Grauer Riese - Stummer Freund von Mika-mo ================================================================================ Kapitel 1: Grauer Riese - Stumer Freund --------------------------------------- Die dröhnende Stille vor der Schlacht schmerzte in meinen Ohren, ein eisiger Hauch strich über mein Gesicht und der Wald vor mir erhob sich zu einer schwarzen, bedrohlichen Front in dieser mondlosen Nacht. Ja, so war es jedes Mal, in jeder Stille vor einem Kampf leerte ich meinen Kopf oder versuchte es, gelingen mochte es mir nie, nie ganz. Auch wenn meine Gedanken an das bevorstehende Gefecht ruhten, so nicht die Erinnerungen an vergangene Schlachten. Anfangs war ich noch voll Euphorie und Zuversicht gewesen, was den Ausgang dieses Krieges betraf. Ja, ich malte mir aus als strahlender Held mit meinen Gefährten heimzukehren. Ich war so dumm ein dummer Träumer. Ich sah meine Kameraden fallen. Ihr Blut färbte das Grün der Wiesen in ein alles überlagerndes Rot. Ein Krieg war niemals Strahlend, nein, er brachte außer Leid, Zerstörung und Tod nur noch mehr Verderben… und Tod. Ich ging auf den Wald vor mir zu, nur schwache Konturen ließen sich durch das fahle Sternenlicht erahnen und so schlich ich behutsam durchs Geäst. Noch immer war nichts zu hören, außer das Laub unter meinen Füßen und das brechen eines Zweiges, wenn ich ihn mit meinen Schritten zerbrach. Ich streifte durch das Unterholz, suchte mir den Wildpfad, der mich zu dem großen Felsen führen würde, der sich über die Bäume erhob. Wie oft war ich diesen Weg in den letzten Monaten schon gegangen? In jeder Nacht vor einem Kampf. Ja, seit Monaten verteidigten wir das kleine Stückchen Boden auf dem wir lagerten, nein wir würden es dem Feind nicht überlassen. Und da erhob er sich, ein grauer Riese, der seit ewigen Zeiten dort stand, hat Kriege gesehen, Dürren, Katastrophen, aber auch friedliche Zeiten. Vielleicht wird er der einzige sein, der am Ende noch da sein wird. Ich kletterte den Felsen, meinen stummen Freund empor, setzte mich an seinen höchsten Punkt. Ich atmete den feuchten, modrigen Duft des Waldes ein. Ob ich Angst hatte? Ja, natürlich hatte ich die. Vor jeder einzelnen Schlacht. Nein, ich war kein unerschrockener Held, aber ich Kämpfte dennoch. Immer dachte ich, es wäre das letzte Mal, dass ich dem Feind gegenübertreten werde. In meinen Gedanken starb ich tausend Tode, lebte aber noch. Sterben wäre einfach gewesen, sich von einem feindlichem Schwert, Pfeil oder einer Axt niederstrecken zu lassen. Warum ich es nicht tat? Aus Angst? Angst vor dem Tod? Zuerst, weil ich als Held heimkehren wollte, dann aus Angst und nun? Hatte ich noch Angst vor dem Tod? Nein, nein nicht mehr. Ich sah dem Tod so oft ins Auge, der Tod wurde für mich alltäglich. Jedes Mal, wenn ich mit meinen Kameraden auszog, rechnete ich damit zu sterben. Und doch gab ich mich nicht hin, nein, das tat ich nicht, es wäre doch so einfach gewesen. Aber wieso nicht? Ich weiß es nicht, ich habe keine Antwort auf diese Frage. Für Wen oder Was kämpfe ich eigentlich? Auch das weiß ich nicht, nicht mehr. Ich tue es einfach, ich kämpfe, weil es das einzige ist, was ich tun kann. Ich weiß, dass ich vor dem Krieg ein anderes Leben geführt habe, aber es kommt mir vor, als wäre es nicht mein Leben gewesen. Als würde das friedliche Leben, die Erinnerung daran einem anderen gehören. Als wäre es nur eine Geschichte, die ich irgendwann, irgendwo einmal gelesen habe. Ich dachte lange über mein Leben nach, wie es war in vergangen Tagen, jetzt und vielleicht sein wird, wenn der Krieg vorbei ist. Dann saß ich einfach nur da und genoss die Nacht, diese wunderbare Neumondnacht. Es dämmerte und ich hörte das Lager erwachen, mein Zuhause seit Monaten. Ich entschloss mich zurück zu gehen, in wenigen Stunden schon würde ich auf dem Schlachtfeld stehen und kämpfen, nicht wissend warum Ich stieg hinunter, drehte mich um und legte eine Hand auf den kalten, rauen Stein. “Mach’s gut mein stummer Freund. Vielleicht sehen wir uns wieder, vielleicht nicht.” Mit diesen Worten ging ich. Die Sonne kletterte grade über den Rand des Felsen, so, dass mein Schatten vor mir herlief und mir war, als hörte ich eine Stimme die sagte: Ich werde hier auf dich warten. Ich drehte mich um, doch dort stand nur der graue Riese. Ja, er würde warten, ewig warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)