Akatsuki Western Style von cork-tip (10 Greenhorns im Wilden Westen) ================================================================================ Prolog: Wild Wild West ---------------------- Herzlich willkommen, liebe Leser! Ich gebe zu, dass das Kapitel für einen Prolog an sich etwas zu lang ist, aber es hat doch ein Weilchen gedauert, bis sich alle zehn Akatsuki dazu bemüßigt gefühlt haben, im Gemeinschaftsraum zu erscheinen. Viel zu sagen gibt es dazu ansonsten nicht. Viel Spaß beim Lesen!^^ Missmutig starrte Pain die Wand an. Wie lange war es nun her, dass Konan ihm versprochen hatte, in zehn Minuten bei ihm vorbeizuschauen? Etwas über eine Stunde vielleicht, er wusste es nicht genau. Jedenfalls schien sie von außergewöhnlich langen zehn Minuten gesprochen zu haben. War das eine Art mit seinem Leader umzuspringen? Grummelnd begann er, den Papierkram auf seinem Schreibtisch neu zu sortieren. Zum ungefähr tausendsten Mal. Er fühlte sich – gelinde gesagt – verarscht. Es war schon das zehnte Mal in dieser Woche, dass Konan ihn versetzte, ohne ihm auch nur Bescheid zu geben, dass sie etwas besseres zu tun hatte; und dass er trotzdem genau wusste wo sie sich aufhielt, machte es auch nicht unbedingt besser. Die Geräusche, die aus dem Wohnzimmer zu ihm heraufdrangen, sprachen eine eindeutige Sprache: Schüsse, Schreie, splitterndes Holz. Er hätte diesen verdammten Fernseher niemals bewilligen sollen! Schlecht gelaunt ließ er die Faust auf die Tischplatte knallen, registrierte nur am Rande, dass die mehrfach umgeschichteten Papiere dadurch wieder völlig durcheinander geraten waren, und erhob sich von seinem Chefsessel. Wenn der Berg nicht zum Propheten kam, musste der Prophet eben zum Berg gehen – in diesem Falle er zu Konan. Pain hatte kaum den Raum verlassen, als er auch schon unsanft mit jemandem zusammenstieß und gerade noch so das Gleichgewicht halten konnte. Etwas weiches bedeckte seine Füße, und als er sich – nett und zuvorkommend wie er nun einmal war – bückte, um das Etwas aufzuheben, stellte er fest, dass es ein Handtuch war. An sich keine atemberaubende Entdeckung, denn schließlich lag das einzige Badezimmer des Hauptquartiers direkt gegenüber von seinem Büro. Bemerkenswert war allerdings, dass es Sasori gehörte. Soweit er wusste, fing nasses Holz mit der Zeit an zu faulen. Sollte man da als Kampfmarionette nicht vorsichtiger sein? Nun ja, im Grunde genommen hatte ihn das überhaupt nicht zu interessieren. Es gab wahrlich wichtigeres in seinem Leben als nasses Holz. „Pass gefälligst auf, wo du hinläufst!“, wies er Sasori pro forma zurecht. Einfach so davonkommen lassen konnte er ihn als guter Anführer natürlich nicht, wenn er weiterhin respektiert werden wollte. Dann klatschte er dem Puppenspieler das schwarz-rot gemusterte Handtuch im Akatsuki-Stil in die Arme und setzte mit bemüht sicherem Schritt seinen Weg fort. Sasori verzichtete darauf, ihm lange nachzusehen. Es war nicht seine Aufgabe, sich über die Launen des Leaders zu wundern, auch, wenn er sich nur allzu gut denken konnte, welche Laus ihm über die Leber gelaufen war. Eine ähnliche knabberte zur Zeit auch an seinen Innereien, und er wusste nicht so recht, wie er sie wieder loswerden sollte. Er war auch lange nicht so hartnäckig wie Pain und hielt es eigentlich nicht für nötig, irgendwelchen spätpubertären Fernsehjunkies hinterherzulaufen wie ein vernachlässigtes Schoßhündchen. Leider musste er zugeben, dass er sich eben wie ein solches fühlte. Sonst wäre er kaum hierher gekommen. Mit ein paar geübten Handgriffen faltete