll sogar bei Narben helfen." Remus betrachtete ihn skeptisch. "Ja, ich hab davon gehört. Aber was soll ich damit?" Black rollte die Augen. "Wirst schon sehen." Er grinste ihn verschmitzt an. "Zieh dich aus und ich zeig's dir." Remus wurde knallrot im Gesicht. Black war sich der Zweideutigkeit seiner Worte eindeutig bewusst, so breit wie er ihn angrinste. Aber so schnell gab er nicht auf. "Warte.", sagte er. "Was ist mit den ganzen Mädchen? Die, mit denen du heute zum Beispiel in der Großen Halle gesessen hast." Black seufzte, etwas theatralisch. "Du weißt doch, dass ich vom schönen Geschlecht nie in Ruhe gelassen werde." "Du könntest aber wenigstens so tun, als würde es dich stören." Black seufzte. "Na gut, ich gebe zu, dass das nicht ganz fair war. Aber du hast mich komplett ignoriert, was sollte ich sonst tun?" Remus brauchte einen Moment, um das zu entziffern. "Das heißt - du wolltest mich eifersüchtig machen?" "Hat es geklappt?" Remus verzichtete darauf, das mit einer Antwort zu belohnen. Stattdessen tat er das, worum er vorhin gebeten wurde und zog sich seinen Pullover aus. "Und was jetzt?", fragte er. "Leg dich mit dem Bauch auf's Bett." Zögernd folgte er dieser Anweisung und legte sich bäuchlings auf sein Bett, nicht aber ohne den Kopf nach hinten zu verrenken, um sehen zu können, was er tat. Black hatte derweil seine Schuhe ausgezogen und kletterte ebenfalls auf das Bett. Remus schoss abermals die Röte ins Gesicht, als Black sich mit jeweils einem Bein neben beide Seiten seiner Hüfte hinkniete und die Flasche mit dem Lavendelöl öffnete. Eine kleine Menge davon goss er in seine Handfläche. Remus' Herz hämmerte wild in seiner Brust. Nachdem Black das Öl zwischen seinen Handflächen verrieben hatte, legte er seine Hände auf Remus' Rücken. Er begann mit langsamen, kreisenden Bewegungen und übte zunächst kaum Druck aus. Stück für Stück arbeitete er sich zu seinen Schultern vor und drückte seine Fingerspitzen in die verhärteten Muskeln. Remus schloss die Augen. Während Minute um Minute verstrich, lockerte Black jeden Muskel in seinem Körper, bis er sich anfühlte wie Pudding. Mal strichen seine Hände über seinen Rücken, so weit hinunter, bis sie den Rand seiner Jeans berührten, dann wiederum massierte er mit kräftigem Griff seine Schultern. Einmal drückte er seinen Daumen in eine besonders pikante Stelle und Remus musste sich auf die Lippe beißen, um keinen Ton von sich zu geben. Sein ganzer Rücken fühlte sich warm und weich an. Als es schließlich aufhörte, war er beinahe eingeschlafen. Mit immer noch geschlossenen Augen hörte er, wie Black sich seine Hände an einem Tuch abwischte. Dann spürte er plötzlich, wie Black sich zu ihm hinunterbeugte, sein Pullover streifte seinen nackten Rücken. Warmer Atem strich über sein Ohr. Aber er flüsterte ihm nichts hinein, sondern küsste ihn auf das Ohr, was ein seltsam lautes Geräusch verursachte. Dann ließ er sich neben ihn auf die Matratze fallen. Remus wartete einen Moment, bis er die Augen öffnete. Black lag direkt neben ihm, das Gesicht ihm zugewandt, und sah ihn an. Sein Blick erschien ungewohnt ruhig. "Danke." Remus wusste nicht, was er sonst sagen sollte. "Gern geschehen." Remus wusste in diesem Moment, dass er ihm wahrscheinlich alles verzeihen würde. Er war hoffnungslos verloren. Blacks Mundwinkel verzogen sich nach oben, dann rutschte er näher an ihn heran und schloss die Augen. Er hatte ziemlich lange Wimpern, fiel Remus auf. Und eine gerade Nase. Und für einen Jungen einen echt hübschen Mund. Er biss sich auf die Lippe, bis es wehtat. Er sagte: "Es war meine Schuld." Black öffnete die Augen, überrascht. "Wovon redest du?" Remus zwang sich dazu, ihn weiterhin anzusehen. "Meine Mutter. Du wolltest wissen, was mit ihr geschehen ist." Er holte tief Luft. "Nun, sie ist tot, so viel weißt du schon. Es ist meine Schuld, dass sie tot ist." Black zog die Augenbrauen zusammen. "Du musst mir das nicht erzählen, wenn du nicht willst." Aber Remus war nicht mehr aufzuhalten. Es war wie ein Damm, der bricht: Ein kleines Leck und dann wird alles überflutet. "Ich war fünf, als ich gebissen wurde. Ich war sechs, als Mama gestorben ist. Sie war eine Hexe, weißt du. Nicht wie Papa, der ist ein Muggel." Remus knetete das Kissen mit seinen Fingern. "Sie hat es nicht ausgehalten.", wisperte er. "Jeden Monat, wenn ich mich verwandelte, hat sie mich tagelang danach ignoriert. Papa musste mich jedes Mal aus dem Keller holen und mich pflegen. Sie saß nur da und … hat kein Wort gesagt. Hat mich nur angesehen." Jetzt senkte er doch den Blick. "Ich war sechs." Seine Finger krallten sich in das Kissen. "Ich hab sie gefunden. Sie hat es mit Tabletten gemacht." Black sagte kein Wort. Es kam Remus wie eine Ewigkeit vor, in der er mit zusammengekniffenen Augen auf seine Reaktion wartete. Eine Hand berührte ihn an der Schulter, dann zog Black ihn an sich heran und hielt ihn fest. Remus wusste nicht, was er sagen sollte. Es war doch schon so lange vorbei, es gab keinen Grund zu weinen. Wieso flossen ihm dann trotzdem Tränen über die Wangen? Eine Hand war auf seinem Rücken, eine andere strich ihm durch die Haare und Black sagte noch immer kein Wort. Remus wusste nicht, wie er sich fühlen sollte, erleichtert, endlich jemanden davon erzählt zu haben, traurig durch die Erinnerung daran und schuldig. Und gleichzeitig tat es so gut, von ihm gehalten zu werden, dass er irgendwann aus einem ganz anderen Grund sein Gesicht in Blacks warmen Pullover presste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)