Möge sie das Leben lieben von HekaChebiut (Tea x Atemu) ================================================================================ Prolog: -------- Hat das Leben einen Wert? Und wenn ja, wie viel ist dann das meine wert? Lohnt es sich für mich denn überhaupt? Bin ich denn nicht nur Ballast? Doch, ich bin mir sicher! Und deshalb, genau deshalb sterbe ich jeden Tag ein stück. Ich blute, denn es muss so sein. Ich darf nicht sein, war nie gewollt. Ich habe gelitten, geweint, geschrien. Doch niemand hörte mich. Und irgendwann, da jagte ich mir die Klinge ins Fleisch. Ich schrieb mir in die haut und wartete darauf, dass jemand es las. Doch niemand tat es. Sie zeigten nur mit dem Finger auf mich und lachten. Dieser Schmerz übertraf den der Schnitte. Und so schrie ich nur noch innerlich. Schrie mir die Seele aus dem Hals. Ich wurde still und unsichtbar. Ich wollte nicht gesehen werden, ertrug den Spott nicht mehr. Also hörte ich auf zu existieren. Tat nur meine Pflichten und verkroch mich dann wieder. Denn wie konnte man mich treten, wenn niemand mich bemerkte? Und so wurde das Leben schon fast in Ordnung. Doch nun stellt sich mir die Frage auf: Lebe ich denn noch? Kapitel 1: Grausamer Alltag --------------------------- Ich seufzte. Oh nein. Warum muss der Tag gleich mit Mathe beginnen? Augenblicklich verschlechtert sich meine Laune. Angestrengt sah ich zur Tafel, versuchte zu verstehen was der Lehrer an die Tafel kritzelt. Denn Schrift konnte man das, was er da machte, wirklich nicht nennen. Was die Sache nicht gerade erleichterte. Äquivalenzumformung? Habe ich so wie so nie verstanden. Wieder war ein seufzen zu hören. Und schon schließe ich mit dem Thema ab. Ich war noch nie gut in der Schule gewesen. Um genau zu sagen, hatte ich es nie darauf angelegt es zu sein. Verstohlen sehe ich mich in der Klasse um und betrachtete meine Mitschüler. Mein Blick bleibt an einem Mädchen mit langen blonden Haaren hängen. Kelly. Sie ist die beliebteste von allen.Was nicht verwunderlich ist, denn sie ist schlank, groß und hat das Gesicht eines Engels. Und ich kann sie auf den Tod nicht ausstehen! Die Männer laufen ihr hinterher und die Frauen wollen wie sie sein. Sie ist eingebildet, zickig und schrill. Ich finde sie furchtbar nervtötend. Ein wenig Neid keift in meiner Brust, doch ich wage es nicht mir dieses Gefühl ein zu gestehen. meine Augen schweifen weiter durch den Raum. Jeder gehörte irgendwo dazu. Jeder einzelne passt zu jemand anderen. Ob es nun die angesagten sind, die Streber oder die Freaks. Wie meine Oma so schön sagte: Auf jeden Topf passt ein Deckel. Wieder ein seufzten. Ich hasse diesen Spruch! Dann bleibt mein Blick wieder auf jemanden heften. Dylan. Augenblicklich bekomme ich ein warmes kribbeln im Bauch. Und wie so oft, schweife ich auch diesmal mit meinen Gedanken weit davon. Dylan. Eigentlich habe ich für diese ganzen Schönlinge nichts übrig. Sie stolzieren herum wie Pfaue und behandeln andere wie Dreck. Auch wenn ich es nur ungern zugebe, er hat es mir irgendwie angetan. Mit seinem Blonden Haar und den blauen Augen strahlt er richtig und wenn er lächelt ist es, als wenn die Sonne auf geht. „Miss Gardner!“ Augenblicklich schrecke ich aus meinen Tagtraum auf und sehe mich verwirrt um. „Miss Gardner, wenn sie dann ihre Augen von Dylan los reißen und dem Unterricht wieder folgen könnten?“ Und schon bricht die Klasse in schallendes Gelächter aus. Oh nein. Mir schießt das Blut heiß ins Gesicht. Starr blicke ich auf meine verkrampften Hände im Schoß. Bloß nicht aufblicken! Bloß nicht den Spott in ihren Gesichtern sehen! Heiß und kalt läuft es mir über den Rücken. Für mich gibt es nichts schlimmeres, als ausgelacht zu werden. „Die ist in Dylan verknallt!“ „Vergiss es, dich will er eh nicht!“ „Was bildest du dir überhaupt ein?“ „Geh dich lieber wieder ritzen!“ Ich kämpfte mit den Tränen. Oh bitte mach, dass es aufhört! Ich höre aus weiter ferne, wie der Lehrer vergeblich versucht, die Situation zu beruhigen. Vergebens. Erst das klingeln der Schulglocke rettet mich. Ich packe meine Tasche und flüchte aus dem zimmer, mit dem Gelächter im meinem Nacken. Ich steuere geradewegs aufs Mädchen Klo zu und verschwinde in einer der Kabinen. Schwer atmend lasse ich mich an der Wand im Rücken zu Boden gleiten. „Verdammt!“ Und Dylan hat alles mitbekommen. Warum musste ich ihn auch so anstarren? Tea zog den Ärmel ihres Schirts herunter. Voller Hass blickte sie ihren Arm an. Ich habe noch nie wirklich dazu gehört. Aber das war erträglich. Tat nicht so weh. Ich packe meinen Arm, drücke zu, will das es weh tut. Erst seitdem sie das hier gesehen hatten, fingen sie an. Und da begann die Hölle für mich. Warum? Warum gießen sie so gerne noch Öl ins Feuer? Sie haben mit dem Finger auf mich gezeigt, haben gelacht und mich herum geschupst. Und immer wieder fragten sie, warum ich es nicht einmal richtig tun würde? Einmal richtig, damit sie mich nicht mehr ertragen müssten. „Arschlöcher!“ Ich zittere vor Wut. Ich will es wieder tun. Ich muss es! Und dafür hasse ich mich noch mehr. Ich kann es nicht lassen und ich kann es nicht ´richtig´ tun. Ich bin zu schwach! Minuten vergingen und wieder klingelte es. Die Pause war vorbei. Ich warte. Warte so lange bis ich nichts mehr höre und die Geräusche von umher laufenden Teenagern verklungen sind. Mit wackeligen Beinen stehe ich auf und verlasse das Mädchen Klo. Misstrauisch sehe ich mich um, um mich zu vergewissern, dass auch niemand mehr auf dem Gang zu sehen ist. „Gut.“ Langsam schlurfe ich zu meiner Klasse und bleibe vor der Tür stehen. Meine Hand liegt zitternd auf der Klinke. „Ich schaffe das. Es macht mir nichts aus.“ Doch ich schaffe es nicht die Tür zu öffnen. Und wieder muss ich mir eine Niederlage eingestehen. Mit hängenden Schultern verlasse ich leise und unauffällig das Schulgebäude. „Ich habe es schon wieder nicht geschafft.“ Ich sehe nach oben. Der Himmel ist bewölkt, wirkt traurig. Auch dafür fühle ich mich verantwortlich. Ich wühle meinen Mp3 Player raus und lasse mich auf meinem Weg nach Hause von der Musik verzaubern. Es gibt nichts besseres als zu gehen, Musik zu hören und die Gedanken schweifen zu lassen. Mein kleines Stück von Freiheit. In Gedanken wiege ich mich zu der sanften Ballade, die aus den Stöpseln in mein Ohr dringt. In Wirklichkeit starre ich vor mir auf den Boden, mein Körper ist leicht gebeugt. Ich signalisiere: Nicht ansprechen und schon gar nicht anfassen! Und bevor ich mich versehe, stehe ich schon vor dem Plattenbau, dass mein Zu Hause ist. Genauso grau wie der Himmel. Wann habe ich zuletzt einen klaren Himmel gesehen? Ich habe das Gefühl, desto näher ich der Platte komme, desto mehr beugen sich meine Schultern. Als ich in den Flur eintrete, kommt mir der übliche Gestank entgegen. Was die Ursache dafür ist, darüber möchte ich gar nicht erst nachdenken. Menschlichen Abfall in Form von Pennern, gab es hier mehr als genug. Ich hole meinen Schlüssel raus und öffne leise die Tür zu meiner linken. Vorsichtig sehe ich durch den Türspalt ins innere der Wohnung. Niemand da. Jedenfalls nicht auf dem Flur. Ich höre den Fernseher aus dem Wohnzimmer. Fußball. Natürlich, was sonst? Leise schleiche ich weiter. Plötzlich höre ich einen Ruf: „Verdammt, ich habe Hunger. Mach mal ein bisschen hinne!“ Mein Vater. Meine Mutter antwortet gleich darauf. „Beweg doch selbst deinen Arsch!“ Woraufhin nur ein wütendes Schnauben folgt. „mmh.“ Leise setze ich meinen Weg fort und erreiche schließlich die Tür zu meinem Zimmer. Erleichtert atme ich einmal tief durch. Endlich wieder in meinem kleinen Reich. Schnell ziehe ich mir die Schuhe aus, werfe mich aufs Bett und mache meine Schultasche auf. Ich ziehe eine Mappe heraus. Mein größtes Heiligtum. Ich male und schreibe. Das einzige, was ich wirklich kann. Mit einem Feuerzeug mache ich eine Kerze an. Ich liebe den Duft von Blüten. Es ist meine Art mich aus zu drücken. Nur in den Bildern und Versen bin ich, wirklich ich. Ich weiß nicht wie ich es genau beschreiben soll, aber erst auf dem Papier scheine ich eine Persönlichkeit zu bekommen. „Aus dem Leid, entsteht die Wut. Aus der Wut entsteht der Hass. Der Hass erschafft den Tod. Aus dem Tod entstand das Leid.“ Auch wenn diese Persönlichkeit nicht gerade wünschenswert ist, so ist sie doch besser als völlig leer zu sein. Auch wenn es ein schönes Ventil ist, so reicht es doch nicht immer aus. Heute will dieser innere Druck einfach nicht verschwinden. Ich versuche dagegen an zu kämpfen. Ich weiß das es falsch ist. „Nur einmal kurz.“ Ich greife zu meinem Nachttisch und öffne die oberste Schublade. Und schon blitzt sie mich an. Ich versuche immer noch zu widerstehen, stärker als der Drang zu sein. Doch es hilft alles nichts. Ich greife nach der Rasierklinge und setze sie an. Drücke sie in meine Haut. So wie viele male zuvor, schneide ich mir mein eigenes Fleisch auf. Ich lehne mich zurück und lasse es auf mich wirken. Ich spüre, wie mein Blut warm an meiner Haut entlang läuft, spüre das Adrenalin, spüre das brennen, spüre die Erleichterung. Fast schon verträumt verfolge ich die Bahnen meines Blutes. Das Tiefe Rot zieht mich in seinen Bann. Ein kleiner Moment des Friedens erfüllt mich. ------------------------------------------------------------------ So, erstes Kapitel ist drin ^.^ ich hoffe ihr habt euch jetzt nicht abschrecken lassen. Und für alle die eine ENS möchten, wenn es weiter geht, sagt mir einfach bescheid. eure Heka Kapitel 2: Vertraut oder doch eher gewohnt? ------------------------------------------- Krachend fliegt die Tür auf. „Du verdammtes Balg. Was treibst du hier?“ donnert mein Vater. Ich zucke zusammen, versuche mir nichts anmerken zu lassen. „U.. unser Lehrer ist Heute krank.“ So ein Mist! Warum kann ich nicht einfach einen ordentlichen Satz raus bringen? „So so, Krank?“ Ich nicke bestätigend. „Ja, einer der ...Schüler hat ihn...und..“ meine Stimme wird immer dünner. Plötzlich stürmt er auf mich zu, packt mich an meinen Haaren und reißt mich aus meinem Bett. „Aah...“ „Du kleine Lügnerin. Dein Lehrer hat eben hier angerufen und ich durfte mir anhören wie du dich im Unterricht aufführst und dann einfach abhaust!“ „Es tut mir Leid.“ Er schüttelte sie. „Ich kann´s nicht mehr hören. Ich schwöre dir, sobald du Achtzehn bist, fliegst du im hohen Bogen hier raus!“ Ich kann an seiner Stimme hören, wie er sich langsam in Wut schreit. „Dann haben wir endlich eine Last weniger. Ich weiß auch nicht, warum der Herr uns mit einem Balg wie dir bestrafen musste!“ Ein letztes mal reißt er an meinem Haar und wirft mich dann zu Boden. Dreck wie ich bin. Schützend lege ich meine Arme um meinen Kopf. Verdammt, tut das weh. Ich rühre mich nicht mehr, will ihn nicht noch wütender machen. Ich liege einfach hier, unterwürfig, hoffe das er mich irgendwie übersieht und vergisst. Dumm, ja ich weiß. Aus Richtung der Tür höre ich die Stimme meiner Mutter. Sie würdigt mich nicht eines Blickes. Ich weiß, dass sie mit meinem Vater einer Meinung ist. „Du hast nicht aufgepasst. Du hast schon wieder deine Zigarette fallen lassen und ein Loch in den Teppich gebrannt. Davon wird er auch nicht schöner!“ Genervt wendet mein Vater sich meiner Mutter zu. „Mein Gott, dass hier ist so wie so die reinste Bruchbude. Als wenn es jetzt noch auf so ne Kleinigkeit ankommen würde.“ „Und nur wegen solcher Kleinigkeiten, sieht es ja so beschissen aus!“ „Ach.“ Vater scheint mich vergessen zu haben. Ohne sich um zu drehen, verlässt er mein Zimmer. Mir ist völlig klar, dass es ihn nicht kümmert, ob ich die Schule bestehe. Er nutzt jede Gelegenheit, um mir klar zu machen, dass ich hier nicht erwünscht bin. Das kenne ich schon. Damit bin ich aufgewachsen. Langsam versuche ich auf zu stehen. Alles dreht sich. Ich halte meinen schmerzenden Kopf und schlurfe zur Tür. Sie steht noch immer offen. Gerade als ich sie schließen will, höre ich die Stimme meines großen Bruders. Anscheinend ist er gerade nach Hause gekommen. Die Stimmen meiner Eltern nehmen augenblicklich einen anderen Klang an. Fröhlich begrüßen sie ihn, fragen ihn, wie sein Tag war. Er ist auch ein Schulschwänzer und der Alptraum aller Lehrer. Wir gehen auf die selbe Schule, da bekommt man so was unweigerlich mit. Der Ton, wie sie mit ihm sprechen. Das alles tut mehr weh, als ihr Geschrei mir gegenüber. Geknickt schließe ich die Tür. Es war albern nach Jahren, noch immer so verbissen darüber nach zu denken. Immer wieder die selbe Frage zu stellen: Warum? Ich lache schon fast selbst über mich. Ich kann meinen Kopf nun mal leider nicht einfach abstellen. Ich will zurück zu meinem Bett gehen, doch etwas hält mich auf. Im Augenwinkel sehe ich ein Mädchen. Ich kenne sie. Schon tausend mal gesehen. Es ist mein eigenes Spiegelbild. Ich sehe genauer hin. Mustere sie. Sie sieht erbärmlich aus. Klein, verschreckt. Sie scheint auf der Stirn ein „Bitte treten“ Schild tätowiert zu haben. Sie hat blaue Augen, braunes Schulter langes Haar und ein ansehnliches Gesicht. Eigentlich nicht hässlich. Das kann nicht einmal ich behaupten. Doch irgendwie Tot. Einer Puppe ähnlich. Ich berühre mein Gesicht. Das Mädchen im Spiegel tut es mir gleich. Ich seufze. „Ich Trottel.“ Schön zu sein ist eine Sache, aber zu strahlen? Ich kann es drehen und wenden wie ich will. An Kelly komme ich niemals ran. „Genau so wenig, wie an Dylan.“ Ich entschließe mich dann doch, den Weg zu meinem Bett fort zu setzen und verkrieche mich so gleich auch unter meiner Decke. Meine Mappe darf natürlich nicht fehlen. Ich blättere langsam hindurch, betrachte die Zeichnungen und versuche mich durch meine eigenen Werke inspirieren zu lassen. Bei einem Bild fällt mir besonders der Himmel ins Auge. Das schwarz der Kohle lässt das weiß des Papiers strahlen. Meine Augen bleiben an einem kleinen Stern hängen. „Siehst du den Mond am Himmelszelt, wo sich ein neuer Stern erhellt? Der Stern, der dich liebt und über dich wacht, hat ein Lächeln in dein Gesicht gebracht. Er wandert mit dir, Tag und Nacht. Er rätselt mit dir, Nacht für Nacht. Bist du im Traum erwacht?“ Der Stift in meiner Hand tanzt förmlich über das Papier. Mir geht einfach das Herz beim schreiben auf. „Tea, komm essen.“ Ich schrecke aus meinen Gedanken auf. Meine Mutter hatte aus der Küche gerufen. Ein Kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon nach Sieben ist. „Wie lange habe ich denn hier gesessen?“ Es geschieht öfters, dass ich alles um mich herum vergesse. Besonders wenn ich am schreiben oder Zeichnen bin. Mit brennenden Augen, stecke ich meine Mappe zurück in meine Tasche und gehe in die Küche. Ein Duft gemischt aus Essen und Zigarettenqualm empfängt mich. Eigentlich sehr vertraut. Oder sagen wir eher gewohnt. Ich setze mich zu meiner Familie an den Tisch. Niemand schenkt mir Aufmerksamkeit. Was mir auch ganz recht ist. Lustlos stochere ich in meinem Essen herum. Aus dem Augenwinkel betrachte ich meine Mutter. Sie wirkt älter als sie in Wirklichkeit ist. In der einen Hand hält sie eine Gabel, in der anderen eine Kippe. Ich kann mich nur an wenige Momente erinnern, in der sie keine in der Hand hält. Was ihr aussehen erklären würde. Ihre ganze Aufmerksamkeit ist Daniel, meinem Bruder gewidmet. Halb bekomme ich mit, wie er über seine idiotischen Mitschüler herzieht. Das idiotisch kommt übrigens nicht von mir. „Aber wenigstens sind die so schlau und fliegen beim Schule schwänzen nicht auf.“ Sein sarkastischer Ton holt mich automatisch zurück in die Realität. Es ist wie ein Warnsignal für mich. Ich sehe auf und erkenne, dass alle Blicke auf mich gerichtet sind. Ein widerliches Lächeln ziert das Gesicht meines Bruders. Die wütenden Blicke meiner Eltern treffen mich. „Ich erinnere mich, dass wir dieses Thema noch nicht beendet haben.“ Wie ich es hasse, wenn mein Vater am Anfang so ruhig ist. „Was ist denn nun schon wieder passiert?“ Meine Mutter klingt auch nicht besser. „Deine Tochter hat sich erst unmöglich in der Schule aufgeführt und dann auch noch geschwänzt.“ In völliger Empörung wirft meine Mutter die Gabel hin. Die Zigarette bleibt wo sie ist. „Es darf nicht wahr sein!“ Außer sich wirft sie ihre Arme in die Luft. Nun weiß ich, ist die Lage nicht mehr zu beruhigen. „Du glaubst wohl, du kannst dich hier aufführen, wie es dir gerade in den Kram passt.“ „Es ist nicht so wie der Lehrer gesagt hat.“ versuche ich mich zu retten. „Ach, nun sind die Lehrer auf einmal alles Lügner?“ spottet mein Vater. „Nein, ich..“ Ich muss versuchen ruhig zu bleiben. Ich darf mich nicht verhaspeln. „..es ist nur etwas anders.“ Innerlich habe ich schon längst aufgegeben. Um so mehr ich versuche mich zu verteidigen, desto härtere Geschütze fahren sie auf. Also senke ich meinen Kopf und verschließe mich vor der Welt. Nur aus weiter Ferne höre ich die anklagende Stimme meiner Mutter. Nicke ab und zu reumütig. Erst als sie ein „Verschwinde“ brüllt, erwache ich und flüchte mit leeren Magen in mein Zimmer. Erst als ich meine Tür hinter mir schließe, atme ich tief durch. „Nicht schlimm, kenne ich schon.“ ja, es ist nicht schlimm. Ich habe das Schon tausend mal erlebt. Routiniert gehe ich zu meinen Bett und taste mit meiner Hand darunter. „Wo ist es denn?“ Nach einigen suchen finde ich schließlich eine Tüte Chips. Hier gilt es, etwas essbares besser zu verstecken, als eine Rasierklinge. So ist das nun mal. Mit knurrenden Magen reiße ich die Tüte auf und mache mich so schnell wie möglich darüber her. Nervös blicke ich immer wieder zur Tür. Ein Schlüssel wäre ein echter Segen. Immer wieder verschlucke ich mich. Aber das ist egal. Das Zeug muss runter. Als die Tüte schließlich leer ist, verstecke ich den Müll wieder unter meinem Bett. Ich streiche über meinen Bauch und versuche meinen Magen zu beruhigen. „Oh man. Ich hasse solche Aktionen.“ Doch nun ist die ganze Anspannung in mir verschwunden. Heute muss ich nichts mehr tun. Nichts wird von mir verlangt, niemand will mich noch sehen. Plötzlich sehr müde geworden, klettere ich auf mein Bett und verkrieche mich unter meiner Decke. Eigentlich ist es zu früh zum schlafen. Doch wofür noch auf bleiben? Müde schließe ich meine Augen und gleite in einen Traumlosen Schlaf. Verschlafen drehe ich mich von einer Seite zur anderen. Wo kommt nur dieses furchtbare Geräusch her? Ich versuche es zu ignorieren und wieder in meinen schönen Traumlosen Schlaf zu versinken. Vergebens. Dieses furchtbare piepen hört einfach nicht auf! Langsam komme ich unter meiner Decke hervor gekrochen. Und nun wird mir so einiges klar. Morgens, grausames piepen. „Mein Wecker.“ Halb blind versuche ich ihn zu erreichen, um ihn aus zu schalten. Nur knapp verfehle ich den Knopf. Stattdessen werfe ich ihn aus versehen auf den Boden. Still und stumm bleibt er liegen. Ich zucke mit den Schultern. „Was soll´s. Hauptsache still.“ murmle ich. Zufrieden verkrieche ich mich wieder unter meiner Decke und döse weiter. Bis mir ein Gedanke durch den Kopf schießt. „Verdammt, Schule!“ Ich schleudere die Decke von mir und springe vom Bett. Ich darf nicht zu spät kommen. Noch so einen Anruf von der Schule kann ich wirklich nicht gebrauchen. Während ich ins Bad renne, schnappe ich mir unterwegs meine Klamotten und ziehe sie im sprung an. Nur mit einer notdürftigen Katzenwäsche, inklusive Zähne putzen, verlasse ich im Eiltempo das Haus. „Oh man.“ Ich bin noch nie ein besonders sportlicher Mensch gewesen. Ich jage durch die Straßen. Die Menschen, die mich verwundert anstarren, ignoriere ich einfach. Langsam bereitet mir das atmen Probleme. Ein stechender Schmerz zuckt durch meine Lungen. Ich heiße dieses Gefühl schon fast willkommen. Schmerz ist Schmerz. Egal auf welche weise. Aus der Ferne erkenne ich bereits das Schulgebäude. Doch etwas lässt mich stutzen. Ich werde langsamer, gehe schließlich nur noch. Ich sehe meine gesamte Klasse vor dem Tor des Schulgeländes stehen. Direkt daneben ein wartender Bus. Langsam schließe ich zur Klasse auf. Fragend blicke ich mich um. „Na endlich. Ich dachte schon sie würden überhaupt nicht mehr kommen, Miss Gardner.“ Ich wende ich mich der Stimme zu, die mich angesprochen hat. Mein Lehrer. Na toll. „Was ist denn hier los?“ Ich hoffe nur, dass er mich nicht auf Gestern anspricht. „Da sie es ja Gestern so eilig hatten,“ Mist! „haben sie wohl unsere Pläne für den heutigen Tag nicht mehr mitbekommen.“ Ich versuche nicht auf meine Füße zu starren und meinem Lehrer ins Gesicht zu sehen. „Pläne?“ Desinteressiert beantwortet er mir meine Frage. „Seit kurzen befindet sich eine Ägyptische Ausstellung in unseren Museum. Und bevor sie in der nächsten Stadt ausgestellt wird, dachte ich mir, sollten wir diese Chance nutzen.“ „Aha.“ Mehr will mir dazu einfach nicht einfallen. Geschichte. Hatte ich noch nie wirklich Interesse dran gehabt. Ich bemerke, wie sich die Tür des Busses öffnet. Unauffällig wusel ich mich durch die Menge. Von einigen Seiten höre ich Getuschel. Ich habe natürlich damit gerechnet und trotzdem kann ich die Röte in meinem Gesicht nicht unterdrücken. Ganz ruhig. Wir werden nur ein wenig herum geführt. Es wir ein wenig was erzählt und erklärt. Dabei kann ich mich wunderbar in die letzte Reihe verkriechen. Ist doch alles in Ordnung. Plötzlich legt jemand seine Hand auf meine Schulter. Verwundert drehe ich mich zu der Person um und erstarre. Dylan! „So so.“ sagt er bitter süß. „Du bist also in mich verknallt?“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Mir wird auf einmal unglaublich heiß. Das Blut schießt mir mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit ins Gesicht und ich ähnle einer reifen Tomate. Völlig verdattert starre ich in sein Freundlich lächelndes Gesicht. Ich bin absolut nicht in der Lage auch nur einen vernünftig klingenden Satz zu Stande zu bringen. Ich höre so etwas wie Gebrabbel. Oh bitte sagt mir, das dass gerade nicht von mir stammte. Dylan fängt nur an zu lachen und nimmt seine Hand von meiner Schulter. Der Rest der Klasse stimmt in sein Lachen mit ein. Und plötzlich verstehe ich, was diese Aktion bezwecken sollte. Wortlos flüchte ich aus dem Kreis, den man um mich gebildet hat. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Ich steige in den Bus, setze mich irgendwo hin und krame meinen Mp3 Player raus. Ich merke nicht einmal, wie der Bus los fährt. Die ersten Paar Minuten lasse ich nicht einmal zu, dass ich überhaupt etwas denke. Das einzige was ich spüre, ist die kalte Fensterscheibe an meiner Schläfe. „Until the Day I die.“ dröhnt es aus den Kopfhörern. Dieser Satz holt mich irgendwie zurück. Bis zu dem Tag, an dem ich sterbe. Ich weiß nicht. Aber dieser Satz berührt mich. Gegen meinen Willen taucht Dylan´s Gesicht vor meinem inneren Auge auf. Es ist der Moment von eben. Ungewollt, aber automatisch fange ich an, Künstlerin wie ich bin, sein Gesicht genauer zu studieren. Ich sehe sein warmes Lächeln vor mir. Doch wenn ich genau darüber nachdenke... War es wirklich warm? Nein, es war falsch! Es war hinterlistig! Und da trifft mich der Schlag. Ich habe mich von seinem schönen Gesicht blenden lassen. Einfach so, ohne das er es darauf angelegt hat. Ich komme mir im Moment unendlich dumm vor. In Gedanken schlage ich meine Hände vor´s Gesicht. Ich schäme mich so. Scheiße! Kapitel 3: Das Tor zu Raum und Zeit ----------------------------------- Der Bus kommt vor dem Museum zum Stillstand. Geduldig warte ich, bis der letzte ausgestiegen ist, bevor ich den Bus verlasse. Zum Glück hat gerade niemand zeit, um sich mit mir zu befassen. Unser Lehrer ist dabei uns Arbeitsblätter zu geben und diese auch gleich zu erklären. Ich ahne schon, was da auf uns zukommt. „Auf den Blättern findet ihr Fragen rund um das Thema Ägypten. Die benötigten Antworten findet ihr überall im Museum verteilt.“ Innerlich rolle ich mit den Augen. Ich habe es gewusst! „Zum Beispiel Frage Nummer 26: Aus welcher Dynastie stammt die Büste der Nofretete? Ihr werdet diese Büste suchen.Zu jedem Gegenstand steht eine kurze Erklärung, wo auch die Antworten drin enthalten sind.“ Ein allgemeines stöhnen ist zu hören. „Und damit ihr auch richtig motiviert seit, werden eure Ergebnisse in eure Geschichtsnote mit einfließen.“ Ein noch gequälteres Stöhnen folgt auf das Erste. Daraufhin betreten wir das Museum und sogleich verschwinden alle in kleinen Grüppchen. Nur ich nicht. Ist mir recht so. Ich kann jetzt so wie so niemanden um mich herum vertragen. Kurz überfliege ich das Aufgabenblatt. „Abu Simbel? Ramses der II? Nielpferdgöttin?“ Ich schüttel den Kopf. „Nicht mit mir.“ Gleichgültig zerdrücke ich das Blatt zu einem Ball und werfe ihn zu dem nächst gelegenen Mülleimer. „Fertig.“ Nachdem dieses Problem gelöst ist, sehe ich mich um. Ich zucke die Schultern. Nachdem ich schon mal hier bin, kann ich mich auch gleich umsehen. Lustlos schreite ich durch die Gänge. Sehe mir Uscheptis, Totenmasken, Kartuschen und andere Relikte an. Ich muss zugeben, dass die Ägypter ganze Arbeit in ihrer Kunst geleistet haben. Ich bleibe vor einer Krone stehen. Sie gehörte einer Königin. Sehr feminin gearbeitet. Mit bunten Glas verziert. Eine Schlange windet sich elegant vom Hinterkopf bis hin zur Stirn. Langsam aber sicher finde ich gefallen an dieser grazilen Arbeit. Es juckt mich in den Fingern und nur einen Moment später zücke ich meine Mappe und einen Stift. Ich fange mit einer groben Vorzeichnung an. Die ungefähren Umrisse der Schlange, den Ring, der den Hauptteil der Krone ausmacht. Man muss sich den Ring ungefähr wie eine normale Krone vorstellen. Dazu kommt die Schlange, die sich Henkel förmig vom hinteren Teil des Kopfes bis zur Stirn schlängelt. Am Ring an sich sind noch weitere Perlen befestigt, die unten auf der Stirn oder dem Haar zu liegen kommen. Nun beginne ich ich mit den Details. Innerlich fluche ich, da ich keine bunten Farben dabei habe. Eine echte Schande. Das bunte Glas ist so intensiv in seiner Farbe. Meine Finger fliegen förmlich über das Papier, lassen kein Detail ungezeichnet. Besonders die Kobra hat es mir angetan. Mit ihren Diamant Augen, die das Licht einfangen, wirkt sie beinahe echt. Hoheitsvoll hebt sie ihren Kopf, stolz wie sie ist. „Wahnsinn.