er sein Alibi-Handtuch wieder ordentlich zusammen und betrat das Badezimmer. Er war ein paar Minuten über der vereinbarten Zeit und so war es nicht weiter verwunderlich, dass Itachi bereits wartete. Er hatte sich auf dem Rand der Badewanne niedergelassen und betrachtete sich im Spiegel, während er gedankenverloren an einer etwas widerspenstigen Strähne seiner langen, schwarzen Haare herumspielte. „Ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr“, bemerkte er, monoton wie immer, zauberte dann aber ein äußerst verlockendes Grinsen auf sein Gesicht und beugte sich ein Stückchen zu ihm herüber, um ihm in einer dermaßen wohlwollenden Art und Weise den Kopf zu tätscheln, dass Sasori sich unweigerlich wie ein kleines Kind vorkommen und den Ärger mühsam herunterschlucken musste. Er wollte nicht wütend auf Itachi sein, nicht jetzt. Am Ende würde er sich damit doch nur selbst den Tag verderben. Natürlich ärgerte es ihn, dass er ihn hatte warten lassen, und Itachi war sich dessen vollkommen bewusst. Wahrscheinlich gehörte es einfach zu der arrogant-herablassenden Art der Uchiha, in offenen Wunden herumzustochern, wann immer sich Gelegenheit ergab. Das Thema jedenfalls bedurfte keines weiteren Beitrags. Wortlos legte Sasori das Handtuch auf den Boden und drehte sich um, um die Türe abzuschließen. Das leise Rascheln von Stoff verriet ihm, dass Itachi aufgestanden und hinter ihn getreten war. Er legte besitzergreifend die Arme um seine Schultern und drückte ihn an sich. „Du kannst es nicht ausstehen, wenn Deidara dich ignoriert.“ Eine dermaßen überflüssige Feststellung, dass sich jede Antwort erübrigte. Schon seit einer guten Woche bekam Sasori seinen Partner Abends kaum mehr zu Gesicht und das zehrte gewaltig an seinen Nerven. Am schlimmsten war allerdings, dass es ein gottverdammter Fernseher war, dem er dafür die Schuld geben musste. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du von jetzt an einfach den Mund halten würdest, Itachi“, erklärte er unnötig höflich und drehte sich in seiner Umarmung, bis er ihm wieder ins Gesicht sehen konnte. Glücklicherweise schien er nichts dagegen einzuwenden zu haben, denn statt weiterzusticheln beugte er sich zu ihm herab und küsste ihn fordernd. Sasori ging ohne Umschweife darauf ein und öffnete den Mund einen Spalt, um das Gefühl zu intensivieren. Er war recht froh darüber, dass Itachi nicht so sanft mit ihm umging, wie es die meisten anderen wohl getan hätten, denn obwohl er bei seinem Umbau wohlweislich darauf geachtet hatte, gewissen Körperstellen nicht jede Empfindung zu entziehen, brauchte es doch einiges, um ihn etwas so komplexes wie Lust fühlen zu lassen. Sie gehörten beide nicht zu der seltenen Spezies übermäßig geduldiger Menschen und so dauerte es nicht lange, bis ihre Akatsuki-Einheitskleidung willkürlich im Badezimmer verteilt lag. Sasori machte sich kaum die Mühe, Itachis nackten Körper zu erkunden – dazu kannte er ihn nun doch zu lange und zu gut – und ließ sich unter ein paar lieblos ausgetauschten Streicheleien widerstandslos gegen die glatt geflieste Wand drücken. Er stöhnte gedehnt auf, als Itachi einen Oberschenkel zwischen seine Beine schob und begann, hart gegen seinen Schritt zu reiben. Das Gefühl aufkeimender Erregung hatte für ihn etwas überwältigendes, denn schließlich fühlte er normalerweise so gut wie überhaupt nichts. Es hätte Sigmund Freud bestimmt gefreut zu hören, dass Sex so ziemlich das Einzige war, was er an menschlicher Interaktion noch hatte zulassen wollen. Denn was er dabei empfand, brachte er im Gegensatz