Lost in Germany von Xulina (der Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 16: ★˙·•15.•·˙★ ----------------------- “>15. Dezember: Lerne dein Umfeld im Auge zu behalten, den gute Gelegenheiten ergeben sich nur sehr selten. Glücksbringer: weiße Kleidung< Das bringt einen ja nichtgrade weit…”, zweifelnd betrachtet Naomi am Küchentisch, was ihr der Kalender heute wieder rät. Nur zu schade, dass sie damit mindestens genauso viel anfangen kann wie Ray, der sie kurz mustert. “Wie auch immer. Was weißes trägst du ja jetzt schon.” Sein Lächeln ist wieder eindeutig darauf ausgerichtet, sie ruhig zu stellen. “Und ich hoffe, ich sau es nicht ein”, spricht die ihm gegenüber locker und muss sich stark zusammenreißen, damit sie wegschaut. Schließlich will sie nicht genau wissen, was der Ältere damit wieder bezweckt. Irgendetwas an Ray kommt ihr ziemlich merkwürdig vor, aber ob sie wissen will was es ist, hat sie für sich noch nicht entschieden. Zumindest hat er ausgesucht, was sie heute für ein Outfit trägt und zusätzlich auch noch beim Schlafen genervt. Naomi bereut es langsam ihn nicht ins Wohnzimmer auf die Couch abgeschoben zu haben. Ob er wirklich die Nacht über geschlafen hat, kann sie nicht sagen, aber ihn abzuschütteln oder zu wecken, hat sie in der Nacht nicht fertig gebracht. Auch wenn seine Arme doch ziemlich eng um ihren Oberkörper griffen. An diesem Morgen war er wie üblich eher wach als sie, weshalb sich das Thema erledigt hatte, da sie nicht wüsste, wie sie ihn darauf ansprechen sollte. Auf ihrer Strecke legen sie eine Pause ein. Ray hat während der Fahrt kaum ein Wort verloren und rührt nun auch nur in seinem Getränk rum. “Fahr ich so unsicher oder bist du noch müde?”, will Naomi nun schließlich wissen. “Keins von beiden”, spricht Ray mürrisch, was seine Nezumi doch etwas überfordert, “ich bin einfach nur erstaunt, dass du schon alleine Auto fahren darfst.” “He, ich bin schon fast zwanzig. Außerdem hab ich den Führerschein schon bald zwei Jahre, also sind da schon einige Erfahrungen zusammen gekommen.” Fast zwanzig. So alt hätte er sie nun nicht eingeschätzt. Da ist er doch froh um jeden Tag, den er älter ist. Schließlich hat er sie für wesendlich jünger gehalten. Vielleicht sechzehn oder maximal achtzehn, aber niemals etwas darüber hinaus. Er hat sich also umsonst so oft zurückgehalten und am Riemen gerissen. Eigentlich hätte es ihm ja auch auffallen müssen. Was er noch alles wissen möchte, ist er grade unfähig in Worte umzuformulieren, am Auto hilft er Naomi allerdings ersteinmal ihr Cosplay wieder zu richten. Allerdings nur so weit, dass es sie beim Fahren nicht behindert, also bleiben Krallenhandschuhe und Haarreif mit Ohren noch in seiner Verwahrung, hingegen sind die Haare schon entsprechend zu einem Zopf gebunden und der Zopf mit Hilfe von Haarschaum zerzaust worden. “Das ist also unser Ray…” Irgendwie ist es schon merkwürdig, sich von jemanden mustern zu lassen, die nahezu den selben Klamotten steckt. Zumindest fühlt sich Ray zu Anfang etwas unwohl, als er der Ray-Cosplayerin, die sie in Düsseldorf verfolgt hatten, gegenübersteht. Aus der Nähe wirkt sie auf ihn doch eher anders als sein Spiegelbild. Allein die Vertrautheit zu dem Mädchen in dem passendem Kostüm lässt seine Mimik ab und an ernst werden. Ein weißes Kleid mit grünen Streifen und alles aus einem Fellartigen Stoff. Nun sieht er Naomi doch eher an, dass Driger in ihr drin ist, doch sind es ja keine richtigen Ohren und auch die Krallen und der Schweif bestehen nur aus Stoff, Draht und Plastikknete. Alleine die Puppe in ihren Armen nervt ihn. Was der ihm gegenüber wesentlich weniger auszumachen scheint. “Ja~”, er ist sichtlich angenervt, “Und was willst du jetzt tun?” “Welche Laus ist dir den über die Leber gelaufen?”, die weibliche Ray sieht ihn ratlos an, doch wird von ihm schließlich durch