Licht und Dunkelheit von Diracdet (Teil 6 des Detektiv Conan-Noir Crossovers) ================================================================================ Kapitel 11: Materialschlacht ---------------------------- Hallo an alle Lesenden, ich hoffe, ihr seid alle gut in die Advents- und Dezemberzeit gekommen, je nachdem, wie es Wetter und naheliegende Weihnachtsmärkte erlaubten – oder erzwangen. ;] Ich blättere in Gedanken mal wieder zurück in den frühen Herbst, in dem diese Geschichte spielt. Erste Rottöne an den Blättern im Wald um Schloss Kunieda, man zieht wieder Jacken drüber, macht sie aber noch nicht zu, genießt jede Moment des spazieren gehens, weil es weder zu heiß noch zu kalt ist... Alle wieder da? Gut. Also zunächst einmal vielen Dank für die Kommis zum letzten Kapitel. Ja, ich gebe zu, vermutlich ist für den Moment die Krankenhausszenerie interessanter, während es auf dem Schloss mehr um den Fall, und verbunden damit um die Kunst als solche geht. Und heute auch ein wenig um Wirtschaft, im weiteren Sinne. Um der Frage vorzubeugen, ich war selbst auf den Kanaren und die beschriebenen Dinge in diesem Kapitel gibt es wirklich, ich habe sie gesehen. Und ich besitze sogar etwas aus Marmor von dort! ^///^ Ich will nur sagen, das mit der Spannung und so ändert sich noch... auf die eine oder andere Weise... Also dann, viel Spaß mit diesem neuen Kapitel, und bis nächste Woche. ^^ LG, Diracdet Kapitel 11: Materialschlacht Kazuha beobachtete mit Erstaunen die eigenartige Miene, die ihr Freund während des restlichen Weges die Treppe zurück ins Erdgeschoss machte. Es war ein Grinsen, ohne Frage, ein ironisches, fast sarkastisches, ein freudiges, aber irgendwo auch falsches. Es war zwiegespalten, wie offenbar auch seine Gedanken. 'Soll dieser Teppich echt bedeutungslos sein? Immerhin hat auch Shinichi nichts bemerkt. Aber andererseits, dass Herr Tashija sich dieses Buch ausgeliehen hat, ist schon merkwürdig. Aber da war beim besten Willen nichts. Und wenn man eines der Polizei und Herrn Mori eigentlich nicht vorwerfen kann, Kudo schon gar nicht, dann nicht akribisch genug zu sein, wenn sie wissen, was sie zu tun haben. Irgendwer müsste doch was bemerkt haben, wenn da was wäre. Also alles nur Zufall? Absurd, welchen Grund sollte ein Künstler, der so der Natur nachhängt, haben, sich ausgerechnet diesen einen Fall von Holmes durchzulesen?' Er kam an dem Punkt nicht weiter und gleichzeitig merkte er, wie das Gewicht des Hauses, welches über ihm türmte, sich weiter aufbaute und auf seinen Schultern lastete. 'Dieser Fall ist definitiv weitaus tiefer zusammenhängend als man auf den ersten Blick meint. Wahrscheinlich habe ich ohne eine Untersuchung der Zimmer der Künstler nicht im Ansatz genug Informationen, ihn zu lösen.' Es fing an ihn zu reizen. Offensichtlich war das ein reichlich verstrickter Fall, mehr als erwartet, und das war ihm weitaus lieber als banale Kleinigkeiten, die er quasi schon aus hundert Fallberichten kannte. Aber umgekehrt war er eben noch so unglaublich weit von der Aufklärung entfernt. Dieser Zwiespalt bildete sich deutlich auf seinem Gesicht wieder. Eine Ironie, die, wie er wusste, Shinichi Kudo mit ihm teilte. Eine Faszination, die sie beide in ihren Bann zog und den Detektiv des Ostens dieses Mal teuer zu stehen kostete. 'Ich muss vorsichtig bleiben... aber so in der Gruppe kann der Täter wohl eh nichts machen.' Kazuha folgte dem Blick noch ein Weile, fühlte aber ihrerseits ebenfalls eine innere Anspannung, wodurch ihre Augen den Winkel nach rechts suchten... zu Ran. Heiji wollte, dass sie sie ausfragt zu Kirika... eigentlich wäre dieser Moment passend... es gab im Augenblick nichts zwischen den Detektiven und den Künstlern zu bereden, und einmischen in den Fall wollten sich die beiden Oberschülerinnen auch nicht... zumindest Kazuha nicht. Aber so wäre ein Gespräch über diese ihr unbekannte Person doch gerade unverfänglich. Aber etwas in ihr zögerte... war sie nicht automatisch Teil eines anderen Falles, wenn sie fragte? Sie selbst wusste nur, das etwas nicht stimmte, mit dieser Kirika Yuumura. Würde sie Ran mit hineinziehen, wenn sie durch ihre Fragen auffiele? Oder wusste Ran Bescheid und sie selbst würden in Schwierigkeiten geraten, wenn sie nicht offen ihre Fragen anging? In diesem Zwist stellte sie fest, war es unheimlich kompliziert, 'unverfänglich' einen Einstieg in so eine Ausfragung zu finden. So unverfänglich, dass Ran nicht merkte, was sie schon ahnte. „Ähm...“, begann sie schließlich stockend, wartete, dass Ran selbst aus ihren Gedanken aufsah. „Mhm? Ist was?“ „Naja... vorhin, diese Frau... die vorhin kam. Im Krankenhaus... diese Kirika...“ „Ja, was ist mit ihr?