Lost in Germany von Xulina (der Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 14: ★˙·•13.•·˙★ ----------------------- Sie öffnet den Koffer. Ein Glück, der Manga ist drin. Naomi musste sich echt anstrengen Band 14 vor Ray zu verstecken. Sie wird ihn in ihr Schulfach schließen, damit der Blader keine Chance hat, ihn zu bekommen und die Überredungskünste an ihr desweiteren abblocken können. Ganz nach ‘Ich hab ihn nicht’. Jetzt muss es nur noch heimlich ins Fach geschmissen werden und das wird wohl nicht so schwer, da um die Zeit, wo sie in der Schule ankommt, eh kaum einer im Schulgebäude, geschweige dem im Oberstufenbereich, ist. Während sie also mit gutem Gewissen den Matheunterricht verfolgt versucht Ray sich mit den Serien zu beschäftigen. Die deutschen Folgen von je zwanzig Minuten gehen an ihm vorbei. Es geht ihm eher auf den Keks, dass Naomi den Manga so gut versteckt hat. Wo kann sie ihn hingetan haben, dass er ihn nicht findet? Nach der zigsten übersprungenen Folge beschließt er nun also nebenbei etwas auf ihrem Schreibtisch für Ordnung zu sorgen. Das ist gar nicht mal so einfach, bei dem was da alles rum liegt. Schließlich fällt ihm ein Ordner aus der Hand und es kommt wie es in dem Chaos kommen muss, die Blätter fallen raus. Zeichnungen. Ähnlich wie die der Mangas und der zur Zeit laufenden Serie. Hierbei kann sich Ray natürlich nicht zurückhalten. Er ist eben doch neugieriger als die meisten Frauen und möchte doch nur einen kurzen Blick riskieren. Dieser führt jedoch durch sämtliche Zeichnungen, die ihm in die Finger kommen. Am liebsten hätte er nun doch nicht reingeschaut, doch die Erfahrung ist kostbar und er würde sie nicht missen wollen. Das Aufräumen des Tisches hat allerdings auch danach keine weitere Folge in Anspruch genommen. Doch schließlich fällt ihm etwas bedeutsames ein. Das Bett steht nicht direkt an der Wand. Vielleicht hat sie es durch die Lücke an der Wand drunter fallen lassen. Als Ray nachsieht erkennt er dort tatsächlich ein Buch. Es muss es sein. Daran hat er keinen Zweifel. So aus der Lücke fischen kann er es jedoch nicht mit seinen großen Händen und das Bett vorzuziehen verhindert der Schreibtisch, der sicher nichtgrade leicht zu bewegen währe, also muss er den Umständlichen weg neben unterm Bett her. Er zieht Kisten, Taschen und Kartons ungeduldig hervor um an das Buch zu gelangen, aber Fehlanzeige. Es gehört zwar zur Kategorie Manga, ist aber nicht der Band, den er sucht. Enttäuscht macht er sich also wieder daran, die Sachen zurück zu packen. Nur das gefundene Buch wird er ins Regal legen. In seinem Unterbewusstsein kommt ihm Naomis Reaktion in dein Sinn, als er vor einiger Zeit meinte, er habe das Bett aufgeräumt. Sie wirke verkrampft, also müsste hier doch noch etwas lungern, was ihn auf Beyblade hätte aufmerksam machen müssen. Nun packt er erstmal die Taschen wieder weg. Dann die zuen und anscheinend leeren Kartons und zu guter letzt die Plastickkästen, die durch seine hastige Arbeit alle ihren Deckel verloren haben. Also heißt es hier, Deckel drauf machen, was bei einem nicht geht, da er nur durch ein langes Gewandt abgedeckt wurde. Dieses war nun durcheinander. Ray wollte nicht zu viele Spuren hinterlassen und entschließt sich es wieder ordentlich zusammen zu legen. Beim Hinunterziehen des schwarzen Gewands kommt jedoch der Inhalt der Kiste zum Vorschein. Das schwarze Ding ist nun gar nicht mehr interessant und er nimmt ein rosa Haargewirr hoch. Eine Schleife hält einen teil der Haare zu einem Zopf zusammen. Erst allmählich erkennt Ray die Frisur und findet in der Kiste noch etwas anderes, was ihm doch echt einen Schock versetzt. “Bist du dir da ganz sicher Ray?!”, Kenny glaubt es nicht, was der Ausreißer ihm da erklären will. “Ja - verdammt - die hat auch die Klamotten rum liegen”, er sieht zur Uhr, “ich werde gleich losgehen, damit ich den Bus bekomme. Ihr Vater war so nett und hat mir ´nen Fahrplan gegeben unter dem Vorwand, sie hat was wichtiges an Schulsachen vergessen.” “Willst du nicht erstmal abwarten und dich beruhigen?”, versucht Hilary gegen zu wirken. Tyson ist unterdessen beschäftigt seinen Kumpel Max wieder aus der Trance zu bekommen, in die dieser verfallen ist. Das ganze stellt für ihn wohl einen größeren Schock dar, als für alle anderen. Schließlich ist er auch von der Sache betroffen, wie es scheint. “Ich muss sofort hin”, Ray nimmt sich den Stoffbeutel von der Treppe, in der das wohl größte ihrer Geheimnisse und gleichzeitig sein größter Schock steckt, “ich kann sie nur jetzt zur Rede stellen. Vor ihren Mädels ist sie leichter zu fangen.” “Robert wird am Wochenende nach Düsseldorf kommen. Wir werden mit ihm dann auch darüber reden.” Ray nickt. “Gut. Ich währe gerne dabei, aber jetzt-” “Ja, du musst los. Also bis dann!”, Kenny akzeptiert das Ganze und beendet das Gespräch schnell, damit Ray nicht den Bus verpassen würde. Schließlich hat er eine ziemlich deutliche Spur gefunden. An der Halltestelle angekommen gilt jetzt die Schule zu finden. Dies erweist sich als schwieriger als geplant, denn hier gibt es mehrere Schulen. Das Wissen, dass Naomi die Oberstufe besucht hilft ihm jedoch weiter, da zum Glück in der Nähe nur ein Ort ist, an dem eine Oberstufe eingerichtet ist. Das Gebäude wirkt von außen zwar übertrieben bunt, aber auch heruntergekommen. Das soll eine Schule sein. Wahrscheinlich keine Gute. Ray ist schon aufgefallen, dass es hier anscheinend keine Schuluniform gibt, wie er es kennt. Die Schüler erscheinen wie sie wollen. Um dies wiederholt festzustellen geht er ein Mal um das Gebäude rum und schaut durch die Fenster in die meist ziemlich heruntergekommenen Klassenräume. Die Schüler scheinen hier echt nur zu tun, was sie wollen. Sie sitzen während des Unterrichts nicht aufmerksam an ihren Tischen, sondern legen auch mal die Beine hoch oder latschen quer durch den Raum, während der Lehrer spricht. Manch einer unterhält sich mit den Nachtbar über irgendwas, andere schlaffen anscheinend sogar. Wieder andere legen sich mit den Lehrern an. Die paar ruhigen Schüler wirken da doch recht auffällig. Ray merkt schließlich, dass er zu den Musikräumen gelangt. Die Klänge, Tönen und Gesängen werden lauter. Ein bestimmter Bereich tut es ihm jedoch besonders an. Wegen dem dichten Gestrüpp kann man leider nicht nahe an die Fenster des Raumes ran kommen, woraufhin Ray das Gebäude durch einen Nebeneingang betritt und bemerkt, dass er nicht als einziger von der Musik angelockt wurde. Er wird von den Schülern nur kurzzeitig abfällig angesehen. Diesem Blick ist er nur ungern länger ausgesetzt und schließlich froh, dass sie wieder wegschauen. Irgendwie scheint es doch gut gewesen zu sein, sich vorher in andere Kleidung begeben und die Haare hochgesteckt zu haben. An sonnten währe wohl sogar noch eine abfällige Bemerkung drin gewesen, die zu einem Streit geführt und somit auch den Gesang hinter der Wand verstummen lassen hätte. Ray erkennt in den Liedern, dass es wohl zwei verschiede Stimmen sind. Die Lehrerin kritisiert streng und oft. Sie treibt die Gruppe zur Perfektion an. Ein Klingeln lässt die Zuhörer aufschrecken und Ray wundert sich, wie schnell die Jüngeren doch schließlich verschwunden sind. Auf ein Mal geht die Tür auf und Ray - in der Ahnung gar nicht hier sein zu dürfen - stellt sich auf die Seite neben der Tür, um unersichtlich zu bleibt und hofft, dass die Gruppe Richtung Haupttrakt geht und nicht in seine Richtung gehen würde. Die Mitglieder unterhalten sich über ihr Können und