Death Line von KeiKirjailija (Music from Suomi) ================================================================================ Kapitel 22: Tiedote ------------------- Stand 26. Oktober, Tampere, Finnland „Verrückt? Na ja… Also ich glaube Maila ist der Inbegriff von Verrücktheit… Also na… Wie soll man das sagen? Sie hat diese Art an sich, die ich schon letztens irgendwie … Na ja, ich will nicht sagen bewundert habe, aber vielleicht habe ich das ja doch… Ich weiß es nicht… Sie ist ein merkwürdiges Mädchen. Oh ja. Es ist verrückt, wie sie ihren Kaffee trinkt, wie sie lacht, wie sie sich bewegt, alles in allem irre, aber trotzdem… Ist sie doch zu bewundern, irgendwie mutig, von ihrer Art. Also ich finde sie auf jeden Fall irgendwie mutig, bei dem schrillen Aussehen muss man auch mutig sein… Aber ich versteh einfach nicht, wie ich sie verletzt habe… Ich weiß es einfach nicht… Sie ist so merkwürdig und sie macht mich so ahnungslos… Also wirklich… Aber als ich das zu ihr sagte, sie hat so reagiert wie ich es gar nicht erwartet hatte… Die gesamte Situation war einfach… verrückt…“ „Verrückt? Jarmo, Jarmo ist eindeutig verrückt! So richtig… Maila auch… Aber bei Maila ist das was anderes… Maila ist scharf, also darf Maila auch verrückt sein… Aber Jarmo ist einfach nur… merkwürdig… Dieser Kuss lässt mich gar nicht mehr los! Also … Im negativen Sinn natürlich! Also… Ekelig… Widerlich… Abartig… Warum? Na ja… Er ist eben verrückt… durchgeknallt… Aber gut, damit muss ich leben. Wenigstens ist dieser Irre nicht verliebt in mich oder so… Das wäre ja auch zu lächerlich. Kann man sich das vorstellen? Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, warum sich ein Mann in einen anderen Mann verlieben sollte! Das geht doch nicht! Das ist verrückt! Aber zurück zu Jarmo… Das wäre ja noch schöner… Wenn er auf mich stehen würde… Dann würde er mich am Ende noch stalken oder so… Schaurige Vorstellung… Aber wie schon gesagt, er ist ja auch einfach verrückt… Genauso wie Maila… Und das ist auch das erste was mir zu den beiden einfällt… Verrückt…“ „Verrückt? Ich will das nichts zu sagen, denn es soll sogar Leute geben, die sogar mich als verrückt bezeichnen… Aber das ist nicht meine Schuld, das liegt nur an meiner Erziehung… Meine Mutter… Ja, meine Mutter ist eine Irre, nein sie ist die Irre von Tampere! Dicht gefolgt von Maila! Aber na ja… bei der ist das nicht ganz so schlimm, die ist dabei ja noch nett… also na ja… Netter als meine Mutter zumindest… Auf jeden Fall, ich weiß nicht, wie ich es weiter ausdrücken soll… Maila ist mir sympathischer, auch wenn sie irre ist und was noch schlimmer ist, unberechenbar…Sie verhält sich so merkwürdig, so manchmal fröhlich, dann depressiv, das ist alles so… so unberechenbar halt… Mal ist sie so und im nächsten Moment ganz anderes… ach das ist alles einfach nur verrückt…“ „Verrückt? Ach, was ist schon verrückt? Das kommt ja ganz auf die Definition an… Manche sehen ja schon alles, was von der Norm abweicht, als verrückt an. So was wie zum Beispiel wenn man seinen Kaffee mit was anderem trinkt als mit Milch oder Zucker. Also in sofern… bin ich wohl verrückt…Aber na ja…. Ich persönlich würde mich ja nicht als verrückt bezeichnen, aber wie man es nimmt… Die meisten Leute würden Maila wahrscheinlich auch verrückt nennen, aber ich finde sie toll. Wirklich. Dieses Mädchen ist einfach nicht langweilig und wenn sie jemand als verrückt bezeichnet, dann kann das nur positiv gemeint sein, so viel ist klar… Ich finde sowieso, dass verrückt gar kein negatives Wort ist, es kommt einfach nur darauf an, wie man es benutzt und sonst bedeutet es einfach nur… verrückt…“ Kapitel 21: Tiedote / Ankündigung Maila schlief in den letzten Nächten immer schlecht und unruhig und ihr Morgen lief immer ähnlich ab. Sie erwachte früh und