“ Es wirkte nicht, als ahnte Ran, was in ihrer Freundin aus Osaka vorging und doch schalt sich diese eine Idiotin, so offen an das Problem zu gehen. Aber nun gab es eh kein zurück mehr. „Wer war sie? Du hast sie bisher nie erwähnt, aber sie schien dich, Sonoko und Conan ganz gut zu kennen. Dein Vater meinte was von einer Nachhilfelehrerin, aber wirkte auch nicht, als wüsste er's wirklich?“ „Äh... ja... sie gibt mir und Sonoko Nachhilfe in Französisch. Das war mir wohl nicht unbedingt... erwähnenswert vorgekommen.“ Sie lachte verlegen auf und Kazuha glaubte zu wissen, worum es ging. „Aber ich dachte, du warst allgemein in Sprachen immer ganz gut?“ „Es war auch nicht ganz meine Entscheidung...“, stellte Ran mit pikiertem Blick in die Leere fest. „Ach... Sonoko... ähem...“ „Sie wollte unbedingt nicht alleine. Kirika wurde ihr von unserer neuen Französisch-Lehrerin empfohlen, mit der sie irgendwie nicht kann und da hat sie mich gebeten mitzumachen. Das ist schon alles dahinter.“ „Mhm...“ Kazuha stockte etwas. 'Das ist schon alles dahinter' wirkte wie ein klarer Schnitt bereits. Nach dem Motto, mehr kann ich zu dem Thema auch nicht sagen... oder mehr gäbe es dazu nicht zu sagen. Sie brauchte einen neuen Anlauf. Und damit einen neuen Ansatz. „Und sie ist gerade so gut in Französisch? Sie wirkte eigentlich jetzt nicht... ähm... nun ja...“ „...aufgeweckt?“, kicherte Ran von der Seite, ohne zu ihrer Freundin zu blicken, die dennoch leicht errötete und verkrampft nickte. „Sie war mehrere Jahre... vier, um genau zu sein, in Frankreich, zusammen mit dieser neuen Lehrerin, die selbst von Korsika stammte. Glaub mir, Kirika ist was Französisch angeht, nahezu Muttersprachlerin. Und was ihre Art angeht...“ Ein Zögern, gefolgt von einem tiefen Seufzen unterbrach Rans Ausführungen. Sie wusste was sie sagen wollte, aber es war eigentlich genau das Gegenteil dessen, was sie im Moment dachte. „Es... es ist eben so...“ Kazuha suchte ihren leeren Blick geradeaus; er war zum Ende der Treppe hin gerichtet. Sie war ganz woanders. „Sie scheint ihre Gefühle aus irgendeinem Grund zu unterdrücken, wenn du mich fragst... sie... versteckt eine Seite an sich. Aber... ich glaube, manchmal muss man den Leuten das auch gestatten. Wenn sie aus für sie wichtigen Gründen... sich selbst etwas verstellen..., ohne damit anderen Personen um sich herum schaden zu wollen... darf man sie dann dazu zwingen, ihre wahre Natur preiszugeben, nur weil das andere eine Lüge ist?“ Beim letzten Satz drehte sie sich doch zu Kazuha um, blickte tief in deren verwirrtes Gesicht. In ihren Augen stand das Interesse nach einer Antwort auf ihre Frage geschrieben, eine fast verzweifelt bittende Ersuchung um diese Antwort. 'Wo... worüber denkst du nach, Ran? Du bist doch niemals bei dieser Kirika im Moment. Deine Augen sind viel weiter in die Ferne gerichtet.' Das plötzlich den Treppengang flutende Licht des Erdgeschosses, insbesondere das Tageslicht aus den Fenstern dort schluckte ihre Gedanken scheinbar, ließ sie verwundert aufschauen. 'Erstaunlich, wie extrem einem die Lichtunterschiede vorkommen.' Auch Ran schien davon abgelenkt zu sein, fixierte mit den Augen dieses Licht, als wollte sie, wie dieses die Dunkelheit des Kellers nach hinten drängte, ihre Gedanken hinter sich lassen. Zumindest für einen Moment. Im nächsten Augenblick sah sie Inspektor Takagi, der sich langsamen Schrittes von der Treppe zum ersten Stock her näherte. „Nun Herr Inspektor? Haben Sie... im Unterschied zu letzter Woche, irgendetwas gefunden?“ Der leicht sarkastischen Bemerkung Hinos folgte ein allgemeines hin und her schauen aller Künstler zwischen dem Polizisten und den beiden Detektiven, die sich aber nichts anmerken ließen. „Hm... wieso, sollte ich was finden? ...“ Er zögerte zunächst etwas, versuchte von der Ironie des Kommentars wieder zum Ernst zu finden. Es sprach vieles für Heijis Theorie. „Er scheint tatsächlich von ganz oben gefallen und mehrfach mit dem Kopf gegen verschiedene Stufen gekommen zu sein.“ Erneut stockte er, blickte an den Anderen vorbei zu Ran, deren Miene versteinert ernst ihn anstarrte. Nicht, als wäre sie von dem Gedanken so betroffen, dass sie nicht ganz bei sich gewesen wäre... im Gegenteil... sie wirkte vollkommen auf ihn... auf die Treppe... auf den Fall selbst fixiert. 'Weiß sie es doch?' „Ich gebe zu, große Hilfsmittel habe ich nicht mit, aber das ist wohl auch nicht nötig. An einer Blutspur klebte noch ein Haar, das habe ich eingetütet, um es zu vergleichen, aber scheint von der Farbe und Länge schon zu Conan zu passen. Ansonsten wirkten die Flecken und die Verteilung so natürlich, dass ich wohl nichts anderes sagen kann, als dass er wirklich von der Treppe gefallen ist, vermutlich oben gestolpert... und ziemlich ungünstig...