“ Mit meinen Fingern wische ich über das Papier, lasse es Plastisch wirken. Als ich endlich fertig bin, hole ich geistesabwesend mein Haarspray raus. Im Moment ist mir völlig entglitten, wo ich mich gerade befinde. Fein säuberlich sprühe ich meine Zeichnung ein, damit sie nicht verwischen kann. Ich bin fast schon ein wenig Stolz auf mich. Nicht nur das die Krone Plastisch wirkt, sie scheint schon fast echt zu sein. Glücklich hüpft mein Herz. Erst zu spät merke ich, wie weit ich von der Realität entfernt bin. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Person stehen. Wie lange sie schon dort steht? Ich weiß es nicht. Etwas erschrocken, drehe ich mich zu ihr um. Verdammt ist mir das peinlich. „Ich, ähm..“ Sie hebt beschwichtigend die Hand. „Ist schon gut.“ Ihr Lächeln wirkt warm und freundlich. Ihre Stimme ist dunkel und seidig. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll aber irgendwie fühle ich mich... zu ihr hingezogen. Sie strahlt so etwas warmes und geborgenes aus. Ich beginne automatisch sie zu mustern. Ihr Haar ist lang und schwarz. So schwarz wie ihre Augen, so tief, so klar. Ich frage mich wie alt sie ist. Es ist einfach nicht zu erkennen. Eine alterlose Schönheit. Mehr fällt mir zu ihr einfach nicht ein. Plötzlich fällt mir auf, dass ich sie stumm anstarre. Und erneut laufe ich rot an. Das kann aber auch nur mir passieren. Hilflos fasse ich mir an den Kopf und plappere mal wieder vor mich hin. „Es äh, tut mir Leid. Ich wollte nicht...“ Oh, warum in Gottes Namen, schaffe ich es nicht einfach einen normalen Satz zu Stande zu bringen? Doch die Frau lächelt nur sanft. „Mach dir keine Sorgen. Es ist doch nichts passiert.“ Und wieder bin ich von ihrer sanften dunklen Stimme fasziniert. „Wie ich sehe, interessierst du dich für Ägyptische Kunst?“ Eine Frage? Nein. Eher eine Feststellung! „Naja, gewisser maßen.“ Es würde ein wenig seltsam klingen, wenn ich ihr erzählen würde, dass ich die Ägyptische Kunst gerade in diesem Augenblick für mich entdeckt habe. Also belasse ich es dabei. „Es gibt da noch ein besonders schönes Artefakt. Wenn du möchtest, würde ich es dir gerne zeigen.“ „Was? Mir?“ Ich bin ein wenig erschrocken. „Ja, natürlich. Oder sind hier gerade noch mehr Leute, die ich fragen könnte?“ Ich merke sofort, dass sie nicht die Absicht hat, mich mit dieser frage zu verletzten. Oder sagen wir eher mich dumm da stehen zu lassen. Auch wenn man es nicht glaubt. Das ist ein wichtiger unterschied. Trotzdem muss ich den Drang unterdrücken, mich nach anderen Personen um zu sehen. Sie dreht sich um und geht los. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr nun folgen soll. Doch als ich es nicht tue, dreht sie sich um und lächelt mir aufmunternd zu. Ohne eine bewusste Entscheidung zu treffen, laufe ich ihr hinterher. Sie wartet so lange, bis ich sie eingeholt habe. Zusammen gehen wir durch die vielen Gänge. Ich habe den Eindruck, dass sie sich hier gut auskennt. „Darf ich sie etwas fragen?“ „Frag mich, was du möchtest.“ Oh, ich könnte ihr stundenlang zu hören. „Arbeiten sie hier im Museum?“ „Gewisser maßen. Ich bin für speziell diese Ausstellung verantwortlich. Ich begleite sie durch alle Länder.“ Wir bleiben vor einer Tür stehen. Sie ist groß und sieht nicht gerade aus, als könnte man leicht in sie einbrechen. Was sich wohl dahinter befindet? Die Frau holt einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche und schließt die Gewaltige Tür auf. „Das dahinter gehört wohl nicht mehr zur normalen Ausstellung. Darf ich da überhaupt rein?“ Nachsichtig sieht sie über meine Dumme frage weg. „Natürlich. Mit meiner Erlaubnis.“ Sie lässt mir den Vortritt. Neugierig schaue ich hinein. Eine Treppe führt nach unten. Ich sehe noch einmal hinter mich, um sicher zu gehen, ob das auch wirklich in Ordnung ist. Ein Nicken gibt mir die Bestätigung. Und so gehe ich los. Ich weiß nicht aber irgendwas ist seltsam an der ganzen Sache. Hinter mir höre ich die Schritte der Frau. Ich weiß noch nicht einmal ihren Namen. Genauso wenig wie sie meinen. Und trotzdem lässt sie mich zu diesem verschlossenen was-auch-immer. Als die Treppe endet stehen wir im Dunkeln. Ich bin auf einmal völlig aufgeregt. Ich weiß nicht so recht warum. Aber mein Herz rast, als wüsste es, dass gleich etwas großes geschehen würde. Mit einem mal geht das Licht an. Mir bleibt die Luft weg. „Was ist das?“ Ich stehe vor einer gewaltigen Steintafel. Ich habe mich noch nie für Ägypten interessiert und trotzdem weiß ich, dass diese anders als alle anderen ist. Die Frau stellt sich zu mir. „Das hier, so sagten die alten Ägypter, ist das Tor zu Zeit und Raum.“ „Zeit und Raum?“ Ich habe mit einem mal das Gefühl in einer Scince-fiction Geschichte gelandet zu sein. Sofort finde ich die ganze Sache albern und überdreht. Und trotzdem kann ich die Augen nicht davon lösen. Ich schätze die Tafel auf circa Vier bis Fünft Quadrat Meter. Überall am Rand sind Figuren in den Stein gehauen worden. Und das ist das seltsame daran. Ich erinnere mich an Bilder die ich in Büchern gesehen habe. Alle Menschen waren akkurat nebeneinander. Nichts wirkte zufällig. Oft hatten sie sogar die selben Positionen. Nur hier sind sie anders. Es sieht nichts gestellt aus. Zwar blicken alle Figuren zur Mitte des Steins, also ins innere, aber trotzdem sind sie in ihrer Haltung alle anders. Als wenn sie plötzlich photographiert worden wären. Alle haben ehrfurchtsvoll ihre Arme in die Mitte gestreckt. Was auch auffällig ist, ist dass die Figuren farblich gestaltet sind. Sehr aufwendig und schön. Nur das innere scheint ausgelassen zu sein. Der orangene Stein ist einfach nur glatt. Absicht? „Man erzählt, dass dieses Tor von Thot dem Gott der Zeit, höchst persönlich erbaut wurde. Die Gestalten rund herum, sind die Götter Ägyptens. Thot bat sie, ihm dabei zu helfen, das Tor fertig zu stellen.“ „Und wie sollten sie das machen?“ Auch wenn es Schwachsinn ist, ich will es wissen. Nein, ich muss es wissen! Warum weiß ich selbst nicht. „Die Götter hauchten dem Tor magisches Leben ein.“ Verdutzt sehe ich sie an. „Es lebt?“ Ein sanftes Lachen erklingt. „Nicht so wie du meinst. Magisches Leben bedeutet, dass es nicht einfach nur ein toter Gegenstand ist. Es ist nun in der Lage zu tun, wofür es bestimmt ist.“ Wieder sehe ich das Tor an. „Also könnte man dem Glauben nach, damit einfach durch die Zeit reisen?“ Meine Stimme klingt viel zu aufgeregt. Ich glaube an keine Magie oder so was wie den Weihnachtsmann. „Ganz so einfach ist es nicht. Dazu müssen zwei Kriterien erfüllt sein.“ Innerlich stöhne ich auf. Alles hat seinen Haken. Und ein weiteres Stöhnen folgt. Haken? Langsam aber sicher fange ich an zu spinnen. „Sinn und zeit müssen stimmen.“ erzählt sie weiter. „Das hört sich aber komisch an. Normalerweise müssen dafür doch irgendwelche Jungfrauen oder so geopfert werden. Oder irgendwas in der Art.“ Die Frau lacht. „Für das Fernsehen mag das stimmen. Doch die wahre Magie kann auf solches Spektakel verzichten.“ „Also glauben sie daran?“ Ich und meine große klappe. Ihr Blick wandert vom Tor zu mir. „Das muss jeder für sich selbst heraus finden.“ Ich weiß einfach nicht was ich darauf antworten soll. Ich habe mich nie mit solchen Dingen beschäftigt. „Vielleicht solltest du jetzt lieber gehen. Sonst fährt deine Klasse noch ohne dich los.“ Erschrocken horche ich auf. Ob sie wirklich gerade los fahren weiß ich nicht. Aber hier zurückgelassen werden, möchte ich auch nicht. „Danke, dass sie mir das hier gezeigt haben.“ Was soll man sonst noch sagen? „Auf wiedersehen.“ Damit drehe ich mich um und verschwinde die Treppe hinauf. „Bis bald, Tea.“ Oben angekommen begebe ich mich auf der Stelle zum Ausgang. Und Tatsächlich. In diesem Moment steigen meine Mitschüler in den Bus ein. Schnell beeile ich mich und laufe meinem Lehrer beinahe in die Arme. „Wie mir scheint, verschlafen sie sogar wenn sie wach sind, Miss Gardner.“ Das hört wohl nie auf. „Es tut mir Leid.“ murmel ich halbherzig. Abwartend schaut mein Lehrer mich an. Er scheint auf etwas zu warten aber was? Ach so... „Den Zettel habe ich verloren.“ Seufzend gibt mein Lehrer auf. „Wäre auch zu schön gewesen, um war zu sein. Gut, steig ein“ Innerlich tröste ich mich. Hätte schlimmer kommen können. „Sinn und Zeit.“ Ich liege hier in meinem Bett. Die Klinge auf meinem Nachttisch, noch immer feucht. „Sinn und Zeit.“ Ich kann nicht schlafen. Es lässt mich nicht los. Das ritzen hilft mir los zu lassen, zu vergessen. Doch diesmal funktioniert es nicht. Ich setzte mich auf. Mir geht diese Steintafel einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe das Gefühl, als würde es nach mir rufen. In meinen Beinen fängt es an zu kribbeln. Ich will los laufen. Alles in mir schreit danach. Energisch werfe ich mich zurück in die Kissen. „Jetzt reicht es aber!“ Ich werde wohl noch verrückt. Müde von meinen eigenen Gedanken, blicke ich aus dem Fenster. Voll und rund erhebt sich der Mond über dem Land. „Was ist zeit?“ Was war die Zeit für Ägypter? Sie hatten keine Uhr. „Der Mond?“ Wieder setze ich mich auf. Mein Gesicht dem Himmel zugewandt. „Natürlich. Der Mond ist die älteste Uhr der Welt.“ Wieder rast mein Herz. „Und da haben wir den Beweis. Nun bin ich offiziell durchgedreht!“ Ich lege mich hin, ziehe die Decke über meinen Kopf und zwinge mich, ein zu schlafen. Minuten vergehen. Mir brennen die Augen. Unruhig wälze ich mich von der einen Seite zur anderen. „Verdammt!“ Ich springe auf und beginne mich an zu ziehen. „Es darf nicht wahr sein.“ murmel ich, als ich mir mein T-shirt über den Kopf ziehe. Als nächstes folgen Jeans und Turnschuhe. Zusammen mit meiner Tasche verlasse ich mein Zimmer. Leise sehe ich mich um. Alles still. Die Uhr im Flur verrät mir, dass es bereits drei Uhr morgens ist. Langsam schleiche ich weiter. Kalter Zigarettenqualm liegt in der Luft. Schließlich erreiche ich die Tür. Noch einmal sehe ich mich um. Ein wehmütiges Gefühl macht sich in mir breit. Ich weiß noch nicht einmal warum. Doch ich ignoriere es. Es treibt mich weiter. Ich verlasse das Haus und wie zuvor beginne ich zu laufen. Immer schneller. Ich muss es tun. Es ruft mich. Ich spüre wie das Adrenalin durch meine Venen schießt. Die feuchte kühle Nachtluft trifft auf meine erhitzte Haut. Sinn und Zeit. Was ist der Sinn? Nach einer halben Ewigkeit treffe ich endlich vor dem Museum ein. Es ist geschlossen. Natürlich. Und wieder frage ich mich, was das soll. Warum bin ich hier? Mitten in der Nacht. „Ich bin doch ein Idiot! Als wenn sie die Tür extra für meinen kleinen Mitternacht´s Wahnsinn aufschließen würden.“ Erschöpft, müde und von mir selbst enttäuscht, lehne ich mich gegen die gläsernen Türen. Doch als ich mich dagegen lehne, gibt die Tür plötzlich nach. Erschrocken zucke ich zurück. „Habe ich mir das gerade nur eingebildet?“ Noch einmal drücke ich mich mit meinem Gewicht dagegen. Ich will ja keine Fingerabdrücke hinterlassen. Und tatsächlich. Sie geht auf! Erstaunt trete ich in die große dunkle Halle ein und sehe mich um. Geistesgegenwärtig krame ich schnell meine Käppi aus der Tasche und setzte sie auf. Ich hoffe nur, dass mich noch keine Kamera gefilmt hat. Leise wie ein Mäuschen, schleiche ich mich durch die Gänge. Die Frage, warum die Türen nicht verschlossen sind, dränge ich erst einmal in den Hintergrund. Auch wenn es seltsam ist, so ist doch diese ganze Aktion der reinste Wahnsinn! Nach kurzer Zeit erreiche ich auch die Tür zum Untergeschoss. Ich zögere einen Moment. „Ob sie wohl...?“ Und auch sie ist nicht verschlossen. Ich werde immer stutziger. Ich weiß ganz genau, dass die Frau von Heute morgen diese Tür aufgeschlossen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das einfach mal vergessen hat. So wie alle anderen Türen! Auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass hier etwas falsch läuft, ich kann mich nicht bremsen. Wieder kribbelt es in meinen Beinen und gegen meinen Willen, gehe ich die Treppe hinunter. Ich werde schneller, laufe fast! Erst als ich am Fuß der Treppe an komme, bekomme ich die Kontrolle über meine Beine zurück. Es ist dunkel. Kein Licht brennt und es widerstrebt mir, welches an zu machen. Blind gehe ich weiter. Ich muss mich nicht vor tasten. Ich weiß genau wo sich das Tor befindet, spüre es beinahe. Es ruft nach mir. Meine eigenen Schritte hallen lautstark in dieser Stille wieder. Ich empfinde es beinahe als Ohrenbetäubend. Schlagartig bleibe ich stehen. Ich stehe genau davor, ich weiß es! Nun kribbelt mein gesamter Körper. Die feinen Häärchen in meinem Nacken stellen sich auf, meine Hände sind Schweiß nass. Was passiert nun? Irgendetwas muss passieren, ich spüre es. Ich fühle mich wie in Trance. Ich weiß, dass ich so etwas niemals tun würde. Ich glaube an das was bewiesen werden kann. Und doch... „Du hast mich gerufen. Hier bin ich!“ Helles Licht flutet den Raum. Die farbigen Figuren des Tor´s beginnen zu leuchten. „Aah..“ Erschrocken weiche ich zurück. Doch ich kann nicht fliehen. Ich werde festgehalten. Einige der Figuren hatten sich von der Steintafel gelöst und nach meinen Armen gegriffen. „Bitte nicht,,, loslassen... bitte..“ So sehr ich auch zerre, die Steinfiguren ermüden nicht und ziehen mich immer näher an sich heran. „Hilfeeeee!“ Nun verändert sich auch der Sand Farbende Stein in der Mitte, der am Anfang so aussah, als hätte man diesen Teil vergessen. Nun löst sich der Stein auf, verschwindet und weicht dem Licht. Gleißendes warmes Licht umfängt mich. Viele steinerne Hände umfassen mich und führen mich in dieses Licht, dieses Tor. Aus weiter ferne höre ich eine schöne dunkle Stimme. „Nun stimmen Zeit und Sinn. Gehe deinen Weg und werde stark. Die Götter werden dich begleiten, Tea.“ Und in dem Moment in dem ich in das Licht trete, glaube ich zu sterben! Kapitel 4: Nicht mehr wert als das Vieh? ---------------------------------------- „Hmpf.. oh mein Schädel. Was ist denn nur passiert?“ In meinem Kopf hämmert es. Langsam öffne ich meine Augen. Verschwommen nehme ich die Welt um mich herum wahr. Schon vorher ist mir klar, dass ich nicht in meinem Zimmer bin. Aber wo zum Teufel bin ich? Als sich mein Blick endlich schärft, setze ich mich auf und sehe mich um. Doch der Anblick will mir gar nicht gefallen. „Heilige Scheiße!“ Erschrocken stehe ich auf und beginne mich um mich selbst zu drehen. „Das darf nicht wahr sein! Bin ich wirklich in der Zeit zurück gereist?“ Ich befinde mich in einem Raum. Wahrscheinlich ein Tempel oder irgendetwas in der Art. Die Wände sind mit Hieroglyphen übersät. Staturen von Göttern und Pharaonen stehen akkurat an den Wänden. Gegenüber von mir sehe ich einen Tisch auf dem mehrere Schriftrollen gestapelt sind. Höchstwahrscheinlich Papyrus. Nun bemerke ich auch den seltsamen Geruch der in der Luft hängt. Womöglich Räucherwerk. Ich drehe mich noch einmal und da sehe ich es: „Das Tor!“ Vorsichtshalber trete ich einen Schritt zurück. „So ein Spektakel wie zuvor brauche ich wirklich nicht noch einmal!“ Doch es tut sich nichts. Misstrauisch betrachte ich dieses Ding. Nichts rührt sich. Erleichtert atme ich aus. „Ich wusste schon immer, dass ich eine magische Anziehungskraft auf Ärger habe. Doch das hier übertrifft meine kühnsten Vorstellungen!“ Vorsichtig nähre ich mich dem Tor. Auch wenn es mir nicht geheuer ist, so will ich hier ganz bestimmt nicht bleiben. Noch ein Schritt. Nichts. „Hallo?“ Noch immer nichts. „Hmm“ Ganz vorsichtig tippe ich es mit dem Finger an. Nun verziehe ich das Gesicht. Ich fange an mit meiner Faust dagegen zu hämmern. „Verdammt, lass mich da rein!“ Kein leuchten, keine beweglichen Figuren. „Das darf doch nicht wahr sein. Ich will zurück!“ „hey, was machst du da?“ Erschrocken drehe ich mich um. Ein junger Mann starrt mich wütend an. Erstaunt mustere ich ihn. Obwohl er noch jung ist, hat er eine Glatze. Seine Augen sind stark geschminkt. Goldener Schmuck bedeckt seinen Körper. Ein bisschen zu overdressed für meinen Geschmack. Aber vielleicht kennt er sich ja mit dem Tor aus und weiß wie ich zurück komme. „Oh, tut mir Leid. Ähm, ich habe eine Frage. Könnten sie..“ „Wache! Nehmt sie gefangen. Sie hat das Tor entweiht!“ Auf seinen Ruf erscheinen mehrere Muskel bepackte Männer mit Waffen in den Händen. Oh verdammt! „Bitte wartet, ich wollte doch nur...“ Doch sie scheinen nicht warten zu wollen, denn sie rasen wütend auf mich zu. Ohne groß zu überlegen, nehme ich meine Beine in die Hand und mache, dass ich weg komme. Orientierungslos renne ich durch die Gänge. Hinter mir höre ich die Horde von Männern trampeln. Ich renne weiter und weiter. Allein die Fackeln an den Wänden spenden mir Licht in diesen dunklen Gängen. Ich scheine ein paar Sekunden schneller als die Wachen zu sein. Wahrscheinlich sind sie mit ihrer ganzen Muskelmasse einfach zu langsam. Plötzlich sehe ich ein Licht, dass von keiner der Fackeln geworfen wird. „Tageslicht!“ Ich renne darauf zu und schon sehe ich den Ausgang. Im ersten Moment blendet mich draußen das Licht der Sonne. Doch noch früh genug erkenne ich die Treppen vor mir. Wie eine besessene rase ich sie runter, geradewegs auf die offene Wüste zu. Ob sie mich noch verfolgen weiß ich nicht. Ich sehe mich nicht um, renne einfach weiter. „Wartet.“ Der Priester ruft seine Männer zurück. Die Wachen halten ein. „Aber Herr, wollt ihr sie einfach ungestraft entkommen lassen?“ „In dieser Gegend gibt es nichts weiteres als diesen Tempel. Ich bezweifle, dass sie sich noch einmal hier hin wagen wird. Die Wüste wird ihre Strafe übernehmen!“ Erschöpft knicken meine Beine unter mir weg. Ich habe keine Kraft mehr. Ich weiß nicht, wie lange ich gelaufen bin. Ich habe es nicht gewagt mich um zu drehen. Ich bin einfach weiter gerannt. Der Sand hat meine Tritte geschluckt und es mir damit noch schwerer gemacht. Mein Rücken ist Schweiß nass. Meine Kleidung klebt an mir und ich kann mich bereits selbst riechen. „Mir ist so heiß.“ Erbarmungslos knallt die Sonne auf mich nieder. Mir ist schwindelig und ich habe Durst, richtigen Durst! Endlich wage ich es mich um zu sehen. Ich blicke zu allen Seiten. Wüste, wo auch immer ich hinsehe, nur Wüste. „Wo bin ich her gekommen?“ Ich sehe hinter mich. Meine letzten Schritte sind gut zu sehen. Doch als ich weiter nach hinten blicke erkenne ich, dass der Wind meine Spuren bereits größtenteils verwischt hat. Angst macht sich in mir breit. „Verdammt, was soll ich denn jetzt machen?“ Hecktisch sehe ich mich um, doch wie zuvor erblicke ich nur die nackte Wüste. Krampfhaft suche ich nach einer Lösung. Nach einer weile lasse ich mich entmutigt auf meinen Hintern fallen und ziehe meine Beine Hand. Mit der Stirn auf meinen Knien, schließe ich meine Augen. „Was soll ich tun?“ Die Sonne brennt, doch ich schließe sie aus. Alles um mich herum schließe ich aus. Ich will die Realität nicht wahr haben. Darum lasse ich sie für eine weile nicht existieren. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich schon so hier sitze. Doch es muss viel Zeit vergangen sein, denn ich merke das sich der Stand der Sonne verändert hat. Langsam erwache ich aus meiner mentalen starre. Der Schutz bröckelt und augenblicklich bemerke ich, dass ich nicht mehr allein bin. Widerwillig hebe ich meinen Kopf. Alles dreht sich. Ich habe schon lange nichts mehr getrunken. Das rote Licht der untergehenden Sonne, lässt die Menschen vor mir unheimlich wirken. Misstrauisch blicken sie mich an. Sie scheinen überrascht, fast ein wenig erschrocken zu sein. Etwa von mir? Einer der Männer tritt vor. Er scheint der Anführer zu sein. Er ist alt, sehr alt. Sein Körper ist hager, seine Augen kalt. Ich erkenne die Verschlagenheit in ihm. „So etwas wie dich habe ich noch nie gesehen.“ Er streicht sich grübelnd über seinen langen weißen Bart. Ich sehe wie es in seinem Kopf arbeitet. So etwas wie mich? Meint er meine Kleidung? Er kommt näher. „Woher stammst du Mädchen? Doch bestimmt nicht aus diesem Land.“ Und da geht mir ein Licht auf. Er meint meine ethnische Herkunft. Ich sehe nicht gerade wie eine Ägypterin aus mit meiner weißen Haut und den blauen Augen. Ich antworte ihm nicht, denn ich weiß nicht was das Resultat meiner Antwort wäre. Davon mal abgesehen wüsste ich noch nicht einmal, was für eine Lüge ich ihm auftischen könnte. Allmählich wird mir die gefährliche Situation bewusst und ich wache vollkommen aus meiner Starre auf. Ich sehe mir die Leute genauer an. Alles Männer. Einer verschlagener als der andere. Ich weiß sofort das sie alle gefährlich sind. Was mache ich denn jetzt? Soll ich einfach höflich sein und verschwinden? Ich kenne die Art dieser Menschen nicht. Und was noch schlimmer ist, ich kenne ihre Gesetze nicht. Ich weiß nicht, ob ich in Gefahr schwebe. Ob sie die Gefahr darstellen. Ob man hier mit den Frauen machen darf, was man will? Es bringt nichts hier zu sitzen und darüber zu grübeln, was wäre wenn? Früher oder später werden diese Männer die Initiative ergreifen. Und so wie sie aussehen, eher früher. Langsam, sehr langsam stehe ich auf. Erneut beginnt sich alles um mich herum zu drehen. Ich bemerke wie einige der Männer zurückweichen. Darf das Wahr sein? Die haben tatsächlich Angst vor mir! „Habt ihr gesehen? Sie hat Augen wie der Himmel.“ höre ich einen der Männer tuscheln. Als ich endlich feste stehe, sehe ich auf und blicke in das Gesicht ihres Anführers. Ich erkenne keine Angst in seinem Blick, nur grenzenlose Gier! Und nun weiß ich, dass ich die Einzige bin, die wirklich einen Grund zur Furcht hat. „Wen interessiert es schon, woher du kommst?“ langsam kommt er näher. „Wichtiger ist doch, wohin du gehst.“ Nun scheine ich endlich meine Sprache wieder entdeckt zu haben. „Und wohin sollte ich gehen?“ Er lächelt. „Folge uns und du wirst es sehen, mein Kind.“ freundlich streckt er mir seine Hand entgegen. Schnell weiche ich einen Schritt zurück. „Tut mir Leid aber meine Eltern haben mir gesagt, dass ich nicht mit Fremden gehen darf.“ Dummer Spruch aus meine Zeit, ja ich weiß. Aber was anderes ist mir im Moment nicht eingefallen. Doch meine Abfuhr scheint ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. „Nun gut. Aber bedenke, dass es in dieser Gegend nichts anderes als die nackte Wüste gibt. Allein und ohne Proviant ist ein überleben hier unmöglich! Und wenn ich mir dich so ansehe,“ sein musternder Blick wandert über meinen Körper. „ Überlebst du keinen Tag allein hier draußen!“ Ich muss ihm wohl oder übel recht geben. Soll ich mit ihm gehen? Ich betrachte ihn genauer. Er scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein. Doch bei dem Gedanken mit ihm zu gehen und ihm völlig ausgeliefert zu sein, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Ich gehe instinktiv einen weiteren Schritt rückwärts. Doch das hätte ich besser gelassen. Das Gesicht des Mannes wurde finster. Er hat ganz klar etwas anderes erwartet. Erbost dreht er sich zu seinen Männern um. „Fangt sie!“ Ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu überlegen, drehe ich mich um und renne so weit mich meine Beine tragen. Ich spüre die Erschöpfung meines Körpers, denn er will mir nicht mehr gehorchen. Ich bin zu langsam, mein Lungen drohen zu platzen, das Blut rauscht in meinen Ohren. Eigentlich weiß ich bereits, dass ich verloren habe! Mit einem Ruck werde ich am Kopf zurück gerissen. Ich falle und doch werde ich nicht los gelassen. „Aah...“ Jemand zieht mich erbarmungslos an meinen Haaren zurück zu der Karawane. Ein furchtbarer Schmerz schießt durch meinen Kopf. Ich versuche auf zu stehen, doch mein Kopf wird jedes mal herum gerissen wenn ich es versuche, so das ich immer wieder hin falle. „Bitte loslassen, aah, bitte, du tust mir weh!“ Doch mein Flehen ist vergebene Liebes mühe. Ich werde weiter über den Sand geschliffen. Ich höre das Lachen der Männer. Sie lachen mich aus, verspotten mich. Ich ertrage das nicht! Es ist schlimmer als jeder Schmerz! „Seht ihr Männer? Nichts wovor man sich fürchten muss. Auch wenn sie anders ist. Sie ist nur ein schwaches Mädchen.“ Auf einmal packt mich jemand um meine Taille und hebt mich hoch. „Nein, lass mich runter!“ Ich versuche um mich zu treten, um mich zu befreien, doch der Mann hinter mir scheint Schmerz unempfindlich zu sein. Ich höre nur ein weiteres erniedrigendes Lachen. „Jetzt spiel nicht mit ihr rum! Sie soll unbeschädigt bleiben, hast du verstanden!“ höre ich den Anführer brüllen. Der Mann hinter mir scheint enttäuscht zu sein. „Ja Herr.“ Ohne weiteres Spektakel befördert er mich umgehend in eine Art Käfig, der auf einem Karren befestigt ist. „,Sei froh, dass du in dem Käfig sicher bist. Denn sonst...“ und damit verschließt er die Käfigtür. Er redet nicht weiter und ich bin mir sicher, dass ich froh sein kann es nicht gehört zu haben. „So kleine Göttin,“ erschrocken drehe ich mich zum Anführer um. „wie es scheint haben wir nun doch den selben weg.“ Fassungslos greife ich nach den Gitterstäben. „Das können sie nicht machen. Sie können mich doch nicht einfach hier einsperren und verschleppen!“ Er lacht nur. „Dummes Mädchen, ich habe bereits und ich werde! Wer will mich daran hindern?“ Er dreht sich um. „Und außerdem kannst du mir wirklich dankbar sein, denn ohne mich hättest du nicht die geringste Chance gehabt.