Würfelzucker von nande („Ein guter Detektiv lässt sich nicht von seinen Emotionen leiten. Er lebt für seine Arbeit und erlaubt sich keine Subjektivität“) ================================================================================ Kapitel 47: Ein interessantes Paar ---------------------------------- Nach Ls Geständnis und Raitos Entschuldigung wandte der Junge seinen Blick kurz zu Boden und atmete ungewöhnlich langsam als auch leise. „Ich verstehe. Entschuldigen Sie meine Unachtsamkeit.“ Dabei hob er seine Hand und begann eine Haarsträhne einzudrehen. Diesmal allerdings hatte das kaum etwas mit seiner normalen Angewohnheit zu tun, nein, den einzigen Zweck, den diese Bewegung erfüllte war, dass sie sein Gesicht einigermaßen vor den anderen beiden versteckte. »Obwohl ich ständig daran denke, dass dieser Fall von großer Wichtigkeit ist, verliere ich meine eigentliche Aufgabe aus den Augen... Wenn ich L enttäusche, dann enttäusche ich auch mich. ...- Wenn ich hier versage, werde ich nicht mehr in den Spiegel blicken können.« Near nahm die ganz Sache äußerst ernst, was ihm wohl auch nicht zu verdenken war. Schließlich war es das einzig wahre Ziel, das man den Kindern in Wammy’s Haus eintrichterte. Es wäre eine Katastrophe wenn er, der er schon beinahe ein Hoffnungsträger war, Ls Ansprüchen nicht gerecht werden könnte. Zum aller ersten Mal seit er hier in Japan war wurde ihm bewusst, dass die simulierten Verbrechen, die die Kinder im Waisenhaus zu lösen versuchten, eine komplett andere Liga waren und er sich hier deutlich mehr anstrengen müsste. Immer wenn er während seines Aufenthalts in diesem Land einen Fehler seinerseits erkannte, so brachte er ihn mit L in Verbindung, dass er ihn also sozusagen mit seiner Anwesenheit ablenkte. Nun aber war der Junge sich mehr als bewusst darüber gewesen, dass es nicht an dem Älteren liegen konnte, da er diesmal weder gedanklich noch körperlich von ihm behindert wurde. „Mach’ dir keine Gedanken deswegen. Konzentriere dich einfach weiter auf den Fall. - Fehler geschehen“, meinte L schließlich und riss Near somit aus seinen Gedanken. „Ich verstehe ihren Satz rein logisch gesehen... Es fällt mir allerdings schwer ihn zu akzeptieren.“ - Ja, das wollte er sagen. So hätte er ihm am liebsten geantwortet. Doch es war Ls Aura, seine schon beinahe missachtende Ausstrahlung, die sich in seiner Mimik bildete, die ihn davon abhielt. Natürlich nicht nur das, diese Aussage wäre dem Jungen schon allein Aufgrund ihrer emotionalen Basis niemals über die Lippen gekommen. Ls Mimik aber machte diese Sätze noch um ein vielfaches todgeweihter. Vielleicht bildete Near sich ja auch nur ein, dass der Schwarzhaarige ihm abfällige Blicke zukommen ließ, dennoch brächte diese Einsicht seinen Körper nicht dazu mit dem Zittern aufzuhören. - Ja, er zitterte. Aber weder vor Angst noch kamen ihm Tränen. Er wusste selbst nicht genau, weswegen sein Leib plötzlich zu rütteln begann. „In Ordnung...“, versuchte er herauszuquetschen ohne sich dabei übergeben zu müssen. »Wüsste ich es nicht besser, so würde ich jetzt denken, dass ich immer noch krank bin.« Nachdem der Junge ihm antwortete, starrte er ihn unentwegt an. Es verwirrte ihn ein wenig, dass L offenbar gerade nicht das geringste Interesse an ihm hatte. Dadurch fühlte er sich zwar ein wenig verletzt, rechnete es ihm aber hoch an, dass er sich nicht von der Arbeit ablenken ließ. »Normalerweise ist es eine meiner Stärken, zwischen Arbeit und Gefühlen zu differenzieren...«, dachte er sich etwas forciert und versuchte sich mit dieser Einsicht dazu zu animieren, diese Eigenschaft von nun an auch wieder anzuwenden. Denn besonders die Tatsache, dass ihm scheinbar einzig und allein von Ls momentan zurück weisenden Aura so übel wurde, bescherte ihm Kopfzerbrechen. „Du scheinst mir ein wenig zerstreut. Bist du dir auch ganz sicher, dass du dich nicht hinlegen möchtest?“, fragte ihn der Schwarzhaarige schließlich, nachdem Near sich für einige Zeit von den Bildschirmen abwandte. „Machen Sie sich nicht lächerlich!“, fuhr dieser ihn allerdings äußerst scharfzüngig an, schaffte es dabei aber dennoch seine Höflichkeit zu bewahren, was mehr als bewundernswert war. Daraufhin begann Raito zu schmunzeln und hielt sich dezent eine Hand vor den Mund. Es geschah momentan nichts Auffälliges bei den drei Außenermittlern, zumindest meldeten sie sich nicht und es wäre schwer gewesen, genauere Dinge bloß über die Kameras zu entdecken. Wichtig waren die Aufzeichnungen und würde einer der Männer sich nicht sicher sein, was er tun solle, so würde er sich sowieso bei der Zentrale melden um Anweisungen von L zu erhalten. Somit fiel es dem Braunhaarigen nicht sonderlich schwer mitzubekommen, was sich gerade um ihn herum abspielte. „Ihr würdet wirklich ein interessantes Paar abgeben“, sagte er schließlich und sah beiden dann lächelnd ins Gesicht, um ihnen sein Amüsement auch optisch zu verkünden. Mit ‚Paar’ meinte er allerdings nicht romantischer Hinsicht, sondern einfach als Duo. - Was die beiden natürlich genau falsch verstanden. Nun ja, eigentlich verstanden sie es schon richtig, ihr nächster Gedanke führte jedoch gleich in die entgegen gesetzte Richtung. Und obwohl beide dasselbe im Kopf hatten, so zeigten ihre Mimiken deutliche Unterschiede. Während Near unwillkürlich ein zufriedenes Lächeln aufsetzte, zogen sich Ls Mundwinkel verblüffend weit nach unten, sodass es schon beinahe gekünstelt wirkte. Aus Raitos Sicht wirkt das klarerweise etwas merkwürdig, da die Ausdrücke der beiden sich wahrhaft wie Tag und Nacht unterschieden. „Meinen Sie?“, fragte der Junge betört und drehte sich dabei spielerisch eine seiner Haarsträhnen ein. Doch bevor Raito ihm antworten konnte übernahm L das Wort. „Ich denke nicht, dass das hierher gehört.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)