“ „Wie ungünstig?“ Die Künstler sahen ihn verwirrt an. „Wie kann man denn noch 'ungünstiger' fallen, als von ner großen Treppe zu stürzen?“, mokierte sich Tomoko. „Nun ja... der erste Abdruck ist bereits auf der ersten Stufe von oben. Wenn man direkt an der Treppe steht und fällt, also, vielleicht abrutscht, was ich zuerst dachte, würde selbst ein kleiner Junge wie Conan wohl mindestens zwei, drei Stufen fallen, bevor sein Kopf aufschlägt, einfach wegen der Körpergröße. Entweder stand er erstaunlich weit ab von der Stufe, oder er ist quasi beim ausrutschen in der Luft umgefallen, um dann im nächsten Moment fast senkrecht, kopfüber zu fallen...“ „Hören Sie auf!“, brüllte ihn Ran wie aus dem Nichts an. Über sich selbst war sie genau so geschockt, wie die anderen im Saal. „Ent... Entschuldigung. Ich meine nur... es ist doch... schlimm genug...“ Mehr brachte sie nicht hervor, musste sie auch nicht, wollte sie auch nicht. Es manifestierte sich bei allen die gleiche Vorstellung. Dieses Bild, welches der Inspektor malte, bekam sie nicht mehr aus dem Kopf, etwas beklemmendes für jemanden wie Ran. Dennoch... es war eine... zu... heftige Reaktion, wie es insbesondere Kogoro und Kazuha merkten. Für die Künstler war es lediglich ein unbestimmtes Geschwistergefühl, welches die Oberschülerin über ihren kleinen Mitbewohner im Laufe der Zeit befallen haben mag und Heiji und Takagi dachten sich ihren Teil wegen ihres Wissens. Ihr Vater jedoch folgte noch eine Weile dem verschlossenen und offensichtlich falschen Gesichtsausdruck, hinter dem Ran ihre wahren Gefühle in diesem Moment zu verbergen suchte. 'Was sollte das, Ran? Ja, es ist schrecklich, aber... bei allem, was du schon gesehen hast und... wenn man bedenkt, dass es ihm leidlich gut geht... wieso dieser Ausraster eben? Ist da noch was wegen Conan... was ich wissen sollte?' Die gleiche Frage beschäftigte Kazuha, aber unter dem Eindruck von Rans Worten, eben auf der Treppe... 'Wenn jemand sich selbst verfälscht... nicht ohne Grund, und ohne anderen schaden zu wollen... Du meinst Conan?!' Der Gedanke manifestierte sich unter dem Bild von Rans Reaktion eben... und Kirikas vorhin beim Fahrstuhl. Etwas hatte ihre wahre Seite hervorgebracht, die sie zu verbergen suchte. Ja, es war die selbe Handlung und sie bezog sich wie bei Kirika auf Conan. Dieser merkwürdige Junge, der mehr als einmal nur... einfach nicht wirkte, wie man es erwartete von einem kleinen Jungen, nur, um daraufhin, als ob er genau das wüsste, gleich wieder den braven Grundschüler zu mimen... Ja, auch er war... unter Umständen jemand, den Ran gemeint haben könnte. 'Nein, ganz sicher, sie meinte Conan. Ihre Formulierung klang, als wäre sie selbst erst vor nicht allzu langer Zeit zu dieser Erkenntnis gelangt, nicht als wäre es schon immer ihre Meinung. Es muss Conan sein... etwas an ihm ist falsch... etwas... das Ran viel... bedeutet... Aber was?' „Dann können Sie ja nun gehen, Herr Inspektor.“, brummte Tomoko leicht grimmig mit verschränkten Armen. „Oder wollen Sie uns allen Alpträume bereiten wie Ran eben gerade?“ „Äh... hähä... Das geht leider nicht, weil ich nicht mit meinem eigenen Auto, sondern nur mit den Anderen da bin. Ich muss also noch hier warten, bis Herr Mori seine Schlussfolgerungen abgeschlossen hat.“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, wie er es in so einer Situation immer tat. In diesem Fall war es wohl eindeutig, dass er wirklich keine andere Option hatte. Dennoch wirkte das schwache Lächeln, mit dem ihm die Künstler begegneten, fast wie eine Enttarnung. „Na schön... und was dann nun, Herr Mori? Oder auch Herr Hattori?“ Herr Yamamura strich sich über die müden Augen, wandte den Blick von einem zum anderen Detektiv, fand im Osaker eine Antwort in Form eines überzeugten Grinsens. „Ich denke... das beste wäre, wenn wir uns Ihre Ateliers mal ansehen könnten... Und wenn ich Sie dabei einzeln befragen könnte... natürlich mit Herrn Mori, dann kann er sein Bild noch vervollständigen.“ Erneut glitt ein ironisches Lächeln über die Gesichter der Schlossbewohner und Blicke zwischen ihnen wurden ausgetauscht. Schließlich legte der Maler sinnierend den Kopf nach hinten. „Na gut, also los. Damit wir es bald hinter uns haben, wir sind nämlich müde, falls dir das nicht aufgefallen sein sollte. Und ich hoffe, wenn das vorbei ist, kriegen wir auch eine Erklärung, was nun passiert ist.“ Langsam und ruhig beschritt die Gruppe die zweite Treppe, diejenige, die frei von Blutspuren war, während die Gäste die Tapeten und Wandgemälde auf halber Höhe betrachteten. Kazuha schien hier ihre wahre Freude gefunden zu haben, blickte immer wieder um sich, stellte den Herren die verschiedensten Fragen, was Heiji Gelegenheit gab, sich an Takagi zu wenden. „Was meinen Sie?