Träume werden wahr von Swanlady (Seto x Anzu) ================================================================================ Kapitel 4: Power Play --------------------- Kapitel 4: Power Play „Ich dachte du kommst heute gar nicht mehr nach Hause!“, rief eine bekannte Stimme, als Anzu gerade dabei war die Haustür aufzuschließen. Erschrocken drehte sie sich um und bemerkte Yugi, der auf einer Holzbank in ihrem Garten saß. „Yugi, seit wann sitzt du schon hier?“, fragte sie überrascht. „Seit einer Stunde ungefähr“, antwortete er und zuckte mit den Schultern. „Kann ich kurz reinkommen?“ Eigentlich hatte Anzu keine große Lust mehr heute noch über ihren Besuch in Kaibas Büro zu reden, aber sie konnte Yugi schlecht wieder nach Hause schicken, wenn er schon so lange auf sie gewartet hatte. Sie öffnete die Tür und ließ ihren Freund rein. Als sie es sich in ihrem Zimmer gemütlich gemacht hatten, trat ein ungewöhnliches Schweigen ein. Anzu wusste, dass Yugi wartete, bis sie anfing zu erzählen. Seufzend lehnte sie sich zurück und bereitete sich darauf vor, den heutigen Tag noch einmal durchleben zu müssen. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich dich umbringen oder umarmen soll. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mich zu Kaiba geschickt hast… aber dank dir kann ich vielleicht meinen Traum verwirklichen.“ Anzu lächelte leicht und Yugi verstand sofort. „Du hast den Job? Das ist toll!“, strahlte er und Anzu fragte sich, ob er eigentlich wusste, was Arbeiten für Seto Kaiba eigentlich bedeutete. „Ich weiß nicht, ob das so toll ist, Yugi“, murmelte die Brünette und fragte sich, wo ihr Selbstbewusstsein wieder hin war. Seit gestern schien es nur anwesend zu sein, wenn sie sich in einer Notsituation befand. Der Duellant schaute sie fragend an. „Wenn ich es nicht schaffe, dann wird die Niederlage für mich noch schlimmer sein, weil Kaiba darüber entscheidet, verstehst du? Ich lege mein Schicksal in die Hände einer Person, die nicht unbedingt viele gute Eigenschaften hat, das passt mir überhaupt nicht.“ Ehe Anzu sich versah, befanden sich Yugis Hände auf ihren Schultern. „Du wirst es schaffen, Anzu. Kaiba wird es dir nicht leicht machen, aber das ist nur eine weitere Herausforderung. Und wenn du es schaffst, dann kannst du stolz auf dich sein. Außerdem… das ist eine wunderbare Gelegenheit, um Kaiba zu beweisen, dass er gegen uns keine Chance hat, nicht beim Duellieren und auch so nicht!“ Anzu ließ sich Yugis Worte durch den Kopf gehen. Er hatte wie immer Recht, außerdem gab es ja noch eine andere Möglichkeit. Sie konnte kündigen und Seto somit klar machen, dass sie seine Hilfe nicht brauchte. Das Mädchen nickte tapfer und lächelte. „Genau, das nenne ich Kampfgeist! So, und jetzt spann‘ mich nicht so auf die Folter, erzähl!“ Am nächsten Morgen wachte Anzu eine Stunde zu früh auf. Seufzend starrte sie den Wecker an und hoffte, dass die Zeiger schneller gehen würden, aber sie bewegten sich quälend langsam. Fünf Minuten später realisierte Anzu, dass es wirklich keinen Sinn hatte im Bett zu liegen und stand auf. So hatte sie wenigstens noch Zeit zu duschen. Ohne sich zu beeilen tapste sie in die Küche und machte sich einen Kaffee. Auch wenn sie jetzt vor Nervosität nicht mehr schlafen konnte – später würde sie sicher müde sein, also brauchte sie zumindest einen kleinen Koffeinschub. Die nächste halbe Stunde verbrachte sie im Bad, duschte ausgiebig und benutzte so gut wie jede Creme, die sie finden konnte. Sie fühlte sich fast, als würde sie sich für ein Date hübsch machen. Erschrocken über diesen Gedanken, schüttelte sie den Kopf und schloss das Schränkchen mit den Körperpflegeutensilien. „Du hast heute eindeutig zu wenig geschlafen“, murmelte sie leise, als sie in den Spiegel blickte. Trotzdem, eine junge Frau durfte sich manchmal hübsch machen. „Na klar, später schrubbst du sowieso die Böden in der Kaiba Corp.“, dachte sie grimmig und verließ das stickige Bad. Letztendlich war sie doch zu früh. Aber das machte nichts, so konnte ihr Kaiba wenigstens nicht vorwerfen, dass sie schon am allerersten Tag zu spät kam. Sie betrat das Gebäude und merkte sofort, dass es ungewöhnlich still war. „Guten Morgen, Mazaki-san“, begrüßte die Rezeptionistin sie ziemlich überrascht. „Guten Morgen. Ja, ich weiß, ich bin zu früh“, stammelte Anzu und sah verlegen zu Boden. „Es tut mir leid, aber ich muss noch ein paar Sachen erledigen, bevor ich Ihnen alles zeigen kann, würden Sie sich noch ein wenig gedulden?