Träume werden wahr von Swanlady (Seto x Anzu) ================================================================================ Kapitel 2: Pride ---------------- Kapitel 2: Pride Kaum hatte das Mädchen die Eingangshalle der Firma betreten, verließ sie der Mut wieder. Noch hatte sie Zeit umzukehren, aber der Gedanke an ihren Traum trieb sie voran. Als sie plötzlich vor einem großen Pult stand und in die Augen der Rezeptionistin blickte, merkte sie, dass sie sich nicht überlegt hatte, was sie nun sagen sollte. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Frau höflich. „Ich... äh...“, stammelte Anzu und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Sie schluckte und atmete tief durch. Reiß dich zusammen! „Ich bin wegen der Anzeige hier...“ Zum Glück musste sie nichts mehr sagen, die Frau verstand sofort. Anscheinend war Anzu nicht die erste, die diese Stelle haben wollte. Na gut, von wollen konnte hier nicht wirklich die Rede sein. Erneut fragte sie sich, was in sie gefahren war. Sie konnte doch jetzt nicht einfach in Kaibas Büro spazieren und sagen, dass sie sein neues Hausmädchen sein wollte! Doch es war bereits zu spät, die Frau hatte bereits Kaibas Telefonnummer gewählt und wartete darauf, dass er abnahm. „Ja?“, ertönte es unfreundlich aus dem Lautsprecher. „Es ist ein Mädchen wegen der Anzeige hier.“ Für einen Moment herrschte Stille und Anzu glaubte Mokuba gehört zu haben. „Schick sie rauf.“ Anzu war so nervös, dass sie beinahe vergaß der Frau zuzuhören, als diese ihr den Weg zu Kaibas Büro beschrieb. Mit wackeligen Beinen ging sie zum Aufzug. Als sich die Tür schloss, hoffte sie, dass sie stecken bleiben würde, das wäre eine viel angenehmere Situation als die, die sie gleich erwartete. Doch auch das Hoffen brachte nichts, die Tür öffnete sich im letzten Stock mit einem leisen Klingeln und Anzu musste wohl oder übel weitergehen. Der Gang erschien dem Mädchen viel zu kurz, wieder hatte sie keine Gelegenheit, um sich ein paar passende Sätze zurecht zu legen. Anzu hatte große Lust, sofort zu Yugi zu laufen und ihm den Hals umzudrehen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Schon allein die Idee war absurd. Zugegeben, Kaiba zahlte bestimmt gut, aber war es das wirklich wert? Noch bevor Anzu sich die Antworten auf diese Fragen überlegen konnte, öffnete sich die Bürotür und sie sah direkt in Seto Kaibas eiskalte Augen. „K-Kaiba...“, entfuhr es ihr und am liebsten hätte sie sich sofort auf die Zunge gebissen. „Ich hab‘ dich auf meinem Überwachungsmonitor gesehen. Was willst du? Ich warte auf jemanden.“ Sein Ton verriet Anzu, dass er gar nicht froh darüber war, dass sie vor seiner Tür stand. Sein plötzliches Erscheinen hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen, darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Kaiba schien außerdem nicht zu ahnen, dass die Person, auf die er wartete, bereits vor ihm stand. „Nun... eigentlich... bin ich wegen der Stelle hier“, sagte Anzu leise und schaffte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Noch nie war ihr ein Satz so schwer über die Lippen gekommen. Da sie nicht aufsah, wusste sie nicht, ob er sie gerade geschockt oder belustig ansah. Bevor Kaiba etwas sagen konnte, erschien Mokuba in der Türschwelle. „Was ist denn los? Oh... Anzu!“ Wenigstens eine Person freute sich, sie zu sehen, denn als die Brünette wieder aufsah, strahlte der jüngere der Kaibabrüder sie an. „Hallo, Mokuba“, grüßte sie ihn und warf einen flüchtigen Blick zu Seto. Dessen Gesichtsausdruck war unergründlich. Ohne ein Wort drehte er sich um und schritt zu seinem Schreibtisch zurück. Er hatte ihr die Tür nicht vor der Nase zugeschlagen, was also bedeutete, dass sie eintreten durfte. Zögernd machte sie einen Schritt vor und schloss die Tür hinter sich. Dabei fühlte sie sich, als würde sie sich gerade selber in einem Löwenkäfig einschließen und den Schlüssel freiwillig wegwerfen. „Dir ist sicher bewusst, dass ich dir die Stelle nicht geben kann“, ergriff Kaiba ohne Umschweife das Wort. Er war direkt und nahm kein Blatt vor den Mund, auch wenn das bedeutete, die Gefühle von anderen Menschen zu verletzen. Das kümmerte ihn wenig, für ihn zählten nur seine Firma, er selbst und Mokuba. Noch bevor Anzu etwas erwidern konnte, mischte sich Mokuba ein. „Moment... du bist wegen der Anzeige hier?