ein Nicken in Naomis Richtung auf diese aufmerksam gemacht, was ihr erstmal noch nicht weiterhilft. “Die Puppe…”, das löst doch gleich ihr Rätsel und bringt ihr ein Grinsen ins Gesicht. “Eifersüchtig?”, fragt sie hinterhältig, woraufhin Ray knurrt. “Wenn du ihr die Puppe abgezogen bekommst, hast du was bei mir gut.” Das muss Ray kein zweites Mal sagen und hat wenige Minuten später das Plüschtier in Verwahrung. Fotos zu machen ist ein wichtiger Teil eines solchen Treffens, wie Ray feststellt. Sobald Naomi die Plüschpuppe nicht mehr braucht, kann er es sich holen, was auch so geschieht. Sie für ihren Teil bekommt davon jedoch gar nicht so viel davon mit. Was so eine Beschäftigung doch ausmacht. Viele Fotos von der Ray-Cosplayerin und ihr entstehen, aber noch mehr, wo sie selber hinter der Kamera steht. Einige von verschiedenen verkleideten und unverkleideten Leuten sind auch noch drin und schließlich wird Ray selber mit einbezogen, woraufhin der Plan den Mini-Ray verschwinden zu lassen, fehl schlägt. “Ray”, Naomi kommt fröhlich angehopst und steht schließlich lächelnd vor ihn, “Ich möchte ein paar Fotos mit dir.” “Lass das lieber”, Ray lächelt schief, “Fotos sind nicht so mein Ding.” “Okay. Dann möchte ich aber die Puppe wieder”, erst jetzt wird Ray klar, worauf sie doch hinaus will mit ihrem selten so ausgeprägten Lächeln. “Wieso sollte ich die haben?” “Weil du sie nicht magst und am liebsten wohl Pulverisieren würdest. Also?”, anscheinend kennt sie ihn mittlerweile gut genug um zu wissen, was in ihm manchmal vorgeht. “Ich hab sie aber nicht”, meint Ray trocken. “Dann musst du eben herhalten.” “Warum sollte ich?” “Du weißt genau wieso, also verarsch mich nicht.” Klar weiß Ray, dass sie zu dieser Forderung allen Grund hat, aber auch ist im bewusst, dass sie eigentlich nur die Puppe wiederhaben möchte, welchen Gefallen er ihr nicht tun wird. Also gibt es nur eine ihm ersichtliche Möglichkeit zu Handeln ohne als Spielverderber da zu stehen. Ray bückt sich leicht runter. Schlingt einen Arm um ihre Oberschenkel und nimmt sie hoch wie einen Kartoffelsack. Das alles natürlich so schnell, dass sie nichts dagegen machen kann. “Ray!” “Was den? Eure Fotos sind langweilig.” “Das sagst grade du!” Naomi richtet sich etwas auf, dass sie nicht mehr ganz so über seiner Schulter hängt, wie der Beutel vom Weihnachtsmann. Ihr ist natürlich klar, dass diese Kabelei durchaus interessant ist und von den anderen gleich mit Fotos dokumentiert wird. Dies Position wird Ray zu umständlich und nimmt sie schließlich auf dem Arm, wobei sie angegrinst wird. “Weißt du eigentlich dass du richtig niedlich aussiehst, wenn du dich so aufregst und ´nen roten Kopf bekommst?” Naomi bekommt nun ersichtlich eine Rötung auf den Wangen. “Ray, mach weiter damit”, spornt ihn schließlich wer an, woraufhin Naomis Augen nur nach der Schuldingen suchen, sie aber nichts weiter erwidern kann, denn der Chinese bring sie schneller ins Grübeln, als sie ihre Gedanken sortieren kann. Einige Schritte geht er mit ihr und stellt sie schließlich auf den Boden ab, allerdings nur, um sie danach gegen eine Wand hinter ihr zu drücken und vorsichtshalber ihre Hände dagegen fest zu halten. “Wag es ja nicht-” “Bleib ruhig und spiel mit”, er grinst und beugt sich zu ihrem Hals vor, “Oder wer wollte eben noch mal Fotos haben?” Seine Haare fallen ich etwas ins Gesicht. Sie weiß, in was für einer Lage sie sich aus bestimmten Blickwinkeln befindet, doch dagegen wehren kann sie sich nicht. Schließlich hat sie sich das ganze selber eingebrockt und muss dafür nun eben grade stehen. Eigentlich hätte sie es sich denken können. Schließlich kennt sie Ray nun schon etwas länger und er scheint Spaß daran zu finden sie aus der Fassung zu bringen. Was zu weit geht, geht dann aber doch zu weit. “Da hast du wohl etwas überreagiert Driger-chan.” Naomi