Death Line von KeiKirjailija (Music from Suomi) ================================================================================ Kapitel 11: Ennalleen? ---------------------- Stand 18. August, Turku, Finnland „Busfahrten? Äh… Es ist merkwürdig… Es kommt auf die Menschen an, würde ich sagen… Es ist völlig anders mit Uniklubi in einem Bus zu sitzen als zum Beispiel mit Jonne… Obwohl es die gleiche Strecke ist… Es ist… ganz anders… Alleine schon, weil Jussi und Janni sich gegenüber sitzen… Das waren die längsten, anstrengendsten, unangenehmsten und stillsten zwei Stunden meines Lebens… Und ich habe selten Menschen gesehen, die sich feindseliger anstarren können … Also wirklich… Noch schlimmer daran ist, dass diese Stimmung irgendwann auf uns alle übergeschlagen ist… also war bald jeder verstummt und starrte einfach nur noch vor sich hin… Das ganze war extrem unangenehm… das konnte ich jedem ansehen… Nur Jussi und Janni empfanden das anscheinend als nicht so… Sonst hätten sie ja mit dem Mist aufgehört… Wie kleine Kinder… Nicht zu fassen… Wie soll das nur weitergehen? Ich wünschte ich könnte tagsüber schlafen… Kann ich aber leider nicht, deshalb konnte ich nur still und peinlich berührt daneben sitzen… schlimm… Aber um zu dem eigentlichen Punkt zurück zu kommen… Äh, ja… Busfahrten… Als Kind mochte ich sie immer, eigentlich ist es schön mit Freunden oder anderen Leuten zusammen zu sitzen und die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten, doch… Halt nur eigentlich…“ „Busfahrten? Wer denkt sich eigentlich diese Fragen aus? Also wirklich… Busfahrten sind ja so schon langweilig… Aber wenn man nun auch noch mit Leuten fahren muss, die man nicht kennt oder die man nicht ausstehen kann, dann sind sie noch schlimmer… Ich hab es während meiner Schulzeit schon gehasst… Deshalb bin ich auch immer zu Fuß gegangen… Meine Mutter sagte auch oft, ich könnte nicht lange still sitzen… Wahrscheinlich hatte sie damit Recht…. Das wird der Grund für das alles sein… Bei der Fahrt heute Morgen allerdings konnte ich es plötzlich… Ich bin mir sicher, dass ich mich noch nie in meinem ganzen Leben so wenig bewegt habe… Aber meine Güte, der Typ ist mir einfach unsympathisch… Manche Menschen mag man einfach nicht, heißt es nicht so? Jussi, ist definitiv mein Mensch… Und wenn ich das von vorhin so richtig deute, beruht das alles auf Gegenseitig… Und dann ist das doch in Ordnung… Mich stört es nicht und ihn wahrscheinlich auch nicht… Diese tödliche Stille ist mir auch lieber, als wenn mich einer wie der zuquatschen würde… Am Ende verknallt der sich noch in mich… Nein, ich hab genug von diesen Schwuchtelsängern… Jonne hat mir schon gereicht… Und mir ist egal, wie viele hundert Fans mich für diesen Satz hassen würden… Die sind halt blind im Kopf… Männliche, finnische Sänger sind glaube ich prädestiniert dafür sich in Männer zu verknallen… Bestes Beispiel dieses blonde Glitterprinzesschen… Und Jussi gehört auch dazu… da bin ich mir sicher…“ „Busfahrten? Ich ahne worauf die Frage abzielt… Ich habe nicht viel Ahnung von Busfahrten… Ich fahre selten Bus… Warum auch? Eine reiche, junge Dame fährt nicht mit dem Bus! Also folglich kann ich die Frage nicht beantworten… Tourbus? Na ja… Ich wüsste nichts Spannendes zu erzählen, tut mir leid…“ Kapitel 11: Ennalleen? / Wie früher? Janni hatte einmal geglaubt, dass Mina gegen eine Handvoll Männer locker ankommen würde… Dies war zwar korrekt, jedoch waren Lovex zu sechs… Und dieser sechste setzte Mina schon vom ersten Augenblick extrem zu. Am Morgen des 18. August sollte es losgehen. Am Vorabend war die junge Sängerin von Janni und Manu nach Hause gebracht worden und hatte nicht ein Wort gesprochen, während die anderen beiden ununterbrochen von dem Konzert sprachen… Sie hatte noch verdammt lange wach gelegen und über das alles