Die Super Nanny in Japan von JinShin ================================================================================ Kapitel 26: Abschied -------------------- Am Abend saß ich noch einmal mit Kaoruko und Hirose zusammen. Wir besprachen ein letztes Mal, wie jetzt der weitere Weg auszusehen hatte. Ich versicherte mich, dass Tatsuomi seine Therapie bekommen würde. Ich riet Hirose eindringlich, selbst auch einen Therapeuten aufzusuchen, was er natürlich vehement von sich wies. Ich sah zu Kaoruko, die zu Boden blickte. Aber sie hörte zu, und vielleicht würde sie mit der Zeit mehr Erfolg damit haben als ich. Zu gern wüsste ich, wie viel sie wusste, aber das sollte ich nicht mehr erfahren. Den Rest des Abends verbrachte ich mit Packen und telefonierte mit meinem Mann, um ihm mitzuteilen, wann ich in Berlin ankommen würde. Ich freute mich riesig auf ihn und meine Kinder, und gleichzeitig war ich traurig. Vor allem Tatsuomi und Nami waren mir ans Herz gewachsen, und Japan war so verdammt weit weg von Deutschland. Es fühlte sich an wie ein Abschied für immer und tat entsprechend weh. Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich mit einem festen Händedruck von Hirose. Wir sahen uns ebenso fest an, und ich wusste, er würde sein Wort halten. Kaoruko und Tatsuomi überreichten mir noch so viele Geschenke für meine Familie, dass ich eine extra Reisetasche dafür benötigte. Kaoruko bedankte sich überschwänglich für meine Hilfe, und Tatsuomi hing an ihrem Kimono und sah ganz traurig aus. Ich streichelte ihm über den Kopf zum Abschied, und eine dicke Träne kullerte über seine Wange. Wir versprachen uns zu schreiben. Nami fuhr mich zum Flughafen. Ich war noch ganz berührt und entsprechend schweigsam während der Fahrt. Auch sie gab sich einsilbig. Dennoch spürte ich die Nähe zwischen uns, die sich in den vergangenen Tagen aufgebaut hatte. Eine Nähe, die nicht viele Worte brauchte. Sie bestand darauf, meine Koffer zu tragen, und kümmerte sich auch um die Formalitäten. Dann war der Augenblick gekommen, Lebewohl zu sagen. Wir standen uns ein wenig unbeholfen gegenüber, inmitten des Flughafengetümmels um uns herum, und fanden noch immer keine Worte. Schließlich ergriff ich die Initiative und nahm sie einfach ganz unjapanisch in den Arm. Sie drückte mich an sich und so verharrten wir eine Weile. Aber die Zeit rückte voran, und ich musste los. Wir lösten uns voneinander, aber hielten uns weiter an den Händen. Jetzt redeten wir gleichzeitig los. Und verstummten wieder. „Kommen Sie gut nach Hause“, sagte Nami leise. „Vielen Dank, dass Sie uns geholfen haben. Wer weiß, was ohne Sie aus Tatsuomi-sama geworden wäre.“ „Ihnen wäre sicherlich noch etwas eingefallen“, sagte ich lächelnd. „Aber ich habe gern geholfen. Danke, dass ich Sie kennen lernen durfte… und danke für Ihre Unterstützung! Ohne Sie hätte ich gar nicht so viel ausrichten können.“ Sie lächelte zurück. Es war ein warmes Lächeln. „Passen Sie gut auf Tatsuomi auf!“ sagte ich. „Das werde ich. Und jetzt müssen Sie los, sonst verpassen Sie Ihren Flug.“ „Ja…“ Wir ließen uns los. „Auf Wiedersehen“, sagte ich auf Deutsch. „Sayonara.“ Sie verneigte sich ein letztes Mal vor mir. Ich nahm meine Tasche und ging. Bevor ich außer Sicht kam, drehte ich mich noch einmal zu ihr um. Da stand sie, unbewegt, wie ich sie verlassen hatte, und sah mir nach. Sie hob die Hand, und ich winkte zurück. Dann wandte ich mich endgültig ab. Deutschland wartete auf mich. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)