“, flüsterte er leise, wandte mehrfach den Blick zu den Künstlern vor sich. „Ist das Zeichen von der obersten Stufe eindeutig für unsere Theorie?“ „Puuh. Ich dachte, du kannst das am besten entscheiden. Ich würde es als gutes Indiz, mehr aber auch nicht ansehen. Hat euch der Keller bis jetzt was gebracht?“ „So halb. Es ist merkwürdig, wie doppelzüngig Herr Kunieda dort unten gebaut hat. Zum einen als sei es ihm egal, wie das Schloss verfällt, dann wieder als sei dort der heilige Gral gelagert und ein würdevoller Ort sei nötig. Und gleichzeitig auch diese Sache mit dem Architekten, mit dem er sich dauernd gestritten haben soll. Und dann die Sache... die Sie vielleicht selbst noch nicht wissen. Der verschwundene Herr Tashija hat kurz zuvor bei Herrn Yamamura nach einem bestimmten Buch gefragt. Der zweite Fleck aus der Holmes Reihe. Darin geht’s um einen Teppich, unter dem ein geheimes Fach ist.“ „Du meinst den Verleger da unten? Aber darunter war doch nichts, oder?“ „Eben, aber es ist vermutlich der auffälligste Teppich im ganzen Haus, würde ich meinen und ohne Grund wird er das Buch doch nicht genommen haben.“ „Was, du meinst, er könnte den Täter...“ „Ja, ich glaube fast, er hat etwas genau geahnt und ist nicht zufällig über etwas gestolpert, was oihm zum Verhängnis wurde. Etwas stimmt mit dem ganzen Verschwinden nicht... es passt nicht so wie man es von anderen solchen Fällen gewöhnt ist... und der Teppich ist ein Teil davon. Offensichtlich... und genauso offensichtlich auch bedeutungslos. Eins von beidem ist definitiv falsch, nur welches?“ An der obersten Stufe verabschiedeten sich kurzzeitig Herr Hino und Herr Yamamura, die ihrerseits weiter hoch stiegen in die nächsten Etagen und ihre Zimmer aufsuchten. Während Kazuha die einzelnen sich gleichenden Türen um den Flur des Stockwerkes betrachtete, folgten die Anderen Herrn Tomoko zu einer bestimmten. „Die anderen Räume sind im wesentlichen Werkstätten für verschiedene Materialien. Vor allem natürlich die Metallverarbeitung, die viel Platz benötigt im Vergleich zu kleineren Anlagen und Bereichen. Aber das hier ist mein eigentliches... 'Atelier', wenn Sie so wollen. Hier entwickle ich meine Ideen und arbeite mich in neue Stoffe ein.“ Takagi musterte kurz Heiji von der Seite, dieser nickte und mit einem Mal war der Inspektor hinter der Gruppe durch eine andere als die vom Künstler vorgesehene Tür verschwunden. Das Atelier, wie es Herr Tomoko beschrieb, glich auf den ersten Blick eher einer leicht eingestaubten Bibliothek früherer Tage. Das helle Tageslicht, welches von riesigen Fenstern gegenüber der Eingangstür kam, warf alles in einen gelblichen Ton. Die Wände waren teilweise in leichten grau gehalten, welches wohl mal weiß war, teilweise aber auch überdeckt von Bücherregalen, die gefüllt waren mit dicken Wälzern, deren Titel Kataloge von Bauhäusern sowie Ingenieursliteratur andeuteten. Kurz vor dem Fenster stand ein großer Schreibtisch, überseht mit Skizzenblättern, die unterschiedlichste Objekte zeichnerisch darstellten. Davor, das Objekt, welches einer der Skizzen angeglichen werden sollte. Der Marmorblock. Zwei Meter hoch, und einen mal einen Meter in der Grundfläche ebenfalls in einem hellen grau, mit den vielen grünlichen und rötlichen Einschlüssen, die aus der Ferne eine gewisse Wärme im Material vermittelten, stand er da auf einer kleinen Hebebühne zum transportieren. Kazuha lief staunend an den übrigen vorbei auf den übergroßen Klotz zu und betrachtete mit einem beeindruckten Funkeln in den Augen das Material, streckte unvermittelt die Hand aus, zog sie aber kurz vorher wieder zurück, als traute sie sich nicht, ihn zu berühren. „Wirklich beeindruckend. Und den hat Ihnen Herr Tashija geschenkt?“ „Was? Oh... da muss ich mich wohl etwas falsch vorhin ausgedrückt haben, junge Dame. Bezahlt habe ich ihn. Atsushiro hat mir nur einen Tipp gegeben.“ Heiji näherte sich langsam von hinten, betrachtete gebannt den Künstler und seinen Blick auf den Marmor. Auch Herr Tomoko schien von dem Material gefangen zu sein wie Kazuha... einfach in seinen Bann gezogen. „Stimmt, Sie meinten so was vorhin, von wegen, Marmor wäre zu teuer, aber dank Herrn Tashija, hätten Sie nun doch einen Block. Wie genau meinten Sie denn das, wenn nicht als Geschenk?