Lotosblütennacht von Frigg ================================================================================ Kapitel 5: Der König der Diebe ------------------------------ Die Tür der Schänke wurde laut aufgestoßen und ein Mann in rotem Umhang trat herein. Er war beladen mit Gold und Juwelen. Jeder in der Schänke sah den Fremden mit kritischem Blick an, doch niemand sagte etwas, dass ein einfacher Fremder, so schwer mit Gold beladen war. Es war in einer Schänke für Räuber nicht unüblich, dass jemand nach einem erfolgreichen Beutezug in diese Schänke kam und dies auch ausgiebig feierte. Der Fremde zog sich eine einfachen Holzstuhl heran und knallte dem Wirt ein paar Goldmünzen auf den Tisch. „Bring mir was zu essen und zu trinken!“, befahl er und der Wirt stellte dem Gast murrend etwas auf den Tisch. Gierig machte er sich über das Essen her. Es war zwar nur einfaches essen und nichts besonderes oder leckeres, aber für ihn reichte es. Die anderen Gäste sahen den Gast fragwürdig an und sahen auf das viele Gold. Nur wenige in der Schänke wussten, dass es sich dabei um Bakura handelte und wandten sich wieder ihren verbotenen Geschäften zu. Leise sprachen zwei Gäste, über die neue Sklavenware auf dem Markt und wie günstig, diese an den Sklavenhändler verkauft worden war. „Ich habe sie in der Wüste gefunden. Ihr Preis als Sklavin wäre viel mehr Wert, als der Dummkopf von Sklavenhändler sie verkauft hat. Sie war anscheinend noch nicht so lange Sklavin, denn ich habe kein Spuren von Peitschen oder dergleichen an ihr gesehen.“ „Und an wen wurde sie verkauft?“, fragte der Mann, der dem Händler gegenüber saß. „Wenn ich es richtig mitbekommen habe, dann wohl an einem Herren aus dem Palast.“ Der Mann machte große Augen. „Doch nicht etwa als Geschenk für den Hohepriester?“ Der Händler nickte. Bakura hörte auf. Er war immer noch sauer, dass sein neuer Sklave ihm so leicht entwischt war. Wütend stand er auf, packte den Händler an den Kragen und hob ihn auf Augenhöhe zu ihm hoch. Das Geschirr klapperte, als Bakura aufgestanden war und der Becher mit dem billigen Wein kippte um. „Was sagst du da?!“, schrie er wütend, „Wohin soll mein Sklave gebracht worden sein?!“ Der Händler zitterte leicht vor Schreck. „In...in den Palast....“, stotterte er nervös, „Als...Geschenk für...für Seth...“ Wütend stieß Bakura den Händler zu Boden, nahm das Gold mit und verschwand aus der Schänke. Die Gäste sahen Bakura nur kurz nach ehe sie sich wieder ihren Gesprächen zuwandten. Bakura verließ das zwielichtige Viertel und begab sich zu seinem Versteck in die Wüste, um dort einen Plan zu schmieden, wie er am Besten in den Palast kam, damit er seine Sklavin zurückholen konnte. Es waren bereits einige Tage vergangen seit Mara in den Palast gekommen war. Sichtlich genoss sie die Tage, wo sie nicht den Sklavenring trug und frei war. Die Wunden auf ihrem Rücken verheilten gut und Seth hatte ihr erlaubt, das Bett zu verlassen, was sie natürlich ausnutzte. Mara war oft auf der Terrasse und sah auf den Nil, während Seth seiner Arbeit nach ging. Seth arbeitete auch die Nächte durch, denn bald stand das Opferfest an und er musste die Schriftrollen dafür durchgehen, damit alles seine Richtigkeit hatte, wenn es so weit war. Mara schlief noch als Seth in seine Gemächer zurückkehrte