“ Und damit verschwindet er. Ich spüre einen Ruck und die Pferde beginnen den Wagen zu ziehen. Ja, ich weiß das er recht hat. Doch ich weiß nicht was das schlimmere Schicksal ist. Der Tod in der Wüste oder das was mich noch erwarten wird? Mittlerweile ist die Nacht herein gebrochen und ich spüre die aufsteigende Kälte. Ich lehne meine Stirn an die kalten Metallstäbe. Ich kann es nicht fassen, nicht begreifen. Was ist denn nur passiert? Vor ein paar Stunden war ich noch zu Hause in meinem Bett und nun bin ich in Ägypten, in einer anderen Zeit! Bin ich ins Koma gefallen? Hatte ich einen Unfall und liege jetzt in diesem Moment in einem Krankenhaus? Mein gesunder Menschenverstand weigert sich, das unmögliche wahr zu nehmen. Und doch kann ich es nicht leugnen. Ich sehe deutlich die hohen Dünen an denen wir vorbei ziehen. Ich spüren den eiskalten Wind, der vor ein paar Stunden noch heiß war. Ich spüre die kleinen Sandkörnchen, die auf meiner Haut jucken. Ich höre ein Geräusch. Ich glaube es war ein husten. Ich drehe mich um und erst jetzt bemerke ich, dass ich gar nicht allein in dem Käfig bin. Zwei Männer und eine Frau sitzen zusammen gesunken am anderen Ende. Im Ersten Moment frage ich mich, ob sie noch am Leben sind. Doch als ich genauer hinsehe stelle ich erleichtert fest, dass sie alle am atmen sind. Dabei bin ich mir fast sicher, dass es bei ihnen bis zum Tod nicht mehr viel dazu bräuchte. Sie wirken, als hätten sie bereits mit ihrem Leben abgeschlossen, es akzeptiert. Dieser Anblick erschüttert mich und schnürt mir die Kehle zu. Was ist nur mit ihnen passiert? Was hat man ihnen angetan? Mir sinkt das Herz als ich in die leeren Augen dieser Frau blicke, bar jeder Hoffnung. „Entschuldigung.“ flüstere ich, um niemanden zu erschrecken. Niemand blickt auf. Haben sie mich gehört? Ob sie wohl in der selben Welt gefangen sind, die mich auch manchmal in sich zieht? Diese friedliche dunkle Welt, in der es nichts gibt, kein Schmerz, kein Leid, keine Freude. „Bitte.“ Ich versuche es erneut. „Könnt ihr mich hören?“ „Natürlich können wir das.“ Ich bin fast ein wenig erstaunt darüber sie sprechen zu hören. „Was willst du denn?“ Noch immer immer blickt niemand von ihnen auf. Ich sehe den Mann an, der gesprochen hat. „Wohin fahren wir?“ Erstaunt sieht er mich an. Was habe ich denn jetzt schon wieder gesagt? „Du weißt es nicht?“ Ich schüttel nur mit dem Kopf. Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung. Weder weiß ich warum ich entführt wurde, noch wohin ich gebracht werde. Nun mischt sich auch die Frau ein. „Zum Sklavenmarkt natürlich. Wohin sonst?“ Ich spüre augenblicklich wie mir das Blut aus dem Gesicht fließt. „Sklavenmarkt?“ Teilnahmslos werde ich von der Frau gemustert. „Ist wohl dein erstes mal. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich schon verkauft wurden bin. Mein letzter Herr hat mir beinahe das Fleisch von den Knochen geschlagen.“ Es ist nicht direkt die Tatsache, dass diese Frau so furchtbar misshandelt worden ist, die mir den Magen umdreht. Viel mehr ist es wie sie es gesagt hat. Emotionslos, als wäre es bloßer Alltag und völlig ohne Bedeutung. Normal! Und damit bin ich in der Lage mir ein ungefähres Bild für meine Zukunft machen. Ich drehe mich zur Seite und erbreche das letzte bisschen, was mein Magen noch hergibt. Noch halb am schlafen, fühle ich die ruckelnden Bewegungen des Wagens. Unter meiner Wange spüre ich das raue Holz das über meine Haut schrabbt. Die Hitze der Mittagssonne scheint mich nieder zu drücken. Mein Körper weigert sich zu erwachen, was mir auch ganz recht ist. Im Schlaf fühle ich mich sicher und fern jeder Gefahr. Ich döse immer wieder ein und halte diese absurde Realität fern von mir. Fremde Gerüche steigen mir in die Nase. Ich erkenne eine Mischung aus Räucherwerk, gebratenen Fleisch und süßen Parfüms. Meine Ohren sagen mir, dass wir unter vielen Menschen sind. Ich erkenne die Geräusche des Alltags, der Geschäftigkeit und von Kindern wieder. Eine Stadt? Plötzlich stoppt der Wagen und ich fahre erschrocken zusammen. Das schaukelnde Gefühl der Geborgenheit verschwindet und macht der Ungewissheit platz. Jetzt wo ich wach bin, sehe ich mich um. Ich hatte recht. „Eine Stadt.“ Ich sehe wie Menschen geschäftig hin und herlaufen, Frauen preisen ihr Waren an und Kinder toben durch die Menge. Die Hütten sind klein gebaut, doch dafür gibt es einen zweiten Stock. Die verschiedenen Etagen sind mit Leitern verbunden. Außerdem sind viele Hütten aneinander gebaut, was sehr ungewöhnlich aussieht, wie ich finde. Es wirkt alles sehr freundlich und einladend. Wir fahren gerade durch eine große Straße, die wie ein Markt wirkt. Es wirkt alles sehr bunt. Ich sehe wunderschöne Tücher, Tontöpfe, Früchte und Tiere. Ich setze mich ans Gitter, hoffe auf einen verständnisvollen Blick. Jemanden der sieht, dass es unrecht ist, was hier mit mir passiert. Doch niemand würdigt mich auch nur eines Blickes. Mir sinkt das Herz. Innerlich schreie ich um Hilfe, denn ein echter Schrei würde hier wahrscheinlich fehl am Platz wirken. Denn das hier ist...normal. „Versuch es gar nicht erst.“ höre ich die Frau neben mir. „Es interessiert sie nicht wo du herkommst oder ob du entführt worden bist.“ Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Ich wage es nicht mich um zu drehen und das Leid in ihren Augen zu sehen. „Was passiert jetzt mit uns?“ wisper ich. „Wir werden nun verkauft. Wie Vieh werden wir an den meist bietenden versteigert. Und als solches werden wir auch behandelt.“ In bemerkte, dass in ihrer gleichgültigen Stimme ein leichter Ton von Hass und Abscheu mit schwang. Das erste was ich von ihr als echter Mensch war nehme. Plötzlich wird die Käfigtür aufgerissen. „Du da, mitkommen!“ der Mann zeigt auf die Frau neben mir. Erleichterung und Mitleid streiten sich in mir. Doch das Mitleid gewinnt als ich sehe, wie sie ihm mit gebeugter Haltung in Ketten folgt. Die Tür wird verschlossen. Ich sehe wie sie um die Ecke eines Hauses geführt wird. Gleich darauf höre ich die Stimme des Anführers, wie er die Frau anpreist. Sie sei ein gutes Arbeitstier. Würde nie Ärger machen.Lässt so gut wie alles mit sich machen. „Sie werden jetzt jeden einzelnen vorstellen und dann verkaufen.“ höre ich den Mann mit dem ich hier fest sitze, sagen. Ich habe nicht die Nerven zu antworten. Ich höre die Gebote der Menschen. Der Anführer scheint unzufrieden zu sein. Anscheinend sind die Gebote nicht sehr hoch. Nach und nach werden nun auch die anderen Männer verkauft und nun sitze ich alleine hier. Verzweifelt schlinge ich meine Arme um mich und wiege mich selbst hin und her. Ich versuche mich selbst zu beruhigen, doch ich schaffe es nicht. Ich fühle mich ohnmächtig. Mir ist so schlecht, nur gibt es nichts mehr, dass ich hätte erbrechen können. Was erwartet mich? Fiktive Bilder von aufgeplatzten Rücken durch peitschenschläge schießen durch meinen Kopf. Was hat diese Frau nur alles durch machen müssen? Wird mir das selbe geschehen? „Ich will meine Klinge!“ Verzweifelt beiße ich mir plötzlich ins Handgelenk. Fester, immer fester. Ich habe keine Ahnung ob das eine bewusste Entscheidung war. Ich habe es einfach getan. Ein metallischer Geschmack erfüllt meinen Mund und plötzlich wird mein Herz ruhiger. Alles aufgewühlte legt sich für einen winzigen Moment. Ich löse mein Handgelenk von meinem Mund und betrachte es, sehe die Blut roten Abdrücke meiner Zähne auf meiner Haut zwischen den vielen Narben. Nun bin ich völlig ruhig. Ich schließe meine Augen und genieße diesen kleinen Moment des Friedens. Doch dieser Augenblick währt nur all zu kurz. Plötzlich werde ich gepackt und aus dem Käfig gezerrt. Ich habe noch nicht einmal die Zeit zu einem erschreckten Schrei. Innerhalb von Sekunden bin ich in Ketten gelegt und werde von zwei Männern beinahe mit geschliffen. Und schon sehe ich die Menschenmassen. Hunderte von Menschen haben sich auf diesem riesigen Platz versammelt. Ich sehe mich scheu um. Werde ich hier verkauft? Die Männer schleifen mich weiter zu einer Art Bühne. „Da drauf? Nein, nein!“ Doch gegen meinen Willen zerren sie mich hinauf, direkt in die Arme des Anführers. „Nun kleine Göttin, bist du so weit?“ Erwartet er tatsächlich eine Antwort von mir? Wohl eher nicht. Er wartet keine Antwort ab, sondern wendet sich dem Publikum zu. „Meine Lieben Leute, nun kommt mein letztes Stück. Und wie bekanntlich hält man sich das beste für den Schluss auf.“ An den Ketten zieht er mich nach vorne und reißt mir meine Käppi vom Kopf. Ein raunen geht durch die Menge. Verdammt sie sollen mich nicht so anstarren. Ich will nicht im Mittelpunkt stehen. Ich hasse es! Ich will hier runter! „Seht euch ihre Augen an.“ „Guckt doch mal diese helle Haut.“ „Habt ihr so was schon mal gesehen?“ höre ich es aus dem Publikum. Ich spüre, wie das Blut in meine Wangen steigt. Ich vertrage diese extreme Aufmerksamkeit nicht. „Ganz recht meine lieben Leute. Sie scheint nicht von dieser Welt zu sein. Tatsächlich ist sie halb Mensch, halb Göttin.“ ein weiteres raunen folgt. Mein Kopf fliegt zum Anführer herum. Göttin? „Ja ihr habt richtig gehört. Sie ist das Ergebnis einer verbotenen Liebe zwischen sterblich und unsterblich!“ Ich bin fast schon soweit in lachen aus zu brechen. Was für ein schmieren Theater. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ höre ich es aus dem Publikum rufen. Erleichtert stelle ich fest, dass nicht alle hier verrückt sind. Zustimmendes Lachen folgt auf den Ausruf. „Und wie wollt ihr euch dann ihr seltsames aber schönes äußeres erklären?“ kontert der Anführer. Es wird lautstark diskutiert. Und schon sind die Ersten Gebote zu hören. „Ich biete 2 Debhen.“ Debhen? Das scheint die Währung hier zu sein. Ich sehe das immer mehr die Hände heben und ihr Gebote rufen. Und schon bald verliere ich den Überblick. „5 Debhen!“ „12 Dehben.“ „Ich biete 20!“ Ich beobachte den Anführer und sehe die Gier in seinen Augen. Ich erwarte schon fast das Dollar, ich meine Debhen Zeichen in seinen Augen auf blitzen. „100 Debhen!“ Die Menge wird still. Alle drehen sich zu der Person um, die dieses Angebot gerufen hat. Alle Blicke treffen auf einen Mann der fast komplett in seinen Umhang gehüllt ist. Einzig und allein seine Augen sind zu erkennen. Auch ich sehe ihn an. Diese summe ist hier wohl sehr hoch. Selbst der Anführer scheint sprachlos zu sein. Meine Augen treffen auf die seinen. Ich habe das Gefühl, als würde er mit seinem Blick in mich eindringen. Und diesmal fängt mein Herz aus einem ganz anderen Grund wie wild an zu schlagen. Ich sehe das Feuer in seinen Magenta Farbenden Augen brennen, dass seine Seele spiegelt. Er wiederholt. „100 Debhen!“ Langsam erwacht der Mann zu meiner linken wieder zum Leben und fängt sich wieder. „Ich hoffe mein Herr, dass das kein Scherz war. Mit so etwas spaße ich nicht gerne.“ Anstelle einer Antwort nickt er einem Mann zu seiner Seite zu und bedeutet ihm, zur Bühne zu kommen. Vor uns angekommen, öffnet der Bedienstete einen fein gearbeiteten Lederbeutel und offenbart ein halbes Vermögen. Dem Anführer fallen beinahe die Augen aus dem Kopf. Fein säuberlich zählt der Bedienstete 100 Debhen ab und überreicht sie ihm. Ungläubig blickt er auf das kleine Vermögen in seiner Hand. Erst später scheint ihm auf zu fallen, dass da noch etwas zu erledigen ist. „Verkauft an den großzügigen Herrn.“ Und schon verschwindet er wie eine Ratte in der Menge. Etwas perplex stehe ich allein und verlassen auf der riesigen Bühne und komme mir ziemlich unbeholfen vor. Doch pflichtbewusst wie der Diener anscheinend ist, nimmt er mich an meinen Ketten und führt mich zu meinen Herrn. Ich weiß nicht genau warum ich so bereitwillig mit gehe. Doch eine Flucht wäre im Moment die schlechteste Idee. Hier falle ich auf wie ein bunter Hund. Bei seinem Herrn angekommen, verbeugt sich der Diener und zieht sich diskret zurück. Und wieder bin ich von seinen Augen gefangen. So feurig und wild. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, doch allein seine Augen sind es wert gemalt zu werden. Ich habe das Gefühl in eine Art Liebes Abenteuer gestürzt zu sein. Mit einem Held der die Frau vor allen Bösen beschützt. Und ein kleiner Funke an Hoffnung keimt in meiner Brust auf. Mein neuer Besitzer kommt einen Schritt näher und streckt seine Hand nach meinem Gesicht aus. Fast erwarte ich eine zärtliche Geste, doch die Realität schlägt hart zurück. Fest umklammert er mein Gesicht und zieht mich zu sich. Zu dem Feuer in seinen Augen hat sich nun auch etwas anderes gemischt. Lust, besitzergreifende Lust. Zu spät habe ich die Gefahr erkannt, die von ihm ausgeht. „Du gehörst nun mir!“ Wie zum Ausdruck seiner Macht, drückt er schmerzhaft zu. Ich muss ein auf keuchen unterdrücken. „Hast du verstanden?“ Ich spüre das eine eine falsche Antwort schwere folgen haben würde. Also nicke ich, so weit ich kann. Er schüttelt mich. „Wie heißt das?“ Ich versuche meinen Kiefer unter dem Druck seiner Finger zu bewegen. „Ja...Herr...“ Zufrieden lässt er mich endlich los. Vorsichtig betaste ich meinen Unterkiefer. „Warum nicht gleich so?“ Damit dreht er sich um und verschwindet. Verwirrt blicke ich ihm hinterher. Das wars? Was ist da gerade passiert? Ungläubig starre ich in die Richtung, in der er verschwunden ist. Er lässt mich einfach so stehen? Will er das ich ihm folge? Doch statt einer Antwort steht der Diener plötzlich wieder an meiner Seite und ergreift meine Ketten. Wie selbstverständlich führt er mich weg vom Platz, als hätte er das schon einige male gemacht. Er führt mich quer durch die Gassen. Irgendwann verliere ich die Orientierung. Das Einzige, was ich weiß ist, dass einige Männer uns schon seit einer Weile folgen. Sie sehen unauffällig aus, sind jedoch sehr Muskulös. Es sind insgesamt Vier. Besorgt blicke ich hinter mich. „Sorge dich nicht. Diese Männer sind zu deinem Schutz da.“ sagt der deiner. „Schutz? Wovor denn?“ frage ich erstaunt. Mit hochgezogener Augenbraue sieht er mich an. „Naja, so etwas wie dich sieht man nicht alle Tage. Mein Herr ist nicht der Einzige der ein Auge auf dich geworfen hat.“ „Ich verstehe.“ Nicht wirklich. Ich verstehe diese ganze Situation nicht. „Wo ist dein Herr hingegangen?“ „Unser Herr.“ Korrigiert er mich. „Er wird später auf dich treffen. Dann erfährst du den Grund.“ Plötzlich verlassen wir die Gassen und kommen vor einem riesigen Gebäude an. „Wow.“ Mir klappt der Mund auf. „Ein richtiger Palast!“ Kapitel 5: Der Harem -------------------- Ich bin völlig überwältigt und mein naives Künstler Herz lässt mich augenblicklich meine konfuse Situation vergessen. Ein echter Ägyptischer Palast ragt vor mir in die Höhe. Es sind keine Bruchteile oder Ruinen zu sehen, wie im Fernsehen oder auf Bildern. Nein. Alles ist vollständig, gepflegt und erhalten. Zwei , wie heißen sie noch? Ich glaube Obelisken, stehen vor der Riesigen Palastmauer. Wie spitze Türme ragen sie in den Himmel, übersät von unzähligen Hieroglyphen. Als der Diener mich durch den Durchgang führt, ist mir bewusst, dass ich wie eine verrückte alles um mich herum anstarre. Genau so wie die Menschen aus dem Palast mich anstarren. Nun befinden wir uns in einer Art Innenhof. Der Weg zum Hauptteil des riesigen Gebäudes ist von zwei Reihen mit Sphinxen gesäumt. Es sind mehr als ich auf einem Blick zählen kann. Die Löwen mit Menschenköpfen liegen wunderschön und majestätisch auf ihren Plätzen. Ich befürchte schon fast, dass sie zum Leben erwachen und sich auf mich stürzen. Im Moment bin ich beinahe bereit alles zu glauben. Selbst an versteinerte Schutzgötter. Und ehe ich mich versehe, befinde ich mich im inneren des Gebäudes. „Oh Wahnsinn!“ Der Diener mustert mich noch immer seltsam. „Du bist doch eine Göttin. Bist du in deinem Reich nicht schöneres gewohnt?“ Ich habe keine Zeit ihm zu antworten. Zu sehr bin ich von der Pracht des Palastes gefesselt. Und selbst zum bestaunen bleibt mir auf unserem Weg nicht genug Zeit. Zu vieles gibt es, dass zu sehen wert ist. Würde ich nicht an dieser elenden Kette durch die Gegend geführt werden, ich wäre schön längst mit irgendetwas kollidiert! Ich bin so fasziniert von all den Malereien, den Farben, den Zauber. Ich habe keine Ahnung wohin ich geführt werde und momentan ist es mir auch egal. Doch plötzlich bleiben wir vor einer Riesigen Tür stehen die von zwei Männern bewacht wird. „Öffnet die Tür Eunuchen. Ich bringe dem Pharao seine neueste Errungenschaft.“ höre ich den Diener sagen. Eunuchen? Ich sehe neugierig die riesigen Männer an. Ihre Haut ist beinahe schwarz, ihre Gesichter ausdruckslos. Sie wirken wie Seelenlose Maschinen. So wie sie erscheinen, haben sie wahrscheinlich etwas sehr wertvolles zu bewachen. Und plötzlich fällt mir wieder ein, was Eunuch bedeutet. Hat man ihnen wirklich den...? Mit hochroten Kopf starre ich auf den Boden. Mit aller Kraft versuche ich dem Drang, an diese bestimmte stelle zu blicken, zu widerstehen. Bloß nicht hin gaffen Tea, unterste dich! Endlich höre ich, wie die riesige Tür von den Männern geöffnet wird. Dem Herrn sei dank! Brav und ohne auf zu schauen, folge ich dem Diener, ohne mich ein einziges mal zum Affen gemacht zu haben. „Ist mit euch alles in Ordnung?“ Automatisch wende ich meinen Kopf in die Richtung des Eunuchen. Und einfach so, ohne das ich es will, bleibt mein Blick für Sekunden auf dem Schritt des Mannes haften. Erst als ich bemerke was ich gerade tue, sehe ich blitzschnell in sein Gesicht. Doch zu spät. Ein eindeutiges Grinsen ziert sein Gesicht. Oh, nein verdammt! Ich bringe gerade noch ein gequicktes „Alles bestens.“ hervor und mache, dass ich weg komme. Bei allen Heiligen, ich Trottel. Ich verdammter Trottel! Kurz bevor sich die Tür hinter uns wieder schließt, kann ich noch das Lachen der Männer hören. „Mach dir nichts daraus. Die Beiden sind so wie so nur auf die eine Sache fixiert, die sie selbst nicht haben.“ Ich nicke nur. Ich will dieses Thema so schnell wie möglich vergessen! Was mir viel leichter fällt, als ich zuerst gedacht habe. Ich war der Meinung, das dass was ich vorher gesehen habe, einfach nur unglaublich ist. Doch das hier übertrifft alles. Ich spüre sofort den Hauch von Erotik, der in der Luft liegt. Selbst ohne diese vielen halbnackten Frauen, wäre jeden der diesen Raum betritt, ein wohliges Kribbeln durch den Körper gefahren. Der gesamte Raum ist in ein tiefes dunkles rot getaucht. Überall hängen durchsichtige Tücher, die dem Raum einen gewissen Charme verleihen. An einigen stellen sind große Kissen gestapelt, die sehr einladend wirken. Diese sollen wohl so eine Art Spielwiese darstellen. Im wahrsten Sinne des Wortes! Die Mitte des Raumes ziert ein Wasserbecken, dass in den Boden eingelassen ist. Nicht nur, dass es hier wie überall sehr heiß ist, durch das Becken ist die Luft in diesem Raum auch leicht feucht. Ich mustere die Frauen, so wie sie mich mustern. Und ich sehe Feindschaft in ihren wunderschönen Augen. Es sind circa Fünfzehn Frauen, eine Schöner als die andere. So ungern ich es auch zugebe, ich bin eifersüchtig auf sie. Ich beneide sie um ihre dunkle exotische Ausstrahlung, die Erotik, die sie so sehr verkörpern. Wogegen ich einfach nur weiß und langweilig erscheine. Doch plötzlich scheinen sie mich zu vergessen. Ihre Blicke wenden sich alle auf einen Punkt hinter mir und ich sehe wie ihre Gesichter beginnen zu strahlen. Ich drehe mich ebenfalls um und erblicke einen Mann. Für einen Augenblick hört mein Herz auf zu schlagen, nur um im nächsten Moment um so schneller zu pochen! Ich bin noch immer der Meinung, dass Dylan aus meiner Klasse ein sehr Attraktiver Mann ist, oder sein wird. Doch dieser hier... Ein junger Gott! Das ist das erste, was mir zu ihm einfällt. Meine Augen tasten langsam, Zentimeter für Zentimeter seinen Athletischen Körper ab. Eine Bronzefarbene Haut, völlig frei von Makeln, ziert seinen Muskulösen Körper. Ich wandere höher. Sein außergewöhnliches Haar verleiht ihm eine gewisse Wildheit. Und sein Gesicht... oh sein Gesicht! Eine Mischung aus jungenhaften Charme und Männlicher Attraktivität! Ich bin hin und weg. Doch erst seine Augen holen mich in diese Welt zurück. Magenta! „Mein Herr, mein Herr!“ Wie aufgescheuchte Hühner rennen die Frauen plötzlich los. Ich beobachte perplex wie sie ihren ´Herrn` umgarnen, ihm schmeicheln und versuchen seine Aufmerksamkeit zu erringen. Wie verrückt buhlen sie um seine Gunst. Doch er hat einzig und allein Augen für... mich? Perplex starre ich ihn ebenfalls an, während seine Frauen sich wollüstig an ihm reiben und verführerische Dinge in sein Ohr flüstern. Ich kann es nicht fassen. So unglaublich schöne Frauen fordern seine Aufmerksamkeit und nur für mich hat er Augen? Ich beginne mich unter seinem Blick zu winden. Ich fühle mich nicht wohl dabei. „Es reicht!“ Ein Befehl und die Frauen ziehen sich wie gut erzogene Schoßhündchen zurück. Verwirrt betrachte ich sie, wie sie mit gesenktem Kopf dem Befehl ihres Herrn nachkommen, trotz des feurigen Temperaments. Ohne das ich ihn bemerkt habe, steht er plötzlich vor mir und mir bleibt die Luft weg. Nun bin ich es, die er mustert. Ich habe das Gefühl geprüft zu werden. Grübelnd fasst er sich an sein Kinn und umkreist mich. „Eine Göttin also.“ er beginnt an mir zu riechen. „Eine streng riechende Göttin.“ Ich höre Gekicher hinter mir. Mein Gesicht färbt sich rot. Ich bin ziemlich verschwitzt durch meinen Fluchtversuch und der hohen Temperatur. Außerdem habe ich seit zwei Tagen meine Kleidung nicht wechseln können. Und genau das scheint ihn als nächstes zu interessieren. Nur mit Fingerspitzen fasst er mein T-Shirt an. „Was für seltsame Kleidung.“ Er fasst nach dem Saum und versucht mein T-Shirt hoch zu ziehen. Mit einem Aufschrei packe ich es und ziehe es wieder runter. „Hey, lass das!“ Die Frauen keuchen überrascht auf und sofort bekomme ich es mit der Angst zu tun. Ich erinnere mich an seinen harten Griff am Marktplatz. Wozu ist er noch fähig? Wie weit wird er gehen? Sein Blick verrät seine Empörung. Blitzschnell packt er mich am Kragen und zieht mich zu sich. Seine Augen sprühen vor verhaltenen Zorn. „Dieses eine mal werde ich es dir noch durchgehen lassen. Doch hoffe darauf nie wieder!“ Ich schrecke vor seiner Drohung zurück. Mir wäre es lieber gewesen, er hätte geschrien. Das ist etwas womit ich umgehen kann. Doch seine leisen, vor Wut schweren Worte, lassen mich vor Angst beben. Prüfend sieht er in meine Augen und er scheint zufrieden zu sein. Er hat sein Ziel erreicht und mir ist bewusst, dass dieses Ziel, die Furcht und bedingungslose Ergebenheit von mir ist. Hart stößt er mich zurück und ich knalle auf dem Boden auf. „Ah..aua.“ Automatisch verfalle ich in meine alte Rolle und rolle mich still auf dem Boden zusammen, in der dummen Hoffnung übersehen zu werden. „Wascht sie. Meine Nase erträgt sie nicht. Und zieht ihr etwas passendes an!“ Mit diesen Worten dreht er sich um und verlässt mit seinem Diener den Raum. Ich sehe noch, wie er mir einen mitleidigen Blick zu wirft. Nachdem beide verschwunden sind, gebe ich meinen vermeintlichen Schutz auf und richte mich auf. Hasserfüllte Augen richten sich auf mich. Mir ist sofort klar, dass ich hier keine Freundin finden werde. Eine der Frauen erhebt sich und geht auf mich zu. Ich spüre sofort ihre Feindseligkeit. „Pass auf Shena, sonst fällst du noch um bei ihrem Geruch.“ ruft eine andere. Die Frauen beginnen sofort zu lachen. „Eine Göttin?“ keift sie. Ich starre auf den Boden. „Ich wusste nicht das Götter so schäbig aussehen können. Auch wenn ich bezweifle, dass es etwas nützt, können wir ja versuchen dich her zu richten.“ ihr Ton trieft vor Sarkasmus. Plötzlich packt sie mich am Arm und zieht mich mit sich. „Bitte lass mich los!“ „Shena pass auf, dass du dir an ihr nichts holst.“ „Vielleicht hat sie Flöhe.“ Eine weitere Frau packt mich am Arm und gemeinsam schupsen sie mich ins Becken. Erschrocken schlucke ich eine menge Wasser.Hustend und würgend komme ich wieder hoch. „Oh schade, das Wasser hat nichts genutzt. Sie sieht sogar noch schlimmer aus!“ Eine halbe Ewigkeit später, wie mir scheint, befinde ich mich in einem anderen Raum. Die Eunuchen haben mich hier her gebracht, nachdem sie nicht mehr Tatenlos zusehen konnten. Ich sehe mich kurz um. Hier ist es genau so schön, wenn nicht noch schöner. Doch diesmal ist mir die Schönheit einerlei. Ich bin müde, am ende. Ich kann nicht mehr! Und nun stehe ich hier vor ihm, triefend nass, mit zerrissener Kleidung und er scheint wieder wütend zu sein. „Wie ich gehört habe, hast du in meinem Harem Unruhe gestiftet.“ klagt mein Herr mich an. Ich lasse meine Schultern hängen. Ich habe nicht mehr die Kraft mich zu verteidigen. „Du siehst ziemlich ramponiert aus. Wie es scheint kann ich dich nicht bei meinen anderen Frauen lassen, wenn ich nicht Gefahr laufen will, dass mein Eigentum zerstört wird.“ mir ist sofort klar, dass ich mit Eigentum gemeint bin. „Hast du nichts zu deiner Verteidigung zu sagen?“ fragt er teilnahmslos. Ich öffne meinen Mund, doch schließe ihn gleich darauf wieder. Ich bin zu müde. Ich kann meine Gedanken nicht mehr festhalten. Lieber lasse ich alles über mich ergehen. „Mmh, nicht sehr überzeugend deine Verteidigung. Wie ist dein Name?“ Mein Name? Das ist einfach. Das bekomme ich hin. „Tea.“ Ich schwanke. „Tea? Diesen Namen habe ich noch nie zuvor gehört. Woher stammt er?“ Zu viel. Zu viele Informationen. Ich bin nicht mehr in der Lage ihm zu folgen. Meine Lieder fallen zu und eine tröstliche dunkelheit umfängt mich. Überrascht blickt der Pharao auf die Frau vor seinen Füßen. Er beugt sich runter zu ihr und betrachtet sie genauer. Ihre Haut ist nun noch einen weiteren Ton weißer geworden. „Das liegt wohl an ihrer Erschöpfung.“ Wut steigt in ihm auf. „Verdammt, ich bin hart und warte die ganze Zeit darauf, dass sie fertig zu mir kommt. Und was passiert? Sie sieht noch schlimmer aus, als zuvor und sie kippt einfach um!“ Wütend ruft er zwei Dienerinnen. Sie lassen ihn nicht lange waten und lauschen unterwürfig seinen Befehlen. „Sorgt dafür, dass sie sauber und trocken ist. Dann bringt ihr sie wieder zu mir.“ „Ja mein Pharao.