“ Der 3D-Künstler nahm sich den Hocker, der vor dem Marmorblock stand, setzte sich drauf, konnte zumindest den Anderen noch einen Stuhl und das Bett, welches sich rechts neben der Tür fand, in einem kleinen Bereich mit einem großen Kleiderschrank daneben, als Sitzgelegenheit anbieten. „Tja... es ist halt so. Kunst ist sicher noch nichts, was reich macht, wenn man es nicht irgendwie an die Spitze schafft... was wohl bei allen Fähigkeiten und harter Arbeit immer noch ein wenig mit Glück zu tun hat. Ich will sagen... Marmor ist einfach zu teuer in der Gesamtumsetzung. Die meisten Metalle kriegt man wesentlich billiger und einfacher. und selbst die Kosten für die Bearbeitung können eher durch mehr geschaffene Kunstwerke ausgeglichen werden als ein solcher Marmorblock. Von Holz mal ganz zu schweigen. Da drüben...“ Er richtete seine Hand auf eines der Bücherregale, in dem ein großer Katalog mit einer Laubsäge drauf abgebildet stand. „Da gibt’s alle ordentlichen Geräte für eine gute Materialbearbeitung, da bekommt man gutes Holz, Dozuki-Sägen, Nomi, Schnitzeisen vom Feinsten, auch gute Metalle... alles. Außer Marmor... Marmor ist zu teuer...“ Er grinste, als lachte er über sich selbst. „Zumindest dachte ich das bis vor kurzem.“ „Wie? Es ist doch so, Marmor ist sauteuer, dachte ich?“, formulierte Kazuha die Frage, die alle hatten. „Denkt man, weil man gleich an Italien oder Algerien denkt, wenn man überlegt, wo man Marmor herholt. Genau wie von allen anderen Orten der Welt, an denen er zur Zierde benutzt wird, für Schmuck und Kunstwerke. Und weil ihn die alten Griechen schon verwendeten, muss an seinem Wert ja was dran sein, nicht wahr? An der ganzen Theorie gibt’s nur einen Haken. Im Unterschied zu vielen anderen Stoffen, wie Gold, Edelmetalle allgemein, oder auch Erdöl, wird Marmor nicht an der Börse gehandelt.“ Kogoro und Ran kannten die Geschichte ja schon, dennoch, auch beim zweiten Mal hören, klang es recht unglaublich, welches einfache Argument man hier übersehen konnte. „Na schön... nicht an der Börse heißt... Angebot und Nachfrage regeln den Preis, nicht wahr?“, konterte Heiji mit verschränkten Armen. „Exakt, Herr Detektiv. Angebot gibt es zwar, aber begrenzt und vor allem stets sehr lokal, wie eben zum Beispiel in der Toskana in Italien. Aber das ist lediglich das Angebot und wie gesagt, die Nachfrage ist eben nach kostbaren Materialien für Schmuck oder Kunst. Aber was ist mit Orten, die sich nicht als solche Stätten etabliert haben? Das ist wie eine billige Marke bei Kleidung. Egal wie viel besser oder schlechter die Ware ist, der Name wird die Marke zum Sieger machen, dieses Konzept kennt man zur Genüge.“ „Verstehe...“, sinnierte der Osaker grinsend. „Das heißt, wenn man an Orte geht, an denen es Marmor gibt, die aber nicht berühmt dafür sind, dann kriegt man dort sozusagen Discount-Marmor, richtig?“ „Genau, und da Marmor als chemische Substanz eindeutig definiert ist, also wenig Variation durch Einschlüsse vorliegt, muss man sich auch um die Qualität keine großen Gedanken machen. Das wusste Atsushiro, der es aber auch nur mitbekommen hatte, weil er auf den Kanarischen Inseln war.“ „Aber... Moment mal, auf Lanzarote gibt es Marmor??“, schrie Kazuha plötzlich auf. „Das wäre mir damals, als ich dort war, aber völlig entgangen. Es war doch die halbe Insel mit der Lava bedeckt und die andere Hälfte war auch eher karg, oder mit Weinanbau überdeckt...“ „Oha, du warst schon mal da, es muss wirklich schön sein, so wie Atsushiro immer von dieser Insel schwärmt. Irgendwann wollte ich auch mal dorthin. Allerdings, meinte ich nicht Lanzarote, sondern deren Nachbarinsel Fuerteventura.“ Leicht errötet setzte sich Kazuha wieder auf ihren Platz auf dem Bett, legte die Arme zwischen die Beine. „Und... und dort gibt es Marmor?“ „Einen ganzen Berg... der gewissermaßen... vor sich hin vegetiert. Haha.“ Er lachte laut auf bei der Vorstellung, die ihm jedesmal wieder kam, von einem Berg aus Marmor, der wie ein überreifer Käse zu schimmeln anfängt, weil er an der Luft stand, ohne gegessen zu werden. „Na übertreiben Se da jetzt nich, die Leute da wissen doch wohl, was der Marmor wert sein könnte, oder nich?“, mokierte sich Heiji, bekam aber ein hämisches Grinsen als Antwort. „Ich sagte doch, willst du Marmor aus Carara oder von Fuerteventura, dann kennst du die Antwort. Der Berg wird Stück für Stück von den Einheimischen abgetragen und der Marmor als ganz gewöhnliches Baumaterial verwendet, das billiger ist, als Zement oder Backstein.“ „Das glauben Se doch nicht wirklich...“, aber das verschmitzte Lächeln des Künstlers wurde immer breiter. „Stimmt, ich glaubte es selbst nicht, dass es so einfach wäre, bis mir Atsushiro ein Foto zeigte vom Flughafen auf Fuerteventura. Sie haben... ihr Terminal in Marmor ausgekleidet!“ Den beiden Osaker Oberschülern stand mit einem Mal der Mund offen. Erst ein kurzes Nicken Rans und ihres Vaters war überzeugend genug, dass sie es glauben konnte. „Ein... ganzes... Terminal...?