und sie weckte. Verschlafen blinzelte Mara und strich sich eine Haarsträhne zur Seite. Seth hielt etwas in seiner Hand, was sie innerlicher aufstöhnen ließ. Es war ihr neuer Sklavenring. Der Ring war mit sehr viel Sorgfalt bearbeitet worden. Er war mit Gold versehen und in der Mitte war ein blauer Stein eingesetzt worden. Der Ring erstreckte sich durch zwei Spiralen über ihren gesamten Oberarm. Er saß nicht zu eng an ihrem Arm, dennoch konnte sie ihn nicht leiden, obwohl er schön gearbeitet war. Dieser Ring machte sie wieder zur Sklavin. „Er gefällt mir an die, Mara.“, meinte Seth, „Ich werde mich gleich mit dem Pharao treffen und mit ihm den Ablauf des Opferfestes besprechen. Du wirst so lange hier bleiben und auf meine Rückkehr warten. Wenn ich zurück bin, werde ich dir den Palast und die wichtigsten Persönlichkeiten hier zeigen, denn in ein paar Tagen wird deine Kammer fertig sein.“ Mara schluckte. Bald würde sie eine von seinen vielen Haremsdamen sein. Der Gedanke daran gefiel ihr gar nicht, aber sie wagte nicht zu widersprechen. Seth verließ wieder seine Gemächer und Mara blieb alleine zurück. Sie warf die Decke zurück und ging in das angrenzende Bad, wo bereits wieder ein frisches Gewand bereit lag. Schnell legte sie das alte Gewand ab und wusch sich bevor die Sklaven kamen, um das Gemach zu putzen. Mara war gerade fertig und hatte sich das weiße Gewand mit dem blauen Leinengürtel angelegt, da kamen schon die anderen Sklaven. Unter ihnen war auch wieder blonde Sklave Jonouchi, der ihr fröhlich zuwinkte. „Hallo, Mara, wie geht es dir? Hast du dich hier schon eingelebt?“, fragte er neugierig. „Mir geht es besser, danke. Dir scheint es j auch gut zu gehen. Der Palast ist wirklich schön. Heute Nachmittag will Seth mir den restlichen Palast zeigen.“ Jonou macht große Augen. „Er will dir den Palast zeigen?“ Mara nickte. „Ist das schlimm?“ „Nein, nur ungewöhnlich.“, meinte er, „Normalerweise werden Sklaven, selbst wenn sie verletzt sind, so wie du, in ihre eigene Kammer geschickt. Wenn keine Kammer frei ist, teilen sie sich zwei Sklaven vorübergehend eine Kammer. Auch zeigen die anderen Sklaven einem den Palast.“ „Was denkst du, wieso er das bei mir nicht so macht?“ Jonou zog die Schultern hoch. „Also, ich hab da zwei Möglichkeiten. Erstens, er will zuerst mit dir schlafen, obwohl er sonst auch verletzte Sklaven in die Kammern schickt ehe er mit ihnen schläft. Zweitens, er mag dich einfach, obwohl das noch unwahrscheinlicher ist.“ „Du weißt es also auch nicht.“ Mara seufzte. „Mach dir nicht so viele Gedanken. Seth macht immer das , wozu er gerade Lust hat. Er wird also seine Gründe haben. Ich muss jetzt an die Arbeit. Vielleicht sehen wir uns öfters, wenn du deine eigene Kammer hast.“ Mara nickte und verzog sich wieder auf die Terrasse und wartete bis alle fertig waren. Als sie sich gerade wieder in das Gemach begeben wollte, hörte sie wie die Tür aufging und sah einen braungebrannten Diener mit einer Narbe auf der rechten Seite des Gesichtes. Die Narbe ging über das Auge bis über die Wange. Er trug ein langes Leinentuch um seinen Kopf und nur eine Lendenschurz. Der Mann schien etwas schweres bei sich zu haben. Mara wandte sich von dem Diener ab, als plötzlich ein beißender Geruch in ihre Nase stieg. Sofort ging sie in das