“ Sofort machen sie sich an die Arbeit und bringen das Mädchen weg. Es widerstrebt ihm zu seinem Harem zu gehen, da er sich seit heute Morgen auf dieses Mädchen gefreut hat. Doch selbst bei den Gedanken an Shena, seiner Lieblingsfrau, will bei ihm kein echtes Verlangen aufkommen. „Ich werde einfach meine Augen schließen und mir vorstellen, sie wäre Tea.“ Tea... Sofort beginnt es in seinen Lenden zu pochen. „Ich hoffe, sie wird schnell wieder aufwachen. Ich warte nicht ewig!“ Und damit begibt er sich zu seinem Harem. --------------------------------------------------------- Falls es jemand nicht wissen sollte, ein Eunuch ist ein Mann den man den Penis abgeschnitten hat. Das sollte dazu dienen, dass die Wächter des Harems sich nicht an den werten Damen vergreifen. ^^ Kapitel 6: Das ist erst der Anfang! ----------------------------------- Aus weiter ferne spüre ich, wie mich die tröstende wärme des Schlafes umgibt. Wie sie mich immer wieder einlullt und verführt. Und mich fest in ihrer sanften Umarmung hält, mich beschützt. Ich kann nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden. Zu vieles ist geschehen, zu viel unglaubwürdiges passiert, was mein Geist erst noch begreifen muss. Mein Körper ist ausgelaugt und schwach. Am Ende seiner Kräfte angelangt, erschöpft. Mein Geist wandert zwischen Realität und dunkler süße hin und her. Ich bin mir nicht sicher, ob das was ich sehe, wirklich der Wahrheit entspricht. Ich zweifle daran, denn sein Gesicht wirkt friedlich, ohne jede Falschheit oder Verdorbenheit. Dort liegt er, schlafend neben mir. Sein Gesicht, dass sonst hart und streng wirkt, eingetaucht in das milchige Licht des Mondes, macht ihn fast sanft. Ich möchte meine Hand heben und über sein schönes Antlitz streicheln. Doch meine Hand will mir nicht mehr gehorchen, ist schwer wie Blei. Und so belasse ich es dabei. Ich ignoriere die Enttäuschung, den Wunsch etwas so schönes berühren zu wollen. Erneut schließe ich meine Augen und gebe mich der tiefen Stille hin. Genieße einfach die Wärme, die er neben mir ausstrahlt und verfalle meinen Träumen. Hell scheint mir die Sonne ins Gesicht und reißt mich aus meinen Schlaf. Mit einem letzten versuch das Leben aus zu schließen, lege ich mir meinen Arm über die Augen, um wieder einschlafen zu können. Doch vergebens. „Es ist so heiß!“ Müde und verschwitzt, strample ich die schwere Decke von mir. Mit ausgestreckten Armen liege ich auf dem weichen Bett, geplättet von der Hitze. „Ich hoffe ihr habt gut geruht.“ Erschrocken fahre ich auf. Schnell suche ich mich nach der fremden Stimme um und finde sie auch gleich. Vor mir steht ein junges Mädchen, nicht älter als fünfzehn Jahre und sieht mich geduldig an. Die Verwirrtheit, die man mir sicher ansehen kann, ignoriert sie höflicher weise. Ich sehe mich etwas verdutzt im Raum um. Ich bin schon gestern hier gewesen. Aber als ich eben aufgewacht bin, war ich der festen Überzeugung, geträumt zu haben. „Kann ich etwas für euch tun?“ fragt mich das Mädchen. Kann sie? Darf ich Befehle geben? Ich dachte, ich wäre ein Sklave, die Befehle ausführt und nicht gibt. „Ich, ähm...“ Ich werde unterbrochen. Und zwar von meinen eigenen Magen. Meine Wangen laufen rot an und ich kann mir ein peinliches Grinsen nicht verkneifen. Selbst sie muss es gehört haben. „Es wurde schon etwas zu Essen für euch bereit gestellt.“ Besitzt dieses Mädchen einen Charakter? Wenn ja, dann kann sie ihn gut verbergen. Ich nehme an, dass sie auf Diskretion trainiert ist. Ich beobachte, wie sie zu einem Tisch geht, auf dem ein Tablett abgestellt ist. Nun bemerke ich den Duft, der in der Luft hängt. Und mein Magen schlägt beinahe Purzelbäume. Als ich sehe, was die Dienerin neben mir auf dem Bett abstellt, läuft mir augenblicklich das Wasser im Mund zusammen. Ich entdecke kein Besteck und ich vergesse auch mich zu bedanken. Wie lange habe ich nichts mehr gegessen? Mit einer Verbeugung, verlässt die Dienerin den Raum. Aber das interessiert mich schon nicht mehr. Zuerst bediene ich mich großzügig an den gebratenen Fleisch. Es schmeckt nach Geflügel. Aber was für ein Vogel das ist, kann ich nicht erkennen. Vielleicht eine Wachtel? Als nächstes greife ich nach dem Brot. Es schmeckt ganz anders als unseres. Aber das ist egal, es schmeckt wunderbar! Ich wundere mich so wie so darüber, dass man das schon so früh kannte. Nun fallen mir die Früchte ins Auge und ich überlege nicht lange. Genüsslich lasse ich mir den süßen Saft auf der Zunge zergehen. „Mmh.“ Ich wusste gar nicht, wie lecker Essen sein kann! Zufrieden und mit vollen Magen lehne ich mich zurück. Ich bin mir sicher, dass man mir meine Zufriedenheit vom Gesicht ablesen kann! „Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen. Es ist weit nach Mittag!“ Verwundert drehe ich mich zu ihm um. Lässig steht er in der Tür mit verschränkten Armen und sieht mich belustigt an. Wie lange steht er wohl schon da? „Oh, dass... tut mir Leid.“ Was soll ich jetzt tun? Soll ich ihn bedienen? Ich weiß nichts über meine Aufgaben hier. Mit langsamen schritten kommt er auf mich zu und setzt sich ebenfalls auf das Bett. „Komm zu mir.“ Ich spüre erneut, wie ich rot werde. „Was?“ Bewusst langsam lehnt er sich in die Kissen zurück und wiederholt. „Komm zu mir, Tea.“ Ein unbekanntes Gefühl überkommt mich. Schlagartig und heiß. Ich schlucke und nur sehr langsam komme ich seiner Aufforderung nach. Vorsichtig, als wäre er ein wildes Tier, dass man nicht reizen darf, setze ich mich neben ihn. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Instinktiv weiß ich, das da etwas ist, dass etwas in der Luft liegt. Ich kann es nicht in Worte fassen. Es ist fast elektrisierend! Belustigt sieht er mich an. Für ihn ist es ein Spiel, für mich ist es unbekanntes Terrain. „Komm näher.“ Seine Stimme ist nun dunkler als zuvor, was mir einen Schauer den Rücken hinunter jagt. Wenige Zentimeter rücke ich näher. „Noch näher.“ flüstert er. Oh Heiliger! Meine Bewegungen werden immer langsamer. Doch ich füge mich und nun berührt meine Hüfte die seine. Ich sehe, wie sehr er dieses kleine Machtspiel genießt. „Und nun,“ Er führt seinen Mund dicht an mein Ohr, berührt es sachte und flüstert. „Leg deine Hand auf meinen Bauch.“ „Mmh.“ Ich spüre wie sehr meine Hand am zittern ist, als ich sie anhebe. Ich bin nervös und gespannt wie die Sehne eines Bogens. Nun schwebt sie über seinem Bauch, zitternd. Ich weiß nicht warum es ein solches Hindernis ist. Ich wage es nicht ihn zu berühren. „Tu es!“ Sein flüsternder Ton zeigt keine Spur von Ungeduld. Im Gegenteil. Er wirkt amüsiert! Vorsichtig berühre ich seinen nackten Bauch und sofort dringt seine wärme in meine Haut ein. Ich bete darum, dass er mein zittern nicht bemerkt. „Gut.“ Lobt er mich. „Und jetzt streichel mich.“ Ein seltsames Gefühl bildet sich in meinem Unterleib, ein seltsamer heißer Druck, während ich mit meiner Hand sanft auf und ab fahre. Ich habe einen Mann noch nie auf diese weise angefasst. Überhaupt habe ich niemals Männer berührt oder mich von ihnen berühren lassen. Und nun vermisse ich diese Erfahrung. Ich spüre fast, wie er an meinem Ohr lächelt. „Streichel mich etwas tiefer.“ Ich schlucke. „Tiefer?“ Wie tief? Frage ich still. Er lacht leise. „Viel tiefer, meine kleine Tea.“ Mein Atem wird flach. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. Oh, wie kann er nur so ruhig bleiben? Das ist nicht gerecht! Doch ich komme seiner bitte nach. Langsam taste ich mich vor. Meine Haut streift die seine und unterhalb seines Bauchnabels verweile ich. Er hat nicht gesagt, wie tief. „Mmh, schlaues Mädchen.“ lobt er mich. „Doch ich will, dass du noch tiefer gehst.“ Ich atme tief ein. Nein, dass ist etwas, was ich nicht kann. Ich habe nie... „Bitte, ich kann nicht.“ flüstere ich atemlos. Er lacht erneut. Unbeeindruckt, schlingt er seinen Arm um meine Taille und zieht mich an seinen Körper. „Du kannst und du wirst!“ Er löst sich von meinem Ohr und blickt mir ins Gesicht. Sein Blick ist so intensiv, dass es mir den Atem raubt. Ich sehe die tiefe Lust darin. „Ich habe noch nie...“ „Um so besser!“ Mit seiner freien Hand, greift er nach der meinen und hält sie fest. Ich versuche mich zu befreien, doch er gibt nicht nach! Nun führt er mich. Ich will das nicht! Das berauschende Gefühl verschwindet und macht jetzt Beklommenheit platz. Langsam führt er mich unter seinen Schurz, dass einzige, was er trägt. Ich fühle etwas und schrecke zurück. Es ist hart, schwer und heiß. Unbeirrt legt er meine Hand um seinen Penis und stöhnt auf. Ich fühle, wie er an meiner Haut pulsiert. „Mmh, meine kleine Göttin.“ wispert er genüsslich. „Nein, lass mich...“ Noch immer versuche ich mich ihm zu entziehen, doch er lässt sich sein Vergnügen nicht nehmen. Mit festen Druck führt er meine Hand auf und ab, immer schneller. „Ooh...“ Nun wehre ich mich energischer und versuche mich los zu reißen. „Lass mich los!“ Doch er lacht nur. „Du willst mir Befehle erteilen? Man könnte dich als sehr mutig, oder einfach nur sehr dumm bezeichnen!“ Er lässt meine Hand los und wirft mich auf den Rücken. „Es wird mir Vergnügen bereiten, dir das aus zu treiben!“ „Was soll das? Geh runter von mir.“ Wie ich diesen jämmerlichen Ton in meiner Stimme verabscheue! „Du versuchst mir noch immer Befehle zu geben, kleine Göttin?“ Er packt mich bei meinen Hüften und zieht mein Gesäß auf seinen Schoß, sodass ich nun völlig wehrlos vor ihm liege. Mir wird plötzlich bewusst, was er vor hat. „Nein bitte nicht. Tu das nicht...“ Angst macht sich in mir breit und Tränen treten mir in die Augen. Ich will nicht. Nicht so. „Bitte...“ wimmer ich. Kein Verständnis, kein Mitleid, nichts davon sehe ich in seinem Gesicht. Bloß pure Gier. „Mein Pharao.“ Erschrocken sehe ich zur Tür und entdecke einen älteren Mann. „Verzeiht mir die Störung, mein Pharao. Aber es gibt wichtige Angelegenheiten, die eure Anwesenheit erfordern.“ Pharao? Verwirrt blicke ich den Mann über mir an, dessen Namen ich noch nicht einmal kenne. Er ist ein... Pharao? Ich versuche mich stillschweigend aus der Situation zu befreien, doch er hält mich auf der stelle fest und nimmt mir jede Möglichkeit zur Flucht. Ich sehe an dem Blick, den er dem Mann zu wirft, dass er über diese Störung, ganz und gar nicht erfreut ist. „Ich werde mich später darum kümmern, im Moment bin ich mit wichtigeren Dingen beschäftigt.“ Ich kann hören, wie er wütend mit den Zähnen knirscht. Das Gesicht des älteren läuft ebenfalls vor Wut rot an. Ich bemerke sofort die Feindschaft zwischen den beiden Männern. „Es duldet aber keinen Aufschub, mein Herr.“ erwidert er dringlich. „Nun gut, aber lass dir gesagt sein, dass das noch ein Nachspiel haben wird!“ Unbeeindruckt, verbeugt sich der ältere und verschwindet wieder. Nachdem er gegangen ist, trifft sein Blick wieder auf mich. Ich sehe die verhaltene Wut darin. „Glaube ja nicht, dass es das schon gewesen ist! Ich komme so schnell zurück, wie ich kann und dann wirst du mir besser gehorchen!“ Er springt förmlich von mir und verlässt ebenfalls den Raum. Ich kann mich Minuten später noch nicht rühren. Kapitel 7: Mein Körper ist nicht mehr der meine! ------------------------------------------------ „Nein!“ Ich reiße mich von ihm los und laufe so schnell mich meine Beine tragen zur Tür. „Verschlossen?“ Wie wild zerre ich am Griff, doch sie gibt nicht nach. Ich hämmere dagegen. „Bitte, aufmachen. Bitte, helft mir!“ Wie eine Furie schreie ich. „Das wird dir nichts nützen.“ Langsam folgt mir der Pharao, sein Gesicht ausdruckslos. „Jeder hier im Land steht unter meinem Befehl. Niemand wird dir zur Hilfe kommen, Tea!“ Ich spüre, wie er nun dicht hinter mir steht. Mein Brustkorb zieht sich eng zusammen, Angst überkommt mich. „Ich habe schon viel zu lange auf dich gewartet. Meine Geduld ist am Ende. Und jetzt zieh dich aus!“, zischt er wütend an mein Ohr. Ich erkenne sofort, dass er keinen Widerstand gewöhnt ist. Langsam drehe ich mich zu ihm um. Ich wage es nicht in seine Augen zu sehen, aus Angst, ihre härte würde mich augenblicklich in die Knie zwingen. „Los!“ Ich fühle mich wie ein kleines Tier, dass in der Falle sitzt und dem Unausweichlichen nicht mehr entkommen kann. „Bitte nicht.“ Er packt mich und drückt mich hart gegen die Tür. Für einen Moment bleibt mir die Luft weg. „Du gehorchst also noch immer nicht?!“ Das schöne Kleid, dass man mir gegeben hat, zerreißt er mit nur einer Handbewegung. Erschrocken schreie ich auf und versuche meinen nackten Körper vor seinem Blick zu verstecken. Doch er packt meine Hände und hält sie über meinem Kopf fest, so dass ich seinem Blick schutzlos ausgeliefert bin. Ich fühle seine Blicke wie Nadelstiche auf meiner Haut. „Nein, lass los...“ Die Scham, die ich empfinde ist nichts gegen die Angst, die mich innerlich zerfrisst. Das kann er nicht! Das darf er nicht! „Nun reicht es. Du bist zu weit gegangen!“ Für einen Moment lässt er meine Hände los, nur um gleich darauf meine Taille zu packen. Ich schreie und trete, als er mich über seine Schulter wirft. Als würde ich nicht mehr wiegen, wie eine Feder, trägt er mich unbeeindruckt zu seinem Bett. Die Panik verdrängt meinen gesunden Menschenverstand und ich beginne mich gegen den Pharao zu wehren. Mit den Fäusten schlage ich auf seinen Rücken ein. „Lass mich runter. Es ist mir schnuppe, ob du ein Pharao bist! Wofür hältst du dich?“ Es scheint Wirkung zu zeigen, denn nun lässt er mich runter. Mein Atem wird ruhiger, während ich langsam wieder auf meinen eigenen Beinen zum stehen komme. Bin ich noch einmal davon gekommen? Für einen Moment wird mein Herz ganz leicht. Doch als ich in seine Augen blicke... Sein Gesicht, dunkel vor Zorn! Zu spät sehe ich seine Hand. Hart trifft mich seine Faust im Gesicht. Durch die Wucht seines Schlages, werde ich zurück geschleudert und lande auf dem Bett. Im ersten Moment kann ich nicht atmen. Ich bin erschrocken, so erschrocken, dass ich nicht mehr in der Lage bin mich zu rühren. „Stellst du dich jetzt noch immer gegen mich, kleine Göttin?“ In seiner Stimme liegt keine Genugtuung, nur grenzenlose Wut. Ich kann ihm nicht antworten. Ich wage es nicht. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er sich seiner Sachen entledigt. „Mhmhmm...“ Ich wimmere, kann es nicht aufhalten. Oh, bitte, bitte nicht... Stumme schreie hallen durch meinen Kopf. Ich spüre, wie er meine Beine spreizt. Nein! Er legt sich auf mich, droht mich zu erdrücken. Nicht! Er greift nach meinen Brüsten, drückt zu. Es tut so weh! Mit seiner Zunge, wandert er über meinen Körper. Mir ist so schlecht! Er beißt mich, markiert meine Haut. Lass mich! Ich spüre ihn, spüre ihn an dieser einen bestimmten Stelle. Er ist kurz davor in mich einzudringen. Ein letzter Rest von Widerstand tut sich in mir auf und ohne zu überlegen, schlage ich ihm ins Gesicht. Das Geräusch des Schlages hallt viel zu laut in der Stille des Raumes wieder. Ungläubig starrt mich der Pharao an. Ich sehe die Fassungslosigkeit in seinem schönen Gesicht. Tief atme ich ein und aus und betrachte ihn. Und mir wird von Sekunde zu Sekunde klarer, was ich getan habe. Langsam scheint er aus seiner starre zu erwachen. „Du hast... du hast mich...“ Sein Gesicht verzehrt sich plötzlich vor Zorn. „Das wirst du mir büßen, du Stück!“ brüllt er. Hart packt er mich bei meinen Hüften und dringt erbarmungslos in mich ein. „Aaaaaaaahhhh...“ Ein furchtbarer Schmerz schießt durch meinen Unterleib. Er droht mich zu zerreißen. Mit meinen Fäusten drücke ich gegen seine Brust, versuche ihn von mir zu werfen. Vergebens! „Hör auf, bitte...“ Doch er hört nicht auf. Immer wieder stößt er in meinen geschundenen Leib, zerreißt mich, quält mich. „Ich werde dich... lehren... mir zu gehorchen.“ , keucht er. Hemmungslos weine ich. Ich schreie, schluchze und wimmere. „Hör doch bitte auf...“ Seine groben Hände fassen nach mir, quetschen meine Haut, hinterlassen Spuren auf ihr. Wie ein Raubtier, versenkt er seine Zähne in mein Fleisch. Plötzlich und unerwartet zieht er sich aus mir zurück und für einen kurzen Moment überkommt mich Erleichterung. Ich riskiere einen kurzen Blick in sein Gesicht. Augenblicklich gefriert mein Innerstes zu Eis. Triumphierend sieht er auf mich herab. Ich sehe den Stolz, die Macht, den Schalk in seinen Augen. Er hat gewonnen. „Du gehörst nun mir!“ Erneut packt er mich und wirft mich auf den Bauch. Ich wehre mich nicht mehr, als er erneut in mich eindringt. Ich ertrage den Schmerz, ich habe ihn immer ertragen. Immer wieder sage ich mir das. Ich beiße mir auf die Lippe. Nein, das stimmt nicht. Jeder neue Stoß zerreißt mich ein Stück mehr, lässt mich bluten, lässt mich weinen. Soll das mein Schicksal sein? Ist das der Grund, warum ich hier bin? Wurde ich in meiner eigenen Zeit nicht genug gedemütigt? Ich gebe auf. Ich habe verloren. Ich bin zu schwach und nun muss ich es über mich ergehen lassen. Tiefe Verzweiflung überkommt mich. Ich spüre den Schmerz, die Angst, den Ekel. Ich spüre, wie mein Geist bricht, wie er in tausend kleine Scherben geschlagen wird. Ich weine nicht mehr, ich begrüße das nichts, dass mich überkommt. Innerlich sterbe ich. Schlaftrunken drehte sich der Pharao zur Seite. Schon lange hatte er sich nicht mehr so zufrieden und befriedigt gefühlt. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Er streckte seine Hand nach ihr aus. Er wollte sie fühlen, halten, ihren wundervollen Körper an dem seinen spüren. Doch er griff ins Leere. Augenblicklich fuhr er hoch und blickte auf die leere Stelle neben sich auf dem Bett. Er wusste, bevor er eingeschlafen war, hatte er sie an sich gezogen. Sie hatte sich nicht mehr gegen ihn gewehrt. Jetzt sah er sich suchend nach ihr um und er fragte sich, ob sie es geschafft haben könnte zu fliehen. Doch diese Frage war schnell geklärt. Er entdeckte sie in einer Ecke des Raumes. Sie hockte da, ihre Hände in ihrem Haar verkrampft. Langsam stand er auf und ging auf sie zu. Er versuchte so leise wie möglich zu sein. Er wusste nicht warum, doch er wollte sie nicht...erschrecken? Das wusste er selbst nicht so genau. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sie. Sie wog sich selbst leicht hin und her. Ihr Wimmern drang bis an seine Ohren. Auch wenn er sich bemerkbar gemacht hätte, bezweifelte er, dass sie ihn wahrgenommen hätte. Sie schien nicht in dieser Welt zu sein. Er blickte auf den Boden und sah, dass sie sich erbrochen hatte. Seine Brust zog sich krampfhaft zusammen. Ein furchtbares Gefühl machte sich in ihm breit. Er verbot sich genauer über dieses fremde Gefühl nach zu forschen. Etwas Unbekanntes, Schlimmes schien unter der Oberfläche zu lauern, etwas womit er nicht vertraut war. Schuld? ------------------------------------------ Ein riesiges Dankeschön an meine neue Beta-Leserin Sathi. *Freu* Endlich mal ein vernünftiger Text -.-´ Kapitel 8: ...um so tiefer wirst du fallen! ------------------------------------------- Unruhig trommel ich auf der Lehne meines Throns herum, meine Augen starr auf ein Papyrus in meiner Hand gerichtet, ohne etwas davon auch nur wahrzunehmen. „Mein Pharao.“ Ich reagiere nicht. Aegis, mein Berater, weiß nicht recht, ob ich wirklich mit meinen Gedanken beschäftigt bin, oder ihn einfach ignorierte. Oft mache ich mir einen Spaß daraus, meine Untergebenen in die Weißglut zu treiben, in dem ich bewusst meine Pflichten missachte. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie er seine Hände zu Fäusten ballt. Jeder im Palast weiß, dass er mich abgrundtief hasst. Selbst mir ist dies nicht unbekannt. Ich weiß, wie sehr es mein Berater verabscheut, wenn ich mich nicht um die Belange des Volkes kümmere. Da ich diese Pflichten sowieso verachte, kommt mir dieser Spaß mehr als gelegen. „Mein Pharao, dies bedarf euer Aufmerksamkeit.“ „Mmh...“ Träge hebe ich meinen Kopf. „Was ist denn, Aegis?“ frage ich dann zornig. Noch immer bin ich schlecht auf meinen Berater zu sprechen, da dieser mich beim Spiel mit meiner neuen Sklavin gestört hat! Sobald ich an sie denke, durchfährt mich ein stechender Schmerz. Unmerklich zucke ich zusammen. Dieser Schmerz fühlt sich giftig an, macht mich fast krank. Ich knirschte mit den Zähnen. Ich werde dieses verdammte Gefühl einfach nicht los! „Diese Nacht wurde ein Mann fest genommen, der in die Vorratskammer eingebrochen ist. Es konnte verhindert werden, dass etwas gestohlen wurde.“ erklärt mir der Ältere. „Gut, dann sperrt diesen Mann ein.“ erwidere ich. Für mich ist dieses Thema damit abgeschlossen. „Aber mein Herr, dieser Mann hungert. Genau wie seine Familie. Die momentanen Umstände in diesem Land sind katastrophal! Die Menschen haben nicht genug Nahrung! Und sie sind verzweifelt.“ Ich unterbreche ihn barsch. „Dieser Mann hat das Gesetz gebrochen und dazu kommt, dass er MICH bestohlen hat! Er bekommt was er verdient. Und jetzt will ich kein Wort mehr von dir hören, hast du verstanden?“ Ich knalle meine Faust auf die Lehne meines Throns. Ich dulde keine Widerworte! Die Menschen im Thronsaal zucken zusammen, Schweigen breitet sich unter ihnen aus. Ich blickt jede einzelne Person an, fordere sie geradezu heraus mir zu widersprechen. Doch sie senken gehorsam ihre Köpfe. Triumphierend sehe ich Aegis an, verhöhne ihn gerade zu. Ich habe wieder einmal gewonnen! Ich stehe auf und werfe den Papyrus, der wichtige Informationen über den Viehbestand enthält, achtlos auf den Boden. „Mir ist die Lust vergangen. Ich brauche dringend etwas Erholung.“ Ich sehe meinen persönlichen Diener an, der etwas abseits steht. „Besorge mir ein Pferd, Fünf Soldaten und meine neue Sklavin. Mir ist nach Ausreiten zumute.“ „Jawohl mein Herr.“ Ich sehe sie bereits von weiten. Ihr Blick ist starr auf den Boden gerichtet. Fest umklammert sie ihren seltsam aussehenden Beutel, als wäre er ein Schutz gegen die Welt. Sie wirkt wie ein verletztes Tier, verschüchtert, mit rasendem Herzen. Ich warte im Hof bei den Pferden auf sie und beobachte jeden ihrer Schritte. Sie ist gebadet und neu eingekleidet worden. Ein luftiges weißes Kleid lässt ihre sanften Rundungen vermuten, ohne jedoch etwas zu verraten. Die Säume des eng anliegenden Oberteils sind mit grazilen Mustern verziert, lassen sie tatsächlich wie eine Göttin wirken. Zudem hat man sie geschminkt, hat ihre Lider schwarz nachgezogen und ihre Lippen rot gefärbt. Es gefällt mir überhaupt nicht! Es macht sie nicht hässlich, keineswegs! Doch ich habe Ggefallen an ihrer Natürlichkeit gefunden, die Zartheit die sie verkörperte. Ich will nicht, dass sie wird, wie meine anderen Frauen. Eine von vielen. Von dieser Art habe ich bereits mehr als genug! Ich werde meinen Dienern sagen, dass sie das lassen sollen! Speziell für die Wüste, hat man ihr einen Mantel gegeben. Dieser passt perfekt zu ihrem Kleid, denn er ist ebenfalls weiß und mit Goldenen Mustern bestickt. Endlich bringt dieser verfluchte Diener sie zu mir. Er hätte sich wirklich beeilen können. Ich musste der Versuchung widerstehen, einfach zu ihr zu rennen und sie in die Arme zu reißen. Meiner Meinung nach, habe ich sie schon viel zu lange nicht mehr berührt! Sie bleibt stehen, blickt starr nach unten. Ich kann ihre Angst beinahe riechen. Doch ich verbiete mir darüber nach zu denken. Ich werde mir nehmen, was ich will. So wie ich es immer getan habe! Ohne Vorwarnung packe ich sie und ziehe sie an meinen Körper. Ihr entfährt ein spitzer Schrei, dringt bis an mein Ohr. Doch das hindert mich nicht. Niemand wird mich daran hindern, würde es nicht wagen, es auch nur zu versuchen! Ganz gleich wie sehr sie sich währt, schreit oder unter Tränen fleht. Ich bin der oberste Mann in diesem Land und sie... Sie ist mein Besitz, mein Eigentum. Niemand außer mir, hat das Recht, sie zu berühren, zu fühlen, zu schmecken! Ich drücke sie an mich. Unter den Augen der Soldaten, erkunde ich forschend ihren wundervollen Körper. Ich will alles an ihr kennen, jede kleinste stelle, jedes Stückchen Haut... In meinen Ohren beginnt es zu rauschen. Wieder zieht sie mich in ihren Bann, süß und heiß! Ob sie sich ihrer Wirkung auf mich bewusst ist? Ob sie sich im Klaren ist, was sie da in mir auslöst? Wie verrückt sie mich macht? Ich sehe sie an und verliere jeden Bezug zur Realität, kann meine Gedanken nicht mehr halten... Ich kann mich nicht erinnern, von einer Frau je so berauscht gewesen zu sein. Mit den Händen wandere ich von ihren Schultern hinab zu ihrem Rücken. Ich verweile dort, lasse die Wärme ihres Fleisches in meine Haut dringen. Bestimmt drücke ich sie noch fester an mich, verdränge jeden Zwischenraum. Ihre weichen Brüste drücken sich fest an meine. Mein Körper reagiert Augenblicklich auf sie und fordert nach ihr. Lang und hart, dränge ich mich an ihren Schoß. Mein Körper schreit auf, als mir ihr süßer Geruch in die Nase steigt. Nicht irgendein teures Öl, nein, sondern ihr Körper eigener Duft ist es, bei dem ich innerlich aufstöhne. Ich muss sie haben! Sofort! Plötzlich muss ich über mich selbst den Kopf schütteln. Habe ich denn bereits den Verstand verloren? In mir ist ein wildes Feuer ausgebrochen und drohe daran zu verbrennen! Alles in mir schreit nach ihr. Ich zittere, bringe es nicht über mich sie loszulassen. Der Körperkontakt zu ihr scheint plötzlich lebenswichtig zu sein. Als wäre der Abbruch dieser Berührung mit Schmerz verbunden. Nach und nach versuche ich mich zu beruhigen, versuche mein erhitztes Blut zu kühlen. Auf keinen Fall will ich mir vor den Soldaten die Blöße geben. Niemand darf erfahren, was für eine ungeheure Wirkung sie auf mich hat. Und vor allem nicht sie selbst! Langsam komme ich zur Ruhe, kehre in die reale Welt zurück. Intuitiv wappne ich mich vor Tea´s Gegenwehr. Ich bin mir beinahe sicher, dass sie mir bereits mein Gesicht zerkratzt hat. Doch verblüfft bemerke ich, dass ihre Attacke ausbleibt. Ja, sie protestiert noch nicht einmal! Nun spüre ich ihren Körper auf eine ganz andere Weise, spüre ihre innere Abwehr. Völlig steif und zitternd liegt sie in meinen Armen. Auf einmal ist es, als würde der Geruch ihrer Angst, scharf in meiner Nase stechen. Jedes Verlangen scheint auf einmal von mir ab zu fallen. Wie ein völlig falsches Bedürfnis, das nicht passt. Wieder dieses ekelhafte Gefühl. Verdammt, was soll das? Ich lasse sie auf der Stelle los, als hätte ich mich an ihr verbrannt. Und trotzdem hört es nicht auf, dieses Stechen in der Brust. Ich kann ihr nicht ins Gesicht sehen. Warum kann ich meinen Kopf nicht heben? Er ist so schwer wie Stein. Fluchtartig wende ich mich ab. „Wir brechen auf!