“ „Tja... ich dachte vorher auch, in der Größe wird nur in arabischen Luxushotels ausgekleidet. Zumal Fuerteventura alles andere als reich ist. Die leben nur vom Tourismus, der auch erst in den 70er Jahren kam. Und dann natürlich auch erst durch den Bau des Flughafens selbst. Ergo... für sie ist der Marmor quasi wertlos.“ Kazuha fixierte den großen Block jetzt noch genauer, den Herr Tomoko offenbar, so die Quintessenz für sie, unter Wert erstanden hatte. „Wow. Und dieser Block ist auch aus dem Berg von Fuerteventura?“ „Oh... nein, es war nur der Hinweis von Atsushiro, mich genauer damit zu beschäftigen, wo es guten und nicht so teuren Marmor gibt. Die Kanarischen Inseln liegen von hier aus quasi auf der anderen Seite der Welt. Nach einigem suchen fand ich ähnliche Gegebenheiten auf einer Philipinen-Insel und angesichts des Marmorpreises waren in diesem Fall die Transportkosten eh das entscheidende für den Gesamtpreis. Deshalb wäre ja Fuerteventura auch ungeeignet für den Marmor, weil alle Vorteile durch den Transport zunichte gemacht würden, bei dem Preis hätte ich auch teuren Marmor aus China nehmen können.“ „Und... verraten Sie es uns nun? Was wird daraus?“ Neugierig suchte sie den Blickkontakt zum Tisch dahinter, deutete mit den Augen auf die einzelnen Notizen, entlockte dem Künstler aber nur ein Seufzen. „Nein... nein ich weiß es noch nicht wirklich... und ehrlich gesagt, es ist ein schwieriges Material... schwieriger als ich erwartet habe.“ Er drehte sich etwas zur Seite, schubste mit einem Fuß an der Hebebühne, so dass der ganze Klotz sich um 90° verschob und Blick auf ein kleines Loch frei gab. Etwa auf Höhe des Kopfes des sitzenden Mannes, vielleicht drei Zentimeter im Durchmesser, schräg durch den Marmor etwa zehn Zentimeter lang. „Ich habe gestern Abend mal ein wenig probiert, einfach nur ein Loch zu machen, in einem Bereich, wo ich in jedem Fall vieles entfernen würde... ich mag diese unvergebenden Stoffe nicht...“ Das letzte murmelte er vor sich hin, wollte scheinbar gar nicht, dass man ihn hörte, aber es war zu spät. Heiji stellte die unumgängliche Frage. „'Unvergebend'?“ „Hm... es ist wie mit Holz, oder auch anderen Gesteinen, oder Mineralien allgemein... es erlaubt nicht wirklich... einen Fehler. Du hast einen Ausgangspunkt, eine Menge an Material, in der das Werk ruht, das du dort heraus holen willst. In diesem Fall der Block Marmor hier. So lange noch etwas zu viel Material da ist, kann man praktisch immer weiter machen... aber wenn man einmal... darüber hinaus ist, egal wie wenig... dann ist es praktisch ruiniert. Es vergibt nicht, wenn man an einer Stelle zu viel Marmor weghaut. Unvergebend...“ „Verstehe... aber, welches Material fällt denn nicht unter diese Kategorie?“ „Metalle... Metalle, als elementare Substanzen können gegebenenfalls wieder eingeschmolzen und neu erschaffen werden, zumal sie häufig ja auch in Formen gepresst werden, also selbst nur indirekt bearbeitet. Doch... Metalle sind mir lieber, das fiel mir schon vor langer Zeit auf. Aber ich musste unbedingt, wenn ich so eine Gelegenheit hatte, einmal wenigstens Marmor ausprobieren.“ „Schon klar.“, nickte Kazuha lächelnd, mit einem kleinen Funkeln in den Augen. Es gefiel ihr wirklich sehr, so nahe bei einigen echten Künstlern zu sein, die so frei über ihre Arbeit sprechen konnten, ihre Geheimnisse, die eigentlich keine waren, preisgaben. Heiji überlegte kurz, bevor er sich nochmal zu Wort meldete. „Sagen Sie... weil Sie Metalle erwähnten, man hat uns erzählt, Sie hatten mal im Auftrag von Herrn Kunieda quasi alle Metalle, die es so gibt, bearbeitet. Haben Sie auch so was wie ein Lieblingsmetall? Immerhin scheinen Metalle ja Ihnen schon die meiste... Freude zu bereiten.“ Sein Blick schweifte kurz an die Decke. „Schwer zu sagen... eigentlich haben viele von den selteneren Metallen recht faszinierende Eigenschaften, Titan zum Beispiel ist interessanterweise sehr spröde in seiner Grundform, zwar nicht so wie reines Eisen, aber eben auch sehr kompliziert zu bearbeiten. Dafür ist es im Nachhinein natürlich dauerhaft beständig. Ist nur unglaublich schwer dahin zu kommen... Aber... nun ja, nachdem ich 70 Metalle und mindestens genau so viele Legierungen ausprobiert habe, muss ich sagen, die Klassiker sind immer noch das beste. Kupfer zum Beispiel, und auch Silber. Sollte man auch nicht so oft nehmen, weil es ein wenig ins Geld geht, aber es lohnt sich, definitiv. ... Na schön... ich denke fast, deswegen wollten Herr Mori und sein du mich nicht noch persönlich sprechen, oder? Es gibt doch andere Fragen, die dir auf der Zunge brennen, oder?