sieht mit einem einskalten Blick zu der Ray-Cosplayerin und schluckt schließlich erstmal ihr Essen runter. “Überreagiert? Ich hätt ihm was anderes antun müssen.” “Wieso das den? Er hat sich doch nur nen Spaß erlaubt”, meint die andere locker und steckt sich was leckeres in den Mund. “Du hast es sicher nicht ganz sehnen können, aber er hat auf der Seite, wo jemand mit der Kamera stand was ganz tolles abgezogen”, die ironische Betonung macht ihre Kameradin neugierig, doch Naomi streicht sich vorsichtig am Hals lang, “er hat mich gebissen oder eher an meinem Hals geknabbert. Ich hab mich total erschreckt.” Die andere blinzelt irritiert. “Andere hätten sich gefreut.” “Das ist es ja.” Naomi kommt nicht dazu weiterzureden. Ray ist wieder zu ihnen gekommen und scheint genau wie seine bisherige Vertraute nicht zu wissen, wie sie jetzt miteinander umgehen sollen. Irgendwie hat er sich das ganze leichter vorgestellt. Nun ist die Geheimnisgräberei endlich beendet und trotzdem passiert es so oft, dass sie nicht wissen, wie sie miteinander umgehen sollen. Aus seiner Sicht liegt as an Naomis prüder Art und aus ihrer an seinem ‘Spieltrieb’ der durchaus klare Züge eines männlichen Individuums trägt, was man ihm eigentlich nicht verübeln kann. Die Nacht bricht an. Angesichts des Platzmangels hat die kleine Gruppe nichts dagegen sich einen allgemeinen Schlafraum einzurichten, doch diesen zu nutzen hat noch Zeit. Bis in den späten Abend spielen sie noch und bedienen sich an den mitgebrachten Leckereien. Bis sie schließlich zu einem eher traditionellen, als beliebten Spiel kommen. Das einfache Flaschen drehen. “Das ist öde”, meint Ray tückisch, doch er kommt nicht drum rum, genauso wenig wie Naomi. “Ich durfte bei so was schon so oft mitmachen und bin nicht ein einziges Mal dran gekommen”, spricht Naomi leise, dass es anscheinend nur Ray hört, der zur Zeit das von ihr genähte Sweatshirt trägt. Ab und zu zupft er an den mit rot abgesetzten weißen Ärmelenden um sie runter zu ziehen. Der Stoff ist so weich, dass es schon auffällt, wenn er nicht bis an seine Handgelenke reicht. Naomis liebste Arbeit an dem Stück, wird von dieser jedoch gleich wieder inspiziert, was Ray wie vor wenigen Minuten beim Tabu spielen, wieder merkwürdig vorkommt. Schließlich zupft ihm nicht alltäglich jemand an einem Knoten auf der linken Seite zurecht. Sie hat da wirklich ne Beschäftigung dran gefunden, der sie sich gelegentlich widmet, wenn nicht grade wieder irgendwer dran ist irgendwelchen quatsch zu erzählen oder zu machen. Natürlich hat Ray da einen ganzschönen Nachteil, weil ihm sowieso nur die Schrecklichsten Dinge gefragt oder erwartet werden. Entweder muss er aus dem Nähkästchen plaudern, was er über Kai weiß oder einmal sogar drei runden mit jemanden die Kleidung tauschen. “Das Kleid steht dir echt gut”, merkt eine freche Dame mit Brille keck an. “Halt bitte einfach die Klappe.” Klar, dass Ray sich dadurch bescheuert vorkommt, dass er das überhaupt mitmacht und Naomi davon auch noch ein Foto macht. Am liebsten würde er ihr jetzt was aufdrängen, doch natürlich hat sie wie schon die ganze Zeit das Glück auf ihrer Seite und kommt nicht dran, weshalb sie sich weiterhin auf dem Boden vor Lachen abkugeln kann. Ein Glück für ihn, dass es bei dem einen Foto belassen wird und er nach den nächsten zwei Runden erlöst ist. So schnell soll der Blader jedoch nicht in Ruhe gelassen werden, im Gegensatz zu Naomi, die bereits ununterbrochen Fotos macht und einfach nie an der Reihe ist, was Ray natürlich ziemlich wurmt und versucht die Deutung des Flaschenhalses auf sie zu lenken, damit doch mal endlich etwas neues passiert. Darüber kann Naomi jedoch nur lachen. “Sei doch nicht gleich so sauer”, hofft sie ihn mit diesen Worten und einem Lächeln zu beruhigen. “Das ist aber echt unfair”, protestiert Ray, während sein femininens