Luxuria von _Delacroix_ (eine "Hollows"-Fanfiction) ================================================================================ Luxuria ------- Luxuria - Wollust Klack, klack, klack. Gleichmäßig klapperte meine schwarze Computertastatur, als meine Finger auf der Suche nach den richtigen Buchstaben über die angeraute Oberfläche glitten. Was ich schrieb wusste ich nicht genau, denn ich hatte schon seit einigen Minuten nur auf den hell flimmernden Flachbildschirm gesehen, wenn ihr Blick mich gestreift hatte. Rachel stand, wie immer in einem hautengen Rock, der mehr enthüllte als er verbarg, in unserer Küche und rührte in einer kleinen, grauen Schüssel herum. Kekse, wie sie mir vor einigen Minuten ungefragt mitgeteilt hatte. Der Geruch von Milch, Butter und Teig vermischte sich mit dem leichten Rotholzduft, der ihr so eigen war. In letzter Zeit schien er noch stärker geworden zu sein. Meine feine Nase nahm die Mischung aus Keksen, Schweiß und Rotholz auf, inhalierte sie und ich spürte, wie mir das Wasser im Mund zusammen lief. Ich hatte eine Weile nicht getrunken und die helle Haut an Rachels freiem Hals, blitzte mir einladend entgegen. Nur nicht aufhören zu tippen! Mein Rhythmus steigerte sich, bis das gleichmäßige Klacken zu einem Trommelwirbel geworden war, den man kaum mehr ignorieren konnte. Ich wusste, wenn ich jetzt aufhören würde zu tippen, würde ich über sie herfallen. Ich würde meine Zähne in ihren Hals schlagen und das köstliche, heiße Blut genießen, egal wie oft sie „Nein“ sagen würde. Ich würde mir nehmen, nach was es mir seit Monaten gelüstete. Mein Geruch klebte an ihr, wie der Schokoguss auf den Plätzchen kleben würde und egal mit wie vielen Männern sie schlief, letztlich würde doch ich diese Jagd gewinnen. Entsetzt über meine Gedankengänge, die Rachel so sehr verletzen würden und vielleicht sogar ihre Seele zerstören konnten, starrte ich wieder auf den Monitor. Was war ich für eine Freundin, wenn ich ihre Seele gegen meine Wolllust eintauschen wollte? Wie konnte ich auch nur daran denken, sie so zu verkaufen? Schuldgefühle durchfluteten mich, weil ich es tatsächlich in Erwägung gezogen hatte, Rachel meinen Willen auf zu zwingen. 'Rachel, Rachel, Rachel...' Zwei Seiten meines Word-Dokumentes waren zu meinem Entsetzen mit ihrem Namen gefüllt. Genervt begann ich die störenden Zeilen zu markieren. Ich musste mich auf meine Arbeit konzentrieren. Je weniger ich an Rachel dachte, desto weniger wollte ich sie beißen. Hoffte ich. Plötzlich schepperte es und ich konnte das erhebende Gefühl von Angst riechen, dass durch Rachels Körper floss. Pure Erregung, reines Gift. Sie hatte das Backblech fallen lassen und so wie ihr die Kekse aus den Fingern geglitten waren, glitt die Selbstbeherrschung aus den meinen. Ruckartig sprang ich auf und noch bevor der umkippende Stuhl am Boden aufgeschlagen war, hatte ich die halbe Küche durchquert und Rachel mit festem Griff gepackt. Der Geruch nach Angst wurde stärker, begann mich einzunebeln und mein Gehirn versagte endgültig den Dienst. Rachel war besser als eine ganze Fuhre Brimstone und sie wusste es noch nicht einmal. Ich konnte die Angst in ihren Augen sehen, als ich mich ihr näherte. Zentimeter für Zentimeter schrumpfte der Abstand zwischen mir und der Blutquelle, nein Rachel! Sprach sie mit mir? Verzweifelt versuchte ich wieder Herrin über meinen Körper zu werden, doch die Instinkte waren zu stark. Ich wusste, ich konnte Rachel nicht mehr schützen. Nicht jetzt, wo ihr Geruch mir verführerisch in die Nase stieg und ich der Erfüllung so nah war. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr, als ich den Befehl zur Flucht geben wollte, denn anstatt sich um zudrehen und zu laufen, spürte ich, wie ich mich stärker an Rachel presste, ihre Körperwärme genoss und meine Lippen hart auf ihre presste. Sie schmeckte genauso, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. - Wie eine Mischung aus Blut, Holz und Tomate. Wie durch Watte, konnte ich sie keuchen hören und erst da begriff ich, dass meine Hand ihren Nacken gefunden hatte und mit der empfindlichen Narbe spielte, die sie zum Freiwild für jeden Vampir machen würde, würde ich sie nicht schützen. - Zeit meine Belohnung zu fordern. Irgendwo in meinem Kopf warnte der letzte Rest meiner Persönlichkeit, dass ich das nicht tun konnte, dass ich unsere Freundschaft verraten hatte! Ja, das ich sie noch immer verriet und das ich umdrehen und laufen sollte, bis es keinen Ort mehr gab, an den ich noch fliehen konnte, doch meine Instinkte hatten andere Pläne. Anstatt zu fliehen gingen sie zum Angriff über und versuchten der zappelnden Hexe erneut einen Kuss aufzudrücken. Ihre roten Haare fielen mir ins Gesicht, als ich langsam näher kam und ihr Geruch erfüllte mich mehr, als ein Liter frischen Blutes es je gekonnt hätte. Das musste der Himmel sein, oder war es doch die Hölle? Ein lusterfülltes Stöhnen drang in meine Ohren, feuerte meinen Körper an, das Spiel noch weiter auf die Spitze zu treiben. Anscheinend hatte nicht nur ich die Kontrolle verloren. 'Oh ja Rachel, ich könnte dich dazu bringen noch viel öfter so zu stöhnen', dachte ich und genoss das schwere Atmen meines Opfers. Entsetzt bemerkte ich, wie meine Lippen sich über ihre warme, weiche Haut zu ihrem Hals küssten, aber ich konnte mich nicht unter Kontrolle bringen. Ich war zu schwach. Wieder einmal. Die Schuldgefühle schienen mich zu erschlagen und es schien wie eine Erlösung, als ich von einer unsichtbaren Macht – Vermutlich ihrer Magie - getroffen wurde und durch die Küche flog, bis die Wand meinen Flug schmerzhaft bremste und ich auf dem kalten Boden zu liegen kam. Ich hatte es wieder nicht geschafft mich gegen mich selbst zu behaupten. Wieder hatte meine Gier meinen Verstand besiegt und wieder einmal begann ich mich zu fragen, wo der Unterschied zwischen mir und einem Tier war, das sich vollkommen von seinem Ängsten steuern ließ. Mühsam richtete ich mich - trotz der Schmerzen - auf, um in Richtung Tür zu fliehen. Ich konnte meinen Namen hören. Rachel, die nach mir rief, aber ich konnte nicht bleiben. Ich konnte nicht in ihre Augen sehen! Nicht in diesem Augenblick und so floh ich ein weiteres Mal aus unserer Kirche, obwohl ich insgeheim noch immer hoffte, dass sie eines Tages ihre Meinung ändern würde, was unsere Freundschaft betraf und dass sie eines Tages von selbst den Weg in meine Arme finden würde, ohne das mein inneres Monster sie dazu treiben musste. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)