“ Wie aus dem Nichts wechselte Herr Tomoko das Thema, obwohl es ihm zu gefallen schien, darüber zu reden. Auch Heiji musste kurz den Kopf schütteln, bevor er sich wieder fing und seine Frage formulierte. „Also, sagen Sie, Sie meinten vorhin, Sie hätten bei Herrn Tashija die Wäsche gesehen, die er am Tag, an dem er verschwand noch gewaschen hatte. Dazu hätte ich eigentlich nur zwei Fragen. Zum einen, Sie sagten, dass sie größtenteils unabhängig arbeiten. Also warum genau waren Sie bei ihm? Sie hatten nur was wegen Statik und Projekt gesagt, das klang etwas diffus.“ „Ach das. Nun, ich dachte, die genauen Details wären eher nicht so relevant, deshalb wollte ich es nicht unnötig in die Länge ziehen. Also es ging dabei um Atsushiros Hügelprojekt. Dieser Hügel hat es ihm ja angetan, und ganz im Stile Cesar Manrique's wollte er diesen nun ins... wie er sagte, rechte Licht rücken. Und das ist schon der Ansatzpunkt. Der dichte Wald in der Gegend lässt alles relativ dunkel drum herum erscheinen. Man müsste quasi ne eigene Lichtung daraus machen, wozu man aber viel zu viele Bäume abholzen müsste, ein Unding aus Manriques Sicht. Die Natur ist perfekt wie sie ist, man muss es den Leuten nur so zeigen. So wenig wie möglich verändern, wegnehmen, oder hinzufügen, das war seine Devise. Künstliche Lichtquellen sind begrenzt dort möglich, aber sicher keine externe Stromversorgung. Also spielte Atsushiro mit dem Gedanken eine Kombination kleiner Solarbetriebener Lichter in den Baumkronen zu verteilen, und deren Fokus mithilfe von Spiegeln, die ebenfalls in den Baumkronen verankert waren auf dem Hügel zu verteilen, so dass dieser stets und ausreichend beleuchtet werden konnte. Die Stromversorgung und die Spiegel an sich waren kein Problem und die Position und Ausrichtung der Bäume hatte er bereits auf Skizzen entwickelt. Aber nun brauchte er eben noch etwas Physik und Statik, um ein geeignetes Beleuchtungskonzept zu entwickeln, bevor irgendwas gekauft, gebaut oder angebracht werden konnte. Deswegen bat er mich, ein Buch herauszusuchen, oder gegebenenfalls aus der Bibliothek zu besorgen, weil ich mich mit solchen Problemen besser auskenne. Deswegen war ich an dem Tag, bevor er verschwand bei ihm und habe den Wäschestapel gesehen. Als ich ihn darauf ansprach, er müsste ihn mal wieder abarbeiten, meinte er eben, er wolle es am darauffolgenden Tag erledigen.“ Heiji und auch Kogoro hörten angestrengt zu, die Frage kam gestern nicht auf, auch nicht von Conan. Dennoch schien sie für beide Detektive nur wenig ergiebig, auch wenn sie sich nichts anmerken ließen. „Na schön, und dann... Sie meinten auch, Sie treffen sich wenigstens einmal täglich zum Essen. War Herr Tashija nach Ihrem Besuch nochmal unten?“ Tomoko nickte kurz. „Zum Abendbrot kamen wir alle vier zusammen damals, und gesehen hatte ich ihn am Nachmittag. Das können Sie auch gerne die Anderen fragen.“ „Aber an dem Morgen danach nicht mehr, oder wie?“ „Nein, da war er nicht gekommen und dann eben den ganzen Tag nicht, weshalb wir aufmerksam geworden sind.“ 'Jetzt kapier ich gar nichts mehr... wann soll denn dann...?' Er kratzte sich am Hinterkopf, schob die Kappe noch etwas tiefer ins Gesicht und nickte kurz angebunden ab. „Das war eigentlich schon alles, was ich wissen wollte. Herr Mori, haben Sie noch Fragen?“ Dieser nickte selbst nur skeptisch, zog die Stirn in leichte Falten, bevor er sich erhob und den Weg zur Tür suchte. Herr Tomoko verschränkte auf seinem Hocker wie ein Herrscher auf seinem Thron gebietend die Arme. „Das wars also schon mit dem Verhör? Schön, dann hoffe ich, dass der Inspektor meine anderen Räume nicht verwüstet hat bei seiner Untersuchung.“ Wie angewurzelt blieben alle erschrocken stehen, wandten sich schlagartig zum Künstler hinter ihnen um. „Bitte, meine Herren... und Damen, dieses Spielchen sollten Sie lassen. Ich weiß nicht, ob Sie meine Kollegen damit täuschen können, aber mich nicht. Überall diese skeptischen Blicke. Keine Ahnung, war es der bedauerliche Unfall des kleinen Conans... oder der Umstand, dass Atsushiro bei seinem Verschwinden keine Spuren zu hinterlassen haben scheint? Irgendetwas macht Sie misstrauisch. Es tut mir sehr Leid, dass es so ist, und ich will Ihnen sicher nicht im Weg stehen, bei den Ermittlungen, aber, wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, versuchen Sie nicht zu auffällig dieses Schauspiel durch zu ziehen. Künstler sind Leute... die einfach ein Auge für... die wahre Natur von Dingen haben.“ Heiji bekam als erstes sein Lächeln wieder, steckte seine Hände wieder in seine Hosentasche. „Natürlich... Sie werden dann wohl auch verstehen, wenn ich Sie bitte, zumindest dieses Haus, nicht zu verlassen.“ „Kein Thema. Viel Erfolg, werte Detektive!