“ Mit großen Augen sah er Anzu an und man sah ihm an, dass er genauso überrascht war wie sein großer Bruder – jedoch weitaus positiver. Anzu fühlte sich etwas überfordert. Sie wurde mit zwei vollkommen gegensätzlichen Einstellungen konfrontiert und wusste nicht so recht, an wen sie sich zuerst wenden sollte. Sie nickte Mokuba zu, doch wenn sie die Stelle haben wollte, dann musste sie Kaiba überzeugen. „Und wieso nicht?“, fragte Anzu und fühlte, dass ein Teil ihres Selbstbewusstseins wieder da war. Kaiba sah so aus, als würde er sich das Lachen verkneifen. Anscheinend hielt er Anzu für sehr naiv. „Streng mal dein Hirn an, Mazaki“, erwiderte der Firmenchef genervt und ließ sich in seinem gemütlichen Sessel nieder. „Weil ich überqualifiziert bin?“ Nun konnte sich Seto das Lachen doch nicht verkneifen. Das Mädchen schien ihre Unsicherheit besiegt zu haben. Das war die Anzu Mazaki, die Kaiba kennen gelernt hatte. Ein nerv tötendes Mädchen, mit viel Selbstbewusstsein und der Eigenschaft in allen das Gute zu sehen. „Nicht ganz. Ich würde dein nicht endendes Freundschaftsgeschwafel auf Dauer nicht aushalten, ich habe dir schon oft gesagt, dass mir das auf die Nerven geht.“ Anzu wunderte sich innerlich, wie sie jemals denken konnte, dass Kaiba eine nette Seite hatte. Sie hatte ihn ein paar Mal verteidigt, weil sie glaubte, dass er eine faire Chance verdient hatte – aber die machte er sich gerade zunichte. Eine Freundschaft mit Kaiba musste sie wohl endgültig von ihrer Liste streichen. Anzu öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er unterbrach sie einfach. „Außerdem...“, fuhr Seto fort und ein mysteriöses Lächeln erschien auf seinen Lippen, „würde das bedeuten, dass ich dir helfe. Und daran bin ich nicht im geringsten interessiert.“ Man konnte über den Eisklotz sagen, was man wollte, aber zwei und zwei zusammenzählen konnte er. Natürlich würde das die Brünette niemals zugeben. Auch wenn sie Yugi eben noch verflucht hatte, wünschte sie sich nun, dass er neben ihr stehen und sie anfeuern würde. Doch dies war leider kein Duell. „Wie kommst du auf die Idee, Kaiba? Ich brauche deine Hilfe nicht!“ Auch wenn das nicht die Wahrheit war, würde es Anzu nie zugeben, das würde ihr Stolz nie erlauben. Stur verschränkte sie die Arme vor der Brust. Jetzt, da zwischen Kaiba und ihr sein Schreibtisch war, fühlte sie sich etwas sicherer. „Nein, natürlich nicht“, erwiderte er ironisch. „Du bist nur hergekommen, um ein wenig mit mir zu plaudern. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass du Geld brauchst. Du bis verzweifelt, du brauchst es so schnell wie möglich... sonst wärst du nicht hier, Mazaki. Gib’s zu, ich bin deine letzte Hoffnung. Wenn ich falsch liege – wieso bewirbst du dich dann nicht irgendwo anders?“ Anzus Hände ballten sich zu Fäusten, während Kaiba sprach. Innerlich kochte sie vor Wut. Kaiba hatte doch überhaupt keine Ahnung! Wie konnte eine Person wie er schon wissen wieso sie das tat? Ihn interessierte der Grund überhaupt nicht, er fand es einfach nur lustig, dass sie bei ihm angekrochen kam – weil er wusste, wie viel Überwindung es sie kostete. Und das nutze er auch noch aus. „Du hast dich kein bisschen verändert, Kaiba“, würgte Anzu hervor und zwang sich, ruhig zu bleiben. Kaiba wollte sie doch nur zur Weißglut treiben und diese Genugtuung wollte sie ihm nicht verschaffen. „Darauf habe ich es gar nicht angelegt“, gab er arrogant zurück und zog einen Stapel Papier zu sich. „Wenn du mich jetzt entschuldigst – ich habe noch eine Menge Arbeit.“ „Seto... bitte.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)