nachgedacht. Obwohl ‚über alles nachgedacht’ natürlich positiv ausgedrückt war. Um genau zu sein war es nur eine Sache, über die sie nachgedacht hatte, eine Person… Theon… Mina interessierte sich viel für Musik und besaß viele CDs… Jedoch hatte sie sich immer davor gehütet CDs von Lovex zu kaufen, auch wenn sie sie oft in der Hand gehabt hatte… Genauso hatte sie es vermieden, irgendetwas über Torsti zu lesen… Letzte Nacht hatte sich das geändert. Da sie sowieso nicht schlafen konnte, war sie aufgestanden und hatte ihren Laptop angeschaltet. Sie hatte jedes Interview über Lovex gelesen, was zu finden war. Und sie musste kurz auflachen, als sie Theons Namensbedeutung las. Es war so sinnig… Gegen halb drei in aller Frühe war sie eingeschlafen. Neben ihrem Laptop. Es war halb zehn, als Janni sie unsanft durch ihr Handy weckte und sie fragte, wo sie blieb… Es war wahrscheinlich sehr dumm vor einem wichtigen Termin die ganze Nacht auf zu bleiben, doch es war definitiv noch dümmer dabei einfach einzuschlafen und sich keinen Wecker gestellt zu haben. Mina war eigentlich für beides nicht der Typ… Aber gestern Nacht hatte sie ja auch noch fest geglaubt, dass sie gar keinen Schlaf mehr finden würde… „Äh… Sorry…“, nuschelte sie noch halb verschlafen, „Ich…Ihr könnt ja schon mal fahren… Ich will sowieso nicht mit Lovex in einem Bus…“ „Mina? Du klingst müde, hast du gestern noch gefeiert?“, Janni lachte, wofür er von der Sängerin nur ein Knurren bekam, „Ist ja gut, warte, ich frag die Herrschaften mal…“ Einige Minuten später, in denen Mina es wenigstens schaffte ihren Kopf von der Tischplatte zu kratzen und auf zustehen, meldete der Drummer sich wieder. „Also gut, Manu und ich fahren mit Uniklubi vor, Theon hat darauf bestanden, dass sie auf dich warten… aber beeil dich…“ Mina verdrehte die Augen und seufzte laut auf. „Hat Theon darauf bestanden, so, so…“, murmelte sie und streckte sich leicht, „Du kannst dem Herrn sagen, dass ich keine Ahnung habe, wann ich komme… Ich bin gerade erst aufgestanden…“ „Sind wir heute zickig?“, Janni musste leicht kichern. „Sag es ihm“, knurrte Mina und machte sich auf den Weg ins Bad. „Ist ja gut, Chefin“, kicherte der Drummer und wieder war es für ein paar Minuten still, „Er hat mit den Schultern gezuckt…“, meinte Janni als Antwort. „Na dann… Ist es mir auch egal… Bis später…“, meinte sie und legte auf. Zwei Stunden später – und es waren zwei Stunden, in denen man nicht davon hätte sprechen können, dass Mina sich in irgendeiner Form beeilt hätte – kam die Sängerin am vereinbarten Treffpunkt an. Nur Theon stand vor dem Bus. „Die Mina, die ich kannte, wäre nie im Leben zu spät gekommen…“, meinte Theon und sah sie an. Sie erwiderte den Blick, und ohne das sie wusste wieso, antwortete sie ihm: „Der Torsti, den ich kannte, hätte so etwas nie gesagt…“ Leicht erschrocken sah er ihr nach, wie sie an ihm vorbei ging und in den Bus stieg. Im Bus grüßte Mina kurz und verzog sich dann schnellsten in eine Ecke, in der sie weiter schlafen konnte. Natürlich nicht, ohne sich für Worte, die sie ihm entgegen geworfen hatte, zu verfluchen… Sie wusste ja selbst nicht, was in sie gefahren war… Theon stieg mit hängendem Kopf ein und seufzte. „Na du siehst ja glücklich aus… Hat deine Liebste ihre Tage?“, raunte Vivian ihm grinsend zu. Wütend blickte der Sänger ihn an. „Vivi!“ „Entschuldigung… Ich vergaß, habt ihr beide eure Tage?“, der Gitarrist grinste noch eine Spur frecher. „Vivi, das ist nicht lustig!“, Theon schüttelte den Kopf und seufzte schwer. „Ist ja gut… Sorry…“, murmelte der Andere und betrachtete seinen Freund besorgt, „Was ist denn los? Sie wirkte, als sei sie schlecht drauf?“ Der Blondschopf nickte. „Ich war ein extremer Dummkopf, als ich mich gefreut habe, dass ich sie wieder gefunden habe… Wie konnte ich nur denken, dass wir einfach da weiter machen könnten?