Lotosblütennacht von Frigg ================================================================================ Kapitel 3: Der Name ------------------- Am nächsten Morgen wurde er von seinen Dienern geweckt, die ihn wuschen und ankleideten. Anschließend schickte er diese weg und er besah sich seine kleine Sklavin. „Guten Morgen. Wie geht es dir und deinen schmerzhaften Wunden? Hast du denn etwa gar nichts gegessen oder getrunken?", wollte Seth wissen. Mara sah Seth, ihren neuen Herren, wütend und trotzig an. Sie bemühte sich um eine ruhige Stimme, als sie antwortete. „Ich bin seit gestern Nacht hier angekettet und habe kaum ein Auge zu getan. Wie würdet Ihr Euch fühlen?“ Seth lächelte nur über die dreiste Antwort seiner Sklavin. Er kniete sich zu ihr herunter und nahm ihr Kinn fest in seine Hand. „Ich würde mich nicht besser fühlen, aber ich an deiner Stelle würde mir überlegen, wie ich meinen Herren gnädig stimmen kann, damit er mich losbindet. Aber wenn ich dich richtig einschätze, dann bist du viel zu stolz dazu. Richtig? Demnach kann ich nicht erwarten, dass du mit deinen Namen nennst, Blauauge, oder?“ „Richtig!“, knurrte sie. Seth richtete sich seufzend auf. „Dann denk noch mal drüber nach bis heute Abend. Das essen lasse ich dir in Reichweite stehen.“ Mara knurrte den Hohepriester an. „Mit dir werde ich wohl noch viel Arbeit haben. Wenn du nicht so hübsch wärst, könnte ich dich für deine Frechheit auspeitschen lassen.“ Mit diesen Worten verschwand er aus seinen Gemächern. Mara knurrte laut und stieß wütend die Kissen und Decken zu Seite. Ihr Magen knurrte laut und sie war innerlich froh, dass Seth nicht hier war, um es zu hören. Hungrig sah sie zu dem Essen. Mara spürte, dass sie dem leckeren Essen kaum widerstehen konnte. Schnell zwang sie sich zur Seite zu sehen und an was anderes zu denken. Sie würde ihren Hungerstreik nicht so leicht aufgeben. Im Gemach war es still und Mara hörte nur, wie draußen ein Falke einen Schrei ausstieß, irgendwelche Leute vom Hofe durch den Palastgarten gingen, die Diener vor der Tür, die Wachen, die sich gerade abwechselten. Sehnsüchtig blickte sie zur Terrasse. Der Himmel war von einem klaren blau durchzogen. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, Mara zuckte zusammen, und mehrere Sklaven und Sklavinnen kamen herein. Sofort fingen sie an das Zimmer zu putzen und ordentlich her zu richten. Es schien sie überhaupt nicht zu stören, dass Mara im Zimmer saß und angekettet war. Einige warfen ihr mitfühlend und aufmunternde Blicke zu, aber keiner sprach sie an. Ein paar Sklaven verschwanden in den Waschraum, um diesen zu putzen. Eine junge Sklavin, jünger als Mara, brachte frisch geschnittene Lotusblüten und stellte sie in eine bunt bemalte Vase. Selbst die Decken und Kissen, die Mara aus Wut fortgestoßen hatte, räumten die Sklaven auf. „Du siehst ja mies aus.“, meinte plötzlich ein blonder Sklave und sah sie neugierig aus braunen Hundeaugen an. „Was willst du?“, fragte sie mürrisch. „Hast du keinen Hunger oder Durst?“ Der blonde Sklave sah zu dem Essen. Mara sah zur Seite, doch ihr Magen knurrte laut verräterisch. „Magst du das Essen nicht? Das Essen ist sehr lecker.“, meinte er. „Das ist mir egal! Und dafür, dass wir uns nicht kenne, bist du ziemlich aufdringlich.“ „Das solltest du aber. Du siehst total blass aus. Ich bin übrigens Jonouchi, aber nenn mich ruhig Jonou. Wie heißt du?