zu allem anderen nicht mit leidvollen Erinnerungen in Verbindung. So gesehen konnte er sich glücklich schätzen, dass Itachi lebendige Puppen den handelsüblichen Gummipendants unzweifelhaft vorzog, falls der kleine Scherz erlaubt war. Nun, so gut wie er es sich vorgestellt hatte, hatte die Sache mit dem nichts mehr fühlen dann aber doch nicht geklappt. Warum sonst sollte es ihn so wahnsinnig wütend machen, wenn Deidara sich nicht einmal mehr mit ihm streiten, sondern lieber stundenlang vor der Glotze hocken wollte? Plötzlich und ohne jede Vorwarnung schob Itachi ihm die Zunge in den Hals und holte ihn aus einem wirren Deidara-Fernseher-Gedankensalat zurück in die Realität. Beiläufig stellte er fest, dass er die Finger so tief in Itachis hellen Rücken gegraben hatte, dass die Haut gebrochen war und es kam ihm in den Sinn, dass es nicht gut für seine hölzernen Bestandteile war, wenn sie sich mit Blut vollsogen. Dennoch dauerte es ein paar Sekunden, bis er die erforderliche Willenskraft aufbrachte, den Griff zu lockern und irgendwo anders den Halt zu suchen, den er so dringend nötig hatte. Fahrig glitt seine Hand über das unterste Brett eines nahen Regals, bis sie auf Widerstand stieß. Ein lautes Klirren verriet ihm, dass er irgendetwas gläsernes umgeworfen haben musste. Entnervt knallte Hidan den Putzlappen zurück in den Eimer. „Es reicht endgültig, verdammte Scheiße nochmal!“, beschwerte er sich lautstark. Kakuzu lugte skeptisch hinter einem Geldhaufen von geradezu beeindruckenden Ausmaßen hervor und legte die Stirn in Falten. „Du sollst putzen, Hidan, nicht motzen“, erinnerte er seinen Partner und sein Tonfall machte deutlich, dass er keinen wie auch immer gearteten Widerspruch dulden würde. An sich sollte Hidan wissen, dass er es nicht leiden konnte, wenn er seine lächerlichen Rituale in ihrem gemeinsamen Zimmer durchführte und dabei den teuren Teppich ruinierte. Also musste er auch mit den Konsequenzen leben, wenn er es trotzdem tat. Und wenn er glaubte, er würde ihm den Putzdienst erlassen, nur, weil Itachi und Sasori im Nebenzimmer wieder einmal meinten so laut sein zu müssen, dass man trotz des voll aufgedrehten Fernsehers unmöglich überhören konnte, was sie taten, dann war er schief gewickelt. Allerdings musste Kakuzu zugeben, dass ihm ein gewisses verräterisches Klirren aus Richtung Badezimmer durchaus Sorgen bereitete. Was auch immer da ein unschönes Ende gefunden hatte – es hatte Geld gekostet und irgendjemand würde es ersetzen müssen. „So gottverdammt sauber war's hier noch nie, Mann!“, meckerte Hidan unbeirrt weiter. „Meinst du, ich hab Bock hier wie'n verfickter Sklave auf dem Boden rumzurutschen und mir ganz nebenbei einen akustischen Liveporno reinzuziehen?!“ Kakuzu seufzte abgrundtief. Musste ihm der Kerl denn immer auf die Nerven gehen? „War ja klar, dass du da nicht weghören kannst“, kommentierte er gereizt und wandte sich wieder seinem Geld zu, das in all seiner vollkommenen Schönheit vor ihm lag und unbedingt gezählt werden wollte. „Ach, halt doch dein blödes Maul, Narbenfresse!“, fauchte Hidan und funkelte ihn so gefährlich an wie eine tollwütige Katze. Kakuzu nahm es kaum zur Kenntnis; seine Aufmerksamkeit galt einer etwas schmutzig gewordenen Goldmünze, die er – wenn er sich recht erinnerte – vor genau 57 Tagen , 4 Stunden, 35 Minuten und 10 Sekunden einem toten Chō-nin aus der Tasche gezogen hatte. „Hast du dich dreckig gemacht, meine Kleine?“, erkundigte er sich mitfühlend und zog ein Poliertuch aus dem Ärmelaufschlag seines Mantels, um das Geldstück sorgfältig zu reinigen. „Keine Sorge, das kriegen wir schon wieder hin, mein Goldschätzchen.