irgendwie kommen Ray die Stimmen bekannt vor. Als er neugierig, wie er ist, um die Ecke sieht erkennt er drei von den Freundinnen Naomis. Er kann jedoch nicht lange schauen, denn eine von ihnen dreht sich schließlich in seine Richtung, oder eher Richtung Raum. “He ihr Beiden! Kommt in die Hufe”, treibt die breitere zur Eile an. “Ja, hab´s ja gleich.” Irgendwie hätte Ray es erwarten müssen. Naomi antwortet ihnen. Aber dass sie es wirklich ist, findet Ray erst nach zwei Weiteren Sachen heraus. Einmal das klackern des Koffers, aus den groben Fliesens des Flurbodens und nach einem Blick um die Ecke. Ihre rote Jacke fällt mehr auf den je. Ob sie das mit auffällig meinte? Aber auch ihre Art unterscheidet sich deutlich von den anderen. Nachdem sie weg sind sieht Ray wieder auf die Tasche runter. Eine Tasche in einer Tasche, in der etwas ungewöhnliches drin ist. Kurze Zeit denkt er über sein weiteres Vorgehen nach, ehe er sich entschließt der Gruppe - so gut es geht - zu folgen. Natürlich war der Abstand zu groß und Ray steht nun bei den Lehrerzimmern hilflos rum. Seine Augen suchen irritiert nach einem Anhaltspunkt. Vielleicht die rote Jacke. Irgendetwas, dass ihm weiterhelfen kann, wobei er gegen einen Mann rennt. Augenblicklich entschuldigt er sich auf seiner Muttersprache, was ihm erst danach auffällt. Also will er seine Entschuldigung auf Deutsch wiederholen, wird jedoch vorher angenehm überrascht. “Was hat denn einer wie du in dieser Schule verloren?”, der ältere Herr ist verwundert, spricht ihn jedoch fließend auf Chinesisch an. Ray bleibt der Mund offen stehen, woraufhin der Mann schließlich nur lachen kann. Wenig später sitzen sie in einem eher gemütlichen Büro. “Ich hätte nie gedacht, dass hier jemand Chinesisch kann. Und dann auch noch so gut. Wo kommen sie her?” Der alte Mann lächelt auf seine Frage. “Meine Frau kommt aus den Niederlanden, meine Tochter ist Deutschlehrerin in China. Das reicht an Informationen. Da kommt schon einiges zusammen”, spricht der Mann gelassen, “Aber noch einmal zum Punkt: Was machst du hier?” “Ich - Ähm…”, Ray fühlte sich vertraut bei dem Mann, aber dennoch sollte auch dieser nicht alles wissen, also erzählt er ihm die übliche Geschichte, “Ich bin ein Brieffreund von Naomi aus der Oberstuffe. Ich wollte ihr etwas bringen. Sie hatte es zu Hause vergessen.” Ray denkt darüber nach, wann er das letzt mal so viel gelogen hat. Vermutlich bei seinem Treueschwur. Das Lächeln des Alten klart sich auf. “Ach. Naomi. Eine äußerst gute Schülern. Schade nur, dass sie so abgesackt ist, aber wenigstens scheint sie endlich auch für was anderes zu leben, als für die Naturwissenschaften”, der ältere Herr überrascht Ray immer mehr. Er wendet sich von Ray ab und spricht einen Kollegen an. “Andreas, schau doch mal bitte, wo Naomi jetzt Unterricht hat.” “Sie hat oben Geschichte”, kommt nach kurzer Zeit die Antwort, “Raum 323” Ray steht lächelnd auf. “Vielen Dank”, er hatte die Worte verstanden und überrascht damit doch ziemlich. Der ältere Herr begleitet ihn noch zum Raum, geht dann jedoch wieder zurück, nachdem sich Ray auch bei ihm bedankt hat. Er will grade klopfen, da hört er seinen Namen und wendet sich um. Eine von Naomis Freundinnen sieht ihn verwirrt an und geht mit ihm schließlich in den zur Verfügung stehenden Oberstufenraum. “Echt cool, dass du uns besuchen kommst!”, begeistert nimmt ihn, die bisher von ihm als dunkelhäutig bezeichnete, quirlige Person ihn in Empfang. “Habidi, wer ist das?”, kommt es aus einer Ecke von einem Glatzkopf, der von seinem Körperbau und der Kleidung doch eher wie ein Schlägertyp wirkt. “Ich heiße Ray”, stellt sich der Chinese zum Erstaunen der Anwesenden selber vor. “Naomis Brieffreund?”, wird das Mädchen, dass ihn aufgesammelt hatte