Würfelzucker von nande („Ein guter Detektiv lässt sich nicht von seinen Emotionen leiten. Er lebt für seine Arbeit und erlaubt sich keine Subjektivität“) ================================================================================ Kapitel 44: Nervosität ---------------------- Nach ihrer kleinen Meinungsverschiedenheit machten L und Near sich auf den Weg in die Zentrale. Der Jüngere war unglaublich aufgeregt, war er doch erst ein einziges Mal auf Ls Arbeitsplatz gewesen und das auch noch sehr kurz. Er musste sich eingestehen, dass er sich große Sorgen wegen seinem Akzent machte, auch wenn ihn vermutlich niemand erwähnen würde. Doch gerade das war es, was ihm Angst machte. Er fürchtete sich davor, im Ungewissen darüber zu sein, was Ls Leute über ihn dachten. Er war zwar keineswegs jemand, der sich viel aus der Meinung anderer machte, aber wenn er schon Seite an Seite mit L einen Fall aufklären sollte, so wünschte er sich die Anerkennung aller Beteiligten. Ihm war klar, dass sein Stellenwert bei weitem nicht so hoch sein würde wie der seines Idols, dennoch war er sich darüber bewusst, dass er wahrscheinlich über mehr Intelligenz verfügte als die anderen Männer. „Sie denken, dass der Täter eine Frau ist, nicht wahr?“, fragte Near aus dem Nichts, da die beiden sich momentan eigentlich sehr ruhig verhielten. „Zu Beginn war es bloß eine vage Vermutung, jetzt bin ich mir aber ziemlich sicher, ja“, antwortete L kühl, er sah den Jungen dabei nicht einmal an. »Wenn ich mich recht erinnere, hat er mir im Krankenhaus einmal flüchtig erzählt, dass es sich um einen Friseur handle... Ist die Auswahl dadurch jetzt nicht viel größer geworden?« Near entschied sich jedoch dafür, nicht weiter nachzufragen und nickte deswegen bloß bekennend. Gäbe es etwas Wichtiges dazu zu sagen, würde er es früher oder später sowieso herausfinden. Als das Tor zum Hauptquartier zu sehen war, begann der Junge allmählich nervös zu werden. Von da an war es nicht nur sein Kummer bezüglich seines Akzents, sondern auch die Angst davor, etwas verkehrt zu machen. Jede falsche Bewegung, jedes falsche Wort würde ihn förmlich umbringen. Scheinbar verursachte Nears Aura, die sich durch dieses innere Wirrwarr entwickelte, eine so enorme Unruhe, dass L seine Zweifel, selbst ohne ihm ins Gesicht zu sehen, bemerkte. „Es gibt keinen Grund dafür, nervös zu sein“, meinte er geruhsam und legte seine Hand auf Nears Kopf. Dabei streichelte er über sein Haar und fuhr ihm dezent durch einige Strähnen. Daraufhin zuckte der Junge ziemlich heftig und wandte L sein Gesicht zu. »Leugnen ist zwecklos.« Ihm war die Situation außerordentlich peinlich, besonders da er ihr schwer entkommen konnte, ohne dass es noch peinlicher werden sollte. „Ich...--“, sagte er leise, was der Hall-Effekt allerdings furchtbar laut erscheinen ließ, weswegen er schnell verstummte. Im selben Augenblick blieb der Schwarzhaarige stehen und hielt Near an der Schulter fest. „Ist schon gut“, beteuerte er und lächelte ihn einträchtig an. Der Junge errötete bei diesem Anblick und senkte folglich sein Haupt. »Ob er auch das mit Absicht gemacht hat?« „Wir sollten die anderen nicht warten lassen.“ Diesmal achtete Near aber darauf, eine wirklich niedrige Lautstärke zu verwenden, was den Endklang wieder ins Gleichgewicht brachte. L nickte schmunzelnd, da er genau wusste, dass der Kleinere äußerst beschämt war, es aber nicht zeigen wollte. Er fand diesen Charakterzug von Near ausgesprochen süß, weswegen er es immer wieder auskostete, wenn er ihn so erleben durfte. Dennoch brachten diese Momente jedes Mal aufs Neue einen bitteren Nachgeschmack mit sich. [...] Nachdem die beiden schlussendlich durch das Tor schritten hielt Near für einige Sekunden die Luft an und reduzierte sein Blickfeld auf den Boden vor sich. Da er aber um jeden Preis verhindern wollte, dass noch jemand seine Unsicherheit erkannte, bemühte er sich darum, alles fließend wirken zu lassen. Somit blieb ihm also nichts anderes übrig, als seinen Kopf nach und nach wieder zu heben und nach vorne zu sehen. Zu seiner Überraschung waren bisher bloß drei der sechs Männer anwesend, Soichiro und Raito Yagami sowie Tota Matsuda. Einerseits war er darüber sehr erleichtert, da er sich nicht gleich allen auf einmal stellen musste, andererseits fragte er sich, weswegen gerade Raito einer dieser Männer sein musste. Er war der einzige gewesen, der ihm damals sofort aufgefallen war, obwohl er doch so unscheinbar wirkte. „Ah, du bist wieder gesund. Das freut mich“, meinte Raito, als er sich gelassen zu den beiden Hochbegabten umdrehte. In seinem Gesicht war ein Ausdruck des Frohsinns zu erkennen, was in diesem Fall äußerst charmant wirkte. „Ich danke Ihnen“, entgegnete ihm Near ziemlich ruhig und näherte sich L dabei ein wenig, um sozusagen für einen Rettungsanker vorgesorgt zu haben, falls etwas schief gehen sollte. Matsuda weitete nach Nears Antwort seine Augen und ließ sich ein wenig fassungslos nach vorne fallen. „Du sprichst Japanisch?! Seit wann denn das?!“ „Ich.. übe mich darin.“ »Diese unnötigen Fragen.. Was will man damit bezwecken?« Natürlich wusste er, weswegen man diese Art von Small Talk führte, er konnte es bloß nicht ganz nachvollziehen, was er einem brachte. Gut, er löste die Stille, aber war dieses gezwungene Getue denn nicht noch viel unangenehmer? Letztendlich war es ihm nicht möglich, sich in diese Denkweise hineinzuversetzen, deshalb ließ er von dem Gedanken ab und setzte sich neben L, welcher soeben auch Platz genommen hatte. Daraufhin begann der Schwarzhaarige etwas in einem enormen Tempo in den Laptop der sich vor ihm befand einzutippen. Dementsprechend interessiert wandte Near sich ihm immer mehr und mehr zu, da er wissen wollte worum es gerade ging. In dem Moment, in dem er L so nahe gekommen war, dass ihm seine Haare schon im Gesicht kitzelten, machte der Ältere eine ruckartige Bewegung und drehte sich zu dem Jungen um. „Lies das und sag mir dann, was du denkst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)