“ Liebevoll säuberte er zuerst die Rück- und dann die Vorderseite und achtete ganz besonders darauf, dass sich kein Schmutz in den feinen Vertiefungen der Prägung festsetzte. Das Geld dankte es einem, wenn man es gut behandelte. Hidan beobachtete ihn kopfschüttelnd. In seinen Augen spiegelte sich pures Unverständnis. Welcher geistesgestörte Vollidiot redete schon mit Geld? Er jedenfalls hatte die Faxen dicke. Geschlagene vier Stunden hatte er jetzt schon den Boden geschrubbt, und er konnte sich nicht erinnern, dass dieser in den letzten zwei Jahren jemals eine so helle Farbe gehabt hatte. Ihn jetzt noch weiterputzen zu lassen war reine Schikane. Des weiteren konnte er beim besten Willen nicht begreifen, wie in Jashins Namen ausgerechnet Mister Ich-bin-viel-zu-gut-für-diese-Welt und die gefühlstote Puppe auf die Idee gekommen waren, eine Fickbeziehung anzufangen. Und abgesehen davon, dass er es nicht begriff, ging es ihm gnadenlos auf die Nerven. Hidan hatte den ganzen Tag über noch nichts gehört, was er hätte hören wollen: Kakuzu, der mit seinem Geld sprach, Kakuzu der mit seinem Geld sprach, Deidara und Konan, die völlig sinnlos irgendwelche Schauspieler anfeuerten, Kakuzu, der mit seinem Geld sprach, den Fernseher, Kakuzu, der ihm befahl zu putzen, Kakuzu, der mit seinem Geld sprach, den Fernseher, Sasoris Stöhnen, Kakuzu, der mit seinem Geld sprach, Sasori, den Fernseher... Was zu viel war, war zu viel. „Sag' was du willst, Narbenfresse – ich geh' jetzt!“, erklärte er bestimmt, nahm Putzeimer und Lappen und bewegte sich auf die Türe zu. Kakuzu riss ihn unsanft zurück. „Sag mal, hörst du schlecht?!“, knurrte er drohend. „Ich habe gesagt, du sollst putzen! Und du hörst erst auf, wenn ICH sage, dass du fertig bist!“ Hidan wollte gerade zu einer bissigen Erwiderung ansetzen, als ihm ein ungesund lautes Krachen – diesmal aus Richtung Wohnzimmer- zu Hilfe kam. Abrupt ließ Kakuzu ihn los. „Du bist fertig“, bestimmte er knapp, dann rauschte er in Windeseile aus dem Zimmer. Hidan zögerte nicht lange, ihm zu folgen – schließlich war er endlich von dieser dämlichen Putzerei befreit worden – verzichtete aber sicherheitshalber darauf, ihn anzusprechen. Wenn er mit der Zeit etwas gelernt hatte, dann, dass mit Kakuzu nicht mehr zu spaßen war, wenn er sich ernsthafte Sorgen um Geld und Geldeswert machen musste. Irgendjemand würde für all das bezahlen müssen, was an diesem Tage zu Bruch gegangen war, und Hidan wusste, dass ihm diese zweifelhafte Ehre zuteil werden würde, wenn er sich nicht ruhig verhielt. Es war schließlich nicht so, als würde es Kakuzu interessieren, wer die Schuld an einem Missgeschick trug. Ihn interessierte nur, wen er dazu zwingen konnte, den Schaden zu ersetzen. Fast hatte er Mitleid mit Konan und Deidara, als sein Partner die Türe zum Wohnzimmer so schwungvoll aufstieß, dass sie heftig gegen die Wand knallte, aber auch wirklich nur fast. Die begeisterten Rufe verstummten augenblicklich, nur der Fernseher zeigte sich von Kakuzus drohendem Unterton weitestgehend unbeeindruckt und erfreute die Anwesenden mit einer klassischen Saloon-Schlägerei. „Was ist kaputt, warum, und wer bezahlt mir den Schaden?!