“ Ich fürchte zu viel zu sehen. Als würde alles, was in ihr vorgeht, in ihrem Gesicht brach liegen. Nichts davon will ich wissen! Erst als ich ihr den Rücken zu drehe, ist es mir wieder möglich den Kopf zu heben. Als ich auf mein Pferd steige, tun es mir meine Soldaten gleich. Ich kann es kaum erwarten, dem Pferd meine Fersen in die Seiten zu drücken und los zu preschen. Ich habe schon viel zu viel Zeit mit Warten vergeudet! „Folge mir, unser Pferd steht dort drüben.“, höre ich meinen persönlichen Diener sprechen. Ruckartig drehe ich mich um. Fast im selben Moment schießt mir das Blut heiß kochend durch die Adern. Dieser Bastard, mein Diener, er fasst sie an! Er fasst meine Tea an! Mit seinen dreckigen Pfoten! Er scheint meinen Blick bemerkt zu haben, denn er hält auf der Stelle inne. Mir ist meine Wut offenbar an zu sehen, denn ich sehe die Verwirrung im Gesicht dieses Mannes. „Sie reitet mit mir!“ Nun ruhen auch die verwunderten Blicke der Soldaten auf mir. Niemand scheint den Grund für meine plötzliche Wut zu verstehen. Niemand außer meinem Diener. Dieser scheint zu verstehen und zieht augenblicklich seine Hand zurück. Nervös tritt er einen Schritt von Tea weg. Um Nichts in der Welt würde er als Nebenbuhler des Pharaos da stehen wollen. „Komm zu mir, Tea!“ Sie rührt sich nicht, wirkt verstört. Ich sehe, wie sie nervös von einem Fuß auf den anderen tritt. Ihre Augen schweifen gehetzt hin und her. Fest umklammere ich die Zügel meines Hengstes. Ich darf vor den Soldaten mein Gesicht nicht verlieren! „Du kommst jetzt auf der Stelle her zu mir!“ Langsam, als befürchtete sie das Raubtier zu reizen, kommt sie auf mich zu. Doch dafür ist es längst zu spät! Jeder Muskel in mir ist bis zum zerreißen gespannt. Ihr Zögern schürt meine Ungeduld nur noch. Unschlüssig bleibt sie vor meinem Pferd stehen und erneut tritt sie angespannt auf ihren Füßen herum. Ich sehe, wie einer der Soldaten von seinem Pferd steigt. Ich vermute, um ihr auf mein Pferd zu helfen. „Fass sie nicht an!“ Heute kann ich keine weiteren Männer in Tea´s Nähe vertragen. Der Mann hält sofort in seiner Bewegung inne. Ich beachte ihn nicht weiter. Doch als dieser sich nicht zu seinem Pferd zurück zieht, betrachte ich ihn erneut, so wie er mich. Ich spüre seine wütenden Blicke beinahe. Unverhohlen zeigt er mir offen seine Abscheu. Wie kann er es wagen? „Auf dein Pferd, Soldat!“ Nach einem kurzen Zögern, folgt er meinem Befehl. Ob er mein Verhalten Tea gegenüber verurteilt? Doch das kann jetzt warten. Ich werde ihn später bestrafen. Ich nehme meinen Fuß aus dem Steigbügel und halte ihr meine Hand entgegen. Ich sehe deutlich, wie sie mit sich ringt. Jetzt komm schon, Tea. Gehorche mir endlich! Als wenn sie meine Gedanken gehört hätte, greift sie endlich nach meiner Hand. Mit einem Ruck ziehe ich sie hoch zu mir. Ein wenig holprig kommt sie hinter mir zum Sitzen und versucht sich notdürftig festzuhalten. „Halt dich an mir fest. Sonst dauert es nicht lange und du bist noch vom Pferd gefallen, bevor wir die Stadt verlassen haben.“ Zaghaft klammert sie sich an meiner Kleidung fest. Doch ich habe keine Nerven mehr dazu, um ihr alles zu erklären. Darum packe ich ihre Arme und lege sie um meine Taille. Das alles hat sich bisher viel zu sehr in die Länge gezogen. „Wir brechen auf.“ Nur teilweise nehme ich die Welt um mich herum war. Alles läuft wie in einem Traum ab. Bin ich denn wach? Mir wurden Befehle gegeben. Daran erinnere ich mich. Ich habe sie ausgeführt. Bewusst? Das kann ich nicht beantworten. Ich spüre, wie mein Körper durchgeschüttelt wird. Da war etwas von einem Pferd. Reite ich? Ich kann nicht reiten. Meine Arme umgreifen etwas, etwas Festes, Warmes. Ich versuche in die Realität vor zu dringen, um herauszufinden, was es ist, doch augenblicklich stellen sich mir die Nackenhaare auf. Eine Art Schutzschild beginnt mich zu umschließen, will mir einreden, dass ich es gar nicht wissen möchte, dass es hier viel schöner sei. Allein im Dunkeln, wo nichts Böses lauert. Doch ich hege auch Angst vor dieser stillen ewigen Nacht. Ich fürchte die Kontrolle über sie zu verlieren. Darum möchte ich wenigstens für einen kleinen Augenblick wieder hochkommen. Das Schild beginnt zu bröckeln. Und endlich sehe und verstehe ich auch wieder, was ich dort eigentlich sehe. Er sitzt vor mir, dieser Mann. Irgendetwas ist geschehen. Aber was? Ich habe auf einmal das Bedürfnis, mich vor ihm zurückzuziehen. Irgendetwas in mir sträubt sich vor ihm, will weg. Ein Gefühl regt sich in mir. Es fühlt sich krank an, ist ätzend wie Säure. Plötzlich schießt mir ein Bild durch den Kopf: Der Pharao, über mir, sein grausames Lächeln, begleitet von Schmerz… Ich zucke zusammen, denn auf einmal wird mir der Schmerz zwischen meinen Beinen bewusst. Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht. Oh mein Gott, er hat…! Auf einmal wird mir alles bewusst. Für einen Moment kann ich nicht atmen. Meine Brust zieht sich krampfhaft zusammen, drohe zu ersticken. Mit einem Mal zerbricht der letzte Rest in mir, den ich für eine heile Welt gehalten habe, den ich für unantastbar geglaubt habe. Ich fühle mich brach, bis ins Innerste verwundet. Jede Illusion von innerem Schutz ist nun wie weggeblasen, hat es nie gegeben! Das Einzige, das ich je besessen hatte, ist nun nicht mehr da, ist zerstört, wurde erbarmungslos niedergetrampelt! Was hatte ich denn sonst? Richtig, ich hatte nichts… Nichts, bis auf die Natur meiner Seele. Ich fand, wie schön eine Blume wirklich war, nur ich habe ihren Reiz erkannt und sie nicht nur oberflächlich angesehen. Bin in diese Tiefe abgetaucht und fand es wunderbar. Den einzigen Trost den ich fand, den fand ich in meiner Malerei, in meinen Gedichten, in einer Welt, die wunderschön war, unberührt und rein… Doch kann ich diese Welt denn überhaupt noch sehn? Ist für mich das gewaltige Farbspecktrum denn noch sichtbar? Ich wurde dieser Illusion beraubt. Meine Seele, der Schmerzen niemals fremd waren, ist erschüttert und verletzt! Und jetzt muss ich mich unweigerlich fragen: Hat diese Welt wirklich existiert? Gab es jemals wahre Schönheit? Oder ist alles in Wirklichkeit schwarz, verdorben und menschlich? Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Im ersten Moment bin ich verwirrt und weiß nicht, was gerade passiert ist. Doch schnell wird mir klar, dass man die Pferde gestoppt hat. Ich bin noch so erschrocken über das, was mir gerade bewusst geworden ist, dass ich es nicht wage, den Blick zu heben. Ich weiß nicht, in was für einer Situation ich mich jetzt befinde, ob ich sie verkraften kann. Und ich bin mir fast sicher, dass es keine Rückzugsmöglichkeit für mich gibt. Auf einmal schwingt der Pharao vor mir, sein Bein über den Sattel des Pferdes und springt hinunter. Nur im letzten Moment, wird mir bewusst, dass ich ihn los lassen muss und falle beinahe hinterher. „Komm runter, Tea.“ Seine Stimme ist fest, bar jeden Gefühls. Ich weiß nicht, woher dieses Wissen plötzlich kommt, doch ich glaube zu spüren, dass auch er innerlich aufgewühlt ist. Ich wage es nicht zu sprechen, bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich es könnte. Ich schüttele den Kopf. „Jetzt reicht es!“ Er packt mich, zieht mich runter. Hart und ohne jede Vorwarnung! „Ihr bleibt hier!“ brüllt er. Der Pharao schleift mich erbarmungslos hinter sich her. Ich habe nicht die Kraft um mich gegen ihn auf zu bäumen, so sehr ich es auch versuche. Ich stemme mich gegen den Boden, doch der Sand bietet mir keinen Halt. „Nein, ich will nicht… nicht noch mal… bitte…“ Er zeigt keine Reaktion. Ich kann sein Gesicht nicht sehn, sehe nur seinen Rücken. Mir verschwimmt die Sicht, Tränen lassen das Geschehen vor mir verschwimmen. Nur undeutlich sehe ich die vielen Palmen und Gewächse, erkenne gerade noch das Wasser. Eine Oase? Plötzlich hält er an, zieht mich an seinen Körper. Ich fühle mich wie in Ketten. Ich bekomme kaum noch Luft. Ich habe Angst. Angst vor dem Schmerz, der Erniedrigung. Warum das alles? Doch als ich in sein Gesicht sehe, bin ich verwirrt. Unheimlich viele Emotionen spielen sich in seiner Mimik wieder. Er scheint verwirrt zu sein. Weiß nicht recht, was er tun soll. „Warum ist das so?“ Verdutzt reiße ich die Augen auf. Was meint er denn damit? ´Warum ist das so?´ Was soll denn so sein? Ich verstehe ihn nicht. „Was meinst du?“ Plötzlich schüttelt er den Kopf. Ich sehe, wie er über sich selbst erschrocken ist. „Verdammt noch mal!“ Erneut packt er meine Arme und bevor ich auch nur verstehe, was er mit mir vor hat, schubst er mich in die Oase. Kühles Wasser dringt in meine Nase und in meinen Mund. So schnell es geht, schwimme ich an die Oberfläche und hole hustend und spuckend Luft. Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich den Pharao vor mir, sein Gesicht Wutentbrannt. „Es wird höchste Zeit, dass du lernst mir zu gehorchen. So etwas Ungehorsames, wie dich, ist mir noch nie untergekommen. Und ich dulde es nicht länger!“ Er kommt auf mich zu, steigt ins Wasser, will nach mir greifen. Ich versuche zu fliehen, doch das Kleid und der Umhang behindern mich im Wasser. Keine Sekunde später bekommt er mich zu fassen. „Nein!“ „Oh doch!“ Ich wäre mich, trete ihn, doch plötzlich… „Ich denke, das reicht jetzt!“ Wir halten beide auf der Stelle still. Verwirrt dreht der Pharao sich um. Ich folge seinem Blick. Ich spüre sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist und fühle, wie der Pharao sich versteift. „Was hat das zu bedeuten, Aegis? Was hast du hier verloren?“, höre ich ihn brüllen. Sein Gesicht ist angespannt, ich sehe wie seine Kiefer aufeinander malen. Vor uns stehen Soldaten. Könnte er sie gemeint haben, als er sagte, sie sollen da bleiben? Zudem steht da dieser ältere Mann. Ich habe ihn bereits einmal im Gemach des Pharaos gesehen. Was geht hier vor? Der Pharao steht auf, lässt mich sogar los. „Antworte mir endlich!“ „Ihr habt nun keine Befehle mehr zu erteilen. Eure Zeit als Pharao ist vorbei!“ Kühl und sachlich. Anders lässt er sich nicht beschreiben. „Was? Du hast tatsächlich vor mich zu verraten?“ Ein Lächeln zieht sich nun über sein Gesicht. „Das wirst du nicht schaffen. Dazu fehlt dir der Einfluss. Wachen, nehmt ihn fest!“ Niemand rührt sich. Das Lächeln verschwindet. „Auf der Stelle!“ „Du kannst dir deinen Atem sparen. Sie stehen auf der Seite der Vernunft. Seit deiner Amtszeit hast du nur an dich und dein Vergnügen gedacht. Das Volk hat dich satt. Die Soldaten werden berichten, dass ihr von einem Sandsturm überrascht worden seid und du seitdem als verschollen giltst. Es werden zwar ein Paar Suchtrupps nach dir ausgeschickt, doch niemand wird erwarten, dass man länger als nötig nach dir sucht.“ Nun scheint das Lächeln auf Aegis Gesicht gewechselt zu sein. „Das kannst du nicht machen! Der Thron ist mein Geburtsrecht. Ich bin der Sohn der Götter!“ Ich spüre seine Fassungslosigkeit. „Nein, ab heute nicht mehr. Ab heute bist du einzig und allein Atemu!“ ----------------------------------------------------- ok, Hände hoch. Wem ist aufgefallen, dass ich den Namen Atemu noch nicht einmal erwähnt habe??? Naja auch egal^^ Es tut mir wahnsenig Leid, dass es so lange gedauert hat. Aber mein (verdammter) pc hat fast das ganze Kapitel gelöscht... Und erst als ich mit rumkreischen fertig war und mich wieder abreagiert habe, konnte ich auch weiter schreiben. ich hoffe es hat euch dennoch gefallen^^ Eure Heka Kapitel 9: ...ich falle immer tiefer ------------------------------------ Im ersten Moment bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich wieder in dieser anderen Welt befinde. Zu unwirklich erscheint es mir. Ja, gerade zu absurd! „Fasst mich nicht an, ihr Hurensöhne!“ Der Pharao? Gestürzt? Verblüfft sehe ich zu, wie die Soldaten ihn umkreisen, ihm jede Gelegenheit zur Flucht rauben. Wie auf ein stummes Kommando hin, stürzen sie sich allesamt auf ihn. Ich höre ihn wild und hässlich fluchen. „Das könnt ihr nicht machen. Ich bin der Pharao! Ihr steht alle unter meinem Befehl!“ Mit Leibeskräften versucht er sich gegen die Angreifer zu wehren, doch gegen diese Anzahl ist er machtlos. „Ich werde mich an euch allen rächen! Dafür fließt Blut!“ Ich stehe noch immer perplex im Wasser, während man ihn geradezu ans Ufer schleift. Die Wassertropfen, die dabei aufgewühlt werden, treffen mich sogar noch bei dieser Entfernung im Gesicht. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll, wie ich mich verhalten soll. Soll ich eingreifen? Sollte ich sie lieber dabei unterstützen? Wer ist Freund und wer ist Feind? Oder besser gefragt: Gibt es für mich „Freund“? Meine Aufmerksamkeit wird wieder auf den Pharao gelenkt. Unter vollem Krafteinsatz hält man ihn auf die Knie gedrückt, die Arme hinter seinem Rücken verschränkt, seinen Kopf an den Haaren nach hinten gerissen. Sein gesamter Körper ist wie eine Bogensehne gespannt. Er weigert sich mit Leibeskräften zu unterliegen. Für einen kleinen Moment bin ich beeindruckt. Obwohl er am Boden ist, niemand an seiner Seite steht, er völlig allein ist, kämpft er trotzdem weiter, eeigert sich aufzugeben. Plötzlich fühle ich Neid. Wie gern besäße ich nur einen Bruchteil seiner Stärke, seines Mutes… Ich habe mich meinem Schicksal einfach ergeben, kam gar nicht erst auf den Gedanken für mich selbst zu kämpfen! Warum nicht? „Deine rücksichtslose Herrschaft ist nun vorbei. Das Land wurde genug von dir geschröpft. Ich werde dem Volk nun den verdienten Wohlstand bringen.“ Als Aegis spricht ist er ruhig und langsam. Doch ich höre die Wut, die nahe der Oberfläche liegt. Aufgebracht hebt und senkt sich Atemu´s Brust. Seine Stimme ist schneidend, geradezu scharf. „Ich krieg dich, Aegis! Das schwöre ich dir, bei den Gräbern meiner Vorfahren. Ich krieg dich!“ Er macht nur eine wegwerfende Handbewegung. Doch ich sehe, wie er sich zusammenreißen muss. „Schafft ihn weg.“ Erneut wird er an den Haaren gepackt und hoch gezerrt. Unter lauten Protest versucht er sich loszureißen. Doch, wie auch vorhin, hat er gegen die Anzahl der Männer nicht die geringste Chance. „Und was ist mit ihr?“, fragt einer der Soldaten. Augenblicklich stellen sich mir die Nackenhaare auf. Alle Blicke sind mit einem Mal auf mich gerichtet. Verdammt! Darüber habe ich noch überhaupt nicht nachgedacht! In meiner Kehle bildet sich ein imaginärer Kloß. Ich bin Zeugin eines Verbrechens geworden. Zitternd blicke ich in das Gesicht des Mannes, der von nun an das Sagen hat. Auch er scheint unschlüssig zu sein. Atemu dagegen scheint nicht einmal bemerkt zu haben, dass ich jetzt diejenige bin, die auf der Anklagebank sitzt. Das jetzt über mein weiteres Dasein entschieden wird. Oder es interessiert ihn schlechtweg nicht. Ich versuche diesen Kloß, der von Minute zu Minute größer zu werden scheint, hinunter zu schlucken. Jedoch ohne Erfolg! „Wir sollten sie umbringen. Sie hat zu viel gesehen.“ „Und wenn sie doch eine Göttin ist?“ „Erzähl nicht so einen Mist! Sieh sie dir doch an, wie schwach sie ist.“ „Wir sollten sie zur Sicherheit einfach nur in den Kerker sperren.“ „Nein, wir müssen sie töten. Sie ist eine zu große Gefahr für die Zukunft unseres Landes!“ Ich spüre, wie sich mein Magen verkrampft. Diese Männer sprechen über mein Leben, als wäre es nichts anderes als eine banale Sache. Schlichtweg unwichtig, ein Übel, das schnell beseitigt werden musste! Ich sehe zu Atemu. Er muss doch etwas tun. Zu mindestens etwas sagen! Doch er steht einfach nur da. Sieht mich nicht an. Versucht sich einzig und allein von den harten Griffen der Soldaten loszureißen. Was habe ich erwartet? Ich habe… „Sie bleibt bei ihm.“ Ruckartig drehe ich meinen Kopf zurück zu Aegis. Was? Meint er wirklich… Ich bemerke, dass auch die Soldaten überrascht sind. „Wir bringen das Mädchen an denselben Ort wie ihn. Dort wird auch sie keinen Ärger anrichten können.“ Mir weicht das Blut aus dem Gesicht. Welchen Ort meint er? Will er uns doch hinrichten? Plötzlich spüre ich, wie einer der Männer meinen Arm greift. Wortlos befiehlt er mir voran zu gehen. Im Gegensatz zu Atemu, habe ich bereits meine Lektion gelernt und verhalte mich ruhig. Ich weiß noch zu gut, wie es mir erging, als ich versuchte, mich gegen die Sklavenhändler aufzulehnen. Man kann nichts an seiner Situation ändern, sie jedoch halbwegs unbeschadet hinter sich bringen, indem man keinen Ärger macht. Auch wenn mir Atemu´s eiserner Wille imponiert hat, so habe ich doch niemals genug Kraft, um meinen Weg selbst in die Hand zu nehmen. Mutlos lasse ich die Schultern sacken. Der Weg führt zurück durch den kleinen Tropischen Wald. Ich sehe schon die Pferde. Doch da ist etwas, etwas, das da nicht sein sollte. Ein riesiger Käfig. Mir rutscht das Herz in die Hose. Er sieht genau so aus wie… „So begegnen wir uns also wieder.“ Diese Stimme! Ich fahre herum und traue meinen Augen nicht. Der Anführer! Aber warum? „Wie ich sehe bist du überrascht, kleine Göttin. Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht damit gerechnet, dich so schnell wiederzusehen. Ich dachte viel mehr, dass dein Besitzer dich hinter Schloss und Riegel halten würde, damit niemand anderer sich an deiner Schönheit ergötzen kann.“ Ich schlucke. Das darf nicht wahr sein! „Was habt ihr mit uns vor?“, höre ich mich kreischen. Er lacht. „Ganz einfach, kleine Göttin. Ich verdiene mir mein Abendbrot.“ Zischend stoße ich meinen angehaltenen Atem aus. Ich bin fassungslos, außer mir! Wie kann er? Ohne Schonung stößt man mich in den Käfig. „Sei dankbar. Du hättest es schlechter treffen können.“, schnauzt der Soldat mich an. Bevor ich auch nur den Versuch wagen kann, mich auf zu raffen, landet plötzlich etwas sehr Schweres auf mir. Mir wird regelrecht die Luft aus dem Körper gepresst! „Oh… aua…“ Aus dem Augenwinkel sehe ich, das Atemu auf mir liegt. Im ersten Moment ergreift mich Panik. Ich versuche hektisch mich unter ihm hervor zu ziehen. Doch er ist schneller. Ohne einen einzigen Blick auf mich zu werfen, rappelt er sich fast Augenblicklich wieder auf. Nur leider ist er nicht schnell genug und vor seiner Nase verriegelt man das Schloss. Zornig greift er nach den Gitterstäben. „Lasst mich raus, ihr Bastarde! Macht den verfluchten Käfig auf.“ Auf einmal scheint er etwas gesehen zu haben. „Du, Diener, komm her. Hilf deinem Herrn!“ Doch der Mann regt sich nicht. Atemu´s Gesicht verzerrt sich gefährlich. „Du also auch? Du hast mir all die Jahre treu gedient und jetzt fällst du mir in den Rücken?“ „Wie ist mein Name?“ Atemu wirkt sichtlich überrascht. „Was? Das tut doch jetzt nichts zur Sache!“ Ich sehe, wie die Kiefer des Mannes zu mahlen beginnen. „Ich habe euch beinahe mein gesamtes Leben gedient und ihr wisst noch nicht einmal meinen Namen!“ Aegis geht dazwischen. „Das reicht. Wir haben genug Zeit verschwendet. Fahrt los.“ Gehorsam deutet der Anführer eine Verbeugung an und gibt seinen eigenen Männern ein Zeichen. Keine Sekunde später setzt sich der Wagen in Bewegung. Ich kann nicht anders, aber für einen winzigen Moment ergötze ich mich an Atemu´s fassungslosen Blick. Meine Hände sind völlig verkrampft, als ich sie von den rostigen Gittern löse. Wie lange habe ich an ihnen gezerrt? Mir ist jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Noch immer starre ich auf die an mir vorbei ziehende Wüste, entferne mich immer mehr von allem was ich hatte. Meine Macht, meinen Reichtum, meine Kontrolle, von allem was ich selbst bin oder eher war. Ich bin noch immer fassungslos. Es will mir einfach nicht in den Kopf. Ich bin davon überzeugt, dass ich jeden Moment zu mir komme und feststelle, dass alles nur einem albernen Traum entsprungen ist. Aber egal wie lange ich auch warte. Das ersehnte Erwachen, so wie ich es mir vorstelle, will einfach nicht eintreten. Stattdessen erwache ich in anderer Hinsicht. Und verdammt, ich bin erschrocken! Erschrocken, verwirrt, wütend und am Ende. Was ist nur passiert? In welchen Augenblick ist mein Leben zerbrochen? Ich erinnere mich nicht mehr. Alles ist wie ein Blitz in das Geschehen gekracht. Unerwartet, grell und laut. Zitrig atme ich ein. Ob vor Wut oder Furcht kann selbst ich nicht sagen. Ich versuche mich zu beruhigen. Wütend in die Gegend zu starren wird mir nicht weiter helfen. Langsam beginnt der rote Schleier sich zu legen, der seit geraumer Zeit meine Sicht versperrt und werde wieder für das Geschehen um mich herum war. Erst jetzt bemerke ich, dass sich noch weitere Personen in dem Käfig aufhalten. Augenblicklich läuft mir ein Schauer des ekels über den Rücken. Ich rieche den Schweiß des Paares bis zu mir herüber. Ich rümpfe die Nase. Widerlich! Ihre Kleidung besteht ledeglich aus Fetzen und ist genauso verdreckt, wie die Haut der Beiden. Sicherheitshalber rücke ich etwas von den Beiden ab. Auf keinen Fall will ich mir etwas von ihnen einfangen! Und dann fällt mir Tea ins Blickfeld. Sie hat sich in eine der Ecken gekauert und scheint sehr beschäftigt zu sein. Mir stechen sofort die seltsamen Gegenstände ins Auge, die sie vor sich ausgebreitet hat. Wahrscheinlich um sie zu trocknen. Denn soweit ich mich erinnere, ist ihr seltsamer Beutel auch im Wasser gelandet. Ich betrachte die Sachen genauer und runzele die Stirn. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehn. Was sind das nur für seltsame Dinge? Ich bin verwirrt, denn ich kann nichts damit anfangen. Sie scheinen nicht aus dieser Welt zu stammen. Ich habe nicht die geringste Vorstellung, was das sein könnte. Wofür sind sie gemacht und was will Tea mit ihnen? Erneut betrachte ich sie. Sie scheint gerade mit einer Art Buch beschäftigt zu sein. Immer wieder blättert sie die nassen Seiten durch, bläst ab und zu darüber. Ihre Stirn ist in Falten gelegt. Sie wirkt stark konzentriert. Immer wieder knabbert sie an ihrer Unterlippe herum. Wie hypnotisiert starre ich diese an und wünsche mir Augenblich, ich wäre derjenige, der an ihr knabbern würde! Ich schüttel den Kopf. Das gehört jetzt nicht hier her! Ich versuche mich zu konzentrieren. Ich erinnere mich daran, dass sie damals, als ich sie auf dem Markt sah, auch so etwas seltsames anhatte. Ich gebe zu, dass es mich zu dem Zeitpunkt nicht wirklich interessiert hat. Zu sehr war ich von ihren Anblick abgelenkt. Doch nun stellt sich mir unweigerlich die Frage: Wer ist dieses Mädchen? "Wir sind da.", schreit einer der Sklavenhändler. Ruckartig drehe ich den Kopf. Da? Aber wo? "Was soll das heißen? Hier gibt es doch nichts außer Felsen!" Ich verstehe das nicht. Plötzlich taucht der Mann auf, der von Aegis den Auftrag erhalten hat. Er scheint der Anführer der Sklavenhändler zu sein. Wie eine Schlange scheicht er um den Käfig herum, fixiert mich mit seinem gierigen Blick. "Ja wohl, mein Pharao. Wir sind angekommen. Seid herzlich willkommen im Steinbruch." Ich spüre nur noch, wie mir die Gesichtszüge entgleisen. Kapitel 10: Ich kann dich nicht mehr leiden sehn! ------------------------------------------------- Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, mir steht der Mund offen. Als ich zu Atemu sehe, ist mir sofort klar, dass es bei ihm nicht viel anders aussieht. Ich bin mir fast sicher, dass ich genau so geguckt haben muss, als ich in dieser Zeit gelandet bin: verständnislos, ungläubig, völlig von der Rolle... Erneut lasse ich meinen Blick schweifen. Das Einzige, was diese Umgebung ausmacht, sind die Unmengen von Steinen und Felsen. Es sieht aus, als würden wir uns in einem riesigen, steinernen Kessel befinden. Und es gibt nur einen Einzigen Weg hinaus. Suchend drehe ich mich zu der Richtung um, aus der wir soeben gekommen sind und sehe den einzigen Weg nach draußen, flankiert von Meter hohen Felsen. Ich kaue auf meinen Lippen. Gibt es denn keine Wachen, die die Sklaven daran hindern zu flüchten? "Ich lese deine Gedanken, kleine Göttin." Ruckartig drehe ich mich um, suche nach dem Besitzer der fremden Stimme und finde einen Mann, der vor dem Käfig steht, seelenruhig in die Ferne blickend. "Eine Flucht ist ausgeschlossen. Jeder hier weiß das. Wir sind soweit von jeglicher Zivilisation entfernt, dass man mit bloßen Füßen nichts anderes als den direkten Weg zu Anubis findet, mein Kind." Seine Augen heften sich plötzlich an meinen Körper. Unter seinen Blicken zucke ich unweigerlich zusammen. "Ich gehöre hier nicht hin.", versuche ich mich zu verteidigen. "Ich habe doch nichts verbrochen! Lasst mich gehen!" Ich werde laut, versuche damit eine Art Schutzwall zwischen mich und seine lüsternen Blicke zu ziehen. Denn ich erahne bereits, was mir hier widerfahren wird. Ein Schauer nach dem anderen jagt meinen Rücken hinunter. Seine gierigen Augen treten fast aus seinem runden Gesicht, während er mich beinahe schon mit seinen Blicken auszieht. Er hat wahrscheinlich schon seit Jahren kein einziges Haar mehr auf seinem glatten Schädel gehabt. Und sein wuchtiger Leib ist eine einzige Verhöhnung gegenüber dieses toten Lebensraumes. Im Moment danke ich Gott, dass mein Magen bereits leer ist. "Hübsch, nicht war? Nur den Mund hat ihr anscheinend noch kein Mann verboten.", mischt sich auf einmal der Anführer ein. "Für wahr, für wahr, mein Freund. Das Gerede über die Göttin ist bis in unsere tote Gegend gedrungen. Und sie haben nicht übertrieben." Erneut mustert er mich, fährt mit der Zunge über seine rissigen Lippen. "Aber es ist nie zu spät einem Weib beizubringen, wie sie sich einem Mann gegenüber zu benehmen hat, nicht wahr?" Plötzlich schießt eine Hand an mir vorbei und greift nach den Gittern und drängt mich so aus dem Blickfeld der beiden Männer. Erleichtert atme ich auf, weil ich nun nicht mehr Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bin. "Auf keinen Fall werde ich hier im Dreck schuften, ihr Bastarde!", keift der ehemalige Pharao. "Das ist er also?" Der Anführer nickt. "Er ist verdammt stur. Ich rate dir, ihn gleich von Anfang an ordentlich zu erziehen. Aber in dieser Angelegenheit brauche ich dir ja keine Lehren zu erteilen, nicht wahr?" Der andere lacht. "Ganz sicher nicht." Er macht eine Bewegung mit der Hand und schon tauchen einige Männer hinter ihm auf. "Helft unseren Gästen hinaus und zeigt ihnen ihr neues Heim." Augenblicklich wird der Käfig geöffnet und wir werden eher wie Säcke, als wie Menschen, nach draußen gezerrt. Ich bemerke sofort, dass Atemu sich diesmal ruhiger verhält, als zuvor. Das Geschrei fehlt. Doch mir ist sofort klar, dass er sich nicht völlig unterworfen hat. Sein Körper ist unnachgiebig steif. Ein Zeichen für seine innere Abwehr. Und wenn das nicht für jeden verständlich genug ist, sprechen seine Augen doch mehr als deutlich. Sie sprühen geradezu vor unterdrückten Zorn! Auch die Männer scheinen es zu spüren. Denn im Gegensatz zu mir, lassen sie Atemu nicht eine Sekunde ungesichert. Nun betrachtet unser neuer Besitzer den ehemaligen Pharao und reibt sich zufrieden über sein Kinn. "Er sieht gesund und stark aus. Er wird gute Arbeit verrichten... jedenfalls eine Zeit lang." "Es ist schön zu sehen, dass du zufrieden bist. Damit ist meine Arbeit getan." Daraufhin geben die beiden Männer sich die Hände und verabschieden sich. "Ich hoffe, du bringst mir demnächst neue Ware. Sie gehen mir einfach zu leicht ein." "Aber sicher, mein Freund!" Nach einer angedeuteten Verbeugung, gibt er seinen Männern einen Befehl. Scheinbar routiniert verlassen sie den Steinbruch. Das macht mir leider nur all zu bewusst, dass ich den Anführer nicht zum letzten mal hier gesehen habe. Und trotzdem bin ich ein Stück weit erleichtert, ihn nicht mehr in der Nähe zu wissen. "Kommen wir endlich zur Sache!" Schnell wende ich meinen Kopf. Ein riesiger Klos scheint sich fast augenblicklich in meinen Hals zu bilden. "Mein Name ist Rahotep und ich bin ab sofort euer neuer Herr! Habt ihr verstanden?" Vorsichtig linse ich zu Atemu, warte auf eine Reaktion von ihm, einen Ausbruch... Doch meine Befürchtungen bleiben unerfüllt. Stattdessen sehe ich eine Ader an seinem Hals, die gefährlich stark am Pochen ist. Als ich ein leises, kaum hörbares Knurren von ihm höre, stellen sich mir alle Nackenhaare auf. Ich möchte auf keinen Fall die Person sein, die diese Bombe zur Detonation bringt! Rahotep dagegen wirkt nicht gerade, als würde er eine ernsthafte Antwort von uns erwarten. "Ich sehe schon, ihr seid neu auf diesem Gebiet. Doch ich denke, dass wir uns früher oder später einig werden, nicht wahr?" „Weiter, du Hund!