schließlich gefragt, woraufhin diese nur nickt. Der Junge mustert ihn gefährlich und seufzt anschließend auf. “Wenn der die Nuss knackt, hat Lukas die Wette gewonnen”, meint er enttäuscht, woraufhin die Habidi genannte lacht. Ray versteht das natürlich kaum und kann es für sich auch nicht übersetzen. Trotzig schaut er zu dem offenen Fenster und bekommt langsam einen Einfall. “Was ist eigentlich da unter? Nach dem Dach.” “Der hintere Pausenhof”, wird ihm fragwürdig von der engelsgleichen Freundin entgegnet. Das sie nur so aussieht, ist ihm eben klar geworden, doch auch er hat so seine Kniffe. “Gut.” Mit einem Sprung ist Ray durchs Fenster und auf dem Dach. Mit der Genauigkeit gehört er in den Sport LK. Auf dem ersten Blick erkennt er, dass die Fenster der Räume alle in dieser Richtung liegen und ebenfalls das Dach des zweiten Stockes vor sich haben. “Sind die andere Räume bis 323 alle frei oder soll ich unter den Fenstern her krabbeln?” “Die sind frei, aber was hast du vor?”, will nun der ans Fenster gewandete Junge wissen, worauf Ray nur grinst. “Ich werde sie mal etwas aus den Reserven locken.” Nun werden natürlich alle neugierig wie und klettern zu dem sympathischen Jungen aufs Dach raus. Dieser begibt sich inzwischen von dieser Seite zum Geschichtsraum. Um die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen braucht er nicht lange. “Naomi, schau mal aus dem Fenster!”, ruft die modelartige Freundin laut aus, was den Unterricht unterbricht und Rays Plan aufgehen lässt. “Was ist den das für einer?”, die Geschichtslehrerin würde anscheinend gerne die Männer mit den Hab-mich-lieb-Westen rufen. “Raymond!!!”, sauer schreit Naomi dies aus, ehe sie zum Fenster stürzt um dieses zu öffnen, während der draußen stehende grinst und aus der einen Tasche den anderen Stoffbeutel rausholt. Ganz nebenbei stellt er sich auf die Kante des Daches und hält die Tasche zum Schulhof raus. Naomi weiß, was in der Tasche ist. “Das machst du nicht wirklich oder?” “Krieg ich den Manga?” “Der ist im Fach!” Ihre Panik ist leicht zu erkennen. Der Inhalt scheint ihr äußerst wichtig zu sein. “Schlüssel her ich hohl ihn!”, die Freundin ist schnell aufgestanden und fängt den zugeworfenen Schlüssel an der Tür ab. Nun verfällt Naomi ins Japanisch, da es ja nicht jeder mitbekommen muss, was da abgeht. “Du bist so ein Idiot! Gib den Beutel her!” “Nichts da. Du kriegst es erst wieder, wenn ich eine ausführliche Erklärung habe. Mitsamt einer Erklärung, was du in Düsseldorf gemacht hast.” “Du bist so ein-”, doch weiter will Naomi auch gar nicht mehr reden. Schließlich bekommt sie den Manga. Das ganze geschehen scheint die Lehrerin mitlerweile zu amüsieren und auch die anderen Klassenkammeraden - sowohl im Raum, als auch auf dem Dach - haben ihren Spaß an der Sache. Endlich ist mal was los. Naomi klettert schließlich durchs Fenster und bewegt sich langsam auf Ray zu wobei sie ihm den Manga entgegen hält. “Da hast du ihn und den Rest besprechen wir später”, spricht Naomi sicher, doch Rays Grinden verrät ihr unheilvolles. Schnell hat er sie am Handgelenk geschnappt und mit samt Manga auf den Arm gezogen. Ganz nebenbei bekommt sie auch das Erpressungsmittel aufgedrückt, während Ray ihre Angst einflößende Vorstellung wahr macht. Er springt vom Dach runter. Aus lauter Panik klammert sich das junge Mädchen fest an ihn. Sie drückt sich dermaßen nahe an, als würde es den Aufprall dämpfen. Verfolgt vom ängstlichen Geschrei ihrer Kameraden. Doch Ray landet sanft auf dem Boden wie eine Feder. Schließlich sieht Naomi nach einiger Zeit verwirrt zu ihm auf. >13. Dezember: Es gibt nur wenige Menschen, denen man vertrauen kann. Mit solchen kann man seine Geheimnisse teilen.< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)