“, fasste Kakuzu alle relevanten Fragen in einem einzigen Satz zusammen. Die Antwort darauf erübrigte sich. Irritiert starrte Hidan auf den Boden zu seinen Füßen. Kakuzu folgte seinem Blick und ließ dann voller Enttäuschung die Schultern hängen. Am Boden kniete Pain und kehrte provisorisch die Bruchstücke eines Stuhles zusammen. Tobi – ganz der gute Junge, der er immer zu sein behauptete – hatte sich zu ihm gesellt, um ihm zu helfen und richtete sich nun auf, um Kakuzus Frage wahrheitsgemäß zu beantworten. Ihm war wohl entgangen, dass das kaum mehr notwendig war. „Leader-sama wollte mit Konan-chan sprechen und ist über den Stuhl gestolpert“, erklärte er vergnügt. „Tobi ist ein guter Junge und hilft beim Aufräumen.“ Pain kratzte sich verlegen am Kopf und setzte ein ziemlich schiefes Lächeln auf, das wohl als Entschuldigung dienen sollte, aber Kakuzu nahm es kaum zur Kenntnis. Wenn es innerhalb der Akatsuki jemanden gab, den er nicht ohne weiteres zur Kasse bitten konnte, dann war es der Leader. Da hatte er wohl Pech gehabt. Aber Itachi und Sasori würde er nicht so leicht davonkommen lassen! Konan und Deidara schienen unterdessen begriffen zu haben, dass sie nichts weiter zu befürchten hatten und hatten sich wieder dem Fernseher zugewandt. Mangels anderweitiger Beschäftigung tat Hidan es ihnen gleich, doch zu seinem Leidwesen konnte er nicht von sich behaupten, dass er begriff, was sich dort auf dem Bildschirm abspielte. „Was für'n dämlichen Scheiß zieht ihr euch da eigentlich rein?“, erkundigte er sich in vollendeter Höflichkeit und bereute gleich darauf, überhaupt erst das Wort an die beiden Fersehjunkies gerichtet zu haben, als Deidara sich mit einem irren Grinsen zu ihm umdrehte und so tief Luft holte, dass wirklich jedem klar sein musste, dass der folgende Monolog überdurchschnittlich lang sein würde. „Das ist ein Western, hm“, begann Deidara mit vor Begeisterung hell blitzenden Augen. „Seit letzter Woche bringen sie jeden Abend einen richtigen Klassiker. Das ist wirklich wahnsinnig spannend, hn! Da gibt es 'Cowboys', die auf großen Viehtrieben mitreiten, Duelle, Schießereien, Prügeleien im Saloon, ...“ Hidan schaltete auf Durchzug. Warum nur war er so bescheuert gewesen zu fragen? Wenn Deidara erst einmal seine Begeisterung für etwas so absurdes wie 'Western' entdeckt hatte, dann endete es immer in endlosen Vorträgen, die keinen interessierten. Wie hielt Sasori das nur aus? Wahrscheinlich überhaupt nicht. Irgendeinen Grund musste es ja gehabt haben, dass er in Itachis Arme geflohen war. Wenn er es gewesen wäre, der Deidara als Partner zugeteilt worden war, dann hätte er sich bestimmt schon längst die Kugel gegeben. Schritte erklangen auf dem Flur und Hidan entschloss spontan, dass es interessanter war nachzusehen, wer nun zu der kleinen Runde gestoßen war, anstatt weiter so zu tun, als würde er Deidara zuhören. Und er behielt Recht. Er brach in schallendes Gelächter aus, als ein ziemlich verschlafener Kisame über Pain, der noch immer am Boden hockte und kleinere Splitter zusammenkehrte, stolperte und wenig elegant den Boden küsste. „Du gibst der Bezeichnung 'fliegender Fisch' eine ganz neue Bedeutung, Fischfresse!“, frotzelte er, aufs Königlichste amüsiert. Kisame blinzelte ihn verständnislos an. Anscheinend war er tatsächlich noch etwas langsam im Kopf. Na, selbst Schuld, wenn er unbedingt tagsüber schlafen musste. Kakuzu war dafür umso wacher, denn kaum hatte Hidan den Mund zugemacht, da hatte er ihm auch schon unsanft ein Knie in den Bauch gerammt. „Halt die Fresse, Hidan!