taumelte in die Küche, heute war es jedoch besonderes schlimm… Wie sie freie Tage doch hasste. Sie war einer der Menschen, die gerne arbeiteten, das lag an ihrem Job und an ihrem Onkel und irgendwie an ihm… Doch bei diesem Gedanken schüttelte sie den Kopf und gab sich lieber einem tiefen Gähnen hin. Dann schaltete sie die Kaffeemaschine an. Aber heute war sogar noch ein schlimmerer freier Tag als sonst. Sie fühlte sich einfach nur elend an diesem Morgen, am liebsten hätte sie sich heute gar nicht bewegt. Diese komische Band, die nun auch schon öfter im Laden gewesen war, schwirrte ihr im Kopf rum, so dass sie Kopfschmerzen bekam. Dieser leicht schüchterne, anscheinende Bandleader, der freche Blondschopf und dieser irgendwie süße Riese… Vor allem aber diese Sängerin… „Wenn du jemanden zum Reden brauchst…“; murmelte sie und schenkte sich Kaffee ein, „Wenn du jemanden zum Reden brauchst…“ Sie griff nach einer schon halb leeren Flasche und kippte einen kräftigen Schluck Gin in ihre Tasse. Kurz lachte sie auf, dann seufzte. „Woher weiß die das?“, die Violetthaarige griff nach einer Zitrone und biss hinein. „Ja, ich könnte mal reden…“, murmelte sie und quetschte die Frucht über der Tasse aus, „Ich könnte sie anrufen…“ Sie nahm sich den Pfefferstreuer und verteilte das Gewürz in ihrem Kaffee. „Eine Wildfremde… Aber… Sie hat es ja angeboten…“ Sie trank einen Schluck. „Ja, ich sollte sie mal anrufen…“, murmelte sie und griff nach ihrem Handy… „Ist Maila heute gar nicht da?“ „Nein, ab und zu muss sie auch mal frei haben“, antwortete der Ladenbesitzer und lächelte. Jarmo betrat den Laden. Da war er schon wieder. Dieser Typ. Dieser rothaarige Man. Diese Person, die Maila schöne Augen machte! Der Bassist seufzte. „Oh ja, stimmt, wann werde ich das lernen?“, lachte der Rothaarige. „Ich weiß es nicht…“ Dann drehte sich der Kunde um und ging zur Ladentür. Jarmo sah ihm direkt ins Gesicht, kantig, ernst. „Hei…“; murmelte der Halbfinne. Überrascht sah der Rothaarige ihn plötzlich an. „Hei. Wir haben uns hier schon mal gesehen, oder? Auch ein Maila-Fan?“ Maila-Fan? Jarmo traute seinen Ohren nicht. Das hatte er nicht wirklich gesagt. Was sollte das denn heißen? „Anscheinend schon, sonst würdest du wohl nicht so schauen“, sagte sein Gegenüber. Jarmo seufzte erneut. „Ich bin Juha…“, der Rothaarige hielt ihm sogar die Hand hin. Der Bassist verzog darauf hin skeptisch das Gesicht und griff dann doch nach der Hand. „Jarmo…“ „Jarmo, so, so“, wiederholte Juha grinsend. „Ja, Jarmo. Was dagegen?“, langsam wurde der Halbfinne wütend, irgendwie war die Anwesenheit von Juha ihm unangenehm… „Nein, nein…“; der Rothaarige betrachtete ihn genauer, „Also, du magst Maila?“ „Genau so wie du…“, der Bassist knurrte leicht. Doch Juha begann plötzlich zu lachen. „Was? Nein, auf jeden Fall nicht so wie du! Keine Sorge… Maila und ich haben nichts mehr miteinander… Du kannst sie haben!“ Überrascht sah Jarmo ihn an. „Dafür brauche ich deine Erlaubnis nicht!“, sagte er dann mit Nachdruck in der Stimme. Was erlaubte sich der Kerl eigentlich so über Maila zu reden? Wie kam er auf solche Ideen und woher nahm er sich das Recht dazu? Jarmo konnte es nicht verstehen… „Du verstehst es nicht…“, lachte sein Gegenüber, „Aber viel Glück noch“, dann ließ er ihn stehen. Der Bassist seufzte zum wiederholten Male, der Typ war ihm einfach nur unsympathisch… „Guten Tag?“, meldete sich Mina an ihrem Handy und überlegte, wem die fremde Nummer wohl gehören konnte. „Äh… Hei… Ich bin’s… Maila…“, stotterte der Anrufer. Minas Augen weiteten sich überrascht. „Maila?“ „Ja, du sagtest, wenn ich wollte, könnte ich mit dir sprechen… aber es ist auch nicht so wichtig…“ Panisch schüttelte die Sängerin den Kopf. „Nein!“ Sie wollte doch, dass Maila mit ihr sprach, sie wollte sie doch kennen lernen! „Nein, ich hab es dir doch gesagt!