Lotosblütennacht von Frigg ================================================================================ Epilog: Hohepriester -------------------- Die Nacht war über die Stadt hereingebrochen. Selbst in dem Isis Tempel von Philae war kein Licht zu sehen. Nur ein kleines Schifferboot mit Reisenden an Bord hatte eine kleine Fackel an und ankerte am Hafen. Ein Ehepaar stieg aus und die Frau hielt das Neugeborene fest und schützend im Arm. Es waren alles Menschen, die in Philae ein neues Leben beginnen wollten. Der Mann führte seine Frau durch die dunklen Straßen. Plötzlich sackte er in sich zusammen und Blut floss aus seiner Kehle. Wenige Sekunden später erging es der Frau nicht anders. Das Kind hielt sie dennoch schützend im Arm. Ein kräftiger, muskulöser Mann trat aus den Schatten. Sein Körper war von Armreifen, Ohrringen und anderen Schmuck beladen. In der Hand hielt er einen blutigen Dolch. Seine Kleidung bestand aus zusammengenähter Menschenhaut. Er beugte sich zu der Frau, um an das Neugeborene zu kommen. Plötzlich rannte eine im Umhang verhüllte Person aus dem Schutz des Schattens auf die Leiche zu, beugte sich hinunter und hob das Baby auf und rannte weiter. Der weiße Umhang schlug kleine Wellen, als die Frau durch die dunklen Straßen rannte. Der Mann stieg auf Pferd und galoppierte ihr nach. Die Frau hatte einen kleinen Vorsprung, rannte in kleine Gassen, wo er ihr nicht so schnell folgen konnte. Dennoch war er ihr dicht auf den Fersen. Ihr Atem keuchte und sie drückte das Kind enger an ihre Brust. Die kleine Gasse ging zu Ende und sie sprang über eine enge kleine Mauer, wo er ihr mit dem Pferd nicht folgen konnte und direkt weiter zum Isis Tempel von Philae. Schnell rannte sie die Stufen hinauf und pochte gegen die große Holztür. „Öffnet das Tor! Öffnet das Tor!“, rief sie und hörte das Hufgetrappel seines Pferdes, das dicht hinter ihr war. Kurz bevor er sie eingeholt hatte, wurde das Tor geöffnet und sie konnte mit dem Kind hineingehen und die Wachen traten hinaus und umzingelten den Mann mit seinem Pferd. Die Frau reichte das Kind einer Dienerin. „Sorgt für das Kind und bringt es zu guten Eltern. Kümmert euch um die beiden Leichen.“ Die Dienerin nickte. „Euer Stab.“, sagte eine männliche Stimme. „Danke.“, sagte sie und nahm den goldenden Stab in die Hand, auf dem ein Falke zu sehen war und um den mehrere Ringe hingen daran und klimperten. Ein echter Falke setzte sich auf ihre Schulter. „Wir haben ihn gefangen genommen.“, sagte eine weitere männliche Stimme. „Sehr schön.“ Das Tor wurde geöffnet und mit erhobenen Hauptes trat die Frau hinaus. Der Mann lag gefesselt zu ihren Füßen. „Du mieses Luder!“, rief er ihr zu. „Hüte deine Zunge!“, gab sie scharf zurück und warf die Kapuze zurück. „Erbiete der Hohepriesterin ein bisschen mehr Respekt!“, gab der Anführer der Tempelwachen und engster Vertrauter zu hören. „Scheiße…“ „Führt ihn ab. Wir werden morgen aufbrechen in die Hauptstadt und er…“ Sie deutete auf den Mann. „…wird ein kleines Geschenk für den Pharao. Ich bin sicher, er wird erfreut sein zu hören, dass der Barbar endlich gefasst wurde.“ Der Mann der Tempelwachen nickte und seine Männer führten ihn ab. Die Hohepriesterin kehrte in ihre Gemächer zurück. Nur der Hauptmann der Tempelwachen und ihr Sekretär, ihr beiden Vertrauten, folgten ihr und setzten sich auf einen der Stühle. Die Hohepriestern band einen kleinen Papyrusstreifen an den Fuß des Falken und ließ ihn losfliegen. „Die Nachricht ist unterwegs. Ist alles gepackt?“ Ihr Sekretär nickte. „Ja.“ „Sehr schön.“ „Wie lange ist es jetzt her?“, fragte der Hauptmann. „Drei Jahre.“, sagte sie und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Der Palast des Pharaos war in heller Aufregung. Noch nie hatte man die Diener so durch die Gänge hetzten sehen. Alles wurde für die Ankunft der neuen Hohepriesterin und ihr Gefolge vorbereitet, die am Nachmittag im Palast eintreffen sollten. Pünktlich am Nachmittag ritten drei vermummte Reiter in den Hof des Pharaos und wurden direkt von einigen Dienern empfangen, die ihnen das Gepäck abnahmen und zu ihren Gemächern führten. Die Hohepriesterin entkleidete sich sofort als sie ihr Gemach erhalten hatte und badete im kalten Wasser eine ganze Weile. Es war ein Reinigungsritual, was jeder neue Priester vollziehen musste, wenn er als Priester dem Pharao dienen wollte. Als sie damit fertig war, wurde sie von einer jungen Dienerin angekleidet. Es war ein langes, weißes Leinengewand mit Fledermausärmel. Der Gürtel war ein einfaches rotes Band. Dazu wurde ihr ein blauer Umhang umgebunden und vor ihr Gesicht legte sie einen weißen Schleier. Mehrere Armreife wurden ihr angelegt und ein goldenes Diadem. Um ihren rechten Arm war jedoch nur ein einziger Armreif gelegt worden. Plötzlich klopfte es an ihrer Gemachstür. „Herein!