Gemach, um die Ursache für den Gestank zu finden und fand ihn auch sofort. Auf dem Boden lag ein toter Körper. Der tote Körper ihres Vaters. Maden und Fliegen hatten angefangen ihn zu zerstören. Die Knochen und Organe waren teilweise zu sehen. Der Geruch verteilte sich im ganzen Gemach und Mara hielt sich schützend eine Hand vor Mund und Nase. Wie hielten das nur die Balsamierer aus? Mara wurde schon vom Anblick schlecht. Es wunderte sie, dass die Wachen nichts bemerkten. Als sie die Wachen holen wollte, packte sie der Diener und hielt sie zurück. „Ein Wort und dir ergeht es nicht anders als dein Vater.“, warnte Bakura. „Du!“, knurrte sie und versuchte aus dem eisernen Griff los zu kommen. Ohne ein weiteres Wort schlug Bakura ihr in die Magengrube und Mara sackte in seinen Armen zusammen. Bakura lächelte siegreich. Seine kleine Lüge hatte perfekt funktioniert. Er hatte einfach behauptet, er sei der Rattenfänger und in dem Sack wären die toten Tiere. Schnell fesselte er ihr Hände und Füße und zog ihr den alten Sack über. Er schnürte alles gut zu, aber so, dass Mara noch Luft bekam. Bakura schulterte den Sack und ging wieder unbemerkt aus dem Gemach und dem Palast. Erst als er die Stadtmauern hinter sich gelassen hatte, öffnete er den Sack und legte Mara vor sich auf das Pferd, mit dem er durch die Wüste ritt. Mara hing leblos über dem Rücken des Pferdes und Bakura achtete darauf, dass sie nicht herunter fiel. Er trieb das Pferd an, schneller zu seinem Versteck zu reiten. Der Geruch war im ganzen Gang des Palastes verteilt. Diener und Dienerinnen versuchten mit Myrre und Weihrauch den Geruch los zu werden, aber all das nützte nichts. Seth war auf dem Weg zu seinen Gemächern, als er den Geruch wahr nahm. Angewidert rümpfte er die Nase. Er kannte den Geruch. Es war der Geruch eines Toten. Schnell ging er zu seinen Gemächern. „Was ist hier passiert?“, fragte er sofort barsch die Wachen, die seine Gemächer bewachten. Die Wachen sahen sich gegenseitig kurz an ehe sie antworteten. „Ein Mann war vorhin hier, Herr, er sagte, er sei Rattenfänger und müsse auch in Euren Gemächern nach den Tieren suchen. Er hatte einen Sack dabei und behauptete, dass darin die bisher gefangenen Tier seien.“ Seth knurrte. „Ihr Idioten!“, schrie er wütend, „Ihr habt ihn herein gelassen?!“ Die beiden Wachen schluckten nervös. Sie hatten nicht vorgehabt Seths Wut auf sich zu ziehen. Seth stieß wütend die Tür auf und sah sich um. Auf dem Boden lag der Tote, der diesen Geruch verbreitete. In seinem Zimmer lag war der Gestand am schlimmsten. Seth erkannte den Toden wieder. Es war Maras Vater Iri. Sofort suchte er nach Mara. „Mara?“ Seth sah in alle Gemächer, aber seine Sklavin war verschwunden. Wütend rief er nach den Wachen. „Dieser Mann war Bakura, ihr Idioten!“, schrie er, „Und er hat meine Sklavin mitgenommen!“ „Das...ähm...kann nicht sein, Herr. Sie ist nicht aus dem Gemach gekommen...“, wandte eine Wache ein. Seth verdrehte die Augen. Bei solchen Wachen war es kein Wunder, wenn die Königsgräber geplündert wurden. „Er hat sie mit Sicherheit im Sack transportiert und als er herein kam, war da dieser Mann drin!