Spiegelbild an der Reihe ist zu drehen, “wie machst du das?” “Keine Ahnung”, meint Naomi immer noch lächelnd mit den Schultern zuckend, wie er es von Max kennt, “Ich hab einfach Glück.” “Dann gib mir auch was ab.” “Ich weiß was!” Auf die Aussage der Ray-Cosplayerin sehen die beiden endlich auf und schauen überfragt zu dieser hoch. Anschließend fällt ihr Blick auf die still daliegende Flasche, die genau zwischen sie zeigt. “Und noch mal drehen”, meint Naomi lächelnd, doch das fiese Grinden ihrer Kollegin, lässt sie vermuten, dass irgendetwas anderes geplant ist. Diese schüttelt schließlich den Kopf und sieht Ray schmunzelnd an. Anschließend nimmt sie sich Naomis Digicam. “Wir wollen wissen wie gerne das Tigerchen ihr Herrchen hat.” Naomi knurrt. “Das währe dann ja wohl nur meine Arbeit und ganz so nebenbei könnt ihr das knicken. Also lasst euch was für beide einfallen oder dreh noch mal.” Ray versteht schon worauf das hinaus führen wird, doch er erkennt auch, dass sein Tigerchen keine Ahnung zu haben scheint und sich damit in den Schlamassel redet, was ihn aus dieser Perspektive gar nicht mal so wenig anspricht. “Okay”, das Mädchen scheint nur auf so etwas gewartet zu haben und hält die eben erbeutete Digtalkamera hoch spricht nun hinterhältig, “Dann zieh mal dein Cos wieder an. Ich möchte ´nen Kuss sehn.” Augenblicklich verkrampft Naomi, wobei Ray doch grinsen muss. Anscheinend ist sie ihm gegenüber also doch nicht so gefühlskalt, doch grade als sie etwas erwidern will, werden die Bedingungen verschärft. “Auf den Mund und mindestens zehn Sekunden.” Damit währe Rays Nezumi mit ihrem Latein am Ende und bemüht sich nur noch ihre Röte zurückzuhalten. “Du hast gewonnen”, gibt sie nun schließlich nach, ehe die andere auf die Idee kommen noch mehr zu verlangen. Ray sieht zu der anderen und wird nur angelächelt. “Du bist es mir schuldig, dass ich davon Fotos machen darf.” Er brauchte nicht einen Satz zu sagen, damit sie verstand. Dieses Mädchen macht ihn immer ratloser und er seufzt etwas angenervt von der Kamera auf. Schließlich packt er Naomi auf die Schulter und sieht sie mit seinem ach so gutmütigen Hundeblick an. Dadurch war die andere nahezu gelähmt und ließ mit sich nahezu allens machen. “Bist du noch wach?”, es war sicher schon nach Mitternacht, als Ray sich auf den Rücken umdreht um zu Naomi aufzuschauen. Diese liegt grade vor ihm und hat ihren Kopf in ihre Arme gebettet, wobei sie ebenfalls zu ihm sieht. “Ja, aber du solltest langsam mal schlafen. Morgen musst du wieder zurückfahren.” Sie nickt leicht und schaut ihn weiter an. “Bist du okay?”, fragt der Blader schließlich irritiert und streich ihr über den Arm, wobei sie zusammenzuckt. “Na ja - ich fühl mich merkwürdig”, sie weiß anscheinend nicht, wie sie es ausdrücken soll. Allein durch das wenige Licht, dass durch die von Gardinen verhängten Fenster sieht er schon, dass sie die Augen schließt. Schließlich streckt er sich etwas um ihr durchs Haar zu streicheln. “Kannst du das genauer erklären?”, flüstert er vorsichtig, doch bekommt keine Antwort, “Nezumi-chan?” Sie scheint ganz plötzlich eingeschlafen zu sein. Also streichelt er ihr noch eine Weile über den Kopf. Schaut jedoch schließlich auf ihr Handy, welches zwischen ihnen liegt. 3:02 zeigt es als Uhrzeit an. Da es aber drei Minuten vor geht, entschlüsselt es sich als 2:59 Uhr. Eine Weile streichelt Ray weiter über das volle blonde Haar und lässt seine Gedanken abschweifen, doch nach dieser einen Minute weitet er die Augen. Das Mädchen leuchtet. Vielleicht ganz schwach, aber Ray meint dass ein grünlicher Schimmer um ihren Körper liegt. Schließlich bahnt sich dem Anschein nach ein kleiner dieser Strahlen von ihr seinen Weg zu ihm, oder genauer zu seinem Blade. Ray lächelt. Anscheinend brauchte er nun geduldig zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)