“ „Ich weiß es nicht“, erwiderte Vivian ehrlich und für Theons Geschmack viel zu sehr teilnahmslos. Sofort bekam der Gitarristen einen erneuten bösen Blick. Beschwichtigend hob er die Hände: „Man, du bist heute aber auch aggressiv… Mensch… Na… Aber ihr Drummer meinte doch, sie hätte verschlafen…“, er musste kurz kichern, „Und wer ist dann nicht schlecht drauf? Ich meine… Denk nur mal an Sammy…“ Sofort fing Vivian sich den nächsten vorwurflosvollen Blick. Theon musste jedoch leicht lächeln. „Ja, das wird es gewesen sein…“, murmelte er leicht abwesen. Sein Gitarrist klopfte ihm auf die Schulter. „Keine Sorge, das wird schon wieder… So sind Frauen nun mal manchmal…“ „Ja, frag Vivi, der hat Ahnung von Frauen!“, kam sofort Sammys Rache. Daraufhin fing sogar Theon an zu kichern. Der Angesprochene jedoch lief rot an und verzog den Mund zu einem Schmollen. Zwei Stunden später hielt der Bus vor dem Hotel. Die Lovex-Crew stieg aus. Mit Ausnahme von Theon. Er blieb im Bus und blickte zu der noch schlafenden Mina. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, sie sah so süß aus, so friedlich… Verträumt setzte er sich neben sie und strich ihr sanft durchs Haar. „Warum ist es nicht so wie früher?“, fragte er flüsternd und schüttelt den Kopf, „Warum können wir nicht da weiter machen, wo wir aufgehört haben? Bin ich jetzt nicht alt genug, um dir sagen zu dürfen, dass ich dich liebe?“ Er schloss die Augen. Minutenlang saß er neben ihr und betrachtete sie beim Schlafen. Die ganze Situation hätte er nutzen können, um über die ganze Lage nach zu denken, doch aus unerfindlichen Gründen, konnte er in ihrer Gegenwart mal wieder keinen klaren Gedanken fassen… Irgendwann wurde er aus seiner Trance geweckt, weil Mina sich aufrichtete. Verschlafen hob sie den Kopf und blinzelt. „Oh man… ich hatte wohl immer noch Schlaf nötig…“, nuschelte sie und bemerkte erst dann, dass Theon neben ihr saß. Erschrocken zuckte sie zusammen und blickte ihn an. „Äh… Morgen?“, meinte sie und wurde leicht rot. Sie wusste selbst nicht, warum sie rot war, warum ihr die ganze Sache unangenehm war, doch diese Tatsache, die sie nicht begreifen konnte, hasste sie. „Morgen…“, er lächelte sanft und nickte. Das Lächeln machte die Sängerin jedoch nur noch nervöser. „Sind wir schon da?“ Er nickte ruhig. „Äh… Gut…“, leicht unsicher stand sie auf. „Darf ich dich was fragen, Mina?“, sagte er und lächelte sie weiter an, wenn gleich es doch leicht nervös wirkte. Leicht ängstlich vor dem, was kommen würde, nickte sie. „Seit wann kannst du so singen?“, fragte der Blondschopf mit freundlichem Lächeln. Innerlich hätte er sich schlagen können, dass er sich nicht traute, die richtige Frage zu stellen. Mina seufzte erleichtert aus, dann entglitten ihr die Gesichtszüge. „Passiert, wenn man keine Freunde haben darf und die Eltern einem seine Hobbys vorschreiben…“, murmelte sie und senkte den Blick. Sie zitterte leicht, dann beeilte sie sich, schnell den Bus zu verlassen. Mit Torsti zusammen zu sein, war für sie ein viel zu merkwürdiges Gefühl, als dass sie es auf lange Zeit, geschweige denn bei einem direkten Gespräch ausgehalten hätte. Als sie draußen stand stiegen ihr die Tränen in die Augen… Neben ihm zu sein fühlte sich gleichzeitig vertraut und gut an, und riss dabei noch Wunden auf, die viel zu schlecht verschlossen waren… Es war schön und schmerzvoll zugleich… Leider war Mina nicht wirklich die Art von Person, die man als masochistisch bezeichnen konnte… Sie seufzte schwer und schluckte die Tränen runter, bevor sie das Hotel betrat. Theon blickte ihr nach. „Ich hab auch nicht geschlafen letzte Nacht…“, flüsterte er und starrte auf die Stelle, wo sie bis eben gestanden hatte, „Und das ist nur deine Schuld…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)