“ Die Wache sah zu dem Toten und sagten nichts mehr. „Bringt den toten Schreiber hier weg und zu den Balsamierern. Sie sollen ihr möglichstes tun, damit sein Körper erhalten bleibt und für die Bestattung her richten. Dann stellt die Suche ein nach ihm und macht euch auf die Suche nach Bakura. Sorgt dafür, dass der Gestank aus meinen Gemächern und dem Gang verschwunden ist, wenn ich wieder komme. Über eure Bestrafung werde ich mir später Gedanken machen.“ „Ja, Herr.“, sagten die Wachen im Chor. Seth wollte sich gerade abwenden, als sein blonder Sklave herein platzte. „Herr, der Pharao schickt mich. Ihr sollt sofort zu ihm kommen.“ Seth nickte. „Ich wollte gerade zu ihm. Du kannst gehen, Hündchen.“ Jonou nickt und verschwand schnell aus dem Gang. Der Geruch war ekelerregend und der Anblick der Leiche machte es auch nicht besser. Seth begab sich zu den Gemächern des Pharaos und ließ sich ordnungsgemäß ankündigen. Würdevoll trat er hinein und kniete sich vor dem Herrscher der beiden Länder auf den Boden. „Mein Pharao, möget Ihr Gesund sein und ewig Leben.“, sagte er zur Begrüßung wie es sich gehörte, „Ihr wolltet mich sprechen, mein Pharao?“ „Seth, auch du mögest Gesund sein und ewig Leben, mein Freund. Steh auf und setzt dich.“, sagte der Pharao und Seth gehorchte der Aufforderung. „Sag, Seth, woher kommt der Geruch? Er soll aus dem Gang kommen, wo deine Räumlichkeiten sind. Die Diener beschweren sich schon.“ „Bakura ist hier gewesen, mein Pharao, und er hat die Leiche des Schreibers Iri zurück gelassen.“ „Iri ist tot?“, fragte der Pharao überrascht. Auch er kannte den Schreiber. „Ja, und seine Tochter Mara wurde von Bakura zur Sklavin gemacht und ist bis heute früh noch bei mir gewesen. Doch nun befürchte ich, dass Bakura sie mitgenommen hat.“ Seth wirkte betrübt. Atem legte eine Hand tröstend auf die Schulter seines Freundes Seth. „Du hast meine Erlaubnis nach Bakura zu suchen und Iris Tochter zurück zu holen. Sie soll fortan hier leben. Du kannst sie als Sklavin behalten oder ihr die Freiheit schenken. Das ist deine Entscheidung, Seth.“ „Pharao, aber das Fest...“, wandte Seth ein. „Es gibt noch genügend Priester im Palast, die mithelfen können, das Opferfest vorzubereiten und die anschließende Feierlichkeit. Ich sehe, dass es dir nicht gut geh und es dich traurig macht, dass Iris Tochter nicht hier ist. Sag, mein Freund, wie heißt sie?“ „Ihr Name ist Mara, mein Herr.“ „Mara...“ Der Pharao ließ sich den Namen auf der Zunge vergehen, „Wenn du sie gefunden hast, bringe sie her. Ich will sie kennen lernen. Immerhin ist sie Iris Tochter! Und nun geh!“ Seth verneigte sich mit einem leichten Kopfnicken vor dem Pharao. „Das werde ich tun, mein Pharao.“ Seth ließ sich von dem Stallburschen das Pferd satteln und zwei Wasserflaschen an den Sattel befestigen. Er bestieg das Pferd und ritt im vollem Galopp durch die Palasttore, durch die Stadt und durch die Wüste. Er hatte sich seinen Umhang umgebunden und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit er vor der heißen Nachmittagssonne geschützt war, die in der Wüste am schlimmsten war. Die Hufen vom Pferd sanken in den Sand und hinterließen tiefe Abdrücke. Staub und Sand wirbelte auf. Sie Sonne stand hoch am Himmel und färbte die Wüste rot-orange, doch Seth hatte nur eines im Kopf. Er wollte so schnell es geht Bakura und somit auch Mara finden ehe er ihr etwas antun konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)