“ „Gut, dann bin ich beruhigt, ich dachte mir, es ist vielleicht gar nicht schlecht mit jemandem zu reden…“; gestand Maila jetzt nicht mehr ganz so nervös. „Ja… Ich höre mir das wirklich gerne an, Maila…“, Mina lächelte, das hatte sie sich doch gedacht… „Für so ein verwöhntes Töchterchen bist du echt nett.“ „Was? Woher weißt du das?“ „Nicht nur du kannst spionieren, Süße“, man konnte Mailas Grinsend förmlich hören. „Oh… äh… Du nimmst mir das übel, oder?“ „Ach was, ich finde es lustig!“ „Du bist schon merkwürdig“, murmelte Mina. „Das höre ich öfter“, lachte die Violetthaarige. „Und? Wo und wann treffen wir uns?“, fragte die Sängerin dann. „Neben dem Laden gibt es ein Café, frag mich nicht, wie es heißt, so was kann ich mir nicht merken, aber es ist genau neben dem Musikladen meines Onkels.“ „Ja, hab ich letztens gesehen. Gut, und wann?“ „Um eins?“, schlug Maila vor. Mina blickte auf ihre Uhr, es war kurz nach elf. „Ja, ist gut“, stimmte sie zu und verabschiedete sich dann… „Ich liebe es Zeit mit dir zu verbringen…“, murmelte Manu und legte den Kopf wieder an Jonnes Brust. „Und ich liebe dich…“, sagte Jonne lächelnd. „Sei nicht immer so süß…“, meinte Manu grinsend und sah zu ihm hoch, „Sonst werde ich am Ende wieder ohnmächtig…“ Der Sänger grinste zurück. „Hätte ich mittlerweile auch keine Probleme mehr mit. Aber sag mal, was machen wir jetzt eigentlich?“ Der Braunhaarige kicherte. „Also momentan stehen wir hier auf dem Fußweg und halten uns gegenseitig im Arm…“ „Scherzkeks“, Jonne küsste ihn kurz, „Ich wollte eigentlich wissen, was wir jetzt machen wollen.“ „Ach so…“, Manu seufzte, „Ich weiß es nicht, sagtest du nicht etwas Shoppen?“ Der Blonde sah sich um. „Oh ja, richtig, na dann mal los…“, er packte Manu an der Hand. „Äh… ja…“, unfreiwillig löste sich der Gitarrist von seinem Freund und ließ seinen Blick ebenfalls durch die Gegend wandern. Er blieb an einer brünetten Frau mittleren Alters hängen, leichte Falten zeichneten ihr Gesicht, aber ihre Augen waren sanft, so wie immer. Von ihrem Blick getroffen zuckte er zusammen. Sie sah so wie sie da stand älter aus als sie war… und gebrechlicher… Sie blickte ihn an, wie versteinert. Sanft erreichte ihn sein Name: „Manu…“ Sie flüsterte hauchzart, erschrocken und gleichzeitig ängstlich. Langsam erbleichte sie. „Manu… Bist du…“ Der Braunhaarige zuckte zusammen und konnte sich nicht bewegen. Er sah sie an, ihre Augen waren so liebevoll, wie immer, wenn sie ihn ansah, doch jetzt schimmerte Angst in ihnen. Jonne blickte Manu erschrocken an und fasste ihn an der Schulter; er reagierte nicht… Doch dann trat ein schwarzhaariger Mann neben sie und packte sie hart am Arm. Er schimpfte flüsternd und zog sie zu sich ran. Dann erst bemerkte er, wohin sie sah und erblickte Manu. Seine Miene wurde sofort finsterer und der Griff um den Arm der Frau wurde kräftiger. „Du kommst jetzt mit!“, fauchte er sie an und zog sie grob hinter sich her. „Unverschämtheit…“, murmelte Jonne und sah Manu erschrocken an, der Gitarrist zitterte am ganzen Körper und starrte mit feuchten Augen auf den Fleck, wo bis eben noch die Frau gestanden hatten. „Mama…“, flüsterte er kraftlos… Mina kämpfte damit ihr Frühstück im Körper zu behalten. Zusammen mit Maila saß sie in dem Café und betrachtete sie beim – man musste es wohl so nennen – Essen… „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken du bist schwanger…“, murmelte die Sängerin. Ihre Gegenüber lachte. „Entschuldigung… Ich habe Hunger…“ „Ist doch kein Problem…“; sagte Mina lächelnd. Ja, dass sie Hunger hatte, war nicht das Problem, eher das, was sie aß. „Ich bin nur überrascht, dass die so was hier verkaufen…“ „Ach, die kennen mich hier schon!