“ Hastig nickte das Mädchen. Sie wollte auf keinen Fall stören, also schaute sie sich nach einer Sitzgelegenheit um. Am Ende des Ganges entdeckte sie ein paar Stühle. Nachdem sie sich gesetzt hatte, konnte sie erst mal tief ausatmen. Anzu hatte gar nicht gemerkt, dass sie die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte. Sie musste eindeutig aufhören so aufgeregt zu sein, oder sie würde noch etwas falsch machen. Ab jetzt würde sie sich zusammenreißen! „Na, wen haben wir denn da“, erklang eine unfreundliche Stimme und Anzu fragte sich, was für ein Fluch wohl auf ihr liegen musste, dass sie schon am frühen Morgen auf Kaiba treffen musste. „Du bist ganz schön früh dran, das hätte ich nicht erwartet.“ Aus Kaibas Mund klang das schon fast wie ein Kompliment. Aber auch nur fast… Als Anzu aufsah, merkte sie sofort, dass an Seto etwas anders war. Er wirkte ruhiger und gefasster. Zudem trug er heute keinen Anzug, sondern nur ein weinrotes Hemd, dessen erste zwei Knöpfe geöffnet waren. Das war aber wirklich kein Wunder, das war bei weitem der heißeste Sommer seit Jahren. Trotzdem musste sich Anzu eingestehen, dass er so viel besser aussah. Irgendwie entspannter und… menschlicher. Sie biss sich auf die Unterlippe, um diese Gedanken zu verscheuchen. Es war doch vollkommen egal, wie Kaiba aussah! „Wenn du damit fertig bist mein Aussehen zu bewundern, dann geh zurück in die Eingangshalle, Ito-san kann dir jetzt alles zeigen“, sagte Kaiba und sein selbstsicheres Grinsen verriet, dass er diese Situation mehr als nur amüsant fand. Anzu sah ihn mit großen Augen an und brachte kein Wort über die Lippen. Schnell stand sie auf und ohne irgendetwas zu sagen, hastete sie zurück zur Rezeption. Das fing ja super an! Noch bevor ihre Arbeit überhaupt angefangen hatte, war Anzu damit beschäftigt darüber nachzudenken, dass ihr Chef heute gut aussah. Hatte sie sich nicht zusammenreißen wollen? Kaiba hatte ihr zwar versprochen, dass er ein Auge auf sie werfen würde, aber dass er sofort damit anfing, passte dem Mädchen dann doch nicht. Zum Glück konnte sie sich nun auf die Arbeit konzentrieren. Ito-san führte sie durch das ganze Kaiba Corp. Gebäude (was einiges an Zeit beanspruchte, immerhin hatte das Gebäude ganze 12 Stöcke und ein Untergeschoss) und Anzu bereute, dass sie keine bequemeren Schuhe angezogen hatte. Die Führung endete wieder in der Eingangshalle und Anzu fühlte sich bereits jetzt fix und fertig, dabei hatte sie noch gar nichts gemacht. „Ich gebe Ihnen jetzt den Aufgabenplan… daran werden Sie sich halten, außer Seto Kaiba selbst sagt Ihnen, dass Sie etwas anderes für ihn erledigen sollen.“ Anzu gefiel es überhaupt nicht, dass Seto jetzt so eine Macht über sie und ihren Alltag hatte, aber er war schließlich ihr Chef und sie seine Angestellte. Sie fragte sich, ob sie ihn jetzt auch höflicher ansprechen musste… das würde sich zwar seltsam anhören, aber niemand hier sollte denken, dass er sie bevorzugte (wer die Beiden kannte, wusste sowieso, dass dieser Gedanke absurd war). Die Brünette studierte den Plan genau und stellte fest, dass sie wohl die ganze Drecksarbeit machen musste. Putzen, den Angestellten Kaffee bringen, Sachen kopieren und ab und zu Mokuba bei den Hausaufgaben helfen. Auf letzteres freute sie sich wohl am meisten. Eine innere Stimme sagte ihr, dass Kaiba sie mit diesen Aufgaben abschrecken wollte (vielleicht hatte er deswegen so gute Laune?), aber so schnell gab sie nicht auf. Sie bedankte sich bei Ito-san und machte sich dann an die Arbeit. Die Tür seines Büros fiel ins Schloss und für einen Moment blieb Seto stehen. Er konnte sich nicht erklären, weshalb ihn der Anblick dieser Nervensäge heute so kalt gelassen hatte. Vielleicht lag es einfach daran, dass er ausgezeichnet geschlafen hatte, was sehr selten vorkam. Oder es lag daran, dass er dem Mädchen einen Schritt voraus war. Er wusste, wieso sie all das hier tat und er konnte es ausnutzen – wie es ihm gefiel. Er holte Anzus Unterlagen aus seinem Aktenkoffer und prüfte noch einmal ihre Hobbys. Langsam strich er mit dem Zeigefinger über das Wort Tanzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)