Träume werden wahr von Swanlady (Seto x Anzu) ================================================================================ Kapitel 11: Lights Out ---------------------- Kapitel 11: Lights Out Seto war unfähig sich zu rühren. In seinem Kopf hämmerte es und sein Herz klopfte so laut, dass Anzu es mit Sicherheit hören musste. Er konnte nicht fassen, dass sie ihn gerade umarmte. So sanft, wie ihn noch nie jemand umarmt hatte. Wärme ging von ihr aus, Wärme, die ihn vollkommen erfüllte. Der Duft ihres Haars stieg ihm in die Nase; es roch nach Pfirsich. Noch nie hatte Seto so etwas berauschendes gerochen. Er hob langsam die Arme und fühlte, wie sich Anzus Körper anspannte. Sie erwartete wohl, dass er die Umarmung erwiderte... aber das konnte er nicht. Behutsam, aber bestimmt drückte er sie von sich weg. Er bemerkte die Enttäuschung in ihren Augen, als sie den Blick senkte und verlegen einen Schritt zurück wich. „Tut mir leid“, murmelte sie. Wieder schaffte es Seto nicht eine Reaktion zu zeigen. Er konnte mit so etwas überhaupt nicht umgehen. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“ Seto nickte, damit sie nicht dachte, dass er ihr diese Umarmung übel nahm. Eher im Gegenteil, er hatte so etwas noch nie gefühlt. Je mehr er versuchte dieses Mädchen von sich zu stoßen, desto tiefer grub sie sich in sein Herz. Er konnte sie nicht mehr hassen. Aber wenn er ehrlich war, hatte er sie nie gehasst, er hatte sie immer nur für jemanden gehalten, der sie gar nicht war. Im nächsten Moment spürte er sie wieder – die Angst, die ihn überrollte. Er drohte in ihr zu ertrinken. Er trat zum Fenster und lehnte seine Stirn gegen das kühle Glas. Draußen war es bereits dunkel und am Himmel sah man ein paar vereinzelte Sterne. Nachdenklich blickte Seto in den Himmel. Er hatte eine letzte Chance, um das hier ein für alle mal zu beenden. Noch nie hatte er einen Menschen so nah an sich rangelassen – und dabei dachte er nicht einmal an die Umarmung. Es war eher die Tatsache, wie sehr sich seine Gefühle für Anzu geändert hatten. Er fand es schwer, das zu zugeben, aber sein Handeln hatte es klar und deutlich gezeigt – ihre Sicherheit war ihm wichtiger als seine Firma. Er hatte doch mit aller Macht versucht sie zu ignorieren, aber sie hatte seine Welt trotzdem auf den Kopf gestellt. Ja, er hatte wirklich nur noch diese eine Chance. „Anzu...“ „Sag nichts, ich verstehe schon.“ Es war erschreckend, wie leicht sich Anzu damit anfinden konnte. Sie wusste genau, was Seto sagen wollte, aber sie wollte nicht, dass er die Worte aussprach. Auch wenn sie nicht mehr herausfinden musste, wieso er sie so verletzt hatte, wusste sie doch, dass sie einen Teil des Plans durchführen musste. Dieses bisschen Würde musste er ihr lassen. „Aber ich möchte es allein tun.“ Der Brünette sah sie verständnisvoll an und nickte, aber Anzu entdeckte auch einen Anflug von Überraschung in seinen Augen, was sie beinahe lächeln ließ. Auch wenn sie mehr oder weniger Frieden geschlossen hatten, traute ihr Seto immer noch recht wenig zu. Aber so war er nun mal. Sie folgte ihm mit den Blick, als er sich setzte und ihre Unterlagen aus seiner Aktentasche holte. Anzu fragte sich, wieso er sie immer bei sich trug. Das Mädchen spürte seinen auffordernden Blick und sie kämpfte mit den Tränen, als er ihr die Unterlagen reichte. Sie wusste, dass sie es nun sagen musste, aber der Klos in ihrem Hals ließ es kaum zu. „Ich kündige“, brachte sie krächzend über die Lippen und spürte, wie sich alles in ihre gegen diese Tatsache wehrte. Es ging einfach nicht anders! Das hier war Kaiba, ein schwer beschäftigter Mann, jemand, der nicht bereit war jegliche Gefühle zu akzeptieren. Sie konnte nicht bei ihm bleiben, er wollte es nicht, er hatte ihr das mehr als einmal klar gemacht. Und dennoch konnte es Anzu nicht akzeptieren. Jede Faser ihres Körpers wollte hier bleiben, bei ihm, als seine Freundin oder Angestellte – was auch immer! Sie brauchte nur seine Nähe. Es ging ihr nicht mehr nur um ihren Traum. Sie konnte nicht einmal sagen, dass er ihn zerstört hatte, denn sie hatte die Worte selber ausgesprochen. Aber das war gut so, sie wollte Seto nichts mehr vorwerfen, sie hatte genug davon. „Es ist besser so“, sagte Seto leise und senkte den Kopf. Anzus Verstand gab ihm Recht, aber ihr Herz schrie empört, dass es überhaupt nicht besser war. Im nächsten Moment waren sie von Dunkelheit umhüllt. Erschrocken sah sich Kaiba um. Es war stockdunkel. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es nicht nur seine Firma war, das ganze Viertel schien von diesem Stromausfall betroffen zu sein. Wie zu erwarten, klingelte in diesem Moment sein Handy. „Ja? Verstehe. Benutzt den Notstrom nur, um die Systeme zu sichern, für den Rest müssen erst mal Kerzen und Taschenlampen herhalten.