“ „Das erklärt einiges…“, die Sängerin blickte zu der Kellnerin, die auf Mailas Teller blickte und nur lächelte, „Aber du wolltest mit mir reden…“ „Oh ja… man, ich weiß nicht, wie ich anfangen soll…“, murmelte sie und überlegte, „Hast du schon mal mit einem Mann geschlafen, der dich nicht geliebt hat?“ Erstaunt sah Mina sie an und wollte gerade den Mund aufmachen, als Maila sie durch ein lautes Auflachen unterbrach. „Ich bin so dumm! Wie kann ich dich nur so was fragen? Ich bin älter als du, oder?“ Die Sängerin nickte. Die Andere lachte erneut. „Wie kann ich dich das nur fragen? Na dann… Erzähl ich dir besser die ganze Geschichte einfach von Anfang an… Nein, von der Mitte an… Der Anfang geht dich nichts an!“ Die Schwarzhaarige begann zu lächeln. „Ich höre zu.“ „Meine Eltern sind beide berufstätig, deshalb gaben sie mich früher oft zu meinem Onkel zum Aufpassen in den Musikladen. Als ich 10 Jahre alt war sah ich ihn zum ersten Mal. Er war älter als ich, rote Haare und Augen, die mich sofort an sich fesselten. Er war Musiker, beziehungsweise wollte er einer werden, er war Sänger einer Band. Ich habe mich von der ersten Sekunde in ihn verliebt. Und die folgenden Tage, Wochen, Monate kam er immer wieder. Oft gar nicht um etwas zu kaufen, sondern nur um mit mir zu reden… Wie sollte man sich da nicht in ihn verlieben? Jahre später habe ich alles getan um ihm zu gefallen, ich habe angefangen Sport zu treiben, damit mein Körper gut aussah und fit war, ich habe angefangen Gitarre zu spielen, ich habe mit ihm geflirtet, lieb geguckt, mich freizügig gekleidet, nur um ihm zu gefallen… Und letztendlich ist er mir auch verfallen… Allerdings nicht mir als Person, sondern nur meinem Körper. Sein Herz gehörte zu diesem Zeitpunkt schon jemand anderem… Allerdings war sie nicht ganz so für Sex und deshalb nahm er mich dafür…“ Maila unterbrach ihre Erzählung für einen tiefen Seufzer. Mina sah sie geschockt an. „Und habe ich deshalb aufgehört ihn zu lieben? Natürlich nicht… Gierig war ich nach jeder Berührung von ihm aus, nach jedem Blick, auch wenn seine Blicke aussagten, dass er mich nicht liebte… Unser Verhältnis… Unsere Affäre ging lange… Etwas über zwei Jahre, in dieser Zeit hat er die andere Frau sogar geheiratet… Aber er behielt es bei… Erst als sein erstes Kind geboren wurde, hat er mir dann gesagt, dass es vorbei war… Einfach so, von einem Tag auf den nächsten…“ Mina sah sie besorgt an. „Ist schon gut…“, Maila lächelte gequält, „Ich will nicht lügen, also ich will nicht sagen, ich wäre darüber hinweg…Ich liebe ihn immer noch, aber… Na ja, es wäre nicht ganz so schwer, wenn er nicht ständig kommen würde…“, sie begann leicht zu zittern. „Du verdienst etwas Besseres…“, murmelte Mina. „Besser als Juha?“ „Ja, den gibt es…“ „Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ob ich mich jemals wieder verlieben kann…“ „Doch. Sicherlich. Wenn nur jemand mal etwas für dich tut und dich nicht nur ausnutzt…. Wenn sich mal jemand um dich kümmert, sich um dich bemüht und du nicht alles tun musst! Ich meine… Für Juha hast du doch alles gemacht! Jetzt muss halt mal ein Typ alles für dich tun!“ „Du bist wirklich lieb… aber ich weiß nicht, ob das je passieren wird…“, murmelte Maila und stand auf, bevor das Gespräch noch weiter in die Richtung ging, beendete sie es lieber, „Ich muss los…“, sie legte Geld auf den Tisch, dann lächelte sie Mina an, „Danke… Das Sprechen tat gar nicht so schlecht… Sollten wir öfter machen…“ Dann ging sie… Mina sah ihr noch nach. War sie wirklich so, weil sie immer nur versucht hatte, diesem miesen Typen zu gefallen? Sie seufzte tief, sie konnte einem Leid tun… Dann kam der Sängerin die Idee und sie griff nach ihrem Handy. „Sag mal, Jarmo?“, sie begann leicht zu grinsen, „Täusche ich mich oder hast du ein Auge auf Maila geworfen? Ich hätte da ein paar Tipps….“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)