“ Augenblicklich spüre ich, wie mich dieser Kerl in den Rücken stößt. Einen Moment zögere ich, kämpfe mit mir. Es kostet mich meine gesamte Selbstbeherrschung und noch einiges mehr, um mich nicht einfach umzudrehen und... Widerstrebend schüttle ich den Kopf. Ich muss ruhig bleiben, genau wie Tea. Mein Blick wandert zu ihr. Ihr gesamte Haltung spricht einfach Unterwürfigkeit. Niemand würde erwarten, dass sie im Stande wäre, Ärger zu machen. Stumm und brav läuft sie weiter hinter den anderen her. Und das muss ich auch erreichen! Ich muss so unauffällig werden, dass niemand mehr auf mich achtet. Erst dann habe ich die Möglichkeit zu einer Flucht! Ich blicke mich um, sehe die Menschen die hier arbeiten. Sie wirken, als hätten sie alles, was sie einmal menschlich gemacht hat, verloren. Nichts ist mehr von Individualität oder Persönlichkeit geblieben. Nichts, außer arbeitender Körper. Wie kann man sich nur so aufgeben? Haben sie denn keinen Stolz? Erneut schüttle ich meinen Kopf. Für solch dummes Gesindel habe ich kein Mitleid übrig! „Es wird Zeit. Die Arbeit macht sich nicht von allein.“ Wir bleiben stehen. Tief atme ich ein. Nichts, absolut nichts darf mich aus der Fassung bringen! Als Rahotep sich uns zuwendet versuche ich teilnahmslos zu wirken, senke sogar meinen Kopf. Ich bete zu den Göttern, dass man mir mein Schauspiel abkauft. Doch als ich zu ihm linse, wird mir schnell klar, dass meine Bemühungen umsonst sind. Denn mich scheint er völlig vergessen zu haben. Ich folge seinem seltsam entrückten Blick und treffe auf Tea. Fast im selben Moment schießt mir das Blut kochend heiß durch die Adern! Was er will, ist nicht schwer zu erraten. Auch sie scheint sich seiner Starrerei bewusst zu sein. Unbehaglich windet sie sich unter seinen gierigen Augen, versucht sich vor ihm zu schützen, indem sie ihre Arme vor der Brust verschränkt. Ich muss meine Hände zu Fäusten ballen. Alles in mir schreit danach, mich zwischen Rahotep und Tea zu stellen. Ich weiß nicht, was auf einmal in mich gefahren ist, warum es mich so stört, dass er sie ansieht. Sehen ist kein Sex! Also sollte es mir gleich sein. Immerhin berührt er sie nicht. Und trotzdem brodelt alles in mir! Vorhin im Käfig ist es bereits mit mir durchgegangen. Ich habe nicht mehr gedacht, sondern Tea instinktiv aus den Blickfeld der beiden Männer gedrängt. Jeder sollte es wissen: Sie gehört mir! „So, meine kleine Göttin. Ich habe dir ein Vorschlag zu machen.“ Ein schmieriges Grinsen ziert sein Gesicht. Mir stellen sich die Nackenhaare auf. „Entweder schuftest du hier draußen in der Hitze mit den anderen Sklaven im Dreck und zwar solange, bis du deinen letzten Atemzug tust, -und glaub mir, lange würde es nicht dauern- oder wir beide...“ Seine Stimme klingt beinahe heiser. „...finden einen anderen Zeitvertreib.“ Das reicht! Ich reiße mich von den beiden Kerlen los. „Wenn du sie auch nur anrührst, breche ich dir alle Knochen in deiner dreckigen Hand!“ Meine Freiheit wärt nicht lange. Längst haben mich die beiden wieder im Griff. Doch das interessiert mich nicht. „Sie gehört mir! Hast du verstanden? Sie ist mein Eigentum!“ Ich ernte nur ein höhnisches Grinsen. „Warum fragen wir nicht einfach die kleine Göttin, was ihr lieber ist? Sich zu Tode schuften oder sich mit mir zu vergnügen und damit einige Privilegien zu genießen?“ Abwartend wendet er sich Tea zu, wartet auf ihre Entscheidung. Ebenso wie ich. Ich sehe, wie sie nervös von einen Fuß auf den anderen tritt, wie sie es immer macht, wenn sie nicht weiter weiß. Wenn sie zu ihm geht, Gnade allen. Dann hält mich nichts mehr! Doch plötzlich tritt sie entschlossen einen Schritt zurück. „Ich will arbeiten.“ Ich kann die Erleichterung, die mich gerade durchströmt nicht einmal im Ansatz beschreiben. Triumphierend sehe ich zu Rahotep und freue mich bereits auf sein wütendes Gesicht. Doch entgegen meiner Erwartung, lächelt er einfach gelassen. „Was gibt es da zu grinsen?“ frage ich ungehalten. „Die Zeit wird für mich arbeiten, das wirst du noch früh genug feststellen!“ Meine Heiterkeit ist auf der Stelle verflogen. Er könnte recht behalten. „Schneller! Schlaft nicht ein!“ Ich beiße die Zähne zusammen. Ich möchte aufschreien. Noch nie hat es jemand gewagt, mir Anweisungen zu erteilen. Und jetzt tun es Dutzende! Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, ob sie überhaupt vergangen ist. Seit einer halben Ewigkeit trage ich bereits diesen verfluchten Stein ab. Ich richte mich auf und wische mir den Schweiß vom Gesicht, der mir beständig in die Augen rinnt. Meine Muskeln zittern von der ungewohnten Anstrengung und ich kann mich nicht erinnern, je so durstig gewesen zu sein. Tief atme ich ein, versuche den schnellen Rhythmus meines Herzens zu mildern. Währenddessen sehe ich mich nach Tea um und es dauert nicht lange, bis ich sie gefunden habe. Man hat ihr den Wasserbeutel in die Hand gedrückt und ihr die Aufgabe gegeben, alle Sklaven mit Wasser zu versorgen. Und seitdem geht sie von Mann zu Mann. „Hey, du! Du bist hier um zu arbeiten und nicht um der Kleinen hinterher zu starren. Deine Kontrollblicke sind hier überflüssig.“, keift mich ein Wächter an. Nörgelnd nehme ich meine Arbeit wieder auf. Ich gebe es nur ungern zu, doch er hat recht. Ich muss immer wissen, wo sie ist, ob ihr jemand zu nahe kommt, ob es ihr gut geht... Ich kann es nicht lassen. In dieser Situation sollte ich mich nicht um sie scheren. Ich muss an mich denken, wie ich hier so schnell wie möglich raus komme. Aber ich kann nicht! Ständig wandert mein Blick zu ihr. Ich brauche die Gewissheit, dass sie unversehrt ist. Und dafür verachte ich mich selbst! Was hat sie nur mit mir gemacht? Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie näher kommt, wie sie einem der Männer den Trinkbeutel hinhält. Ich fahre mit der Zunge über meine aufgesprungenen Lippen. Zweimal habe ich sie bereits weggeschickt, da es mir zu wider war, aus ein und demselben Beutel wie alle anderen zu trinken. Als sie an mir vorbei geht, sehe ich sie nicht, ich spüre sie fast körperlich. Ich spüre einen heißen Schauer, der durch meinen Körper jagt und der dem heißen Wind Ägyptens in nichts nach steht. „Warte.“ Fast erschrocken bleibt sie stehen, sieht mich misstrauisch an. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Alles in mir weigert sich, meinen Stolz auf zu geben. „Kann ich... etwas trinken?“ Sie zögert, mustert mich noch immer. Doch schließlich kommt sie auf mich zu und hält mir den Beutel hin. Den Ekel, den ich empfinde, dränge ich mit aller Gewalt in den Hintergrund. Mein Hals ist ausgedörrt und bei dem Gedanken an Wasser, läuft mir beinahe der Speichel aus dem Mund. Wegen Wasser! Als ich beginne zu trinken, versuche ich mir meine Gier nicht anmerken zu lassen. Stattdessen sehe ich ihr bei jedem Schluck in die Augen, erforsche ihren Blick. Doch lange hält sie mir nicht stand und wendet ihren ab. „Die anderen brauchen auch noch Wasser.“. höre ich sie wispern. Sie will gehen? Jetzt? Ich habe aber noch immer Durst! Ich seufze innerlich und wende mich ab, völlig frustriert. Ich bete, dass es nicht all zu lange dauert, bis sie wieder hier ist. „Ah...aua...“ Ich höre ein Krachen. Ruckartig drehe ich mich um, um zu sehen, was passiert ist und finde eine Tea vor, die im Dreck sitzt und sich mit verzerrten Gesicht den Hintern reibt. Diesmal seufze ich wirklich. Erst jetzt wird mir bewusst, dass meine Muskeln bis zum Äußersten angespannt sind. Ich versuche mir einzureden, dass es nicht an Tea liegt, sondern, dass ich einfach völlig überreizt bin. Heimlich mustere ich sie aus dem Augenwinkel, um zu sehen, ob sie verletzt ist. Doch es scheint alles in Ordnung zu sein. „Was geht hier vor? Raus mit der Sprache!“ Ich sehe, wie sie zusammenzuckt, als sie von dem Wächter angeschrien wird. „Ich...ich bin gestolpert...“, stottert sie. Ich muss schlucken. Ich kann das nicht sehen. „Das sehe ich.“, keift er. „Du Trampel hast das kostbare Wasser in den Boden sickern lassen!“ Ich habe das Gefühl, jelauter er wird, desto kleiner wird sie. Ihre geweiteten Augen schreien beinahe vor Angst! „Ich habe.. ich hab´s nicht mit Absicht verschüttet.“ „Das wäre ja noch schöner!“ Plötzlich packt er sie am Arm. „Und damit du in Zukunft vorsichtiger damit umgehst, gebe ich dir einen guten Grund noch achtsamer zu sein. Fünf Peitschenhiebe!“ Mir gefriert das Blut im Leib. Peitschenhiebe? Ich sehe zu Tea, sehe ihr erstarrtes Gesicht. Ohne weitere Worte, zerrt er sie mit sich, schleift sie hinter sich her. „Bitte... nei... bitte warte...“ Ihr flehentlicher Laut zerrt an meinen Nerven, halten es kaum aus. „Warte.“ Der Mann bleibt stehen und dreht sich zu mir um. „Was willst du?“, fragt er genervt. Noch bevor ich richtig über meine Worte nachgedacht habe, gleiten sie mir bereits von der Zunge. „Ich habe sie gestoßen.“ ---------------------------------------------- Hi. Ich hatte ja einigen versprochen, dieses Jahr noch fertig mit dem Kapitel zu werden. Und was soll ich sagen? Puh, hat doch noch geklappt ^-^" Kapitel 11: Kein Geschenk hätte schöner sein können --------------------------------------------------- „Was... aber...“ Mit einem Blick deutet Atemu mir ruhig zu sein. Habe ich gerade richtig gehört? Verwirrt starre ich ihn an, vergesse für einen Moment meine Strafe. „Was soll das heißen, Sklave?“ Ich bemerke, dass auch der Wächter verdutzt ist. „So, wie ich es sage. Ich habe sie gestoßen und dadurch ist sie gestürzt und hat das Wasser fallen lassen.“ Ich sehe, wie er zittrig einatmet. „Es ist nicht ihre Schuld, sondern meine.“ Ich fasse es nicht! Das kann nicht sein! Ich suche in seinem Gesicht nach etwas, dass das alles erklärt. Ein spöttisches Lächeln, etwas, das sagt: Ich mache einen Scherz. Aber ich finde nichts. Seine Mimik ist so undurchdringlich wie eine Maske. „Ist das dein Ernst? Wieso solltest du so etwas tun?“ Auch der Wächter scheint nicht überzeugt zu sein. Atemu dagegen zuckt scheinbar gelangweilt mit den Schultern. „Sie ging mir eben auf die Nerven.“ Auch wenn er lässig daher redet, so entgeht mir trotzdem seine angespannte Haltung nicht. Was hat er nur vor? Der Wächter zögert. „Also gut.“ Der harte Griff um meinen Arm verschwindet. Vor lauter Erleichterung brechen mir die Knie ein. Ich dachte... ich dachte wirklich... „Komm mit!“ Verwirrt sehe ich auf. Mitkommen? Wohin? Ich dachte, das mit der Strafe hätte sich erledigt? Doch er meint gar nicht mich, wie ich erkenne. Als Atemu an mir vorbei geht, weicht er meinem fragenden Blick aus. Aber...? Ich muss schlucken. Mein Verstand weigert sich strickt das offensichtliche an zu nehmen. Ich schüttel den Kopf. Nein, nein... Ich habe irgendetwas falsch verstanden. Das stimmt nicht, er würde nicht für mich... Ruckartig stehe ich auf, sehe ihm hinterher, sehe seine stolze Gestalt, seinen sicheren Gang, geradewegs auf die Mitte des Platos zu. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie weitere Männer hinzukommen. Alles Wächter. Mein Herz schlägt plötzlich einen raschen Rhythmus an. Es liegt etwas in der Luft. Das spüre ich beinahe körperlich. Ich sehe mich um und erkenne, dass alle Arbeiten eingestellt worden sind. Neugierig, ja fast schaulustig betrachten die Sklaven Atemu und den Wächter. Und jetzt wird mir bewusst, was es ist, das ich rieche. Es ist Spannung, Erregung, Angst... das alles liegt beinahe greifbar in der Luft, wirkt ansteckend. Hart stoßen sie Atemu zwischen zwei Holzstämme, die senkrecht aus dem Boden ragen und halten ihn dort fest. Seile, die am Holz befestigt sind, knoten sie um seine Handgelenke und Knöchel, nehmen ihm so jede Möglichkeit zur Flucht und schneiden ihn hart ins Fleisch. Selbst aus dieser Entfernung ist das nicht zu übersehen. Ich versuche dahinter zu kommen, einen tieferen Sinn in seinem Tun zu erkennen. Aber nichts erscheint mir logisch. Warum wehrt er sich nicht dagegen? Warum lässt er das so einfach mit sich machen? Verwirrt lege ich eine Hand auf meine Brust, fühle meinen stockenden Herzschlag, befürchte beinahe, dass es mir den Dienst versagt. Ist das Angst? Fühle ich tatsächlich Angst? Aber warum? Wegen ihm? Nein. Nein, niemals! Ich will das! Ich will dass ihm das passiert! Ich will ihn leiden sehen! Ich will, dass er bestraft wird, für das, was er mit mir getan hat, mir angetan hat... Erneut forsche ich in seinen Zügen. Doch noch immer gewährt es mir keine Antworten. Plötzlich höre ich das Knallen einer Peitsche. Erschrocken wende ich mein Gesicht, ebenso wie Atemu. Noch immer völlig emotionslos, betrachtet er den Mann vor sich. Dieser beginnt die Peitsche wieder einzuholen. „Ich habe gehört, dass du Unruhe gestiftet hast. So was höre ich gar nicht gerne.“ Ich bemerke erst, dass meine Hände am Zittern sind, als ich mir nervös durch die Haare fahre. Sofort reiße ich sie nach unten, lass sie ineinander greifen und versuche durch bloße Gedanken, sie ruhig zu stellen. Ich will das! Ich will das! Ich will das! Langsam, viel zu langsam geht er um Atemu herum. Quält ihn, in Erwartung des Schmerzes. Nach einer gefühlten Ewigkeit, höre ich das Zischen und den Knall der Luft durchschneidenden Peitsche. „Aaahhahh...“ Erschrocken kneife ich meine Augen zusammen, presse die Hände auf meine Ohren. Gewaltsam zwinge ich Luft in meine Lungen, denn sie wollen mir den Dienst versagen. Ich bringe mich dazu aufzusehen, zu ihm zu sehen. Ich will das sehen. Ich will seinen Schmerz sehen, will es auskosten. Mein falscher Mut verschwindet, lässt nur ein übles giftiges Gefühl zurück. „Atemu...?“ Der Schmerz den die Peitsche auslösen würde, hatte er nicht kommen sehen. Sichtlich erschrocken und vom Schmerz in die Knie gezwungen, konnten ihn nur noch die Seile halten. Sein gesenkter Kopf kann mir nicht verbergen, was gerade in ihm vorgeht. Es ist, als würde allein mir das Wissen über seine Gedanken brauch liegen. Es sind nicht wirklich Worte die ich erahne, vielmehr ist es ein inneres, tieferes Verständnis, welches sich nicht beschreiben lässt. Langsam scheint er zu verstehen, was er getan hat, was ihm noch bevorsteht. Erst jetzt scheint er zu verstehen, wo er nun im Leben steht! Er ist so erschrocken... Woher weiß ich das? „So ein schöner, glatter Rücken. Eigentlich schade darum, aber was soll´s!?“ Die Stimme des Auspeitschers klingt alles andere als bedauerlich. „Da es heute dein erstes Mal ist, verdoppeln wir deine Strafe doch gleich. Ich bin nämlich ziemlich sicher, dass du uns nicht zum letzten Mal einen Grund dafür gegeben hast.“ Mir stellen sich die Nackenhaare auf, als er zu lachen beginnt. Und es dauert nicht lange, bis die anderen in sein Lachen einstimmen. Aus dem Augenwinkel erkenne ich eine Bewegung. Automatisch wandert mein Blick zu Atemu. Ich sehe, wie er sich mühsam wieder aufrichtet. Bei jeder seiner Bewegungen zittern seine Muskeln vor Anstrengung. Ich sehe ihn schwer und tief atmen. Sein Körper ist schweißgebadet, glänzt im Lichte Res. Im ersten Moment erkenne ich unvorstellbare Wut, gepaart mit unmenschlichen Schmerz, in seinen Zügen. Doch bevor ich mir dessen sicher sein kann, ziert erneut eine undurchdringliche Maske sein Gesicht, schließt alles und jeden aus. Seine Augen treffen mich beinahe wie ein Blitz. Unnachgiebig hält er mich mit seinen festen Blick gefangen. Ich erinnere mich. Es ist wie damals auf dem Marktplatz. Auch dort hatte ich das Gefühl, als ob er mit seinem bloßen Blick in mich eindringen würde. Ein neuer Peitschenhieb zerreißt die Luft, lässt sie knallen, lässt sie zischen, doch Atemu gibt keinen Ton von sich. Nein, er sieht mich nur an, bewegt nicht einen Muskel, hält mich einfach nur gefangen. Ich dagegen zucke bei jedem Schlag. Warum? Noch ein Schlag. Sag mir warum? Noch ein Schlag. „SAG MIR DOCH WARUM...“ Ich schreie, ich weine. „...ATEMU!“ Ich halte das nicht aus! Ich drehe mich um, will wegrennen. Doch ich kann nicht! Erneut drehe ich mich um, bin hin und her gerissen, trete völlig überfordert von einem Fuß auf den anderen, kann nicht still halten. Will er mich strafen? Sieht er mich deshalb so an? Erneut ein Schlag. Ich kann sie nicht mehr zählen. Immer wieder zucke ich zusammen. Wieso ich, wieso nicht er? „ANTWORTE MIR!“ Mein Gesicht ist mittlerweile nass und heiß. Ich raufe mir die Haare. Wie Nadelstiche nehme ich die Blicke der anderen um mich herum war, bin mir sicher, dass sie mich für verrückt halten. Warum ertrage ich es nicht? Ich breche zusammen, falle auf die Knie. Meine Hände kralle ich in den Sand. „...BITTE...“ Ich blicke mich um. Die anderen Sklaven haben sich bereits in irgendwelche Nischen im Fels zurückgezogen, die einigermaßen Schutz vor Wind und Sand bieten. Und auch die Wächter sind schon in ihren Zelten verschwunden. Ich habe das Gefühl allein zu sein. Denn nur ich stehe hier herum, sehe ihn an. Er ist so ruhig. Erneut lasse ich das heute Geschehene vor meinen inneren Auge revue passieren, die ganzen letzten Tage. Noch immer kann ich es nicht verstehen. Was ist da nur geschehen? Wer ist dieser Mann? Ich sehe auf. Wie er da sitzt. So still und in sich gekehrt, einfach nur in den Nachthimmel blickend. Stumm betrachte ich ihn, weiß nicht, was ich tun soll. So wie er da an den Felsen lehnt, tut das nicht weh? Spürt er den Schmerz überhaupt noch? Mein Körper jedenfalls ist erschöpft. Meine Beine schwanken, können mich kaum noch halten. Die viele Hitze und die Arbeit und nun die Kälte, dass alles fordert nun seinen Tribut. Unwirsch fahre ich mir mit meinen Händen durch´s Gesicht, spüre all den Sand den meine Tränen dort festklebten. Plötzlich setzt mein Körper sich von selbst in Bewegung. Mein rationales denken schaltet sich aus. Alles was noch bewusst in mir vorgeht, ist der jämmerliche Schrei nach Ruhe, einfach nur Ruhe. Fast instinktiv gehe ich zu ihm, sehe ihn nicht an, gehe einfach nur zu ihm und lasse mich neben ihn in den weichen Sand fallen. Das meine Haare nun voller Sand sind ist mir egal. Liegen, einfach nur liegen. Wie ein Kätzchen rolle ich mich zusammen, versuche die eisige Kälte aus zu sperren. Eine ganze Weile liege ich einfach nur starr. Alles an mir fühlt sich so schwer an, so verdammt schwer. Meine Gliedmaßen sind steif, wollen einfach nicht mehr. Ich möchte schlafen, ganz lange, nie mehr aufwachen... Doch das bleibt mir verwehrt. Ich beiße mir auf die Lippe. Oh bitte, lass mich doch einfach einschlafen. Stattdessen quälen mich meine Gedanken. Ich muss schlucken. Warum? Ich kann dieses verdammte Wort selbst in meinen Gedanken nicht mehr hören. Zu oft wurde es gestellt. Zu wenige Antworten habe ich bekommen. Hat er das für mich getan? Auf der Stelle schüttel ich innerlich den Kopf. Nein. Niemals. Das würde er nicht für mich tun. Er ist selbstsüchtig, eitel und das einzige Wohlergehen, das ihm wirklich am Herzen hängt, ist das seine. Ein Seufzer stiehlt sich über meine aufgesprungenen Lippen. Aber die Vorstellung, dass jemand so etwas für mich tun würde, ist doch schön, oder? Jemand, der es nicht zulässt, nicht erträgt, wenn mir etwas geschieht. Jemand der immer seine schützende Hand über mich hält, über mich wacht, mich liebt. Ja, das wäre schön. Jemand der mich liebt, mir Wärme gibt, mich berührt... Zittrig atme ich ein. Ein furchtbares Gefühl des Verlustes überkommt mich. Niemals habe ich so etwas gekannt. Nie war ich eine Berührung gewohnt, oder habe Zärtlichkeit gekannt. Etwas in mir weint um die verschwendete Kindheit, um die vielen Streicheleinheiten, die ich hätte bekommen müssen. Eine Träne stiehlt sich über mein Gesicht. So etwas wie Sehnsucht ergreift mit einem mal mein Herz. Ein Verlangen nach Zugehörigkeit, Verständnis, Wärme... Es grenzt beinahe schon an Schmerz. Ich möchte schreien. Bitte, nimmt mich jemand in den Arm. Zeigt mir, dass ihr hier seid, dass ich nicht allein bin... Mir entfährt ein Schluchzer. Plötzlich spüre ich etwas an meinem Ohr, ganz leicht. Im ersten Moment frage ich mich, ob ich mir das nicht bloß eingebildet habe. Doch, da ist es schon wieder. Atemu. Behutsam spüre ich seinen Finger, der federleicht über meine Ohrmuschel streicht. Mein Atem kommt kurz ins Stocken und ich fühle, wie auch er inne hält. Doch als ich nichts einwende, fährt er fort. Mein Herz schlägt mir plötzlich bis zum Hals. Seine Berührung kitzelt etwas. Ein warmes, seltsames Kitzeln, welches sich in ein Kribbeln verwandelt. Ich habe nie etwas Schöneres gespürt. Eine Strähne, die mir ins Gesicht gefallen ist, streicht er in einer langsamen Bewegung zurück. Ich unterdrücke ein weiteres Schluchzen. Ich will mehr, will so viel mehr spüren, mehr Wärme, mehr von ihm. Aber ich kann es nicht sagen, mich nicht bewegen, ihn nicht darum bitten. Es ist Angst, die mich lähmt. Ich befürchte, bei der kleinsten Bewegung würde er sich von mir zurückziehen. Das würde ich nicht ertragen! Nicht jetzt, nicht hier. Ich zittere. Ich präge mir jede Berührung ein, jedes Gefühl, das er in mir hervorruft. Ich muss es bewahren, muss ein Leben lang von dieser Erinnerung zehren. Seine Hand streichelt mir sacht über´s Gesicht. „Nicht weinen.“, flüstert er. Das war´s! Wie ein Sturzbach bricht es aus mir heraus. Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten, das Schluchzen nicht mehr unterdrücken, welches meinen Körper schüttelt. „Tea...“ Vorsichtig, behutsam taste ich blind nach ihm. Ich wage es nicht meine Augen zu öffnen. Mit den Fingern ertaste ich seine Hüfte. Ich brauche das... so sehr... Unglaublich leicht fahre ich über den Stoff, der seine Haut bedeckt. In mir herrscht permanent die Angst, von ihm fortgestoßen zu werden. Atemu´s Hand löst sich nun von meinem Gesicht, wandert stattdessen über meine Arme, meine Taille. So schön... Seine andere Hand schiebt sich unter mich, hebt mich leicht an. „Komm.“ Zitternd richte ich mich ein wenig auf, schiebe mich die wenigen Zentimeter zu ihm. Ich lasse das Denken aus, lege einfach meinen Kopf in seinen Schoß. Sofort umfängt er mich mit seinen warmen, starken Armen. Ich möchte wieder weinen. Ich kralle mich in dem Stoff seines Schurzes fest. Eine innere Wärme, wie ich sie noch nie gekannt habe, erfasst alles in mir. Ich kuschel mich weiter in seinen Schoß, möchte ihn so nah wie möglich spüren. Es sind beruhigende Worte, welche Atemu mir ins Ohr flüstert. So sanft, so zärtlich. Ich spüre jeden seiner Atemzüge, bin geradezu davon überwältigt. Ich fühle mich auf eine seltsame Art und weise verbunden. Ein kleines Bisschen weniger leer. So möchte ich schlafen. Immer. Jede Nacht. Nie mehr allein. „Warum?“ Diese Frage ließ sich nicht unterdrücken. Sie musste gestellt werden, musste raus. Ich spüre wie Atemu tief einatmet. Ich zittere mit ihm. Bitte, gib mir die Antwort. „Ich hätte dich nicht...„ Ich spüre, wie schwer es ihm fällt. Er beugt sich zu mir runter, bildet ein schützendes Dach über mir. Sein heißer Atem streift meine Wange. „Ich hätte das einfach nicht ertragen, Tea.“, wispert er. „Atemu...“ Mir bricht die Stimme. Ich drehe mich auf den Rücken und schlinge meine Arme um seinen Nacken, streiche durch sein Haar. Es trifft mich wie ein Schlag. Zu unglaublich, zu widersprüchlich ist es in meiner Welt. „Bitte... tu das nie wieder.