“ Er legte wieder auf und sah, dass Anzu sich nicht vom Fleck gerührt hatte. Er konnte gerade mal ihre Silhouette erkennen. Nur wenn er ganz still war, konnte er ihren flachen Atem hören. Die Stille fühlte sich seltsam an. Als Kaiba durch den Raum schritt, hörte man deutlich seinen Mantel rascheln. Er öffnete ein Schränkchen und holte eine Kerze heraus. Eine Taschenlampe hatte er hier auch irgendwo, aber sie zu suchen würde zu lange dauern. Er musste dringend mal wieder die Schränke ausräumen. Als er sich wieder umdrehte, stand Anzu nicht mehr vor seinem Schreibtisch. So langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und er entdeckte sie auf dem Boden. Sie saß dort, die Beine angewinkelt und die Arme um sie gelegt. Zögernd trat Kaiba näher und setzte sich ihr gegenüber. Er stellte die Kerze zwischen sie und zündete sie an. Jetzt, da er wieder etwas sehen konnte, bemerkte er die Traurigkeit in ihren Augen. Er wusste genau, dass er dafür verantwortlich war. „Ich werde dir die benötigte Summe auf dein Konto überweisen, keine Sorge. Du hast mir geholfen und ich möchte nicht in deiner Schuld stehen.“ Anzu schenkte ihm nur einen müden, fast gleichgültigen Blick, der Seto komplett aus der Bahn warf. Er hatte mit einer etwas anderen Reaktion gerechnet. „Was ist?“, fragte er verwirrt. „Du merkst aber auch gar nichts, nicht wahr? Es geht mir nicht um das Geld.“ „Aber... deswegen hast du doch bei mir gearbeitet, oder?“, erwiderte Kaiba. „Am Anfang. Ich kündige nur, weil du es so willst, ich möchte das nicht.“ Die Flamme der Kerze spiegelte sich in Anzus Augen wider und für einen Moment glaubte Seto, dass sie lächelte, aber als er genauer hinsah, merkte er, dass sie nur die Lippen aufeinander presste. „Ich würde einfach gerne bei dir bleiben.“ Ihre Worte trafen ihn so hart, dass er für glatte zehn Sekunden die Luft anhielt, weil er es nicht fassen konnte. Als er wieder ausatmete, blies er die Luft so stark aus seinen Lungen, dass sie Flamme erlosch und sie sich wieder in Dunkelheit befanden. Er hörte, wie sich Anzu bewegte und sein Herz pochte immer lauter, als sie langsam näher kam. Was hatte sie vor? Plötzlich spürte er ihre Fingerspitzen an seinen Lippen und beinahe wäre er erschrocken zurückgewichen, aber sein Körper war wie erstarrt. Ihre Fingerkuppen betasteten seine Lippen ganz leicht und Seto spürte, wie eine Hitzewelle durch seinen Körper zuckte. Es ging nicht, egal was er tat. Er sagte ihr, sie solle sich von ihm fern halten – sie kam ihm noch näher. Er sagte ihr, sie solle gehen – sie machte genau das Gegenteil. Sie war die hartnäckigste Person, die er kannte. Trotz dieser intimen Situation, konnte er nicht anders – er musste grinsen. Seine Gesichtsmuskeln entspannten sich, seine Mundwinkel verzogen sich ungewohnt nach oben. Es fühlte sich unglaublich an. Erschrocken zog Anzu ihre Hand zurück. Kaiba grinste noch breiter. Er fühlte sich so leicht wie noch nie und Anzus Verwirrung amüsierte ihn. Sie konnte natürlich nicht wissen, was gerade in ihm vorging, sie konnte nicht wissen, dass er gerade alle seine Prinzipien über Bord warf und all seine Angst einfach nicht beachtete. „Keine Angst, ich beiße nicht“, sagte er und schlag seine Hand um ihren Nacken, zog sie zu sich und verschloss ihre Lippen mit seinen. Wieder spannte sich Anzus Körper an, doch diesmal legte Seto seine Arme um sie, drückte sie sanft an sich. Er hörte, wie sie leise seufzte und sich an ihn kuschelte, während seine Lippen die ihren liebkosten und den süßen Geschmack in sich aufnahmen. Die Wärme ihrer Lippen war berauschend. Anzu schmiegte sich eng an ihn, doch Seto traute sich nicht sie fester an sich zu drücken, er hatte das Gefühl ihr Körper wäre zerbrechlich wie Glas. Er wollte sie nicht mehr verletzen, er wollte ihr Sicherheit geben, sie beschützen. Zum Glück war da noch Mokuba, der sie vor ihm beschützen konnte. Einmal mehr hatte Anzu bewiesen, dass es sich lohnte, an Träumen festzuhalten. Sie war endgültig zu ihm durchgedrungen. Erst als sie sich von Seto löste, merkte sie, dass das Licht wieder an war. Mit geröteten Wangen blickte sie direkt in sein grinsendes Gesicht. Anzu verstand nicht, weshalb er das alles so lustig fand. Aber vielleicht war das auch einfach nur seine Art Freude auszudrücken. „Ich möchte auch, dass du bei mir bleibst.“ Glücklich strahlte sie Seto an, als er diesen Satz sagte, doch noch bevor sie antworten konnte, platzte Mokuba herein, um zu sehen, ob bei seinem großen Bruder alles in Ordnung war. Es dauerte eine Weile, bis Seto ihm erklärte, wieso Anzu in seinen Armen lag, dazu noch auf dem Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)