“ Ein groß gewachsener Mann betrat ihr Zimmer. Es war der Hohepriester Seth persönlich. „Ich grüße Euch. Der Pharao entsendet Euch, die besten Wünsche. War die Reise denn angenehm?“ „Vielen Dank. Auch ich entsende dem Pharao die besten Wünsche. Die Reise war angenehm.“ „Wie gefällt Euch euer Gemach?“ „Das Gemach ist sehr zufrieden stellend.“ „Darf ich fragen, was für ein Geschenk Ihr dem Pharao machen wollt?“ „Es tut mir sehr leid, aber leider kann ich nicht sagen, was das für ein Geschenk sein wird.“ „Ich verstehe. Nun, ich wünsch Euch noch einen angenehmen Tag. Wir sehen uns später.“ Die Hohepriesterin nickte. Am Abend wurde sie von einem Diener in die große Empfangshalle geführt. Ihre beiden Vertrauten begleiteten sie und mit jedem Schritt, den sie machte, klimperte der goldene Stab. Der Falke saß reglos auf ihrer Schulter. Die großen, bunt bemalten Türen öffneten sich und der Diener kündigte sie an. Mit hoch erhobenen Hauptes ging sie voran. Ihr Hauptmann der Tempelwache war blond, seine Haut braun gebrannt und sein Körper muskulös. Er trug einen Lendenschurz und ein Tuch um den Kopf als Schutz vor der Sonne. An seinem Gürtelband steckten ein Schwert und zwei Dolche. Seine braunen Augen waren wachsam. Alles jugendliche hatte er inzwischen verloren. Ihr Sekretär hatte noch hellere Haare als der Hauptmann. Seine Augen waren violett, wie die des Pharaos. Er war noch jung. Ein Jugendlicher. Seine Züge waren noch nicht vollkommen. Einige Meter vor dem Thron blieben sie stehen und verneigten sich vor dem Pharao und begrüßten diesen. „Auch ich grüße Euch, Hohepriesterin. Wie ich bereits hörte, hattet ihr eine angenehme Reise. Aber sagt, was ist das für ein Geschenk, was ihr mir mitgebracht habt? Erhebt Euch! Redet!“ Die Hohepriesterin erhebte sich und klatschte in die Hände. Sofort brachten zwei Wachen einen gefesselten Mann herein. Sie stießen ihn vor dem Thron zu Boden. „Dieser Mann, mein Pharao, ist der berüchtigte Templos. Er wurde in ganz Ägypten gesucht wegen Mordes an vier Säuglingen, fünf Frauen, drei Jungen und acht Mädchen! Jedes seiner Opfer tötete er durch einen Schnitt durch die Kehle und zog ihnen danach vom Hals abwärts die Haut vom Leibe! Gestern Nacht ist es uns gelungen ihn zu fassen!“ Die Hohepriesterin hielt eine Weste hoch. „Diese Weste entstand aus der Haut seiner Opfer! Ich bringe diesen Mörder nun vor das hohe Gericht des Pharaos als Zeichen meiner Loyalität und auch, dass über ihn gerichtet werden kann!“ Der Pharao nickte und mit einer Handbewegung deutete er den Wachen an, den Mann fort zu bringen. „Ich danke Euch, Hohepriesterin, dass Ihr diesen Mann gefasst habt. Endlich kann Ägypten wieder ruhig schlafen. Ich heiße Euch im Kreis meiner Berater willkommen.“ Die Hohepriesterin lächelte hinter dem Schleier und nickte zum Dank. „Bitte nehmt nun Euren Schleier ab. Ich bin sicher, es gibt einige, die wissen möchten, wer Ihr seid.“ Sie nickte und zog langsam den Schleier vom Gesicht. Die langen dunklen Haare waren nur etwas länger geworden über die Jahre, die Augen waren genauso blau wie früher. Die Gesichtszüge waren erwachsener geworden und die Haltung hatte sich verändert, aber es war immer noch das gleiche Mädchen. „Ich freue mich, dich wieder zu sehen, Mara.“ „Auch ich freue mich, Euch wieder zu sehen, mein Pharao und auch Euch, Seth.“ Mara sah Seth direkt an und warf ihm ein Lächeln zu. „Ich weiß nicht, ob Ihr euch noch an Jonouchi erinnert und an Marik? Marik ist mein persönlicher Sekretär und Jonou mein persönlicher Wachmann und engste Vertraute.“ Der Pharao nickte. „Natürlich erinnere ich mich. Lasst uns in meine Gemächer gehen und uns dort unterhalten.“ Atem erhob sich aus dem Thron und ging voran in seine Gemächer. Seth und Mara folgten ihm. Sie wies Jonou und Marik an, in ihre Gemächer zu gehen. Mara ging neben Seth her. „Ich freue mich, dass du wieder da bist.“ „Ich freue mich auch, dass ich wieder hier bin.“, gab sie zurück. „Mein Angebot von damals steht noch. Willst du an meiner Seite bleiben?“, gab Seth leise von sich. „Ich weiß und ich bleibe gerne bei dir.“ Maras Wangen röteten sich. Seth lächelte sie an und griff nach ihrer Hand, während sie stumm dem Pharao folgten. Worte waren nicht mehr nötig. Mara und Seth verstanden sich in diesem Moment auch ohne Worte. Der Pharao ließ sich nicht anmerken, dass er alles gehört hatte und grinste in sich hinein. Die beiden gehörten strikt und einfach zusammen und nach drei Jahren war das auch endlich geschehen. Mit den beiden Hohepriesterin konnte nur alles Guten werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)