“ Daraufhin umschlingt er mich fester. Sein Gesicht vergräbt er an meinem Hals, atmet zittrig meinen Duft ein. „Darum kannst du mich nicht bitten.“ Ich habe keine Kraft mehr. Ich möchte ihm widersprechen, doch es reicht nicht mehr. Ich möchte einfach so bleiben und schlafen, für immer so schlafen. ------------------------------------------------------------- So liebe ati_3, dieses Kapitel ist ein verspätetes Geschenk für dich. Ich hoffe es hat dir gefallen^^ Und allen anderen hoffentlich auch^^ Bis zum nächsten mal eure Heka Kapitel 12: Die Magie des 21. Jahrhunderts ------------------------------------------ Ich fühle mich bleiern und schwer. Meine Gliedmaßen spüre ich kaum noch. Den Grund dafür sehe ich eindeutig in der gestrigen Arbeit. Und trotzdem fühle ich mich nicht schlecht, nicht wirklich. Seit einer Weile liege ich hier schon wach. Nur nebensächlich bekomme ich die stetige Verfärbung des Himmels mit, die den Tag ankündigt. Alles ist noch still und schläft. Nur ich nicht. Und warum? Etwas hat mich aus dem Schlaf gerissen. Nur eine einzige Bewegung ist es gewesen, die mich aufschrecken ließ. Eine Gänsehaut schleicht sich über meine Haut. Mein Stolz... -oder naja, sagen wir etwas ähnliches-, schiebt es einzig und allein auf die Kälte des jungen Tages. Etwas ganz anderes sagt eine kleine Stimme im hintersten Teil meines Kopfes. Schon seltsam. Immer wieder habe ich es mir in Gedanken vorgestellt, wie es sich anfühlen würde, wie gut es sich anfühlen würde. Doch erschrocken stelle ich nun fest, dass es für mich völlig ungewohnt ist, fast beängstigend. Ich liege hier, zusammen mit ihm. Ja, er war es, der mich aus dem Schlaf gerissen hat. Er hat es nicht einmal bemerkt. Und selbst wenn, könnte er es wahrscheinlich nicht im Entferntesten verstehen, nicht nachvollziehen, dass er es war, wie er es getan hat. Wie kann es sein, dass etwas, das ich mir mein Leben lang ausgemalt habe, so befremdlich, ja so beängstigend auf mich wirken kann? Warum kann ich denn nicht einfach glücklich sein? So wie es ist? Innerlich seufze ich. Die ganze Nacht hatte er mich in den den Armen gehalten, habe mir eingebildet glücklich und zufrieden zu sein. Aber nun ist irgendwie der Zauber der Nacht verschwunden. Mir wird bewusst, was ich getan habe, wie schutzlos ich mich in seine Arme begeben habe. Das macht mir Angst! Im Schlaf, ohne bewusst darüber nachgedacht zu haben, zog er mich noch näher an sich heran, näher an seinen warmen, festen Körper. Im ersten Moment des Erwachens war ich völlig steif, sogar erschrocken. Ich wusste nicht, was mit mir passierte. Und das alles ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass ich schon immer nur alleine war. Allmählich gewöhne ich mich doch an dieses fremde Gefühl, lerne es zu ertragen. Und darum nur darum liege ich hier. Hier bei ihm. Demjenigen, der mir so viel Leid angetan hat. Doch irgendetwas, ganz tief in mir sagt, dass es richtig ist. So wie ich hier bin, wie er ist, dass er seine Arme um mich schlingt. Das alles ist richtig und doch falsch. Jedoch, wenn ich alles vorher Gewesene völlig vergesse, bleibt nur dieser Gedanke: Hier gehöre ich her. Erneut schließe ich meine Augen und bringe mich dazu meine angespannten Muskeln zu lockern. Fast im selben Moment höre ich, wie er schläfrig meinen Namen flüstert. „Tea...“ Ich reiße meine Augen auf. Ist er wach? Plötzlich scheint mir das Blut pulsierend durch die Adern zu jagen. Doch seine tiefen Atemzüge sagen mir, dass er noch immer schläft. Ein ungewohntes Kribbeln jagt meinen Rücken hinunter, während mein Gesicht seltsam heiß wird. Zittrig atme ich ein. Ich möchte es noch einmal hören. Dieses „Tea“, welches er so verschlafen in meinen Nacken nuschelt. „Atemu?“, wispere ich. „Atemu?“ Tief atme ich ein. Warum wispere ich denn nur so? Ich möchte doch, dass er mich hört. Oder etwa nicht? „Mmmh?“ Huch... Er hat mich gehört! Ein riesiger Kloß bildet sich in meinem Hals. Warum konnte ich denn nicht einfach die Klappe halten? Was soll ich denn jetzt sagen? Doch meine Gedanken brechen mit einem mal ab, als ich eine Berührung spüre. Ganz leicht streichen seine Fingerkuppen über meinen Oberarm. Rauf und runter und wieder rauf und runter. „Mmh...“ Kam das aus meinem Mund? Unbewusst rücke ich noch näher an ihn heran, will ihn spüren. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es mir immer noch nicht reicht. Auf einmal zieht Atemu seinen Arm unter meiner Taille hervor. Ich will schon protestieren, will den Kontakt zu ihm nicht verlieren! Doch er deutet mir den Kopf zu heben. Ich komme seiner stummen Bitte nach. Währenddessen wandern seine Finger langsam in meinen Nacken und streichen sanft mein Haar zur Seite. Ein schönes Gefühl... Als er mir deutet mich wieder zu legen, kommt mein Kopf auf seiner Armbeuge zu liegen. Sein anderer Arm hingegen ist wieder um meine Taille geschlungen und drückt mich erneut an seinen männlichen Körper. Mein Herz jubelt. Ich zittere beinahe schon vor Freude. Glücklich reibe ich mein Gesicht an seinem Arm, schmiege mich an ihn. Klares Denken ist jetzt nicht mehr möglich. Ich fühle mich benebelt. Doch plötzlich spüre ich, wie er mein Gesäß an seinen Schoß drückt. Augenblicklich spüre ich seine harte Erektion, heiß und pulsierend. Ich stelle mich auf den Ekel ein, der unweigerlich in mir aufkommen muss. Doch nach einigen Warten wird mir bewusst, dass er ausbleibt. Lediglich ein kleines Gefühl der Furcht und des Unwohlseins lauert in meinem Hinterkopf. Jedoch wird er von anderen Empfindungen weit überlagert. Ich spüre, wie er versucht, sein Bein zwischen die meinen zu drücken. Doch das ist etwas, was ich nicht kann, nicht will! Angst kommt in mir auf. Ich versteife mich sofort und versuche ihn weg zu drücken. „Nein...“ Zu meinen Erstaune, lässt er von mir ab. Einfach so. Scheint es kompromisslos zu akzeptieren. Warum? Er hält mich einfach nur weiter und ganz langsam beruhige ich mich wieder. Ich nehme seinen warmen Atem in meinem Nacken war und für einen kleinen Moment empfinde ich zum ersten mal tiefen inneren Frieden. Plötzlich spüre ich seine heißen Lippen in meinem Nacken. Ein erregtes Zittern durch fährt meinen Leib. „Oh...“ Heiß und pulsierend. Ein berauschendes Ziehen. Was machst du nur mit meinem Körper? Tief atme ich ihren süßen weiblichen Duft ein. Ich kann es einfach nicht sein lassen. Selbst wenn ich es wollte, ich kann nicht von ihr lassen. „Nein...“ Ich spüre wie sie sich versteift, als ich versuche mich zwischen ihre Beine zu drängen. Sofort ziehe ich mein Bein zurück. Ich will sie nicht verschrecken. Und trotzdem... wenn ich wollte, könnte ich sie mir auf der Stelle nehmen. Niemand würde mich daran hindern. Einfach so, ohne ihren Zuspruch. Aber ich kann nicht, bring es nicht über mich. Vor meinem inneren Auge taucht dieses Bild auf, wo sie dort am Boden kauert. Völlig verschreckt, sich hin und her wiegend, ihr Blick... In Gedanken schüttle ich den Kopf. Nein, das geht nicht. Das kann ich nicht mehr, nicht so. Mit den Lippen streife ich ihren Nacken. Der weiche Flaum ihrer Haare kitzelt sinnlich meine Haut. „Oh...“ Mein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Diese leichte Andeutung eines Stöhnens... Ich möchte es noch ein Mal hören. Meine Zähne streifen die empfindsame Haut ihres Nackens. Zufrieden lausche ich ihrem ihren flachen Atemstößen. „Aufstehen, ihr habt lang genug geschlafen! Die Arbeit wartet!“, hören ich plötzlich einen Wächter brüllen. Erschreckt zuckt Tea in meinen Armen zusammen. Ich richte mich auf. Nicht jetzt! Wie aus einer Art Traum gerissen scheint sie nun zu realisieren, was gerade passiert ist. Schnell macht sie sich von mir los, wendet mir den Rücken zu. Ich strecke die Hand nach ihr aus, will sie zurückholen. Aber sie ist bereits aufgestanden. Verdammt! „So eine Scheiße.“, brummle ich vor mir her. „Diese verdammten Steine.“ Mein Geduldsfaden ist mittlerweile gefährlich dünn geworden. Und Tea habe ich auch schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Erneut suche ich das Plato mit meinen Augen ab. Nichts. Langsam aber sicher werde ich unruhig. Und das liegt sicherlich nicht nur an meinem leeren Magen, der schon eine ganze Weile lautstark gegen die fehlende Nahrung rebelliert. „Schluss für heute.“, ruft einer der Wächter aus. Augenblicklich lockern sich meine angespannten Muskeln. Ich lasse das Werkzeug, welches ich den ganzen Tag über benutzt habe, achtlos in den Sand fallen. Soll sich doch jemand anders darum kümmern. Müde schlurfe ich zu dem Platz, an dem Tea und ich die Nacht zuvor verbracht haben. Und nun stiehlt sich, ganz zum trotz meiner derzeitigen Situation, doch ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. „Tea.“ Ich möchte sie endlich wieder Spüren, ihren verlockenden Körper streicheln. Sichtlich erschöpft lasse ich mich an der Felswand nieder und warte. Währenddessen machen meine Gedanken sich selbstständig, wandern zurück in die vergangene Nacht. Sie in meinen Armen, da wo sie hin gehört, wo ihr Platz ist. Ihr zierlicher Körper, ihre sanfte Art. Alles an ihr ist so ganz anders, als ich es von meinem Harem gewohnt bin. Natürlich, wenn ich es verlange, sind meine Frauen auch devot. Aber trotzdem... In meinen Fingern fängt es an zu kribbeln. Ich möchte ihr so gerne über den Kopf streicheln, ihr seidiges Haar berühren, ihr etwas Gutes tun. Dabei möchte ich einen Blick in ihrem Gesicht sehen, der Zufriedenheit ausstrahlt, der sagt: Ich bin glücklich. Aber warum? Warum ist es mir so wichtig, dieses scheue Lächeln auf ihren Lippen zu entdecken, welches sie versucht zu verbergen? Was habe ich davon? Und doch, wenn ich darüber nachdenke... Ich möchte sie so gerne lachen sehen, offen, ohne Scheu. Bei diesem Gedanken bekommt mein Herz einen seltsamen Stoß. „Bei Re, langsam drehe ich durch.“ Plötzlich fällt mir auf, dass die Nacht schon angebrochen ist. „Wo, bei allen Göttern, bleibt sie nur?“ Langsam aber sicher werde ich nervös und blicke mich suchend um. Aber nirgendwo kann ich sie entdecken. Mit den Fingern tippe ich unruhig auf meinem Knie herum. Wann habe ich sie zum letzten mal gesehen? Fieberhaft denke ich nach. Doch ich kann mich einfach nicht erinnern. Nach einer ganzen weil springe ich auf. „Da stimmt etwas nicht.“ Langsam bewege ich mich durch den Steinbruch, suche Ecken und Nischen ab. Die hämischen Blicke der anderen Sklaven ignoriere ich schlicht weg. Auch wenn es mein Stolz nicht wahrhaben will. Ich halte es für gut möglich, dass sie sich vor mir versteckt. Höchstwahrscheinlich bin ich heute morgen wieder zu harsch zu ihr gewesen. Das zu mindestens rede ich mir ein. „Bitte, Tea, hab dich einfach nur vor mir versteckt!“ Doch mit der Zeit sinkt auch langsam meine Zuversicht. Warum kann ich sie nicht finden? Ich bewege mich immer schneller, nervöser. Außer dem Blut, welches in meinen Ohren rauscht, höre ich nichts mehr. Furchtbare Bilder schleichen sich in meinen Kopf, quälen mich, bringen mich um den Verstand. Bilder von Tea. Tea, wie man sie... Nein! Widerstrebend schüttle ich meinen Kopf. Eine widerwärtige Mischung aus Wut und Angst frisst sich durch mich hindurch. „Niemand darf es wagen ihr etwas anzutun!“ Plötzlich fallen mir die Zelte ins Auge. Doch nicht die Zelte der einfachen Wächter sind es, die meine Aufmerksamkeit erregt haben. Nein, nur dieses eine, jenes große. Ein flüstern Geistert durch meinen Kopf, wird lauter, schreit: LAUF! So schnell ich kann, presche ich los. Ohne zu denken, einfach nur laufen. SCHNELLER! Ich verfluche den Sand, der meine Schritte schluckt, mich langsamer macht. Ich spüre ein scharfes Brennen in meinen Muskeln. Doch ich gebe nicht nach. Immer schneller! Nun verwünsche ich mein verwöhntes Leben. Nie hab ich mich anstrengen müssen, musste nie schnell sein. Ich könnte so viel schneller sein! Meine Lungen drohen zu platzen. Wenn ich zu spät komme... das darf ich nicht...das verzeihe ich mir nie! Ich kann nicht sagen, was es ist, was mich antreibt, was mir doch noch die Kraft, die Schnelligkeit gibt. Angst? Stolz? Zorn? Was auch immer es ist, ich bin dankbar dafür. „TEA!“ Mit einer einzigen Bewegung reiße ich den Eingang des riesigen Zeltes auf. Schwer atmend betrachte ich das Bild vor mir und mir wird schlecht. Mit tränennassen Gesicht liegt sie auf dem Boden eines wunderschönen Teppichs. Verzweifelt versucht sie ihre Arme schützend vor ihrem Körper zu kreuzen, doch er lässt ihr keine Möglichkeit, fixiert ihre Hände seitlich neben ihrem Kopf. Mit kleinen erstickten Lauten versucht sie sich aus seinem Griff zu befreien, doch er ist stärker, lacht sogar über ihre sinnlosen Versuche. Auf allen Vieren kniet er über ihr, verdeckt sie beinahe komplett mit seinem fülligem Körper. „Komm schon, meine kleine Göttin. Sei doch nicht so widerspenstig. Ich gewinne ja doch!“, säuselt er. Alles vor meinen Augen scheint sich rot zu färben. Meine Zähne mahlen aufeinander. Heiße Wut durchströmt jeden Teil meines Körpers, entfesselt eine jähzornige Bestie von deren Existenz, ich selbst noch nicht einmal etwas ahnte.Wie kann er es wagen? „RUNTER!“ Überrascht dreht Rahotep sich zu mir um. Doch seine Überraschung macht schnell Empörung platzt. „Wie kannst du es wagen mich zu stören, Sklave? Du weißt doch nun, was dich erwartet, wenn du nicht gehorchst.“ Er scheint sich seiner Autorität mehr als sicher zu sein. „Und jetzt lass mich in aller Ruhe die Kleine hier besteigen.“ „A.. Atemu...“ Ihr Wimmern ist zu viel für mich! „Jetzt reicht´s!“ Brüllend renne ich auf Rahotep zu und stoße ihn brutal zur Seite, runter von Tea. Ich greife nach seinem fleischigen Hals und drücke zu. Wild schlägt er mir seine Fäuste ins Gesicht, doch die spüre ich in meinem Zorn nicht mehr. Ich sehe wie sein Gesicht sich verfärbt, wie er versucht zu schreien. Doch nichts als ein Röcheln dringt aus seinem Mund. Mein ganzes Gewicht verlagere ich auf seinem Hals, drücke immer fester zu. In seinem Blick steht nackte Angst, Panik. „Bit...t...e“, krächzt er. „N..ei..n.„ Mit einer gewissen Genugtuung stelle ich fest, dass eine Ader in seinem Auge geplatzt ist und seinen kompletten Augapfel rot färbt. Niemals! Niemals lass ich ihn am leben! Nicht, nachdem er sie angefasst hat! Hinter mir höre ich verängstigte Laute. Doch ich kann nicht aufhören, verdränge sie einfach. Plötzlich höre ich ein Knacken und augenblicklich fallen die Arme des Mannes unter mir schlaff zur Seite. Schwer atmend knie ich noch immer über ihm, drücke noch immer zu. Ich kann noch nicht von ihm ab lassen. Meine Wut ist noch lange nicht verraucht. Brüllend fordert sie Vergeltung, will weiter gefüttert werden. „Mhmha...ahm“ Wieder diese Laute. Ich drehe mich um, sehe sie, sehe ihre kleine, zierliche Gestalt. Hin und her wiegend wimmert sie vor sich hin: „...kann nicht mehr... soll... aufhören... bitte...“ Mein Herz verkrampft bei diesen Anblick. Der tote Körper unter mir ist plötzlich vergessen. Leise und vorsichtig gehe ich auf sie zu. „Tea?“ Doch wie zum Widerspruch schüttelt sie nur den Kopf, wiegt sich weiter. Unbeholfen stehe ich da, starre ihren Rücken an und weiß nicht, was ich tun soll. Noch nie im Leben habe ich mich so hilflos gefühlt. Ich könnte schreien. Doch sie scheint irgendetwas entdeckt zu haben. Ich folge ihrem Blick. Ein Dolch? Ehrfürchtig betrachtet sie ihn, als ob er die Lösung all ihrer Probleme darstellt. Mit zittrigen Fingern greift sie nach dem fein gearbeiteten Stück. Mir kommt ein Gedanke und augenblicklich sinkt mir das Herz. Will sie mich angreif... Doch bevor ich diesen Gedanken auch nur zu ende geführt habe, sehe ich ihr wirkliches Vorhaben. Mit einem geübten Schnitt, führt sie das Messer quer über ihren Arm. „Nein!“ Erschrocken stürze ich auf sie zu und packe ihren Arm, der den Dolch hält. „Nein, lass los.“, schreit sie mich an und kämpft wie besessen, um ihren Arm frei zu bekommen. Den Dolch hält sie eisern fest. „Bist du wahnsinnig? Warum verletzt du dich selbst?“ Meine Nerven liegen blank. Ich verstehe überhaupt nichts mehr. „Lass mich!“, brüllt sie. Plötzlich beißt sie in meinen Arm, gräbt ihre kleinen Zähne in mein Fleisch. „Aaah ah...“ Langsam wütend werdend, greife ich in ihr Haar und versuche ihren Kopf zurückzureißen. Sie gibt nicht nach. Doch als ich die Tränen sehe, die stetig über ihre Wangen kullern, halte ich inne. Und nun erkenne ich diese tiefe Verzweiflung in ihrem Gesicht, die an keine Hoffnung mehr glaubt und aufgegeben hat. Mein Blick wandert weiter über ihre Arme, die meinen umklammert halten. Etwas tief in mir drin schmerzt plötzlich unerträglich. Diese Narben. Diese vielen Narben auf ihren Armen, die schon viele Jahre alt sind. Warum sind sie mir noch nie aufgefallen? Ich lasse ihre Haare los, berühre federleicht eine ihrer Schnitte, fahre mit dem Finger darüber. Schock ist gar kein Ausdruck mehr. Es fühlt sich an, als hätte sie jeden Schnitt, den sie ihrer Haut einmal zugefügt hat, ebenso mir zugefügt. Ja, in diesem Moment erleide ich unvorstellbare, innere schmerzen. Langsam öffnet sie ihre Augen einen Spalt breit. Es scheint, als ob meine kleine Berührung irgendetwas in ihr geweckt hätte, die wilde Angst vertrieben hätte. Zögerlich gibt sie meinen Arm frei und lässt ihren Kopf hängen, als ob er auf einmal viel zu schwer für sie wäre. Ihr gesamter Körper zittert unkontrolliert. Ob vor dem Schreck oder unseren kleinem Kampf, kann ich nicht sicher sagen. „Atemu... tut... mir Leid.“, weint sie. „Oh Tea.“ Ich kann nicht anders. Alles in mir schreit danach sie in den Arm zu nehmen und sie nie wieder loszulassen. Ich schlinge meine Arme um ihren Oberkörper und drücke sie ganz fest an mich. Ich rechne schon mit ihren Widerstand, doch stattdessen vergräbt sie ihr Gesicht an meiner Brust und schlingt ebenfalls ihre Arme um mich. Ich bin mir nicht sicher, was ich nun tun soll, wie ich sie trösten kann. So etwas habe ich in meinem Leben nie machen müssen. Und mir wird auf einmal bewusst, wie wenig ich über die Menschen um mich herum weiß. Was sie brauchen, was sie fühlen. Nichts davon weiß ich. Sie alle sind fremde Wesen für mich. Ich beginne mich leicht hin und her zu wiegen, so wie sie es immer tut. Ich weiß nicht recht, was es bewirken soll, doch ich hoffe darauf, dass diese Bewegung sie beruhigt, sie etwas tröstet. Und tatsächlich, ihr Zittern lässt nach und ihr Körper erschlafft in meinen Armen. Mir fallen die Augen zu. Mein gesamter Körper scheint in seinen Armen zu schmelzen. „Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten. Ich bringe uns beide hier weg.“, nuschelt er in meinem Haar. „Ich verspreche es.“ Ich weiß um die Unmöglichkeit seines Versprechens und trotzdem nicke ich, möchte ihm einfach so glauben. Doch darüber möchte ich nicht nachdenken. Nicht jetzt. Nicht hier. Und schon gar nicht bei ihm. Selig. Ja, dass ist das Wort, welches durch meinen Kopf geistert. Selten habe ich mich so selig gefühlt. Während eines Augenschlags entdecke ich etwas am anderen Ende des Zeltes. Meine Tasche! Erfreut etwas Vertrautes zu sehen, richte ich mich auf und will darauf zu laufen. Zu meiner Bestürzung hat man uns alles, was wir bei uns hatten, am ersten Tag weggenommen. Diese wertlosen Dinge erscheinen mir wie ein fester Anker in einem konfusen Alptraum. Doch als Atemu bemerkt, dass ich aufstehen will, hält er mich fest. Irritiert sehe ich ihn an und sehe eine Mischung aus Missfallen und Besorgnis in seinem Gesicht. „Wohin willst du?“ „Meine Tasche.“, und zeige darauf. Seine Augen folgen meiner Bewegung. „Ich möchte sie unbedingt wiederhaben.“ Daraufhin scheint er sich zu entspannen und lässt mich nur zögerlich los. „Na schön. Hol sie dir.“ Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen und stürze mich schon beinahe auf sie. Hastig reiße ich sie auf, um zu sehen, ob nicht etwas fehlt. Erleichtert atme ich aus. „Heiliger Strohsack. Alles ist noch da.“, murmle ich erleichtert und drücke sie an mich. „Heiliger, was?“, fragt Atemu irritiert. Ah, ich dämliches Plappermaul! „Ich ähm... Naja weißt du, das ist ein Gott, der nicht all zu bekannt ist.“, plappere ich vor mich hin. „Er soll das... Stroh beschützen.“ Na prima. Würde es in dieser Zeit Irrenheilanstalten geben, wüsste ich ganz genau, wo der Pharao mich jetzt hin beordern würde. „Bist du dir da sicher?“ Nein. „Ja.“ Die Skepsis in seinem Gesicht ist nur schwer zu übersehen. Doch es scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren, was ich daher rede. Er lässt das Thema einfach fallen und sieht sich stattdessen suchend in dem geräumigen Zelt um. Gleich darauf beginnt er sich durch die persönlichen Gegenstände Rahoteps zu wühlen. Was sucht er denn nur? Vielleicht Geld? Oder etwas zu Essen? Neugierig sehe ich ihm dabei zu, wie er systematisch jede Truhe, jeden Beutel und jede Amphore gewissenhaft durchforstet. Ab und an sehe ich, wie er einige Gegenstände in die Mitte des Zeltes wirft, die anscheinend seinem Beuteschema entsprechen. Einige Kleidungsstücke sind dabei. Als ich ein kleines Säckchen klimpernd landen sehe, weiß ich, dass ich mit dem Geld schon mal mal richtig lag. Nach einiger Zeit wird es mir zu dumm. „Was willst du mit den ganzen Sachen?“ Ich kann mir die Frage einfach nicht verkneifen. „Hier nutzen sie dir doch nichts.“ Ohjee, mir geht ein Licht auf. „Du willst fliehen?“ Bitte sag nein. Bitte sag nein. Zu meiner Bestürzung nickt er zustimmend. „Hier können wir nicht bleiben. Wenn sie ihn tot vorfinden, werden sie auch uns töten.“ Mir bricht der Schweiß aus. Als Atemu an Rahotep vorbeigeht, um auch dort nach nützlichen Dingen zu suchen, vermeide ich es tunlichst, einen Blick auf ihn zu werfen. „Woher...“ Ich atme tief ein, versuche den Gedanken, dass nur ein Paar Meter weiter neben mir, ein toter Mann liegt, aus meinem Kopf zu verbannen. „... weißt du, dass sie uns dafür...“ Ich fuchtle nervös mit den Fingern in der Luft herum. „...verantwortlich machen werden?“ Ganze Sätze sind bei mir nun wohl Luxus. Atemu dagegen scheint in keinster Weise, auch nur betroffen über seine Tat zu sein. Dem Himmel sei Dank, dass sich mein rationales Denken für heute ausgeschaltet zu haben scheint. Denn sonst wäre ich angesichts seiner Gefühlskälte, bei so einer Tat, in Panik geraten. „Sie alle haben meine Wutausbrüche mitbekommen. Jeder hier weiß, dass ich mich nicht einfach dominieren lasse. Ich, jedenfalls, würde mich auf jeden Fall für den Täter halten.“ „Mmh.“ Ich muss zugeben, auch wenn ich vorher nicht viel auf seinen Verstand gegeben habe, dass er da absolut richtig liegt. Er wäre der Erste, den man verurteilen würde. „So ein Mist.“ Wieder nickt er, als ob der Satz an ihn gegangen wäre. „Was machen wir denn jetzt?“, frage ich klein laut. Das er fliehen will, ist mir klar. Doch wie er es anstellen will, ist mir ein Rätsel. „Wir nehmen so viel mit, wie wir tragen können und versuchen ein paar Pferde zu stehlen.“, erklärt er mir in einem ruhigen Ton. Ich hebe eine Augenbraue. „Und du bist dir sicher, dass das klappt?“ „Nein. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es uns nicht gelingen wird. Aber haben wir eine andere Wahl?“ Ich erspare es mir, darauf zu antworten. Plötzlich drückt Atemu mir einen ledernen Beutel in die Hände. Als ich ihn fragend anblicke, wendet er sich ab und schnappt sich selbst auch zwei davon. „Es wäre besser, wenn wir uns beeilen.“ Ich komme seiner unausgesprochenen Aufforderung nach und erhebe mich. Da bemerke ich, dass meine Beine noch immer am Zittern sind. Ich schenke dem jedoch keine Beachtung und folge Atemu. Am Eingang des Zeltes bleibt er mit dem Rücken zu mir stehen. „Verhalte dich still und bleib immer dicht hinter mir.“ Murmelnd stimme ich zu. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Ich bin nicht sicher, ob ich einen ordentlichen Satz zu Stande gebracht hätte. Ich höre ihn tief einatmen. „Gut.“ Mit festen Griff umklammert er meine Hand. Ich drücke seine ebenfalls, denn ich spüre auch seine Angst, selbst wenn man sie nicht sieht. Wir verlassen das Zelt und bewegen uns unauffällig in den Schatten. Immer darauf bedacht leise zu sein. Erst nach circa einer Minute fällt mir auf, dass ich vor lauter Anspannung die Luft angehalten habe. Schnell zwinge ich wieder Sauerstoff in meine Lungen. Atemu dreht sich mit einem angespannten Gesichtsausdruck zu mir um und deutet mir leise zu sein, indem er seinen Zeigefinger vor seine Lippen hält. Beschämt stelle ich fest, dass ich wohl zu laut war. Ich nicke entschuldigend. Anscheinend zufrieden dreht er sich wieder um und zieht mich weiter. Nach einiger Zeit bleibt er erneut stehen. Neugierig blicke ich über seine Schulter. Pferde! Einige Meter von uns entfernt stehen einige Pferde unter einer gespannten Plane. Anscheinend, um die Tiere vor direkter Sonne zu schützen. Für einen Moment juble ich innerlich. Könnten wir es tatsächlich schaffen? Doch meine Freude ist nur von kurzer Dauer. Denn auf den zweiten Blick, fällt mir der Mann auf, der ebenfalls unter der Plane schläft. Ein Blick auf Atemu verrät mir, dass auch er ihn nun entdeckt hat. Ein Muskel beginnt gefährlich unter seinem Auge zu zucken. Er dreht sich langsam zu mir um und legt seinen Mund an mein Ohr. „Bleib hier.