“ Damit drehte er sich auf dem Hocker um, ohne sie noch dabei zu beobachten, wie sie das Zimmer verließen. Als die Tür sich endlich hinter dem letzten, Kogoro, schloss, atmeten alle einmal durch. „Verdammt!“, zischte Ran zwischen den Lippen, ohne aufzusehen. „Sie wissen es.“ „Nein!“, widersprach der Detektiv des Westens ruhig, aber bestimmt, trat einen Schritt nach vorne. „Das Ganze... ist nicht so klar. Wenn Herr Tomoko uns nicht auch gerade eine Riesenshow lieferte, blufft er, was sein Wissen angeht. Er war drauf und dran zu schwören, dass seine Kollegen niemals eine Untat vollbringen könnten. Er ist überzeugt von ihnen. Aber er meinte damit wohl Conan, nicht Herrn Tashija. Herr Hino wirkt eher so, als könne er nichtmal skeptisch sein, weil er ein Fan von Detektiven ist.“ „Korrektur, Grünschnabel, er ist ein Fan von dir und das könnte, teilweise, zumindest für diesen Fall, auch gespielt sein.“, geiferte der zweite Detektiv von der Seite. „Aber, Sie haben die Anderen doch gehört, Herr Mori, es war bekannt, dass er viel auf mich hält.“ „Und... selbst wenn es wirklich so wäre, heißt ja nicht, dass er nicht der Täter ist. Aber de facto hat Herr Tomoko recht, wir sind doch noch zu deutlich in unserer Darstellung.“ „Das muss nicht das Problem sein. Was ich sagen wollte, bis auf den potentiellen Täter sind die drei absolut überzeugt, dass es niemals einen Mord gegeben hat und dass jemand ein kleines Kind die Treppe runter stieß. Sie vermuten vielleicht, dass wir so etwas denken könnten, aber dann sind wir auch Detektive, sprich, wir gehen in ihren Augen eh vom schlimmsten aus, was meistens nicht der Fall ist. Momentan sind wir besser getarnt, als ich zwischenzeitig befürchtet hatte. Etwas anderes macht mir mehr Sorgen... Es scheint auf einmal wieder... als hätte Tashija nicht die geringste Ahnung gehabt, dass er irgendwem auf den Schlips getreten ist.“ „Wie bitte? Nochmal für langsam, ja?“ „Ich meine, dass ich eigentlich davon ausging, dass er ahnte, dass er sich mit jemandem vom Schloss angelegt hatte und es kurz vor einem offenen Konflikt stand, als der Täter die Notbremse zog und Tashija aus dem Weg räumte. Die Sache mit dem Wäsche waschen sprach in erster Linie dagegen, zumal die Wäsche danach auch auftauchte.“ „Aber dann war das vielleicht ein Ablenkungsmanöver. Herr Tomoko hat die Wäsche gesehen und danach wurde sie gewaschen, aber da hat niemand Herrn Tashija gesehen.“ „Dachte ich auch, aber wozu das Ganze? Eigentlich machte das nur Sinn, wenn man den Todeszeitpunkt verschleiern wollte. Aber da sprechen gleich mehrere Punkte dagegen. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Herr Tomoko die ganze Geschichte erfunden hätte und dann die Waschmaschine in Wirklichkeit bediente. Nur bringt das nichts. Denn nach seiner offiziellen Begegnung mit Tashija am Nachmittag zuvor wurde er nochmal gesehen, also würde es lediglich ändern, ob er am Abend vorher starb oder am Tag, als er verschwand. Da macht höchstens Sinn, wenn man in weniger als 24 Stunden eine Leiche findet, danach wird er Todeszeitpunkt zu ungenau und jetzt ist über eine Woche vergangen. Darüber hinaus ist der Haken, dass offiziell Tashija Tomoko bat zu kommen, und nicht umgekehrt. Man kann es drehen und wenden wie man will. Ich komme zu dem Ergebnis, dass die einzig sinnige Variante die ist, er hat wirklich seine Wäsche gewaschen. Dann aber kommt unwiederbringlich die Frage auf, warum er das tun sollte, wenn etwas arges im Busch lag.“ „...Es gibt keinen, schon klar.“ „Und das wiederum bedeutet... er wusste nicht, was passieren würde. Das heißt, es war wohl eher Zufall, dass er sich gerade da von Herrn Yamamura dieses Buch von Holmes geliehen hatte. Und genau das will mir einfach nicht in den Kopf... dass das Zufall sein sollte. Es passt einfach nicht zu ihm, wenn er mitten in solchen Beschäftigungen war, wie sie Tomoko andeutete.“ Mit zusammengekniffenen Zähnen versuchte der Detektiv aus Osaka sich die Stirn zu halten und seine Gedanken zu ordnen. „Nichts!“ Die eine weitere Tür war eben aufgegangen, Inspektor Takagi schritt etwas entnervt heraus, schloss sie leise wieder und trat zur Gruppe. „Also... da ich auch letzte Woche schon hier war und alles inspiziert habe, kann ich festhalten, es hat sich nichts in diesen Räumen verändert, was relevant wäre, nichts auffälliges... und vor allem, auch wenn es ein paar Rohre bei den größeren Maschinen gibt, ist keines davon in irgendeiner Richtung bedeutend schmaler werdend. Und Blutspuren oder ähnliches konnte ich auch nirgends finden. Und bei euch?“ „Nichts...“, stellte Heiji knirschend fest. „Wir sind hier in einer Sackgasse, lassen Sie uns... mal sehen, ob wir in den höheren Etagen weiter kommen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)