“, knurrte er und erinnerte seinen Partner somit unsanft daran, dass man sich besser unsichtbar machte, wenn er bares Geld verloren hatte. Gegen die Laune, die er in Situationen wie dieser hatte, war ein wütender Elefant harmlos wie eine Kindertröte. Ehe er es sich versah, lag er röchelnd neben Kisame am Boden. Er war etwas zu beschäftigt damit nach Luft zu schnappen, als dass er hätte begreifen können, dass er Pain vollends unter sich begraben hatte. Auch Kakuzu schien das Leid des Leaders nicht sonderlich zu kümmern, denn statt ihm unter seinen gefallenen Kameraden hervorzuhelfen trat er noch einmal nach Hidan und ließ sich dann missgelaunt neben Deidara auf das Sofa fallen, um dessen Gerede ebenso wie sein Partner gekonnt zu ignorieren. Einzig Tobi bewies Loyalität. „Tobi ist ein guter Junge. Tobi wird Ihnen helfen, Leader-sama“, erklärte er fröhlich, packte Pains Hand und zog ihn mit einem Ruck unter Hidan und Kisame hervor. Beschwingt richtete er den Gefallenen wieder auf und klopfte eine ganze Ladung imaginären Staub vom Mantel seines Chefs. „Haben Sie sich weh getan, Leader-sama?“, erkundigte er sich mitfühlend, aber Pain winkte nur seufzend ab. Er war in höchstem Maße desillusioniert. Anscheinend hatte er den Zeitpunkt verpasst, in dem er seine Autorität verloren hatte, denn so wie es aussah war Konan nicht die einzige, die vergessen hatte, dass er existierte. Ein starkes Stück, wenn man bedachte, dass er hier der Boss und bestimmt mächtiger als all seine Untergebenen zusammen war. Schlecht gelaunt rappelte er sich auf – und blieb mit den Fußspitzen an Zetsu hängen, der plötzlich und ohne jede Vorwarnung vor ihm aus dem Boden aufgetaucht war. Noch bevor der Spions in voller Größe erschienen war, lag Pain auch schon wieder auf der Nase und wurde von Tobi sorgfältig sauber geklopft. Mit einem resignierten Seufzen ließ er es geschehen. „... hat Billy the Kid am hellichten Tag die Bank ausgeraubt. Sowas von dreist, hn. Aber natürlich ist er damit durchgekommen, hn, er war ja kein Idiot! Wusstet ihr schon, dass...“ „Wer war denn dieser 'Billy the Kid'? Das ist vollkommen uninteressant! Aber er scheint ein Kollege von uns gewesen zu sein. Das tut nichts zur Sache, hör ihm einfach nicht zu!“ Zetsus weiße Hälfte schien Deidaras Vortrag nicht gänzlich abgeneigt zu sein und ehe er es sich versah, verlor er sich in einer kleinen Debatte über den Sinngehalt des abendlichen Fernsehprogramms. Der Geräuschpegel war um mehrere Dezibel gestiegen. Genauer gesagt um so viel, dass von dem Western nicht mehr viel zu hören war, was außer Konan niemanden zu stören schien. Dennoch versuchte sie gar nicht erst ihre Kollegen zum Schweigen zu bringen – das hatte erfahrungsgemäß nicht übermäßig viel Sinn – sondern setzte sich vor der Flimmerkiste auf den Boden und Pains linken Fuß und drückte das Ohr an den Lautsprecher. „... gestellt. Und dann wurden die Daltons gehängt, hm. Das war schon irgendwie...“ „...Sendung über die Bundestagswahlen. So ein Mist! Das ist kein Mist, das ist- Schwachsinn? Ach, du hast doch keine Ahnung von Politik! Hab ich wohl...“ „Konan, du sitzt auf meinem Fuß. Das tut weh!“ „... das Pferd weggelaufen, hn. Sie haben aber gedacht, Jeff hätte es geklaut und deshalb...“ „Hm, was hast du gesagt?“ „Hidan, steh' auf, verdammt!“ „Und dann hat Jesse James den Tresor in die Luft gesprengt, hn. Das war pure Kunst, hn.“ „Das tut weh!“ „Halt dein beschissenes Maul, Fischfresse! Ich kann einen Scheiß dafür, dass Kakuzu mich behandelt wie einen verschissenen Scheißhaufen!“ „Hidan!“ „Konan, bitte geh' von meinem Fuß runter!“ „Tobi wird Ihnen helfen, Leader-sama. Tobi ist ein guter Junge.“ „Was ist denn hier los?