“ Ohne auf meine Antwort zu warten, wendet er sich von mir ab und geht in die Richtung des provisorischen Pferdestalls. Langsam, als wäre jeder Schritt genau geplant und durchdacht. Meine Nerven liegen blank. Die Zeit scheint still zustehen, während ich seine langsamen Bewegungen beobachte. Währenddessen kauer ich weiterhin im Schatten eines Zeltes. Nicht einen einzigen Muskel bewege ich. Auf keinen Fall will ich jemanden auf mich aufmerksam machen. Bitte, Atemu, lass mich nicht so lange allein. Als wenn er meine Gedanken gehört hätte, winkt er mich nun zu sich. Erleichtert erhebe ich mich und schleiche auf ihn zu. Ich muss mich bremsen. Alles in mir schreit laut: Flüchte! Mehr als einmal schaue ich über meine Schulter. Ich spüre Blicke in meinem Nacken, die nicht da sind. Meine Wahrnehmung spielt mir einen üblen Streich. Als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre, will ich instinktiv los schreien. Doch mir wird, Gott sei dank schnell klar, dass es nur Atemu ist, der mir den Beutel abnehmen möchte. Erleichtert überlasse ich ihm das Ding. Sogleich verstaut er es auf einem der Pferde. Dabei wandern seine Augen gehetzt hin und her. Als er auch nach meiner Tasche greifen will, halte ich sie fest umklammert. Niemand fässt meine Tasche an! Atemu scheint meinen Gesichtsausdruck richtig gelesen zu haben und wendet sich kommentarlos von mir ab und bindet zwei der Pferde los. „Da sind sie!“ Erschrocken drehen wir uns um. „Verdammt!“ Atemu spricht mir aus der Seele. Als ich die ganzen Männer sehe, die sich nach und nach vor uns versammeln, sinkt mir das Herz in die Hose. „Verdammt.“ „Sie haben Rahotep umgebracht.“, spricht jemand. „Und jetzt wollen sie fliehen. Die dachten wohl, sie kommen damit einfach so durch.“ „Hängt sie!“ Langsam schiebt Atemu sich schützend vor mich. „Wenn ich dir ein Zeichen gebe, schnappst du dir ein Pferd und machst, dass du hier weg kommst.“, flüstert er mir zu. „Was?“, meint er das ernst? „Ich lass dich nicht zurück!“ „Entweder du, oder keiner von uns.“ Ich überlege fieberhaft. Soll ich es einfach tun? Soll ich ihn einfach so zurücklassen? „Mach schon!“ Doch statt seiner Aufforderung nach zu kommen, springe ich vor und stelle mich vor Atemu. Ich spüre seinen verblüfften Blick in meinem Rücken. „So, keiner bewegt sich!“ Mit zitternden Fingern versuche ich meine Tasche zu öffnen, doch es will mir einfach nicht gelingen. „Äh, einen Moment noch, bitte.“ Aus dem Augenwinkel sehe ich die verwirrten und auch teils belustigten Blicke der Männer. Oh man. Endlich habe ich es geschafft meine Tasche zu öffnen und hole mein Feuerzeug, dass ich immer für meine Kerzen benutze und das Haarspray für meine Bilder, hervor. Drohend halte ich die Sachen vor mich. „Lasst uns in Frieden ziehen, dann geschieht auch niemanden was!“ Die Männer brechen in lautes Gelächter aus. Verwirrt sehe ich sie an und auch Atemu wirft mir zweifelnde Blicke zu. Da wird mir bewusst, dass niemand die Wirkung von Feuer und Haarspray kennt, geschweige denn was Haarspray ist. Ich laufe bis zum Haaransatz rot an. „Ok, ihr habt´s nicht anders gewollt.“, rufe ich tapfer. Ich zünde das Feuerzeug und drücke auf den Kopf der Dose. Sofort entzündet sich eine riesige Stichflamme vor mir. Erschrocken trete ich einen Schritt zurück, spüre die plötzliche Hitze deutlich auf meinem Gesicht. Mit einem Aufschrei treten auch hastig die Männer zurück. Ich lasse die Flamme erlöschen. Alles ist still. Niemand wagt es auch nur einen Mucks zu machen. Selbst Atemu mustert mich misstrauisch. Die Augen der Menschen um mich herum sind starr geweitet. Gut. „Ihr werdet uns jetzt ziehen lassen, oder ich verwandle euch alle in Brathähnchen!“ Noch immer keine Reaktion. „Verschwindet!“ Mit einem Mal scheinen sie aus ihrer starre erwacht zu sein. Wie aufgeschreckte Hühner huschen sie davon. „Lauft, oder die Göttin verwandelt uns alle in Brathähnchen!“ „Wir müssen verschwinden!“ „Brathähnchen!“ Wäre diese Situation nicht so verdammt lebensgefährlich, ich wäre auf der Stelle in einem Lachkrampf ausgebrochen und hätte mich auf dem Boden gewälzt! Stattdessen schnappe ich mir den noch immer misstrauisch guckenden Atemu. „Komm, wir müssen hier weg.“ Zu meiner Erleichterung, folgt er mir widerstandslos. Er scheint sich wieder gefasst zu haben. Schnell steigt er auf eines der Pferde und reicht mir seine Hand, damit ich hinter ihm aufsteigen kann. Nachdem ich hinter ihm zum sitzen gekommen bin, schnappt er sich die Zügel des Pferdes mit den Beuteln. Ohne weitere Zeit zu vergeuden, gräbt er seine Fersen in die Seite des Tieres und prescht los. Ohne zurückzublicken, lassen wir das Chaos und die schreienden Menschen hinter uns. „BRATHÄHNCHEN!“ Kapitel 13: Ich habe es nicht gekannt, aber mein Körper und meine Seele haben ein Leben lang darauf gewartet ------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Nun sitzt sie da. Wie lange? Das weiß ich nicht mehr. Normalerweise hätte ich es für vernünftig befunden, noch weiter zu reiten. Die Nacht ist noch jung und wir sind nicht all zu weit vom Steinbruch entfernt. Allerdings bezweifle ich es doch sehr, dass man uns verfolgt. Nicht nachdem... Jedenfalls sitzt sie nun da, auf der anderen Seite des Feuers, auf ihrer Decke. Was bei allen Göttern macht sie nur da? Die ganze Zeit über starrt sie in dieses Ding. Ich vermute, es ist eine Art weißer Papyrus. Nein, ich muss mich korrigieren. Nicht die ganze Zeit über starrt sie es an. Immer wieder wirft sie mir einen Blick zu. Doch es ist seltsam. Sie scheint mich zu sehen, doch nicht wirklich wahrzunehmen. Ihr Blick ist forschend, kritisch und dauert immer nur einen kleinen Moment. Und kurz darauf sind ihre Augen wieder auf den Papyrus gerichtet. Ich verstehe das nicht. Und dazu kommt, dass sie irgendetwas mit einem kleinen, seltsamen Stöckchen macht. Immer wieder führt sie ihn über den Papyrus. Als wir uns hier niedergelassen haben, fragte ich sie, ob sie das Feuer anzünden könne. Ich wollte ihn noch mal sehen, diesen mächtigen Zauber. Doch sie verneinte und sagte, sie wolle die wertvolle Munition nicht verschwenden. Ich habe zustimmend genickt. Doch ehrlich gesagt, habe ich kein Wort verstanden. Was ist Munition? Also habe ich es selbst angezündet. Und seitdem hat keiner von uns ein Wort mehr verloren. Ist sie wirklich eine Göttin? Ich habe ihren Zauber gesehen. Sollte das nicht Beweis genug sein? Doch wie soll ich mich ihr gegenüber nun verhalten? Und wenn sie wirklich eine Göttin ist, warum hat sie ihren Zauber damals nicht gegen mich angewandt? Plötzlich bildet sich ein riesiger Kloß in meinem Hals. Und wenn es eine Prüfung war? Hat sie mich wirklich getestet? Ein beklemmendes Gefühl macht sich in meiner Brust breit. Ist das hier meine Strafe? Ist das die Strafe für alles, was ich ihr angetan habe? Und wenn sie mit ihrer Bestrafung fertig ist, wird sie dann einfach zu ihrer göttlichen Familie zurückkehren? Und genau hier verschwindet meine Furcht und macht rasender Wut platz. Nein! Ich lasse sie nicht gehen, niemals! Selbst wenn Horus persönlich an mir Rache üben sollte. Tea gebe ich niemals wieder her! Selbst wenn es mich die Unsterblichkeit meiner Seele kosten sollte! Ich sehe sie an und mir wird das Herz schwer. Nein, ich könnte dich niemals gehen lassen! Da, da ist er schon wieder, dieser seltsam entrückte Blick. Doch gleich darauf ist ihr Kopf schon wieder gesenkt. Ich werde unruhig. Zu gern wüsste ich, was sie da macht. Ein weiterer Zauber? Meine Neugier siegt schließlich über meine Geduld. Geräuschlos stehe ich auf und schleiche mich um das Feuer herum. Vorsichtig, um sie nicht in ihrem tun zu unterbrechen, lasse ich mich auf ihrer Decke nieder. Gespannt blicke ich über ihre Schulter und entdecke meine eigenen Augen. Aber wie..? Schreck und Verblüffung streiten sich in meiner Brust. Bin das tatsächlich ich? Verwundert mustere ich mein schwarz-weißes Ebenbild. So etwas habe ich noch nie gesehen. In meinem Reich gibt es ein Dutzend begabte und berühmte Künstler. Doch das ist... ist so... lebendig. Ich habe mich schon oft in einem Stück polierten Metall gesehen, jedoch nicht so. Wo ist mein überlegenes Lächeln geblieben? Wo meine spöttischen Augen? Alles was ich früher ein mal war, fehlt nun. Zurück bleibe ich, mit einem festen, entschlossenen Blick und etwas, das wie Stolz aussieht. Sieht sie mich wirklich so? Ist es das, was sie in mir sieht? Mit den Augen verfolge ich ihre Hand, beobachte jede ihrer Bewegungen, die sie macht, jeden Strich, den sie setzt. Unglaublich! Erneut hebt sie ihren Kopf, um mich zu mustern. Ich sehe die Verwirrung in ihren Profil, als sie bemerkt, dass ich nicht mehr auf meiner Decke sitze. Sie scheint aus ihrer Traumwelt zu erwachen. Verwirrt sieht sie sich nach mir um. Sachte streiche ich ihr eine seidige Haarsträhne hinter ihr Ohr. Verblüfft dreht sie sich zu mir um. Ihr kindlich fragendes Gesicht stiehlt sich augenblicklich in mein Herz. Ich schaffe es nicht, meine Hand von ihr zu nehmen. Stattdessen lasse ich sie in ihr Haar wandern, streichle sie. Langsam lasse ich ihr schweres, seidiges Haar durch meine Finger gleiten. Federleicht fahre ich den Rand ihrer Ohrmuschel nach, wandere weiter hinunter und spüre ihren Puls unter meinen Fingerkuppen, der plötzlich schneller zu schlagen scheint. Ihre Augen wirken seltsam verhangen, dunkel und glänzend. Mein Herz macht einen Sprung. Ich lasse meine Hand in ihren Nacken wandern, beginne sie zu streicheln, zu massieren. Ich spüre, wie sie sich stärker gegen meine Hand drückt, mehr fordert. Meine Augen heften sich auf ihre Brust, verfolgen ihr tiefes und schweres Heben und Senken. Ist sie erregt? Ich selbst bin froh über den Umhang, den ich Rahotep gestohlen habe, denn anders ließe sich meine Erregung nicht verbergen. Sie lässt von ihrer Zeichnung ab und legt zögernd ihre Hand auf meinen Arm. Will sie mich wegdrücken? Doch entgegen meiner Erwartung, lässt sie ihre Finger auf- und abfahren, langsam, unbeholfen, neugierig. Mit ihrer unschuldigen Berührung entzündet sie ein feuriges Kribbeln auf meiner Haut. Das hat noch nie eine Frau aus meinem Harem in dieser Art bewirkt. Was macht sie nur mit mir? Wie stellt sie es an, dass ich so stark auf ihre unbeholfene Berührung reagiere? Selbst im rötlichen Licht des Feuers entgehen mir ihre geröteten Wangen nicht. Als sie dann ihre Augen schließt, ihren Kopf schräg legt und dann auch noch dieser kehlige Laut aus ihren Lippen dringt, ist es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Ich umschließe sie stürmisch mit meinen Armen und ziehe sie auf meinen Schoß. Ein kleiner erstickter Laut lässt mich inne halten. Ich war zu schnell! „Tut mir Leid.“ Doch anstatt sich aus meiner Umarmung zu winden, drängt sie sich weiter an mich. Ich blicke in ihre Augen. Der Glanz in ihnen ist nicht verschwunden. So wie ich zuvor bei ihr, streicht sie mir nun ebenfalls eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich muss mich zusammenreißen, um der Versuchung zu widerstehen, mich einfach in ihre Hand zu schmiegen. Ich spüre ihren warmen Atem auf meiner Haut. Ich bin mir fast sicher, dass ich jeden Moment unter ihren Händen zergehen werde. Seit wann bin ich nur so hilflos? Plötzlich verlagert sie ihre Position auf meinem Schoß und beugt sich zu mir hinüber. Ohne ihr Wissen streift sie dabei mit ihrem Schenkel meine harte Erektion und löst damit eine heftige Reaktion in meinen Körper aus. Einige Schweißperlen laufen mir bereits über die Haut. Weiß sie, dass sie mich in den Wahnsinn treibt? Ich studiere ihr Gesicht, ihre rosigen Wangen, ihren leicht geöffneten Mund, ihre verhangenen Augen... bei Horus! Meinen Körper durchfährt ein Zittern. Alles in mir schreit danach, sie einfach an mich zu reißen, ihr die lästigen Kleider auszuziehen und mich in ihrer seidigen Hitze zu verlieren. Für einen Moment schließe ich meine Augen und atme frustriert ein und aus. Nein, nein, das kann ich nicht. Das wäre zu schnell, ich will nicht, dass sie wieder... Erstaunt beende ich meinen Gedankengang und betrachte verwirrt die Frau vor mir. Ihr Gesicht ist dem meinem ganz nahe, zu nahe. Ihre Lieder hängen tief, sind fast geschlossen, ihre Lippen seltsam gespitzt. „Was machst du da?“ Sofort fährt sie ihren Kopf zurück und mustert mich zweifelnd. Plötzlich wird ihr Gesicht eine einzige rote Fläche. „Ich dachte, du wolltest auch. Du hast deine Augen zugemacht und ich...“ Ich verstehe immer noch nicht. „Was wollte ich auch?“ Und schon wieder wirft sie mir diesen zweifelnden Blick zu. „Na, küssen.“ „Küssen? Was ist das?“, frage ich verwirrt. Nun scheine ich mich endgültig zum Trottel gemacht zu haben. Jedenfalls ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. „Du... du weißt nicht, was ein Kuss ist?“ Auch ohne ihr eine Antwort darauf gegeben zu haben, beginnt sie plötzlich hinter vorgehaltener zu kichern. Ein Teil von mir ist mehr als nur getroffen über ihr Gekicher, doch ein anderer Teil von mir ist den strahlenden, plötzlich lebendigen Augen förmlich verfallen. Ich kann ihr nicht böse sein. „Soll ich es dir zeigen?“, fragt sie mich und reißt mich so wieder in die Realität. „Das Küssen?“, frage ich sie unsicher. Bejahend nickt sie und mustert mich forschend. Ich muss schlucken. Ich mag es gar nicht, nicht Herr der Lage zu sein. Doch irgendwie schaffe ich es, mir ein „Ja.“ abzuringen. Wieder dieses Lächeln. Mein Magen scheint einen Sprung zu vollführen. „Schließe deine Augen.“, fordert sie mich auf. Misstrauisch beäuge ich sie. „Warum soll ich meine Augen schließen? Was hast du vor?“ Wieder dieses Kichern. „Nun sei doch nicht so. Vertrau mir einfach. Mach deine Augen zu.“ Nur widerwillig schließe ich meine Augen und warte... und warte... Doch als nichts passiert, kann ich nicht an mir halten und öffne meine Augen einen kleinen Spalt breit. Schon wieder! Schon wieder ist sie mir so nah! Verunsichert ziehe ich meinen Kopf zurück. Tea öffnet ebenfalls ihre Augen. Doch anstatt wütend zu sein, lächelt sie mich erneut an, umschließt mein Gesicht mit ihren Händen und legt ihre Lippen auf die meinen. Für einen kleinen Moment scheint mein Herz aus zu setzen, nur um daraufhin doppelt so schnell weiter zu schlagen. Ich wage es nicht mich zu regen, zu seltsam, zu fremd sind diese Gefühle, die so plötzlich auf mich ein stürmen. Stattdessen ist es Tea, welche die Initiative ergreift. Vorsichtig und sanft fährt sie mit ihren weichen vollen Lippen über meinen Mund. Nun verstehe ich den Grund dafür, warum ich meine Augen schließen sollte. Ich bin nicht mehr in der Lage meine offen zu halten. Unsicher versuche ich es ihr gleich zu tun, will sie mit meinen Lippen streicheln. Und tatsächlich, leise höre ich ihr Seufzen. Sie beginnt kleine Küsse auf meinen Mundwinkeln zu verteilen. Ich schließe sie wieder fester in meine Arme und drücke sie an mich. Ich muss zugeben, dieses küssen ist gar nicht mal so schlecht. Plötzlich spüre ich etwas Feuchtes, etwas Warmes, Seidiges. Was ist das? Wieder öffne ich leicht meine Augen. Verwirrt stelle ich fest, dass Tea mich noch immer küsst, aber was...? Ihre Zunge! Wie ein rolliges Kätzchen leckt sie genüsslich über meine Lippen. Im ersten Moment bin ich versucht, mich ihr erneut zu entziehen. Doch ich halte inne. Mein gesamter Körper kribbelt, ist erregt und süchtig nach ihr. Mit einem Stöhnen bringe ich auch meine Zunge ins Spiel. Und nun scheint sich mein rationales Denken abzuschalten. Etwas, das tief in mir verborgen zu sein scheint, ergreift auf einmal die überhand. Ich scheine plötzlich zu wissen, was zu tun ist, wie es funktioniert. Wie ein uralter Instinkt. Ich fordere ihre Zunge zum Spiel auf, umschmeichle sie mit sanften geschmeidigen Bewegungen, dringe in ihren heißen feuchten Mund ein und erforsche diesen. Langsam und sinnlich fahre ich die Reihe ihre perlweißen Zähne nach. Und auch sie bleibt nicht untätig. Immer wieder neckt sie mich, fordert mich auf mit ihrer kleinen rosa Zunge zu spielen. Ich komme ihrer Forderung nur all zu gerne nach. Währenddessen lässt sie ihre Finger in mein Haar gleiten, durchfährt es, langsam, sinnlich. Stöhnend drücke ich sie auf die Decke und begrabe sie mit meinen Körper, ohne unseren Kuss auch nur für einen Moment zu unterbrechen. Nun höre ich auch ihre zaghaften Laute der Erregung, ihr leises Stöhnen und Seufzen. Sie beginnt mich zu streicheln. Ihre unschuldigen Bewegungen, ihre zarten Hände, die über meinen Rücken auf und ab gleiten, rauben mir den Verstand. „Aah.“ Ich löse mich von ihrem Mund, nur um mich ihrem Hals zu widmen, auf dem ich lauter kleine Küsse verteile. Sie wird unruhig, beginnt ihre Beine an mir zu reiben und umschlingt schließlich meine Hüfte mit ihnen. Ich lasse meine Zunge über die empfindliche Haut ihres Halses fahren, sauge und knabbere leicht daran. Und mit jeder Bewegung meiner Zunge scheint sie einen Laut von sich zu geben. Ich hebe meinen Kopf, will die Lust in ihren Zügen sehen und finde sie. „Tea.“ Warum hört er auf? Ich will ihn anflehen, ihn bitten nicht aufzuhören. Ich habe das Gefühl jeden Moment zu zerspringen. Doch seine Augen halten mich gefangen, lassen die meinen nicht los. Ich kann nicht ansatzweise beschreiben, was ich alles in seinem Blick finde: Stolz, Freude, Feuer, Erregung... Zuneigung? „Atemu.“ War das meine Stimme, die so flehend, so bebend klang? Ein Lächeln huscht über seine Lippen. „Zu Befehl meine Göttin.“ Befehl? Habe ich ihn um etwas gebeten? Ist mir etwa so sehr anzusehen, dass ich etwas brauche? Etwas, was ich noch nicht einmal selbst genau beschreiben kann? Bevor ich jedoch dazu komme, diesem etwas auf die Spur zu kommen, senkt Atemu erneut seinen Kopf und verwischt mit seinem heißen Mund all meine Fragen. Ooh! Wieder dieses seltsame Ziehen in meinen Unterleib, dieses wilde Pochen... Verzweifelt klammere ich mich an ihn, will ihn anflehen... aber worum? Plötzlich erhebt er sich von mir. Mit einem protestierenden Laut will ich ihm klarmachen, dass er bei mir bleiben soll. Doch er sieht mich nur beschwichtigend an und schenkt mir erneut ein sanftes Lächeln. Und nun verstehe ich, was er vor hat. Er beginnt sich seiner Kleidungsstücke zu entledigen. Zuerst landet der gestohlene Mantel im Sand. Oh, dieser Körper! So schön, so gut. Doch als er sich seines Lendenschurzes entledigt, den er als Sklave tragen musste, wird mir doch flau im Magen. Ungewollt mustere ich seinen, vom Licht des Feuers geküssten Körper. Das rötliche Licht leckt über seine Haut und hebt seine Muskeln hervor. Mmh, Atemu. Doch als mein Blick tiefer wandert, ist jegliche Lust vergessen. Prall und hart steht seine Männlichkeit empor. Aus seiner Öffnung dringen einige wenige Tropfen hervor, fallen zu Boden, der Beweis seiner Lust. Schnell sehe ich zur Seite. Damit hat er... Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich es kann, mit ihm kann. Bilder dieser Nacht dringen plötzlich vor mein inneres Auge. NEIN! „Tea.“ Ruckartig wende ich meinen Kopf, sehe in seine besorgten Augen. Besorgt? „Wir können auf der Stelle aufhören, wenn du möchtest. Ich werde dich nie wieder zu etwas zwingen.“ Mein Schweigen scheint er als Misstrauen zu werten. „Das ist mein Ernst, Tea. Bitte vertrau mir.“ Ohne Recht darüber nach zu denken, nicke ich. „Ja... ich glaube, ich vertraue dir.“ Und das tue ich tatsächlich, stelle ich zu meinen Erstaunen fest. Ich lege mich wieder entspannt zurück und strecke meine Hände nach ihm aus. „Komm zu mir.“ Auch er nickt mir zu und legt sich wieder zu mir. „Kann ich...“, frage ich schüchtern. „Ja?“, kommt es neugierig von ihm. „Kann ich meine Sachen anbehalten? Es... Ich würde mich wohler damit fühlen.“ Mit rotem Gesicht warte ich auf seine Antwort. Ein leises, kehliges Lachen dringt aus seiner Brust. Es ist frei von Spott und Hohn. „Natürlich darfst du.“ Ungewollt dringt ein erleichtertes Seufzen aus meinen Mund, während Atemu ihn mit dem seinen verschließt. Jegliche Angst ist mit einem Mal vergessen, weicht ausnahmslos der Hitze, diesem versengenden Gefühl in meinem Körper. Plötzlich spüre ich Atemus warme Hand auf meiner Brust und ein erneuter Schauer durchzuckt meinen Körper. „Bitte... fester...“ Augenblicklich kommt er meiner Bitte nach. Durch den rauen Stoff meiner Kleidung findet er meine Brustwarze, beginnt sie mit seinen Fingern zu reizen, zu necken, nur um kurz darauf mit seinen Zähnen fortzufahren. Ganz langsam beginnt er an meiner Knospe zu saugen. Ich spüre, wie sie sich aufzurichten beginnt, hart wird. Und auch Atemu scheint es zu bemerken, denn ich höre einen zufriedenen Laut aus seiner Kehle dringen. Darüber muss ich beinahe schon lachen. Doch schnell lenkt Atemu mich wieder ab, indem er sich nun meiner anderen Brust widmet. Mit den Fingern fahre ich durch sein wirres Haar, drücke ihn näher an mich. Er scheint meine Ungeduld zu spüren. Lächelnd beißt er in mein Ohr. „Nur Geduld.“ Ich sehe es nicht, doch ich spüre wie er nach dem Saum meines Kleides greift, es langsam hochzieht. Dabei streifen sowohl seine rauen Finger als auch die Kälte der Nacht, die weiche Haut meiner Schenkel. Ich beginne zu zittern. Ob nun die Kälte die Ursache dafür ist, kann ich nicht mehr sicher sagen. Plötzlich beginnt er mich zu streicheln. Im ersten Moment bin ich erschrocken, will ihn wegdrängen, weg von dieser verletzlichen Stelle. Doch ich halte inne, versuche mich zu entspannen. Er sagte, dass ich jederzeit das Recht hätte, nein zu sagen, wenn ich nicht mehr wollte. Und daran klammere ich mich. Doch schnell erkenne ich, dass ich das gar nicht muss. Es fühlt sich... gut an. Ja, sehr gut sogar. Mit kreisenden Bewegungen führt er seinen Daumen über meine feuchte Perle. Genüsslich beiße ich mir auf die Lippe. Ich werfe Atemu einen Blick zu, doch seine Augen sind auf etwas ganz anderes fokussiert. Auf seinen Arm gestützt, beobachtet er seine eigene Tätigkeit, wie er mich streichelt, mich liebkost. Ich spüre, wie mir augenblicklich, die Hitze in die Wangen schießt. Doch muss ich verblüfft feststellen, auf eine gewisse Art und Weise erregt es mich. Seine Augen die so verhangen, so dunkel wirken... sein Blick. Dieser Mann ist purer Sex! „Langsamer.“ Auf der Stelle heften sich seine Augen auf mein Gesicht. Hab ich das eben gesagt? Ohjee... „Tut mir Leid. Ich weiß nicht so recht, wie ich es machen muss.“ Derweil guckt er mich entschuldigend an. „Hä?“ Mehr bekomme ich erst einmal nicht raus. Nun wird auch er etwas rötlich um die Nase herum. „Naja, in vorderster Front stand immer meine Befriedigung, nicht die meiner Frauen. Ich habe mich nie um ihr Vergnügen gekümmert.“ Zwischen Erstaunen und einem dümmlichen Grinsen hin- und hergerissen, blicke ich ihn an. Doch, dass es mir insgeheim schmeichelt, das behalte ich für mich. Mein Grinsen siegt. Mit den Fingern streife ich seine Wangen. „Bitte hör nicht auf.“ Auch er lächelt. „Niemals, meine Göttin.“ Seinen Worten folge leistend, drängt er meine Beine mit dem seinen auseinander und legt sich schließlich behutsam auf mich. „Warum zitterst du?“ Erst jetzt, da er auf mir liegt, bemerke ich es. „Es ist kalt.“ „Kalt?“ Ja, er hat recht. Ich habe die Kälte der Nacht nicht gespürt. Dafür scheint mein Körper viel zu sehr zu glühen, beinahe zu brennen. Außerdem habe ich im Gegensatz zu ihm noch etwas an. Ich umschließe seine Hüfte mit meinen Beinen und seinen Oberkörper mit meinen Armen, versuche ihn etwas zu wärmen. Er scheint meine Geste zu verstehen und lächelt mich dankbar an. Sein schwerer Körper auf dem meinen fühlt sich einfach großartig an. Ich spüre einen flüchtigen Kuss auf meinen Lippen. „Bist du bereit?“ Mein Herz macht einen Sprung. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Doch vorsichtig nicke ich. „Gut. Ich werde langsam sein.“ Er schiebt einen Arm zwischen unsere Körper um sich in Position zu bringen. Und schon spüre ich es, ihn. Tief atme ich ein, versuche meinen wilden Herzschlag zu besänftigen. Vorsichtig und so langsam wie es ihm möglich ist, dringt er in mich ein. Plötzlich spüre ich Panik in mir aufkommen und versuche ihn von mir hinunter zu drücken. „Scht... beruhige dich. Es ist alles in Ordnung, mein Kleines.“ Langsam beruhigt sich meine Atmung wieder und meine Gedanken werden klar. Unsere Blicke treffen sich, verschmelzen, werden eins, ebenso wie unsere Lippen. Ich fühle mich so verbunden. Meine Angst, meine Scheu und alle anderen Bedenken sind mit einem Mal verschwunden. Allmählich beginnt er sich in mir zu bewegen. Hart und prall dringt er weiter in mich ein, füllt mich aus. „Aah...“ Plötzlich zieht er sich aus mir zurück. Ich will protestieren, doch bevor ich das kann, dringt er auch schon auf ein Neues in mich ein. Ein tiefes, kehliges Stöhnen dröhnt in seiner Brust. Und bevor ich auch nur ansatzweise verstehe, was ich da tue, dränge ich mich bereits seinen rhythmischen Stößen entgegen. Heiße Blitze durchzucken meinen Körper, rauben mir den Verstand, machen mich glücklich. Dieses wilde, heiße Pochen, dieser süße Schmerz... „Aah... bitte... schneller!“ Ohne zu zögern folgt er meiner Aufforderung. Seine Stöße werden schneller, fester. Ich habe das Gefühl vollkommen mit ihm verbunden zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich ganz! Und plötzlich werde ich mitgerissen. Eine Flut unbeschreiblicher Gefühle jagt durch meinen Körper, trägt mich höher, lässt mich schweben. Völlig überwältigt, kralle ich mich an Atemus Rücken fest. Ich höre einen Schrei und merke erst jetzt, dass es meiner ist. Kurze Zeit später höre ich auch seinen erlösenden Schrei. Erschöpft und schwer atmend sackt Atemu über mir zusammen und legt seinen Kopf auf meine Brust nieder. Und nun liege ich hier, erschöpft, verschwitzt und überglücklich. „Und?“, höre ich ihn fragen. Statt einer Antwort, gebe ich ihm einen Kuss auf den Scheitel. Ich bin mir im Moment nicht sicher, ob ich sprechen könnte, wenn ich wollte. Zu sehr bin ich berauscht, zu sehr glücklich, als dass ich einen anständigen Satz zustande gebracht hätte. Stattdessen lächle ich vor mich hin. Noch immer wallen die letzten Wellen des Orgasmus durch meinen Körper. Als er sich von meiner Brust erhebt und mich betrachtet, scheint er seine Antwort bekommen zu haben. Ein letztes Mal für diese Nacht, treffen sich unsere Lippen. --------------------------------------------------------------- Es tut mir Soooooooooooo Leid, dass es so lange gedauert hat. Ich hab momentan leider ein Paar Probleme zuhause und komme daher kaum zum schreiben. Ich hoffe ihr verzeit mir^^ Liebe Grüße Heka Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)