“ „Ich will nichts essen. Und mein Name geht dich nichts an. Ich habe es ihm nicht gesagt und dir werde ich es auch nicht sagen. Wer sagt mit denn, dass du dann nicht sofort zu Seth rennst und es ihm sagst?!“ Der Sklave Jonou zuckte die Schultern. „Ich würde es nicht tun, aber du glaubst mir sicherlich nicht. Aber wenn du das Essen nicht willst, kann ich es dann haben?“ „Nein!“, sagte sie bestimmt, „Er soll nicht denken, dass ich nachgebe!“ Jonou sah sie mitfühlend an. „Ich versteh dich nur zu gut. Am Anfang war ich genauso wie du. Ich saß auch hier und habe nichts gegessen und getrunken. Mich hat es auch angewidert Sklave zu sein, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Es ist hier eigentlich auch gar nicht so schlecht. Wir haben eigene Kammern, bekommen was zu essen, zu trinken, haben Waschräume und halbwegs gute Kleidung. Und außerdem ist es unser Schicksal.“ „Das denkst du? Ich glaube aber nicht an das Schicksal!“ „Ich wollte dir nur helfen.“, sagte er und ging wieder an seine Arbeit. Mara sah zu Boden. Sie hatte den netten Sklaven nicht so anfahren wollten und es tat ihr irgendwie leid. Als die Sklaven mit ihrer Arbeit fertig waren, sprach sie ihn noch einmal an. „Jonou?“ Der Sklave kniete sich vor sie hin. „Was ist?“ „Es...ähm...tut mir leid, wegen...“ „Schon gut. Entschuldigung akzeptiert.“, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Sag mal, wie ist Seth denn so?“ Jonou legte den Kopf nachdenklich schief. „Er kann streng sein und mich bezeichnet er gerne als Köter, aber er kann auch nett sein. Was du nun tust, ist dir überlassen. Ich muss jetzt gehen.“ Mara war wieder alleine im Gemach und blieb es auch noch bis zum späten Nachmittag. Die Sonne ging fast unter. Sie hatte sich zwischenzeitlich überwunden und das Tablett mit den Speisen aufgegessen. Das Wasser war auch leer. Jetzt wartete sie darauf, dass Seth zurück kehrte. Ständig lauschte sie nach den Schritten draußen. Plötzlich kam Seth in sein Gemach. Ihn begleitete ein junger Diener, der viele Schriftrollen hinter seinem Herren her trug. Als Seth das Gemach betrat, warf er sofort einen Blick zu seiner Sklavin, die verlegen zur Seite schaute und ihm fiel auch sofort auf, dass sie etwas gegessen hatte. Er wartete bis der Diener die Schriftrollen auf den Tisch abgelegt hatte und entlies ihn. Sobald die Tür zu war, ging er auf seine Sklavin zu. Er kniete sich vor sie. „Wie ich sehe, hast du was gegessen. Wie fühlst du dich?“, fragte er. „Ich fühle mich besser.“, gab sie offen zu, wagte aber nicht Seth anzusehen. „Das freut mich. Nennst du mir nun deinen Namen?“ Mara schluckte. Sie öffnete die Lippen und hauchte ihn leise, so dass er ihn kaum verstehen konnte. „Mara.“, sagte sie. „Mara...“ Er ließ den Namen auf der Zunge vergehen. „Wirst du mir nun gehorchen?“, fragte er nach und sah sie mit hochgezogener Augenbraue kritisch an. „Ja...“, sagte sie, auch wenn es ihr innerlich gegen den Strich ging. „Artiges Mädchen.“, sagte er lachend und verließ sein Gemach. Nach kurzer Zeit kam er wieder mit einem Schlüssel. Er öffnete die Ketten und ließ sie frei. Mara stand auf und rieb sich das Handgelenk, doch schon im nächsten Augenblick nahm Seth sie bei der Hand und führte sie zum Bett. Dort bettete er sie in die Kissen. Mara sah ihren Herren überrascht und ängstlich an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)