“ Schweigen. Irgendwie hatte es Itachis dunkle, monotone Stimme geschafft, sich ihren Weg in die überlasteten Gehörgänge der Akatsuki zu bahnen und dem Stimmenwirrwarr ein Ende zu bereiten. Sogar Deidara hatte seinen Monolog abgebrochen. Sekundenlang ruhten alle Blicke auf Itachi Uchiha, der völlig gelassen in der Türe stand, stoisch und unbewegt, wie es meistens der Fall war. Seine langen, dunklen Haare hingen offen und triefend nass herab und er machte den Eindruck, als hätte er einen ausgiebigen Spaziergang im Regen hinter sich. Ebenso Sasori, der kaum einen halben Schritt neben ihm stand. Kakuzu witterte sofort seine Chance. „Ich hätte euch nicht so früh erwartet“, stellte er fast beiläufig fest, bevor er auf den Punkt zu sprechen kam, der ihm eigentlich Kopfzerbrechen bereitete. „Aber da ihr hier seid, könnt ihr mir gleich sagen, was da vorhin zu Bruch gegangen ist und wen ich dafür zur Verantwortung ziehen kann!“ „Ein Glas. Sasori“, erwiderte Itachi ohne große Umschweife und ignorierte die anklagenden Blicke des Puppenspielers gekonnt. Es lag ihm gänzlich fern, die Verantwortung für etwas zu übernehmen, das er tatsächlich nicht zu verantworten hatte. „Das wirst du bezahlen müssen, Sasori“, bestimmte Kakuzu und allein sein Tonfall verriet, dass er keine Widerrede dulden würde. Doch Sasori zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Ich würde es bezahlen, wenn ich Geld hätte“, erklärte er ruhig. „Du wirst es bezahlen, sobald du Geld in die Finger bekommst.“ Damit schien das Thema erledigt zu sein. Kakuzu vergaß niemals eine Schuld, und sei sie auch noch so gering. Und zu gegebener Zeit würde er sie eintreiben. So lange konnte er warten. Wieder kehrte Stille ein. Eine so vollkommene Stille, wie sie das Hauptquartier seit langem nicht mehr erfüllt hatte. Und als sich Konan Sekunden später mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen erhob, wurde klar, worin sie ihren Ursprung hatte. Sie hatte den Fernseher ausgeschaltet. Der Western war vorbei. Und Deidara hatte die letzte Viertelstunde schlichtweg verpasst. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag vor den Kopf. „Das ist nicht fair!“, beschwerte er sich unglücklich und besah Konan mit einem mehr als vorwurfsvollen Blick. „Du hättest wenigstens was sagen können, hm! Jetzt muss ich bis morgen warten!“ „Sei kein Kind, Deidara!“, versuchte Sasori beschwichtigend einzugreifen, doch sein Partner schien ihn überhaupt nicht wahrzunehmen. Ein weiterer Beweis dafür, dass dem Blonden ein verdammter Fernseher wichtiger war, als sein eigener Partner. Es kostete ihn einige Mühe, die Wut zu schlucken und ihm dafür nicht an Ort und Stelle den Hals umzudrehen. „Sasori hat Recht“, stimmte Konan zu und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, wurde aber ebenso eiskalt ignoriert. „Ihr habt doch alle keine Ahnung, was mir das bedeutet, hn“, jammerte Deidara und es hätte bestimmt niemanden gewundert, wenn er vor lauter Selbstmitleid und theatralischer Verzweiflung angefangen hätte, sich die Haare zu raufen. „Der Wilde Westen war so cool, hn! Ich würde alles dafür geben, das einmal erleben zu können! Wirklich alles! Ich würde meine Seele dafür verkaufen, hn!“ „Ist das so?“ Er konnte nicht zuordnen, wer das gesagt hatte, aber es schien ganz so, als wäre endlich jemand dabei zu begreifen, worauf es ihm ankam. „Du würdest tatsächlich deine Seele verkaufen, um ein einziges Mal den Wilden Westen zu erleben?“ Deidara nickte bestätigend. „Mit Vergnügen, hn!“, bekräftigte er im Brustton der Überzeugung. So ein kleiner Ausflug ins goldene Zeitalter der Viehtriebe und Indianerkriege – das wäre wahrlich eine willkommene Abwechslung. „Gut. Ich nehme dein Angebot an.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)